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Der Deutschland-Test: Die Kunst mittelbarer Außenpolitik

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unseren Schutz und unsere Interessenwahrung ausreichend oder auch nur willens,<br />

darüber den eigenen Schutz und die eigenen Interessen hintanzustellen.<br />

Aber was heißt europäische <strong>Außenpolitik</strong>? Und wieweit wird die deutsche<br />

<strong>Außenpolitik</strong> den damit verbundenen Anforderungen gerecht?<br />

Das ist die Kernfrage deutscher <strong>Außenpolitik</strong> im 21. Jahrhundert. Nur: merkwürdiger<br />

Weise wird sie in der deutschen Diskussion kaum gestellt. Da fordert die<br />

Bundesregierung einen eigenen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten<br />

Nationen und begründet dies, nicht zu unrecht, damit, daß <strong>Deutschland</strong> einer der<br />

wichtigsten Finanziers der Uno und im übrigen ja auch bereit sei, internationale<br />

Verantwortung zu tragen - auch wenn niemand ausbuchstabiert, was das konkret<br />

heißt. Da schreiben ausgewiesene Hochschullehrer hunderte von Seiten, um allein<br />

aus der deutschen Weigerung, am amerikanischen Irak-Abenteuer teilzunehmen,<br />

schon eine neue deutsche <strong>Außenpolitik</strong> abzuleiten. Da fordern Kanzler und<br />

Außenminister gern, Berlin müsse - wie es so fordernd-stolz heißt - "auf gleicher<br />

Augenhöhe" mit anderen Staaten verkehren. Ausländische Diplomaten registrieren<br />

ein selbstbewußteres deutsches Auftreten in internationalen Fragen. Aber wer wissen<br />

will, wie sich denn <strong>Deutschland</strong> mit seinem größeren Selbstvertrauen in die<br />

internationale Politik einbringen will, der bekommt nur vage Gemeinplätze zur<br />

Antwort. Es geht Berlin anscheinend weniger darum, auf die internationale<br />

Entwicklung Einfluß zu nehmen, als einen als angemessenen erachteten Status für<br />

sich zu reklamieren. Das mag deutschem Selbstvertrauen gefallen. Zu einer Politik<br />

aber für das Auswärtige, als tatkräftiges Engagement für eine gerechtere oder auch<br />

nur sicherere Welt gibt es wenig her.<br />

In den Monaten der Irak-Krise, als alle Welt sich angesichts der deutschen<br />

Verweigerung verwundert die Augen rieb, kamen unzählige Journalisten in meinem<br />

Institut vorbei, um zu ergründen, ob dahinter so etwas wie eine umfassende<br />

außenpolitische Strategie - wir Deutschen nennen so etwas gern ein "Gesamtkonzept"<br />

- verborgen sei. Ich mußte sie enttäuschen. <strong>Die</strong> Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>, mit der<br />

Vereinigung souverän geworden, ist nur dabei, für sich selbst zu definieren, was es<br />

heißt, "normal" zu sein -und das wichtigste, was ihr dabei einfällt, ist, auf einer Ebene<br />

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