4. Von der Idee zum Bauprojekt - Harzer Schmalspurbahnen
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<strong>4.</strong> <strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Bauprojekt</strong> – Vorgeschichte und Bau <strong>der</strong> Selketalbahn<br />
zoglichen Staatsministeriums vorbehalten, die Höhe <strong>der</strong> Bezüge<br />
und die Regelungen zu den Besoldungsvorschriften zu genehmigen.<br />
Außerdem mussten <strong>der</strong> Regierung die Tarife für den Personenund<br />
Güterverkehr, die Anzahl und Standorte <strong>der</strong> Bahn höfe sowie<br />
<strong>der</strong> Fahrplan zur Zustimmung vorgelegt werden. Hinsichtlich des<br />
Angebotes im Reiseverkehr war die GHE in <strong>der</strong> Zeit vom 1. Mai bis<br />
<strong>zum</strong> 30. September verpflichtet, täglich mindestens drei Zugpaare<br />
einzusetzen. Vom 1. Oktober bis <strong>zum</strong> 30. April waren täglich zwei<br />
Zugpaare gefor<strong>der</strong>t. Die GHE war zudem verpflichtet, Baustoffe<br />
entsprechend den Richtlinien <strong>der</strong> Preußischen Staatsbahn zu beschaffen<br />
und für die Unterhaltung <strong>der</strong> Gleisanlagen und Fahrzeuge<br />
einen Erneuerungsfonds anzulegen. Ebenso wie alle an<strong>der</strong>en<br />
Privatbahnen im Deutschen Reich musste auch die GHE nach<br />
dem Eisenbahnpostgesetz vom 20. Dezember 1875 in einigen<br />
Zügen Postsendungen beför<strong>der</strong>n (siehe S. 100). Außerdem hatte<br />
die GHE bei Bedarf Militärtransporte abzuwickeln.<br />
In <strong>der</strong> Zwischenzeit hatte die Fa. Hostmann & Co., die auch die<br />
Betriebsführung übernahm, die Arbeiten zwischen Gernrode<br />
und Harzgerode mit Hochdruck vorangetrieben. Nach nur zehn<br />
Monaten Bauzeit konnte die GHE auf dem 10,2 km langen Teilstück<br />
Gernrode (Harz)–Mägdesprung den Personenverkehr aufnehmen.<br />
Der erste Reisezug verließ am Sonntag, den 7. August 1887,<br />
um 6.20 Uhr den Bahnhof Gernrode. In den beiden Reisezugwagen<br />
saßen 25 Fahrgäste. Die Lokomotive war zur Feier des Tages mit<br />
Girlanden und Fahnen des Deutschen Kaiserreiches (schwarzweiß-rot)<br />
und des Herzogtums Anhalt (rot-grün-weiß) geschmückt.<br />
An den Bahnübergängen und auf dem Bahnhof Mägdesprung<br />
hatten sich viel Schaulustige versammelt, die den Zug begrüßten.<br />
Viele von ihnen sahen <strong>zum</strong> ersten Mal in ihrem Leben eine<br />
Eisenbahn. Nach 43 Minuten Fahrzeit erreichte <strong>der</strong> Eröffnungszug<br />
den Bahnhof Mägdesprung.<br />
Mit Zustimmung <strong>der</strong> herzoglichen Regierung trat am 17. August<br />
1887 das erste Bahnpolizei-Reglement für die GHE in Kraft. Zu<br />
diesem Zeitpunkt verkehrten nur Personenzüge auf dem Abschnitt<br />
Gernrode (Harz)–Mägdesprung. Nach <strong>der</strong> Fertigstellung <strong>der</strong><br />
Ladegleise in Mägdesprung und <strong>der</strong> Umladung zwischen Regelund<br />
Schmalspur im Bahnhof Gernrode fuhr am 5. Januar 1888<br />
<strong>der</strong> erste Güterzug nach Mägdesprung.<br />
In den folgenden Wochen und Monaten wurden die Bauarbeiten<br />
am Abschnitt Mägdesprung–Harzgerode mit Hochdruck fortgesetzt.<br />
Doch die aufwändige Trassenführung im Tal <strong>der</strong> Selke und<br />
die notwendigen Felsdurchbrüche am Kleinen und am Großen<br />
Klosterkopf nahmen deutlich mehr Zeit in Anspruch, als Wilhelm<br />
Hostmann veranschlagt hatte. Erst am 1. Juli 1888 konnte die GHE<br />
den 7,3 km langen Abschnitt Mägdesprung–Alexisbad–Harzgerode<br />
für den Personen- und Güterverkehr freigeben. Das modifizierte<br />
Bahnpolizei-Reglement für die als »Stammbahn« bezeichnete<br />
Stre cke Gernrode (Harz)–Alexisbad–Harzgerode hatte die anhaltische<br />
Regierung bereits am 29. Juni 1888 gebilligt.<br />
Für den Bau <strong>der</strong> 17,5 km langen Strecke Gernrode (Harz)–Harz -<br />
ge rode hatte die GHE <strong>der</strong> Fa. Hostmann & Co. insgesamt 850.000<br />
Mark zur Verfügung gestellt. Dazu kamen noch die Kosten für<br />
den Grun<strong>der</strong>werb. Damit lagen die so genannten »kilometrischen<br />
Belastungen«, also die Kosten pro Streckenkilometer, bei<br />
51.428 Mark, mithin deutlich unter den von Wilhelm Hostmann<br />
prognostizierten Werten (siehe S. 65).<br />
Erst am 1. Juli 1888 konnte die GHE den Abschnitt Mägdesprung–Alexisbad–Harzgerode für den Personen- und Güterverkehr freigeben. 99 5904 fuhr am<br />
7. April 1973 mit einem kurzen Personenzug durch Harzgerode. Rechts ist das ehemalige Anschlussgleis <strong>der</strong> Ziegelei zu sehen. Foto: Martin Stertz<br />
<strong>Von</strong> <strong>der</strong> GHE zur HSB / Band 1<br />
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