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Vierteljahresschrift <strong>de</strong>r<br />
Generaldirektion<br />
Landwirtschaft <strong>de</strong>r<br />
Wallonischen Region<br />
1. Vierteljahr 2004<br />
29<br />
les<br />
nou vel les<br />
D E L ’ H I V E R<br />
Ministerium <strong>de</strong>r Wal lon ischen Region<br />
Gene ra ldirektion <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
GAP<br />
GAP-Reform:<br />
Halbzeitbilanz<br />
laut Agenda<br />
2000<br />
S.4<br />
2os 2Obst- Dos sier<br />
und<br />
Gartenbau<br />
in Wallonien<br />
Milchquoten<br />
Zusammenlegen<br />
von<br />
Quoten innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Familie<br />
S.8<br />
Ländlicher Raum<br />
Erosion und<br />
Schlammströme<br />
Informieren<br />
und vorbeugen<br />
S.38<br />
Bur. <strong>de</strong>p. Brux. X<br />
http://mrw.wallonie.be/dga/
Focus<br />
Wichtige Entscheidungen<br />
2<br />
Im Geschäftsjahr 2003, das soeben zu En<strong>de</strong> gegangen ist, war weitestgehend<br />
das Dossier <strong>de</strong>r Halbzeitbilanz <strong>de</strong>r Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Ton angebend.<br />
In erster Linie ging es darum, die laufen<strong>de</strong>n Verhandlungen vorzubereiten und vor<br />
allem die diesbezüglichen wallonischen Interessen zu vertreten.<br />
Der Kompromiss, <strong>de</strong>r am 26. Juni 2003 nach langen Verhandlungen in Luxemburg<br />
erzielt wor<strong>de</strong>n ist, ist sicherlich noch nicht endgültig. Erhebliche Anstrengungen<br />
waren erfor<strong>de</strong>rlich, um die Einführung <strong>de</strong>s neuen Regelwerks EU-weit zu bewerkstelligen.<br />
Intern wur<strong>de</strong>n mit Vertretern <strong>de</strong>s Sektors regelmäßige und ausführliche<br />
Konzertierungsgespräche geführt, um wichtige Entscheidungen zu treffen.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>s Geschäftsjahres 2004 wird das Dossier immer noch auf <strong>de</strong>m Tisch liegen.<br />
Nun ist eine Entscheidung angesagt. Als Landwirtschaftsminister ist es mir ein<br />
wichtiges Anliegen, <strong>de</strong>r wallonischen Regierung vorzuschlagen, die großen Optionen<br />
festzulegen, insbeson<strong>de</strong>re das Datum <strong>de</strong>s Inkrafttretens, die Wahl einer völligen<br />
o<strong>de</strong>r teilweisen Entkopplung je nach Sektor, die Handhabung bei Übertragung<br />
von Ansprüchen, usw.<br />
Und dann seid Ihr innerhalb Eurer landwirtschaftlichen Betriebe mit Entscheidungen<br />
konfrontiert, die an ein neues Umfeld gebun<strong>de</strong>n sind. Es liegt an Euch, Eure<br />
Anbaupläne bzw. die Bestimmungen zum Viehzuchtmanagement anzupassen.<br />
Ich bin mir <strong>de</strong>r Tatsache bewusst, dass die neuen Bestimmungen sich auf das Alltagsgeschehen<br />
in Euren Höfen auswirken könnten.<br />
Ich bin fest entschlossen alles Erfor<strong>de</strong>rliche zu tun, um Nachteile einzugrenzen und<br />
so vorzugehen, dass Ihr eine Wahl in Kenntnis <strong>de</strong>r Sachlage treffen könnt.<br />
DER MINISTER DER LANDWIRTSCHAFT UND<br />
DER LÄNDLICHEN ANGELEGENHEITEN<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
2004:<br />
ein Jahr <strong>de</strong>r<br />
Entscheidungen<br />
Leitartikel<br />
3<br />
Das Jahr 2003 war voller guter (angenehmes<br />
Wetter) o<strong>de</strong>r verwirren<strong>de</strong>r<br />
(grundlegen<strong>de</strong> Reform <strong>de</strong>r GAP) Überraschungen.<br />
Was bringt das Jahr 2004?<br />
2004 ist womöglich das Jahr <strong>de</strong>r Entscheidungen.<br />
Die Entscheidungen sind<br />
in erster Linie zu fällen von Politikern,<br />
die eine Wahl unter <strong>de</strong>n vom Luxemburger<br />
Abkommen genehmigten Optionen<br />
zu treffen haben. Die Verwaltung<br />
muss sodann eine Wahl treffen und<br />
neue Instrumente zur Umsetzung und<br />
Nachbearbeitung (Kontrolle) ausarbeiten.<br />
Und schließlich müsst Ihr - Landwirte<br />
- die Ihr ab diesem Jahr überlegen<br />
müsst, wie Ihr Euch bestmöglich an die<br />
neuen Regelungen anpasst, um von allen<br />
Möglichkeiten zu profitieren, die diese<br />
zu bieten haben o<strong>de</strong>r - so die weniger<br />
optimistischen - um <strong>de</strong>ren schädliche<br />
Folgen einzugrenzen.<br />
Dies ist natürlich einfacher gesagt als<br />
getan! Seien Sie sich jedoch gewiss, dass<br />
die Verwaltung alles tun wird, um die<br />
neuen Regeln verständlich zu machen und<br />
Ihnen die Informationen und Ratschläge<br />
bereitzustellen, die Ihnen bei <strong>de</strong>r Wahl für<br />
die Zukunft eine Hilfe sein wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r letzten Ausgabe von “Les Nouvelles”<br />
wur<strong>de</strong>n Ihnen die elf landwirtschaftlichen<br />
Sektoren vorgestellt, für die<br />
“Produktionszweige” vorgesehen wor<strong>de</strong>n<br />
sind. Bisher sind bereits fünf Sektoren<br />
zu Lasten <strong>de</strong>s regionalen Haushalts für<br />
Landwirtschaft zugelassen und mit Mitteln<br />
ausgestattet, die es möglich machen,<br />
die Ziele zu erreichen und die ihnen<br />
zugeteilten Aufgaben auszuführen. Bei<br />
diesen “Produktionszweigen” han<strong>de</strong>lt es<br />
sich nicht nur um Instrumente zur Verkaufsför<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Landwirtschaft und<br />
ihrer Qualitätserzeugnisse. Sie übernehmen<br />
für je<strong>de</strong>n Sektor eine Aufgabe bei<br />
<strong>de</strong>r Definition von Strategien. Als solche<br />
tragen sie – wie oben angegeben – dazu<br />
bei, ihnen bei <strong>de</strong>r Wahl zukünftiger Ausrichtungen<br />
zu helfen.<br />
Vorliegen<strong>de</strong> Ausgabe von “Les Nouvelles”<br />
befasst sich im Wesentlichen mit<br />
<strong>de</strong>m wallonischen Obst- und Gartenbau,<br />
<strong>de</strong>r auch eine <strong>de</strong>r 9 vorrangigen<br />
Produktionszweige <strong>de</strong>r wallonischen<br />
Landwirtschaft ist. Es geht darum, Projekte,<br />
neue Betriebe im Obst- und Gartenbau<br />
vorzustellen und Gelegenheiten<br />
aufzuzeigen, die neue Zukunftsaussichten<br />
eröffnen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich<br />
sowohl für die bereits tätigen Obst- und<br />
Gartenbauern als auch für die Landwirte,<br />
die ihre Produktpalette erweitern<br />
möchten, um Alternativen. Es genügt<br />
jedoch nicht, nachhaltig Qualitätserzeugnisse<br />
zu produzieren, es heißt vor<br />
allem zu verkaufen. Zu diesem Zweck<br />
gilt es einen hinlänglich organisierten<br />
Sektor auszubauen, was wie<strong>de</strong>rum<br />
unentbehrlich ist, um <strong>de</strong>r Konkurrenz<br />
an<strong>de</strong>rer Regionen entgegen zu treten.<br />
Diese Ausgabe durchleuchtet diese<br />
unterschiedlichen Aspekte und stellt die<br />
Hilfen <strong>de</strong>r Generaldirektion Landwirtschaft<br />
vor, die vonnöten sind, um ihrer<br />
Aufgabe als Triebkraft für die Verkaufsför<strong>de</strong>rung<br />
eines innovativen und dynamischen<br />
wallonischen Obst- und Gartenbaus<br />
nachzukommen.<br />
Zum Schluss wer<strong>de</strong> ich in diesem<br />
Leitartikel optimistische Töne anklingen<br />
lassen, <strong>de</strong>nn schließlich ist die tief<br />
greifen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rung einer Organisation<br />
nicht automatisch mit einer Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>r Situation gleichzusetzen.<br />
Die Regionalisierung landwirtschaftlicher<br />
Befugnisse hat das Milchquotenmanagement<br />
<strong>de</strong>n Regionen übertragen<br />
und somit die Neugestaltung bzw. ein<br />
verbessertes Management dieses Sektors<br />
möglich gemacht. In dieser Ausgabe fin<strong>de</strong>n<br />
Sie eine Erklärung <strong>de</strong>s neuen Erlasses<br />
zur Milchproduktion.<br />
Sie vernehmen auch die neue „Charta“<br />
<strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>r Beihilfen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft,<br />
welche die neuen Prinzipien<br />
erklärt, die die Kontrolleure bei ihrer<br />
Arbeit leiten sollen, und somit dazu beitragen<br />
soll, Missverständnisse zu vermei<strong>de</strong>n<br />
und bei <strong>de</strong>r Ausübung dieser<br />
Kontrollen eine gesün<strong>de</strong>re Atmosphäre<br />
zu schaffen.<br />
Ich spreche Ihnen allen meine besten<br />
Wünsche für das Jahr 2004 aus. Möge<br />
es Ihnen und Ihrer Familie Glück und<br />
Gesundheit bescheren. Die Generaldirektion<br />
Landwirtschaft und ich selbst<br />
unternehmen alles, um dazu beizutragen,<br />
dass 2004 ein guter Jahrgang wird!<br />
JEAN RENAULT,<br />
GENERALDIREKTOR, A.I.<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
GAP: GAP-Reform und Halbzeitbilanz<br />
laut Agenda 2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4<br />
Kontrolle: Kontrollcharta für Beihilfen<br />
in <strong>de</strong>r Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . S. 6<br />
Milchquoten: Zusammenlegen von Quoten<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Familie erleichtern . . . . . . . S. 8<br />
Dossier: Illustrierte Landwirtschaft<br />
Der wallonische Obst- und Gartenbau . . S. 10<br />
Ländlicher Raum:<br />
Erosion und Schlammströme –<br />
Informieren und vorbeugen . . . . . . . . . S. 38<br />
Kleintierzucht:<br />
Diversifizierung – Mastkaninchen . . . . . . S. 40<br />
Kleintierzucht:<br />
Muster- und Versuchszentrum<br />
Haltung nach Rein-Raus-Verfahren . . . . . S. 41<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
Chronik <strong>de</strong>s Agrarrechts . . . . . . . . . . . . S. 42
GAP<br />
Die Reform <strong>de</strong>r<br />
Halbzeitbilanz la<br />
4<br />
Die Mitgliedstaaten <strong>de</strong>r Union haben sich jetzt zum Ziel gesetzt,<br />
die Bestimmungen zur Anwendung <strong>de</strong>r Halbzeitreform <strong>de</strong>r GAP<br />
2000-2006 auf ihrem Hoheitsgebiet festzulegen. Da die Wallonische<br />
Region für die Agrarpolitik zuständig ist, hat die Generaldirektion<br />
Landwirtschaft, für die jeweiligen angebotenen Optionen,<br />
die Auswirkungen eines je<strong>de</strong>n Maßnahmenkatalogs, <strong>de</strong>r die Entscheidung<br />
bekräftigt, untersucht.<br />
Anlässlich <strong>de</strong>r Reform im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Agenda 2000 wer<strong>de</strong>n auf halber Strecke<br />
folgen<strong>de</strong> neue Konzepte für die Verwaltung<br />
<strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Betriebe eingeführt:<br />
die einmalige entkoppelte Zahlung<br />
von Beihilfen, die Modulation und die<br />
Cross-Compliance-Regelung. Laut Verordnung<br />
Nr.1782/2003 <strong>de</strong>s Rates, in <strong>de</strong>r ein<br />
Teil <strong>de</strong>r Beschlüsse von Luxemburg vom<br />
26. Juni 2003 umgesetzt wird, verfügen die<br />
Mitgliedsstaaten bei <strong>de</strong>n Anwendungsbestimmungen<br />
über einen gewissen Freiraum.<br />
Diese Verordnung tritt zwar am 1.<br />
Januar 2005 in Kraft, das Datum könnte<br />
jedoch auf <strong>de</strong>n 1. Januar 2006 o<strong>de</strong>r spätestens<br />
1. Januar 2007 verschoben wer<strong>de</strong>n.<br />
Die einmalige, restlose Zahlung<br />
<strong>de</strong>r Beihilfen<br />
Die Zahlung direkter Beihilfen in Form<br />
einer einmaligen, produktionsunabhängigen<br />
Jahreszahlung gilt als allgemeine<br />
Regel <strong>de</strong>r Reformvereinbarung.<br />
In diesem Zusammenhang muss je<strong>de</strong>r Mitgliedsstaat<br />
selbst entschei<strong>de</strong>n, ob er dieses<br />
Beihilfesystem individuell (d.h. pro Betrieb)<br />
o<strong>de</strong>r auf regionaler Ebene anwen<strong>de</strong>t.<br />
Die Zahlung von Beihilfen pro<br />
Betrieb<br />
In diesem Fall betrifft die Zahlung lediglich<br />
die Betriebsinhaber, die während<br />
<strong>de</strong>s Bezugszeitraums (2000-2001-2002)<br />
Direktzahlungen erhalten haben, für die<br />
eine Flächenerklärung (Getrei<strong>de</strong>land,<br />
Brachland, usw.) bzw. Produktionsangabe<br />
(Mutterkühe, männliche Rin<strong>de</strong>r, usw.)<br />
gemacht wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Auf <strong>de</strong>r Grundlage dieses Bezugszeitraums<br />
wird die Anzahl <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche<br />
ermittelt, die <strong>de</strong>m Betriebsinhaber zustehen.<br />
Diese Anzahl hängt von <strong>de</strong>r durchschnittlichen<br />
Anzahl Hektar ab, aufgrund<br />
<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r Betriebsinhaber (während <strong>de</strong>s<br />
Bezugszeitraums) eine Direktzahlung<br />
erhalten hat. Der Wert <strong>de</strong>s Zahlungsanspruchs<br />
entspricht <strong>de</strong>m Durchschnittsbetrag<br />
<strong>de</strong>r direkten Beihilfen für Ackerland<br />
und Tierzucht (angepasst an die Normen<br />
von 2002), auf die <strong>de</strong>r Betriebsinhaber<br />
während <strong>de</strong>r Bezugsperio<strong>de</strong> Anrecht<br />
gehabt hätte, geteilt durch die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
erteilten Zahlungsansprüche. Der Einheitswert<br />
<strong>de</strong>r Zahlungsansprüche ist also<br />
je nach Betrieb unterschiedlich.<br />
Wenn <strong>de</strong>r Betriebsinhaber seine Zahlungsansprüche<br />
aktiviert hat, d.h., wenn<br />
er eine Anzahl Hektar für die Produktion<br />
bewirtschaftet, die seiner Anzahl<br />
Zahlungsansprüche entspricht (mit Ausnahme<br />
<strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r Dauerkulturen,<br />
<strong>de</strong>s Anbaus von Obst und Gemüse<br />
sowie von Speisekartoffeln), erhält er <strong>de</strong>n<br />
Betrag, <strong>de</strong>r ihm im Jahr 2002 ausgezahlt<br />
wor<strong>de</strong>n wäre, hätte er seinen Produktionsplan<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Bezugszeitraum<br />
nicht abgeän<strong>de</strong>rt (außer Modulation).<br />
Die Zahlungsansprüche können zwischen<br />
Foto: Marc FASOL<br />
Betriebsinhabern mit o<strong>de</strong>r ohne Anbauflächen<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n, und zwar<br />
mittels Veräußerung o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Form <strong>de</strong>r endgültigen Abtretung. Bei <strong>de</strong>r<br />
zeitweiligen Überlassung von Zahlungsansprüchen<br />
sind jedoch auch immer entsprechen<strong>de</strong><br />
Anbauflächen zu übertragen.<br />
Die Regionalisierung <strong>de</strong>s<br />
einmaligen Zahlungssystems<br />
Dies ist eine weitere Möglichkeit. In diesem<br />
Fall ergibt sich die Anzahl <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche<br />
aus <strong>de</strong>r gesamten land-<br />
Betroffene Produktion<br />
Erlaubter Kopplungsprozentsatz<br />
Getrei<strong>de</strong>, Ölpflanzen, Eiweißpflanzen 0 - 25 %<br />
Schafe und Ziegen 0 - 50 %<br />
Rin<strong>de</strong>r<br />
0 bis 100 % <strong>de</strong>r Schlachtprämie für<br />
Kälber UND<br />
entwe<strong>de</strong>r 0 bis 100 % <strong>de</strong>r Prämie für<br />
die Mutterkuh und 0 bis 40 % <strong>de</strong>r<br />
Beträge, die <strong>de</strong>r Schlachtprämie für<br />
erwachsene Rin<strong>de</strong>r entsprechen,<br />
o<strong>de</strong>r 0 bis 100 % <strong>de</strong>r Schlachtprämie<br />
für erwachsene Rin<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r 0 bis 75 % <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rprämie für<br />
männliche Rin<strong>de</strong>r<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
GAP:<br />
ut Agenda 2000<br />
GAP<br />
wirtschaftlichen Nutzfläche <strong>de</strong>r Region,<br />
mit Ausnahme von Dauerkulturen. Der<br />
mittlere Betrag <strong>de</strong>r direkten Beihilfen<br />
(angepasst an die Normen von 2002),<br />
<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>s Bezugszeitraums in <strong>de</strong>r<br />
betreffen<strong>de</strong>n Region ausgezahlt wur<strong>de</strong>,<br />
bestimmt <strong>de</strong>n Wert dieses Anspruchs.<br />
Je<strong>de</strong>r bewirtschaftete Hektar gibt also<br />
Anrecht auf eine Zahlung, unabhängig<br />
davon, ob <strong>de</strong>r Betriebsinhaber vorher<br />
eine direkte Beihilfe bezogen hat o<strong>de</strong>r<br />
nicht. So ist <strong>de</strong>r Einheitswert <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche<br />
innerhalb einer Region<br />
für je<strong>de</strong>n Betrieb gleich. Deshalb hat auch<br />
ein „Markt“ <strong>de</strong>r Zahlungsansprüche hier<br />
keine Existenzberechtigung mehr und <strong>de</strong>r<br />
Anspruch ist eng an <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gebun<strong>de</strong>n.<br />
Zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Extremfällen kann<br />
man sich Zwischenlösungen vorstellen,<br />
bei <strong>de</strong>nen ein Teil <strong>de</strong>s regionalen Höchstbetrags<br />
einheitlich auf die gesamte landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche und <strong>de</strong>r Restbetrag<br />
nach <strong>de</strong>n individuellen historischen<br />
Bezugsdaten verteilt wür<strong>de</strong>. Abschließend<br />
sei noch darauf hingewiesen, dass es bei<br />
einer regionalen Anwendung <strong>de</strong>s Beihilfesystems<br />
möglich ist, Ackerflächen und<br />
Wiesen unterschiedliche Einheitswerte für<br />
die Zahlungsansprüche zuzuweisen.<br />
Die Entkopplung<br />
Die globale Entkopplung <strong>de</strong>r direkten<br />
Beihilfen gilt zwar als allgemeingültig, die<br />
Mitgliedsstaaten können unter bestimmten<br />
Bedingungen und in gewissem Maße<br />
jedoch davon abweichen und weiterhin<br />
einen Anteil <strong>de</strong>r Direktzahlungen an<br />
gewisse Produktionsbereiche koppeln.<br />
siehe Zusammenfassung in Tabelle S. 4.<br />
Bei einer nur teilweisen Entkopplung ist<br />
<strong>de</strong>r Produzent sicher, die einmalige entkoppelte<br />
Zahlung restlos zu erhalten, falls er alle<br />
seine Ansprüche aktiviert. Im Gegenzug ist<br />
er jedoch auch zur Produktion verpflichtet,<br />
um <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r direkten Beihilfe zu<br />
erhalten, die weiterhin daran gekoppelt ist.<br />
Es stellt sich heraus, dass sich in <strong>de</strong>r<br />
Rindfleischproduktion bestimmte Optionen<br />
gegenseitig ausschließen. So ist <strong>de</strong>r<br />
Betriebsinhaber, <strong>de</strong>r auch nur einen Teil<br />
<strong>de</strong>r Prämie für die Mutterkuh an die Produktion<br />
gekoppelt lässt, verpflichtet, die<br />
Prämie für die jungen männlichen Rin<strong>de</strong>r<br />
restlos von <strong>de</strong>r Produktion zu entkoppeln.<br />
Die Modulation<br />
Für je<strong>de</strong>n Betriebsinhaber, <strong>de</strong>r Direktzahlungen<br />
erhält, wird von <strong>de</strong>m ihm<br />
zustehen<strong>de</strong>n Betrag ein Anteil (von 3 %<br />
für 2005 bis 5 % ab 2007) auf die Portion<br />
einbehalten, die 5.000 € pro Betrieb überschreitet.<br />
Darüber hinaus bleiben 80 %<br />
<strong>de</strong>r Beträge, die aus dieser Modulation<br />
hervorgehen, im Mitgliedsstaat, wo sie<br />
erwirtschaftet wur<strong>de</strong>n, um in die Finanzierung<br />
von Maßnahmen im Bereich <strong>de</strong>r<br />
ländlichen Entwicklung (zweiter Pfeiler<br />
<strong>de</strong>r GAP) investiert zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Cross-Compliance-Regelung<br />
Die Cross-Compliance-Regelung besagt,<br />
dass <strong>de</strong>r Erhalt von Direktzahlungen an die<br />
Einhaltung bestimmter Vorschriften in <strong>de</strong>n<br />
Bereichen Volksgesundheit, Pflanzen-, Tierund<br />
Umweltschutz und an das Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Tiere gebun<strong>de</strong>n ist. Die Landwirte<br />
sind außer<strong>de</strong>m verpflichtet, all ihre Anbauflächen,<br />
in einem guten landwirtschaftlichen<br />
und ökologischen Zustand zu erhalten,<br />
unabhängig davon, ob sie für die Produktion<br />
bewirtschaftet wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r nicht.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
Einige Denkanstöße<br />
Bei <strong>de</strong>r Wahl zwischen individueller und<br />
regionaler Anwendung <strong>de</strong>s Beihilfesystems<br />
sind zwei Hauptaspekte zu berücksichtigen.<br />
Einerseits zieht die regionale Anwendung<br />
zweifelsohne eine verwaltungsmäßige<br />
Vereinfachung <strong>de</strong>s Systems nach sich.<br />
An<strong>de</strong>rerseits fällt die Anzahl <strong>de</strong>r Begünstigten<br />
bei <strong>de</strong>r individuellen Anwendung<br />
geringer aus als bei <strong>de</strong>r regionalen Anwendung,<br />
da die verfügbaren Haushaltsmittel<br />
von <strong>de</strong>r Regelung bestimmt wer<strong>de</strong>n. Darüber<br />
hinaus sollte nicht übersehen wer<strong>de</strong>n,<br />
dass die direkten Beihilfen dazu dienen<br />
sollen, <strong>de</strong>n Preisrückgang in bestimmten<br />
gemeinsamen Marktordnungen auszugleichen,<br />
durch welche die Landwirte unterschiedlich<br />
beeinflusst wer<strong>de</strong>n, da sie nicht<br />
alle <strong>de</strong>nselben Produktionsplan vorsehen.<br />
Die globale Entkopplung <strong>de</strong>r Beihilfezahlungen<br />
(restlose einmalige Zahlung) bietet<br />
zwar allgemein bekannte Vorteile, birgt<br />
jedoch im Vergleich zur teilweisen Entkopplung<br />
auch Nachteile. An<strong>de</strong>rs als letztere<br />
erfor<strong>de</strong>rt die globale Entkopplung nur<br />
ein einziges Kontroll- und Managementsystem,<br />
was die Verwaltungsarbeit erleichtert.<br />
Es wird geprüft, ob <strong>de</strong>r Betriebsinhaber<br />
seine Zahlungsansprüche aktiviert und<br />
die Cross-Compliance-Regelung einhält.<br />
Bei <strong>de</strong>r teilweisen Entkopplung wird das<br />
<strong>de</strong>rzeitige Kontrollsystem für <strong>de</strong>n weiterhin<br />
gekoppelten Teil beibehalten, gleichzeitig<br />
muss geprüft wer<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Betriebsinhaber<br />
seine Zahlungsansprüche aktiviert hat.<br />
Mit <strong>de</strong>r globalen Entkopplung wird <strong>de</strong>m<br />
Produzenten eine Beihilfe garantiert, bei<br />
<strong>de</strong>r er seinen Produktionsplan völlig frei<br />
gestalten und daher schneller als bisher<br />
auf die Marktsignale reagieren kann. Bei<br />
diesem Beihilfesystem stehen jedoch keine<br />
Mittel mehr zum Marktmanagement sowie<br />
zur Verteilung <strong>de</strong>r Produktionen über das<br />
gesamte Gebiet zur Verfügung.<br />
JEAN-MARIE BOUQUIAUX<br />
JEAN-MARIE MARSIN<br />
Weitere Infos:<br />
Division Agrarpolitik<br />
Direktion Agrarwirtschaftliche Analyse<br />
1, square Arthur Masson – 5000 Namur<br />
T. : 081 / 23.58.11 – F. : 081 / 23.58.99<br />
@ : jm.bouquiaux@mrw.wallonie.be<br />
@ : jm.marsin@mrw.wallonie.be<br />
5
Kontrolle<br />
Eine<br />
Kontrollcharta<br />
6<br />
für Beihilfen in <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft<br />
Die Kontrollen sind eine per EU-Verordnung auferlegte<br />
Pflicht. Sie haben zum Ziel, sicher zu stellen, dass öffentliche<br />
Gel<strong>de</strong>r – europäischer o<strong>de</strong>r regionaler Herkunft – gewissenhaft<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Ihre angemessene Durchführung<br />
ist eine <strong>de</strong>r Bedingungen, die zu erfüllen sind, damit die<br />
Europäische Union die Beihilfen rückerstattet. Die Generaldirektion<br />
Landwirtschaft hat einen Ethikko<strong>de</strong>x für Kontrolleure<br />
herausgebracht<br />
Weitere Informationen<br />
Division Beihilfen in <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft<br />
Direktion Kontrolle<br />
Philippe Nemry, Directeur, a.i.<br />
74, avenue Gouverneur Bovesse<br />
5100 Jambes<br />
T. : 081 / 33.11.74<br />
F. : 081 / 33.11.69<br />
@ : p. nemry@mrw.wallonie.be<br />
Wozu dient die Charta?<br />
Die Generaldirektion Landwirtschaft<br />
organisiert und führt die Kontrolle <strong>de</strong>r<br />
Einhaltung <strong>de</strong>r Regeln <strong>de</strong>r Bezuschussbarkeit<br />
für die <strong>de</strong>n Landwirten gewährten<br />
Beihilfen im Rahmen ihrer Befugnisse<br />
durch. Um diese Aufgabe wahrzunehmen,<br />
beherbergt die Abteilung<br />
Beihilfen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft eine<br />
Direktion Kontrolle, <strong>de</strong>ren drei <strong>de</strong>zentralisierte<br />
Gruppen, die in Mons, Huy<br />
und Libramont angesie<strong>de</strong>lt sind, Kontrollen<br />
vor Ort ausführen.<br />
Niemand wird gerne kontrolliert und<br />
das ist normal: je<strong>de</strong>r sieht darin mangeln<strong>de</strong>s<br />
Vertrauen, eine persönliche<br />
Infragestellung und sogar Verdacht auf<br />
Betrug. Diese Wahrnehmung <strong>de</strong>r Dinge<br />
mag verständlich sein, <strong>de</strong>r Realität entspricht<br />
sie jedoch nicht. Wir wissen<br />
– und die Ergebnisse <strong>de</strong>r Kontrollen<br />
beweisen dies – dass die große Mehrheit<br />
<strong>de</strong>r Landwirte, die ihnen auferlegten<br />
Bedingungen penibel genau einhalten.<br />
An dieser Stelle möchten wir hervorheben,<br />
dass die Kontrolle in erster Linie<br />
dazu ermutigen soll, in dieser Richtung<br />
fort zu fahren. Des Weiteren ist sie<br />
ein Garant für Rechtschaffenheit und<br />
Gerechtigkeit.<br />
Um die negative Wahrnehmung <strong>de</strong>r<br />
Kontrollen abzuschwächen und die<br />
Bedingungen zu verbessern, unter<br />
<strong>de</strong>nen diese stattfin<strong>de</strong>n, war es <strong>de</strong>n Kontrolleuren<br />
wichtig, in einer Charta die<br />
Prinzipien festzulegen, die ihr Verhalten<br />
bei ihrer Arbeit bestimmen. Die Prinzipien<br />
sind folgen<strong>de</strong>: Höflichkeit, Rechtschaffenheit,<br />
Unparteilichkeit, Transparenz,<br />
wobei die Bestimmungen streng<br />
eingehalten wer<strong>de</strong>n müssen. Es geht<br />
nicht um zusätzliche Regeln, die von<br />
einer übergeordneten Stelle auferlegt<br />
und <strong>de</strong>ren Missachtung bestraft wird,<br />
son<strong>de</strong>rn um eine freiwillige Maßnahme,<br />
die zum Ziel hat, <strong>de</strong>n Geisteszustand<br />
zu erklären, in <strong>de</strong>nen die Kontrollen<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n und die Kontakte<br />
mit <strong>de</strong>n Landwirten zu vereinfachen.<br />
Und umgekehrt gehen die Generaldirektion<br />
Landwirtschaft und die Kontrolleure<br />
insbeson<strong>de</strong>re von <strong>de</strong>r Mitwirkung<br />
<strong>de</strong>r Landwirte aus, um es erstgenannten<br />
zu ermöglichen, ihrer öffentlichen<br />
Aufgabe unter <strong>de</strong>n besten Bedingungen<br />
nachzukommen.<br />
Dezentralisierte Kontrolldienste<br />
Huy<br />
Marcel Juprelle<br />
39, chaussée <strong>de</strong> Liège<br />
4500 Huy<br />
T. : 085 / 27.34.30<br />
F. : 085 / 23.36.58<br />
@ : m.juprelle@mrw.wallonie.be<br />
Libramont<br />
Fabien Lambeaux<br />
2, rue Fleurie<br />
6800 Libramont<br />
T. : 061 / 26.08.62<br />
F. : 061 / 26.08.50<br />
@ : f.lambeaux@mrw.wallonie.be<br />
Mons<br />
Sylvie Carlier<br />
28, bld Winston Churchill<br />
7000 Mons<br />
T. : 065 / 40.01.54<br />
F. : 065 /40.01.51<br />
@ : s.carlier@mrw.wallonie.be<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Um dieser Charta einen formellen Charakter zu verleihen, sind<br />
alle Kontrolleure am 6. November 2003 in Anwesenheit ihrer<br />
Direktoren, <strong>de</strong>s Generalinspektors und <strong>de</strong>s Generaldirektors in Namur<br />
zusammengetroffen, um Gespräche zu führen und sich mit <strong>de</strong>m Text<br />
<strong>de</strong>r Charta einverstan<strong>de</strong>n zu erklären.<br />
1. Wir sind uns <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung, die unserer<br />
Kontrollaufgabe anhaftet, für die Landwirte<br />
und die Gesellschaft bewusst. Wir visieren<br />
eine gerechte Behandlung aller Landwirte<br />
an und führen die Kontrollen ernsthaft und<br />
genau durch, ohne allzu nachgiebig o<strong>de</strong>r<br />
übereifrig zu sein.<br />
2. Es ist uns eine Ehre, unsere berufliche<br />
Qualifikation in unserem Tätigkeitsbereich<br />
zu pflegen und weiterzuentwickeln. Die<br />
Kontrollaufgaben, die uns anvertraut<br />
wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n sorgfältig vorbereitet.<br />
3. Bei unserer Arbeit sind wir uns <strong>de</strong>r<br />
Be<strong>de</strong>utung einer guten Kommunikation<br />
mit <strong>de</strong>n Landwirten bewusst. Wir geben<br />
uns allen Personen, die wir treffen, klar zu<br />
erkennen und legen ihnen gegenüber ein<br />
vorbildliches und höfliches Verhalten an<br />
<strong>de</strong>n Tag.<br />
4. Wir achten darauf, die Aktivitäten<br />
<strong>de</strong>r Landwirte nur insofern zu stören,<br />
als es für die Ausführung unserer<br />
vorschriftsmäßigen Arbeit unbedingt<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist. Wir respektieren die<br />
besichtigten Kulturen und Pflanzungen und<br />
sind darum bemüht, in <strong>de</strong>n kontrollierten<br />
Her<strong>de</strong>n keine Störung zu verursachen.<br />
5. Wir erklären je<strong>de</strong>s Mal, wenn es<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist, <strong>de</strong>n Grund <strong>de</strong>r Kontrolle<br />
sowie <strong>de</strong>ren Tragweite. Wir achten darauf,<br />
die Fragen <strong>de</strong>r Landwirte zu beantworten,<br />
in<strong>de</strong>m wir ihnen die Informationsquellen<br />
angeben, die ihnen dazu dienen können,<br />
die Führung ihres Betriebes an die<br />
Bedingungen <strong>de</strong>r regionalen, nationalen<br />
und europäischen Bestimmungen<br />
anzupassen.<br />
6. Wir übermitteln <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n<br />
Landwirten eine Kopie <strong>de</strong>s Kontrollberichts,<br />
sobald die Inspektion been<strong>de</strong>t ist o<strong>de</strong>r<br />
wenn dies nicht möglich ist, so schnell<br />
wie möglich nach <strong>de</strong>r Inspektion. Wir<br />
informieren sie so klar wie möglich über<br />
die eventuellen Folgen, die dieser Bericht<br />
mit sich bringen kann, wobei wir die<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Vorsichtsmassnahmen<br />
treffen. Wir informieren sie über eventuelle<br />
Rechtsmittel, die ihnen zur Verfügung<br />
stehen.<br />
7. Wir verpflichten uns dazu, die<br />
Vertraulichkeit <strong>de</strong>r bei unserer Arbeit<br />
zusammengetragenen bzw. erhaltenen<br />
Informationen gegenüber jeglicher nicht<br />
befugter Person o<strong>de</strong>r Organisation strikt<br />
einzuhalten.<br />
8. Wir lehnen es ab, in irgen<strong>de</strong>inem Dossier<br />
einzugreifen, das einen Betrieb o<strong>de</strong>r einen<br />
Landwirt betrifft, mit <strong>de</strong>m wir außerhalb<br />
unserer Diensttätigkeit Beziehungen<br />
pflegen, die unsere Unparteilichkeit<br />
beeinträchtigen, und zwar unabhängig<br />
davon, ob diese Beziehungen familiärer,<br />
kommerzieller, usw. Art sind.<br />
7<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
8<br />
Foto: Marc FASOL<br />
Der Erlass <strong>de</strong>r wallonischen Regierung vom 19. Dezember<br />
2002 über die Anwendung <strong>de</strong>s zusätzlichen Abzugs<br />
im Sektor Milch und Milcherzeugnisse ist seit <strong>de</strong>m<br />
1. April 2002 September anwendbar. Er erklärt die<br />
Bestimmungen zur Durchführung <strong>de</strong>s Milchquotensystems<br />
in <strong>de</strong>r Wallonischen Region.<br />
Der Erlass vom 19. Dezember 2002 gibt<br />
genau an, unter welchen Bedingungen<br />
die Produzenten in Wallonien:<br />
eine o<strong>de</strong>r mehrere Milchquoten übernehmen<br />
können: Quotenmobilität;<br />
eine Lieferquote über <strong>de</strong>n Quotenfonds<br />
„abtreten“ o<strong>de</strong>r „erwerben“ können:<br />
Freigabe o<strong>de</strong>r erneute Zuteilung<br />
einer Quote;<br />
eine Direktverkaufsquote für eine einzige<br />
Kampagne o<strong>de</strong>r endgültig (Butterquote)<br />
in eine Molkereiquote (Lieferungen)<br />
o<strong>de</strong>r umgekehrt verän<strong>de</strong>rn<br />
können: zeitweilige und bzw. o<strong>de</strong>r<br />
endgültige Osmosen von Quoten;<br />
eine Quote mieten o<strong>de</strong>r vermieten<br />
können: Leasing.<br />
Der Text gibt auch Aufschluss über die<br />
Umstän<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>nen die Milcherzeuger,<br />
die ihre individuelle Quote überschritten<br />
haben, laut europäischer Gesetzgebung<br />
eine Strafe zahlen müssen, die zusätzlicher<br />
Abzug o<strong>de</strong>r Zusatzabzug genannt wird.<br />
Zusatzabzug<br />
Wird die Lieferquote und bzw. o<strong>de</strong>r die<br />
nationale Direktverkaufsquote überschritten,<br />
bezahlt je<strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r<br />
zu diesem Überschuss beigetragen hat,<br />
also in<strong>de</strong>m er seine eigene Quote(n)<br />
überschreitet, einen Betrag, <strong>de</strong>r je überschrittenen<br />
Liter, 115% <strong>de</strong>s Richtpreises<br />
für Milch entspricht.<br />
Die überschrittene Literzahl wird festgesetzt,<br />
nach<strong>de</strong>m allen Produzenten,<br />
die ihre Quote überschritten haben, für<br />
die Lieferungen o<strong>de</strong>r Direktverkäufe<br />
alle von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Produzenten nicht<br />
verwen<strong>de</strong>ten Quotenmengen (und die<br />
ihre Quotenmengen für die Lieferungen<br />
o<strong>de</strong>r Direktverkäufe nicht überschritten<br />
haben) zugeteilt o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r verteilt<br />
wor<strong>de</strong>n sind. Diese Neuverteilung wird<br />
so berechnet, dass je<strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r<br />
einen Überschuss hat, eine i<strong>de</strong>ntische<br />
Quote (Ausgleichsprinzip), die auch<br />
Franchise genannt wird, erhält. Diese<br />
darf die überschrittene Menge <strong>de</strong>s Produzenten<br />
nie überschreiten und wird<br />
nur <strong>de</strong>n Produzenten gewährt, die die<br />
gültigen Bestimmungen einhalten.<br />
Mobilitäten<br />
Ein Produzent übernimmt eine Milchquote<br />
mit Grundstücken, d.h. höchstens<br />
20.000 Liter/ha. Er muss die übernommenen<br />
Grundstücke während <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>stdauer<br />
eines Pachtvertrages, d.h. 9<br />
Jahre, bewirtschaften.<br />
Fallbeispiele<br />
Übernahme eines auf Milchwirtschaft<br />
spezialisierten Betriebs: <strong>de</strong>r<br />
Übernehmer wird zum ersten Mal<br />
(Milch)produzent, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n<br />
Betrieb (Milchanlagen) vom Abtreten<strong>de</strong>n<br />
übernimmt, wo er 9 Jahre lang<br />
melken muss.<br />
Gründung eines auf Milchwirtschaft<br />
spezialisierten Betriebs: <strong>de</strong>r Übernehmer<br />
wird zum ersten Mal Milchproduzent.<br />
Er übernimmt nur die Grundstücke<br />
und die Milchquote, die er<br />
Foto: Clau<strong>de</strong> BOGAERT<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Zusammenlegen<br />
von Quoten<br />
Milchquoten<br />
innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Familie<br />
erleichtern<br />
Zeitweilige und endgültige<br />
Osmose<br />
Die zeitweilige Osmose ermöglicht es<br />
<strong>de</strong>m Produzenten die Entwicklung zu<br />
berücksichtigen, die seine Lieferungen<br />
an die Käufer sowie seine Direktverkäufe<br />
an Verbraucher betreffen, in<strong>de</strong>m<br />
eine Direktverkaufquote ganz o<strong>de</strong>r teilweise<br />
in eine Lieferquote “umgewan<strong>de</strong>lt“<br />
wird, o<strong>de</strong>r umgekehrt.<br />
9<br />
auf seinem eigenen Betrieb erzeugen<br />
wird, wo nie eine Tätigkeit stattgefun<strong>de</strong>n<br />
hat, die man <strong>de</strong>r Milchwirtschaft<br />
zuschreiben könnte o<strong>de</strong>r (wenn ja) vor<br />
mehr als 5 Jahren.<br />
Quotenkumulierung;<br />
<strong>de</strong>r Übernehmer hat bereits eine<br />
Milchquote. Er übernimmt eine<br />
an<strong>de</strong>re Milchquote, die er in seinem<br />
Betrieb produziert. Mehrere Szenarien<br />
sind möglich:<br />
Dieser Zusammenschluss ist durch<br />
Übernahme <strong>de</strong>s Betriebes, <strong>de</strong>n einer seiner<br />
bei<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r durchgeführt hat,<br />
bzw. durch Gründung eines Betriebes<br />
ausgehend von einer Quote und Grundstücken<br />
eines seiner Mitglie<strong>de</strong>r zu einem<br />
Milchproduzenten gewor<strong>de</strong>n. In diesem<br />
Fall kann es sich beim Abtreten<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Quotenkumulierung um irgen<strong>de</strong>inen<br />
Milchproduzenten han<strong>de</strong>ln, <strong>de</strong>r<br />
nach <strong>de</strong>m 31. März 1996 keinen Betrieb<br />
gegrün<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m 31. März 1997<br />
keinen Betrieb übernommen hat.<br />
Höchstbeträge: Das Zusammenlegen<br />
<strong>de</strong>r Quoten ist auf 520.000 Liter<br />
begrenzt, wenn es sich beim Übernehmer<br />
um eine allein stehen<strong>de</strong> natürliche<br />
Person bzw. um einen Zusammenschluss<br />
von Ehepartnern han<strong>de</strong>lt, wo nur<br />
einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Eheleute als Landwirt<br />
hauptberuflich tätig ist. Dieser Höchstbetrag<br />
beträgt 720.000 Liter, wenn es<br />
sich beim Übernehmer um eine Rechtsperson<br />
o<strong>de</strong>r einen Zusammenschluss<br />
natürlicher Personen han<strong>de</strong>lt, unter <strong>de</strong>r<br />
Bedingung, dass alle geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />
Gesellschafter, Verwalter o<strong>de</strong>r natürlichen<br />
Personen, bei <strong>de</strong>nen es sich um<br />
diesen Übernehmer han<strong>de</strong>lt, unter sich<br />
1. Gra<strong>de</strong>s verwandt o<strong>de</strong>r verschwägert,<br />
Brü<strong>de</strong>r/Schwestern sind o<strong>de</strong>r es sich um<br />
<strong>de</strong>n Ehepartner han<strong>de</strong>lt.<br />
Freigabe und Neuverteilung<br />
einer Quote mittels Quotenfonds<br />
Die Produzenten, die ihre Tätigkeit aus<br />
<strong>de</strong>r Milchwirtschaft einstellen, können<br />
ihre gesamte Quote <strong>de</strong>m Quotenfonds<br />
„abtreten“ o<strong>de</strong>r an ihn „freigeben“.<br />
Ebenso können diejenigen, die nach <strong>de</strong>m<br />
31. März 1996 keinen Betrieb gegrün<strong>de</strong>t<br />
bzw. nach <strong>de</strong>m 31. März 1997 keinen<br />
Betrieb übernommen haben, <strong>de</strong>m Quotenfonds<br />
einen Teil ihrer Quote abtreten.<br />
Die übrigen Produzenten können einen<br />
Antrag einreichen, um eine Neuzuteilung<br />
einer Lieferquote über <strong>de</strong>n Quotenfonds<br />
zu erhalten bzw. in <strong>de</strong>ren Genuss<br />
zu gelangen. Die zu verteilen<strong>de</strong> Höchstmenge<br />
hängt von <strong>de</strong>r Gesamtmenge ab,<br />
die freigesetzt wor<strong>de</strong>n ist sowie von <strong>de</strong>r<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Produzenten/Antragsteller.<br />
Der Produzent, <strong>de</strong>r eine Quote übernommen<br />
hat, die Teil einer Quotenkumulierung<br />
war, hat während <strong>de</strong>s Zeitraums, wo<br />
dieser Transfer stattgefun<strong>de</strong>n hat, kein<br />
Anrecht auf die Neuverteilung <strong>de</strong>s Fonds.<br />
Ebenso muss <strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r seine<br />
Quote endgültig ganz o<strong>de</strong>r teilweise abgetreten<br />
hat, drei Zeiträume abwarten, einschließlich<br />
<strong>de</strong>s Zeitraums, <strong>de</strong>r sich auf die<br />
Abtretung <strong>de</strong>r Quote bezieht, um in <strong>de</strong>n<br />
Genuss <strong>de</strong>r Neuverteilung zu gelangen.<br />
Die endgültige Osmose verän<strong>de</strong>rt die<br />
Quoten <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Produzenten<br />
endgültig. Sie wirkt sich also auf die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r nationalen Quoten aus.<br />
Leasing<br />
Ein Produzent kann höchstens 20.000<br />
Liter einer Lieferquote o<strong>de</strong>r Direktverkaufquote<br />
mieten o<strong>de</strong>r vermieten. Jedoch<br />
kann <strong>de</strong>r Produzent, <strong>de</strong>r seine Quote<br />
im Quotenfond freigibt o<strong>de</strong>r sie an<br />
einen an<strong>de</strong>ren Produzenten abtritt, die<br />
gesamte betreffen<strong>de</strong> Quote vermieten<br />
(<strong>de</strong>n noch nicht produzierten Teil).<br />
Zusatzinformationen<br />
Kontaktperson:<br />
ir Edouard Charlier<br />
Division Beihilfen in <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft<br />
Direktion Tiere<br />
30, bd Simon Bolivar<br />
1000 Bruxelles<br />
T. : 02 / 208.37.57<br />
F.: 02 / 208.38.10<br />
@ : ed.charlier@mrw.wallonie.be<br />
Foto: Marc FASOL<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
10<br />
Foto : Ph. DELAUNOIS<br />
Illustrierte Landwirts<br />
Der wallonische<br />
Seit etwa fünfzehn<br />
Jahren hat sich die<br />
L a n d s c h a f t<br />
<strong>de</strong>r wallonischen Gartenbauwirtschaft stark gewan<strong>de</strong>lt. Sowohl die Anbauflächen als<br />
auch die Produzenten, zu <strong>de</strong>nen Landwirte und Gartenbauern gehören, haben zugenommen.<br />
Daraus ergibt sich natürlich, dass ebenfalls eine Produktionssteigerung zu<br />
verzeichnen ist, die auch die für unseren Landstrich typischen Erzeugnisse umfasst.<br />
Die Möglichkeiten für erhebliches Wachstum im Obst- und Gartenbau sind sowohl bei <strong>de</strong>r Diver-<br />
sifizierung als auch bei <strong>de</strong>r Spezialisierung sehr wahrscheinlich.<br />
Die Wallonische Region festigt ihre Aktionen zugunsten <strong>de</strong>s Sektors und<br />
för<strong>de</strong>rt somit seine Expansion. Sie setzt u.a. Mittel zur Unterstützung bei<br />
Nie<strong>de</strong>rlassung und Investition ein, för<strong>de</strong>rt die Forschung, die Weiterentwicklung<br />
und die Beratung im Sektor und bewegt ihn ebenfalls dazu, sein<br />
Produktangebot an die Marktanfor<strong>de</strong>rungen anzupassen.<br />
In diesem Dossier geben Synthesen Aufschluss über das Wesentliche <strong>de</strong>r<br />
vielfältigen Bestandteile <strong>de</strong>s Sektors. Um die bunte Vielfalt dieses Sektors zu bewahren, leuchtet <strong>de</strong>r größte Teil dieser Seiten Studien und Projekte, die auf <strong>de</strong>n jeweiligen Gebieten<br />
durchdurchgeführt<br />
wor<strong>de</strong>n sind.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
11<br />
Foto : Ph. DELAUNOIS<br />
chaft<br />
Obst- und Gartenbau<br />
Viele Landwirte wur<strong>de</strong>n durch die<br />
Reform <strong>de</strong>r Gemeinsamen Agrarpolitik<br />
und die Integration <strong>de</strong>s Gemüseanbaus<br />
in die klassische Fruchtfolgen dazu bewogen,<br />
die Reihen <strong>de</strong>r Obst- und Gemüsebauern<br />
zu verstärken. Die Notwendigkeit,<br />
neue Einkommensquellen in <strong>de</strong>n Betrieben<br />
zu suchen, hat zu einer vielseitigeren<br />
Gestaltung von Dienstleistungs- und Verarbeitungstätigkeiten<br />
bei Erzeugnissen<br />
geführt (Tätigkeiten, die gleichzeitig mit<br />
<strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r traditionellen Landwirtschaft<br />
ausgeübt wer<strong>de</strong>n). Die steigen<strong>de</strong><br />
Nachfrage nach Erzeugnissen <strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus<br />
ging ebenfalls mit einer<br />
verstärkten Suche nach Vielfalt eben dieser<br />
Erzeugnisse einher. Die Unternehmen,<br />
die Zierpflanzen vertreiben, müssen<br />
daher beim kommerziellen Ansatz in<br />
Bezug auf die Produktion sowie auf die<br />
Strategie neue Fähigkeiten entwickeln.<br />
Hohe Investitionen und Lohnkosten<br />
Im Gegensatz zur Landwirtschaft erzielt<br />
<strong>de</strong>r Gartenbau durch eine optimalere<br />
Ausnutzung seiner Flächen erheblich<br />
bessere Gewinnspannen pro Hektar.<br />
Je nach Erzeugnis können 6.000 bis<br />
500.000 Euro pro Hektar erzielt wer<strong>de</strong>n,<br />
bei Anbau unter Glas lassen sich diese<br />
Zahlen sogar noch steigern.<br />
Löhne schlagen bei <strong>de</strong>n Produktionskosten<br />
beson<strong>de</strong>rs stark zu Buch. Der<br />
Bedarf an Personal ist hoch, er beläuft<br />
sich auf 0.5 bis 20 Personen pro Hektar.<br />
Die Arbeitskräfte teilen sich auf in<br />
hoch qualifizierte Arbeiter, die Vollzeit<br />
arbeiten, und unqualifizierte, aber<br />
sehr leistungsfähige Saisonarbeiter. Die<br />
Erzeugnisse verlangen vom Produzenten<br />
nicht nur einen hohen Grad an Professionalität,<br />
son<strong>de</strong>rn auch hohe technische<br />
Standards, die wie<strong>de</strong>rum hohe Investitionen<br />
erfor<strong>de</strong>rn. Diese können sich auf<br />
ca. 25.000 bis zwei Millionen Euro pro<br />
Hektar belaufen.<br />
Die wallonischen Gartenbauprodukte<br />
erbrachten im Jahr 2001 einen Betrag<br />
von 158,6 Millionen Euro, das sind 9,5 %<br />
<strong>de</strong>s erwirtschafteten Betrages aus <strong>de</strong>r<br />
landwirtschaftlichen Gesamtproduktion<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
12<br />
in Wallonien (1.671,3 Mio. Euro). In <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>s Gartenbausektors<br />
weiter angewachsen. 1991<br />
betrug er lediglich 4,9 %.<br />
Zunahme <strong>de</strong>r Anbauflächen<br />
Gesamt gesehen lässt sich eine Zunahme<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gartenbau gewidmeten Flächen<br />
feststellen: 13.626 ha im Jahr 2002<br />
gegenüber 12.858 ha im Jahr zuvor.<br />
Im Lauf <strong>de</strong>r letzten fünf Jahre hat sich<br />
<strong>de</strong>r Erzeugerpreisin<strong>de</strong>x im Bereich Gartenbauprodukte<br />
bei Gemüse nach oben<br />
entwickelt (+4 %), während die Ten<strong>de</strong>nz<br />
bei Obst <strong>de</strong>utlich nach unten ging<br />
(-15,7 %). Bei Gartenbauerzeugnissen,<br />
die nicht <strong>de</strong>r Ernährung dienen, war <strong>de</strong>r<br />
Trend ähnlich negativ, wenn auch nicht<br />
so stark ausgeprägt (-5,5 %).<br />
Dennoch ist <strong>de</strong>r Gartenbausektor in<br />
Wallonien nach wie vor kaum vertreten.<br />
Das lässt sich folgen<strong>de</strong>rmaßen erklären:<br />
Die wallonischen Gartenbaubetriebe sind<br />
von geringer Größe und über das ganze<br />
Lan<strong>de</strong>sgebiet verstreut. Die Produktion<br />
ist begrenzt und schlecht koordiniert, die<br />
Verteilungsnetze kaum entwickelt.<br />
Foto : Profruit<br />
Foto: Condifruit<br />
Der Obstanbau<br />
Zahlen <strong>de</strong>r Wallonischen Region als Anhaltspunkte<br />
Freilandkulturen<br />
Gewächshauskulturen<br />
Anbau von Kleinobst<br />
Quelle: Nationales Institut für Statistik, Zählung vom 15. Mai 2001<br />
Gartenbauwirtschaft wichtige Sektor<br />
<strong>de</strong>s Obstanbaus ist hauptsächlich<br />
in <strong>de</strong>r Lütticher Gegend angesie<strong>de</strong>lt.<br />
Er nimmt lediglich 11 % <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gartenbau<br />
gewidmeten Flächen ein, stellt<br />
aber nahezu 20 % <strong>de</strong>r Gewinne dar. Die<br />
hauptsächlichen Obsterzeugnisse sind<br />
Kernobst (Äpfel und Birnen), Steinobst<br />
(Kirschen und Pflaumen) und Beerenobst<br />
(Erdbeeren, Himbeeren, rote und<br />
schwarze Johannisbeeren). Den ersten<br />
Platz nehmen Äpfel ein (695 ha), vor<br />
allem die Sorte Jonagold, gefolgt von Birnen<br />
(566 ha) mit <strong>de</strong>r Sorte Conférence.<br />
Danach kommen die Pflaumen (14 ha)<br />
und Kirschen (99 ha), wobei letztere vor<br />
allem für die verarbeiten<strong>de</strong> Nahrungsmittelindustrie<br />
produziert wer<strong>de</strong>n. An<br />
letzter Stelle fin<strong>de</strong>t sich das Beerenobst.<br />
1.505 Hektar und 159 Betriebe/Höfe<br />
11 Hektar und 57 Betriebe/Höfe<br />
102 Hektar und 106 Betriebe/Höfe<br />
Foto : M. FASOL Foto : P. KINDERMANS<br />
Der integrierte Pflanzenschutz<br />
Die wallonischen Obstbauern setzten als<br />
erste auf integrierten Pflanzenschutz,<br />
da sie bestrebt waren, die Qualität ihrer<br />
Erzeugnisse und <strong>de</strong>n Naturschutz miteinan<strong>de</strong>r<br />
zu verbin<strong>de</strong>n. Nahezu zwei<br />
Drittel <strong>de</strong>r wallonischen Kernobstproduktion<br />
soll bereits unter Beachtung<br />
eines entsprechen<strong>de</strong>n Leistungsverzeichnisses<br />
erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine große Zahl von Obstbauern kümmert<br />
sich selbst um die Lagerung ihrer Produkte.<br />
Mehr als zwei Drittel <strong>de</strong>r Erzeuger<br />
besitzen sowohl eine leistungsfähige Kühl-<br />
Lagerhalle als auch eine Sortieranlage.<br />
Die Vermarktung <strong>de</strong>s Kernobstes<br />
geschieht vor allem über öffentliche Versteigerungen,<br />
aber es gibt auch an<strong>de</strong>re<br />
Verteilernetze in Wallonien, so <strong>de</strong>n Verkauf<br />
an Grossisten, an die Einkaufszentralen<br />
<strong>de</strong>r Supermärkte und an die<br />
Nahrungsmittelindustrie o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n<br />
Direktverkauf. Der Verkauf an die Supermärkte<br />
nimmt ständig zu, ebenso <strong>de</strong>r<br />
Han<strong>de</strong>l mit verarbeiteten Erzeugnissen<br />
(Fruchtsäfte, -weine, Konfitüren, usw.)<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
dossier<br />
Fotos: P. PEETERS<br />
13<br />
Beerenobst inkl. Erdbeeren<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat die Produktion<br />
von Beerenobst in <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region stark zugenommen (34 ha<br />
schwarze Johannisbeeren, 3,20 ha Himbeeren<br />
und 2,56 ha rote Johannisbeeren).<br />
Dennoch fällt sie im Vergleich zur flämischen<br />
Produktion kaum ins Gewicht.<br />
Unter <strong>de</strong>n neuen Produzenten fin<strong>de</strong>t<br />
man vor allem Landwirte, die Lösungen<br />
auf <strong>de</strong>m Weg zur Diversifizierung<br />
suchen. Der Freiland-Erdbeeranbau ist<br />
relativ be<strong>de</strong>utend, <strong>de</strong>nn dank <strong>de</strong>s Einsatzes<br />
remontieren<strong>de</strong>r Sorten und angepasster<br />
Kulturmetho<strong>de</strong>n erstreckt sich<br />
die Produktion von Mai bis Oktober<br />
über die gesamte Saison. Die wallonischen<br />
Erdbeeren wer<strong>de</strong>n vor allem im<br />
Regionalbereich o<strong>de</strong>r über die Versteigerung<br />
in Wépion vermarktet. Sie zeichnen<br />
sich durch ihren Wohlgeschmack und<br />
ihre Frische aus.<br />
Der Gemüseanbau<br />
Der Gemüseanbau nimmt in Wallonien<br />
nahezu 60 % <strong>de</strong>r Gartenbauflächen<br />
ein und gewährleistet mehr als 40 % <strong>de</strong>s<br />
Zahlen in <strong>de</strong>r Wallonischen Region als Anhaltspunkte<br />
Freiland-Gemüseanbau:<br />
Anbau von Gemüse für die Industrie<br />
Anbau von Frischgemüse<br />
Gewächshausanbau<br />
Quelle: Nationales Institut für Statistik, Zählung vom 15. Mai 2001<br />
Umsatzes in <strong>de</strong>r Gartenbauwirtschaft. Die<br />
durchschnittliche Fläche dieser Betriebe<br />
beträgt 12,5 ha.<br />
Kennzeichen <strong>de</strong>s wallonischen Gemüseanbausektors<br />
sind Freilandkulturen;<br />
die Betriebe bauen nur eine o<strong>de</strong>r wenige<br />
Gemüsesorten an. Bei Freilandgemüse<br />
gibt es drei angewandte Anbaumetho<strong>de</strong>n:<br />
zum einen die Intensivkultur, dann <strong>de</strong>n<br />
Fruchtwechsel mit an<strong>de</strong>ren Gemüsekulturen<br />
sowie extensive, integrierte Fel<strong>de</strong>rwirtschaft.<br />
Der Anbau von Frühgemüse<br />
im Gewächshaus bzw. unter Glas und<br />
Folie ist in Wallonien nicht sehr verbreitet.<br />
Vergleicht man die Anbauflächen, so<br />
herrschen die für die verarbeiten<strong>de</strong> Nahrungsmittelindustrie<br />
(8.694 ha) bestimmten<br />
Gemüsearten vor: Erbsen (5.614 ha),<br />
Bohnen (1.433 ha), Spinat, Möhren und<br />
10.525 ha, davon:<br />
8.694 ha und 897 Betriebe/Höfe<br />
1.831 ha und 367 Betriebe/Höfe<br />
78.270 m 2 und 72 Betriebe/Höfe<br />
Rosenkohl sind die am weitesten verbreiteten<br />
Kulturen. Der Verkauf erfolgt auf<br />
Basis von Gemüsekulturverträgen.<br />
Gemüse für <strong>de</strong>n Frischmarkt<br />
LFinanziell gesehen (23 Mio. Euro) kommen<br />
die für <strong>de</strong>n Frischmarkt bestimmten<br />
Gemüse an erster Stelle. In Wallonien<br />
sind die wichtigsten Erzeugnisse<br />
Blattgemüse (Kopfsalat, Winterendivie<br />
und Endivien, auch Eskariolen genannt),<br />
Witloof (822 ha), Erbsen (390 ha), Möhren<br />
(154 ha), Bohnen (107 ha), Zwiebeln<br />
und Petersilie.<br />
Der Anbau verschie<strong>de</strong>ner Kohlsorten<br />
hat in <strong>de</strong>r Wallonischen Region Tradition<br />
und ist daher stark vertreten: Es<br />
gibt Wirsingkohl, Grünkohl, Blumenkohl,<br />
Rot- und Weißkohl. Der zuneh-<br />
Foto: P. PEETERS<br />
Foto: P. PEETERS<br />
Foto: Cl. BOGAERT<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
14<br />
men<strong>de</strong> Maschineneinsatz bei <strong>de</strong>r Ernte<br />
wird voraussichtlich eine Zunahme<br />
<strong>de</strong>r Anbauflächen zur Folge haben, vor<br />
allem für Blumenkohl. Auch <strong>de</strong>r Anbau<br />
von Kürbis zeitigte mit einer Anbaufläche<br />
von 65 ha in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
einen gewissen Erfolg.<br />
Dieses Gemüse wird hauptsächlich über<br />
die Großmärkte in Droixhe und Marcinelle,<br />
die Einkaufszentralen <strong>de</strong>r Supermärkte<br />
und <strong>de</strong>n Einzelhan<strong>de</strong>l abgesetzt.<br />
Auf Versteigerungen gelangen sie hingegen<br />
kaum, da die erzeugten Mengen zu<br />
gering sind, um einen Transport über<br />
größere Strecken lohnenswert zu machen.<br />
Zu<strong>de</strong>m sind die Erzeugnisse zwar von<br />
guter Qualität, genügen aber nicht immer<br />
<strong>de</strong>n Ansprüchen hinsichtlich Form und<br />
Aussehen. Der in Wallonien überall anzutreffen<strong>de</strong><br />
Direktverkauf im Hofla<strong>de</strong>n und<br />
auf <strong>de</strong>n kleinen lokalen Märkten ist vor<br />
allem für Produzenten interessant, die<br />
erst kürzlich in diese Branche eingestiegen<br />
sind. Das gleiche gilt für jene, <strong>de</strong>ren<br />
Erzeugnisse von <strong>de</strong>r äußerlichen Qualität<br />
her nicht <strong>de</strong>n Vermarktungsnormen <strong>de</strong>r<br />
Supermärkte entsprechen.<br />
Die Qualität, die <strong>de</strong>n kleinen<br />
Unterschied ausmacht<br />
Dennoch ist es durchaus möglich, dass<br />
Wallonien einen Absatzmarkt für seine<br />
lokalen Gemüsebauerzeugnisse fin<strong>de</strong>t,<br />
wenn sich das Land erst einmal in Richtung<br />
einer anerkannten und sichtbaren<br />
Qualitätssteigerung entwickelt. Die<br />
Erzeugung und Auszeichnung von qualitativ<br />
herausragen<strong>de</strong>m wallonischem<br />
Gemüse erfor<strong>de</strong>rt die Entwicklung und<br />
Erstellung von Leistungsverzeichnissen<br />
für jeweils genau bezeichnete Gemüsearten.<br />
Zum Beispiel könnte ein <strong>de</strong>rartiges<br />
Qualitätssiegel ohne weiteres Bio-Produkte<br />
auszeichnen o<strong>de</strong>r auch Produkte,<br />
die <strong>de</strong>n Eurepgap-Normen entsprechen.<br />
Der Zierpflanzenanbau<br />
Der Zierpflanzensektor belegt ungefähr<br />
30 % <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gartenbau gewidmeten<br />
Anbauflächen <strong>de</strong>r Region, macht aber<br />
nahezu 40 % <strong>de</strong>s Umsatzes aus. Diesem<br />
Sektor gehört die Blumenzucht an, die<br />
Erzeugnisse <strong>de</strong>r Baumschulen (Zier- und<br />
Waldpflanzen) und die Aufzucht von<br />
Weihnachtsbäumen. Zur Blumenzucht<br />
wer<strong>de</strong>n Topf-, Beet- und Balkonpflanzen<br />
gezählt, Begleitpflanzen für Sträucher,<br />
Knollen-, Zwiebel- und Schnittblumen.<br />
Im Jahr 2002 erreichte die Anbaufläche<br />
für Freiland-Zierpflanzen in Wallonien<br />
82,5 ha. Die Chrysanthemen nehmen<br />
dabei <strong>de</strong>n größten Platz ein (48 ha).<br />
Der Zierpflanzenbau in Gewächshäusern<br />
nahm im selben Jahr 28 ha ein. Ca.<br />
75 % davon entfallen auf Beet-, Balkonund<br />
Terrassenpflanzen.<br />
Foto: P. PEETERS<br />
Zahlreiche, aber eher kleine Betriebe ziehen<br />
Topfpflanzen. Die entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Anbauflächen übersteigen dabei selten<br />
2.000 m 2 . Viele Produzenten erweitern<br />
daher ihre Angebotspalette, so etwa um<br />
Gartengestaltung und -pflege, Blumenhan<strong>de</strong>l,<br />
Baumschule usw.<br />
Auch <strong>de</strong>r Weihnachtsbaum legt Wert<br />
auf beste Qualität<br />
1995 nahm die Weihnachtsbaumproduktion<br />
noch eine Anbaufläche von ca.<br />
1.000 ha ein. Seither ist sie um die Hälfte<br />
zurückgegangen. Mehr als 70 % <strong>de</strong>r in<br />
Wallonien gezogenen Weihnachtsbäume<br />
wer<strong>de</strong>n exportiert. In erster Linie wird<br />
dafür die Fichte (Picea abies) gezüchtet,<br />
aber die Produzenten wen<strong>de</strong>n sich mehr<br />
und mehr <strong>de</strong>m Anbau edlerer Sorten zu<br />
(Abies nordmanniana, Abies balsamea),<br />
um einerseits <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Nachfrage<br />
zu genügen und an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r sehr<br />
starken Konkurrenz <strong>de</strong>s künstlichen<br />
Weihnachtsbaums entgegen zu wirken.<br />
Wallonische Baumschulen:<br />
eine Garantie für Qualität<br />
Die aus <strong>de</strong>n wallonischen Pflanzschulen<br />
stammen<strong>de</strong>n Setzlinge sind für ihre<br />
Qualität und Vielfalt bekannt. Stammbäume,<br />
eine Spezialität <strong>de</strong>r Gegend um<br />
Lesdain, wer<strong>de</strong>n für die Bepflanzung<br />
von Alleen, Parks und Gärten gezüchtet.<br />
Zurzeit wer<strong>de</strong>n neue Märkte erschlossen,<br />
vor allem im Bereich <strong>de</strong>s Exports.<br />
Der Direktverkauf im Einzelhan<strong>de</strong>l ist<br />
die wichtigste Form <strong>de</strong>s Absatzes. Oft<br />
ergänzt <strong>de</strong>r Produzent seine Angebotspalette<br />
um Gartengestaltung und Landschaftsbau<br />
o<strong>de</strong>r eine Gärtnerei.<br />
Foto: Ph. DELAUNOIS<br />
JOSIANNE FERON UND<br />
PHILIPPE DELAUNOIS,<br />
DIREKTION ENTWICKLUNG UND BERATUNG
Regionale Beihilfen<br />
für Obst- und<br />
Dossier<br />
Gartenbauern<br />
Die Generaldirektion Landwirtschaft <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>de</strong>r<br />
Wallonischen Region kann <strong>de</strong>n Betreibern von Garten- und<br />
Obstbaubetrieben ebenso wie <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen<br />
Betreibern Beihilfen in Form von Kapitalprämien bzw. Zinssubventionen<br />
und Kreditsicherheiten insbeson<strong>de</strong>re für die<br />
Durchführung von Investitionen zur Verbesserung von Gartenbaubetrieben<br />
und für die Nie<strong>de</strong>rlassung junger Gartenund<br />
Obstbauern gewähren.<br />
Bei diesen Beihilfen geht es sowohl um<br />
die Gemüseproduktion, die Produktion<br />
von Gemüse, das ausgepflanzt wer<strong>de</strong>n<br />
muss, um Industriegemüse o<strong>de</strong>r Küchenkräuter,<br />
Obstbau, einschließlich <strong>de</strong>r Produktion<br />
von Kleinobst, Blumen, Pflanzen,<br />
die pikiert wer<strong>de</strong>n müssen, blühen<strong>de</strong><br />
Pflanzen in Gefäßen, Grünpflanzen,<br />
jährliche Pflanzen, mehrjährige Pflanzen,<br />
Zierbäume und -sträucher, Waldsetzlinge<br />
und Weihnachtsbäume.<br />
Diese Beihilfen können <strong>de</strong>n Betreibern<br />
bzw. Erzeugern von Garten- und Obstbaubetrieben<br />
als hauptberuflich o<strong>de</strong>r<br />
nebenberuflich Tätige, als natürliche<br />
o<strong>de</strong>r juristische Person gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Betreiber müssen ihren Betriebssitz<br />
in <strong>de</strong>r Wallonischen Region haben.<br />
Wenn es sich jedoch um Beihilfen für<br />
Immobilien han<strong>de</strong>lt, genügt es, dass<br />
diese Immobilie in <strong>de</strong>r WR liegt, um ein<br />
Anrecht auf Prämie zu erhalten. Die<br />
Regelung geht mit mehreren zusätzlichen<br />
Bedingungen einher. Nachstehend<br />
eine Kurzfassung <strong>de</strong>r Beihilfen, die die<br />
Regelung vorsieht.<br />
Beihilfen bei Erstnie<strong>de</strong>rlassung<br />
Bei <strong>de</strong>n vorgesehenen Beihilfen han<strong>de</strong>lt<br />
es sich um:<br />
eine Kapitalprämie, <strong>de</strong>ren Höchstwert<br />
sich auf 22.310 € (24.790 € in benachteiligtem<br />
Gebiet) beläuft, wenn die<br />
bezuschussbare Nie<strong>de</strong>rlassungsinvestition<br />
min<strong>de</strong>stens 49.580 € beträgt,<br />
eine Zinssubvention auf die bezuschussbaren<br />
Investitionen, die zwischen<br />
49.580 € und 123.950 € liegen.<br />
Sie beträgt höchstens 5 %, wobei <strong>de</strong>r<br />
Satz zu Lasten <strong>de</strong>s Begünstigten 1 %<br />
auf keinen Fall unterschreiten darf.<br />
Ihre Dauer beträgt höchstens 15 Jahre,<br />
eine Zinssubvention auf <strong>de</strong>n bezuschussbaren<br />
Bruchteil <strong>de</strong>s Kredits, <strong>de</strong>r<br />
zwischen 123.950 € und 309.867 € liegt.<br />
Sie beträgt höchstens 5 %, wobei <strong>de</strong>r<br />
Satz zu Lasten <strong>de</strong>s Begünstigten 1 %<br />
auf keinen Fall unterschreiten darf.<br />
Ihre Dauer beträgt höchstens 10 Jahre,<br />
die öffentliche Bürgschaft beträgt<br />
höchstens 75 %.<br />
Beihilfen für Investitionen zur<br />
Verbesserung von Obst- und<br />
Gartenbaubetrieben<br />
Bei <strong>de</strong>n Beihilfen an die Betreiber, <strong>de</strong>ren<br />
Anträge und Verbesserungspläne angenommen<br />
wor<strong>de</strong>n sind, han<strong>de</strong>lt es sich um:<br />
eine Zinssubvention von höchstens<br />
5 % mit einem Min<strong>de</strong>stbetrag zu Lasten<br />
von 3 % für bezuschussbare Investitionen<br />
auf einen geliehenen Betrag,<br />
<strong>de</strong>r im Obst- und Gartenbausektor<br />
1.080.000,00 € nicht überschreiten darf.<br />
Bei <strong>de</strong>n Investitionen zum Schutz und<br />
zur Verbesserung <strong>de</strong>r Umwelt ist <strong>de</strong>r<br />
Min<strong>de</strong>stsatz zu Lasten auf 1 % gesunken,<br />
wobei die Zinssubvention bei<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
höchstens 5 % bleibt. Die Dauer <strong>de</strong>r<br />
Intervention schwankt je nach Investitionsart,<br />
die öffentliche Bürgschaft beträgt<br />
höchstens 75 %.<br />
Eine erhöhte Beihilfe wird für die Investitionen<br />
gewährt, die 180.000,00 € nicht<br />
überschreiten und innerhalb von 5 Jahren<br />
nach <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlassung getätigt wur<strong>de</strong>n.<br />
Die erhöhte Prämie besteht aus einer Prämie,<br />
die 25 % <strong>de</strong>s Betrages <strong>de</strong>r vorgesehenen<br />
Beihilfen entspricht, <strong>de</strong>r Gesamtwert<br />
<strong>de</strong>r somit gewährten Beihilfen darf 45 %<br />
<strong>de</strong>s Betrages <strong>de</strong>r bezuschussbaren Investition<br />
nicht überschreiten.<br />
Für die in benachteiligten Gebieten gelegenen<br />
Betriebe kann eine Zusatzprämie<br />
gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Beihilfe kann ebenfalls in Form<br />
einer Kapitalprämie und unter gewissen<br />
Bedingungen gewährt wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r<br />
Betreiber sich nicht an Kreditanstalten<br />
wen<strong>de</strong>t und bezuschussbare Investitionen<br />
mit Eigenmitteln finanziert.<br />
Weitere Arten von Beihilfen<br />
Auch können für Investitionen, die <strong>de</strong>n<br />
Schutz und die Verbesserung <strong>de</strong>r Umwelt<br />
o<strong>de</strong>r die Hygiene von Lebensmitteln im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r HACCP-Normung zum<br />
Ziel haben, Beihilfen gewährt wer<strong>de</strong>n.<br />
Von <strong>de</strong>r DGA wer<strong>de</strong>n ebenfalls für<br />
Investitionen zur Umsetzung ihres<br />
Gesellschaftszwecks Beihilfen in Form<br />
von Zinssubventionen und Sicherheitsleistungen<br />
für Kredite gewährt, die von<br />
Kreditanstalten vergeben wor<strong>de</strong>n sind,<br />
die bei <strong>de</strong>n Verarbeitungs- und Vermarktungsgenossenschaften<br />
<strong>de</strong>r Gartenund<br />
Obstbaubetriebe zugelassen sind.<br />
JEAN-POL CLÉRIN,<br />
DIREKTOR LANDWIRTSCHAFTLICHE<br />
STRUKTUREN<br />
Zusatzinformationen<br />
Division Beihilfen in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
Direktion Landwirtschaftliche Strukturen<br />
Alain Mariage<br />
T. : 065 / 40.00.73<br />
@ : a.mariage@mrw.wallonie.be<br />
Pierre-L Laurent<br />
T. : 085 / 27.34.90<br />
@ : p.laurent@mrw.wallonie.be<br />
15
dossier<br />
16<br />
Anbringung von Hagelschutznetzen über einer mit Apfelbäumen bepflanzten Parzelle in Melen<br />
Foto: Ph. DELAUNOIS<br />
Weiterentwicklung<br />
einer angemessenen<br />
Das Aktionsprogramm <strong>de</strong>r WR zugunsten <strong>de</strong>s Obst- und Gartenbaus<br />
bevorzugt Projekte, die <strong>de</strong>m Sektor zuträglich sind<br />
und ihm die Möglichkeit bieten, sich einen guten Platz zu verschaffen.<br />
Große, für die Landwirtschaft <strong>de</strong>finierte Ausrichtungen,<br />
die Produktqualität und <strong>de</strong>r Umweltschutz sind im wallonischen<br />
Obst- und Gartenbau bereits Wirklichkeit. Das Aktionsprogramm<br />
neigt dazu, diese weiterhin zu begünstigen.<br />
Global betrachtet ist die Wallonische<br />
Region auf <strong>de</strong>n Import von Gartenbauprodukten<br />
angewiesen. Obwohl die Branche<br />
seit 1990 eine stete Steigerung verzeichnet,<br />
bleibt ihre Entwicklung beschei<strong>de</strong>n.<br />
Darüber hinaus haben Gartenbaukulturen<br />
zwar einen hohen Mehrwert, sie<br />
erfor<strong>de</strong>rn aber auch die Anwendung spezifischer<br />
Techniken und ein hohes Maß<br />
an fachlichem Wissen und Können.<br />
Der wallonische Agrarbereich bietet Produzenten,<br />
die sich im Gartenbau versuchen<br />
möchten, <strong>de</strong>nnoch außergewöhnliche<br />
Vorteile, nämlich angemessene<br />
Anbauflächen und Witterungsverhältnisse,<br />
die starke Bindung <strong>de</strong>r Anbaumetho<strong>de</strong>n<br />
zum Bo<strong>de</strong>n, die Qualität <strong>de</strong>r<br />
Grun<strong>de</strong>rzeugnisse, die Beherrschung<br />
<strong>de</strong>r Inputs sowie das Qualitätsimage <strong>de</strong>r<br />
Erzeugnisse <strong>de</strong>s wallonischen Gartenbaus.<br />
Dank dieser Pluspunkte können sich die<br />
Gärtner in spezifischen Vertriebsstrukturen<br />
positionieren, auch im Bereich <strong>de</strong>s<br />
kontrolliert biologischen Anbaus und<br />
<strong>de</strong>r regionalen Erzeugnisse sowie in <strong>de</strong>r<br />
warenhandwerklichen Verarbeitung.<br />
Die Wallonische Region för<strong>de</strong>rt diese Initiativen<br />
und sorgt dafür, dass die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Bedingungen für eine Festigung<br />
<strong>de</strong>r Branche geschaffen wer<strong>de</strong>n, und zwar<br />
über das Aktionsprogramm für <strong>de</strong>n Gartenbau,<br />
das von <strong>de</strong>r Direktion Entwicklung<br />
und Beratung verwaltet wird.<br />
1. Die Beihilfen <strong>de</strong>r<br />
Betreuungs-, Beratungs- und<br />
Versuchsstrukturen<br />
Gartenbauzentren sowie Muster- und<br />
Versuchszentren<br />
Die wallonische Gartenbaubranche muss<br />
unbedingt über fachspezifische För<strong>de</strong>rstrukturen<br />
verfügen.<br />
Zur Zeit gibt es drei spezialisierte Strukturen:<br />
ein Versuchszentrum für Gemüseanbau<br />
(das überberufliche Zentrum für<br />
Gemüseanbau, Centre Interprofessionnel<br />
Maraîcher, kurz CIM), ein Versuchszentrum<br />
für Zierpflanzenanbau (das wallonische<br />
Versuchszentrum für Gartenbau,<br />
Centre d’Essais Horticoles <strong>de</strong> Wallonie,<br />
kurz CEHW) und ein Zentrum zur För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s kontrolliert biologischen<br />
Gartenbaus (das Technische Zentrum<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s biologischen Landund<br />
Gartenbaus, Centre Technique pour<br />
le Développement <strong>de</strong> Agriculture et <strong>de</strong><br />
l’Horticulture Biologique, kurz CEB).<br />
Diese VoE’s wur<strong>de</strong>n auf Initiative von<br />
Fachleuten <strong>de</strong>r Branche gegrün<strong>de</strong>t, die zu<br />
<strong>de</strong>ren be<strong>de</strong>utendsten Vertretern und Entscheidungsträgern<br />
zählen. Diese Strukturen<br />
erhalten eine finanzielle Unterstützung,<br />
dank <strong>de</strong>rer sie ein Aktionsprogramm<br />
ausführen können. Die Aktionen<br />
umfassen schwerpunktmäßig Versuche<br />
mit Erzeugnissen sowie die Beratung und<br />
Betreuung von Produzenten.<br />
Das Gemüsezentrum Haspengau<br />
(Centre Maraîcher <strong>de</strong> Hesbaye, CMH<br />
Das CMH entspricht <strong>de</strong>m allgemeinen<br />
Wunsch aller Beteiligten, die innerhalb<br />
Die VoE Zusammenschluss wallonischer<br />
Erdbeerzüchter (Groupement <strong>de</strong>s<br />
Fraisiéristes Wallons, kurz GFW)<br />
Die VoE GFW leistet Beratungsarbeit in<br />
<strong>de</strong>r Erdbeer- und Kleinobstbranche in<br />
Wallonien. Ihre Tätigkeiten konzentrieren<br />
sich auf die allgemeinverständliche<br />
Verbreitung von bestehen<strong>de</strong>n und innovativen<br />
Techniken sowie von Forschungsergebnissen.<br />
Die VoE G.F.W. beteiligt sich<br />
auch an <strong>de</strong>r Ausarbeitung und Anwendung<br />
eines entsprechen<strong>de</strong>n Leistungsverzeichnisses.<br />
Die regionalen Muster- und<br />
Versuchszentren als Vorführmittel<br />
für innovative Anbaumetho<strong>de</strong>n und<br />
-techniken<br />
Der Schwerpunkt liegt auch auf <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
von Diversifizierungstätigkeiten<br />
bzw. <strong>de</strong>r Anwendung innovativer<br />
Techniken. Einige Initiativen seien hier<br />
genannt: Bepflanzung von Obstgärten<br />
mit Mostapfelbäumen, kontrolliert biologische<br />
Bepflanzung von Obstwiesen<br />
Landwirtschaft<br />
3. Die Projekte in <strong>de</strong>n<br />
Bereichen Entwicklung und<br />
angewandte Forschung<br />
(Finanzierung vonseiten <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region und gegebenenfalls <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union im Rahmen <strong>de</strong>r EU-Programme<br />
Phasing-out <strong>de</strong>s Ziels 1, P.D.R.<br />
und INTERREG III).<br />
Die Projekte sind sehr unterschiedlich angesie<strong>de</strong>lt<br />
und betreffen die Anwendung neuer<br />
Techniken bzw. Technologien, beispielsweise<br />
integrierte biologische Schutzmaßnahmen<br />
im Zierpflanzenanbau (VoE CEHW), die<br />
Suche nach Obstsorten, die sich für die Verarbeitung<br />
eignen (VoE Verger), die Weiterentwicklung<br />
von Erdbeeren und Kleinobst<br />
(Zentrum für Agrarforschung - Biotechnologie),<br />
die natürliche Kontrolle von Schadinsekten<br />
<strong>de</strong>r Apfel- und Birnbäume mittels<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Biovielfalt<br />
in <strong>de</strong>n Obstgärten (Katholische<br />
Universität Leuven<br />
– Naturwissenschaftliche<br />
Fakultät), eine Studie über<br />
Diversifizierungsprodukte<br />
im Gemüseanbau.<br />
17<br />
<strong>de</strong>r Produktions- und Vertriebsstruktur<br />
„Freilandgemüse für die Industrie“<br />
unternommenen Anstrengungen zu nutzen.<br />
Zweck <strong>de</strong>r Unterstützung <strong>de</strong>s CMH<br />
ist die Ausarbeitung <strong>de</strong>r Qualitätscharta<br />
„PERFECT“. Dieses Projekt umfasst nicht<br />
nur die technische Betreuung <strong>de</strong>r Gemüsebauern,<br />
son<strong>de</strong>rn auch ihre Begleitung<br />
beim ständigen Streben nach optimaler<br />
Qualität, sowohl für altbewährte Kulturen<br />
als auch für neue Produktionsverfahren.<br />
Die VoE Profruit<br />
Die VoE Profruit sichert die Bün<strong>de</strong>lung<br />
<strong>de</strong>r Beratungs- und Betreuungsinfrastrukturen<br />
und <strong>de</strong>r aktiven Kompetenzen<br />
<strong>de</strong>s wallonischen Obstbaus in <strong>de</strong>r Anlaufstelle<br />
von Cerexhe-Heuseux.<br />
mit Hochstammobstbäumen, Anbringen<br />
von Hagelschutznetzen in Obstwiesen,<br />
Lauchanbau für die Industrie, Kulturen<br />
mit hohem Mehrwert wie beispielsweise<br />
In-vitro-Kultur, Erzeugnisse von Baumschulen<br />
o<strong>de</strong>r blühen<strong>de</strong> Sträucher bzw.<br />
Sammlersträucher.<br />
2. Die Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
überberuflichen Struktur<br />
Der Wallonische Obst- und Gartenbauverband<br />
übernimmt als überberuflicher<br />
Fachverband <strong>de</strong>r wallonischen Gartenbaubranche<br />
folgen<strong>de</strong> Aufgaben:<br />
die Koordinierung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Einrichtungen und Beteiligten <strong>de</strong>r Gartenbaubranche;<br />
das Erbringen von Dienstleistungen<br />
und Erteilen von Informationen an<br />
die Gärtner im sozialen, steuerlichen,<br />
rechtlichen, verwaltungsmäßigen,<br />
gesetzlichen und technischen Bereich;<br />
die Vertretung <strong>de</strong>r Interessen <strong>de</strong>r Gartenbaubranche;<br />
die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Garten- und Obstbaus<br />
als Beruf und Fachwissen.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
4. Die Projekte zur Unterstüt zung<br />
<strong>de</strong>r Produktions- und Vermarktun<br />
gsgenossenschaften<br />
Die Wallonische Region ist sich <strong>de</strong>r Tatsache<br />
bewusst, dass vielversprechen<strong>de</strong>,<br />
spezifische Absatzmärkte für unsere wallonischen<br />
Gartenbauerzeugnisse nur<br />
schwer zu fin<strong>de</strong>n sind und unterstützt<br />
daher die Entwicklung kommerzieller<br />
Anlaufstellen wie <strong>de</strong>r Europäische Verband<br />
<strong>de</strong>r Obst- und Gemüseproduzenten<br />
in Wallonien (GPFL), <strong>de</strong>r Zusammenschluss<br />
<strong>de</strong>r Obst- und Gemüseproduzenten<br />
von Namur und Umgebung (GPHN<br />
– Versteigerungsmarkt von Wépion) und<br />
die Genossenschaft APLIGEER.<br />
JOSIANNE FERON<br />
DIREKTION ENTWICKLUNG UND BERATUNG, DGA<br />
Zusatzinformationen<br />
Division Forschung,<br />
Entwicklung und Qualität<br />
Direktion Entwicklung<br />
und Beratung<br />
Josianne Feron<br />
1, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse – 5000 Beez<br />
T. : 081 / 23.48.43 – F. : 081 / 23.48.13<br />
@ : j.feron@mrw.wallonie.be
18<br />
Dossier<br />
Perspektiven und<br />
Erwartungen<br />
<strong>de</strong>s Obst- und<br />
Gartenbausektors<br />
Kein wallonischer Obst- und Gartenbau ohne wallonische<br />
Obst- und Gartenbauern! So viel ist klar. Wer sind sie? Wo<br />
sind sie? Was machen sie? Wie viele sind sie? Was bringen<br />
sie ein? Wie sieht ihre Zukunft aus? Was erwarten die Wallonen<br />
von ihren Obst- und Gartenbauern heute … und morgen?<br />
Dies alles sind Fragen, die sich unsere Mitbürger, aber<br />
auch Naturliebhaber, Behör<strong>de</strong>n, politische und administrative<br />
Instanzen, die für <strong>de</strong>n Sektor <strong>de</strong>r wallonischen Agrarwirtschaft<br />
zuständig sind, stellen können.<br />
Der Obst- und Gartenbau kann im weiten<br />
Sinn auf zahlreiche Berufsorganisationen<br />
verschie<strong>de</strong>ner Sektoren zählen, <strong>de</strong>ren<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Basismehrwert angebauter<br />
genusstauglicher und nicht genusstauglicher<br />
Obst- und Gartenbauerzeugnisse<br />
erwirtschaften. Dabei geht es um<br />
das unterschiedlichste Gemüse und Obst<br />
einerseits und um äußerst vielfältige Zierpflanzen<br />
an<strong>de</strong>rerseits. Der Sektor umfasst<br />
ebenfalls die Partner, die aufgrund ihrer<br />
Dienstleistungen einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />
zusätzlichen Mehrwert erbringen: es han<strong>de</strong>lt<br />
sich hierbei um Gartenunternehmer,<br />
Floristen, Gärtnereien, usw.<br />
Der wallonische Obst- und<br />
Gartenbauer:<br />
<strong>de</strong>r Leiter eines KMU<br />
Der Obst- und Gartenbauer ist ein Selbständiger,<br />
<strong>de</strong>r sein Unternehmen als wirklicher<br />
Leiter eines KMU managt. Sein<br />
Einkommen bestreitet er hauptsächlich<br />
aus <strong>de</strong>m Verkauf seiner Erzeugnisse und<br />
Dienstleistungen. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>m,<br />
was sich allgemein in <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
vollzieht, erlebt dieser Berufsstand kaum<br />
die Einschränkungen, die die Menschen<br />
erfahren, die <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n bewirtschaften:<br />
keine Quotenregelung; <strong>de</strong>r Obst- und<br />
Gartenbauer erzeugt die gewünschten<br />
Mengen,<br />
kein Brachland; er verwertet sein<br />
Grundstück nach Belieben,<br />
keine öffentliche Intervention bei <strong>de</strong>r<br />
Preisfestlegung,<br />
keine zwingen<strong>de</strong>n europäischen Prämien.<br />
Die „Bewegungsfreiheit“, die <strong>de</strong>r Obst- und<br />
Gartenbauer genießt, bietet ihm die Möglichkeit,<br />
sein Unternehmen auszubauen und<br />
seine Fähigkeiten dabei bestmöglich, d.h.<br />
mit einem Min<strong>de</strong>stmass an externen Hin<strong>de</strong>rnissen,<br />
weiter zu entwickeln.<br />
Natürlich gehört er, wie die meisten<br />
Manager wallonischer KMU allgemein,<br />
zum institutionellen und vorschriftsmäßigen<br />
allgemeinen Rahmen, <strong>de</strong>r für alle<br />
wallonischen KMU gilt. Mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />
Dienstleistungen seines Verban<strong>de</strong>s und<br />
Bürgersinn, gewöhnt er sich an seine<br />
Situation (Sozial-, Steuergesetzgebung,<br />
Gesundheits-, Umweltrecht, usw.).<br />
Auch die zunehmen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Privatabkommen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Erzeugern und<br />
<strong>de</strong>n Verarbeitungs- und Vertriebsunternehmen<br />
ist nicht von <strong>de</strong>r Hand zu weisen. Bei<br />
<strong>de</strong>r Einführung neuer Regeln, die <strong>de</strong>n Beruf<br />
erschweren, ist Vorsicht angesagt.<br />
Im Allgemeinen geht es <strong>de</strong>n wallonischen<br />
Obst- und Gartenbaubetrieben gut. Deutliche<br />
Zeichen für ihren Erfolg und ihre<br />
Dynamik ist sicherlich die Tatsache, dass die<br />
<strong>de</strong>m Obst- und Gartenbau vorbehaltenen<br />
Flächen zunehmen und dass die Obst- und<br />
Gartenbauern mehr und mehr Arbeitsstellen<br />
schaffen, während die Landwirtschaft<br />
mehr und mehr Arbeitsplätze einbüsst.<br />
Sicherlich gibt es Ausnahmen und sie verdienen<br />
unsere Aufmerksamkeit, aber im<br />
Allgemeinen ist <strong>de</strong>r Sektor gesund.<br />
Einige Schwächen<br />
An<strong>de</strong>re haben es hervorgehoben, die Position<br />
<strong>de</strong>s Obst- und Gartenbaus innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaft Walloniens lässt sich in einigen<br />
Sätzen zusammenfassen:<br />
die wallonischen Regionen schicken<br />
sich an, allen Bedürfnissen im Obstund<br />
Gartenbau nachzukommen,<br />
die Produktpalette wallonischer Obstund<br />
Gartenbauerzeugnisse ist jedoch<br />
sehr <strong>de</strong>fizitär. Laut <strong>de</strong>n Sektoren beträgt<br />
das wallonische Defizit 80 %,<br />
Wallonien importiert also <strong>de</strong>n Großteil<br />
<strong>de</strong>r Obst- und Gartenbauerzeugnisse,<br />
die es konsumiert. Wallonien ist für<br />
Flan<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r beste Exportmarkt,<br />
<strong>de</strong>r Export wallonischer Obst- und<br />
Gartenbauerzeugnisse ist eher eine Ausnahme<br />
(Möhren, Tannen, usw.).<br />
Eine Marktnische<br />
Wie gesagt, die in Wallonien anwesen<strong>de</strong>n<br />
Obst- und Gartenbauern verwalten ihr<br />
KMU und erarbeiten gewissenhaft an die<br />
20 % <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Wallonen konsumierten<br />
Obst- und Gartenbauerzeugnisse.<br />
Die wallonischen Obst- und Gartenbauern<br />
sind nicht zahlreich genug. Neue Obst- und<br />
Gartenbaubetriebe müssen gegrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Die zunehmen<strong>de</strong>n Beschäftigungszahlen,<br />
die seine Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit hervorbringen,<br />
können in naher Zukunft erheblich<br />
gesteigert wer<strong>de</strong>n.<br />
CLAUDE GUIOT<br />
PRÄSIDENT DES WALLONISCHEN<br />
GARTENBAUVERBANDS<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Forschung:<br />
Dossier<br />
Verbesserte<br />
Integration von<br />
Industriegemüsekulturen<br />
in die Fruchtfolgen<br />
19<br />
Die für <strong>de</strong>n Obst- und Gartenbau festgelegte<br />
Zielrichtung <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Wallonischen Region<br />
subventionierten Forschungsprogramms<br />
beruht auf Forschungsprojekte, die von wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen und Universitäten<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. All’ diese Projekte<br />
sind aufgrund <strong>de</strong>r Schlussfolgerungen<br />
ausgewählt wor<strong>de</strong>n, die sich auf das Management<br />
<strong>de</strong>r Betriebe und auf die Durchführung<br />
einer nachhaltigen Landwirtschaft auswirken<br />
wer<strong>de</strong>n. Somit betrifft die hier vorgestellte<br />
Studie, <strong>de</strong>ren Ergebnisse noch nicht alle vorliegen,<br />
die Kontrolle <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />
<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Industriegemüsekulturen.<br />
Fotos: CRA<br />
Jungspinat (Mai 2002).<br />
Die Einführung von<br />
Forschungsmitteln zwecks<br />
Beratungsarbeit im Sektor<br />
Die Abteilung Pflanzenproduktion <strong>de</strong>s<br />
Zentrums für Agrarforschung hat in<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n fachlichen Beteiligten<br />
vor Ort (Gemüsezentrum Haspengau)<br />
und <strong>de</strong>r Industrie (Hesbaye Frost, s.a.) ein<br />
von <strong>de</strong>r Wallonischen Region finanziertes<br />
Forschungsprojekt erstellt. Der Titel <strong>de</strong>s<br />
Projekts lautet: Optimierung <strong>de</strong>s Wirkungsvermögens<br />
von Stickstoff bei Fruchtfolgen, die<br />
Industriegemüsekulturen in Haspengau integrieren.<br />
Es wur<strong>de</strong> im Januar 2001 für eine<br />
Dauer von vier Jahren gestartet.<br />
Das Ziel <strong>de</strong>s Projekts besteht in <strong>de</strong>r Kontrolle<br />
<strong>de</strong>r Aspekte, die mit <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />
<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Industriegemüsekulturen<br />
zusammenhängen. Es<br />
kommt zwei Hauptanliegen nach: Sicherung<br />
einer ausreichen<strong>de</strong>n, qualitativ hochwertigen<br />
Produktion, wobei auf Umweltschutz<br />
geachtet wird (minimaler Stickstoffrückstand<br />
im Bo<strong>de</strong>n nach Kultur).<br />
Bei <strong>de</strong>r Produktion von Industriegemüse<br />
wer<strong>de</strong>n während einer Saison auf einem<br />
Feld oftmals zwei aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong><br />
Kulturen angebaut (Jungspinat gefolgt<br />
von Bohnen zum Beispiel, o<strong>de</strong>r Futtererbsen<br />
gefolgt von Spinat). Dabei han<strong>de</strong>lt es<br />
sich um doppelte Kulturen.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist die Stickstoffdüngung bei<br />
gewissen Kulturen eine schwierige Angelegenheit:<br />
1) für Kulturen mit kurzer Vegetationsperio<strong>de</strong><br />
(6 bis 8 Wochen) mit kurzen Wurzeln,<br />
die viel Stickstoff benötigen wie<br />
Spinat, ist häufig eine Ten<strong>de</strong>nz zur Überdüngung<br />
zu beobachten, um eine rasche<br />
Aufnahme <strong>de</strong>s Stickstoffs zu gewährleisten.<br />
Dies erhöht außer<strong>de</strong>m das Risiko<br />
eines hohen Mineralstickstoffrückstands<br />
im Bo<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Ernte,<br />
2) Kulturen mit längerer Vegetationsperio<strong>de</strong><br />
(über 10 Wochen), die wenig Stickstoff<br />
benötigen, so Bohnen, Erbsen<br />
o<strong>de</strong>r Futtererbsen, hinterlassen reichhaltige<br />
Rückstän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Kulturen,<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
20<br />
<strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>rum organischer Stickstoff<br />
in Form von Mineralsalzen zugeführt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Das Nitrat, das daraus<br />
hervorgeht, kann – wenn <strong>de</strong>m nicht<br />
entgegengewirkt wird - durch Auswaschung<br />
in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gelangen.<br />
Diese Elemente haben dazu veranlasst,<br />
sich beson<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r<br />
Ratschläge zur Stickstoffdüngung je Parzelle<br />
sowie <strong>de</strong>r Stellung von Industriegemüsekulturen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Fruchtfolge<br />
in Bezug auf herkömmliche Kulturen<br />
(Rüben, Weizen, usw.) zu befassen.<br />
Die ersten Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />
laufen<strong>de</strong>n Forschungsarbeiten<br />
sind sehr Erfolg versprechend<br />
Nach 3 Jahren <strong>de</strong>r geplanten vierjährigen<br />
Forschungsarbeiten konnten fünf Standorte<br />
mit Jungspinat, zwei Standorte mit<br />
Herbstspinat, drei mit Bohnen und einer<br />
mit Futtererbsen überprüft wer<strong>de</strong>n. Für<br />
diese ist die Folge von Jungspinat, gefolgt<br />
von Bohnen drei Mal und die Folge von<br />
Futtererbsen o<strong>de</strong>r Jungspinat gefolgt von<br />
Herbstspinat, ein Mal untersucht wor<strong>de</strong>n.<br />
Für je<strong>de</strong> untersuchte Gemüseart sind die<br />
dank <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r französischen<br />
Software AZOBIL erhaltenen Ergebnisse<br />
und Ratschläge zur Kontrolle <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />
zur Bewertung vorgelegt<br />
wor<strong>de</strong>n. Unterschiedliche Dosen Stickstoffdünger<br />
sind getestet wor<strong>de</strong>n.<br />
Die ersten Ergebnisse dieser Versuche<br />
Futtererbsen, Blick auf ein Feld, das durch<br />
Beregnung bewässert wird, Detail (Juli 2001).<br />
zeigen auf, dass das Wachstum von Jungspinat<br />
sehr stark von <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />
abhängt. Die Pflanzenproben, die<br />
im Laufe einer Vegetationsperio<strong>de</strong> bis hin<br />
zur Ernte entnommen wor<strong>de</strong>n sind, boten<br />
die Möglichkeit, die Wachstumsphasen<br />
<strong>de</strong>r Pflanze besser zu begrenzen. Bis zum<br />
Stadium von 4 Blättern ist das Wachstum<br />
– unabhängig von <strong>de</strong>r angewen<strong>de</strong>ten<br />
Stickstoffdüngung - langsam. Ab <strong>de</strong>m 6-<br />
blättrigen Stadium (etwa 40 Tage nach<br />
Einsaat) zieht das Wachstum <strong>de</strong>utlich an,<br />
mit <strong>de</strong>m Unterschied, dass <strong>de</strong>r Bezugswert<br />
ohne Stickstoff sich in begrenztem Maße<br />
entwickelt. Beim Stadium <strong>de</strong>r 8-10 Blätter<br />
beschleunigt sich das Wachstum nicht nur,<br />
son<strong>de</strong>rn hängt eng mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pflanze<br />
zugeführten Stickstoffmenge zusammen.<br />
Diese Studie zeigt ebenfalls, dass die von<br />
AZOBIL empfohlene Dosis von 180 – 200<br />
kg N/ha ein guter Kompromiss für die<br />
Kultur ist. Neben dieser Kultur „zahlt“ sich<br />
<strong>de</strong>r eventuelle Ertragsgewinn durch einen<br />
erhöhten Rückstand an Mineralstickstoff<br />
„aus“, <strong>de</strong>r bei Ausklang <strong>de</strong>s Wachstums im<br />
Bo<strong>de</strong>n hinterlassen wird.<br />
Bohnen, die einige Tage auf die Ernte <strong>de</strong>s<br />
Spinats folgen, reagieren allerdings nicht so<br />
positiv auf die Stickstoffdüngung wie ihr<br />
Vorgänger. 30 bis 45 Tage nach Einsaat, zu<br />
Anfang <strong>de</strong>r intensiven Vegetationsperio<strong>de</strong><br />
Fotos: CRA<br />
<strong>de</strong>r Kultur, unterschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Bezugswert<br />
sich nicht von <strong>de</strong>n zunehmend untersuchten<br />
Stickstoffdüngern. Das Gleiche gilt für<br />
die Ernte (ungefähr 75 Tage nach <strong>de</strong>r Einsaat),<br />
wo <strong>de</strong>r Ertrag an Bohnen mit allen<br />
getesteten Stickstoffdosen i<strong>de</strong>ntisch ist. Zu<br />
diesem Zeitpunkt sind Stickstoff bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Nodositäten auf <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r nicht<br />
gedüngten Setzlinge stärker entwickelt und<br />
zahlreicher. Die Größe <strong>de</strong>r Bohnenhülsen<br />
und die Proportion zwischen Hülsen und<br />
Bohnen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen<strong>de</strong><br />
Elemente.<br />
Es scheint also möglich zu sein, einer<br />
Bohnenkultur, die auf eine wohl kontrollierte<br />
Jungspinatkultur folgt, keinen Stickstoff<br />
zuzuführen (AZOBIL Empfehlung).<br />
Futtererbsen, die oftmals vor Herbstspinat<br />
angebaut wer<strong>de</strong>n, verhalten sich<br />
ähnlich wie Bohnen: sie zeigen keine<br />
Reaktion auf Stickstoffdünger. Man stellt<br />
jedoch einen erhöhten Mineralstickstoffrückstand<br />
im Bo<strong>de</strong>n fest, wenn ein Dünger<br />
zugeführt wor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r die AZOBIL<br />
Empfehlung überschreitet (im getesteten<br />
Fall um 80 kg N/ha höher).<br />
Forschung im Obst- und Gartenbau,<br />
Dem wallonischen Obst- und Gartenbau, insbeson<strong>de</strong>re die in<br />
diesem Bereich in wissenschaftlichen Einrichtungen, Universitäten<br />
und <strong>de</strong>m Zentrum für Agrarforschung unternommene Forschung<br />
wird beachtliche Unterstützung zuteil, die von <strong>de</strong>r Forschungsabteilung<br />
<strong>de</strong>r DGA verwaltet wird. All’ diese Forschungsarbeiten,<br />
<strong>de</strong>ren Auswirkungen auf Ebene <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen<br />
Praxis kurz- o<strong>de</strong>r mittelfristig erwartet wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n im<br />
Kontext eines „nachhaltigen“ Obst- und Gartenbaus getätigt.<br />
Beim Gemüseanbau wer<strong>de</strong>n Arbeiten zu drei Themen durchgeführt:<br />
die Optimierung <strong>de</strong>r Wirksamkeit <strong>de</strong>s Stickstoffs bei Fruchtfolgen,<br />
die Industriegemüsekulturen in Haspengau einglie<strong>de</strong>rn,<br />
die Entwicklung von innovativen Techniken zur Bekämpfung<br />
<strong>de</strong>r Möhrenfliege und<br />
die Verwendung nützlicher Entomofauna zur Bekämpfung<br />
diverser Schadinsekten.<br />
Beim Kleinobst sind die Forschungsarbeiten auf Physiologie<br />
und Genetik ausgerichtet. Dabei wer<strong>de</strong>n einerseits die Physiologie<br />
<strong>de</strong>r Blüte und <strong>de</strong>r Winterruhe <strong>de</strong>s Erdbeerstocks und an<strong>de</strong>rerseits<br />
die I<strong>de</strong>ntifikation und Kontrolle von Genen untersucht,<br />
welche die Verfahren <strong>de</strong>r Erweichung bei <strong>de</strong>r Reifung von Erdbeeren<br />
verursachen.<br />
Dem Sektor „Großobst“ (Äpfel und Birnen) kommt beson<strong>de</strong>re<br />
Aufmerksamkeit zu.<br />
Eine Methodik zur Markierung von Molekularmarkern wird<br />
zurzeit entwickelt, um Apfelbaumsorten und -mutanten zu<br />
erkennen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Auf<strong>de</strong>ckung und Diagnose von Krankheitserregern<br />
entwickeln Forscher Molekularkits und Stichprobenvor-<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
Auf Ebene <strong>de</strong>r Fruchtfolge sind die ersten<br />
Ergebnisse interessant. Für Nitrat<br />
bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nebensaaten sind zwei Fallbeispiele<br />
untersucht wor<strong>de</strong>n: entwe<strong>de</strong>r<br />
eine relativ frühe Aussaat (vor <strong>de</strong>m 15.<br />
September) o<strong>de</strong>r eine späte Aussaat (bis<br />
Anfang Oktober), je nach <strong>de</strong>n Erntedaten<br />
<strong>de</strong>r Gemüsesorten.<br />
Bei <strong>de</strong>r frühen Aussaat haben Senf und<br />
Phazelie sich als wirksame Auffangkulturen<br />
für Mineralstickstoff <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nprofils<br />
erwiesen: über 50 kg N/ha auf 60 cm<br />
Tiefe wer<strong>de</strong>n bei Auswaschung vor <strong>de</strong>m<br />
Monat November entzogen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Spätsaat stellen vor allem Roggen<br />
und Welsches Wei<strong>de</strong>lgras eine gute Alternative<br />
dar, wenn <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n nicht nackt<br />
bleiben soll. Bei Roggen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m<br />
Bo<strong>de</strong>nprofil Mengen entzogen, die <strong>de</strong>njenigen<br />
entsprechen, die bis En<strong>de</strong> November<br />
und sogar noch im Dezember (frost<br />
verträgliche Sorte) bei Senf o<strong>de</strong>r Phazelie<br />
entzogen wer<strong>de</strong>n. Wei<strong>de</strong>lgras, das nach<br />
En<strong>de</strong> September gesät wor<strong>de</strong>n ist, wächst<br />
nur langsam und fängt keinen Stickstoff<br />
auf. Außer<strong>de</strong>m scha<strong>de</strong>t wie<strong>de</strong>rholter Frost<br />
dieser Pflanzen<strong>de</strong>cke.<br />
Zur Vervollständigung dieser Studie<br />
haben wir bei Senf und Phazelie die Möglichkeit<br />
einer frühzeitigen (nach Vernichtung<br />
durch Frost) o<strong>de</strong>r späten Bo<strong>de</strong>neinarbeitung<br />
vorgesehen, wobei agrarökologische<br />
Maßnahmen eingehalten wer<strong>de</strong>n<br />
(nach <strong>de</strong>m 1. Januar), und zwar unabhängig<br />
vom Zustand <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />
Pflanzen<strong>de</strong>cken. Die Frage <strong>de</strong>s Stickstoffverlusts<br />
unter gefrorener Bo<strong>de</strong>n<strong>de</strong>cke, die<br />
am Bo<strong>de</strong>n liegt und nicht eingearbeitet<br />
wor<strong>de</strong>n ist, bleibt bis auf <strong>de</strong>n heutigen<br />
Tag unbeantwortet. Die Ergebnisse dieser<br />
Vergleiche wer<strong>de</strong>n zu einem späteren<br />
Zeitpunkt zur Verfügung stehen.<br />
Außer<strong>de</strong>m sind die Ergebnisse <strong>de</strong>r Forschungsarbeiten,<br />
die durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />
in Bezug auf die Fähigkeit, einer Winter-<br />
(Weizen) o<strong>de</strong>r Frühjahrskultur (Rüben,<br />
Kartoffeln o<strong>de</strong>r Gemüse) <strong>de</strong>n von verschie<strong>de</strong>nen<br />
Gemüsesorten im Bo<strong>de</strong>n hinterlassenen<br />
Mineralstickstoff wie<strong>de</strong>rzuerlangen,<br />
noch unvollständig und wer<strong>de</strong>n<br />
nach Ablauf von vier Jahren Forschung<br />
zusammengefasst.<br />
Was genau wird von diesen<br />
Forschungsarbeiten in die<br />
Praxis umgesetzt?<br />
Das Projekt hat bei <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Beratung in punkto Stickstoffdüngung von<br />
eigentlichen Gemüsesorten bereits Antworten<br />
geliefert. Die Schlussfolgerungen <strong>de</strong>r<br />
Studien in Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Aspekten<br />
<strong>de</strong>r „Fraktionierung“ und „<strong>de</strong>r zeitlich<br />
verlegten Zufuhr“ von Dünger, in Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Ernte von<br />
Pflanzen (Nitrat im Spinat) liefern die letzten<br />
Elemente in diesem Zusammenhang.<br />
Nichts<strong>de</strong>stotrotz sei darauf hingewiesen,<br />
dass das Projekt vor allem Denkanstösse<br />
zum Management <strong>de</strong>r Stickstoffdüngung<br />
von Gemüsekulturen, aber auch von an<strong>de</strong>ren<br />
Kulturen, die auf die Fruchtfolge folgen,<br />
geben wollte. Managen heißt insbeson<strong>de</strong>re<br />
einen optimalen Ertrag, eine qualitativ<br />
hochwertige Produktion und im Bo<strong>de</strong>n<br />
einen möglichst begrenzten Mineralstickstoffrückstand<br />
erzielen. Dies be<strong>de</strong>utet auch,<br />
dass dieser Rückstand und die Mineralisierung<br />
von Rückstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gemüsesorten<br />
bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Düngung <strong>de</strong>r<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n Kultur entwe<strong>de</strong>r berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r dieser Rückstand bei <strong>de</strong>r<br />
Nebensaat kontrolliert wird, um zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />
dass Nitrat ins Grundwasser abfließt.<br />
Wetten, dass die endgültigen Schlussfolgerungen<br />
<strong>de</strong>n gesetzten Zielen entsprechen, die<br />
darin bestehen, die Industrie, die fachlichen<br />
Beteiligten (CMH) und die Landwirte bei <strong>de</strong>r<br />
Wahl ihrer Praktiken <strong>de</strong>r Stickstoff-Düngung<br />
von Industriegemüsekulturen zu beraten.<br />
SOPHIE RENARD,<br />
JEAN-PIERRE GOFFART,<br />
MARC FRANKINET<br />
Zusatzinformationen<br />
Wallonisches Zentrum für<br />
Agrarforschung, CRA-W<br />
Abteilung Pflanzenproduktion.<br />
4 rue du Bordia<br />
5030 Gembloux<br />
T. : 081 / 62.50.00<br />
@ : prodveg@cra.wallonie.be<br />
21<br />
von <strong>de</strong>r WR unterstützte Projekte<br />
schriften, die <strong>de</strong>r Diagnose von Virusinfektionen auf Obstgehölzen<br />
dienen bzw. sie erarbeiten eine Metho<strong>de</strong> zur Aufspürung<br />
und Kennzeichnung bakterieller Krankheitserreger.<br />
Diverse Forschungsarbeiten dienen <strong>de</strong>r Bekämpfung von<br />
Krankheitserregern und Schadinsekten:<br />
– die Entwicklung von Metho<strong>de</strong>n zur Bekämpfung wichtiger<br />
Bakterien,<br />
– die Studie <strong>de</strong>r Auswirkungen von Pestizi<strong>de</strong>n auf Schädlinge<br />
und ihre Gegenspieler,<br />
– die Entwicklung von Techniken zur Freisetzung von Parasitoi<strong>de</strong>n<br />
zur Bekämpfung von Läusen<br />
– die Untersuchung von Möglichkeiten zur Bekämpfung <strong>de</strong>r<br />
gefolgerten systemischen Resistenz und die Ausarbeitung<br />
einer Bekämpfungsstrategie für optimalen Pflanzenschutz<br />
von Apfelbaumobstgärten, die nach <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r biologischen<br />
Produktion gemanagt wer<strong>de</strong>n.<br />
– Ein Versuch zur genetischen Verbesserung von Antagonisten-Hefestämmen<br />
gegenüber Konservierungskrankheiten<br />
wird unternommen.<br />
Um mit diesem Überblick <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Wallonischen Region<br />
unterstützen Forschungsarbeiten im Bereich <strong>de</strong>s Obst- und<br />
Gartenbaus abzuschließen, ist noch die Verbesserung neuer<br />
Produktionstechnologien für qualitativ hochwertige Weihnachtsbäume<br />
zu erwähnen.<br />
Weitere Informationen<br />
ANNE POURTOIS, DIREKTION FORSCHUNG<br />
Division Forschung, Entwicklung und Qualität<br />
Direktion Forschung<br />
Anne Pourtois<br />
4, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse – 5000 Beez<br />
T. : 081 / 23.48.27 – F. : 081 / 23.48.19<br />
@ : a.pourtois@mrw.wallonie.be
22<br />
Beratung:<br />
Foto: Profuit<br />
Seit 1. Januar dieses Jahres ist die VoE<br />
Profruit zuständig für die För<strong>de</strong>rung,<br />
Begleitung und Unterstützung bei <strong>de</strong>r Realisierung<br />
Erfolg versprechen<strong>de</strong>r Projekte<br />
zugunsten <strong>de</strong>s Obstbaus. Ziele <strong>de</strong>r Vereinigung<br />
sind unter an<strong>de</strong>rem die Auswahl<br />
künftiger Obstsorten, die Bekämpfung<br />
von Krankheiten und Schädlingen sowie<br />
die Bewertung <strong>de</strong>r im Han<strong>de</strong>l verfügbaren<br />
Pflanzenschutzmittel und ihrer Auswirkungen<br />
auf die Produktionen.<br />
Koordination und Unterstützung<br />
von Baumzüchtern und Obstgä<br />
Früher wur<strong>de</strong>n Prämien für das Ro<strong>de</strong>n<br />
von Obstbäumen erteilt, so dass viele<br />
Baumzüchter ihre Produktion aufgaben.<br />
Inzwischen gibt es in <strong>de</strong>r Wallonie<br />
nur noch wenige Gebiete, wo Obst<br />
in großem Umfang produziert wird.<br />
Diese Produktion war auf wallonischem<br />
Anbaugebiet jedoch immer beliebt. Der<br />
Bo<strong>de</strong>n ist außergewöhnlich ertragreich,<br />
die Witterungsverhältnisse sind günstig<br />
und die Tradition ist tief verankert. Es<br />
gilt also nun zu ermitteln, welche Richtungen<br />
<strong>de</strong>r Obstbau künftig einschlagen<br />
soll und welche Märkte zu bearbeiten<br />
sind, ausgehend von <strong>de</strong>r Tatsache, dass<br />
<strong>de</strong>r Verbraucher ein Erzeugnis von hochwertiger<br />
Qualität erwartet. Zurzeit sind<br />
die Obstgärtner unterschiedlicher Meinung<br />
und lassen sich nur schwer in einer<br />
Vereinigung zusammenbringen. Es ist<br />
jedoch offensichtlich, dass nur eine breite<br />
Zusammenarbeit Zukunft hat.<br />
Die VoE Profruit, die seit 1963 in Cerexhe-Heuseux<br />
(Soumagne) auf <strong>de</strong>m Plateau<br />
<strong>de</strong>s Herver Lands ansässig ist, wur<strong>de</strong><br />
am 6. Mai 2003 vom wallonischen Minister<br />
<strong>de</strong>r Landwirtschaft und Ländlichen<br />
Angelegenheiten offiziell eröffnet. Die<br />
dazu gehören<strong>de</strong>, 2,5 ha große Parzelle ist<br />
unentbehrlich für eine Reihe von Versuchen<br />
mit mehreren Kernobstsorten, unter<br />
an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n han<strong>de</strong>lsüblichen Apfel-<br />
(Novajo, Jonagold, Jonagored, Gol<strong>de</strong>n)<br />
und Birnensorten (Concor<strong>de</strong>, Conférence).<br />
Demnächst sollen neue Obstsorten mit<br />
vielversprechen<strong>de</strong>n Qualitäten hinzukommen.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis ist dieses Zentrum seit <strong>de</strong>m<br />
1. Januar 2004 einsatzbereit. Es soll auf<br />
Dauer ein Koordinations- und För<strong>de</strong>rzentrum<br />
für die wallonische Obstbaubranche<br />
wer<strong>de</strong>n und dabei als Bin<strong>de</strong>glied zwischen<br />
wissenschaftlicher Forschung und Berufswelt<br />
fungieren. Zu diesem Zweck haben<br />
wir gemeinsame Projekte mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
am Obstbau interessierten Vereinigungen<br />
gestartet bzw. optimiert.<br />
Die VoE wird zurzeit von rund vierzig<br />
Obstgärtnern aktiv unterstützt. Sie bietet<br />
ihnen Pflanzenschutzberatung für ihre<br />
Anbauparzellen sowie einen technischen<br />
und wissenschaftlichen Informationsdienst<br />
bei <strong>de</strong>r Orientierung von Maßnahmen<br />
im Sinne einer angemessenen Obstproduktion<br />
und <strong>de</strong>r gleichzeitigen Wahrung<br />
<strong>de</strong>r wallonischen Obstsorten.<br />
Profruit verteilt bereits obstbauspezifische<br />
Warnmeldungen (bzgl. Krankheiten<br />
und Schädlingen) an alle interessierten<br />
wallonischen Obstgärtner. Das dazu<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Netz von Wetterstationen<br />
soll <strong>de</strong>mnächst ausgebaut wer<strong>de</strong>n, um<br />
eine flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>re Überwachung<br />
<strong>de</strong>r Obstanbaugebiete in <strong>de</strong>r Wallonie zu<br />
gewährleisten.<br />
Außer<strong>de</strong>m führt die Vereinigung auf<br />
Versuchsparzellen Experimente durch,<br />
bei <strong>de</strong>nen die von <strong>de</strong>n Forschungseinrichtungen<br />
gelieferten Ergebnisse über<br />
mögliche Verbesserungen <strong>de</strong>r Produktionsmittel<br />
praxisnah überprüft und dann<br />
gegebenenfalls <strong>de</strong>n Obstgärtnern in Form<br />
von Informationen und Ausbildungen<br />
vermittelt wer<strong>de</strong>n. Um <strong>de</strong>n Einsatz von<br />
Pflanzenschutzmitteln zu minimieren,<br />
unterstützt die Vereinigung aktiv Versuche<br />
mit Obstgärten, <strong>de</strong>ren Gestaltung auf<br />
die Bereicherung <strong>de</strong>r Artenvielfalt und<br />
die För<strong>de</strong>rung von Nützlingen ausgerichtet<br />
ist. Darüber hinaus wer<strong>de</strong>n künftig im<br />
Versuchsobstgarten auch Tests zur Bewertung<br />
von Pflanzenschutzmitteln durchgeführt.<br />
Ein weiteres Ziel ist die Beteiligung<br />
an <strong>de</strong>r Entwicklung neuer Obstsorten.<br />
An<strong>de</strong>re Projekte, <strong>de</strong>nen die Obstgärtner<br />
zugestimmt haben, sollen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />
Monaten realisiert wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Tätigkeiten liegen schwerpunktmäßig<br />
auch im Bereich <strong>de</strong>r Sensibilisierung <strong>de</strong>r<br />
Öffentlichkeit auf alle Aspekte unserer<br />
wallonischen Obstproduktion.<br />
GUY FOCANT, PROFRUIT<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Profruit : die großen<br />
Richtlinien<br />
Dossier<br />
Einige Fragen an <strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>s Koordinations- und Verkaufsför<strong>de</strong>rungszentrums<br />
Können Sie die Geschichte von Profruit<br />
kurz schil<strong>de</strong>rn?<br />
Die VoE Profruit wur<strong>de</strong> 1963 gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Anfänglich wur<strong>de</strong>n vor allem Konferenzen<br />
über Obstbau abgehalten sowie Schnittund<br />
Veredlungsarbeiten vorgeführt. Später<br />
wur<strong>de</strong>n dann Versuche durchgeführt, um<br />
neue Metho<strong>de</strong>n für die Bewirtschaftung<br />
von Obstgärten und Erdbeerkulturen zu<br />
entwickeln und auch neue Obstsorten<br />
und Veredlungsunterlagen zu bewerten.<br />
<strong>de</strong>r Projekte<br />
rtnern<br />
Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n Kontakte mit<br />
<strong>de</strong>m Ausland geknüpft. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er<br />
Jahre wur<strong>de</strong>n die Obstgärten <strong>de</strong>r VoE<br />
Profruit allmählich auf mehrere Parzellen<br />
ausge<strong>de</strong>hnt und die erzeugten Früchte<br />
vermarktet. Später wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lehrbienenstand<br />
„Rucher-Ecole“ aus Lüttich auf<br />
<strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> eingerichtet. Anschließend<br />
konnte dank <strong>de</strong>r Subventionen <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region die Dienststelle „Feu<br />
bactérien“ (Feuerbrandbefall) eingerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Tätigkeitsbereiche wur<strong>de</strong>n<br />
stets vielseitiger und passten sich <strong>de</strong>n<br />
Bedürfnissen <strong>de</strong>r Obstgärtner an. Lei<strong>de</strong>r<br />
musste die Vereinigung wegen mangeln<strong>de</strong>r<br />
finanzieller Unterstützung von 1994<br />
bis 2003 sozusagen auf Eis gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Welche Anbauverfahren wer<strong>de</strong>n angewandt,<br />
um trotz stark verringertem Einsatz<br />
von Pflanzenschutzmitteln Qualitätsfrüchte<br />
zu produzieren?<br />
Die vom Großteil <strong>de</strong>r Obstgärtner angewandte<br />
Strategie besteht darin, die in <strong>de</strong>n<br />
obstbauspezifischen Warnmeldungen<br />
erteilten Ratschläge zu befolgen. In Verbindung<br />
mit <strong>de</strong>r Verlaufskontrolle <strong>de</strong>r<br />
Schädlingsbestän<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Entwicklungsstadiums<br />
<strong>de</strong>r Krankheiten ist es so<br />
möglich, <strong>de</strong>n Einsatzzeitpunkt und die<br />
Dosierung von Schutz- und Bekämpfungsmitteln<br />
sehr vernünftig zu ermitteln.<br />
Der Vorrang gilt selbstverständlich spezifischen<br />
Produkten, die <strong>de</strong>n Bestäubern, <strong>de</strong>n<br />
Nützlingen, <strong>de</strong>r Umwelt und <strong>de</strong>m Verbraucher<br />
keinen Scha<strong>de</strong>n zufügen.<br />
Die Erhaltung bzw. Neupflanzung von<br />
Mischhecken und Blumenbeeten, die um<br />
die Obstgärten herum angelegt wer<strong>de</strong>n,<br />
för<strong>de</strong>rt die Ansiedlung einer nützlichen<br />
Raub- und Parasitenfauna, wodurch die<br />
Anzahl und Frequenz <strong>de</strong>r Behandlungen<br />
weiter verringert wer<strong>de</strong>n kann. Dank <strong>de</strong>r<br />
Niststellen, die insektenfressen<strong>de</strong>n Vögeln<br />
sowie jenen Raubvögeln Unterschlupf bieten,<br />
die sich von schädlichen Nagetieren<br />
ernähren, kann dieses ökologische Gleichgewicht<br />
gestärkt wer<strong>de</strong>n. Neben diesen<br />
Maßnahmen trägt auch die Kontrolle <strong>de</strong>s<br />
vegetativen Wachstums <strong>de</strong>r Bäume durch<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Schnitt dazu bei, die<br />
Bäume für schädliche Insekten weniger<br />
attraktiv zu machen und ihre Anfälligkeit<br />
für Krankheiten einzudämmen.<br />
Welche sind <strong>de</strong>rzeit die Hauptsorgen <strong>de</strong>r<br />
Obstgärtner?<br />
Zwei große Probleme verängstigen zurzeit<br />
die Branche. Zum einen ist da die jüngste,<br />
zahlenmäßige Verringerung <strong>de</strong>r in Belgien<br />
amtlich zugelassenen Pflanzenschutzmittel.<br />
Diese Ten<strong>de</strong>nz ist in Verbindung zu<br />
bringen mit <strong>de</strong>r EU-Gesundheitspolitik,<br />
aber auch mit <strong>de</strong>r Investitionsunlust <strong>de</strong>r<br />
Pflanzenschutzhersteller in die Forschung<br />
und För<strong>de</strong>rung von Wirkstoffen. Fazit:<br />
die Obstgärtner sind bestimmten Problemen<br />
nicht mehr gewachsen, solange keine<br />
Alternativlösungen entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n die Obstgärtner<br />
mit <strong>de</strong>r Tatsache konfrontiert, dass es in<br />
Belgien keine neuen Obstsorten für eine<br />
verlässliche Nachfolge von Jonagold und<br />
Conférence gibt. Dieses Problem betrifft<br />
vor allem die Apfelsorte Jonagold, die ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit gegenüber jüngeren<br />
Sorten, die bereits auf ausländischen<br />
Märkten eingeführt wer<strong>de</strong>n, rapi<strong>de</strong> verlieren<br />
könnte. Die Obstgärtner müssen also<br />
dringend die Möglichkeit erhalten, eine<br />
neue belgische Apfelsorte anzubieten, die<br />
so vielversprechend wie Jonagold ist. Darüber<br />
hinaus ist es wichtig, die angebauten<br />
Obstsorten möglichst zu diversifizieren,<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
um Ertragsverluste wegen unvorhersehbaren<br />
Witterungsverhältnissen sowie Schädlings-<br />
und Krankheitsaufkommen zu<br />
minimieren.<br />
Es ist oft die Re<strong>de</strong> vom so genannten<br />
Europa <strong>de</strong>r 25. Wie analysieren Sie die<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Branche vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>r EU-Erweiterung? Sollten<br />
unsere Obstbaubetriebe aufgrund dieser<br />
Entwicklung besorgt sein?<br />
Die Lage Belgiens im Herzen <strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utendsten<br />
europäischen Verbrauchermarktes<br />
ist sicherlich von Vorteil. Infolge <strong>de</strong>r<br />
EU-Erweiterung könnte dieses Gleichgewicht<br />
jedoch in einigen Jahren ins Schwanken<br />
geraten. Einige neue Mitgliedsstaaten,<br />
wie beispielsweise Polen, bauen viel Obst<br />
an, das <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>r Nachfrage europäischer<br />
Verbraucher allerdings nicht entspricht. Es<br />
wird noch einige Jahre dauern, bevor wir<br />
die Wirkung <strong>de</strong>r Investitionen spüren, die<br />
in diesen Län<strong>de</strong>rn für die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Lager- und Verpackungsanlagen, <strong>de</strong>r technischen<br />
Verfahren und <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen<br />
Ausstattung sowie <strong>de</strong>r Vertriebsstrukturen<br />
getätigt wer<strong>de</strong>n.<br />
An<strong>de</strong>rs als Belgien verfügen diese osteuropäischen<br />
Staaten jedoch über sehr billige<br />
Arbeitskräfte. Um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r belgischen Obstbaubetriebe zu<br />
sichern, müssen flexiblere arbeitsrechtliche<br />
Vorschriften geplant sowie die angebotenen<br />
Obstsorten diversifiziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Foto: Profuit<br />
DAS INTERVIEW MIT GUY FOCANT<br />
FÜHRTE JOSIANNE FÉRON.<br />
Weitere Infos:<br />
VoE Profruit<br />
Kontaktperson: Guy Focant<br />
45, rue <strong>de</strong>s Pépinières<br />
4632 Cerexhe-Heuseux<br />
T. : 04 / 377.12.70<br />
F. : 04 / 377.46.32<br />
@ : profruit.asbl@skynet.be<br />
23
Entwicklung:<br />
erhöhter<br />
24<br />
Die Entwicklungsbeihilfe <strong>de</strong>s wallonischen<br />
Obst- und Gartenbaus bringt<br />
die öffentlichen Behör<strong>de</strong>n dazu, äußerst spezifische Situationen so zu betrachten,<br />
dass sie ihre Maßnahmen genau ansetzen kann. Wie hier im Sektor <strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus<br />
bietet die Festlegung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen Umfelds <strong>de</strong>r wallonischen Produktion, ihrer<br />
Schwierigkeiten und ihrer Möglichkeiten es, zukunftsträchtige Strategien mittel- und<br />
langfristig auszubauen.<br />
Wesentliche Indikatoren <strong>de</strong>r Produktion von Freiland-Zierpflanzen in<br />
Belgien, 2001-2002<br />
Anzahl Betriebe<br />
Die Produktion<br />
Der Aufschwung, <strong>de</strong>n die Gestaltung<br />
von Privatgärten erlebt sowie die<br />
Anstrengungen, die Körperschaften für<br />
die Verbesserung <strong>de</strong>s Lebensniveaus<br />
unternehmen, bescheren <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r<br />
Zierpflanzen Wachstum.<br />
Ganz nach <strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>ssen, was<br />
man in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren landwirtschaftlichen<br />
Sektoren kennt, kennzeichnet<br />
sich <strong>de</strong>r Anbau von Freiland-Zierpflanzen<br />
durch zunehmend große Betriebe<br />
und rückgängige Unternehmenszahlen.<br />
Die Zunahme <strong>de</strong>s Anlagebedarfs und<br />
<strong>de</strong>r Produktionskosten, <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong><br />
Grundstücksmangel und fehlen<strong>de</strong> Nachfolger<br />
tragen zu dieser Ten<strong>de</strong>nz bei.<br />
Fläche (Hektar)<br />
Durchschnittsgröße<br />
(Hektar)<br />
Freiland-Zierpflanzen 2001 2002 2001 2002 2001 2002<br />
Wallonische Region 138 130 68 82,5 0,5 0,63<br />
Belgien 1.227 1.160 1.063 1.069 0,86 0,9<br />
Freiland-<br />
Zierpflanzenschule<br />
Wallonische Region 152 138 276 278 1,8 2<br />
Belgien 980 978 2.707 2.867 2,76 2,9<br />
Quelle: Nationales Institut für Statistik<br />
Wallonische Eigenheiten<br />
Die Produktion von Obst- und Gartenbauerzeugnissen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re von Zierpflanzen,<br />
ist für die Wirtschaft <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region eine Erfolg versprechen<strong>de</strong><br />
Tätigkeit. Der Sektor kennzeichnet<br />
sich in <strong>de</strong>r Tat durch die Vielfalt <strong>de</strong>s<br />
Angebots und die Vertriebswege. Zwei<br />
Regionen unterschei<strong>de</strong>n sich für die Produktion<br />
einer spezifischen Palette, <strong>de</strong>r<br />
Bezirk Tournai mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt<br />
Stammbäume und die Provinz Luxemburg<br />
für die Produktion von Weihnachtsbäumen.<br />
Außerhalb dieser Zonen wird die Produktion<br />
von Zierpflanzen in <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region, die eine breite Produktpalette<br />
ab<strong>de</strong>ckt, meist mit einer Han<strong>de</strong>lstätigkeit<br />
verbun<strong>de</strong>n. Gewisse Produzenten<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich durch ihr<br />
Spezialgebiet.<br />
Die wallonischen Zierpflanzen machen<br />
14 % <strong>de</strong>s Wertes <strong>de</strong>r nationalen Produktion<br />
aus und <strong>de</strong>cken gera<strong>de</strong> Mal 20 %<br />
<strong>de</strong>r regionalen Nachfrage, während <strong>de</strong>r<br />
Markt von wallonischen Obst- und Gartenbauern<br />
sowie Baumschulen ge<strong>de</strong>ckt<br />
Foto: Ph. DELAUNOIS<br />
sein könnte. Mit <strong>de</strong>m gekürzten Volumen<br />
ist das wallonische Angebot nicht<br />
in <strong>de</strong>r Lage, mit <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r großen<br />
Nachbarregionen, <strong>de</strong>nen es gelungen<br />
ist, eine größere kommerzielle Durchschlagkraft<br />
zu entwickeln und geringere<br />
Vertriebskosten zu haben, mithalten<br />
zu können. Jedoch erlaubt die Qualität<br />
wallonischer Erzeugnisse es, eine<br />
anspruchsvolle professionelle bzw. private<br />
Kundschaft zufrie<strong>de</strong>n zu stellen. In<br />
dieser Hinsicht ist die bei <strong>de</strong>r Vermehrung<br />
beobachtete Ten<strong>de</strong>nz aufschlussreich.<br />
Man stellt in <strong>de</strong>r Tat die Gründung<br />
kleiner Produktionseinheiten für<br />
Jungpflanzen fest, die dazu bestimmt<br />
sind, das regionale Netz <strong>de</strong>r Baumschulen<br />
mit hochwertigen Produkten zu versorgen.<br />
Letztere bieten die Möglichkeit,<br />
die Mängel <strong>de</strong>r Produktion großer Multiplikatoren,<br />
die <strong>de</strong>n internationalen<br />
Markt beherrschen, zu beheben.<br />
Der Konsum<br />
Der steigen<strong>de</strong> Konsum von Produkten<br />
<strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus war im Laufe<br />
<strong>de</strong>r 90er Jahre intensiv, verzeichnet <strong>de</strong>rzeit<br />
aber eine Ten<strong>de</strong>nz zu einem gewissen<br />
Rückgang. Diese steigen<strong>de</strong> Nachfrage<br />
geht zu<strong>de</strong>m mit einer ständigen Suche<br />
nach vielfältigen Erzeugnissen einher,<br />
was eine Erweiterung <strong>de</strong>r Produktpalette<br />
notwendig gemacht hat.<br />
Im Jahre 2001 gab ein belgischer Haushalt<br />
im Durchschnitt 180 Euro für Zierpflanzen<br />
aus. Der Betrag, <strong>de</strong>n die Haushalte<br />
in <strong>de</strong>r Wallonischen Region für<br />
<strong>de</strong>n Kauf von Zierpflanzen ausgaben,<br />
war um 24 % niedriger als <strong>de</strong>r im Nor<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
Wettbewerb<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Budgets <strong>de</strong>r Haushalte beim Ankauf von Blumen und<br />
Zierpflanzen in Belgien, 1996-2001<br />
Ausgaben (EUR)<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
Flämische Region Wallonische Region Belgien<br />
Quelle: Nationales Institut für Statistik, Erhebung zum Budget <strong>de</strong>r Haushalte 2001<br />
Die Unternehmen <strong>de</strong>r Parks und Gärten<br />
sind eine interessante Quelle für Absatzmärkte<br />
für Erzeugnisse <strong>de</strong>s Zierpflanzenanbaus.<br />
Der Gesamtverbrauch dieses<br />
Sektors in <strong>de</strong>r Wallonischen Region hat<br />
in <strong>de</strong>r Tat 2001 etwas mehr als 9 Millionen<br />
erzielt.<br />
Der Gärtnereisektor stellt aufgrund <strong>de</strong>r<br />
wachsen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung dieses Vertriebsweges<br />
ein weiteres strategisches Glied <strong>de</strong>s<br />
Produktionszweiges dar. Der Gesamtverbrauch<br />
dieses Marktsegments wird in<br />
<strong>de</strong>r Wallonischen Region auf 9.850.000 <br />
geschätzt. 2001 haben die Gärtnereien,<br />
im Vergleich zum Vorjahr, um 10,2 %<br />
mehr Freiland-Zierpflanzen eingekauft.<br />
Dieser Anstieg ist kennzeichnend<br />
für <strong>de</strong>n Fortschritt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sektor verzeichnet<br />
sowie für die hinzugewonnenen<br />
Marktanteile, die zu Lasten an<strong>de</strong>rer<br />
Kaufwege erzielt wor<strong>de</strong>n sind.<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
Perspektiven<br />
Mehrere Strategien können angenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n neuen Wettbewerbsanfor<strong>de</strong>rungen<br />
entgegenzutreten,<br />
die durch zunehmen<strong>de</strong>n Wettbewerb<br />
entstan<strong>de</strong>n sind:<br />
die Produktionsmengen erhöhen, um<br />
die Kosten zu drosseln. Die Erzeuger,<br />
die diesen Weg eingeschlagen haben,<br />
wer<strong>de</strong>n mit Sollmengen konfrontiert,<br />
um genügend Geld zu sparen und<br />
eine Min<strong>de</strong>stvermarktung zu erzielen,<br />
sowie mit <strong>de</strong>r Notwendigkeit,<br />
ihre Produktpalette vielfältig und<br />
abwechslungsreich zu gestalten, um<br />
Risiken <strong>de</strong>r Nachfrage zu begegnen,<br />
durch eine logische weitgehen<strong>de</strong> Spezialisierung<br />
(Sammlerpflanzen) Marktnischen<br />
erobern. Diese Strategie, die<br />
bereits von einigen wallonischen Erzeugern<br />
erfolgreich angenommen wor<strong>de</strong>n<br />
ist, erfor<strong>de</strong>rt hingegen Zeit, gründliche<br />
technische Kenntnisse und die Anwendung<br />
einer kommerziellen Politik, die<br />
auf intensive Kommunikation beruht,<br />
das Angebot auf Ebene von Zwischenvertriebsstrukturen<br />
zusammenlegen.<br />
Die Beziehungen mit <strong>de</strong>n Vertriebspartnern<br />
erfor<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re neue<br />
Kompetenzen in punkto Organisation<br />
und Han<strong>de</strong>l. Diese Erfor<strong>de</strong>rnisse stehen<br />
für eine bessere Verständigung<br />
zwischen <strong>de</strong>n Betreibern und verfolgen<br />
das Ziel gemeinsame Strukturen<br />
hervorzubringen, die es ermöglichen,<br />
gewisse Aspekte <strong>de</strong>s Berufsstands zu<br />
übertragen. Die Tatsache, dass das<br />
Angebot mehrerer Erzeuger innerhalb<br />
einer selben Vermarktungskontaktstelle<br />
zusammengelegt wird, (u.a.<br />
“cash and carry”) stellt ein Mittel dar,<br />
besser auf die Anfor<strong>de</strong>rungen von zu<br />
liefern<strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>stmengen und <strong>de</strong>n<br />
Homogenitätskriterien <strong>de</strong>r Posten einzugehen.<br />
Sie hat ebenfalls rückgängige<br />
Akquisitions- und Vertriebskosten<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
sowie eine bessere Marktkontrolle zur<br />
Folge. Auf Dauer sichert die Kontaktstelle<br />
die Dauerhaftigkeit <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsstruktur<br />
und bietet ggf. die Möglichkeit,<br />
das Dienstleistungsangebot zu<br />
erweitern.<br />
neue Dienstleistungen wie die Gründung<br />
von Zertifizierungsverfahren o<strong>de</strong>r<br />
die Entwicklung elektronischer Börsen.<br />
Somit könnten gemeinsame Strukturen,<br />
die Phase <strong>de</strong>r Zusammenlegung<br />
von Angeboten und <strong>de</strong>r kommerziellen<br />
Hauswerbung hinter sich zu lassen.<br />
Der Zierpflanzenanbau zeigt aufgrund<br />
seiner Möglichkeiten zweifelsohne für<br />
die Unternehmer, die ein vielfältiges<br />
Angebot und eine Umstrukturierung<br />
planen, einen interessanten Weg auf.<br />
Was die Innovation, die Personalführung,<br />
<strong>de</strong>n Umweltschutz und die<br />
Arbeitsatmosphäre angeht, sind die Beobachter<br />
einhelliger Meinung, <strong>de</strong>nn die<br />
Ergebnisse sind besser als in an<strong>de</strong>ren<br />
Branchen.<br />
Um eine gewisse Transparenz <strong>de</strong>s Produktionszweigs<br />
zu gewährleisten, müssen<br />
bei <strong>de</strong>n Informationen auf <strong>de</strong>m Markt,<br />
<strong>de</strong>n sektorenbezogenen Strukturen, <strong>de</strong>r<br />
Verkaufsför<strong>de</strong>rung und <strong>de</strong>n Gewinnmargen<br />
noch Fortschritte erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />
PR. PHILIPPE LEBAILLY, FUSAGX<br />
Abhandlung von l’Etu<strong>de</strong> <strong>de</strong> marché sur les produits<br />
<strong>de</strong> l’horticulture ornementale d’extérieur<br />
en Région <strong>wallonne</strong>, (Marktstudie über die<br />
Erzeugnisse <strong>de</strong>s Freiland-Zierpflanzenanbaus<br />
in <strong>de</strong>r Wallonischen Region) verfasst von <strong>de</strong>r<br />
Fakultät <strong>de</strong>r Universität <strong>de</strong>r Agrarwissenschaften<br />
Gembloux, Abteilung Wirtschaft<br />
und Ländliche Entwicklung, März 2003.<br />
Ph.D.<br />
Zusatzinformationen<br />
Division Forschung,<br />
Entwicklung und Qualität<br />
Direktion Entwicklung und Beratung<br />
Philippe Delaunois<br />
1, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse<br />
5000 Beez<br />
T. : 081 / 23.48.43<br />
F. : 081 / 23.48.19<br />
@ : ph.<strong>de</strong>launois@mrw.wallonie.be<br />
25
26<br />
Der wallonische<br />
Weihnachtsbaum – eine lange<br />
Geschichte<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>s vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
bestand in <strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nnen das<br />
Gewohnheitsrecht, sich ungestraft einen<br />
Weihnachtsbaum im Wald zu schlagen.<br />
Da <strong>de</strong>r lokale Bedarf eher gering zu nennen<br />
war, litt <strong>de</strong>r Wald nicht darunter.<br />
Bei <strong>de</strong>n geschlagenen Bäumen han<strong>de</strong>lte<br />
es sich um Fichten, die in <strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nnen<br />
alles fin<strong>de</strong>n, was sie lieben, um beson<strong>de</strong>rs<br />
schön und kräftig zu wachsen: eine<br />
gewisse Höhenlage, genügend Feuchtigkeit,<br />
sauren Bo<strong>de</strong>n!<br />
Aufgrund seiner <strong>de</strong>korativen Qualitäten<br />
ent<strong>de</strong>ckten aber auch die Nachbarregionen<br />
diesen Baum für sich und zeigten<br />
zunehmen<strong>de</strong>s Interesse an ihm. Dies<br />
wie<strong>de</strong>rum machte es notwendig, eine<br />
Produktion außerhalb <strong>de</strong>r Wäl<strong>de</strong>r einzurichten.<br />
Also verließ <strong>de</strong>r Baum seinen<br />
Wald, und bereits in <strong>de</strong>n vierziger Jahren<br />
begannen zahlreiche Ar<strong>de</strong>nner, ihm<br />
das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Fleckchen vormals<br />
landwirtschaftlicher Fläche zuzugestehen.<br />
So wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Weihnachtsbaum<br />
vom Wald-Nebenprodukt zu einem volldossier<br />
Anpassung:<br />
<strong>de</strong>r Weihnac<br />
21. Jahrhun<br />
Ein wall<br />
von hoh<br />
zertifizi<br />
Mehr <strong>de</strong>nn je sind Qualitätssteigerung und Senkung<br />
<strong>de</strong>r Produktionskosten in <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen<br />
Betrieben an <strong>de</strong>r Tagesordnung. Auch die Produktion<br />
von Weihnachtsbäumen unterliegt diesem Prinzip. Die<br />
Generaldirektion Landwirtschaft bemüht sich, einen<br />
optimalen Rahmen zu schaffen, um zu je<strong>de</strong>r Zeit<br />
<strong>de</strong>n neuen Erwartungen <strong>de</strong>r Verbraucher Genüge zu<br />
tun und die Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r wallonischen<br />
Betriebe auf <strong>de</strong>m Markt zu stärken.<br />
Was aber bewegt die Akteure vor Ort?<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n einige Impressionen<br />
aufgeführt, die von verschie<strong>de</strong>nen<br />
Spezialisten dieses Sektors stammen.<br />
Zunächst die Ar<strong>de</strong>nner Union <strong>de</strong>r Baumschulen<br />
(UAP), die angesichts ständig<br />
wachsen<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Beruf<br />
ihrer Besorgnis Ausdruck verleiht. Dennoch<br />
schwebt auch ihr eine Vision vor,<br />
die ihrer Zuversicht in die Zukunft Ausdruck<br />
verleiht. Danach verrät uns Herr<br />
R. Istasse von <strong>de</strong>r Baumschule Royal<br />
Ar<strong>de</strong>nne das Rezept seines Erfolgs in<br />
diesem Sektor, für <strong>de</strong>n ganz zweifellos<br />
eine meisterhafte Organisation und eine<br />
außeror<strong>de</strong>ntliche Dynamik innerhalb <strong>de</strong>s<br />
Betriebes verantwortlich sind, aber auch<br />
ein praktisches Wissen, das regelmäßig<br />
auf <strong>de</strong>n neuesten Stand gebracht wird.<br />
Und schließlich kommen die Herren<br />
J.-P. Misson und Ph. Druart vom Wallonischen<br />
Zentrum für Agrarforschung<br />
(CRA-W) in Gembloux zu Wort, die die<br />
unverzichtbare Rolle <strong>de</strong>r wissenschaftlichen<br />
Forschung betonen, die im Zusammenspiel<br />
mit <strong>de</strong>n Produzenten bemüht<br />
ist, <strong>de</strong>n Vorsprung hinsichtlich <strong>de</strong>r Qualität<br />
und Produktion von wallonischen<br />
Weihnachtsbäumen gegenüber <strong>de</strong>n ausländischen<br />
Konkurrenten auszubauen.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
htsbaum <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>rts<br />
onischer Baum<br />
er Qualität mit<br />
erter Herkunft<br />
wertigen Gartenbauprodukt.<br />
Nach und nach entwickelte sich daraus<br />
ein Markt. Die Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r lernten<br />
schnell, aus dieser Entwicklung<br />
ihren persönlichen Vorteil zu ziehen.<br />
Sie erstan<strong>de</strong>n die schönen Weihnachtsbäume<br />
für billiges Geld bei unseren Produzenten,<br />
um sie daheim, vor allem aber<br />
an ihre umfangreiche Kundschaft im<br />
Ausland recht teuer weiter zu verkaufen.<br />
In <strong>de</strong>n siebziger Jahren dann gelang es<br />
<strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nner Produzenten dank <strong>de</strong>r<br />
Bemühungen <strong>de</strong>s ehemaligen ONDAH<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Verkaufsför<strong>de</strong>rung, ihre<br />
holländischen Partner geschickt zu<br />
umgehen, in<strong>de</strong>m sie Direktkontakte mit<br />
<strong>de</strong>n ausländischen Märkten knüpften,<br />
die über Frankreich, England und Italien<br />
hinausreichten. Mit Hilfe <strong>de</strong>s ONDAH<br />
und einer immer professionelleren Produktion<br />
ist die Zahl <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Ar<strong>de</strong>nnen<br />
geschlagenen Bäume gera<strong>de</strong>zu explodiert:<br />
Im Verlauf von nur zwanzig Jahren<br />
hat sich die Produktion vervierfacht! Im<br />
vergangenen Jahrzehnt wur<strong>de</strong> zusammen<br />
mit <strong>de</strong>m Regionalamt für <strong>de</strong>n Absatz<br />
von Garten- und Landbauprodukten<br />
(ORPAH) dann auch <strong>de</strong>r belgische Markt<br />
gründlich und erfolgreich bearbeitet.<br />
Gleichzeitig wur<strong>de</strong>n zusammen mit<br />
<strong>de</strong>r Wallonischen Region beträchtliche<br />
Anstrengungen unternommen, um<br />
einerseits auch an<strong>de</strong>re Sorten anzupflanzen,<br />
und an<strong>de</strong>rerseits die Anpflanzmetho<strong>de</strong>n<br />
zu verbessern.<br />
Auf Initiative <strong>de</strong>r UAP hat die Wallonische<br />
Region <strong>de</strong>m Zentrum für Agrarforschung<br />
in Gembloux in diesem Jahr ein<br />
hoch spezialisiertes Forschungsprojekt<br />
übertragen. Die langfristige Aufgabenstellung<br />
sieht insbeson<strong>de</strong>re genetische<br />
Verbesserungen verschie<strong>de</strong>ner Koniferen<br />
und ganz speziell <strong>de</strong>r ruhmreichen Abies<br />
nordmanniana, <strong>de</strong>r Nordmanntanne vor.<br />
Die Produzenten haben schnell begriffen,<br />
welchen Vorteil sie aus <strong>de</strong>m Anbau<br />
<strong>de</strong>r beliebten Nordmanntanne ziehen<br />
können. In weniger als zehn Jahren<br />
wur<strong>de</strong> praktisch die Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Bö<strong>de</strong>n, die Weihnachtsbaumpflanzungen<br />
gewidmet sind, von dieser prächtigen<br />
Baumart belegt. Ein hochgeschätztes<br />
Merkmal dieser Tanne ist es, dass<br />
sie ihre wun<strong>de</strong>rschönen dunkelgrünen<br />
Na<strong>de</strong>ln kaum über <strong>de</strong>n Teppichbo<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Wohnzimmers verteilt, son<strong>de</strong>rn lieber<br />
an <strong>de</strong>n Ästen behält.<br />
Dennoch reißen die Sorgen<br />
nicht ab<br />
Mit Öffnung <strong>de</strong>s großen gemeinsamen<br />
Marktes sehen sich unsere Produzenten<br />
mit <strong>de</strong>r Konkurrenz eines neuen Produzenten<br />
und Exporteurs konfrontiert: mit<br />
Dänemark. Wie schon einst ihre Vorfahren,<br />
die Wikinger, sind die dänischen<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
Dossier<br />
Produzenten auf Eroberungszug durch<br />
Westeuropa und versuchen unsere historischen<br />
Absatzmärkte wie Großbritannien,<br />
Frankreich und die Mittelmeerlän<strong>de</strong>r<br />
zu übernehmen.<br />
So sieht sich <strong>de</strong>r Sektor mehr <strong>de</strong>nn je<br />
<strong>de</strong>m klassischen Szenario ausgesetzt, in<br />
<strong>de</strong>m das oft zitierte Preis/Qualitäts-Verhältnis<br />
herrscht. Mehr <strong>de</strong>nn je muss eine<br />
Synthese aus gesteigerter Qualität und<br />
reduzierten Produktionskosten angestrebt<br />
wer<strong>de</strong>n. Das <strong>de</strong>rzeit zu überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Problem beschränkt sich nicht auf<br />
die Eroberung neuer Märkte, son<strong>de</strong>rn<br />
verlangt vor allem die Sicherung <strong>de</strong>r<br />
einst für sich gewonnen Märkte!<br />
Der Service muss immer<br />
höheren Ansprüchen genügen<br />
Verpackung und Vertriebswege ihrer<br />
Ware stellen neue Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />
unsere Produzenten.<br />
Eine Automatisierung beim Verla<strong>de</strong>n ist<br />
unumgänglich. Der Versand <strong>de</strong>r Bäume<br />
per Palette wird zur Regel. Sie beschleunigt<br />
das Be- und Entla<strong>de</strong>n, vereinfacht<br />
die Lagerung <strong>de</strong>s Produktes an <strong>de</strong>n Verkaufsstellen,<br />
ermöglicht ein einfaches<br />
Überprüfen <strong>de</strong>s Lagerbestands usw. Die<br />
zusätzliche Einzelverpackung <strong>de</strong>s Baums<br />
in einem Netz wird wie<strong>de</strong>rum vom Endkun<strong>de</strong>n<br />
geschätzt, <strong>de</strong>nn sie erleichtert<br />
<strong>de</strong>n Transport nicht nur im Kofferraum<br />
<strong>de</strong>s Autos.<br />
Das alles aber erfor<strong>de</strong>rt Forschungsarbeit<br />
und Erfindungsgeist. Neue ausgeklügelte<br />
Maschinen wur<strong>de</strong>n entwickelt. Ihr praktischer<br />
Einsatz erfor<strong>de</strong>rte be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Investitionen, die nur Betriebe verkraften<br />
können, die sich immer mehr spezialisieren.<br />
In dieser Arena ist für die früher<br />
so zahlreichen kleineren Produzenten<br />
lei<strong>de</strong>r kein Platz mehr. Die Produktion<br />
von Weihnachtsbäumen hat sich zu<br />
einem vollwertigen Beruf entwickelt.<br />
ARDENNER UNION DER BAUMSCHULEN<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Ar<strong>de</strong>nner Union <strong>de</strong>r Baumschulen<br />
(Union ar<strong>de</strong>nnaise <strong>de</strong>s Pépiniéristes, asbl)<br />
Clau<strong>de</strong> Guiot, Prési<strong>de</strong>nt<br />
1, Grand’rue<br />
6800 Libramont<br />
27
to<br />
Dossier<br />
Noch schöner, noch robuster<br />
28<br />
Um die Zukunft <strong>de</strong>s wallonischen Weihnachtsbaums<br />
zu sichern, muss man fraglos<br />
auf herausragen<strong>de</strong> Qualität und die<br />
Vielfalt <strong>de</strong>s Produktes setzen. Unter diesem<br />
Gesichtspunkt hat die Abteilung Biotechnologie<br />
<strong>de</strong>s Wallonischen Zentrums<br />
für Agrarforschung gemeinsam mit <strong>de</strong>n<br />
Produzenten ein hauptsächlich auf Abies<br />
nordmanniana ausgerichtetes Forschungsprojekt<br />
initiiert: eine Tanne von hohem<br />
Dekorationswert, die – im Gegensatz zur<br />
Fichte – ihre Na<strong>de</strong>ln lange hält. Projektziel<br />
ist es, Setzlinge <strong>de</strong>r Sorten “Elite” und<br />
“Super-Elite” in Wallonien zu sammeln,<br />
um eine genetisch höher stehen<strong>de</strong> Nachkommenschaft<br />
zu schaffen. Außer<strong>de</strong>m<br />
geht es darum, <strong>de</strong>n Produzenten eine<br />
regelmäßige Versorgung mit homogenen<br />
Setzlingen garantieren zu können, also<br />
möglichst i<strong>de</strong>ntischen Bäumen <strong>de</strong>r ausgewählten<br />
Arten. Diese Forschungsarbeiten<br />
setzen in <strong>de</strong>r Biotechnologie die somatische<br />
Embryogenese bei <strong>de</strong>r Stecklingsvermehrung<br />
verschie<strong>de</strong>ner Sorten von Abies<br />
ein, so z.B. A. fraseri, A. koreana und A.<br />
balsamea ein.<br />
Samengestützte Pflanzungen<br />
von A. nordmanniana<br />
A. nordmanniana ist keine heimische Art<br />
<strong>de</strong>r wallonischen Wäl<strong>de</strong>r. Die Samen, die<br />
die einzige Reproduktionsmöglichkeit<br />
darstellen, stammen aus <strong>de</strong>m Kaukasus.<br />
Ihre Qualität ist nicht einheitlich, son<strong>de</strong>rn<br />
zufallsbedingt.<br />
Aus diesem Grund wur<strong>de</strong>n durch Veredlung<br />
Elitebäume geschaffen, die nach<br />
einigen Jahren <strong>de</strong>r Baumschule weitere<br />
E<strong>de</strong>lreiser liefern. Auf diese Weise können<br />
nach einiger Zeit Samen für Direktansaaten<br />
gewonnen wer<strong>de</strong>n. Die erste Anpflanzung<br />
dieser Art wur<strong>de</strong> 1996 in Neufchâteau<br />
durchgeführt. Sie umfasst heute<br />
fünfzehn Klone.<br />
Durch die Entnahme von Reisern aus<br />
ausgewachsenen Bäumen, die auf sorgfältig<br />
ausgewählte Vere<strong>de</strong>lungsunterlagen<br />
gepfropft wer<strong>de</strong>n, die sich ihrerseits durch<br />
eine frühe und reichhaltige Samenbildung<br />
auszeichnen, hofft man auch bei <strong>de</strong>n<br />
gepfropften Reisern die Samenbildung zu<br />
beschleunigen. Diese Pflanzungen haben<br />
ein gesteigertes Evolutionspotenzial. Sie<br />
Fo<br />
sind fähig, neue Klone aufzunehmen, die<br />
aufgrund <strong>de</strong>r genetischen Anreicherungsmöglichkeiten<br />
ihres Saatgutes ausgewählt<br />
wur<strong>de</strong>n und vor allem <strong>de</strong>n <strong>de</strong>korativen<br />
Aspekt und die Klonfähigkeit weiter verstärken<br />
sollen.<br />
Klonen von A. nordmanniana<br />
durch somatische<br />
Embryogenese<br />
Je<strong>de</strong> Pflanzenzelle besitzt die Eigenschaft,<br />
die gesamte Pflanze wie<strong>de</strong>r herzustellen,<br />
aus <strong>de</strong>r sie stammt. In <strong>de</strong>m präzisen Fall<br />
<strong>de</strong>r somatischen Embryogenese vollzieht<br />
sich diese Regeneration durch die Bildung<br />
eines Embryos, ohne dass eine Befruchtung<br />
vorangegangen wäre. Die mit diesem<br />
Verfahren erzeugten Pflanzen sind also<br />
mit <strong>de</strong>r Ursprungspflanze i<strong>de</strong>ntisch, wenn<br />
man die Kulturbedingungen in vitro<br />
in einem hermetisch abgeschlossenen<br />
Umfeld praktiziert.<br />
Die embryogene Fähigkeit <strong>de</strong>r Koniferen<br />
hängt jedoch stark von ihrer Jugend<br />
ab. Bei A. nordmanniana besitzen nur die<br />
reifen Samen reaktives Gewebe. Eines <strong>de</strong>r<br />
Ziele dieses Forschungsprojekts besteht<br />
darin, die Kulturbedingungen in vitro<br />
weiter zu entwickeln, die die Induktion<br />
<strong>de</strong>r somatischen Embryone, ihre Multiplikation,<br />
Reifung, Keimung und Verwandlung<br />
in einen Keimling gewährleisten. Die<br />
Forscher bemühen sich <strong>de</strong>rzeit, die letzte<br />
Phase <strong>de</strong>r Umwandlung in einen Keimling<br />
abzuschließen.<br />
F to<br />
t : CR<br />
dép , CR<br />
C A<br />
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t ment Biote<br />
te<br />
t chnolog<br />
og<br />
o ie<br />
Somatische Embryonen <strong>de</strong>r A. nordmanniana<br />
verwan<strong>de</strong>ln sich soeben in Keimlinge.<br />
Klonen von Tannen durch<br />
Stecklingsvermehrung<br />
Bei <strong>de</strong>r Produktion von Fichten wen<strong>de</strong>n<br />
die wallonischen Baumschulen mit Erfolg<br />
die Vermehrung durch Stecklinge an, bei<br />
<strong>de</strong>n Abies-Arten jedoch gelingt ihnen dies<br />
mit größter Mühe. Die positiven Resultate,<br />
die kürzlich mit “krautartigen” Stecklingen<br />
von A. koreana, A. fraseri o<strong>de</strong>r A. balsamea<br />
erzielt wur<strong>de</strong>n, bestärken sie jedoch<br />
darin, die Forschungen in dieser Richtung<br />
fortzusetzen. Diese Vermehrungsmetho<strong>de</strong><br />
ist wesentlich einfacher als die somatische<br />
Embryogenese. Die praktische Umsetzung,<br />
bei <strong>de</strong>r Setzlinge von A. nordmanniana<br />
durch Verjüngungsbehandlungen<br />
in vitro reaktiv gemacht wür<strong>de</strong>n, ist nicht<br />
länger abwegig.<br />
Um Verbesserungen umzusetzen, erfor<strong>de</strong>rt<br />
<strong>de</strong>r Weihnachtsbaum – wie je<strong>de</strong><br />
an<strong>de</strong>re gärtnerische Produktion auch –<br />
verschie<strong>de</strong>ne koordinierte fachübergreifen<strong>de</strong><br />
Herangehensweisen im Rahmen<br />
einer langfristigen Forschung. Der kombinierten<br />
Initiative von Produzenten und<br />
Wissenschaftlern, unter Schirmherrschaft<br />
<strong>de</strong>r Generaldirektion Landwirtschaft (die<br />
sich die Aufgabe bis vor kurzem mit <strong>de</strong>r<br />
Generaldirektion für Technologien, Forschung<br />
und Energie teilte) wird es gelingen,<br />
schließlich Pflanzenmaterial von<br />
differenzierter Qualität zur Verfügung zu<br />
stellen, das aus in Wallonien gezüchteten,<br />
multi-klonalen “Elite”-Varietäten stammt.<br />
J.-P MISSION UND PH. DRUART, CRA<br />
Wallonisches Zentrum für<br />
Agrarforschung<br />
J.-P. Misson und Ph. Druart<br />
Département Biotechnologie<br />
234, chaussée <strong>de</strong> Charleroi<br />
5030 Gembloux<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Division Forschung, Entwicklung<br />
und Beratung<br />
Direktion Forschung<br />
Ewald Teller<br />
1, rue du Moulin <strong>de</strong> Meuse<br />
5000 Namur<br />
T. : 081 / 23.48.24<br />
F. : 081 / 23.48.19<br />
@ : e.teller@mrw.wallonie.be<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
FELDVERSUCHE<br />
Dossier<br />
Im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Provinz Namur erzählt<br />
ein Baumzüchter…<br />
Das Leben eines wallonischen Weihnachtsbaums heute<br />
Man schrieb das Jahr<br />
1894, als Alfred Istasse die<br />
Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />
in Bièvre grün<strong>de</strong>te. Er<br />
setzte seinen Traum von<br />
<strong>de</strong>r Fichtenpflanzung, aus<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>reinst Weihnachtsbäume<br />
auf die Reise gehen<br />
sollten, in die Tat um. Die<br />
Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />
war somit eine <strong>de</strong>r ersten,<br />
die die Anpflanzung von<br />
Weihnachtsbäumen zu<br />
einem vollwertigen Berufsund<br />
Wirtschaftszweig<br />
machte. Bis zum heutigen<br />
Tag ist es ein Familienbetrieb geblieben,<br />
<strong>de</strong>r von Luc Istasse und seinem Sohn<br />
Rodrigue, <strong>de</strong>r vierten Generation, geleitet<br />
wird.<br />
Der Erfolg <strong>de</strong>r Weihnachtsbaumplantage<br />
erklärt sich ganz zweifellos aus <strong>de</strong>m<br />
i<strong>de</strong>alen Biotop <strong>de</strong>s Ar<strong>de</strong>nner Hochplateaus.<br />
Typische Merkmale sind das ganze<br />
Jahr über auftreten<strong>de</strong> ausgiebige Regenfälle,<br />
<strong>de</strong>r saure und relativ nährstoffarme<br />
Bo<strong>de</strong>n, die Höhenlage von mehr als 400<br />
Metern und das daraus resultieren<strong>de</strong><br />
raue Klima sowie die erhöhte Ultraviolettstrahlung.<br />
Hinzu kommen eine ungewöhnliche<br />
Dynamik und ein außergewöhnliches<br />
praktisches Wissen, das ständig<br />
auf <strong>de</strong>n neuesten Stand gebracht wird.<br />
Die in <strong>de</strong>n belgischen Ar<strong>de</strong>nnen, im Gebiet<br />
Entre-Sambre-et-Meuse gelegene Baumschule<br />
liefert heutzutage ca. 3.500.000 bis<br />
4.000.000 Weihnachtsbäume, die auf ca.<br />
500 Hektar ge<strong>de</strong>ihen. Natürlich ist das<br />
Angebot <strong>de</strong>r Baumschule nicht allein auf<br />
Weihnachtsbäume beschränkt, aber es<br />
sollte doch darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n,<br />
dass diese während <strong>de</strong>r Pflanzzeit und in<br />
<strong>de</strong>r Vorweihnachtszeit insgesamt sieben<br />
Mitarbeitern Vollbeschäftigung und etwa<br />
vierzig Teilzeitkräften Saisonarbeit bescheren.<br />
Zusätzliche o<strong>de</strong>r außergewöhnliche<br />
Arbeiten wer<strong>de</strong>n von selbständigen Mitarbeitern<br />
ausgeführt.<br />
Die “Weihnachtsbaumernte” beginnt<br />
etwa zu Allerheiligen und en<strong>de</strong>t meistens<br />
zwischen <strong>de</strong>m 10. und 15. Dezember.<br />
Je<strong>de</strong>s Jahr wer<strong>de</strong>n ca. 400.000 Bäume entwe<strong>de</strong>r<br />
geschlagen o<strong>de</strong>r mit Erdballen ausgegraben,<br />
vorbereitet und verpackt. Die<br />
Bäume sind vor allem für <strong>de</strong>n belgischen<br />
Markt bestimmt, einige von ihnen gelangen<br />
aber auch nach Frankreich, England<br />
und Spanien sowie in die Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.<br />
Aber kehren wir noch einmal zu <strong>de</strong>n<br />
Anfängen zurück. Bei Familie Istasse<br />
dreht sich das ganze Jahr um Weihnachten.<br />
Die notwendigen Samen erhält die<br />
Baumschule nicht aus eigener Zucht, sie<br />
erwirbt sie auf <strong>de</strong>m Markt. Die Sämlinge<br />
wer<strong>de</strong>n im Mai in <strong>de</strong>n sorgsam gepflügten,<br />
<strong>de</strong>sinfizierten und vorbereiteten<br />
Bo<strong>de</strong>n eingebracht. Zwei Jahre später<br />
sind die Pflänzchen etwa 20 cm hoch.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wer<strong>de</strong>n sie mit<br />
<strong>de</strong>r Hand herausgehoben und in Beete<br />
pikiert. Nach weiteren zwei Jahren wer<strong>de</strong>n<br />
die Bäumchen erneut umgesetzt, um<br />
aus ihnen Weihnachtsbäume wachsen<br />
zu lassen. Während dieser ganzen Zeit<br />
erfolgt die Pflege <strong>de</strong>r Sprösslinge größtenteils<br />
in Handarbeit.<br />
Mittlerweile ist die junge Fichte zwischen<br />
30 und 70 cm hoch. Hat sie dieses<br />
Stadium erreicht, können die anfallen<strong>de</strong>n<br />
Arbeiten von nun an hauptsächlich<br />
mit Maschinen erledigt wer<strong>de</strong>n. Eine Art<br />
Erntemaschine mit Riemen, die an einen<br />
Traktor angehängt wird, zieht die jungen<br />
Fichten zum Beispiel aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n,<br />
schüttelt das Erdreich ab und bin<strong>de</strong>t sie<br />
bün<strong>de</strong>lweise. Danach lan<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
Foto: CRA, département Biotechnologie<br />
Sortierhalle. Ein letztes Mal<br />
wer<strong>de</strong>n sie in gepflügten,<br />
geeggten und verdichteten<br />
Bo<strong>de</strong>n umgesetzt. Dieses<br />
Pikieren erfolgt mechanisch,<br />
mit einer Kapazität<br />
von ca. 30.000 Bäumchen<br />
pro Tag, die auf 1 bis 1,2<br />
m Distanz voneinan<strong>de</strong>r<br />
gepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />
An diesem Ort bleiben die<br />
Jungfichten die nächsten<br />
fünf bis sieben Jahre, bis sie<br />
geschlagen bzw. mit Erdballen<br />
ausgegraben und an<br />
die Verkaufsstelle geliefert<br />
wer<strong>de</strong>n. Nicht alle an Privatkun<strong>de</strong>n verkauften<br />
Bäume weisen dieselbe Höhe<br />
und <strong>de</strong>mentsprechend dasselbe Alter auf.<br />
Dennoch sind ungefähr zehn Jahre vom<br />
Samen bis zum <strong>de</strong>korativen Weihnachtsbaum<br />
nötig. Während dieser gesamten<br />
Zeit sind zwei Spritzungen pro Jahr<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, zu<strong>de</strong>m müssen die Fichten<br />
regelmäßig beschnitten wer<strong>de</strong>n, um<br />
ihnen eine schöne Form zu geben.<br />
Soweit <strong>de</strong>r bisherige, normale Lebensweg<br />
einer Weihnachtsfichte. Diese verliert<br />
jedoch zunehmend an Bo<strong>de</strong>n zu Gunsten<br />
<strong>de</strong>r Nordmanntanne (Abies nordmanniana),<br />
die, obwohl behaglich im warmen<br />
Wohnzimmer neben <strong>de</strong>r kleinen Krippe<br />
stehend, ihre Na<strong>de</strong>ln lieber für sich behält.<br />
Sie wird daher als vitaler eingestuft. Auch<br />
in <strong>de</strong>r Baumschule Royal Ar<strong>de</strong>nne verdrängt<br />
die Nordmanntanne daher allmählich<br />
die Fichte. Zu<strong>de</strong>m bedarf die Nordmanntanne<br />
keinerlei aufwändiger Pflege,<br />
auch das Beschnei<strong>de</strong>n fällt fast völlig<br />
weg. Allerdings wächst sie langsamer (sie<br />
benötigt praktisch drei Jahre länger, um<br />
verkaufsfähig zu wer<strong>de</strong>n), und das merkt<br />
man am Preis. Zu<strong>de</strong>m sollte diese Sorte<br />
noch gleichmäßiger wachsen. Aus diesem<br />
Grund kann o<strong>de</strong>r sollte sie eher noch verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
L. UND R. ISTASSE, EWALD TELLER<br />
Zusätzliche Auskünfte:<br />
La Pépinière Royal Ar<strong>de</strong>nne<br />
L. und R. Istasse<br />
72, route <strong>de</strong> Bouillon<br />
5555 Bièvre<br />
29
30<br />
Erzeugerorganisationen,<br />
Die Regionen treten<br />
auf die Bühne<br />
Die Erzeugerorganisationen, die in <strong>de</strong>n<br />
gemeinschaftlichen Marktordnungen <strong>de</strong>s<br />
Obst- und Gemüsesektors tätig sind, sind zu<br />
<strong>de</strong>ren Eckpfeilern gewor<strong>de</strong>n. Ihre Aufgabe<br />
liegt in groben Linien darin:<br />
dazu beizutragen, die Nachfrage und das<br />
Angebot von <strong>de</strong>r Menge und <strong>de</strong>r Qualität her<br />
anzupassen;<br />
die Konzentration <strong>de</strong>s Angebots zu för<strong>de</strong>rn;die<br />
Produktionskosten möglichst zu reduzieren<br />
und die Produktionspreise zu regeln;<br />
umweltfreundliche Praktiken zu för<strong>de</strong>rn.<br />
Die Erzeugerorganisationen funktionieren<br />
gemäß einsatzbereiten Programmen, die sie<br />
jeweils ausarbeiten und die finanziell vom<br />
Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds,<br />
anhand von einsatzbereiten Fonds<br />
unterstützt wer<strong>de</strong>n. Die einsatzbereiten Fonds,<br />
die je<strong>de</strong>r Erzeugerorganisation eigen sind,<br />
wer<strong>de</strong>n zur Hälfte von ihren Produzenten Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
und zur Hälfte von Europa gespeist.<br />
Wallonien / Flan<strong>de</strong>rn, 2002<br />
14 Organisationen anerkannter Produzenten<br />
zwei in <strong>de</strong>r WR: Apligeer und <strong>de</strong>r Zusammenschluss<br />
von Produzenten von Obst- und<br />
Gartenbauerzeugnissen aus Namur und<br />
Umgebung (GPHN)<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Produzenten, die zu einer Erzeugerorganisation<br />
gehören:<br />
Wallonien: 114<br />
Flan<strong>de</strong>rn: 17.260<br />
Umsatzzahlen <strong>de</strong>r Erzeugerorganisationen:<br />
Wallonien: 20 Millionen Euro (3 %)<br />
Flan<strong>de</strong>rn: 671 Millionen Euro (97 %)<br />
Beantragte europäische finanzielle Hilfe<br />
(Gemeinschaftliche Marktordnungen, Obst<br />
und Gemüse)<br />
Wallonien: 551.000 Euro (2 %)<br />
Flan<strong>de</strong>rn: 27 Millionen Euro (98 %)<br />
Der Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s verfügt über eine fundierte<br />
Erfahrung mit Erzeugerorganisationen,<br />
weil die öffentlichen Versteigerungen sich seit<br />
1996 zu Erzeugerorganisationen zusammengeschlossen<br />
haben. Somit sind sie in <strong>de</strong>n Genuss<br />
einer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n finanziellen Hilfe gekommen<br />
und verbessern sich zusehends.<br />
Seit <strong>de</strong>r Regionalisierung <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
im Jahre 2002 ist die Wallonische Region ganz<br />
und gar zuständig für die Kontrolle <strong>de</strong>r Programme<br />
gewor<strong>de</strong>n. Daher bietet sich die Gelegenheit,<br />
insofern man mit <strong>de</strong>m dynamischen<br />
Auftreten <strong>de</strong>r Erzeuger rechnen kann, <strong>de</strong>n<br />
Eigenheiten <strong>de</strong>s wallonischen Obst- und Gartenbausektors,<br />
<strong>de</strong>r sicherlich weniger be<strong>de</strong>utend<br />
ist, aber über reelle Expansionsmöglichkeiten<br />
verfügt, besser zu begegnen.<br />
VALÉRIE BASTIN,<br />
DIREKTION EUROPÄISCHE UND<br />
INTERNATIONALE AGRARPOLITIK<br />
Eine anerkannte Genossenschaft<br />
Erzeugerverband mit <strong>de</strong>r Ausnahme-<br />
Beihilfe <strong>de</strong>s EAGFL<br />
Apligeer, scrl, ist ein Zusammenschluss<br />
von Erzeugern von Gemüsesorten, die für<br />
die Industrie bestimmt sind. Die Genossenschaft<br />
wur<strong>de</strong> 1999 gegrün<strong>de</strong>t und<br />
zählt 92 Genossenschaftsmitglie<strong>de</strong>r, die<br />
hauptsächlich aus Hennegau und <strong>de</strong>m<br />
Condroz stammen.<br />
Zu<strong>de</strong>m nimmt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r bewässerten<br />
Grundstücke zu.<br />
Apligeer ist eine <strong>de</strong>r Erzeugerorganisationen,<br />
die die gemeinschaftlichen von <strong>de</strong>r<br />
Europäischen Union geregelten Marktordnungen<br />
für Obst und Gemüse in die<br />
Tat umsetzen. Dank <strong>de</strong>r somit/folglich<br />
erhaltenen Intervention <strong>de</strong>s EAGFL hat<br />
<strong>de</strong>r Zusammenschluss sich eine beson<strong>de</strong>rs<br />
leistungsfähige Waschanlage für Wurzelgemüse<br />
anschaffen können. Nahezu<br />
30.000 Tonnen Gemüse sind während <strong>de</strong>r<br />
Saison 2002-2003 dank dieser Waschanlage<br />
behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n.<br />
Den Produzenten Genossenschaftern<br />
wur<strong>de</strong> die Intervention dieses leistungsfähigen<br />
Fonds anhand einer Beratung<br />
zuteil, die <strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen<br />
angepasst ist.<br />
Diese Beratung, die von <strong>de</strong>r Agrardienststelle<br />
<strong>de</strong>r Genossenschaft o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />
Außendiensten wie z. B. <strong>de</strong>m Gemüsezentrum<br />
Haspengau sichergestellt wird, befasst<br />
Weitere Informationen<br />
Abteilung Agrarpolitik<br />
Direktion europäische und<br />
internationale Agrarpolitik<br />
1, square Arthur Masson<br />
5000 Namur<br />
T. : 081 / 23.58.17<br />
F. : 081 / 23.58.99<br />
sich vor allem damit, <strong>de</strong>n Erzeuger in Bezug<br />
auf die Wildkrautbekämpfung, Stickstoffdünger,<br />
Insektizi<strong>de</strong> und Fungizi<strong>de</strong>, Bewässerung,<br />
usw. bestmöglich zu beraten.<br />
Zahlreiche Gesellschaften <strong>de</strong>s Großvertriebs<br />
haben <strong>de</strong>rzeit das Bezugssystem<br />
EurepGap angenommen, das sie ihren<br />
Lieferanten und somit <strong>de</strong>n Produzenten<br />
<strong>de</strong>r Genossenschaft allmählich auferlegen.<br />
Dessen Umsetzung erfor<strong>de</strong>rt natürlich<br />
erhebliche Anstrengungen seitens gewisser<br />
Produzenten. Und genau hier kommt<br />
<strong>de</strong>r zweite Teil <strong>de</strong>r Beratung ins Spiel. Für<br />
die Saison 2003 hat Apligeer ihr Eurepgap<br />
Zertifikat für ihre Erbsenproduktion<br />
erhalten und dürfte für die restliche<br />
Gemüseproduktion eine 70 %-ige Zertifizierung<br />
erlangen.<br />
GAETAN KEPPENNE, BENOÎT HEENS<br />
Apligeer för<strong>de</strong>rt die Bewässerung von<br />
Gemüsekulturen anhand von diversen<br />
Initiativen. Der Zusammenschluss<br />
baut ungefähr 5.600 Hektar Gemüse<br />
jährlich an (3.300 ha Erbsen, 675<br />
ha Bohnen, 650 ha Spinat, 475 ha<br />
Futtererbsen, 240 ha Möhren, 280<br />
ha Rosenkohl, 60 ha Wirsing, 15 ha<br />
Kerbel, 7 ha Pastinak).<br />
Weitere Informationen<br />
Apligeer, sc<br />
Kontaktperson: Jean-Marc Pirard<br />
20, rue Emile lejeune – 4250 Geer<br />
T. : 019 / 58.84.34<br />
Gemüsezentrum Haspengau, VoE<br />
Kontaktperson: René Bernaerdt<br />
123, rue <strong>de</strong> Huy – 4300 Waremme<br />
T. : 019 / 33.86.93
Dossier<br />
Einmaliges Sortier- und<br />
Verpackungszentrum in <strong>de</strong>r WR<br />
Von <strong>de</strong>r Obstwiese zur Fabrik<br />
Märkte wie Verbraucher erwarten zu<br />
je<strong>de</strong>r Zeit Obst von gleich bleibend hoher<br />
Qualität. J.-P. Morrier hat sich mit an<strong>de</strong>ren<br />
Obstanbauern zusammengeschlossen,<br />
um sich durch ein in Wallonien einzigartiges<br />
Sortierungs- und Verpackungssystem<br />
hervorzuheben.<br />
Aus alter Obstanbaufamilie stammend,<br />
lag es nahe, dass sich Jean-Philippe Morrier<br />
und sein Bru<strong>de</strong>r 1989 dazu entschlossen,<br />
ausschließlich Obst bester Qualität<br />
zu produzieren. Für seinen integrierten<br />
Anbau erhielt <strong>de</strong>r Familienbetrieb bereits<br />
vor 10 Jahren die Zertifizierung, die<br />
sowohl Umwelt- als auch Verbraucherschutz<br />
garantiert. In jenen Tagen wur<strong>de</strong><br />
das Obst noch im Betrieb selber gelagert,<br />
sortiert und abgepackt. Da je<strong>de</strong> Ernte eine<br />
große Menge an Früchten erbrachte, stieg<br />
das Interesse daran, <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>s Sortierens<br />
und Abpackens zu automatisieren<br />
und zu verbessern.<br />
Dank <strong>de</strong>r Investitionshilfen <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region wur<strong>de</strong> gemeinsam mit<br />
zwei weiteren wallonischen Obstbauern<br />
vor zwei Jahren eine neue Kooperative<br />
geschaffen, an <strong>de</strong>r sich außer<strong>de</strong>m die<br />
Gruppe Portier Industries beteiligte, die zu<br />
jener Zeit in Droixhe über ein passen<strong>de</strong>s,<br />
neues Gebäu<strong>de</strong> verfügte: Condifruits.<br />
Herr Morrier empfing uns vor Ort in<br />
Droixhe, um uns in <strong>de</strong>n neuen Anlagen<br />
von Condifruits herumzuführen.<br />
Die ursprünglichen Eisschränke wur<strong>de</strong>n<br />
durch sechs Ultra Low Oxygen-Eisschränke<br />
(ULO) von je 300 Tonnen Fassungsvermögen<br />
ausgewechselt. Durch<br />
präzise Überwachung von Temperatur<br />
und Atmosphäre ist eine lange Lagerungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Früchte garantiert. Um<br />
die Kältekette aufrecht zu erhalten und<br />
die Qualität <strong>de</strong>r Früchte zu gewährleisten,<br />
wird das gesamte Gebäu<strong>de</strong> auf eine Temperatur<br />
von 10°C heruntergefahren.<br />
Keine Phase <strong>de</strong>r Sortierung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m<br />
Zufall überlassen. Im ersten Arbeitsgang<br />
lan<strong>de</strong>n die Früchte in einem bewegten<br />
Wasserbad, in welchem sie zunächst von<br />
Verunreinigungen wie Blättern, Er<strong>de</strong> usw.<br />
befreit und sodann in einem konstanten<br />
Fluss vorwärts geschoben wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Verwendung von Wasser hat unter an<strong>de</strong>rem<br />
<strong>de</strong>n Vorteil, dass schädliche Schockbehandlungen<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Danach<br />
wer<strong>de</strong>n die Früchte über Schaumstoffrollen<br />
weiter beför<strong>de</strong>rt. Hier wer<strong>de</strong>n sie vollends<br />
mit Bürsten gereinigt und getrocknet.<br />
Je<strong>de</strong> Frucht wird außer<strong>de</strong>m elektronisch<br />
erfasst und automatisch nach Gewicht,<br />
Umfang und Farbe bewertet. Die abschließen<strong>de</strong><br />
Kontrolle erfolgt durch das menschliche<br />
Auge, danach wer<strong>de</strong>n die Früchte<br />
sorgfältig verpackt. 550 Tonnen Obst können<br />
so je<strong>de</strong>n Monat kalibriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Bis zum Versand lagern die Kisten in<br />
einem Kühllager. Dieser erfolgt bei Condifruits<br />
innerhalb von 24 Stun<strong>de</strong>n nach<br />
Eintreffen <strong>de</strong>r Pallox-Paletten. Zur Zeit<br />
wird noch per Kühllastwagen ausgeliefert,<br />
einem Transport per Bahn stün<strong>de</strong><br />
allerdings auch nichts im Wege, da das<br />
Betriebsgelän<strong>de</strong> über einen Gleisanschluss<br />
verfügt, <strong>de</strong>r direkt in <strong>de</strong>r Sortierhalle en<strong>de</strong>t.<br />
Den Obstbauern stehen Anlagen und<br />
Gebäu<strong>de</strong> von insgesamt 6000 m 2 zur Verfügung,<br />
die diversen Qualitätsnormen<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
Foto: Profruit<br />
Foto: Profruit<br />
genügen. Die beteiligten Höfe können die<br />
Sortieranlage nicht nur gleichberechtigt<br />
nutzen, son<strong>de</strong>rn behalten dabei auch ihre<br />
volle Freiheit bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s Vertriebes.<br />
Für <strong>de</strong>n Produzenten liegt <strong>de</strong>r Hauptvorteil<br />
von Condifruits in <strong>de</strong>m Potenzial,<br />
das die <strong>de</strong>rzeitigen Anlagen bieten. Es ist<br />
geplant, die Kapazität <strong>de</strong>r Eisschränke, die<br />
<strong>de</strong>r Lagerung dienen, zu vergrößern, eventuell<br />
auch <strong>de</strong>n Verpackungsservice für die<br />
großen Vertriebsunternehmen zu diversifizieren.<br />
Angesichts <strong>de</strong>r Flexibilität <strong>de</strong>r<br />
Anlagen ist auch die Sortierung an<strong>de</strong>rer<br />
Obstsorten als Äpfel und Birnen <strong>de</strong>nkbar.<br />
GUY FOCANT, PROFUIT<br />
Weitere Informationen<br />
Condifruit, filiale du Groupe<br />
Portier Industries<br />
110, sart d’Avette<br />
4400 Flémalle<br />
siège d’exploitation<br />
20, rue du Pré commun<br />
4020 Bressoux<br />
T. : 04 / 340.39.39<br />
F. : 04 / 340.39.31<br />
GSM: 497 / 42.63.68<br />
31
Dossier<br />
Vierzehn Baumzüchter sind für<br />
ein Vermarktungszentrum<br />
300 % <strong>de</strong>s Umsatzes in einem<br />
32<br />
Foto: Hainaut Plants<br />
Im vergangenen Jahr konnte Hainaut<br />
Plants ihren Umsatz verdreifachen. Diese<br />
starke Steigerung ist darauf zurückzuführen,<br />
dass sich die Kooperative auf okulierte<br />
und vere<strong>de</strong>lte Jungbäume in <strong>de</strong>n<br />
Größen 6-8 bis 12-14* spezialisiert hat.<br />
Diese Baumsetzlinge von ausgezeichneter<br />
Qualität sind bei <strong>de</strong>n großen Baumschulen<br />
in Frankreich und Großbritannien,<br />
wo sie umgetopft und später als Bäume<br />
größeren Kalibers vermarktet wer<strong>de</strong>n,<br />
sehr geschätzt.<br />
Die Kooperative Hainaut Plants konzentriert<br />
ihre Tätigkeiten hauptsächlich auf<br />
<strong>de</strong>n Export. Dieser verzeichnet eine <strong>de</strong>utliche<br />
Steigerung, die ihrerseits bestätigt,<br />
dass die Qualität <strong>de</strong>r gelieferten Produkte<br />
effektiv geschätzt wird. Auf Frankreich<br />
entfallen 60 % <strong>de</strong>s Umsatzes. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>s starken englischen Pfun<strong>de</strong>s sind die<br />
belgischen Gartenbauprodukte wirtschaftlich<br />
attraktiv, so dass auch Großbritannien<br />
ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Absatzmarkt<br />
ist. Das Gleiche gilt für Irland, wo ein<br />
umfangreiches Bepflanzungsprogramm<br />
in die Wege geleitet wur<strong>de</strong>.<br />
Die Kooperative Hainaut Plants wur<strong>de</strong><br />
* Umfang <strong>de</strong>s Stammes, gemessen 1 Meter über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n<br />
vor 6 Jahren auf Initiative<br />
mehrerer Baumschulgärtner<br />
<strong>de</strong>r Provinz Hennegau und<br />
dank einer Finanzierung vonseiten<br />
<strong>de</strong>r EU und <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region („Objectif 1<br />
Hainaut“) gegrün<strong>de</strong>t. Diese<br />
junge und dynamische Han<strong>de</strong>lsstruktur<br />
widmet sich<br />
hauptsächlich <strong>de</strong>m Export<br />
Hennegauer Gartenbauprodukte,<br />
ganz nach Art ihrer<br />
bei<strong>de</strong>n technisch-kaufmännischen<br />
Leiter, die sich sehr gut<br />
ergänzen.<br />
An<strong>de</strong>rs als in Flan<strong>de</strong>rn gibt<br />
es in Wallonien nur wenige<br />
große Baumschulen, mit Ausnahme<br />
<strong>de</strong>r Ar<strong>de</strong>nner Baumschulen,<br />
die auf Na<strong>de</strong>lholzbäume<br />
spezialisiert sind. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Vielzahl an Betrieben und ihrer<br />
Verteilung über das gesamte wallonische<br />
Gebiet sind auch die Kräfte und Möglichkeiten<br />
stark verstreut.<br />
Ein Um<strong>de</strong>nken war daher notwendig, um<br />
eine effiziente Zusammenarbeit auf Han<strong>de</strong>lsebene<br />
zu ermöglichen. Die vierzehn<br />
Mitgliedsbetriebe <strong>de</strong>r Kooperative sind<br />
zwar über die gesamte Provinz verteilt,<br />
aber Dreh- und Angelpunkt <strong>de</strong>r Organisation<br />
ist das Gebiet um Lesdain, wo<br />
mehrere Baumschulen dicht beieinan<strong>de</strong>r<br />
liegen. Der Vorteil für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n liegt<br />
auf <strong>de</strong>r Hand: Ein einziger Anruf genügt,<br />
um vierzehn erstklassige Baumschulgärtner<br />
zu erreichen.<br />
Spezialisierung<br />
Die Kooperative hat sich auf die Vermarktung<br />
von Zierstammbäumen und Stammbaumreihen<br />
in <strong>de</strong>n Größen 6-8 bis 12-14*<br />
spezialisiert. Sie vertreibt außer<strong>de</strong>m Obstbäume<br />
verschie<strong>de</strong>ner Formen sowie Exemplare<br />
größeren Kalibers (18/20/25/+) (*)<br />
und Formgehölze (Hainbuche und Eibe).<br />
Dank mehrerer spezialisierter Baumschulgärtner<br />
sowie <strong>de</strong>m vor kurzem gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Zusammenschluss von Produzenten<br />
einjähriger Pflanzen, bietet sie eine umfassen<strong>de</strong><br />
Produktpalette an.<br />
Garantierte Qualität<br />
Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kooperative unterzeichnen<br />
bei ihrem Beitritt eine Qualitätscharta,<br />
die unter an<strong>de</strong>rem Produktionsnormen<br />
über die Höhe <strong>de</strong>r Veredlung und die<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Kronenzweige umfasst. Somit<br />
war die Kooperative Hainaut Plants von<br />
ihrer Gründung an im Stan<strong>de</strong>, eine einheitliche<br />
Produktion zu vermarkten.<br />
Gemeinsam stärker<br />
Die Bün<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>r Kräfte bietet <strong>de</strong>n Mitgliedsbetrieben<br />
weitere Vorteile. So wird<br />
beispielsweise das Anbaumaterial, ob es<br />
sich nun um Bambus-Stützpfähle o<strong>de</strong>r<br />
Veredlungsmaterial han<strong>de</strong>lt, gemeinsam<br />
eingekauft. Der Umsatz <strong>de</strong>r Kooperative<br />
verzeichnete in <strong>de</strong>n jüngsten Jahren<br />
eine <strong>de</strong>utliche Steigerung und zog von<br />
ca. 100.000 Euro in <strong>de</strong>r ersten Saison auf<br />
über 670.000 Euro <strong>de</strong>rzeit an.<br />
Die Erweiterung <strong>de</strong>r angebotenen Produktpalette<br />
und die Anwerbung neuer<br />
Mitglie<strong>de</strong>r zählen zu <strong>de</strong>n Projekten <strong>de</strong>r<br />
Kooperative. Ihr ein<strong>de</strong>utiges Ziel ist es,<br />
die Verkaufszahlen <strong>de</strong>r Produzenten zu<br />
steigern, in<strong>de</strong>m sie als alleiniger Han<strong>de</strong>lspartner<br />
auftritt und die gesamte Palette<br />
an Zierbäumen und –pflanzen anbietet.<br />
In Wallonien arbeitet die Kooperative<br />
Hainaut Plants vor allem im öffentlichen<br />
Sektor, für die Gärtnereien <strong>de</strong>r Städte und<br />
Gemein<strong>de</strong>n sowie für einige Gartenbauunternehmen.<br />
PHILIPPE DELAUNOIS,<br />
DIREKTION ENTWICKLUNG UND BERATUNG<br />
Weitere Infos:<br />
Hainaut Plants, scrl<br />
Pascal van Ceunebroecke und<br />
Dominique Couvreur<br />
30, rue <strong>de</strong> la Sucrerie, 30<br />
7620 Wez-Velvain<br />
T. : 069 / 34.68.96<br />
F. : 069 / 34.68.97<br />
@ : hainaut.plants@skynet.be<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
33<br />
Foto: Marc FASOL<br />
In Ormeignies vertreibt ein<br />
Gehölzpark<br />
Vermehrungsgut in großen Mengen<br />
Das Wallonische Versuchszentrum für<br />
Gartenbau (CEHW), das von <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region und <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Union finanziert wird, führt auf Anfrage<br />
von Fachleuten <strong>de</strong>s Sektors Aktionen zur<br />
Weiterentwicklung, zu Dienstleistungen<br />
und Beratungsarbeit durch.<br />
Le Myrobolan <strong>de</strong> Lesdain<br />
1991 hat die Wallonische Region die<br />
Gründung eines Parks für Mutterpflanzen<br />
unterstützt. Diese sind dazu gedacht,<br />
<strong>de</strong>n wallonischen Baumschulen Vermehrungsgut<br />
zu liefern, das von <strong>de</strong>n Sorten<br />
(Guaranteed I<strong>de</strong>ntity) und <strong>de</strong>m Pflanzenschutz<br />
her (Virus Free) zertifiziert ist.<br />
In diesem Park herrscht heute eine rege Entwicklung.<br />
Die Produktion steigt jährlich und<br />
kommt einer stets steigen<strong>de</strong>n Nachfrage<br />
entgegen. Im Jahr 2003 sind an die 50.000<br />
Stecklinge, 10.000 Ableger und 50.000 E<strong>de</strong>lreiser<br />
/E<strong>de</strong>laugen vermarktet wor<strong>de</strong>n.<br />
Diese Produkte sind in erster Linie für die<br />
Mitglie<strong>de</strong>r gedacht. Überschüsse wer<strong>de</strong>n<br />
in mehrere Regionen Europas exportiert<br />
u.a. nach Flan<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />
Frankreich, Italien und Dänemark. Die<br />
Qualität von Jungpflanzen und vor allem<br />
die gesteigerte Robustheit <strong>de</strong>s virusfreien<br />
Materials sind Argumente, auf die die<br />
Baumschulen äußerst sensibel reagieren.<br />
Oftmals genügt ein Besuch <strong>de</strong>r Parzellen,<br />
um sie davon zu überzeugen, sich im<br />
Gehölzpark mit Material einzu<strong>de</strong>cken.<br />
Die Mitglie<strong>de</strong>r wählen die zu pflanzen<strong>de</strong>n<br />
Sorten aus. Derzeit sind die wesentlichen<br />
Frucht- und Ziersorten Malus, Pyrus,<br />
Prunus, darunter <strong>de</strong>r berühmte Prunus c.<br />
„Myrobolan <strong>de</strong> Lesdain“, eine regionale<br />
Auswahl einer Veredlungsunterlage, die<br />
<strong>de</strong>m Gehölzpark seinen Namen gegeben<br />
hat, sowie insbeson<strong>de</strong>re Acer, Tilia, Betula<br />
zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Auf Anfrage <strong>de</strong>r Abteilung Biologische<br />
Bekämpfung und Phytogenetische Ressourcen<br />
<strong>de</strong>s Zentrums für Agrarforschung<br />
in Gembloux wer<strong>de</strong>n die Obstsorten<br />
(fruchtgenetische Ressourcen), die die<br />
Station für <strong>de</strong>n Anbau empfiehlt, <strong>de</strong>r<br />
für Liebhaber gedacht ist, <strong>de</strong>mnächst in<br />
Ormeignies produziert. PH. D.<br />
Sie möchten das Abenteuer<br />
wagen,<br />
Wallonisches Versuchszentrum<br />
für Gartenbau, CEHW<br />
Kontaktperson: Françoise Faux<br />
o<strong>de</strong>r Christophe Marginet,<br />
14, chemin <strong>de</strong>s Serres<br />
7802 Ormeignies (Ath)<br />
T. : 068 / 28.11.60<br />
F. : 068 / 84.30.33<br />
@ : cehw@cehw.be<br />
Site internet : www.walhorti.com<br />
Der Leitfa<strong>de</strong>n für Beihilfe<br />
bei Nie<strong>de</strong>rlassung<br />
2001 hat die Wallonische Region dank<br />
einer europäischen Mitfinanzierung<br />
über <strong>de</strong>n Fonds Phasing out <strong>de</strong>s Ziels<br />
1 Hennegau die Schaffung einer Gruppe<br />
zur Unterstützung bei Nie<strong>de</strong>rlassung<br />
im Zierpflanzenanbau genehmigt. Ihre<br />
Aufgabe besteht in <strong>de</strong>r administrativen,<br />
technischen, logistischen und kommerziellen<br />
Beratung künftiger Unternehmer.<br />
Mit diesem Ziel vor Augen verbreitet<br />
das CEHW seit kurzem einen Leitfa<strong>de</strong>n<br />
zur Beihilfe bei Nie<strong>de</strong>rlassung bzw.<br />
Betriebserweiterung im Zierpflanzenanbau.<br />
Der Leitfa<strong>de</strong>n geht kurz auf zu treffen<strong>de</strong><br />
Maßnahmen, Fragen, die man sich stellen<br />
sollte, zu tätigen<strong>de</strong> Formbedingungen,<br />
mögliche Beihilfen sowie klare,<br />
präzise und individuell angepasste<br />
Buchführungstabellen ein, die dazu beitragen,<br />
einen konkreten Produktionsplan<br />
und einen realistischen Finanzplan<br />
zu erstellen. Für die Ausarbeitung<br />
eines Betriebsplans wird ebenfalls ein<br />
zu befolgen<strong>de</strong>r Weg angegeben.<br />
Dieser Leitfa<strong>de</strong>n bietet <strong>de</strong>m zukünftigen<br />
Produzenten die Möglichkeit, ein<br />
vollständiges Dossier zu erstellen, das<br />
er <strong>de</strong>n unterschiedlichen Geldgebern<br />
(Banken, Investmentgesellschaften,<br />
Wallonische Region, usw.) vorstellen<br />
kann und das Aufschluss über all’ seine<br />
Fähigkeiten gibt.<br />
Das CEHW kann beim Aufstellen dieses<br />
Dossiers helfen, was <strong>de</strong>r Annahme<br />
<strong>de</strong>s Projekts vonseiten <strong>de</strong>r Banken nur<br />
zuträglich sein kann.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Dossier<br />
34<br />
Jean-Paul Cornette ließ sich 1970 in Hainin<br />
nie<strong>de</strong>r. Auf einer Gesamtfläche von<br />
30 Ar begann er mit <strong>de</strong>r Aufzucht von<br />
Chrysanthemen (großblütigen Sorten<br />
und Töpfen) sowie einjährigen Pflanzen<br />
(Geranien, Tagetes usw.). Zum Gelän<strong>de</strong><br />
gehört auch ein Gewächshaus von 100 m 2 .<br />
Bis zum Beginn <strong>de</strong>r achtziger Jahre bil<strong>de</strong>te<br />
<strong>de</strong>r Verkauf von Zierpflanzen auf<br />
Märkten die hauptsächliche Einnahmequelle.<br />
Wachsen<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzulauf und<br />
gestiegene Nachfrage erfor<strong>de</strong>rten dann<br />
allerdings eine Erweiterung <strong>de</strong>r Palette<br />
angebotener Sorten. Der Verkauf auf<br />
<strong>de</strong>n Märkten wur<strong>de</strong> daher eingestellt.<br />
Statt<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n neue Investitionen<br />
getätigt mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r<br />
Nachfrage entsprechend zu erweitern.<br />
So wur<strong>de</strong> zunächst ein Glasgewächshaus<br />
von 270 m 2 errichtet, es folgte ein<br />
Glasgewächshaus vom Typ große Kapelle<br />
von 500 m 2 und schließlich ein Folien-<br />
Gewächshaus von 600 m 2 .<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Pépinière JP Cornette<br />
3, rue Notre-Dame – 7350 Hainin<br />
T. : 065 / 65.43.77<br />
F. : 065 / 65.14.34<br />
Foto: Ph. DELAUNOIS<br />
Foto: Ph. DELAUNOIS<br />
In Hainin baut eine Baumschule ihre<br />
Tätigkeiten aus,<br />
dabei verfolgt sie die Ten<strong>de</strong>nzen<br />
sehr genau<br />
Zurzeit erstreckt sich die gesamte Anlage<br />
<strong>de</strong>r Gärtnerei und Baumschule über<br />
1,4 ha, davon sind 14 Ar unter Glas und<br />
Folie, 75 Ar Freiland und 50 Ar mit Planen<br />
geschützte Beete für <strong>de</strong>n Anbau in<br />
Pflanzcontainern.<br />
Aktivitäten:<br />
Produktion von Pflanzen entsprechend<br />
<strong>de</strong>r Nachfrage <strong>de</strong>r lokalen<br />
Kundschaft (pro Jahr):<br />
– einjährige Pflanzen: 54,9 %<br />
– Geranien: 27,5 %<br />
– Pompon-Chrysanthemen : 3,3 %<br />
– großköpfige Pflanzen 1,1 %<br />
– Produktion von Koniferen für<br />
Hecken 11 %. Diese hat dazu beigetragen,<br />
<strong>de</strong>n Ruf als Baumschule zu<br />
begrün<strong>de</strong>n.<br />
– Ankauf von blühen<strong>de</strong>n Gehölzen<br />
und ihre Aufzucht in Containern:<br />
2,2 %<br />
Ankauf und Wie<strong>de</strong>rverkauf von Zierbäumen,<br />
-sträuchern und Stau<strong>de</strong>n.<br />
Der Umfang dieses letzten Standbeines<br />
nimmt von Jahr zu Jahr zu. Es stellt<br />
heute ca. 70 % aller verkauften Pflanzen<br />
dar. Um eine anspruchsvoller gewor<strong>de</strong>ne<br />
Kundschaft zu befriedigen, muss zu<strong>de</strong>m<br />
eine immer größere und neuartige Vielfalt<br />
von Pflanzen angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Daher ist es unverzichtbar, die Entwicklung<br />
auf diesem Sektor aufmerksam<br />
zu verfolgen und zu<strong>de</strong>m ständig<br />
nach neuen Sorten und Züchtungen zu<br />
suchen, die auf <strong>de</strong>m europäischen Markt<br />
verfügbar sind.<br />
Der Betrieb beschäftigt drei Personen in<br />
Vollzeit und eine weitere auf <strong>de</strong>r Basis<br />
von Teilzeitarbeit. Es ist beabsichtigt,<br />
die Verkaufsstelle zu verlegen und damit<br />
die Schaffung einer Verkaufsfläche zu<br />
ermöglichen, die auf die größtmögliche<br />
Vielfalt an Gärtnereipflanzen und<br />
Gehölzen spezialisiert ist.<br />
Auf die Frage, mit welchen Schwierigkeiten<br />
er eventuell kämpfen muss, nennt<br />
<strong>de</strong>r Inhaber <strong>de</strong>r Gärtnerei und Baumschule<br />
das immer mehr verbreitete Vorgehen<br />
<strong>de</strong>r großen Verbrauchermärkte,<br />
Zierpflanzen als Lockprodukte einzusetzen,<br />
sowie <strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n Konkurrenzdruck<br />
durch Privatanbieter, die<br />
nicht immer vom Fach sind, und <strong>de</strong>n<br />
immer noch mangeln<strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>s<br />
Berufsstan<strong>de</strong>s.<br />
Welche Erwartungen setzt er in die<br />
zuständigen Behör<strong>de</strong>n? Außer <strong>de</strong>n Ratschlägen<br />
seitens <strong>de</strong>r Beratungsdienste,<br />
die er in die Praxis umsetzt, sähe <strong>de</strong>r<br />
Unternehmer es gerne, wenn Maßnahmen<br />
entwickelt wür<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Anbietermarkt<br />
zu ordnen o<strong>de</strong>r sogar entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Ten<strong>de</strong>nzen wie oben genannt,<br />
entgegen zu wirken. Wünschenswert<br />
wäre auch eine Hervorhebung <strong>de</strong>r Zierpflanzen,<br />
wie es bei <strong>de</strong>n holländischen<br />
Produzenten üblich ist.<br />
Seiner Ansicht nach wer<strong>de</strong>n Beratungsstellen<br />
zur Bekämpfung von Krankheiten<br />
o<strong>de</strong>r Schädlingen im Sektor Zierpflanzen<br />
immer wichtiger. Dasselbe gilt auch für<br />
<strong>de</strong>n Informationsstand hinsichtlich neuer<br />
Genehmigungen o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>ren Rücknahme<br />
in Bezug auf Pflanzenschutzmittel<br />
in diesem Bereich, <strong>de</strong>r immer auf <strong>de</strong>m<br />
neuesten Stand sein sollte.<br />
PH.D<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Von <strong>de</strong>n Märkten<br />
zum KMU, rasche<br />
Entwicklung<br />
innerhalb von<br />
15 Jahren<br />
Foto: Ph. DELAUNOIS<br />
Technologie, Automatisierung<br />
und Management<br />
Daniel Deprez und seine Frau starteten<br />
ihre Berufslaufbahn mit Gemüseanbau,<br />
genauer gesagt mit <strong>de</strong>m Verkauf<br />
von pikierfähigen Gemüsepflänzchen an<br />
Privatkun<strong>de</strong>n. Angesichts <strong>de</strong>r geringen<br />
Gewinnspannen, die dieser Betriebszweig<br />
abwarf, beschlossen sie 1989, parallel<br />
dazu mit <strong>de</strong>r Zucht einjähriger Blumen<br />
zu beginnen. Etwa zur selben Zeit errichteten<br />
sie einen ersten Folientunnel mit<br />
einer Fläche von 8m x 60m. Die folgen<strong>de</strong>n<br />
Umsatzsteigerungen veranlassten sie, diese<br />
einträglichere Aktivität weiter auszubauen.<br />
Dennoch beliefern sie bis Anfang 1998<br />
weiterhin vor allem Privatkun<strong>de</strong>n. In<br />
<strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n Jahren aber nehmen<br />
Kapazität und technische Möglichkeiten<br />
zu und steigern so ständig <strong>de</strong>n<br />
Produktionsumfang. Das Ehepaar Deprez<br />
beschließt, ihre Produktionsanlagen<br />
soweit zu perfektionieren, dass sie in<br />
Zukunft ausschließlich Fachhändler beliefern<br />
und zum Teil auf <strong>de</strong>r Grundlage vorher<br />
abgeschlossener Han<strong>de</strong>lsvereinbarungen<br />
arbeiten können.<br />
1999 wer<strong>de</strong>n daher große Investitionen<br />
getätigt (Traktor, LKW, Umtopfanlage<br />
und Folien-Gewächshaus von 30 Ar). Die<br />
Anstrengungen für eine betriebsumfassen<strong>de</strong><br />
Innovation wer<strong>de</strong>n im Jahr 2000<br />
mit <strong>de</strong>m Erwerb eines Pikierroboters<br />
fortgesetzt.<br />
Im Jahr 2003, stets mit <strong>de</strong>m Ziel einer<br />
weiteren Optimierung <strong>de</strong>r Produktionsanlage<br />
vor Augen, wird das Fertigungsband<br />
mit einer Befüllanlage vervollständigt,<br />
die in einem Arbeitsgang 24 Töpfe<br />
pro Partie einsetzt. Für dieses Jahr ist vorgesehen,<br />
ein neues Folien-Halbcabriolet-<br />
Gewächshaus von 40 Ar einzurichten.<br />
Derzeit erstreckt sich <strong>de</strong>r Betrieb über<br />
ca. 6 Ha. 5 Ar Freiland sind für die Zucht<br />
von Pompon-Chrysanthemen bestimmt,<br />
1 Ha besteht aus Tunnel-Gewächshäusern.<br />
Für die nahe Zukunft ist geplant, die<br />
Oberfläche unter Schutz zu vergrößern.<br />
Der Betrieb beschäftigt jetzt acht Personen<br />
Vollzeit und sechs bis sieben Saisonarbeiter.<br />
Im Jahr 2003 betrug die<br />
Produktion ca. 1.230.000 Pflanzen; dazu<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
Foto: Ph. DELAUNOIS<br />
kommen Ankauf/Verkauf von ca. 400.000<br />
Gemüsepflanzen und 30.000 Tomatenpflanzen<br />
zum Pikieren. Die Empfänger<br />
<strong>de</strong>r Produktion verteilen sich folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />
Export (25%), Gärtnereien<br />
(20%), Grossisten und Wie<strong>de</strong>rverkäufer<br />
(45%), Blumengeschäfte (10%).<br />
Die Optimierung aller Aktivitäten sichert<br />
eine rationelle Nutzung <strong>de</strong>r Kulturflächen<br />
und die ganzjährige Beschäftigung<br />
von qualifizierten und motivierten Mitarbeitern:<br />
Januar-März: Primeln<br />
März-April: Stiefmütterchen<br />
April-Juni: Geranien, einjährige Pflanzen,<br />
bepflanzte Hängeampeln<br />
Juli-August: Stau<strong>de</strong>n im Topf<br />
September-Oktober: Chrysanthemen<br />
November: Pikieren <strong>de</strong>r Frühlings-<br />
Stiefmütterchen und Umsetzen <strong>de</strong>r<br />
Stiefmütterchen<br />
Dezember: Blumenarrangements für<br />
Weihnachten, damit die ständigen Mitarbeiter<br />
das ganze Jahr über Vollzeit<br />
beschäftigt wer<strong>de</strong>n können.<br />
So wie er die Notwendigkeiten und Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Verbesserung für <strong>de</strong>n Sektor<br />
einschätzt, wünscht sich dieser Gärtnereibesitzer<br />
mehr Unterstützung von<br />
<strong>de</strong>n zuständigen Behör<strong>de</strong>n. Er wäre froh<br />
über bessere Trendprognosen und stärkere<br />
Bemühungen, neue Marktnischen zu<br />
ent<strong>de</strong>cken. Es ist von ausschlaggeben<strong>de</strong>r<br />
Wichtigkeit, innovative I<strong>de</strong>en zu entwickeln<br />
und dort zu ermutigen, wo Verbesserungen<br />
und Investitionen zu konkreten<br />
Ergebnissen o<strong>de</strong>r einer Stabilisierung von<br />
neuen Produktionszweigen führen.<br />
PH.D<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Daniel Deprez-Darmont<br />
Horticulteur-producteur<br />
49, rue <strong>de</strong> la Vallée<br />
5060 Sambreville<br />
T. : 071/ 74.29.64<br />
F. : 071/ 77.02.10
Die Obstsorten <strong>de</strong>s<br />
Zentrums für<br />
36<br />
Das Phänomen alter Obstsorten,<br />
die rasch verschwin<strong>de</strong>n,<br />
kann als äußerst Besorgnis<br />
erregend betrachtet wer<strong>de</strong>n. Glücklicherweise konnte<br />
nun zugunsten <strong>de</strong>r Obstbäume noch rechtzeitig eine<br />
umfangreiche Aktion zur Rettung eines Erbes gestartet<br />
wer<strong>de</strong>n, das sowohl von historischem und kulturellem als<br />
auch wissenschaftlichem Wert ist.<br />
In <strong>de</strong>n alten Obstwiesen Walloniens fand<br />
man eine große Vielfalt an Obstsorten, zu<br />
<strong>de</strong>ren bekanntesten Apfelsorten <strong>de</strong>r Rote<br />
Stern, die Französische Renette, <strong>de</strong>r Court-<br />
Pendu sowie die verschie<strong>de</strong>nen Belle-Fleur-<br />
Sorten gehörten. Diese alten und zugleich<br />
renommierten Sorten bil<strong>de</strong>n lediglich die<br />
Spitze <strong>de</strong>s Eisbergs, verglichen mit <strong>de</strong>r<br />
übergroßen Vielfalt an Obstsorten, die es<br />
früher auf <strong>de</strong>m Land gab. Es ist nicht son<strong>de</strong>rlich<br />
bekannt, aber Belgien hat im Laufe<br />
<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts über elf hun<strong>de</strong>rt Birnensorten<br />
hervorgebracht. Was ist aus diesen<br />
Sorten gewor<strong>de</strong>n? Gibt es sie noch?<br />
Untersuchungen <strong>de</strong>r Abteilung Biologische<br />
Bekämpfung und Phytogenetische Ressourcen<br />
am Wallonischen Zentrum für Agrarforschung<br />
haben die große Vielfalt belgischer<br />
und wallonischer Obstsorten vorgeführt.<br />
Die Obstsorten belgischer Herkunft hat<br />
man vor allem als Erbe von historischem<br />
und kulturellem Wert betrachtet, aber<br />
auch als ein Schatz wi<strong>de</strong>rstandsfähiger<br />
Pflanzen von großer genetischer Vielfalt,<br />
die sich unseren Regionen angepasst<br />
haben, egal ob es sich dabei um lokale,<br />
bäuerliche o<strong>de</strong>r gezüchtete Sorten han<strong>de</strong>lt.<br />
Ein lebendiges Erbe von<br />
historischem, kulturellem und<br />
wissenschaftlichem Wert<br />
Das Obst, das heutzutage auf <strong>de</strong>m Markt<br />
zu fin<strong>de</strong>n ist, entspricht <strong>de</strong>m, was <strong>de</strong>r<br />
Konsument dort vorfin<strong>de</strong>n möchte. Künftig<br />
könnte sich <strong>de</strong>r Geschmack <strong>de</strong>s Verbrauchers<br />
jedoch än<strong>de</strong>rn. Aus diesem<br />
Grund ist es wichtig, eine große Vielfalt an<br />
Obstsorten zu erhalten. Der zweite Grund:<br />
von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit vermarkteten Apfelsorten<br />
haben über 75 % die Eigenschaften <strong>de</strong>r<br />
Sorte Gol<strong>de</strong>n Delicious in ihrem Erbgut.<br />
Dies ist unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Fall für Jonagold,<br />
Elstar, u.a. Die genetischen Grundlagen<br />
marktgängiger Sorten müssen daher<br />
Agrarforschung<br />
diversifiziert wer<strong>de</strong>n. Künftigen Risiken<br />
kann nur durch Erhaltung und Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Sortenvielfalt vorgebeugt wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach einer langwierigen Bewertungs- und<br />
Vermehrungsarbeit, sind Obstsorten entwickelt<br />
wor<strong>de</strong>n, die sich für die Verarbeitung<br />
eignen (u.a. Stassen, Nestlé, Aldia, die<br />
Brennerei Distillerie <strong>de</strong> Biercée, die Brauerei<br />
Les 4 Pavés, usw.). Man hat Versuche bei<br />
professionellen Baumzüchtern durchgeführt<br />
und siebzehn alte Obstsorten fruchtgenetischer<br />
Ressourcen wie<strong>de</strong>reingeführt,<br />
die für <strong>de</strong>n Privatanbau interessant sind.<br />
Geographische Streuung<br />
Seit drei Jahren versucht die Abteilung<br />
mit <strong>de</strong>n ihr verfügbaren Mitteln mehrere<br />
Projekte zur Restaurierung und Bepflanzung<br />
von Obstgärten mit Hochstammsorten<br />
zu entwickeln, hauptsächlich in<br />
Zusammenarbeit mit diversen Vereinigungen,<br />
Gemein<strong>de</strong>verwaltungen, Provinzialbehör<strong>de</strong>n<br />
usw.<br />
Auf lange Dauer und je nach <strong>de</strong>n verfügbaren<br />
Mitteln besteht das Ziel darin, für<br />
die gesamte Wallonische Region ein strukturiertes<br />
Netz von Erhaltungsobstwiesen<br />
zu koordinieren, wo lokale Obstsorten<br />
gepflanzt wer<strong>de</strong>n. Diese Vorgehensweise<br />
vor Ort ermöglicht die geographische<br />
Streuung <strong>de</strong>r Sammlungen. Diese Obstwiesen<br />
können auch dazu beitragen, neue<br />
Absatzmärkte für die Landwirte (agrarökologische<br />
Maßnahmen) zu erschließen<br />
und als dynamische und pädagogische<br />
Instrumente für die Öffentlichkeit dienen.<br />
Dank dieses Netzes können sehr seltene<br />
und bedrohte Obstsorten auf mehrere<br />
Orte verteilt und so besser für die kommen<strong>de</strong>n<br />
Generationen erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
MARC LATEUR, BRUNO LEFRANCQ,<br />
ISABELLE VILLETTE, LAURENT DELPIERRE<br />
UND PASCAL DUPONT, CRA-W<br />
Die Abteilung Biologische<br />
Bekämpfung & Phytogenetische<br />
Ressourcen <strong>de</strong>s Wallonischen<br />
Zentrums für Agrarforschung<br />
verfolgt seit 1975 ein umfassen<strong>de</strong>s<br />
Forschungsprogramm zur<br />
Erhaltung, Bewertung und<br />
Wie<strong>de</strong>reinführung von<br />
Obstbaumsorten, die früher in<br />
unseren Gegen<strong>de</strong>n gezüchtet<br />
wur<strong>de</strong>n. Die Sammlung<br />
fruchtgenetischer Ressourcen <strong>de</strong>s<br />
CRA-W ist <strong>de</strong>rzeit eine <strong>de</strong>r größten<br />
Europas und zählt zur Zeit ca.<br />
2.850 Einträge, darunter 1.450<br />
Apfelbäume, 932 Birnbäume, 339<br />
Pflaumenbäume, 65 Kirschbäume<br />
und 40 Pfirsichbäume.<br />
Das Wallonische Zentrum für<br />
Agrarforschung verkauft keine<br />
Obstbäume. Die verteilten Sorten<br />
wer<strong>de</strong>n vermehrt und nach<strong>de</strong>m<br />
ein Vertrag mit <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />
Abteilung <strong>de</strong>s Wallonischen Zentrums<br />
für Agrarforschung abgeschlossen<br />
wor<strong>de</strong>n ist, von professionellen<br />
Baumschulen zum Verkauf angeboten.<br />
Diese Abteilung verteilt jedoch selbst<br />
Dokumentation zu <strong>de</strong>n empfohlenen<br />
Sorten, d.h. eine Sammlung von<br />
Merkblättern, die <strong>de</strong>n Einkäufern als<br />
Entscheidungshilfe bei <strong>de</strong>r Wahl, je<br />
nach Eigenschaften <strong>de</strong>r Obstsorten<br />
sowie Baumschulen und Obstgärtnern<br />
als Referenz bei <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />
ihrer gezüchteten Obstsorten dient.<br />
Fotoreihe Obst fruchtgenetischer<br />
Ressourcen, mit Folie überzogene<br />
Fotos von Obst fruchtgenetischer<br />
Ressourcen, Format 31x22 cm.<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Wallonisches Zentrum<br />
für Agrarforschung<br />
Abteilung Biologische Bekämpfung<br />
& Phytogenetische Ressourcen<br />
T. : 081 / 62.03.14<br />
F. : 081 / 62.03.49<br />
@ : lateur@cra.wallonie.be<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Obst- und Gartenbau<br />
Neuorganisierung<br />
Dossier<br />
<strong>de</strong>r Verkaufsför<strong>de</strong>rung<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres 2003 wur<strong>de</strong>n<br />
auf Initiative <strong>de</strong>s Ministers<br />
<strong>de</strong>r Landwirtschaft und <strong>de</strong>r Ländlichen<br />
Angelegenheiten in <strong>de</strong>r<br />
Politik zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
und <strong>de</strong>s Gartenbaus<br />
in <strong>de</strong>r Wallonischen Region neue<br />
Akzente gesetzt. Seit <strong>de</strong>m 1.<br />
März 2003 ersetzt die Apaq-W<br />
das vorherige ORPAH. Die Wallonische<br />
Agentur für die För<strong>de</strong>rung<br />
von Qualitätslandwirtschaft<br />
(Agence <strong>wallonne</strong> pour la Promotion<br />
d’une agriculture <strong>de</strong> qualité)<br />
ist eine halbregionale Institution,<br />
die direkt <strong>de</strong>m Landwirtschaftsminister<br />
untersteht.<br />
Foto: P. PEETERS<br />
37<br />
Die Apaq-W hat zwei Aufgaben: In <strong>de</strong>r<br />
breiten Öffentlichkeit soll einerseits das<br />
Image von Landwirtschaft und Gartenbau<br />
aufgewertet wer<strong>de</strong>n. Des Weiteren steht<br />
die För<strong>de</strong>rung einer differenzierten Produktqualität<br />
durch die Schaffung eines<br />
kollektiven Qualitätssiegels als Qualitätskennzeichnung<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund (für die<br />
Produkte, die aus <strong>de</strong>r wallonischen Landwirtschaft<br />
und <strong>de</strong>m dortigen Gartenbau<br />
stammen).<br />
In diesem Rahmen wur<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>r Lenkungsausschuss<br />
und das Komitee <strong>de</strong>r kollektiven<br />
Qualitätskennzeichnung Apaq-W<br />
geschaffen. Der Lenkungsausschuss hat die<br />
Aufgabe, einen mehrjährigen Entwicklungsplan<br />
auf Basis <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Produktionsräten<br />
erarbeiteten sektorenbezogenen Zielsetzungen<br />
zu erstellen. Das Komitee <strong>de</strong>r kollektiven<br />
Qualitätskennzeichnung hat die Aufgabe,<br />
sich mit <strong>de</strong>m kollektiven Qualitätssiegel<br />
und allen seinen kommerziellen und<br />
Absatz för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Aspekten zu befassen.<br />
Als kollektives Qualitätskennzeichen ließ<br />
die wallonische Regierung die Markenbezeichnung<br />
Eqwalis eintragen. Diese kann<br />
allen Produkten von herausragen<strong>de</strong>r Qualität<br />
verliehen wer<strong>de</strong>n, sofern sie einem<br />
zuvor erstellten Leistungsverzeichnis entsprechen.<br />
Langfristig sollen möglichst<br />
viele wallonische Produkte mit hervorragen<strong>de</strong>r<br />
Qualität diese Marke und damit<br />
das Qualitätssiegel erhalten. Auch im Gartenbau<br />
könnte verschie<strong>de</strong>nen Produktionen<br />
im Lauf <strong>de</strong>r Zeit die Marke Eqwalis<br />
verliehen wer<strong>de</strong>n, so etwa <strong>de</strong>m Kernobst,<br />
gewissen Anbauverfahren für Gemüse,<br />
Erdbeeren und Weihnachtsbäumen.<br />
Aufgaben und Umfang <strong>de</strong>r Produktionsräte<br />
sind ebenfalls festgelegt. Für <strong>de</strong>n<br />
Gartenbau wur<strong>de</strong>n zwei Produktionsräte<br />
geschaffen: <strong>de</strong>r erste befasst sich mit Gartenbauerzeugnissen<br />
(Obst und Gemüse),<br />
<strong>de</strong>r zweite mit Zierpflanzen (Baumschulen,<br />
Anpflanzungen von Weihnachtsbäumen,<br />
Blumen usw.). Nach erfolgter<br />
Genehmigung durch <strong>de</strong>n Minister <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft und <strong>de</strong>r Ländlichen Angelegenheiten<br />
haben die jeweiligen Produktionszweige<br />
<strong>de</strong>n Auftrag, alle Aktivitäten<br />
zu entwickeln, die im Zusammenhang mit<br />
Produktion, Weiterbehandlung und Ver-<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
teilung ihrer Produkte stehen. Den Produktionszweigen<br />
liegt eine permanente<br />
Verwaltungsstruktur zugrun<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re<br />
ein Sekretariat, <strong>de</strong>ssen Größe im Verhältnis<br />
zum Umfang <strong>de</strong>r Aktivitäten steht.<br />
Die Produktionsräte bestehen aus min<strong>de</strong>stens<br />
zwei Vertretern <strong>de</strong>r Produzenten, zwei<br />
Vertretern <strong>de</strong>r Weiterbehandlung, zwei<br />
Vertretern <strong>de</strong>s Verteilersystems, zwei Vertretern<br />
<strong>de</strong>r Verbraucher und zwei Fachleuten<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Produktionszweiges.<br />
Vorschläge über die Zusammensetzung<br />
und die Organisation <strong>de</strong>r Produktionszweige<br />
liegen <strong>de</strong>m Minister bereits vor.<br />
Durch die Einrichtung <strong>de</strong>r Apaq-W<br />
hofft <strong>de</strong>r Landwirtschaftsminister, <strong>de</strong>m<br />
Können <strong>de</strong>r wallonischen Produzenten<br />
und <strong>de</strong>r Qualität ihrer Produkte neuen<br />
Schwung zu verleihen und diese besser<br />
bekannt zu machen.<br />
ISABELLE TASIAUX, APAQ-W<br />
Weitere Informationen:<br />
Apaq-W<br />
Agence <strong>wallonne</strong> pour la Promotion<br />
d’une agriculture <strong>de</strong> qualité<br />
2, rue Burniaux – 5100 Jambes<br />
T. : 081 / 33.17.00 – F. : 081 / 30.54.37
Erosion und Schlamm<br />
Ländlicher<br />
Raum<br />
Informieren<br />
38<br />
Die Direktion Flurbereinigung und Arbeiten <strong>de</strong>r Division<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Ländlichen Raumes wird zunehmend mehr<br />
auf die Folgen starker Regenfälle in ländlichen Gebieten<br />
angesprochen. Diese intensiven Regenfälle hängen (so<br />
scheint es) mit <strong>de</strong>n Klimaverän<strong>de</strong>rungen zusammen und<br />
verursachen immer häufiger Wasser- und Schlammströme.<br />
Früher waren diese Phänomene außergewöhnlich. Heute<br />
sind sie viel häufiger.<br />
Schä<strong>de</strong>n treten immer häufiger<br />
infolge von starken<br />
Regenfällen auf. Es war also<br />
angemessen, für ein beliebiges<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet die<br />
Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wasserzirkulation<br />
an <strong>de</strong>r Erdoberfläche<br />
und in <strong>de</strong>n Tälern zu analysieren,<br />
um <strong>de</strong>n Landwirten<br />
eine Diagnose zu erstellen,<br />
die ihnen die Möglichkeit<br />
bietet, ihre Anbautechniken<br />
für die betreffen<strong>de</strong>n Parzellen<br />
anzupassen.<br />
Diese auf ein kommunales<br />
Territorium angewandte<br />
Metho<strong>de</strong> bietet die Möglichkeit,<br />
Risikogebiete zu <strong>de</strong>finieren<br />
und zu kennzeichnen,<br />
auf <strong>de</strong>nen die Kommunalverwalter<br />
bei Gestaltungsvorhaben<br />
eine Wahl zu treffen haben.<br />
Um <strong>de</strong>m Wunsch <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n zu entsprechen,<br />
muss man für Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiete<br />
eine Typologie und Rangordnung<br />
<strong>de</strong>r Gestaltungsvorschläge aufstellen,<br />
die es möglich machen, auf als Problem-<br />
Standorte gekennzeichneten Standorte<br />
Überschwemmungen und Schlammströme<br />
(die auf Überlandabfluss und<br />
Erosion folgen) zu reduzieren.<br />
Eine von <strong>de</strong>r Fakultät <strong>de</strong>r Universität<br />
<strong>de</strong>r Agrarwissenschaften Gembloux in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Agrarregionen durchgeführte<br />
Studie hat es möglich gemacht,<br />
allgemeine Maßnahmen festzulegen, um<br />
die mit <strong>de</strong>r Erosion verbun<strong>de</strong>nen Risiken<br />
für die von <strong>de</strong>r Flurbereinigung betroffenen<br />
Gebiete zu bestimmen. Ein Leitfa<strong>de</strong>n<br />
mit Vorschlägen zur maßstabsgerechten<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rschlagsgebietes,<br />
für <strong>de</strong>n man bestehen<strong>de</strong> technische<br />
Fachliteratur zu Rate gezogen hat,<br />
macht es möglich, die Durchführbarkeit<br />
verschie<strong>de</strong>ner Lösungen in <strong>de</strong>r Wallonischen<br />
Region und in ihrem ländlichen<br />
Umfeld zu bestimmen. Der Urheber <strong>de</strong>s<br />
Projekts wird die Methodik von gemachten<br />
Erfahrungen ausgehend und in enger<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Verwaltung<br />
<strong>de</strong>r wallonischen Landwirtschaft, in<br />
Verfahren umsetzen.<br />
Für die Gemein<strong>de</strong>n und Landwirte Walloniens<br />
ist ab jetzt ein Heft erhältlich, das<br />
die Problemstellung bei Überlandabfluss<br />
und Schlammströmen untersucht. Es ist<br />
von <strong>de</strong>r Einheit Wasserkun<strong>de</strong> und Agrarwasserbau<br />
<strong>de</strong>r Fakultät <strong>de</strong>r Universität<br />
<strong>de</strong>r Agrarwissenschaften in Gembloux<br />
verfasst wor<strong>de</strong>n.<br />
Große Schä<strong>de</strong>n sind auf be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Wasserströme (Überlandabfluss) sowie<br />
Schlammströme zurückzuführen, die<br />
sowohl die Er<strong>de</strong>, die Wohnungen als<br />
auch das Straßen- und Wegenetz und die<br />
Infrastrukturen beschädigen können.<br />
Diese Ströme entstehen praktisch immer<br />
in einem „kleinen Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet“.<br />
Es ist also wichtig, bei jeglicher Gestal-<br />
tung eines Nie<strong>de</strong>rschlagsgebietes das<br />
Risiko zuvor festzulegen. Dieses Risiko<br />
ist in Bezug auf Schä<strong>de</strong>n kennzeichnend<br />
für das Ausmaß potentieller o<strong>de</strong>r aktueller<br />
Auswirkungen eines Ereignisses, das<br />
sich auf einem Standort zutragen kann.<br />
In diesem Fall besteht aufgrund von<br />
menschlicher Tätigkeit eine natürliche<br />
Anfälligkeit, die entwe<strong>de</strong>r zunehmen<br />
(Wohnungen, Straßen- und Wegenetz,<br />
Agrarland, usw.) o<strong>de</strong>r abnehmen (dank<br />
geeigneter Gestaltungsarbeiten) kann.<br />
Sechs Risikogebiete sind aufgrund von<br />
Eigenschaften in Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />
Natur einerseits und menschlichen Aktivitäten<br />
an<strong>de</strong>rerseits zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />
Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />
weitflächigem Überlandabfluss,<br />
Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />
konzentriertem Überlandabfluss,<br />
Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />
weitflächiger Erosion,<br />
Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />
konzentrierter Erosion (Bo<strong>de</strong>nabschwemmungen),<br />
Risikogebiete in Zusammenhang mit<br />
Schlammströmen,<br />
Risikogebiete wegen Überschwemmung<br />
durch konzentrierten Überlandabfluss,<br />
Drei Versuchseinzugsgebiete sind untersucht<br />
wor<strong>de</strong>n. Von ihnen ausgehend sind<br />
Kartographien <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Risikogebiete<br />
erstellt wor<strong>de</strong>n.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
ströme<br />
und vorbeugen<br />
39<br />
Karte <strong>de</strong>r Risikogebiete, weitflächige Erosion:<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet in Focqueu, Pflanzen<strong>de</strong>cke<br />
mittelmäßig anfällig<br />
Die Problemstellung <strong>de</strong>s weitflächigen Erosionsrisikos wird behan<strong>de</strong>lt anhand von l’Equation universelle<br />
<strong>de</strong>s pertes en sols (Vielseitig verwendbare Gleichung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nverlusts), USLE o<strong>de</strong>r Wischmeier-Gleichung<br />
(Wischmeier, 1965, freigegeben von A. Bollinne 1982). Die Werte <strong>de</strong>s Risikoindikators<br />
wer<strong>de</strong>n „Bildpunkt für Bildpunkt“ berechnet, da dieser Bildpunkt sich auf einer Parzelle<br />
einer festgelegten Länge L (Bezugslänge) befin<strong>de</strong>t und Referenzkulturen trägt.<br />
Problemstellung<br />
<strong>de</strong>s Risikos bei<br />
Überlandabfluss und<br />
Schlammströmen<br />
Dieses Heft ist unter Angabe<br />
nachstehen<strong>de</strong>r Adresse erhältlich<br />
auf Papier o<strong>de</strong>r CD-Rom. Das<br />
Dokument ist abrufbar auf <strong>de</strong>r<br />
Website <strong>de</strong>r Generaldirektion<br />
Landwirtschaft: http://<br />
mrw.wallonie.be/dga.<br />
Ein zweites Heft zum gleichen<br />
Thema wird <strong>de</strong>rzeit verfasst.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um einen<br />
Methodologischen Leitfa<strong>de</strong>n<br />
für die Wahl geeigneter<br />
Gestaltungsarbeiten in Bezug auf<br />
die Erhaltung <strong>de</strong>r Bö<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />
Gewässerschutz.<br />
Weitere Informationen:<br />
Karte <strong>de</strong>r Risikogebiete, konzentrierter<br />
Überlandabfluss:<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiet in Focqueu<br />
Die Risikoklassen wer<strong>de</strong>n aufgrund von einer Kombination von Informationen zu Gelän<strong>de</strong>neigung,<br />
<strong>de</strong>n natürlichen Achsen <strong>de</strong>r Konzentration von Oberflächenwasser, <strong>de</strong>n aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Größen<br />
<strong>de</strong>s diesbezüglichen Nie<strong>de</strong>rschlagsgebiets sowie <strong>de</strong>m Straßen- und Wegenetz festgelegt.<br />
Abteilung Ländlicher Raum<br />
Direktion Flurbereinigung<br />
und Arbeiten<br />
Jacques Stévenne<br />
39, avenue Reine Astrid<br />
5000 Namur<br />
T. : 081 / 58.63.82<br />
F. : 081 / 74.75.63<br />
@ : j.stevenne@mrw.wallonie.be<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
40<br />
Diversifizierung:<br />
Die Aufzucht von Kaninchen bietet Möglichkeiten<br />
zur Verbreiterung <strong>de</strong>r Produktionsskala.<br />
Es lassen sich Gebäu<strong>de</strong><br />
nutzen, die nicht länger <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen<br />
technischen und wirtschaftlichen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen für die Haltung an<strong>de</strong>rer<br />
Tierarten gerecht wer<strong>de</strong>n. Bei gleicher<br />
Gewinnspanne muss weniger investiert<br />
wer<strong>de</strong>n als bei bestimmten traditionelleren<br />
Tierhaltungsbetrieben.<br />
Fleischkaninchen<br />
Kaninchenzucht in Wallonien<br />
Die Aufzucht von Kaninchen bietet Möglichkeiten<br />
zur Verbreiterung <strong>de</strong>r Produktionsskala.<br />
Es lassen sich Gebäu<strong>de</strong> nutzen,<br />
die nicht länger <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen technischen<br />
und wirtschaftlichen Anfor<strong>de</strong>rungen für die<br />
Haltung an<strong>de</strong>rer Tierarten gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei gleicher Gewinnspanne muss weniger<br />
investiert wer<strong>de</strong>n als bei bestimmten traditionelleren<br />
Tierhaltungsbetrieben.<br />
Einem Bericht <strong>de</strong>r FAO zu Folge betrug die<br />
Weltproduktion von Kaninchenfleisch im<br />
Jahr 2000 eine Million Tonnen. Drei Viertel<br />
dieser Produktion wer<strong>de</strong>n von China, Italien,<br />
Spanien und Frankreich ge<strong>de</strong>ckt, mit<br />
einem Fleischanteil von jeweils 315.000 t,<br />
221.000 t, 135.000 t und 85.000 t.<br />
Im Jahr 2000 wur<strong>de</strong>n in Belgien gemäß <strong>de</strong>m<br />
ehemaligen Centre d’Economie agricole<br />
25.350 Tonnen Bruttoproduktion Kaninchen-<br />
und Wildfleisch erzeugt. Da Kaninchen<br />
und Wild zusammengefasst sind, gibt<br />
dies kein genaues Bild <strong>de</strong>r Realität wie<strong>de</strong>r.<br />
Dieselbe Quelle gibt ebenfalls an, dass <strong>de</strong>r<br />
Selbstversorgungssatz an Kaninchenfleisch<br />
in unserem Land ca. 87% beträgt. Belgien ist<br />
also Netto-Importeur dieser Fleischart.<br />
In Wallonien umfasst <strong>de</strong>r Sektor Kaninchenzucht<br />
(Haltung von mehr als fünfzig Muttertieren)<br />
heute etwa zwanzig Zuchtorte,<br />
die insgesamt über ca. viertausend Muttertiere<br />
im Reproduktionsalter verfügen.<br />
Bei fünfundvierzig Kaninchenjungen, die<br />
je<strong>de</strong>s Muttertier pro Jahr wirft, und einem<br />
durchschnittlichen Lebendgewicht von 2,6<br />
kg (also 117 kg Kaninchen-Lebendgewicht<br />
pro Muttertier pro Jahr) lässt sich in Ermangelung<br />
präziserer Statistiken immerhin<br />
eine Jahresproduktion von ca. 500 Tonnen<br />
gemästeten Kaninchen schätzen.<br />
Der<br />
belgische<br />
Markt<br />
Abgesehen vom Direktverkauf wird <strong>de</strong>r<br />
Kaninchen wer<strong>de</strong>n üblicherweise in Gitterkäfigen gehalten und in Gemeinschaftskäfigen<br />
gemästet.<br />
größte Teil <strong>de</strong>s produzierten Volumens im<br />
Schlachthaus verarbeitet und von dort weiter<br />
vertrieben. Meistens wählt <strong>de</strong>r Kaninchenzüchter<br />
seinen Absatzmarkt und seinen<br />
Futterlieferanten ganz unabhängig.<br />
Käufer/Schlachter und Züchter treten in<br />
eine direkte kommerzielle Beziehung.<br />
Der Preis für Kaninchenfleisch wird in Belgien<br />
je<strong>de</strong> Woche auf <strong>de</strong>m Markt in Deinze<br />
von einer paritätischen Kommission -<br />
bestehend aus flämischen Züchtern und<br />
Schlachtern - festgelegt. Ein konstantes<br />
Merkmal <strong>de</strong>s Kaninchenmarktes in unserem<br />
Land ist <strong>de</strong>r Konsumrückgang und<br />
<strong>de</strong>r Preisverfall im Sommer. Bei <strong>de</strong>r klassischen<br />
Produktion richten sich die nationalen<br />
Absatzmärkte nach diesem Kurs, mit<br />
einigen “vertraglichen” Beson<strong>de</strong>rheiten.<br />
Zucht <strong>de</strong>s Fleischkaninchens:<br />
neue Metho<strong>de</strong>n<br />
Kaninchen wer<strong>de</strong>n gewöhnlich in Käfigen<br />
gehalten, die keinen Bo<strong>de</strong>nkontakt haben<br />
dürfen. Die Käfigbatterie hat meist nur eine<br />
Etage; Muttertiere und Mast sind getrennt.<br />
Je<strong>de</strong>s trächtige und säugen<strong>de</strong> Muttertier<br />
sitzt in einem so genannten “Mutterstall”<br />
mit einem zusätzlichen, abnehmbaren<br />
“Nest”, einer Holzbox. Muttertiere, die<br />
we<strong>de</strong>r trächtig sind noch säugen, leben<br />
ebenfalls in Einzelkäfigen, <strong>de</strong>n so genannten<br />
“Wartekäfigen” o<strong>de</strong>r “Vorzuchtkäfigen”.<br />
Auch die männlichen Tiere sind<br />
einzeln in einer eigenen Anlage untergebracht.<br />
Während <strong>de</strong>r Mast wer<strong>de</strong>n die<br />
Jungkaninchen in Sammelkäfigen gehalten.<br />
Dabei leben sie jeweils zu fünft o<strong>de</strong>r<br />
sechst in einem Käfig, was einer Dichte<br />
von fünfzehn bis sechzehn Jungkaninchen<br />
pro Quadratmeter entspricht. Der Tierbestand<br />
ist gemischt. Für die regelmäßig<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Aufstockung bzw. Erneuerung<br />
<strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s ist <strong>de</strong>r Halter also von<br />
seiner Zucht abhängig.<br />
Feste und flüssige Exkremente wer<strong>de</strong>n<br />
unter <strong>de</strong>n Käfigen in mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
tiefen Gräben aufgefangen. Die flüssigen<br />
wer<strong>de</strong>n danach weiter abgeleitet. Die festen<br />
wer<strong>de</strong>n durch ein Transportband o<strong>de</strong>r<br />
einen Schaber entfernt.<br />
Zur Vereinfachung <strong>de</strong>r Zuchtabläufe wer<strong>de</strong>n<br />
die weiblichen Tiere im Rein-Raus-<br />
Verfahren (Kreislauf-Metho<strong>de</strong>) gehalten.<br />
Die Weibchen einer Gruppe befin<strong>de</strong>n<br />
sich alle im selben Stadium <strong>de</strong>r Zucht:<br />
Decken o<strong>de</strong>r künstliche Besamung (T1),<br />
Diagnose <strong>de</strong>r Trächtigkeit (T12), Werfen<br />
(T30), Absetzen (T65). Die Jungkaninchen<br />
wer<strong>de</strong>n im Alter von etwa 35 Tagen<br />
abgesetzt. Dann wechseln sie in <strong>de</strong>n Mastbereich<br />
hinüber. Die Mast en<strong>de</strong>t nach<br />
elf Wochen, wenn die Jungkaninchen<br />
“schlachtreif” sind.<br />
Seit kurzem existiert in unserer Region<br />
ein an<strong>de</strong>res Konzept zur Mast <strong>de</strong>s Fleischkaninchens:<br />
Bo<strong>de</strong>nhaltung auf Streu in<br />
Gehegen. Diese Metho<strong>de</strong> wird in einem <strong>de</strong>r<br />
nächsten Artikel näher behan<strong>de</strong>lt. Auf diesem<br />
Konzept hat sich ein Produktionszweig<br />
gebil<strong>de</strong>t. Er betrifft zurzeit sechs Betriebe<br />
mit insgesamt ca. neunhun<strong>de</strong>rt produzieren<strong>de</strong>n<br />
Muttertieren. Die Zucht unterliegt<br />
einem privaten Leistungsverzeichnis.<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
Muster- und Versuchszentrum<br />
Haltung nach<br />
<strong>de</strong>m Rein-Raus-<br />
Kleintierzucht<br />
Für <strong>de</strong>n Sektor Kaninchenzucht bestehen die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
vor allem in <strong>de</strong>r Senkung von Futterkosten<br />
und Sterblichkeitsrate.<br />
Verfahren<br />
41<br />
Die Analysen, die <strong>de</strong>r Wallonische Geflügel-<br />
und Kaninchenzuchtverband durchführen<br />
ließ, zeigten, dass die Futterkosten zur<br />
Aufzucht eines Fleischkaninchens um 16 %<br />
höher liegen als beim Hühnchen mit wallonischem<br />
Gütesiegel sowie 47 % über <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>s Standard-Huhns. Es ist daher ausgesprochen<br />
wichtig, diesen Kostenfaktor zu<br />
senken, allerdings unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>s Bedarfs <strong>de</strong>r Tiere in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Zuchtstadien (trächtige und säugen<strong>de</strong><br />
Weibchen, weiblicher Vorzuchtbestand,<br />
Jungkaninchen vor <strong>de</strong>m Absetzen usw.).<br />
Zusätzlich führen verschie<strong>de</strong>ne Krankheitserreger<br />
zu einer absoluten Sterberate<br />
von etwa 25 % (vor und nach <strong>de</strong>m Absetzen)<br />
und tragen so ebenfalls zum Anstieg<br />
<strong>de</strong>r Produktionskosten bei. Die Umsetzung<br />
aller Maßnahmen und Innovationen,<br />
die <strong>de</strong>n Gesundheitsschutz <strong>de</strong>s Tierbestan<strong>de</strong>s<br />
verbessern, ist für diesen Sektor<br />
als vorrangig zu betrachten.<br />
Christian et Carine Teller-Herens, producteurs<br />
<strong>de</strong> lapins à Aubel.<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r sanitären<br />
Bedingungen<br />
Die Wallonische Region trägt durch ihre<br />
Zulassungsgenehmigung dazu bei, dass<br />
<strong>de</strong>r Zuchtbetrieb von Carine und Christian<br />
Teller-Herens in Aubel als Musterund<br />
Versuchszentrum die Übernahme<br />
von Innovationen för<strong>de</strong>rt, die <strong>de</strong>n sanitären<br />
Schutz verbessern. Auf diesem Konzept<br />
beruht auch das Rein-Raus-Verfahren.<br />
Der Zuchtbetrieb blickt auf dreizehn<br />
Jahre Erfahrung zurück und hält heute<br />
tausendzweihun<strong>de</strong>rt Weibchen.<br />
Zusammenhang<br />
Bis jetzt wird die Zuchtmetho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
“Rein-Raus-Verfahrens” für belgische<br />
Fleischkaninchen kaum angewen<strong>de</strong>t. An<br />
an<strong>de</strong>ren Orten, wo die sanitären Vorteile<br />
sowie günstigere Betriebskostenabrechnungen<br />
bereits bestätigt sind, fin<strong>de</strong>t<br />
sie hingegen viel Verwendung. So ist<br />
das sechswöchige Rein-Raus-Verfahren<br />
vor allem in Frankreich sehr beliebt. Die<br />
Anwendung dieser Metho<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>shalb<br />
so günstig, weil <strong>de</strong>r französische Markt<br />
“Leichtgewichte” verlangt, die einem<br />
Lebendgewicht von ca. 2,4 kg entsprechen.<br />
Prinzip <strong>de</strong>r Haltung nach <strong>de</strong>m<br />
Rein-Raus-Verfahren<br />
Um die Zucht auf das Rein-Raus-Verfahren<br />
umzustellen, wird das Gebäu<strong>de</strong><br />
zunächst in zwei i<strong>de</strong>ntische Blöcke aufgeteilt.<br />
Das Zuchtprinzip besteht in einer<br />
abwechseln<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>nnoch gleichzeitigen<br />
Belegung bei<strong>de</strong>r Blöcke. Während <strong>de</strong>r<br />
eine Block <strong>de</strong>r Zucht gewidmet ist, dient<br />
<strong>de</strong>r zweite <strong>de</strong>r Mast. Ist die Mastphase<br />
been<strong>de</strong>t und die Tiere auf <strong>de</strong>m Weg zum<br />
Schlachthof, so wird <strong>de</strong>r Bereich gründlich<br />
gereinigt und <strong>de</strong>sinfiziert. Danach<br />
wer<strong>de</strong>n die trächtigen Weibchen dort<br />
untergebracht. Bei diesem System bleiben<br />
die Jungkaninchen nach <strong>de</strong>r Absetzung<br />
und mit Einsetzen <strong>de</strong>r Mastphase in<br />
<strong>de</strong>m Block, in <strong>de</strong>m sie geboren wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Muttertiere hingegen wechseln in <strong>de</strong>n<br />
Block über, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r<br />
Mast gera<strong>de</strong> gereinigt und <strong>de</strong>sinfiziert<br />
wur<strong>de</strong>. Dort werfen sie ihre Jungen, die<br />
wie<strong>de</strong>rum in diesem Block verbleiben,<br />
während die Muttertiere erneut umziehen.<br />
Ziele<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>s Muster- und Versuchszentrums<br />
sollen die Vorteile <strong>de</strong>s Rein-Raus-<br />
Verfahrens mit Zahlen untermauert wer<strong>de</strong>n,<br />
die einen Vergleich mit <strong>de</strong>r bisher<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4<br />
üblichen Haltung zulassen. Die gewonnenen<br />
Erkenntnisse müssten eigentlich<br />
Argument genug sein, um überzeugend die<br />
Übernahme dieser Metho<strong>de</strong> zu verfechten.<br />
Das Programm <strong>de</strong>s Zentrums umfasst<br />
auch Überlegungen hinsichtlich einer<br />
großflächigen Einsatzmöglichkeit dieser<br />
Zuchtmetho<strong>de</strong> in Wallonien. Dazu müssen<br />
jedoch zuvor zuverlässige Angaben<br />
ermittelt wer<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Rentabilitätsgrad,<br />
<strong>de</strong>n das Rein-Raus-Verfahren in<br />
einem siebenwöchigen Zyklus erbringt.<br />
Das Rein-Raus-Verfahren im siebenwöchigen<br />
Zyklus ist a priori flexibler als dasselbe<br />
Verfahren mit nur sechswöchigem<br />
Zyklus. Der kürzere Rhythmus macht es<br />
wesentlich schwieriger, alle Jungkaninchen<br />
im selben Zeitrahmen auf das vom<br />
Markt vorgeschriebene Gewicht zu bringen.<br />
Außer<strong>de</strong>m besteht je nach Kundschaft<br />
auch Nachfrage nach Kaninchen<br />
mit höherem Schlachtgewicht. Legt man<br />
die heutigen Wachstumsraten <strong>de</strong>s Fleischkaninchens<br />
zugrun<strong>de</strong>, so sind sieben<br />
Wochen notwendig, um ein Schlachtgewicht<br />
von ca. 2,7 bis 2,8 kg zu erreichen.<br />
MICHEL JACQUET, WALLONISCHE<br />
GEFLÜGEL- UND KANINCHENPRODUKTION<br />
(FILIÈRE AVICOLE ET CUNICOLE WALLONNE)<br />
BENOÎT GEORGES, DIREKTION<br />
ENTWICKLUNG UND BERATUNG<br />
Weitere Auskünfte:<br />
Muster- und Versuchszentrum<br />
(Centre <strong>de</strong> Référence et d’Expérimentation)<br />
Carine und Christian Teller-Herens<br />
T. : 04 / 381.21.77<br />
Filière avicole et cunicole <strong>wallonne</strong><br />
Michel Jacquet<br />
47, chaussée <strong>de</strong> Namur<br />
5030 Gembloux<br />
T. : 081 / 62.73.11<br />
Generaldirektion Landwirtschaft<br />
Division Forschung, Entwicklung und Qualität<br />
Direktion Entwicklung und Beratung<br />
Benoît Georges<br />
Außendienste Malmédy<br />
T. : 0497 / 51.64.89
S E R E S , S E M I N A R Ü B E R D A S S T Ä D T E B A U -<br />
42<br />
1. GESETZGEBUNG<br />
(Kurzfassung)<br />
1.1. Europäische Gesetzgebung<br />
Der Rat <strong>de</strong>r Europäischen Gemeinschaft<br />
hat am 29. September 2003 eine<br />
wichtige Verordnung (Nr.1782/2003, ABl.,<br />
L270, 21. Okt. 2003) mit gemeinsamen<br />
Regeln für Direktzahlungen im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Gemeinsamen Agrarpolitik und für<br />
bestimmte Stützungsregelungen zugunsten<br />
landwirtschaftlicher Betreiber angenommen<br />
sowie frühere diesbezügliche<br />
Verordnungen abgeän<strong>de</strong>rt. Zweck dieser<br />
Verordnung ist die Festlegung gemeinsamer<br />
Bedingungen für Direktzahlungen<br />
im Rahmen verschie<strong>de</strong>ner Stützungsregelungen,<br />
die sich auf die gemeinsame, vom<br />
Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds<br />
für die Landwirtschaft (EAGFL)<br />
finanzierte Agrarpolitik beziehen. In <strong>de</strong>r<br />
Verordnung wer<strong>de</strong>n auch Einkommensbeihilfen<br />
für landwirtschaftliche Betreiber<br />
(Regelung <strong>de</strong>r einmaligen Zahlung) sowie<br />
Stützungsregelungen für die Produktion<br />
von Hartweizen, Eiweißpflanzen, Reis,<br />
Schalenfrüchte, Energiepflanzen, Stärkekartoffeln,<br />
Milch, Saatgut, Ackerkulturen,<br />
Rind- und Ziegenfleisch, Schaffleisch und<br />
Körnerleguminosen festgelegt.<br />
1.2. Wallonische Gesetzgebung<br />
Die wallonische Regierung hat am 18.<br />
September 2003 einen Erlass zur Abän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Erlasses vom 10. Oktober 2002<br />
über die nachhaltige Bewirtschaftung <strong>de</strong>r<br />
Landwirtschaft verabschie<strong>de</strong>t. Infolge <strong>de</strong>r<br />
Dürre im Sommer 2003 hat die Regionalregierung<br />
eine Regelungsabweichung<br />
für die Ausbringungszeiträume gewährt,<br />
die je nach Art <strong>de</strong>r Düngemittel und Kulturen<br />
unterschiedlich sind (Belgisches<br />
Staatsblatt, 29. Oktober 2003).<br />
2. RECHTSPRECHUNG<br />
2.1 Europäische Rechtsprechung<br />
a) In einem Urteil vom 13. November<br />
2003 hat <strong>de</strong>r Europäische Gerichtshof an<br />
<strong>de</strong>n Geltungsumfang bestimmter Hygienevorschriften<br />
für die Erzeugung und<br />
Vermarktung von wärmebehan<strong>de</strong>lter<br />
Milch erinnert.<br />
In <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Rechtssache war<br />
einer italienischen Firma eine Verwaltungsstrafe<br />
auferlegt wor<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m<br />
diese in Italien durch Hocherhitzung pasteurisierte<br />
Milch vermarktet hatte, die in<br />
Deutschland produziert wor<strong>de</strong>n war. Dieser<br />
Firma wur<strong>de</strong> vorgeworfen, das auf <strong>de</strong>n<br />
Chronik <strong>de</strong>s<br />
Agrarrechts<br />
(September bis<br />
November 2003)<br />
von D. Jans & F. Haumont<br />
Milchverpackungen vermerkte Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdatum<br />
überschreite das Verpackungsdatum<br />
um vier Tage, was laut<br />
italienischer Gesetzgebung vorschriftswidrig<br />
war.<br />
Der Europäische Gerichtshof sollte<br />
sich also mit <strong>de</strong>r Frage befassen, ob die<br />
Hygienevorschriften für die Erzeugung<br />
und Vermarktung von Rohmilch, wärmebehan<strong>de</strong>lter<br />
Milch und Milchprodukten<br />
(Richtlinie 92/46/EWG <strong>de</strong>s Rates vom 16.<br />
Januar 1992) von einer nationalen Regelung<br />
eingeschränkt wer<strong>de</strong>n können, in <strong>de</strong>r<br />
eine so kurze Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdauer<br />
nach <strong>de</strong>m Verpackungsdatum (vier Tage)<br />
festgelegt ist.<br />
Der Europäische Gerichtshof erinnert<br />
in dieser Rechtssache daran, dass die Mitgliedstaaten<br />
grundsätzlich für die Festlegung<br />
<strong>de</strong>s Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdatums <strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>nen Milchgruppen zuständig<br />
sind, fügt jedoch hinzu, dass die Wahrnehmung<br />
dieser Zuständigkeit <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Mitgliedsstaat nicht dazu veranlassen<br />
kann, Vorschriften zu erlassen, welche<br />
die Vermarktung und <strong>de</strong>n freien Warenverkehr<br />
<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Richtlinie 92/46/<br />
EWG betroffenen Milchprodukte ernsthaft<br />
beeinträchtigen wür<strong>de</strong>n.<br />
Was die durch Hocherhitzung pasteurisierte<br />
Milch betrifft, so hebt <strong>de</strong>r Europäische<br />
Gerichtshof hervor, dass aufgrund<br />
ihrer großen Haltbarkeit eine be<strong>de</strong>utend<br />
längere Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdauer festgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Der Europäische Gerichtshof kommt<br />
daher zu <strong>de</strong>m Schluss, dass die Festlegung<br />
eines solchen Min<strong>de</strong>sthaltbarkeitsdatums<br />
eine gravieren<strong>de</strong> Beeinträchtigung <strong>de</strong>r<br />
Vermarktung und <strong>de</strong>s freien Warenverkehrs<br />
dieser Milchsorte nach sich ziehen<br />
könnte und daher unzulässig ist, zumal<br />
<strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong> Staat die Festlegung dieses<br />
Datums keineswegs durch erfor<strong>de</strong>rliche<br />
öffentliche Gesundheits- o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
gemeinnützige Schutzmaßnahmen<br />
begrün<strong>de</strong>t, die für frische pasteurisierte<br />
Milch durchaus vertretbar wären, jedoch<br />
nicht für durch Hocherhitzung pasteurisierte<br />
Milch (EuGH, 5. Kammer, 13.<br />
November 2003, Rs. C-294/01).<br />
b) Der Europäische Gerichtshof hat am<br />
20. November 2003 unter an<strong>de</strong>rem ein<br />
Urteil über die Neuverteilung von Quoten<br />
in <strong>de</strong>r Zuckererzeugung gefällt.<br />
In dieser Rechtssache erinnert <strong>de</strong>r<br />
Gerichtshof daran, dass die gemeinsame<br />
Marktorganisation im Zuckersektor eine<br />
Quotenregelung vorsieht, bei <strong>de</strong>r zwischen<br />
A-Quoten für <strong>de</strong>n Verbrauch in <strong>de</strong>r<br />
Gemeinschaft und B-Quoten unterschie<strong>de</strong>n<br />
wird, wobei es sich bei <strong>de</strong>n B-Quoten<br />
um die produzierte Zuckermenge han<strong>de</strong>lt,<br />
die die A-Quote überschreitet.<br />
Der die A-Quoten betreffen<strong>de</strong> Zucker<br />
kann im gemeinsamen Markt frei vertrieben<br />
wer<strong>de</strong>n, da sein Absatz durch <strong>de</strong>n<br />
Interventionspreis garantiert ist. Der die B-<br />
Quoten betreffen<strong>de</strong> Zucker kann genauso<br />
frei vertrieben wer<strong>de</strong>n, jedoch ohne vorgenannte<br />
Garantie, o<strong>de</strong>r aber gegen Ausfuhrrückerstattung<br />
in Drittlän<strong>de</strong>rn exportiert<br />
wer<strong>de</strong>n (<strong>de</strong>r über die Höchstquoten hinaus<br />
produzierte Zucker, auch „C-Zucker“<br />
genannt, muss ohne jegliche Ausfuhrrückerstattung<br />
exportiert wer<strong>de</strong>n).<br />
Die Mitgliedsstaaten sind zuständig für<br />
die Zuteilung <strong>de</strong>r Quoten pro Unternehmen,<br />
die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Quoten und die<br />
eventuelle Neuzuteilung an an<strong>de</strong>re Unternehmen.<br />
Die Übertragung von Quoten<br />
hat also unter Wahrung <strong>de</strong>r Interessen<br />
aller betroffenen Parteien und insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r Produzenten von Zuckerrüben<br />
bzw. Rohrzucker zu erfolgen (Verordnung<br />
Nr. 1260/2001, § 12).<br />
Dem Gerichtshof wur<strong>de</strong> die Frage<br />
unterbreitet, ob die Neuverteilung bzw.<br />
Übertragung <strong>de</strong>r Zuckerquoten Gegenstand<br />
einer Vergütung zulasten <strong>de</strong>s Zielunternehmens<br />
sein könnte. Der Gerichtshof<br />
antwortet in dieser Rechtssache wie<br />
folgt: “Wenn die zuständige Behör<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Mitgliedstaats bei <strong>de</strong>r Ausübung ihrer<br />
administrativen Kontrolle einer Fusion von<br />
Unternehmen erachtet, dass es notwendig<br />
ist, aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Wettbewerbsschutzes<br />
Zuckererzeugungsquoten auf die in seinem<br />
Hoheitsgebiet ansässigen Unternehmen neu<br />
zu verteilen, verbieten es die gemeinschaftlichen<br />
Bestimmungen, dass diese Behör<strong>de</strong>n<br />
beschließen, dass diese Übertragung o<strong>de</strong>r<br />
L e s n o u v e l l e s W I N T E R – 1 . V i e r t e l j a h r 2 0 0 4
U N D U M W E LT R E C H T I N L O U VA I N - L A - N E U V E<br />
diese Neuzuteilung dieser Quoten entgeltlich<br />
erfolgt.“ (EuGH, 6. Kammer, 20.<br />
November 2003, Rs. C-416/01).<br />
2.2. Belgische Rechtsprechung<br />
2.2.1. Verfassungsrechtsprechung<br />
Der Schiedshof hat am 24. September<br />
2003 ein Urteil über die Ersatzleistung für<br />
durch Hochwild an Kulturen verursachte<br />
Schä<strong>de</strong>n erlassen.<br />
Für diese Schä<strong>de</strong>n gilt nämlich ein<br />
beson<strong>de</strong>res Haftungsprinzip, da das<br />
Gesetz vom 14. Juli 1961 Folgen<strong>de</strong>s besagt:<br />
„Die Inhaber <strong>de</strong>s Jagdrechts haften für<br />
Schä<strong>de</strong>n, die an Fel<strong>de</strong>rn, Früchten und Ernten<br />
verursacht wer<strong>de</strong>n durch Hirsche, Rehe,<br />
Damhirsche, Wildschafe und Wildschweine,<br />
die aus Waldgrundstücken zum Vorschein<br />
kommen, für die die Inhaber Jagdrechte<br />
besitzen; letztgenannte können we<strong>de</strong>r Zufall<br />
noch höhere Gewalt geltend machen.“<br />
Dem Schiedshof wur<strong>de</strong> die Frage unterbreitet,<br />
ob das Gesetz, das vor über 40 Jahren<br />
verabschie<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, noch vereinbar<br />
sei mit <strong>de</strong>n aktuellen Jagdregeln, vor allem<br />
da die Jagdzeit für Hochwild, wie im vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Fall, im Vergleich zu <strong>de</strong>m 1961<br />
gelten<strong>de</strong>n Zeitraum viel kürzer sei.<br />
Der Schiedshof antwortet in dieser<br />
Rechtssache, dass die im Gesetz vom 14.<br />
Juli 1961 enthaltene Regelung angesichts<br />
<strong>de</strong>s verfolgten Zwecks weiterhin zutreffend<br />
und angemessenerweise begrün<strong>de</strong>t ist, da<br />
dieses Gesetz eine Haftungsvermutung vorsieht,<br />
die we<strong>de</strong>r wegen Zufall noch höherer<br />
Gewalt wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n kann; dabei erinnert<br />
<strong>de</strong>r Schiedshof daran „dass tatsächlich<br />
ein ausreichen<strong>de</strong>r Zusammenhang besteht<br />
zwischen <strong>de</strong>m Umstand, dass eine Person<br />
Inhaber eines Jagdrechts auf bewal<strong>de</strong>ten Parzellen<br />
ist und <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>n, die durch Tiere<br />
an Fel<strong>de</strong>rn, Früchten und Ernten verursacht<br />
wor<strong>de</strong>n sind, die aus eben diesen Parzellen<br />
kommen, um die fragliche Haftungsvermutung<br />
zu rechtfertigen, die die Verpflichtung<br />
zur vollständigen Wie<strong>de</strong>rgutmachung <strong>de</strong>s an<br />
diesen Fel<strong>de</strong>rn, Früchten und Ernten verursachten<br />
Scha<strong>de</strong>ns mit sich gebracht hat.“<br />
Eine solche Haftungsvermutung bleibt<br />
also nach Ansicht <strong>de</strong>s Schiedshofs das<br />
geeignete Mittel, um die Entschädigung<br />
<strong>de</strong>r Landwirte zu erwirken. Er erinnert<br />
daran, dass diese Haftungsregelung<br />
zugunsten <strong>de</strong>r Landwirte in ihrer Tragweite<br />
nicht unbegrenzt ist, da die Jäger<br />
behaupten können, das für die Schä<strong>de</strong>n<br />
verantwortliche Wild stamme eigentlich<br />
aus einer Parzelle, für die sie kein Jagdrecht<br />
besitzen, und die Inhaber dieses<br />
Jagdrechts folglich zum Verfahren hinzuziehen<br />
können (Schiedshof, 24. September<br />
2003, Nr.123/2003).<br />
2.2.2. Verwaltungsrechtsprechung<br />
Der Staatsrat hat am 18. September<br />
2003 ein Urteil gesprochen zur Klärung<br />
<strong>de</strong>s Problems halblandwirtschaftlicher<br />
Unternehmen und <strong>de</strong>r Gebiete im Sektorenplan,<br />
in <strong>de</strong>nen erstgenannte zugelassen<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
In <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Rechtssache war<br />
eine Städtebaugenehmigung für die Ausübung<br />
einer gemischtwirtschaftlichen<br />
Tätigkeit gewerblicher Art für <strong>de</strong>n Kauf<br />
und Verkauf von landwirtschaftlichen<br />
und industriellen Produkten erteilt wor<strong>de</strong>n,<br />
genauer gesagt für die Herstellung<br />
bestimmter Dünge- und Futtermittel,<br />
ohne dass am Standort selbst eine landwirtschaftliche<br />
Tätigkeit im engeren<br />
Sinne ausgeübt wur<strong>de</strong>.<br />
Der Staatsrat erinnert in dieser Rechtssache<br />
daran, dass die halblandwirtschaftlichen<br />
Unternehmen infolge <strong>de</strong>r Abän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Wallonischen Gesetzbuchs über<br />
die Raumordnung, <strong>de</strong>n Städtebau und<br />
das Erbe (CWATUP) vom 27. November<br />
1997 (in Kraft seit 1. März 1998) in spezifische<br />
Gewerbegebiete o<strong>de</strong>r Wohngebiete<br />
mit ländlichem Charakter integriert wer<strong>de</strong>n<br />
können, was in vorliegen<strong>de</strong>r Rechtssache<br />
<strong>de</strong>r Fall war. Laut Artikel 27 <strong>de</strong>s<br />
CWATUP ist diese Betriebsansiedlung im<br />
Falle einer gewerblichen Tätigkeit jedoch<br />
nur dann möglich, wenn diese Tätigkeit<br />
mit <strong>de</strong>r Umgebung vereinbar ist.<br />
Da <strong>de</strong>r Staatsrat die Vereinbarkeitsprüfung<br />
für unzureichend befand, hat er die<br />
Städtebaugenehmigung annulliert (Staatsrat,<br />
Nr.123.059, 18. September 2003).<br />
43<br />
„Les Nouvelles“ Winterausgabe<br />
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