Jahresbericht 2011 - Zürcher Gemeinschaftszentren

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Leben im Quartier Auf den Spuren der vergessenen Stadt der Welt über den Sümpfen in die ver- terschaffende aus der Stadt Zürich borgene Stadt darunter herstellen. Doch und der näheren Umgebung, welche mit der Zeit verblassten die Erinnerun- mit ihren Projekten einen Beitrag zur gen, die Sümpfe wurden trockengelegt Belebung von Wohnquartieren leisten und Schwamendingen entstand. Die wollen. Das Konzept überzeugte, insbe- vergessene Stadt darunter wartete seit- sondere sein für ein kinder- und senio- her auf seine Wiederentdeckung. Ver- renreiches Quartier wichtiger generati- gangenes Jahr war es endlich soweit. onenübergreifender Ansatz. Und auch andere Partner konnten für die Idee Die Legende von der versunkenen Stadt begeistert werden: Die Schule Hirzen- ist zugegebenermassen erfunden, bach schloss sich mit seiner Projektwo- doch sie diente als Rahmenhandlung che an, eine Gruppe von Seniorinnen eines kulturellen Projektes im Gemein- und Senioren aus dem Quartier konnte schaftszentrum Hirzenbach, welches zum Mitmachen motiviert werden, das sich über mehr als ein halbes Jahr Migros-Kulturprozent, Pro Helvetia, das erstreckte und Anlässe für alle Gene- Spendenparlament, die Stiftung Avina rationen umfasste, von Kindern bis zu und weitere Institutionen wurden als Senioren. Den Höhepunkt bildete im Sponsoren gewonnen. September ein grosses Kulturfestival, das von mehr als 1'500 Personen be- Der Auftakt zur Suche nach der verges- sucht wurde. senen Stadt erfolgte in den Frühlingsferien. Im Rahmen einer GZ-Ferienwoche Die Idee für das Projekt «Auf den gingen Kinder im Alter von 7 bis 12 Spuren der vergessenen Stadt» wurde Jahren gemeinsam mit Kultur- und Vor langer, unvorstellbar langer Zeit, so versank im Sumpf und Schlamm, blieb durch den Verein «Hochhinaus» an das Kunstschaffenden in der Umgebung besagt die Legende, hat sich dort, wo unter ihr verborgen, unerreichbar für die Gemeinschaftszentrum Hirzenbach des Gemeinschaftszentrums auf Spu- heute Schwamendingen liegt, einst eine Leute. Nur über Guck- und Hörrohre herangetragen. Im Verein zusammen- rensuche. Ein kleines Forschungslabor stolze Stadt befunden. Doch die Stadt konnte man noch eine Verbindung von geschlossen sind Kunst- und Thea- wurde aufgebaut, in dem die kleinen 8
Fokus Jugendarbeit Archäologinnen und Archäologen ihre der verborgenen Stadt langsam immer Fundstücke untersuchen und ausstel- greifbarer wurde. Auf der grossen Wie- len konnten, seien es nun Scherben se neben dem Gemeinschaftszentrum oder alte Münzen. Gemeinsam dachte wurden die Vorbereitungsarbeiten für man sich für die gefundenen Objekte die grosse Ausgrabung sichtbar und die eine Geschichte aus. Die Phantasie der ganze Quartierbevölkerung war eingela- Kinder regte dabei auch eine zufällige den, sich daran zu beteiligen. Ein Rohr Begegnung an: Eine Gruppe profes- wurde im Boden versenkt, durch das sioneller Archäologen begann just in man einen ersten Blick unter die Erde 40 Lehrerinnen und Lehrer und 300 die Arbeiten der Schülerinnen und den Frühlingswochen eine Ausgrabung erhaschen konnte. Aus dem Untergrund Schulkinder liessen gemeinsam mit den Schüler. am Hirzenbach, so dass die Kinder wuchsen Vulkane aus Lehm empor, in Mitarbeitenden des Gemeinschafts- den Profis ein wenig über die Schultern denen es brodelte und rauchte. Eine zentrums die versunkene Stadt aufer- Das Projekt «Auf den Spuren der ver- schauen konnten. grosse Informationstafel machte auf die stehen. Kuppelartige Zelte aus Bambus gessenen Stadt» verlangte den Mitar- kommenden Aktivitäten aufmerksam. wurden aufgebaut, Hochsitze erstellt, in beitenden des GZ Hirzenbach einen Zur Sammlung von Erinnerungen und Ein fiktiver Archäologie-Professor erin- einem Forschungs- und Ausgrabungs- enormen Einsatz ab, doch der Aufwand Legenden trug auch eine Gruppe von nerte im Rahmen einer theatralischen zentrum die neusten Erkenntnisse zur hat sich gelohnt: Wie die Auswertung des Seniorinnen und Senioren aus dem Führung an die Legende der versunke- versunkenen Stadt präsentiert. Die von Projektes zeigt, wurden fast alle gesteck- Quartier bei. Einige von ihnen nehmen nen Stadt und als aus einem grossen den Seniorinnen und Senioren erzähl- ten Ziele erreicht, insbesondere auch die regelmässig am Seniorenturnen im Ge- Lehmhaufen plötzlich ein Bewohner ten Geschichten wurden in Guckkisten Vernetzung der unterschiedlichen Gene- meinschaftszentrum teil. Nun nahmen sie dieser Stadt auftauchte und schnell im und Geschichtsboxen präsentiert. Die rationen. Der grosse Publikumszuspruch sich Zeit und erzählten an zwei Nachmit- nahen Gehölz verschwand, war das heute in Berlin lebende Schriftstellerin zeigte zudem, dass der «rote Faden» der tagen, wie Schwamendingen zu ihrer Zeit Staunen der mehr als 50 Teilnehmenden Susann Sitzler, die vor einigen Jahren in sich durch alle Aktionen zog, von den gewesen war, einer Zeit, als es im Dorf gross. Die Tatsache, dass es bei dieser Schwamendingen gelebt und ihre Sicht Quartierbewohnerinnen und -bewohnern noch einen Schmied und einen Sattler Führung wie aus Kübeln goss und da auf das Quartier im Buch «Vorstadt- aufgenommen wurde. Die geheimnisvolle gab, als man auf der Winterthurerstrasse und dort kleine Nebelfetzen waberten, Avantgarde» niedergelegt hatte, las aus Stadt ist zwar inzwischen wieder in der noch Völkerball spielen konnte. Gemein- sorgte für eine eigene, doch passende diesem vor. Ausserdem gab es Theater Erde versunken, doch in den Erinnerun- sam blätterte man in alten Alben und mystische Stimmung. und Film, Musik und Zirkus. Und am gen der Menschen im Quartier wird ihr suchte nach Fotos. Umrahmt wurde der Freitagabend, dem Abschlussabend der Bild noch lange fortleben. Bis es dann Anlass durch Musik-Einlagen. Im September schliesslich dann der Projektwoche der Schule Hirzenbach, auch bei ihnen wieder verblasst, so dass Höhepunkt: Während einer Woche drängten sich 900 Personen auf dem die versunkene Stadt unter Schwamen- Ab Juni folgten dann eine Reihe von Ak- fand auf der Wiese das grosse Kultur- Festgelände und bewunderten in den dingen der neuerlichen Entdeckung durch tionstagen, an welchen die Suche nach spektakel statt. 30 Kunstschaffende, Ateliers und auf den Theaterbühnen die nächste Generation harren muss. 9
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