Der Deutschland-Test: Die Kunst mittelbarer Außenpolitik
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vermindert. Unsere Militärausgaben bleiben weit hinter denen anderer europäischer<br />
Mittelmächte zurück.<br />
Natürlich, es wäre naiv zu erwarten, die <strong>Außenpolitik</strong> könnte ungeschoren bleiben,<br />
wenn staatliche Ausgaben allenthalben gekürzt werden müssen, Aber der Umstand,<br />
daß <strong>Außenpolitik</strong> umgekehrt auch keinerlei Priorität erfährt, sagt genug über ihren<br />
politischen Stellenwert aus. <strong>Die</strong>ser Bereich staatlichen Handelns gilt eben in keiner<br />
unserer politischen Parteien als besonders wichtig. <strong>Deutschland</strong> hätte eine zentrale<br />
Rolle in der europäischen <strong>Außenpolitik</strong>? Na ja, das muß warten, bis die<br />
Staatsfinanzen sich erholt haben. Und man muß sogar dankbar sein, daß die<br />
Einschnitte nicht noch tiefer ausfallen.<br />
Wie bei den deutschen Einstellungen zur <strong>Außenpolitik</strong> generell, so gilt auch dieser<br />
Befund für die gesamte politische Klasse unseres Landes, für alle Parteien im<br />
Parlament. Es gibt zahlreiche Gruppen, die sich für einen höheren Sozial- oder<br />
Bildungshaushalt stark machen, die <strong>Außenpolitik</strong> dagegen hat keine Lobby,<br />
niemanden, der so verwegen wäre, Kürzungen bei innerstaatlichen Aufwendungen zu<br />
befürworten, um außenpolitisch wirksamer auftreten zu können - das wäre, so das<br />
übliche Totschlagargument, nicht vermittelbar. Als kürzlich in der auch sonst recht<br />
einfältigen Liste der Ministerpräsidenten Koch und Steinbrück zum Abbau von<br />
Subventionen die auswärtige Kulturpolitik als - eigentlich entbehrliche - staatliche<br />
Subvention ohne lange parlamentarische Debatte zu drastischen Kürzungen verurteilt<br />
wurde, da konnte das Damoklesschwert nur mit der Zusage abgewehrt werden, dann<br />
müsse das Auswärtige Amt eben auf andere Weise die entsprechenden<br />
Haushaltsminderungen erbringen.<br />
<strong>Der</strong> Kontrast zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist besonders ausgeprägt im<br />
Hinblick auf die Streitkräfte. Erst jetzt, anderthalb Jahrzehnte nach dem Ende des<br />
Kalten Krieges und der militärischen Konfrontation in der Mitte Europas, wird die<br />
Bundeswehr ernsthaft reformiert und auf Aufgaben vorbereitet, längst offenkundig<br />
waren: den raschen Einsatz an der Peripherie oder jenseits Europas zur<br />
Krisenbekämpfung und Krisen-Eindämmung. Seit den Balkankriegen Anfang der<br />
neunziger Jahre liegen diese neuen Anforderungen auf der Hand, sie sind seither in<br />
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