Geiz ist gottlos-Firmkatechese - Adveniat
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Materialien<br />
zur <strong>Firmkatechese</strong>
2<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong> (Anleitung)<br />
Die vorliegenden Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong> sollen den Firmlingen mit Hilfe der „<strong>Geiz</strong> <strong>ist</strong> <strong>gottlos</strong>.“-<br />
Kartenaktion des Bischöflichen Hilfswerkes ADVENIAT das Gefälle zwischen der europäischen Wohlstandsgesellschaft<br />
und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Menschen Lateinamerikas und die enge Verknüpfung<br />
zwischen beiden aufzeigen. Die Firmlinge sollen erkennen, dass sie mit der Spendung des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es<br />
in der Firmung und damit als mündige Chr<strong>ist</strong>en und Mitglieder der Weltkirche Verantwortung für die<br />
Verbreitung der Botschaft Chr<strong>ist</strong>i in Wort und Tat, die brüderliche Verbindung aller Menschen dieser Welt<br />
und deren Heil und Wohlergehen übernehmen. Der Bezug auf die Weltjugendtage soll auf die Brücke des<br />
Glauben und gleichzeitig die Solidarität im Handeln zwischen den Jugendlichen der einen Welt hindeuten.<br />
Die Materialien sind eingeteilt in eine Einstiegssequenz zur Annäherung an die Gesamtthematik sowie zum<br />
Kennenlernen Lateinamerikas als Gesamtes, in vier thematisch unterschiedliche Gruppeneinheiten, eine Abschlusssequenz,<br />
die an den Beginn anknüpft und diesen abrundet, sowie Vorschläge zur weiteren Beschäftigung<br />
mit der „Gig“-Thematik im Rahmen der Firmvorbereitung und danach.<br />
Die katechetischen Anleitungen und Medien können variabel sowohl als Einheiten in den einzelnen Firmgruppen<br />
als auch für einen gemeinsamen Workshop an einem Tag bzw. Wochenende benutzt werden. Ferner<br />
<strong>ist</strong> es auch möglich, die thematische Arbeit in den Gruppen vorzubereiten und an einem Nachmittag/Tag mit<br />
anschließender, darauf abgestimmter Abschlussmesse unter Einbeziehung und Information der Gemeinde<br />
zusammenzutragen.<br />
Die einzelnen Blöcke sind immer aufgegliedert in einen Vorbereitungsteil, der die jeweils notwendigen Materialien,<br />
Medien und Arbeiten im Vorfeld der Einheit aufl<strong>ist</strong>et, sowie einen Aktionsteil mit katechetischen<br />
Hinweisen und Anregungen zur Fragestellung im Gespräch mit den Firmlingen.<br />
Impressum<br />
Bischöfliche Aktion ADVENIAT<br />
Postfach 10 01 52<br />
45001 Essen<br />
Carmen Garcia<br />
Telefon: 0201-1756-221<br />
Telefax: 0201-1756-222<br />
E-Mail: geiz<strong>ist</strong><strong>gottlos</strong>@adveniat.de<br />
www.geiz<strong>ist</strong><strong>gottlos</strong>.de<br />
www.adveniat.de<br />
Redaktion<br />
Stefanie Hoppe, ADVENIAT (verantwortlich)<br />
Dr. Chr<strong>ist</strong>iane Schmidt, Essen<br />
August 2004<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
I. Einleitung<br />
1. Annäherung an die Thematik/ Verknüpfung zwischen Lateinamerika und<br />
Deutschland<br />
Vorbereitung<br />
3<br />
auf den Boden/Tisch wird eine auf DinA3/DinA2 kopierte Weltkarte gelegt und auf dieser mit<br />
Stecknadeln und Fäden Verbindungen zwischen dem Themenland und dem Ort der jeweiligen<br />
Gemeinde gezogen. Neben die Weltkarte wird das Symbol der zu besprechenden Thematik<br />
(Blume, Schokoladentafel, silberner Gegenstand/Grubenlampe/Lederschuh/Schuhbürste, Sportshirt/<br />
Turnschuh) gelegt. 1<br />
Aktion<br />
Schaut euch den Aufbau genau an und beschreibt, was ihr seht:<br />
Welche Länder/Kontinente werden durch die Nadeln verbunden?<br />
Was könnte die Verbindung bedeuten?<br />
Was haben die Gegenstände neben der Karte damit zu tun?<br />
Zwischenschritt<br />
Lateinamerika und wir – da gibt es viele Verbindungen, mit denen wir uns jetzt beschäftigen werden!<br />
Was wisst ihr überhaupt über Lateinamerika? (Sammeln vorliegender Informationen evtl. auf Plakat/Tapete)<br />
Lasst uns euer Wissen noch erweitern!<br />
2. Kennenlernen Lateinamerikas<br />
Vorbereitung<br />
Aktion<br />
evtl. Kopieren der Weltkarte oder einer Lateinamerika-Karte für jede Kleingruppe<br />
Auswählen und Aufschreiben der Fragen auf Karteikarten<br />
Mitbringen einer CD mit lateinamerikanischer Musik im Hintergrund und CD-Player<br />
Einteilen in Kleingruppen<br />
Spiel „Wer wird Millionär?“ (M 1)<br />
Spiel: Eine Entdeckungsreise durch Lateinamerika (M 2)<br />
1 Je nach Konzeption können es bei einem gemeinsamen Workshop auch Verbindungen zwischen allen besprochenen Ländern und<br />
der Gemeinde sowie Symbole aller Themen sein.<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
II. II. II. Einzeleinheiten<br />
4<br />
A. Kakao- bitter und billig oder süß und kostbar?<br />
1. Einstieg und Grundinformation 2<br />
Vorbereitung<br />
Aktion<br />
Besorgen der „Gig“ – Materialien (Postkarten/Plakat) 3 .<br />
Besorgen des Plakates über Schokoladenproduktion (M 4).<br />
Sammeln typischer <strong>Geiz</strong>-Werbeanzeigen.<br />
Kopieren der Medien (M 3 und M 5).<br />
Kaufen einer der Gruppengröße entsprechenden Menge an Schokolade aus dem herkömmlichen<br />
Handel (evtl. bringen die Firmlinge jeweils eine Tafel ihrer Lieblingsschokolade mit) und einer<br />
Tafel aus dem fairen Handel.<br />
Kaufen von Plakat/Tapete.<br />
Einladen eines Mitarbeiters aus Eine-Welt-Laden/Kreis oder Beauftragen eines Firmlings mit Besuch<br />
dort.<br />
Auslegen oder Aufhängen der Weltkarte.<br />
Aufbau der mitgebrachten Schokolade<br />
Verteilen der Schokolade, Riechen und langsames Essen der Schokolade aus herkömmlichem<br />
Handel.<br />
Was riecht/schmeckt ihr?<br />
Woran erinnert euch der Geschmack?<br />
Was bedeutet für euch Schokolade, womit verbindet ihr sie?<br />
Evtl. stellen die Firmlinge hier auch ihre mitgebrachte Lieblingsschokolade vor.<br />
Warum schmeckt dir gerade diese Schokolade so gut?<br />
Wie oft isst du sie?<br />
Was verbindest du mit ihr?<br />
Hinweis auf die an der Weltkarte angebrachte Verbindung zwischen Brasilien und dem Wohnort<br />
Brasilien – Was hat Brasilien mit Schokolade zu tun?<br />
Gemeinsames Lesen der Länderinfos zu Brasilien (M 3) als einem der Hauptanbaugebiete der<br />
Kakaobohne<br />
Gemeinsames Erkunden der einzelnen Schritte der Schokoladenproduktion (M 4)<br />
2 Wenn die Möglichkeit besteht, bietet sich hier vor- oder nachbereitend z. B. auch ein Ausflug ins Schokoladenmuseum nach Köln<br />
(http://www.schokoladenmuseum.de/) an, um die Schokoladenproduktion verständlicher zu machen.<br />
3 Bezugsquelle: http://www.geiz<strong>ist</strong><strong>gottlos</strong>.de/ oder http://www.adveniat.de/.<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
2. Problemerörterung<br />
5<br />
jeweils Schätzen der Preise der beiden Schokoladenarten (evtl. Festhalten der Schätzpreise auf<br />
Plakat/Tapete).<br />
Nennen der Preise und Teilen der Preise jeweils durch 24 (bei 100g-Tafeln) als Anhaltspunkt für<br />
den Lohnanteil der Kakaobauern an einer Tafel.<br />
Was bedeutet der Preis jeweils für den Kakaobauern?<br />
Warum gibt es die Differenz zwischen den beiden Tafeln?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
Informieren über die Arbeit des solidarischen Marktes.<br />
o Information über Text (M 5)<br />
o Besuch und Bericht einer Mitarbeiterin aus Eine-Welt-Laden oder –Kreis der Gemeinde bei<br />
Gruppe<br />
o Bericht eines Firmlings/einer Gruppe von Firmlingen über Besuch in Eine-Welt-Laden/bei Eine-Welt-Kreis<br />
der Gemeinde<br />
Welche Maßnahmen wurden getroffen?<br />
Wie verändert sich die Situation der Kakaobauern?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
3. Zwischenresümee<br />
Lasst uns zur Weltkarte zurückkehren und über den Faden zwischen Brasilien und unserer Stadt nachdenken:<br />
Verteilen der „Gig-Postkarten“ oder Aufhängen eines „Gig-Plakates“<br />
Woran erinnern euch diese Slogans?<br />
Woher kennt ihr sie in ähnlicher Form?<br />
Wozu sollen diese Werbeplakate uns auffordern?<br />
Was meint das ADVENIAT-Plakat im Gegensatz dazu?<br />
Was hat das mit uns und Brasilien und der Schokolade zu tun?<br />
Wozu soll es uns auffordern?<br />
Welche Schwierigkeiten gibt es dabei auch für Familien bei uns?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
B. Rosen - dornig und billig oder duftend und wertvoll? 4<br />
1. Einstieg und Grundinformation<br />
Vorbereitung<br />
Besorgen der „Gig–Materialien“ (Postkarten/Plakat) 5 .<br />
Sammeln typischer <strong>Geiz</strong>-Werbeanzeigen.<br />
Kopieren der Medien (M 6 – M 8).<br />
Kaufen einer oder mehrerer Rosen (oder anderer Blumen) aus dem herkömmlichen Handel (z. B.<br />
Discount, evtl. bringen die Firmlinge ihre Lieblingsblumen mit) und einer gleichen Blume aus einem<br />
FLP-Blumengeschäft 6 .<br />
4 Wenn die Möglichkeit besteht, bietet sich hier vor- oder nachbereitend z. B. auch der Besuch einer Gärtnereo oder evtl sogar einer<br />
Rosen-/Blumenzucht an, um die Blumenzucht verständlicher zu machen.<br />
5 Bezugsquelle: http://www.geiz<strong>ist</strong><strong>gottlos</strong>.de/ oder http://www.adveniat.de/.<br />
6 Bezugsquellen unter: http://www.flower-label-program.org/menued/willkommen.htm.<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
Aktion<br />
6<br />
Evtl. Kaufen von Plakat/Tapete.<br />
Einladen des Inhabers eines nahegelegenen FLP-Blumengeschäftes oder Beauftragen eines Firmlings<br />
mit Besuch dort.<br />
Auslegen oder Aufhängen der Weltkarte<br />
Aufbau der Blumen.<br />
Herumreichen, Anschauen und Riechen der Blume aus normalem Handel.<br />
Was seht/riecht ihr?<br />
Woran erinnert euch der Duft?<br />
Was bedeuten für euch Blumen?<br />
Womit verbindet ihr sie?<br />
Evtl. stellen die Firmlinge hier auch ihre mitgebrachten Lieblingsblumen vor.<br />
Warum magst du gerade diese Blume so besonders?<br />
Woran erinnert sie dich?<br />
Was verbindest du mit ihr?<br />
Hinweis auf die an der Weltkarte angebrachte Verbindung zwischen Kolumbien und dem Wohnort.<br />
Kolumbien – Was hat Kolumbien mit Blumen zu tun?<br />
Gemeinsames Lesen der Länderinfos zu Kolumbien (M 6) als einem Anbaugebiet für Blumen.<br />
2. Problemerörterung<br />
Herumreichen, Anschauen und Riechen der Blume aus FLP-Geschäft.<br />
Was seht/riecht ihr?<br />
Vergleicht diese Blume mit der anderen!<br />
Für euch gibt es keinen Unterschied im Aussehen und Duft der Blume.<br />
Aber für Marina, eine Arbeiterin auf einer Blumenplantage in Kolumbien, <strong>ist</strong> diese Blume schöner und duftet<br />
besser als die andere.<br />
Lasst uns sehen, warum:<br />
Informieren über die Situation der Plantagenarbeiterinnen in Kolumbien (M 7).<br />
Wie sieht das Leben der Plantagenarbeiterinnen aus?<br />
Was muss geschehen, um ihre Situation zu verbessern?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
Informieren über die Arbeit der FLP-Kampagne.<br />
o Information über Text (M 8)<br />
o Besuch und Bericht des Inhabers/der Inhaberin eines FLP-Blumengeschäftes.<br />
o Bericht eines Firmlings/einer Gruppe von Firmlingen über den Besuch im FLP-<br />
Blumengeschäft.<br />
� Warum bieten Sie FLP-Blumen an?<br />
� Wie sind Sie auf FLP aufmerksam geworden?<br />
� Was unterscheiden diese Blumen von anderen? (auch Frage nach Preisunterschieden)<br />
Welche Maßnahmen wurden getroffen?<br />
Wie verändert sich die Situation der Plantagenarbeiterinnen?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
3. Zwischenresümee<br />
Lasst uns zur Weltkarte zurückkehren und über den Faden zwischen Kolumbien und unserer Stadt nachdenken:<br />
7<br />
Verteilen der „Gig-Postkarten“ oder Aufhängen eines „Gig-Plakates“<br />
Woran erinnern euch diese Slogans?<br />
Woher kennt ihr sie in ähnlicher Form?<br />
Wozu sollen diese Werbeplakate uns auffordern?<br />
Was meint das ADVENIAT-Plakat im Gegensatz dazu?<br />
Was hat das mit uns und Kolumbien und den Blumen zu tun?<br />
Wozu soll es uns auffordern?<br />
Welche Schwierigkeiten gibt es dabei auch für Familien bei uns?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
Hinstellen der Blumen in Kirchenraum.<br />
C. Schuhe statt Silber - matt und billig oder glänzend und edel? 7<br />
1. Einstieg und Grundinformation<br />
Vorbereitung<br />
Aktion<br />
7 Zur<br />
Besorgen der „Gig–Materialien“ (Postkarten/Plakat) 8 .<br />
Sammeln typischer <strong>Geiz</strong>-Werbeanzeigen.<br />
Kopieren der Medien (M 9 – M 14)<br />
Kaufen von Plakat/Tapete.<br />
Mitbringen einiger aus Silber gefertigter Dinge (Schmuck, Besteck etc.) sowie eines Lederschuhs.<br />
Auslegen oder Aufhängen der Weltkarte.<br />
Aufbau der mitgebrachten Silbergegenstände.<br />
Aufforderung an Firmlinge, eigenen Silberschmuck dazuzulegen.<br />
Betrachten der Gegenstände.<br />
Was seht ihr?<br />
Was <strong>ist</strong> so schön an diesen Dingen?<br />
Hinweis auf die an der Weltkarte angebrachte Verbindung zwischen Bolivien und dem Wohnort.<br />
Bolivien – Was hat Bolivien mit Silber zu tun?<br />
Gemeinsames Lesen der Länderinfos zu Bolivien (M 9) als eines der ehemaligen reichen Silber-<br />
Hauptabbaugebiete.<br />
Vorbereitung oder auch zur Nachbereitung kann eine Schuhputzaktion nach dem sonntäglichen Gemeindegottesdienst oder bei<br />
einem Gemeindefest durchgeführt werden, deren Erlös dann einem konkreten ADVENIAT-Projekt zugeführt werden kann. Um die<br />
Situation der Minenarbeiter wenigstens ansatzweise kennen zu lernen, <strong>ist</strong> sicher auch ein Besuch in einem Bergbaumuseum o. ä.<br />
interessant (z. B. http://www.deutschesbergbaumuseum.de/).<br />
http://www.geiz<strong>ist</strong><strong>gottlos</strong>.de/ oder http://www.adveniat.de/.<br />
8 Bezugsquelle:<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
2. Problemerörterung<br />
8<br />
Informieren über Situation der Minenarbeiter in Bolivien.<br />
o Information über Situation in Minen (M 10, M 11).<br />
o Information über Cocablätter (M 12).<br />
Wie sieht die Lebenssituation der Minenarbeiter aus?<br />
Welche Schwierigkeiten haben sie?<br />
Welche Ursachen haben diese Probleme?<br />
Wie versuchen sie ihre Probleme zu „bewältigen“?<br />
Was bedeutet dies für ihre Familien und deren Zukunft?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete.<br />
Stellen des Lederschuhs zu den Silbergegenständen.<br />
Was hat dieser Schuh mit dem Silber zu tun?<br />
Information über Schuhputzerjungen in Bolivien<br />
o Information über Text (M 13).<br />
o Rollenspiel: ein Firmling putzt anderen Firmlingen die Schuhe.<br />
o Bericht über Schuhputzaktion.<br />
� (Stellt euch vor, ihr müsstet tagtäglich bei jedem Wetter Schuhe putzen?)<br />
Warum muss Silverio Schuhe putzen?<br />
Was bedeutet es, anderen Menschen die verschmutzten Schuhe zu reinigen?<br />
Wie fühlt sich Silverio wohl dabei?<br />
Wie sieht sein Leben, seine Zukunft im Vergleich zu eurer aus?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete.<br />
Information über Mülheimer Schulprojekt für Straßenkinder in El Alto, Bolivien<br />
o Information über Text (M 14).<br />
o Direkter Kontakt mit Projektgruppe 9 .<br />
3. Zwischenresümee<br />
Lasst uns zur Weltkarte zurückkehren und über den Faden zwischen Bolivien und unserer Stadt nachdenken:<br />
Verteilen der „Gig-Postkarten“ oder Aufhängen eines „Gig-Plakates“<br />
Woran erinnern euch diese Slogans?<br />
Woher kennt ihr sie in ähnlicher Form?<br />
Wozu sollen diese Werbeplakate uns auffordern?<br />
Was meint das ADVENIAT-Plakat im Gegensatz dazu?<br />
Woran kann man geizen? (neben Geld auch Interesse, Zuwendung, Engagement)<br />
Was hat das mit uns und Bolivien und den Schuhen zu tun?<br />
Was können wir tun?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
9 Kontaktadresse: otto.isenbuegel@t-online.de<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
9<br />
D. Klamotten – hart und halb geschenkt oder gerecht und geschätzt? 10<br />
1. Einstieg und Grundinformation<br />
Vorbereitung<br />
Aktion<br />
Besorgen der „Gig–Materialien“ (Postkarten/ Plakat) 11 .<br />
Sammeln typischer <strong>Geiz</strong>-Werbeanzeigen.<br />
Kopieren der Medien (M 15 - M 17).<br />
Kaufen von Plakat/Tapete.<br />
Mitbringen von modisch aktuellen Sportartikeln (T-Shirts, Turnschuhe etc.) (evtl. bringen die<br />
Firmlinge ihre eigene Lieblingssportkleidung mit).<br />
Auslegen oder Aufhängen der Weltkarte<br />
Aufbau der mitgebrachten Sportartikel<br />
Betrachten der Vielfalt der Sportartikel<br />
Was seht ihr? Was fällt euch auf?<br />
Wie sind die Sportartikel gestaltet?<br />
Warum kauft/wünscht ihr euch neue Sportartikel?<br />
Worauf achtet ihr dabei?<br />
Wie wichtig <strong>ist</strong> die jeweilige Marke und deren Image für euch?<br />
Wie wichtig <strong>ist</strong> dabei der Preis?<br />
Evtl. stellen Firmlinge auch ihre mitgebrachte Lieblingssportkleidung vor.<br />
Warum gefällt dir (das T-Shirt, die Hose, der Schuh etc.) besonders gut?<br />
Wie fühlst du dich darin?<br />
Hinweis auf die an der Weltkarte angebrachte Verbindung zwischen El Salvador und dem Wohnort.<br />
El Salvador – Was hat El Salvador mit euren Turnschuhen zu tun?<br />
Wo werden eure Sportartikel u.a. hergestellt?<br />
Gemeinsames Lesen der Länderinfos (M 15) zu El Salvador.<br />
2. Problemerörterung<br />
10 Wenn<br />
Schätzen bzw. Nennen der Preise der Sportartikel (evtl. Festhalten auf Plakat/Tapete).<br />
Was verdient eurer Meinung nach die Näherin eines dieser Sport-Shirts prozentual an einem von<br />
diesen?<br />
Informieren über Situation der Arbeiterinnen in Textilfabriken in El Salvador (M 16)<br />
Wie sieht das Leben Carmen Escobars aus?<br />
Warum arbeiten die Näherinnen unter diesen Umständen?<br />
Welche Veränderungen müssten geschehen, um ihre Lage zu verbessern?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete<br />
Informieren über die „Kampagne für Saubere Kleidung“? (M 17)<br />
Was <strong>ist</strong> die „Kampagne für Saubere Kleidung“?<br />
Welche zentralen Forderungen hat sie?<br />
Wie setzt sie sich ein?<br />
Was bewirkt sie?<br />
die Möglichkeit besteht, bietet sich hier vor- oder nachbereitend z. B. auch ein Ausflug in eine Bekleidungsfabrik oder eine<br />
Maßschneiderei an, um die Kleiderfertigung verständlicher zu machen.<br />
http://www.geiz<strong>ist</strong><strong>gottlos</strong>.de/ oder http://www.adveniat.de/<br />
11 Bezugsquelle:<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
10<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete.<br />
3. Zwischenresümee<br />
Lasst uns zur Weltkarte zurückkehren und über den Faden zwischen El Salvador und unserer Stadt nachdenken:<br />
III. Abschluss<br />
Vorbereitung<br />
Aktion<br />
Verteilen der „Gig-Postkarten“ oder Aufhängen eines „Gig-Plakates“<br />
Woran erinnern euch diese Slogans?<br />
Woher kennt ihr sie in ähnlicher Form?<br />
Wozu sollen diese Werbeplakate uns auffordern?<br />
Was meint das ADVENIAT-Plakat im Gegensatz dazu?<br />
Was hat das mit uns und El Salvador und den Sportsachen zu tun?<br />
Wozu soll es uns auffordern?<br />
Welche Schwierigkeiten gibt es dabei auch für Familien bei uns?<br />
Festhalten der Gedanken auf Plakat/Tapete.<br />
Mitbringen<br />
o der mit Länderverbindungen gekennzeichneten Weltkarte.<br />
o der Themen-Symbole.<br />
o eines längeren, andersfarbigen Faden und weiterer Nadeln.<br />
o des „Gig-Materials“.<br />
Basteln einer Taube aus weißem Papier oder Pappe.<br />
Anfertigen Pappkarten mit dem jeweiligen Motto der beiden Weltjugendtage (Buenos Aires<br />
1987: „Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen“ [1 Joh 4,<br />
16]; Köln 2005: „Wir sind gekommen, um ihn anzubeten“ [Mt 2, 2]).<br />
bei einem Wochenend-/Tages-Workshop bietet sich hier ein Vorstellen der jeweiligen Gruppenthemen<br />
an, wobei wie zu Beginn die Weltkarte in die Mitte gelegt werden und das jeweilige<br />
Themensymbol, erläutert durch den Bericht der Firmlinge darüber wieder dazugestellt werden<br />
soll.<br />
In einer Kleingruppe wird ebenfalls das Ausgangsbild wieder hergestellt.<br />
Was haben die Symbole mit den Fäden zu tun?<br />
Welche Verknüpfung zwischen Lateinamerika und Deutschland (jeweilige Stadt) stellen die Symbole<br />
her?<br />
Wofür stehen die Symbole in dem jeweiligen lateinamerikanischen Land und wofür stehen sie<br />
bei uns?<br />
an dieser Stelle kann ein oder mehrere der zuvor besprochenen typischen <strong>Geiz</strong>-Werbeanzeigen<br />
in einen Schuh gesteckt, unter eine Blume gelegt werden etc.<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
Es gibt aber noch eine andere Form der Verbindung zwischen Lateinamerika und Deutschland!<br />
11<br />
ein andersfarbiger längerer Faden wird zwischen Buenos Aires und Köln gespannt<br />
Worauf deutet dieser Faden hin?<br />
falls die Firmlinge nicht selbst die Lösung finden, weisen die Katecheten auf den Weltjugendtag<br />
in Buenos Aires 1987 und in Köln 2005 hin.<br />
Pappkarten mit dem jeweiligen Motto (Buenos Aires 1987: „Wir haben die Liebe, die Gott zu<br />
uns hat, erkannt und gläubig angenommen“ [1 Joh 4, 16]; Köln 2005: „Wir sind gekommen, um<br />
ihn anzubeten“ (Mt 2, 2) werden dazugelegt.<br />
Welche Verknüpfung deuten die Fäden hier an?<br />
Was unterscheidet diese Verknüpfung von den anderen Fäden?<br />
Was haben die Mottos der beiden Weltjugendtage damit zu tun?<br />
eine aus Pappe oder Papier ausgeschnittene (oder aus einem anderen Material) gebastelte Taube<br />
als Symbol des Hl. Ge<strong>ist</strong>es wird auf die den Gegenständen gegenüberliegende Seite der<br />
Weltkarte gelegt<br />
Die Taube <strong>ist</strong> ein Symbol des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es:<br />
Was hat er mit den Weltjugendtagen und der Verknüpfung zwischen uns und den Chr<strong>ist</strong>en in<br />
Lateinamerika zu tun?<br />
In der Firmung spendet euch der Bischof den Hl. Ge<strong>ist</strong>:<br />
Was sollt ihr mit diesem Geschenk machen?<br />
Wozu beauftragt es auch?<br />
Wir haben in diesem Aufbau zwei Arten von Verknüpfungen und zwei Arten von Symbolen:<br />
Wie können diese gegensätzlichen Seiten miteinander auf gute Weise verknüpfen?<br />
eine „Gig-Postkarte“ wird zum Symbol der Taube gelegt und der längere, andersfarbige Faden<br />
wird einmal um die anderen gewickelt und wieder zurückgesteckt.<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
IV. Fortsetzung<br />
12<br />
das Schlussbild kann in den Altarraum als Ausgangspunkt einer thematisch und musikalisch abgestimmten<br />
Jugendmesse oder ins Pfarrheim als Mittelpunkt einer Gemeindeinformation übertragen<br />
werden, bei der die Firmlinge ihre Arbeit und Gedanken vorstellen.<br />
Als Abschluss des Workshops oder bei Einzelstunden in der nächsten Gruppenzusammenkunft<br />
bietet sich das gemeinsame Kochen und Essen eines typischen lateinamerikanischen Gerichtes<br />
(z. B. Salteñas [M 18] Cuñape [M 19]) an. Dies kann auch der Gemeinde angeboten werden.<br />
Die Firmlinge können bei ADVENIAT weitere Materialien anfordern bzw. sich über konkrete Projekte<br />
informieren (www.adveniat.de).<br />
Bei Interesse für ein konkretes Projekt könnte die Kollekte des Firmgottesdienstes dafür bestimmt<br />
werden und evtl. zur Betreuung der weiteren Arbeit eine Nach-Firmgruppe gegründet<br />
werden. Dadurch können zum einen die Firmlinge weiter an die Gemeinde gebunden werden<br />
und sich zum anderen weiter durch Aktionen (Verkaufsaktionen, Informationsveranstaltungen)<br />
für dieses Projekt engagieren.<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong><br />
M 1 Wer wird Millionär<br />
Spielregel<br />
Die Klasse wird in mehrere Gruppen eingeteilt (pro Gruppe etwa 4-5 SpielerInnen): Jede Gruppe erhält für die<br />
Beantwortung der Ordnungsfragen mehrere Zettel, auf denen sie die vermutete Reihenfolge aufschreiben<br />
muss. Jede Gruppe erhält darüber hinaus vier Antwortkarten mit jeweils einem der Buchstaben a-d, den sie<br />
bei den Ratefragen hochhalten muss.<br />
Die Lehrerin/ der Lehrer liest eine Frage vor (am besten liegt sie auch nachlesbar auf dem OHP). Alle Schülergruppen<br />
beantworten diese Fragen gleichzeitig, indem sie bei den Ratefragen eine Antwortkarte hochhalten<br />
und beiden Ordnungsfragen eine Reihenfolge aufschreiben.<br />
Bei den Ordnungsfragen gibt es für vier Richtige drei Punkte, für drei Richtige zwei Punkte und für zwei Richtige<br />
einen Punkt. Für richtig beantwortete Ratefragen gibt es immer drei Punkte.<br />
Anders als beim Fernsehspiel „Wer wird Millionär“ gibt es keine Joker und keinen Millionengewinn. Außerdem<br />
werden die Ordnungsfragen zwischendurch als normale Fragen und nicht zur Aussortierung einzelner<br />
Kandidaten gestellt.<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong>
Ratefragen<br />
1. Lima <strong>ist</strong> die Hauptstadt von<br />
a) Peru<br />
b) Chile<br />
c) Kolumbien<br />
d) El Salvador<br />
2. Die größte Stadt in Lateinamerika <strong>ist</strong><br />
a) Sao Paulo<br />
b) b) Buenos Aires<br />
c) c) Mexiko-City<br />
d) d) La Paz<br />
3. Die Hauptstadt von Uruguay <strong>ist</strong><br />
a) La Paz<br />
b) b) Montevideo<br />
c) c) Santiago<br />
d) d) Havanna<br />
4. In welcher Stadt <strong>ist</strong> die Amtssprache Portugiesisch?<br />
a) Buenos Aires<br />
b) Mexiko City<br />
c) Rio de Janeiro<br />
d) La Paz<br />
5. Wie nennt man die Elendsviertel in lateinamerikanischen<br />
Großstädten?<br />
a) Bronx<br />
b) Favela<br />
c) Intifada<br />
d) Guerilla<br />
6. Wie lange dauert ein Direktflug von Frankfurt<br />
nach São Paulo?<br />
a) etwa 5 Stunden<br />
b) etwa 8 Stunden<br />
c) etwa 12. Stunden<br />
d) etwa 16 Stunden<br />
7. Welche der folgenden Städte liegt nicht in Brasilien?<br />
a) São Paulo<br />
b) Bogotá<br />
c) Belo Horizonte<br />
d) Recife<br />
13<br />
Materialien zur <strong>Firmkatechese</strong><br />
8. Wie heißt das Gebirge, in dem die Stadt Lima<br />
liegt?<br />
a) Rocky Mountains<br />
b) Brasilianisches Bergland<br />
c) Anden<br />
d) Alpen<br />
9. Das Wahrzeichen von Rio de Janeiro <strong>ist</strong> eine<br />
Statue von<br />
a) Che Guevara<br />
b) Fidel Castro<br />
c) Buddha<br />
d) Chr<strong>ist</strong>us<br />
10. Welche Stadt liegt nahe am Titicacasee?<br />
a) La Paz<br />
b) Santiago<br />
c) Managua<br />
d) Caracas<br />
Ordnungsfragen<br />
1. Ordnet die folgenden Städte nach ihrer<br />
Einwohnerzahl, beginnend mit der niedrigsten!<br />
a) Lima<br />
b) Mexiko-City<br />
c) São Paulo<br />
d) Buenos Aires<br />
2. Ordnet die folgenden Städte von Nord<br />
nach Süd!<br />
a) Buenos Aires<br />
b) Bogotá<br />
c) São Paulo<br />
d) Caracas<br />
3. Ordnet die folgenden Länder von West<br />
nach Ost!<br />
a) Uruguay<br />
b) Chile<br />
c) Ecuador<br />
d) Argentinien
Lösungen<br />
Lösungen zu den Ratefragen:<br />
Frage 1: a) Peru<br />
Frage 2 c) Mexiko-City<br />
Frage 3: b) Montevideo<br />
Frage 4: c) Rio de Janeiro<br />
Frage 5: b) Favela<br />
Frage 6: c) etwa 12 Stunden<br />
Frage 7: b) Bogotá<br />
Frage 8: c) Anden<br />
Frage 9: d) Chr<strong>ist</strong>us<br />
Frage 10: a) La Paz<br />
Lösungen zu den Ordnungsfragen:<br />
Frage 1:<br />
a) Lima (8,2 Mio)<br />
d) Buenos Aires (12,9 Mio)<br />
c) São Paulo (22,1 Mio)<br />
b) Mexiko-City (25,6 Mio)<br />
Frage 2:<br />
d) Caracas<br />
b) Bogotá<br />
c) São Paulo<br />
a) Buenos Aires<br />
Frage 3:<br />
c) Ecuador<br />
b) Chile<br />
d) Argentinien<br />
a) Uruguay<br />
In einem zweiten Schritt kann man die einzelnen Gruppen selbst Fragen entwickeln lassen, die dann den<br />
anderen Gruppen gestellt werden.
M 2 Spiel: Eine Entdeckerreise durch Lateinamerika 12<br />
12 in: Martin Geisz: Lernzirkel Lateinamerika, BVK Buch Verlag Kempen, 2002, 39ff.<br />
15<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
16<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
17<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
18<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 3 Länderinfos zu Brasilien, Südamerika<br />
Fläche 8.547.404 km²<br />
Hauptstadt Brasília<br />
Sprachen Portugiesisch, rund 180 indigene Sprachen (u. a. Guarani, Yanomami)<br />
Religion 75% Katholiken, 10% Protestanten<br />
Bevölkerung 183,913 Mio. Einw. (2004)<br />
81% der Bevölkerung leben in Städten<br />
davon über 53% europäischer Abstammung (vor allem portugiesischer), 38% Mulatten,<br />
6% afrikanischer Abstammung, etwa 730.000 indigene Bevölkerung (rund<br />
200 Ethnien)<br />
Einwohner unter 15 J. 29 %<br />
Einwohner über 64 J. keine offiziellen Angaben<br />
Lebenserwartung Männer: 64 Jahre, Frauen: 72 Jahre<br />
Analphabetenrate Männer: 13%, Frauen: 13%<br />
allgem. Schulpflicht vom 7. bis zum 14. Lebensjahr<br />
Einschulungsquote im Primarbereich: 89%; im Sekundarbereich: 31%<br />
Währung 1 Euro = 2,58 Brasilianischer Real (Kurs: 03.08.2007)<br />
Pro-Kopf-Einkommen 230 US-$ (monatlich)<br />
Pro-Kopf-Verschuldung 116 US-$ (monatlich) (Gesamtauslandsverschuldung: 237,95 Mrd. US-$)<br />
Armutsrate 12% (offizielle Angabe)<br />
Arbeitslosenquote 11 % (offizielle Angabe)<br />
Exportgüter 27% Maschinen und Transportmittel, 20% Nahrungsmittel und Tiere; 18%<br />
Metalle, Holz, Leder, Fasern und Produkte daraus; 15% Rohstoffe außer<br />
Brennstoffe; 6 % Chemikalien und chemische Produkte; 4% Brennstoffe<br />
Unabhängigkeit 07.09.1822 (ehem. portugiesische Kolonie)<br />
19<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 4 Poster „Vom Kakaobaum zur Schokolade“<br />
Im Format DIN A1 zeigt das Poster Herkunft und Entstehung von Kakao- u. Schokoladenerzeugnissen.<br />
(Einzelexemplare kostenlos zu bestellen unter http://www.infozentrum-schoko.de/fs10_a.html)<br />
20<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 5 Politik mit dem Einkaufskorb (Text: Monika Hoegen)<br />
Fairer Handel will Lage der Produzenten verbessern – auch und gerade in Lateinamerika<br />
„Eigentlich wollten wir alles verlassen. Aber wir hielnen, die Einrichtung eines Kleinkreditwesens, die<br />
ten durch, denn unsere Chagra <strong>ist</strong> das Wichtigste in Initiierung von Frauenförderprojekten und vieles<br />
unserem Leben", sagt Francisca Minaya, Kaffeebäuerin<br />
aus den Hochanden in Peru. Die 48jährige baut<br />
mehr.<br />
ihre Kaffeesträucher unter den Baumkronen am Steil- Hinter dem Fairen Handel steht auf deutscher<br />
ufer des Rio Ahubamba, 1900 Meter über dem Meer, Seite der gemeinnützige Verein TransFair. Er wur-<br />
an. Der Hochlandkaffee von ihrer "chagra", ihrer de vor zehn Jahren gegründet und wird inzwi-<br />
Kaffeefarm, gehört zu den besten Kaffees ganz Perus. schen von 38 angesehenen Institutionen aus den<br />
Reichtum brachte er Francisca in den vergangenen Bereichen Entwicklungspolitik, Kirche, Verbrau-<br />
Jahren dennoch nicht ein. Denn an der New Yorker cherschutz, Frauen Bildung und Soziale getragen -<br />
Börse wurden eine Zeitlang nur 47 US-Dollar für den unter anderem von UNICEF und terre des<br />
Zentner "Arábico" bezahlt. Francisca und ihrer Familie hommes. Darüber hinaus unterstützen die Europä-<br />
blieben nach Abzug der Kosten nur noch rund 30 ische Union, die Bundesregierung, Parteien und<br />
Dollar Erlös pro Zentner. Das wäre der Ruin für sie und engagierte Einzelpersonen TransFair. Der Verein<br />
für weitere 407 Familien der Kaffeebauern- handelt allerdings nicht selbst mit Waren und <strong>ist</strong><br />
Kooperative Huadquiña gewesen. Die Rettung kam auch keine Marke. Die unabhängige Initiative<br />
durch den „mercado solidario", den „solidarischen vergibt vielmehr das Siegel für fair gehandelte<br />
Markt", wie die Kaffeebauern von Huadquiña ihre Produkte. Rund 60 Unternehmen in Deutschland,<br />
Kooperation mit TransFair und dem holländischen die sich an die Kriterien des Fairen Handels halten,<br />
Importeur Neuteboom nennen. Seit fünf Jahren zertifi- gehören inzwischen zu den Lizenznehmern. Auf<br />
ziert Naturland den Kaffee außerdem als 'Café Orgáni- Produzentenseite schließt der Faire Handel insgeco'.<br />
Alle Familien von Huadquiña stellten ihre Produksamt 300 Bauernkooperativen und Plantagen in<br />
tion auf Biobedingungen ein. Heute wissen die Bau- 35 Ländern ein. Ging es anfangs vor allem um<br />
ern: Das war die Rettung für ihre Kooperative, die Kaffee, so tragen inzwischen auch viele Tee-,<br />
noch vor zehn Jahren kurz vor der Aufgabe stand. Orangensaft-, Honig, Schokolade und Kakaoer-<br />
Statt den New Yorker 47 Dollar wie Mitte 2002, gazeugnisse das Siegel von TransFair. Derzeit wird<br />
rantiert der Faire Handel den Bauernkooperativen 126 auch über die Einführung von Reis für den Fairen<br />
Dollar Erlös, beim biologisch zertifizierten Kaffee sogar Handel nachgedacht. TransFair Deutschland <strong>ist</strong> mit<br />
141 Dollar.<br />
16 weiteren nationalen Initiativen, wie zum Beispiel<br />
Fairtrade London oder Max Havelaar in der<br />
Das Schicksal der Familie Minaya <strong>ist</strong> nur ein Beispiel Schweiz, im internationalen Dachverband Fairtra-<br />
von vielen in Lateinamerika - dort, wo die sogenannte de Labelling Organizations (FLO) in Bonn zusam-<br />
Kaffeekrise in den vergangenen Jahren unzählige mengeschlossen. 13 dieser Initiativen haben sich<br />
Bauern in den Ruin getrieben hat. Ein Überangebot gerade ein neues, international einheitliches Logo<br />
auf dem Markt, neue Anbieter wie etwa Vietnam und gegeben, dass es dem Verbraucher leichter ma-<br />
ein gleichzeitig stagnierender Konsum in traditionellen chen soll, fair gehandelte Produkte auch über<br />
Kaffeetrinker-Ländern wie Deutschland ließen die Grenzen hinweg und zum Beispiel beim Einkauf im<br />
Preise für die braunen Bohnen in den Keller fallen - so Urlaub leichter zu erkennen. TransFair-Produkte<br />
sehr, dass die Produzenten im Süden mit ihrem Anbau sind in den Weltläden, aber auch in 22.000 Su-<br />
kaum noch das eigene Überleben sichern konnten. In permärkten bundesweit zu haben. Dabei kämpft<br />
solchen Zeiten <strong>ist</strong> die Idee des Fairen Handels hilfreich. die Initiative gegen das einst schlechte Image vom<br />
Fair gehandelt bedeutet, dass den Bauern ein garan- übelschmeckenden Nicaragua-Kaffee an - erfolgtierter<br />
Mindestpreis gezahlt wird, der über dem ruinöreich, wie TransFair-Geschäftsführer Dieter Ovesen<br />
Weltmarktpreis liegt und der ihre Kosten deckt rath betont. TransFair-Kunden würden längst nicht<br />
und ihnen ein kleines Einkommen ermöglicht. Weitere mehr nur aus sozialem Engagement heraus zu<br />
Prinzipien sind der Ausschluss von Zwischenhändlern diesen Produkten greifen, sondern auch, weil sie<br />
sowie langfr<strong>ist</strong>ige Lieferbeziehungen. Die Produzen- Geschmack und Qualität schätzten. 40 Prozent der<br />
ten, die am Fairen Handel teilnehmen, haben sich Lebensmittel mit dem TransFair-Siegel sind über-<br />
me<strong>ist</strong> in Kooperativen zusammengeschlossen. In demokratischen<br />
Komitees wird dort über die Verwendies<br />
biologisch angebaut.<br />
dung der Mehrerlöse aus dem Fairen Handel entschie- Auch die Bundesregierung hat sich die Förderung<br />
den. Nicht immer werden alle Gelder direkt an den des Fairen Handels zur Aufgabe gemacht. Er er-<br />
einzelnen Produzenten ausgezahlt. Viele Erlöse fließen mögliche nachhaltige Entwicklung im Süden und<br />
auch in Gemeinschaftsprojekte, wie den Aufbau von eine Politik für gerechte Globalisierung mit dem<br />
Schulen, sanitären Einrichtungen und Krankenstatio- Einkaufskorb, sagt Bundesentwicklungsmin<strong>ist</strong>erin<br />
21<br />
Heidemarie<br />
Materialien zur Kommunionkatechese<br />
Wieczorek-Zeul.
M 6 Länderinfos zu Kolumbien, Südamerika<br />
Fläche 1.141.748 km²<br />
Hauptstadt Bogotá (Santa Fé de Bogotá)<br />
Sprachen Spanisch, indigene Sprachen (u. a. Chibcha und Quetchua)<br />
Religion 95% Katholiken, Minderheiten von Protestanten und Juden<br />
Bevölkerung 44,915 Mio. Einw. (2004)<br />
davon 58% Mestizen, 20% Weiße und Kreolen, 14% Mulatten, 4% afrikanischer<br />
Abstammung, 3% Zambos (Nachkommen von Schwarzen und Indigenas) etwa<br />
20 000 Ureinwohner (Indios, Chibcha)<br />
75% der Bevölkerung leben in Städten<br />
Einwohner unter 15 J. 33%<br />
Einwohner über 64 J. 5%<br />
Lebenserwartung Männer: 68 Jahre, Frauen: 75 Jahre<br />
Analphabetenrate Männer, Frauen: 8%<br />
allgem. Schulpflicht vom 6. bis zum 15 Lebensjahr<br />
Einschulungsquote im Primarbereich 85%, im Sekundarbereich 46%<br />
Währung 1 Euro = 2.716,29 Kolumbianischer Peso (Kurs: 03.08.2007)<br />
Pro-Kopf-Einkommen 109 US-$ (monatlich)<br />
Pro-Kopf-Verschuldung 67 US-$ (monatlich) (Gesamtauslandsverschuldung: 34,081 Mrd. US-$)<br />
Armutsrate 20% (offizielle Angabe)<br />
Exportgüter 25% Erdöl und -produkte, 14% chemische Produkte, 11% Kaffee, 10% Kohle,<br />
9% Maschinen und Apparate, 8% Nahrungsmittel und Getränke, 8% Textilien<br />
und Bekleidung<br />
Unabhängigkeit 20. Juli 1810 (ehem. Spanische Kolonie)
M 7 Kolumbien - Hinter jeder Angst steckt Gewalt 13<br />
Kolumbien war der Pionier der Blumenproduktion im Süden. Bereits in den sechziger Jahren entstanden rund<br />
um die Hauptstadt Bogotá die ersten Plantagen. Heute <strong>ist</strong> die fruchtbare Hochebene mit Plastikgewächshäusern<br />
überdeckt. Ein Klima des ewigen Frühlings bietet hier an der Äquatorlinie optimale klimatische Bedingungen.<br />
Preisgünstiges Land, finanzkräftige Investoren und billige Arbeitskräfte sind weitere<br />
„Standortvorteile“. Zudem wird auf Arbeitsrecht und Umweltschutz wenig geachtet. Viele Blumen-Frauen<br />
berichteten, dass sich die Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren verschlechtert haben, während das<br />
Geschäft mit den Blumen boomt. Der lateinamerikanischen Staat <strong>ist</strong> mit 600 Millionen Euro der<br />
zweitwichtigste Blumenexporteur nach Holland. Gleichzeitig mit den Gewinnen sind die psychischen und<br />
physischen Belastungen für die Arbeiterinnen gewachsen. Sie müssen höhere Arbeitsle<strong>ist</strong>ung bringen bei<br />
zunehmend instabilen und gesundheitsschädigenden Bedingungen und gleichbleibend schlechter Bezahlung.<br />
Da es keine alternativen Arbeitsplätze für die Frauen gibt, sind sie der Ausbeutung durch die Blumenproduzenten<br />
hilflos ausgesetzt. Marina fing vor zehn Jahren als Jugendliche an, in den Blumenplantagen zu<br />
arbeiten. Die Arbeiterinnen mussten 600 Blumen schneiden und 25 Sträuße in der Stunde binden; jetzt sind<br />
es 1.000 Blumen und 40 Sträuße. Die Arbeitszeit dauert oft 14-16 Stunden am Tag, an sechs Tagen in der<br />
Woche. Vor dem Valentinstag und zu Stoßzeiten wird auch sonntags gearbeitet. Drei Mal am Tag gibt es fünf<br />
Minuten Pause, um zur Toilette zu gehen. Wenn die Arbeiterinnen die vorgegebene Le<strong>ist</strong>ung nicht bringen,<br />
wird ihnen der Lohn gekürzt. Die umgerechnet 130 Dollar im Monat reichen ohnehin für die me<strong>ist</strong> allein<br />
erziehenden Frauen nicht aus, eine Familie zu ernähren. Sie müssen viel zu früh nach dem Einsatz der<br />
giftigen Pestizide in die Gewächshäuser zurück, oft müssen sie sogar während des Sprühens weiterarbeiten.<br />
Sie haben me<strong>ist</strong> keine ausreichende Schutzkleidung und werden nicht über deren Notwendigkeit aufgeklärt.<br />
Massenentlassungen und niedrige Löhne - Dies alles geschieht, obwohl die Gesetze in Kolumbien anderes<br />
vorschreiben. Aber niemand hält sich daran, der Staat kontrolliert ihre Einhaltung kaum. Gewerkschaften<br />
gibt es so gut wie keine mehr. Es <strong>ist</strong> sehr gefährlich, sich in Kolumbiengewerkschaftlich zu organisieren. In<br />
den letzten zehn Jahren wurden 3.000 Gewerkschafterinnen ermordet, allerdings nicht in der<br />
Blumenindustrie. Doch auch in dieser Branche „häufen sich Massenentlassungen, niedrige Löhne, schlechte<br />
Verträge, die Streichung von Zulagen," schrieb im Juli 2001 Monsignore Romero, der Bischof von Facatativá,<br />
in einem Brief an die Blumenunternehmer. "Es gibt eine Politik der Unternehmer gegen die Organisation von<br />
Arbeiterinnen, was zu einer Schwächung und dem Verschwinden dieser unabhängigen Selbstorganisationen<br />
geführt hat.“ Über die sozialen Auswirkungen dieser rechtswidrigen Politik schreibt Olga Ortiz in ihrer Studie<br />
„Hinter jeder Angst steckt Gewalt“. (siehe Nr. D04 in unserer Material-L<strong>ist</strong>e oder Direktbestellung im Online-<br />
Shop) Sie berichtet, dass die Frauen oft Vertriebene aus ländlichen Gebieten mit mehreren Kindern von<br />
verschiedenen Männern sind, die allein erziehend und ohne jede Unterstützung durch die Familie leben. Sie<br />
haben aufgrund ihres niedrigen Verdienstes und ihrer familiären Situation eine sehr schlechte<br />
gesellschaftliche Stellung. Es <strong>ist</strong> beispielsweise schwer für sie, ein Zimmer für sich und ihre Kinder zu finden.<br />
Durch die harte Arbeit, vor allem aber durch den Umgang mit den hochgiftigen Pestiziden, haben die Frauen<br />
sehr früh chronische Krankheiten wie Allergien, Asthma, Bindehautentzündung, Kopf- und<br />
Rückenschmerzen. Oft sind sie mit Mitte 30 schon invalide, werden in den Plantagen gekündigt und haben<br />
keine Chance, anderswo Arbeit zu finden. Es kommt auch vermehrt zu Fehlgeburten und Krebserkrankungen.<br />
Da es aber noch keine Langzeituntersuchungen gibt, kann ein direkter Zusammenhang mit den Pestiziden<br />
nicht nachgewiesen werden.<br />
13 Quelle: http://www.fian.de/<br />
23<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
14 15<br />
M 8 Die Kampagne für fairen Blumenhandel<br />
Unterdrückung freier Gewerkschaften, Diskriminierung der überwiegend weiblichen Beschäftigten, mangelhafte<br />
soziale Sicherheit, Erkrankung der Arbeiterinnen und Arbeiter durch einen massiven Pestizideinsatz<br />
ohne die notwendigen Schutzmaßnahmen, Übernutzung von Grundwasser und Verseuchung der Umwelt,<br />
etc. Das waren Klagen von kolumbianischen Basisorganisationen, die vor mehr als zehn Jahren vermehrt an<br />
europäische Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen gerichtet wurden.<br />
Die Bitte um Unterstützung aus dem Ausland erfolgte insbesondere, da erstens im Land der demokratische<br />
Protest nur unter Gefahr des Arbeitsplatzes oder gar des Lebens möglich war, und zweitens die Märkte für<br />
kolumbianische Blumen in den USA und Europa lagen. Faktisch übernahmen weder die Regierung noch die<br />
Blumenunternehmer, weder die Händler noch die Chemiekonzerne eine ernsthafte Verantwortung für die<br />
Durchsetzung nationaler Gesetze und internationaler Sozialstandards. Das Geschäft war wichtiger als Recht<br />
und Gesetz. Ähnliche Befunde waren auch in anderen Produktionsstandorten Lateinamerikas und Afrikas<br />
festzustellen, in denen etwa 200.000 Menschen, in ihrer großen Mehrzahl Frauen, für den Blumen Weltmarkt<br />
arbeiten. Das Kinderhilfswerk terre des hommes, die Menschenrechtsorganisation FIAN und die evangelische<br />
Aktion Brot für die Welt griffen die Hilferufe auf, traten in eine Kooperation mit ihren Partnern in Kolumbien<br />
sowie in anderen Export- und Importländern. Die Blumen-Kampagne entstand in den Jahren 1990/91 als eine<br />
enge Nord-Süd-Kooperation und fand starken Widerhall in den Medien und unter VerbraucherInnen.<br />
Die Kampagne suchte von Beginn an den Dialog mit den politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen in den<br />
Produzenten- und Konsumentenländern. Ziel der Kampagne war nie ein Boykott. Die Blumenarbeiter-Innen<br />
im Süden haben immer wieder deutlich gemacht, dass sie nicht ihre Jobs verlieren wollen, was durch einen<br />
Boykott passieren könnte, und wir gleichzeitig keine Alternative für sie anzubieten haben. Die Blumen-<br />
Frauen haben statt dessen immer wieder gebeten, dass wir uns von den Märkten her für humane Arbeitsbedingungen<br />
in den Plantagen einsetzen. Das heißt auch, dass die Trägerorganisationen der Blumen-<br />
Kampagne den realen ex<strong>ist</strong>ierenden Weltmarkt und sein Produkt Schnittblume anerkannt haben, anerkennen<br />
mussten – obwohl wir uns mancher Fragwürdigkeit dieser Agrarindustrie bewusst sind.<br />
Im Dialog mit der Industrie und durch öffentliche Aktionen wurde immer wieder klar gemacht, dass die Kampagne<br />
nicht einhalten wird, die skandalösen Arbeitsbedingungen anzuprangern, bis sich eine Wende abzeichnet.<br />
Der lange Atem hat sich gelohnt. Die deutschen Importeure und der Flor<strong>ist</strong>enverband sowie Produzenten<br />
aus Afrika und Lateinamerika haben schließlich Anfang 1999 nicht nur das Abkommen zum Flower<br />
Label Programm (FLP) auf Basis internationaler Umwelt- und Sozialstandards anerkannt, sondern auch unabhängige<br />
Inspektionen und die Teilnahme der Arbeiter-Innen. Grundlage hierfür bildet der von der Blumen-<br />
Kampagne vorgeschlagene Internationale Verhaltenskodex. Dieser Kodex wird von einem breiten Bündnis<br />
von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften unterstützt. Die Blumen-Kampagne arbeitet heute<br />
engagiert im Vorstand des FLP mit. Doch solch ein Siegel kann nicht alle Probleme in dem Sektor lösen. Deshalb<br />
greift die Kampagne weiterhin Beschwerden von Menschen auf, die durch die Blumenindustrie in ihren<br />
Menschenrechte verletzt werden. Dies gilt beispielsweise für die Verfolgung der unabhängigen Gewerkschaft<br />
Untraflores bei dem größten kolumbianischen Lieferanten für den deutschen Markt.<br />
14 Weitere Informationen, Tipps und Anregungen zur FLP-Kampagne unter: http://www.wirhandelnfair-nrw.de/; http://www.vamosev.de/.<br />
15 Quelle: http://www.fian.de/.<br />
24<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 9 Länderinfos zu Bolivien, Südamerika<br />
Fläche 1.098.581 km²<br />
Hauptstadt Sucre<br />
Regierungssitz La Paz<br />
Sprachen Spanisch, Quechua, Aymará, Guaraní (daneben werden über 30 weitere Sprachen<br />
aktiv gesprochen)<br />
Religion 90% Katholiken, mehrere protestantische Glaubensrichtungen (u. a. 12.000<br />
Mennoniten),<br />
Bevölkerung 9,009 Mio. Einw. (2004)<br />
davon 55% indigene Bevölkerung (35 ethnische Gruppen), 30 % Mestizen, 15 %<br />
Weiße<br />
65% der Bevölkerung leben in Städten<br />
Einwohner unter 15 Jahre 42%<br />
Einwohner über 64 Jahre 4%<br />
Lebenserwartung Männer: 61 Jahre, Frauen: 64 Jahre<br />
Analphabetenrate Männer: 8%, Frauen: 21%<br />
allgemeine Schulpflicht vom 6. bis zum 14. Lebensjahr<br />
Einschulungsquote keine offiziellen Angaben<br />
Währung 1 Euro = 10,84 Bolivianischer Boliviano (Kurs: 03.08.2007)<br />
Pro-Kopf-Einkommen 801 US-$ (jährlich)<br />
Pro-Kopf-Verschuldung 692 US-$ (Gesamtauslandsverschuldung: 5,762 Mrd. US-$)<br />
Armutsrate 14% (offizielle Angabe)<br />
Exportgüter 43% Bergbauprodukte (v. a. Zink, Gold, Zinn, Silber);<br />
40% nichttraditionelle Güter (v. a. Soja 15%), 13% Erdöl;<br />
nicht aufgeführt: illegale Coca-Exporte<br />
25<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 10 Domitila, eine Frau aus den Minen Boliviens, berichtet<br />
Domitila Barrios de Chungara lebte und arbeitete in Siglo XX, mitten im größten Bergbaugebiet Boliviens. Ihr<br />
Mann war Minero und verbrachte den Großteil seines Lebens „unter Tage“. In Ihrem Buch „Wenn man mir<br />
erlaubt zu sprechen...“ schildert sie nicht nur das harte Leben der Bergarbeiter, sondern berichtet auch von<br />
den Nöten und Ängsten der Bergarbeiterfrauen und ihrem Kampf für bessere und gerechtere Arbeits- und<br />
Lebensbedingungen:<br />
„Im Inneren der Mine arbeiten die Mineros. Jeden Morgen müssen sie bis zu einer sehr ungesunden Stelle<br />
einfahren, wo es keine Luft gibt, sehr viel Gas und Gestank, der von den Bohrern produziert wird. Und dort<br />
müssen sie acht Stunden bleiben und das Erz herausbrechen. Früher als die Mine neu war holte man nur die<br />
guten Stücke heraus, indem man einer Ader folgte. Aber seit 30 Jahren sieht die Sache anders aus. Jetzt gibt<br />
es nicht mehr so viel Erz. Also fing man mit dem System des Block-Caving an. Innen legen sie reines Dynamit<br />
und lassen einen Teil des Berges explodieren.<br />
Knapp 35 Jahre <strong>ist</strong> die durchschnittliche Lebenserwartung des Minenarbeiters. Dann <strong>ist</strong> er schon vollkommen<br />
krank, hat die Minenkrankheit. Da lässt man soviel Explosionsstoff hochgehen, um das Erz herauszuholen;<br />
dann kommen diese Partikel durch die Atemwege, den Mund und die Nase, in die Lungen, und sie zerfressen<br />
und zerstückeln die Lunge. Und die Arbeiter beginnen Blut zu spucken. Dann sterben sie schon. Das <strong>ist</strong> die<br />
Berufskrankheit der Mine, die Silikose (Steinstaublunge).<br />
Wie halten sie es also in der Mine aus? Coca mit Legia kauend. Coca sind Blätter, die einen so etwas bitteren<br />
Geschmack haben, aber die einen doch den Hunger vergessen lassen. Legia <strong>ist</strong> Asche von den Stengeln von<br />
Quinoa. Also das kauen die Mineros, um sich bei Laune zu halten, und damit ihr Magen das übersteht. Die<br />
Arbeit in der Mine <strong>ist</strong> anstrengend. Mein Mann zum Beispiel kommt nach Hause und legt sich so, in den<br />
Kleidern, schlafen. Schläft zwei oder drei Stunden und steht erst dann auf, um zu Abend zu essen. (...)“<br />
(Zitate: Moema Viezzer [Hrsg.], „Wenn man mir erlaubt zu sprechen...“, Lamuv-Verlag, 1977, S. 18, 19 und<br />
23)<br />
26<br />
Wie das aussieht, wenn ein Minenarbeiter Coca mit Legia kaut, das seht ihr auf dem folgenden<br />
Bild. Der Bergarbeiter hat seine Cocakugel in die linke Backentasche geschoben.<br />
Von dort wandert sie bestimmt bald wieder nach rechts.<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 11 Der Bettler auf dem goldenen Thron – Bergarbeiter in Bolivien<br />
Chr<strong>ist</strong>ianes neue Heimat war einst das größte Bergbaugebiet Lateinamerikas. Von Oruro, der Hauptstadt der<br />
gleichnamigen Provinz, schraubt sich eine Schotterp<strong>ist</strong>e zwischen den Bergen des Altiplanos hinauf. Nach<br />
drei Stunden Fahrt erreichen wir Llallagua. Braun in Braun schmiegen sich die Lehmhütten an die einst kostbaren<br />
Berge, die reichlich mit Zinn, Silber und Eisenerz gefüllt waren. Vom Busbahnhof läuft man zur wohl<br />
berühmtesten Mine Boliviens: Siglo XX (zu Deutsch: 20. Jahrhundert). Der verheißungsvolle Name suggeriert<br />
auch, dass die große Zeit des Bergbaus hier abgelaufen <strong>ist</strong>.<br />
Wie es hier zu Beginn des 21. Jahrhunderts aussieht erzählt uns Antonio, der seit seinem 14. Lebensjahr<br />
unter Tage arbeitet und zur Kooperative „20 de Octubre“ gehört. Auch sein Vater war schon Minero, aber<br />
Antonios Kinder setzen die Familientradition nicht mehr fort. Sie studieren an der neuen Universität von<br />
Llallagua Pädagogik. Antonio hat Glück: Von seinen Kumpels <strong>ist</strong> er für zwei Jahre in die „Admin<strong>ist</strong>ración“,<br />
die Verwaltung gewählt worden, aber danach geht es wieder zurück „unter Tage“.<br />
Siglo XX besteht heute aus vier Kooperativen. Die Mitglieder dieser „Vereinigungen“ arbeiten auf eigene<br />
Rechnung. Sie tragen das Gestein in kleinen Plastikrucksäcken aus dem Berg, mahlen es und verkaufen es an<br />
die Händler, die es nach Oruro, der nächst größeren Stadt bringen. Jeder <strong>ist</strong> hier für sich selbst verantwortlich.<br />
Es gibt keine staatlichen Absicherungen mehr, keine Rente, keine Krankenversicherung, keinen festen<br />
Lohn. Zudem <strong>ist</strong> die Sicherheit in den Minen ein großes Problem. Zur Erneuerung der Schächte fehlt das Geld.<br />
An vielen Stellen droht das Holz der Stollen unter der Last des Berges zu brechen.<br />
Damals, als die Minen noch vom Staat getragen wurden, gab es wenigstens ein paar Maschinen und eine<br />
Minenbahn, die das Gestein herausholte. Heute <strong>ist</strong> das alles stillgelegt. Wer die letzten Reste des kostbaren<br />
Metalls aus dem Berg holen will, muss es auf dem eigenen Rücken tragen.<br />
„Früher zur Zeiten der COMIBOL (cooperativa minera de Bolivia), der staatlichen Minengesellschaft Boliviens,<br />
ging es uns besser, obwohl der Staat viel Einfluss auf uns hatte. Aber wir waren organisiert, hatten<br />
Gewerkschaften und konnten uns durchsetzen.“, erzählt Antonio, „Außerdem waren die Zinn- und Silberpreise<br />
noch gut. Heute will keiner mehr unsere Metalle kaufen, denn die Preise werden von den USA und<br />
Europa diktiert. Was wir verdienen, darum kümmert sich keiner. Die Arbeit <strong>ist</strong> hart und wird schlecht bezahlt.“<br />
27<br />
Trotzdem <strong>ist</strong> Antonio stolz auf seinen Beruf. Er führt Besucher in einen kleinen Seitenschacht.<br />
Dort steht auf einem Sockel eine lebensgroße Figur, behängt mit Luftschlangen<br />
und Cocablättern. „Das <strong>ist</strong> der Tío“, meint er, „der Gott der Unterwelt.<br />
Wir bitten ihn, dass er uns hier unten beschützt vor Stolleneinbrüchen, der gefürchteten<br />
Minenkranheit, der Staublunge, die vielen Mineros schon früh das Leben kostet.<br />
Deshalb opfern wir ihm Cocablätter und Alkohol.“<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 12 Koka in Südamerika (Quelle: http://www.thema-drogen.net/)<br />
In den Regenwäldern der Andenausläufer <strong>ist</strong> die Cocapflanze seit Jahrtausenden fest in den Kulturen der<br />
Eingeborenen verankert. Sie dient dort bis heute als wichtiges Handelsgut, Medizin und als Mittel zur Le<strong>ist</strong>ungssteigerung,<br />
um in der dünnen Luft der hoch gelegenen Bergregionen überleben zu können. Außerdem<br />
spielt sie bei schamanischen Ritualen eine wichtige Rolle. Der älteste archäologische Beleg für das Kauen<br />
von Kokablättern wird auf etwa 3000 v. Chr. datiert. Postboten in der Inkazeit überwanden dank der le<strong>ist</strong>ungssteigernden<br />
Wirkung der Kokablätter die langen Strecken quer durch das Reich. Nach der Entdeckung<br />
Amerikas versuchten die spanischen Eroberer in Südamerika das Kauen von Kokablättern, in dem sie eine<br />
teuflische Handlung sahen, zu verbieten. Im Jahr 1560 trat in Neuspanien ein generelles Cocaverbot in Kraft,<br />
das allerdings 1569 wieder aufgehoben wurde, da die Besetzer erkannten, dass das Cocakauen so tief in der<br />
einheimischen Kultur verwurzelt war, dass es unmöglich war seinen Gebrauch zu unterbinden. Außerdem<br />
war Coca - und <strong>ist</strong> bis heute - ein wichtigstes Handelsgut und Zahlungsmittel zwischen den Indianerstämmen.<br />
Dass es mittlerweile auch internationalen Drogenkartellen hohe Einnahmen beschert und der wichtigste<br />
Wirtschaftszweig zahlreicher südamerikanischer Staaten, wie etwa Kolumbien, geworden <strong>ist</strong>, sei an dieser<br />
Stelle auch erwähnt.<br />
1566 erschien in Europa das erste Buch über die Cocapflanze. Etwas später brachte der spanische Arzt Nicolas<br />
Monardes die erste Cocapflanze nach Europa, doch hier stieß die neue Droge vorerst auf wenig Beachtung.<br />
Das lag auch daran, dass man die beschrieben Wirkung hier nicht nachvollziehen konnte, da die Pflanzen<br />
durch den langen Transportweg und falsche Lagerung den größten Teil des in den Blättern enthaltenen<br />
Kokains verloren hatten. 1859 wurde das wirksame Alkaloid von Albert Niemann zum ersten Mal isoliert und<br />
Kokain genannt. In folgenden Jahrzehnten wurde die Droge schnell bekannt und beliebt. Als gefährliche<br />
Substanz wurde sie allerdings nicht gesehen und allfälliges Suchtveralten auf die Charakterschwäche des<br />
Konsumenten zurückgeführt. 1863 kreierte der korsische Chemiker Angelo Mariani ein Getränk namens "Vin<br />
Mariani". Es enthielt Süßwein und ein Extrakt aus Cocablättern. Seine anregende Wirkung sprach sich<br />
schnell herum und es fand viele Verehrer wie die Königin Victoria oder den Papst Leo XIII., der den Erfinder<br />
des Getränks zum "Wohltäter der Menschheit" erklärte. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse,<br />
hielt Kokain eine Zeit lang für ein mögliches<br />
Heilmittel hielt Kokain eine Zeit lang für ein mögliches Heilmittel bei psychischen Krankheiten und geeignetes<br />
Ersatzmittel bei Morphiumsucht. Vor allem aus Selbstversuchen schloss er, dass Kokain nicht zur Abhängigkeit<br />
führt. Als etwas später ein Bekannter nach dem neuen Wundermittel süchtig geworden war, änderte<br />
er jedoch seine Ansicht über die Droge. 1885 verwendete der Wiener Augenarzt Karl Koller auf Rat seines<br />
Kollegen Sigmund Freud zum ersten Mal Kokain zur örtlichen Betäubung des Auges. Es stellte sich als erstes<br />
verlässlich wirksames Lokalanästhetikum bei Augenoperationen heraus und machte somit eine Vollnarkose<br />
überflüssig. 1886 wurde vom der Apotheker John S. Pemperton ein weiteres Kokaingetränk kreiert, das man<br />
"Coca Cola" nannte. Seit 1904 enthält das Coca Cola allerdings kein Kokain mehr sondern ein nur wirkstoffloses<br />
Extrakt aus der Cocapflanze. Erst 1898 wurde die Strukturformel des Kokains entdeckt und 1902 gelang<br />
es Richard Willstätter, Kokain synthetisch im Labor herzustellen. Der Aufstieg des Kokains zur Modedroge<br />
in Europa begann nach dem 1. Weltkrieg. In den 20er Jahren war Kokain eine allgegenwärtige Droge,<br />
um die sich eine eigene europäische Kokainkultur gebildet hatte. Besonders bei Künstlern und Literaten war<br />
Kokain sehr beliebt. Doch bald kam es zu weltweiten Verboten, die bis heute bestehen. Neben dem Verbot<br />
war es auch die schlechte Wirtschaftslage der 30er-Jahre die schließlich immer mehr Kokser auf die neuen<br />
weit billigeren Amphetamine umsteigen ließen, die bis in dei 70er Jahre legal erhältlich waren. Während in<br />
den 60er und 70er Jahren "bewusstseinserweiternde" Drogen wie LSD und Cannabis besonders beliebt waren,<br />
kam in den 80er Jahren in der le<strong>ist</strong>ungsorientierten Yuppie-Gesellschaft zu einer Wiederentdeckung des<br />
Kokains. Seit dieser Zeit <strong>ist</strong> Kokain nach Cannabis und Heroin die weltweit me<strong>ist</strong> konsumierte illegale Droge.<br />
In den 80ern tauchte in den USA auch ein noch viel gefährlicheres chemisch verändertes Kokain auf - das<br />
Crack, das in den USA heute die weitaus größten Drogenprobleme schafft.<br />
In den me<strong>ist</strong>en Ländern fallen sowohl Kokain als auch Kokablätter unter das Betäubungsmittelgesetz. Eine<br />
Ausnahme stellen die südamerikanischen Tropenländer dar, wo das Cocakauen in die Kultur die Eingeboren<br />
integriert <strong>ist</strong>: In Peru, Bolivien und Nordwestargentinien <strong>ist</strong> sind Handel, Anbau und Konsum von Cocablättern<br />
legal. In Nordchile <strong>ist</strong> Cocakonsum zwar verboten, wird aber toleriert.<br />
28<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 13 Porträt: Silverio, Schuhputzer in Bolivien<br />
Silverio Ticona <strong>ist</strong> ein Kind, das als Schuhputzer<br />
arbeitet. Er <strong>ist</strong> zehn Jahre alt, sieht aber<br />
aus wie sieben, denn er <strong>ist</strong> unterernährt. Er<br />
besucht das erste Schuljahr, und wenn man<br />
seine Situation kennt, wird man verstehen,<br />
dass er in der Schule nicht viel le<strong>ist</strong>en kann.<br />
Jeden Morgen geht er vor sieben Uhr aus<br />
dem Haus, zum Frühstück bekommt er nur<br />
eine Tasse Tee. Im Laufe des Tages hat er<br />
nichts zu essen, erst ab 17.30 Uhr, wenn er<br />
wieder nach Hause kommt, gibt ihm seine<br />
Mutter einen Teller Suppe.<br />
Auf den Schultern eines Jungen von nur zehn<br />
Jahren lastet der Unterhalt einer ganzen<br />
Familie. Das wenige Geld, das er einnimmt,<br />
etwa ein Euro, gibt er seiner Mutter, damit<br />
sie die Familie ernähren kann.<br />
Abends geht er in die Schule. Kann ein Kind<br />
mit so wenig Nahrung überhaupt etwas le<strong>ist</strong>en?<br />
Hinzu kommt, dass es in der Schule kein<br />
Unterrichtsmaterial gibt, nicht einmal ein<br />
Heft und einen Ble<strong>ist</strong>ift.<br />
Neulich besuchte ich nach dem Schulunterricht<br />
um 22 Uhr seine Familie. Ich bin durch<br />
dunkle und wegen der vielen Überfälle gefährliche<br />
Straßen gelaufen.<br />
Die Situation von Silverios Familie <strong>ist</strong> katastrophal.<br />
Es empfing mich die Mutter, eine<br />
dünne, schwindsüchtig aussehende Frau. Ihr<br />
Mann lag krank im Bett. Nach einem Unfall<br />
kann er nicht mehr laufen, er kann auch die Hände nicht mehr bewegen. Außerdem hat er eine starke Arthritis.<br />
Auf dem Boden schliefen ein acht- und ein dreijähriges Mädchen, nur mit einer Decke bedeckt. Daneben<br />
lag ein Baby, weitere Kinder saßen oder liefen in der Hütte herum. Diese Familie hat zehn Kinder, fünf Mädchen<br />
und fünf Jungen, alle leben zusammen in einer Hütte von 12 m² Fläche. Ein einziger Raum mit zwei<br />
Pritschen als Betten dient gleichzeitig zum Kochen und Essen.<br />
Silverio steht jeden Morgen bei fünf Grad unter Null auf. Er hält die Kälte und Rauheit des Klimas in der Höhe<br />
aus, das ständige Hungergefühl und die Unterernährung. Man bedenke, dass er in dieser Situation noch<br />
Kunden zum Schuhputzen suchen muss!<br />
Silverio <strong>ist</strong> eines der Kinder, die nicht aufgeben, weil sie im Leben weiterkommen wollen. Deshalb <strong>ist</strong> es so<br />
wichtig, ihm und den vielen Kindern in der Welt zu helfen, die Tag für Tag in einer solchen Situation leben.<br />
29<br />
Materialien zur Kommunionkatechese<br />
Schwester Marcela Zamora C.<br />
Schwester Marcela Zamora gehört der Ordensgemeinschaft der<br />
Dominikanerinnen an und arbeitet in einem Armenviertel von El Alto.<br />
Abends unterrichtet sie in einer städtischen Schule die Straßenkinder<br />
von 19.00 bis 22.00 Uhr. Sie hat uns den Bericht über einen<br />
ihrer Schüler, Silverio Ticona, zugeschickt.
M 14 Vorstellung eines Mülheimer Schulprojektes<br />
Im Mai 2003 haben 18 Schülerinnen und Schüler von Mülheimer Gymnasien einen Arbeitskreis Bolivien gegründet.<br />
Sie sind in den Klassen 5, 6, 9 und 12. Die Gruppe hat sich folgende Ziele gesetzt:<br />
30<br />
Briefpartnerschaften mit Kindern und Jugendlichen in El Alto/Bolivien begründen,<br />
Hilfsprojekte in El Alto finanziell unterstützen, um so Kindern aus armen Familien und Straßenkindern<br />
zu helfen.<br />
Eva und Simone (15) haben sich zu diesem Projekt so geäußert:<br />
„Es macht uns traurig zu sehen, dass es vielen Menschen auf der Welt schlecht geht!<br />
Me<strong>ist</strong> sind es Kinder ..., bei denen ein Blick in die Augen genügt um zu wissen, dass sie Hilfe<br />
brauchen.<br />
Wir haben das Verlangen, die Straßenkinder in El Alto zu unterstützen. Sie können nichts gegen<br />
ihre Lage tun! Sie werden in diese Armut hineingeboren und es <strong>ist</strong> schwer dort herauszukommen.<br />
Obwohl wir wissen, dass wir nur wenigen helfen können, möchten wir nach dem Motto handeln:<br />
Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.”<br />
Die Initiative dieser Schülerinnen und Schüler macht mir Mut. In São Paulo habe ich kürzlich das Jugendorchester<br />
Guri besucht. Das <strong>ist</strong> ein Projekt engagierter Musiklehrer, das Kindern aus armen Familien Instrumentalunterricht<br />
ermöglicht. An der Wand eines Probenraums hing ein Plakat, auf dem ich las: „Nós devemos ser<br />
a mudança que gostariamos de ver no mundo.“ 16 (zu Deutsch: Wir selbst müssen die Veränderung sein, die<br />
wir in der Welt gern sähen.)<br />
Diesen Satz möchte ich auch bei uns den jungen Leuten zurufen.<br />
Otto Isenbügel,<br />
Lehrer am Karl-Ziegler-Gymnasium, Mülheim an der Ruhr, Kontakt: otto.isenbuegel@t-online.de<br />
16 Bezerra de Menezes, brasilianischer Arzt, Pädagoge und Philosoph, 19. Jahrhundert<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 15 Länderinfos zu El Salvador, Mittelamerika<br />
Fläche 21.041 km²<br />
Hauptstadt San Salvador<br />
Sprachen Spanisch,<br />
indigene Sprachen (u. a. Nahua, Maya) Englisch<br />
Religion 80% Katholiken, etwa 4% Protestanten, Minderheiten von Mormonen, Advent<strong>ist</strong>en,<br />
Zeugen Jehovas<br />
Bevölkerung 6,762 Mio. Einw. (2004)<br />
61% der Bevölkerung leben in Städten<br />
etwa 91% Mestizen, 6% Weiße, 3% indigene Bevölkerung<br />
Einwohner unter 15 J. 37%<br />
Einwohner über 64 J. 5%<br />
Lebenserwartung Männer: 67 Jahre, Frauen: 73 Jahre<br />
Analphabetenrate Männer: 18%; Frauen: 23%<br />
allgemeine Schulpflicht vom 6. bis zum 14. Lebensjahr<br />
Einschulungsquote im Primarbereich: 81 %, im Sekundarbereich: 39%<br />
Währung 1 Euro = 12,21 El-Salvador-Colón (Kurs: 03.08.2007)<br />
Pro-Kopf-Einkommen 104 US-$ (monatlich)<br />
Pro-Kopf-Verschuldung 62 US-$ (monatlich)<br />
(Gesamtauslandsverschuldung: 4,683 Mrd. US-$)<br />
Armutsrate 21% (1997, offizielle Angabe)<br />
Arbeitslosenquote: 7% (2001, offizielle Angabe)<br />
Exportgüter: 59% Lohnveredelung, 4% Kaffee<br />
Unabhängigkeit: 15. September 1821 (ehem. spanische Kolonie)<br />
31<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 16 „Ich heiße Carmen Escobar und lebe in El Salvador...“<br />
Ich arbeite in einer Textilfabrik, wo wir Fußball-Shirts für die USA herstellen. Ich bin Näherin und muss in<br />
zwei Stunden bei 160 T-Shirts jeweils zwei Nähte anbringen. Der Tagesverdienst liegt bei sechs Euro, was<br />
nicht einmal dem nationalen Mindestlohn entspricht. Es wird nur nach Stückzahl gezahlt. In der Probezeit<br />
erhält man nur die Hälfte des Lohns.<br />
Morgens fangen wir in der Fabrik um sieben Uhr an und müssen täglich bis 17.00 Uhr arbeiten. Je da Bedarf<br />
müssen wir bis 19.00 Uhr Überstunden machen und oft bekommen wir diese Stunden nicht extra bezahlt.<br />
Wenn wir nicht schnell genug sind, werden wir von den Aufsehern angeschrieen. Gelegentlich müssen wir<br />
auch samstags arbeiten und auch diese Überstunden werden nicht immer extra bezahlt.<br />
In den Fabriken <strong>ist</strong> es manchmal furchtbar heiß und oft funktioniert die Belüftung nicht. Da es sehr staubig<br />
<strong>ist</strong>, hat man ständig eine verstopfte Nase. Um Wasser zu trinken und um auf die Toilette zu gehen, muss<br />
man um Erlaubnis bitten. Mehr als zweimal täglich darf man fast nie zur Toilette gehen und die Sanitäranlagen<br />
sind sehr schmutzig. Auch das Trinkwasser <strong>ist</strong> nicht sauber. Überall kontrollieren einen die<br />
Sicherheitskräfte.<br />
Wenn man am Abend die Fabrik verlässt, wird man von den weiblichen Sicherheitskräften am ganzen Körper<br />
angefasst. Das <strong>ist</strong> entwürdigend. Wenn eine Frau nach ihrer Probezeit einen festen Job bekommt, muss sie<br />
einen Schwangerschaftstest machen. Wenn sie dann schwanger <strong>ist</strong>, fliegt sie sofort.<br />
Wir bezahlen zwar die Sozialversicherung, trotzdem bekommen wir nicht frei, wenn wir krank sind. Wenn<br />
man kündigt, wird einem der Lohn der letzten Tage gestrichen. Es <strong>ist</strong> sehr schwierig, mal einen freien Tag zu<br />
bekommen.<br />
Gewerkschaften? Sie sind bei uns verboten und würde man dazu gehören, wäre man schon entlassen. Von<br />
dem Lohn kann man nicht leben. Allein der Transport mit dem Bus in die Fabrik kostet Geld, dann das Essen<br />
morgens, mittags, so dass man jeden Tag rund drei Euro zahlt. Mit meiner Mutter und meiner Tochter wohne<br />
ich in einem kleinen Zimmer und wir zahlen 15 Euro im Monat. Ein Paar Schuhe für meine Tochter kostet<br />
acht Euro. Wir können nicht sparen, mein Gehalt reicht gerade mal zum Überleben ...“<br />
32<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 17 Die Kampagne für SAUBERE KLEIDUNG... 17<br />
33<br />
... macht darauf aufmerksam, dass in Zentralamerika und Südostasien<br />
vorwiegend junge Frauen für niedrigste Löhne und unter Missachtung<br />
fundamentaler Menschen- und Arbeitsrechtsrechte Kleidung für den<br />
Weltmarkt herstellen.<br />
1990 riefen kirchliche Gruppen, Gewerkschaften und Frauenverbände in<br />
verschiedenen europäischen Ländern wie Belgien, Deutschland, Frankreich,<br />
Großbritannien, Italien, Österreich, Schweden, der Schweiz und<br />
Spanien zum Protest gegen die schlechten Arbeitsverhältnisse in den<br />
Weltmarktfirmen auf. Die Kampagne befasst sich über den reinen Kleidermarkt<br />
hinaus auch mit der Herstellung von Sportschuhen und -artikeln.<br />
Ziel der Kampagne <strong>ist</strong> nicht, wie zuweilen behauptet wird, die Arbeitsplätze in den globalen Firmen abzuschaffen,<br />
sondern die Situation der FabrikarbeiterInnen zu verbessern, da sie auf diese Arbeit angewiesen<br />
sind.<br />
Mittlerweile gibt es so genannte „Monitoring“-Projekte, d. h. einige Firmen im Bereich der Textilherstellung<br />
und die Kampagne haben sich darauf geeinigt, dass unabhängige Beobachtergremien wie Nichtregierungsorganisationen<br />
die Standards in den Firmen gemäß der ILO-Konvention (International Labour Organization 18 ,<br />
zu Deutsch: Internationale Arbeitsorganisation) überwachen. So wird gemeinsam versucht, Missstände zu<br />
verbessern.<br />
Dank der Kampagne wurden in einigen Fabriken in Mittelamerika Entlassene wieder eingestellt oder entschädigt,<br />
und die Arbeitsbedingungen haben sich in einigen Fabriken verbessert. Nach einem Streik der TextilarbeiterInnen<br />
1995 in El Salvador hat sich ein mittelamerikanisches Netzwerk gebildet, das unabhängig<br />
von Parteien und Gewerkschaften die Frauen über ihre Arbeitsrechte informiert. Sie haben einen sog. „Ethikkodex“<br />
zur Verbesserung der Arbeitssituation in den Weltmarktfirmen verfasst und versuchen, die Unternehmen<br />
zur Unterzeichnung des Kodex zu verpflichten.<br />
Viele dieser Gruppen werden von engagierten Ordensschwestern oder Priestern unterstützt, wie z. B. Pater<br />
Fausto Garcia aus der Dominikanischen Republik, der sich mit Hilfe von ADVENIAT um Jugendliche in der<br />
„Zona Franca“ kümmert. „Zona franca“ bedeutet „freie Produktionszone“, d. h. die dort angesiedelten<br />
Weltmarktfirmen zahlen gar keine oder nur sehr geringe Steuern an das Land, in dem sie produzieren lassen.<br />
Mittlerweile können die Kampagnen in den Niederlanden, in Frankreich, Schweden, Großbritannien und in<br />
der Schweiz konkrete Fortschritte in ihrer Zusammenarbeit mit Bekleidungsunternehmen vorweisen. Diese<br />
reichen von gemeinsam erarbeiteten Kodices über Pilotstudien in Herstellungsländern bis zur Prüfung der<br />
Arbeitsverhältnisse in den Subunternehmen durch unabhängige Beobachtergremien.<br />
17 Weitere Infos zur Kampagne unter: http://www.saubere-kleidung.de/ und zur Situation in den „zonas francas“ in der Dominikanischen<br />
Republik in der ADVENIAT-Reihe „Kontinent der Hoffnung – Jugend in Lateinamerika“<br />
18 Infos zur ILO unter: http://www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/index.htm<br />
Materialien zur Kommunionkatechese
M 18 Rezept: Salteñas zum Selbermachen 19<br />
Salteñas sind gefüllte Teigtaschen und werden in Bolivien von vielen Frauen auf der Straße verkauft. Sie sind<br />
sehr schmackhaft und auch ganz einfach selber zu machen. Wenn Ihr Lust habt, könnt Ihr es ja mal<br />
ausprobieren.<br />
Zutaten 1.000 g Mehl<br />
200 g Margarine<br />
1 ½ EL Salz<br />
4 Eier<br />
500 g Käse<br />
1 TL Backpulver<br />
Zubereitung<br />
Zuerst den Käse reiben, Eiweiß schlagen und untermischen. Dann die Margarine schmelzen und gut mit dem<br />
Mehl mischen. Salz + Backpulver dazugeben. Danach kochendes Wasser zum Teig geben bis er schön weich<br />
und geschmeidig <strong>ist</strong>. Den Teig dünn ausrollen und Taschen formen. Die Teigtaschen mit dem Gemisch aus<br />
Käse und Eiweiß füllen und mit Eigelb bestreichen. Die gefüllten Teigtaschen dann bei 200 °C im vorgeheizten<br />
Backofen 40 min. backen. Zur Verfeinerung kann man auch noch Schinken, Mais oder gekochten Quinoa<br />
(gibt es im Eine-Welt-Laden zu kaufen) zur Käsefüllung dazugeben.<br />
¡Hm, que sabroso, buen provecho!<br />
M 19 Rezept: Cuñape con harina de maiz<br />
Wie die Kartoffel, so sind auch das Maniok-Mehl und der Mais für die Bewohner Boliviens heute ein wichtiges<br />
Grundnahrungsmittel. Hier ein Rezept aus dem Tiefland Boliviens für 40 Käsebällchen (Größe eines Mini-<br />
Berliner-Ballens):<br />
Zutaten 1.000 g Kassava Mehl (= Maniok- oder Yucamehl, erhältlich in Läden mit<br />
chinesischen oder afrikanischen Produkten)<br />
125 g Maismehl<br />
1.500 g geriebener Käse<br />
1 Ei<br />
1 Esslöffel Zucker<br />
1 Teelöffel gemahlener Zimt<br />
½ Teelöffel Salz<br />
Milch, falls nötig<br />
Butter<br />
Zubereitung<br />
Alle Zutaten vermengen und zu einem weichen, elastischen Teig verarbeiten. Ist der Teig zu fest, mit etwas<br />
Milch geschmeidig kneten. Anschließend kleine Bälle formen und eine Delle hineindrücken. Auf ein mit Butter<br />
eingefettetes Backblech legen, so dass die Delle unten liegt. Die Bällchen eine halbe Stunde ruhen lassen.<br />
Backofen auf 190 Grad vorheizen und das Backblech hineinschieben. 15 Minuten backen, bis die Bällchen<br />
trocken und leicht gebräunt sind.<br />
19 Rezept: Salteñas, in: Begleitheft zum ADVENIAT-Schulkalender 2004, S. 30.<br />
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Materialien zur Kommunionkatechese
<strong>Geiz</strong> <strong>ist</strong> <strong>gottlos</strong>. – Materialhinweis:<br />
Folgende Materialien, können bei ADVENIAT in kleinen Mengen kostenlos bestellt werden:<br />
Postkarten-Set (acht Karten)<br />
Plakate (DIN A2 und DIN A4) Aufkleber (7x7,5 cm) Lateinamerika-Karte (DIN A3)<br />
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Materialien zur Kommunionkatechese