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Josef Mikl gehört zu jenen Künstlern der österreichischen Nachkriegsgeneration, die die heimische Kunstwelt revolutionierten, indem sie mit dem Gegenständlichen brachen und eine eigenständige, abstrakte Bildwelt schufen. Geboren 1929 in Wien besuchte Josef Mikl gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Arnulf Rainer die Akademie der bildenden Künste in Wien. 1956 gründeten die vier jungen Künstler die „Gruppe St. Stephan“, benannt nach der gleichnamigen Galerie des Otto Mauer. Der kunstsinnige Monsignore unterstützte und förderte die viel versprechenden jungen Künstler. Bereits 1968 vertrat Josef Mikl Österreich auf der Biennale in Venedig. 1969 wurde er als Professor der Meisterklasse für Malerei an die Akademie berufen. Seine Arbeiten waren auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen und befinden sich heute in vielen wichtigen Sammlungen und Museen. Vor allem seine großformatigen Arbeiten sind von herausragender Bedeutung. Nach dem Brand im Wiener Redoutensaal erhielt Josef Mikl 1994 den Auftrag zur Neugestaltung. Heute zeugen ein großformatiges Deckenbild und 22 Wandbilder von der Wertschätzung, die dem Künstler national und international entgegengebracht wird. 51 Josef Mikl (Wien 1929 – 2008 Wien) Bild mit Orange 1964 Öl auf Leinwand 40,3 x 40,3 cm Rückseitig signiert, datiert und betitelt: Mikl (19)64, Bild mit Orange Provenienz: Privatbesitz Wien Literatur: Vgl.: Josef Mikl. retrospektiv, 1947–2003, Wien 2004, Abb. S. 68 Josef Mikl wird als bedeutendster Vertreter des österreichischen Informel gefeiert, lehnte es aber stets ab, einer bestimmten Stilrichtung zugeordnet zu werden. In seinem Frühwerk bildet der menschliche Körper meist den Ausgangspunkt für seine Kompositionen; sowohl Menschen als auch Objekte lassen sich in den abstrahierten Bildern aber kaum mehr zurückverfolgen. Oft geben nur mehr die Bildtitel einen Hinweis auf den Ausgangspunkt des Malers. „Ein wesentliches Element für den Künstler ist die Formfindung während des Schaffensprozesses, ein von durchdachtem Kalkül begleiteter gestischer Malakt. Der Duktus als Gestaltungselement bestimmt die elementaren Kurven, die den Gemälden eigen sind“. 1 Unser „Bild mit Orange“ von 1964 zählt zum Frühwerk des Künstlers und ist einige Jahre nach Gründung der Gruppe St. Stephan entstanden. In diesen für die Wiener Kunstszene aufregenden Jahren schafft Josef Mikl den endgültigen Durchbruch zum anerkannten und gefeierten Maler. In den 1960er und 1970er Jahren geht der Künstler noch verhaltener und sparsamer mit den Farben um. In späteren Werken werden diese dann immer satter und leuchtender und finden in den intensiven Orange-, Gelb-, Blau- und Rottönen im Redouten saal ihren Höhepunkt. Dagegen wirkt das hier gezeigte Bild mit seinen zurückhaltenden Farben, der hellorangen Leinwand-Grundierung und den feinen Linien richtiggehend zart. Die geschwungenen Kreisformen in Blau erinnern noch entfernt an die Röhren- und Zylinderformen seiner frühen Arbeiten. In Kombination mit den transparent anmutenden, tektonischen Farbbalken entstehen Raum und Tiefe und die für Josef Mikl typische Bewegung und Dynamik im Bild. „Mikls Farben sind selten ganz opak, bleiben stets durchlässig für Dahinterliegendes. Wie Membrane zwischen geschichteten Bildebenen erscheinen die Farbflächen, nach vorne und hinten wie in Atembewegung vibrierend.“ 2 Frühwerke wie das hier präsentierte sind gesuchte Sammlerstücke aus einer Zeit, die den Durchbruch der österreichischen abstrakten Kunst als Avantgarde markieren. 1 Elisabeth Pokorny-Waitzer, Zum Werk, auf: http://www.essl.museum/kuenstler/mikl.html, abgerufen am 18.6.2013 2 Egon Kapellari, Über Sichtbares und Unsichtbares, in: C. Aigner/T. Belgin (Hsgb.), Josef Mikl retrospektiv, 1947 – 2003, Kunsthalle Krems, Krems 2004, S. 45