Bericht aus Namibia - Echo vom Jauntal
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Bei ein paar Schulen, wo der Lehrer<br />
nicht da war, hab ich mich einfach<br />
vor die Klasse gestellt und eine<br />
Stunde über die Schweiz gehalten.<br />
So war ich wenigstens nicht für<br />
„nichts“ r<strong>aus</strong>gefahren und die Schüler<br />
haben sogar noch etwas Neues<br />
gelernt: „Aha, die Schweiz liegt also<br />
nicht in Amerika oder Asien…..!“ Bei<br />
so einer Stunde sind wir auf das<br />
Thema „Feuerwehr“ gekommen. Ich<br />
hab dann die Schüler (zwischen 14<br />
und 16 Jahre alt) gefragt: Was<br />
macht denn die Feuerwehr? Nach<br />
langem hin und her haben sie sich<br />
dann gemeinsam auf eine Antwort<br />
geeinigt: Die Feuerwehr macht<br />
Zündhölzer….! Dank dieser Antwort<br />
bin ich dann noch 30 min länger im<br />
Schulzimmer gestanden und hab<br />
Kindern, welche noch selten bis nie<br />
eine Stadt gesehen haben, erklärt<br />
was eine Feuerwehr macht und<br />
wieso sie in grösseren Dörfern und<br />
Städten gebraucht wird.<br />
Brunos Arbeit im Workshop der<br />
Mission verläuft auch gut. Er hatte<br />
zwar, da der Pfarrer der Mission<br />
und eigentliche Chef der Werkstatt<br />
für 3 Monate verreist ist, einige<br />
Probleme. Es fehlten plötzlich über<br />
70 Zementsäcke und anderes Material,<br />
dafür aber hatte der Vorarbeiter<br />
eine neue Uhr und ein neues Handy…<br />
Weiter wurden die Arbeitsstunden<br />
nicht mehr genau eingehalten<br />
und ein Instruktor fuhr regelmässig<br />
mit dem Werkstattauto nach<br />
Oshakati um eine Kleinigkeit zu<br />
erledigen und tauchte dann den<br />
ganzen Tag nicht mehr auf. Bald<br />
wurde klar, dass etwas geschehen<br />
muss, und Bruno hat wohl oder übel<br />
durchgegriffen. Eigentlich ist er ja<br />
ganz klar nicht der Chef, aber da<br />
dieser für 3 Monate weg ist, muss<br />
jemand die Übersicht behalten. So<br />
mussten ein paar neue und klare<br />
Regeln aufgestellt werden und eine<br />
regelmässige Materialkontrolle gemacht<br />
werden.<br />
Bruno wird hier zum völligen Allrounder….<br />
Mal zeichnet er neue<br />
Kirchen und Schulhäuser wie ein<br />
Architekt, dann flickt er Maschinen<br />
welche schon seit Jahren im Staub<br />
liegen und macht sie wieder funktionierbar.<br />
Dann unterrichtet er die<br />
Lehrlinge und bringt sogar den Instruktoren<br />
etwas bei. Jemand der<br />
bei uns einfach handwerklich begabt<br />
ist, gilt hier als Genie. Die Leute<br />
hier sind in handwerklichen Berufen<br />
sehr schlecht <strong>aus</strong>gebildet (bis<br />
Klassenzimmer (man beachte den Boden...)<br />
vor kurzem gab es kaum <strong>aus</strong>gebildete<br />
Leute) und verfügen über sehr<br />
wenig technisches Allgemeinwissen.<br />
Wenn eine Maschine nicht<br />
mehr läuft, dann kauft man eher<br />
eine Neue oder weiss sich anders<br />
zu helfen.<br />
Nun zum Schluss noch ein paar<br />
sehr makabere, witzige und erstaunliche<br />
Erlebnisse, mit welchen<br />
wir in der letzten Zeit konfrontiert<br />
wurden:<br />
- Ein Arbeiter von Bruno hat nach<br />
der Arbeitszeit ein paar leere Zementsäcke<br />
<strong>aus</strong>gewaschen und<br />
eingepackt. Interessiert hat Bruno<br />
ihn gefragt, für was er denn diese<br />
Säcke brauche. Da meinte dieser,<br />
er gebe sie seinen Kühen als Futter.<br />
- Die emanzipierte Ovambo Frau<br />
kennt das allgemeine Frauenproblem<br />
der nicht überall vorhandenen<br />
Toilette nicht! Sie stellen sich einfach<br />
breitbeinig hin, heben den<br />
Rock bis zu den Knien und erleichtern<br />
sich, wie die Männer, stehend.<br />
- Als ich letzte Woche <strong>aus</strong> dem Bett<br />
steigen wollte, entdeckte ich ein<br />
Krabbeltier im Bett, was noch des<br />
Öfteren vorkommt. Trotzdem kam<br />
mir die Form des Tieres etwas auffällig<br />
vor und ich wagte einen zweiten<br />
genaueren Blick, bevor ich es<br />
zerquetschen wollte. Tja, das kleine<br />
Tierchen war ein Skorpion!!!! Und<br />
das in unserem Bett !!!!<br />
Photo Sara Buchs<br />
- Gestern sagte uns eine Frau: „My<br />
brother past away again!“ Wörtlich<br />
übersetzt heisst das: Mein Bruder<br />
ist schon wieder gestorben. Eigentlich<br />
wollte sie uns sagen, dass<br />
schon wieder einer ihrer Brüder<br />
gestorben sei.<br />
- Von den letzten 10 neuen Gräbern<br />
auf dem Missions-Friedhof wurden<br />
nur gerade 2 älter als 35! (HIV/Aids)<br />
- (Achtung, diese Geschichte ist nur<br />
für Leute mit starken Nerven…) Am<br />
Wochenende ist im Spital von Oshakati<br />
ein Baby gestorben. Da die<br />
Eltern keine andere Möglichkeit<br />
hatten, wurde das tote Kind in einer<br />
Kartonschachtel auf dem Velo nach<br />
H<strong>aus</strong>e transportiert. Der Vater<br />
musste noch etwas für die Beerdigung<br />
organisieren und lies das Velo<br />
mit Schachtel vor dem Geschäft.<br />
Als er wieder r<strong>aus</strong>kommt, war das<br />
Velo samt Schachtel und Baby verschwunden.<br />
Ein Dieb hat die Gelegenheit<br />
genutzt. Die Polizei fand<br />
den Dieb zum Glück aber schnell,<br />
und dieser staunte nicht schlecht,<br />
als er den Inhalt der Schachtel zu<br />
sehen bekam.<br />
Tja, das war’s mal wieder <strong>aus</strong> dem<br />
Ovamboland im Norden <strong>Namibia</strong>s….<br />
Ich wünsche Euch nach der grossen<br />
Hitze einen angenehmen Herbst<br />
und bis bald mal wieder!<br />
Sara