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Dagmar Mallon, Rolf Richter, Susanne Schmitz-Hüniken ...

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1<br />

<strong>Dagmar</strong> <strong>Mallon</strong>, <strong>Rolf</strong> <strong>Richter</strong>, <strong>Susanne</strong> <strong>Schmitz</strong>-<strong>Hüniken</strong><br />

Ganztagsschule in Europa<br />

Bundeskongress des Ganztagsschulverbandes<br />

vom 28. – 30. November 2012<br />

in Saarbrücken<br />

Vom 28. bis 30. November 2012 fand der Bundeskongress des<br />

Ganztagsschulverbandes GGT e.V. in Saarbrücken statt, zu dem mehr als 450 Gäste<br />

aus allen Bundesländern und dem benachbarten deutschsprachigen Ausland anreisten.<br />

Es waren Pädagoginnen und Pädagogen aller Professionen sowie Vertreterinnen und<br />

Vertreter von Schulen, Schulämtern, Ministerien, Universitäten, Schulträgern und<br />

anderen bildungsrelevanten Institutionen, aber auch Bildungspolitikerinnen und<br />

Bildungspolitiker, Studentinnen und Studenten, Eltern und Schülerinnen und Schüler.<br />

"Ganztagsschule in Europa", unter diesem Leitsatz reflektierte der<br />

Ganztagsschulverband während des Saarbrücker Kongresses die aktuelle Entwicklung<br />

in Deutschland mit einem Blick auf die Entwicklung in Europa und dort insbesondere auf<br />

die unmittelbaren Nachbarländer Frankreich und Luxemburg. Der<br />

Ganztagsschulverband wollte während des Saarbrücker Kongresses die pädagogische<br />

Arbeit der ganztägig arbeitenden deutschen Schulen im Kontext mit der europäischen<br />

Entwicklung sehen. Alle 16 Bundesländer haben seit einigen Jahren den Ausbau der<br />

ganztägig arbeitenden Schulen in den Fokus ihrer bildungspolitischen Anstrengungen<br />

gerückt. Das Tagungsthema sollte darauf hinweisen, dass wir in Deutschland im<br />

europäischen Vergleich mit dem Begriff der Ganztagsschule eine Sonderrolle<br />

einnehmen. Während in so gut wie allen europäischen Ländern Schule immer als eine<br />

ganztägig arbeitende Bildungsinstitution verstanden wird, ist es eine speziell deutsche<br />

Eigenart, auf dem Hintergrund einer eigenen Historie zwischen der Halbtagsschule und<br />

der Ganztagsschule zu unterscheiden.<br />

Seit mehr als 10 Jahren befindet sich die Ganztagsschule in Deutschland nicht nur<br />

zahlenmäßig im Aufwind. Im Zuge der u. a. von der OECD initiierten<br />

Bildungsvergleiche wurden Defizite der Halbtagsschule in den Fokus gerückt und ihre<br />

Bearbeitung durch gezielte Schritte hin zu einer ganztägigen Bildung in Angriff<br />

genommen. Es gibt aus geografischer Sicht wohl kaum einen besser geeigneten Ort als<br />

die Stadt Saarbrücken, um mit dem Blick über den Zaun in die angrenzenden<br />

Nachbarländer vor Ort mehr über die ganztägige Schule in Luxemburg und Frankreich<br />

zu erfahren. Daher standen in diesem Jahr nicht nur deutsche Schulen, sondern auch<br />

französische und luxemburgische Schulen bereit, die sich für den Kongress öffneten<br />

und zum fachlichen Gespräch einluden.<br />

Das Saarland – gelegen im Dreiländereck - hat in den letzten Jahren ebenfalls<br />

entscheidende Schritte hin zu einer Förderung und Verbreitung der Ganztagsschulidee<br />

vollzogen. Mit der Einrichtung von "freiwilligen Ganztagsschulen" sowie "gebundenen“<br />

und „teilgebundenen Ganztagsschulen“ in einer nicht unbedeutenden Zahl ist auch hier<br />

der Umdenkungsprozess sichtbar in Gang gekommen. Die Motivation dafür bildete wie<br />

überall in Deutschland die erklärte Absicht, das Bildungswesen im Hinblick auf mehr<br />

individuelle Förderung, mehr Bildungsgerechtigkeit und einer besseren Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf zu entwickeln.<br />

Vor dem Hintergrund des Bildungsangebotes in den beiden Nachbarländern Frankreich<br />

und Luxemburg beabsichtigt der Ganztagsschulverband, erneut die Aufmerksamkeit auf<br />

die aktuelle und die inhaltliche, reformpädagogische, also qualitative Seite der<br />

Entwicklung in den deutschen Schulen zu richten. Die ganztägig arbeitenden Schulen


2<br />

sind Vorreiter in reformpädagogischen Vorhaben – dies war eine der wesentlichen<br />

Begründungen, sich während des Kongresses sowohl mit den innerschulischen<br />

Prozessen und der Ausgestaltung des "Ganztags" zu beschäftigen, als auch den<br />

bildungspolitisch im Vordergrund stehenden Themen zu zuwenden. Die Vorträge und<br />

Foren des Kongresses befassten sich daher ebenso mit der inklusiven Pädagogik,<br />

lokalen Bildungslandschaften und den notwendigen Kompetenzen des Personals an<br />

ganztägig arbeitenden Schulen. Zudem boten bundeslandbezogene Praktikergespräche<br />

ein Forum für den regionalen Erfahrungsaustausch und in weiteren zahlreichen<br />

Arbeitskreisen und Workshops wurde den ganztagsschulspezifischen Themen und<br />

aktuellen Fragestellungen und Aufgaben aus der Praxis nachgegangen.<br />

Eröffnung des Kongresses<br />

Dr. Stefan Appel, der Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes, eröffnete den<br />

Kongress und nannte es ein gutes Zeichen für die Bedeutung der Ganztagsschulidee,<br />

dass sowohl der Bildungsminister des Saarlandes als auch die Saarbrücker<br />

Oberbürgermeisterin den Kongress durch ihre Anwesenheit aufwerteten. Es sei jetzt<br />

rund 10 Jahre her seit der massive Ausbau der Ganztagsschulen, insbesondere mit<br />

Hilfe der Bundesmittel von 4 Milliarden Euro, in Deutschland begonnen habe. Im<br />

Schuljahr 2010/2011 zählten wir im Bundesgebiet mehr als 14.000 Schulen mit<br />

Ganztagsangeboten, was einer Steigerung gegenüber dem Stand von vor 10 Jahren<br />

(2000/2001) von rund 230% entspreche!<br />

Gegenwärtig hielten rund 51% der Schulen in Deutschland ein Ganztagsangebot vor,<br />

das allerdings nur rund 28% unserer Schüler/innen besuchen. Dennoch: Werde dieses<br />

Tempo beibehalten, müssten wir im Schuljahr 2015/16 – das ist nicht mehr lange –<br />

mit weiteren 6.000 Schulen rechnen – also rund 20.000 Schulen mit Ganztagsangebot<br />

im Bundesgebiet haben.<br />

Allerdings mischten sich zunehmend Stimmen ins Konzert, dass es nicht allein auf die<br />

Quantität, sondern eher auf die Qualität an komme, weil sonst die Anstrengungen nicht<br />

vertretbar seien. Auf der anderen Seite bestehe aber – so wird argumentiert –<br />

eine unaufhaltsame Entwicklungsdynamik, die die Fortsetzung des einmal<br />

eingeschlagenen Weges erfordere.<br />

Die dargestellte Polarität fordere heraus! Offensichtlich sei es an der Zeit, inne zu halten<br />

und fest zu stellen, was sich getan habe, also genauer hin zu schauen,<br />

- wie die Praxis tatsächlich verlaufen sei,<br />

- was die Wissenschaft erbracht habe,<br />

- in welcher Art die Ganztagsschulvermehrung an welchen Orten besonders<br />

augenfällig stattgefunden habe, und natürlich auch,<br />

- wie andere europäische Länder den Ganztag angehen.<br />

Die Behauptung, „die Ganztagsschule bleibe als Schultyp hinter ihren Möglichkeiten<br />

zurück“ – eigentliche eine provokante Äußerung -, werde flankiert von<br />

den Begleitfragen:<br />

- Wie können schulreformerische Bausteine in die Praxisverläufe ganztägig<br />

arbeitender Schulen eingebaut werden,<br />

- wie können Länder übergreifende Konzepte, die zweifellos fehlen und<br />

- wie können Qualitätsstandards entwickelt werden


3<br />

- und schließlich die alles dominierende Frage: Was die weitere<br />

Ganztagsschulentwicklung in Deutschland koste, wenn es eine höhere<br />

Schülerpräsenz am Nachmittag in den Schulen gäbe?<br />

Offenbar seien wir vom Ganztagsschulverband nicht die einzigen, die so empfinden und<br />

aufmerken, denn es seien im Jahr 2012 dazu drei Publikationen erschienen, die<br />

besondere Aufmerksamkeit erlangten:<br />

Die eine sei die Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) mit dem Titel<br />

„Ganztagsschule als Hoffnungsträger für die Zukunft. Ein Reformprojekt auf dem<br />

Prüfstand“, in Auftrag gegeben von der Bertelsmann Stiftung.<br />

Hier lasse sich nachlesen, dass voll ausgebaute Ganztagsschulen ein hohes soziales<br />

und kognitives Lernen in besonderem Maße fördern können, wenn denn die<br />

unterschiedlichen Organisationsformen ein gemeinsames und zu befolgendes Ziel<br />

herausarbeiten könnten.<br />

Die zweite Publikation sei ein Informationsheft des Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) mit dem Titel „Ganztägig bilden. Eine Forschungsbilanz“.<br />

Hier werden aus der aufwändigen Begleitforschung von mehr als 100 Studien<br />

insgesamt 21 ausgewählte Forschungsprojekte vorgestellt, die zeigen, wie<br />

Ganztagsschulen kooperieren, welche Betätigungsfelder Kinder und Jugendliche<br />

nutzen können und welche positiven Beeinflussungen hinsichtlich des Sozialverhaltens<br />

zu erwarten seien.<br />

Die dritte Publikation sei die Aufsehen erregende Studie von Prof. Klaus Klemm,<br />

ebenfalls in Auftrag gegeben von der Bertelsmann Stiftung, die sich mit den<br />

„Berechnungen zusätzlicher Ausgaben für die Einführung eines flächendeckenden<br />

Ganztagsschulangebots in Deutschland“ befasse und den Titel trage „Was kostet der<br />

gebundene Ganztag?“.<br />

Die gebundene Ganztagsschule, also die mit verpflichtender Anwesenheit am<br />

Nachmittag, verfolge das Ziel, mit dem Blick auf die Jahre bis 2020 für alle 16 einzelnen<br />

Bundesländer die Ausgaben aufzuzeichnen, die ein flächendeckendes<br />

Ganztagsschulangebot mit verpflichtender Nachmittagspräsenz kosten würde. Verkürzt<br />

gesagt – und auf ganz Deutschland bezogen – würden die jährlichen Mehrausgaben<br />

rund 9,5 Milliarden betragen.<br />

Alle drei Studien seien lesenswert und in besonderem Maße aussagekräftig, auch wenn<br />

zum Beispiel für die DJI-Studie „Ganztagsschule als Hoffnungsträger“ angemerkt<br />

werden müsse, dass bei der Untersuchung im Autorenteam nicht nur<br />

Sozialwissenschaftler, sondern auch Schulpädagogen hätten vertreten sein sollen.<br />

Alle drei Studien verwiesen auf Wahrnehmungsbereiche, um deren Schwerpunkte wir<br />

uns, die wir in Schule arbeiten, zu kümmern hätten und die auch bei uns auf den<br />

Kongressen auf der Agenda stünden.<br />

In diesem Jahr widmeten wir uns u. a. der Ganztagsschule im benachbarten Ausland,<br />

der Andersartigkeit des dortigen Ganztagsbetriebes. Insbesondere interessiere uns,<br />

inwieweit Schulen entweder aus Erwachsenensicht eine Unterrichtsschule (evt. auch<br />

Bücherschule) umsetzten oder aus der Kinder- und Jugendperspektive eine<br />

Lebensschule ganzheitlicher Art nach Kinder- und Jugendbedürfnissen ausgestalteten.<br />

Dr. Stefan Appel bedankte sich bei der gastgebenden Stadt, Oberbürgermeisterin<br />

Charlotte Britz, und dem gastgebenden Bundesland, Ulrich Commerçon, Minister für


4<br />

Bildung und Kultur des Saarlandes, für die jeder Hinsicht hilfreiche Unterstützung bei<br />

der Ausrichtung und Organisation des aktuellen Kongresses. Diese werde<br />

insbesondere im ungewöhnlich breiten Medieninteresse an unserem Kongress deutlich.<br />

Begrüßung durch die Vertreterin der Stadt Saarbrücken, Oberbürgermeisterin<br />

Charlotte Britz<br />

Frau Britz zeigte sich erfreut über die gastgebende Rolle Ihrer Stadt anlässlich des<br />

Bundeskongresses und gratulierte Dr. Stefan Appel zur Verleihung des<br />

Bundesverdienstkreuzes im April 2012, die ein weiteres Zeichen für die Bedeutung der<br />

Ganztagsschulidee sei. Schon 1988 wurde in Saarbrücken die erste Ganztagsschule,<br />

die Grundschule am Rastpfuhl, eröffnet. Der Entwicklungsbeginn sei durch den<br />

Regierungswechsel zum Ende der 90er Jahre ins Stocken geraten und habe aber in<br />

den vergangenen drei Jahren durch die Gründung zahlreicher Ganztagsgrundschulen<br />

neuen Auftrieb erhalten. Für die positive Entwicklung der letzten Jahre seien als<br />

antreibende Kräfte die Frage der Chancengerechtigkeit und die Vereinbarkeit von Beruf,<br />

Karriere und Kindererziehung verantwortlich. Ein wesentlicher Faktor sei die<br />

Einbeziehung der Horte in die Entwicklung der Schulen gewesen. Als<br />

Oberbürgermeisterin werde sie das weiterhin nach Kräften unterstützen. Frau Britz<br />

wünschte dem Kongress einen erfolgreichen Verlauf.<br />

Begrüßung durch den Saarländischen Minister für Bildung und Kultur, Ulrich<br />

Commerçon<br />

Der Bildungsminister des Saarlandes begrüßte die Kongressteilnehmer und wünschte<br />

dem Kongress ebenfalls Erfolg. Die geografische Lage des Saarlandes fordere<br />

nachgerade dazu heraus, die gesamteuropäische Dimension der schulischen<br />

Entwicklung in den Fokus zu rücken. So gebe es hier keinerlei Berührungsängste mit<br />

Bildungszielen und -inhalten der unmittelbaren Nachbarländer. Die<br />

grenzüberschreitende Kooperation sei eine von den Bürgern der Region alltäglich<br />

eingeforderte Realität. Die Menschen nähmen die Grenzen seit Schengen schon lange<br />

nicht mehr als Grenze wahr, sondern seien in jeder Hinsicht „mobil“ und damit wüchsen<br />

auch die Ansprüche an eine Angleichung schulischer Bildungsgänge und die der<br />

Lebensbedingungen der Familien. Das in dieser Region allgemein übliche<br />

Sprachenportfolio mit den quasi „natürlichen“ Fächern Deutsch und Französisch drücke<br />

dieses Bedürfnis traditionell sichtbar aus. Die Frage der Kinderbetreuung mache<br />

logischerweise nicht an den Grenzen halt. So sei es die erklärte Absicht der aktuellen<br />

Koalitionsregierung bis 2020 an jedem Ort des Saarlandes ein auswahlfähiges Angebot<br />

an voll ausgebauten Ganztagsschulen bereit zu halten, denn das Saarland stehe in<br />

wirtschaftlicher Hinsicht in direkter Konkurrenz mit den benachbarten Regionen und ein<br />

funktionelles Bildungs- und Betreuungsangebot sei ein nicht zu vernachlässigender<br />

Standortfaktor. Der dafür erforderliche Investitionsbedarf sei nicht nur aus Sicht des<br />

Saarlandes von den Landesregierungen nicht allein zu stemmen. Das<br />

Kooperationsverbot sei ein Fehler und es müsse fallen. Für die letztere Forderung<br />

erhielt Herr Commerçon anhaltenden Beifall.


5<br />

Eröffnungsvortrag, Inklusive Pädagogik in der Ganztagsschule – Prof. Dr. <strong>Rolf</strong><br />

Werning Hannover<br />

Prof. Dr. Werning von Hause aus Förderschullehrer legte den Schwerpunkt seines<br />

Vortrages auf die Überwindung selektiver Pädagogik und proklamierte die Beschulung<br />

in heterogenen Lerngruppen. Das Primat der Homogenisierung von Lerngruppen sei<br />

laut Werning ein absoluter Widerspruch zum Inklusionsgedanken.<br />

Eine Schule allein reiche für eine gelungene Inklusionspädagogik nicht aus, vielmehr<br />

müsse sie in den Stadtteil, die Region, den Kreis vor Ort mit allen seinen Einrichtungen<br />

eingebettet sein.<br />

Für die Schule und den Unterricht gelte eine funktionierende Teamarbeit als<br />

Grundvoraussetzung. Werning proklamierte hier Arbeitsteams, Entwicklungsteams und<br />

Qualitätsteams. Inklusives Lernen sei weiterhin auf Lernlandschaften angewiesen, die<br />

Jugendhilfe, die Mithilfe der Eltern, und auch auf die Organisationen und Betriebe vor<br />

Ort.<br />

Im Unterricht selbst sei ein wichtiger Baustein das praktizierte „Learning by Teaching“ –<br />

die guten Schüler lernten durch Unterrichten der Lernschwächeren und erschlössen<br />

sich dabei ein weitergehende Durchdringung des Lernstoffes mit dem willkommenen<br />

Effekt der ständigen Verbesserung ihrer sozialen Kompetenzen. Dabei werde die<br />

jeweilige Lehrkraft so stark unterstützt, dass eine individuellere Förderung im Unterricht<br />

für alle möglich sei, ohne die starken Schüler und Schülerinnen zu unterfordern. Der<br />

umfassende Lernzuwachs komme als allen Lerngruppenmitgliedern zugute. Inklusion<br />

solle ein genuines Element ganztägiger Bildung sein, das bedeute aber noch lange<br />

nicht, dass bereits jetzt jede Ganztagsschule so aufgestellt sei, dass sie die gewünschte<br />

Inklusion automatisch leisten könne.<br />

Situation der Ganztagsschulentwicklung im Saarland<br />

Monika Hommerding, Ministerium für Bildung und Kultur, Saarbrücken<br />

Frau Hommerding stellte in ihrem Vortrag über die regionale Ganztagsschulentwicklung<br />

zunächst einmal klar, dass hier im Saarland immer die gesamte Region, bestehend aus<br />

dem Saarland, dem benachbarten Department Frankreichs, der Wallonie und<br />

Luxemburg, im Blickpunkt aller politischer Tätigkeiten gesehen werden müsse. Seit<br />

1991/92 gebe es vier gebundene Ganztagsschulen im Saarland und erst seit 2010 / 11<br />

mit dem Wechsel der Regierungsverantwortung seien wieder neue Impulse in der<br />

Entwicklung spürbar. So seien es jetzt 12 gebunden Ganztagsschulen im Saarland.<br />

Man setze hier auf eine zweigeteilte Entwicklung, die immer nur von der Basis aus zu<br />

sehen sei. Einerseits sollen, da wo es nachgefragt werde, gebundene also echt<br />

Ganztagsschulen entstehen und andererseits wolle man die weitere Verbreitung<br />

dadurch fördern, dass man die freiwillige Ganztagsschule forciere. Diese entspreche<br />

dem von der KMK definierten offenen Modell. Diese Schule setze auf Kooperationen im<br />

und mit dem schulischen Umfeld, sie könne aber auch innerhalb einer Schule freiwillige<br />

gebundene Ganztagsklassen umfassen. Das freiwillige Angebot sei mittlerweile so weit<br />

verbreitet, dass es fast überall zumindest ansatzweise vorgehalten werde. Um die<br />

Eltern nicht zu überlasten, sei ihr Beitrag auf maximal 40€ monatlich begrenzt. Horte<br />

seien weit gehend bereits in diese Modelle integriert und die Frage einen verbreiterten<br />

Trägerschaft mitgedacht. Das Land sei in der Finanzierung des Personals eng<br />

eingebunden. Außerdem habe man die Aus- und Weiterbildung der Lehrerschaft in<br />

Bezug auf die Ganztagspädagogik bereits in den Blick genommen. Was die zukünftige<br />

Entwicklung angehe, sei sie optimistisch und setze auf das Fallen des


6<br />

Kooperationsverbotes, um die finanziellen Möglichkeiten aller Bundesländer zu<br />

erweitern.<br />

Schulbesuche:<br />

Zahlreiche Schulen des Saarlandes und der benachbarten Regionen in Frankreich und<br />

Luxemburg hatten sich den Besucherinnen und -besuchern des Kongresses zur<br />

Besichtigung und zum fachlichen Gespräch angeboten. Es lohnt sich auch im<br />

Nachhinein ein Blick in die Schulen zu werfen, fast alle besuchten Schulen stellen sich<br />

auch im Internet dar. Dafür nenne ich hier noch einmal die Besuchsschulen:<br />

SAARLAND<br />

1. Wiedheck-Ganztagsgrundschule, Saarbrücken-Brebach/Fechingen, Peter-Paul-<br />

Str. 25, teilgebundene GTS, Angebotsschule, spezielles Schulaufgabenkonzept,<br />

besonderes Klassenstufenkonzept im Jg.1, Verzahnung von Schul- und<br />

Sozialpädagogik, integrierter Hort.<br />

2. Ganztagsgrundschule Saarbrücken-Kirchberg, St. Josef-Str. 11, Saarbrücken,<br />

Umwandlungsprozess von freiwilliger zu gebundener GTS, Rhythmisierung,<br />

Übungszeiten statt Hausaufgaben, Lehrer-Erzieher-Teams, Netzwerk mit<br />

Bildungseinrichtungen, Stadtteilöffnung.<br />

3. Ganztagsgrundschule Saarbrücken-Rastpfuhl, Im Knappenroth 4, Saarbrücken,<br />

gebundene GTS, Pilotprojekt „Inklusive Schule“, Wochenplanarbeit,<br />

Kindermediatoren, Verzahnung von Schul- und Sozialpädagogik, besondere<br />

Form der Leistungsbeurteilung, integrierter Hort.<br />

4. Ganztagsgrundschule im Vogelsang, Taubenstr. 1, Saarlouis, gebundene GTS,<br />

Rhythmisierung, Inklusion, Wochenplan, Digitale Medien (Smartboards in allen<br />

Klassenräumen), individuelle Lernzeiten, Jahrgangsteams Lehrer-<br />

Erzieherinnen, Kindermediation, Kooperation von Ganztagsgrundschule mit<br />

sonderpädagogischem Förderzentrum.<br />

5. Grundschule Ringstr. 1 mit Förderzentrum „Auf der Wild“, Ringstr. 3, Merzig-<br />

Brotdorf, offene Ganztags-Grundschule mit Kooperation in<br />

Nachmittagsbetreuung, gemeinsamer Schulgarten, Schwerpunkte in Sport und<br />

Musik, konzeptionelle und räumliche Besonderheiten. Förderschule Lernen:<br />

individuell zusammengesetzte Lerngruppen, Freiarbeit, Wochenpläne,<br />

Lerntheken, Praktikumswochen, lerngruppenübergreifende Differenzierung,<br />

Projekttage.<br />

6. Hofschule Bildstock, Sonderschule für Lernbehinderte, Hofstr. 5, Friedrichsthal,<br />

Sozial- und Sonderpädagogische Kooperation, freiwillige GTS,<br />

jahrgangsübergreifende Klassen, Lernumgebungskonzept für Hausaufgaben,<br />

differenzierte Fördermaßnahmen, Modulkonzept für Arbeits- und<br />

Neigungsgruppen.<br />

7. Gemeinschaftsschule und erweiterte Realschule St. Wendel, Willi-Graf-Str. 3,<br />

St. Wendel, gebundene Ganztagsschule, rhythmisierter Schultag, Lernzeiten<br />

statt Hausaufgaben in Hauptfächern, Förderstunden, Modellversuch<br />

„Selbstständige Schule“, Schulsozialarbeit, Methodentraining.<br />

8. Gemeinschaftsschule am Vopeliuspark, Parkstr. 10, Sulzbach, freiwillige GTS,<br />

verbindliches Nachmittagsangebot, Sozialtraining Kl. 5/6, Coolness-Training,<br />

Förderunterricht, Jugendleiterausbildung, Preisträger „Starke Schule 2009“,<br />

Berufsorientierung.<br />

9. Gesamtschule Neunkirchen, Haspelstraße, Neunkirchen, älteste Gesamtschule,<br />

gebundene GTS, Rhythmisierung, selbstorganisiertes Lernen,


7<br />

Methodencurriculum, schülerverwaltete Bibliothek, Talentförderung im Sport,<br />

Freizeitangebote, Sozialarbeit.<br />

10. Montessori-Gesamtschule, Unterer Geisberg 20, Saarbrücken, Privatschule,<br />

gebundene GTS, altersgemischte Klassen in den Jg. 5-6 / 7-8 und 9-10.<br />

Oberstufe im Aufbau. Freie Arbeit, Inklusion, projektorientierter Unterricht,<br />

Schultagebücher, Schülerfirma. Supervision, Wirtschaftshof (Hühner, Bienen,<br />

Hasen), Bewirtschaftung von Streuobstwiesen.<br />

11. Gesamtschule Bellevue / Gemeinschaftsschule, Am Hagen 30, Saarbrücken,<br />

Umwandlungsprozess von freiwilliger zu gebundener GTS. Raumkonzept:<br />

Team-Kleingruppen-Modell, Individualisierung des Lernens, Teamräume,<br />

Spieleraum, Schülercafé, Bibliothek.<br />

12. Gymnasium Johanneum, Privatschule, Kardinal-Wendel-Str. 12, Homburg,<br />

freiwillige Ganztagsschule, bilingualer Zweig, Präventionsprogramme,<br />

Jugendgruppen, Programm, Sport und Gesundheit, Sozialbetreuung,<br />

Ferienbetreuung, Hochbegabtenförderung.<br />

13. Schengen-Lyzeum, Auf dem Sabel 2, Perl, Bi-Nationales deutschluxemburgisches<br />

Gymnasium, Teamschule, bewusster Lernkulturwandel,<br />

eigenverantwortliches Lernen, Methodenlernen, Studierzeiten, neue Medien,<br />

Raumkultur.<br />

14. Hochwaldgymnasium, Am Kaisergarten 1, Wadern, Ganztags- und<br />

Halbtagsklassen, Entwicklung zur selbstständigen Schule, Rhythmisierung im<br />

gebundenen Ganztag mit Doppelstunden, Lernzeiten, Förderwerkstätten, Lions<br />

Quest Jg. 5/6.<br />

LUXEMBURG<br />

15. Atert-Lycée Redange / 1, Rue du Lycée; L-8508 Redange/Attert, Gymnasium<br />

und Realschule, neue Schule mit Internat seit 2008, integrierte<br />

Wochenplanstunden, Lehrerkooperation, integriertes Coaching, Wahlpflicht- und<br />

Freizeitangebote, Vergleichsarbeiten.<br />

16. Lycée Ermesinde-Mersch / 45, Rue de la Gare; L-7590 Beringen Mersch,<br />

gebundene GTS, Gymnasium Jg. 7-13, Real- und Hauptschule bis Jg. 9, Talentund<br />

Interessenförderung (Klassenverband, persönliche Arbeit, schulinterne<br />

Betriebe), Berufsorientierung.<br />

17. Ecole Jean Jaurès Esch-sur Alzette / Rue Sydney Thomas; L-4332 Esch-sur-<br />

Alzette, Vor- und Grundschule (3-12 Jahre), gebundene Ganztagsschule,<br />

Rhythmisierung, Kleingruppenarbeit (Individualisierung), Lehrer-Erzieher-Team,<br />

Projekte, Vernetzung Schule und Freizeit, Lebensraum Schule<br />

18. Eis-Schoul-Luxemburg-Kirchberg / 47-51, Rue des Maraichers; L-2124<br />

Luxembourg, Vor- und Grundschule (3-12 J.), gebundene GTS, Inklusion,<br />

Demokratieerziehung, selbstbestimmtes und interessengeleitetes Lernen,<br />

offener Unterricht, Differenzierung, Forschungsschule.<br />

FRANKREICH<br />

19. Lycée et Collège Jean Moulin / 7, Rue Maurice Barrès, F-57608 Forbach,<br />

Staatliches Collège (mittlerer Bildungsabschluss) und Gymnasium. Internat zur<br />

Aufnahmevorbereitung für „Grandes Ecoles“. Jährliche grenzüberschreitende<br />

Musikprojekte mit deutschen Gymnasien.<br />

20. Collège Val de Sarre / 1, Route de Rouhling, F-57520 Grosbliederstroff, Staatl.<br />

Collège (mittl. Bildungsabschluss). Kooperationsprojekt mit grenznahen Schulen


8<br />

Sek.I, bilingualer Sachunterricht, bikulturelle Klassen, gemeinsame<br />

Betriebspraktika in Deutschland und Frankreich.<br />

21. Ecole Biculturelle de Spicheren / 13, Rue de l’Ecole, F-57350 Spicheren, Staatl.<br />

Vor- und Grundschule im Grenzgebiet Deutschland/Frankreich (Lothringen) mit<br />

deutschen und französischen muttersprachlichen Lehrer/-innen und<br />

Sprachassistenten. Gemeinde: 22% deutsche Einwohner.<br />

22. Ecole Bilingue ABCM Regenbogenschule/3, Rue de l’Ecole, F-57200<br />

Sarreguemines, Private Vor- und Grundschule (Trägerschaft ABCM-Verein für<br />

schulische Zweisprachigkeit). Paritätisch (deutsch / französisch): Schülerzahl,<br />

Lehrerzahl, Zahl der Unterrichtsstunden.<br />

Aus den Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde deutlich, wie<br />

individuell, differenziert, kreativ und erfolgreich sich die besuchten Schulen mit der<br />

Entwicklung ihres ganztägigen Angebotes befassen. Diskussionen und Präsentationen<br />

mit Schulleitungen, Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern wurden ausgiebig<br />

genutzt. In den Auswertungsgesprächen wurde das Gesehene, Erlebte und Gehörte<br />

erörtert. Aus den Rückmeldungen und der Kongressevaluation ging erneut hervor, dass<br />

die Schulbesuche der Höhepunkt des Kongresses sind und in besonderer Weise die<br />

Möglichkeit zu fruchtbaren Debatten und einem enormen Gewinn aus Anregungen und<br />

Erkenntnissen führen.<br />

Vortrag: Ganztagsschulen und Bildungslandschaften<br />

Prof. Dr. Jürgen Oelkers, Zürich<br />

Prof. Oelkers stellte dar, dass heute häufig beide Elternteile berufstätig seien und sich<br />

eine qualitativ hochwertige „Unterbringung“ ihrer Kinder wünschen. Ebenso geht es der<br />

wachsenden Zahl der Alleinerziehenden. Daher findet die Ganztagsschule aktuell<br />

weitestgehend gesellschaftliche Anerkennung (im Gegensatz zu früher, Stichwort<br />

“Schlüsselkinder“).<br />

Oelkers geht davon aus, dass eine Verzahnung der Bildungszuständigkeiten erreicht<br />

werden muss, weil die Ganztagsschule allein die vielfältigen Aufgaben (Bildung,<br />

Erziehung, Therapie, Betreuung, Förderung…) nicht leisten kann. Um das zu erreichen<br />

müssten die Ganztagsschulen Teil einer Bildungslandschaft sein, d. h. sich<br />

Unterstützung suchen, z. B. bei den Volkshochschulen, den Musikschulen, den<br />

Vereinen, bei den Senioren und ihrem Know-How. Migrationskinder könnten z. B. von<br />

Gastfamilien lernen, indem sie zu Freizeitaktivitäten eingeladen werden, um kulturell<br />

und sprachlich integriert zu werden.<br />

Die Steuerung im Bildungssystem gelänge umso besser je mehr und je umfangreicher<br />

die Schule vor Ort ihre Arbeit mit den anderen Bildungs- und Erziehungsreinrichtungen<br />

koordiniere. Ganztagsschule sei kein Allheilmittel, Qualität kann nur mit Partnern erzielt<br />

werden.<br />

Gesprächskreise und Bundeslandbezogene Praktikergespräche<br />

Die bundeslandbezogenen Praktikergespräche dienten dem Kennenlernen der<br />

Pädagoginnen und Pädagogen, soweit sie sich noch nicht in den regionalen<br />

Mitgliederversammlungen begegnet waren. Hier standen landesbezogene Probleme<br />

und die Situation der Ganztagsschulentwicklung im je eigenen Bundesland im Fokus.<br />

Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wuchs in einigen Ländern auffallend. Es<br />

zeigte sich, dass inzwischen 14 Bundesländer genügend Personen zu unseren<br />

Kongressen schicken, um eine eigene Landesgruppe zu bilden.


9<br />

Im Gesprächskreis Schulaufsicht / Ministerien trafen sich Vertreter aus den<br />

Ministerien und den Schulaufsichtsbehörden, um in der Leitungsebene über<br />

Erfahrungen mit der Ganztagsschulentwicklung zu sprechen.<br />

Der Gesprächskreis Sozialpädagogik befasste sich unter der Moderation von<br />

Cornelia Gau, Erzieherin, und Astrid Busse, Rektorin, mit dem Thema: „Aufgabenfelder<br />

von Sozialpädagogen und Erzieher/innen in der Ganztagsschule –<br />

Erfahrungsaustausch und Perspektiven“.<br />

Ganztagsschule in Europa<br />

Prof. Dr. Sigrid Karin Amos, Tübingen<br />

„How far can we learn anything of practical value from the study of Foreign educational<br />

systems”<br />

Frau Prof. Amos ging in ihrem Vortrag der Frage nach, inwiefern der Blick in Nachbars<br />

Garten es erlaube, ein Ganztagsschulsystem zu importieren.<br />

Ihre These, dass dies nicht möglich sei, belegte sie in ihrem Vortrag mit Beispielen aus<br />

Portugal (Ganztagsschule als Schichtunterricht, wegen des Lehrkräfte- und<br />

Platzmangels), aus Frankreich (rigide, konservative, ganztägige Wissensvermittlung)<br />

und Schweden (Betonung der individuellen Förderung, die durch einen Lehrer als<br />

Lernbegleiter unterstützt wird und unter Einbeziehung der Gemeinden).<br />

Frau Amos stellte fest, dass die bundesrepublikanische Bildungsszene mehr auf das<br />

schwedische Modell blicke. Die politische Motivation dabei sei nicht zuletzt der<br />

familienpolitische Aspekt mit der Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Elternschaft. Zu<br />

Lernen sei es, gezielte Fragen zu stellen, um dadurch einzelne Aspekte in unser<br />

Bildungssystem zu übernehmen. Was erwarten wir eigentlich von einer<br />

Ganztagsschule, die Ziele verfolgt wie, z. B. dass unsere Kinder gut untergebracht sind<br />

und sich erfolgreich entwickeln.<br />

Workshops und Arbeitskreise:<br />

1. Handlungsleitende Diagnostik zur Schulung fachbezogener Kompetenzen, Eva<br />

Henniges, Inklusionsberaterin, Kassel<br />

2. Förderdiagnostische Praxis: Entwicklung der Sozialkompetenz im gemeinsamen<br />

Spiel, (Grundstufe), Dr. <strong>Susanne</strong> Pietsch, Baunatal<br />

3. Selbstreguliertes Lernen und Persönlichkeitsentwicklung durch Förderung<br />

exekutiver Funktionen, Dr. Sabine Kubesch, Universität Heidelberg<br />

4. Differenzierender Unterricht – Anforderungen an den Unterrichtsprozess in<br />

Grundschulen, Udo Kiel, Geschäftsführer (H-Faktor), Dortmund<br />

5. Selbstorganisiertes Lernen (SOL) – ein Baustein des Ganztags, Melanie Helm,<br />

M.A., Saarbrücken<br />

6. Gelingensbedingungen für die innere Differenzierung im Unterricht der<br />

Sekundarstufe I, Doris Karli, M.A., Brückl (Kärnten, Österreich)<br />

7. Neurophysiologische Förderprogramme zur Lernunterstützung in der<br />

Ganztagsschule, Dipl.Soz.. Anja Clemens, Saarbrücken / Dipl.Soz. Katja<br />

Wilhelm, Saarbrücken<br />

8. Partizipation in der Ganztags-Grundschule am Beispiel der Zukunftswerkstatt,<br />

Dorothea Frank, Dipl. Supervisorin, Vellmar<br />

9. Individuelle Lernzeit statt Hausaufgaben. Neue Lern- und Fördermöglichkeiten<br />

(Grundschule), Ute Waffenschmidt, Rektorin, Malsfeld


10<br />

10. Rhythmisierung und Stundentaktung in ganztägig arbeitenden Schulen (Sek. I),<br />

Guido Seelmann-Eggebert, Rektor, Wiesbaden<br />

11. Kompetenzen von Lehrer(n)innen im gebundenen/verschränkten Ganztag, Prof.<br />

Dr. Ulrike Popp, Alpen-Adria-Universität, Klagenfurt<br />

12. Räume und Raumkonzepte an Ganztagsschulen in Verbindung mit neuer<br />

Lernkultur, Alexander Scheuerer, Direktor, Hamburg<br />

13. Umgestaltung des Schulgeländes unter ökologischen und spielpädagogischen<br />

Gesichtspunkten, Hans-Joachim Schmidt, Rektor, Saarbrücken<br />

14. Bewegungsspiele mit Alltagsmaterial und einfachen Handgeräten in den<br />

Pausenzeiten der Ganztagsschule, Peter Pastuch, Sportdirektor, Kühsen<br />

15. Anwendung und Einsatzmöglichkeiten von elektronischen Boards (White- oder<br />

Smartboards), Stefan Heymann, Projektmanager, Gonzerath<br />

16. Aufgaben/Arbeitsfelder von Ganztagsschulkoordinator(en)innen (Grundschule),<br />

Janine Kloß, Grundschullehrerin, Kassel<br />

17. Lehrer/in an einer Ganztagsschule (werden) – Transformationen (m)einer<br />

Berufsrolle. Erkenntnisse, Erfahrungen, Orientierungen, Hilfen, Dr. Hartmut<br />

Binder, Karlsruhe.<br />

Tagungsbilanz:<br />

Der Kongress in Saarbrücken bestätigte erneut, dass die Arbeit des Verbandes eine<br />

wichtige Ergänzung zur öffentlichen Diskussion darstellt. Das wird sichtbar am<br />

fortwährenden und bei der Saarbrücker Tagung besonders ausgeprägten Interesse der<br />

Medien. So hatten wir eine dreiminütige Sendezeit im Heute-Journal und im<br />

Morgenmagazin der ARD und des ZDF. Ganztagsschule in Europa heißt auf keinen Fall<br />

unkritische Übernahme von Konzepten der Nachbarländer. Ganztagsschule kann sich<br />

nur positiv entwickeln, wenn die regionalen Besonderheiten und Erfordernisse durch die<br />

Entwicklung ausgeprägter Kooperationen in den Regionen besonders gefördert werden.<br />

Mit Blick auf die europäischen Nachbarn lassen sich einzelne Elemente ganztägiger<br />

Bildung und Erziehung aufgreifen und für unsere Erfordernisse erschließen. Allen<br />

Schulen in Deutschland müssen dafür die erforderlichen Freiräume eingeräumt werden.<br />

Die Finanzierung dieser Schulentwicklung wird zwar einerseits durch die<br />

Schuldenbremse gehemmt aber andererseits sollte die Politik nicht aus den Augen<br />

verlieren, dass zum Einen die Ganztagsschule nicht nur die teurere Schule ist, sondern<br />

durch einen zeitlich früheren und ausgedehnten Bildungsbeginn entscheidend dazu<br />

beiträgt, immense gesellschaftliche Folgekosten aus mangelnder Bildung zu verhindern.<br />

Zum Anderen muss die Finanzierung der Bildungsaufgaben auf einen breiteren Sockel<br />

gestellt werden: Das Kooperationsverbot muss fallen. Dies ist eine familienpolitische<br />

und ökonomische Notwendigkeit. Der so zu erzielende Nutzen ist nahe liegend und<br />

bedeutend, der pädagogische Anspruch einer kindgemäßen Ganztagsschule mit<br />

Betreuung und einer veränderten pädagogischen Ausrichtung darf auf keinen Fall<br />

vernachlässigt werden und ist eine Aufgabe, die nur durch die Kooperation aller an der<br />

Bildung beteiligten staatlichen Ebenen gestemmt werden kann.<br />

richter-rolf@gmx.de

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