26.11.2013 Aufrufe

Anne und Peter Verbotene Liebe

„Peter, du hast gesagt, dass du mich magst und zu welchen Überlegungen es dich veranlasst hat, aber so eine kindlich einfache Antwort auf meine Frage habe ich noch nicht erhalten.“ merkte ich an. „Ich glaube, die gibt es auch nicht, Anne. Sympathisch gefunden und gut verstanden haben wir uns ja, solange wir uns kennen. Bei unserer Arbeit zu den Konzerten hat sich das intensiviert. Bei aller Freude, die es machte, war auch ein Stückchen davon, das es mir dir geschah. Nach unserem zweiten Essen war ich begeistert von dir und deine Erklärungen zur Pastorale und das gemeinsame Hören haben mich fasziniert. Ich hätte dich umarmen und küssen können. Aber allein dieses Bedürfnis zu haben, war ja schon unerlaubt und erst recht, dass es mir immer wieder einfiel und das ich von unserer Situation träumend eingeschlafen bin. Weitere Gedanken über meine Liebe zu dir habe ich mir gar nicht gemacht, sondern über die Perversi­tät der Verhältnisse unter den ich zu leben habe, in denen mir das verboten ist. Ich mag dich schon sehr gern, empfinde vieles an dir bewundernswert und freue mich wenn wir zusammen sein können. Ob das schon Liebe ist, oder eine Basis auf der sie gut entstehen könnte, ich weiß es nicht. Was meinst du denn?“ fragte er.

„Peter, du hast gesagt, dass du mich magst und zu welchen Überlegungen es dich veranlasst hat, aber so eine kindlich einfache Antwort auf meine Frage habe ich noch nicht erhalten.“ merkte ich an. „Ich glaube, die gibt es auch nicht, Anne. Sympathisch gefunden und gut verstanden haben wir uns ja, solange wir uns kennen. Bei unserer Arbeit zu den Konzerten hat sich das intensiviert. Bei aller Freude, die es machte, war auch ein Stückchen davon, das es mir dir geschah. Nach unserem zweiten Essen war ich begeistert von dir und deine Erklärungen zur Pastorale und das gemeinsame Hören haben mich fasziniert. Ich hätte dich umarmen und küssen können. Aber allein dieses Bedürfnis zu haben, war ja schon unerlaubt und erst recht, dass es mir immer wieder einfiel und das ich von unserer Situation träumend eingeschlafen bin. Weitere Gedanken über meine Liebe zu dir habe ich mir gar nicht gemacht, sondern über die Perversi­tät der Verhältnisse unter den ich zu leben habe, in denen mir das verboten ist. Ich mag dich schon sehr gern, empfinde vieles an dir bewundernswert und freue mich wenn wir zusammen sein können. Ob das schon Liebe ist, oder eine Basis auf der sie gut entstehen könnte, ich weiß es nicht. Was meinst du denn?“ fragte er.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

A n n e u n d P e te r<br />

Ve rb ote ne Lie b e<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 1 von 24


Evimad<br />

A nne <strong>und</strong> <strong>Peter</strong>,<br />

verbotene <strong>Liebe</strong><br />

Bezaubernde Klänge <strong>und</strong><br />

verzaubernde Frau<br />

Erzählung<br />

Les chefs des peuples se prennent pour des<br />

bergers; ils ne sont souvent que des chiens de<br />

troupeau.<br />

Gilbert Cesbron<br />

<strong>Anne</strong> mochte <strong>Peter</strong>,<br />

aber <strong>Liebe</strong> würde es nicht geben.<br />

<strong>Anne</strong> hielt nichts von Kirche<br />

<strong>und</strong> für <strong>Peter</strong> galt der Zölibat.<br />

Banale Ansichten <strong>und</strong> Verbote,<br />

um die <strong>Liebe</strong> sich nicht kümmert?<br />

Schon möglich, zumal wenn alles bei Musik geschieht.<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 2 von 24


<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> - Inhalt<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> – <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong>...................................................... 4<br />

Bilder............................................................................................. 4<br />

Audiophilie...................................................................................... 4<br />

Schäfermusik.................................................................................. 5<br />

Musik hören.................................................................................... 5<br />

Große Oper Unterricht......................................................................7<br />

Kosmische Harmonie........................................................................ 7<br />

Musischer Kollege............................................................................8<br />

Kirchenschlager............................................................................... 8<br />

Heiligenmärchen.............................................................................. 9<br />

Pastoralidylle................................................................................... 9<br />

Orgelkonzerte................................................................................ 10<br />

Kleine W<strong>und</strong>er............................................................................... 11<br />

Höllenkandidat............................................................................... 12<br />

Der Pastor..................................................................................... 13<br />

Interessante Persönlichkeit.............................................................. 13<br />

Zu dicke Fre<strong>und</strong>e...........................................................................13<br />

Leben auf dem Lande......................................................................14<br />

Eingeengte Bühne.......................................................................... 15<br />

Schule im Herbst............................................................................16<br />

Ich möchte da raus.........................................................................16<br />

Kindlich einfache Antwort................................................................17<br />

Erste Ausbruchsversuche................................................................. 18<br />

Nur gottgefällig.............................................................................. 20<br />

Übergeordnete Instanz....................................................................20<br />

Approbation entziehen.................................................................... 21<br />

No more Pastor.............................................................................. 21<br />

Erwachen heiterer Gefühle............................................................... 22<br />

Einsamer Hirte............................................................................... 22<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 3 von 24


<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> – <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong><br />

Bilder<br />

Dass Menschen gerne Fernsehen schauen, ist doch verständlich. Wenn sowieso<br />

alles, was du wahrnimmst in Bildformate transponiert wird, damit dein Kopf es<br />

verwenden <strong>und</strong> dein Gedächtnis es speichern kann, warum sollst du da den für<br />

deinen Kopf mühsamen <strong>und</strong> energiezehrenden Umweg über die anderen Sinnesorgane<br />

nehmen, anstatt ihm seine Informationen direkt optisch zukommen<br />

zu lassen? Bilder, die gibt’s doch im Fernsehen jederzeit genug. Schade, bei<br />

mir funktioniert das nicht so. Mein Gehör sucht die Konkurrenz <strong>und</strong> will sich<br />

nicht einfach mit den die Fernsehbilder begleitenden Klangereignissen zufrieden<br />

geben.<br />

Audiophilie<br />

Interpersonale Machtkämpe meiner Wahrnehmungsorgane, die mir psychische<br />

Probleme hätten bereiten können? Keinesfalls. Ich musste nur akzeptieren,<br />

dass das Gesehene bei mir nicht dominant regieren konnte, sondern das Gehörte<br />

zumindest ebenbürtig war. Das Ohr sollte eben als mein Zentralorgan<br />

fungieren. Dabei war es nichts Besonderes, hörte keine speziellen Frequenzen,<br />

war nicht das, was man als rein bezeichnete <strong>und</strong> verfügte als Hörorgan über<br />

keine extraordinären Kapazitäten. Es hörte nur eben alles, <strong>und</strong> forderte dafür<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Beachtung. Ich konnte nicht einfach an der Fleischtheke<br />

stehen <strong>und</strong> die Konversation der Verkäuferinnen mit den anderen K<strong>und</strong>innen<br />

als Hintergr<strong>und</strong>gebrabbel wahrnehmen. Ich erfuhr eben nicht nur, dass die<br />

K<strong>und</strong>in neben mir Frau Dr. Simrock hieß <strong>und</strong> offensichtlich beabsichtigte im<br />

Laufe der nächsten Tage sechs Scheiben Mortadella zu verzehren, ich sah auch<br />

ihre große stabile, leicht korpulente Statur <strong>und</strong> hörte die zarten glockenhellen<br />

Töne, die diese Person verwendete, um ihre Einkaufswünsche zu formulieren.<br />

Warum durfte diese Frau nicht mit einer solchen Stimme sprechen, einer Stimme<br />

die ich eher für Jungmädchenliebesgartengesäusel hielt. Ob sich Frau Dr.<br />

Simrock wohl dahin träumte, oder vielleicht sogar dort befand <strong>und</strong> nur ihre<br />

physiologische Konstitution ungeachtet dessen sich einen Phänotyp hatte entwickeln<br />

lassen, der damit nicht korrelierte. Solche <strong>und</strong> ähnliche Gedanken entwickelten<br />

sich auf der Basis des auditiv Wahrgenommenen <strong>und</strong> beschäftigten<br />

mich weiter. Aber es ging mir ja nicht nur bei Frau Dr. Simrock so, bei jeder<br />

Kassiererin, jedem mit dem ich kommunizierte, hörte ich das Gesprochene,<br />

auch wenn es nur wenige Worte waren, wie eine kleine Symphonie, bei der ich<br />

zwanghaft herausfinden musste, was die jeweiligen Komponisten damit zum<br />

Ausdruck bringen wollten, welche Persönlichkeiten diese Stimme, diese<br />

Sprachmelodie, eben alles was diesen Sprechakt formte, darstellen würde. Die<br />

sich größter Sicherheit bei der Interpretation ihrer visuellen Wahrnehmung<br />

wähnen, schauen dem Gegenüber in die Augen <strong>und</strong> sind überzeugt, seinen<br />

Charakter zu erkennen. Ich wollte gar nicht den Charakter erkennen, ich liebte<br />

es nur, genau zuzuhören, die vielfältigen Impressionen des Klangs wahrzuneh-<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 4 von 24


men, Assoziationen aufkommen zu lassen <strong>und</strong> sie zu einem Bild zu formen. Ich<br />

bin audiophil, ich liebe es zu hören, auch ohne teure HiFi-Anlagen <strong>und</strong> klanggetreue<br />

Wiedergabetechniken.<br />

Eine psychische Konstante war es von mir. Automatisch hörte ich immer sofort<br />

intensiv die Melodie, ob sich die zehnjährige Schülerin bei mir über einen Jungen<br />

beschweren, oder der siebzehnjährige mir Informationen über seine hohe<br />

Kompetenz in amerikanischer Literatur zukommen lassen wollte. Es war sehr<br />

angenehm <strong>und</strong> bereicherte den textual vorgetragen Kommunikationsinhalt um<br />

wesentliche, meist erfreuliche Aspekt. Ich konnte es mir gut vorstellen <strong>und</strong><br />

nachempfinden, dass im frühen Theater die Dialoge gesungen wurden <strong>und</strong><br />

Opern bestanden ja schließlich nicht nur aus der Aneinanderreihung von einzelnen<br />

Arien. Bei Lyrik war ich mir sowieso sicher, dass sie nicht nur in die Hände<br />

von Germanisten beziehungsweise Sprachwissenschaftlern gehörte. Ich war<br />

meinen Ohren dankbar, dass sie der Tyrannis der visuellen Eindrücke so stark<br />

etwas entgegenzusetzen hatten.<br />

Schäfermusik<br />

Wer professionellen Umgang mit Klängen hat, wer sich als Musiker bezeichnet,<br />

bei dem oder der wird es nicht viel anders sein. Warum hatte ich nicht einen<br />

Dirigenten, einen Pianisten oder doch wenigstens einen Musiklehrer geheiratet.<br />

Töricht war es im Gr<strong>und</strong>e von Anfang an gewesen, mich mit einem Maschinenbauingenieur<br />

einzulassen <strong>und</strong> zu liieren. Woraus bestehst du denn anders, als<br />

aus dem was deine Wahrnehmung aufgenommen, verarbeitet <strong>und</strong> in Beziehung<br />

gesetzt hat? Bei mir war da eben sehr viel mit klanglichen Impressionen <strong>und</strong><br />

Musik vorhanden, nur die Klänge der Maschinen kamen da nicht vor, während<br />

es für Erik die einzige Musik zu sein schien, die ihn offensichtlich berauschen<br />

konnte. Im Nachhinein empfinde ich mich so weise, sagen zu können, dass <strong>Liebe</strong><br />

schon ein wenig mehr die personale Basis des anderen einbeziehen müsste<br />

als sich allein an der idyllischen Schäfermusik des momentanen Verb<strong>und</strong>enseins<br />

zu ergötzen. Irgendwann wirst du etwas von <strong>und</strong> mit deinem Partner hören<br />

wollen. Du liebst ihn zwar, aber das müsste auch schon sein. Das bist doch<br />

du, die gern ins Konzert <strong>und</strong> in die Oper geht, das kann man doch nicht einfach<br />

ignorieren. In anderen Bereichen kommt es auch vor, dass er dich zu ignorieren<br />

scheint. Was wollt ihr eigentlich voneinander? Ihr passt doch gar nicht zusammen,<br />

das stellst du oft erst nach Jahren intensiver Selbsttäuschungsversuche<br />

fest. Du wirst es nicht einfach wie einen eben misslungenen Versuch mit<br />

einem 'ça m'est bien égal' beerdigen <strong>und</strong> fortwischen können. Es war in dir <strong>und</strong><br />

hat dich verändert, dein Kopf wird das bei der Interpretation des Gehörten einbeziehen<br />

<strong>und</strong> den gemalten Bildern in Zukunft andere farbliche Nuancen verleihen.<br />

Musik hören<br />

Natürlich verlangt mein auditives Wahrnehmungsorgan nicht nur nach den<br />

Klangereignissen gesprochener Worte, es will Musik direkt. Aber auch hier habe<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 5 von 24


ich ihm im Gr<strong>und</strong>e nichts Besonderes zu bieten. Natürlich hätte ich es nicht für<br />

unangenehm gehalten, Geige, Klavier oder Flöte spielen zu können, aber im<br />

Vordergr<strong>und</strong> standen die Bilder meiner Fre<strong>und</strong>in <strong>und</strong> Klassenkameraden, deren<br />

klanglichen Produkte trotz längeren qualvollen Übens nicht den Eindruck erweckten,<br />

als ob daraus jemals das werden könnte, was ich mir unter Geigen-,<br />

Klavier- oder Flötenmusik vorstellte. Ich hörte nur gern zu <strong>und</strong> genoss es.<br />

Bis auf den die Schmerzgrenze überschreitenden Krach, der mir mit dumpfen<br />

Hammerschlägen einpauken wollte, in welchem Rhythmus ich stampfend oder<br />

hüpfend den Boden unter mir zu malträtieren hätte, war kein Genre prinzipiell<br />

obsolet. Ich mochte auch schon mal mehr Gefühlsbetontes, <strong>und</strong> bei französischen<br />

Chansons sind die Übergänge ja oft nicht eindeutig auszumachen. Oft<br />

liegt es ja auch nicht allein an der Musik selbst, sondern am Ohr des Hörers,<br />

was er erwartet <strong>und</strong> gerne hören möchte. Es ist doch zum Beispiel ein Leichtes,<br />

durch das Andante in Mendelssohn-Bartholdys zweiten Satz des Violinkonzertes<br />

e-moll seine Bedürfnisse nach Sentimentalem bedienen zu lassen. Natürlich<br />

war das mit überschäumenden Sentiments <strong>und</strong> expressiver Inbrunst<br />

vorgetragene Sehnsuchtsdrama auch nicht mein Musiktyp. Was gab's denn da<br />

noch zu tun, als wehmütig mitzuflehen, nach Bildern, die nicht die meinen waren<br />

<strong>und</strong> wegen ihrer hohlen Idiotie auch nie werden sollten. Am reichhaltigsten<br />

war <strong>und</strong> blieb eben das, was man als 'klassische Musik' zu bezeichnen pflegte.<br />

Aber auch hier verhielt es sich so, dass ich eine Sinfonie, die ich zum ersten<br />

Mal gehört hatte, nochmal hören wollte <strong>und</strong> nochmal, <strong>und</strong> dann sind die Bilder<br />

in deinem Kopf fertig. Du wirst sie nicht einfach übergehen können <strong>und</strong> neue<br />

entwerfen, wenn du sie später wieder hörst <strong>und</strong> willst es auch wohl gar nicht.<br />

Wenn ein Dirigent sie anders interpretiert, <strong>und</strong> deine alten Bilder nicht mehr<br />

passen wollen, wirst du es nicht sofort freudig begrüßen, sondern voraussichtlich<br />

eher als störend empfinden. Ich höre mir auch gern Bekanntes wieder an.<br />

Nur für viele, wenn nicht die meisten, stellt es die dominierende Form des Musikkonsums<br />

dar, Vertrautes <strong>und</strong> Bekanntes wieder <strong>und</strong> wieder zu hören. Die<br />

ständige Lust am Repetieren ist eine sanktionierte Ausdrucksform hospitalistischer<br />

Gr<strong>und</strong>dispositionen. Warum lieben sie es? Lust an den neuen Bildern, die<br />

entstehen, kann es nicht sein. Es sind immer wieder die gleichen. Ist es das,<br />

was sie suchen? Ist es das ständig wiederholende Betrachten der gleichen Bilder,<br />

die einmal mit positiven Emotionen gekoppelt waren. Wenn Kinder ständig<br />

mit dem Kopf wackeln, um sich immer wieder die gleichen Reize zu verschaffen,<br />

diagnostiziert man eine psychische Störung, warum sollte es bei Erwachsenen,<br />

die sich wie ihr Mantra ständig wieder die gleiche Musik anhören, viel<br />

anders sein? Die Köpfe aller Menschen scheinen bei ihren Verarbeitungsprozessen<br />

Erinnern <strong>und</strong> Wiederholen sehr zu mögen, <strong>und</strong> bei der Strukturierung des<br />

Gedächtnisses <strong>und</strong> dessen Gebrauch scheinen ihnen konstitutive Kompetenzen<br />

zuzukommen. Auch wenn Jacques Derrida die Ansicht vertritt, dass sich mit jeder<br />

Iteration eines Begriffs seine Bedeutung verändere, so mag das für den<br />

philosophischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Diskurs vielleicht zutreffen, aber bei anderen<br />

Wahrnehmungen <strong>und</strong> ihren Interpretationen wird genau das alte Bild<br />

wieder gesucht, jede Veränderung ist absolut unerwünscht. Nicht selten verfährt<br />

unser Gehirn bei Musik eigenmächtig. So wie beim Kind mit seinen Jakta-<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 6 von 24


tionen lässt es uns permanent die gleiche kurze Passage immer wieder hören.<br />

Selbst wenn wir es gar nicht wollen <strong>und</strong> es als Belästigung empfinden, scheint<br />

es sich wie ein Wurm in unseren Gehörgang gebohrt zu haben, der uns immer<br />

die gleiche Halluzination melodisch rhythmischer Sentenzen vorspielt. Nicht nur<br />

mit ihrem Hintergr<strong>und</strong>gedudel im Kaufhaus, sondern schon morgens unter der<br />

Dusche kann uns Musik aus unserem eigenen Kopf belästigen.<br />

Große Oper Unterricht<br />

Zentrale Bedeutung hat Musik für alle Menschen, damit sind wir zur Welt gekommen<br />

<strong>und</strong> die gespeicherten Bilder der anderen Sinnesorgane sind ja keine<br />

isolierten Drucke ihrer primären Auftraggeber. In der Regel werden sie schon<br />

bei der Ankunft der Nervenreize gleich zu Kollagen mit bereits Vorhandenem<br />

<strong>und</strong> den Eindrücken der anderen Organe gefügt. Und so sind häufig bei Bildern,<br />

die du nur visuell zu erkennen glaubst, <strong>und</strong> sie auf dieser Gr<strong>und</strong>lage beschreibst,<br />

starke rhythmische <strong>und</strong> melodische Elemente vorhanden, die du gar<br />

nicht als solche wahrnimmst. Ich bin Lehrerin, <strong>und</strong> bei den Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />

handelt es sich bestimmt nicht immer um große Oper, aber was dein rhythmisch-melodisches<br />

Empfinden stört, stört auch den Lernprozess. Umgekehrt<br />

fördert die Verbindung mit musikalischen Elementen es sehr stark. Es erinnert<br />

mich an eine leicht skurrile Szene in meiner Jugend. Ich las die Ballade 'Das<br />

Grab im Busento' von August Graf von Platen <strong>und</strong> fand sie interessant, lustig,<br />

ein wenig kitzelig amüsant. Ich wusste zwar, dass Alarich Rom erobert hatte<br />

<strong>und</strong> kannte dazu ein paar Details, aber von dem, was von Platen hier beschrieb,<br />

war mir nichts bekannt. Es war ja eine traurige Geschichte vom Tod<br />

des mit Jugendlocken behangenen jungen Gotenherrschers, aber die Form des<br />

Romanzenverses <strong>und</strong> der Anapest ließen in mir die tapfren Goten zu einem<br />

nächtlichen Reitertrupp werden, deren Rösslein sich anapestgemäß trippelnd<br />

auf einem Pfad neben dem Busento vorwärts bewegten. Und auch wenn von<br />

Platen mit großer Geste forderte: 'Wälze sie Busentowelle, wälze sie von Meer<br />

zu Meere' trippelten stets die Rösslein, wie sie es sonst nur nach Musik in der<br />

spanischen Hofreitschule in Wien können. Alles passte an diesem Gedicht eigentlich<br />

nicht, aber in meiner komischen Oper fügte es sich so w<strong>und</strong>ervoll zusammen,<br />

dass ich es nach ein paar Mal lesen auswendig konnte <strong>und</strong> bis heute<br />

nicht vergessen habe. Deshalb bin ich auch der Ansicht, dass es sich bei Versmaß<br />

<strong>und</strong> Versfuß eindeutig um rhythmische Elemente handelt, die im Genre<br />

musikalische Gestaltungselemente ihre Heimat haben.<br />

Kosmische Harmonie<br />

Nach Musik selbst, stellt Sprache eine im Besonderen organisierte Form von<br />

Schallereignissen dar. Musiklehrerin konnte ich nicht werden, weil ich nicht<br />

über die erforderlichen Voraussetzungen verfügte, aber Musikunterricht zu erteilen<br />

war gar nicht eine Perspektive, die mich emotional reizte. Auch wenn<br />

Konfuzius schon vor zweieinhalbtausend Jahren erkannt hatte, dass Musik ein<br />

Instrument zur Vervollkommnung des Menschen sei <strong>und</strong> der Erzielung kosmischer<br />

Harmonie diene. Kosmische Harmonie schien bei Herrn Heinze, unserem<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 7 von 24


Musiklehrer, jedoch nicht vorzukommen. Er war ein Scheusal. Sein zynisches<br />

<strong>und</strong> mokantes Verhalten den Schülern gegenüber war widerlich <strong>und</strong> hatte nicht<br />

selten menschenverachtende Züge. Auch in Gesprächen unter Kollegen waren<br />

seine Äußerungen kalt, polemisch <strong>und</strong> oft despektierlich. Dass so einer in der<br />

Lage sei, die Musik zu fördern, hatte schon Konfuzius für nicht möglich<br />

gehalten. Das Ausmaß meiner kosmischen Harmonie hätte für den Unterricht<br />

in Musik bestimmt gereicht, aber sowohl Verständnis als auch Anwendung der<br />

deutschen <strong>und</strong> nicht minder der englischen Sprache konnten auf die Gr<strong>und</strong>lage<br />

einer harmonischen Basis keinesfalls verzichten. Ich wurde für eine gute<br />

Lehrerin gehalten <strong>und</strong> war bei den Schülern offensichtlich wohl beliebt.<br />

Warum? Keine Ahnung. Ich wusste weder besonders viel, noch war ich<br />

besonders fleißig. Ich wandte keine speziellen pädagogisch Konzepte an, noch<br />

hielt ich mich für kinderverliebt. Bestimmt war es der erreichte Harmoniegrad,<br />

aus dem heraus ich agierte, vor allem aber, dass meine Ohren hörten, was an<br />

denen der meisten anderen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen vorbei ging.<br />

Musischer Kollege<br />

Der musischte Mann bei uns an der Schule aber, war der Herr Pastor. Mitglied<br />

des Kollegiums war er offiziell wohl nicht. Er kam nur an einem Tag zur Erteilung<br />

einiger St<strong>und</strong>en Religionsunterrichtes vorbei, vielleicht um dafür zu sorgen,<br />

dass die Nachwuchsschäflein sich nicht völlig im Niemandsland verlören,<br />

oder aber auch, um sich einiger bereits verloren geglaubter besonders anzunehmen.<br />

Er war ein fre<strong>und</strong>licher, offener, Warmherzigkeit ausstrahlender Mann.<br />

Ob seine Harmonie auch kosmische Züge hatte, blieb mir verschlossen, aber<br />

dass er Bezüge zu Musik haben musste, dessen war ich mir absolut sicher. In<br />

der Kirche, am Sonntag, da musste er ja singen. Früher war das wenigstens<br />

so. Ich hätte ihn gern mal gehört. Was er wohl lieber sang? Ob er lieber das<br />

'Gloria' posaunte oder das 'Agnus dei', das Lamm Gottes anflehte, uns seinen<br />

Frieden zu geben. Ich hatte diesen Gregorianischen Choral <strong>und</strong> die Sprechgesänge<br />

gemocht <strong>und</strong> fand sie keineswegs langweilig oder gar monoton. Völlig<br />

unterschiedlich konnten sie klingen durch die jeweiligen Vortragskünste, durch<br />

Stimme, Rhythmus <strong>und</strong> Betonung, des betreffenden Geistlichen. Wenn ein relativ<br />

junger Kaplan das 'Pater noster' vortrug liefen mir Schauer über den<br />

Rücken. Langsam <strong>und</strong> mit Pausen sang er die einzelnen Satzteile, als ob er den<br />

Hall der Kirche mit einbezöge. Es herrschte Totenstille im Kirchenschiff, allein<br />

seine junge klare Stimme ließ das: „Panem nostrum - Pause - cotidianum da<br />

nobis hodie“ darin schwingen <strong>und</strong> hallen. Sicherlich war ich nicht die einzige,<br />

die davon ergriffen war <strong>und</strong> so empfand. Ob Pastor Degen so etwas auch wohl<br />

konnte?<br />

Kirchenschlager<br />

Ich hatte schon sehr früh mit Kirche <strong>und</strong> Religion abgeschlossen, aber ausdrücklich<br />

nicht wegen der Zeremonien <strong>und</strong> Rituale, das liebte ich <strong>und</strong> hatte<br />

meine Freude daran. Ein schaurig schönes Erlebnis war es jedes Mal, - die Kirchen<br />

waren ja noch berstend voll - wenn im Hochamt bei den Kirchenschlagern<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 8 von 24


die Männer aus vollem Halse die Orgel überbrüllten. Aber Lieder wie 'Großer<br />

Gott wir loben dich' oder 'Fest soll mein Taufb<strong>und</strong> immer stehen' verleiteten ja<br />

auch dazu. Wie eine Katze schlich man sich mit in tiefen Tonlagen gesäuselten<br />

Anerkennungs- <strong>und</strong> Demutsbek<strong>und</strong>ungen ruhig an, um dann zu einem Sprung<br />

für das alles überwogende Schlusscrescendo der Strophe auszuholen. Kluge<br />

Leute mussten es schon sein, die das alles so eingerichtet hatten. Wo gab es<br />

so etwas sonst schon, eine Orgel in jeder Kirche. Warum kamen die Leiter von<br />

Schulen oder anderen Gemeinschaftseinrichtungen nicht darauf, dass dieses<br />

zaubervollste aller Instrumente nicht fehlen durfte, wo man meinte Musik zu<br />

lieben. Ich blieb am Sonntag meistens noch ein wenig länger in der Kirche,<br />

nicht weil ich noch ein paar Gebete zusätzlich sprechen wollte. Wenn der<br />

Geistliche sein 'Ite missa est' gesprochen hatte, <strong>und</strong> die Menschen die Kirche<br />

verließen, begann der Organist, sich in seinem Instrument auszutoben.<br />

W<strong>und</strong>ervoll. Es gibt meines Wissens kein Instrument, das den Menschen mit<br />

seinem ganzen Körper so einbindet wie eine Orgel. Die Bewegungen des<br />

Organisten bei seinem Spiel spürte ich in den berauschenden aber manchmal<br />

auch näselnd zarten Klängen auf meiner Kirchenbank sitzend.<br />

Heiligenmärchen<br />

Das alles war ein buntes Kirchenland, <strong>und</strong> gefiel mir sehr. Dass man aber darauf<br />

bestand, die Heiligenlegenden <strong>und</strong> W<strong>und</strong>ergeschichten hätten sich tatsächlich<br />

wortgetreu so ereignet, wie sie beschrieben wurden, ärgerte mich schon,<br />

bevor ich zur Schule kam. Ich wollte keine mehr hören. Wenn die Brüder<br />

Grimm darauf bestanden hätten, dass die Ereignisse um die Bremer Stadtmusikanten<br />

keine Fiktion seien, sonder sich in der Realität exakt so abgespielt<br />

hätten, niemand würde heute mehr von den Musikanten reden, allenfalls noch<br />

von den kuriosen Göttinger Germanistikprofessoren, die sich zu so einem Unsinn<br />

verstiegen hätten. Als Märchenerzählungen wären die Legenden doch<br />

nicht schlecht <strong>und</strong> vor allem kein bisschen weniger lehrreich gewesen. Warum<br />

zwang einen die Kirche denn, so vieles Unglaubliche glauben zu müssen. Wurde<br />

man dadurch ein besserer Mensch? Oder sollte das der Kirche gar nicht so<br />

vordringlich wichtig sein. Ihr Gott hatte nirgendwo etwas davon gesagt, dass<br />

eine Notwendigkeit bestünde, diesen ganzen Schmus glauben zu müssen. Nach<br />

dem musste man nur an ihn glauben <strong>und</strong> sonst nix. Es beschäftigte mich über<br />

Jahre, aber schon im dritten Schuljahr stand für mich fest, dass Kirche <strong>und</strong> alles<br />

was damit zusammenhing, meine Welt nicht mehr sein konnte. Als einen<br />

Verein, dem man besser nicht über den Weg trauen sollte, hatte ich sie für<br />

mich eingestuft. Ein weitreichender Beschluss in sehr jungen Jahren <strong>und</strong> trotzdem<br />

ein unumstößliches Verdikt.<br />

Pastoralidylle<br />

Und ausgerechnet ich hielt einen Pastor für den nettesten Kollegen. Ich mochte<br />

ihn. Er ließ sich auch immer durch dämliche Bemerkungen von mir anfeixen<br />

<strong>und</strong> reagierte fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> amüsiert darauf. Wenn ich mich zum Beispiel nach<br />

dem Befinden seines Oberhirten erk<strong>und</strong>igte, schaute er nicht indigniert über<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 9 von 24


den faden Witz, sondern erzählte launig etwas zur Bedeutung der Hirtenvölker<br />

im Vorderen Orient vor Beginn unserer Zeitenwende. Wir konnten sogar ernsthaft<br />

über Derartiges reden, aber warum die Kirche während ihrer Verbreitung<br />

an diesem Begriff, der in den westlichen <strong>und</strong> nördlichen Regionen doch schon<br />

damals längst mit einer völlig anderen Konnotation belegt war festgehalten<br />

hatte, wusste er auch nicht. In Griechenland sah man die Hirten keineswegs<br />

als heroische Gestalten, aus deren Reihen Heerführer, Könige <strong>und</strong> weise Männer<br />

hervorgingen. Sie lebten unberührt von der Kultur in ländlicher Idylle bei<br />

ihren Rindern oder Schafen <strong>und</strong> führten ein schlichtes naturbezogenes Leben.<br />

Basierend darauf ist sogar eine eigene Kunstgattung entstanden, die Bukolische-<br />

oder Schäferdichtung, in der sogar Goethe noch ein Stück verfasst hat.<br />

„Romantisch-beschauliche Pastoralidylle ist aber nicht ihre Lifestyle Perspektive,<br />

nein?“ fragte ich ihn grinsend. „Ich weiß nicht recht, inwieweit es sich dabei<br />

um Pastoralidylle handelt? Ich besinge meine Schäflein. In welchem anderen<br />

Beruf ist das der Fall? Auch andere musikalische Genüsse werden ihnen in unserem<br />

Hause geboten. Einmal konnten wir ihnen die Aufführung einer Bachkantate<br />

bieten, aber darüber hinaus animieren wir sie ständig, ihre Gebete,<br />

Lobpreisungen <strong>und</strong> Fürbitten selbst in cantabler Form vorzutragen. Ob es dabei<br />

ländlich idyllisch zugeht, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht,<br />

aber harmonisch friedlich ist es allemal.“ antwortete Pastor Degen verschmitzt<br />

lächelnd. Dann erzählte er mir, dass es ihm vor ein paar Jahren gelungen sei,<br />

Geld für die Restaurierung der Orgel aufzutreiben, <strong>und</strong> da es sich um einen<br />

klanglichen Schatz handele, habe er Studenten der Musikhochschule animieren<br />

können, ihre Fähigkeiten vor Publikum zu demonstrieren. Die Kontakte zur<br />

Hochschule für Musik <strong>und</strong> den Studenten hätten sich verfestigt <strong>und</strong> seien mittlerweile<br />

hervorragend, so dass sie ständig in der Lage seien, kleine musikalische<br />

Kostbarkeiten anzubieten. Nur leider seien eben Zeit <strong>und</strong> Interesse in der<br />

Bevölkerung nicht sehr groß. „Es ist nicht fehlendes Interesse, es sind ihre<br />

h<strong>und</strong>smiserablen, wahrscheinlich bukolischen Marketing Strategien. Wo müsste<br />

ich denn zum Beispiel suchen, wenn ich von ihren Veranstaltungen etwas erfahren<br />

wollte?“ warf ich ihm vor. „Ja, ja das ist schon ein Problem. Solange sie<br />

nicht Jessy Norman oder den Dresdener Kreuzchor auftreten lassen können,<br />

vermeldet die Presse es nur unter Kirchennotizen. Aber unter dem Starkult haben<br />

andere gewiss noch mehr zu leiden als die Kirchen. Den Stars alles <strong>und</strong> die<br />

Leistungen anderer können noch so hervorragend sein, man schenkt ihnen keine<br />

Beachtung.“ reagierte er. „Wie kann ich sie trösten? Sagen sie's mir, ich<br />

komme bestimmt zu ihrem nächsten Orgelkonzert, auch ohne dass sie ein<br />

Starhirte sind. Aber warum hängt denn bei uns in der Schule nicht mal ein Plakat<br />

dazu?“ wollte ich wissen.<br />

Orgelkonzerte<br />

Einiges sollte geändert werden <strong>und</strong> als ich beim nächsten Konzert anwesend<br />

war, betörte es mich. Warum hatte ich eigentlich seit meiner Kindheit keine Orgelkonzerte<br />

mehr besucht, ich wusste doch, wie die Orgel mich fasziniert hatte?<br />

Es war wahrscheinlich unter den Begriff Kirche subsumiert <strong>und</strong> abgelegt<br />

worden, aber Beethovens Missa solemnis, Bachs h-moll, Schuberts Deutsche<br />

Messe <strong>und</strong> andere Missae waren doch keineswegs für mich tabu, weil sie sich<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 10 von 24


auf Kirche bezogen. Nach dem Konzert standen wir mit drei Studenten <strong>und</strong><br />

Pastor Degen noch zusammen. Beim nächsten Mal wollte ich den spielenden<br />

Studenten hinter der Orgel zuschauen. Für's übernächste entwarf ich den<br />

Plakattext <strong>und</strong> fügte auch die wesentlichsten Informationen in Englisch hinzu.<br />

Das ist eben heute zwingender Standart, wenn man globales Interesse<br />

erreichen will. Unsere junge Kunstlehrerin konnten wir motivieren, für die<br />

Gestaltung des Plakates ihr Talent für graphisches Design in Wallungen zu<br />

versetzen <strong>und</strong> unser Informatik Professor, sprich Mathe Kollege, nahm sich mal<br />

die muffige Internetseite der Kirche vor. Wer was mit Kirche zu tun hatte,<br />

spielte keine Rolle, die Orgelkonzerte waren das belebende <strong>und</strong><br />

zusammenführende Band. Natürlich besuchten die Beteiligten selbst aber auch<br />

andere Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen die nächsten Konzerte, <strong>und</strong> unausgesprochen<br />

bestand bei allen das Bedürfnis, Ideen einzubringen, wie man die Konzerte<br />

fördernd unterstützen könnte. Vor einem der nächsten Konzerte lud die<br />

Hochschule für Musik gemeinsam mit Pastor Degen zu einer Pressekonferenz<br />

ein, <strong>und</strong> da gerade lokal nichts Explosives anlag, prangten die Informationen<br />

über das Gespräch <strong>und</strong> das anstehende Konzert mit großen Fotos auf der<br />

ersten Seite der Lokalteile. Da wohl kein Musikbeflissener der Ansicht wahr,<br />

sich ein derartiges Ereignis entgehen lassen zu dürfen, war die Kirche brechend<br />

voll. Pastor Degen bedanke sich artig, verwies auf weitere Planungen <strong>und</strong><br />

schickte die Leute nach Hause. Wir lagen uns anschließend lachend, staunend<br />

<strong>und</strong> tanzend in den Armen.<br />

Kleine W<strong>und</strong>er<br />

„Du bist dafür verantwortlich, nur du, ohne dich, <strong>Anne</strong>, wäre es nie dahin gekommen.<br />

Ein kleines W<strong>und</strong>er, das ich mir nie hätte erträumen können.“ erklärte<br />

mir Pastor <strong>Peter</strong> Degen. Bei den Konzertvorbereitungen waren wir dazu<br />

übergegangen, uns alle untereinander zu duzen. Mit den Studenten hatte <strong>Peter</strong><br />

Degen es schon vorher getan. „<strong>Peter</strong>, beim W<strong>und</strong>erglauben handelt es sich<br />

um etwas mir äußerst Fernliegendes. Ich werde von einer fast neurotischen<br />

Sucht getrieben, mein Agieren <strong>und</strong> Handeln so zu gestalten, dass die Ergebnisse<br />

zwar w<strong>und</strong>erähnliche Erscheinungsformen annehmen, aber ausschließlich<br />

auf kausal Verständlichem basieren. Wer hätte es gedacht, dass die kleine Lea-<br />

Sophie, deren Gehirn allen englischen Impressionen mit massivsten Barrikaden<br />

zu begegnen schien, heute zwei plus stehen könnte? Ein W<strong>und</strong>er, aber ich<br />

kann's erklären. Heilig sprechen lassen kannst du mich trotzdem, auch wenn<br />

alles erklärlich ist.“ reagierte ich scherzend. „Nein, es macht mich glücklich,<br />

glücklich über alles was damit verb<strong>und</strong>en ist. Die Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Anerkennung<br />

für die Musik, die Veränderungen der sozialen Kontakte, die es mit<br />

sich gebracht hat <strong>und</strong> vor allem natürlich das andere Bild, in dem wir jetzt betrachtet<br />

werden. Wir sind nicht mehr die, die, den Leuten bestimmte Doktrinen<br />

aufzwingen <strong>und</strong> sie zum Beten <strong>und</strong> Buße tun prügeln wollen. Wir werden ganz<br />

normal akzeptiert, als jemand, der etwas zu bieten <strong>und</strong> zu sagen hat. Es ist<br />

w<strong>und</strong>erbar. Bestimmt ein großer pastoraler Erfolg, durch Musik.“ sagte's <strong>und</strong><br />

lächelte.<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 11 von 24


Höllenkandidat<br />

Die Momente in denen wir miteinander sprachen, waren äußerst kurz. Immer<br />

nur in der Pause vor seinem Unterrichtsbeginn <strong>und</strong> das in der Regel nur etwa<br />

einmal im Monat. Für die Konzertvorbereitungen hatten wir uns aber nach der<br />

Schule bei ihm, der Kunstkollegin oder mir getroffen. Jetzt war es auch selbstverständlich,<br />

dass wir jede Woche bei seiner Ankunft miteinander redeten. Gespräche<br />

über Religion <strong>und</strong> Glauben waren aber für mich bis an mein Lebensende<br />

tabu. <strong>Peter</strong> Degen schien es zu ahnen, denn nie gab es Ansätze, in diese<br />

Richtung etwas zu äußern. Wir konnten selbstverständlich über Kirchen- <strong>und</strong><br />

Kulturgeschichtliches reden. Ich hätte gern mal länger mit ihm gesprochen,<br />

mehr über seine Beziehung zu Musik <strong>und</strong> seine persönliche Musikgeschichte erfahren,<br />

aber er war ein Fuchs, man konnte nur schlecht mit ihm reden, beziehungsweise<br />

viel zu gut. Nach zwei Sätzen brachte er mich dazu, eifrig von mir<br />

zu erzählen, obwohl ich doch etwas von ihm wissen wollte. Wenn ich nicht gewusst<br />

hätte, dass er selber vorher Lehrer für Mathematik <strong>und</strong> Religion gewesen<br />

wäre, hätte ich vermutet, dass er psychotherapeutische Qualifikationen besäße.<br />

Vielleicht gehörte Derartiges ja mittlerweile auch zur theologischen Ausbildung,<br />

weil man es für nicht unerheblich hielt, wenn man sich um das Seelenheil<br />

seiner Schäfchen kümmern wollte.<br />

Aber ich als Frau mich mit dem Herrn Pastor im Café treffen, einfach nur weil<br />

man mal die Gelegenheit haben wollte, ein wenig länger miteinander zu reden?<br />

Wäre das nicht unschicklich, ein wenig bedenklich <strong>und</strong> könnte zu Missverständnissen<br />

Anlass geben. Diese Frauenfeindlichkeit, der Zölibat, meine dämlichen<br />

Befürchtungen <strong>und</strong> die Begründungen der Kirche, mit der sie es heute immer<br />

noch zu rechtfertigen versuchte, waren für mich höchster Ausdruck der Verlogenheit<br />

dieses ganzen Vereins. Dass der Apostel Paulus damals erklärt hatte,<br />

die Frauen sollten in Versammlungen das Maul halten, hätte zu der Zeit wohl<br />

niemand anders gesehen, aber die Vorstellungen von absoluter Gleichberechtigung<br />

basierten doch letztendlich auf einem Menschenbild, das sich aus christlichem<br />

Gedankengut entwickelt hatte, nur die katholische Kirche selbst sträubte<br />

sich dagegen <strong>und</strong> faselte etwas vom Amt des Hohen Priesters <strong>und</strong> wem dies<br />

von Gott übertragen worden sei. Nein, mit so einem Unfug wollte ich mich<br />

nicht mehr befassen. „Wenn es in deiner Kirche auch Pastorinnen gäbe, <strong>und</strong> du<br />

so eine wärst, oder wenn du kein Pastor sondern ein gewöhnlicher Kollege<br />

wärst, hätte ich überhaupt kein Problem, dich zu fragen, ob wir nicht mal zusammen<br />

einen Kaffee trinken könnten, weil ich mich gerne mit dir unterhalten<br />

würde. So habe ich aber eins. Warum tust du das?“ fragte ich <strong>Peter</strong> Degen<br />

grinsend. „Ist das nicht mehr dein Problem?“ fragte er zurück, „Du wirst Angst<br />

haben, mich zu verführen, dass ich den Zölibat breche <strong>und</strong> dafür später in die<br />

Hölle komme. Und das willst du nicht. Die Vorstellung, mich leiden zu sehen,<br />

sagt dir nicht zu. Ich leide aber schon jetzt, weil ich überhaupt nicht weiß, welchem<br />

Café du denn wohl den Vorzug geben könntest.“ „Du durchschaust mich.<br />

Küppersmühle finde ich nicht schlecht, auch für den Fall, dass du mal Hunger<br />

bekommen solltest, aber fast jedes andere wäre mir auch recht. Wir können<br />

uns auch bei Dobbelstein treffen. Es geht mir doch um den Höllenkandidaten<br />

<strong>und</strong> nicht um's Café.“ reagierte ich. Wir gingen zusammen im Museumsrestaurant<br />

essen.<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 12 von 24


Der Pastor<br />

Nach dem wir geklärt hatten, dass primär ich ihm zuhören wollte <strong>und</strong> nicht er<br />

mir, erzählte er. Erzählte <strong>und</strong> erzählte, offen <strong>und</strong> detailliert. Alles erzählte er, so<br />

dass es mich verw<strong>und</strong>erte <strong>und</strong> ich ihn fragte, ob man als Pastor eigentlich keine<br />

Fre<strong>und</strong>e habe. „Das ist sehr schwer, <strong>Anne</strong>. Aus deiner Rolle kannst du so<br />

gut wie nie heraus. Du kannst nicht der Banker oder Lehrer sein, der nach Feierabend<br />

Privatmann ist, du bist stets für jeden immer auch der Pastor, dem gegenüber<br />

man sich entsprechend zu verhalten hat. Ich habe viele gute Bekannte,<br />

würde ich sagen, aber ein offenes fre<strong>und</strong>schaftliches Verhältnis habe ich<br />

wohl eher nicht. Auch mit alten Fre<strong>und</strong>en von früher ist da mittlerweile nichts<br />

mehr, <strong>und</strong> die Jungs im Priesterseminar? Das war in der Regel nicht so meine<br />

Welt. Es gibt eben nicht nur den Zölibat, dein ganzes Leben ist vom Priester<br />

sein dominiert, soll es ja auch sein, du wirst ja durch die Weihe zu einer besonderen<br />

Art Mensch, was sich auch massiv auf deine sozialen Kontaktmöglichkeiten<br />

auswirkt. Das ist oft genauso schwer, besonders wenn du vorher anders<br />

gelebt hast.“ erläuterte <strong>Peter</strong> es mir. Ich hatte viel ganz Persönliches aus seiner<br />

Kindheit <strong>und</strong> Jugend erfahren. Zum Beispiel, wie seine Mutter, die alles mit Gesang<br />

zu begleiten schien, sich darüber geärgert hatte, dass weder ihr Kindermädchen<br />

noch er in die Lage zu bringen waren, mehrstimmig mit ihr zu singen<br />

<strong>und</strong> er schon bei Kanons als Kind massive Schwierigkeiten hatte, seinem Part<br />

treu zu bleiben. Durch die Konzerte hatte sich die Beziehung zwischen uns verändert,<br />

aber durch dieses Gespräch noch viel mehr.<br />

Interessante Persönlichkeit<br />

Etwa zwei Monate später fragte <strong>Peter</strong> mich ganz lapidar nebenbei, ob wir nicht<br />

mal wieder zusammen essen gehen sollten. Unser Gespräch habe er als sehr<br />

angenehm empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> im Übrigen sei ich ja schließlich auch mal dran, etwas<br />

von mir zu erzählen. Warum nicht? War doch ganz normal. Lust hätte ich<br />

schon darauf, <strong>und</strong> er hatte es ja auch nur so als nebensächliche Frage geäußert.<br />

Das Treffen hatte einen völlig anderen Charakter. Ich berichtete nicht nur<br />

über die Daten meiner Biographie sondern erzählt meist kleine Einzelgeschichten.<br />

Mit der Warnung, das es mit unserer Fre<strong>und</strong>schaft augenblicklich ein Ende<br />

haben würde, wenn er Anstrengungen unternehmen sollte, mich zu bekehren,<br />

erzählte ich ihm auch meine religiöse Genese. Permanent gab es etwas zu lachen,<br />

besonders bei meiner Charakterisierung von Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

nach von mir wahrgenommenen akustischen Eindrücken. Als wir uns verabschiedeten,<br />

erklärte <strong>Peter</strong>, dass er mich für eine außergewöhnlich interessante<br />

Persönlichkeit halte.<br />

Zu dicke Fre<strong>und</strong>e<br />

Wieder einige Monate später meinte er: „Wir müssten doch eigentlich mal wieder<br />

zusammen essen gehen.“ Ich zog eine skeptisches Mine. Ob ich das wollte,<br />

fast regelmäßig mit <strong>Peter</strong> essen gehen. Ob er mich dafür nicht zu gut leiden<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 13 von 24


mochte. Nicht seinen zu erwartenden Höllenqualen galt meine Sorge, sondern<br />

eher seinen aktuellen psychischen Konflikten, wenn seine Gefühle für mich, die<br />

einer guten Fre<strong>und</strong>schaft übersteigen sollten. „Hat dir denn unser letztes Mal<br />

etwa nicht gefallen, oder warum schaust du so?“ fragte <strong>Peter</strong>. „Doch sehr gut.<br />

Vielleicht schon fast ein wenig zu gut für gute Fre<strong>und</strong>e.“ antwortete ich „<strong>Peter</strong><br />

ich befürchte, dass unsere Fre<strong>und</strong>schaft zu dicke werden könnte, wenn wir<br />

häufiger zusammen essen gehen. So dicke, wie ich es nicht möchte <strong>und</strong> wie es<br />

auch bestimmt nicht gut für dich wäre.“ Er schaute mich durchdringend an,<br />

sagte aber nichts dazu.<br />

Leben auf dem Lande<br />

Die Musikaufführungen <strong>und</strong> Orgelkonzerte liefen natürlich weiter, zogen Kreise<br />

<strong>und</strong> dehnten sich aus. Wir hatten Kontakte zu allen Organisten der Stadt, die<br />

natürlich unsere Konzerte besuchten, <strong>und</strong>, wenn sie nicht ganz unbedarft waren,<br />

auch Kontakte zu den Studenten wünschten, unsere Arbeit schätzten <strong>und</strong><br />

sich mehr oder weniger massiv dafür interessierten. Möglichkeiten taten sich<br />

auf, die wir gar nicht alle nutzen konnten, <strong>und</strong> in einer überregionalen Zeitung<br />

wurde die Zusammenarbeit zwischen Hochschule <strong>und</strong> Kirche, wie wir sie praktizierten<br />

zu einem Modellkonzept für die musikalische Ausbildung hochstilisiert.<br />

Was passierte da? Wir hatten nur schöne Musik bei voller Kirche gewollt <strong>und</strong><br />

mehr eigentlich nie, aber mittlerweile waren wir schon dabei die Musikausbildung<br />

zu revolutionieren. Die Ausbildung zur Musiklehrerin war mir versagt geblieben,<br />

aber ein Doktor honoris causa der Hochschule für Musik stand für mich<br />

sicher nicht in weiter Ferne.<br />

Es war viel Arbeit <strong>und</strong> Lizzy Schenk, unsere Kunstpädagogin, hatte mittlerweile<br />

vom Design auch schon überwiegend ins Orgelfach gewechselt. Als wir uns bei<br />

ihr getroffen hatten, fuhren wir bei mir vorbei, als ich <strong>Peter</strong> nach Hause brachte,<br />

weil ich ihm von mir noch etwas mitgeben wollte. „Oder möchtest du noch<br />

kurz mit raufkommen?“ fragte ich ihn, als wir bei mir anhielten. „Wieso, was<br />

soll ich da? Möchtest du mir vielleicht deine Briefmarkensammlung zeigen?“<br />

reagierte er. „Wenn du beabsichtigst, noch mehr von solchen heavy jokes abzulassen,<br />

solltest du doch wohl besser im Auto bleiben, andernfalls könnten wir<br />

noch zusammen 'nen Cappuccino trinken.“ ordnete ich die Lage. „Nicht Briefmarken,<br />

aber ganz viele CD's <strong>und</strong> alte Schallplatten habe ich, nur vom Anschauen<br />

hat man ja dabei nicht viel. Aber meine allerliebste CD die kann ich dir<br />

mal zeigen.“ erklärte ich beim Kaffeetrinken <strong>und</strong> stand auf, sie zu holen. „Bist<br />

du jetzt an der Reihe mit den tumben Scherzen?“ fragte <strong>Peter</strong>, als er sie sah.<br />

„Das ist kein Scherz <strong>Peter</strong>. Das ist ganz echt wirklich wahr. Ich habe ganz viele<br />

davon, fast mit jedem berühmten Dirigenten <strong>und</strong> eine LP mit Karajan habe ich<br />

auch. Nur der Titel ist eigentlich irreführend. Mit Hirten hat die nichts zu tun.<br />

Früher galt wohl pastoral als generelle Bezeichnung für das Ländliche <strong>und</strong> die<br />

Pastorale malt das Landleben. Ich habe dir ja erzählt, dass ich als Kind häufig<br />

<strong>und</strong> sehr gern bei meinen Großeltern auf dem Bauernhof war. Ich habe meiner<br />

Fre<strong>und</strong>in immer begeistert davon erzählt, bis mir mal einfiel, was die denn eigentlich<br />

davon habe? Wenn ich ihr erzählte, wie ich dem Pferd das Zaumzeug<br />

anlegte, sie konnte es ja nicht sehen, sie machte sich nur Bilder aus dem, was<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 14 von 24


sie bereits kannte, <strong>und</strong> wenn ich ihr erzählte, wie Meta, das Pferd, beim Reiten<br />

im Takt gefurzt habe, dann dachte sie an ihre eigenen Pupse. Ich konnte ihr<br />

das, was ich erlebt hatte, nicht vermitteln. Sie konnte es nicht anders als aus<br />

ihren eigenen Vorstellungen verstehen. Musik kann ja letztendlich auch nichts<br />

anderes, als auf das bereits Vorhandene rekurrieren, aber ich bin überzeugt,<br />

dass sie daraus neue Kollagen <strong>und</strong> neue Bilder entwerfen kann, die du vorher<br />

so nicht kanntest. Ich hätte meiner Fre<strong>und</strong>in die Pastorale vorspielen sollen,<br />

dann hätte sie mehr begriffen, als aus allen meinen Schilderungen. Beethoven<br />

kann für mich nicht der leicht mürrisch blickende Ältere mit wallenden<br />

silbergrauen Haaren sein, wie er auf den Standartbildern immer erscheint. Er<br />

muss ein lustiger, äußerst feinfühliger, frischer Mann gewesen sein <strong>und</strong> das<br />

Leben auf dem Lande hat er in der Pastorale nicht nur gemalt, sondern auch<br />

gezeigt, wie sehr er es mochte <strong>und</strong> liebte. Die Pastorale entspricht absolut<br />

dem, wie ich das Leben auf dem Dorfe erlebt habe, als ob er bei mir gewesen<br />

wäre, <strong>und</strong> die Noten dazu aufgeschrieben hätte, was ich empf<strong>und</strong>en habe. Das<br />

w<strong>und</strong>erschönste für mich daran ist, dass es mich nicht immer nur auf ein klar<br />

definiertes Bild festlegt. Bei allen anderen Musikstücken ist das für mich so, es<br />

zeigt sich bei bestimmten Takten ein Bild, <strong>und</strong> das ist bei jedem neuen Hören<br />

immer wieder exakt das gleiche. Bei der Pastorale empfinde ich nur den<br />

gleichen Rahmen, das gleiche Szenario wieder, in dem sich bei jedem Hören<br />

andere Kindheitserinnerungen aus diesem Bereich zeigen können. Ich liebe sie.<br />

Sie ist wie das musikalische Heiligtum meiner geliebten Kindheitserinnerungen.<br />

<strong>Peter</strong> starrte mich an. „Möchtest du mal hören? Hast du so viel Zeit? Dauert<br />

schon ein wenig, aber für mich vergeht die Zeit dabei immer viel zu schnell.“<br />

fragte ich ihn. <strong>Peter</strong> überlegte. Woran er wohl dachte? Was er wohl abwägte?<br />

„Ja, doch, selbstverständlich.“ erklärte er. Ich erläuterte manchmal, woran<br />

mich was erinnerte. <strong>Peter</strong> lauschte andächtig <strong>und</strong> als wir wieder zum Auto<br />

gingen, um zu ihm zu fahren, sagte er: „Danke <strong>Anne</strong>, das hat mir sehr viel<br />

gegeben.“ Als er bei sich aus dem meinem Wagen stieg, schaute er mich an,<br />

als ob er mir gern einen Kuss geben würde, aber das wäre bestimmt der<br />

Beginn zur großen Sünde gewesen.<br />

Eingeengte Bühne<br />

Das wurde mir auch bewusst. Es war ja nicht einfach so, dass er seinen Sexualtrieb<br />

nicht leben durfte, darauf verzichteten viele andere ja auch freiwillig,<br />

das ganze Leben musste sich auf einer völlig eingeengten Bühne abspielen.<br />

Wenn eine Frau nicht mit Männern ins Bett gehen wollte, lebte sie deshalb völlig<br />

frei <strong>und</strong> sagte eben nein. Für <strong>Peter</strong> Degen war es aber so, dass er alles vermeiden,<br />

alle Empfindungen unterdrücken musste, die den Anschein hätten erwecken<br />

können, einen Anflug aus derartigen Richtungen in sich zu bergen.<br />

Musst du denn nicht zwangsläufig neurotisch werden, wenn du eine Frau schön<br />

findest, das aber nicht so sehen darfst, weil das Sünde wäre. Deine Emotionen<br />

sind doch da, die lassen sich doch rational nicht verbieten, auch wenn du sie<br />

als noch so sündig beschimpfst. Zwang die Kirche nicht ihre Hirten zu einem<br />

verlogenen Leben, verlogen vor sich selbst? Wie sollst du Menschen, die sich<br />

selbst belügen, belügen müssen <strong>und</strong> das akzeptieren, denn vertrauen können?<br />

Ein Selbsterkenntnisprozess unter den großen Hirtenvölkern, die dem obersten<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 15 von 24


Pontifex in Rom unterstehen, hätte mit absoluter Sicherheit größte<br />

revolutionäre Katastrophen für das bestehende System zur Folge. Bestimmt<br />

war ich mit acht bis neun Jahren schon ein außerordentlich kluges Kind, das<br />

erkannte, wie sich die Unwahrheit nicht nur auf die Heiligenlegenden bezog.<br />

Wahrscheinlich bedurfte es dazu aber gar nicht besonderer Klugheit, denn alles<br />

durchschauen konnte ich mit Sicherheit nicht. Ich vermute, dass es eher eine<br />

Sensibilität, ein sicheres Gespür war, das sich mir vermittelte. Vielleicht hörten<br />

ja nicht nur meine Ohren einiges mehr, sondern auch mein Empfinden in<br />

sozialen Prozessen war feinfühliger als gewöhnlich.<br />

Schule im Herbst<br />

Nach den Herbstferien wird das Leben in der Schule unangenehm. Nein, es ist<br />

gar nicht die Schule, mit der es originär zusammenhängt, es ist das Wetter. So<br />

müßig es sein mag über das Wetter zu reden, trotzdem bleibt es ärgerlich,<br />

wenn du morgens noch im Dunkeln zur Schule fahren musst, obwohl die Tage<br />

eigentlich noch gar nicht so kurz sind, wenn diese graue Abdeckung, die sich<br />

als Himmel bezeichnen lässt, in diesen Zeiten sich permanent zwischen Erde<br />

<strong>und</strong> Sonne schiebt, <strong>und</strong> dir vermittelt, das deine Tage zwar nicht dunkel aber<br />

auch keinesfalls hell sind. Es ist nicht ein feiner dezentgrauer Schein, der sich<br />

dir zeigt, es ist das plumpe dumpftrübe Grau in das die Tapete an der Decke<br />

deiner Welt heute gefärbt ist. Deine Psyche mag das nicht, kann griesgrämig<br />

werden oder erschwert es dir zumindest lustig zu sein <strong>und</strong> zu lachen. Oft<br />

schleppen sich die Tage nach deinem Empfinden zäh dahin, <strong>und</strong> einer ist so<br />

grau wie der Nächste. <strong>Peter</strong> Degen war kaum noch zu sehen. Er kam immer<br />

ganz knapp vor oder direkt zu Unterrichtbeginn in der Schule an. „<strong>Peter</strong>, was<br />

ist mit dir. Wir sprechen überhaupt nicht mehr miteinander. Warum kommst du<br />

immer so spät?“ fragte ich ihn. Er habe so viel zu tun, hiermit <strong>und</strong> damit <strong>und</strong><br />

das sei jetzt auch noch dazu gekommen. Er wisse manchmal nicht mehr, wo<br />

ihm der Kopf stehe. Jetzt hatte er nicht nur sich selbst belogen, sondern auch<br />

mich, das hörte <strong>und</strong> spürte ich. Drei Wochen später trafen wir uns bei mir zu<br />

einer Konzertvorbereitung. Als die anderen gingen, bat ich <strong>Peter</strong> noch zu bleiben.<br />

„Ich möchte wissen was los ist. Du musst es mir nicht sagen, aber wie du<br />

dich verhältst, ist es nicht nur äußerst unhöflich, sondern auch in Anbetracht<br />

unseres fre<strong>und</strong>schaftlichen Verhältnisses nicht zu verstehen <strong>und</strong> absolut inakzeptabel.“<br />

wies ich <strong>Peter</strong> auf sein Verhalten in letzter Zeit hin. Er schaute mich<br />

an, blickte zur Wand <strong>und</strong> kratzte sich an den Bartstoppeln seines Kinns in Nähe<br />

des rechten Ohres. „Lass uns gemeinsam essen gehen, dann werde ich dir etwas<br />

dazu erklären.“ schlug <strong>Peter</strong> vor. „Du kannst es jetzt sagen, wir sind unter<br />

uns.“ wies ich hin. „Nein, das möchte ich nicht.“ lautete seine prompte Reaktion.<br />

Also wurde ein Termin anberaumt.<br />

Ich möchte da raus<br />

Gut gelaunt war ich nicht. Erfreulich würde es bestimmt nicht sein, was ich zu<br />

hören bekäme. Aber was konnte es denn sein, warum er mich mied. Unfre<strong>und</strong>lich<br />

war ich doch nie in irgendeiner Art <strong>und</strong> Weise zu ihm gewesen <strong>und</strong> bei un-<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 16 von 24


serem letzten Treffen vor den Herbstferien mit der Pastorale hatte er doch keinerlei<br />

Antipathien gezeigt, eher das Gegenteil.<br />

„<strong>Anne</strong>, ich habe Probleme, größte Probleme. Es quält mich massiv <strong>und</strong> ich bin<br />

mir nicht sicher, wie ich das alles lösen soll. Es geht um mein Leben, mein gesamtes<br />

Leben, mehr nicht.“ begann <strong>Peter</strong>. „Konkreter könntest du auch werden?<br />

Dann würde ich vielleicht etwas verstehen.“ war meine Reaktion. „<strong>Anne</strong><br />

es ist schlicht <strong>und</strong> einfach so, dass ich das alles nicht mehr will. Ich möchte da<br />

raus. Möchte wieder ein freier Mensch sein. Ich denke jetzt auch, ich bin ja ein<br />

freier Mann. Kann gehen, wohin ich will, kann tun was ich für richtig halte, ein<br />

Mensch wie alle anderen Bürger unseres Landes auch. Tatsächlich aber bin ich<br />

eingekerkert, psychisch hinter Gittern. Ich darf nur das empfinden, was ich zu<br />

denken habe, das macht krank, das ist wie psychische Folter <strong>und</strong> in vielen Bereichen<br />

ist sie sehr subtil aber äußerst schmerzlich <strong>und</strong> wirksam. Ich will das<br />

nicht mehr, ich will raus aus diesen Folterkammern sonst werde ich verrückt.<br />

Frei leben will ich wieder können, in einer Welt in der es mir nicht verboten ist,<br />

liebende Gefühle für dich zu entwickeln <strong>und</strong> sie auch zeigen zu können.“ so <strong>Peter</strong>.<br />

Ich starrte ihn entgeistert an. Worte dazu hatte ich nicht. „Ob das richtig<br />

ist, was ich vorhabe, welche Konsequenzen es mit sich bringt, <strong>und</strong> ob ich überhaupt<br />

in der Lage sein werde, sie zu ertragen, das beschäftigt mich eben unaufhörlich.“<br />

fuhr er fort.<br />

Kindlich einfache Antwort<br />

„Oh je, <strong>Peter</strong>, das sind allerdings Fragen über die man sechs Wochen lang<br />

nachdenken kann <strong>und</strong> wenigstens auch sollte. Ich glaube zu verstehen, was du<br />

sagst. Nur ist da nicht auch noch ganz viel anderes, das nicht den Folterkammern<br />

entsprossen ist, das wir von dir erlebt haben <strong>und</strong> das dich doch mit Sicherheit<br />

nicht unglücklich gemacht hat. Das ist doch auch dein Leben. Das<br />

würdest du aber ebenso schlagartig perspektivlos beenden. Ob das Gefühl des<br />

Befreit seins diesen Verlust einfach wird ausgleichen können? Ich weiß es<br />

nicht. Du hast dich doch nicht etwa in mich verliebt?“ fragte ich. <strong>Peter</strong> antwortete<br />

nicht. Schaute in die Gegend <strong>und</strong> schaute mich an. „<strong>Anne</strong>, ich mag dich<br />

gern, sehr gern <strong>und</strong> ich merkte, wie meine Gefühle für dich immer stärker wurden.<br />

Das durfte aber nicht sein. Nur wie sollte ich es mir verbieten? Musste ich<br />

aber, musste mir sagen, wenn ich an dich dachte, nein das kann nicht sein, das<br />

darfst du nicht. Allen würde es pervers erscheinen, nur für mich sollte es normal<br />

sein. Warum? Gott hatte die Welt so eingerichtet, das dies gut <strong>und</strong> normal<br />

war, aber meine Kirche zwang mich, ein Mensch zu sein, wie er von der Evolution<br />

nicht konzipiert war. So habe ich mich zu verhalten <strong>und</strong> schlimmer noch zu<br />

empfinden. Wenn ich normal wie vorgesehen empfinde, mache ich mich persönlich<br />

Gott gegenüber schuldig <strong>und</strong> zeige dadurch ein Verhalten, das nicht<br />

gottgefällig sein soll. Wer kann sich warum so einen Unfug ausdenken. Du hast<br />

mir mit der Warnung vor Missionierungsversuchen von deiner Entscheidung als<br />

Kind erzählt. Du hast mich missioniert. Es ist sehr wichtig, vieles auch mit der<br />

einfachen Klarheit des Kindes sehen zu können. Tausend wissenschaftliche Erläuterungen<br />

können auch den Zweck haben, die einfache schlichte Wahrheit zu<br />

verschleiern. Entscheidend ist nicht das, was an theologischen Expertisen vor-<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 17 von 24


liegt sondern umgekehrt. Die Entscheidungsträger, sprich die Machthabenden,<br />

die trotz all ihrer Gelehrsamkeit über die gleiche psychosoziale Basisstruktur<br />

wie alle Menschen verfügen, bestimmen im Rahmen ihrer Interessen. Dabei<br />

sieht es nicht anders aus als bei dem Richter, der alles entscheiden kann, nur<br />

in der Lage sein muss es begründen zu können. Anders kann es auch bei allen<br />

Entscheidungen, die in der Kirche getroffen worden sind, nicht gewesen sein.<br />

Entscheidungen, die ohne irgendwelche Interessen getroffen werden, gibt es<br />

nicht. Die Entscheidungsträger der Kirche haben aber von Anfang an argumentiert,<br />

als ob sie selbst völlig interesselos seien, sondern nur die Interessen<br />

Christi vertreten würden. Damals wusste man es noch nicht, heute würde man<br />

sagen, durch <strong>und</strong> durch verlogen von Anfang an. Anstatt das Vergangene zu<br />

analysieren <strong>und</strong> gegebenenfalls zu revidieren, hält man bis heute steif an den<br />

alten Dogmen fest <strong>und</strong> selbst das Verfahren in der Kirche hat sich bis heute<br />

kaum geändert. Ich will das nicht mehr sein, dessen Amt mit solchen Begründungen<br />

gerechtfertigt wird.“ erläuterte <strong>Peter</strong>.<br />

„Du hast gesagt, dass du mich magst <strong>und</strong> zu welchen Überlegungen es dich<br />

veranlasst hat, aber so eine kindlich einfache Antwort auf meine Frage habe ich<br />

noch nicht erhalten.“ merkte ich an. „Ich glaube, die gibt es auch nicht, <strong>Anne</strong>.<br />

Sympathisch gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gut verstanden haben wir uns ja, solange wir uns<br />

kennen. Bei unserer Arbeit zu den Konzerten hat sich das intensiviert. Bei aller<br />

Freude, die es machte, war auch ein Stückchen davon, das es mir dir geschah.<br />

Nach unserem zweiten Essen war ich begeistert von dir <strong>und</strong> deine Erklärungen<br />

zur Pastorale <strong>und</strong> das gemeinsame Hören haben mich fasziniert. Ich hätte dich<br />

umarmen <strong>und</strong> küssen können. Aber allein dieses Bedürfnis zu haben, war ja<br />

schon unerlaubt <strong>und</strong> erst recht, dass es mir immer wieder einfiel <strong>und</strong> das ich<br />

von unserer Situation träumend eingeschlafen bin. Weitere Gedanken über<br />

meine <strong>Liebe</strong> zu dir habe ich mir gar nicht gemacht, sondern über die Perversität<br />

der Verhältnisse unter den ich zu leben habe, in denen mir das verboten ist.<br />

Ich mag dich schon sehr gern, empfinde vieles an dir bew<strong>und</strong>ernswert <strong>und</strong><br />

freue mich wenn wir zusammen sein können. Ob das schon <strong>Liebe</strong> ist, oder eine<br />

Basis auf der sie gut entstehen könnte, ich weiß es nicht. Was meinst du<br />

denn?“ fragte er.<br />

Erste Ausbruchsversuche<br />

„Mh, das ist sehr schwer zu sagen, aber auf jeden Fall reicht es aus, um mir<br />

jetzt mal einen Kuss geben zu können, <strong>und</strong> wenn du sowieso aus deinem Psychoknast<br />

raus willst, wäre es zwingend erforderlich, diesen ersten Ausbruchsversuch<br />

zu wagen.“ schlug ich vor. <strong>Peter</strong> grinste. Wir kamen mit unseren Köpfen<br />

zusammen <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> hielt inne <strong>und</strong> lächelte. „Nu mach schon!“ forderte ich<br />

ihn auf, weil ich befürchtete, dass er sonst den ganzen Abend dicht vor meinem<br />

Gesicht lächelnd verbracht hätte. „Deine Anwesenheit hat mich von Anfang<br />

an auch immer so ein wenig aus der Pastoralmaschine gelöst. Bei dir fühlte<br />

ich mich in einer anderen Welt, die nicht zu dem ganzen Apparat gehörte<br />

von <strong>und</strong> in dem ich sonst lebte, ausschließlich lebte. Es passte mehr zu der<br />

Welt in der ich vorher gelebt hatte. Das war jedes mal bei dir da <strong>und</strong> es gefiel<br />

mir. Ein Bild das jung <strong>und</strong> froh wirkt <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Gefühle macht.“ erläuterte<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 18 von 24


<strong>Peter</strong> weiter.<br />

„Das ist alles sehr schön, <strong>Peter</strong>, hört sich w<strong>und</strong>erbar für mich an, <strong>und</strong> es erfreut<br />

mich sehr, wie du mich siehst. Danke. Natürlich bist du für mich immer<br />

ein Mann gewesen, nur was <strong>Liebe</strong>, Erotik, Sexualität betrifft, warst du für mich<br />

ebenso Tabu. Mir hat es aber überhaupt keine Konflikte beschert. Die Frage, ob<br />

ich dich gern küssen würde, ist nie aufgetaucht. Dass ich dich sehr gern mag,<br />

ist über jeden Zweifel erhaben <strong>und</strong> auch das du mir viel bedeutest, nur alles<br />

andere weiß ich gar nicht. Werd ja auch zum ersten Mal damit konfrontiert.<br />

Und dann ist ja auch die Frage mit Männern generell für mich noch nicht geklärt.<br />

Weißt du, ich kenne ja nur meine alte Beziehung, habe ich dir ja erzählt,<br />

so etwas will ich absolut nicht nochmal erleben. Aber wie geht etwas anderes?<br />

Weiß ich gar nicht, kenn ich nur aus Büchern <strong>und</strong> Filmen. Vielleicht könnte man<br />

ja auch etwas Eigenes Tolles erfinden, habe ich mir nur noch nie Gedanken<br />

drüber gemacht. Nicht nur für dich, auch für mich, stellen sich lebensbedeutsame<br />

Fragen. Es ist aber für mich keinesfalls so, dass ich eine Morgensonne mit<br />

leuchtendem Glanz aufgehen sehe. Es scheint mir alles sehr unklar, <strong>und</strong> ich<br />

habe das Empfinden, überhaupt nicht erkennen zu können, was der Tag bringen<br />

will. Es gibt Aspekte, die mich freudig stimmen, aber auch andere, die<br />

mich sehr verwirren. Dass du deine Emotionen <strong>und</strong> Empfindungen zulassen<br />

<strong>und</strong> akzeptieren willst, kann nur richtig sein. Niemand sollte anders verfahren.<br />

Auch unabhängig von der Frage, ob du Priester bleiben willst oder nicht. Wenn<br />

sich daraus Entwicklungen ergeben sollten, bei denen du feststellen musst,<br />

dass beides nicht mehr vereinbar ist, solltest du dann deine Entscheidung treffen,<br />

aber nicht vorher ins Ungewisse theoretische Beschlüsse fassen.“ war meine<br />

Ansicht der Lage. „Kannst du mal konkret sagen, was du dir darunter vorstellst?“<br />

bat <strong>Peter</strong>. „Na klar. Du musst dir zunächst mal Gewissheit darüber verschaffen,<br />

ob es <strong>Liebe</strong> ist, was du für mich empfindest. Und was könnten all<br />

meine Überlegungen für einen Sinn haben, wenn ich das nicht wüsste, mir dessen<br />

unsicher wäre? Aber ich muss ja schließlich auch herausfinden, was du für<br />

mich als Frau bedeutest <strong>und</strong> nicht nur als Kollegin. Darüber müssen wir uns<br />

doch Klarheit verschafft haben, bevor wir Weiteres entscheiden können.“ erläuterte<br />

ich. „Und wie soll so etwas gehen?“ fragte <strong>Peter</strong> skeptisch lächelnd. „<strong>Peter</strong>,<br />

du Triefnase, muss ich es dir denn ganz platt sagen. Ich habe etwa vierzehn<br />

oder fünfzehn Aufnahmen von der Pastorale. Du hast bis jetzt nur eine<br />

davon gehört, danach warst du von mir fasziniert. Vielleicht könnten sich bei<br />

den anderen dreizehn ja noch andere Gefühle bei dir einstellen. Und es wäre<br />

schon wichtig, dass ich dabei wäre, damit du es mich wissen lassen könntest.<br />

Du musst zu mir kommen zum Essen <strong>und</strong> ganz viel Zeit mitbringen, denn das<br />

Landleben folgt einem sanften beschaulichen, aber auch manchmal lebhafterem<br />

Verlauf. Du musst allerdings auch immer damit rechnen, dass es schon<br />

mal stürmisch werden kann, wie du ja weißt.“ machte ich es ihm noch deutlicher.<br />

„Und was ist mit den frohen <strong>und</strong> dankbaren Gefühlen nach dem Sturm?“<br />

wollte <strong>Peter</strong> noch wissen? „Aber <strong>Peter</strong>, das weiß man doch vorher nie. Dazu<br />

musst du doch erst den Sturm erlebt haben. Aber im Prinzip wirst du es in<br />

Form von Hirtengesängen äußern, das wird schon so sein.“ informierte ich ihn<br />

<strong>und</strong> lachte. „<strong>Anne</strong>, jetzt zum Beispiel möchte ich dich küssen.“ so <strong>Peter</strong> <strong>und</strong><br />

ich: „Soll ich mir deine Information notieren? Wäre es nicht besser, du tätest<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 19 von 24


es?“ Zum Abschied blieben wir umschlungen küssend lange bei den Autos<br />

stehen.<br />

Nur gottgefällig<br />

Wir wollten einfach unsere Beziehung leben, so wie wir es wünschten, <strong>und</strong><br />

wenn <strong>Peter</strong> für sich festgestellt hatte, dass dies nur gottgefällig sein könne,<br />

sollte ich es da etwa bezweifeln? Es gestaltete sich nur alles ein wenig kompliziert.<br />

Alles musste ja so lange wie möglich verborgen bleiben. Ich konnte nicht<br />

zu ihm kommen, da sich, auch wenn er keine unmittelbaren Nachbarn hatte,<br />

sicher schnell irgendetwas herumgesprochen hätte. Das Wochenende fiel für<br />

uns in der Regel auch aus, da hier seine Hauptbeschäftigungsphase lag. Ich<br />

ging jetzt manchmal in die Messe, um <strong>Peter</strong> kurz zu sehen, aber nur, wenn es<br />

mit relativ reichlich oder besonderer Musik verb<strong>und</strong>en war. <strong>Peter</strong> konnte gut<br />

singen, er klang w<strong>und</strong>erbar, aber an meinen Kinderkaplan konnte er leider<br />

nicht heranreichen. Vielleicht lag es aber auch daran, das bei einer fast vierzigjährigen<br />

Frau die ergreifenden Empfindungen, die sich körperlich wie ein<br />

durchdringender Schauer auswirken, nicht mehr so leicht erzeugen lassen oder<br />

daran, dass der Klangkörper dieser Kirche so etwas einfach gar nicht hergab.<br />

<strong>Peter</strong> hatte schon mehrere Pastoraleversionen gehört, aber alle durch hatte er<br />

noch lange nicht. Er wusste auch, wie sich die frohen <strong>und</strong> dankbaren Gefühle<br />

nach dem Sturm ausnehmen, dass er sie jedoch immer in Form von Hirtengesängen<br />

äußerte, würde ich stark bezweifeln.<br />

Übergeordnete Instanz<br />

Ohne Zweifel würden wir nicht nur gut sondern auch glücklich zusammenleben<br />

können. Nur wenn wir's machten, war er nicht mehr der Herr Pastor. Wie er<br />

das verarbeiten würde <strong>und</strong> welche Auswirkung es auf ihn hätte, konnte natürlich<br />

keiner abschätzen. Als Philologe mit Mathe <strong>und</strong> Religion würde er wegen<br />

beider Fächer direkt eine Anstellung finden können. Das unser Chef alle ihm<br />

zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung setzen würde, um <strong>Peter</strong> zu uns<br />

an die Schule zu holen, stand außer Frage, aber ob er überhaupt seine Missio,<br />

die kirchliche Lehrerlaubnis, würde behalten dürfen, war noch nicht einmal klar.<br />

Ein ganz anderes Problem sah ich darin, dass für mich nicht nur der Glaube an<br />

die Lehren der römisch-katholischen Kirche, sondern auch an die Existenz aller<br />

außerirdischer höherer Wesen gestorben war. Ich hielt es für müßig, sich danach<br />

zu fragen <strong>und</strong> damit zu beschäftigen. Das war bei <strong>Peter</strong> eben nicht so <strong>und</strong><br />

würde nicht so sein. Seine früheren Überlegungen, die ihn zu der Annahme geführt<br />

hatten, es müsse eine übergeordnete höhere Existenz geben, konnte ich<br />

noch gut nachvollziehen <strong>und</strong> hätte sie eventuell sogar teilen können, nur er<br />

ließ es ja nicht dabei bewenden. Meiner Ansicht nach hatte die Kirche mit <strong>Peter</strong>s<br />

Gottesbegründung überhaupt nichts zu tun, sondern rekurrierte ihre Ansichten<br />

auf einer ganz anderen Basis aus völlig anderen Quellen. Sie war eine<br />

kulturgeschichtlich bedeutsame <strong>und</strong> mächtige Institution, <strong>und</strong> so konnte ich sie<br />

nur betrachten <strong>und</strong> nicht über sie Kontakt zu einer möglichen übergeordneten<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 20 von 24


Instanz aufnehmen. Da würden sich unsere Vorstellungen nicht treffen können.<br />

Was würde es für unser Zusammenleben bedeuten? Würden wir uns später<br />

eventuell ständig darüber auseinandersetzen oder würde es keine Rolle<br />

spielen, würden wir es immer akzeptieren können, wie jetzt in der verliebten<br />

Phase? Wir sprachen oft darüber <strong>und</strong> versprachen uns alles, aber wie das<br />

Leben damit umgehen würde, konnte natürlich niemand voraussehen.<br />

Approbation entziehen<br />

Als uns gegen Ostern, das Versteckspiel, die Heimlichtuerei <strong>und</strong> die ständige<br />

Einschränkung durch <strong>Peter</strong>s Arbeit absolut zu nerven begannen, beschlossen<br />

wir, dass <strong>Peter</strong> es unserem Chef ankündigen solle. Er habe davon gehört, sagte<br />

der, versprach aber, sich für <strong>Peter</strong> einzusetzen. Gehört? Von wem denn? Wer<br />

wollte denn so etwas wissen? Die einzige, der gegenüber ich je etwas davon<br />

erwähnt hatte, war Lizzy Schenk. Sie hatte mich direkt gefragt: „Habt ihr etwas<br />

miteinander? Du hast was mit <strong>Peter</strong>, nicht wahr?“ Einfach nein sagen <strong>und</strong><br />

mich entrüstet geben, wie sie denn auf so etwas kommen könne, das ging gegenüber<br />

Lizzy nicht. Dafür kannten wir uns zu gut <strong>und</strong> mochte ich sie zu gern.<br />

Ich erklärte es ihr, <strong>und</strong> sie schwor hoch <strong>und</strong> heilig, kein Sterbenswörtchen darüber<br />

zu verlieren. Nur sie konnte etwas weitergetragen haben, obwohl ich ihr<br />

das niemals zugetraut hätte. „Lizzy, du hast doch etwas erzählt. Das tut mir<br />

weh, weh für uns beide.“ sprach ich sie an. „Ich? Von euch etwas erzählt? Wer<br />

redet denn so einen Schwachsinn? Kein Wort ist davon über meine Lippen gekommen.<br />

Ich habe nicht einmal mit irgendjemandem über euch gesprochen.<br />

<strong>Anne</strong>, wie kannst du so etwas glauben, ich habe es dir doch versprochen. Was<br />

hältst du denn von mir. Bitte, <strong>Anne</strong>, du musst mir glauben. Ich würde so etwas<br />

doch nie tun.“ reagierte Lizzy entsetzt <strong>und</strong> fassungslos <strong>und</strong> feucht werdenden<br />

Augen. Ich musste ihr glauben, auch wenn es sonst keine Erklärung gab. Es<br />

ließ mich nicht los, ich wollte es wissen <strong>und</strong> fragte den Chef. „Na vom Kollegen<br />

Heinze.“ antwortete der auf meine Frage. „Wie bitte, Kollege Heinze, was weiß<br />

der denn davon?“ fragte ich entsetzt nach. „Na ja, der hat mal vor einiger Zeit<br />

geäußert, Pastor Degen würde wohl über kurz oder lang sein Amt nieder legen.<br />

Da ging ich mal davon aus, dass er bestimmt Näheres wissen würde.“ antwortete<br />

der Chef. Ich überlegte, wie lange auf begründetem Totschlag im Affekt<br />

stand. Dieses Schwein, was konnte er davon haben, derartige Gerüchte in die<br />

Welt zu setzen. Diesem Mann mangelte es nicht nur an der notwendigen Tugend<br />

<strong>und</strong> Harmonie, um Musik unterrichten zu können, es fehlten ihm allem<br />

Anschein nach auch jegliche humanen Gr<strong>und</strong>voraussetzungen, ohne die ein<br />

Mensch niemals pädagogisch tätig werden dürfte. Warum gab es eine Approbation<br />

nur für Schulbücher <strong>und</strong> nicht für die Pädagogen selbst. Der Kollege Heinze<br />

böte fortdauernd Anlässe, ihm diese entziehen zu können.<br />

No more Pastor<br />

Jetzt stand die ganze Fiesta mit der Kirche bevor. Wir hatten mehrfach durchgespielt,<br />

was alles auf <strong>Peter</strong> zukommen würde <strong>und</strong> was ihn erwartete. Für <strong>Peter</strong><br />

stellte sich vieles so dar, dass er es einfach in dem Katalog des zu Erwar-<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 21 von 24


tenden abhaken konnte. Beim Bischof verlief alles sehr harmonisch <strong>und</strong> sachlich,<br />

er bedauerte es zwar, gerade <strong>Peter</strong> zu verlieren, unternahm aber keine<br />

Versuche, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, sondern äußerte nur die<br />

Hoffnung, dass <strong>Peter</strong> sich auch weiterhin für die Kirche engagieren werde. Ob<br />

der Abt Winfried, zu dem er schon sehr lange ein vertrauensvolles Verhältnis<br />

hatte, <strong>und</strong> den er als einen väterlichen Fre<strong>und</strong> bezeichnete, etwas darüber berichtet<br />

hatte? Mit ihm beriet er sich zuerst, als er die Absicht hatte sein Amt<br />

niederzulegen, <strong>und</strong> er war damals auch nicht unwesentlich daran beteiligt gewesen,<br />

dass <strong>Peter</strong> sich dazu entschieden hatte Priester werden zu wollen. Traurig<br />

sah <strong>Peter</strong>s Zukunft aus: No more Pastor. No more Musik. No more Organ in<br />

full blast. Die Dechanei bat ihn jedoch flehentlich, ob es <strong>Peter</strong> denn nicht auch<br />

weiterhin ermöglichen könne, die Organisation der Orgelkonzerte fortzuführen.<br />

Man habe niemanden, der das könne <strong>und</strong> bot ihm jegliche Unterstützung an.<br />

Erwachen heiterer Gefühle<br />

So konnten die heiteren Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande schon erwachen.<br />

Sie erwachten wieder, als der Chef ihm mitteilte, dass er jetzt bei uns<br />

Mathematik unterrichten könne <strong>und</strong> alle katholischen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

vor einem sündigen Leben schützen dürfe, <strong>und</strong> sie erwachten ein drittes Mal,<br />

als wir das bei mir feierten. <strong>Peter</strong>s Pfarrei war ein relativ altes schnuckeliges<br />

Haus. Vor allem aber war es viel größer als meine Wohnung. Wir hätten zwar<br />

bei mir zusammen wohnen können, aber ob man ihm das bei den ganzen Umstellungen<br />

auch noch zumuten sollte. Ob er nicht ein Haus brauchte, in dem er<br />

sich auch mal im Sommer von seiner neuen schweren Landarbeit auf der Terrasse<br />

entspannen konnte? Ich sah es so. Bevor nach den Sommerferien das<br />

neue Leben in der Schule begann, konnten wir schon wieder das Erwachen heiterer<br />

Gefühle bei der Ankunft im neuen Haus feiern <strong>und</strong> dabei auch gleichzeitig<br />

frohe <strong>und</strong> dankbare Gefühle nach dem Sturm entwickeln, denn er war vorüber.<br />

Einsamer Hirte<br />

Die großen Harmonien, die sich in unserem Zusammenleben entwickelten,<br />

mussten kosmischer Natur sein, sie basierten zwar auf dem lustigen Zusammensein<br />

der Landleute, nur überstiegen sie es um ein Vielfaches. Es war nicht<br />

mehr die freudige Erinnerung meiner Kindheit an ein glückliches Leben auf<br />

dem Lande, es war die Gegenwart, wie sie von Erwachsenen freudig gestaltet<br />

werden wollte. Das pastorale Landleben war keineswegs idyllisch niedlich, aber<br />

die interstellaren sphärischen Klänge nach denen sich vieles in unserem Leben<br />

jetzt gestaltete, konnte es nicht erzeugen. Trotzdem wollten wir auf die kleine<br />

Wärme der Hirtengesänge in unserem Leben nicht ganz verzichten.<br />

Nur das große Hirtenvolk der Sancta Ecclesia Catholica Romana hatte den Hirten<br />

<strong>Peter</strong> auf eigenen Wunsch aus seinen Reihen relegiert. Jetzt stand er ganz<br />

allein für sich. Der Hirte war einsam. Sollte ich sein einziges Schaf sein? Eigentlich<br />

lieber nicht. Nur, dass mir nichts fehlen, er mein Haupt mit Öl salben<br />

<strong>und</strong> mir reichlich den Becher füllen würde, hörte sich ja nicht mal so schlecht<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 22 von 24


an <strong>und</strong> dass er mir lauter Güte <strong>und</strong> Huld für mein Leben lang versprach auch<br />

nicht. Aber dass er mich auf grüner Aue weiden <strong>und</strong> am Wasser lagern lassen<br />

wollte, musste er mir noch genauer erklären. Auf rechten Pfaden geleiten<br />

brauchte er mich jedenfalls nicht, die würde ich schon alleine finden <strong>und</strong> auch<br />

in Schluchten fürchtete ich kein Unheil, aber nachts jemanden neben sich im<br />

Bett zu wissen, der einen vor der Belästigung durch wilde Tiere <strong>und</strong> sonstige<br />

Feinde schützte? Ich weiß nicht, ob das so ganz verkehrt sein konnte.<br />

FIN<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 23 von 24


Les chefs des peuples se<br />

prennent pour des bergers;<br />

ils ne sont souvent<br />

que des chiens de troupeau.<br />

Gilbert Cesbron<br />

<strong>Anne</strong> mochte <strong>Peter</strong>,<br />

aber <strong>Liebe</strong> würde es nicht<br />

geben.<br />

<strong>Anne</strong> hielt nichts von Kirche<br />

<strong>und</strong> für <strong>Peter</strong> galt der Zölibat.<br />

Banale Ansichten <strong>und</strong><br />

Verbote,<br />

um die <strong>Liebe</strong> sich nicht<br />

kümmert?<br />

Schon möglich, zumal wenn<br />

alles bei Musik geschieht.<br />

<strong>Anne</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Verbotene</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 24 von 24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!