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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden<br />

im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009<br />

Haiti – ein Land zwischen Himmel und Hölle?<br />

Gegenüber einem informierenden Text sind Bilder mehrdeutig. Sie verlangen von den Betrachtenden eine<br />

grundsätzliche Haltung der Offenheit für die Vieldeutigkeit der Darstellung. Genau diese Tatsache wollen<br />

sich die vorliegenden Unterrichtselemente zunutze machen, die öfters einen kreativen Ansatz verfolgen und<br />

Raum für verschiedene Überlegungen und Deutungen lassen. Die Bearbeitungsvorschläge können<br />

unabhängig voneinander verwendet oder miteinander kombiniert werden.<br />

Die Anregungen bieten sich an für die Arbeit in der Mittel- und Oberstufe sowie für die Arbeit mit<br />

Erwachsenen und sind für folgende Fächer verwendbar: Religion, Ethik, Politik, Erdkunde, Gesellschafts- und<br />

Sozialkunde.<br />

Bilder sind Spiegel und Widerspruch zu erlebter Wirklichkeit. Die politischen und die zum Zeitpunkt der<br />

Entstehung zeitgeschichtlichen Verhältnisse dringen ein in bildliche Darstellungen. Das wird zum Beispiel<br />

deutlich beim Kaiserreich, bei den Weltkriegen, bei der Wirtschaftskrise oder bei der Nazi-Herrschaft. Fritzner<br />

Cedons Bilder sind ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich in sozialgeschichtlicher Interpretation immer<br />

wieder Bezüge zur Geschichte, Kultur, Religion oder Gesellschaft Haitis erstellen lassen.<br />

Somit muss immer wieder der Blick auf Details des Gemäldes gelenkt werden. Hierfür einige Impulse und<br />

Ideen für Bildunterschriften und Bildmeditationen/-betrachtungen.


<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

1. Haiti: gestern „Perle der Karibik“ – heute nur noch abgeholzt<br />

Haiti auf dem „Holz-Weg“?<br />

Bildbetrachtung/-meditation<br />

Paradiesische Zustände links und Waldausbeutung rechts liegen eng beieinander. Das Bild veranschaulicht<br />

die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Wald für Haiti und die damit verbundene Gefahr der Zerstörung durch<br />

(Brand-)Rodung. Die Umwelt dient als Einnahmequelle und ist gleichzeitig ein Schatz, den es zu hüten gilt.<br />

Die Farben zeigen Leben und Tristesse, Blüte und Kahlschlag. Das färbt ab.<br />

Die Menschen links strahlen eine gewisse Leichtigkeit aus, haben Wasser, grüne Pflanzen, Hütten. Rechts<br />

wirken die Menschen gesichts- und heimatlos. Sie haben keine Bleibe, schleppen totes Holz, und eine<br />

erdrückende Kargheit breitet sich aus.<br />

Besonders deutlich zeigt die rechte Bildhälfte, dass Haiti ein „bergiges Land“ ist. Denn nichts anderes<br />

bedeutet der Landesname, der aus der Sprache der Taino, der Ureinwohner Hispaniolas, kommt.<br />

Unterrichtsanregung<br />

Die Schüler suchen einen eigenen Titel für das Bild, indem sie den Satz vervollständigen: „Ich gebe diesem<br />

Bild den Titel…“. Dabei sollen sie Gründe für ihren Titel benennen, um so der persönlichen Betroffenheit<br />

durch Cedons Werk Ausdruck zu verleihen.<br />

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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

2. Religiosität / Spirituelles<br />

Religion für das Volk – Volksreligiosität auf Haiti<br />

Bildbetrachtung/-meditation<br />

Hokuspokus fidibus… Ein wenig wie die Ansicht einer Zauberschule wirkt der Blick in dieses magische<br />

Behandlungszimmer. Während die Veranda links eine Offenheit ausstrahlt und Interessierte einlädt - die<br />

Tanzdarbietung und die Trommler tragen sicherlich ebenfalls zur Neugier der Passanten bei - wirkt die rechte<br />

Bildhälfte bedrohlich und beklemmend. Für das Huhn gibt es keinen Ausweg mehr, verängstigt stehen Kinder<br />

in der Raumecke unter Marien- und Heiligenbildern.<br />

In der Bildmitte hinten ist eine bunt sortierte Hausapotheke zu sehen mit allerlei Wundermitteln, die quasi<br />

wie ein Altar und Allheilmittel aufgebaut sind. Die flackernden Kerzen tragen ebenfalls zu einer mystischen<br />

Atmosphäre bei. Welche Leiden werden in diesem Raum kuriert? Welche Seelen getröstet in diesem Voudou-<br />

Ambiente? Wie „faul“ ist dieser Zauber?<br />

Unterrichtsanregung<br />

Die Schüler sollen sich mit einer Person des Bildes identifizieren und eine begründete Aussage ergänzen: „Ich<br />

möchte auf diesem Bild … sein, weil… .“<br />

Lohnenswert erscheint ferner ein Vergleich der dargestellten Szenen mit den Wundererzählungen Jesu aus<br />

den Evangelien wie Heilungswundern, Dämonenaustreibungen oder Naturwundern.<br />

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3. Marktleben<br />

<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Bunt, bunter, Haiti.<br />

Bildbetrachtung/-meditation<br />

Dieses Bild veranschaulicht das Leben der einfachen Menschen inmitten des Reichtums der Naturprodukte.<br />

Güter werden im Hafen angeliefert und von dort verfrachtet. Ein Gewimmel an bunten Gewändern und<br />

Köpfen dominiert das Zentrum des Gemäldes. Waren wechseln ihre Besitzer. Lebenswichtige Einkünfte<br />

werden erworben. Woher wohl die Ananas, die Orangen und die Bananen stammen? Wo sind sie<br />

gewachsen? Wer hat sie geerntet? Wie sind sie zum Markt gekommen?<br />

Dieser Markt mit seiner Menschenmenge dient nicht nur als Warenumschlagplatz, sondern als „mercado<br />

informal“, als „informeller Markt“. So kommt ihm eine soziale Komponente zu. Als Betrachter hören wir<br />

förmlich das Stimmengewirr, das den Platz erfüllt. Nachrichten und Neuigkeiten werden ausgetauscht,<br />

Meinungen verbreitet, Ideen mitgenommen. Ein wahrer Markt der Möglichkeiten.<br />

Unterrichtsanregung<br />

Die Schüler könnten im Rahmen eines Unterrichtsgangs einmal selbst den Wochenmarkt in ihrem Heimatort<br />

aufsuchen und sich mit Digitalkameras auf Fotorallye begeben. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

sind den selbst gemachten Fotos und dem Gemälde Cedon Fritzners zu entnehmen?<br />

Riechst du das? Welche Gerüche dominieren den haitianischen Hafenmarkt? Die Schüler könnten als<br />

„Spürnasen“ in Aktion treten und einige Gerüche in Form von Realien, Gewürzen, Früchten, Kräutern und<br />

Extrakten in Behältnisse umfüllen und so einmal den Hafenmarkt im Klassenraum gemeinsam erschnuppern.<br />

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4. Frauenwelten<br />

<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Dorfalltag = Frauenwelt?<br />

Bildbetrachtung/-meditation<br />

Ein idyllisches Dschungeldorf, das von reichen Pflanzen und sattem Grün umgeben ist, zeigt dieses Bild von<br />

Fritzner Cedon. Einige Hütten, ein farbenfroher Sonnenschirm, lebendige Farben der Kleider.<br />

Die Menschen gehen ihren Alltagsbeschäftigungen nach: Sie verkaufen Obst, kümmern sich um ein Kind,<br />

transportieren Waren auf ihren Köpfen, suchen eine Ärztin auf, kümmern sich um Patientinnen. Auffällig in<br />

dieser Dorfszene ist, dass die dargestellten Personen allesamt Frauen sind. Sind sie es, die die haitianische<br />

Gesellschaft in Bewegung und zusammenalten? Wo sind ihre Männer? Zur Arbeit in der Stadt? Woanders<br />

unterwegs? Leben sie getrennt? Viele offene Fragen wirft dieses Bild auf mit den niedlichen Häusern, dem<br />

überschaubaren „Gesundheitszentrum“ rechts und dem klaren Himmel am Horizont.<br />

Unterrichtsanregung<br />

Die Schüler könnten in besonderer Weise dieses Gemälde als Ausdruck von gesellschaftlichen, politischen<br />

oder geschichtlichen Verhältnissen in Haiti unter die Lupe nehmen. Vielleicht informieren sie sich im Internet<br />

oder konsultieren Lexika, um etwas über die Rolle der Frau auf der Karibikinsel herauszufinden. Anschließen<br />

vergleichen sie ihre Ergebnisse mit dem Bild und erstellen eine Collage aus Zeitungs- und<br />

Zeitschriftenausschnitten unter dem Titel „Das Bild ist für mich Ausdruck von...“.<br />

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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

5. Katholische Kirche: Glauben und Bildung<br />

Erziehung und Entwicklung in Pfarr- und Kapellenschulen<br />

Bildbetrachtung/-meditation<br />

Knapp 80 Prozent der rund 8,9 Millionen Einwohner Haitis müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag<br />

auskommen. Schätzungsweise zwei Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung finden höchstens in der<br />

Schattenwirtschaft Arbeit und geringes Einkommen. Die Mehrheit lebt von der Hand in den Mund. Die<br />

Lebenserwartung liegt bei nur 53 Jahren, die Kindersterblichkeit ist mit 6,2 Prozent hoch. Mehr als die Hälfte<br />

der Bevölkerung kann nicht richtig lesen und schreiben. Obwohl es seit 2004 eine demokratisch gewählte<br />

Regierung in Haiti gibt, ist sie mangels Verwaltungsstrukturen und Rechtsstaatlichkeit nicht<br />

durchsetzungsfähig. Ohne wirksame Polizei und funktionierendes Gerichtswesen lassen sich Kriminalität und<br />

Gewaltausbrüche bewaffneter Banden, Entführungen und Drogenhandel nicht verhindern. Dies schreckt<br />

wiederum Investoren und Touristen ab. Seit dem Fall des Präsidenten Aristides 2004 sind UN-Truppen<br />

(MINUSTAH) mit der Eindämmung von Gewalt und dem Aufbau von Polizei-Strukturen beauftragt. Ausweg<br />

Auswanderung? Armut und Arbeitslosigkeit haben viele Haitianer zur Auswanderung getrieben. Die größte<br />

haitianische Auswanderungsgruppe lebt in der Dominikanischen Republik: Etwa 700.000 Haitianer arbeiten<br />

dort unter härtesten Bedingungen und meist ohne Papiere als Tagelöhner und Hilfsarbeiter, als Dienstleute<br />

oder Bauarbeiter. Doch auch in Kanada und den USA leben viele Tausend Haitianer. ....“- diese drastischen<br />

Beschreibungen zur Situation in Haiti (entnommen aus den Informationen zur Jahresaktion 2009 der<br />

Bischöflichen Aktion <strong>Adveniat</strong> und zu finden unter http://www.adveniat.de/Jahresaktion) verdeutlichen die<br />

extreme Situation dort. Die Menschen brauchen Hilfe.<br />

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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Katholische Kirche: Glauben und Bildung<br />

Wie es das Bild von Fritzner Cedon eindrucksvoll zeigt, kann die Kirche mit ihrem Engagement der<br />

Bevölkerung beistehen, obwohl in den Diözesen Armut herrscht und viele Priester nicht mehr besitzen als die<br />

Armen.<br />

Dieses Gemälde demonstriert den engen Zusammenhang zwischen Kirche und der Bildung und Erziehung<br />

heranwachsender junger Menschen. So genannte „chapelles-écoles“ helfen ihnen, eine Grundlage für die<br />

Zukunft zu legen. Eng liegen Kirche und Schule beieinander, und die Lehrer kümmern sich um die<br />

Vermittlung von Lerninhalten, ohne dass die religiöse Erziehung vernachlässigt wird, was der Kirchenbesuch<br />

einer Schülergruppe zeigt.<br />

Über dieser Kirchplatz-Schulhof-Szene flattert die Fahne Haitis links am Mast fröhlich im Wind.<br />

Beklemmender dagegen wirkt am rechten Bildrand der Kreuzesverehrer, der vor dem Missionskreuz kniet.<br />

Als Kopfbedeckung trägt er scheinbar gleichermaßen die Nationalflagge und fleht die Christusfigur mit einer<br />

Kerze um Beistand an.<br />

Unterrichtsanregung<br />

Wie die Kirchturmuhr es andeutet, dürfte es circa 8.15 Uhr morgens sein, so dass die dargestellten Schüler<br />

wohl gerade zur Schule kommen. Die Schüler könnten diese Schulalltagsszene mit ihrem eigenen Leben<br />

vergleichen. Besonderes Augenmerk verdient die einheitliche Kleidung der Schüler und ihrer begleitenden<br />

Lehrer.<br />

Vielleicht lädt gerade dieses Gemälde zum Erstellen einer Wandzeitung über Haiti ein. Die Schüler tragen<br />

Informationen zur Geschichte und Kultur des Landes zusammen, und in Kleingruppen erstellen sie Plakate zu<br />

Haiti, zu seiner Bevölkerungsstruktur, zur Musik, zu den typischen Gerichten, zu Sehenswürdigkeiten, zur<br />

Flagge Haitis und den darauf abgebildeten Symbolen. Können die Schüler Französisch, ließe sich eine kleine<br />

Liste an wichtigen Wörtern zusammenstellen.<br />

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6. Haiti wandert aus<br />

<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Weltwärts ohne Wiederkehr<br />

Bildbetrachtung/-meditation<br />

„I love Haiti“ steht auf dem Taschentuch, das die Person am linken Bildrand hält und mit dem sie winkt. Sie<br />

winkt dem ablegenden Schiff hinterher und den Passagieren, die keinen anderen Ausweg aus ihrem Elend<br />

als die Flucht aus dem Land sehen. Nur der Mann links, der ja Haiti liebt, bleibt trotz aller Widrigkeiten in<br />

seiner geliebten Heimat. Wohl daher hat Fritzner Cedon ihn im Dunkeln platziert, während das hoffnungslos<br />

überladene Boot die Arbeiter auf der Zuckerrohrplantage passiert, die zumindest – wohl da sie immerhin<br />

harte und schlecht bezahlte Arbeit haben – im Halbschatten abgebildet sind. Das Zuckerrohr kann destilliert<br />

und auf diese Weise zu Rum werden, womit die zurückgebliebenen Haitianer womöglich ihr Elend<br />

wegspülen wollen und sich ein wenig berauschen.<br />

Das Schild im Vordergrund ist mit „PELIGRO“ beschriftet. Das ist Spanisch und bedeutet „Gefahr“.<br />

Gefährlich und beschwerlich ist die Flucht und das Leben als (illegale?) Immigranten auf der Suche nach<br />

Freiheit, besseren Lebensumständen und Selbstverwirklichung. So segelt das betagte Boot dem Licht<br />

entgegen. Und im Licht am Horizont erwarten die Flüchtlinge die Insignien der Freiheit. Große Gebäude,<br />

Wolkenkratzer ragen in den im Himmel, die Freiheitsstatue im linken hinteren Bildteil reckt den Emigranten<br />

ihre Fackel wie ein Hoffnungszeichenzeichenzeichen entgegen. Können die Flüchtlinge den „American<br />

Dream“ leben?<br />

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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Haiti wandert aus<br />

Rechts hinten lockt Europa, stilisiert durch den Eiffelturm. Paris, die Stadt der Liebe, scheint als Ziel der<br />

oftmals französisch sprechenden Bevölkerung Haitis ideal zu sein. Haiti, die ehemals französische Kolonie,<br />

verliert viele junge Menschen, die in der Hoffnung auf ein besseres Schicksal schweren Herzens ihrem Land<br />

den Rücken kehren. Dies zeigen auch die vielen leer wirkenden Gesichter, die dem Winkenden im Hafen<br />

wehmütig einen letzten Blick zuwerfen.<br />

Unterrichtsanregung<br />

„Unglück vor Haiti: Boot mit 200 Flüchtlingen gekentert” - so oder ähnlich lauten erschütternde<br />

Nachrichtenschlagzeilen von verunglückten Flüchtlingen. Grund genug, die Schüler einmal näher mit deren<br />

Schicksal in Kontakt zu bringen. Die Schüler könnten im Internet nach solchen Berichten von verunglückten<br />

Flüchtlingsbooten Ausschau halten, um so einen Eindruck von den fatalen Fluchtversuchen zu bekommen.<br />

Eine Zusammenstellung der Gründe für die Emigration wie Hunger, Armut, Naturkatastrophen in Form von<br />

Hurrikans oder Arbeitslosigkeit kann eine Identifikation mit den Migranten erleichtern. Auf einer Weltkarte<br />

könnten die Länder markiert werden (etwa durch Fadenverbindungen mit ihrer Heimat Haiti), in die Haitianer<br />

auswandern.<br />

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7. Haiti auf Krücken?<br />

<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Haiti hinkt – ein Land am Krückstock oder aus den Fugen?<br />

Bildbetrachtung/-meditation<br />

Da ist es also: Haiti, das Paradies am Krückstock. Ein Land, das hinkt. In dieser Synthese der<br />

vorangegangenen Bilder greift Fritzner Cedon den tatsächlichen geographischen Umriss Haitis auf und<br />

integriert einzelne Teilmotive des Gemäldezyklus’ quasi wie eine Zusammenfassung in diese Patchwork-<br />

Collage.<br />

Im Zentrum, dort, wo in Wirklichkeit die Hauptstadt Port-au-Prince liegt, ist eine größere Hüttenansiedlung<br />

zu sehen, über der eine Kirche thront. Im Uhrzeigersinn oben beginnend sind folgende Bildelemente zu<br />

sehen: Eine Mariendarstellung mit Kind, die wie eine Sonne leuchtet, die Behandlungsszene aus der<br />

Arztpraxis, die abgeholzte Landschaft, das Vodou-Zimmer, der Hafenmarkt, die Dorfschüler mit ihrer<br />

Lehranstalt und der einsame Mann, der den flüchtenden Migranten, die gerade in See stechen, hinterher<br />

schaut. All dies ist Haiti, wie es der mit drei Ausrufezeichen versehene Schriftzug in der unteren Bildmitte<br />

zum Ausdruck bringt. Der obere nördliche Landteil, der den Golf von Gonaïves umgibt, ruht auf einer Krücke,<br />

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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Haiti auf Krücken?<br />

die aus einem toten Stück Holz, einer überdimensionalen Astgabelung, besteht. Aber noch ist Leben und<br />

Wind in dem Land vorhanden, was die flatternde Fahne andeutet. Die Flagge Haitis weht und hängt nicht<br />

schlaff herunter, was Bewegung anzeigt.<br />

Da Cedons Haiti von mehreren Holzstücken gestützt wird, scheint das Land aus den Angeln gehoben zu sein.<br />

Es wird gestützt und schwächelt. Umwälzungen und Probleme sind auch mehr als 200 Jahre nach seiner<br />

Unabhängigkeit von Frankreich in Haiti auszumachen.<br />

Quelle: http://www.un.org/Depts/Cartographic/map/profile/haiti.pdf<br />

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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Haiti auf Krücken?<br />

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<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Haiti auf Krücken?<br />

Quelle: alle drei Karten http://www.lib.utexas.edu/maps/haiti.html<br />

Unterrichtsanregung<br />

Nach einer intensiven Bildbetrachtung und vielleicht einer vorherigen Auseinandersetzung mit dem<br />

sechsteiligen Bildzyklus erarbeiten die Schüler in Kleingruppen ein Standbild. Das heißt, sie suchen sich eine<br />

der Szenen aus, in denen Menschen zu sehen sind, und einer ist der Bildhauer bzw. Regisseur, der die<br />

anderen Schüler so zueinander positioniert, dass diese mit einigen Requisiten sich in die Szene, die<br />

nachgestellt werden soll, hineinversetzen können. Dann beschreiben sie ihre Gedanken und Empfindungen<br />

vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen und ihrer Kenntnisse von Haiti. So stellen die Schüler ein<br />

„lebendiges Bild” dar, was zur Interaktion anregt.<br />

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Hinweise<br />

<strong>Bausteine</strong> für den Einsatz von Fritzner Cedons Gemälden im Unterricht oder in der Gemeindearbeit zur <strong>Adveniat</strong>-Aktion 2009 I<br />

Anstöße zur eigenen Ausarbeitung<br />

Die Bildreihe von Fritzner Cedon bietet eine riesige Menge an Anknüpfungspunkten, die thematisiert werden<br />

können. An dieser Stelle sollen nun noch einige vorwiegend ethische Impulse skizziert werden, deren<br />

Behandlung gewinnbringend erscheint:<br />

1. »Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt« – das sagt der Volksmund.<br />

Stimmt das wirklich (gerade mit Blick auf Migranten oder illegale Einwanderung)?<br />

2. Ökonomische Verteilungsgerechtigkeit: Geld und Eigentum auf der Welt<br />

3. Globalisierung heute<br />

4. Umweltschutz und -zerstörung<br />

5. Frieden und Gewalt auf unserer Erde<br />

6. Arbeit und Arbeitslosigkeit<br />

7. Die dunkle Seite des Menschen<br />

Bei der Erstellung dieser Unterrichtsideen fanden folgende Materialien Verwendung<br />

Bosold, Iris/Kliemann, Peter (Hg.): „Ach, Sie unterrichten Religion?“ Methoden, Tipps und Trends. Stuttgart:<br />

Calwer Verlag/München: Kösel-Verlag 2003.<br />

Lachmann, Rainer/Adam, Gottfried/Rothgangel, Martin (Hg.): Ethische Schlüsselprobleme. Lebensweltlich –<br />

theologisch – didaktisch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006.<br />

Löbbecke, Almut (Hg.): Fundgrube Ethik/Religion. Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor 2006.<br />

Niehl, Franz Wendel/Thömmes, Arthur: 212 Methoden für den Religionsunterricht. München: Kösel-Verlag<br />

2003 (6. Auflage).<br />

Rendle, Ludwig/Heinemann, Ursula/Kuld, Lothar/Moos, Beatrix/Müller, Alois: Ganzheitliche Methoden im<br />

Religionsunterricht. Ein Praxisbuch. Mit einem Beitrag von Edgar Bechter. München: Kösel-Verlag 2003 (5.<br />

Auflage).<br />

weiterer Literaturhinweis<br />

Kontinent der Hoffnung: Haiti – Der Armut trotzen<br />

Reportagen, Hintergrundberichte und konkrete Beispielprojekte bringen Ihnen die Arbeit der Kirche in Haiti<br />

näher. Die Texte werden durch hochwertige Schwarz-Weiß-Fotografien veranschaulicht.<br />

Format: DIN A4, Umfang: 90 Seiten, Herausgeber: Bischöfliche Aktion <strong>Adveniat</strong>, 2009<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Bischöfliche Aktion <strong>Adveniat</strong><br />

Gildehofstraße 2, 45127 Essen<br />

Telefon 0201 1756-0<br />

Fax 0201 1756- 111<br />

E-Mail info@adveniat.de<br />

www.adveniat.de<br />

Redaktion:<br />

Björn Igelbrink, Tecklenburg<br />

im November 2009<br />

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