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Vierteljahresschrift <strong>de</strong>r<br />

Generaldirektion<br />

Landwirtschaft <strong>de</strong>r<br />

Wallonischen Region<br />

1. Vierteljahr 2004<br />

29<br />

les<br />

nou vel les<br />

D E L ’ H I V E R<br />

Ministerium <strong>de</strong>r Wal lon ischen Region<br />

Gene ra ldirektion <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

GAP<br />

GAP-Reform:<br />

Halbzeitbilanz<br />

laut Agenda<br />

2000<br />

S.4<br />

2os 2Obst- Dos sier<br />

und<br />

Gartenbau<br />

in Wallonien<br />

Milchquoten<br />

Zusammenlegen<br />

von<br />

Quoten innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Familie<br />

S.8<br />

Ländlicher Raum<br />

Erosion und<br />

Schlammströme<br />

Informieren<br />

und vorbeugen<br />

S.38<br />

Bur. <strong>de</strong>p. Brux. X<br />

http://mrw.wallonie.be/dga/


Focus<br />

Wichtige Entscheidungen<br />

2<br />

Im Geschäftsjahr 2003, das soeben zu En<strong>de</strong> gegangen ist, war weitestgehend<br />

das Dossier <strong>de</strong>r Halbzeitbilanz <strong>de</strong>r Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Ton angebend.<br />

In erster Linie ging es darum, die laufen<strong>de</strong>n Verhandlungen vorzubereiten und vor<br />

allem die diesbezüglichen wallonischen Interessen zu vertreten.<br />

Der Kompromiss, <strong>de</strong>r am 26. Juni 2003 nach langen Verhandlungen in Luxemburg<br />

erzielt wor<strong>de</strong>n ist, ist sicherlich noch nicht endgültig. Erhebliche Anstrengungen<br />

waren erfor<strong>de</strong>rlich, um die Einführung <strong>de</strong>s neuen Regelwerks EU-weit zu bewerkstelligen.<br />

Intern wur<strong>de</strong>n mit Vertretern <strong>de</strong>s Sektors regelmäßige und ausführliche<br />

Konzertierungsgespräche geführt, um wichtige Entscheidungen zu treffen.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s Geschäftsjahres 2004 wird das Dossier immer noch auf <strong>de</strong>m Tisch liegen.<br />

Nun ist eine Entscheidung angesagt. Als Landwirtschaftsminister ist es mir ein<br />

wichtiges Anliegen, <strong>de</strong>r wallonischen Regierung vorzuschlagen, die großen Optionen<br />

festzulegen, insbeson<strong>de</strong>re das Datum <strong>de</strong>s Inkrafttretens, die Wahl einer völligen<br />

o<strong>de</strong>r teilweisen Entkopplung je nach Sektor, die Handhabung bei Übertragung<br />

von Ansprüchen, usw.<br />

Und dann seid Ihr innerhalb Eurer landwirtschaftlichen Betriebe mit Entscheidungen<br />

konfrontiert, die an ein neues Umfeld gebun<strong>de</strong>n sind. Es liegt an Euch, Eure<br />

Anbaupläne bzw. die Bestimmungen zum Viehzuchtmanagement anzupassen.<br />

Ich bin mir <strong>de</strong>r Tatsache bewusst, dass die neuen Bestimmungen sich auf das Alltagsgeschehen<br />

in Euren Höfen auswirken könnten.<br />

Ich bin fest entschlossen alles Erfor<strong>de</strong>rliche zu tun, um Nachteile einzugrenzen und<br />

so vorzugehen, dass Ihr eine Wahl in Kenntnis <strong>de</strong>r Sachlage treffen könnt.<br />

DER MINISTER DER LANDWIRTSCHAFT UND<br />

DER LÄNDLICHEN ANGELEGENHEITEN<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


2004:<br />

ein Jahr <strong>de</strong>r<br />

Entscheidungen<br />

Leitartikel<br />

3<br />

Das Jahr 2003 war voller guter (angenehmes<br />

Wetter) o<strong>de</strong>r verwirren<strong>de</strong>r<br />

(grundlegen<strong>de</strong> Reform <strong>de</strong>r GAP) Überraschungen.<br />

Was bringt das Jahr 2004?<br />

2004 ist womöglich das Jahr <strong>de</strong>r Entscheidungen.<br />

Die Entscheidungen sind<br />

in erster Linie zu fällen von Politikern,<br />

die eine Wahl unter <strong>de</strong>n vom Luxemburger<br />

Abkommen genehmigten Optionen<br />

zu treffen haben. Die Verwaltung<br />

muss sodann eine Wahl treffen und<br />

neue Instrumente zur Umsetzung und<br />

Nachbearbeitung (Kontrolle) ausarbeiten.<br />

Und schließlich müsst Ihr - Landwirte<br />

- die Ihr ab diesem Jahr überlegen<br />

müsst, wie Ihr Euch bestmöglich an die<br />

neuen Regelungen anpasst, um von allen<br />

Möglichkeiten zu profitieren, die diese<br />

zu bieten haben o<strong>de</strong>r - so die weniger<br />

optimistischen - um <strong>de</strong>ren schädliche<br />

Folgen einzugrenzen.<br />

Dies ist natürlich einfacher gesagt als<br />

getan! Seien Sie sich jedoch gewiss, dass<br />

die Verwaltung alles tun wird, um die<br />

neuen Regeln verständlich zu machen und<br />

Ihnen die Informationen und Ratschläge<br />

bereitzustellen, die Ihnen bei <strong>de</strong>r Wahl für<br />

die Zukunft eine Hilfe sein wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r letzten Ausgabe von “Les Nouvelles”<br />

wur<strong>de</strong>n Ihnen die elf landwirtschaftlichen<br />

Sektoren vorgestellt, für die<br />

“Produktionszweige” vorgesehen wor<strong>de</strong>n<br />

sind. Bisher sind bereits fünf Sektoren<br />

zu Lasten <strong>de</strong>s regionalen Haushalts für<br />

Landwirtschaft zugelassen und mit Mitteln<br />

ausgestattet, die es möglich machen,<br />

die Ziele zu erreichen und die ihnen<br />

zugeteilten Aufgaben auszuführen. Bei<br />

diesen “Produktionszweigen” han<strong>de</strong>lt es<br />

sich nicht nur um Instrumente zur Verkaufsför<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Landwirtschaft und<br />

ihrer Qualitätserzeugnisse. Sie übernehmen<br />

für je<strong>de</strong>n Sektor eine Aufgabe bei<br />

<strong>de</strong>r Definition von Strategien. Als solche<br />

tragen sie – wie oben angegeben – dazu<br />

bei, ihnen bei <strong>de</strong>r Wahl zukünftiger Ausrichtungen<br />

zu helfen.<br />

Vorliegen<strong>de</strong> Ausgabe von “Les Nouvelles”<br />

befasst sich im Wesentlichen mit<br />

<strong>de</strong>m wallonischen Obst- und Gartenbau,<br />

<strong>de</strong>r auch eine <strong>de</strong>r 9 vorrangigen<br />

Produktionszweige <strong>de</strong>r wallonischen<br />

Landwirtschaft ist. Es geht darum, Projekte,<br />

neue Betriebe im Obst- und Gartenbau<br />

vorzustellen und Gelegenheiten<br />

aufzuzeigen, die neue Zukunftsaussichten<br />

eröffnen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />

sowohl für die bereits tätigen Obst- und<br />

Gartenbauern als auch für die Landwirte,<br />

die ihre Produktpalette erweitern<br />

möchten, um Alternativen. Es genügt<br />

jedoch nicht, nachhaltig Qualitätserzeugnisse<br />

zu produzieren, es heißt vor<br />

allem zu verkaufen. Zu diesem Zweck<br />

gilt es einen hinlänglich organisierten<br />

Sektor auszubauen, was wie<strong>de</strong>rum<br />

unentbehrlich ist, um <strong>de</strong>r Konkurrenz<br />

an<strong>de</strong>rer Regionen entgegen zu treten.<br />

Diese Ausgabe durchleuchtet diese<br />

unterschiedlichen Aspekte und stellt die<br />

Hilfen <strong>de</strong>r Generaldirektion Landwirtschaft<br />

vor, die vonnöten sind, um ihrer<br />

Aufgabe als Triebkraft für die Verkaufsför<strong>de</strong>rung<br />

eines innovativen und dynamischen<br />

wallonischen Obst- und Gartenbaus<br />

nachzukommen.<br />

Zum Schluss wer<strong>de</strong> ich in diesem<br />

Leitartikel optimistische Töne anklingen<br />

lassen, <strong>de</strong>nn schließlich ist die tief<br />

greifen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rung einer Organisation<br />

nicht automatisch mit einer Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>r Situation gleichzusetzen.<br />

Die Regionalisierung landwirtschaftlicher<br />

Befugnisse hat das Milchquotenmanagement<br />

<strong>de</strong>n Regionen übertragen<br />

und somit die Neugestaltung bzw. ein<br />

verbessertes Management dieses Sektors<br />

möglich gemacht. In dieser Ausgabe fin<strong>de</strong>n<br />

Sie eine Erklärung <strong>de</strong>s neuen Erlasses<br />

zur Milchproduktion.<br />

Sie vernehmen auch die neue „Charta“<br />

<strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>r Beihilfen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft,<br />

welche die neuen Prinzipien<br />

erklärt, die die Kontrolleure bei ihrer<br />

Arbeit leiten sollen, und somit dazu beitragen<br />

soll, Missverständnisse zu vermei<strong>de</strong>n<br />

und bei <strong>de</strong>r Ausübung dieser<br />

Kontrollen eine gesün<strong>de</strong>re Atmosphäre<br />

zu schaffen.<br />

Ich spreche Ihnen allen meine besten<br />

Wünsche für das Jahr 2004 aus. Möge<br />

es Ihnen und Ihrer Familie Glück und<br />

Gesundheit bescheren. Die Generaldirektion<br />

Landwirtschaft und ich selbst<br />

unternehmen alles, um dazu beizutragen,<br />

dass 2004 ein guter Jahrgang wird!<br />

JEAN RENAULT,<br />

GENERALDIREKTOR, A.I.<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

GAP: GAP-Reform und Halbzeitbilanz<br />

laut Agenda 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4<br />

Kontrolle: Kontrollcharta für Beihilfen<br />

in <strong>de</strong>r Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . S. 6<br />

Milchquoten: Zusammenlegen von Quoten<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Familie erleichtern . . . . . . . S. 8<br />

Dossier: Illustrierte Landwirtschaft<br />

Der wallonische Obst- und Gartenbau . . S. 10<br />

Ländlicher Raum:<br />

Erosion und Schlammströme –<br />

Informieren und vorbeugen . . . . . . . . . S. 38<br />

Kleintierzucht:<br />

Diversifizierung – Mastkaninchen . . . . . . S. 40<br />

Kleintierzucht:<br />

Muster- und Versuchszentrum<br />

Haltung nach Rein-Raus-Verfahren . . . . . S. 41<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

Chronik <strong>de</strong>s Agrarrechts . . . . . . . . . . . . S. 42


GAP<br />

Die Reform <strong>de</strong>r<br />

Halbzeitbilanz la<br />

4<br />

Die Mitgliedstaaten <strong>de</strong>r Union haben sich jetzt zum Ziel gesetzt,<br />

die Bestimmungen zur Anwendung <strong>de</strong>r Halbzeitreform <strong>de</strong>r GAP<br />

2000-2006 auf ihrem Hoheitsgebiet festzulegen. Da die Wallonische<br />

Region für die Agrarpolitik zuständig ist, hat die Generaldirektion<br />

Landwirtschaft, für die jeweiligen angebotenen Optionen,<br />

die Auswirkungen eines je<strong>de</strong>n Maßnahmenkatalogs, <strong>de</strong>r die Entscheidung<br />

bekräftigt, untersucht.<br />

Anlässlich <strong>de</strong>r Reform im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Agenda 2000 wer<strong>de</strong>n auf halber Strecke<br />

folgen<strong>de</strong> neue Konzepte für die Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Betriebe eingeführt:<br />

die einmalige entkoppelte Zahlung<br />

von Beihilfen, die Modulation und die<br />

Cross-Compliance-Regelung. Laut Verordnung<br />

Nr.1782/2003 <strong>de</strong>s Rates, in <strong>de</strong>r ein<br />

Teil <strong>de</strong>r Beschlüsse von Luxemburg vom<br />

26. Juni 2003 umgesetzt wird, verfügen die<br />

Mitgliedsstaaten bei <strong>de</strong>n Anwendungsbestimmungen<br />

über einen gewissen Freiraum.<br />

Diese Verordnung tritt zwar am 1.<br />

Januar 2005 in Kraft, das Datum könnte<br />

jedoch auf <strong>de</strong>n 1. Januar 2006 o<strong>de</strong>r spätestens<br />

1. Januar 2007 verschoben wer<strong>de</strong>n.<br />

Die einmalige, restlose Zahlung<br />

<strong>de</strong>r Beihilfen<br />

Die Zahlung direkter Beihilfen in Form<br />

einer einmaligen, produktionsunabhängigen<br />

Jahreszahlung gilt als allgemeine<br />

Regel <strong>de</strong>r Reformvereinbarung.<br />

In diesem Zusammenhang muss je<strong>de</strong>r Mitgliedsstaat<br />

selbst entschei<strong>de</strong>n, ob er dieses<br />

Beihilfesystem individuell (d.h. pro Betrieb)<br />

o<strong>de</strong>r auf regionaler Ebene anwen<strong>de</strong>t.<br />

Die Zahlung von Beihilfen pro<br />

Betrieb<br />

In diesem Fall betrifft die Zahlung lediglich<br />

die Betriebsinhaber, die während<br />

<strong>de</strong>s Bezugszeitraums (2000-2001-2002)<br />

Direktzahlungen erhalten haben, für die<br />

eine Flächenerklärung (Getrei<strong>de</strong>land,<br />

Brachland, usw.) bzw. Produktionsangabe<br />

(Mutterkühe, männliche Rin<strong>de</strong>r, usw.)<br />

gemacht wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Auf <strong>de</strong>r Grundlage dieses Bezugszeitraums<br />

wird die Anzahl <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche<br />

ermittelt, die <strong>de</strong>m Betriebsinhaber zustehen.<br />

Diese Anzahl hängt von <strong>de</strong>r durchschnittlichen<br />

Anzahl Hektar ab, aufgrund<br />

<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r Betriebsinhaber (während <strong>de</strong>s<br />

Bezugszeitraums) eine Direktzahlung<br />

erhalten hat. Der Wert <strong>de</strong>s Zahlungsanspruchs<br />

entspricht <strong>de</strong>m Durchschnittsbetrag<br />

<strong>de</strong>r direkten Beihilfen für Ackerland<br />

und Tierzucht (angepasst an die Normen<br />

von 2002), auf die <strong>de</strong>r Betriebsinhaber<br />

während <strong>de</strong>r Bezugsperio<strong>de</strong> Anrecht<br />

gehabt hätte, geteilt durch die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

erteilten Zahlungsansprüche. Der Einheitswert<br />

<strong>de</strong>r Zahlungsansprüche ist also<br />

je nach Betrieb unterschiedlich.<br />

Wenn <strong>de</strong>r Betriebsinhaber seine Zahlungsansprüche<br />

aktiviert hat, d.h., wenn<br />

er eine Anzahl Hektar für die Produktion<br />

bewirtschaftet, die seiner Anzahl<br />

Zahlungsansprüche entspricht (mit Ausnahme<br />

<strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r Dauerkulturen,<br />

<strong>de</strong>s Anbaus von Obst und Gemüse<br />

sowie von Speisekartoffeln), erhält er <strong>de</strong>n<br />

Betrag, <strong>de</strong>r ihm im Jahr 2002 ausgezahlt<br />

wor<strong>de</strong>n wäre, hätte er seinen Produktionsplan<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Bezugszeitraum<br />

nicht abgeän<strong>de</strong>rt (außer Modulation).<br />

Die Zahlungsansprüche können zwischen<br />

Foto: Marc FASOL<br />

Betriebsinhabern mit o<strong>de</strong>r ohne Anbauflächen<br />

übertragen wer<strong>de</strong>n, und zwar<br />

mittels Veräußerung o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Form <strong>de</strong>r endgültigen Abtretung. Bei <strong>de</strong>r<br />

zeitweiligen Überlassung von Zahlungsansprüchen<br />

sind jedoch auch immer entsprechen<strong>de</strong><br />

Anbauflächen zu übertragen.<br />

Die Regionalisierung <strong>de</strong>s<br />

einmaligen Zahlungssystems<br />

Dies ist eine weitere Möglichkeit. In diesem<br />

Fall ergibt sich die Anzahl <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche<br />

aus <strong>de</strong>r gesamten land-<br />

Betroffene Produktion<br />

Erlaubter Kopplungsprozentsatz<br />

Getrei<strong>de</strong>, Ölpflanzen, Eiweißpflanzen 0 - 25 %<br />

Schafe und Ziegen 0 - 50 %<br />

Rin<strong>de</strong>r<br />

0 bis 100 % <strong>de</strong>r Schlachtprämie für<br />

Kälber UND<br />

entwe<strong>de</strong>r 0 bis 100 % <strong>de</strong>r Prämie für<br />

die Mutterkuh und 0 bis 40 % <strong>de</strong>r<br />

Beträge, die <strong>de</strong>r Schlachtprämie für<br />

erwachsene Rin<strong>de</strong>r entsprechen,<br />

o<strong>de</strong>r 0 bis 100 % <strong>de</strong>r Schlachtprämie<br />

für erwachsene Rin<strong>de</strong>r<br />

o<strong>de</strong>r 0 bis 75 % <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rprämie für<br />

männliche Rin<strong>de</strong>r<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


GAP:<br />

ut Agenda 2000<br />

GAP<br />

wirtschaftlichen Nutzfläche <strong>de</strong>r Region,<br />

mit Ausnahme von Dauerkulturen. Der<br />

mittlere Betrag <strong>de</strong>r direkten Beihilfen<br />

(angepasst an die Normen von 2002),<br />

<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>s Bezugszeitraums in <strong>de</strong>r<br />

betreffen<strong>de</strong>n Region ausgezahlt wur<strong>de</strong>,<br />

bestimmt <strong>de</strong>n Wert dieses Anspruchs.<br />

Je<strong>de</strong>r bewirtschaftete Hektar gibt also<br />

Anrecht auf eine Zahlung, unabhängig<br />

davon, ob <strong>de</strong>r Betriebsinhaber vorher<br />

eine direkte Beihilfe bezogen hat o<strong>de</strong>r<br />

nicht. So ist <strong>de</strong>r Einheitswert <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche<br />

innerhalb einer Region<br />

für je<strong>de</strong>n Betrieb gleich. Deshalb hat auch<br />

ein „Markt“ <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche hier<br />

keine Existenzberechtigung mehr und <strong>de</strong>r<br />

Anspruch ist eng an <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gebun<strong>de</strong>n.<br />

Zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Extremfällen kann<br />

man sich Zwischenlösungen vorstellen,<br />

bei <strong>de</strong>nen ein Teil <strong>de</strong>s regionalen Höchstbetrags<br />

einheitlich auf die gesamte landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche und <strong>de</strong>r Restbetrag<br />

nach <strong>de</strong>n individuellen historischen<br />

Bezugsdaten verteilt wür<strong>de</strong>. Abschließend<br />

sei noch darauf hingewiesen, dass es bei<br />

einer regionalen Anwendung <strong>de</strong>s Beihilfesystems<br />

möglich ist, Ackerflächen und<br />

Wiesen unterschiedliche Einheitswerte für<br />

die Zahlungsansprüche zuzuweisen.<br />

Die Entkopplung<br />

Die globale Entkopplung <strong>de</strong>r direkten<br />

Beihilfen gilt zwar als allgemeingültig, die<br />

Mitgliedsstaaten können unter bestimmten<br />

Bedingungen und in gewissem Maße<br />

jedoch davon abweichen und weiterhin<br />

einen Anteil <strong>de</strong>r Direktzahlungen an<br />

gewisse Produktionsbereiche koppeln.<br />

siehe Zusammenfassung in Tabelle S. 4.<br />

Bei einer nur teilweisen Entkopplung ist<br />

<strong>de</strong>r Produzent sicher, die einmalige entkoppelte<br />

Zahlung restlos zu erhalten, falls er alle<br />

seine Ansprüche aktiviert. Im Gegenzug ist<br />

er jedoch auch zur Produktion verpflichtet,<br />

um <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r direkten Beihilfe zu<br />

erhalten, die weiterhin daran gekoppelt ist.<br />

Es stellt sich heraus, dass sich in <strong>de</strong>r<br />

Rindfleischproduktion bestimmte Optionen<br />

gegenseitig ausschließen. So ist <strong>de</strong>r<br />

Betriebsinhaber, <strong>de</strong>r auch nur einen Teil<br />

<strong>de</strong>r Prämie für die Mutterkuh an die Produktion<br />

gekoppelt lässt, verpflichtet, die<br />

Prämie für die jungen männlichen Rin<strong>de</strong>r<br />

restlos von <strong>de</strong>r Produktion zu entkoppeln.<br />

Die Modulation<br />

Für je<strong>de</strong>n Betriebsinhaber, <strong>de</strong>r Direktzahlungen<br />

erhält, wird von <strong>de</strong>m ihm<br />

zustehen<strong>de</strong>n Betrag ein Anteil (von 3 %<br />

für 2005 bis 5 % ab 2007) auf die Portion<br />

einbehalten, die 5.000 € pro Betrieb überschreitet.<br />

Darüber hinaus bleiben 80 %<br />

<strong>de</strong>r Beträge, die aus dieser Modulation<br />

hervorgehen, im Mitgliedsstaat, wo sie<br />

erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n, um in die Finanzierung<br />

von Maßnahmen im Bereich <strong>de</strong>r<br />

ländlichen Entwicklung (zweiter Pfeiler<br />

<strong>de</strong>r GAP) investiert zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Cross-Compliance-Regelung<br />

Die Cross-Compliance-Regelung besagt,<br />

dass <strong>de</strong>r Erhalt von Direktzahlungen an die<br />

Einhaltung bestimmter Vorschriften in <strong>de</strong>n<br />

Bereichen Volksgesundheit, Pflanzen-, Tierund<br />

Umweltschutz und an das Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Tiere gebun<strong>de</strong>n ist. Die Landwirte<br />

sind außer<strong>de</strong>m verpflichtet, all ihre Anbauflächen,<br />

in einem guten landwirtschaftlichen<br />

und ökologischen Zustand zu erhalten,<br />

unabhängig davon, ob sie für die Produktion<br />

bewirtschaftet wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r nicht.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

Einige Denkanstöße<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl zwischen individueller und<br />

regionaler Anwendung <strong>de</strong>s Beihilfesystems<br />

sind zwei Hauptaspekte zu berücksichtigen.<br />

Einerseits zieht die regionale Anwendung<br />

zweifelsohne eine verwaltungsmäßige<br />

Vereinfachung <strong>de</strong>s Systems nach sich.<br />

An<strong>de</strong>rerseits fällt die Anzahl <strong>de</strong>r Begünstigten<br />

bei <strong>de</strong>r individuellen Anwendung<br />

geringer aus als bei <strong>de</strong>r regionalen Anwendung,<br />

da die verfügbaren Haushaltsmittel<br />

von <strong>de</strong>r Regelung bestimmt wer<strong>de</strong>n. Darüber<br />

hinaus sollte nicht übersehen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die direkten Beihilfen dazu dienen<br />

sollen, <strong>de</strong>n Preisrückgang in bestimmten<br />

gemeinsamen Marktordnungen auszugleichen,<br />

durch welche die Landwirte unterschiedlich<br />

beeinflusst wer<strong>de</strong>n, da sie nicht<br />

alle <strong>de</strong>nselben Produktionsplan vorsehen.<br />

Die globale Entkopplung <strong>de</strong>r Beihilfezahlungen<br />

(restlose einmalige Zahlung) bietet<br />

zwar allgemein bekannte Vorteile, birgt<br />

jedoch im Vergleich zur teilweisen Entkopplung<br />

auch Nachteile. An<strong>de</strong>rs als letztere<br />

erfor<strong>de</strong>rt die globale Entkopplung nur<br />

ein einziges Kontroll- und Managementsystem,<br />

was die Verwaltungsarbeit erleichtert.<br />

Es wird geprüft, ob <strong>de</strong>r Betriebsinhaber<br />

seine Zahlungsansprüche aktiviert und<br />

die Cross-Compliance-Regelung einhält.<br />

Bei <strong>de</strong>r teilweisen Entkopplung wird das<br />

<strong>de</strong>rzeitige Kontrollsystem für <strong>de</strong>n weiterhin<br />

gekoppelten Teil beibehalten, gleichzeitig<br />

muss geprüft wer<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Betriebsinhaber<br />

seine Zahlungsansprüche aktiviert hat.<br />

Mit <strong>de</strong>r globalen Entkopplung wird <strong>de</strong>m<br />

Produzenten eine Beihilfe garantiert, bei<br />

<strong>de</strong>r er seinen Produktionsplan völlig frei<br />

gestalten und daher schneller als bisher<br />

auf die Marktsignale reagieren kann. Bei<br />

diesem Beihilfesystem stehen jedoch keine<br />

Mittel mehr zum Marktmanagement sowie<br />

zur Verteilung <strong>de</strong>r Produktionen über das<br />

gesamte Gebiet zur Verfügung.<br />

JEAN-MARIE BOUQUIAUX<br />

JEAN-MARIE MARSIN<br />

Weitere Infos:<br />

Division Agrarpolitik<br />

Direktion Agrarwirtschaftliche Analyse<br />

1, square Arthur Masson – 5000 Namur<br />

T. : 081 / 23.58.11 – F. : 081 / 23.58.99<br />

@ : jm.bouquiaux@mrw.wallonie.be<br />

@ : jm.marsin@mrw.wallonie.be<br />

5


Kontrolle<br />

Eine<br />

Kontrollcharta<br />

6<br />

für Beihilfen in <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft<br />

Die Kontrollen sind eine per EU-Verordnung auferlegte<br />

Pflicht. Sie haben zum Ziel, sicher zu stellen, dass öffentliche<br />

Gel<strong>de</strong>r – europäischer o<strong>de</strong>r regionaler Herkunft – gewissenhaft<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Ihre angemessene Durchführung<br />

ist eine <strong>de</strong>r Bedingungen, die zu erfüllen sind, damit die<br />

Europäische Union die Beihilfen rückerstattet. Die Generaldirektion<br />

Landwirtschaft hat einen Ethikko<strong>de</strong>x für Kontrolleure<br />

herausgebracht<br />

Weitere Informationen<br />

Division Beihilfen in <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft<br />

Direktion Kontrolle<br />

Philippe Nemry, Directeur, a.i.<br />

74, avenue Gouverneur Bovesse<br />

5100 Jambes<br />

T. : 081 / 33.11.74<br />

F. : 081 / 33.11.69<br />

@ : p. nemry@mrw.wallonie.be<br />

Wozu dient die Charta?<br />

Die Generaldirektion Landwirtschaft<br />

organisiert und führt die Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Einhaltung <strong>de</strong>r Regeln <strong>de</strong>r Bezuschussbarkeit<br />

für die <strong>de</strong>n Landwirten gewährten<br />

Beihilfen im Rahmen ihrer Befugnisse<br />

durch. Um diese Aufgabe wahrzunehmen,<br />

beherbergt die Abteilung<br />

Beihilfen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft eine<br />

Direktion Kontrolle, <strong>de</strong>ren drei <strong>de</strong>zentralisierte<br />

Gruppen, die in Mons, Huy<br />

und Libramont angesie<strong>de</strong>lt sind, Kontrollen<br />

vor Ort ausführen.<br />

Niemand wird gerne kontrolliert und<br />

das ist normal: je<strong>de</strong>r sieht darin mangeln<strong>de</strong>s<br />

Vertrauen, eine persönliche<br />

Infragestellung und sogar Verdacht auf<br />

Betrug. Diese Wahrnehmung <strong>de</strong>r Dinge<br />

mag verständlich sein, <strong>de</strong>r Realität entspricht<br />

sie jedoch nicht. Wir wissen<br />

– und die Ergebnisse <strong>de</strong>r Kontrollen<br />

beweisen dies – dass die große Mehrheit<br />

<strong>de</strong>r Landwirte, die ihnen auferlegten<br />

Bedingungen penibel genau einhalten.<br />

An dieser Stelle möchten wir hervorheben,<br />

dass die Kontrolle in erster Linie<br />

dazu ermutigen soll, in dieser Richtung<br />

fort zu fahren. Des Weiteren ist sie<br />

ein Garant für Rechtschaffenheit und<br />

Gerechtigkeit.<br />

Um die negative Wahrnehmung <strong>de</strong>r<br />

Kontrollen abzuschwächen und die<br />

Bedingungen zu verbessern, unter<br />

<strong>de</strong>nen diese stattfin<strong>de</strong>n, war es <strong>de</strong>n Kontrolleuren<br />

wichtig, in einer Charta die<br />

Prinzipien festzulegen, die ihr Verhalten<br />

bei ihrer Arbeit bestimmen. Die Prinzipien<br />

sind folgen<strong>de</strong>: Höflichkeit, Rechtschaffenheit,<br />

Unparteilichkeit, Transparenz,<br />

wobei die Bestimmungen streng<br />

eingehalten wer<strong>de</strong>n müssen. Es geht<br />

nicht um zusätzliche Regeln, die von<br />

einer übergeordneten Stelle auferlegt<br />

und <strong>de</strong>ren Missachtung bestraft wird,<br />

son<strong>de</strong>rn um eine freiwillige Maßnahme,<br />

die zum Ziel hat, <strong>de</strong>n Geisteszustand<br />

zu erklären, in <strong>de</strong>nen die Kontrollen<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n und die Kontakte<br />

mit <strong>de</strong>n Landwirten zu vereinfachen.<br />

Und umgekehrt gehen die Generaldirektion<br />

Landwirtschaft und die Kontrolleure<br />

insbeson<strong>de</strong>re von <strong>de</strong>r Mitwirkung<br />

<strong>de</strong>r Landwirte aus, um es erstgenannten<br />

zu ermöglichen, ihrer öffentlichen<br />

Aufgabe unter <strong>de</strong>n besten Bedingungen<br />

nachzukommen.<br />

Dezentralisierte Kontrolldienste<br />

Huy<br />

Marcel Juprelle<br />

39, chaussée <strong>de</strong> Liège<br />

4500 Huy<br />

T. : 085 / 27.34.30<br />

F. : 085 / 23.36.58<br />

@ : m.juprelle@mrw.wallonie.be<br />

Libramont<br />

Fabien Lambeaux<br />

2, rue Fleurie<br />

6800 Libramont<br />

T. : 061 / 26.08.62<br />

F. : 061 / 26.08.50<br />

@ : f.lambeaux@mrw.wallonie.be<br />

Mons<br />

Sylvie Carlier<br />

28, bld Winston Churchill<br />

7000 Mons<br />

T. : 065 / 40.01.54<br />

F. : 065 /40.01.51<br />

@ : s.carlier@mrw.wallonie.be<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Um dieser Charta einen formellen Charakter zu verleihen, sind<br />

alle Kontrolleure am 6. November 2003 in Anwesenheit ihrer<br />

Direktoren, <strong>de</strong>s Generalinspektors und <strong>de</strong>s Generaldirektors in Namur<br />

zusammengetroffen, um Gespräche zu führen und sich mit <strong>de</strong>m Text<br />

<strong>de</strong>r Charta einverstan<strong>de</strong>n zu erklären.<br />

1. Wir sind uns <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung, die unserer<br />

Kontrollaufgabe anhaftet, für die Landwirte<br />

und die Gesellschaft bewusst. Wir visieren<br />

eine gerechte Behandlung aller Landwirte<br />

an und führen die Kontrollen ernsthaft und<br />

genau durch, ohne allzu nachgiebig o<strong>de</strong>r<br />

übereifrig zu sein.<br />

2. Es ist uns eine Ehre, unsere berufliche<br />

Qualifikation in unserem Tätigkeitsbereich<br />

zu pflegen und weiterzuentwickeln. Die<br />

Kontrollaufgaben, die uns anvertraut<br />

wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n sorgfältig vorbereitet.<br />

3. Bei unserer Arbeit sind wir uns <strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung einer guten Kommunikation<br />

mit <strong>de</strong>n Landwirten bewusst. Wir geben<br />

uns allen Personen, die wir treffen, klar zu<br />

erkennen und legen ihnen gegenüber ein<br />

vorbildliches und höfliches Verhalten an<br />

<strong>de</strong>n Tag.<br />

4. Wir achten darauf, die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Landwirte nur insofern zu stören,<br />

als es für die Ausführung unserer<br />

vorschriftsmäßigen Arbeit unbedingt<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist. Wir respektieren die<br />

besichtigten Kulturen und Pflanzungen und<br />

sind darum bemüht, in <strong>de</strong>n kontrollierten<br />

Her<strong>de</strong>n keine Störung zu verursachen.<br />

5. Wir erklären je<strong>de</strong>s Mal, wenn es<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist, <strong>de</strong>n Grund <strong>de</strong>r Kontrolle<br />

sowie <strong>de</strong>ren Tragweite. Wir achten darauf,<br />

die Fragen <strong>de</strong>r Landwirte zu beantworten,<br />

in<strong>de</strong>m wir ihnen die Informationsquellen<br />

angeben, die ihnen dazu dienen können,<br />

die Führung ihres Betriebes an die<br />

Bedingungen <strong>de</strong>r regionalen, nationalen<br />

und europäischen Bestimmungen<br />

anzupassen.<br />

6. Wir übermitteln <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />

Landwirten eine Kopie <strong>de</strong>s Kontrollberichts,<br />

sobald die Inspektion been<strong>de</strong>t ist o<strong>de</strong>r<br />

wenn dies nicht möglich ist, so schnell<br />

wie möglich nach <strong>de</strong>r Inspektion. Wir<br />

informieren sie so klar wie möglich über<br />

die eventuellen Folgen, die dieser Bericht<br />

mit sich bringen kann, wobei wir die<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Vorsichtsmassnahmen<br />

treffen. Wir informieren sie über eventuelle<br />

Rechtsmittel, die ihnen zur Verfügung<br />

stehen.<br />

7. Wir verpflichten uns dazu, die<br />

Vertraulichkeit <strong>de</strong>r bei unserer Arbeit<br />

zusammengetragenen bzw. erhaltenen<br />

Informationen gegenüber jeglicher nicht<br />

befugter Person o<strong>de</strong>r Organisation strikt<br />

einzuhalten.<br />

8. Wir lehnen es ab, in irgen<strong>de</strong>inem Dossier<br />

einzugreifen, das einen Betrieb o<strong>de</strong>r einen<br />

Landwirt betrifft, mit <strong>de</strong>m wir außerhalb<br />

unserer Diensttätigkeit Beziehungen<br />

pflegen, die unsere Unparteilichkeit<br />

beeinträchtigen, und zwar unabhängig<br />

davon, ob diese Beziehungen familiärer,<br />

kommerzieller, usw. Art sind.<br />

7<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


8<br />

Foto: Marc FASOL<br />

Der Erlass <strong>de</strong>r wallonischen Regierung vom 19. Dezember<br />

2002 über die Anwendung <strong>de</strong>s zusätzlichen Abzugs<br />

im Sektor Milch und Milcherzeugnisse ist seit <strong>de</strong>m<br />

1. April 2002 September anwendbar. Er erklärt die<br />

Bestimmungen zur Durchführung <strong>de</strong>s Milchquotensystems<br />

in <strong>de</strong>r Wallonischen Region.<br />

Der Erlass vom 19. Dezember 2002 gibt<br />

genau an, unter welchen Bedingungen<br />

die Produzenten in Wallonien:<br />

eine o<strong>de</strong>r mehrere Milchquoten übernehmen<br />

können: Quotenmobilität;<br />

eine Lieferquote über <strong>de</strong>n Quotenfonds<br />

„abtreten“ o<strong>de</strong>r „erwerben“ können:<br />

Freigabe o<strong>de</strong>r erneute Zuteilung<br />

einer Quote;<br />

eine Direktverkaufsquote für eine einzige<br />

Kampagne o<strong>de</strong>r endgültig (Butterquote)<br />

in eine Molkereiquote (Lieferungen)<br />

o<strong>de</strong>r umgekehrt verän<strong>de</strong>rn<br />

können: zeitweilige und bzw. o<strong>de</strong>r<br />

endgültige Osmosen von Quoten;<br />

eine Quote mieten o<strong>de</strong>r vermieten<br />

können: Leasing.<br />

Der Text gibt auch Aufschluss über die<br />

Umstän<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>nen die Milcherzeuger,<br />

die ihre individuelle Quote überschritten<br />

haben, laut europäischer Gesetzgebung<br />

eine Strafe zahlen müssen, die zusätzlicher<br />

Abzug o<strong>de</strong>r Zusatzabzug genannt wird.<br />

Zusatzabzug<br />

Wird die Lieferquote und bzw. o<strong>de</strong>r die<br />

nationale Direktverkaufsquote überschritten,<br />

bezahlt je<strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r<br />

zu diesem Überschuss beigetragen hat,<br />

also in<strong>de</strong>m er seine eigene Quote(n)<br />

überschreitet, einen Betrag, <strong>de</strong>r je überschrittenen<br />

Liter, 115% <strong>de</strong>s Richtpreises<br />

für Milch entspricht.<br />

Die überschrittene Literzahl wird festgesetzt,<br />

nach<strong>de</strong>m allen Produzenten,<br />

die ihre Quote überschritten haben, für<br />

die Lieferungen o<strong>de</strong>r Direktverkäufe<br />

alle von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Produzenten nicht<br />

verwen<strong>de</strong>ten Quotenmengen (und die<br />

ihre Quotenmengen für die Lieferungen<br />

o<strong>de</strong>r Direktverkäufe nicht überschritten<br />

haben) zugeteilt o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r verteilt<br />

wor<strong>de</strong>n sind. Diese Neuverteilung wird<br />

so berechnet, dass je<strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r<br />

einen Überschuss hat, eine i<strong>de</strong>ntische<br />

Quote (Ausgleichsprinzip), die auch<br />

Franchise genannt wird, erhält. Diese<br />

darf die überschrittene Menge <strong>de</strong>s Produzenten<br />

nie überschreiten und wird<br />

nur <strong>de</strong>n Produzenten gewährt, die die<br />

gültigen Bestimmungen einhalten.<br />

Mobilitäten<br />

Ein Produzent übernimmt eine Milchquote<br />

mit Grundstücken, d.h. höchstens<br />

20.000 Liter/ha. Er muss die übernommenen<br />

Grundstücke während <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>stdauer<br />

eines Pachtvertrages, d.h. 9<br />

Jahre, bewirtschaften.<br />

Fallbeispiele<br />

Übernahme eines auf Milchwirtschaft<br />

spezialisierten Betriebs: <strong>de</strong>r<br />

Übernehmer wird zum ersten Mal<br />

(Milch)produzent, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n<br />

Betrieb (Milchanlagen) vom Abtreten<strong>de</strong>n<br />

übernimmt, wo er 9 Jahre lang<br />

melken muss.<br />

Gründung eines auf Milchwirtschaft<br />

spezialisierten Betriebs: <strong>de</strong>r Übernehmer<br />

wird zum ersten Mal Milchproduzent.<br />

Er übernimmt nur die Grundstücke<br />

und die Milchquote, die er<br />

Foto: Clau<strong>de</strong> BOGAERT<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Zusammenlegen<br />

von Quoten<br />

Milchquoten<br />

innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Familie<br />

erleichtern<br />

Zeitweilige und endgültige<br />

Osmose<br />

Die zeitweilige Osmose ermöglicht es<br />

<strong>de</strong>m Produzenten die Entwicklung zu<br />

berücksichtigen, die seine Lieferungen<br />

an die Käufer sowie seine Direktverkäufe<br />

an Verbraucher betreffen, in<strong>de</strong>m<br />

eine Direktverkaufquote ganz o<strong>de</strong>r teilweise<br />

in eine Lieferquote “umgewan<strong>de</strong>lt“<br />

wird, o<strong>de</strong>r umgekehrt.<br />

9<br />

auf seinem eigenen Betrieb erzeugen<br />

wird, wo nie eine Tätigkeit stattgefun<strong>de</strong>n<br />

hat, die man <strong>de</strong>r Milchwirtschaft<br />

zuschreiben könnte o<strong>de</strong>r (wenn ja) vor<br />

mehr als 5 Jahren.<br />

Quotenkumulierung;<br />

<strong>de</strong>r Übernehmer hat bereits eine<br />

Milchquote. Er übernimmt eine<br />

an<strong>de</strong>re Milchquote, die er in seinem<br />

Betrieb produziert. Mehrere Szenarien<br />

sind möglich:<br />

Dieser Zusammenschluss ist durch<br />

Übernahme <strong>de</strong>s Betriebes, <strong>de</strong>n einer seiner<br />

bei<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r durchgeführt hat,<br />

bzw. durch Gründung eines Betriebes<br />

ausgehend von einer Quote und Grundstücken<br />

eines seiner Mitglie<strong>de</strong>r zu einem<br />

Milchproduzenten gewor<strong>de</strong>n. In diesem<br />

Fall kann es sich beim Abtreten<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Quotenkumulierung um irgen<strong>de</strong>inen<br />

Milchproduzenten han<strong>de</strong>ln, <strong>de</strong>r<br />

nach <strong>de</strong>m 31. März 1996 keinen Betrieb<br />

gegrün<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m 31. März 1997<br />

keinen Betrieb übernommen hat.<br />

Höchstbeträge: Das Zusammenlegen<br />

<strong>de</strong>r Quoten ist auf 520.000 Liter<br />

begrenzt, wenn es sich beim Übernehmer<br />

um eine allein stehen<strong>de</strong> natürliche<br />

Person bzw. um einen Zusammenschluss<br />

von Ehepartnern han<strong>de</strong>lt, wo nur<br />

einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Eheleute als Landwirt<br />

hauptberuflich tätig ist. Dieser Höchstbetrag<br />

beträgt 720.000 Liter, wenn es<br />

sich beim Übernehmer um eine Rechtsperson<br />

o<strong>de</strong>r einen Zusammenschluss<br />

natürlicher Personen han<strong>de</strong>lt, unter <strong>de</strong>r<br />

Bedingung, dass alle geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />

Gesellschafter, Verwalter o<strong>de</strong>r natürlichen<br />

Personen, bei <strong>de</strong>nen es sich um<br />

diesen Übernehmer han<strong>de</strong>lt, unter sich<br />

1. Gra<strong>de</strong>s verwandt o<strong>de</strong>r verschwägert,<br />

Brü<strong>de</strong>r/Schwestern sind o<strong>de</strong>r es sich um<br />

<strong>de</strong>n Ehepartner han<strong>de</strong>lt.<br />

Freigabe und Neuverteilung<br />

einer Quote mittels Quotenfonds<br />

Die Produzenten, die ihre Tätigkeit aus<br />

<strong>de</strong>r Milchwirtschaft einstellen, können<br />

ihre gesamte Quote <strong>de</strong>m Quotenfonds<br />

„abtreten“ o<strong>de</strong>r an ihn „freigeben“.<br />

Ebenso können diejenigen, die nach <strong>de</strong>m<br />

31. März 1996 keinen Betrieb gegrün<strong>de</strong>t<br />

bzw. nach <strong>de</strong>m 31. März 1997 keinen<br />

Betrieb übernommen haben, <strong>de</strong>m Quotenfonds<br />

einen Teil ihrer Quote abtreten.<br />

Die übrigen Produzenten können einen<br />

Antrag einreichen, um eine Neuzuteilung<br />

einer Lieferquote über <strong>de</strong>n Quotenfonds<br />

zu erhalten bzw. in <strong>de</strong>ren Genuss<br />

zu gelangen. Die zu verteilen<strong>de</strong> Höchstmenge<br />

hängt von <strong>de</strong>r Gesamtmenge ab,<br />

die freigesetzt wor<strong>de</strong>n ist sowie von <strong>de</strong>r<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Produzenten/Antragsteller.<br />

Der Produzent, <strong>de</strong>r eine Quote übernommen<br />

hat, die Teil einer Quotenkumulierung<br />

war, hat während <strong>de</strong>s Zeitraums, wo<br />

dieser Transfer stattgefun<strong>de</strong>n hat, kein<br />

Anrecht auf die Neuverteilung <strong>de</strong>s Fonds.<br />

Ebenso muss <strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r seine<br />

Quote endgültig ganz o<strong>de</strong>r teilweise abgetreten<br />

hat, drei Zeiträume abwarten, einschließlich<br />

<strong>de</strong>s Zeitraums, <strong>de</strong>r sich auf die<br />

Abtretung <strong>de</strong>r Quote bezieht, um in <strong>de</strong>n<br />

Genuss <strong>de</strong>r Neuverteilung zu gelangen.<br />

Die endgültige Osmose verän<strong>de</strong>rt die<br />

Quoten <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Produzenten<br />

endgültig. Sie wirkt sich also auf die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r nationalen Quoten aus.<br />

Leasing<br />

Ein Produzent kann höchstens 20.000<br />

Liter einer Lieferquote o<strong>de</strong>r Direktverkaufquote<br />

mieten o<strong>de</strong>r vermieten. Jedoch<br />

kann <strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r seine Quote<br />

im Quotenfond freigibt o<strong>de</strong>r sie an<br />

einen an<strong>de</strong>ren Produzenten abtritt, die<br />

gesamte betreffen<strong>de</strong> Quote vermieten<br />

(<strong>de</strong>n noch nicht produzierten Teil).<br />

Zusatzinformationen<br />

Kontaktperson:<br />

ir Edouard Charlier<br />

Division Beihilfen in <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft<br />

Direktion Tiere<br />

30, bd Simon Bolivar<br />

1000 Bruxelles<br />

T. : 02 / 208.37.57<br />

F.: 02 / 208.38.10<br />

@ : ed.charlier@mrw.wallonie.be<br />

Foto: Marc FASOL<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

10<br />

Foto : Ph. DELAUNOIS<br />

Illustrierte Landwirts<br />

Der wallonische<br />

Seit etwa fünfzehn<br />

Jahren hat sich die<br />

L a n d s c h a f t<br />

<strong>de</strong>r wallonischen Gartenbauwirtschaft stark gewan<strong>de</strong>lt. Sowohl die Anbauflächen als<br />

auch die Produzenten, zu <strong>de</strong>nen Landwirte und Gartenbauern gehören, haben zugenommen.<br />

Daraus ergibt sich natürlich, dass ebenfalls eine Produktionssteigerung zu<br />

verzeichnen ist, die auch die für unseren Landstrich typischen Erzeugnisse umfasst.<br />

Die Möglichkeiten für erhebliches Wachstum im Obst- und Gartenbau sind sowohl bei <strong>de</strong>r Diver-<br />

sifizierung als auch bei <strong>de</strong>r Spezialisierung sehr wahrscheinlich.<br />

Die Wallonische Region festigt ihre Aktionen zugunsten <strong>de</strong>s Sektors und<br />

för<strong>de</strong>rt somit seine Expansion. Sie setzt u.a. Mittel zur Unterstützung bei<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung und Investition ein, för<strong>de</strong>rt die Forschung, die Weiterentwicklung<br />

und die Beratung im Sektor und bewegt ihn ebenfalls dazu, sein<br />

Produktangebot an die Marktanfor<strong>de</strong>rungen anzupassen.<br />

In diesem Dossier geben Synthesen Aufschluss über das Wesentliche <strong>de</strong>r<br />

vielfältigen Bestandteile <strong>de</strong>s Sektors. Um die bunte Vielfalt dieses Sektors zu bewahren, leuchtet <strong>de</strong>r größte Teil dieser Seiten Studien und Projekte, die auf <strong>de</strong>n jeweiligen Gebieten<br />

durchdurchgeführt<br />

wor<strong>de</strong>n sind.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


11<br />

Foto : Ph. DELAUNOIS<br />

chaft<br />

Obst- und Gartenbau<br />

Viele Landwirte wur<strong>de</strong>n durch die<br />

Reform <strong>de</strong>r Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

und die Integration <strong>de</strong>s Gemüseanbaus<br />

in die klassische Fruchtfolgen dazu bewogen,<br />

die Reihen <strong>de</strong>r Obst- und Gemüsebauern<br />

zu verstärken. Die Notwendigkeit,<br />

neue Einkommensquellen in <strong>de</strong>n Betrieben<br />

zu suchen, hat zu einer vielseitigeren<br />

Gestaltung von Dienstleistungs- und Verarbeitungstätigkeiten<br />

bei Erzeugnissen<br />

geführt (Tätigkeiten, die gleichzeitig mit<br />

<strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r traditionellen Landwirtschaft<br />

ausgeübt wer<strong>de</strong>n). Die steigen<strong>de</strong><br />

Nachfrage nach Erzeugnissen <strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus<br />

ging ebenfalls mit einer<br />

verstärkten Suche nach Vielfalt eben dieser<br />

Erzeugnisse einher. Die Unternehmen,<br />

die Zierpflanzen vertreiben, müssen<br />

daher beim kommerziellen Ansatz in<br />

Bezug auf die Produktion sowie auf die<br />

Strategie neue Fähigkeiten entwickeln.<br />

Hohe Investitionen und Lohnkosten<br />

Im Gegensatz zur Landwirtschaft erzielt<br />

<strong>de</strong>r Gartenbau durch eine optimalere<br />

Ausnutzung seiner Flächen erheblich<br />

bessere Gewinnspannen pro Hektar.<br />

Je nach Erzeugnis können 6.000 bis<br />

500.000 Euro pro Hektar erzielt wer<strong>de</strong>n,<br />

bei Anbau unter Glas lassen sich diese<br />

Zahlen sogar noch steigern.<br />

Löhne schlagen bei <strong>de</strong>n Produktionskosten<br />

beson<strong>de</strong>rs stark zu Buch. Der<br />

Bedarf an Personal ist hoch, er beläuft<br />

sich auf 0.5 bis 20 Personen pro Hektar.<br />

Die Arbeitskräfte teilen sich auf in<br />

hoch qualifizierte Arbeiter, die Vollzeit<br />

arbeiten, und unqualifizierte, aber<br />

sehr leistungsfähige Saisonarbeiter. Die<br />

Erzeugnisse verlangen vom Produzenten<br />

nicht nur einen hohen Grad an Professionalität,<br />

son<strong>de</strong>rn auch hohe technische<br />

Standards, die wie<strong>de</strong>rum hohe Investitionen<br />

erfor<strong>de</strong>rn. Diese können sich auf<br />

ca. 25.000 bis zwei Millionen Euro pro<br />

Hektar belaufen.<br />

Die wallonischen Gartenbauprodukte<br />

erbrachten im Jahr 2001 einen Betrag<br />

von 158,6 Millionen Euro, das sind 9,5 %<br />

<strong>de</strong>s erwirtschafteten Betrages aus <strong>de</strong>r<br />

landwirtschaftlichen Gesamtproduktion<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

12<br />

in Wallonien (1.671,3 Mio. Euro). In <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>s Gartenbausektors<br />

weiter angewachsen. 1991<br />

betrug er lediglich 4,9 %.<br />

Zunahme <strong>de</strong>r Anbauflächen<br />

Gesamt gesehen lässt sich eine Zunahme<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gartenbau gewidmeten Flächen<br />

feststellen: 13.626 ha im Jahr 2002<br />

gegenüber 12.858 ha im Jahr zuvor.<br />

Im Lauf <strong>de</strong>r letzten fünf Jahre hat sich<br />

<strong>de</strong>r Erzeugerpreisin<strong>de</strong>x im Bereich Gartenbauprodukte<br />

bei Gemüse nach oben<br />

entwickelt (+4 %), während die Ten<strong>de</strong>nz<br />

bei Obst <strong>de</strong>utlich nach unten ging<br />

(-15,7 %). Bei Gartenbauerzeugnissen,<br />

die nicht <strong>de</strong>r Ernährung dienen, war <strong>de</strong>r<br />

Trend ähnlich negativ, wenn auch nicht<br />

so stark ausgeprägt (-5,5 %).<br />

Dennoch ist <strong>de</strong>r Gartenbausektor in<br />

Wallonien nach wie vor kaum vertreten.<br />

Das lässt sich folgen<strong>de</strong>rmaßen erklären:<br />

Die wallonischen Gartenbaubetriebe sind<br />

von geringer Größe und über das ganze<br />

Lan<strong>de</strong>sgebiet verstreut. Die Produktion<br />

ist begrenzt und schlecht koordiniert, die<br />

Verteilungsnetze kaum entwickelt.<br />

Foto : Profruit<br />

Foto: Condifruit<br />

Der Obstanbau<br />

Zahlen <strong>de</strong>r Wallonischen Region als Anhaltspunkte<br />

Freilandkulturen<br />

Gewächshauskulturen<br />

Anbau von Kleinobst<br />

Quelle: Nationales Institut für Statistik, Zählung vom 15. Mai 2001<br />

Gartenbauwirtschaft wichtige Sektor<br />

<strong>de</strong>s Obstanbaus ist hauptsächlich<br />

in <strong>de</strong>r Lütticher Gegend angesie<strong>de</strong>lt.<br />

Er nimmt lediglich 11 % <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gartenbau<br />

gewidmeten Flächen ein, stellt<br />

aber nahezu 20 % <strong>de</strong>r Gewinne dar. Die<br />

hauptsächlichen Obsterzeugnisse sind<br />

Kernobst (Äpfel und Birnen), Steinobst<br />

(Kirschen und Pflaumen) und Beerenobst<br />

(Erdbeeren, Himbeeren, rote und<br />

schwarze Johannisbeeren). Den ersten<br />

Platz nehmen Äpfel ein (695 ha), vor<br />

allem die Sorte Jonagold, gefolgt von Birnen<br />

(566 ha) mit <strong>de</strong>r Sorte Conférence.<br />

Danach kommen die Pflaumen (14 ha)<br />

und Kirschen (99 ha), wobei letztere vor<br />

allem für die verarbeiten<strong>de</strong> Nahrungsmittelindustrie<br />

produziert wer<strong>de</strong>n. An<br />

letzter Stelle fin<strong>de</strong>t sich das Beerenobst.<br />

1.505 Hektar und 159 Betriebe/Höfe<br />

11 Hektar und 57 Betriebe/Höfe<br />

102 Hektar und 106 Betriebe/Höfe<br />

Foto : M. FASOL Foto : P. KINDERMANS<br />

Der integrierte Pflanzenschutz<br />

Die wallonischen Obstbauern setzten als<br />

erste auf integrierten Pflanzenschutz,<br />

da sie bestrebt waren, die Qualität ihrer<br />

Erzeugnisse und <strong>de</strong>n Naturschutz miteinan<strong>de</strong>r<br />

zu verbin<strong>de</strong>n. Nahezu zwei<br />

Drittel <strong>de</strong>r wallonischen Kernobstproduktion<br />

soll bereits unter Beachtung<br />

eines entsprechen<strong>de</strong>n Leistungsverzeichnisses<br />

erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine große Zahl von Obstbauern kümmert<br />

sich selbst um die Lagerung ihrer Produkte.<br />

Mehr als zwei Drittel <strong>de</strong>r Erzeuger<br />

besitzen sowohl eine leistungsfähige Kühl-<br />

Lagerhalle als auch eine Sortieranlage.<br />

Die Vermarktung <strong>de</strong>s Kernobstes<br />

geschieht vor allem über öffentliche Versteigerungen,<br />

aber es gibt auch an<strong>de</strong>re<br />

Verteilernetze in Wallonien, so <strong>de</strong>n Verkauf<br />

an Grossisten, an die Einkaufszentralen<br />

<strong>de</strong>r Supermärkte und an die<br />

Nahrungsmittelindustrie o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n<br />

Direktverkauf. Der Verkauf an die Supermärkte<br />

nimmt ständig zu, ebenso <strong>de</strong>r<br />

Han<strong>de</strong>l mit verarbeiteten Erzeugnissen<br />

(Fruchtsäfte, -weine, Konfitüren, usw.)<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


dossier<br />

Fotos: P. PEETERS<br />

13<br />

Beerenobst inkl. Erdbeeren<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat die Produktion<br />

von Beerenobst in <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region stark zugenommen (34 ha<br />

schwarze Johannisbeeren, 3,20 ha Himbeeren<br />

und 2,56 ha rote Johannisbeeren).<br />

Dennoch fällt sie im Vergleich zur flämischen<br />

Produktion kaum ins Gewicht.<br />

Unter <strong>de</strong>n neuen Produzenten fin<strong>de</strong>t<br />

man vor allem Landwirte, die Lösungen<br />

auf <strong>de</strong>m Weg zur Diversifizierung<br />

suchen. Der Freiland-Erdbeeranbau ist<br />

relativ be<strong>de</strong>utend, <strong>de</strong>nn dank <strong>de</strong>s Einsatzes<br />

remontieren<strong>de</strong>r Sorten und angepasster<br />

Kulturmetho<strong>de</strong>n erstreckt sich<br />

die Produktion von Mai bis Oktober<br />

über die gesamte Saison. Die wallonischen<br />

Erdbeeren wer<strong>de</strong>n vor allem im<br />

Regionalbereich o<strong>de</strong>r über die Versteigerung<br />

in Wépion vermarktet. Sie zeichnen<br />

sich durch ihren Wohlgeschmack und<br />

ihre Frische aus.<br />

Der Gemüseanbau<br />

Der Gemüseanbau nimmt in Wallonien<br />

nahezu 60 % <strong>de</strong>r Gartenbauflächen<br />

ein und gewährleistet mehr als 40 % <strong>de</strong>s<br />

Zahlen in <strong>de</strong>r Wallonischen Region als Anhaltspunkte<br />

Freiland-Gemüseanbau:<br />

Anbau von Gemüse für die Industrie<br />

Anbau von Frischgemüse<br />

Gewächshausanbau<br />

Quelle: Nationales Institut für Statistik, Zählung vom 15. Mai 2001<br />

Umsatzes in <strong>de</strong>r Gartenbauwirtschaft. Die<br />

durchschnittliche Fläche dieser Betriebe<br />

beträgt 12,5 ha.<br />

Kennzeichen <strong>de</strong>s wallonischen Gemüseanbausektors<br />

sind Freilandkulturen;<br />

die Betriebe bauen nur eine o<strong>de</strong>r wenige<br />

Gemüsesorten an. Bei Freilandgemüse<br />

gibt es drei angewandte Anbaumetho<strong>de</strong>n:<br />

zum einen die Intensivkultur, dann <strong>de</strong>n<br />

Fruchtwechsel mit an<strong>de</strong>ren Gemüsekulturen<br />

sowie extensive, integrierte Fel<strong>de</strong>rwirtschaft.<br />

Der Anbau von Frühgemüse<br />

im Gewächshaus bzw. unter Glas und<br />

Folie ist in Wallonien nicht sehr verbreitet.<br />

Vergleicht man die Anbauflächen, so<br />

herrschen die für die verarbeiten<strong>de</strong> Nahrungsmittelindustrie<br />

(8.694 ha) bestimmten<br />

Gemüsearten vor: Erbsen (5.614 ha),<br />

Bohnen (1.433 ha), Spinat, Möhren und<br />

10.525 ha, davon:<br />

8.694 ha und 897 Betriebe/Höfe<br />

1.831 ha und 367 Betriebe/Höfe<br />

78.270 m 2 und 72 Betriebe/Höfe<br />

Rosenkohl sind die am weitesten verbreiteten<br />

Kulturen. Der Verkauf erfolgt auf<br />

Basis von Gemüsekulturverträgen.<br />

Gemüse für <strong>de</strong>n Frischmarkt<br />

LFinanziell gesehen (23 Mio. Euro) kommen<br />

die für <strong>de</strong>n Frischmarkt bestimmten<br />

Gemüse an erster Stelle. In Wallonien<br />

sind die wichtigsten Erzeugnisse<br />

Blattgemüse (Kopfsalat, Winterendivie<br />

und Endivien, auch Eskariolen genannt),<br />

Witloof (822 ha), Erbsen (390 ha), Möhren<br />

(154 ha), Bohnen (107 ha), Zwiebeln<br />

und Petersilie.<br />

Der Anbau verschie<strong>de</strong>ner Kohlsorten<br />

hat in <strong>de</strong>r Wallonischen Region Tradition<br />

und ist daher stark vertreten: Es<br />

gibt Wirsingkohl, Grünkohl, Blumenkohl,<br />

Rot- und Weißkohl. Der zuneh-<br />

Foto: P. PEETERS<br />

Foto: P. PEETERS<br />

Foto: Cl. BOGAERT<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

14<br />

men<strong>de</strong> Maschineneinsatz bei <strong>de</strong>r Ernte<br />

wird voraussichtlich eine Zunahme<br />

<strong>de</strong>r Anbauflächen zur Folge haben, vor<br />

allem für Blumenkohl. Auch <strong>de</strong>r Anbau<br />

von Kürbis zeitigte mit einer Anbaufläche<br />

von 65 ha in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

einen gewissen Erfolg.<br />

Dieses Gemüse wird hauptsächlich über<br />

die Großmärkte in Droixhe und Marcinelle,<br />

die Einkaufszentralen <strong>de</strong>r Supermärkte<br />

und <strong>de</strong>n Einzelhan<strong>de</strong>l abgesetzt.<br />

Auf Versteigerungen gelangen sie hingegen<br />

kaum, da die erzeugten Mengen zu<br />

gering sind, um einen Transport über<br />

größere Strecken lohnenswert zu machen.<br />

Zu<strong>de</strong>m sind die Erzeugnisse zwar von<br />

guter Qualität, genügen aber nicht immer<br />

<strong>de</strong>n Ansprüchen hinsichtlich Form und<br />

Aussehen. Der in Wallonien überall anzutreffen<strong>de</strong><br />

Direktverkauf im Hofla<strong>de</strong>n und<br />

auf <strong>de</strong>n kleinen lokalen Märkten ist vor<br />

allem für Produzenten interessant, die<br />

erst kürzlich in diese Branche eingestiegen<br />

sind. Das gleiche gilt für jene, <strong>de</strong>ren<br />

Erzeugnisse von <strong>de</strong>r äußerlichen Qualität<br />

her nicht <strong>de</strong>n Vermarktungsnormen <strong>de</strong>r<br />

Supermärkte entsprechen.<br />

Die Qualität, die <strong>de</strong>n kleinen<br />

Unterschied ausmacht<br />

Dennoch ist es durchaus möglich, dass<br />

Wallonien einen Absatzmarkt für seine<br />

lokalen Gemüsebauerzeugnisse fin<strong>de</strong>t,<br />

wenn sich das Land erst einmal in Richtung<br />

einer anerkannten und sichtbaren<br />

Qualitätssteigerung entwickelt. Die<br />

Erzeugung und Auszeichnung von qualitativ<br />

herausragen<strong>de</strong>m wallonischem<br />

Gemüse erfor<strong>de</strong>rt die Entwicklung und<br />

Erstellung von Leistungsverzeichnissen<br />

für jeweils genau bezeichnete Gemüsearten.<br />

Zum Beispiel könnte ein <strong>de</strong>rartiges<br />

Qualitätssiegel ohne weiteres Bio-Produkte<br />

auszeichnen o<strong>de</strong>r auch Produkte,<br />

die <strong>de</strong>n Eurepgap-Normen entsprechen.<br />

Der Zierpflanzenanbau<br />

Der Zierpflanzensektor belegt ungefähr<br />

30 % <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gartenbau gewidmeten<br />

Anbauflächen <strong>de</strong>r Region, macht aber<br />

nahezu 40 % <strong>de</strong>s Umsatzes aus. Diesem<br />

Sektor gehört die Blumenzucht an, die<br />

Erzeugnisse <strong>de</strong>r Baumschulen (Zier- und<br />

Waldpflanzen) und die Aufzucht von<br />

Weihnachtsbäumen. Zur Blumenzucht<br />

wer<strong>de</strong>n Topf-, Beet- und Balkonpflanzen<br />

gezählt, Begleitpflanzen für Sträucher,<br />

Knollen-, Zwiebel- und Schnittblumen.<br />

Im Jahr 2002 erreichte die Anbaufläche<br />

für Freiland-Zierpflanzen in Wallonien<br />

82,5 ha. Die Chrysanthemen nehmen<br />

dabei <strong>de</strong>n größten Platz ein (48 ha).<br />

Der Zierpflanzenbau in Gewächshäusern<br />

nahm im selben Jahr 28 ha ein. Ca.<br />

75 % davon entfallen auf Beet-, Balkonund<br />

Terrassenpflanzen.<br />

Foto: P. PEETERS<br />

Zahlreiche, aber eher kleine Betriebe ziehen<br />

Topfpflanzen. Die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Anbauflächen übersteigen dabei selten<br />

2.000 m 2 . Viele Produzenten erweitern<br />

daher ihre Angebotspalette, so etwa um<br />

Gartengestaltung und -pflege, Blumenhan<strong>de</strong>l,<br />

Baumschule usw.<br />

Auch <strong>de</strong>r Weihnachtsbaum legt Wert<br />

auf beste Qualität<br />

1995 nahm die Weihnachtsbaumproduktion<br />

noch eine Anbaufläche von ca.<br />

1.000 ha ein. Seither ist sie um die Hälfte<br />

zurückgegangen. Mehr als 70 % <strong>de</strong>r in<br />

Wallonien gezogenen Weihnachtsbäume<br />

wer<strong>de</strong>n exportiert. In erster Linie wird<br />

dafür die Fichte (Picea abies) gezüchtet,<br />

aber die Produzenten wen<strong>de</strong>n sich mehr<br />

und mehr <strong>de</strong>m Anbau edlerer Sorten zu<br />

(Abies nordmanniana, Abies balsamea),<br />

um einerseits <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Nachfrage<br />

zu genügen und an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r sehr<br />

starken Konkurrenz <strong>de</strong>s künstlichen<br />

Weihnachtsbaums entgegen zu wirken.<br />

Wallonische Baumschulen:<br />

eine Garantie für Qualität<br />

Die aus <strong>de</strong>n wallonischen Pflanzschulen<br />

stammen<strong>de</strong>n Setzlinge sind für ihre<br />

Qualität und Vielfalt bekannt. Stammbäume,<br />

eine Spezialität <strong>de</strong>r Gegend um<br />

Lesdain, wer<strong>de</strong>n für die Bepflanzung<br />

von Alleen, Parks und Gärten gezüchtet.<br />

Zurzeit wer<strong>de</strong>n neue Märkte erschlossen,<br />

vor allem im Bereich <strong>de</strong>s Exports.<br />

Der Direktverkauf im Einzelhan<strong>de</strong>l ist<br />

die wichtigste Form <strong>de</strong>s Absatzes. Oft<br />

ergänzt <strong>de</strong>r Produzent seine Angebotspalette<br />

um Gartengestaltung und Landschaftsbau<br />

o<strong>de</strong>r eine Gärtnerei.<br />

Foto: Ph. DELAUNOIS<br />

JOSIANNE FERON UND<br />

PHILIPPE DELAUNOIS,<br />

DIREKTION ENTWICKLUNG UND BERATUNG


Regionale Beihilfen<br />

für Obst- und<br />

Dossier<br />

Gartenbauern<br />

Die Generaldirektion Landwirtschaft <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r<br />

Wallonischen Region kann <strong>de</strong>n Betreibern von Garten- und<br />

Obstbaubetrieben ebenso wie <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen<br />

Betreibern Beihilfen in Form von Kapitalprämien bzw. Zinssubventionen<br />

und Kreditsicherheiten insbeson<strong>de</strong>re für die<br />

Durchführung von Investitionen zur Verbesserung von Gartenbaubetrieben<br />

und für die Nie<strong>de</strong>rlassung junger Gartenund<br />

Obstbauern gewähren.<br />

Bei diesen Beihilfen geht es sowohl um<br />

die Gemüseproduktion, die Produktion<br />

von Gemüse, das ausgepflanzt wer<strong>de</strong>n<br />

muss, um Industriegemüse o<strong>de</strong>r Küchenkräuter,<br />

Obstbau, einschließlich <strong>de</strong>r Produktion<br />

von Kleinobst, Blumen, Pflanzen,<br />

die pikiert wer<strong>de</strong>n müssen, blühen<strong>de</strong><br />

Pflanzen in Gefäßen, Grünpflanzen,<br />

jährliche Pflanzen, mehrjährige Pflanzen,<br />

Zierbäume und -sträucher, Waldsetzlinge<br />

und Weihnachtsbäume.<br />

Diese Beihilfen können <strong>de</strong>n Betreibern<br />

bzw. Erzeugern von Garten- und Obstbaubetrieben<br />

als hauptberuflich o<strong>de</strong>r<br />

nebenberuflich Tätige, als natürliche<br />

o<strong>de</strong>r juristische Person gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Betreiber müssen ihren Betriebssitz<br />

in <strong>de</strong>r Wallonischen Region haben.<br />

Wenn es sich jedoch um Beihilfen für<br />

Immobilien han<strong>de</strong>lt, genügt es, dass<br />

diese Immobilie in <strong>de</strong>r WR liegt, um ein<br />

Anrecht auf Prämie zu erhalten. Die<br />

Regelung geht mit mehreren zusätzlichen<br />

Bedingungen einher. Nachstehend<br />

eine Kurzfassung <strong>de</strong>r Beihilfen, die die<br />

Regelung vorsieht.<br />

Beihilfen bei Erstnie<strong>de</strong>rlassung<br />

Bei <strong>de</strong>n vorgesehenen Beihilfen han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um:<br />

eine Kapitalprämie, <strong>de</strong>ren Höchstwert<br />

sich auf 22.310 € (24.790 € in benachteiligtem<br />

Gebiet) beläuft, wenn die<br />

bezuschussbare Nie<strong>de</strong>rlassungsinvestition<br />

min<strong>de</strong>stens 49.580 € beträgt,<br />

eine Zinssubvention auf die bezuschussbaren<br />

Investitionen, die zwischen<br />

49.580 € und 123.950 € liegen.<br />

Sie beträgt höchstens 5 %, wobei <strong>de</strong>r<br />

Satz zu Lasten <strong>de</strong>s Begünstigten 1 %<br />

auf keinen Fall unterschreiten darf.<br />

Ihre Dauer beträgt höchstens 15 Jahre,<br />

eine Zinssubvention auf <strong>de</strong>n bezuschussbaren<br />

Bruchteil <strong>de</strong>s Kredits, <strong>de</strong>r<br />

zwischen 123.950 € und 309.867 € liegt.<br />

Sie beträgt höchstens 5 %, wobei <strong>de</strong>r<br />

Satz zu Lasten <strong>de</strong>s Begünstigten 1 %<br />

auf keinen Fall unterschreiten darf.<br />

Ihre Dauer beträgt höchstens 10 Jahre,<br />

die öffentliche Bürgschaft beträgt<br />

höchstens 75 %.<br />

Beihilfen für Investitionen zur<br />

Verbesserung von Obst- und<br />

Gartenbaubetrieben<br />

Bei <strong>de</strong>n Beihilfen an die Betreiber, <strong>de</strong>ren<br />

Anträge und Verbesserungspläne angenommen<br />

wor<strong>de</strong>n sind, han<strong>de</strong>lt es sich um:<br />

eine Zinssubvention von höchstens<br />

5 % mit einem Min<strong>de</strong>stbetrag zu Lasten<br />

von 3 % für bezuschussbare Investitionen<br />

auf einen geliehenen Betrag,<br />

<strong>de</strong>r im Obst- und Gartenbausektor<br />

1.080.000,00 € nicht überschreiten darf.<br />

Bei <strong>de</strong>n Investitionen zum Schutz und<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>r Umwelt ist <strong>de</strong>r<br />

Min<strong>de</strong>stsatz zu Lasten auf 1 % gesunken,<br />

wobei die Zinssubvention bei<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

höchstens 5 % bleibt. Die Dauer <strong>de</strong>r<br />

Intervention schwankt je nach Investitionsart,<br />

die öffentliche Bürgschaft beträgt<br />

höchstens 75 %.<br />

Eine erhöhte Beihilfe wird für die Investitionen<br />

gewährt, die 180.000,00 € nicht<br />

überschreiten und innerhalb von 5 Jahren<br />

nach <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlassung getätigt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die erhöhte Prämie besteht aus einer Prämie,<br />

die 25 % <strong>de</strong>s Betrages <strong>de</strong>r vorgesehenen<br />

Beihilfen entspricht, <strong>de</strong>r Gesamtwert<br />

<strong>de</strong>r somit gewährten Beihilfen darf 45 %<br />

<strong>de</strong>s Betrages <strong>de</strong>r bezuschussbaren Investition<br />

nicht überschreiten.<br />

Für die in benachteiligten Gebieten gelegenen<br />

Betriebe kann eine Zusatzprämie<br />

gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Beihilfe kann ebenfalls in Form<br />

einer Kapitalprämie und unter gewissen<br />

Bedingungen gewährt wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r<br />

Betreiber sich nicht an Kreditanstalten<br />

wen<strong>de</strong>t und bezuschussbare Investitionen<br />

mit Eigenmitteln finanziert.<br />

Weitere Arten von Beihilfen<br />

Auch können für Investitionen, die <strong>de</strong>n<br />

Schutz und die Verbesserung <strong>de</strong>r Umwelt<br />

o<strong>de</strong>r die Hygiene von Lebensmitteln im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r HACCP-Normung zum<br />

Ziel haben, Beihilfen gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />

Von <strong>de</strong>r DGA wer<strong>de</strong>n ebenfalls für<br />

Investitionen zur Umsetzung ihres<br />

Gesellschaftszwecks Beihilfen in Form<br />

von Zinssubventionen und Sicherheitsleistungen<br />

für Kredite gewährt, die von<br />

Kreditanstalten vergeben wor<strong>de</strong>n sind,<br />

die bei <strong>de</strong>n Verarbeitungs- und Vermarktungsgenossenschaften<br />

<strong>de</strong>r Gartenund<br />

Obstbaubetriebe zugelassen sind.<br />

JEAN-POL CLÉRIN,<br />

DIREKTOR LANDWIRTSCHAFTLICHE<br />

STRUKTUREN<br />

Zusatzinformationen<br />

Division Beihilfen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

Direktion Landwirtschaftliche Strukturen<br />

Alain Mariage<br />

T. : 065 / 40.00.73<br />

@ : a.mariage@mrw.wallonie.be<br />

Pierre-L Laurent<br />

T. : 085 / 27.34.90<br />

@ : p.laurent@mrw.wallonie.be<br />

15


dossier<br />

16<br />

Anbringung von Hagelschutznetzen über einer mit Apfelbäumen bepflanzten Parzelle in Melen<br />

Foto: Ph. DELAUNOIS<br />

Weiterentwicklung<br />

einer angemessenen<br />

Das Aktionsprogramm <strong>de</strong>r WR zugunsten <strong>de</strong>s Obst- und Gartenbaus<br />

bevorzugt Projekte, die <strong>de</strong>m Sektor zuträglich sind<br />

und ihm die Möglichkeit bieten, sich einen guten Platz zu verschaffen.<br />

Große, für die Landwirtschaft <strong>de</strong>finierte Ausrichtungen,<br />

die Produktqualität und <strong>de</strong>r Umweltschutz sind im wallonischen<br />

Obst- und Gartenbau bereits Wirklichkeit. Das Aktionsprogramm<br />

neigt dazu, diese weiterhin zu begünstigen.<br />

Global betrachtet ist die Wallonische<br />

Region auf <strong>de</strong>n Import von Gartenbauprodukten<br />

angewiesen. Obwohl die Branche<br />

seit 1990 eine stete Steigerung verzeichnet,<br />

bleibt ihre Entwicklung beschei<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus haben Gartenbaukulturen<br />

zwar einen hohen Mehrwert, sie<br />

erfor<strong>de</strong>rn aber auch die Anwendung spezifischer<br />

Techniken und ein hohes Maß<br />

an fachlichem Wissen und Können.<br />

Der wallonische Agrarbereich bietet Produzenten,<br />

die sich im Gartenbau versuchen<br />

möchten, <strong>de</strong>nnoch außergewöhnliche<br />

Vorteile, nämlich angemessene<br />

Anbauflächen und Witterungsverhältnisse,<br />

die starke Bindung <strong>de</strong>r Anbaumetho<strong>de</strong>n<br />

zum Bo<strong>de</strong>n, die Qualität <strong>de</strong>r<br />

Grun<strong>de</strong>rzeugnisse, die Beherrschung<br />

<strong>de</strong>r Inputs sowie das Qualitätsimage <strong>de</strong>r<br />

Erzeugnisse <strong>de</strong>s wallonischen Gartenbaus.<br />

Dank dieser Pluspunkte können sich die<br />

Gärtner in spezifischen Vertriebsstrukturen<br />

positionieren, auch im Bereich <strong>de</strong>s<br />

kontrolliert biologischen Anbaus und<br />

<strong>de</strong>r regionalen Erzeugnisse sowie in <strong>de</strong>r<br />

warenhandwerklichen Verarbeitung.<br />

Die Wallonische Region för<strong>de</strong>rt diese Initiativen<br />

und sorgt dafür, dass die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Bedingungen für eine Festigung<br />

<strong>de</strong>r Branche geschaffen wer<strong>de</strong>n, und zwar<br />

über das Aktionsprogramm für <strong>de</strong>n Gartenbau,<br />

das von <strong>de</strong>r Direktion Entwicklung<br />

und Beratung verwaltet wird.<br />

1. Die Beihilfen <strong>de</strong>r<br />

Betreuungs-, Beratungs- und<br />

Versuchsstrukturen<br />

Gartenbauzentren sowie Muster- und<br />

Versuchszentren<br />

Die wallonische Gartenbaubranche muss<br />

unbedingt über fachspezifische För<strong>de</strong>rstrukturen<br />

verfügen.<br />

Zur Zeit gibt es drei spezialisierte Strukturen:<br />

ein Versuchszentrum für Gemüseanbau<br />

(das überberufliche Zentrum für<br />

Gemüseanbau, Centre Interprofessionnel<br />

Maraîcher, kurz CIM), ein Versuchszentrum<br />

für Zierpflanzenanbau (das wallonische<br />

Versuchszentrum für Gartenbau,<br />

Centre d’Essais Horticoles <strong>de</strong> Wallonie,<br />

kurz CEHW) und ein Zentrum zur För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s kontrolliert biologischen<br />

Gartenbaus (das Technische Zentrum<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s biologischen Landund<br />

Gartenbaus, Centre Technique pour<br />

le Développement <strong>de</strong> Agriculture et <strong>de</strong><br />

l’Horticulture Biologique, kurz CEB).<br />

Diese VoE’s wur<strong>de</strong>n auf Initiative von<br />

Fachleuten <strong>de</strong>r Branche gegrün<strong>de</strong>t, die zu<br />

<strong>de</strong>ren be<strong>de</strong>utendsten Vertretern und Entscheidungsträgern<br />

zählen. Diese Strukturen<br />

erhalten eine finanzielle Unterstützung,<br />

dank <strong>de</strong>rer sie ein Aktionsprogramm<br />

ausführen können. Die Aktionen<br />

umfassen schwerpunktmäßig Versuche<br />

mit Erzeugnissen sowie die Beratung und<br />

Betreuung von Produzenten.<br />

Das Gemüsezentrum Haspengau<br />

(Centre Maraîcher <strong>de</strong> Hesbaye, CMH<br />

Das CMH entspricht <strong>de</strong>m allgemeinen<br />

Wunsch aller Beteiligten, die innerhalb<br />

Die VoE Zusammenschluss wallonischer<br />

Erdbeerzüchter (Groupement <strong>de</strong>s<br />

Fraisiéristes Wallons, kurz GFW)<br />

Die VoE GFW leistet Beratungsarbeit in<br />

<strong>de</strong>r Erdbeer- und Kleinobstbranche in<br />

Wallonien. Ihre Tätigkeiten konzentrieren<br />

sich auf die allgemeinverständliche<br />

Verbreitung von bestehen<strong>de</strong>n und innovativen<br />

Techniken sowie von Forschungsergebnissen.<br />

Die VoE G.F.W. beteiligt sich<br />

auch an <strong>de</strong>r Ausarbeitung und Anwendung<br />

eines entsprechen<strong>de</strong>n Leistungsverzeichnisses.<br />

Die regionalen Muster- und<br />

Versuchszentren als Vorführmittel<br />

für innovative Anbaumetho<strong>de</strong>n und<br />

-techniken<br />

Der Schwerpunkt liegt auch auf <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

von Diversifizierungstätigkeiten<br />

bzw. <strong>de</strong>r Anwendung innovativer<br />

Techniken. Einige Initiativen seien hier<br />

genannt: Bepflanzung von Obstgärten<br />

mit Mostapfelbäumen, kontrolliert biologische<br />

Bepflanzung von Obstwiesen<br />

Landwirtschaft<br />

3. Die Projekte in <strong>de</strong>n<br />

Bereichen Entwicklung und<br />

angewandte Forschung<br />

(Finanzierung vonseiten <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region und gegebenenfalls <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union im Rahmen <strong>de</strong>r EU-Programme<br />

Phasing-out <strong>de</strong>s Ziels 1, P.D.R.<br />

und INTERREG III).<br />

Die Projekte sind sehr unterschiedlich angesie<strong>de</strong>lt<br />

und betreffen die Anwendung neuer<br />

Techniken bzw. Technologien, beispielsweise<br />

integrierte biologische Schutzmaßnahmen<br />

im Zierpflanzenanbau (VoE CEHW), die<br />

Suche nach Obstsorten, die sich für die Verarbeitung<br />

eignen (VoE Verger), die Weiterentwicklung<br />

von Erdbeeren und Kleinobst<br />

(Zentrum für Agrarforschung - Biotechnologie),<br />

die natürliche Kontrolle von Schadinsekten<br />

<strong>de</strong>r Apfel- und Birnbäume mittels<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Biovielfalt<br />

in <strong>de</strong>n Obstgärten (Katholische<br />

Universität Leuven<br />

– Naturwissenschaftliche<br />

Fakultät), eine Studie über<br />

Diversifizierungsprodukte<br />

im Gemüseanbau.<br />

17<br />

<strong>de</strong>r Produktions- und Vertriebsstruktur<br />

„Freilandgemüse für die Industrie“<br />

unternommenen Anstrengungen zu nutzen.<br />

Zweck <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>s CMH<br />

ist die Ausarbeitung <strong>de</strong>r Qualitätscharta<br />

„PERFECT“. Dieses Projekt umfasst nicht<br />

nur die technische Betreuung <strong>de</strong>r Gemüsebauern,<br />

son<strong>de</strong>rn auch ihre Begleitung<br />

beim ständigen Streben nach optimaler<br />

Qualität, sowohl für altbewährte Kulturen<br />

als auch für neue Produktionsverfahren.<br />

Die VoE Profruit<br />

Die VoE Profruit sichert die Bün<strong>de</strong>lung<br />

<strong>de</strong>r Beratungs- und Betreuungsinfrastrukturen<br />

und <strong>de</strong>r aktiven Kompetenzen<br />

<strong>de</strong>s wallonischen Obstbaus in <strong>de</strong>r Anlaufstelle<br />

von Cerexhe-Heuseux.<br />

mit Hochstammobstbäumen, Anbringen<br />

von Hagelschutznetzen in Obstwiesen,<br />

Lauchanbau für die Industrie, Kulturen<br />

mit hohem Mehrwert wie beispielsweise<br />

In-vitro-Kultur, Erzeugnisse von Baumschulen<br />

o<strong>de</strong>r blühen<strong>de</strong> Sträucher bzw.<br />

Sammlersträucher.<br />

2. Die Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

überberuflichen Struktur<br />

Der Wallonische Obst- und Gartenbauverband<br />

übernimmt als überberuflicher<br />

Fachverband <strong>de</strong>r wallonischen Gartenbaubranche<br />

folgen<strong>de</strong> Aufgaben:<br />

die Koordinierung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Einrichtungen und Beteiligten <strong>de</strong>r Gartenbaubranche;<br />

das Erbringen von Dienstleistungen<br />

und Erteilen von Informationen an<br />

die Gärtner im sozialen, steuerlichen,<br />

rechtlichen, verwaltungsmäßigen,<br />

gesetzlichen und technischen Bereich;<br />

die Vertretung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>r Gartenbaubranche;<br />

die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Garten- und Obstbaus<br />

als Beruf und Fachwissen.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

4. Die Projekte zur Unterstüt zung<br />

<strong>de</strong>r Produktions- und Vermarktun<br />

gsgenossenschaften<br />

Die Wallonische Region ist sich <strong>de</strong>r Tatsache<br />

bewusst, dass vielversprechen<strong>de</strong>,<br />

spezifische Absatzmärkte für unsere wallonischen<br />

Gartenbauerzeugnisse nur<br />

schwer zu fin<strong>de</strong>n sind und unterstützt<br />

daher die Entwicklung kommerzieller<br />

Anlaufstellen wie <strong>de</strong>r Europäische Verband<br />

<strong>de</strong>r Obst- und Gemüseproduzenten<br />

in Wallonien (GPFL), <strong>de</strong>r Zusammenschluss<br />

<strong>de</strong>r Obst- und Gemüseproduzenten<br />

von Namur und Umgebung (GPHN<br />

– Versteigerungsmarkt von Wépion) und<br />

die Genossenschaft APLIGEER.<br />

JOSIANNE FERON<br />

DIREKTION ENTWICKLUNG UND BERATUNG, DGA<br />

Zusatzinformationen<br />

Division Forschung,<br />

Entwicklung und Qualität<br />

Direktion Entwicklung<br />

und Beratung<br />

Josianne Feron<br />

1, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse – 5000 Beez<br />

T. : 081 / 23.48.43 – F. : 081 / 23.48.13<br />

@ : j.feron@mrw.wallonie.be


18<br />

Dossier<br />

Perspektiven und<br />

Erwartungen<br />

<strong>de</strong>s Obst- und<br />

Gartenbausektors<br />

Kein wallonischer Obst- und Gartenbau ohne wallonische<br />

Obst- und Gartenbauern! So viel ist klar. Wer sind sie? Wo<br />

sind sie? Was machen sie? Wie viele sind sie? Was bringen<br />

sie ein? Wie sieht ihre Zukunft aus? Was erwarten die Wallonen<br />

von ihren Obst- und Gartenbauern heute … und morgen?<br />

Dies alles sind Fragen, die sich unsere Mitbürger, aber<br />

auch Naturliebhaber, Behör<strong>de</strong>n, politische und administrative<br />

Instanzen, die für <strong>de</strong>n Sektor <strong>de</strong>r wallonischen Agrarwirtschaft<br />

zuständig sind, stellen können.<br />

Der Obst- und Gartenbau kann im weiten<br />

Sinn auf zahlreiche Berufsorganisationen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Sektoren zählen, <strong>de</strong>ren<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Basismehrwert angebauter<br />

genusstauglicher und nicht genusstauglicher<br />

Obst- und Gartenbauerzeugnisse<br />

erwirtschaften. Dabei geht es um<br />

das unterschiedlichste Gemüse und Obst<br />

einerseits und um äußerst vielfältige Zierpflanzen<br />

an<strong>de</strong>rerseits. Der Sektor umfasst<br />

ebenfalls die Partner, die aufgrund ihrer<br />

Dienstleistungen einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />

zusätzlichen Mehrwert erbringen: es han<strong>de</strong>lt<br />

sich hierbei um Gartenunternehmer,<br />

Floristen, Gärtnereien, usw.<br />

Der wallonische Obst- und<br />

Gartenbauer:<br />

<strong>de</strong>r Leiter eines KMU<br />

Der Obst- und Gartenbauer ist ein Selbständiger,<br />

<strong>de</strong>r sein Unternehmen als wirklicher<br />

Leiter eines KMU managt. Sein<br />

Einkommen bestreitet er hauptsächlich<br />

aus <strong>de</strong>m Verkauf seiner Erzeugnisse und<br />

Dienstleistungen. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>m,<br />

was sich allgemein in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

vollzieht, erlebt dieser Berufsstand kaum<br />

die Einschränkungen, die die Menschen<br />

erfahren, die <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n bewirtschaften:<br />

keine Quotenregelung; <strong>de</strong>r Obst- und<br />

Gartenbauer erzeugt die gewünschten<br />

Mengen,<br />

kein Brachland; er verwertet sein<br />

Grundstück nach Belieben,<br />

keine öffentliche Intervention bei <strong>de</strong>r<br />

Preisfestlegung,<br />

keine zwingen<strong>de</strong>n europäischen Prämien.<br />

Die „Bewegungsfreiheit“, die <strong>de</strong>r Obst- und<br />

Gartenbauer genießt, bietet ihm die Möglichkeit,<br />

sein Unternehmen auszubauen und<br />

seine Fähigkeiten dabei bestmöglich, d.h.<br />

mit einem Min<strong>de</strong>stmass an externen Hin<strong>de</strong>rnissen,<br />

weiter zu entwickeln.<br />

Natürlich gehört er, wie die meisten<br />

Manager wallonischer KMU allgemein,<br />

zum institutionellen und vorschriftsmäßigen<br />

allgemeinen Rahmen, <strong>de</strong>r für alle<br />

wallonischen KMU gilt. Mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

Dienstleistungen seines Verban<strong>de</strong>s und<br />

Bürgersinn, gewöhnt er sich an seine<br />

Situation (Sozial-, Steuergesetzgebung,<br />

Gesundheits-, Umweltrecht, usw.).<br />

Auch die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Privatabkommen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Erzeugern und<br />

<strong>de</strong>n Verarbeitungs- und Vertriebsunternehmen<br />

ist nicht von <strong>de</strong>r Hand zu weisen. Bei<br />

<strong>de</strong>r Einführung neuer Regeln, die <strong>de</strong>n Beruf<br />

erschweren, ist Vorsicht angesagt.<br />

Im Allgemeinen geht es <strong>de</strong>n wallonischen<br />

Obst- und Gartenbaubetrieben gut. Deutliche<br />

Zeichen für ihren Erfolg und ihre<br />

Dynamik ist sicherlich die Tatsache, dass die<br />

<strong>de</strong>m Obst- und Gartenbau vorbehaltenen<br />

Flächen zunehmen und dass die Obst- und<br />

Gartenbauern mehr und mehr Arbeitsstellen<br />

schaffen, während die Landwirtschaft<br />

mehr und mehr Arbeitsplätze einbüsst.<br />

Sicherlich gibt es Ausnahmen und sie verdienen<br />

unsere Aufmerksamkeit, aber im<br />

Allgemeinen ist <strong>de</strong>r Sektor gesund.<br />

Einige Schwächen<br />

An<strong>de</strong>re haben es hervorgehoben, die Position<br />

<strong>de</strong>s Obst- und Gartenbaus innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft Walloniens lässt sich in einigen<br />

Sätzen zusammenfassen:<br />

die wallonischen Regionen schicken<br />

sich an, allen Bedürfnissen im Obstund<br />

Gartenbau nachzukommen,<br />

die Produktpalette wallonischer Obstund<br />

Gartenbauerzeugnisse ist jedoch<br />

sehr <strong>de</strong>fizitär. Laut <strong>de</strong>n Sektoren beträgt<br />

das wallonische Defizit 80 %,<br />

Wallonien importiert also <strong>de</strong>n Großteil<br />

<strong>de</strong>r Obst- und Gartenbauerzeugnisse,<br />

die es konsumiert. Wallonien ist für<br />

Flan<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r beste Exportmarkt,<br />

<strong>de</strong>r Export wallonischer Obst- und<br />

Gartenbauerzeugnisse ist eher eine Ausnahme<br />

(Möhren, Tannen, usw.).<br />

Eine Marktnische<br />

Wie gesagt, die in Wallonien anwesen<strong>de</strong>n<br />

Obst- und Gartenbauern verwalten ihr<br />

KMU und erarbeiten gewissenhaft an die<br />

20 % <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Wallonen konsumierten<br />

Obst- und Gartenbauerzeugnisse.<br />

Die wallonischen Obst- und Gartenbauern<br />

sind nicht zahlreich genug. Neue Obst- und<br />

Gartenbaubetriebe müssen gegrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Die zunehmen<strong>de</strong>n Beschäftigungszahlen,<br />

die seine Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit hervorbringen,<br />

können in naher Zukunft erheblich<br />

gesteigert wer<strong>de</strong>n.<br />

CLAUDE GUIOT<br />

PRÄSIDENT DES WALLONISCHEN<br />

GARTENBAUVERBANDS<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Forschung:<br />

Dossier<br />

Verbesserte<br />

Integration von<br />

Industriegemüsekulturen<br />

in die Fruchtfolgen<br />

19<br />

Die für <strong>de</strong>n Obst- und Gartenbau festgelegte<br />

Zielrichtung <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Wallonischen Region<br />

subventionierten Forschungsprogramms<br />

beruht auf Forschungsprojekte, die von wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen und Universitäten<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. All’ diese Projekte<br />

sind aufgrund <strong>de</strong>r Schlussfolgerungen<br />

ausgewählt wor<strong>de</strong>n, die sich auf das Management<br />

<strong>de</strong>r Betriebe und auf die Durchführung<br />

einer nachhaltigen Landwirtschaft auswirken<br />

wer<strong>de</strong>n. Somit betrifft die hier vorgestellte<br />

Studie, <strong>de</strong>ren Ergebnisse noch nicht alle vorliegen,<br />

die Kontrolle <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />

<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Industriegemüsekulturen.<br />

Fotos: CRA<br />

Jungspinat (Mai 2002).<br />

Die Einführung von<br />

Forschungsmitteln zwecks<br />

Beratungsarbeit im Sektor<br />

Die Abteilung Pflanzenproduktion <strong>de</strong>s<br />

Zentrums für Agrarforschung hat in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n fachlichen Beteiligten<br />

vor Ort (Gemüsezentrum Haspengau)<br />

und <strong>de</strong>r Industrie (Hesbaye Frost, s.a.) ein<br />

von <strong>de</strong>r Wallonischen Region finanziertes<br />

Forschungsprojekt erstellt. Der Titel <strong>de</strong>s<br />

Projekts lautet: Optimierung <strong>de</strong>s Wirkungsvermögens<br />

von Stickstoff bei Fruchtfolgen, die<br />

Industriegemüsekulturen in Haspengau integrieren.<br />

Es wur<strong>de</strong> im Januar 2001 für eine<br />

Dauer von vier Jahren gestartet.<br />

Das Ziel <strong>de</strong>s Projekts besteht in <strong>de</strong>r Kontrolle<br />

<strong>de</strong>r Aspekte, die mit <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />

<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Industriegemüsekulturen<br />

zusammenhängen. Es<br />

kommt zwei Hauptanliegen nach: Sicherung<br />

einer ausreichen<strong>de</strong>n, qualitativ hochwertigen<br />

Produktion, wobei auf Umweltschutz<br />

geachtet wird (minimaler Stickstoffrückstand<br />

im Bo<strong>de</strong>n nach Kultur).<br />

Bei <strong>de</strong>r Produktion von Industriegemüse<br />

wer<strong>de</strong>n während einer Saison auf einem<br />

Feld oftmals zwei aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong><br />

Kulturen angebaut (Jungspinat gefolgt<br />

von Bohnen zum Beispiel, o<strong>de</strong>r Futtererbsen<br />

gefolgt von Spinat). Dabei han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um doppelte Kulturen.<br />

Zu<strong>de</strong>m ist die Stickstoffdüngung bei<br />

gewissen Kulturen eine schwierige Angelegenheit:<br />

1) für Kulturen mit kurzer Vegetationsperio<strong>de</strong><br />

(6 bis 8 Wochen) mit kurzen Wurzeln,<br />

die viel Stickstoff benötigen wie<br />

Spinat, ist häufig eine Ten<strong>de</strong>nz zur Überdüngung<br />

zu beobachten, um eine rasche<br />

Aufnahme <strong>de</strong>s Stickstoffs zu gewährleisten.<br />

Dies erhöht außer<strong>de</strong>m das Risiko<br />

eines hohen Mineralstickstoffrückstands<br />

im Bo<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Ernte,<br />

2) Kulturen mit längerer Vegetationsperio<strong>de</strong><br />

(über 10 Wochen), die wenig Stickstoff<br />

benötigen, so Bohnen, Erbsen<br />

o<strong>de</strong>r Futtererbsen, hinterlassen reichhaltige<br />

Rückstän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Kulturen,<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

20<br />

<strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>rum organischer Stickstoff<br />

in Form von Mineralsalzen zugeführt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Das Nitrat, das daraus<br />

hervorgeht, kann – wenn <strong>de</strong>m nicht<br />

entgegengewirkt wird - durch Auswaschung<br />

in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gelangen.<br />

Diese Elemente haben dazu veranlasst,<br />

sich beson<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r<br />

Ratschläge zur Stickstoffdüngung je Parzelle<br />

sowie <strong>de</strong>r Stellung von Industriegemüsekulturen<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Fruchtfolge<br />

in Bezug auf herkömmliche Kulturen<br />

(Rüben, Weizen, usw.) zu befassen.<br />

Die ersten Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

laufen<strong>de</strong>n Forschungsarbeiten<br />

sind sehr Erfolg versprechend<br />

Nach 3 Jahren <strong>de</strong>r geplanten vierjährigen<br />

Forschungsarbeiten konnten fünf Standorte<br />

mit Jungspinat, zwei Standorte mit<br />

Herbstspinat, drei mit Bohnen und einer<br />

mit Futtererbsen überprüft wer<strong>de</strong>n. Für<br />

diese ist die Folge von Jungspinat, gefolgt<br />

von Bohnen drei Mal und die Folge von<br />

Futtererbsen o<strong>de</strong>r Jungspinat gefolgt von<br />

Herbstspinat, ein Mal untersucht wor<strong>de</strong>n.<br />

Für je<strong>de</strong> untersuchte Gemüseart sind die<br />

dank <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r französischen<br />

Software AZOBIL erhaltenen Ergebnisse<br />

und Ratschläge zur Kontrolle <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />

zur Bewertung vorgelegt<br />

wor<strong>de</strong>n. Unterschiedliche Dosen Stickstoffdünger<br />

sind getestet wor<strong>de</strong>n.<br />

Die ersten Ergebnisse dieser Versuche<br />

Futtererbsen, Blick auf ein Feld, das durch<br />

Beregnung bewässert wird, Detail (Juli 2001).<br />

zeigen auf, dass das Wachstum von Jungspinat<br />

sehr stark von <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />

abhängt. Die Pflanzenproben, die<br />

im Laufe einer Vegetationsperio<strong>de</strong> bis hin<br />

zur Ernte entnommen wor<strong>de</strong>n sind, boten<br />

die Möglichkeit, die Wachstumsphasen<br />

<strong>de</strong>r Pflanze besser zu begrenzen. Bis zum<br />

Stadium von 4 Blättern ist das Wachstum<br />

– unabhängig von <strong>de</strong>r angewen<strong>de</strong>ten<br />

Stickstoffdüngung - langsam. Ab <strong>de</strong>m 6-<br />

blättrigen Stadium (etwa 40 Tage nach<br />

Einsaat) zieht das Wachstum <strong>de</strong>utlich an,<br />

mit <strong>de</strong>m Unterschied, dass <strong>de</strong>r Bezugswert<br />

ohne Stickstoff sich in begrenztem Maße<br />

entwickelt. Beim Stadium <strong>de</strong>r 8-10 Blätter<br />

beschleunigt sich das Wachstum nicht nur,<br />

son<strong>de</strong>rn hängt eng mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pflanze<br />

zugeführten Stickstoffmenge zusammen.<br />

Diese Studie zeigt ebenfalls, dass die von<br />

AZOBIL empfohlene Dosis von 180 – 200<br />

kg N/ha ein guter Kompromiss für die<br />

Kultur ist. Neben dieser Kultur „zahlt“ sich<br />

<strong>de</strong>r eventuelle Ertragsgewinn durch einen<br />

erhöhten Rückstand an Mineralstickstoff<br />

„aus“, <strong>de</strong>r bei Ausklang <strong>de</strong>s Wachstums im<br />

Bo<strong>de</strong>n hinterlassen wird.<br />

Bohnen, die einige Tage auf die Ernte <strong>de</strong>s<br />

Spinats folgen, reagieren allerdings nicht so<br />

positiv auf die Stickstoffdüngung wie ihr<br />

Vorgänger. 30 bis 45 Tage nach Einsaat, zu<br />

Anfang <strong>de</strong>r intensiven Vegetationsperio<strong>de</strong><br />

Fotos: CRA<br />

<strong>de</strong>r Kultur, unterschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Bezugswert<br />

sich nicht von <strong>de</strong>n zunehmend untersuchten<br />

Stickstoffdüngern. Das Gleiche gilt für<br />

die Ernte (ungefähr 75 Tage nach <strong>de</strong>r Einsaat),<br />

wo <strong>de</strong>r Ertrag an Bohnen mit allen<br />

getesteten Stickstoffdosen i<strong>de</strong>ntisch ist. Zu<br />

diesem Zeitpunkt sind Stickstoff bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Nodositäten auf <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r nicht<br />

gedüngten Setzlinge stärker entwickelt und<br />

zahlreicher. Die Größe <strong>de</strong>r Bohnenhülsen<br />

und die Proportion zwischen Hülsen und<br />

Bohnen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen<strong>de</strong><br />

Elemente.<br />

Es scheint also möglich zu sein, einer<br />

Bohnenkultur, die auf eine wohl kontrollierte<br />

Jungspinatkultur folgt, keinen Stickstoff<br />

zuzuführen (AZOBIL Empfehlung).<br />

Futtererbsen, die oftmals vor Herbstspinat<br />

angebaut wer<strong>de</strong>n, verhalten sich<br />

ähnlich wie Bohnen: sie zeigen keine<br />

Reaktion auf Stickstoffdünger. Man stellt<br />

jedoch einen erhöhten Mineralstickstoffrückstand<br />

im Bo<strong>de</strong>n fest, wenn ein Dünger<br />

zugeführt wor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r die AZOBIL<br />

Empfehlung überschreitet (im getesteten<br />

Fall um 80 kg N/ha höher).<br />

Forschung im Obst- und Gartenbau,<br />

Dem wallonischen Obst- und Gartenbau, insbeson<strong>de</strong>re die in<br />

diesem Bereich in wissenschaftlichen Einrichtungen, Universitäten<br />

und <strong>de</strong>m Zentrum für Agrarforschung unternommene Forschung<br />

wird beachtliche Unterstützung zuteil, die von <strong>de</strong>r Forschungsabteilung<br />

<strong>de</strong>r DGA verwaltet wird. All’ diese Forschungsarbeiten,<br />

<strong>de</strong>ren Auswirkungen auf Ebene <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen<br />

Praxis kurz- o<strong>de</strong>r mittelfristig erwartet wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n im<br />

Kontext eines „nachhaltigen“ Obst- und Gartenbaus getätigt.<br />

Beim Gemüseanbau wer<strong>de</strong>n Arbeiten zu drei Themen durchgeführt:<br />

die Optimierung <strong>de</strong>r Wirksamkeit <strong>de</strong>s Stickstoffs bei Fruchtfolgen,<br />

die Industriegemüsekulturen in Haspengau einglie<strong>de</strong>rn,<br />

die Entwicklung von innovativen Techniken zur Bekämpfung<br />

<strong>de</strong>r Möhrenfliege und<br />

die Verwendung nützlicher Entomofauna zur Bekämpfung<br />

diverser Schadinsekten.<br />

Beim Kleinobst sind die Forschungsarbeiten auf Physiologie<br />

und Genetik ausgerichtet. Dabei wer<strong>de</strong>n einerseits die Physiologie<br />

<strong>de</strong>r Blüte und <strong>de</strong>r Winterruhe <strong>de</strong>s Erdbeerstocks und an<strong>de</strong>rerseits<br />

die I<strong>de</strong>ntifikation und Kontrolle von Genen untersucht,<br />

welche die Verfahren <strong>de</strong>r Erweichung bei <strong>de</strong>r Reifung von Erdbeeren<br />

verursachen.<br />

Dem Sektor „Großobst“ (Äpfel und Birnen) kommt beson<strong>de</strong>re<br />

Aufmerksamkeit zu.<br />

Eine Methodik zur Markierung von Molekularmarkern wird<br />

zurzeit entwickelt, um Apfelbaumsorten und -mutanten zu<br />

erkennen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung und Diagnose von Krankheitserregern<br />

entwickeln Forscher Molekularkits und Stichprobenvor-<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

Auf Ebene <strong>de</strong>r Fruchtfolge sind die ersten<br />

Ergebnisse interessant. Für Nitrat<br />

bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nebensaaten sind zwei Fallbeispiele<br />

untersucht wor<strong>de</strong>n: entwe<strong>de</strong>r<br />

eine relativ frühe Aussaat (vor <strong>de</strong>m 15.<br />

September) o<strong>de</strong>r eine späte Aussaat (bis<br />

Anfang Oktober), je nach <strong>de</strong>n Erntedaten<br />

<strong>de</strong>r Gemüsesorten.<br />

Bei <strong>de</strong>r frühen Aussaat haben Senf und<br />

Phazelie sich als wirksame Auffangkulturen<br />

für Mineralstickstoff <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nprofils<br />

erwiesen: über 50 kg N/ha auf 60 cm<br />

Tiefe wer<strong>de</strong>n bei Auswaschung vor <strong>de</strong>m<br />

Monat November entzogen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Spätsaat stellen vor allem Roggen<br />

und Welsches Wei<strong>de</strong>lgras eine gute Alternative<br />

dar, wenn <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n nicht nackt<br />

bleiben soll. Bei Roggen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />

Bo<strong>de</strong>nprofil Mengen entzogen, die <strong>de</strong>njenigen<br />

entsprechen, die bis En<strong>de</strong> November<br />

und sogar noch im Dezember (frost<br />

verträgliche Sorte) bei Senf o<strong>de</strong>r Phazelie<br />

entzogen wer<strong>de</strong>n. Wei<strong>de</strong>lgras, das nach<br />

En<strong>de</strong> September gesät wor<strong>de</strong>n ist, wächst<br />

nur langsam und fängt keinen Stickstoff<br />

auf. Außer<strong>de</strong>m scha<strong>de</strong>t wie<strong>de</strong>rholter Frost<br />

dieser Pflanzen<strong>de</strong>cke.<br />

Zur Vervollständigung dieser Studie<br />

haben wir bei Senf und Phazelie die Möglichkeit<br />

einer frühzeitigen (nach Vernichtung<br />

durch Frost) o<strong>de</strong>r späten Bo<strong>de</strong>neinarbeitung<br />

vorgesehen, wobei agrarökologische<br />

Maßnahmen eingehalten wer<strong>de</strong>n<br />

(nach <strong>de</strong>m 1. Januar), und zwar unabhängig<br />

vom Zustand <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

Pflanzen<strong>de</strong>cken. Die Frage <strong>de</strong>s Stickstoffverlusts<br />

unter gefrorener Bo<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cke, die<br />

am Bo<strong>de</strong>n liegt und nicht eingearbeitet<br />

wor<strong>de</strong>n ist, bleibt bis auf <strong>de</strong>n heutigen<br />

Tag unbeantwortet. Die Ergebnisse dieser<br />

Vergleiche wer<strong>de</strong>n zu einem späteren<br />

Zeitpunkt zur Verfügung stehen.<br />

Außer<strong>de</strong>m sind die Ergebnisse <strong>de</strong>r Forschungsarbeiten,<br />

die durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

in Bezug auf die Fähigkeit, einer Winter-<br />

(Weizen) o<strong>de</strong>r Frühjahrskultur (Rüben,<br />

Kartoffeln o<strong>de</strong>r Gemüse) <strong>de</strong>n von verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gemüsesorten im Bo<strong>de</strong>n hinterlassenen<br />

Mineralstickstoff wie<strong>de</strong>rzuerlangen,<br />

noch unvollständig und wer<strong>de</strong>n<br />

nach Ablauf von vier Jahren Forschung<br />

zusammengefasst.<br />

Was genau wird von diesen<br />

Forschungsarbeiten in die<br />

Praxis umgesetzt?<br />

Das Projekt hat bei <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Beratung in punkto Stickstoffdüngung von<br />

eigentlichen Gemüsesorten bereits Antworten<br />

geliefert. Die Schlussfolgerungen <strong>de</strong>r<br />

Studien in Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Aspekten<br />

<strong>de</strong>r „Fraktionierung“ und „<strong>de</strong>r zeitlich<br />

verlegten Zufuhr“ von Dünger, in Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Ernte von<br />

Pflanzen (Nitrat im Spinat) liefern die letzten<br />

Elemente in diesem Zusammenhang.<br />

Nichts<strong>de</strong>stotrotz sei darauf hingewiesen,<br />

dass das Projekt vor allem Denkanstösse<br />

zum Management <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />

von Gemüsekulturen, aber auch von an<strong>de</strong>ren<br />

Kulturen, die auf die Fruchtfolge folgen,<br />

geben wollte. Managen heißt insbeson<strong>de</strong>re<br />

einen optimalen Ertrag, eine qualitativ<br />

hochwertige Produktion und im Bo<strong>de</strong>n<br />

einen möglichst begrenzten Mineralstickstoffrückstand<br />

erzielen. Dies be<strong>de</strong>utet auch,<br />

dass dieser Rückstand und die Mineralisierung<br />

von Rückstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gemüsesorten<br />

bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Düngung <strong>de</strong>r<br />

nachfolgen<strong>de</strong>n Kultur entwe<strong>de</strong>r berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r dieser Rückstand bei <strong>de</strong>r<br />

Nebensaat kontrolliert wird, um zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />

dass Nitrat ins Grundwasser abfließt.<br />

Wetten, dass die endgültigen Schlussfolgerungen<br />

<strong>de</strong>n gesetzten Zielen entsprechen, die<br />

darin bestehen, die Industrie, die fachlichen<br />

Beteiligten (CMH) und die Landwirte bei <strong>de</strong>r<br />

Wahl ihrer Praktiken <strong>de</strong>r Stickstoff-Düngung<br />

von Industriegemüsekulturen zu beraten.<br />

SOPHIE RENARD,<br />

JEAN-PIERRE GOFFART,<br />

MARC FRANKINET<br />

Zusatzinformationen<br />

Wallonisches Zentrum für<br />

Agrarforschung, CRA-W<br />

Abteilung Pflanzenproduktion.<br />

4 rue du Bordia<br />

5030 Gembloux<br />

T. : 081 / 62.50.00<br />

@ : prodveg@cra.wallonie.be<br />

21<br />

von <strong>de</strong>r WR unterstützte Projekte<br />

schriften, die <strong>de</strong>r Diagnose von Virusinfektionen auf Obstgehölzen<br />

dienen bzw. sie erarbeiten eine Metho<strong>de</strong> zur Aufspürung<br />

und Kennzeichnung bakterieller Krankheitserreger.<br />

Diverse Forschungsarbeiten dienen <strong>de</strong>r Bekämpfung von<br />

Krankheitserregern und Schadinsekten:<br />

– die Entwicklung von Metho<strong>de</strong>n zur Bekämpfung wichtiger<br />

Bakterien,<br />

– die Studie <strong>de</strong>r Auswirkungen von Pestizi<strong>de</strong>n auf Schädlinge<br />

und ihre Gegenspieler,<br />

– die Entwicklung von Techniken zur Freisetzung von Parasitoi<strong>de</strong>n<br />

zur Bekämpfung von Läusen<br />

– die Untersuchung von Möglichkeiten zur Bekämpfung <strong>de</strong>r<br />

gefolgerten systemischen Resistenz und die Ausarbeitung<br />

einer Bekämpfungsstrategie für optimalen Pflanzenschutz<br />

von Apfelbaumobstgärten, die nach <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r biologischen<br />

Produktion gemanagt wer<strong>de</strong>n.<br />

– Ein Versuch zur genetischen Verbesserung von Antagonisten-Hefestämmen<br />

gegenüber Konservierungskrankheiten<br />

wird unternommen.<br />

Um mit diesem Überblick <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Wallonischen Region<br />

unterstützen Forschungsarbeiten im Bereich <strong>de</strong>s Obst- und<br />

Gartenbaus abzuschließen, ist noch die Verbesserung neuer<br />

Produktionstechnologien für qualitativ hochwertige Weihnachtsbäume<br />

zu erwähnen.<br />

Weitere Informationen<br />

ANNE POURTOIS, DIREKTION FORSCHUNG<br />

Division Forschung, Entwicklung und Qualität<br />

Direktion Forschung<br />

Anne Pourtois<br />

4, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse – 5000 Beez<br />

T. : 081 / 23.48.27 – F. : 081 / 23.48.19<br />

@ : a.pourtois@mrw.wallonie.be


22<br />

Beratung:<br />

Foto: Profuit<br />

Seit 1. Januar dieses Jahres ist die VoE<br />

Profruit zuständig für die För<strong>de</strong>rung,<br />

Begleitung und Unterstützung bei <strong>de</strong>r Realisierung<br />

Erfolg versprechen<strong>de</strong>r Projekte<br />

zugunsten <strong>de</strong>s Obstbaus. Ziele <strong>de</strong>r Vereinigung<br />

sind unter an<strong>de</strong>rem die Auswahl<br />

künftiger Obstsorten, die Bekämpfung<br />

von Krankheiten und Schädlingen sowie<br />

die Bewertung <strong>de</strong>r im Han<strong>de</strong>l verfügbaren<br />

Pflanzenschutzmittel und ihrer Auswirkungen<br />

auf die Produktionen.<br />

Koordination und Unterstützung<br />

von Baumzüchtern und Obstgä<br />

Früher wur<strong>de</strong>n Prämien für das Ro<strong>de</strong>n<br />

von Obstbäumen erteilt, so dass viele<br />

Baumzüchter ihre Produktion aufgaben.<br />

Inzwischen gibt es in <strong>de</strong>r Wallonie<br />

nur noch wenige Gebiete, wo Obst<br />

in großem Umfang produziert wird.<br />

Diese Produktion war auf wallonischem<br />

Anbaugebiet jedoch immer beliebt. Der<br />

Bo<strong>de</strong>n ist außergewöhnlich ertragreich,<br />

die Witterungsverhältnisse sind günstig<br />

und die Tradition ist tief verankert. Es<br />

gilt also nun zu ermitteln, welche Richtungen<br />

<strong>de</strong>r Obstbau künftig einschlagen<br />

soll und welche Märkte zu bearbeiten<br />

sind, ausgehend von <strong>de</strong>r Tatsache, dass<br />

<strong>de</strong>r Verbraucher ein Erzeugnis von hochwertiger<br />

Qualität erwartet. Zurzeit sind<br />

die Obstgärtner unterschiedlicher Meinung<br />

und lassen sich nur schwer in einer<br />

Vereinigung zusammenbringen. Es ist<br />

jedoch offensichtlich, dass nur eine breite<br />

Zusammenarbeit Zukunft hat.<br />

Die VoE Profruit, die seit 1963 in Cerexhe-Heuseux<br />

(Soumagne) auf <strong>de</strong>m Plateau<br />

<strong>de</strong>s Herver Lands ansässig ist, wur<strong>de</strong><br />

am 6. Mai 2003 vom wallonischen Minister<br />

<strong>de</strong>r Landwirtschaft und Ländlichen<br />

Angelegenheiten offiziell eröffnet. Die<br />

dazu gehören<strong>de</strong>, 2,5 ha große Parzelle ist<br />

unentbehrlich für eine Reihe von Versuchen<br />

mit mehreren Kernobstsorten, unter<br />

an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lsüblichen Apfel-<br />

(Novajo, Jonagold, Jonagored, Gol<strong>de</strong>n)<br />

und Birnensorten (Concor<strong>de</strong>, Conférence).<br />

Demnächst sollen neue Obstsorten mit<br />

vielversprechen<strong>de</strong>n Qualitäten hinzukommen.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis ist dieses Zentrum seit <strong>de</strong>m<br />

1. Januar 2004 einsatzbereit. Es soll auf<br />

Dauer ein Koordinations- und För<strong>de</strong>rzentrum<br />

für die wallonische Obstbaubranche<br />

wer<strong>de</strong>n und dabei als Bin<strong>de</strong>glied zwischen<br />

wissenschaftlicher Forschung und Berufswelt<br />

fungieren. Zu diesem Zweck haben<br />

wir gemeinsame Projekte mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

am Obstbau interessierten Vereinigungen<br />

gestartet bzw. optimiert.<br />

Die VoE wird zurzeit von rund vierzig<br />

Obstgärtnern aktiv unterstützt. Sie bietet<br />

ihnen Pflanzenschutzberatung für ihre<br />

Anbauparzellen sowie einen technischen<br />

und wissenschaftlichen Informationsdienst<br />

bei <strong>de</strong>r Orientierung von Maßnahmen<br />

im Sinne einer angemessenen Obstproduktion<br />

und <strong>de</strong>r gleichzeitigen Wahrung<br />

<strong>de</strong>r wallonischen Obstsorten.<br />

Profruit verteilt bereits obstbauspezifische<br />

Warnmeldungen (bzgl. Krankheiten<br />

und Schädlingen) an alle interessierten<br />

wallonischen Obstgärtner. Das dazu<br />

erfor<strong>de</strong>rliche Netz von Wetterstationen<br />

soll <strong>de</strong>mnächst ausgebaut wer<strong>de</strong>n, um<br />

eine flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>re Überwachung<br />

<strong>de</strong>r Obstanbaugebiete in <strong>de</strong>r Wallonie zu<br />

gewährleisten.<br />

Außer<strong>de</strong>m führt die Vereinigung auf<br />

Versuchsparzellen Experimente durch,<br />

bei <strong>de</strong>nen die von <strong>de</strong>n Forschungseinrichtungen<br />

gelieferten Ergebnisse über<br />

mögliche Verbesserungen <strong>de</strong>r Produktionsmittel<br />

praxisnah überprüft und dann<br />

gegebenenfalls <strong>de</strong>n Obstgärtnern in Form<br />

von Informationen und Ausbildungen<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n. Um <strong>de</strong>n Einsatz von<br />

Pflanzenschutzmitteln zu minimieren,<br />

unterstützt die Vereinigung aktiv Versuche<br />

mit Obstgärten, <strong>de</strong>ren Gestaltung auf<br />

die Bereicherung <strong>de</strong>r Artenvielfalt und<br />

die För<strong>de</strong>rung von Nützlingen ausgerichtet<br />

ist. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n künftig im<br />

Versuchsobstgarten auch Tests zur Bewertung<br />

von Pflanzenschutzmitteln durchgeführt.<br />

Ein weiteres Ziel ist die Beteiligung<br />

an <strong>de</strong>r Entwicklung neuer Obstsorten.<br />

An<strong>de</strong>re Projekte, <strong>de</strong>nen die Obstgärtner<br />

zugestimmt haben, sollen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Monaten realisiert wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Tätigkeiten liegen schwerpunktmäßig<br />

auch im Bereich <strong>de</strong>r Sensibilisierung <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit auf alle Aspekte unserer<br />

wallonischen Obstproduktion.<br />

GUY FOCANT, PROFRUIT<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Profruit : die großen<br />

Richtlinien<br />

Dossier<br />

Einige Fragen an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Koordinations- und Verkaufsför<strong>de</strong>rungszentrums<br />

Können Sie die Geschichte von Profruit<br />

kurz schil<strong>de</strong>rn?<br />

Die VoE Profruit wur<strong>de</strong> 1963 gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Anfänglich wur<strong>de</strong>n vor allem Konferenzen<br />

über Obstbau abgehalten sowie Schnittund<br />

Veredlungsarbeiten vorgeführt. Später<br />

wur<strong>de</strong>n dann Versuche durchgeführt, um<br />

neue Metho<strong>de</strong>n für die Bewirtschaftung<br />

von Obstgärten und Erdbeerkulturen zu<br />

entwickeln und auch neue Obstsorten<br />

und Veredlungsunterlagen zu bewerten.<br />

<strong>de</strong>r Projekte<br />

rtnern<br />

Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n Kontakte mit<br />

<strong>de</strong>m Ausland geknüpft. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er<br />

Jahre wur<strong>de</strong>n die Obstgärten <strong>de</strong>r VoE<br />

Profruit allmählich auf mehrere Parzellen<br />

ausge<strong>de</strong>hnt und die erzeugten Früchte<br />

vermarktet. Später wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lehrbienenstand<br />

„Rucher-Ecole“ aus Lüttich auf<br />

<strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> eingerichtet. Anschließend<br />

konnte dank <strong>de</strong>r Subventionen <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region die Dienststelle „Feu<br />

bactérien“ (Feuerbrandbefall) eingerichtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Tätigkeitsbereiche wur<strong>de</strong>n<br />

stets vielseitiger und passten sich <strong>de</strong>n<br />

Bedürfnissen <strong>de</strong>r Obstgärtner an. Lei<strong>de</strong>r<br />

musste die Vereinigung wegen mangeln<strong>de</strong>r<br />

finanzieller Unterstützung von 1994<br />

bis 2003 sozusagen auf Eis gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Welche Anbauverfahren wer<strong>de</strong>n angewandt,<br />

um trotz stark verringertem Einsatz<br />

von Pflanzenschutzmitteln Qualitätsfrüchte<br />

zu produzieren?<br />

Die vom Großteil <strong>de</strong>r Obstgärtner angewandte<br />

Strategie besteht darin, die in <strong>de</strong>n<br />

obstbauspezifischen Warnmeldungen<br />

erteilten Ratschläge zu befolgen. In Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>r Verlaufskontrolle <strong>de</strong>r<br />

Schädlingsbestän<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Entwicklungsstadiums<br />

<strong>de</strong>r Krankheiten ist es so<br />

möglich, <strong>de</strong>n Einsatzzeitpunkt und die<br />

Dosierung von Schutz- und Bekämpfungsmitteln<br />

sehr vernünftig zu ermitteln.<br />

Der Vorrang gilt selbstverständlich spezifischen<br />

Produkten, die <strong>de</strong>n Bestäubern, <strong>de</strong>n<br />

Nützlingen, <strong>de</strong>r Umwelt und <strong>de</strong>m Verbraucher<br />

keinen Scha<strong>de</strong>n zufügen.<br />

Die Erhaltung bzw. Neupflanzung von<br />

Mischhecken und Blumenbeeten, die um<br />

die Obstgärten herum angelegt wer<strong>de</strong>n,<br />

för<strong>de</strong>rt die Ansiedlung einer nützlichen<br />

Raub- und Parasitenfauna, wodurch die<br />

Anzahl und Frequenz <strong>de</strong>r Behandlungen<br />

weiter verringert wer<strong>de</strong>n kann. Dank <strong>de</strong>r<br />

Niststellen, die insektenfressen<strong>de</strong>n Vögeln<br />

sowie jenen Raubvögeln Unterschlupf bieten,<br />

die sich von schädlichen Nagetieren<br />

ernähren, kann dieses ökologische Gleichgewicht<br />

gestärkt wer<strong>de</strong>n. Neben diesen<br />

Maßnahmen trägt auch die Kontrolle <strong>de</strong>s<br />

vegetativen Wachstums <strong>de</strong>r Bäume durch<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Schnitt dazu bei, die<br />

Bäume für schädliche Insekten weniger<br />

attraktiv zu machen und ihre Anfälligkeit<br />

für Krankheiten einzudämmen.<br />

Welche sind <strong>de</strong>rzeit die Hauptsorgen <strong>de</strong>r<br />

Obstgärtner?<br />

Zwei große Probleme verängstigen zurzeit<br />

die Branche. Zum einen ist da die jüngste,<br />

zahlenmäßige Verringerung <strong>de</strong>r in Belgien<br />

amtlich zugelassenen Pflanzenschutzmittel.<br />

Diese Ten<strong>de</strong>nz ist in Verbindung zu<br />

bringen mit <strong>de</strong>r EU-Gesundheitspolitik,<br />

aber auch mit <strong>de</strong>r Investitionsunlust <strong>de</strong>r<br />

Pflanzenschutzhersteller in die Forschung<br />

und För<strong>de</strong>rung von Wirkstoffen. Fazit:<br />

die Obstgärtner sind bestimmten Problemen<br />

nicht mehr gewachsen, solange keine<br />

Alternativlösungen entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n die Obstgärtner<br />

mit <strong>de</strong>r Tatsache konfrontiert, dass es in<br />

Belgien keine neuen Obstsorten für eine<br />

verlässliche Nachfolge von Jonagold und<br />

Conférence gibt. Dieses Problem betrifft<br />

vor allem die Apfelsorte Jonagold, die ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit gegenüber jüngeren<br />

Sorten, die bereits auf ausländischen<br />

Märkten eingeführt wer<strong>de</strong>n, rapi<strong>de</strong> verlieren<br />

könnte. Die Obstgärtner müssen also<br />

dringend die Möglichkeit erhalten, eine<br />

neue belgische Apfelsorte anzubieten, die<br />

so vielversprechend wie Jonagold ist. Darüber<br />

hinaus ist es wichtig, die angebauten<br />

Obstsorten möglichst zu diversifizieren,<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

um Ertragsverluste wegen unvorhersehbaren<br />

Witterungsverhältnissen sowie Schädlings-<br />

und Krankheitsaufkommen zu<br />

minimieren.<br />

Es ist oft die Re<strong>de</strong> vom so genannten<br />

Europa <strong>de</strong>r 25. Wie analysieren Sie die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Branche vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>r EU-Erweiterung? Sollten<br />

unsere Obstbaubetriebe aufgrund dieser<br />

Entwicklung besorgt sein?<br />

Die Lage Belgiens im Herzen <strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utendsten<br />

europäischen Verbrauchermarktes<br />

ist sicherlich von Vorteil. Infolge <strong>de</strong>r<br />

EU-Erweiterung könnte dieses Gleichgewicht<br />

jedoch in einigen Jahren ins Schwanken<br />

geraten. Einige neue Mitgliedsstaaten,<br />

wie beispielsweise Polen, bauen viel Obst<br />

an, das <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>r Nachfrage europäischer<br />

Verbraucher allerdings nicht entspricht. Es<br />

wird noch einige Jahre dauern, bevor wir<br />

die Wirkung <strong>de</strong>r Investitionen spüren, die<br />

in diesen Län<strong>de</strong>rn für die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Lager- und Verpackungsanlagen, <strong>de</strong>r technischen<br />

Verfahren und <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen<br />

Ausstattung sowie <strong>de</strong>r Vertriebsstrukturen<br />

getätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>rs als Belgien verfügen diese osteuropäischen<br />

Staaten jedoch über sehr billige<br />

Arbeitskräfte. Um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r belgischen Obstbaubetriebe zu<br />

sichern, müssen flexiblere arbeitsrechtliche<br />

Vorschriften geplant sowie die angebotenen<br />

Obstsorten diversifiziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Foto: Profuit<br />

DAS INTERVIEW MIT GUY FOCANT<br />

FÜHRTE JOSIANNE FÉRON.<br />

Weitere Infos:<br />

VoE Profruit<br />

Kontaktperson: Guy Focant<br />

45, rue <strong>de</strong>s Pépinières<br />

4632 Cerexhe-Heuseux<br />

T. : 04 / 377.12.70<br />

F. : 04 / 377.46.32<br />

@ : profruit.asbl@skynet.be<br />

23


Entwicklung:<br />

erhöhter<br />

24<br />

Die Entwicklungsbeihilfe <strong>de</strong>s wallonischen<br />

Obst- und Gartenbaus bringt<br />

die öffentlichen Behör<strong>de</strong>n dazu, äußerst spezifische Situationen so zu betrachten,<br />

dass sie ihre Maßnahmen genau ansetzen kann. Wie hier im Sektor <strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus<br />

bietet die Festlegung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen Umfelds <strong>de</strong>r wallonischen Produktion, ihrer<br />

Schwierigkeiten und ihrer Möglichkeiten es, zukunftsträchtige Strategien mittel- und<br />

langfristig auszubauen.<br />

Wesentliche Indikatoren <strong>de</strong>r Produktion von Freiland-Zierpflanzen in<br />

Belgien, 2001-2002<br />

Anzahl Betriebe<br />

Die Produktion<br />

Der Aufschwung, <strong>de</strong>n die Gestaltung<br />

von Privatgärten erlebt sowie die<br />

Anstrengungen, die Körperschaften für<br />

die Verbesserung <strong>de</strong>s Lebensniveaus<br />

unternehmen, bescheren <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r<br />

Zierpflanzen Wachstum.<br />

Ganz nach <strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>ssen, was<br />

man in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren landwirtschaftlichen<br />

Sektoren kennt, kennzeichnet<br />

sich <strong>de</strong>r Anbau von Freiland-Zierpflanzen<br />

durch zunehmend große Betriebe<br />

und rückgängige Unternehmenszahlen.<br />

Die Zunahme <strong>de</strong>s Anlagebedarfs und<br />

<strong>de</strong>r Produktionskosten, <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong><br />

Grundstücksmangel und fehlen<strong>de</strong> Nachfolger<br />

tragen zu dieser Ten<strong>de</strong>nz bei.<br />

Fläche (Hektar)<br />

Durchschnittsgröße<br />

(Hektar)<br />

Freiland-Zierpflanzen 2001 2002 2001 2002 2001 2002<br />

Wallonische Region 138 130 68 82,5 0,5 0,63<br />

Belgien 1.227 1.160 1.063 1.069 0,86 0,9<br />

Freiland-<br />

Zierpflanzenschule<br />

Wallonische Region 152 138 276 278 1,8 2<br />

Belgien 980 978 2.707 2.867 2,76 2,9<br />

Quelle: Nationales Institut für Statistik<br />

Wallonische Eigenheiten<br />

Die Produktion von Obst- und Gartenbauerzeugnissen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re von Zierpflanzen,<br />

ist für die Wirtschaft <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region eine Erfolg versprechen<strong>de</strong><br />

Tätigkeit. Der Sektor kennzeichnet<br />

sich in <strong>de</strong>r Tat durch die Vielfalt <strong>de</strong>s<br />

Angebots und die Vertriebswege. Zwei<br />

Regionen unterschei<strong>de</strong>n sich für die Produktion<br />

einer spezifischen Palette, <strong>de</strong>r<br />

Bezirk Tournai mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt<br />

Stammbäume und die Provinz Luxemburg<br />

für die Produktion von Weihnachtsbäumen.<br />

Außerhalb dieser Zonen wird die Produktion<br />

von Zierpflanzen in <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region, die eine breite Produktpalette<br />

ab<strong>de</strong>ckt, meist mit einer Han<strong>de</strong>lstätigkeit<br />

verbun<strong>de</strong>n. Gewisse Produzenten<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich durch ihr<br />

Spezialgebiet.<br />

Die wallonischen Zierpflanzen machen<br />

14 % <strong>de</strong>s Wertes <strong>de</strong>r nationalen Produktion<br />

aus und <strong>de</strong>cken gera<strong>de</strong> Mal 20 %<br />

<strong>de</strong>r regionalen Nachfrage, während <strong>de</strong>r<br />

Markt von wallonischen Obst- und Gartenbauern<br />

sowie Baumschulen ge<strong>de</strong>ckt<br />

Foto: Ph. DELAUNOIS<br />

sein könnte. Mit <strong>de</strong>m gekürzten Volumen<br />

ist das wallonische Angebot nicht<br />

in <strong>de</strong>r Lage, mit <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r großen<br />

Nachbarregionen, <strong>de</strong>nen es gelungen<br />

ist, eine größere kommerzielle Durchschlagkraft<br />

zu entwickeln und geringere<br />

Vertriebskosten zu haben, mithalten<br />

zu können. Jedoch erlaubt die Qualität<br />

wallonischer Erzeugnisse es, eine<br />

anspruchsvolle professionelle bzw. private<br />

Kundschaft zufrie<strong>de</strong>n zu stellen. In<br />

dieser Hinsicht ist die bei <strong>de</strong>r Vermehrung<br />

beobachtete Ten<strong>de</strong>nz aufschlussreich.<br />

Man stellt in <strong>de</strong>r Tat die Gründung<br />

kleiner Produktionseinheiten für<br />

Jungpflanzen fest, die dazu bestimmt<br />

sind, das regionale Netz <strong>de</strong>r Baumschulen<br />

mit hochwertigen Produkten zu versorgen.<br />

Letztere bieten die Möglichkeit,<br />

die Mängel <strong>de</strong>r Produktion großer Multiplikatoren,<br />

die <strong>de</strong>n internationalen<br />

Markt beherrschen, zu beheben.<br />

Der Konsum<br />

Der steigen<strong>de</strong> Konsum von Produkten<br />

<strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus war im Laufe<br />

<strong>de</strong>r 90er Jahre intensiv, verzeichnet <strong>de</strong>rzeit<br />

aber eine Ten<strong>de</strong>nz zu einem gewissen<br />

Rückgang. Diese steigen<strong>de</strong> Nachfrage<br />

geht zu<strong>de</strong>m mit einer ständigen Suche<br />

nach vielfältigen Erzeugnissen einher,<br />

was eine Erweiterung <strong>de</strong>r Produktpalette<br />

notwendig gemacht hat.<br />

Im Jahre 2001 gab ein belgischer Haushalt<br />

im Durchschnitt 180 Euro für Zierpflanzen<br />

aus. Der Betrag, <strong>de</strong>n die Haushalte<br />

in <strong>de</strong>r Wallonischen Region für<br />

<strong>de</strong>n Kauf von Zierpflanzen ausgaben,<br />

war um 24 % niedriger als <strong>de</strong>r im Nor<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

Wettbewerb<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Budgets <strong>de</strong>r Haushalte beim Ankauf von Blumen und<br />

Zierpflanzen in Belgien, 1996-2001<br />

Ausgaben (EUR)<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Flämische Region Wallonische Region Belgien<br />

Quelle: Nationales Institut für Statistik, Erhebung zum Budget <strong>de</strong>r Haushalte 2001<br />

Die Unternehmen <strong>de</strong>r Parks und Gärten<br />

sind eine interessante Quelle für Absatzmärkte<br />

für Erzeugnisse <strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus.<br />

Der Gesamtverbrauch dieses<br />

Sektors in <strong>de</strong>r Wallonischen Region hat<br />

in <strong>de</strong>r Tat 2001 etwas mehr als 9 Millionen<br />

erzielt.<br />

Der Gärtnereisektor stellt aufgrund <strong>de</strong>r<br />

wachsen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung dieses Vertriebsweges<br />

ein weiteres strategisches Glied <strong>de</strong>s<br />

Produktionszweiges dar. Der Gesamtverbrauch<br />

dieses Marktsegments wird in<br />

<strong>de</strong>r Wallonischen Region auf 9.850.000 <br />

geschätzt. 2001 haben die Gärtnereien,<br />

im Vergleich zum Vorjahr, um 10,2 %<br />

mehr Freiland-Zierpflanzen eingekauft.<br />

Dieser Anstieg ist kennzeichnend<br />

für <strong>de</strong>n Fortschritt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sektor verzeichnet<br />

sowie für die hinzugewonnenen<br />

Marktanteile, die zu Lasten an<strong>de</strong>rer<br />

Kaufwege erzielt wor<strong>de</strong>n sind.<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Perspektiven<br />

Mehrere Strategien können angenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n neuen Wettbewerbsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

entgegenzutreten,<br />

die durch zunehmen<strong>de</strong>n Wettbewerb<br />

entstan<strong>de</strong>n sind:<br />

die Produktionsmengen erhöhen, um<br />

die Kosten zu drosseln. Die Erzeuger,<br />

die diesen Weg eingeschlagen haben,<br />

wer<strong>de</strong>n mit Sollmengen konfrontiert,<br />

um genügend Geld zu sparen und<br />

eine Min<strong>de</strong>stvermarktung zu erzielen,<br />

sowie mit <strong>de</strong>r Notwendigkeit,<br />

ihre Produktpalette vielfältig und<br />

abwechslungsreich zu gestalten, um<br />

Risiken <strong>de</strong>r Nachfrage zu begegnen,<br />

durch eine logische weitgehen<strong>de</strong> Spezialisierung<br />

(Sammlerpflanzen) Marktnischen<br />

erobern. Diese Strategie, die<br />

bereits von einigen wallonischen Erzeugern<br />

erfolgreich angenommen wor<strong>de</strong>n<br />

ist, erfor<strong>de</strong>rt hingegen Zeit, gründliche<br />

technische Kenntnisse und die Anwendung<br />

einer kommerziellen Politik, die<br />

auf intensive Kommunikation beruht,<br />

das Angebot auf Ebene von Zwischenvertriebsstrukturen<br />

zusammenlegen.<br />

Die Beziehungen mit <strong>de</strong>n Vertriebspartnern<br />

erfor<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re neue<br />

Kompetenzen in punkto Organisation<br />

und Han<strong>de</strong>l. Diese Erfor<strong>de</strong>rnisse stehen<br />

für eine bessere Verständigung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Betreibern und verfolgen<br />

das Ziel gemeinsame Strukturen<br />

hervorzubringen, die es ermöglichen,<br />

gewisse Aspekte <strong>de</strong>s Berufsstands zu<br />

übertragen. Die Tatsache, dass das<br />

Angebot mehrerer Erzeuger innerhalb<br />

einer selben Vermarktungskontaktstelle<br />

zusammengelegt wird, (u.a.<br />

“cash and carry”) stellt ein Mittel dar,<br />

besser auf die Anfor<strong>de</strong>rungen von zu<br />

liefern<strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>stmengen und <strong>de</strong>n<br />

Homogenitätskriterien <strong>de</strong>r Posten einzugehen.<br />

Sie hat ebenfalls rückgängige<br />

Akquisitions- und Vertriebskosten<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

sowie eine bessere Marktkontrolle zur<br />

Folge. Auf Dauer sichert die Kontaktstelle<br />

die Dauerhaftigkeit <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsstruktur<br />

und bietet ggf. die Möglichkeit,<br />

das Dienstleistungsangebot zu<br />

erweitern.<br />

neue Dienstleistungen wie die Gründung<br />

von Zertifizierungsverfahren o<strong>de</strong>r<br />

die Entwicklung elektronischer Börsen.<br />

Somit könnten gemeinsame Strukturen,<br />

die Phase <strong>de</strong>r Zusammenlegung<br />

von Angeboten und <strong>de</strong>r kommerziellen<br />

Hauswerbung hinter sich zu lassen.<br />

Der Zierpflanzenanbau zeigt aufgrund<br />

seiner Möglichkeiten zweifelsohne für<br />

die Unternehmer, die ein vielfältiges<br />

Angebot und eine Umstrukturierung<br />

planen, einen interessanten Weg auf.<br />

Was die Innovation, die Personalführung,<br />

<strong>de</strong>n Umweltschutz und die<br />

Arbeitsatmosphäre angeht, sind die Beobachter<br />

einhelliger Meinung, <strong>de</strong>nn die<br />

Ergebnisse sind besser als in an<strong>de</strong>ren<br />

Branchen.<br />

Um eine gewisse Transparenz <strong>de</strong>s Produktionszweigs<br />

zu gewährleisten, müssen<br />

bei <strong>de</strong>n Informationen auf <strong>de</strong>m Markt,<br />

<strong>de</strong>n sektorenbezogenen Strukturen, <strong>de</strong>r<br />

Verkaufsför<strong>de</strong>rung und <strong>de</strong>n Gewinnmargen<br />

noch Fortschritte erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />

PR. PHILIPPE LEBAILLY, FUSAGX<br />

Abhandlung von l’Etu<strong>de</strong> <strong>de</strong> marché sur les produits<br />

<strong>de</strong> l’horticulture ornementale d’extérieur<br />

en Région <strong>wallonne</strong>, (Marktstudie über die<br />

Erzeugnisse <strong>de</strong>s Freiland-Zierpflanzenanbaus<br />

in <strong>de</strong>r Wallonischen Region) verfasst von <strong>de</strong>r<br />

Fakultät <strong>de</strong>r Universität <strong>de</strong>r Agrarwissenschaften<br />

Gembloux, Abteilung Wirtschaft<br />

und Ländliche Entwicklung, März 2003.<br />

Ph.D.<br />

Zusatzinformationen<br />

Division Forschung,<br />

Entwicklung und Qualität<br />

Direktion Entwicklung und Beratung<br />

Philippe Delaunois<br />

1, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse<br />

5000 Beez<br />

T. : 081 / 23.48.43<br />

F. : 081 / 23.48.19<br />

@ : ph.<strong>de</strong>launois@mrw.wallonie.be<br />

25


26<br />

Der wallonische<br />

Weihnachtsbaum – eine lange<br />

Geschichte<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>s vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

bestand in <strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nnen das<br />

Gewohnheitsrecht, sich ungestraft einen<br />

Weihnachtsbaum im Wald zu schlagen.<br />

Da <strong>de</strong>r lokale Bedarf eher gering zu nennen<br />

war, litt <strong>de</strong>r Wald nicht darunter.<br />

Bei <strong>de</strong>n geschlagenen Bäumen han<strong>de</strong>lte<br />

es sich um Fichten, die in <strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nnen<br />

alles fin<strong>de</strong>n, was sie lieben, um beson<strong>de</strong>rs<br />

schön und kräftig zu wachsen: eine<br />

gewisse Höhenlage, genügend Feuchtigkeit,<br />

sauren Bo<strong>de</strong>n!<br />

Aufgrund seiner <strong>de</strong>korativen Qualitäten<br />

ent<strong>de</strong>ckten aber auch die Nachbarregionen<br />

diesen Baum für sich und zeigten<br />

zunehmen<strong>de</strong>s Interesse an ihm. Dies<br />

wie<strong>de</strong>rum machte es notwendig, eine<br />

Produktion außerhalb <strong>de</strong>r Wäl<strong>de</strong>r einzurichten.<br />

Also verließ <strong>de</strong>r Baum seinen<br />

Wald, und bereits in <strong>de</strong>n vierziger Jahren<br />

begannen zahlreiche Ar<strong>de</strong>nner, ihm<br />

das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Fleckchen vormals<br />

landwirtschaftlicher Fläche zuzugestehen.<br />

So wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weihnachtsbaum<br />

vom Wald-Nebenprodukt zu einem volldossier<br />

Anpassung:<br />

<strong>de</strong>r Weihnac<br />

21. Jahrhun<br />

Ein wall<br />

von hoh<br />

zertifizi<br />

Mehr <strong>de</strong>nn je sind Qualitätssteigerung und Senkung<br />

<strong>de</strong>r Produktionskosten in <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen<br />

Betrieben an <strong>de</strong>r Tagesordnung. Auch die Produktion<br />

von Weihnachtsbäumen unterliegt diesem Prinzip. Die<br />

Generaldirektion Landwirtschaft bemüht sich, einen<br />

optimalen Rahmen zu schaffen, um zu je<strong>de</strong>r Zeit<br />

<strong>de</strong>n neuen Erwartungen <strong>de</strong>r Verbraucher Genüge zu<br />

tun und die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r wallonischen<br />

Betriebe auf <strong>de</strong>m Markt zu stärken.<br />

Was aber bewegt die Akteure vor Ort?<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n einige Impressionen<br />

aufgeführt, die von verschie<strong>de</strong>nen<br />

Spezialisten dieses Sektors stammen.<br />

Zunächst die Ar<strong>de</strong>nner Union <strong>de</strong>r Baumschulen<br />

(UAP), die angesichts ständig<br />

wachsen<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Beruf<br />

ihrer Besorgnis Ausdruck verleiht. Dennoch<br />

schwebt auch ihr eine Vision vor,<br />

die ihrer Zuversicht in die Zukunft Ausdruck<br />

verleiht. Danach verrät uns Herr<br />

R. Istasse von <strong>de</strong>r Baumschule Royal<br />

Ar<strong>de</strong>nne das Rezept seines Erfolgs in<br />

diesem Sektor, für <strong>de</strong>n ganz zweifellos<br />

eine meisterhafte Organisation und eine<br />

außeror<strong>de</strong>ntliche Dynamik innerhalb <strong>de</strong>s<br />

Betriebes verantwortlich sind, aber auch<br />

ein praktisches Wissen, das regelmäßig<br />

auf <strong>de</strong>n neuesten Stand gebracht wird.<br />

Und schließlich kommen die Herren<br />

J.-P. Misson und Ph. Druart vom Wallonischen<br />

Zentrum für Agrarforschung<br />

(CRA-W) in Gembloux zu Wort, die die<br />

unverzichtbare Rolle <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />

Forschung betonen, die im Zusammenspiel<br />

mit <strong>de</strong>n Produzenten bemüht<br />

ist, <strong>de</strong>n Vorsprung hinsichtlich <strong>de</strong>r Qualität<br />

und Produktion von wallonischen<br />

Weihnachtsbäumen gegenüber <strong>de</strong>n ausländischen<br />

Konkurrenten auszubauen.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


htsbaum <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>rts<br />

onischer Baum<br />

er Qualität mit<br />

erter Herkunft<br />

wertigen Gartenbauprodukt.<br />

Nach und nach entwickelte sich daraus<br />

ein Markt. Die Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r lernten<br />

schnell, aus dieser Entwicklung<br />

ihren persönlichen Vorteil zu ziehen.<br />

Sie erstan<strong>de</strong>n die schönen Weihnachtsbäume<br />

für billiges Geld bei unseren Produzenten,<br />

um sie daheim, vor allem aber<br />

an ihre umfangreiche Kundschaft im<br />

Ausland recht teuer weiter zu verkaufen.<br />

In <strong>de</strong>n siebziger Jahren dann gelang es<br />

<strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nner Produzenten dank <strong>de</strong>r<br />

Bemühungen <strong>de</strong>s ehemaligen ONDAH<br />

im Bereich <strong>de</strong>r Verkaufsför<strong>de</strong>rung, ihre<br />

holländischen Partner geschickt zu<br />

umgehen, in<strong>de</strong>m sie Direktkontakte mit<br />

<strong>de</strong>n ausländischen Märkten knüpften,<br />

die über Frankreich, England und Italien<br />

hinausreichten. Mit Hilfe <strong>de</strong>s ONDAH<br />

und einer immer professionelleren Produktion<br />

ist die Zahl <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nnen<br />

geschlagenen Bäume gera<strong>de</strong>zu explodiert:<br />

Im Verlauf von nur zwanzig Jahren<br />

hat sich die Produktion vervierfacht! Im<br />

vergangenen Jahrzehnt wur<strong>de</strong> zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m Regionalamt für <strong>de</strong>n Absatz<br />

von Garten- und Landbauprodukten<br />

(ORPAH) dann auch <strong>de</strong>r belgische Markt<br />

gründlich und erfolgreich bearbeitet.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong>n zusammen mit<br />

<strong>de</strong>r Wallonischen Region beträchtliche<br />

Anstrengungen unternommen, um<br />

einerseits auch an<strong>de</strong>re Sorten anzupflanzen,<br />

und an<strong>de</strong>rerseits die Anpflanzmetho<strong>de</strong>n<br />

zu verbessern.<br />

Auf Initiative <strong>de</strong>r UAP hat die Wallonische<br />

Region <strong>de</strong>m Zentrum für Agrarforschung<br />

in Gembloux in diesem Jahr ein<br />

hoch spezialisiertes Forschungsprojekt<br />

übertragen. Die langfristige Aufgabenstellung<br />

sieht insbeson<strong>de</strong>re genetische<br />

Verbesserungen verschie<strong>de</strong>ner Koniferen<br />

und ganz speziell <strong>de</strong>r ruhmreichen Abies<br />

nordmanniana, <strong>de</strong>r Nordmanntanne vor.<br />

Die Produzenten haben schnell begriffen,<br />

welchen Vorteil sie aus <strong>de</strong>m Anbau<br />

<strong>de</strong>r beliebten Nordmanntanne ziehen<br />

können. In weniger als zehn Jahren<br />

wur<strong>de</strong> praktisch die Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Bö<strong>de</strong>n, die Weihnachtsbaumpflanzungen<br />

gewidmet sind, von dieser prächtigen<br />

Baumart belegt. Ein hochgeschätztes<br />

Merkmal dieser Tanne ist es, dass<br />

sie ihre wun<strong>de</strong>rschönen dunkelgrünen<br />

Na<strong>de</strong>ln kaum über <strong>de</strong>n Teppichbo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Wohnzimmers verteilt, son<strong>de</strong>rn lieber<br />

an <strong>de</strong>n Ästen behält.<br />

Dennoch reißen die Sorgen<br />

nicht ab<br />

Mit Öffnung <strong>de</strong>s großen gemeinsamen<br />

Marktes sehen sich unsere Produzenten<br />

mit <strong>de</strong>r Konkurrenz eines neuen Produzenten<br />

und Exporteurs konfrontiert: mit<br />

Dänemark. Wie schon einst ihre Vorfahren,<br />

die Wikinger, sind die dänischen<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

Dossier<br />

Produzenten auf Eroberungszug durch<br />

Westeuropa und versuchen unsere historischen<br />

Absatzmärkte wie Großbritannien,<br />

Frankreich und die Mittelmeerlän<strong>de</strong>r<br />

zu übernehmen.<br />

So sieht sich <strong>de</strong>r Sektor mehr <strong>de</strong>nn je<br />

<strong>de</strong>m klassischen Szenario ausgesetzt, in<br />

<strong>de</strong>m das oft zitierte Preis/Qualitäts-Verhältnis<br />

herrscht. Mehr <strong>de</strong>nn je muss eine<br />

Synthese aus gesteigerter Qualität und<br />

reduzierten Produktionskosten angestrebt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das <strong>de</strong>rzeit zu überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Problem beschränkt sich nicht auf<br />

die Eroberung neuer Märkte, son<strong>de</strong>rn<br />

verlangt vor allem die Sicherung <strong>de</strong>r<br />

einst für sich gewonnen Märkte!<br />

Der Service muss immer<br />

höheren Ansprüchen genügen<br />

Verpackung und Vertriebswege ihrer<br />

Ware stellen neue Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

unsere Produzenten.<br />

Eine Automatisierung beim Verla<strong>de</strong>n ist<br />

unumgänglich. Der Versand <strong>de</strong>r Bäume<br />

per Palette wird zur Regel. Sie beschleunigt<br />

das Be- und Entla<strong>de</strong>n, vereinfacht<br />

die Lagerung <strong>de</strong>s Produktes an <strong>de</strong>n Verkaufsstellen,<br />

ermöglicht ein einfaches<br />

Überprüfen <strong>de</strong>s Lagerbestands usw. Die<br />

zusätzliche Einzelverpackung <strong>de</strong>s Baums<br />

in einem Netz wird wie<strong>de</strong>rum vom Endkun<strong>de</strong>n<br />

geschätzt, <strong>de</strong>nn sie erleichtert<br />

<strong>de</strong>n Transport nicht nur im Kofferraum<br />

<strong>de</strong>s Autos.<br />

Das alles aber erfor<strong>de</strong>rt Forschungsarbeit<br />

und Erfindungsgeist. Neue ausgeklügelte<br />

Maschinen wur<strong>de</strong>n entwickelt. Ihr praktischer<br />

Einsatz erfor<strong>de</strong>rte be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Investitionen, die nur Betriebe verkraften<br />

können, die sich immer mehr spezialisieren.<br />

In dieser Arena ist für die früher<br />

so zahlreichen kleineren Produzenten<br />

lei<strong>de</strong>r kein Platz mehr. Die Produktion<br />

von Weihnachtsbäumen hat sich zu<br />

einem vollwertigen Beruf entwickelt.<br />

ARDENNER UNION DER BAUMSCHULEN<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Ar<strong>de</strong>nner Union <strong>de</strong>r Baumschulen<br />

(Union ar<strong>de</strong>nnaise <strong>de</strong>s Pépiniéristes, asbl)<br />

Clau<strong>de</strong> Guiot, Prési<strong>de</strong>nt<br />

1, Grand’rue<br />

6800 Libramont<br />

27


to<br />

Dossier<br />

Noch schöner, noch robuster<br />

28<br />

Um die Zukunft <strong>de</strong>s wallonischen Weihnachtsbaums<br />

zu sichern, muss man fraglos<br />

auf herausragen<strong>de</strong> Qualität und die<br />

Vielfalt <strong>de</strong>s Produktes setzen. Unter diesem<br />

Gesichtspunkt hat die Abteilung Biotechnologie<br />

<strong>de</strong>s Wallonischen Zentrums<br />

für Agrarforschung gemeinsam mit <strong>de</strong>n<br />

Produzenten ein hauptsächlich auf Abies<br />

nordmanniana ausgerichtetes Forschungsprojekt<br />

initiiert: eine Tanne von hohem<br />

Dekorationswert, die – im Gegensatz zur<br />

Fichte – ihre Na<strong>de</strong>ln lange hält. Projektziel<br />

ist es, Setzlinge <strong>de</strong>r Sorten “Elite” und<br />

“Super-Elite” in Wallonien zu sammeln,<br />

um eine genetisch höher stehen<strong>de</strong> Nachkommenschaft<br />

zu schaffen. Außer<strong>de</strong>m<br />

geht es darum, <strong>de</strong>n Produzenten eine<br />

regelmäßige Versorgung mit homogenen<br />

Setzlingen garantieren zu können, also<br />

möglichst i<strong>de</strong>ntischen Bäumen <strong>de</strong>r ausgewählten<br />

Arten. Diese Forschungsarbeiten<br />

setzen in <strong>de</strong>r Biotechnologie die somatische<br />

Embryogenese bei <strong>de</strong>r Stecklingsvermehrung<br />

verschie<strong>de</strong>ner Sorten von Abies<br />

ein, so z.B. A. fraseri, A. koreana und A.<br />

balsamea ein.<br />

Samengestützte Pflanzungen<br />

von A. nordmanniana<br />

A. nordmanniana ist keine heimische Art<br />

<strong>de</strong>r wallonischen Wäl<strong>de</strong>r. Die Samen, die<br />

die einzige Reproduktionsmöglichkeit<br />

darstellen, stammen aus <strong>de</strong>m Kaukasus.<br />

Ihre Qualität ist nicht einheitlich, son<strong>de</strong>rn<br />

zufallsbedingt.<br />

Aus diesem Grund wur<strong>de</strong>n durch Veredlung<br />

Elitebäume geschaffen, die nach<br />

einigen Jahren <strong>de</strong>r Baumschule weitere<br />

E<strong>de</strong>lreiser liefern. Auf diese Weise können<br />

nach einiger Zeit Samen für Direktansaaten<br />

gewonnen wer<strong>de</strong>n. Die erste Anpflanzung<br />

dieser Art wur<strong>de</strong> 1996 in Neufchâteau<br />

durchgeführt. Sie umfasst heute<br />

fünfzehn Klone.<br />

Durch die Entnahme von Reisern aus<br />

ausgewachsenen Bäumen, die auf sorgfältig<br />

ausgewählte Vere<strong>de</strong>lungsunterlagen<br />

gepfropft wer<strong>de</strong>n, die sich ihrerseits durch<br />

eine frühe und reichhaltige Samenbildung<br />

auszeichnen, hofft man auch bei <strong>de</strong>n<br />

gepfropften Reisern die Samenbildung zu<br />

beschleunigen. Diese Pflanzungen haben<br />

ein gesteigertes Evolutionspotenzial. Sie<br />

Fo<br />

sind fähig, neue Klone aufzunehmen, die<br />

aufgrund <strong>de</strong>r genetischen Anreicherungsmöglichkeiten<br />

ihres Saatgutes ausgewählt<br />

wur<strong>de</strong>n und vor allem <strong>de</strong>n <strong>de</strong>korativen<br />

Aspekt und die Klonfähigkeit weiter verstärken<br />

sollen.<br />

Klonen von A. nordmanniana<br />

durch somatische<br />

Embryogenese<br />

Je<strong>de</strong> Pflanzenzelle besitzt die Eigenschaft,<br />

die gesamte Pflanze wie<strong>de</strong>r herzustellen,<br />

aus <strong>de</strong>r sie stammt. In <strong>de</strong>m präzisen Fall<br />

<strong>de</strong>r somatischen Embryogenese vollzieht<br />

sich diese Regeneration durch die Bildung<br />

eines Embryos, ohne dass eine Befruchtung<br />

vorangegangen wäre. Die mit diesem<br />

Verfahren erzeugten Pflanzen sind also<br />

mit <strong>de</strong>r Ursprungspflanze i<strong>de</strong>ntisch, wenn<br />

man die Kulturbedingungen in vitro<br />

in einem hermetisch abgeschlossenen<br />

Umfeld praktiziert.<br />

Die embryogene Fähigkeit <strong>de</strong>r Koniferen<br />

hängt jedoch stark von ihrer Jugend<br />

ab. Bei A. nordmanniana besitzen nur die<br />

reifen Samen reaktives Gewebe. Eines <strong>de</strong>r<br />

Ziele dieses Forschungsprojekts besteht<br />

darin, die Kulturbedingungen in vitro<br />

weiter zu entwickeln, die die Induktion<br />

<strong>de</strong>r somatischen Embryone, ihre Multiplikation,<br />

Reifung, Keimung und Verwandlung<br />

in einen Keimling gewährleisten. Die<br />

Forscher bemühen sich <strong>de</strong>rzeit, die letzte<br />

Phase <strong>de</strong>r Umwandlung in einen Keimling<br />

abzuschließen.<br />

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Somatische Embryonen <strong>de</strong>r A. nordmanniana<br />

verwan<strong>de</strong>ln sich soeben in Keimlinge.<br />

Klonen von Tannen durch<br />

Stecklingsvermehrung<br />

Bei <strong>de</strong>r Produktion von Fichten wen<strong>de</strong>n<br />

die wallonischen Baumschulen mit Erfolg<br />

die Vermehrung durch Stecklinge an, bei<br />

<strong>de</strong>n Abies-Arten jedoch gelingt ihnen dies<br />

mit größter Mühe. Die positiven Resultate,<br />

die kürzlich mit “krautartigen” Stecklingen<br />

von A. koreana, A. fraseri o<strong>de</strong>r A. balsamea<br />

erzielt wur<strong>de</strong>n, bestärken sie jedoch<br />

darin, die Forschungen in dieser Richtung<br />

fortzusetzen. Diese Vermehrungsmetho<strong>de</strong><br />

ist wesentlich einfacher als die somatische<br />

Embryogenese. Die praktische Umsetzung,<br />

bei <strong>de</strong>r Setzlinge von A. nordmanniana<br />

durch Verjüngungsbehandlungen<br />

in vitro reaktiv gemacht wür<strong>de</strong>n, ist nicht<br />

länger abwegig.<br />

Um Verbesserungen umzusetzen, erfor<strong>de</strong>rt<br />

<strong>de</strong>r Weihnachtsbaum – wie je<strong>de</strong><br />

an<strong>de</strong>re gärtnerische Produktion auch –<br />

verschie<strong>de</strong>ne koordinierte fachübergreifen<strong>de</strong><br />

Herangehensweisen im Rahmen<br />

einer langfristigen Forschung. Der kombinierten<br />

Initiative von Produzenten und<br />

Wissenschaftlern, unter Schirmherrschaft<br />

<strong>de</strong>r Generaldirektion Landwirtschaft (die<br />

sich die Aufgabe bis vor kurzem mit <strong>de</strong>r<br />

Generaldirektion für Technologien, Forschung<br />

und Energie teilte) wird es gelingen,<br />

schließlich Pflanzenmaterial von<br />

differenzierter Qualität zur Verfügung zu<br />

stellen, das aus in Wallonien gezüchteten,<br />

multi-klonalen “Elite”-Varietäten stammt.<br />

J.-P MISSION UND PH. DRUART, CRA<br />

Wallonisches Zentrum für<br />

Agrarforschung<br />

J.-P. Misson und Ph. Druart<br />

Département Biotechnologie<br />

234, chaussée <strong>de</strong> Charleroi<br />

5030 Gembloux<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Division Forschung, Entwicklung<br />

und Beratung<br />

Direktion Forschung<br />

Ewald Teller<br />

1, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse<br />

5000 Namur<br />

T. : 081 / 23.48.24<br />

F. : 081 / 23.48.19<br />

@ : e.teller@mrw.wallonie.be<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


FELDVERSUCHE<br />

Dossier<br />

Im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Provinz Namur erzählt<br />

ein Baumzüchter…<br />

Das Leben eines wallonischen Weihnachtsbaums heute<br />

Man schrieb das Jahr<br />

1894, als Alfred Istasse die<br />

Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />

in Bièvre grün<strong>de</strong>te. Er<br />

setzte seinen Traum von<br />

<strong>de</strong>r Fichtenpflanzung, aus<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>reinst Weihnachtsbäume<br />

auf die Reise gehen<br />

sollten, in die Tat um. Die<br />

Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />

war somit eine <strong>de</strong>r ersten,<br />

die die Anpflanzung von<br />

Weihnachtsbäumen zu<br />

einem vollwertigen Berufsund<br />

Wirtschaftszweig<br />

machte. Bis zum heutigen<br />

Tag ist es ein Familienbetrieb geblieben,<br />

<strong>de</strong>r von Luc Istasse und seinem Sohn<br />

Rodrigue, <strong>de</strong>r vierten Generation, geleitet<br />

wird.<br />

Der Erfolg <strong>de</strong>r Weihnachtsbaumplantage<br />

erklärt sich ganz zweifellos aus <strong>de</strong>m<br />

i<strong>de</strong>alen Biotop <strong>de</strong>s Ar<strong>de</strong>nner Hochplateaus.<br />

Typische Merkmale sind das ganze<br />

Jahr über auftreten<strong>de</strong> ausgiebige Regenfälle,<br />

<strong>de</strong>r saure und relativ nährstoffarme<br />

Bo<strong>de</strong>n, die Höhenlage von mehr als 400<br />

Metern und das daraus resultieren<strong>de</strong><br />

raue Klima sowie die erhöhte Ultraviolettstrahlung.<br />

Hinzu kommen eine ungewöhnliche<br />

Dynamik und ein außergewöhnliches<br />

praktisches Wissen, das ständig<br />

auf <strong>de</strong>n neuesten Stand gebracht wird.<br />

Die in <strong>de</strong>n belgischen Ar<strong>de</strong>nnen, im Gebiet<br />

Entre-Sambre-et-Meuse gelegene Baumschule<br />

liefert heutzutage ca. 3.500.000 bis<br />

4.000.000 Weihnachtsbäume, die auf ca.<br />

500 Hektar ge<strong>de</strong>ihen. Natürlich ist das<br />

Angebot <strong>de</strong>r Baumschule nicht allein auf<br />

Weihnachtsbäume beschränkt, aber es<br />

sollte doch darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass diese während <strong>de</strong>r Pflanzzeit und in<br />

<strong>de</strong>r Vorweihnachtszeit insgesamt sieben<br />

Mitarbeitern Vollbeschäftigung und etwa<br />

vierzig Teilzeitkräften Saisonarbeit bescheren.<br />

Zusätzliche o<strong>de</strong>r außergewöhnliche<br />

Arbeiten wer<strong>de</strong>n von selbständigen Mitarbeitern<br />

ausgeführt.<br />

Die “Weihnachtsbaumernte” beginnt<br />

etwa zu Allerheiligen und en<strong>de</strong>t meistens<br />

zwischen <strong>de</strong>m 10. und 15. Dezember.<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr wer<strong>de</strong>n ca. 400.000 Bäume entwe<strong>de</strong>r<br />

geschlagen o<strong>de</strong>r mit Erdballen ausgegraben,<br />

vorbereitet und verpackt. Die<br />

Bäume sind vor allem für <strong>de</strong>n belgischen<br />

Markt bestimmt, einige von ihnen gelangen<br />

aber auch nach Frankreich, England<br />

und Spanien sowie in die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.<br />

Aber kehren wir noch einmal zu <strong>de</strong>n<br />

Anfängen zurück. Bei Familie Istasse<br />

dreht sich das ganze Jahr um Weihnachten.<br />

Die notwendigen Samen erhält die<br />

Baumschule nicht aus eigener Zucht, sie<br />

erwirbt sie auf <strong>de</strong>m Markt. Die Sämlinge<br />

wer<strong>de</strong>n im Mai in <strong>de</strong>n sorgsam gepflügten,<br />

<strong>de</strong>sinfizierten und vorbereiteten<br />

Bo<strong>de</strong>n eingebracht. Zwei Jahre später<br />

sind die Pflänzchen etwa 20 cm hoch.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wer<strong>de</strong>n sie mit<br />

<strong>de</strong>r Hand herausgehoben und in Beete<br />

pikiert. Nach weiteren zwei Jahren wer<strong>de</strong>n<br />

die Bäumchen erneut umgesetzt, um<br />

aus ihnen Weihnachtsbäume wachsen<br />

zu lassen. Während dieser ganzen Zeit<br />

erfolgt die Pflege <strong>de</strong>r Sprösslinge größtenteils<br />

in Handarbeit.<br />

Mittlerweile ist die junge Fichte zwischen<br />

30 und 70 cm hoch. Hat sie dieses<br />

Stadium erreicht, können die anfallen<strong>de</strong>n<br />

Arbeiten von nun an hauptsächlich<br />

mit Maschinen erledigt wer<strong>de</strong>n. Eine Art<br />

Erntemaschine mit Riemen, die an einen<br />

Traktor angehängt wird, zieht die jungen<br />

Fichten zum Beispiel aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n,<br />

schüttelt das Erdreich ab und bin<strong>de</strong>t sie<br />

bün<strong>de</strong>lweise. Danach lan<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

Foto: CRA, département Biotechnologie<br />

Sortierhalle. Ein letztes Mal<br />

wer<strong>de</strong>n sie in gepflügten,<br />

geeggten und verdichteten<br />

Bo<strong>de</strong>n umgesetzt. Dieses<br />

Pikieren erfolgt mechanisch,<br />

mit einer Kapazität<br />

von ca. 30.000 Bäumchen<br />

pro Tag, die auf 1 bis 1,2<br />

m Distanz voneinan<strong>de</strong>r<br />

gepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />

An diesem Ort bleiben die<br />

Jungfichten die nächsten<br />

fünf bis sieben Jahre, bis sie<br />

geschlagen bzw. mit Erdballen<br />

ausgegraben und an<br />

die Verkaufsstelle geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n. Nicht alle an Privatkun<strong>de</strong>n verkauften<br />

Bäume weisen dieselbe Höhe<br />

und <strong>de</strong>mentsprechend dasselbe Alter auf.<br />

Dennoch sind ungefähr zehn Jahre vom<br />

Samen bis zum <strong>de</strong>korativen Weihnachtsbaum<br />

nötig. Während dieser gesamten<br />

Zeit sind zwei Spritzungen pro Jahr<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, zu<strong>de</strong>m müssen die Fichten<br />

regelmäßig beschnitten wer<strong>de</strong>n, um<br />

ihnen eine schöne Form zu geben.<br />

Soweit <strong>de</strong>r bisherige, normale Lebensweg<br />

einer Weihnachtsfichte. Diese verliert<br />

jedoch zunehmend an Bo<strong>de</strong>n zu Gunsten<br />

<strong>de</strong>r Nordmanntanne (Abies nordmanniana),<br />

die, obwohl behaglich im warmen<br />

Wohnzimmer neben <strong>de</strong>r kleinen Krippe<br />

stehend, ihre Na<strong>de</strong>ln lieber für sich behält.<br />

Sie wird daher als vitaler eingestuft. Auch<br />

in <strong>de</strong>r Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne verdrängt<br />

die Nordmanntanne daher allmählich<br />

die Fichte. Zu<strong>de</strong>m bedarf die Nordmanntanne<br />

keinerlei aufwändiger Pflege,<br />

auch das Beschnei<strong>de</strong>n fällt fast völlig<br />

weg. Allerdings wächst sie langsamer (sie<br />

benötigt praktisch drei Jahre länger, um<br />

verkaufsfähig zu wer<strong>de</strong>n), und das merkt<br />

man am Preis. Zu<strong>de</strong>m sollte diese Sorte<br />

noch gleichmäßiger wachsen. Aus diesem<br />

Grund kann o<strong>de</strong>r sollte sie eher noch verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

L. UND R. ISTASSE, EWALD TELLER<br />

Zusätzliche Auskünfte:<br />

La Pépinière Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />

L. und R. Istasse<br />

72, route <strong>de</strong> Bouillon<br />

5555 Bièvre<br />

29


30<br />

Erzeugerorganisationen,<br />

Die Regionen treten<br />

auf die Bühne<br />

Die Erzeugerorganisationen, die in <strong>de</strong>n<br />

gemeinschaftlichen Marktordnungen <strong>de</strong>s<br />

Obst- und Gemüsesektors tätig sind, sind zu<br />

<strong>de</strong>ren Eckpfeilern gewor<strong>de</strong>n. Ihre Aufgabe<br />

liegt in groben Linien darin:<br />

dazu beizutragen, die Nachfrage und das<br />

Angebot von <strong>de</strong>r Menge und <strong>de</strong>r Qualität her<br />

anzupassen;<br />

die Konzentration <strong>de</strong>s Angebots zu för<strong>de</strong>rn;die<br />

Produktionskosten möglichst zu reduzieren<br />

und die Produktionspreise zu regeln;<br />

umweltfreundliche Praktiken zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Die Erzeugerorganisationen funktionieren<br />

gemäß einsatzbereiten Programmen, die sie<br />

jeweils ausarbeiten und die finanziell vom<br />

Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds,<br />

anhand von einsatzbereiten Fonds<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n. Die einsatzbereiten Fonds,<br />

die je<strong>de</strong>r Erzeugerorganisation eigen sind,<br />

wer<strong>de</strong>n zur Hälfte von ihren Produzenten Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

und zur Hälfte von Europa gespeist.<br />

Wallonien / Flan<strong>de</strong>rn, 2002<br />

14 Organisationen anerkannter Produzenten<br />

zwei in <strong>de</strong>r WR: Apligeer und <strong>de</strong>r Zusammenschluss<br />

von Produzenten von Obst- und<br />

Gartenbauerzeugnissen aus Namur und<br />

Umgebung (GPHN)<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Produzenten, die zu einer Erzeugerorganisation<br />

gehören:<br />

Wallonien: 114<br />

Flan<strong>de</strong>rn: 17.260<br />

Umsatzzahlen <strong>de</strong>r Erzeugerorganisationen:<br />

Wallonien: 20 Millionen Euro (3 %)<br />

Flan<strong>de</strong>rn: 671 Millionen Euro (97 %)<br />

Beantragte europäische finanzielle Hilfe<br />

(Gemeinschaftliche Marktordnungen, Obst<br />

und Gemüse)<br />

Wallonien: 551.000 Euro (2 %)<br />

Flan<strong>de</strong>rn: 27 Millionen Euro (98 %)<br />

Der Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s verfügt über eine fundierte<br />

Erfahrung mit Erzeugerorganisationen,<br />

weil die öffentlichen Versteigerungen sich seit<br />

1996 zu Erzeugerorganisationen zusammengeschlossen<br />

haben. Somit sind sie in <strong>de</strong>n Genuss<br />

einer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n finanziellen Hilfe gekommen<br />

und verbessern sich zusehends.<br />

Seit <strong>de</strong>r Regionalisierung <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

im Jahre 2002 ist die Wallonische Region ganz<br />

und gar zuständig für die Kontrolle <strong>de</strong>r Programme<br />

gewor<strong>de</strong>n. Daher bietet sich die Gelegenheit,<br />

insofern man mit <strong>de</strong>m dynamischen<br />

Auftreten <strong>de</strong>r Erzeuger rechnen kann, <strong>de</strong>n<br />

Eigenheiten <strong>de</strong>s wallonischen Obst- und Gartenbausektors,<br />

<strong>de</strong>r sicherlich weniger be<strong>de</strong>utend<br />

ist, aber über reelle Expansionsmöglichkeiten<br />

verfügt, besser zu begegnen.<br />

VALÉRIE BASTIN,<br />

DIREKTION EUROPÄISCHE UND<br />

INTERNATIONALE AGRARPOLITIK<br />

Eine anerkannte Genossenschaft<br />

Erzeugerverband mit <strong>de</strong>r Ausnahme-<br />

Beihilfe <strong>de</strong>s EAGFL<br />

Apligeer, scrl, ist ein Zusammenschluss<br />

von Erzeugern von Gemüsesorten, die für<br />

die Industrie bestimmt sind. Die Genossenschaft<br />

wur<strong>de</strong> 1999 gegrün<strong>de</strong>t und<br />

zählt 92 Genossenschaftsmitglie<strong>de</strong>r, die<br />

hauptsächlich aus Hennegau und <strong>de</strong>m<br />

Condroz stammen.<br />

Zu<strong>de</strong>m nimmt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r bewässerten<br />

Grundstücke zu.<br />

Apligeer ist eine <strong>de</strong>r Erzeugerorganisationen,<br />

die die gemeinschaftlichen von <strong>de</strong>r<br />

Europäischen Union geregelten Marktordnungen<br />

für Obst und Gemüse in die<br />

Tat umsetzen. Dank <strong>de</strong>r somit/folglich<br />

erhaltenen Intervention <strong>de</strong>s EAGFL hat<br />

<strong>de</strong>r Zusammenschluss sich eine beson<strong>de</strong>rs<br />

leistungsfähige Waschanlage für Wurzelgemüse<br />

anschaffen können. Nahezu<br />

30.000 Tonnen Gemüse sind während <strong>de</strong>r<br />

Saison 2002-2003 dank dieser Waschanlage<br />

behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n.<br />

Den Produzenten Genossenschaftern<br />

wur<strong>de</strong> die Intervention dieses leistungsfähigen<br />

Fonds anhand einer Beratung<br />

zuteil, die <strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

angepasst ist.<br />

Diese Beratung, die von <strong>de</strong>r Agrardienststelle<br />

<strong>de</strong>r Genossenschaft o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />

Außendiensten wie z. B. <strong>de</strong>m Gemüsezentrum<br />

Haspengau sichergestellt wird, befasst<br />

Weitere Informationen<br />

Abteilung Agrarpolitik<br />

Direktion europäische und<br />

internationale Agrarpolitik<br />

1, square Arthur Masson<br />

5000 Namur<br />

T. : 081 / 23.58.17<br />

F. : 081 / 23.58.99<br />

sich vor allem damit, <strong>de</strong>n Erzeuger in Bezug<br />

auf die Wildkrautbekämpfung, Stickstoffdünger,<br />

Insektizi<strong>de</strong> und Fungizi<strong>de</strong>, Bewässerung,<br />

usw. bestmöglich zu beraten.<br />

Zahlreiche Gesellschaften <strong>de</strong>s Großvertriebs<br />

haben <strong>de</strong>rzeit das Bezugssystem<br />

EurepGap angenommen, das sie ihren<br />

Lieferanten und somit <strong>de</strong>n Produzenten<br />

<strong>de</strong>r Genossenschaft allmählich auferlegen.<br />

Dessen Umsetzung erfor<strong>de</strong>rt natürlich<br />

erhebliche Anstrengungen seitens gewisser<br />

Produzenten. Und genau hier kommt<br />

<strong>de</strong>r zweite Teil <strong>de</strong>r Beratung ins Spiel. Für<br />

die Saison 2003 hat Apligeer ihr Eurepgap<br />

Zertifikat für ihre Erbsenproduktion<br />

erhalten und dürfte für die restliche<br />

Gemüseproduktion eine 70 %-ige Zertifizierung<br />

erlangen.<br />

GAETAN KEPPENNE, BENOÎT HEENS<br />

Apligeer för<strong>de</strong>rt die Bewässerung von<br />

Gemüsekulturen anhand von diversen<br />

Initiativen. Der Zusammenschluss<br />

baut ungefähr 5.600 Hektar Gemüse<br />

jährlich an (3.300 ha Erbsen, 675<br />

ha Bohnen, 650 ha Spinat, 475 ha<br />

Futtererbsen, 240 ha Möhren, 280<br />

ha Rosenkohl, 60 ha Wirsing, 15 ha<br />

Kerbel, 7 ha Pastinak).<br />

Weitere Informationen<br />

Apligeer, sc<br />

Kontaktperson: Jean-Marc Pirard<br />

20, rue Emile lejeune – 4250 Geer<br />

T. : 019 / 58.84.34<br />

Gemüsezentrum Haspengau, VoE<br />

Kontaktperson: René Bernaerdt<br />

123, rue <strong>de</strong> Huy – 4300 Waremme<br />

T. : 019 / 33.86.93


Dossier<br />

Einmaliges Sortier- und<br />

Verpackungszentrum in <strong>de</strong>r WR<br />

Von <strong>de</strong>r Obstwiese zur Fabrik<br />

Märkte wie Verbraucher erwarten zu<br />

je<strong>de</strong>r Zeit Obst von gleich bleibend hoher<br />

Qualität. J.-P. Morrier hat sich mit an<strong>de</strong>ren<br />

Obstanbauern zusammengeschlossen,<br />

um sich durch ein in Wallonien einzigartiges<br />

Sortierungs- und Verpackungssystem<br />

hervorzuheben.<br />

Aus alter Obstanbaufamilie stammend,<br />

lag es nahe, dass sich Jean-Philippe Morrier<br />

und sein Bru<strong>de</strong>r 1989 dazu entschlossen,<br />

ausschließlich Obst bester Qualität<br />

zu produzieren. Für seinen integrierten<br />

Anbau erhielt <strong>de</strong>r Familienbetrieb bereits<br />

vor 10 Jahren die Zertifizierung, die<br />

sowohl Umwelt- als auch Verbraucherschutz<br />

garantiert. In jenen Tagen wur<strong>de</strong><br />

das Obst noch im Betrieb selber gelagert,<br />

sortiert und abgepackt. Da je<strong>de</strong> Ernte eine<br />

große Menge an Früchten erbrachte, stieg<br />

das Interesse daran, <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>s Sortierens<br />

und Abpackens zu automatisieren<br />

und zu verbessern.<br />

Dank <strong>de</strong>r Investitionshilfen <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region wur<strong>de</strong> gemeinsam mit<br />

zwei weiteren wallonischen Obstbauern<br />

vor zwei Jahren eine neue Kooperative<br />

geschaffen, an <strong>de</strong>r sich außer<strong>de</strong>m die<br />

Gruppe Portier Industries beteiligte, die zu<br />

jener Zeit in Droixhe über ein passen<strong>de</strong>s,<br />

neues Gebäu<strong>de</strong> verfügte: Condifruits.<br />

Herr Morrier empfing uns vor Ort in<br />

Droixhe, um uns in <strong>de</strong>n neuen Anlagen<br />

von Condifruits herumzuführen.<br />

Die ursprünglichen Eisschränke wur<strong>de</strong>n<br />

durch sechs Ultra Low Oxygen-Eisschränke<br />

(ULO) von je 300 Tonnen Fassungsvermögen<br />

ausgewechselt. Durch<br />

präzise Überwachung von Temperatur<br />

und Atmosphäre ist eine lange Lagerungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Früchte garantiert. Um<br />

die Kältekette aufrecht zu erhalten und<br />

die Qualität <strong>de</strong>r Früchte zu gewährleisten,<br />

wird das gesamte Gebäu<strong>de</strong> auf eine Temperatur<br />

von 10°C heruntergefahren.<br />

Keine Phase <strong>de</strong>r Sortierung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />

Zufall überlassen. Im ersten Arbeitsgang<br />

lan<strong>de</strong>n die Früchte in einem bewegten<br />

Wasserbad, in welchem sie zunächst von<br />

Verunreinigungen wie Blättern, Er<strong>de</strong> usw.<br />

befreit und sodann in einem konstanten<br />

Fluss vorwärts geschoben wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Verwendung von Wasser hat unter an<strong>de</strong>rem<br />

<strong>de</strong>n Vorteil, dass schädliche Schockbehandlungen<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Danach<br />

wer<strong>de</strong>n die Früchte über Schaumstoffrollen<br />

weiter beför<strong>de</strong>rt. Hier wer<strong>de</strong>n sie vollends<br />

mit Bürsten gereinigt und getrocknet.<br />

Je<strong>de</strong> Frucht wird außer<strong>de</strong>m elektronisch<br />

erfasst und automatisch nach Gewicht,<br />

Umfang und Farbe bewertet. Die abschließen<strong>de</strong><br />

Kontrolle erfolgt durch das menschliche<br />

Auge, danach wer<strong>de</strong>n die Früchte<br />

sorgfältig verpackt. 550 Tonnen Obst können<br />

so je<strong>de</strong>n Monat kalibriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Bis zum Versand lagern die Kisten in<br />

einem Kühllager. Dieser erfolgt bei Condifruits<br />

innerhalb von 24 Stun<strong>de</strong>n nach<br />

Eintreffen <strong>de</strong>r Pallox-Paletten. Zur Zeit<br />

wird noch per Kühllastwagen ausgeliefert,<br />

einem Transport per Bahn stün<strong>de</strong><br />

allerdings auch nichts im Wege, da das<br />

Betriebsgelän<strong>de</strong> über einen Gleisanschluss<br />

verfügt, <strong>de</strong>r direkt in <strong>de</strong>r Sortierhalle en<strong>de</strong>t.<br />

Den Obstbauern stehen Anlagen und<br />

Gebäu<strong>de</strong> von insgesamt 6000 m 2 zur Verfügung,<br />

die diversen Qualitätsnormen<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

Foto: Profruit<br />

Foto: Profruit<br />

genügen. Die beteiligten Höfe können die<br />

Sortieranlage nicht nur gleichberechtigt<br />

nutzen, son<strong>de</strong>rn behalten dabei auch ihre<br />

volle Freiheit bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s Vertriebes.<br />

Für <strong>de</strong>n Produzenten liegt <strong>de</strong>r Hauptvorteil<br />

von Condifruits in <strong>de</strong>m Potenzial,<br />

das die <strong>de</strong>rzeitigen Anlagen bieten. Es ist<br />

geplant, die Kapazität <strong>de</strong>r Eisschränke, die<br />

<strong>de</strong>r Lagerung dienen, zu vergrößern, eventuell<br />

auch <strong>de</strong>n Verpackungsservice für die<br />

großen Vertriebsunternehmen zu diversifizieren.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Flexibilität <strong>de</strong>r<br />

Anlagen ist auch die Sortierung an<strong>de</strong>rer<br />

Obstsorten als Äpfel und Birnen <strong>de</strong>nkbar.<br />

GUY FOCANT, PROFUIT<br />

Weitere Informationen<br />

Condifruit, filiale du Groupe<br />

Portier Industries<br />

110, sart d’Avette<br />

4400 Flémalle<br />

siège d’exploitation<br />

20, rue du Pré commun<br />

4020 Bressoux<br />

T. : 04 / 340.39.39<br />

F. : 04 / 340.39.31<br />

GSM: 497 / 42.63.68<br />

31


Dossier<br />

Vierzehn Baumzüchter sind für<br />

ein Vermarktungszentrum<br />

300 % <strong>de</strong>s Umsatzes in einem<br />

32<br />

Foto: Hainaut Plants<br />

Im vergangenen Jahr konnte Hainaut<br />

Plants ihren Umsatz verdreifachen. Diese<br />

starke Steigerung ist darauf zurückzuführen,<br />

dass sich die Kooperative auf okulierte<br />

und vere<strong>de</strong>lte Jungbäume in <strong>de</strong>n<br />

Größen 6-8 bis 12-14* spezialisiert hat.<br />

Diese Baumsetzlinge von ausgezeichneter<br />

Qualität sind bei <strong>de</strong>n großen Baumschulen<br />

in Frankreich und Großbritannien,<br />

wo sie umgetopft und später als Bäume<br />

größeren Kalibers vermarktet wer<strong>de</strong>n,<br />

sehr geschätzt.<br />

Die Kooperative Hainaut Plants konzentriert<br />

ihre Tätigkeiten hauptsächlich auf<br />

<strong>de</strong>n Export. Dieser verzeichnet eine <strong>de</strong>utliche<br />

Steigerung, die ihrerseits bestätigt,<br />

dass die Qualität <strong>de</strong>r gelieferten Produkte<br />

effektiv geschätzt wird. Auf Frankreich<br />

entfallen 60 % <strong>de</strong>s Umsatzes. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>s starken englischen Pfun<strong>de</strong>s sind die<br />

belgischen Gartenbauprodukte wirtschaftlich<br />

attraktiv, so dass auch Großbritannien<br />

ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Absatzmarkt<br />

ist. Das Gleiche gilt für Irland, wo ein<br />

umfangreiches Bepflanzungsprogramm<br />

in die Wege geleitet wur<strong>de</strong>.<br />

Die Kooperative Hainaut Plants wur<strong>de</strong><br />

* Umfang <strong>de</strong>s Stammes, gemessen 1 Meter über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n<br />

vor 6 Jahren auf Initiative<br />

mehrerer Baumschulgärtner<br />

<strong>de</strong>r Provinz Hennegau und<br />

dank einer Finanzierung vonseiten<br />

<strong>de</strong>r EU und <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region („Objectif 1<br />

Hainaut“) gegrün<strong>de</strong>t. Diese<br />

junge und dynamische Han<strong>de</strong>lsstruktur<br />

widmet sich<br />

hauptsächlich <strong>de</strong>m Export<br />

Hennegauer Gartenbauprodukte,<br />

ganz nach Art ihrer<br />

bei<strong>de</strong>n technisch-kaufmännischen<br />

Leiter, die sich sehr gut<br />

ergänzen.<br />

An<strong>de</strong>rs als in Flan<strong>de</strong>rn gibt<br />

es in Wallonien nur wenige<br />

große Baumschulen, mit Ausnahme<br />

<strong>de</strong>r Ar<strong>de</strong>nner Baumschulen,<br />

die auf Na<strong>de</strong>lholzbäume<br />

spezialisiert sind. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Vielzahl an Betrieben und ihrer<br />

Verteilung über das gesamte wallonische<br />

Gebiet sind auch die Kräfte und Möglichkeiten<br />

stark verstreut.<br />

Ein Um<strong>de</strong>nken war daher notwendig, um<br />

eine effiziente Zusammenarbeit auf Han<strong>de</strong>lsebene<br />

zu ermöglichen. Die vierzehn<br />

Mitgliedsbetriebe <strong>de</strong>r Kooperative sind<br />

zwar über die gesamte Provinz verteilt,<br />

aber Dreh- und Angelpunkt <strong>de</strong>r Organisation<br />

ist das Gebiet um Lesdain, wo<br />

mehrere Baumschulen dicht beieinan<strong>de</strong>r<br />

liegen. Der Vorteil für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n liegt<br />

auf <strong>de</strong>r Hand: Ein einziger Anruf genügt,<br />

um vierzehn erstklassige Baumschulgärtner<br />

zu erreichen.<br />

Spezialisierung<br />

Die Kooperative hat sich auf die Vermarktung<br />

von Zierstammbäumen und Stammbaumreihen<br />

in <strong>de</strong>n Größen 6-8 bis 12-14*<br />

spezialisiert. Sie vertreibt außer<strong>de</strong>m Obstbäume<br />

verschie<strong>de</strong>ner Formen sowie Exemplare<br />

größeren Kalibers (18/20/25/+) (*)<br />

und Formgehölze (Hainbuche und Eibe).<br />

Dank mehrerer spezialisierter Baumschulgärtner<br />

sowie <strong>de</strong>m vor kurzem gegrün<strong>de</strong>ten<br />

Zusammenschluss von Produzenten<br />

einjähriger Pflanzen, bietet sie eine umfassen<strong>de</strong><br />

Produktpalette an.<br />

Garantierte Qualität<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kooperative unterzeichnen<br />

bei ihrem Beitritt eine Qualitätscharta,<br />

die unter an<strong>de</strong>rem Produktionsnormen<br />

über die Höhe <strong>de</strong>r Veredlung und die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Kronenzweige umfasst. Somit<br />

war die Kooperative Hainaut Plants von<br />

ihrer Gründung an im Stan<strong>de</strong>, eine einheitliche<br />

Produktion zu vermarkten.<br />

Gemeinsam stärker<br />

Die Bün<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>r Kräfte bietet <strong>de</strong>n Mitgliedsbetrieben<br />

weitere Vorteile. So wird<br />

beispielsweise das Anbaumaterial, ob es<br />

sich nun um Bambus-Stützpfähle o<strong>de</strong>r<br />

Veredlungsmaterial han<strong>de</strong>lt, gemeinsam<br />

eingekauft. Der Umsatz <strong>de</strong>r Kooperative<br />

verzeichnete in <strong>de</strong>n jüngsten Jahren<br />

eine <strong>de</strong>utliche Steigerung und zog von<br />

ca. 100.000 Euro in <strong>de</strong>r ersten Saison auf<br />

über 670.000 Euro <strong>de</strong>rzeit an.<br />

Die Erweiterung <strong>de</strong>r angebotenen Produktpalette<br />

und die Anwerbung neuer<br />

Mitglie<strong>de</strong>r zählen zu <strong>de</strong>n Projekten <strong>de</strong>r<br />

Kooperative. Ihr ein<strong>de</strong>utiges Ziel ist es,<br />

die Verkaufszahlen <strong>de</strong>r Produzenten zu<br />

steigern, in<strong>de</strong>m sie als alleiniger Han<strong>de</strong>lspartner<br />

auftritt und die gesamte Palette<br />

an Zierbäumen und –pflanzen anbietet.<br />

In Wallonien arbeitet die Kooperative<br />

Hainaut Plants vor allem im öffentlichen<br />

Sektor, für die Gärtnereien <strong>de</strong>r Städte und<br />

Gemein<strong>de</strong>n sowie für einige Gartenbauunternehmen.<br />

PHILIPPE DELAUNOIS,<br />

DIREKTION ENTWICKLUNG UND BERATUNG<br />

Weitere Infos:<br />

Hainaut Plants, scrl<br />

Pascal van Ceunebroecke und<br />

Dominique Couvreur<br />

30, rue <strong>de</strong> la Sucrerie, 30<br />

7620 Wez-Velvain<br />

T. : 069 / 34.68.96<br />

F. : 069 / 34.68.97<br />

@ : hainaut.plants@skynet.be<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


33<br />

Foto: Marc FASOL<br />

In Ormeignies vertreibt ein<br />

Gehölzpark<br />

Vermehrungsgut in großen Mengen<br />

Das Wallonische Versuchszentrum für<br />

Gartenbau (CEHW), das von <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region und <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Union finanziert wird, führt auf Anfrage<br />

von Fachleuten <strong>de</strong>s Sektors Aktionen zur<br />

Weiterentwicklung, zu Dienstleistungen<br />

und Beratungsarbeit durch.<br />

Le Myrobolan <strong>de</strong> Lesdain<br />

1991 hat die Wallonische Region die<br />

Gründung eines Parks für Mutterpflanzen<br />

unterstützt. Diese sind dazu gedacht,<br />

<strong>de</strong>n wallonischen Baumschulen Vermehrungsgut<br />

zu liefern, das von <strong>de</strong>n Sorten<br />

(Guaranteed I<strong>de</strong>ntity) und <strong>de</strong>m Pflanzenschutz<br />

her (Virus Free) zertifiziert ist.<br />

In diesem Park herrscht heute eine rege Entwicklung.<br />

Die Produktion steigt jährlich und<br />

kommt einer stets steigen<strong>de</strong>n Nachfrage<br />

entgegen. Im Jahr 2003 sind an die 50.000<br />

Stecklinge, 10.000 Ableger und 50.000 E<strong>de</strong>lreiser<br />

/E<strong>de</strong>laugen vermarktet wor<strong>de</strong>n.<br />

Diese Produkte sind in erster Linie für die<br />

Mitglie<strong>de</strong>r gedacht. Überschüsse wer<strong>de</strong>n<br />

in mehrere Regionen Europas exportiert<br />

u.a. nach Flan<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />

Frankreich, Italien und Dänemark. Die<br />

Qualität von Jungpflanzen und vor allem<br />

die gesteigerte Robustheit <strong>de</strong>s virusfreien<br />

Materials sind Argumente, auf die die<br />

Baumschulen äußerst sensibel reagieren.<br />

Oftmals genügt ein Besuch <strong>de</strong>r Parzellen,<br />

um sie davon zu überzeugen, sich im<br />

Gehölzpark mit Material einzu<strong>de</strong>cken.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r wählen die zu pflanzen<strong>de</strong>n<br />

Sorten aus. Derzeit sind die wesentlichen<br />

Frucht- und Ziersorten Malus, Pyrus,<br />

Prunus, darunter <strong>de</strong>r berühmte Prunus c.<br />

„Myrobolan <strong>de</strong> Lesdain“, eine regionale<br />

Auswahl einer Veredlungsunterlage, die<br />

<strong>de</strong>m Gehölzpark seinen Namen gegeben<br />

hat, sowie insbeson<strong>de</strong>re Acer, Tilia, Betula<br />

zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Auf Anfrage <strong>de</strong>r Abteilung Biologische<br />

Bekämpfung und Phytogenetische Ressourcen<br />

<strong>de</strong>s Zentrums für Agrarforschung<br />

in Gembloux wer<strong>de</strong>n die Obstsorten<br />

(fruchtgenetische Ressourcen), die die<br />

Station für <strong>de</strong>n Anbau empfiehlt, <strong>de</strong>r<br />

für Liebhaber gedacht ist, <strong>de</strong>mnächst in<br />

Ormeignies produziert. PH. D.<br />

Sie möchten das Abenteuer<br />

wagen,<br />

Wallonisches Versuchszentrum<br />

für Gartenbau, CEHW<br />

Kontaktperson: Françoise Faux<br />

o<strong>de</strong>r Christophe Marginet,<br />

14, chemin <strong>de</strong>s Serres<br />

7802 Ormeignies (Ath)<br />

T. : 068 / 28.11.60<br />

F. : 068 / 84.30.33<br />

@ : cehw@cehw.be<br />

Site internet : www.walhorti.com<br />

Der Leitfa<strong>de</strong>n für Beihilfe<br />

bei Nie<strong>de</strong>rlassung<br />

2001 hat die Wallonische Region dank<br />

einer europäischen Mitfinanzierung<br />

über <strong>de</strong>n Fonds Phasing out <strong>de</strong>s Ziels<br />

1 Hennegau die Schaffung einer Gruppe<br />

zur Unterstützung bei Nie<strong>de</strong>rlassung<br />

im Zierpflanzenanbau genehmigt. Ihre<br />

Aufgabe besteht in <strong>de</strong>r administrativen,<br />

technischen, logistischen und kommerziellen<br />

Beratung künftiger Unternehmer.<br />

Mit diesem Ziel vor Augen verbreitet<br />

das CEHW seit kurzem einen Leitfa<strong>de</strong>n<br />

zur Beihilfe bei Nie<strong>de</strong>rlassung bzw.<br />

Betriebserweiterung im Zierpflanzenanbau.<br />

Der Leitfa<strong>de</strong>n geht kurz auf zu treffen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen, Fragen, die man sich stellen<br />

sollte, zu tätigen<strong>de</strong> Formbedingungen,<br />

mögliche Beihilfen sowie klare,<br />

präzise und individuell angepasste<br />

Buchführungstabellen ein, die dazu beitragen,<br />

einen konkreten Produktionsplan<br />

und einen realistischen Finanzplan<br />

zu erstellen. Für die Ausarbeitung<br />

eines Betriebsplans wird ebenfalls ein<br />

zu befolgen<strong>de</strong>r Weg angegeben.<br />

Dieser Leitfa<strong>de</strong>n bietet <strong>de</strong>m zukünftigen<br />

Produzenten die Möglichkeit, ein<br />

vollständiges Dossier zu erstellen, das<br />

er <strong>de</strong>n unterschiedlichen Geldgebern<br />

(Banken, Investmentgesellschaften,<br />

Wallonische Region, usw.) vorstellen<br />

kann und das Aufschluss über all’ seine<br />

Fähigkeiten gibt.<br />

Das CEHW kann beim Aufstellen dieses<br />

Dossiers helfen, was <strong>de</strong>r Annahme<br />

<strong>de</strong>s Projekts vonseiten <strong>de</strong>r Banken nur<br />

zuträglich sein kann.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Dossier<br />

34<br />

Jean-Paul Cornette ließ sich 1970 in Hainin<br />

nie<strong>de</strong>r. Auf einer Gesamtfläche von<br />

30 Ar begann er mit <strong>de</strong>r Aufzucht von<br />

Chrysanthemen (großblütigen Sorten<br />

und Töpfen) sowie einjährigen Pflanzen<br />

(Geranien, Tagetes usw.). Zum Gelän<strong>de</strong><br />

gehört auch ein Gewächshaus von 100 m 2 .<br />

Bis zum Beginn <strong>de</strong>r achtziger Jahre bil<strong>de</strong>te<br />

<strong>de</strong>r Verkauf von Zierpflanzen auf<br />

Märkten die hauptsächliche Einnahmequelle.<br />

Wachsen<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzulauf und<br />

gestiegene Nachfrage erfor<strong>de</strong>rten dann<br />

allerdings eine Erweiterung <strong>de</strong>r Palette<br />

angebotener Sorten. Der Verkauf auf<br />

<strong>de</strong>n Märkten wur<strong>de</strong> daher eingestellt.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n neue Investitionen<br />

getätigt mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r<br />

Nachfrage entsprechend zu erweitern.<br />

So wur<strong>de</strong> zunächst ein Glasgewächshaus<br />

von 270 m 2 errichtet, es folgte ein<br />

Glasgewächshaus vom Typ große Kapelle<br />

von 500 m 2 und schließlich ein Folien-<br />

Gewächshaus von 600 m 2 .<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Pépinière JP Cornette<br />

3, rue Notre-Dame – 7350 Hainin<br />

T. : 065 / 65.43.77<br />

F. : 065 / 65.14.34<br />

Foto: Ph. DELAUNOIS<br />

Foto: Ph. DELAUNOIS<br />

In Hainin baut eine Baumschule ihre<br />

Tätigkeiten aus,<br />

dabei verfolgt sie die Ten<strong>de</strong>nzen<br />

sehr genau<br />

Zurzeit erstreckt sich die gesamte Anlage<br />

<strong>de</strong>r Gärtnerei und Baumschule über<br />

1,4 ha, davon sind 14 Ar unter Glas und<br />

Folie, 75 Ar Freiland und 50 Ar mit Planen<br />

geschützte Beete für <strong>de</strong>n Anbau in<br />

Pflanzcontainern.<br />

Aktivitäten:<br />

Produktion von Pflanzen entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Nachfrage <strong>de</strong>r lokalen<br />

Kundschaft (pro Jahr):<br />

– einjährige Pflanzen: 54,9 %<br />

– Geranien: 27,5 %<br />

– Pompon-Chrysanthemen : 3,3 %<br />

– großköpfige Pflanzen 1,1 %<br />

– Produktion von Koniferen für<br />

Hecken 11 %. Diese hat dazu beigetragen,<br />

<strong>de</strong>n Ruf als Baumschule zu<br />

begrün<strong>de</strong>n.<br />

– Ankauf von blühen<strong>de</strong>n Gehölzen<br />

und ihre Aufzucht in Containern:<br />

2,2 %<br />

Ankauf und Wie<strong>de</strong>rverkauf von Zierbäumen,<br />

-sträuchern und Stau<strong>de</strong>n.<br />

Der Umfang dieses letzten Standbeines<br />

nimmt von Jahr zu Jahr zu. Es stellt<br />

heute ca. 70 % aller verkauften Pflanzen<br />

dar. Um eine anspruchsvoller gewor<strong>de</strong>ne<br />

Kundschaft zu befriedigen, muss zu<strong>de</strong>m<br />

eine immer größere und neuartige Vielfalt<br />

von Pflanzen angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Daher ist es unverzichtbar, die Entwicklung<br />

auf diesem Sektor aufmerksam<br />

zu verfolgen und zu<strong>de</strong>m ständig<br />

nach neuen Sorten und Züchtungen zu<br />

suchen, die auf <strong>de</strong>m europäischen Markt<br />

verfügbar sind.<br />

Der Betrieb beschäftigt drei Personen in<br />

Vollzeit und eine weitere auf <strong>de</strong>r Basis<br />

von Teilzeitarbeit. Es ist beabsichtigt,<br />

die Verkaufsstelle zu verlegen und damit<br />

die Schaffung einer Verkaufsfläche zu<br />

ermöglichen, die auf die größtmögliche<br />

Vielfalt an Gärtnereipflanzen und<br />

Gehölzen spezialisiert ist.<br />

Auf die Frage, mit welchen Schwierigkeiten<br />

er eventuell kämpfen muss, nennt<br />

<strong>de</strong>r Inhaber <strong>de</strong>r Gärtnerei und Baumschule<br />

das immer mehr verbreitete Vorgehen<br />

<strong>de</strong>r großen Verbrauchermärkte,<br />

Zierpflanzen als Lockprodukte einzusetzen,<br />

sowie <strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n Konkurrenzdruck<br />

durch Privatanbieter, die<br />

nicht immer vom Fach sind, und <strong>de</strong>n<br />

immer noch mangeln<strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>s<br />

Berufsstan<strong>de</strong>s.<br />

Welche Erwartungen setzt er in die<br />

zuständigen Behör<strong>de</strong>n? Außer <strong>de</strong>n Ratschlägen<br />

seitens <strong>de</strong>r Beratungsdienste,<br />

die er in die Praxis umsetzt, sähe <strong>de</strong>r<br />

Unternehmer es gerne, wenn Maßnahmen<br />

entwickelt wür<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Anbietermarkt<br />

zu ordnen o<strong>de</strong>r sogar entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Ten<strong>de</strong>nzen wie oben genannt,<br />

entgegen zu wirken. Wünschenswert<br />

wäre auch eine Hervorhebung <strong>de</strong>r Zierpflanzen,<br />

wie es bei <strong>de</strong>n holländischen<br />

Produzenten üblich ist.<br />

Seiner Ansicht nach wer<strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />

zur Bekämpfung von Krankheiten<br />

o<strong>de</strong>r Schädlingen im Sektor Zierpflanzen<br />

immer wichtiger. Dasselbe gilt auch für<br />

<strong>de</strong>n Informationsstand hinsichtlich neuer<br />

Genehmigungen o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>ren Rücknahme<br />

in Bezug auf Pflanzenschutzmittel<br />

in diesem Bereich, <strong>de</strong>r immer auf <strong>de</strong>m<br />

neuesten Stand sein sollte.<br />

PH.D<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Von <strong>de</strong>n Märkten<br />

zum KMU, rasche<br />

Entwicklung<br />

innerhalb von<br />

15 Jahren<br />

Foto: Ph. DELAUNOIS<br />

Technologie, Automatisierung<br />

und Management<br />

Daniel Deprez und seine Frau starteten<br />

ihre Berufslaufbahn mit Gemüseanbau,<br />

genauer gesagt mit <strong>de</strong>m Verkauf<br />

von pikierfähigen Gemüsepflänzchen an<br />

Privatkun<strong>de</strong>n. Angesichts <strong>de</strong>r geringen<br />

Gewinnspannen, die dieser Betriebszweig<br />

abwarf, beschlossen sie 1989, parallel<br />

dazu mit <strong>de</strong>r Zucht einjähriger Blumen<br />

zu beginnen. Etwa zur selben Zeit errichteten<br />

sie einen ersten Folientunnel mit<br />

einer Fläche von 8m x 60m. Die folgen<strong>de</strong>n<br />

Umsatzsteigerungen veranlassten sie, diese<br />

einträglichere Aktivität weiter auszubauen.<br />

Dennoch beliefern sie bis Anfang 1998<br />

weiterhin vor allem Privatkun<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n Jahren aber nehmen<br />

Kapazität und technische Möglichkeiten<br />

zu und steigern so ständig <strong>de</strong>n<br />

Produktionsumfang. Das Ehepaar Deprez<br />

beschließt, ihre Produktionsanlagen<br />

soweit zu perfektionieren, dass sie in<br />

Zukunft ausschließlich Fachhändler beliefern<br />

und zum Teil auf <strong>de</strong>r Grundlage vorher<br />

abgeschlossener Han<strong>de</strong>lsvereinbarungen<br />

arbeiten können.<br />

1999 wer<strong>de</strong>n daher große Investitionen<br />

getätigt (Traktor, LKW, Umtopfanlage<br />

und Folien-Gewächshaus von 30 Ar). Die<br />

Anstrengungen für eine betriebsumfassen<strong>de</strong><br />

Innovation wer<strong>de</strong>n im Jahr 2000<br />

mit <strong>de</strong>m Erwerb eines Pikierroboters<br />

fortgesetzt.<br />

Im Jahr 2003, stets mit <strong>de</strong>m Ziel einer<br />

weiteren Optimierung <strong>de</strong>r Produktionsanlage<br />

vor Augen, wird das Fertigungsband<br />

mit einer Befüllanlage vervollständigt,<br />

die in einem Arbeitsgang 24 Töpfe<br />

pro Partie einsetzt. Für dieses Jahr ist vorgesehen,<br />

ein neues Folien-Halbcabriolet-<br />

Gewächshaus von 40 Ar einzurichten.<br />

Derzeit erstreckt sich <strong>de</strong>r Betrieb über<br />

ca. 6 Ha. 5 Ar Freiland sind für die Zucht<br />

von Pompon-Chrysanthemen bestimmt,<br />

1 Ha besteht aus Tunnel-Gewächshäusern.<br />

Für die nahe Zukunft ist geplant, die<br />

Oberfläche unter Schutz zu vergrößern.<br />

Der Betrieb beschäftigt jetzt acht Personen<br />

Vollzeit und sechs bis sieben Saisonarbeiter.<br />

Im Jahr 2003 betrug die<br />

Produktion ca. 1.230.000 Pflanzen; dazu<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

Foto: Ph. DELAUNOIS<br />

kommen Ankauf/Verkauf von ca. 400.000<br />

Gemüsepflanzen und 30.000 Tomatenpflanzen<br />

zum Pikieren. Die Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Produktion verteilen sich folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

Export (25%), Gärtnereien<br />

(20%), Grossisten und Wie<strong>de</strong>rverkäufer<br />

(45%), Blumengeschäfte (10%).<br />

Die Optimierung aller Aktivitäten sichert<br />

eine rationelle Nutzung <strong>de</strong>r Kulturflächen<br />

und die ganzjährige Beschäftigung<br />

von qualifizierten und motivierten Mitarbeitern:<br />

Januar-März: Primeln<br />

März-April: Stiefmütterchen<br />

April-Juni: Geranien, einjährige Pflanzen,<br />

bepflanzte Hängeampeln<br />

Juli-August: Stau<strong>de</strong>n im Topf<br />

September-Oktober: Chrysanthemen<br />

November: Pikieren <strong>de</strong>r Frühlings-<br />

Stiefmütterchen und Umsetzen <strong>de</strong>r<br />

Stiefmütterchen<br />

Dezember: Blumenarrangements für<br />

Weihnachten, damit die ständigen Mitarbeiter<br />

das ganze Jahr über Vollzeit<br />

beschäftigt wer<strong>de</strong>n können.<br />

So wie er die Notwendigkeiten und Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Verbesserung für <strong>de</strong>n Sektor<br />

einschätzt, wünscht sich dieser Gärtnereibesitzer<br />

mehr Unterstützung von<br />

<strong>de</strong>n zuständigen Behör<strong>de</strong>n. Er wäre froh<br />

über bessere Trendprognosen und stärkere<br />

Bemühungen, neue Marktnischen zu<br />

ent<strong>de</strong>cken. Es ist von ausschlaggeben<strong>de</strong>r<br />

Wichtigkeit, innovative I<strong>de</strong>en zu entwickeln<br />

und dort zu ermutigen, wo Verbesserungen<br />

und Investitionen zu konkreten<br />

Ergebnissen o<strong>de</strong>r einer Stabilisierung von<br />

neuen Produktionszweigen führen.<br />

PH.D<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Daniel Deprez-Darmont<br />

Horticulteur-producteur<br />

49, rue <strong>de</strong> la Vallée<br />

5060 Sambreville<br />

T. : 071/ 74.29.64<br />

F. : 071/ 77.02.10


Die Obstsorten <strong>de</strong>s<br />

Zentrums für<br />

36<br />

Das Phänomen alter Obstsorten,<br />

die rasch verschwin<strong>de</strong>n,<br />

kann als äußerst Besorgnis<br />

erregend betrachtet wer<strong>de</strong>n. Glücklicherweise konnte<br />

nun zugunsten <strong>de</strong>r Obstbäume noch rechtzeitig eine<br />

umfangreiche Aktion zur Rettung eines Erbes gestartet<br />

wer<strong>de</strong>n, das sowohl von historischem und kulturellem als<br />

auch wissenschaftlichem Wert ist.<br />

In <strong>de</strong>n alten Obstwiesen Walloniens fand<br />

man eine große Vielfalt an Obstsorten, zu<br />

<strong>de</strong>ren bekanntesten Apfelsorten <strong>de</strong>r Rote<br />

Stern, die Französische Renette, <strong>de</strong>r Court-<br />

Pendu sowie die verschie<strong>de</strong>nen Belle-Fleur-<br />

Sorten gehörten. Diese alten und zugleich<br />

renommierten Sorten bil<strong>de</strong>n lediglich die<br />

Spitze <strong>de</strong>s Eisbergs, verglichen mit <strong>de</strong>r<br />

übergroßen Vielfalt an Obstsorten, die es<br />

früher auf <strong>de</strong>m Land gab. Es ist nicht son<strong>de</strong>rlich<br />

bekannt, aber Belgien hat im Laufe<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts über elf hun<strong>de</strong>rt Birnensorten<br />

hervorgebracht. Was ist aus diesen<br />

Sorten gewor<strong>de</strong>n? Gibt es sie noch?<br />

Untersuchungen <strong>de</strong>r Abteilung Biologische<br />

Bekämpfung und Phytogenetische Ressourcen<br />

am Wallonischen Zentrum für Agrarforschung<br />

haben die große Vielfalt belgischer<br />

und wallonischer Obstsorten vorgeführt.<br />

Die Obstsorten belgischer Herkunft hat<br />

man vor allem als Erbe von historischem<br />

und kulturellem Wert betrachtet, aber<br />

auch als ein Schatz wi<strong>de</strong>rstandsfähiger<br />

Pflanzen von großer genetischer Vielfalt,<br />

die sich unseren Regionen angepasst<br />

haben, egal ob es sich dabei um lokale,<br />

bäuerliche o<strong>de</strong>r gezüchtete Sorten han<strong>de</strong>lt.<br />

Ein lebendiges Erbe von<br />

historischem, kulturellem und<br />

wissenschaftlichem Wert<br />

Das Obst, das heutzutage auf <strong>de</strong>m Markt<br />

zu fin<strong>de</strong>n ist, entspricht <strong>de</strong>m, was <strong>de</strong>r<br />

Konsument dort vorfin<strong>de</strong>n möchte. Künftig<br />

könnte sich <strong>de</strong>r Geschmack <strong>de</strong>s Verbrauchers<br />

jedoch än<strong>de</strong>rn. Aus diesem<br />

Grund ist es wichtig, eine große Vielfalt an<br />

Obstsorten zu erhalten. Der zweite Grund:<br />

von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit vermarkteten Apfelsorten<br />

haben über 75 % die Eigenschaften <strong>de</strong>r<br />

Sorte Gol<strong>de</strong>n Delicious in ihrem Erbgut.<br />

Dies ist unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Fall für Jonagold,<br />

Elstar, u.a. Die genetischen Grundlagen<br />

marktgängiger Sorten müssen daher<br />

Agrarforschung<br />

diversifiziert wer<strong>de</strong>n. Künftigen Risiken<br />

kann nur durch Erhaltung und Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Sortenvielfalt vorgebeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach einer langwierigen Bewertungs- und<br />

Vermehrungsarbeit, sind Obstsorten entwickelt<br />

wor<strong>de</strong>n, die sich für die Verarbeitung<br />

eignen (u.a. Stassen, Nestlé, Aldia, die<br />

Brennerei Distillerie <strong>de</strong> Biercée, die Brauerei<br />

Les 4 Pavés, usw.). Man hat Versuche bei<br />

professionellen Baumzüchtern durchgeführt<br />

und siebzehn alte Obstsorten fruchtgenetischer<br />

Ressourcen wie<strong>de</strong>reingeführt,<br />

die für <strong>de</strong>n Privatanbau interessant sind.<br />

Geographische Streuung<br />

Seit drei Jahren versucht die Abteilung<br />

mit <strong>de</strong>n ihr verfügbaren Mitteln mehrere<br />

Projekte zur Restaurierung und Bepflanzung<br />

von Obstgärten mit Hochstammsorten<br />

zu entwickeln, hauptsächlich in<br />

Zusammenarbeit mit diversen Vereinigungen,<br />

Gemein<strong>de</strong>verwaltungen, Provinzialbehör<strong>de</strong>n<br />

usw.<br />

Auf lange Dauer und je nach <strong>de</strong>n verfügbaren<br />

Mitteln besteht das Ziel darin, für<br />

die gesamte Wallonische Region ein strukturiertes<br />

Netz von Erhaltungsobstwiesen<br />

zu koordinieren, wo lokale Obstsorten<br />

gepflanzt wer<strong>de</strong>n. Diese Vorgehensweise<br />

vor Ort ermöglicht die geographische<br />

Streuung <strong>de</strong>r Sammlungen. Diese Obstwiesen<br />

können auch dazu beitragen, neue<br />

Absatzmärkte für die Landwirte (agrarökologische<br />

Maßnahmen) zu erschließen<br />

und als dynamische und pädagogische<br />

Instrumente für die Öffentlichkeit dienen.<br />

Dank dieses Netzes können sehr seltene<br />

und bedrohte Obstsorten auf mehrere<br />

Orte verteilt und so besser für die kommen<strong>de</strong>n<br />

Generationen erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

MARC LATEUR, BRUNO LEFRANCQ,<br />

ISABELLE VILLETTE, LAURENT DELPIERRE<br />

UND PASCAL DUPONT, CRA-W<br />

Die Abteilung Biologische<br />

Bekämpfung & Phytogenetische<br />

Ressourcen <strong>de</strong>s Wallonischen<br />

Zentrums für Agrarforschung<br />

verfolgt seit 1975 ein umfassen<strong>de</strong>s<br />

Forschungsprogramm zur<br />

Erhaltung, Bewertung und<br />

Wie<strong>de</strong>reinführung von<br />

Obstbaumsorten, die früher in<br />

unseren Gegen<strong>de</strong>n gezüchtet<br />

wur<strong>de</strong>n. Die Sammlung<br />

fruchtgenetischer Ressourcen <strong>de</strong>s<br />

CRA-W ist <strong>de</strong>rzeit eine <strong>de</strong>r größten<br />

Europas und zählt zur Zeit ca.<br />

2.850 Einträge, darunter 1.450<br />

Apfelbäume, 932 Birnbäume, 339<br />

Pflaumenbäume, 65 Kirschbäume<br />

und 40 Pfirsichbäume.<br />

Das Wallonische Zentrum für<br />

Agrarforschung verkauft keine<br />

Obstbäume. Die verteilten Sorten<br />

wer<strong>de</strong>n vermehrt und nach<strong>de</strong>m<br />

ein Vertrag mit <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />

Abteilung <strong>de</strong>s Wallonischen Zentrums<br />

für Agrarforschung abgeschlossen<br />

wor<strong>de</strong>n ist, von professionellen<br />

Baumschulen zum Verkauf angeboten.<br />

Diese Abteilung verteilt jedoch selbst<br />

Dokumentation zu <strong>de</strong>n empfohlenen<br />

Sorten, d.h. eine Sammlung von<br />

Merkblättern, die <strong>de</strong>n Einkäufern als<br />

Entscheidungshilfe bei <strong>de</strong>r Wahl, je<br />

nach Eigenschaften <strong>de</strong>r Obstsorten<br />

sowie Baumschulen und Obstgärtnern<br />

als Referenz bei <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />

ihrer gezüchteten Obstsorten dient.<br />

Fotoreihe Obst fruchtgenetischer<br />

Ressourcen, mit Folie überzogene<br />

Fotos von Obst fruchtgenetischer<br />

Ressourcen, Format 31x22 cm.<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Wallonisches Zentrum<br />

für Agrarforschung<br />

Abteilung Biologische Bekämpfung<br />

& Phytogenetische Ressourcen<br />

T. : 081 / 62.03.14<br />

F. : 081 / 62.03.49<br />

@ : lateur@cra.wallonie.be<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Obst- und Gartenbau<br />

Neuorganisierung<br />

Dossier<br />

<strong>de</strong>r Verkaufsför<strong>de</strong>rung<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres 2003 wur<strong>de</strong>n<br />

auf Initiative <strong>de</strong>s Ministers<br />

<strong>de</strong>r Landwirtschaft und <strong>de</strong>r Ländlichen<br />

Angelegenheiten in <strong>de</strong>r<br />

Politik zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

und <strong>de</strong>s Gartenbaus<br />

in <strong>de</strong>r Wallonischen Region neue<br />

Akzente gesetzt. Seit <strong>de</strong>m 1.<br />

März 2003 ersetzt die Apaq-W<br />

das vorherige ORPAH. Die Wallonische<br />

Agentur für die För<strong>de</strong>rung<br />

von Qualitätslandwirtschaft<br />

(Agence <strong>wallonne</strong> pour la Promotion<br />

d’une agriculture <strong>de</strong> qualité)<br />

ist eine halbregionale Institution,<br />

die direkt <strong>de</strong>m Landwirtschaftsminister<br />

untersteht.<br />

Foto: P. PEETERS<br />

37<br />

Die Apaq-W hat zwei Aufgaben: In <strong>de</strong>r<br />

breiten Öffentlichkeit soll einerseits das<br />

Image von Landwirtschaft und Gartenbau<br />

aufgewertet wer<strong>de</strong>n. Des Weiteren steht<br />

die För<strong>de</strong>rung einer differenzierten Produktqualität<br />

durch die Schaffung eines<br />

kollektiven Qualitätssiegels als Qualitätskennzeichnung<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund (für die<br />

Produkte, die aus <strong>de</strong>r wallonischen Landwirtschaft<br />

und <strong>de</strong>m dortigen Gartenbau<br />

stammen).<br />

In diesem Rahmen wur<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>r Lenkungsausschuss<br />

und das Komitee <strong>de</strong>r kollektiven<br />

Qualitätskennzeichnung Apaq-W<br />

geschaffen. Der Lenkungsausschuss hat die<br />

Aufgabe, einen mehrjährigen Entwicklungsplan<br />

auf Basis <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Produktionsräten<br />

erarbeiteten sektorenbezogenen Zielsetzungen<br />

zu erstellen. Das Komitee <strong>de</strong>r kollektiven<br />

Qualitätskennzeichnung hat die Aufgabe,<br />

sich mit <strong>de</strong>m kollektiven Qualitätssiegel<br />

und allen seinen kommerziellen und<br />

Absatz för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Aspekten zu befassen.<br />

Als kollektives Qualitätskennzeichen ließ<br />

die wallonische Regierung die Markenbezeichnung<br />

Eqwalis eintragen. Diese kann<br />

allen Produkten von herausragen<strong>de</strong>r Qualität<br />

verliehen wer<strong>de</strong>n, sofern sie einem<br />

zuvor erstellten Leistungsverzeichnis entsprechen.<br />

Langfristig sollen möglichst<br />

viele wallonische Produkte mit hervorragen<strong>de</strong>r<br />

Qualität diese Marke und damit<br />

das Qualitätssiegel erhalten. Auch im Gartenbau<br />

könnte verschie<strong>de</strong>nen Produktionen<br />

im Lauf <strong>de</strong>r Zeit die Marke Eqwalis<br />

verliehen wer<strong>de</strong>n, so etwa <strong>de</strong>m Kernobst,<br />

gewissen Anbauverfahren für Gemüse,<br />

Erdbeeren und Weihnachtsbäumen.<br />

Aufgaben und Umfang <strong>de</strong>r Produktionsräte<br />

sind ebenfalls festgelegt. Für <strong>de</strong>n<br />

Gartenbau wur<strong>de</strong>n zwei Produktionsräte<br />

geschaffen: <strong>de</strong>r erste befasst sich mit Gartenbauerzeugnissen<br />

(Obst und Gemüse),<br />

<strong>de</strong>r zweite mit Zierpflanzen (Baumschulen,<br />

Anpflanzungen von Weihnachtsbäumen,<br />

Blumen usw.). Nach erfolgter<br />

Genehmigung durch <strong>de</strong>n Minister <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft und <strong>de</strong>r Ländlichen Angelegenheiten<br />

haben die jeweiligen Produktionszweige<br />

<strong>de</strong>n Auftrag, alle Aktivitäten<br />

zu entwickeln, die im Zusammenhang mit<br />

Produktion, Weiterbehandlung und Ver-<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

teilung ihrer Produkte stehen. Den Produktionszweigen<br />

liegt eine permanente<br />

Verwaltungsstruktur zugrun<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re<br />

ein Sekretariat, <strong>de</strong>ssen Größe im Verhältnis<br />

zum Umfang <strong>de</strong>r Aktivitäten steht.<br />

Die Produktionsräte bestehen aus min<strong>de</strong>stens<br />

zwei Vertretern <strong>de</strong>r Produzenten, zwei<br />

Vertretern <strong>de</strong>r Weiterbehandlung, zwei<br />

Vertretern <strong>de</strong>s Verteilersystems, zwei Vertretern<br />

<strong>de</strong>r Verbraucher und zwei Fachleuten<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Produktionszweiges.<br />

Vorschläge über die Zusammensetzung<br />

und die Organisation <strong>de</strong>r Produktionszweige<br />

liegen <strong>de</strong>m Minister bereits vor.<br />

Durch die Einrichtung <strong>de</strong>r Apaq-W<br />

hofft <strong>de</strong>r Landwirtschaftsminister, <strong>de</strong>m<br />

Können <strong>de</strong>r wallonischen Produzenten<br />

und <strong>de</strong>r Qualität ihrer Produkte neuen<br />

Schwung zu verleihen und diese besser<br />

bekannt zu machen.<br />

ISABELLE TASIAUX, APAQ-W<br />

Weitere Informationen:<br />

Apaq-W<br />

Agence <strong>wallonne</strong> pour la Promotion<br />

d’une agriculture <strong>de</strong> qualité<br />

2, rue Burniaux – 5100 Jambes<br />

T. : 081 / 33.17.00 – F. : 081 / 30.54.37


Erosion und Schlamm<br />

Ländlicher<br />

Raum<br />

Informieren<br />

38<br />

Die Direktion Flurbereinigung und Arbeiten <strong>de</strong>r Division<br />

Gestaltung <strong>de</strong>s Ländlichen Raumes wird zunehmend mehr<br />

auf die Folgen starker Regenfälle in ländlichen Gebieten<br />

angesprochen. Diese intensiven Regenfälle hängen (so<br />

scheint es) mit <strong>de</strong>n Klimaverän<strong>de</strong>rungen zusammen und<br />

verursachen immer häufiger Wasser- und Schlammströme.<br />

Früher waren diese Phänomene außergewöhnlich. Heute<br />

sind sie viel häufiger.<br />

Schä<strong>de</strong>n treten immer häufiger<br />

infolge von starken<br />

Regenfällen auf. Es war also<br />

angemessen, für ein beliebiges<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet die<br />

Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wasserzirkulation<br />

an <strong>de</strong>r Erdoberfläche<br />

und in <strong>de</strong>n Tälern zu analysieren,<br />

um <strong>de</strong>n Landwirten<br />

eine Diagnose zu erstellen,<br />

die ihnen die Möglichkeit<br />

bietet, ihre Anbautechniken<br />

für die betreffen<strong>de</strong>n Parzellen<br />

anzupassen.<br />

Diese auf ein kommunales<br />

Territorium angewandte<br />

Metho<strong>de</strong> bietet die Möglichkeit,<br />

Risikogebiete zu <strong>de</strong>finieren<br />

und zu kennzeichnen,<br />

auf <strong>de</strong>nen die Kommunalverwalter<br />

bei Gestaltungsvorhaben<br />

eine Wahl zu treffen haben.<br />

Um <strong>de</strong>m Wunsch <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n zu entsprechen,<br />

muss man für Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiete<br />

eine Typologie und Rangordnung<br />

<strong>de</strong>r Gestaltungsvorschläge aufstellen,<br />

die es möglich machen, auf als Problem-<br />

Standorte gekennzeichneten Standorte<br />

Überschwemmungen und Schlammströme<br />

(die auf Überlandabfluss und<br />

Erosion folgen) zu reduzieren.<br />

Eine von <strong>de</strong>r Fakultät <strong>de</strong>r Universität<br />

<strong>de</strong>r Agrarwissenschaften Gembloux in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Agrarregionen durchgeführte<br />

Studie hat es möglich gemacht,<br />

allgemeine Maßnahmen festzulegen, um<br />

die mit <strong>de</strong>r Erosion verbun<strong>de</strong>nen Risiken<br />

für die von <strong>de</strong>r Flurbereinigung betroffenen<br />

Gebiete zu bestimmen. Ein Leitfa<strong>de</strong>n<br />

mit Vorschlägen zur maßstabsgerechten<br />

Gestaltung <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rschlagsgebietes,<br />

für <strong>de</strong>n man bestehen<strong>de</strong> technische<br />

Fachliteratur zu Rate gezogen hat,<br />

macht es möglich, die Durchführbarkeit<br />

verschie<strong>de</strong>ner Lösungen in <strong>de</strong>r Wallonischen<br />

Region und in ihrem ländlichen<br />

Umfeld zu bestimmen. Der Urheber <strong>de</strong>s<br />

Projekts wird die Methodik von gemachten<br />

Erfahrungen ausgehend und in enger<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r wallonischen Landwirtschaft, in<br />

Verfahren umsetzen.<br />

Für die Gemein<strong>de</strong>n und Landwirte Walloniens<br />

ist ab jetzt ein Heft erhältlich, das<br />

die Problemstellung bei Überlandabfluss<br />

und Schlammströmen untersucht. Es ist<br />

von <strong>de</strong>r Einheit Wasserkun<strong>de</strong> und Agrarwasserbau<br />

<strong>de</strong>r Fakultät <strong>de</strong>r Universität<br />

<strong>de</strong>r Agrarwissenschaften in Gembloux<br />

verfasst wor<strong>de</strong>n.<br />

Große Schä<strong>de</strong>n sind auf be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Wasserströme (Überlandabfluss) sowie<br />

Schlammströme zurückzuführen, die<br />

sowohl die Er<strong>de</strong>, die Wohnungen als<br />

auch das Straßen- und Wegenetz und die<br />

Infrastrukturen beschädigen können.<br />

Diese Ströme entstehen praktisch immer<br />

in einem „kleinen Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet“.<br />

Es ist also wichtig, bei jeglicher Gestal-<br />

tung eines Nie<strong>de</strong>rschlagsgebietes das<br />

Risiko zuvor festzulegen. Dieses Risiko<br />

ist in Bezug auf Schä<strong>de</strong>n kennzeichnend<br />

für das Ausmaß potentieller o<strong>de</strong>r aktueller<br />

Auswirkungen eines Ereignisses, das<br />

sich auf einem Standort zutragen kann.<br />

In diesem Fall besteht aufgrund von<br />

menschlicher Tätigkeit eine natürliche<br />

Anfälligkeit, die entwe<strong>de</strong>r zunehmen<br />

(Wohnungen, Straßen- und Wegenetz,<br />

Agrarland, usw.) o<strong>de</strong>r abnehmen (dank<br />

geeigneter Gestaltungsarbeiten) kann.<br />

Sechs Risikogebiete sind aufgrund von<br />

Eigenschaften in Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Natur einerseits und menschlichen Aktivitäten<br />

an<strong>de</strong>rerseits zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />

weitflächigem Überlandabfluss,<br />

Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />

konzentriertem Überlandabfluss,<br />

Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />

weitflächiger Erosion,<br />

Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />

konzentrierter Erosion (Bo<strong>de</strong>nabschwemmungen),<br />

Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />

Schlammströmen,<br />

Risikogebiete wegen Überschwemmung<br />

durch konzentrierten Überlandabfluss,<br />

Drei Versuchseinzugsgebiete sind untersucht<br />

wor<strong>de</strong>n. Von ihnen ausgehend sind<br />

Kartographien <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Risikogebiete<br />

erstellt wor<strong>de</strong>n.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


ströme<br />

und vorbeugen<br />

39<br />

Karte <strong>de</strong>r Risikogebiete, weitflächige Erosion:<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet in Focqueu, Pflanzen<strong>de</strong>cke<br />

mittelmäßig anfällig<br />

Die Problemstellung <strong>de</strong>s weitflächigen Erosionsrisikos wird behan<strong>de</strong>lt anhand von l’Equation universelle<br />

<strong>de</strong>s pertes en sols (Vielseitig verwendbare Gleichung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nverlusts), USLE o<strong>de</strong>r Wischmeier-Gleichung<br />

(Wischmeier, 1965, freigegeben von A. Bollinne 1982). Die Werte <strong>de</strong>s Risikoindikators<br />

wer<strong>de</strong>n „Bildpunkt für Bildpunkt“ berechnet, da dieser Bildpunkt sich auf einer Parzelle<br />

einer festgelegten Länge L (Bezugslänge) befin<strong>de</strong>t und Referenzkulturen trägt.<br />

Problemstellung<br />

<strong>de</strong>s Risikos bei<br />

Überlandabfluss und<br />

Schlammströmen<br />

Dieses Heft ist unter Angabe<br />

nachstehen<strong>de</strong>r Adresse erhältlich<br />

auf Papier o<strong>de</strong>r CD-Rom. Das<br />

Dokument ist abrufbar auf <strong>de</strong>r<br />

Website <strong>de</strong>r Generaldirektion<br />

Landwirtschaft: http://<br />

mrw.wallonie.be/dga.<br />

Ein zweites Heft zum gleichen<br />

Thema wird <strong>de</strong>rzeit verfasst.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um einen<br />

Methodologischen Leitfa<strong>de</strong>n<br />

für die Wahl geeigneter<br />

Gestaltungsarbeiten in Bezug auf<br />

die Erhaltung <strong>de</strong>r Bö<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />

Gewässerschutz.<br />

Weitere Informationen:<br />

Karte <strong>de</strong>r Risikogebiete, konzentrierter<br />

Überlandabfluss:<br />

Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet in Focqueu<br />

Die Risikoklassen wer<strong>de</strong>n aufgrund von einer Kombination von Informationen zu Gelän<strong>de</strong>neigung,<br />

<strong>de</strong>n natürlichen Achsen <strong>de</strong>r Konzentration von Oberflächenwasser, <strong>de</strong>n aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Größen<br />

<strong>de</strong>s diesbezüglichen Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiets sowie <strong>de</strong>m Straßen- und Wegenetz festgelegt.<br />

Abteilung Ländlicher Raum<br />

Direktion Flurbereinigung<br />

und Arbeiten<br />

Jacques Stévenne<br />

39, avenue Reine Astrid<br />

5000 Namur<br />

T. : 081 / 58.63.82<br />

F. : 081 / 74.75.63<br />

@ : j.stevenne@mrw.wallonie.be<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


40<br />

Diversifizierung:<br />

Die Aufzucht von Kaninchen bietet Möglichkeiten<br />

zur Verbreiterung <strong>de</strong>r Produktionsskala.<br />

Es lassen sich Gebäu<strong>de</strong><br />

nutzen, die nicht länger <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen<br />

technischen und wirtschaftlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen für die Haltung an<strong>de</strong>rer<br />

Tierarten gerecht wer<strong>de</strong>n. Bei gleicher<br />

Gewinnspanne muss weniger investiert<br />

wer<strong>de</strong>n als bei bestimmten traditionelleren<br />

Tierhaltungsbetrieben.<br />

Fleischkaninchen<br />

Kaninchenzucht in Wallonien<br />

Die Aufzucht von Kaninchen bietet Möglichkeiten<br />

zur Verbreiterung <strong>de</strong>r Produktionsskala.<br />

Es lassen sich Gebäu<strong>de</strong> nutzen,<br />

die nicht länger <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen technischen<br />

und wirtschaftlichen Anfor<strong>de</strong>rungen für die<br />

Haltung an<strong>de</strong>rer Tierarten gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei gleicher Gewinnspanne muss weniger<br />

investiert wer<strong>de</strong>n als bei bestimmten traditionelleren<br />

Tierhaltungsbetrieben.<br />

Einem Bericht <strong>de</strong>r FAO zu Folge betrug die<br />

Weltproduktion von Kaninchenfleisch im<br />

Jahr 2000 eine Million Tonnen. Drei Viertel<br />

dieser Produktion wer<strong>de</strong>n von China, Italien,<br />

Spanien und Frankreich ge<strong>de</strong>ckt, mit<br />

einem Fleischanteil von jeweils 315.000 t,<br />

221.000 t, 135.000 t und 85.000 t.<br />

Im Jahr 2000 wur<strong>de</strong>n in Belgien gemäß <strong>de</strong>m<br />

ehemaligen Centre d’Economie agricole<br />

25.350 Tonnen Bruttoproduktion Kaninchen-<br />

und Wildfleisch erzeugt. Da Kaninchen<br />

und Wild zusammengefasst sind, gibt<br />

dies kein genaues Bild <strong>de</strong>r Realität wie<strong>de</strong>r.<br />

Dieselbe Quelle gibt ebenfalls an, dass <strong>de</strong>r<br />

Selbstversorgungssatz an Kaninchenfleisch<br />

in unserem Land ca. 87% beträgt. Belgien ist<br />

also Netto-Importeur dieser Fleischart.<br />

In Wallonien umfasst <strong>de</strong>r Sektor Kaninchenzucht<br />

(Haltung von mehr als fünfzig Muttertieren)<br />

heute etwa zwanzig Zuchtorte,<br />

die insgesamt über ca. viertausend Muttertiere<br />

im Reproduktionsalter verfügen.<br />

Bei fünfundvierzig Kaninchenjungen, die<br />

je<strong>de</strong>s Muttertier pro Jahr wirft, und einem<br />

durchschnittlichen Lebendgewicht von 2,6<br />

kg (also 117 kg Kaninchen-Lebendgewicht<br />

pro Muttertier pro Jahr) lässt sich in Ermangelung<br />

präziserer Statistiken immerhin<br />

eine Jahresproduktion von ca. 500 Tonnen<br />

gemästeten Kaninchen schätzen.<br />

Der<br />

belgische<br />

Markt<br />

Abgesehen vom Direktverkauf wird <strong>de</strong>r<br />

Kaninchen wer<strong>de</strong>n üblicherweise in Gitterkäfigen gehalten und in Gemeinschaftskäfigen<br />

gemästet.<br />

größte Teil <strong>de</strong>s produzierten Volumens im<br />

Schlachthaus verarbeitet und von dort weiter<br />

vertrieben. Meistens wählt <strong>de</strong>r Kaninchenzüchter<br />

seinen Absatzmarkt und seinen<br />

Futterlieferanten ganz unabhängig.<br />

Käufer/Schlachter und Züchter treten in<br />

eine direkte kommerzielle Beziehung.<br />

Der Preis für Kaninchenfleisch wird in Belgien<br />

je<strong>de</strong> Woche auf <strong>de</strong>m Markt in Deinze<br />

von einer paritätischen Kommission -<br />

bestehend aus flämischen Züchtern und<br />

Schlachtern - festgelegt. Ein konstantes<br />

Merkmal <strong>de</strong>s Kaninchenmarktes in unserem<br />

Land ist <strong>de</strong>r Konsumrückgang und<br />

<strong>de</strong>r Preisverfall im Sommer. Bei <strong>de</strong>r klassischen<br />

Produktion richten sich die nationalen<br />

Absatzmärkte nach diesem Kurs, mit<br />

einigen “vertraglichen” Beson<strong>de</strong>rheiten.<br />

Zucht <strong>de</strong>s Fleischkaninchens:<br />

neue Metho<strong>de</strong>n<br />

Kaninchen wer<strong>de</strong>n gewöhnlich in Käfigen<br />

gehalten, die keinen Bo<strong>de</strong>nkontakt haben<br />

dürfen. Die Käfigbatterie hat meist nur eine<br />

Etage; Muttertiere und Mast sind getrennt.<br />

Je<strong>de</strong>s trächtige und säugen<strong>de</strong> Muttertier<br />

sitzt in einem so genannten “Mutterstall”<br />

mit einem zusätzlichen, abnehmbaren<br />

“Nest”, einer Holzbox. Muttertiere, die<br />

we<strong>de</strong>r trächtig sind noch säugen, leben<br />

ebenfalls in Einzelkäfigen, <strong>de</strong>n so genannten<br />

“Wartekäfigen” o<strong>de</strong>r “Vorzuchtkäfigen”.<br />

Auch die männlichen Tiere sind<br />

einzeln in einer eigenen Anlage untergebracht.<br />

Während <strong>de</strong>r Mast wer<strong>de</strong>n die<br />

Jungkaninchen in Sammelkäfigen gehalten.<br />

Dabei leben sie jeweils zu fünft o<strong>de</strong>r<br />

sechst in einem Käfig, was einer Dichte<br />

von fünfzehn bis sechzehn Jungkaninchen<br />

pro Quadratmeter entspricht. Der Tierbestand<br />

ist gemischt. Für die regelmäßig<br />

erfor<strong>de</strong>rliche Aufstockung bzw. Erneuerung<br />

<strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s ist <strong>de</strong>r Halter also von<br />

seiner Zucht abhängig.<br />

Feste und flüssige Exkremente wer<strong>de</strong>n<br />

unter <strong>de</strong>n Käfigen in mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

tiefen Gräben aufgefangen. Die flüssigen<br />

wer<strong>de</strong>n danach weiter abgeleitet. Die festen<br />

wer<strong>de</strong>n durch ein Transportband o<strong>de</strong>r<br />

einen Schaber entfernt.<br />

Zur Vereinfachung <strong>de</strong>r Zuchtabläufe wer<strong>de</strong>n<br />

die weiblichen Tiere im Rein-Raus-<br />

Verfahren (Kreislauf-Metho<strong>de</strong>) gehalten.<br />

Die Weibchen einer Gruppe befin<strong>de</strong>n<br />

sich alle im selben Stadium <strong>de</strong>r Zucht:<br />

Decken o<strong>de</strong>r künstliche Besamung (T1),<br />

Diagnose <strong>de</strong>r Trächtigkeit (T12), Werfen<br />

(T30), Absetzen (T65). Die Jungkaninchen<br />

wer<strong>de</strong>n im Alter von etwa 35 Tagen<br />

abgesetzt. Dann wechseln sie in <strong>de</strong>n Mastbereich<br />

hinüber. Die Mast en<strong>de</strong>t nach<br />

elf Wochen, wenn die Jungkaninchen<br />

“schlachtreif” sind.<br />

Seit kurzem existiert in unserer Region<br />

ein an<strong>de</strong>res Konzept zur Mast <strong>de</strong>s Fleischkaninchens:<br />

Bo<strong>de</strong>nhaltung auf Streu in<br />

Gehegen. Diese Metho<strong>de</strong> wird in einem <strong>de</strong>r<br />

nächsten Artikel näher behan<strong>de</strong>lt. Auf diesem<br />

Konzept hat sich ein Produktionszweig<br />

gebil<strong>de</strong>t. Er betrifft zurzeit sechs Betriebe<br />

mit insgesamt ca. neunhun<strong>de</strong>rt produzieren<strong>de</strong>n<br />

Muttertieren. Die Zucht unterliegt<br />

einem privaten Leistungsverzeichnis.<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


Muster- und Versuchszentrum<br />

Haltung nach<br />

<strong>de</strong>m Rein-Raus-<br />

Kleintierzucht<br />

Für <strong>de</strong>n Sektor Kaninchenzucht bestehen die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

vor allem in <strong>de</strong>r Senkung von Futterkosten<br />

und Sterblichkeitsrate.<br />

Verfahren<br />

41<br />

Die Analysen, die <strong>de</strong>r Wallonische Geflügel-<br />

und Kaninchenzuchtverband durchführen<br />

ließ, zeigten, dass die Futterkosten zur<br />

Aufzucht eines Fleischkaninchens um 16 %<br />

höher liegen als beim Hühnchen mit wallonischem<br />

Gütesiegel sowie 47 % über <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>s Standard-Huhns. Es ist daher ausgesprochen<br />

wichtig, diesen Kostenfaktor zu<br />

senken, allerdings unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>s Bedarfs <strong>de</strong>r Tiere in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Zuchtstadien (trächtige und säugen<strong>de</strong><br />

Weibchen, weiblicher Vorzuchtbestand,<br />

Jungkaninchen vor <strong>de</strong>m Absetzen usw.).<br />

Zusätzlich führen verschie<strong>de</strong>ne Krankheitserreger<br />

zu einer absoluten Sterberate<br />

von etwa 25 % (vor und nach <strong>de</strong>m Absetzen)<br />

und tragen so ebenfalls zum Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Produktionskosten bei. Die Umsetzung<br />

aller Maßnahmen und Innovationen,<br />

die <strong>de</strong>n Gesundheitsschutz <strong>de</strong>s Tierbestan<strong>de</strong>s<br />

verbessern, ist für diesen Sektor<br />

als vorrangig zu betrachten.<br />

Christian et Carine Teller-Herens, producteurs<br />

<strong>de</strong> lapins à Aubel.<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r sanitären<br />

Bedingungen<br />

Die Wallonische Region trägt durch ihre<br />

Zulassungsgenehmigung dazu bei, dass<br />

<strong>de</strong>r Zuchtbetrieb von Carine und Christian<br />

Teller-Herens in Aubel als Musterund<br />

Versuchszentrum die Übernahme<br />

von Innovationen för<strong>de</strong>rt, die <strong>de</strong>n sanitären<br />

Schutz verbessern. Auf diesem Konzept<br />

beruht auch das Rein-Raus-Verfahren.<br />

Der Zuchtbetrieb blickt auf dreizehn<br />

Jahre Erfahrung zurück und hält heute<br />

tausendzweihun<strong>de</strong>rt Weibchen.<br />

Zusammenhang<br />

Bis jetzt wird die Zuchtmetho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

“Rein-Raus-Verfahrens” für belgische<br />

Fleischkaninchen kaum angewen<strong>de</strong>t. An<br />

an<strong>de</strong>ren Orten, wo die sanitären Vorteile<br />

sowie günstigere Betriebskostenabrechnungen<br />

bereits bestätigt sind, fin<strong>de</strong>t<br />

sie hingegen viel Verwendung. So ist<br />

das sechswöchige Rein-Raus-Verfahren<br />

vor allem in Frankreich sehr beliebt. Die<br />

Anwendung dieser Metho<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>shalb<br />

so günstig, weil <strong>de</strong>r französische Markt<br />

“Leichtgewichte” verlangt, die einem<br />

Lebendgewicht von ca. 2,4 kg entsprechen.<br />

Prinzip <strong>de</strong>r Haltung nach <strong>de</strong>m<br />

Rein-Raus-Verfahren<br />

Um die Zucht auf das Rein-Raus-Verfahren<br />

umzustellen, wird das Gebäu<strong>de</strong><br />

zunächst in zwei i<strong>de</strong>ntische Blöcke aufgeteilt.<br />

Das Zuchtprinzip besteht in einer<br />

abwechseln<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>nnoch gleichzeitigen<br />

Belegung bei<strong>de</strong>r Blöcke. Während <strong>de</strong>r<br />

eine Block <strong>de</strong>r Zucht gewidmet ist, dient<br />

<strong>de</strong>r zweite <strong>de</strong>r Mast. Ist die Mastphase<br />

been<strong>de</strong>t und die Tiere auf <strong>de</strong>m Weg zum<br />

Schlachthof, so wird <strong>de</strong>r Bereich gründlich<br />

gereinigt und <strong>de</strong>sinfiziert. Danach<br />

wer<strong>de</strong>n die trächtigen Weibchen dort<br />

untergebracht. Bei diesem System bleiben<br />

die Jungkaninchen nach <strong>de</strong>r Absetzung<br />

und mit Einsetzen <strong>de</strong>r Mastphase in<br />

<strong>de</strong>m Block, in <strong>de</strong>m sie geboren wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Muttertiere hingegen wechseln in <strong>de</strong>n<br />

Block über, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r<br />

Mast gera<strong>de</strong> gereinigt und <strong>de</strong>sinfiziert<br />

wur<strong>de</strong>. Dort werfen sie ihre Jungen, die<br />

wie<strong>de</strong>rum in diesem Block verbleiben,<br />

während die Muttertiere erneut umziehen.<br />

Ziele<br />

Mit Hilfe <strong>de</strong>s Muster- und Versuchszentrums<br />

sollen die Vorteile <strong>de</strong>s Rein-Raus-<br />

Verfahrens mit Zahlen untermauert wer<strong>de</strong>n,<br />

die einen Vergleich mit <strong>de</strong>r bisher<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />

üblichen Haltung zulassen. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse müssten eigentlich<br />

Argument genug sein, um überzeugend die<br />

Übernahme dieser Metho<strong>de</strong> zu verfechten.<br />

Das Programm <strong>de</strong>s Zentrums umfasst<br />

auch Überlegungen hinsichtlich einer<br />

großflächigen Einsatzmöglichkeit dieser<br />

Zuchtmetho<strong>de</strong> in Wallonien. Dazu müssen<br />

jedoch zuvor zuverlässige Angaben<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Rentabilitätsgrad,<br />

<strong>de</strong>n das Rein-Raus-Verfahren in<br />

einem siebenwöchigen Zyklus erbringt.<br />

Das Rein-Raus-Verfahren im siebenwöchigen<br />

Zyklus ist a priori flexibler als dasselbe<br />

Verfahren mit nur sechswöchigem<br />

Zyklus. Der kürzere Rhythmus macht es<br />

wesentlich schwieriger, alle Jungkaninchen<br />

im selben Zeitrahmen auf das vom<br />

Markt vorgeschriebene Gewicht zu bringen.<br />

Außer<strong>de</strong>m besteht je nach Kundschaft<br />

auch Nachfrage nach Kaninchen<br />

mit höherem Schlachtgewicht. Legt man<br />

die heutigen Wachstumsraten <strong>de</strong>s Fleischkaninchens<br />

zugrun<strong>de</strong>, so sind sieben<br />

Wochen notwendig, um ein Schlachtgewicht<br />

von ca. 2,7 bis 2,8 kg zu erreichen.<br />

MICHEL JACQUET, WALLONISCHE<br />

GEFLÜGEL- UND KANINCHENPRODUKTION<br />

(FILIÈRE AVICOLE ET CUNICOLE WALLONNE)<br />

BENOÎT GEORGES, DIREKTION<br />

ENTWICKLUNG UND BERATUNG<br />

Weitere Auskünfte:<br />

Muster- und Versuchszentrum<br />

(Centre <strong>de</strong> Référence et d’Expérimentation)<br />

Carine und Christian Teller-Herens<br />

T. : 04 / 381.21.77<br />

Filière avicole et cunicole <strong>wallonne</strong><br />

Michel Jacquet<br />

47, chaussée <strong>de</strong> Namur<br />

5030 Gembloux<br />

T. : 081 / 62.73.11<br />

Generaldirektion Landwirtschaft<br />

Division Forschung, Entwicklung und Qualität<br />

Direktion Entwicklung und Beratung<br />

Benoît Georges<br />

Außendienste Malmédy<br />

T. : 0497 / 51.64.89


S E R E S , S E M I N A R Ü B E R D A S S T Ä D T E B A U -<br />

42<br />

1. GESETZGEBUNG<br />

(Kurzfassung)<br />

1.1. Europäische Gesetzgebung<br />

Der Rat <strong>de</strong>r Europäischen Gemeinschaft<br />

hat am 29. September 2003 eine<br />

wichtige Verordnung (Nr.1782/2003, ABl.,<br />

L270, 21. Okt. 2003) mit gemeinsamen<br />

Regeln für Direktzahlungen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Gemeinsamen Agrarpolitik und für<br />

bestimmte Stützungsregelungen zugunsten<br />

landwirtschaftlicher Betreiber angenommen<br />

sowie frühere diesbezügliche<br />

Verordnungen abgeän<strong>de</strong>rt. Zweck dieser<br />

Verordnung ist die Festlegung gemeinsamer<br />

Bedingungen für Direktzahlungen<br />

im Rahmen verschie<strong>de</strong>ner Stützungsregelungen,<br />

die sich auf die gemeinsame, vom<br />

Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds<br />

für die Landwirtschaft (EAGFL)<br />

finanzierte Agrarpolitik beziehen. In <strong>de</strong>r<br />

Verordnung wer<strong>de</strong>n auch Einkommensbeihilfen<br />

für landwirtschaftliche Betreiber<br />

(Regelung <strong>de</strong>r einmaligen Zahlung) sowie<br />

Stützungsregelungen für die Produktion<br />

von Hartweizen, Eiweißpflanzen, Reis,<br />

Schalenfrüchte, Energiepflanzen, Stärkekartoffeln,<br />

Milch, Saatgut, Ackerkulturen,<br />

Rind- und Ziegenfleisch, Schaffleisch und<br />

Körnerleguminosen festgelegt.<br />

1.2. Wallonische Gesetzgebung<br />

Die wallonische Regierung hat am 18.<br />

September 2003 einen Erlass zur Abän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Erlasses vom 10. Oktober 2002<br />

über die nachhaltige Bewirtschaftung <strong>de</strong>r<br />

Landwirtschaft verabschie<strong>de</strong>t. Infolge <strong>de</strong>r<br />

Dürre im Sommer 2003 hat die Regionalregierung<br />

eine Regelungsabweichung<br />

für die Ausbringungszeiträume gewährt,<br />

die je nach Art <strong>de</strong>r Düngemittel und Kulturen<br />

unterschiedlich sind (Belgisches<br />

Staatsblatt, 29. Oktober 2003).<br />

2. RECHTSPRECHUNG<br />

2.1 Europäische Rechtsprechung<br />

a) In einem Urteil vom 13. November<br />

2003 hat <strong>de</strong>r Europäische Gerichtshof an<br />

<strong>de</strong>n Geltungsumfang bestimmter Hygienevorschriften<br />

für die Erzeugung und<br />

Vermarktung von wärmebehan<strong>de</strong>lter<br />

Milch erinnert.<br />

In <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Rechtssache war<br />

einer italienischen Firma eine Verwaltungsstrafe<br />

auferlegt wor<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m<br />

diese in Italien durch Hocherhitzung pasteurisierte<br />

Milch vermarktet hatte, die in<br />

Deutschland produziert wor<strong>de</strong>n war. Dieser<br />

Firma wur<strong>de</strong> vorgeworfen, das auf <strong>de</strong>n<br />

Chronik <strong>de</strong>s<br />

Agrarrechts<br />

(September bis<br />

November 2003)<br />

von D. Jans & F. Haumont<br />

Milchverpackungen vermerkte Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdatum<br />

überschreite das Verpackungsdatum<br />

um vier Tage, was laut<br />

italienischer Gesetzgebung vorschriftswidrig<br />

war.<br />

Der Europäische Gerichtshof sollte<br />

sich also mit <strong>de</strong>r Frage befassen, ob die<br />

Hygienevorschriften für die Erzeugung<br />

und Vermarktung von Rohmilch, wärmebehan<strong>de</strong>lter<br />

Milch und Milchprodukten<br />

(Richtlinie 92/46/EWG <strong>de</strong>s Rates vom 16.<br />

Januar 1992) von einer nationalen Regelung<br />

eingeschränkt wer<strong>de</strong>n können, in <strong>de</strong>r<br />

eine so kurze Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdauer<br />

nach <strong>de</strong>m Verpackungsdatum (vier Tage)<br />

festgelegt ist.<br />

Der Europäische Gerichtshof erinnert<br />

in dieser Rechtssache daran, dass die Mitgliedstaaten<br />

grundsätzlich für die Festlegung<br />

<strong>de</strong>s Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdatums <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Milchgruppen zuständig<br />

sind, fügt jedoch hinzu, dass die Wahrnehmung<br />

dieser Zuständigkeit <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Mitgliedsstaat nicht dazu veranlassen<br />

kann, Vorschriften zu erlassen, welche<br />

die Vermarktung und <strong>de</strong>n freien Warenverkehr<br />

<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Richtlinie 92/46/<br />

EWG betroffenen Milchprodukte ernsthaft<br />

beeinträchtigen wür<strong>de</strong>n.<br />

Was die durch Hocherhitzung pasteurisierte<br />

Milch betrifft, so hebt <strong>de</strong>r Europäische<br />

Gerichtshof hervor, dass aufgrund<br />

ihrer großen Haltbarkeit eine be<strong>de</strong>utend<br />

längere Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdauer festgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der Europäische Gerichtshof kommt<br />

daher zu <strong>de</strong>m Schluss, dass die Festlegung<br />

eines solchen Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdatums<br />

eine gravieren<strong>de</strong> Beeinträchtigung <strong>de</strong>r<br />

Vermarktung und <strong>de</strong>s freien Warenverkehrs<br />

dieser Milchsorte nach sich ziehen<br />

könnte und daher unzulässig ist, zumal<br />

<strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong> Staat die Festlegung dieses<br />

Datums keineswegs durch erfor<strong>de</strong>rliche<br />

öffentliche Gesundheits- o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

gemeinnützige Schutzmaßnahmen<br />

begrün<strong>de</strong>t, die für frische pasteurisierte<br />

Milch durchaus vertretbar wären, jedoch<br />

nicht für durch Hocherhitzung pasteurisierte<br />

Milch (EuGH, 5. Kammer, 13.<br />

November 2003, Rs. C-294/01).<br />

b) Der Europäische Gerichtshof hat am<br />

20. November 2003 unter an<strong>de</strong>rem ein<br />

Urteil über die Neuverteilung von Quoten<br />

in <strong>de</strong>r Zuckererzeugung gefällt.<br />

In dieser Rechtssache erinnert <strong>de</strong>r<br />

Gerichtshof daran, dass die gemeinsame<br />

Marktorganisation im Zuckersektor eine<br />

Quotenregelung vorsieht, bei <strong>de</strong>r zwischen<br />

A-Quoten für <strong>de</strong>n Verbrauch in <strong>de</strong>r<br />

Gemeinschaft und B-Quoten unterschie<strong>de</strong>n<br />

wird, wobei es sich bei <strong>de</strong>n B-Quoten<br />

um die produzierte Zuckermenge han<strong>de</strong>lt,<br />

die die A-Quote überschreitet.<br />

Der die A-Quoten betreffen<strong>de</strong> Zucker<br />

kann im gemeinsamen Markt frei vertrieben<br />

wer<strong>de</strong>n, da sein Absatz durch <strong>de</strong>n<br />

Interventionspreis garantiert ist. Der die B-<br />

Quoten betreffen<strong>de</strong> Zucker kann genauso<br />

frei vertrieben wer<strong>de</strong>n, jedoch ohne vorgenannte<br />

Garantie, o<strong>de</strong>r aber gegen Ausfuhrrückerstattung<br />

in Drittlän<strong>de</strong>rn exportiert<br />

wer<strong>de</strong>n (<strong>de</strong>r über die Höchstquoten hinaus<br />

produzierte Zucker, auch „C-Zucker“<br />

genannt, muss ohne jegliche Ausfuhrrückerstattung<br />

exportiert wer<strong>de</strong>n).<br />

Die Mitgliedsstaaten sind zuständig für<br />

die Zuteilung <strong>de</strong>r Quoten pro Unternehmen,<br />

die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Quoten und die<br />

eventuelle Neuzuteilung an an<strong>de</strong>re Unternehmen.<br />

Die Übertragung von Quoten<br />

hat also unter Wahrung <strong>de</strong>r Interessen<br />

aller betroffenen Parteien und insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Produzenten von Zuckerrüben<br />

bzw. Rohrzucker zu erfolgen (Verordnung<br />

Nr. 1260/2001, § 12).<br />

Dem Gerichtshof wur<strong>de</strong> die Frage<br />

unterbreitet, ob die Neuverteilung bzw.<br />

Übertragung <strong>de</strong>r Zuckerquoten Gegenstand<br />

einer Vergütung zulasten <strong>de</strong>s Zielunternehmens<br />

sein könnte. Der Gerichtshof<br />

antwortet in dieser Rechtssache wie<br />

folgt: “Wenn die zuständige Behör<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Mitgliedstaats bei <strong>de</strong>r Ausübung ihrer<br />

administrativen Kontrolle einer Fusion von<br />

Unternehmen erachtet, dass es notwendig<br />

ist, aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Wettbewerbsschutzes<br />

Zuckererzeugungsquoten auf die in seinem<br />

Hoheitsgebiet ansässigen Unternehmen neu<br />

zu verteilen, verbieten es die gemeinschaftlichen<br />

Bestimmungen, dass diese Behör<strong>de</strong>n<br />

beschließen, dass diese Übertragung o<strong>de</strong>r<br />

L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4


U N D U M W E LT R E C H T I N L O U VA I N - L A - N E U V E<br />

diese Neuzuteilung dieser Quoten entgeltlich<br />

erfolgt.“ (EuGH, 6. Kammer, 20.<br />

November 2003, Rs. C-416/01).<br />

2.2. Belgische Rechtsprechung<br />

2.2.1. Verfassungsrechtsprechung<br />

Der Schiedshof hat am 24. September<br />

2003 ein Urteil über die Ersatzleistung für<br />

durch Hochwild an Kulturen verursachte<br />

Schä<strong>de</strong>n erlassen.<br />

Für diese Schä<strong>de</strong>n gilt nämlich ein<br />

beson<strong>de</strong>res Haftungsprinzip, da das<br />

Gesetz vom 14. Juli 1961 Folgen<strong>de</strong>s besagt:<br />

„Die Inhaber <strong>de</strong>s Jagdrechts haften für<br />

Schä<strong>de</strong>n, die an Fel<strong>de</strong>rn, Früchten und Ernten<br />

verursacht wer<strong>de</strong>n durch Hirsche, Rehe,<br />

Damhirsche, Wildschafe und Wildschweine,<br />

die aus Waldgrundstücken zum Vorschein<br />

kommen, für die die Inhaber Jagdrechte<br />

besitzen; letztgenannte können we<strong>de</strong>r Zufall<br />

noch höhere Gewalt geltend machen.“<br />

Dem Schiedshof wur<strong>de</strong> die Frage unterbreitet,<br />

ob das Gesetz, das vor über 40 Jahren<br />

verabschie<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, noch vereinbar<br />

sei mit <strong>de</strong>n aktuellen Jagdregeln, vor allem<br />

da die Jagdzeit für Hochwild, wie im vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Fall, im Vergleich zu <strong>de</strong>m 1961<br />

gelten<strong>de</strong>n Zeitraum viel kürzer sei.<br />

Der Schiedshof antwortet in dieser<br />

Rechtssache, dass die im Gesetz vom 14.<br />

Juli 1961 enthaltene Regelung angesichts<br />

<strong>de</strong>s verfolgten Zwecks weiterhin zutreffend<br />

und angemessenerweise begrün<strong>de</strong>t ist, da<br />

dieses Gesetz eine Haftungsvermutung vorsieht,<br />

die we<strong>de</strong>r wegen Zufall noch höherer<br />

Gewalt wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n kann; dabei erinnert<br />

<strong>de</strong>r Schiedshof daran „dass tatsächlich<br />

ein ausreichen<strong>de</strong>r Zusammenhang besteht<br />

zwischen <strong>de</strong>m Umstand, dass eine Person<br />

Inhaber eines Jagdrechts auf bewal<strong>de</strong>ten Parzellen<br />

ist und <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>n, die durch Tiere<br />

an Fel<strong>de</strong>rn, Früchten und Ernten verursacht<br />

wor<strong>de</strong>n sind, die aus eben diesen Parzellen<br />

kommen, um die fragliche Haftungsvermutung<br />

zu rechtfertigen, die die Verpflichtung<br />

zur vollständigen Wie<strong>de</strong>rgutmachung <strong>de</strong>s an<br />

diesen Fel<strong>de</strong>rn, Früchten und Ernten verursachten<br />

Scha<strong>de</strong>ns mit sich gebracht hat.“<br />

Eine solche Haftungsvermutung bleibt<br />

also nach Ansicht <strong>de</strong>s Schiedshofs das<br />

geeignete Mittel, um die Entschädigung<br />

<strong>de</strong>r Landwirte zu erwirken. Er erinnert<br />

daran, dass diese Haftungsregelung<br />

zugunsten <strong>de</strong>r Landwirte in ihrer Tragweite<br />

nicht unbegrenzt ist, da die Jäger<br />

behaupten können, das für die Schä<strong>de</strong>n<br />

verantwortliche Wild stamme eigentlich<br />

aus einer Parzelle, für die sie kein Jagdrecht<br />

besitzen, und die Inhaber dieses<br />

Jagdrechts folglich zum Verfahren hinzuziehen<br />

können (Schiedshof, 24. September<br />

2003, Nr.123/2003).<br />

2.2.2. Verwaltungsrechtsprechung<br />

Der Staatsrat hat am 18. September<br />

2003 ein Urteil gesprochen zur Klärung<br />

<strong>de</strong>s Problems halblandwirtschaftlicher<br />

Unternehmen und <strong>de</strong>r Gebiete im Sektorenplan,<br />

in <strong>de</strong>nen erstgenannte zugelassen<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

In <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Rechtssache war<br />

eine Städtebaugenehmigung für die Ausübung<br />

einer gemischtwirtschaftlichen<br />

Tätigkeit gewerblicher Art für <strong>de</strong>n Kauf<br />

und Verkauf von landwirtschaftlichen<br />

und industriellen Produkten erteilt wor<strong>de</strong>n,<br />

genauer gesagt für die Herstellung<br />

bestimmter Dünge- und Futtermittel,<br />

ohne dass am Standort selbst eine landwirtschaftliche<br />

Tätigkeit im engeren<br />

Sinne ausgeübt wur<strong>de</strong>.<br />

Der Staatsrat erinnert in dieser Rechtssache<br />

daran, dass die halblandwirtschaftlichen<br />

Unternehmen infolge <strong>de</strong>r Abän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Wallonischen Gesetzbuchs über<br />

die Raumordnung, <strong>de</strong>n Städtebau und<br />

das Erbe (CWATUP) vom 27. November<br />

1997 (in Kraft seit 1. März 1998) in spezifische<br />

Gewerbegebiete o<strong>de</strong>r Wohngebiete<br />

mit ländlichem Charakter integriert wer<strong>de</strong>n<br />

können, was in vorliegen<strong>de</strong>r Rechtssache<br />

<strong>de</strong>r Fall war. Laut Artikel 27 <strong>de</strong>s<br />

CWATUP ist diese Betriebsansiedlung im<br />

Falle einer gewerblichen Tätigkeit jedoch<br />

nur dann möglich, wenn diese Tätigkeit<br />

mit <strong>de</strong>r Umgebung vereinbar ist.<br />

Da <strong>de</strong>r Staatsrat die Vereinbarkeitsprüfung<br />

für unzureichend befand, hat er die<br />

Städtebaugenehmigung annulliert (Staatsrat,<br />

Nr.123.059, 18. September 2003).<br />

43<br />

„Les Nouvelles“ Winterausgabe<br />

1. Vierteljahr 2004<br />

Layout :<br />

Impact Diffusion - ITIPublishing<br />

Redaktionsleiter:<br />

Anne-Françoise Piérard<br />

Vierteljährlich erscheinen<strong>de</strong>s Informationsblatt<br />

herausgegeben von:<br />

Generaldirektion Landwirtschaft<br />

avenue Gouverneur Bovesse, 74<br />

5100 Jambes<br />

Tel. : 081/33.11.50<br />

Fax : 081/33.11.69<br />

@ : dga@mrw.wallonie.be<br />

http://mrw.wallonie.be/dga/<br />

Photo Titelblatt: CRA, Département<br />

Biotechnologie<br />

Verantwortlicher Herausgeber:<br />

Jean Renault<br />

74, avenue Gouverneur Bovesse<br />

5100 Jambes<br />

Ubersetzung: Irmgard Drese<br />

Diese Zeitschrift wird mit<br />

pflanzlicher Druckfarbe gedruckt.<br />

Heft Nr 29 <strong>de</strong>r „Nouvelles“ wird zu<br />

34.000 Exemplaren in Französich<br />

und Deutsch herausgegeben und<br />

kostenfrei an Landwirte und Interessenten<br />

verteilt.<br />

Mitarbeiter dieses 29. Heftes:<br />

V. Bastin, JM Bouquiaux,<br />

E. Charlier, JP Clérin, M.-F. Closset,<br />

Ph. Delaunois, L.Delpierre,<br />

P. Dupont, J. Feron, G. Focant,<br />

M. Frankinet, B. Georges, JP Goffart,<br />

B. Heens, B. Hennuy, L. Hennuy,<br />

M. Jacquet, G. Keppenne,<br />

Ch. Langhendries, M. Lateur,<br />

B. Lefrancq, M. Leroux, Ch. Liesens,<br />

JM Marsin, G. Minne, A. Mottoulle,<br />

A. Pourtois, S. Renard, G. Simonart,<br />

J. Stévenne, I. Tasiaux, E. Teller,<br />

I. Villette.<br />

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