Pornografie aus Sicht des Feminismus - Frauenzentrale

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Maturitätsarbeit 2012  KZO Wetzikon  Pia Schneider  1. Einleitung  „Pornografie aus Sicht des Feminismus“ ‐ Mit dieser Antwort hatten diejenigen, die mich nach dem  Thema  meiner  Maturitätsarbeit  fragten,  offenbar  nicht  gerechnet.  Dies  wurde  mir  aufgrund  der  unterschiedlich  ausfallenden  Reaktionen  klar.  Da  gab  es  die  Entsetzt‐Schockierten,  die  sich  wohl  fragten,  wie  um  Himmels  Willen  ich  auf  die  Idee  gekommen  sei,  mich  in  ein  solches  Thema  zu  begeben,  über  welches  man  nicht  spricht.  Es  gab  die  Peinlich‐Berührten,  die  sich  teilweise  durch  eigenen  Pornografiekonsum  angesprochen  fühlten  oder  die  Pornografie  als  etwas  Schmutziges,  Beschämendes ansahen und sich dementsprechend  mit  einer  verschämten  Miene abwandten. Und  schlussendlich  gab  es  diejenigen,  welche  mich  mit  misstrauischen,  fast  missbilligenden  Blicken  beäugten,  um  innerlich  abzuwägen,  ob  ich  nun  „so  eine“ sei,  die  sich  ernsthaft  für  Pornografie  interessiere und diese womöglich konsumiere.   Genauso wenig gefasst wie die Fragenden auf meine Antwort waren, war auch ich auf ihre Reaktion.  Es verblüffte mich, dass praktisch keine Nachfragen gestellt wurden und dass eben so wenig echtes  Interesse  vorhanden war. Gerade weil Pornografie  eben ein Thema ist, mit dem man  in der Schule  nie  konfrontiert  wird,  über  das  „man“  nicht  spricht,  sollte  doch  umso  mehr  Neugier  aufkommen.  „Aus Sicht des Feminismus“ – auch die Wahl meiner Perspektive wurde von vielen KollegInnen nicht  verstanden. Von Porngrafie hatten sie eine Vorstellung, nicht aber von der feministischen Diskussion  darüber.   Das  alles  lässt  darauf  schliessen,  dass  Pornografie  für  die  meisten  immer  noch  ein  Tabuthema  ist.  Pornografie kann und soll zwar im stillen Kämmerlein, aber sicherlich nicht im Gespräch auftauchen,  und wenn, dann muss es möglichst schnell überspielt werden.   Mich persönlich überraschten diese Erfahrungen sehr, da ich von einem viel offeneren Umgang mit  Pornografie  ausgegangen  war.  Pornografie  ist  heute  allgegenwärtig  und  für  jeden  zugänglich,  im  Internet, in den Medien, der Werbung und doch reagieren die meisten extrem verklemmt, wenn man  sich in einer Arbeit mit Pornografie befasst. Auf mich wirkt dies widersprüchlich und unerklärlich.     Bereits  vor  meiner  Maturitätsarbeit  hegte  ich  grosses  Interesse  an  Pornografie,  vorerst  aber  nicht  den  Feminismus  betreffend,  sondern  mit  der  Fragestellung,  welche  Auswirkungen  Pornografie  auf  Jugendliche  hat,  die  sie  konsumieren,  und  welche  Veränderungen  im  Sexualverhalten  der  Jugendlichen  in  den  letzten  Jahren  bemerkbar  wurden,  die  eventuell  mit  dem  Konsum  von  4
Maturitätsarbeit 2012  KZO Wetzikon  Pia Schneider  Pornografie  in  Zusammenhang  gebracht  werden  können.  Mit  diesen  Fragen  befasste  ich  mich  in  einer Reportage während des Selbstlernsemesters.  Ich wurde durch einen Zeitungsartikel, in welchem die amerikanische Soziologin und Feministin Gail  Dines  zitiert  wurde,  auf  das  Thema  aufmerksam 1 :  Er  handelte  von  den  Inhalten  der  heutigen  Pornografie, den  gewalttätigen und erniedrigenden Praktiken und den  Auswirkungen der Filme auf  Jugendliche. Die sexuellen Praktiken, die beschrieben wurden, entsetzten und befremdeten mich. Ich  merkte, dass  meine Vorstellung  von  Pornografie überhaupt nicht dieser  Realität  entsprach,  welche  mich  schockierte.  Ebenso  beschäftigten  mich  die  im  Artikel  beschriebenen  Sichtweisen  von  Jugendlichen, die das Ganze als normal ansahen.   Mit  der  Zeit  entwickelte  ich  eine  feministische  Position  gegenüber  Pornografie.  Vieles,  was  ich  las,  hörte  und  sah,  liess  mich  nicht  mehr  kalt,  sondern  machte  mich  wütend.  Bis  heute  kann  ich  nicht  hinnehmen, wie die Realität in der Pornografie aussieht, möchte etwas dagegen tun. Deshalb wählte  ich „Pornografie aus Sicht des Feminismus“ zum Thema meiner Maturitätsarbeit, um die Sichtweise  der  Feministinnen,  besonders  die  pornografie‐abgeneigte  Sichtweise,  zu  untersuchen.  Ich  möchte  darauf  hinweisen,  dass  ich  mich  in  dieser  Arbeit  auf  Pornofilme  und  –magazine,  also  die  bildliche  Darstellung von Pornografie beschränke, und mich nicht mit der literarischen Pornografie befasse.   2. Pornografie: Definitionsschwierigkeiten  Um sich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzen zu können, ist es wichtig, zunächst den Begriff  Pornografie  zu  definieren.  Was  versteht  „man“  unter  Pornografie  überhaupt?  Was  ist  darin  enthalten, was nicht? Was unterscheidet Pornografie von Erotik?   All diese Fragen soll eine Definition klären.  Doch wie sich herausstellt, ist Pornografie ein äusserst komplexes Thema, das schwierig zu erfassen  ist.  Dementsprechend gehen auch  die Definitionen  von Pornografie  weit auseinander, je nachdem,  ob  sie  aus  feministischer,  wissenschaftlicher  oder  juristischer  Sicht  formuliert  werden.  Hier  sind  einige Beispiele aufgeführt:              5
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