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11 Ableiter für Gleichspannung<br />
Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine international gültige Richtlinie<br />
oder Vorschrift für den Ableitereinsatz in Gleichspannungsnetzen.<br />
Prinzipiell treten auch in Gleichspannungsnetzen durch<br />
Blitzeinwirkung oder Schalthandlungen verursachte Überspannungen<br />
auf, die Geräte und Isolationen gefährden können.<br />
Auch in diesem Fall ist ein Ableitereinsatz zum Schutz gegen<br />
Überspannungen nötig. Es eignen sich dazu besonders<br />
funkenstreckenlose MO-Überspannungsableiter, da sie nach der<br />
Überspannungsbegrenzung keinen Folgestrom führen und somit<br />
nicht das Problem besteht einen Gleichstrom-Lichtbogen löschen<br />
zu müssen.<br />
Beim Einsatz von MO-Ableitern in Gleichspannungsnetzen gibt es<br />
zwei wesentliche Punkte zu beachten.<br />
Zum Einen muss sichergestellt sein, dass das MO-Material auch<br />
unter Gleichspannungs-Dauerbelastung langzeitstabil ist. Dies ist<br />
nicht bei allem handelsüblichen MO-Material der Fall.<br />
Zum Anderen sind die meisten Gleichspannungsnetze Bahnnetze.<br />
Werden die Ableiter auf rollendem Material (Triebfahrzeuge)<br />
eingesetzt, ist der Sicherheitsaspekt von besonderer Bedeutung<br />
(Personenschutz).<br />
Die von ABB hergestellten Ableiter sind für den Einsatz in<br />
Gleichspannungsnetzen und insbesondere auch in Bahnnetzen<br />
und auf Lokomotiven und Triebfahrzeugen geeignet.<br />
Es muss in jedem Fall dem Hersteller mitgeteilt werden, wenn der<br />
Ableiter in Gleichspannungsnetzen eingesetzt werden soll. Auch<br />
für die Dimensionierung der Ableiter sollte mit dem Hersteller<br />
Kontakt aufgenommen werden.<br />
12 Consulting beim Einsatz von Ableitern<br />
Es zeigt sich bei vielen Diskussionen mit Anwendern von<br />
Überspannungsableitern, dass eine tiefergehende Beratung beim<br />
Einsatz von Überspannungsableitern begrüsst wird. Dies sowohl<br />
bei Technologiewechseln, z.B. von Funkenstreckenableitern mit<br />
Porzellanisolatoren auf MO-Ableiter mit Silikongehäuse, wie auch<br />
bei der Ableiterauswahl für Nachrüstungen bestehender Anlagen<br />
oder der Planung neuer Anlagen in Mittel- und Niederspannungsnetzen.<br />
Neue Anwendungsgebiete, wie z.B Gleichspannungsnetze,<br />
oder Konzepte zum Schutz gegen Überspannungen<br />
und Blitzgefährdung ganzer Anlagen brauchen<br />
tiefergehende Betrachtung. Aufwertungen bestehender Anlagen<br />
hinsichtlich Leistungsübertragung (höhere Systemspannung)<br />
oder Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit bedingen klare<br />
Schutzkonzepte, unter Berücksichtigung einer ökonomischtechnisch<br />
optimalen Lösung.<br />
Wir offerieren daher gerne Beratungen und Berechnungen zum<br />
Überspannungs- und Blitzschutz, die über die im<br />
Vorangegangenen gegebenen Richtlinien hinausgehen.<br />
13 Schlussbemerkungen<br />
Blitzüberspannungen sind eine Gefahr für die Betriebsmittel im<br />
MS-Netz. Ableiter gewährleisten einen sicheren Schutz vor<br />
unzulässiger Überspannungsbeanspruchung. Ihr Schutz ist umso<br />
besser, je näher die Ableiter beim Betriebsmittel angebracht sind.<br />
Bei der Bestimmung vom Uc<br />
der Ableiter sind zwei sich<br />
widersprechende Anforderungen zu beachten. Einerseits sollte Uc<br />
möglichst klein sein, damit der Ableiter die Überspannung bei<br />
einem möglichst tiefen Wert begrenzt. Andererseits muss U gross<br />
c<br />
genug gewählt werden, damit der Ableiter den Anforderungen des<br />
Netzbetriebes noch genügen kann. Moderne MO-Ableiter ohne<br />
Funkenstrecke erfüllen beide Bedingungen. Sie ermöglichen einen<br />
ausreichenden Schutz vor Überspannungen und gewährleisten<br />
gleichzeitig einen sicheren Netzbetrieb.<br />
Bei abnormalen Betriebsbedingungen, wie sie etwa während eines<br />
Spannungsübertritts zu erwarten sind, werden im Netz alle<br />
parallelen Ableiter etwa gleich stark mit der betriebsfrequenten<br />
Überspannung überlastet. Sind MO-Ableiter eingesetzt, so kann<br />
man erzwingen, dass nicht irgendeiner der angeschlossenen<br />
Ableiter zuerst überlastet wird, sondern ein vorausbestimmter.<br />
Dazu wird z.B. Uc<br />
des Innenraumableiters im Gebäude einer<br />
Schaltstation um etwa 10% höher gewählt als beim<br />
Freiluftableiter vor der Station. Sobald die abnorme<br />
betriebsfrequente Überspannung auftritt, wird der Freiluftableiter<br />
zuerst überlastet sein. Er begrenzt die Überspannung, indem er<br />
einen Aussenüberschlag einleitet, und verhindert so einen<br />
Lichtbogen im Gebäude der Schaltstation.<br />
Eine ähnliche Situation liegt vor wenn in einem MS-Netz sehr hohe<br />
temporäre Überspannungen zu erwarten sind und diese nur<br />
äusserst selten auftreten. Damit die Ableiter auch in diesem<br />
seltenen Fall nicht überlastet werden sei z.B. ein um15% höheres<br />
Uc<br />
erforderlich. Solche Ableiter sind also beim Betriebsmittel<br />
einzusetzen. Damit ist aber der Nachteil verbunden, dass der<br />
Überspannungsschutz um 15% schlechter wird. Mehrere parallele<br />
Ableiter würden das verhindern. Für diese Massnahme ist aber<br />
beim Betriebsmittel oft nicht ausreichend Platz vorhanden.<br />
Zwei Ableitersätze ermöglichen eine annehmbare Lösung des<br />
Problems. Ein Satz mit 15% höherem Uc<br />
ist beim Betriebsmittel<br />
und ein zweiter mit tieferem Uc<br />
ist in einiger Entfernung davon<br />
anzubringen. In jeder Phase sind somit zwei MO-Ableiter parallel<br />
geschaltet. Bei einer Blitzüberspannung werden beide leitend und<br />
ermöglichen zusammen beim Betriebsmittel das gleiche<br />
Schutzniveau wie ein einzelner Ableitersatz mit tiefem U c.<br />
Während der oben erwähnten sehr hohen temporären<br />
Überspannung werden nur die vom Betriebsmittel entfernten<br />
Ableiter überlastet. Der dabei auftretende Lichtbogen kann daher<br />
das Betriebsmittel nicht beschädigen. Und weil endlich die<br />
Überlastung nur äusserst selten auftritt, kann der damit<br />
verbundene Betriebsunterbruch in Kauf genommen werden.<br />
Beim Aufstellen eines Ableiters sind zwei Sachen besonders zu<br />
beachten. Beide sind zum Erzielen des bestmöglichen<br />
Schutzniveaus des Ableiters gleich wichtig. Erstens muss die<br />
blitzgefährdete Leitung zuerst zum Hochspannungsanschluss des<br />
Ableiters und erst anschliessend zum zu schützenden<br />
Betriebsmittel geführt werden. Eine kurze Verbindung zwischen<br />
den Hochspannungsanschlüssen von Ableiter und Betriebsmittel<br />
ist wohl wichtig aber nicht von ausschlaggebender Bedeutung.<br />
Zweitens muss die galvanische Verbindung vom erdseitigen<br />
Abgang des Ableiters bis zur Erdung des Betriebsmittels möglichst<br />
kurz sein. Sie muss bei Leitungen mit geerdeten Traversen<br />
unterhalb 2 m liegen. Bei Holzmastleitungen muss sie kürzer sein<br />
als<br />
1m für Um<br />
< 24kV<br />
0,6 m für U > 24 kV<br />
m<br />
Ist dies nicht möglich, dann sind die Traversen der letzten 3 Masten<br />
vor der Schaltanlage bzw. vor dem Betriebsmittel zu erden oder<br />
beim letzten Mast vor der Anlage ist ein weiterer Ableitersatz<br />
anzubringen. In diesem Fall beträgt die obere Grenze für die<br />
Erdverbindung 2 m. Bei einem Kabel hingegen müssen alle<br />
Anschlussleitungen zum Ableiter möglichst kurz sein.<br />
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