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Bei Anruf Beton - HeidelbergCement

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context 4/2008 Zeit<br />

„Dass bald das neue Jahr beginnt, spür ich nicht im geringsten.<br />

Ich merke nur: Die Zeit verrinnt, genau so wie zu Pfingsten.“<br />

Joachim Ringelnatz, Allerdings, 1928<br />

„Zeit ist Geld.“ Benjamin Franklin, 1748<br />

Leerzeiten lassen wir, wenn irgend möglich, nicht zu<br />

und üben uns in Multitasking. Fast Food und Speed<br />

Dating sind ein Ausdruck dieses Versuchs – und wer<br />

telefoniert heute schon, ohne nebenher noch etwas<br />

anderes zu tun?<br />

Hartmut Rosa spricht von einem Beschleunigungszirkel,<br />

bei dem die eine Dimension die andere antreibt.<br />

Die technischen Innovationen, mittels derer<br />

wir versuchen, Zeit zu sparen, erlauben uns nicht nur,<br />

Prozesse schneller auszuführen oder Dinge schneller<br />

zu erledigen. Sie treiben gleichzeitig den sozialen<br />

Wandel an. Diese Beschleunigung des sozialen Wandels<br />

wiederum führt dazu, dass wir unser Leben erleben,<br />

als stünden wir auf rutschigen Abhängen, die<br />

Welt scheint uns zu überrollen oder uns davonzulaufen.<br />

Das daraus resultierende Gefühl der Zeitknappheit<br />

lässt uns nach technischer Beschleunigung<br />

verlangen. Fazit: Was aussieht wie eine Lösung der<br />

Probleme, kurbelt sie in Wahrheit weiter an.<br />

Wir selbst stoßen an die Grenzen der möglichen<br />

Beschleunigung. Wir können nicht schneller rennen,<br />

sprechen oder denken. Wir haben Geschwindigkeitsgrenzen<br />

in unserem Körper. Egal, was wir tun, wir<br />

können nicht gleichzeitig alles machen, müssen immer<br />

wieder bestimmte Bereiche vernachlässigen.<br />

Gleich zeitig bringt die Beschleunigung auch unge-<br />

wollten Stillstand mit sich, zum <strong>Bei</strong>spiel im Stau. Und<br />

ohne Zeitpuffer bekommen wir Synchronisationsprobleme.<br />

Gegen das hohe Tempo der Moderne protestierten<br />

schon im 19. Jahrhundert Menschen, indem sie in<br />

den Straßen von Paris Schildkröten an Leinen spazieren<br />

führten oder sich überlegten, in England Eisenbahnen<br />

mit Geschwindigkeiten von mehr als zehn<br />

Kilometern pro Stunde zu verbieten. Bereits Goethe<br />

schuf in seinem Faust die geniale Wortschöpfung<br />

„veloziferisch“ – eine Verschränkung von Velocitas<br />

(die Eile) und Luzifer. Heute verleihen unzählige Lebensmanagement-Berater<br />

à la „Simplify your Life“<br />

sowie die Slow-Food oder Slow-Up-Bewegung und<br />

sogar ein Verein zur Verzögerung der Zeit dem<br />

Wunsch nach Entschleunigung Ausdruck. Laut Hartmut<br />

Rosa bräuchte es jedoch deutlich mehr, um einen<br />

Ausstieg aus der Beschleunigungsspirale zu finden:<br />

Er postuliert nichts weniger als eine kulturelle<br />

und politische Revolution.<br />

ab<br />

<br />

www.swr2.de/wissen (im Archiv suchen unter:<br />

Hartmut Rosa, beschleunigte Gesellschaft)<br />

www.zeitverein.de<br />

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