Ausgabe als .pdf - Deutscher Fallschirmsport Verband
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Das Ergebnis kann<br />
sich sehen lassen<br />
Eine persönliche Erinnerung zu<br />
„20 Jahre DFV“ von Dr. Peter Gantzer<br />
20 Jahre DFV – das ist eine Erfolgsgeschichte. Sie wäre allerdings<br />
knapp gescheitert, am DAeC. Denn diesem gehörten die Fallschirmspringer<br />
seit Kriegsende an. Aber schon immer lagen die Hauptinteressen<br />
des DAeC bei den Fliegern. Die Fallschirmspringer fühlten<br />
sich immer nur „stiefmütterlich“ behandelt. Dieses führte Ende der<br />
80er/Anfang der 90er Jahre zu immer größeren Unruhen und Missfallen<br />
im Fallschirmspringerlager. „Speerspitze“ der Bewegung waren<br />
Dieter Engel, Helmut Bastuck und ich. Uns ist noch gut die Gründungsversammlung<br />
des DFV Anfang 1992 in Altenstadt in Erinnerung,<br />
wo die stellvertretende Präsidentin des DAeC nach erfolgloser<br />
Diskussion mit uns, erschüttert das Plenum verließ. Und die Anwesenden<br />
beschlossen einstimmig: Der DFV wird gegründet.<br />
Mit der Gründung war aber nicht schon automatisch die Übertragung<br />
der öffentlich-rechtlichen Aufgaben (Lizenzerteilung etc.) verbunden.<br />
Der DAeC hatte inzwischen den Bundestag eingeschaltet<br />
und versuchte mit allen Mitteln, die Abspaltung des DFV vom DAeC<br />
zu verhindern. Mein damaliger Bundestagsabgeordneter Otto Schily,<br />
den ich in dieser Angelegenheit einschalten konnte, erreichte, dass<br />
vor einer endgültigen Entscheidung der Sportausschuss des Bundestags<br />
sich mit der Angelegenheit zu befassen habe.<br />
Am 27.8.1992 war es dann soweit. Dieter Engel, Helmut Bastuck und<br />
ich trafen uns zwei Stunden vor der Sitzung des Sportausschusses<br />
im Bundestag in Bonn, um unser Vorgehen zu besprechen. Mir<br />
wurde die Aufgabe übertragen, unsere Position vor dem Sportausschuss<br />
zu vertreten. Als Erster hatte der Präsident des DAeC das<br />
Wort. Er wütete geradezu gegen uns und verstieg sich zur Behauptung,<br />
alles was sich sportlich in der Luft bewege und die Luft<br />
benötige, müsse Mitglied im DAeC sein.<br />
Ich hatte mich nun vorher über die Mitglieder des Sportausschusses<br />
kundig gemacht und herausgefunden, dass der stellvertretende Vorsitzende<br />
des Sportausschusses, MdB Ferdi Tillmann, Präsident des<br />
nordrhein-westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes und<br />
Vizepräsident des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland war.<br />
Nach Darlegung unserer Sachargumente ging ich zum Schluss auf<br />
das „Luft-Argument“ des DAeC ein und führte aus: „Bezüglich des<br />
letzten Arguments des Präsidenten des DAeC möchte ich ein<br />
Beispiel aus einer anderen Sportart wählen, wobei ich mir nicht im<br />
Klaren bin, ob das für Sie nachvollziehbar ist. Die Bobfahrer fahren<br />
mit ihren Bobs auf Kufen. Jetzt stellen Sie sich vor, der Deutsche<br />
Schlittschuhverband käme mit der Forderung, die Bobfahrer<br />
müssten in den Deutschen Schlittschuhverband integriert werden,<br />
weil sie ja alle Kufen zur Ausübung ihres Sports benutzen würden.“<br />
Und noch ein schlagkräftiges Argument schob ich gleich in das Karree<br />
der honorigen Damen und Herren Abgeordneten nach, in dem<br />
ich zur Frage der fachlichen Kompetenz anmerkte: „Hier (auf uns<br />
drei Springer zeigend), sitzt die praktische Erfahrung von fast 10.000<br />
Fallschirmsprüngen, dort (auf die beiden Herren des DAeC zeigend),<br />
die Erfahrung von 0 (NULL) Sprüngen“!<br />
Während der DAeC-Präsident verständnislos dreinschaute, sah ich,<br />
wie ein verständnisvolles Lächeln über das Gesicht von Ferdi Tillmann<br />
glitt, während ihn gleichzeitig die anderen Mitglieder des<br />
Sportausschusses anschauten. Ich tat so, <strong>als</strong> ob ich nichts bemerkt<br />
hätte. Umso schöner der Erfolg: Der Sportausschuss beschloss mit<br />
großer Mehrheit, dass der DFV ein eigener <strong>Verband</strong> mit eigenen<br />
Rechten und Pflichten sein dürfe und qualifiziert sei, die Aufgaben<br />
der sog. „Beauftragung“ ausüben zu dürfen.<br />
An dieser Stelle möchte ich – neben allen anderen Mitstreitern –<br />
vor allem Dieter Engel und Helmut Bastuck danken. Wir waren<br />
sozusagen das „Trio Infernale“ für den DAeC. Unsere hervorragende<br />
Zusammenarbeit und unser unbedingter Wille, den Fallschirmspringern<br />
in Deutschland eine eigene Interessensvertretung zu verschaffen,<br />
waren nach langem Kampf von Erfolg gekrönt. Und nach<br />
20 Jahren kann man sagen: Das Ergebnis kann sich sehen lassen.<br />
6<br />
Buchbesprechung<br />
Abenteuer <strong>Fallschirmsport</strong><br />
„46 Jahre zwischen Himmel und Erde“, so lautet der Untertitel von<br />
Dr. Hanshelmut Thieles biografischen Aufzeichnungen, und wer das<br />
Buch sorgfältig liest, könnte am Ende auf die Idee kommen, dass<br />
ein Teil der Erinnerungen ebenso gut „zwischen Himmel und Hölle“<br />
hätte heißen können. Unweigerlich vergleicht der Leser all das, was<br />
der Autor aus den Tiefen des individuellen und kollektiven Gedächtnisses<br />
über das Fallschirmspringen eines nahezu halben Jahrhunderts<br />
präsentiert, mit dem, was heute den <strong>Fallschirmsport</strong> ausmacht.<br />
Dabei wirkt vor allem das mehr <strong>als</strong> 30 Jahre Zurückliegende nicht<br />
nur wie aus einer anderen Zeit, sondern wie aus einer anderen Wirklichkeit.<br />
Besonders für die jüngeren Springer dürfte es sich anfühlen<br />
wie die Reise in einen merkwürdigen Fantasy-Kosmos. Doch Thieles<br />
Buch ist alles andere <strong>als</strong> eine Sammlung von Springerlatein. Zahlreiche<br />
Fotos und Dokumente belegen das heute kaum mehr Nachvollziehbare.<br />
Selbst wer den ganzen oder nur einen Teil des beschriebenen<br />
Zeitraumes aus eigener persönlicher Erfahrung in Erinnerung<br />
bringen kann, dem wird plötzlich bewusst, wie schnell und wie viel<br />
man aus der „guten“ alten Zeit verdrängt hat. Das Buch ist damit<br />
auch ein wichtiges Dokument gegen das Vergessen. Zumal in einem<br />
Sport, der zu jeder Zeit <strong>als</strong> fortschrittlich, zukunftsorientiert und ein<br />
wenig verwegen daher kommt und dessen Aktive oftm<strong>als</strong> unter der<br />
Last ihres Egos so schwer zu tragen haben, dass ihnen ein gelegentlicher<br />
Blick zurück nahezu unmöglich wird. Dennoch liegt hier<br />
kein nostalgisch verklärtes Werk vor. Es ist vielmehr gelebte <strong>Fallschirmsport</strong>geschichte.<br />
Allein die alten Fotos erfordern heutzutage<br />
einige Fantasie, sich vorzustellen, wie viel Spaß man eigentlich<br />
haben kann, wenn man zwischen riesigen Hauptschirmen und Brustreserven<br />
steckt, wie eine Bratwurst zwischen zwei Brötchenhälften.<br />
Den Gesichtern der Springer nach zu urteilen: jede Menge.<br />
Für Springer, die Probleme mit dem organisierten <strong>Fallschirmsport</strong>,<br />
möglicherweise sogar mit dem DFV haben sollten und heute alles<br />
für überreguliert halten, kann die Lektüre des Buches außerdem<br />
eine therapeutische Wirkung entfalten. Es macht nämlich auch deutlich,<br />
welche Einschränkungen, regulatorischen Ballast und Bevormundung<br />
wir über die Jahre zurück gelassen haben und mit welch<br />
relativer Leichtigkeit des Seins, wir uns heute in den Himmel<br />
begeben können.<br />
DFV-Vizepräsident Dr. Henning Stumpp gebühren Dank und Anerkennung<br />
sowohl für das Lektorat <strong>als</strong> auch die grafische Aufmachung<br />
des Buches. Es lässt sich gut und flott lesen. Das Format in A4 ermöglicht<br />
überdies die bequeme Lektüre der neben den Fotos abgebildeten<br />
Zeitungsauschnitte und anderen Dokumenten. Diese<br />
lockern das Buch nicht nur auf, sondern sind allein für sich<br />
lesenswert und machen den damaligen Zeitgeist nachvollziehbarer.<br />
„Abenteuer <strong>Fallschirmsport</strong>“ ist sowohl über die Geschäftsstelle des<br />
DFV wie auch über den regulären Buchhandel erhältlich.<br />
Wer dem Autor eine Freude machen möchte, bestellt direkt beim<br />
DFV, denn der Reinerlös fließt direkt in den Topf der Sportförderung.<br />
Der Autor selbst verzichtet komplett auf jede finanzielle Zuwendung<br />
und erweist der<br />
Springerwelt damit<br />
einen zusätzlichen Dienst.<br />
Es gibt <strong>als</strong>o gleich<br />
mehrere Gründe,<br />
dieses Buch zu erwerben.<br />
Eindeutige Empfehlung:<br />
Kaufen UND lesen!<br />
Peter Schäfer<br />
Abenteuer <strong>Fallschirmsport</strong><br />
- 46 Jahre zwischen<br />
Himmel und Erde<br />
Autor:<br />
Dr. Hanshelmut Thiele.<br />
150 Seiten. Zahlreiche<br />
Fotos. Preis: 19,90 Euro.<br />
ISBN: 978-3-929792-97-3<br />
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