Pornografie aus Sicht des Feminismus - Frauenzentrale
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Maturitätsarbeit 2012 KZO Wetzikon Pia Schneider <br />
ein. <strong>Pornografie</strong> wirkt also laut dieser Theorie wie ein Ventil und wird als etwas Positives, <br />
Vorbeugen<strong>des</strong> gesehen, da der Mann jene sexuellen Handlungen, die real nicht möglich sind, im <br />
Porno <strong>aus</strong>lebe. <br />
Bis heute konnte keine der Theorien empirisch zweifelsfrei belegt werden, weder die Ventiltheorie, <br />
noch die Spiegelungstheorie, noch das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen <strong>Pornografie</strong>konsum <br />
und Sexualstraftaten. 70 Klar ist, dass die feministische Ansicht nicht zutrifft, da sie Einzelfälle <br />
verallgemeinert und oftmals übertreibt. Ein Zusammenhang zwischen Pornokonsum und <br />
Sexualstraftaten lässt sich dennoch nicht abstreiten, er trifft aber sicherlich nicht auf alle Männer zu, <br />
sondern, wie Selg betont, auf Männer, die ohnehin eine Neigung zu Aggressivität oder Gewalt <br />
besitzen. Auch ist <strong>Pornografie</strong> ein zu wenig genau umrissener Begriff: Nicht in jedem Porno werden <br />
inszenierte Vergewaltigungen gezeigt. <br />
Gewaltpornos können vielleicht bei Männern mit entsprechenden Dispositionen die <br />
Wahrscheinlichkeit, Sexualstraftaten zu begehen, erhöhen. Sicher ist das aber nicht. Dies sieht auch <br />
Dr. iur. Marco Bundi so, der die Diskussion wie folgt abrundet: „Aufgrund mangelnder Beweise wird <br />
auch allgemein eher festgehalten, es sei weniger wahrscheinlich, dass es einen direkten <br />
Zusammenhang zwischen (sexueller) Mediengewalt und Kriminalität gibt.“ 71 <br />
4.2.5 Erniedrigung in der <strong>Pornografie</strong> <br />
Das Kriterium der Erniedrigung ist zwiespältig. Der Begriff „Erniedrigung“ ist ebenso unklar definiert <br />
wie der der <strong>Pornografie</strong> und gen<strong>aus</strong>o subjektiv. Zur Diskussion dieses Aspekts muss sicher die <br />
geschlechtsspezifische Darstellung von Mann und Frau im Porno <br />
untersucht werden. Friederike Sohn hat in ihrem Buch “<strong>Pornografie</strong>, <br />
Anleitung zur sexuellen Gewalt“ die geschlechtsspezifischen <br />
Stereotypen in der <strong>Pornografie</strong> untersucht, indem sie zwei Geschichten <br />
<strong>aus</strong> unterschiedlichen Pornoheften analysierte und zu folgenden <br />
Schlüssen gelangte 72 : Die Frau wird vorwiegend als „Hure“ dargestellt, <br />
sie ist triebhaft und sexuell unersättlich. Sie ist diejenige, die den Mann <br />
verführt. Auf Zärtlichkeit, Nähe oder Vorspiel scheint sie nicht <br />
angewiesen zu sein. <br />
Friederike Sohn <br />
Die Frau hat ständig Männer um sich, die sie penetrieren. Der Gesichts<strong>aus</strong>druck der Frau sagt uns, <br />
dass ihr die Penetrationen Spass machen; solcher Sex muss also der Traum jeder Frau sein. Als Hure <br />
hat die Frau den Status der Bedienenden, die jeden Wunsch <strong>des</strong> Mannes in sexueller Hinsicht mit <br />
Vergnügen erfüllt. Die Wünsche werden jedoch so dargestellt, als wären es ihre eigenen, während <br />
der Mann eher passiv ist. Deshalb wird der Frau auch ein Subjektstatus zugeordnet. <br />
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