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Die Rolle der Digitalen Bibliothek in der modernen Wissenschaft

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<strong>Die</strong> <strong>Rolle</strong> <strong>der</strong> <strong>Digitalen</strong> <strong>Bibliothek</strong> 309<br />

bachtung, daß natürlich auch die Publikationen <strong>in</strong> englischer Sprache, als<br />

l<strong>in</strong>gua franca <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> zunehmen.<br />

Es wäre allerd<strong>in</strong>gs für die <strong>Wissenschaft</strong> allgeme<strong>in</strong> von Vorteil, wenn e<strong>in</strong><br />

mo<strong>der</strong>nisierter Filtermechanismus die Qualität <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Publikationen<br />

verbessern würde. Es gibt vere<strong>in</strong>zelt Belege dafür, daß die sogenannten<br />

anonymen peer reviewer <strong>in</strong>ternational renommierter Verlage Arbeiten mit<br />

hoch <strong>in</strong>teressanten Ergebnissen ablehnen, um sie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Zeitschriften<br />

leicht abgewandelt selbst zu publizieren. <strong>Die</strong>ser Gefahr kann durch Präpublikation<br />

im Internet neuerd<strong>in</strong>gs teilweise entgangen werden. An<strong>der</strong>erseits beobachtet<br />

man beispielsweise die Akzeptanz von deutschen Arbeiten <strong>in</strong><br />

englischer Sprache durch ausländische Herausgeber, <strong>in</strong> renomierten Publikationsorganen,<br />

die dem deutschen wissenschaftlichen Ansehen im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Wettbewerb eher abträglich s<strong>in</strong>d. Wenn beispielsweise die Situation des<br />

deutschen <strong>Bibliothek</strong>swesens mit Kopfschütteln dargestellt wird, weil <strong>der</strong><br />

Autor für diese Entwicklung ke<strong>in</strong> Verständnis hat. E<strong>in</strong>e solche Darstellung ist<br />

zwar legitim, aber nicht wissenschaftlich, da e<strong>in</strong> Mangel an Verständnis für<br />

e<strong>in</strong> Problem per def<strong>in</strong>itionem nicht als <strong>Wissenschaft</strong> bezeichnet werden kann.<br />

Wettbewerb erfor<strong>der</strong>t grundsätzlich e<strong>in</strong> fair play, das se<strong>in</strong>erseits klare Regeln<br />

erfor<strong>der</strong>t – um sie geht es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>sgesellschaft.<br />

<strong>Die</strong> höchst <strong>in</strong>teressante Problematik <strong>der</strong> Zitationsanalyse betrifft auch die<br />

mehrfach diskutierte Ortega Hypothese, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holt, viel zitierte<br />

Autoren mit geistiger Elite gleichgesetzt werden. <strong>Die</strong>s ist um so erstaunlicher,<br />

als gerade <strong>der</strong> über Jahre h<strong>in</strong>weg am häufigsten zitierte Autor, Oliver H.<br />

Lowry, h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>es, geme<strong>in</strong>sam mit N.J. Rosebrough, A.L. Farr und<br />

R.J. Randall 1951 publizierten Aufsatzes über die Prote<strong>in</strong>bestimmung schrieb:<br />

“I am afraid it does not signify great scientific accomplishment”. 19 Auch e<strong>in</strong>e<br />

Reihe an<strong>der</strong>er most cited articles s<strong>in</strong>d schlichte Methoden. Dagegen werden<br />

neue und teilweise geniale Theorien <strong>in</strong> abgewandelter Form übernommen,<br />

ohne daß sich Autoren immer verpflichtet fühlen, sie zu zitieren. Beispiele<br />

von viel zitierten Autoren s<strong>in</strong>d auch die, die lediglich durch die Kumulation<br />

von Falsifikationen bekannt wurden. Sie gehören sicher nicht zur geistigen<br />

Elite <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong>.<br />

Während J.R. Cole and S. Cole 20 , die mit ihrer Arbeit von 1972 noch deutlich<br />

machen wollten, daß wir auf die zahlreichen mittelmäßigen Wissen-<br />

19 Garfield, E., Citation frequency as a measure of research activity and performance. – In: Essays<br />

of an Information Scientist. Vol. 1. 1962–1973. Philadelphia: ISI Press 1973, S. 406 –<br />

408.<br />

20 Cole, J.R. / Cole, S., The Ortega hypothesis. – In: Science 178(1972), S. 368.

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