Gemeindegottesdienst - Adveniat
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Bausteine für den <strong>Gemeindegottesdienst</strong><br />
am 3. Adventssonntag 2013 / Gaudete / Lesejahr A<br />
11<br />
Die liturgischen Bausteine greifen Elemente der Tageslesung auf:<br />
Erste Lesung<br />
Jes 35,1-6a.10<br />
Antwortpsalm Ps 146 (145),6-7.8-9b.9c-10 (R: vgl. Jes 35,4)<br />
Zweite Lesung Jak 5,7-10<br />
Evangelium Mt 11,2-11<br />
Einführung<br />
Eine Utopie wird Wirklichkeit. Die Schrifttexte des Tages zeigen heute, wie durch den<br />
Messias aus Zweifel Motivation und Kraft wird; wie aus Lähmung Bewegung wird, wie<br />
Isolation sich in sinnenhaftes Erleben wandelt, wie Bedrohung dem Frieden und der<br />
Sicherheit weicht. Diese Wandlung geschieht durch einen Menschen und durch Worte.<br />
Die Grundausrichtung des adventlichen Sonntags lädt ein zur Freude: Gaudete, freut<br />
euch, heißt er. Denn das Wort verändert die Welt.<br />
Kyrie<br />
Herr Jesus Christus,<br />
du nährst die Menschen mit deinem Wort.<br />
Herr, erbarme dich.<br />
Du selbst bist das fleischgewordene Wort Gottes.<br />
Christus, erbarme dich.<br />
Deine Frohe Botschaft lässt Menschen leben.<br />
Herr, erbarme dich.<br />
Impuls zur Predigt<br />
„Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Dieses alte Sprichwort,<br />
liebe Schwestern und Brüder, haben wohl die meisten Menschen schon irgendwann gehört<br />
und ist leicht aus dem Gedächtnis abrufbar. Aber wie ist es eigentlich mit dem Wissen,<br />
das man teilt? Verdoppelt es sich auch, wenn zum Beispiel jemand eine Information an<br />
eine andere Person weitergibt? Darüber sagt der Volksmund nichts – vermutlich aus gutem<br />
Grund. Denn ich könnte mir vorstellen, dass mehr als das Doppelte herauskommt, wenn<br />
zwei Menschen im Dialog ihr Wissen miteinander teilen.<br />
Wenn es um erfahrungsbezogenes Wissen geht, dann ergänzen sich die Welten der beiden<br />
Gesprächspartner durch das dialogische Miteinander, und so entsteht manchmal etwas<br />
völlig Neues. Wenn Sie schon mal die Erfahrung eines guten Brainstormings in der Gruppe<br />
gemacht haben, egal ob im Beruf oder im privaten Bereich, dann kennen Sie das bestimmt.<br />
Und auch wenn es um die reine Vermittlung von Sachzusammenhängen geht, geschieht<br />
nach meiner Erfahrung mehr als eine Verdopplung. Ich denke da zum Beispiel an Studienzeiten,<br />
in denen ich theologische Gedankenkomplexe erfassen musste. Richtig verstanden<br />
hatte ich sie oft erst, wenn ich sie anderen einmal erklärt hatte – eine klassische Win-win-<br />
Situation.<br />
Durch welche Menschen wurden Sie besonders geprägt? Von welchen Menschen haben<br />
Sie Lebensweisheit empfangen? Und wer ist für Sie überhaupt ein weiser Mensch?<br />
Wenn ich an einen weisen Menschen denke, kommen mir nicht die ausgefuchsten Karrieremenschen<br />
in den Sinn. Auch Genies, deren Begabung so außergewöhnlich ist, sie lebens-
12<br />
Liturgischer Teil · <strong>Gemeindegottesdienst</strong><br />
untüchtig werden lässt, verbinde ich nicht mit dem Wort weise. Aber natürlich auch nicht<br />
die alltagsschlauen Bauernfänger, die in jeder Situation den größtmöglichen Vorteil für<br />
sich herausholen können.<br />
Ein weiser Mensch ist für mich jemand, der gelerntes Buchwissen und die eigene Wahrnehmung<br />
der Wirklichkeit so miteinander verbindet, dass daraus Lebenstüchtigkeit, Hoffnung<br />
und Zuversicht erwachsen. Nicht umsonst sind die sogenannten Soft Skills, die über das<br />
reine Fachwissen hinausgehen und zum Beispiel soziale Kompetenzen bezeichnen, in der<br />
Berufswelt so wichtig geworden.<br />
Im Evangelium haben wir gerade gehört, wie der inhaftierte Johannes fragen lässt: „Bist<br />
du es, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ Jesus, der an dieser<br />
Stelle unter anderem seine Qualitäten als Lehrer unter Beweis stellt, antwortet mit Worten<br />
aus den Prophetenbüchern, wie wir sie in der ersten Lesung gehört haben. Er fordert<br />
Johannes und seine Boten auf, sich eine eigene Meinung zu bilden und in den Meinungsbildungsprozess<br />
einzubeziehen, was sie hören und sehen. Wenn sie die messianische<br />
Hoffnung Israels und die Erfahrungen mit Jesus von Nazaret zusammenbinden, wird<br />
offenkundig, dass in ihm der Messias erschienen ist.<br />
Zu hören und zu sehen, diese Aufforderung bleibt aktuell: Die biblische Botschaft mit der<br />
eigenen Erfahrung in Beziehung zu setzen bzw. die eigene Wahrnehmung im Licht der<br />
biblisch bezeugten Erfahrung mit Gott zu sehen.<br />
So geschieht Bildung und Erkenntnis, nicht nur im religiösen Bereich: Überliefertes Wissen<br />
wird mit eigenen Erkenntnissen und Wahrnehmungen verknüpft. Und die so gewonnene<br />
Bildung lässt leben – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie vermittelt Lebensweisheit.<br />
Die Bischöfliche Aktion <strong>Adveniat</strong> hat in diesem Jahr das folgende biblische Leitwort gewählt:<br />
Anfang der Weisheit ist wahrhaftiger Hunger nach Bildung. Das Ziel der Bildung aber ist Liebe.<br />
Ziel der Bildung im alltäglichen Bereich ist es, dass Menschen ihr Leben in Freiheit und<br />
Würde gestalten können. Ziel der Bildung ist auch eine Entfaltung der Charismen, der Fähigkeiten,<br />
mit denen ein Mensch auch das Zusammenleben mit anderen bereichern und mitgestalten<br />
kann. Einem Menschen diese Bildung angedeihen zu lassen, ist ohne Zweifel ein<br />
Dienst der christlichen Nächstenliebe. „Gib einem Menschen einen Fisch, und er ist einen<br />
Tag lang satt. Lehre ihn fischen, und er kann sich sein Leben lang ernähren.“ Nicht umsonst<br />
hat dieses antike Sprichwort bis heute nichts von seiner Überzeugungskraft verloren.<br />
<strong>Adveniat</strong> setzt sich in diesem Jahr besonders dafür ein, dass sowohl die Schulbildung in<br />
Lateinamerika weiter ausgebaut wird als auch die Weitergabe von Traditionen gepflegt wird.<br />
In Mexiko zum Beispiel gehen die Kinder reicher Eltern vier Mal so lange in die Schule wie<br />
die Kinder armer Eltern. Und die fehlende Bildung verhindert dann, dass diese Menschen<br />
als Erwachsene selbst den Weg aus der Armut finden.<br />
In den sogenannten Millenniumszielen der Vereinten Nationen wurde festgelegt, dass bis<br />
2015 jedes Kind auf der Welt, egal ob Mädchen oder Junge, mindestens eine Primarschulbildung<br />
vollständig abschließen können soll.<br />
Was denken Sie? Ist das eine Utopie, ähnlich der von Jesaja formulierten? Oder ist es eher<br />
ein nahes Ziel, das Christen zum Handeln motiviert? Könnte es sein, dass wir in absehbarer
<strong>Gemeindegottesdienst</strong> · Liturgischer Teil 13<br />
Tipp:<br />
Nutzen Sie unseren Pfarrbriefbeileger und die Opfertüten,<br />
um auf die <strong>Adveniat</strong>-Kollekte an Weihnachten hinzuweisen.<br />
www.adveniat.de/material2013<br />
Zeit die Verwirklichung dieses Zieles ebenso erfahren werden wie Johannes den Anbruch<br />
des messianischen Reiches erfahren hat? Bildung ist der Schlüssel gegen Armut. Dieser<br />
Schlüssel ist jedem in die Hand gelegt, der anderen Menschen den Zugang zu Bildung<br />
ermöglicht.<br />
Fürbitten<br />
Jesu Wort belebt die Welt. In der Gewissheit seiner bleibenden Gegenwart lasst uns Fürbitte<br />
halten:<br />
Lasst uns beten für die Eltern und Großeltern, die Lehrer und Katecheten, die die Frohe<br />
Botschaft Jesu weiterzugeben versuchen, dass sie mit Geduld und Zuversicht den Glaubensweg<br />
derer begleiten können, die ihnen anvertraut sind.<br />
Stille<br />
Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns. Oder ein geeigneter Fürbittruf.<br />
Bitten wir für alle, die im Bildungsbereich politische Verantwortung tragen, dass sie mit<br />
Ausdauer und Weitsicht dem Ziel einer angemessenen Bildung für alle näher kommen.<br />
Stille<br />
Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />
Lasst uns auch beten für die Analphabeten in Deutschland und in Lateinamerika, dass<br />
sie auch als Erwachsene noch die Chance zum Lernen bekommen und den Mut finden,<br />
sie zu ergreifen.<br />
Stille<br />
Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />
Beten wir für die Länder, in denen kulturelle und religiöse Unterschiede zu Spannungen<br />
führen, dass Respekt und Toleranz wachsen und die Möglichkeiten gegenseitiger Bereicherung<br />
erkannt werden.<br />
Stille<br />
Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />
Bitten wir für die Menschen, die angesichts der Zustände in unserer Welt an Gottes Gerechtigkeit<br />
und helfender Nähe zweifeln, dass sie in dieser Adventszeit Grund zu neuer<br />
Hoffnung und neuem Vertrauen finden.<br />
Stille<br />
Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.<br />
An dieser Stelle kann eine Fürbitte in aktuellen Anliegen eingeschoben werden.<br />
Lasst uns auch beten für alle Menschen, die uns durch ihre Lebensweisheit und ihren<br />
Glauben geprägt haben, dass die Lebenden spüren, wie kostbar ihr Dienst war, und die<br />
Verstorbenen in Gottes Reich des ewigen Friedens gelangen.<br />
Stille<br />
Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
14<br />
Liturgischer Teil · <strong>Gemeindegottesdienst</strong><br />
Allmächtiger Gott, in der Geburt deines Sohnes hat das Wort Fleisch angenommen und<br />
die Welt verändert. Er ist unser Fürsprecher bei dir. Dafür danken wir dir und preisen dich<br />
heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.<br />
Segen<br />
Vieles wird mehr, wenn wir es teilen: die Liebe, das Wissen, der Friede, die Hoffnung. Bevor wir<br />
jetzt den Segen Gottes erbitten, lassen Sie uns einen Moment innehalten und überlegen, was<br />
jede und jeder Einzelne in dieser Woche vermehren kann, indem er oder sie es mit anderen teilt.<br />
Stille<br />
Der Herr segne euch mit Weisheit,<br />
damit ihr den Suchenden eine Perspektive zeigen könnt.<br />
Er segne euch mit Hoffnung,<br />
damit ihr den Entmutigten ein Licht bringt.<br />
Er segne euch mit Liebe,<br />
damit euer Leben anderen zur Lebensquelle wird.<br />
Das gewähre euch der gute Gott, der Vater …<br />
Autorin: Ingelore Engbrocks