Frauenmesse 2006
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Mag. a Manuela Vollmann<br />
Meine Haltung zur Macht ist: Geteilte Macht ist doppelte Macht.<br />
Wir sind zu zweit in der Geschäftsführung unserer Organisation.<br />
Es braucht schon das Miteinander-Arbeiten, das Kennenlernen<br />
in anderen Positionen. Ich habe meine Position sehr bewusst<br />
geteilt. Wir können unsere Arbeit und unser Leben sehr gut<br />
vereinen. Meine Kollegin verbindet Landleben mit Stadtarbeit,<br />
ich verbinde meine späte Mutterschaft mit meiner Funktion. Wir<br />
arbeiten auch mit Teleworking von Zuhause.<br />
Ich stoße bei Diskussionen mit diesem Thema immer auf „Das<br />
kann nicht gehen“ – eine Top-Position ist nicht teilbar, man<br />
kann sie auch nicht in Teilzeit machen.<br />
Aber noch vor 15 Jahren war das Thema des Wiedereinstiegs von Frauen nach<br />
Karenz auch scheinbar unmöglich. Und dieses Teilen erleichtert das Leben.<br />
Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben. Ich war auf einem teuren und<br />
renommierten Management-Seminar, das wir uns als NGO ja nicht so oft leisten<br />
können. Da saß ich ausschließlich mit Männern, und am Ende dieser drei Tage, so<br />
gegen Freitag, wurden einige von ihnen unruhig und wir haben gefragt, was los<br />
ist. Nun, die sind am Freitag alle zurück in den Job und haben Panik gehabt, dass<br />
sich in diesen drei Tagen in ihrem Unternehmen, in ihrer Position, sehr viel getan<br />
haben könnte, und einer hat tatsächlich gesagt, er weiß gar nicht, ob er den Job<br />
noch hat. Ich kann drei Wochen irgendwo hinfahren, ich kann ganz einfach weg<br />
sein, wenn wir es vorher organisieren.<br />
Mag. a Corinna Fehr<br />
Man muss selber wissen, was man will. Ich bin in einer Dreier-<br />
Geschäftsführung, auch mir hat man gesagt, dass das nicht<br />
klappen wird. Es muss jeder wissen, was er braucht und will,<br />
und ich als Frau noch mehr. Es ist natürlich eine Machtfrage,<br />
aber ich muss definieren, was meine Rolle ist, wo ich gut bin,<br />
wo ich in ein paar Monaten stehen will. Wenn das einmal klar<br />
ist, kommt der Abstimmungsbedarf. Das ist einerseits der<br />
Vorteil von Familienunternehmen mit einem Patriarchen, aber<br />
wenn der dann nicht mehr da ist, bricht vieles zusammen.<br />
Siemens ist ein Technologiekonzern – sehr viele Männer, sehr viele Techniker,<br />
sehr introvertiert, aber da ich relativ gut im Kommunizieren bin, ist es für mich<br />
super, als wenn die auf mich gewartet hätten. Ich könnte das natürlich auch<br />
negativ sehen, dass ich mir den Mund fusslig rede. Aber es ist herrlich, die<br />
können das alle noch nicht.<br />
Ulrike Retter<br />
Je mehr Macht ich abgebe, umso besser geht es mir. Ich habe den Betrieb<br />
aufgebaut und musste am Anfang immer vorne mit dabei sein, musste aber<br />
lernen – aufgrund meiner drei Kinder – Macht und Verantwortung abzugeben, um<br />
mich selber freispielen zu können.<br />
Ich bin mit meinem dritten Kind neun Monate lang stillend durchs Hotel<br />
gegangen und sie ist auch immer nur mit mir schlafen gegangen, und das war im<br />
Nachhinein gesehen mein großes Glück, denn da war ich ganz einfach nicht mehr<br />
da. Da sind dann Mitarbeiter/innen automatisch in meine Rolle geschlüpft und<br />
haben noch mehr Verantwortung übernommen, und heute ist es mein Ziel, den<br />
Betrieb so weiter zu entwickeln, dass ich nur mehr als Gastgeberin da bin und<br />
nicht mehr ausschließlich im operativen Geschäft sein muss.<br />
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