Jahresbericht 2000-01 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Jahresbericht 2000-01 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Jahresbericht 2000-01 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
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J A H R E S B E R I C H T 2 0 0 0<br />
Thema<br />
Seite<br />
Übersicht 2<br />
Vorwort des <strong>Kirche</strong>npräsidenten 5<br />
Was Sie von diesem <strong>Jahresbericht</strong><br />
erwarten können – <strong>und</strong> was nicht 6<br />
Der Aufbau der EKHN 8<br />
Kle<strong>in</strong>e Philosophie der EKHN 10<br />
Zur f<strong>in</strong>anziellen Lage der EKHN 12<br />
Das Diakonische Werk <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> 14<br />
K I R C H E I M A L L T A G<br />
Ehrenamt <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong><br />
Geme<strong>in</strong>de-Besuchsdienst <strong>in</strong> Hofheim-Langenha<strong>in</strong> 18<br />
Dialog mit Arbeitgebern im Odenwald 20<br />
Der Arbeitskreis evangelischer Unternehmer 22<br />
Die <strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe 23<br />
Der Frauenkreis <strong>in</strong> Holzhausen 24<br />
Der Hirte der Internet-Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Frankfurt 26<br />
Berufe <strong>in</strong> unserer <strong>Kirche</strong><br />
Der Beauftragte bei der Landesregierung <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z 28<br />
E<strong>in</strong>e Rentamtsleiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Nassau</strong> 30<br />
E<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>depädagoge <strong>in</strong> Badenheim-Wöllste<strong>in</strong> 32<br />
E<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>desekretär<strong>in</strong> <strong>in</strong> Eppste<strong>in</strong>-Bremthal 34<br />
Vielfältige Pfarrdienste<br />
E<strong>in</strong> Pfarrer im Vogelsberg 36<br />
E<strong>in</strong>e Thomas-Messe <strong>in</strong> Wiesbaden 40<br />
Kunst <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Offenbach 42<br />
Notfallseelsorge <strong>in</strong> Limburg-Weilburg 44<br />
Lebenshilfe<br />
Die psychologische Beratungsstelle <strong>in</strong> Herborn 48<br />
Obdachlosenhilfe <strong>in</strong> Frankfurt 50<br />
K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />
Heliand-Mädchen-Pfadf<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Wiesbaden 52<br />
<strong>Evangelische</strong> Studierendengeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Gießen 54<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative K<strong>in</strong>dertagesstätte <strong>in</strong> Frankfurt 56<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik<br />
E<strong>in</strong> Gospelchor <strong>in</strong> Hungen/Oberhessen 60<br />
Altenarbeit<br />
Seniorentreff »Pluspunkt« <strong>in</strong> Wiesbaden 63<br />
Internationale Kontakte<br />
Partnerschaft zwischen Geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> Darmstadt <strong>und</strong> Südafrika 66<br />
Ökumene im Überblick 69<br />
Die Flughafenseelsorge auf Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> 70<br />
K I R C H E I N Z A H L E N<br />
Übersicht Statistiken 74<br />
Jahresergebnis <strong>2000</strong> 76<br />
Verwendung des Haushalts <strong>2000</strong> 78<br />
Glossar 82<br />
Adressen 84<br />
Impressum 84
■ Geme<strong>in</strong>de<br />
■ EKHN<br />
■ EKD<br />
Vorwort des<br />
<strong>Kirche</strong>npräsidenten<br />
Seite 5<br />
Zahlen <strong>und</strong> Fakten<br />
Was Sie von<br />
diesem <strong>Jahresbericht</strong><br />
erwarten können –<br />
<strong>und</strong> was nicht<br />
Seite 6<br />
Demokratische<br />
Struktur<br />
Der Aufbau der EKHN<br />
Seite 8<br />
<strong>Kirche</strong> im Alltag<br />
Ehrenamt<br />
<strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong><br />
Rausgehen<br />
Geme<strong>in</strong>debesuchsdienst<br />
<strong>in</strong><br />
Hofheim-Langenha<strong>in</strong><br />
Seite 18<br />
Kapitales Vertrauen<br />
Dialog<br />
mit Arbeitgebern<br />
im Odenwald<br />
Seite 20<br />
Vielfältige<br />
Pfarrdienste<br />
Theologie übersetzen<br />
E<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>depädagoge<br />
<strong>in</strong><br />
Badenheim-Wöllste<strong>in</strong><br />
Seite 32<br />
E<strong>in</strong> gutes Team<br />
E<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>desekretär<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong><br />
Eppste<strong>in</strong>-Bremthal<br />
Seite 34<br />
Lasst die <strong>Kirche</strong><br />
im Dorf!<br />
E<strong>in</strong> Pfarrer<br />
im Vogelsberg<br />
Seite 36<br />
S<strong>in</strong>nlich<br />
E<strong>in</strong>e Thomas-Messe<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden<br />
Seite 40<br />
Kunstvoll<br />
Kunst <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong><br />
<strong>in</strong> Offenbach<br />
Seite 42<br />
Am Lebensrand<br />
Notfallseelsorge<br />
<strong>in</strong> Limburg-Weilburg<br />
Seite 44<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik Altenarbeit Internationale<br />
Kontakte<br />
Ansteckend<br />
E<strong>in</strong> Gospelchor <strong>in</strong><br />
Hungen/Oberhessen<br />
Seite 60<br />
Alte Grenzen<br />
überschreiten<br />
Seniorentreff<br />
»Pluspunkt«<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden<br />
Seite 63<br />
Herausgefordert<br />
Partnerschaft<br />
zwischen Geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> Darmstadt<br />
<strong>und</strong> Südafrika<br />
Seite 66<br />
Ökumene<br />
im Überblick<br />
Seite 69<br />
2
Übersicht<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2000</strong><br />
Protestanten eben<br />
Kle<strong>in</strong>e Philosophie<br />
der EKHN<br />
Seite 10<br />
Gestärkt <strong>in</strong>s<br />
nächste Jahrtausend<br />
Zur f<strong>in</strong>anziellen Lage<br />
der EKHN<br />
Seite 12<br />
Mehr als große Worte<br />
Das Diakonische Werk<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Seite 14<br />
Berufe<br />
<strong>in</strong> unserer<br />
<strong>Kirche</strong><br />
<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft<br />
im Dialog<br />
Der Arbeitskreis<br />
evangelischer<br />
Unternehmer<br />
Seite 22<br />
Selbstbewusste<br />
Ansprüche<br />
Die <strong>Evangelische</strong><br />
Frauenhilfe<br />
Seite 23<br />
Unverzichtbar<br />
Der Frauenkreis<br />
<strong>in</strong> Holzhausen<br />
Seite 24<br />
Ins Netz gegangen<br />
Der Hirte der Internet-<br />
Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Frankfurt<br />
Seite 26<br />
Sich e<strong>in</strong>mischen<br />
Der Beauftragte<br />
bei der Landesregierung<br />
<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z<br />
Seite 28<br />
Chef<strong>in</strong> der Zahlen<br />
Die Leiter<strong>in</strong> des<br />
Rentamts <strong>in</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Seite 30<br />
Lebenshilfe<br />
K<strong>in</strong>der<strong>und</strong><br />
Jugendarbeit<br />
Gute Perspektiven<br />
Die psychologische<br />
Beratungsstelle<br />
<strong>in</strong> Herborn<br />
Seite 48<br />
Weg von der Straße<br />
Obdachlosenhilfe<br />
<strong>in</strong> Frankfurt<br />
Seite 50<br />
Lebensgefühl<br />
Heliand-<br />
Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden<br />
Seite 52<br />
Antworten suchen<br />
E<strong>in</strong> Mitglied der<br />
<strong>Evangelische</strong>n<br />
Studierendengeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> Gießen<br />
Seite 54<br />
Verschiedenheit<br />
so herrlich normal<br />
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />
<strong>in</strong> Frankfurt<br />
Seite 56<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Zahlen<br />
E<strong>in</strong> Fenster<br />
zur Heimat<br />
Die Flughafenseelsorge<br />
auf Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />
Seite 70<br />
Jahresergebnis <strong>2000</strong><br />
Übersicht<br />
der E<strong>in</strong>nahmen<br />
<strong>und</strong> Ausgaben<br />
der EKHN<br />
im Jahr <strong>2000</strong><br />
Seite 76<br />
Verwendung des<br />
Haushalts <strong>2000</strong><br />
Seite 78<br />
Ansprechpartner<br />
Adressen der EKHN<br />
Seite 84<br />
Übersicht Statistiken<br />
Seite 74<br />
Glossar<br />
Seite 82<br />
Impressum<br />
Seite 84<br />
3
Seid allezeit bereit<br />
zur Verantwortung<br />
gegenüber Jedermann,<br />
der von euch<br />
Rechenschaft fordert<br />
über die Hoffnung,<br />
die <strong>in</strong> euch ist.<br />
[1. Petrusbrief 3, 15]<br />
»Christus hat uns nicht <strong>in</strong> die Welt gesandt,<br />
um sie glatt h<strong>in</strong>zunehmen,<br />
sondern um Gottes weltzugewandtes Angesicht<br />
erkennbar zu machen.<br />
Dass es uns gel<strong>in</strong>gt, das ist me<strong>in</strong> Wunsch,<br />
me<strong>in</strong>e Vision der evangelischen <strong>Kirche</strong>,<br />
speziell unserer EKHN,<br />
am Beg<strong>in</strong>n des neuen Jahrtausends.«<br />
Dr. Peter Ste<strong>in</strong>acker, <strong>Kirche</strong>npräsident<br />
4
Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />
zum ersten Mal <strong>in</strong> dieser Form legt Ihnen die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong> (EKHN) e<strong>in</strong>en <strong>Jahresbericht</strong> vor.<br />
Die EKHN ist ke<strong>in</strong> Wirtschaftsunternehmen. Sie betreibt ke<strong>in</strong>en Handel<br />
<strong>und</strong> stellt ke<strong>in</strong>e Produkte her. Zwar zählt sie – ökonomisch gesehen – zu den<br />
Dienstleistern, sie will aber mit ihren Leistungen ke<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>ne erzielen.<br />
Dennoch s<strong>in</strong>d auch wir dazu verpflichtet, wirtschaftlich zu handeln. Denn<br />
E<strong>in</strong>richtungen unserer Größe tragen Verantwortung – für die Gesellschaft <strong>und</strong> für<br />
Zehntausende von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern e<strong>in</strong>schließlich ihrer<br />
Familien.<br />
Obwohl die Haushalte der EKHN <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten veröffentlicht <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> unserer <strong>Kirche</strong>nsynode jährlich ausführlich diskutiert werden, wirkt das F<strong>in</strong>anzsystem<br />
der <strong>Kirche</strong> für Außenstehende schwer durchschaubar. Das liegt sicher an<br />
der weit verzweigten Struktur der <strong>Kirche</strong>, <strong>in</strong> der wir zudem etliche E<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> Kooperation betreiben. So erhalten zum Beispiel unsere K<strong>in</strong>dergärten staatliche<br />
Zuschüsse. Die Hälfte der <strong>Kirche</strong>nsteuere<strong>in</strong>nahmen gibt die EKHN direkt an<br />
die <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den weiter. Dieser Bericht gibt allen Interessierten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />
unsere Arbeit <strong>und</strong> schafft Transparenz.<br />
Der größte Teil unserer Mittel stammt aus <strong>Kirche</strong>nsteuern – im Jahr <strong>2000</strong><br />
waren es 783 Millionen DM. Auf den folgen Seiten erfahren Sie, welche vielfältigen<br />
Aufgaben wir <strong>in</strong> der Gesellschaft wahrnehmen, was mit dem Geld unserer<br />
Mitglieder geschieht <strong>und</strong> nach welchen Gr<strong>und</strong>sätzen wir arbeiten. Neben konkreten<br />
Zahlen geben exemplarische Reportagen E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> den Alltag unserer <strong>Kirche</strong><br />
<strong>und</strong> illustrieren, was unsere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter für die Menschen<br />
<strong>und</strong> für die Geme<strong>in</strong>schaft leisten – <strong>in</strong>spiriert <strong>und</strong> getragen von Gottes unendlicher<br />
Liebe.<br />
An vielen Stellen der Gesellschaft gibt es ke<strong>in</strong>erlei Alternativen zu<br />
unserem Engagement. Die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> stellt sich<br />
ihrer Verantwortung. Und gerade weil viele unserer »Dienstleistungen« unter<br />
wirtschaftlichen Aspekten kaum angemessen zu betrachten s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>den Sie auch<br />
diese <strong>in</strong> unserem <strong>Jahresbericht</strong>. Wir freuen uns über Ihr Interesse. Wenn Sie<br />
Fragen an uns haben, schreiben Sie uns bitte oder rufen Sie uns bitte an.<br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-504<br />
E-Mail kirchenpraesident<br />
@ekhn.de<br />
5
Zahlen <strong>und</strong> Fakten<br />
Was Sie von diesem <strong>Jahresbericht</strong> erwarten können – <strong>und</strong> was nicht<br />
Die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> (EKHN) ist e<strong>in</strong>e<br />
von 24 rechtlich selbstständigen Landeskirchen <strong>in</strong> Deutschland.<br />
Sie umfasst Teile von <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Dazu gehören<br />
e<strong>in</strong>ige Mittelgebirge mit ihren ländlichen Gebieten <strong>und</strong> das<br />
Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet, das zu den bevölkerungsreichsten <strong>und</strong><br />
wirtschaftlich bedeutendsten Ballungsräumen <strong>in</strong> Europa zählt.<br />
Biedenkopf<br />
Gladenbach<br />
Alsfeld<br />
Homberg<br />
Dillenburg<br />
Oberhessen<br />
Herborn<br />
Kirchberg Grünberg Vogelsberg<br />
Bad Marienberg<br />
Gießen<br />
Schiffenberg Schotten<br />
Nord-<strong>Nassau</strong><br />
Hungen<br />
Selters<br />
Weilburg<br />
Butzbach Nidda<br />
Runkel<br />
Büd<strong>in</strong>gen<br />
Friedberg<br />
Diez<br />
Us<strong>in</strong>gen<br />
<strong>Nassau</strong><br />
Idste<strong>in</strong><br />
Bad Vilbel<br />
Süd-<strong>Nassau</strong><br />
Bad Homburg<br />
St. Goarshausen<br />
Kronberg Frankfurt<br />
Bad Schwalbach<br />
Offenbach<br />
Wiesbaden Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />
Dreieich Rodgau<br />
Ma<strong>in</strong>z Rüsselsheim<br />
Ingelheim Groß-Gerau Groß-Umstadt<br />
Darmstadt<br />
Wöllste<strong>in</strong><br />
Oppenheim<br />
Re<strong>in</strong>heim<br />
Rhe<strong>in</strong>hessen<br />
Osthofen<br />
Starkenburg<br />
Alzey<br />
Ried Bergstraße Erbach<br />
Worms<br />
Rimbach<br />
Die EKHN reicht vom Dekanat Biedenkopf<br />
im Norden bis nach Neckarste<strong>in</strong>ach<br />
im Süden, von <strong>Nassau</strong> im Westen bis<br />
zum Dekanat Vogelsberg im Osten.<br />
1,8 Millionen Menschen gehören zu ihr.<br />
Das ist gut e<strong>in</strong> Drittel der Gesamtbevölkerung <strong>in</strong><br />
diesem Gebiet.<br />
In den E<strong>in</strong>richtungen der EKHN arbeiten<br />
mit allen Teilzeitkräften knapp 30.000 Menschen.<br />
Die EKHN gehört damit zu den größten Arbeitgebern<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Jahresbericht</strong>s können<br />
nicht alle Handlungsfelder der EKHN umfassend<br />
dargestellt werden. Das hat folgende Gründe:<br />
■ Die EKHN ist nicht von oben nach unten<br />
strukturiert. Die e<strong>in</strong>zelnen Ortsgeme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d<br />
nicht als Filialen e<strong>in</strong>er großen Organisation zu verstehen.<br />
Sie entfalten – <strong>in</strong> gewissen juristischen<br />
1993<br />
Anzahl<br />
1997<br />
Anzahl<br />
<strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
EKHN-Mitglieder 2.007.115 1.926.886 1.881.716<br />
Die Anzahl der Mitglieder reduziert sich pro Jahr um 10.000 bis<br />
15.000. Zu 60 Prozent geht das auf Austritte <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den<br />
städtischen Regionen zurück. Zu 40 Prozent s<strong>in</strong>d dafür demografische<br />
Gründe verantwortlich. Die Zahl der Todesfälle übersteigt die Zahl<br />
der Geburten. Die Zahl der K<strong>in</strong>dertaufen s<strong>in</strong>kt.<br />
6
Für die <strong>Kirche</strong>naustritte gibt es vielfältige Ursachen.<br />
Erhöhungen der staatlichen Abgaben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel der Anlass,<br />
die ohneh<strong>in</strong> bestehende Distanz zur <strong>Kirche</strong> zu besiegeln.<br />
Das sorgte Anfang der 70er-Jahre (»Konjunkturzuschlag«) <strong>und</strong><br />
Anfang der 90er-Jahre (»Solidaritätszuschlag«) für Spitzenwerte.<br />
Dem gegenüber ist die Zahl der E<strong>in</strong>tritte – auf niedrigerem Niveau<br />
mit leicht steigender Tendenz – relativ stabil. Die K<strong>in</strong>dertaufen<br />
s<strong>in</strong>d dabei nicht e<strong>in</strong>gerechnet.<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
12.300<br />
Austritte<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
3.720<br />
E<strong>in</strong>tritte<br />
1965<br />
1970<br />
1975<br />
1980<br />
1985<br />
1990<br />
1995<br />
<strong>2000</strong><br />
Grenzen – eigene Aktivitäten. Die Verantwortung<br />
der Geme<strong>in</strong>den ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em komplexen Wechselspiel<br />
mit der Gesamtkirche ausbalanciert. Daneben<br />
gibt es noch Werke <strong>und</strong> Verbände, die ganz oder<br />
weitgehend selbstständig agieren.<br />
■ Viele Arbeitsbereiche im sozialen Bereich werden<br />
<strong>in</strong> engem Kontakt zu staatlichen Stellen gestaltet,<br />
da sie <strong>in</strong> die Dase<strong>in</strong>sfürsorge des Staates <strong>in</strong>tegriert<br />
s<strong>in</strong>d. Damit übernimmt die <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e Mitverantwortung<br />
für alle Menschen <strong>in</strong> ihrem Gebiet. Kirchliche<br />
Träger treten dabei auf verschiedenen Ebenen<br />
auf.<br />
■ Kirchliche Arbeit stützt sich wesentlich auf<br />
ehrenamtliches Engagement. In den Geme<strong>in</strong>den<br />
übersteigt die Zahl der Ehrenamtlichen die der<br />
dauerhaft Beschäftigten um e<strong>in</strong> Vielfaches. Ihre<br />
enorme Arbeit angemessen zu bilanzieren ist auf<br />
gesamtkirchlicher Ebene fast unmöglich.<br />
Die evangelische <strong>Kirche</strong> ist e<strong>in</strong> verzweigtes Netzwerk<br />
von Strukturen. Der <strong>Jahresbericht</strong> konzentriert<br />
sich auf die gesamtkirchliche Ebene. Wir bieten<br />
exemplarische E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> unsere Handlungsfelder.<br />
Wir belegen die E<strong>in</strong>nahmen <strong>und</strong> nach welcher<br />
Ausgabenstruktur wir sie an wen weitergegeben.<br />
Die f<strong>in</strong>anzielle Situation aller Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>richtungen können wir hier dagegen nicht angeben.<br />
Wir haben die Personalstatistik der Gesamtkirche<br />
zusammengestellt. Sie umfasst aber nicht<br />
alle örtlichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> kirchlicher Trägerschaft.<br />
Diese Übersicht gibt Ihnen also E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> die vielfältigen Aufgaben, die die <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> heute wahrnimmt.<br />
Woher kommen die neuen Mitglieder? 1963<br />
Anzahl<br />
1980<br />
Anzahl<br />
1990<br />
Anzahl<br />
1998<br />
Anzahl<br />
<strong>2000</strong>*<br />
Anzahl<br />
Aus der römisch-katholischen <strong>Kirche</strong> 1.882 680 748 886 900<br />
Erwachsenentaufe 203 377 712 988 1.220<br />
K<strong>in</strong>dertaufe 37.562 18.533 20.639 17.620 17.200<br />
Wiederaufnahme 781 686 1.084 1.315 2.500<br />
Sonstige 274 284 208 240 –<br />
*<strong>2000</strong>: Hochrechnung<br />
Die Gründe für den Beitritt haben sich im Laufe der Zeit erheblich<br />
verändert. Während sich die Zahl der K<strong>in</strong>dertaufen auf weniger als die<br />
Hälfte reduziert hat, ist die Zahl der Erwachsenentaufen <strong>und</strong> der<br />
Wiedere<strong>in</strong>tritte gestiegen. <strong>Kirche</strong>nmitgliedschaft gründet sich heute<br />
mehr auf e<strong>in</strong>e bewusste Entscheidung <strong>und</strong> weniger auf Tradition.<br />
7
Demokratische Struktur<br />
Der Aufbau der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> (EKHN) hat drei Handlungsebenen:<br />
die Ortsgeme<strong>in</strong>den, die Dekanate sowie die gesamtkirchlichen Organe <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>richtungen. Die Entscheidungskompetenzen s<strong>in</strong>d zwischen ihnen aufgeteilt.<br />
Entscheidungsämter werden auf allen Ebenen durch Wahlen besetzt.<br />
Die geistliche Leitungsfunktion übernehmen geme<strong>in</strong>schaftlich der <strong>Kirche</strong>npräsident,<br />
se<strong>in</strong> Stellvertreter sowie die sechs Pröpst<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pröpste, die<br />
zusammen das Leitende Geistliche Amt bilden.<br />
Die lokale Ebene<br />
Jedes <strong>Kirche</strong>nmitglied kann mitentscheiden, wer<br />
die Geschicke se<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de lenkt.<br />
Alle sechs Jahre werden <strong>in</strong> den 1.181 Geme<strong>in</strong>den<br />
die <strong>Kirche</strong>nvorstände gewählt. Wahlberechtigt<br />
s<strong>in</strong>d alle Geme<strong>in</strong>deglieder, die m<strong>in</strong>destens<br />
14 Jahre alt s<strong>in</strong>d. Wer 18 Jahre alt ist, kann von<br />
se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de als Kandidat<strong>in</strong> oder Kandidat<br />
aufgestellt werden. Der <strong>Kirche</strong>nvorstand ist<br />
das oberste Leitungsorgan der Geme<strong>in</strong>de. Er verwaltet<br />
unter anderem das kirchliche Vermögen,<br />
vertritt die Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> rechtlichen Fragen,<br />
wählt die Pfarrer <strong>und</strong> Pfarrer<strong>in</strong>nen, trägt die<br />
Mitverantwortung für die Seelsorge <strong>und</strong> ist<br />
geme<strong>in</strong>sam mit den haupt- <strong>und</strong> ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern für<br />
das Geme<strong>in</strong>deleben verantwortlich. Je nach<br />
Geme<strong>in</strong>degröße besteht er aus sechs bis zwanzig<br />
Mitgliedern sowie den Pfarrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pfarrern<br />
der Geme<strong>in</strong>de.<br />
Die mittlere Ebene<br />
Die <strong>Kirche</strong>nvorstände wählen die Vertretung<br />
ihrer Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> die Dekanatssynoden. Das<br />
s<strong>in</strong>d die Parlamente auf der mittleren – der<br />
regionalen – Ebene. Die »Region« ist der Lebensraum<br />
des modernen Menschen. Die regionale<br />
Präsenz der Dekanate zu stärken ist das Ziel der<br />
aktuellen <strong>und</strong> umfassenden Reform. Die Dienstaufsicht<br />
über die Pfarrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pfarrer sowie<br />
der weiteren Mitarbeiterschaft auf der mittleren<br />
Ebene nimmt der Dekan wahr.<br />
Die gesamtkirchliche Ebene<br />
Drei Leitungsgremien s<strong>in</strong>d für die Belange der<br />
Gesamtkirche verantwortlich: Die EKHN-Synode,<br />
die <strong>Kirche</strong>nleitung <strong>und</strong> das Leitende Geistliche<br />
Amt. Deren Beschlüsse führt die <strong>Kirche</strong>nverwaltung,<br />
mit Sitz <strong>in</strong> Darmstadt, aus. Themenbezogene<br />
E<strong>in</strong>richtungen vertiefen die Arbeit.<br />
Nach Artikel 33 der <strong>Kirche</strong>nordnung ist<br />
die <strong>Kirche</strong>nsynode »maßgebendes Organ der<br />
geistlichen Leitung <strong>und</strong> der kirchlichen<br />
Ordnung«. Der Begriff »Synode« stammt aus dem<br />
Griechischen <strong>und</strong> bedeutet »Zusammenkunft«.<br />
Die 53 Dekanatssynoden entsenden durch Wahl<br />
für jeweils sechs Jahre ihre Vertretung <strong>in</strong> die<br />
<strong>Kirche</strong>nsynode. Sie besteht höchstens zu e<strong>in</strong>em<br />
Drittel aus Pfarrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pfarrern <strong>und</strong> tagt <strong>in</strong><br />
der Regel zweimal im Jahr für drei bis fünf Tage.<br />
Für die Dauer e<strong>in</strong>er Wahlperiode wählt sie den<br />
<strong>Kirche</strong>nsynodalvorstand, e<strong>in</strong> fünfköpfiges<br />
Gremium, das die Arbeit der Synode auch<br />
zwischen den Tagungen strukturiert <strong>und</strong> die<br />
Zusammenkünfte leitet. Es besteht aus dem<br />
Präses, e<strong>in</strong>er Stellvertreter<strong>in</strong> <strong>und</strong> drei weiteren<br />
Mitgliedern. Vierzehn durch Wahlen besetzte<br />
Ausschüsse bearbeiten kont<strong>in</strong>uierlich Aufträge<br />
der Synode. <strong>Kirche</strong>nleitung <strong>und</strong> Leitendes<br />
geistliches Amt haben <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>nsynode<br />
beratende Funktion.<br />
Die erste Synode der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> – gleichzeitig Gründungsversammlung<br />
– trat 1947 <strong>in</strong> Friedberg zusammen.<br />
Sie wählte den Frankfurter Rechtsanwalt <strong>und</strong><br />
Notar Dr. Hans Wilhelmi zum ersten Präses.<br />
Es folgten 1969 der ehemalige Präsident des<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgerichts <strong>in</strong> Kassel, Prof. Dr. Otto<br />
Rudolf Kissel, 1986 der Naturwissenschaftler<br />
Prof. Dr. Helmut Gärtner <strong>und</strong> nach dessen<br />
Tod 1994 der Leitende M<strong>in</strong>isterialrat im Justizm<strong>in</strong>isterium<br />
Dr. Karl-He<strong>in</strong>rich Schäfer.<br />
8
Geme<strong>in</strong>de<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstand<br />
■ Pfarrer/-<strong>in</strong><br />
Dekanatssynode ■ Dekan/-<strong>in</strong> ■ Dekanatssynodalvorstand<br />
<strong>Kirche</strong>nsynode<br />
<strong>Kirche</strong>nsynodalvorstand<br />
■ Präses Dr. Karl He<strong>in</strong>rich Schäfer<br />
■ Stellvertreter<strong>in</strong>: Pfarrer<strong>in</strong> Erika Görke<br />
■ Studiendirektor Ulrich Oelschläger<br />
■ Pfarrer Jörg-Michael Schlösser<br />
■ Dore Struckmeier-Schubert<br />
<strong>Kirche</strong>nleitung<br />
■ <strong>Kirche</strong>npräsident: Prof. Dr. Peter Ste<strong>in</strong>acker<br />
■ Stellvertreter: Oberkirchenrat<br />
Pfarrer Hans-Helmut Köke<br />
■ Pfarrer<strong>in</strong> Erika Görke<br />
■ Studiendirektor Ulrich Oelschläger<br />
■ Heidi Rosenstock<br />
■ Oberkirchenrat Dr. Gotthard Scholz-Curtius<br />
■ Pröpst<strong>in</strong> Helga Trösken, Frankfurt<br />
(bis Juli 20<strong>01</strong>)<br />
■ Prof. He<strong>in</strong>z Ufer<br />
Leitendes Geistliches Amt<br />
■ <strong>Kirche</strong>npräsident: Prof. Dr. Peter Ste<strong>in</strong>acker<br />
■ Stellvertreter: Oberkirchenrat<br />
Pfarrer Hans-Helmut Köke<br />
Pröpst<strong>in</strong>nen/Pröpste:<br />
■ Klaus Eibach, Gießen (Oberhessen)<br />
■ Kar<strong>in</strong> Held, Darmstadt (Starkenburg)<br />
■ Michael Karg, Herborn (Nord-<strong>Nassau</strong>)<br />
■ Dr. Klaus Volker Schütz, Ma<strong>in</strong>z (Rhe<strong>in</strong>hessen)<br />
■ Helga Trösken, Frankfurt (Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>)<br />
■ Dr. Friedrich Weber, Wiesbaden (Süd-<strong>Nassau</strong>)<br />
1998 konstituierte sich die Neunte <strong>Kirche</strong>nsynode.<br />
Ihr gehören 192 Mitglieder an. Damit vertritt e<strong>in</strong>e<br />
Person r<strong>und</strong> 10.000 <strong>Kirche</strong>nmitglieder <strong>in</strong> der<br />
Synode. Zum Vergleich: E<strong>in</strong> Abgeordneter des<br />
Hessischen Landtages repräsentiert umgerechnet<br />
54.834 Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger. Der Anteil der<br />
Frauen <strong>in</strong> der aktuellen Synode ist um 1,7 auf<br />
34,4 Prozent gestiegen.<br />
Die <strong>Kirche</strong>nsynode hat unter anderem<br />
folgende Aufgaben:<br />
■ Ziele <strong>und</strong> Perspektiven kirchlichen Handelns<br />
entwickeln<br />
■ den Zusammenhalt der evangelischen<br />
Christ<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Christen stärken<br />
■ die Ökumene gestalten<br />
■ <strong>Kirche</strong>ngesetze erlassen<br />
■ den Haushaltsplan der EKHN beschließen<br />
(Volumen <strong>2000</strong>: 893 Millionen DM)<br />
■ die <strong>Kirche</strong>npräsident<strong>in</strong> oder den <strong>Kirche</strong>npräsidenten<br />
sowie dessen Stellvertretung<br />
wählen<br />
■ die Pröpst<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pröpste wählen<br />
■ die Leiter<strong>in</strong> oder den Leiter der <strong>Kirche</strong>nverwaltung<br />
wählen sowie deren Referatsleiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> -leiter<br />
■ die <strong>Kirche</strong>nleitung wählen<br />
Die <strong>Kirche</strong>nleitung vertritt <strong>und</strong> verwaltet<br />
die <strong>Kirche</strong> im Auftrag der <strong>Kirche</strong>nsynode, führt<br />
die Aufsicht über die kirchlichen Körperschaften<br />
<strong>und</strong> deren Mitarbeiterschaft <strong>und</strong> erlässt Rechts<strong>und</strong><br />
Verwaltungsverordnungen. Sie tagt <strong>in</strong> der<br />
Regel alle 14 Tage <strong>und</strong> besteht aus dem <strong>Kirche</strong>npräsidenten<br />
<strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Stellvertreter, dem<br />
Leiter der <strong>Kirche</strong>nverwaltung sowie fünf weiteren<br />
Mitgliedern. Zwei davon entsendet der <strong>Kirche</strong>nsynodalvorstand<br />
aus se<strong>in</strong>en Reihen, weitere zwei<br />
s<strong>in</strong>d Geme<strong>in</strong>deglieder, welche die <strong>Kirche</strong>nsynode<br />
wählt. Dazu kommt e<strong>in</strong> vom Leitenden Geistlichen<br />
Amt entsandtes Mitglied, das jährlich<br />
wechselt.<br />
Zum Leitenden Geistlichen Amt gehören<br />
der <strong>Kirche</strong>npräsident, se<strong>in</strong> Stellvertreter sowie<br />
sechs Pröpst<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pröpste, die verschiedenen<br />
Regionen der Landeskirche – den Propsteien –<br />
zugeordnet s<strong>in</strong>d. Alle Mitglieder werden von der<br />
<strong>Kirche</strong>nsynode gewählt. Das Leitende Geistliche<br />
Amt sorgt unter anderem dafür, dass die kirchliche<br />
Ordnung e<strong>in</strong>gehalten wird, gestaltet das<br />
geistliche Leben <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />
Dekanaten mit, bereitet die Beschlüsse der<br />
<strong>Kirche</strong>nleitung <strong>in</strong> geistlichen Fragen vor <strong>und</strong> ist<br />
zuständig für die Seelsorge an Pfarrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Pfarrern sowie Dekan<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Dekanen.<br />
E<strong>in</strong>ige evangelische Institutionen existieren<br />
<strong>in</strong> unabhängigen Rechtsformen, wenn auch<br />
<strong>in</strong> enger Kooperation mit der Gesamtkirche.<br />
So ist das evangelische Medienhaus e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>nützige<br />
GmbH, das Diakonische Werk, die<br />
<strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe <strong>und</strong> das <strong>Evangelische</strong><br />
Jugendwerk s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>getragene Vere<strong>in</strong>e.<br />
Die EKD<br />
Die EKHN ist e<strong>in</strong>e Gliedkirche der <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland (EKD). Das ist e<strong>in</strong> B<strong>und</strong><br />
aus den rechtlich selbstständigen Landeskirchen<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Die EKD übernimmt gegenüber<br />
Staat <strong>und</strong> Gesellschaft e<strong>in</strong>e repräsentative<br />
Funktion <strong>und</strong> bündelt – ohne eigene hoheitliche<br />
Funktion – den Protestantismus <strong>in</strong> Deutschland.<br />
9
Kle<strong>in</strong>e »Philosophie«<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> (EKHN)<br />
Protestanten eben<br />
Die reformierte Tradition der<br />
<strong>Nassau</strong>ischen <strong>Kirche</strong> geht auf<br />
den Reformator Ulrich Zw<strong>in</strong>gli<br />
zurück.<br />
Als der Reformator Mart<strong>in</strong> Luther von<br />
1517 an die geistlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> legte,<br />
bestand er darauf, dass jeder Mensch<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em ganz persönlichen Glauben<br />
die Gnade Gottes erfahren könne. Luther konnte<br />
nicht ahnen, dass dieser Gedanke entscheidend<br />
dazu beitragen würde, das Mittelalter zu beenden<br />
<strong>und</strong> die Neuzeit e<strong>in</strong>zuleiten. Aufklärung,<br />
Demokratiebewegungen <strong>und</strong> auch modernes<br />
Management s<strong>in</strong>d ohne Luthers Idee von der<br />
Beteiligung mündiger Menschen nicht vorstellbar.<br />
Weil sich die evangelischen Christen seit<br />
Luther nicht mehr den M<strong>und</strong> verbieten ließen,<br />
protestierte e<strong>in</strong>e Abordnung von ihnen am<br />
19. April 1529 <strong>in</strong> Speyer feierlich gegen e<strong>in</strong>e<br />
kaiserliche Entscheidung, die sie <strong>in</strong>s Unrecht<br />
setzen sollte. Sie handelten sich damit den<br />
Spitznamen »Protestanten« e<strong>in</strong>. Aber schon<br />
bald wurde der Spitzname zum angenommenen<br />
<strong>und</strong> mit Selbstbewusstse<strong>in</strong> getragenen Namen<br />
evangelischer Christen: Protestanten eben.<br />
Lebendiges Gespräch als »Markenzeichen«<br />
Das Dritte Reich hat auch das Selbstverständnis<br />
der Protestanten auf e<strong>in</strong>e harte Probe gestellt.<br />
Damals wurde e<strong>in</strong> Teil der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
»gleichgeschaltet«, also dem NS-Regime untergeordnet.<br />
E<strong>in</strong> anderer Teil, die »Bekennende<br />
<strong>Kirche</strong>« protestierte <strong>und</strong> wurde verfolgt. In ihrem<br />
Kampf um den biblisch-christlichen Glauben<br />
hat die Bekennende <strong>Kirche</strong> noch e<strong>in</strong>mal neu<br />
gelernt, dass sich evangelischer Glaube nicht<br />
hierarchisch verordnen lässt, sondern nur im<br />
Gespräch, <strong>in</strong> der Diskussion <strong>und</strong> auch im Streit<br />
der Christen lebendig bleiben kann. Diese<br />
Erfahrung haben die Väter <strong>und</strong> Mütter der<br />
EKHN-Gr<strong>und</strong>ordnung von 1947 zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />
Mit ihrem Selbstverständnis <strong>und</strong> ihrer Gr<strong>und</strong>ordnung<br />
steht die EKHN heute fest <strong>in</strong> der<br />
protestantischen Tradition der Beteiligung <strong>und</strong><br />
der Mündigkeit aller Geme<strong>in</strong>demitglieder.<br />
Die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
ist e<strong>in</strong>e der jüngsten Landeskirchen <strong>in</strong> der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Sie ist aus den drei<br />
ehemals selbstständigen <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>,<br />
<strong>Nassau</strong> <strong>und</strong> Frankfurt entstanden. Sie umfasst<br />
damit Geme<strong>in</strong>den mit ganz unterschiedlichen<br />
Bekenntnissen <strong>und</strong> Traditionen. Dazu zählen<br />
Lutheraner, Reformierte <strong>und</strong> Unierte. So ist e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Kirche</strong> entstanden, <strong>in</strong> der sehr unterschiedliche<br />
Arten des Lebens <strong>und</strong> des Glaubens nebene<strong>in</strong>ander<br />
<strong>und</strong> mite<strong>in</strong>ander existieren. Zwischen<br />
dem Profil e<strong>in</strong>er dörflichen Geme<strong>in</strong>de im Dillkreis<br />
<strong>und</strong> dem e<strong>in</strong>er Innenstadtgeme<strong>in</strong>de Frankfurts<br />
mögen Welten liegen, <strong>und</strong> doch sitzen <strong>in</strong><br />
der Landessynode die Synodalen von der Dill<br />
e<strong>in</strong>trächtig neben denen aus Frankfurt. Dort verhandeln<br />
<strong>und</strong> entscheiden sie geme<strong>in</strong>schaftlich<br />
alle wichtigen Fragen der EKHN.<br />
Das geht nie ohne Diskussionen <strong>und</strong> manchmal<br />
nicht ohne Streit ab, aber e<strong>in</strong>e <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> lässt sich eben<br />
nicht so schnell ause<strong>in</strong>ander dividieren. Freilich<br />
kann es auch geschehen, dass nach schwieriger<br />
10
sachlicher E<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> der Synode irgendwo<br />
immer noch die e<strong>in</strong>e oder andere abweichende<br />
Stimme laut wird. Aber das ertragen alle, denn<br />
im Zweifel steht das Recht auf eigene Me<strong>in</strong>ung<br />
immer noch höher im Kurs als e<strong>in</strong>e erzwungene<br />
E<strong>in</strong>heitsl<strong>in</strong>ie. Protestanten eben.<br />
Die Kraft der Argumente zählt<br />
Die verfassunggebende Synode der EKHN im<br />
Jahre 1947 verzichtete darauf, an die Spitze<br />
dieser <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>en Bischof mit weitreichenden<br />
Vollmachten zu stellen. Die geistliche Leitung<br />
teilen sich die sechs Pröpst<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pröpste,<br />
der <strong>Kirche</strong>npräsident <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Stellvertreter.<br />
Sie bilden e<strong>in</strong> Gremium mit dem sachlich zutreffenden,<br />
aber sprachlich etwas schwierigen<br />
Titel das »Leitende Geistliche Amt«. Alle Fragen<br />
spiritueller Leitung haben hier ihren Ort. Der<br />
Gr<strong>und</strong>gedanke war: E<strong>in</strong> Gremium wird sich<br />
nicht so leicht falschen Autoritäten unterordnen,<br />
wie es se<strong>in</strong>erzeit vielen Bischöfen<br />
unter den Nationalsozialisten widerfahren war.<br />
Der <strong>Kirche</strong>npräsident als »Primus <strong>in</strong>ter pares«<br />
(Erster unter Gleichen) <strong>in</strong> <strong>Kirche</strong>nleitung <strong>und</strong><br />
Leitendem Geistlichem Amt hat das Recht, sich<br />
zu allen wichtigen Fragen öffentlich zu äußern.<br />
Nach <strong>in</strong>nen muss er hauptsächlich durch die<br />
Kraft se<strong>in</strong>er Argumente <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Persönlichkeit<br />
wirken, denn kirchenleitende Entscheidungen<br />
werden durch gleichberechtigte Abstimmungen<br />
getroffen.<br />
Die Idee<br />
ist fünfh<strong>und</strong>ert<br />
Jahre alt<br />
<strong>und</strong> lautet schlicht:<br />
Beteiligung<br />
der Menschen,<br />
auch <strong>in</strong> Fragen<br />
des Glaubens.<br />
Deshalb dauern Entscheidungen <strong>in</strong> der EKHN<br />
manchmal etwas länger. Aber gerade <strong>in</strong><br />
schwieriger werdenden Zeiten ist e<strong>in</strong>e breite<br />
gegenseitige Verständigung <strong>und</strong> Klärung e<strong>in</strong><br />
hohes Gut. Beteiligung ist nun e<strong>in</strong>mal aufwändig,<br />
<strong>und</strong> die evangelischen Christ<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Christen<br />
<strong>in</strong> der EKHN wollen das so. Protestanten eben.<br />
11
Gestärkt <strong>in</strong>s nächste Jahrtausend<br />
Zur f<strong>in</strong>anziellen Lage der <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> (EKHN)<br />
Die <strong>Kirche</strong> ist e<strong>in</strong>e Solidargeme<strong>in</strong>schaft. Sie trägt gesellschaftliche Verantwortung.<br />
Mit ihren Ressourcen muss sie sorgfältig umgehen <strong>und</strong> flexibel<br />
auf Veränderungen reagieren. Gleichzeitig darf sie aber ihre Identität<br />
nicht aufgeben. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die gegenwärtige Haushaltslage<br />
macht deutlich, wie sich die EKHN den neuen Herausforderungen stellt.<br />
Gottesdienst<br />
<strong>und</strong><br />
Verkündigung<br />
Seelsorge<br />
<strong>und</strong><br />
Beratung<br />
Personalförderung<br />
<strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />
Haupte<strong>in</strong>nahmequelle der EKHN ist<br />
die <strong>Kirche</strong>nsteuer. Sie bildet fast<br />
90 Prozent des Haushaltsvolumens.<br />
1994 betrug sie noch 794 Millionen DM,<br />
<strong>2000</strong> waren es 783,5 Millionen DM.<br />
Gründe für den <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igten Rückgang<br />
um knapp 10 Prozent waren die Veränderungen<br />
im Steuerrecht, die volkswirtschaftliche <strong>und</strong> die<br />
demografische Entwicklung sowie die <strong>Kirche</strong>naustritte.<br />
Die EKHN ist ke<strong>in</strong>e arme <strong>Kirche</strong>. Sie hat Rücklagen,<br />
auf die sie vorerst zurückgreifen kann.<br />
Dennoch ist die EKHN e<strong>in</strong>e typische »Nonprofit-<br />
Organisation«: Ihre E<strong>in</strong>nahmen dienen ausschließlich<br />
zur F<strong>in</strong>anzierung ihrer Aufgaben <strong>und</strong><br />
nicht dazu, neue <strong>und</strong> möglichst höhere E<strong>in</strong>nahmen<br />
(etwa durch Investitionen) zu erzielen.<br />
Das unterscheidet sie von der Privatwirtschaft.<br />
Bildung<br />
<strong>und</strong><br />
Erziehung<br />
Die neue Struktur:<br />
fünf Handlungsfelder <strong>und</strong> zwei<br />
zentrale E<strong>in</strong>richtungen<br />
Gesellschaft<br />
<strong>und</strong><br />
Diakonie<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Mission<br />
<strong>und</strong><br />
Ökumene<br />
Auf die veränderte F<strong>in</strong>anz-Situation durch<br />
zurückgehende <strong>Kirche</strong>nsteuere<strong>in</strong>nahmen<br />
reagierte die EKHN 1995 mit e<strong>in</strong>em ersten<br />
Kürzungsprogramm. Bei e<strong>in</strong>er Personalkostenquote<br />
von gut 70 Prozent können allerd<strong>in</strong>gs<br />
Kürzungen im Sachkostenbereich nur begrenzte<br />
E<strong>in</strong>sparungen erbr<strong>in</strong>gen. Deshalb stieß die<br />
EKHN bald auf die dr<strong>in</strong>gende Frage, wo <strong>und</strong> wie<br />
weiter gespart werden kann. Gilt es sich von<br />
ganzen Aufgabenfeldern zu verabschieden?<br />
S<strong>in</strong>d Kürzungen vertretbar? Müssen nicht eher<br />
bestimmte Kernaufgaben der <strong>Kirche</strong>, die bereits<br />
gut funktionieren, durch zusätzliche Mittel noch<br />
verstärkt werden? Auf welche traditionellen<br />
Dienste können die Mitglieder der <strong>Kirche</strong> verzichten?<br />
Welcher E<strong>in</strong>schnitt demotiviert die<br />
ehrenamtlichen <strong>und</strong> hauptamtlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter am wenigsten?<br />
Prioritätensetzung – Ressourcen-Konzentration<br />
Diese Überlegungen führten 1996 zu e<strong>in</strong>er<br />
detaillierten Prüfung sämtlicher Aufgaben <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>richtungen der EKHN. Nach über e<strong>in</strong>em Jahr<br />
<strong>in</strong>tensiver Arbeit entschieden <strong>Kirche</strong>nleitung<br />
<strong>und</strong> Synode im Herbst 1997, Prioritäten zu setzen<br />
<strong>und</strong> die vorhandenen Ressourcen zu konzentrieren.<br />
E<strong>in</strong>en Spielraum zur weiteren Reduzierung<br />
der Personalkosten gab es kaum. Deshalb wurden<br />
e<strong>in</strong>zelne E<strong>in</strong>richtungen zusammengelegt oder<br />
geschlossen, Budget- <strong>und</strong> Personalstellen-<br />
Restriktionen beschlossen <strong>und</strong> die Zahl der neu<br />
e<strong>in</strong>zustellenden Pfarrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pfarrer drastisch<br />
reduziert.<br />
Alle Entscheidungen zusammengerechnet wird<br />
ab dem Jahr 20<strong>01</strong> e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sparvolumen gegenüber<br />
1997 von jährlich bis zu 40 Millionen DM erreicht<br />
se<strong>in</strong>. Es besteht die berechtigte Hoffnung, unabhängig<br />
von der Entwicklung der <strong>Kirche</strong>nsteuer<br />
Reserven bilden zu können, mit denen leistungsfähige<br />
(bestehende oder neue) Tätigkeitsfelder<br />
sogar noch gestärkt werden können. Von den<br />
12
800<br />
Mio. DM<br />
797,9<br />
783,5<br />
750<br />
700<br />
650<br />
Die E<strong>in</strong>nahmen der EKHN aus der <strong>Kirche</strong>nsteuer s<strong>in</strong>d seit 1993<br />
relativ konstant. Die Auswirkungen der Steuerreformen 1996 <strong>und</strong><br />
1999/<strong>2000</strong> sowie der s<strong>in</strong>kenden Mitgliederzahlen werden bisher<br />
weitgehend von der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung im Gebiet<br />
der EKHN – <strong>in</strong>sbesondere im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet – kompensiert.<br />
Die E<strong>in</strong>nahmesituation der meisten anderen evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />
<strong>in</strong> Deutschland stellt sich anders dar. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für die<br />
<strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>esländern, zu deren Gunsten schon seit<br />
1991 e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzausgleich erfolgt. Diese Unterstützungszahlungen<br />
betragen seit 1996 jährlich 300 Millionen Mark, von denen die EKHN<br />
entsprechend ihrer relativen F<strong>in</strong>anzkraft e<strong>in</strong>en Anteil von knapp<br />
12 Prozent trägt.<br />
Bis 2005 ist als Folge der Steuerreform 20<strong>01</strong> bis 2005 e<strong>in</strong>e Schwächung<br />
der <strong>Kirche</strong>nsteuere<strong>in</strong>nahmen zu erwarten, auch wenn der Gesetzgeber<br />
die Auswirkungen auf die <strong>Kirche</strong>n begrenzt hat.<br />
600<br />
550<br />
1990<br />
593,1<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
<strong>2000</strong><br />
Maßnahmen verspricht sich die EKHN sowohl<br />
die Fokussierung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation der Inhalte<br />
als auch e<strong>in</strong>e höhere Wirtschaftlichkeit.<br />
Fünf Geschäftsfelder<br />
Sämtliche Aufgaben <strong>und</strong> Institutionen der EKHN<br />
wurden <strong>in</strong> fünf »Handlungsfeldern« gebündelt:<br />
■ Gottesdienst <strong>und</strong> Verkündigung<br />
■ Seelsorge <strong>und</strong> Beratung<br />
■ Bildung <strong>und</strong> Erziehung<br />
■ Gesellschaft <strong>und</strong> Diakonie<br />
■ Mission <strong>und</strong> Ökumene.<br />
Die zentralen E<strong>in</strong>richtungen Personalförderung<br />
<strong>und</strong> Organisationsentwicklung sowie Öffentlichkeitsarbeit<br />
unterstützen diese Geschäftsfelder<br />
der EKHN. Viele bislang regional verstreute <strong>und</strong><br />
teilweise parallel wirkende E<strong>in</strong>richtungen der<br />
Landeskirche mit e<strong>in</strong>em Haushaltvolumen von<br />
r<strong>und</strong> 180 Millionen DM <strong>und</strong> über 200 Personalstellen<br />
werden künftig entsprechend zusammengefasst.<br />
Die mittlere Ebene, das s<strong>in</strong>d Regionen<br />
von durchschnittlich etwa 20 <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den,<br />
erhält zudem zahlreiche Kompetenzen, die bisher<br />
bei der zentralen Verwaltung oder der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de<br />
angesiedelt waren.<br />
plätzen neue Chancen <strong>in</strong> zukunftsfähigen<br />
kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen anbietet. Bis jetzt ist<br />
es auf diese Weise gelungen, betriebsbed<strong>in</strong>gte<br />
Kündigungen zu vermeiden. 1999 <strong>und</strong> <strong>2000</strong> vermittelte<br />
die Stellenbörse jeweils über 50 Arbeitsplätze.<br />
Die Umsetzung der 1997 getroffenen Entscheidungen<br />
ist noch im Gange. In Teilbereichen wird<br />
dieser Prozess voraussichtlich bis zu fünf Jahren<br />
dauern. Der Zwang zum Sparen br<strong>in</strong>gt für die<br />
EKHN e<strong>in</strong>en wichtigen Lernprozess mit sich:<br />
Nach 50 Jahren kirchlichen Wachstums s<strong>in</strong>d<br />
Ressourcen-Konzentration <strong>und</strong> Prioritäten-<br />
Planung auch e<strong>in</strong>e – manchmal schmerzhafte –<br />
Bilanz der eigenen Chancen <strong>und</strong> Grenzen. Und<br />
sie s<strong>in</strong>d der Anstoß zu vielen ungewohnten<br />
Innovationen. Dazu gehören e<strong>in</strong> künftig noch<br />
konsequenteres Zugehen auf die Mitglieder <strong>und</strong><br />
ihre Bedürfnisse, kont<strong>in</strong>uierliche Motivation <strong>und</strong><br />
Fortbildung der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> die Erprobung e<strong>in</strong>er Kosten- <strong>und</strong> Leistungsrechnung.<br />
Kirchliches Handeln <strong>und</strong> Leben soll<br />
<strong>in</strong> Zukunft noch mehr als bisher abschätzbar,<br />
plausibel <strong>und</strong> transparent se<strong>in</strong>.<br />
Dr. Rudolf Kriszeleit,<br />
Leiter der F<strong>in</strong>anzabteilung<br />
<strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>nverwaltung<br />
Plausibel <strong>und</strong> transparent handeln<br />
Nicht alle Arbeitsplätze werden sich durch die<br />
Umstrukturierungen auf lange Sicht erhalten<br />
lassen. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Diakonischen Werk<br />
hat die EKHN deshalb e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne »Stellenbörse«<br />
errichtet, die seit Mitte 1998 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern auf e<strong>in</strong>zusparenden Arbeits-<br />
Dass e<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong>, die zielorientiert sparen kann,<br />
nicht gelähmt ist, sondern Handlungsfähigkeit<br />
zeigt, wird nun sichtbar: Neben der Stärkung<br />
des Bildungsbereiches durch die Gründung<br />
evangelischer Schulen werden neue förderungswürdige<br />
Projekte für 20<strong>01</strong> diskutiert.<br />
13
Das Diakonische Werk <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Mehr als große Worte<br />
Der Dienst am Nächsten gehört zum Christentum von Anfang<br />
an: die Krankenpflege, die Hilfe für Arme, die Seelsorge für<br />
Gescheiterte, der Beistand für Opfer von Ungerechtigkeit <strong>und</strong><br />
die Barmherzigkeit gegenüber Fremden <strong>und</strong> Außenseitern –<br />
dar<strong>in</strong> haben sich Christen von Jesus Christus selber <strong>in</strong>spirieren<br />
lassen.<br />
Über die Jahrh<strong>und</strong>erte s<strong>in</strong>d viele feste<br />
E<strong>in</strong>richtungen für Hilfsbedürftige entstanden.<br />
Vor über 150 Jahren – 1848 –<br />
regte der Hamburger Theologe Johann<br />
H<strong>in</strong>rich Wichern an, sie zusammenzufassen.<br />
Daraus ist allmählich das Diakonische<br />
Werk entstanden. Heute umfasst das Diakonische<br />
Werk der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
(EKD) mit den 24 Diakonischen Werken der EKD-<br />
Gliedkirchen 31.000 selbstständige E<strong>in</strong>richtungen,<br />
<strong>in</strong> denen r<strong>und</strong> 402.000 Frauen <strong>und</strong> Männer beschäftigt<br />
s<strong>in</strong>d, davon r<strong>und</strong> 17.000 <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong>. Dazu kommen knapp 7.000 diakonische<br />
Selbsthilfe- <strong>und</strong> Helfergruppen. In Deutschland<br />
bef<strong>in</strong>det sich jede zweite Wohnmöglichkeit für<br />
beh<strong>in</strong>derte Menschen, jede dritte Stelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Werkstatt für Beh<strong>in</strong>derte, jeder vierte K<strong>in</strong>dergartenplatz<br />
<strong>und</strong> jedes zehnte Krankenhaus<br />
<strong>in</strong> diakonischer Trägerschaft. Insgesamt 18.000<br />
arbeitslose Frauen <strong>und</strong> Männer erhalten <strong>in</strong><br />
600 E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e Beschäftigung <strong>und</strong> damit<br />
e<strong>in</strong>e neue Perspektive.<br />
Dafür tragen beim Diakonischen Werk <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> nicht zuletzt auch über 16.000<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
Sorge. Wichtige Dienste leisten zudem die 106<br />
Diakoniestationen im Gebiet der <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong>. Ihr Angebot umfasst<br />
die gesamte Palette der ambulanten <strong>und</strong><br />
mobilen Pflegedienste: Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Behandlungspflege,<br />
Haus- <strong>und</strong> Familienpflege sowie hauswirtschaftliche<br />
Versorgung. Hilfsbedürftigen<br />
Menschen stehen professionelle Pflegekräfte als<br />
fachk<strong>und</strong>ige Ansprechpartner <strong>in</strong> der Nähe ihrer<br />
Wohnung zur Verfügung. Dazu arbeiten die 106<br />
Diakoniestationen nicht nur mit den <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
vor Ort, sondern auch mit Krankenhäusern,<br />
Pflegeheimen, Ärzten <strong>und</strong> Therapeuten<br />
eng zusammen. Die bewährte kirchliche Tradition<br />
der »Geme<strong>in</strong>deschwestern« verb<strong>in</strong>den sie mit<br />
den neuen wettbewerbsorientierten <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />
Anforderungen des heute hart<br />
umkämpften Pflegemarktes. E<strong>in</strong> Konzept zur<br />
Modernisierung der Diakoniestationen trägt<br />
diesen neuen Herausforderungen Rechnung.<br />
Neuanfang durch Reformen<br />
Nachdem das Diakonische Werk <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong> Mitte 1999 negativ <strong>in</strong> die Schlagzeilen<br />
geraten war, weil Tochterfirmen <strong>in</strong> wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten geraten waren, begann<br />
Ende des Jahres e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legender Reformprozess.<br />
Bereits im Dezember 1999 bestätigte die<br />
Synode der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong> mit überwältigender Mehrheit e<strong>in</strong>e neue<br />
Satzung, welche die Mitgliederversammlung des<br />
Diakonischen Werks <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> mit<br />
Zweidrittelmehrheit verabschiedet hatte. Neu<br />
geregelt werden unter anderem die Aufgaben des<br />
Vorstandes. Sie werden <strong>in</strong> Zukunft von hauptamtlichen<br />
Vorstandsmitgliedern wahrgenommen,<br />
während der »Hauptausschuss« den Vorstand<br />
kontrolliert. Beide Organe s<strong>in</strong>d klarer als bisher<br />
vone<strong>in</strong>ander getrennt. Zudem kann e<strong>in</strong>e Person<br />
nicht mehr zwei Organen unterschiedlicher<br />
Aufgabenbereiche angehören. Insgesamt g<strong>in</strong>g<br />
das Diakonische Werk damit e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Schritt <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Neuordnung, die e<strong>in</strong>en<br />
noch effektiveren Dienst an den Menschen er-<br />
14
Leitl<strong>in</strong>ien der Diakonie<br />
■ Wir orientieren uns am Handeln der Bibel<br />
■ Wir achten die Würde jedes Menschen<br />
■ Wir leisten Hilfe <strong>und</strong> verschaffen Gehör<br />
■ Wir s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>er lebendigen Tradition<br />
<strong>in</strong>novativ<br />
■ Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Dienstgeme<strong>in</strong>schaft<br />
von Frauen <strong>und</strong> Männern im Haupt- <strong>und</strong><br />
Ehrenamt<br />
■ Wir s<strong>in</strong>d dort, wo uns Menschen brauchen<br />
■ Wir s<strong>in</strong>d <strong>Kirche</strong><br />
■ Wir setzen uns e<strong>in</strong> für das Leben <strong>in</strong> der<br />
»E<strong>in</strong>en Welt«<br />
15
D A S D I A K O N I S C H E W E R K<br />
Haushalt <strong>2000</strong><br />
TDM<br />
E<strong>in</strong>nahmen<br />
Zuschüsse von öffentlichen Gebern 42.231<br />
Mittel der EKHN (Gesamtkirche <strong>und</strong> Dekanate) 23.432<br />
Beiträge, Spenden, Bußgelder 3.108<br />
Sonstige (Z<strong>in</strong>sen, Mieten, Pacht u.a.) 5.070<br />
Gesamtvolumen 73.841<br />
Ausgaben<br />
TDM<br />
Personalkosten 55.453<br />
Betriebskosten 11.124<br />
E<strong>in</strong>zelfallhilfen, Zuschüsse an Vere<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> Projekte 6.149<br />
Fortbildung, Supervision 755<br />
Statistik<br />
Anzahl<br />
E<strong>in</strong>richtungen 299<br />
Plätze 21.281<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen, zirka 17.000<br />
Arbeitsfelder<br />
Krankenhilfe<br />
Anzahl<br />
Krankenhäuser 20<br />
Betten 3.431<br />
Jugendhilfe<br />
Stationäre E<strong>in</strong>richtungen 31<br />
Plätze 1.164<br />
Tagese<strong>in</strong>richtungen 18<br />
Plätze 760<br />
Familienhilfe<br />
Stationäre E<strong>in</strong>richtungen 22<br />
Plätze 1.242<br />
Tagese<strong>in</strong>richtung 1<br />
Beratungsstellen 8<br />
Altenhilfe<br />
Stationäre E<strong>in</strong>richtungen 94<br />
Plätze 8.614<br />
Tagese<strong>in</strong>richtungen 8<br />
Plätze 125<br />
Beh<strong>in</strong>dertenhilfe<br />
Stationäre E<strong>in</strong>richtungen 25<br />
Plätze 2.<strong>01</strong>9<br />
Tagese<strong>in</strong>richtungen 14<br />
Beratungsstellen 2<br />
E<strong>in</strong>zelfallhilfe <strong>in</strong> besonderen Schwierigkeiten<br />
Stationäre E<strong>in</strong>richtungen 16<br />
Plätze 487<br />
Tagese<strong>in</strong>richtungen 5<br />
Plätze 22<br />
Beratungsstellen 3<br />
Sonstige E<strong>in</strong>richtungen 16<br />
Plätze 583<br />
Das Diakonische Werk gibt als e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
eigenen Geschäftsbericht heraus, den Sie jederzeit anfordern<br />
können. Die Adresse f<strong>in</strong>den Sie rechts.<br />
möglicht. Neuer Vorstandsvorsitzender wurde<br />
Pfarrer Dr. Wolfgang Gern. Für Personal, Organisation<br />
<strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzen im Vorstand verantwortlich ist<br />
Diplom-Sozialökonom Klaus Neufert. Rechtsanwalt<br />
Bernd Schlüter ist juristisches Vorstandsmitglied.<br />
Im Juni <strong>2000</strong> setzte der Vorstand e<strong>in</strong>e Neustrukturierung<br />
der Geschäftsstelle <strong>in</strong> Frankfurt<br />
<strong>in</strong> Gang. Sie trat zum 1. Oktober <strong>2000</strong> <strong>in</strong> Kraft<br />
<strong>und</strong> sieht zwei Stabsstellen (Recht <strong>und</strong> Controll<strong>in</strong>g)<br />
<strong>und</strong> sieben Bereiche vor.<br />
Mit der angestrebten Novellierung des Diakoniegesetzes<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong> soll zudem die »Verantwortungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Diakonie« gestärkt werden, zu der die<br />
Diakoniestationen <strong>und</strong> die zahlreichen Ehrenamtlichen<br />
<strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> gleicher Weise<br />
gehören wie die 19 regionalen Diakonischen<br />
Werke sowie die großen <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en Mitglieder<br />
im Diakonischen Werk <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong>.<br />
Unter der Losung »Stark se<strong>in</strong> für andere« setzt<br />
sich das Diakonische Werk auch weiterh<strong>in</strong> für<br />
e<strong>in</strong>e sozial gerechte Gesellschaft <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e verlässliche<br />
<strong>und</strong> humane Sozialpolitik e<strong>in</strong>. Das<br />
Kronenkreuz-Logo der Diakonie ist Symbol <strong>und</strong><br />
Programm zugleich. Es signalisiert Halt <strong>und</strong><br />
Sicherheit für Menschen, die Hilfe benötigen.<br />
Und das nicht nur im eigenen Land. Denn die<br />
ganze Menschheit ist e<strong>in</strong>e Schicksalsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
<strong>und</strong> das Diakonische Werk steht mit vielfältigen<br />
Projekten somit auch für weltweite Hilfe.<br />
Damit Leben gel<strong>in</strong>gt<br />
Die Maxime »Pflegen, begleiten <strong>und</strong> beraten mit<br />
diakonischem Anspruch« prägte das »Leitbild<br />
Diakonie«, welches das Diakonische Werk im<br />
Jahre 1997 anlässlich des 150. Diakonie-Jubiläums<br />
entwickelte. Das Motto »Damit Leben gel<strong>in</strong>gt«<br />
bildet die Basis für die folgenden acht Gr<strong>und</strong>positionen<br />
diakonischer Dienste. Die Geschichte<br />
der Diakonie <strong>und</strong> die tägliche praktische Arbeit<br />
belegen, dass dies mehr als große Worte s<strong>in</strong>d.<br />
Seit Mai <strong>2000</strong> ist<br />
Pfarrer Dr. Wolfgang Gern<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
des Diakonischen Werks.<br />
Se<strong>in</strong>e Aufgabe ist es,<br />
das Diakonische Werk<br />
<strong>in</strong> der neuen Struktur zu<br />
konsolidieren.<br />
Diakonisches Werk<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> e.V.<br />
Ederstraße 12<br />
60486 Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />
Telefon (069) 7947-0<br />
Telefax (069) 7947-310<br />
E-Mail kontakt@dwhn.de<br />
Internet www.dwhn.de<br />
16
<strong>Kirche</strong> im Alltag
B E S U C H S D I E N S T K R E I S E<br />
E<strong>in</strong> traditionell wichtiges Arbeitsfeld der Geme<strong>in</strong>den ist der<br />
Besuchsdienst. Nicht nur Pfarrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pfarrer sondern auch<br />
viele Ehrenamtliche engagieren sich hier. Sie besuchen Kranke,<br />
zu pflegende Menschen <strong>und</strong> Senioren <strong>in</strong>sbesondere an ihren<br />
Geburtstagen. Sie leisten damit auch e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag im<br />
sozialen Gefüge der Kommune. Viele Geme<strong>in</strong>den möchten auch<br />
neu Zugezogene gerne willkommen heißen. Allerd<strong>in</strong>gs bekommen<br />
sie diese Information aufgr<strong>und</strong> der schleppenden Zusammenarbeit<br />
mit den Meldebehörden meist erst nach etlichen Monaten.<br />
Statistik 1999<br />
Anzahl<br />
Ehrenamtliche <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de gesamt 61.384<br />
Besuchsdienstkreise 547<br />
Mitglieder 4.387<br />
Rausgehen<br />
E<strong>in</strong> Besuchsdienstkreis im Taunus<br />
Hannelore Barchewitz kl<strong>in</strong>gelt häufig<br />
an fremden Türen. Meistens an<br />
solchen, h<strong>in</strong>ter denen jemand wohnt,<br />
der vor kurzem nach Hofheim-<br />
Langenha<strong>in</strong> gezogen ist oder e<strong>in</strong>en<br />
hohen Geburtstag feiert. Die 52-Jährige ist e<strong>in</strong>e<br />
der Leiter<strong>in</strong>nen des Besuchsdienstkreises der<br />
evangelischen <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> dem 3.000<br />
E<strong>in</strong>wohner zählenden Taunusort.<br />
Anlässlich des 250. Geburtstages der<br />
Dorfkirche zum Millennium überreichten die<br />
engagierten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
den Besuchten e<strong>in</strong>e Jubiläumsschrift <strong>und</strong> befragten<br />
sie nach ihrem Verhältnis zur <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de,<br />
die dadurch schnell zu e<strong>in</strong>em beliebten<br />
Gesprächsthema im Dorf wurde: E<strong>in</strong><br />
Startschuss für die Geme<strong>in</strong>de, noch stärker auf<br />
die Menschen zuzugehen.<br />
Verglichen mit ihrer achtjährigen Besuchsdienst-Erfahrung<br />
hätten die »Jubiläums-Visiten«<br />
e<strong>in</strong> anderes Gewicht, sagt Hannelore Barchewitz.<br />
Zum e<strong>in</strong>en würde der Fragebogen e<strong>in</strong>en idealen<br />
Leitfaden für Gespräche r<strong>und</strong> um das Thema<br />
Geme<strong>in</strong>deleben bieten, zum anderen reagierten<br />
die Menschen im Dorf sehr unterschiedlich. Es<br />
sei vorgekommen, dass sich die Gard<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>ter<br />
dem Fenster bewegt, aber niemand die Tür geöffnet<br />
habe, berichtet Barchewitz. Und ergänzt<br />
im gleichen Atemzug: »Bei der nächsten Adresse<br />
kam es dagegen zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven Gespräch«<br />
– neue Erfahrungen für die engagierte Ehrenamtliche,<br />
die bei den sonst üblichen Besuchen<br />
noch niemals vor verschlossener Tür stehen<br />
musste. Bei den neu Zugezogenen, räumt sie e<strong>in</strong>,<br />
komme es allerd<strong>in</strong>gs schon mal vor, dass sie bei<br />
ihrem überraschenden Besuch nicht <strong>in</strong>s Haus<br />
gebeten werde. »Dann belasse ich es bei e<strong>in</strong>er<br />
kurzen Begrüßung <strong>und</strong> überreiche den Geme<strong>in</strong>debrief<br />
an der Tür.«<br />
Zu denen, die Barchewitz aufsucht, gehören<br />
seit Jahren alte wie junge Menschen.<br />
Senior<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Senioren ab 70 Jahren besuchen<br />
die Langenha<strong>in</strong>er an jedem Geburtstag. Vor allem<br />
die E<strong>in</strong>wohner des alten Ortskerns erwarten das.<br />
Aber auch junge Eltern, deren K<strong>in</strong>der frisch getauft<br />
s<strong>in</strong>d, können sicher mit e<strong>in</strong>em Besuch<br />
rechnen. »Die Menschen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bezirk kennen<br />
18
mich schon«, sagt die Mutter von drei K<strong>in</strong>dern.<br />
Bei manchen sitzt sie dann an der Kaffeetafel<br />
<strong>und</strong> feiert mit im Kreis von Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en.<br />
Andere s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> freuen sich besonders<br />
über den Gast von der <strong>Kirche</strong>. »Ich unterhalte<br />
mich immer gut mit den Leuten von der <strong>Kirche</strong>,<br />
ganz besonders mit Frau Barchewitz«, sagt Alice<br />
Dienstbach. Die 73-Jährige <strong>und</strong> ihr Mann Fred<br />
stehen seit e<strong>in</strong>igen Jahren auf der Besuchsliste<br />
der Geme<strong>in</strong>de <strong>und</strong> freuen sich immer, wenn es<br />
an der Haustür kl<strong>in</strong>gelt. Und Nannette Aporta,<br />
dreifache Mutter, f<strong>in</strong>det es schön, an die Tauftage<br />
der K<strong>in</strong>der er<strong>in</strong>nert zu werden. Im dritten Jahr<br />
nach der Taufe nämlich bekommen die K<strong>in</strong>der<br />
e<strong>in</strong>e Bibel mitgebracht. »Das fanden sie ganz toll,<br />
<strong>und</strong> Frau Barchewitz hat ihnen die Taufe auch<br />
noch mal gut erklärt«, betont die Mutter.<br />
Wichtig ist Hannelore Barchewitz jedoch,<br />
niemanden zu bedrängen. So fällt sie auch nicht<br />
mit der sprichwörtlichen Tür <strong>in</strong>s Haus, wenn es<br />
darum geht, über kirchliche Themen zu reden.<br />
Komme jemand von sich aus auf die <strong>Kirche</strong> zu<br />
sprechen, gehe sie gerne darauf e<strong>in</strong>, betont die<br />
Ehrenamtliche. »Aber ich möchte ke<strong>in</strong>esfalls<br />
verstecken, wofür ich stehe: Ich b<strong>in</strong> immer ganz<br />
klar e<strong>in</strong>e Besucher<strong>in</strong> von der <strong>Kirche</strong>.«<br />
»Als gebürtige Norddeutsche b<strong>in</strong> ich selbst<br />
zwar nicht übermäßig kontaktfreudig – aber ich<br />
unterhalte mich gerne <strong>und</strong> engagiere mich für<br />
e<strong>in</strong>e lebendige Geme<strong>in</strong>de. <strong>Kirche</strong> muss rausgehen«,<br />
sagt sie <strong>und</strong> nennt neben e<strong>in</strong>em »gewissen<br />
Maß an Pflichtbewusstse<strong>in</strong>« auch den<br />
Wunsch, ihren Pfarrer zu unterstützen, als<br />
Motivation für ihren E<strong>in</strong>satz. »Der leistet gute<br />
Arbeit«, sagt sie, »aber er kann durch die Vielzahl<br />
der Aufgaben <strong>und</strong> Ansprüche nur <strong>in</strong> besonderen<br />
Fällen Besuche machen.«<br />
Geme<strong>in</strong>depfarrer Sven-Joachim Haack<br />
möchte die Arbeit von Hannelore Barchewitz <strong>und</strong><br />
den anderen ehrenamtlichen Besuchern nicht<br />
mehr missen. Für ihn ist es e<strong>in</strong>e der zukunftsträchtigsten<br />
Entwicklungen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de,<br />
wenn es gel<strong>in</strong>gt, mit möglichst hoher Verlässlichkeit<br />
auf möglichst viele Menschen zuzugehen.<br />
»Mittelfristig«, hat er bemerkt, »wandelt sich das<br />
Bild von <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de, wenn nicht mehr nur<br />
die Pfarrer wahrgenommen werden, sondern die<br />
Geme<strong>in</strong>de viele Gesichter bekommt.« Die<br />
Erfahrung der vergangenen Jahre hätten zudem<br />
gezeigt, dass die Besuchten mit Nichttheologen<br />
häufig anderes reden können als mit dem<br />
Pfarrer. »Wenn jemand von den Besuchten dann<br />
geistliche Begleitung braucht, werde ich als Pfarrer<br />
zielgerichtet e<strong>in</strong>gesetzt«, erklärt Haack.<br />
Die Geme<strong>in</strong>de Langenha<strong>in</strong> im<br />
Taunus hat e<strong>in</strong>e Pfarrstelle <strong>und</strong><br />
etwa 1.450 Mitglieder.<br />
Sie liegt oberhalb von Hofheim<br />
auf der ersten Taunushöhe <strong>und</strong><br />
damit zwischen Land <strong>und</strong><br />
Ballungsgebiet. Im Jahr <strong>2000</strong><br />
feierte die Geme<strong>in</strong>de ihr<br />
250-jähriges Jubiläum.<br />
87 Geme<strong>in</strong>demitglieder waren<br />
über das Jahr mit – teils<br />
mehreren – wiederkehrenden<br />
Aufgaben betraut. Weitere<br />
57 Mitglieder stellten sich für<br />
E<strong>in</strong>zelprojekte zur Verfügung.<br />
Insgesamt wurden dabei<br />
15.603 St<strong>und</strong>en ehrenamtlicher<br />
Arbeit geleistet.<br />
E H R E N A M T L I C H E A R B E I T<br />
am Beispiel der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de Langenha<strong>in</strong> im Taunus<br />
Arbeitsstatistik <strong>2000</strong><br />
St<strong>und</strong>en<br />
Gottesdienst: Prädikanten, Lektoren, Anspieler,<br />
Küster (52 Aktive) 440<br />
Kopierdienst: Kopieren <strong>und</strong> Austragen der<br />
Gottesdiensttexte an Interessierte (e<strong>in</strong>e Aktive) 75<br />
K<strong>in</strong>dergottesdienst: Vorbereitung, Fortbildung,<br />
Durchführung (5 Aktive) 1.084<br />
K<strong>in</strong>derkirchentag: Vorbereitung, PR-Arbeit,<br />
Durchführung, Auswertung (10 Aktive) 237<br />
Ökumenischer Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dergottesdienst:<br />
Vorbereitung, PR-Arbeit, Durchführung,<br />
Auswertung (2 Aktive) 90<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik: Gottesdienstgestaltung,<br />
Gospelworkshop, Konzerte (16 Aktive) 2.020<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstand: Sitzungen, Tagung<br />
(12 Aktive) 600<br />
Ausschüsse des <strong>Kirche</strong>nvorstands: F<strong>in</strong>anzen,<br />
Bau, K<strong>in</strong>dertagesstätte, Fest,<br />
K<strong>in</strong>der-Jugend-Familie, Gottesdienst,<br />
Sozialstation, Visitation (42 Aktive) 380<br />
Verwaltungs- <strong>und</strong> Verfahrensrat: Entlastung<br />
von Verwaltungsarbeit (3 Aktive) 215<br />
Geme<strong>in</strong>debrief <strong>und</strong> Büro: <strong>Kirche</strong>nbücher,<br />
Post-Austragen, Geme<strong>in</strong>debrief-Redaktion<br />
(12 Aktive) 168<br />
Rat der Gruppenleiter/-<strong>in</strong>nen: Jahresplanung,<br />
Austausch, Beratung (11 Aktive) 90<br />
Jugendliche: E<strong>in</strong>e-Welt-Verkauf,<br />
Sammlungen Diakonisches Werk, Erntedank,<br />
Basar (14 Aktive) 3<strong>01</strong><br />
K<strong>in</strong>dertagesstätte: Feste, Renovierung,<br />
Ausflugsbegleitung u.a. (22 Aktive) 393<br />
Diakonischer Arbeitskreis: Besuchsdienst,<br />
Austeilen des Geme<strong>in</strong>debriefes (17 Aktive) 415<br />
Konfirmantenarbeit: Elternbesuche<br />
(12 Aktive) 100<br />
Mädchengruppe: Vorbereitung <strong>und</strong> Leitung<br />
der Gruppe (2 Aktive) 160<br />
K<strong>in</strong>derfreizeit: Vorbereitung <strong>und</strong><br />
Durchführung der e<strong>in</strong>wöchigen Freizeit<br />
(9 Aktive) 524<br />
Jugendfreizeit (4 Aktive) 240<br />
Luna-Lauf: Vorbereitung, PR-Arbeit,<br />
Durchführung 60<br />
Frauenhilfe: Vorbereitung, Leitung, Besuche,<br />
Kassenführung, Weltgebetstag,<br />
Ausflüge etc. (18 Aktive) 2.945<br />
Projekt »Spirituelles Leben wagen«:<br />
Leitung bei: Fastenaktion, Abende der Stille,<br />
Wegegruppe, E<strong>in</strong>kehrwochenenden (5 Aktive) 788<br />
Kräutergruppe: Kräuterwanderungen,<br />
Erhaltung des Kirchgartens,<br />
Ökologische Projekte (9 Aktive) 230<br />
Erzählcafé: Vorbereiten, Durchführen,<br />
Nachbereiten (2 Aktive) 40<br />
<strong>Kirche</strong>nputztag: Gr<strong>und</strong>re<strong>in</strong>igung der<br />
Geme<strong>in</strong>degebäude <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> außen<br />
(21 Aktive) 222<br />
Geme<strong>in</strong>defest: Vorbereitung, PR-Arbeit,<br />
Durchführung (25 Aktive) 479<br />
Basar: E<strong>in</strong>kauf, Aufbau, Verkauf, Essen,<br />
Abbau, Spülen etc. (25 Aktive) 351<br />
Weihnachtsmarkt: E<strong>in</strong>kauf, Aufbau,<br />
Stand, Abbau (6 Aktive) 48<br />
Jubiläumsschrift <strong>und</strong> Chronik: Konzept,<br />
Recherche, Texte <strong>und</strong> Bilder, etc.<br />
(5 Aktive) 664<br />
Gestaltung der Schaukästen (e<strong>in</strong> Aktiver) 75<br />
Besuchsaktion: e<strong>in</strong>malige Aktion zum<br />
250-jährigen Jubiläum – alle Mitglieder<br />
wurden besucht (49 Aktive) 1.027<br />
Theaterstück: Recherche <strong>und</strong> Aufarbeitung<br />
der Dorfgeschichte, Proben, Aufführungen<br />
(45 Aktive) 1.142<br />
Summe<br />
ehrenamtlich geleisteter St<strong>und</strong>en 15.603<br />
19
Gert Silber-Bonz <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Frau tun<br />
was. Sie <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de,<br />
er – unter anderem – im Verband<br />
evangelischer Unternehmer<strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
der Politik. Das mit der Politik kam<br />
so: Das Ehepaar hatte ordentlich über die<br />
Parteien geschimpft, weil die »so e<strong>in</strong>en Quatsch<br />
machten« <strong>in</strong> Bonn. Aber »schimpfen macht<br />
nichts besser, durch Abseitsstehen bewirkt man<br />
gar nichts.« Also s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong>gestiegen bei der<br />
CDU, 1967. Und es passierte etwas, was Gert<br />
Silber-Bonz heute noch fasz<strong>in</strong>iert: Er lernte dazu.<br />
Er lernte, sich auf die Gedankenwelten der<br />
anderen e<strong>in</strong>zustellen. Und kam dah<strong>in</strong>ter, warum<br />
die »so« argumentierten. Damals war Gert<br />
Silber-Bonz schon lange Vorstandsvorsitzender<br />
der Pirelli Deutschland AG. Er war maßgeblich<br />
daran beteiligt, dass die Reifenfabrik im Odenwald<br />
heute die größte europäische Fertigungsstätte<br />
der Pirelli-Gruppe ist. Heute ist er über<br />
70 Jahre alt, im Ruhestand höchst aktiv <strong>und</strong><br />
der Austausch über Gedankenwelten ist ihm e<strong>in</strong><br />
Bedürfnis geblieben.<br />
»Diese Gesellschaft«, sagt Gert Silber-Bonz,<br />
»leidet daran, dass sich zu wenige Menschen<br />
engagieren. Ich seh’ das so: Uns geht’s gut,<br />
also müssen wir was tun.«<br />
Kapitales Vertrauen<br />
E<strong>in</strong> Arbeitgeber im Odenwald<br />
gefallen, dass er Verständnis hatte dafür, dass<br />
Pfarrer bei Betriebsschließungen e<strong>in</strong>bezogen<br />
wurden.« Dialogfähigkeit sei die besondere<br />
Stärke von Silber-Bonz. Der sagt: »Wenn man<br />
sich nur zwei- bis dreimal im Jahr für e<strong>in</strong>ige<br />
St<strong>und</strong>en trifft, e<strong>in</strong> Thema diskutiert, sei es<br />
Rüstung, Gentechnik oder Arbeitslosigkeit,<br />
<strong>und</strong> das über 20 Jahre lang, da entsteht e<strong>in</strong><br />
Vertrauenskapital. Man versteht, welche Sorgen<br />
den anderen plagen.«<br />
Als 1995 bei Pirelli Deutschland die Sieben-Tage-<br />
Woche e<strong>in</strong>geführt wurde, war er es, der se<strong>in</strong>en<br />
kirchlichen Gesprächspartnern die H<strong>in</strong>tergründe<br />
vermittelte. Indem schließlich auch<br />
Betriebsrat <strong>und</strong> Gewerkschafter im Odenwald<br />
der Sonntagsarbeit zustimmten, signalisierten<br />
sie der Konzernzentrale <strong>in</strong> Mailand: Der Standort<br />
Deutschland ist nicht so teuer, wie ihr glaubt.<br />
Und tatsächlich <strong>in</strong>vestierte Pirelli <strong>in</strong> der Folge<br />
<strong>in</strong> neue Technologien <strong>in</strong> deutschen Werken <strong>und</strong><br />
es entstanden etwa 300 neue Arbeitsplätze.<br />
Die <strong>Kirche</strong>n konnten die Sonntagsarbeit natürlich<br />
nicht gutheißen. Aber, so erzählt Silber-<br />
Bonz nicht ohne Stolz, der katholische Bischof<br />
Lehmann habe damals darauf verzichtet, ihm<br />
e<strong>in</strong>en Protestbrief zu schicken – so gut kannte<br />
man e<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> so sicher konnte Lehmann<br />
se<strong>in</strong>, dass es sich nicht um unüberlegte Willkür<br />
handelte.<br />
<strong>Kirche</strong> ist wichtig für Gert Silber-Bonz – als<br />
Glaubens-Vermittler<strong>in</strong>, als Heimat für die<br />
Gläubigen <strong>und</strong> als moralische Instanz. Deswegen<br />
stellt er se<strong>in</strong>e Erfahrung zur Verfügung,<br />
unter anderem dem F<strong>in</strong>anzausschuss des<br />
Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>ntags. Dessen<br />
Präsidium gehörte er von 1993 bis 1997 an.<br />
Als se<strong>in</strong>erzeit gegen die Startbahn-West<br />
protestiert wurde <strong>und</strong> gegen die Schließung der<br />
Adlerwerke, bezog auch die <strong>Kirche</strong> Stellung.<br />
Silber-Bonz befand: »Wir müssen mehr <strong>in</strong>s<br />
Gespräch kommen.« Zunächst beteiligte er sich<br />
am überkonfessionellen »Arbeitskreis <strong>Kirche</strong><br />
<strong>und</strong> Wirtschaft«. Bischöfe beider Konfessionen<br />
mit Mitarbeitern, katholische <strong>und</strong> evangelische<br />
Unternehmer tauschten sich dort aus. Helmut<br />
Spengler, von 1985 bis 1993 <strong>Kirche</strong>npräsident<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong>,<br />
er<strong>in</strong>nert sich an Silber-Bonz als e<strong>in</strong>en fairen,<br />
<strong>in</strong>formierten Gesprächspartner. »Es hat mir<br />
Von 1988 bis März 20<strong>01</strong> war Silber-Bonz Sprecher<br />
des Arbeitskreises <strong>Evangelische</strong>r Unternehmer<br />
im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet. Er organisiert Vorträge<br />
<strong>und</strong> Diskussionen. Und er ermöglicht Vikaren<br />
<strong>und</strong> Theologen, durch Betriebspraktika E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> Unternehmen zu bekommen. Er möchte,<br />
dass die Gedankenwelten sich begegnen.<br />
»Rationalisierung ist für e<strong>in</strong>en Pfarrer e<strong>in</strong> Reizwort.<br />
Da haben Unternehmer e<strong>in</strong>e andere Denke.<br />
Wir streben nach Verbesserung«, sagt er. Bloß<br />
heißt das für ihn nicht, den Kuchen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere<br />
Stückchen zu zerteilen, sondern ihn größer zu<br />
machen, damit mehr Leute e<strong>in</strong> gleich großes<br />
Stück davon bekommen. Das ist eben die andere<br />
20
Denke. Die Klarheit, mit der Silber-Bonz unternehmerische<br />
Standpunkte vertritt, machten ihn<br />
als Gesprächspartner für Hans-Mart<strong>in</strong> Heusel,<br />
der bis 1993 das Amt des stellvertretenden<br />
<strong>Kirche</strong>npräsidenten <strong>in</strong>nehatte, »besonders<br />
reizvoll«. Silber-Bonz habe wirtschaftsethische<br />
Diskussionen versachlicht <strong>und</strong> vertieft, sagt er,<br />
<strong>und</strong> deren Anliegen »übersetzt <strong>in</strong> das alltägliche<br />
Handeln e<strong>in</strong>es Betriebs«.<br />
Gert Silber-Bonz f<strong>in</strong>det, der menschliche Geist<br />
werde noch viel zu wenig genutzt. »Der liebe<br />
Gott hat das gut gemacht mit den Menschen,<br />
dass sie immer wieder was dazulernen können.«<br />
21
<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Wirtschaft im Dialog<br />
Der Arbeitskreis<br />
<strong>Evangelische</strong>r Unternehmer<br />
<strong>in</strong> Deutschland e.V.<br />
Repräsentanten des Arbeitskreises<br />
<strong>Evangelische</strong>r Unternehmer <strong>in</strong> Deutschland e.V. (AEU)<br />
aus <strong>Hessen</strong>-<strong>Nassau</strong>:<br />
Vorstandsvorsitzender:<br />
■ Michael Freiherr Truchseß,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank AG<br />
Mitglied im Vorstand:<br />
■ Hans Hermann Reschke,<br />
Mitglied des Gesellschafterausschusses des Bankhauses<br />
B. Metzler seel. Sohn & Co., Frankfurt<br />
Mitglieder im Kuratorium:<br />
■ Carl-Ludwig von Boehm-Bez<strong>in</strong>g,<br />
Mitglied im Vorstand der Deutsche Bank AG<br />
■ Dr. Peter Gloyste<strong>in</strong>,<br />
Sprecher des Vorstandes der BHF-Bank AG,<br />
■ Dr. Joachim von Harbou,<br />
Mitglied im Vorstand der Dresdner Bank AG,<br />
■ Andreas de Maizière,<br />
Mitglied im Vorstand der Commerzbank AG,<br />
■ Dr. Gerhard Prante,<br />
Aventis S.A.<br />
Leiter der regionalen Arbeitsgruppe im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet:<br />
■ Thomas De<strong>in</strong><strong>in</strong>ger,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der De<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
Unternehmensberatung GmbH, Frankfurt<br />
Leiter der regionalen Arbeitsgruppe im Bereich Ma<strong>in</strong>z-<br />
Wiesbaden:<br />
■ Dr. Peter C. Freiherr von Harder, Wiesbaden<br />
Geschäftsführung:<br />
Stephan Kl<strong>in</strong>ghardt<br />
Klauprechtstraße 2<br />
76137 Karlsruhe<br />
Telefon (0721) 812835<br />
Telefax (0721) 826023<br />
A E U<br />
E<strong>in</strong> Vikar macht e<strong>in</strong> Praktikum bei der Firma Merck <strong>in</strong> Darmstadt.<br />
Kirchliche Führungskräfte, zum Beispiel Dekane, pflegen Partnerschaften<br />
mit Führungskräften aus der Wirtschaft. E<strong>in</strong>e Gruppe von<br />
Pfarrern besucht den Softwarebetrieb Danet GmbH <strong>in</strong> Weiterstadt.<br />
Das alles geht zurück auf Initiativen des Arbeitskreises <strong>Evangelische</strong>r<br />
Unternehmer <strong>in</strong> Deutschland e.V. (AEU). Im AEU haben sich Menschen<br />
zusammengeschlossen, die als Unternehmer oder Führungskräfte <strong>in</strong> der<br />
Wirtschaft tätig s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich als evangelische Christen verstehen.<br />
In den Leitl<strong>in</strong>ien des AEU heißt es: »Wir wollen unserer <strong>Kirche</strong> den Zugang zu<br />
Unternehmern erleichtern, wirtschaftliche Zusammenhänge erläutern <strong>und</strong> auch<br />
Verständnis für unternehmerische Entscheidungen wecken.«<br />
Austausch zwischen Wirtschaft <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong><br />
Der Arbeitskreis wurde 1966 gegründet, als <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Kirche</strong> Vorbehalte<br />
gegenüber den Unternehmern an der Tagesordnung waren. Die Unternehmer<br />
wollten die <strong>in</strong>terne Me<strong>in</strong>ungsbildung nicht alle<strong>in</strong> den kirchlichen Arbeitnehmer-<br />
Gruppen oder der landeskirchlichen Industrie- <strong>und</strong> Sozialarbeit überlassen.<br />
Seither hat der AEU konsequent Gelegenheiten zum Austausch<br />
geschaffen – mit Veranstaltungen, Tagungen <strong>und</strong> H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>gesprächen. Der<br />
AEU bemüht sich jetzt auch um den Transfer unternehmerischen Know-hows <strong>in</strong><br />
die <strong>Kirche</strong>. In der <strong>Evangelische</strong>n Akademie Arnoldsha<strong>in</strong> tagte man 1996 zum<br />
Thema »Öffentlichkeitsarbeit als Leitungsaufgabe«, 1997 zum Thema »Personalführung<br />
<strong>und</strong> Personalentwicklung <strong>in</strong> Wirtschaft, <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Diakonie«, 1998 zum<br />
Thema »Market<strong>in</strong>g – Irrweg oder Gebot der Vernunft? Vom Nutzen des Market<strong>in</strong>g<br />
für die <strong>Kirche</strong>« mit r<strong>und</strong> 100 Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmern aus <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong><br />
Wirtschaft. Das AEU-Forum im Jahre <strong>2000</strong> fand statt unter dem Thema »Führung<br />
<strong>und</strong> unternehmerisches Handeln – Ansätze <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>in</strong> Wirtschaft <strong>und</strong><br />
<strong>Kirche</strong>«.<br />
Ethik des Schaffens <strong>und</strong> Teilens<br />
Regionale Arbeitsgruppen halten Kontakt zu den jeweiligen Landeskirchen. Als<br />
beispielsweise Pfarrstellen <strong>in</strong> der EKHN knapp wurden, suchte <strong>Kirche</strong>npräsident<br />
Prof. Dr. Peter Ste<strong>in</strong>acker das Gespräch mit Gert Silber-Bonz, bis März 20<strong>01</strong><br />
Sprecher der regionalen Arbeitsgruppe des AEU im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet. E<strong>in</strong>ige<br />
Theologen konnten an Betriebe vermittelt werden.<br />
In der Vermittlung der Sozialen Marktwirtschaft vor allem <strong>in</strong> den<br />
neuen B<strong>und</strong>esländern sieht der AEU e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er wichtigsten Aufgaben heute.<br />
Denn sie sei e<strong>in</strong>e aus christlicher Sicht ethisch verantwortbare Wirtschaftsordnung.<br />
Dazu publiziert der AEU e<strong>in</strong>e Broschüren-Reihe.<br />
Der AEU f<strong>in</strong>anziert sich über Spenden <strong>und</strong> Beiträge. Im Jahr <strong>2000</strong><br />
gehörten dem Arbeitskreis über 500 Mitglieder an.<br />
22
Selbstbewusste Ansprüche<br />
Die <strong>Evangelische</strong><br />
Frauenhilfe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> e.V.<br />
Weit über 25.000 Frauen arbeiten ehrenamtlich <strong>in</strong> der <strong>Evangelische</strong>n<br />
Frauenhilfe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>-<strong>Nassau</strong>. 25.000, die extrem vieles<br />
bewegen. Sie organisieren Frauentreffs <strong>in</strong> ihren Geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong> laden zu Frauen-Frühstücken e<strong>in</strong>; sie stellen sich am Weltgebetstag<br />
sozialen Missständen <strong>in</strong> Indonesien oder betreuen<br />
Kranke <strong>in</strong> der eigenen Geme<strong>in</strong>de; sie marschieren unter dem Motto »Unterwegs<br />
für das Leben« e<strong>in</strong>mal im Jahr zum Sitz der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong><br />
protestieren gegen Reformen, die zu Lasten von Frauen gehen. Sie tanzen,<br />
reisen, meditieren, diskutieren mite<strong>in</strong>ander. »FrauenStärken« im doppelten<br />
S<strong>in</strong>ne heißt ihr Motto.<br />
Wege aus der Tradition<br />
Das Imageproblem: Da sitzen e<strong>in</strong> paar alte Frauen still <strong>und</strong> der Pfarrer liest<br />
ihnen was vor – »dieses brave Bild«, ärgert sich Sylvia Puchert, »haftet der<br />
Frauenhilfe leider immer noch an.« Gewiss hätten auch die Frauen das Recht,<br />
auf ihre Kosten zu kommen, die bei Geme<strong>in</strong>denachmittagen e<strong>in</strong>fach nur Kaffee<br />
tr<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> mit anderen <strong>in</strong>s Gespräch kommen wollten, doch sei der Anspruch<br />
heute viel weiter gefasst, erklärt die Landespfarrer<strong>in</strong> der Frauenhilfe: »Frauen<br />
e<strong>in</strong>e Stimme <strong>und</strong> Selbstbewusstse<strong>in</strong> zu geben, eigene Wege zu gehen«. Das<br />
spiegelt sich deutlich im Bildungsangebot des Verbandes: Längst spielt da die<br />
fem<strong>in</strong>istische Theologie e<strong>in</strong>e Rolle, da werden Talente <strong>und</strong> Stärken von Frauen<br />
<strong>und</strong> starke Frauen-Vorbilder unter die Lupe genommen, Frauen-Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Frauen-Armut diskutiert.<br />
Gruppenleiter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>teressieren sich immer mehr für Fortbildungen,<br />
mit denen sie ihr Ehrenamt kompetenter ausüben können, wie etwa Rhetorik-<br />
Kurse oder e<strong>in</strong>e »Werkstatt Frauen-Frühstück«. Puchert: »Mit dem Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />
der Frauen steigen auch ihre Ansprüche an ihre eigene Arbeit.«<br />
Projektarbeit stärken<br />
E<strong>in</strong> Problem des Verbandes: der Nachwuchsmangel. Jüngere Frauen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />
Frauenhilfe-Gruppen eher die Ausnahme. Da mögen das traditionelle Image des<br />
Verbandes <strong>und</strong> das immer noch überwiegend männliche öffentliche<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild der <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Aber wohl auch Zeitmangel bei<br />
jüngeren Frauen, die ja oft berufstätig s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d, so Pucherts Erfahrung,<br />
eher für Projekte zu gew<strong>in</strong>nen als für Dauere<strong>in</strong>sätze. Das belegen etwa die<br />
Erfahrungen mit dem jährlichen Weltgebetstag, der geradezu boomt: Er wird von<br />
immer mehr Frauen-Kreisen <strong>und</strong> immer mehr jungen Frauen vorbereitet.<br />
Die Schiene Projektarbeit will die Frauenhilfe denn auch künftig verstärken –<br />
trotz der enormen Etatkürzungen, die es laut Puchert »schwieriger machen,<br />
neue Akzente zu setzen«. Ernste Wünsche an die <strong>Kirche</strong>nleitung bleiben: »Vor<br />
allem mehr E<strong>in</strong>fluss für unsere vielen Ehrenamtlichen.«<br />
Die Frauenhilfe ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong>, der e<strong>in</strong>en eigenen<br />
Rechenschaftsbericht herausgibt.<br />
Der Gesamtetat hat e<strong>in</strong>e Höhe von 4,6 Millionen DM.<br />
In jeder Propstei gibt es e<strong>in</strong>e hauptamtliche beauftragte<br />
Geme<strong>in</strong>depädagog<strong>in</strong>, die auch den Kontakt zu den lokalen –<br />
ehrenamtlich geführten – Gruppen hält.<br />
Die kirchenweite Arbeit ist <strong>in</strong> drei Arbeitsbereiche gegliedert:<br />
■ Frauen – Bildung – Spiritualität, mit 8 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
■ Frauen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit/Müttergenesung/Reisen, mit<br />
6 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
■ Familienbildung<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
F R A U E N H I L F E<br />
Anzahl<br />
Stellen 45,6<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen 74<br />
Honorarkräfte 517<br />
Zur Frauenhilfe gehören Familienbildungsstätten <strong>in</strong> Wiesbaden,<br />
Gießen, im Bereich Wetterau, im Bereich Dreieich <strong>und</strong> Offenbach.<br />
Sie bieten e<strong>in</strong> thematisch breit gefächertes Kursangebot.<br />
<strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle:<br />
Erbacher Straße 17<br />
64287 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 4972-0<br />
Telefax (06151) 497299<br />
Internet www.ev-frauenhilfe-hessen-nassau.de<br />
23
Der Frauenkreis <strong>in</strong> Holzhausen<br />
Unverzichtbar<br />
Was an ihrer Arbeit für die Frauenhilfe<br />
eigentlich so besonders sei, w<strong>und</strong>ert sich<br />
Rita Zissel. »Da gibt es doch sicher viele,<br />
die Interessanteres machen«, sagt sie<br />
verlegen. Typisch Frau – so bescheiden,<br />
schießt es der Besucher<strong>in</strong> durch den Kopf.<br />
Dabei ist Rita Zissel e<strong>in</strong>e Pionier<strong>in</strong> – auf<br />
ihre Weise.<br />
24
F R A U E N H I L F E<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Lokale Gruppen 608<br />
Mitglieder (geschätzt) 25.000<br />
Arbeitsbereich »Frauen – Bildung – Spiritualität«<br />
Tagungen 5<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen 132<br />
Dekanatsarbeitsgeme<strong>in</strong>schaften 47<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen 2.<strong>01</strong>3<br />
Veranstaltungen <strong>in</strong> Propsteien 247<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen 10.956<br />
Veranstaltungen gesamt 299<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen gesamt 13.1<strong>01</strong><br />
Arbeitsbereich »Frauen <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit«<br />
Reisen 20<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen 431<br />
Kurse 10<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen 92<br />
Informationsveranstaltungen zur Müttergenesung 52<br />
Vermittlung von Müttergenesungs-Kuren 361<br />
davon Frauen 152<br />
davon K<strong>in</strong>der 209<br />
Arbeitsbereich »Familienbildung«<br />
Familienbildungsstätten 5<br />
Kurse 2.128<br />
Kursteilnehmer<strong>in</strong>nen 29.051<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heiten 40.989<br />
E<strong>in</strong>zelveranstaltungen 1.327<br />
Teilnehmer<strong>in</strong>nen 15.435<br />
dass <strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe heute mehr se<strong>in</strong><br />
muss als nur Bibelkreis unter Pfarrers Führung.<br />
»Es geht darum, dass wir Frauen uns <strong>in</strong>tensiver<br />
austauschen. Wir müssen uns helfen <strong>und</strong> uns<br />
untere<strong>in</strong>ander Selbstbewusstse<strong>in</strong> geben.«<br />
Fromm <strong>und</strong> frei – das sollte <strong>in</strong> der Tat ke<strong>in</strong><br />
Widerspruch se<strong>in</strong>. Da diskutieren die Frauen<br />
beim Treff die biblische Erzählung von der<br />
Heilung des Taubstummen – <strong>und</strong> kommen<br />
schnell darauf, dass es auch bei ihnen im Dorf<br />
viele Frauen gibt, »die stumm bleiben, obwohl sie<br />
unzufrieden s<strong>in</strong>d, die sich e<strong>in</strong>fach nicht trauen,<br />
was zu sagen.« Zum Beispiel die, die aus der<br />
heimischen Landwirtschaft raus will, es aber<br />
irgendwie nicht schafft; oder die, die wegen<br />
e<strong>in</strong>es kranken K<strong>in</strong>des völlig ans Haus gefesselt<br />
ist <strong>und</strong> von der Familie zu wenig entlastet wird.<br />
Das zu sehen ist das e<strong>in</strong>e, was dagegen zu tun<br />
das nächste, schwierigere. Zissel würde gern e<strong>in</strong>e<br />
Art nachbarschaftliches Frauennetz weben, das<br />
solche versteckte Not l<strong>in</strong>dern kann. Aber gegen<br />
derlei Träume stehen derzeit noch die e<strong>in</strong>gefahrenen<br />
Dorfstrukturen. Der Familienstolz<br />
bremst ebenso wie Ängste der Frauen, <strong>in</strong>diskret<br />
zu wirken <strong>und</strong> Tabus aufzubrechen. »Wir s<strong>in</strong>d<br />
dabei, Mut anzusammeln«, sagt Rita Zissel gelassen.<br />
Pioniere wagen sich an Neues heran <strong>und</strong><br />
genau das tut die 40-Jährige. Im Örtchen<br />
Holzhausen, das ganz weit im Norden<br />
der Landeskirche liegt, im Oberen Edertal<br />
zwischen viel Feld <strong>und</strong> Wald versteckt.<br />
Da lebt sie mit Ehemann <strong>und</strong> zwei Töchtern.<br />
Dort hat sie e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>i-Frauenbetrieb aufgebaut,<br />
der Montageteile an e<strong>in</strong>e Heizkesselfirma liefert.<br />
Und hier leitet Rita Zissel <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de<br />
seit vier Jahren den Frauentreff. Das ist e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe von etwa 20 Frauen, die meisten um die<br />
40, die der altehrwürdigen Frauenhilfe am Ort<br />
langsam, aber stetig e<strong>in</strong> moderneres Gesicht verleihen.<br />
Spannende Felder<br />
»Was hat das denn mit <strong>Kirche</strong> zu tun?«, wird<br />
Rita Zissel manchmal gefragt. Denn <strong>in</strong> ihrem<br />
Frauenkreis wurde auch die Lage im Kosovo<br />
diskutiert. Und das Spannungsfeld »Frauen<br />
<strong>und</strong> Werbung« <strong>in</strong>teressiert genau so wie die<br />
schillernde Biografie der Schauspieler<strong>in</strong> Liv<br />
Ullmann. »Das ist doch das Leben, das kann<br />
<strong>Kirche</strong> nicht außen vor lassen«, antwortet<br />
Zissel ihren Kritikern. Und fühlt sich bestätigt,<br />
wenn die, die eigentlich mehr Bibelarbeit<br />
fordern, trotzdem bei jedem Treff dabei s<strong>in</strong>d, bei<br />
dem auch Tagespolitisches auf dem Programm<br />
steht. Dabei hätten sie die Wahl, denn es gibt<br />
noch e<strong>in</strong>e zweite Frauengruppe im Ort. Die<br />
alte Frauenhilfe, wie Zissel sagt. Die, bei der der<br />
Pfarrer immer mit dabei ist.<br />
Fromm <strong>und</strong> frei<br />
Zettelt da e<strong>in</strong>e im Edertal die Frauen-Revolte an?<br />
Ke<strong>in</strong>eswegs. »Ich b<strong>in</strong> emanzipiert, aber ke<strong>in</strong>e<br />
Emanze!«, betont Rita Zissel entschieden <strong>und</strong><br />
bekennt sich freimütig als überzeugte Christ<strong>in</strong>.<br />
Aber e<strong>in</strong>e mit Reformprogramm, für das sie auch<br />
im Dekanatsteam arbeitet: Sie ist überzeugt,<br />
Mehr mutige Frauen: Das wünscht sich die 40-<br />
jährige Holzhausener<strong>in</strong> für ihre Geme<strong>in</strong>de <strong>und</strong><br />
für die <strong>Kirche</strong> allgeme<strong>in</strong>, darauf arbeitet sie h<strong>in</strong>.<br />
Dass Frauen immer noch zu wenig zu Wort<br />
kommen, liegt »aber auch an uns selbst«, sagt sie<br />
selbstkritisch. Stimmt das, oder ist sie da wieder,<br />
die typisch weibliche Bescheidenheit?<br />
25
D I E E K H N I M I N T E R N E T<br />
Die Medienhaus gGmbH, e<strong>in</strong>e h<strong>und</strong>ertprozentige Tochter der<br />
EKHN, bietet zwei Doma<strong>in</strong>s zur Nutzung des Internet:<br />
www.ekhn.de<br />
ist seit 1997 die offizielle Internet-Doma<strong>in</strong> der EKHN.<br />
Neben aktuellen <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>en Informationen <strong>und</strong><br />
verschiedenen Beratungsangeboten s<strong>in</strong>d dort viele L<strong>in</strong>ks zu<br />
kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den zu f<strong>in</strong>den.<br />
Weitere Internet-Adressen der EKHN s<strong>in</strong>d:<br />
■ www.evangelische-kirchenzeitung.de<br />
■ www.epd-hessen-nassau.de (<strong>Evangelische</strong>r Pressedienst)<br />
■ www.echt-onl<strong>in</strong>e.de (Mitgliederzeitschrift ECHT)<br />
■ www.kirchentag.de/hessen (Arbeitsstelle <strong>Kirche</strong>ntag 20<strong>01</strong>)<br />
Alle 14 Tage wird per E-Mail e<strong>in</strong> Newsletter verschickt, der mehr<br />
als 1.000 Abonennten erreicht.<br />
www.dike.de<br />
Das »Digitale Informations- <strong>und</strong> Kommunikationssystem <strong>in</strong><br />
der EKHN« ist e<strong>in</strong> Projekt der <strong>Evangelische</strong>n Friedensgeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> Mühlheim am Ma<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Jugendgruppe hat es sich dort<br />
<strong>in</strong> den Anfangstagen des Internet zur Aufgabe gemacht, zur<br />
Kommunikationsgerechtigkeit im neuen Medium beizutragen.<br />
Sie hilft Personen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen, dort präsent zu se<strong>in</strong>,<br />
<strong>und</strong> bietet e<strong>in</strong> offenes Forum. Durch e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Anmeldung<br />
kann jeder Teilnehmer selbst auf dieser Plattform aktiv werden.<br />
Unter anderem s<strong>in</strong>d dort Datenbanken zu Veranstaltungen oder<br />
Predigten zu f<strong>in</strong>den.<br />
Die restlichen sieben Bildschirme stehen<br />
bei ihm daheim <strong>in</strong> Frankfurt. Mit<br />
ihnen übt er se<strong>in</strong>e Ehrenämter aus:<br />
Er bastelt Homepages. Im Mai 1996<br />
stellte er die ersten Seiten für die<br />
evangelische Luthergeme<strong>in</strong>de im Frankfurter<br />
Nordend <strong>in</strong>s Internet, bestückt mit Informationen,<br />
die auch der Geme<strong>in</strong>debrief enthielt. »<strong>Kirche</strong><br />
muss doch ihre Schäfchen da erreichen, wo sie<br />
s<strong>in</strong>d«, sagt Wichary. Die Luthergeme<strong>in</strong>de war die<br />
erste Geme<strong>in</strong>de der EKHN, die ihre Geme<strong>in</strong>demitglieder<br />
am Bildschirm ansprach, heute s<strong>in</strong>d<br />
es mehrere Dutzend. Sieben bis zehn Leute<br />
täglich klicken auf www.b-onl<strong>in</strong>e. de/ffm/luther.<br />
Unter der Adresse f<strong>in</strong>den sie Gottesdienstzeiten,<br />
Texte zur Haushaltsdiskussion, Mitteilungen des<br />
<strong>Kirche</strong>nchores – <strong>in</strong>sgesamt 50 Seiten. Von den<br />
Zugriffen gehen drei bis vier auf das Konto von<br />
Leuten, die sich verlaufen haben. Ob es <strong>Kirche</strong>nmitglieder<br />
oder verlorene Schafe s<strong>in</strong>d, weiß<br />
niemand.<br />
26
Bildschirme, Bildschirme, Bildschirme.<br />
Er lebt mit 49 Bildschirmen. Davon stehen<br />
42 an se<strong>in</strong>em Arbeitsplatz beim European<br />
Space Operation Centre <strong>in</strong> Darmstadt.<br />
Ralf Wichary ist »spacecraft controller«,<br />
Raumfluglotse, beobachtet auf se<strong>in</strong>en Bildschirmen<br />
den Weltraumverkehr <strong>und</strong> steuert<br />
zwei Satelliten.<br />
Ins Netz gegangen<br />
Ralf Wichary – der Hirte der Internet-Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong><br />
Frankfurt<br />
Wichary arbeitet oftmals Wechselschicht, hat<br />
dann relativ viel frei, »aber zu den unmöglichsten<br />
Zeiten«. Bei den Sitzungen des <strong>Kirche</strong>nvorstands<br />
kann er deshalb nicht regelmäßig dabei se<strong>in</strong>.<br />
Aber am Bildschirm kann er immer sitzen, »auch<br />
wenn ich früh um vier von der Arbeit komme<br />
<strong>und</strong> noch nicht schlafen kann.« Seit Herbst 1997<br />
verstärkt er die Redaktion des Geme<strong>in</strong>debriefs,<br />
der ebenfalls am Bildschirm fertig gestellt wird,<br />
dann, wenn es Wichary zeitlich passt. 30 St<strong>und</strong>en<br />
monatlich für se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de kommen leicht<br />
zusammen. »Ich will zeigen, dass auch e<strong>in</strong><br />
Schichtarbeiter sich für die <strong>Kirche</strong> engagieren<br />
kann, auch wenn ich nicht regelmäßig den<br />
Gottesdienst besuchen kann.«<br />
Besonders freut Wichary, dass <strong>in</strong> letzter Zeit<br />
immer mehr Menschen aus der Geme<strong>in</strong>de den<br />
Umgang mit dem Internet erlernen möchten <strong>und</strong><br />
Interesse zeigen, die Web-Seiten mitzugestalten.<br />
»In unserer typischen Innenstadtgeme<strong>in</strong>de ist<br />
das nicht so e<strong>in</strong>fach, weil die großen Jugendgruppen<br />
fehlen, <strong>in</strong> denen sich ganz automatisch<br />
Internet-Begeisterte f<strong>in</strong>den«, bedauert er.<br />
mal vorstellen« – 2.000 F<strong>und</strong>stellen angezeigt.<br />
Doch der Diplom-Biologe weiß sowohl um die<br />
Chancen als auch die Gefahren des Mediums: »In<br />
vielen Fällen hat unsere bildliche Sichtweise das<br />
Verständnis von Bibelstellen oder historischen<br />
Begebenheiten verfremdet«, hat er festgestellt.<br />
Se<strong>in</strong> Konzept ist daher der eher sparsame E<strong>in</strong>satz<br />
auffälliger Mittel. Auf diese Weise könne<br />
man den Internet-Nutzern durchaus auch<br />
biblische Inhalte näher br<strong>in</strong>gen, betont Wichary.<br />
Bei der Gestaltung se<strong>in</strong>er Seiten für die Luthergeme<strong>in</strong>de<br />
hat er sich angelehnt an das Layout<br />
der EKD, mit deren fre<strong>und</strong>licher Genehmigung,<br />
versteht sich. Vor allem Texte stellt er <strong>in</strong>s Netz.<br />
Nicht so irre optische Aufbereitungen, wie man<br />
sie heute machen kann, mit Filmen, Farben,<br />
Geräuschen. »Wissen Sie«, sagt Wichary, »ich b<strong>in</strong><br />
konservativ. Ich b<strong>in</strong> eigentlich ke<strong>in</strong> visueller Typ.<br />
Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Mann des Wortes.«<br />
Dann ist da noch der Hauskreis. Alle 14 Tage<br />
werden hier kirchliche <strong>und</strong> theologische Themen<br />
reflektiert. Für das letzte Treffen hat Wichary e<strong>in</strong><br />
Referat über die Heilsarmee vorbereitet, die<br />
Informationen hat er am Bildschirm recherchiert,<br />
im Internet. Zum Gründer der Heilsarmee,<br />
William Booth, wurden – »das muss man sich<br />
27
Auf rhe<strong>in</strong>land-pfälzischem Gebiet liegen<br />
Teilbereiche von vier verschiedenen<br />
Landeskirchen: der pfälzischen,<br />
rhe<strong>in</strong>ischen, westfälischen <strong>und</strong> der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong>. »Damit nicht jede <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong>e andere<br />
Me<strong>in</strong>ung präsentiert, gibt es mich«, erklärt Pfarrer<br />
Dr. Jochen Buchter, der die evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />
bei der rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen Landesregierung<br />
vertritt.<br />
Hauptaufgabe des 54-Jährigen ist es,<br />
Mittelsmann zwischen <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Politik zu se<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> die Aktivitäten der <strong>Kirche</strong>n zu bündeln. »Ich<br />
halte die Verb<strong>in</strong>dung zu beiden Seiten«, sagt<br />
Buchter, dessen Büro <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z nur wenige Schritte<br />
Sich e<strong>in</strong>mischen<br />
Dr. Jochen Buchter – der Beauftragte der<br />
evangelischen <strong>Kirche</strong>n am Sitz der rhe<strong>in</strong>land-pfälzischen<br />
Landesregierung<br />
vom Landtag entfernt liegt, wo man ihn oft antrifft.<br />
Da er möglichst früh <strong>in</strong> Entscheidungsprozesse<br />
e<strong>in</strong>greifen möchte, nimmt er oft an<br />
Empfängen teil <strong>und</strong> redet mit Abgeordneten <strong>und</strong><br />
M<strong>in</strong>isterialbeamten. »Me<strong>in</strong>e Informationen muss<br />
ich mir aus verschiedenen Quellen beschaffen«,<br />
betont der <strong>Kirche</strong>nmann, der zwar alle Veröffentlichungen<br />
des Landtages erhält, schnelle E<strong>in</strong>blicke<br />
jedoch am besten im direkten Gespräch gew<strong>in</strong>nt.<br />
Se<strong>in</strong> ausgeprägtes diplomatisches Geschick kommt<br />
ihm dabei zugute.<br />
Das hatte er bereits bewiesen, bevor er<br />
im Jahre 1989 nach Ma<strong>in</strong>z kam. Als Polizeiseelsorger<br />
der rhe<strong>in</strong>ischen <strong>Kirche</strong> vermittelte er zwischen<br />
Polizei, Innenm<strong>in</strong>isterium <strong>und</strong> Demonstranten, als<br />
im Hunsrück die Proteste um die dort lagernden<br />
US-amerikanischen Cruise-Missiles begannen.<br />
»Daher hat me<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong> mich wohl für fähig zu<br />
diesem Job gehalten«, lächelt Buchter, der die<br />
hohen Anforderungen an se<strong>in</strong> Amt gut kennt: »Man<br />
muss e<strong>in</strong> Gespür für Kompromisse haben <strong>und</strong> die<br />
Fähigkeit, mehrere Me<strong>in</strong>ungen unter e<strong>in</strong>en Hut zu<br />
br<strong>in</strong>gen.«<br />
Was er bei se<strong>in</strong>er täglichen Arbeit vermisst,<br />
s<strong>in</strong>d seelsorgerliche Gespräche. Ursprünglich<br />
war der kirchliche Beauftragte bei der Landesregierung<br />
auch mit der Seelsorge für die Politiker<br />
betraut, doch heute ist das anders. »Die Neutralität<br />
e<strong>in</strong>es Seelsorgers ist nicht mit der Tatsache zu<br />
vere<strong>in</strong>baren, dass ich <strong>in</strong> manchen Bereichen Gegner<br />
der Politiker b<strong>in</strong> <strong>und</strong> klar Stellung beziehen muss«,<br />
erläutert Buchter, der sich ehrenamtlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Zornheim engagiert <strong>und</strong> gerne auch<br />
den Talar anzieht, um Gottesdienste zu feiern.<br />
Bewusst ist er sich, dass die Bedeutung<br />
der <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong> der Politik gesunken ist. »Die<br />
Me<strong>in</strong>ung der <strong>Kirche</strong> zählt nicht mehr von selbst<br />
etwas«, hat er festgestellt, vielmehr müsse auch<br />
sie immer stichhaltige Argumente liefern. Anliegen,<br />
die Geld kosten, seien sowieso schwer<br />
durchzusetzen. »Die Budgetierung ist oft das Ende<br />
jeglicher Diskussion«, beklagt der <strong>Kirche</strong>nrat.<br />
Insgesamt jedoch ist er zufrieden mit se<strong>in</strong>er Arbeit<br />
<strong>und</strong> er<strong>in</strong>nert sich gerne an se<strong>in</strong>en letzten Erfolg,<br />
als unter se<strong>in</strong>er Federführung <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Staat<br />
e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung trafen, die Standards <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten<br />
vere<strong>in</strong>heitlicht. »Da war ich Fachmann für<br />
K<strong>in</strong>dergärten«, resümiert Buchter <strong>und</strong> ergänzt<br />
lächelnd: »Demnächst kommt dann e<strong>in</strong> neues<br />
Denkmalschutzgesetz <strong>und</strong> ich werde zum Fachmann<br />
für alte Gebäude.«<br />
Der größere Teil des EKHN-<strong>Kirche</strong>ngebiets liegt <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong>. Ansprechpartner für die politischen<br />
Institutionen dort ist <strong>Kirche</strong>nrat Jörn Dulige <strong>in</strong><br />
Wiesbaden. Er hält die Kontakte zu Abgeordneten<br />
im Hessischen Landtag, zu den Obersten Landesbehörden<br />
sowie den nachgeordneten Dienststellen<br />
mit <strong>in</strong>sgesamt r<strong>und</strong> 3.000 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern.<br />
28
R E N T Ä M T E R<br />
Die Rent- <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>deämter der EKHN s<strong>in</strong>d Dienstleistungsstellen<br />
für das gesamte Rechnungswesen der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong> der Dekanate. Pfarrer <strong>und</strong> andere Geme<strong>in</strong>demitarbeiter<br />
werden dadurch von Verwaltungsaufgaben entlastet. Im Zuge<br />
der Ressourcen-Konzentration werden die Verwaltungsregionen<br />
der EKHN neu strukturiert. Angestrebt wird dabei, die Zahl der<br />
Rentämter auf 15 zu reduzieren.<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Rentämter 27<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen, zirka 500<br />
Angeschlossene E<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den 1.175<br />
Dekanate 53<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten 560<br />
Diakoniestationen 70<br />
Ausgaben<br />
Mio. DM<br />
Personal- <strong>und</strong> Sachkosten 46,0<br />
30
»Dem Menschen nahe, zum Wohle der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den« –<br />
das ist die Maxime von Christel Me<strong>in</strong>ecke. Seit elf Jahren leitet<br />
sie das Rentamt <strong>in</strong> <strong>Nassau</strong> an der Lahn, e<strong>in</strong>s von <strong>in</strong>sgesamt<br />
27 Rentämtern der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong>.<br />
Chef<strong>in</strong> der Zahlen<br />
Christel Me<strong>in</strong>ecke,<br />
Leiter<strong>in</strong> des Rentamts <strong>in</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Christel Me<strong>in</strong>ecke war die erste Frau im<br />
Amt der Rentamtsleiter<strong>in</strong>. Schwierigkeiten<br />
mit der Anerkennung hatte die<br />
heute 57-Jährige jedoch nicht. Auch<br />
denen, »die zunächst neugierig waren,<br />
wie’s läuft, war schnell klar, dass ich me<strong>in</strong>en<br />
Mann stehe«. Bevor der gelernten Steuergehilf<strong>in</strong>,<br />
die schon als K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Vorliebe für Zahlen hatte,<br />
1988 die Leitung übertragen wurde, war sie<br />
bereits mehr als zwanzig Jahre für das Rentamt<br />
<strong>in</strong> <strong>Nassau</strong> tätig. »Jede <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de hat ihre<br />
Eigenarten«, wusste sie. »Und die muss man<br />
kennen, wenn man nicht nur stur nach Vorschrift<br />
arbeiten will.« In ihrem neuen Amt hatte<br />
sie sich deshalb vorgenommen, nach <strong>und</strong> nach<br />
alle E<strong>in</strong>richtungen ihres Verwaltungsbereiches zu<br />
besuchen: Ke<strong>in</strong> leichtes Unterfangen, denn<br />
immerh<strong>in</strong> betreut das Rentamt <strong>in</strong> <strong>Nassau</strong> die<br />
Zahlungse<strong>in</strong>- <strong>und</strong> ausgänge von vier Dekanaten<br />
sowie 93 <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den mit 43 K<strong>in</strong>dergärten<br />
<strong>und</strong> 7 Diakoniestationen.<br />
Besonders dicht gedrängt ist ihr Term<strong>in</strong>plan zur<br />
Jahreswende, wenn <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den die<br />
Jahresabrechnungen für das vergangene <strong>und</strong> die<br />
Haushaltsberatungen für das kommende Jahr<br />
anstehen. Die Gelder werden sorgfältig <strong>und</strong><br />
wirtschaftlich verwaltet. Gr<strong>und</strong>lage hierfür s<strong>in</strong>d<br />
die kirchliche Haushaltsordnung <strong>und</strong> weitere<br />
kirchliche Rechtsvorschriften. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
müssen sich Christel Me<strong>in</strong>ecke <strong>und</strong> ihre 24 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter sowohl <strong>in</strong> den<br />
Ländergesetzgebungen von <strong>Hessen</strong> als auch von<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz auskennen – e<strong>in</strong>e Besonderheit<br />
des Rentamts <strong>in</strong> <strong>Nassau</strong>.<br />
Der Kontakt zu den Geme<strong>in</strong>den ist ihr auch<br />
heute noch das Wichtigste. Dafür ist sie viel<br />
unterwegs, gerade auch abends <strong>und</strong> an den<br />
Wochenenden. Gerufen wird Christel Me<strong>in</strong>ecke,<br />
wenn es etwa um die Beratung <strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzierungsfragen<br />
geht – bei der Renovierung e<strong>in</strong>es Pfarrhauses<br />
oder dem Bau e<strong>in</strong>es Geme<strong>in</strong>dezentrums.<br />
31
Ingo Molter ist Geme<strong>in</strong>depädagoge <strong>in</strong><br />
sieben <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den, die von drei<br />
Pfarrern betreut werden <strong>und</strong> eigentlich<br />
acht Kommunen s<strong>in</strong>d. Das hört sich<br />
unübersichtlich an. »Deshalb wurde<br />
auch me<strong>in</strong>e Stelle geschaffen. Ich soll übergeme<strong>in</strong>dlich<br />
arbeiten <strong>und</strong> die <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
vernetzen helfen«, erklärt der 40-Jährige.<br />
Se<strong>in</strong> Aufgabengebiet war von Anfang an klar<br />
beschrieben. »E<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> rief mich an, als<br />
ich im Anerkennungsjahr <strong>in</strong> Erbach war, dass<br />
ich mich <strong>in</strong> Badenheim bewerben soll, weil<br />
die genau die Fähigkeiten wollten, auf die ich<br />
spezialisiert b<strong>in</strong> – <strong>und</strong> sie hatte Recht«, sagt<br />
Molter. So baute er als Geme<strong>in</strong>depädagoge die<br />
Familienarbeit aus.<br />
Neben der Betreuung von Ehrenamtlichen <strong>in</strong> der<br />
Jugendarbeit hat er zwei Steckenpferde: Die<br />
»E<strong>in</strong>steigergottesdienste« <strong>und</strong> die Babyarbeit.<br />
Molter, der <strong>in</strong>zwischen selbst Vater von zwei<br />
eigenen <strong>und</strong> drei Stiefk<strong>in</strong>dern ist, begann Kurse<br />
für frisch gebackene Eltern zu organisieren.<br />
»Wir treffen uns e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche <strong>und</strong> beobachten<br />
die Entwicklungsschritte der K<strong>in</strong>der«,<br />
erzählt Ingo Molter.<br />
Oft s<strong>in</strong>d junge Eltern, gerade wenn sie das erste<br />
K<strong>in</strong>d bekommen haben, unsicher, was normal ist<br />
<strong>und</strong> was nicht. »Manchmal geht es e<strong>in</strong>fach<br />
darum, wie man mit Babys redet.« Im Gespräch<br />
kommen dann auch religiöse Themen auf den<br />
Tisch <strong>und</strong> sei es nur, dass Lieder für die Taufe<br />
ausgesucht werden. »Am wichtigsten jedoch ist,<br />
dass die Mütter durch die Kurse e<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />
des Austauschs haben.« Anfangs waren es oft<br />
Zugezogene, die Anschluss suchten, mittlerweile<br />
nehmen auch E<strong>in</strong>heimische das Angebot wahr.<br />
»Neulich war e<strong>in</strong>e Mutter da, die ich schon als<br />
Konfirmand<strong>in</strong> betreut habe«, freut sich der<br />
Geme<strong>in</strong>depädagoge.<br />
»Im ersten Lebensjahr der Säugl<strong>in</strong>ge treffen wir<br />
uns wöchentlich, dann komme ich nur noch<br />
14-tägig dazu <strong>und</strong> steige allmählich ganz aus<br />
dem Kurs aus <strong>und</strong> die Mütter treffen sich alle<strong>in</strong><br />
im Geme<strong>in</strong>dehaus. So bleibt der Kontakt zur<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> die Mütter bleiben nicht e<strong>in</strong>fach<br />
nach dem Ende des Kurses zu Hause«, nennt der<br />
Geme<strong>in</strong>depädagoge e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> für den langsamen<br />
Ausstieg.<br />
Mitbestimmung <strong>und</strong> Eigenverantwortung s<strong>in</strong>d<br />
ihm sehr wichtig. So sagt die ehrenamtlich<br />
aktive Bärbel Buderus: »Als ich anf<strong>in</strong>g K<strong>in</strong>dergottesdienste<br />
zu machen, waren wir Helfer, jetzt<br />
s<strong>in</strong>d wir Mitarbeiter<strong>in</strong>nen.« Ingo Molter stehe als<br />
Nichtpfarrer den Geme<strong>in</strong>demitgliedern e<strong>in</strong>fach<br />
näher als die Pfarrer. »Er ist halt richtig zum Anfassen<br />
<strong>und</strong> schafft es toll, Leute zum Mitarbeiten<br />
zu motivieren.«<br />
Se<strong>in</strong> Interesse, K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche zur <strong>Kirche</strong><br />
zu führen, zeigt sich auch <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>steigergottesdiensten.<br />
Das s<strong>in</strong>d normale Familiengottesdienste,<br />
aber auf die Bedürfnisse von<br />
K<strong>in</strong>dern abgestimmt. »K<strong>in</strong>der sollen <strong>Kirche</strong> als<br />
zum Alltag zugehörig auffassen«, erklärt der<br />
gebürtige Biebesheimer e<strong>in</strong>es der Ziele dieser<br />
Gottesdienstform. Es wird mehr gesungen als<br />
gesprochen <strong>und</strong> immer wieder die gleichen<br />
Lieder, damit K<strong>in</strong>der, die noch nicht lesen können,<br />
mits<strong>in</strong>gen können. »E<strong>in</strong>steiger bedeutet nicht nur<br />
K<strong>in</strong>der, manchmal s<strong>in</strong>d auch die Eltern E<strong>in</strong>steiger,<br />
weil ihnen diese Art Gottesdienst gut gefällt.«<br />
Obwohl se<strong>in</strong>e Arbeit stark pädagogisch orientiert<br />
ist, spielt für ihn selbst die Theologie e<strong>in</strong>e große<br />
Rolle. »Wie setze ich die Frohe Botschaft <strong>in</strong> den<br />
Alltag um?«, ist Ingo Molters Leitfrage. Er nennt<br />
es auch Praktische Theologie. Und auf das Konzept<br />
des E<strong>in</strong>steigergottesdienst ist er besonders stolz:<br />
»Da kommen die Leute von alle<strong>in</strong>, da brauche ich<br />
gar ke<strong>in</strong>e Werbung zu machen.«<br />
Theologie übersetzen<br />
Ingo Molter - Geme<strong>in</strong>depädagoge <strong>in</strong> Badenheim-Wöllste<strong>in</strong><br />
32
G E M E I N D E P Ä D A G O G I K<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Geme<strong>in</strong>depädagog(<strong>in</strong>n)en 372<br />
davon Frauen 58 %<br />
davon Männer 42 %<br />
Die EKHN bietet zusammen mit dem Diakonischen Werk<br />
(DWHN) <strong>und</strong> dem Land <strong>Hessen</strong> an der <strong>Evangelische</strong>n Fachhochschule<br />
<strong>in</strong> Darmstadt die Ausbildung für Geme<strong>in</strong>depädagogik<br />
an.<br />
E<strong>in</strong> neues Ausbildungskonzept, angepasst an die künftigen<br />
Erfordernisse des Arbeitsmarktes <strong>und</strong> der beruflichen Laufbahnen,<br />
bietet folgende Möglichkeiten:<br />
■ Staatlicher Abschluss <strong>in</strong> Sozialpädagogik/Sozialarbeit (SP/SA)<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Zusatzprüfung mit Zertifikat als Zugang<br />
für den geme<strong>in</strong>depädagogischen Dienst <strong>in</strong> der EKHN<br />
■ Nachträglicher Erwerb des geme<strong>in</strong>depädagogischen Zertifikats<br />
für SA/SP<br />
■ Berufsbegleitende geme<strong>in</strong>depädagogische Zusatzqualifikation<br />
■ Aufbaustudiengänge <strong>in</strong> »Sozialtherapie« <strong>und</strong><br />
»Management <strong>in</strong> sozialen Organisationen«<br />
■ Breit gefächerte Weiterbildungsangebote<br />
<strong>Evangelische</strong> Fachhochschule <strong>in</strong> Darmstadt<br />
(EFHD)<br />
Studierende 1.147<br />
davon Student<strong>in</strong>nen 75 %<br />
davon Studenten 25 %<br />
Studierende<br />
mit Zusatz Geme<strong>in</strong>depädagogik 23<br />
davon Student<strong>in</strong>nen 87 %<br />
davon Studenten 13 %<br />
33
P E R S O N A L S T A T I S T I K<br />
Erfasst s<strong>in</strong>d hier alle Personen,<br />
die mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er halben Stelle fest angestellt s<strong>in</strong>d –<br />
ohne Auszubildende <strong>und</strong> Praktikanten.<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Erzieher/-<strong>in</strong>nen 4.214<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>nbeamte/-<strong>in</strong>nen 2.171<br />
Sekretariat/Sachbearbeitung 1.614<br />
Krankenpflege 1.413<br />
Geme<strong>in</strong>de-/Sozialpädagogik 404<br />
Re<strong>in</strong>igungskräfte 398<br />
Hauswirtschaft 354<br />
Küster/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Hausmeister/-<strong>in</strong>nen 304<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik 150<br />
Übrige 595<br />
Gesamt 11.617<br />
Küster/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Hausmeister/-<strong>in</strong>nen<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik<br />
Hauswirtschaft<br />
Re<strong>in</strong>igungskräfte<br />
Übrige<br />
Geme<strong>in</strong>de-/<br />
Sozialpädagogik<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>nbeamte/-<strong>in</strong>nen<br />
Krankenpflege<br />
Erzieher/<br />
-<strong>in</strong>nen<br />
Sekretariat/<br />
Sachbearbeitung<br />
34
»Me<strong>in</strong>e Power habe ich bekommen, als ich noch als Vermessungstechniker<strong>in</strong><br />
gearbeitet habe«, berichtet die Geme<strong>in</strong>desekretär<strong>in</strong> der <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Eppste<strong>in</strong>-Bremthal im Taunus, »daher kann ich auch mit<br />
Zahlen umgehen. Ich b<strong>in</strong> nicht p<strong>in</strong>gelig, aber korrekt.«<br />
E<strong>in</strong> gutes Team<br />
Marianne Tovar-Tremel,<br />
Geme<strong>in</strong>desekretär<strong>in</strong> <strong>in</strong> Eppste<strong>in</strong>-Bremthal<br />
Wie so viele Frauen hat sie ihren<br />
Beruf für die Familie aufgegeben,<br />
wollte aber nach zehnjährigem<br />
Hausfrauendase<strong>in</strong> wieder arbeiten.<br />
»Es ist sehr schwer, als Hausfrau<br />
wieder <strong>in</strong> die Arbeitswelt zurückzukehren«, weiß<br />
die 52-Jährige. E<strong>in</strong>en Halbtagsjob als Vermessungstechniker<strong>in</strong><br />
fand sie nicht mehr, deshalb<br />
absolvierte sie beim Arbeitsamt e<strong>in</strong>e Umschulung<br />
zur Stenosekretär<strong>in</strong>. Ihr Mann, der bei der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> arbeitet, gab ihr den Tipp,<br />
sich bei der Geschäftsstelle der EKHN zur Vorbereitung<br />
des <strong>Kirche</strong>ntages 1987 <strong>in</strong> Frankfurt zu<br />
bewerben. Dort lernte sie den Pfarrer Moritz<br />
Mittag kennen. Der fragte sie nach dem <strong>Kirche</strong>ntag,<br />
ob sie weiter mit ihm zusammenarbeiten<br />
wolle, als se<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>desekretär<strong>in</strong>. »Da war ich<br />
erst e<strong>in</strong>mal vorsichtig«, bekennt die Mutter<br />
zweier K<strong>in</strong>der. Sie willigte trotzdem e<strong>in</strong>, setzte<br />
sich jedoch e<strong>in</strong>e Frist von drei Jahren. Das ist<br />
nun mehr als zehn Jahre her <strong>und</strong> sie ist aus der<br />
Geme<strong>in</strong>de nicht mehr wegzudenken.<br />
Als Mensch reagieren<br />
»Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> gutes Team, der Pfarrer <strong>und</strong> ich«,<br />
betont Marianne Tovar-Tremel, »ich habe me<strong>in</strong>en<br />
Bereich <strong>und</strong> er se<strong>in</strong>en.« Niemals würde sie sich<br />
seelsorgerliche Beratung anmaßen – »aber<br />
manchmal bleibt e<strong>in</strong>em nichts anderes übrig«,<br />
erzählt sie. Wenn jemand anruft mit e<strong>in</strong>em<br />
Problem, dann »lege ich natürlich nicht den<br />
Hörer auf, sondern reagiere als Mensch.« Als<br />
Vermessungstechniker<strong>in</strong> sei sie eher kirchenfern<br />
gewesen. Durch ihre Arbeit <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />
habe sie sich aber viel mit christlicher Tradition<br />
ause<strong>in</strong>ander gesetzt, »das hat mich der <strong>Kirche</strong><br />
näher gebracht«. E<strong>in</strong>mal kam e<strong>in</strong> Obdachloser<br />
<strong>in</strong>s Geme<strong>in</strong>debüro, der wollte <strong>in</strong>s Krankenhaus<br />
gefahren werden. »Natürlich habe ich geholfen«,<br />
me<strong>in</strong>t sie, »das hätte ich früher auch getan, aber<br />
nicht so bewusst.«<br />
»Ich sehe mich nicht als die Sekretär<strong>in</strong> des<br />
Pfarrers, ich habe me<strong>in</strong>e eigenen Aufgaben«,<br />
grenzt sie sich ab. In der Geme<strong>in</strong>de erledigt sie<br />
die komplette Organisation, wie zum Beispiel<br />
Buchhaltung, Abrechnung der sieben Jugendfreizeiten<br />
oder Koord<strong>in</strong>ation der Ehrenamtlichen.<br />
»Me<strong>in</strong>e Arbeit ergibt sich häufig aus dem Lauf<br />
des <strong>Kirche</strong>njahres« – <strong>und</strong> das können manchmal<br />
auch ganz profane D<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>. Wenn Ostern vor<br />
der Tür steht, dann kauft sie Freilandeier.<br />
Etwas Eigenes aufbauen<br />
So gut die Zusammenarbeit mit dem Pfarrer<br />
klappt, so rebellisch wehrt sie sich gegen formale<br />
Schwierigkeiten. »Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e moderne<br />
Geme<strong>in</strong>de«, schmunzelt Marianne Tovar-Tremel,<br />
»das sieht man besonders am Personalschlüssel.«<br />
In der Geme<strong>in</strong>de gibt es nur den Pfarrer <strong>und</strong> sie,<br />
seit kurzem gehört e<strong>in</strong> Zivildienstleistender<br />
dazu. Vor dreie<strong>in</strong>halb Jahren ist das Geme<strong>in</strong>dehaus<br />
mit dem Gottesdienstraum fertig geworden.<br />
»Da b<strong>in</strong> ich manchmal nicht vor acht Uhr nach<br />
Hause gekommen«, sagt sie <strong>und</strong> bekennt, dass<br />
sie die Arbeit aus Überzeugung tut. Sie wollte<br />
sich etwas Eigenes aufbauen. Und weiß, dass die<br />
Ergebnisse ihrer Arbeit zuerst mit dem Pfarrer <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden. Sie will sich nicht<br />
<strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong> spielen, ist sich der Strukturen<br />
bewusst <strong>und</strong> kennt ihren Platz. »Ich b<strong>in</strong> hier, weil<br />
ich die Menschen gern habe.«<br />
35
»Der Mann ist e<strong>in</strong>fach da, wenn er gebraucht<br />
wird«, stellt Bauer Karl Löber unmissverständlich<br />
klar. Die Anerkennung gilt<br />
Pfarrer Dr. Ulf Häbel aus Laubach-Freienseen.<br />
Auf dem Traktor sitzend führt er e<strong>in</strong><br />
angeregtes Straßengespräch mit se<strong>in</strong>en<br />
Nachbarn. Seit acht Jahren ist er Pfarrer <strong>in</strong><br />
dem oberhessischen 800-Seelen-Dorf <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der vielen liebevoll gepflegten<br />
Fachwerkhöfe längst heimisch geworden.<br />
Zusammen mit se<strong>in</strong>er Frau <strong>und</strong> fünf K<strong>in</strong>dern<br />
hat er hier den bäuerlichen Lebensstil<br />
entdeckt: 2 Pferde, 15 Ziegen, e<strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> jede Menge Hasen, Hühner <strong>und</strong> Enten s<strong>in</strong>d<br />
die Hausgenossen der Familie.<br />
Lasst die <strong>Kirche</strong><br />
im Dorf!<br />
Ulf Häbel – e<strong>in</strong> Dorfpfarrer im Vogelsberg<br />
Heute ist Aufregung angesagt: Füchse<br />
haben auf der Weide außerhalb des<br />
Dorfes gewildert. Auch der Pfarrer ist<br />
betroffen. Insgesamt 16 tote Enten<br />
<strong>und</strong> Gänse musste er am Vormittag<br />
von der Weide schaffen. E<strong>in</strong> Unglück, das Häbels<br />
Maxime e<strong>in</strong>drucksvoll vor Augen führt: »Lebe so<br />
wie die anderen auch«. Denn »wenn es dem<br />
ganzen Dorf die Ernte verhagelt, dann ist me<strong>in</strong>e<br />
genauso betroffen«, erklärt der 58-Jährige, der als<br />
Dorfpfarrer »nicht nur von oben auf die Leute<br />
herunterpredigen«, sondern »glaubwürdig leben«<br />
möchte.<br />
Hier gilt der Pfarrer etwas, hier ist die<br />
<strong>Kirche</strong> Bestandteil der dörflichen Lebenskultur.<br />
Ortsvorsteher<strong>in</strong> Marion Bornebroek-Viehl freut<br />
sich darüber: »Seit Ulf Häbel <strong>und</strong> der jetzige<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstand hier arbeiten, ist die <strong>Kirche</strong><br />
nicht mehr nur e<strong>in</strong> abgetrennter Teil für sich«.<br />
Geme<strong>in</strong>same Anliegen gibt es genug, <strong>und</strong> für die<br />
37
P F A R R S T E L L E N<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Verschiedene Fach-<br />
Seelsorgedienste<br />
Krankenhausseelsorge<br />
Schuldienst<br />
Sonstige<br />
übergeme<strong>in</strong>dliche<br />
Aufgaben<br />
Anzahl<br />
Pfarrstellen<br />
Geme<strong>in</strong>dedienst 1.175<br />
Schuldienst 145<br />
Krankenhausseelsorge 61,5<br />
Verschiedene Fach-Seelsorge-Dienste 33,5<br />
Sonstige, übergeme<strong>in</strong>dliche Aufgaben 198<br />
Insgesamt 1.613<br />
Geme<strong>in</strong>dedienst<br />
Kernfeld kirchlicher Arbeit ist die Ortsgeme<strong>in</strong>de. Dort arbeiten<br />
mehr als drei viertel der Geistlichen. Die EKHN ist damit flächendeckend<br />
präsent. Darüber h<strong>in</strong>aus werden Pfarrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pfarrer<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fülle von übergeme<strong>in</strong>dlichen Aufgabenfeldern e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen im Schuldienst, bei der B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />
Gefängnisseelsorge werden vom Staat bezahlt.<br />
Der Anteil der Pfarrer<strong>in</strong>nen liegt bei e<strong>in</strong>em Drittel <strong>und</strong> steigt<br />
langsam an. Bei den Nachwuchsjahrgängen beträgt der weibliche<br />
Anteil 30 bis 50 Prozent.<br />
Zukunft hat sich die Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>iges vorgenommen.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Programm, das 38 Punkte<br />
enthält, soll die Lebensqualität im Dorf verbessert<br />
werden. Am heißesten diskutiert: Entwürfe<br />
e<strong>in</strong>es Architektenbüros für die Neugestaltung von<br />
Straßen <strong>und</strong> Plätzen.<br />
Streetworker im Dorf<br />
Straße, das bedeutet <strong>in</strong> Freienseen vor allem<br />
Treffpunkt. Und auch die Arbeit des Pfarrers<br />
spielt sich hauptsächlich draußen ab. Hier wird<br />
er angesprochen <strong>und</strong> sucht das Gespräch.<br />
»Streetworker« nennt ihn daher Heidi Lakos, die<br />
seit sechs Jahren im Dorf wohnt <strong>und</strong> sich für<br />
Krabbelgruppen engagiert. »Seelsorger <strong>und</strong><br />
Manager für die Belange im Dorf«, sei er – <strong>und</strong><br />
das nicht nur für se<strong>in</strong>e immerh<strong>in</strong> 600 evangelischen<br />
Schäfchen. Ganz gleich, ob nun e<strong>in</strong>e alte<br />
Baubaracke als Treffpunkt für Jugendliche her<br />
muss oder es gilt, Kämpfe um Altenheimplätze<br />
mit den Behörden auszufechten, der Pfarrer<br />
kümmert sich drum <strong>und</strong> ist oft genug erfolgreich.<br />
Samstags sammelt »der Ulf« auch mal die<br />
fußballbegeisterten Dorfk<strong>in</strong>der zusammen <strong>und</strong><br />
fährt mit ihnen im Kle<strong>in</strong>bus <strong>in</strong> die Großstadt –<br />
»zur E<strong>in</strong>tracht natürlich«.<br />
Die <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong>des steht mitten <strong>in</strong> Freienseen<br />
<strong>und</strong> soll nicht nur am Sonntag Anlaufstelle<br />
im Dorf se<strong>in</strong>. Denn Dienst auf dem Lande<br />
bedeutet für den engagierten Pfarrer auch Pflege<br />
38
des heimatlichen Kulturguts. So rief er vor fünf<br />
Jahren alle Dorfbewohner auf, alte Fotos herauszukramen<br />
<strong>und</strong> zur <strong>Kirche</strong> zu br<strong>in</strong>gen. Bei e<strong>in</strong>er<br />
Ausstellung konnte dann Jung <strong>und</strong> Alt die <strong>in</strong>teressantesten<br />
Bilder für e<strong>in</strong>e Publikation auswählen.<br />
»Spätestens da haben die letzten Dorfbewohner<br />
gesagt: Sieh an, die <strong>Kirche</strong> tut wirklich<br />
was für uns«, er<strong>in</strong>nert sich der Theologe. Mittlerweile<br />
dokumentieren drei vom <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />
herausgegebene Bücher die Geschichte des<br />
Dorfes <strong>und</strong> der Region. 20<strong>01</strong> soll <strong>in</strong> dieser Reihe<br />
der Titel »Schulzeiten – die Volksschule <strong>in</strong><br />
Freienseen vom 16. Jahrh<strong>und</strong>ert bis heute« ersche<strong>in</strong>en.<br />
Ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, dass auch die Zusammenarbeit<br />
mit Sportvere<strong>in</strong>, Feuerwehr oder Landfrauen<br />
gut gediehen ist. <strong>Kirche</strong>nvorsteher<strong>in</strong><br />
Kar<strong>in</strong> Adolf, e<strong>in</strong>e der etwa dreißig Ehrenamtlichen<br />
<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de, verweist auf die Gottesdienste<br />
bei der Kirmes oder bei Vere<strong>in</strong>sfesten:<br />
»Die kommen sehr gut an <strong>und</strong> bedeuten e<strong>in</strong><br />
Stück Geme<strong>in</strong>schaft.« Und Bauer Löber er<strong>in</strong>nert<br />
sich an die Anfänge dieser Arbeit, als Familie<br />
Häbel mit ihrer <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de bei e<strong>in</strong>em Dorffest<br />
als erste <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zige e<strong>in</strong>en Stand auf der<br />
Straße hatte, der neugierig begutachtet wurde.<br />
Konzept der Selbstverantwortung<br />
»Jeder kann was – <strong>und</strong> wenn er das zur Geme<strong>in</strong>schaft<br />
beiträgt, dann funktioniert’s.« Von Häbels<br />
Konzept der Selbstverantwortung im Dorf<br />
profitiert auch er selbst: Wenn er <strong>in</strong> landwirtschaftlichen<br />
Fragen e<strong>in</strong>mal nicht mehr weiter<br />
weiß oder e<strong>in</strong>e besondere Masch<strong>in</strong>e braucht,<br />
dann hilft ganz selbstverständlich Nachbar Löber<br />
oder e<strong>in</strong> anderer Landwirt aus.<br />
E<strong>in</strong> solches Leben hat für den Geme<strong>in</strong>depfarrer<br />
auch e<strong>in</strong>e politische Dimension: Er<br />
möchte mit se<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong> Anwalt se<strong>in</strong> für den<br />
Erhalt e<strong>in</strong>er gewachsenen Kulturlandschaft <strong>und</strong><br />
ursprünglicher dörflicher Strukturen, die durch<br />
Landflucht <strong>und</strong> Globalisierung immer mehr<br />
zurückgedrängt worden seien. »Wenn der<br />
kle<strong>in</strong>ste Lebensraum des Menschen zerstört<br />
wird, funktioniert es auch im Großen nicht<br />
mehr«, weiß der Nebenerwerbs-Landwirt. Seit<br />
drei Jahren organisiert er e<strong>in</strong>en »Europatag« im<br />
Dorf. Dann kommen nicht nur die Freienseener<br />
Dorfbewohner, sondern auch viele andere Interessierte<br />
aus der Umgegend, um mit Referenten<br />
<strong>und</strong> Parlamentariern die Rolle der Regionen im<br />
»grenzenlosen Zeitalter« zu diskutieren <strong>und</strong> den<br />
Politikern Augen <strong>und</strong> Ohren für die Belange der<br />
Landbevölkerung zu öffnen.<br />
Geme<strong>in</strong>schaft macht Schule<br />
Am lebhaftesten wird Häbel, wenn die Rede auf<br />
die Freienseener Dorfschule <strong>in</strong> evangelischer<br />
Trägerschaft kommt, die im August 1999 eröffnet<br />
wurde. Im Mai 20<strong>01</strong> wird für sie e<strong>in</strong> neu<br />
errichtetes Gebäude e<strong>in</strong>geweiht werden. Der<br />
ganze Ort hatte sich <strong>in</strong> beispielhafter Weise für<br />
die Gr<strong>und</strong>schule engagiert, bis die <strong>Kirche</strong>nsynode<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong> schließlich grünes Licht gab. Hier sollen<br />
die K<strong>in</strong>der schon früh Dorfgeme<strong>in</strong>schaft kennen<br />
<strong>und</strong> schätzen lernen <strong>und</strong> dabei mit den<br />
Besonderheiten des natürlichen Jahreszyklus<br />
vertraut gemacht werden. »E<strong>in</strong> guter Weg,<br />
biblische Geschichten zu verstehen <strong>und</strong> zu<br />
erleben«, me<strong>in</strong>t der Dorfgeistliche, der »weit<br />
reichende Parallelen zwischen bäuerlichem <strong>und</strong><br />
biblischem Leben« sieht. Aber er weiß natürlich<br />
auch, dass <strong>Kirche</strong> nicht nur <strong>in</strong> dörflicher Umgebung<br />
<strong>Kirche</strong> se<strong>in</strong> kann.<br />
Dass aber e<strong>in</strong>e funktionierende Dorfgeme<strong>in</strong>de<br />
auch anderswo Schule macht, ist der<br />
ausdrückliche Wunsch des Theologen. Mit der<br />
Hälfte se<strong>in</strong>er Stelle ist er als Geme<strong>in</strong>deberater <strong>in</strong><br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
beauftragt, se<strong>in</strong>e Erfahrungen auch anderen<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den zur Verfügung zu stellen. Für<br />
ihn <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Beraterkollegen ist das e<strong>in</strong>e<br />
»wichtige Bewusstse<strong>in</strong>sarbeit« – obwohl Häbel<br />
gut <strong>und</strong> gerne die volle Dienstzeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Geme<strong>in</strong>de verbr<strong>in</strong>gen könnte.<br />
Allmählich ist es Nachmittag geworden<br />
<strong>und</strong> der Pfarrer muss sich von e<strong>in</strong>em weiteren<br />
Gesprächspartner auf der Straße verabschieden.<br />
Wie so oft wird es noch e<strong>in</strong> langer Tag für ihn.<br />
»Jetzt gleich auf den Friedhof zu e<strong>in</strong>er Urnenbeisetzung.<br />
Dann raus aus dem Talar <strong>und</strong> aufs Feld,<br />
das Heu e<strong>in</strong>holen – denn Gewitter ist angesagt.«<br />
T H E O L O G I E S T U D I E R E N D E<br />
E<strong>in</strong>e exakte Personalplanung ist für die <strong>Kirche</strong>n schwierig. Da Pfarrer/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en beamtenähnlichen<br />
Status haben, bedeutet jede E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>e (f<strong>in</strong>anzielle) Festlegung auf bis zu 40 Jahre.<br />
Gleichzeitig schwankt die Zahl der Theologiestudierenden stark. Nach großen Examensjahrgängen<br />
bis Anfang der 90er-Jahre, die auch fast alle e<strong>in</strong>gestellt wurden, ist die Zahl der Studienanfänger/-<strong>in</strong>nen<br />
nun stark rückläufig. Die Hauptursache dafür ist die zunehmende Distanz vieler<br />
Jugendlicher zur <strong>Kirche</strong>.<br />
Wenn die EKHN ihren Pfarrerstand halten will <strong>und</strong> kann, müsste sie pro Jahr im Mittel 30 junge<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>stellen. Angesichts der Studierendenzahlen ist abzusehen, dass <strong>in</strong> zehn Jahren e<strong>in</strong><br />
Nachwuchsmangel e<strong>in</strong>treten wird. Das führt zu der sche<strong>in</strong>bar paradoxen Situation, dass gegenwärtig<br />
nur e<strong>in</strong> Teil der Theologen <strong>in</strong> den Pfarrdienst übernommen werden kann, während bei den Abiturienten<br />
gleichzeitig verstärkt um Nachwuchs geworben werden muss.<br />
1994 1997 <strong>2000</strong><br />
Anzahl Anzahl Anzahl<br />
Theologiestudent<strong>in</strong>nen 195 161 112<br />
Theologiestudenten 271 182 129<br />
Theologiestudierende <strong>in</strong>sgesamt 466 343 241<br />
39
Die Thomas-Messe <strong>in</strong> Wiesbaden – e<strong>in</strong>e besondere<br />
Gottestdienstform<br />
S<strong>in</strong>nlich<br />
Das milde Abendlicht br<strong>in</strong>gt nicht nur<br />
die bunten Glasfenster der Wiesbadener<br />
R<strong>in</strong>gkirche zum Leuchten,<br />
sondern sche<strong>in</strong>t auch auf e<strong>in</strong>en ungewöhnlich<br />
geschmückten <strong>Kirche</strong>nraum:<br />
Auf dem Taufbecken wächst e<strong>in</strong>e Wiese<br />
mit Gänseblümchen, brennende Teelichter umrahmen<br />
im Halbkreis den Altar, auf dem ausgetretenen<br />
<strong>Kirche</strong>nfußboden liegen vor e<strong>in</strong>em<br />
Holzkreuz faustgroße Kieselste<strong>in</strong>e. Jeden zweiten<br />
Sonntag im Monat wird hier die Thomas-Messe<br />
gefeiert, e<strong>in</strong> ökumenischer Gottesdienst für<br />
Suchende <strong>und</strong> Zweifelnde.<br />
»Die Thomas-Messe ist offen für alle<br />
Frömmigkeitsstile, das ist ihre besondere<br />
Stärke«, erläutert Pfarrer Dr. Peter Scherle se<strong>in</strong><br />
Konzept. Geme<strong>in</strong>sam laden die Nachbargeme<strong>in</strong>den<br />
R<strong>in</strong>gkirche, Lutherkirche <strong>und</strong> Markuskirche<br />
sowie das Wiesbadener Stadtjugendpfarramt am<br />
heutigen Sonntag bereits zum zehnten Mal zu<br />
diesem »nicht ganz gewöhnlichen Gottesdienst«<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Kurz vor 17 Uhr betreten immer mehr<br />
Frauen <strong>und</strong> Männer, alte wie junge, den <strong>Kirche</strong>nraum,<br />
schauen sich neugierig <strong>und</strong> oftmals auch<br />
etwas unsicher um. Manche nehmen eher<br />
zögernd auf den Bänken Platz. An die 100 s<strong>in</strong>d es<br />
geworden, als der Gottesdienst schließlich mit<br />
dem E<strong>in</strong>üben moderner geistliche Lieder beg<strong>in</strong>nt.<br />
E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Chor br<strong>in</strong>gt Schwung <strong>in</strong> den<br />
Geme<strong>in</strong>degesang. »Die neuen Lieder vermitteln<br />
mir mehr als die alten, was Christ-Se<strong>in</strong><br />
bedeutet«, freut sich die 61-jährige Hannelore<br />
Keil. Dann spielen zwei junge Männer, mit<br />
Turban <strong>und</strong> Turnschuhen bekleidet, die alttestamentliche<br />
Szene von Jakobs Kampf mit Gott<br />
am Fluss Jabbok nach. Sie r<strong>in</strong>gen mite<strong>in</strong>ander<br />
vor dem Altar, bis hier, anders als <strong>in</strong> der<br />
biblischen Vorlage, die Morgenröte per Sche<strong>in</strong>werfer<br />
anbricht.<br />
»Moderator« Pfarrer Roland Rosenbaum<br />
von der Wiesbadener Markuskirche erläutert das<br />
Herzstück der Thomas-Messe – e<strong>in</strong>e halbe<br />
St<strong>und</strong>e, <strong>in</strong> der an verschiedenen Stellen im<br />
<strong>Kirche</strong>nraum Angebote wahrgenommen werden<br />
können: Man kann Fürbitten aufschreiben,<br />
Zweifel <strong>und</strong> Fragen formulieren, vor zwei Tonhänden<br />
beten <strong>und</strong> meditieren. »Die Hände<br />
habe ich getöpfert als e<strong>in</strong> Zeichen für Segen«,<br />
erläutert Hannelore Keil, die mit zum Vorbereitungsteam<br />
gehört <strong>und</strong> jedes Mal e<strong>in</strong><br />
anderes Zeichen für die Meditationsecke gestaltet.<br />
Wer möchte, kann <strong>in</strong> der Sakristei mit<br />
dem Prediger diskutieren, aus Dankbarkeit<br />
e<strong>in</strong>e Kerze anzünden, zu ruhiger Musik e<strong>in</strong>en<br />
Meditationstanz probieren oder am Sorgenaltar<br />
e<strong>in</strong>en Kieselste<strong>in</strong> ablegen. Alexander Gürtler<br />
ist von dieser Form begeistert. »Ich f<strong>in</strong>de es<br />
befreiend, hier symbolisch me<strong>in</strong>e Last loszuwerden«,<br />
sagt der 35-Jährige.<br />
Besonderen Zuspruch f<strong>in</strong>det das Angebot,<br />
sich segnen <strong>und</strong> salben zu lassen. Der Pfarrer<br />
spricht jeden mit Vornamen an <strong>und</strong> ist »ganz<br />
Ohr« für das, was se<strong>in</strong>e Besucher bewegt. Mit<br />
e<strong>in</strong>em nach Zitrone duftenden Öl salbt er Stirn<br />
<strong>und</strong> beide Handflächen <strong>und</strong> liest e<strong>in</strong>en Bibelvers.<br />
Beim anschließenden Abendmahl entscheidet<br />
jeder dann selbst, wie er es feiern möchte: E<strong>in</strong>ige<br />
bilden e<strong>in</strong>en großen Kreis am Altar. Ganz<br />
bewusst bleibt er offen, um andere e<strong>in</strong>zuladen.<br />
Fladenbrot, We<strong>in</strong> oder Traubensaft werden<br />
herumgereicht. Nach dem abschließenden »Vater<br />
unser« lässt die Besucher der geme<strong>in</strong>sam<br />
gestaltete Gottesdienst nicht los – e<strong>in</strong> Anreiz,<br />
noch länger <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> zu verweilen. Da wird<br />
gelobt, gemeckert oder geratscht <strong>und</strong> am Ausgang<br />
liegt e<strong>in</strong> Gästebuch, <strong>in</strong> dem Besucher ihre<br />
Gedanken <strong>und</strong> Anregungen auch schriftlich<br />
h<strong>in</strong>terlassen können.<br />
»Das Gottesdienstangebot lebt davon,<br />
dass es ke<strong>in</strong>e festen Rollen gibt«, weiß Initiator<br />
Scherle. Bei der Vorbereitung der Thomas-<br />
Messe mischt deshalb e<strong>in</strong> Team aus r<strong>und</strong> 25 Freiwilligen<br />
mit. Sie treffen sich zwei St<strong>und</strong>en vorher,<br />
um <strong>in</strong> aller Seelenruhe zu gestalten <strong>und</strong><br />
aufzubauen: Hannelore Keil, die mit dabei ist,<br />
schätzt an ihrer Messe, dass die »altbackenen<br />
<strong>und</strong> strengen Rituale« durch »spontane, lebendige<br />
Angebote« ersetzt wurden. Sie sammelt<br />
beispielsweise im Urlaub Ste<strong>in</strong>e mit Ecken <strong>und</strong><br />
Kanten für den Sorgenaltar oder sticht e<strong>in</strong> Stück<br />
frische Wiese aus ihrem Garten.<br />
40
Besonders freut sie sich mit ihren Mitstreitern<br />
über Besucher, die <strong>in</strong> christlicher Tradition aufgewachsen<br />
s<strong>in</strong>d, aber nur noch schemenhafte<br />
Vorstellungen vom kirchlichen Leben haben <strong>und</strong><br />
Zweifel am Glauben hegen. Dafür steht auch der<br />
Namensgeber dieser noch jungen Gottesdienstform:<br />
Thomas hieß der Jünger Jesu, der an der<br />
Auferstehung zweifelte.<br />
Im Jahre 1988 entstand <strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki die<br />
Idee zu e<strong>in</strong>em »Gottesdienst für Suchende«, vier<br />
Jahre später wurde die erste Thomas-Messe <strong>in</strong><br />
Deutschland gefeiert. Der Begriff »Messe« deutet<br />
dabei nicht etwa auf katholischen Wurzeln h<strong>in</strong>,<br />
sondern auf die evangelische Gottesdienste <strong>in</strong><br />
F<strong>in</strong>nland, die dort allesamt als »Messen« bezeichnet<br />
werden.<br />
»Das Erlebnis Thomas-Messe schmeckt,<br />
riecht <strong>und</strong> schw<strong>in</strong>gt noch lange nach«, resümiert<br />
Peter Scherle <strong>und</strong> ergänzt: »Man muss sie feiern,<br />
um sie zu verstehen.«<br />
G O T T E S D I E N S T E<br />
Gottesdienste 1993 1996 1999 <strong>2000</strong>*<br />
Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl<br />
Gottesdienste an Sonn- <strong>und</strong> Feiertagen 79.630 79.388 78.598 78.500<br />
K<strong>in</strong>dergottesdienste 36.527 35.358 33.056 30.000<br />
Andachten/Schülergottesdienste 13.905 12.933 9.681 9.000<br />
Trauungen 7.567 6.218 5.791 4.900<br />
Bestattungen 26.262 25.488 24.705 24.000<br />
Der Zahl der Gottesdienstbesucher ist relativ stabil, wenn auch entsprechend der Mitgliederzahlen<br />
über die Jahre h<strong>in</strong>weg leicht rückläufig.<br />
Die Gottesdienstbesucher werden regelmäßig an vier Sonntagen im Jahr gezählt. An Heiligabend<br />
werden dabei Spitzenwerte erzielt. Der Karfreitag hat <strong>in</strong> der protestantischen Tradition e<strong>in</strong>e besondere<br />
Bedeutung. Sie wird allerd<strong>in</strong>gs von anderen Faktoren wie etwa der österlichen Ferien- <strong>und</strong> Reisezeit<br />
überlagert.<br />
Gottesdienstbesucher/-<strong>in</strong>nen 1990 1995 <strong>2000</strong>*<br />
Anzahl Anzahl Anzahl<br />
Invokavit 1 76.822 72.<strong>01</strong>5 60.000<br />
Karfreitag 106.386 93.802 85.000<br />
1. Advent 100.262 98.166 88.000<br />
Heiligabend 589.675 603.936 520.000<br />
*Hochrechnung<br />
1<br />
Beg<strong>in</strong>n der Fastenzeit<br />
41
E<strong>in</strong>e Kunstaktion <strong>in</strong> der Stadtkirche Offenbach<br />
E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> den Fluss der Zeit<br />
Wo man e<strong>in</strong>en Altar erwartet, im Zentrum der <strong>Kirche</strong>,<br />
steht e<strong>in</strong>e Pyramide, errichtet aus Konservendosen.<br />
Matt glänzt sie im Halbdunkel, fremd <strong>und</strong> geheimnisvoll<br />
steht sie da, aufgeschichtet auf Spiegelplatten, die rot<br />
<strong>und</strong> blau das Licht der Strahler reflektieren. Die Dosen<br />
enthalten ke<strong>in</strong>e Fleischkonserven, sondern Ma<strong>in</strong>wasser,<br />
geschöpft <strong>in</strong> der Silvesternacht, am Frankfurter Ma<strong>in</strong>ufer.<br />
Die Stelle liegt 35,43 Kilometer vor der Mündung, so steht<br />
es auf dem Infoblatt, das am E<strong>in</strong>gang verteilt wurde.<br />
Irritierendes Arrangement <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong>.<br />
F<strong>in</strong>det jedenfalls e<strong>in</strong>e Banknachbar<strong>in</strong> bei<br />
der Vernissage von »Zeitkonserven <strong>2000</strong>«<br />
<strong>in</strong> der Stadtkirche <strong>in</strong> Offenbach. Ob das<br />
der richtige Ort ist für so e<strong>in</strong> Kunstwerk?<br />
Ob das wohl e<strong>in</strong>en Bezug zum Glauben hat?<br />
Auf e<strong>in</strong>er Le<strong>in</strong>wand, die den Chorraum ganz<br />
verdeckt, läuft e<strong>in</strong> Film. Er zeigt Leuchtraketen,<br />
das Silvesterfeuerwerk, die Riesenräder am<br />
Frankfurter Ma<strong>in</strong>ufer, zwischendurch – Bildschnitt<br />
auf die Offenbacher Seite <strong>und</strong> wieder<br />
zurück nach Frankfurt – zum Kilometer 35,43.<br />
Da herrscht e<strong>in</strong> seltsames Treiben. 13 gut e<strong>in</strong>gepackte<br />
Gestalten schöpfen eimerweise Ma<strong>in</strong>wasser,<br />
das sie am Ufer zu e<strong>in</strong>er Eimerparade<br />
vere<strong>in</strong>igen. 300 Liter haben sie dem Ma<strong>in</strong> entnommen,<br />
<strong>und</strong> als Gegengabe gefaltete Papierschiffchen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, denen sie ihre Wünsche<br />
für das Jahr <strong>2000</strong> mitgegeben haben. 300 Liter<br />
Ma<strong>in</strong>wasser, geschöpft am 1. Januar <strong>2000</strong> um<br />
null Uhr, an der Ma<strong>in</strong>stelle mit den geografischen<br />
Koord<strong>in</strong>aten 8° 41’ 10,5’’ E.; 50°6’32,8’’N. – 8 Grad<br />
41 Bogenm<strong>in</strong>uten 10,5 Bogensek<strong>und</strong>en östliche<br />
Länge; 50 Grad 6 Bogenm<strong>in</strong>uten 32,8 Bogensek<strong>und</strong>en<br />
nördliche Breite.<br />
Die Schöpfer, das s<strong>in</strong>d Angelika Amborn-Morgenstern,<br />
Kunstlehrer<strong>in</strong>, ihr Mann, deren vier K<strong>in</strong>der<br />
<strong>und</strong> die Clique der ältesten Tochter. Das Team<br />
hatte sich vorgenommen, diesen Moment der<br />
Zeitenwende festzuhalten mit Mitteln der Kunst.<br />
Zeit wollten sie verpacken, <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong> 2.000<br />
Konservendosen. Und diese verpackte Zeit steht<br />
jetzt <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>. Auf der Le<strong>in</strong>wand läuft die<br />
Videoaufzeichnung aus der Silvesternacht. Wir<br />
schreiben <strong>in</strong>zwischen September, das damals<br />
bejubelte neue Jahr hat schon mehr als acht<br />
Monate auf dem Buckel. Wenn man sich über die<br />
Absperrung beugt <strong>und</strong> <strong>in</strong> den riesigen Spiegel<br />
auf dem <strong>Kirche</strong>nboden schaut, ist man plötzlich<br />
wieder mitten dr<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Silvesterfeier, umgeben<br />
von Sektflaschen <strong>und</strong> Leuchtraketen. Die Feuerkörper<br />
krachen e<strong>in</strong>em um die Ohren. »Wahns<strong>in</strong>n«,<br />
sagt e<strong>in</strong>e junge Besucher<strong>in</strong>, »so was Irres«.<br />
Abgründig tief sieht es aus, das Wasser im<br />
Spiegel.<br />
Die skeptische ältere Dame ist wieder da, als<br />
fünf Tage später grelle Popmusik den Sonntagsgottesdienst<br />
e<strong>in</strong>läutet. »F<strong>in</strong>al count down« heißt<br />
der Song. Orgel <strong>und</strong> Trompete übernehmen das<br />
triumphale Stück <strong>und</strong> plötzlich wird stimmig,<br />
was vorher befremdlich klang. Schon <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Begrüßung macht Pfarrer Holtze klar, was das<br />
Kunstprojekt mit Glauben zu tun hat: »Die Feier<br />
zum Jahr <strong>2000</strong> basiert auf e<strong>in</strong>er Setzung, <strong>in</strong> deren<br />
42
Mitte Jesus Christus steht. Mit ihm beg<strong>in</strong>nt<br />
unsere Zeitrechnung. Er ist die Mitte der Zeit.«<br />
Mit e<strong>in</strong>em sechsköpfigen Team hat Holtze,<br />
Studienleiter des religionspädagogischen Amtes,<br />
diesen Gottesdienst vorbereitet. Das Motto ist<br />
»Me<strong>in</strong>e Zeit steht <strong>in</strong> de<strong>in</strong>en Händen«. Was bedeutet<br />
Zeit für uns? Wie können wir die Besucher<br />
anregen, über Zeit nachzudenken – wie Zeit<br />
begreifbar machen?<br />
Pfarrer Holtze greift auch die Irritation auf, die<br />
die Le<strong>in</strong>wand auslöst, da sie das Kruzifix <strong>und</strong><br />
den Altar verdeckt. Das hatte auch e<strong>in</strong>e Gottesdienstbesucher<strong>in</strong><br />
kritisch angemerkt. Holtze:<br />
»Das Verborgene ist dennoch präsent.« Er<br />
fordert die Geme<strong>in</strong>de auf, über e<strong>in</strong> Tabuthema<br />
zu sprechen, über ihre Erfahrungen mit dem<br />
Glauben – damit das Verborgene Präsenz gew<strong>in</strong>ne.<br />
Von den 4.600 Gebäuden der EKHN stehen r<strong>und</strong> 40 Prozent<br />
unter Denkmalschutz. Im Jahr <strong>2000</strong> wurden aus dem Haushalt<br />
der EKHN r<strong>und</strong> 74 Millionen DM im Bau- <strong>und</strong> Liegenschaftsbereich<br />
<strong>in</strong>vestiert. Zu diesem Betrag kommen noch etwa<br />
6 Prozent außerkirchliche F<strong>in</strong>anzmittel <strong>und</strong> jeweils bis zu<br />
35 Prozent an F<strong>in</strong>anzmiteln der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den h<strong>in</strong>zu.<br />
In der EKHN werden pro Jahr zwischen 500 <strong>und</strong> 1.000 Baumaßnahmen<br />
über 20.000 DM abgewickelt.<br />
Die Gebäude prägen das Leben <strong>in</strong> ihnen entscheidend mit.<br />
Die EKHN muss <strong>und</strong> wird deshalb <strong>in</strong> Zukunft verstärkt <strong>in</strong> ihre<br />
Erhaltung <strong>und</strong> Gestaltung <strong>in</strong>vestieren.<br />
Aus dem 1989 gegründeten Umweltfonds der EKHN wurden<br />
bisher r<strong>und</strong> 1.200 ökologische Baumaßnahmen mit Zuschüssen<br />
<strong>und</strong> Darlehen <strong>in</strong> Höhe von <strong>in</strong>sgesamt 28 Millionen DM<br />
gefördert.<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
G E B Ä U D E<br />
Anzahl<br />
<strong>Kirche</strong>n 1.300<br />
Pfarrhäuser 1.100<br />
Geme<strong>in</strong>dehäuser 1.200<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten 600<br />
Diakoniestationen, Jugendhäuser, Wohnhäuser 400<br />
Gebäudebestand der EKHN <strong>in</strong>sgesamt 4.600<br />
43
E<strong>in</strong> paar unbeschwerte Angeltage<br />
verbr<strong>in</strong>gt der Vater mit<br />
se<strong>in</strong>en zwei Söhnen <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong> an der Ostsee.<br />
Dann geht es zurück nach<br />
Hause: Die Jungs nehmen die<br />
Bahn, die beiden Männer das<br />
Auto, <strong>in</strong> dem sie auch die<br />
gefangenen Fische <strong>und</strong> das<br />
Angelgerät verstauen.<br />
Während die Jugendlichen<br />
noch vergnügt im Zug sitzen,<br />
passiert draußen auf der<br />
Straße die Katastrophe:<br />
Der Vater verunglückt <strong>und</strong> ist<br />
sofort tot, se<strong>in</strong> Beifahrer wird<br />
schwer verletzt.<br />
Am Lebensrand<br />
Notfallseelsorge <strong>in</strong> Limburg-Weilburg<br />
NOTFALLSEELSORGE<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Dienststellen 18<br />
In der Notfallseelsorge organisierte<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen 347<br />
Hauptamtliche Pfarrer/-<strong>in</strong>nen<br />
für Notfallseelsorge 3<br />
Ehrenamtliche Laien 100<br />
44
Wer br<strong>in</strong>gt die Todesnachricht der<br />
Ehefrau, der Tochter, die daheim <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Hotel arbeitet? Wer sagt es<br />
den Söhnen? Thomas Hilpisch hat<br />
an diesem Frühl<strong>in</strong>gstag Dienst im<br />
ehrenamtlichen Notfallseelsorge-Team des<br />
Kreises Limburg-Weilburg. Als der Funkmelder<br />
piepst, fragt er bei der Leitstelle nach <strong>und</strong> macht<br />
sich auf den Weg. Hilpisch spricht mit der völlig<br />
aufgelösten Ehefrau, holt die Tochter vom Hotel<br />
ab, »die wusste es schon, die war regelrecht<br />
zusammengebrochen«, redet mit ihrer Chef<strong>in</strong>.<br />
Er organisiert den Empfang der Jungs am Bahnhof.<br />
»E<strong>in</strong> komplexer E<strong>in</strong>satz«, sei das gewesen,<br />
sagt er nur. Er ist e<strong>in</strong> ruhiger Mann, der lieber<br />
anpackt, als viele Worte zu machen. E<strong>in</strong>er, der als<br />
freiwilliger Feuerwehrmann im Örtchen Niederzeuzheim<br />
schon viel erlebt hat <strong>und</strong> e<strong>in</strong>iges verkraften<br />
kann. »Aber als ich die Tochter derart<br />
verzweifelt angetroffen hab’, da s<strong>in</strong>d mir dann<br />
auch die Tränen runtergelaufen.«<br />
Sterben geht jeden was an<br />
Hilpisch ist e<strong>in</strong>er von derzeit 20 ehrenamtlichen<br />
Helfer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Helfern, die <strong>in</strong> der Notfallseelsorge<br />
Limburg-Weilburg diesen Dienst am<br />
äußersten Rand des Lebens tun. Die Gruppe ist<br />
bunt gemischt: <strong>Evangelische</strong> <strong>und</strong> katholische<br />
Theologen <strong>und</strong> Pfarrer gehören ebenso dazu wie<br />
Feuerwehrleute, Rettungssanitäter <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
Mediz<strong>in</strong>student.<br />
Ende 1996 nach mehrmonatigen Vorbereitungen<br />
gegründet, haben die Mitarbeiter <strong>in</strong>zwischen<br />
weit über 250 E<strong>in</strong>sätze h<strong>in</strong>ter sich: bei schweren<br />
Unfällen mit Toten <strong>und</strong> Schwerverletzten, bei<br />
Bränden, Selbstmorden. »In den ersten St<strong>und</strong>en<br />
nach e<strong>in</strong>em Unglück für die Betroffenen da zu<br />
se<strong>in</strong>« – so umschreibt der Gründer <strong>und</strong> Vorsitzende<br />
des Vere<strong>in</strong>s, der evangelische Pfarrer<br />
Bernd-Volker Sponholz aus We<strong>in</strong>bach, die Kernaufgabe.<br />
»Für technische <strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ische Hilfe<br />
bei Unfällen durch gut geschulte Kräfte ist<br />
gesorgt; zurück bleiben aber Menschen, die das<br />
Erlebte seelisch verkraften müssen.«<br />
So kümmern sich die Männer <strong>und</strong> Frauen aus<br />
Limburg-Weilburg um schwer verletzte Opfer<br />
<strong>und</strong> deren Angehörige, aber auch um Feuerwehrleute,<br />
Polizisten <strong>und</strong> Sanitäter, die ebenfalls<br />
starken Belastungen ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Indem<br />
sie all das ehrenamtlich tun, setzen sie nebenbei<br />
e<strong>in</strong> Signal: Dass Sterben <strong>und</strong> Tod jeden<br />
etwas angehen – nicht nur die Profis <strong>in</strong><br />
Krankenhäusern, bei Polizei <strong>und</strong> Bestattungsunternehmen.<br />
45
BESONDERE SEELSORGEDIENSTE<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Seit der Flugschau-Katastrophe von Ramste<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> erst recht seit dem ICE-Unglück von Eschede<br />
ist bekannt, welche schweren Traumatisierungen<br />
derartige Erlebnisse bei den Betroffenen h<strong>in</strong>terlassen<br />
können: bleibende Alpträume, Depressionen,<br />
Lebensunlust, Angst- <strong>und</strong> Panikattacken. Fachleute<br />
gehen <strong>in</strong>zwischen davon aus, dass solche<br />
<strong>in</strong>neren Verwüstungen verh<strong>in</strong>dert werden<br />
können – wenn, so Sponholz, »die Betroffenen <strong>in</strong><br />
den ersten 72 St<strong>und</strong>en nach e<strong>in</strong>em Unglück<br />
Anzahl<br />
Sterbebegleitung<br />
Kl<strong>in</strong>ik für palliative Mediz<strong>in</strong> 1<br />
Hospizdienste 17<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen 300<br />
Telefonseelsorge<br />
Telefonzentralen 5<br />
Hauptamtliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen 15<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen 280<br />
Krankenhaus-, Psychiatrie- <strong>und</strong> Kurseelsorge<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>depädag(<strong>in</strong>n)en 1<strong>01</strong><br />
Stellen 60<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen 80<br />
Altenheimseelsorge<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>depädagog(<strong>in</strong>n)en 25<br />
Stellen 13<br />
Gefängnisseelsorge<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen 15<br />
Stellen 10,5<br />
Haftanstalten 18<br />
Seelsorge für geistig Beh<strong>in</strong>derte<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>depädagog(<strong>in</strong>n)en 11<br />
Stellen 8,5<br />
Bl<strong>in</strong>denseelsorge<br />
Stellen 1<br />
Schwerhörigenseelsorge<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>depädagog(<strong>in</strong>n)en 2<br />
Stellen 1,75<br />
Gehörlosenseelsorge<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen 7<br />
Stellen 4<br />
Die Begleitung Sterbender<br />
gehört schon immer zu den<br />
wichtigsten Aufgaben der<br />
Seelsorge. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
steigt seit fünf Jahren die<br />
Zahl der Kreise stark an,<br />
die <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />
Mediz<strong>in</strong>ern e<strong>in</strong>en besonderen<br />
Hospizdienst leisten.<br />
Gelegenheit bekommen, sich auszusprechen.«<br />
Die Notfallseelsorger bieten diese »erste Hilfe für<br />
die Seele«. Sie lassen alle Fragen zu, akzeptieren<br />
Wut, Verzweiflung, Geschrei. Geben praktischen<br />
Rat, helfen bei der Organisation der Beerdigung.<br />
Bieten an, e<strong>in</strong> Gebet zu sprechen, wenn die<br />
Angehörigen das wünschen. Begleiten sie, wenn<br />
nötig, noch mitten <strong>in</strong> der Nacht zur Unfallstelle.<br />
Bewusst Abschied nehmen<br />
Iris Schickel wurde von der Polizei gerufen, nachdem<br />
sich zwei 17-Jährige zu Tode gefahren<br />
hatten. Die Reaktion der Eltern auf die schreckliche<br />
Nachricht ist der Helfer<strong>in</strong> noch gut <strong>in</strong><br />
Er<strong>in</strong>nerung: »Der Vater wurde schlagartig ganz<br />
aggressiv, die Mutter hat nur stumm dagesessen<br />
<strong>und</strong> dann gesagt: »Kneifen Sie mich mal, das<br />
kann doch nicht wahr se<strong>in</strong>.« Wir s<strong>in</strong>d dann<br />
geme<strong>in</strong>sam zur Leichenhalle gefahren. Sie<br />
mussten ihren Sohn noch e<strong>in</strong>mal sehen, da erst<br />
konnten sie die Realität wirklich begreifen.« In<br />
den folgenden Tagen fuhr Schickel mit den<br />
Eltern im Auto an der Unfallstelle vorbei. Auch<br />
das ist e<strong>in</strong> wichtiger Schritt zum bewussten<br />
Abschiednehmen.<br />
Eigene Grenzen akzeptieren<br />
Das alles geht auch an den Notfallseelsorgern<br />
selbst nicht spurlos vorbei. Sie müssen ihre<br />
eigenen Ängste <strong>und</strong> Grenzen aushalten, sehen<br />
schrecklich entstellte Leichen <strong>und</strong> verzweifelte<br />
Angehörige. Bei der Verarbeitung hilft <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie das Team: Bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d immer<br />
m<strong>in</strong>destens zwei Helfer dabei. Außerdem trifft<br />
sich die Gruppe e<strong>in</strong>mal im Monat mit Sanitätern<br />
<strong>und</strong> Feuerwehrleuten zu Supervision <strong>und</strong><br />
Erfahrungsaustausch, unterstützt von e<strong>in</strong>em<br />
Psychotherapeuten. Hedi Sehr, die nach vielen<br />
Jahren als Pressewart<strong>in</strong> der freiwilligen Feuerwehr<br />
Obertiefenbach zur Notfallseelsorge kam:<br />
»Ohne diese Abende könnte ich die Arbeit nicht<br />
machen.«<br />
46
Mittlerweile hat die Limburger Gruppe e<strong>in</strong> umfangreiches<br />
Fortbildungsprogramm absolviert.<br />
Sterbebegleitung, Gesprächsführung, Umgang<br />
mit Stress oder das Thema »Trauer im Islam«<br />
gehören ebenso dazu wie juristische Fragen <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e Ausbildung zum Sanitätshelfer. Regelmäßig<br />
tauschen sich die Helfer außerdem mit Vertretern<br />
von Organisationen aus, mit denen sie<br />
zusammenarbeiten: darunter Polizei, Telefonseelsorge,<br />
Bestattungs<strong>in</strong>stitute, Frauenhäuser,<br />
Drogenberatungsstellen <strong>und</strong> Selbsthilfegruppen,<br />
die Angehörige länger begleiten etwa bei plötzlichem<br />
K<strong>in</strong>dstod.<br />
Nicht wegzudenken<br />
Das Team um Pfarrer Sponholz hat e<strong>in</strong>en landesweiten<br />
»Hessischen Kongress für Notfallseelsorge«<br />
<strong>in</strong>itiiert, der <strong>2000</strong> zum dritten Mal stattfand.<br />
Es half auch bei der Gründung weiterer<br />
Gruppen, zum Beispiel im Lahn-Dill-Kreis. Im<br />
Kreis Limburg-Weilburg selbst s<strong>in</strong>d die Notfallseelsorger<br />
längst nicht mehr aus der Kette der<br />
Unfallrettungse<strong>in</strong>richtungen wegzudenken. Das<br />
belegt die steigende Zahl von E<strong>in</strong>sätzen, zu<br />
denen sie von Polizei, Feuerwehr <strong>und</strong> Ärzten<br />
geholt werden; davon zeugen die Danksagungen<br />
<strong>in</strong> Todesanzeigen. Und schließlich der Ausspruch<br />
e<strong>in</strong>es Feuerwehrmanns: »Früher brauchten wir<br />
Alkohol, um unsere Arbeit zu verkraften. Jetzt<br />
haben wir zum Glück euch.«<br />
Deutlich erhöht hat sich <strong>in</strong> den vergangenen drei Jahren die Zahl<br />
der Notfallseelsorgedienste. Hier halten sich Pfarrer/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
andere Ehrenamtliche neben ihrer Geme<strong>in</strong>dearbeit bereit, um bei<br />
Unfällen <strong>und</strong> Katastrophen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr<br />
<strong>und</strong> Technischem Hilfswerk zu helfen.<br />
Die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> hat für Notfallseelsorge<br />
drei Pfarrstellen mit halbem Dienstauftrag im Bereich der<br />
zentralen Rettungsleitstellen e<strong>in</strong>gerichtet: <strong>in</strong> Frankfurt, Wiesbaden<br />
<strong>und</strong> Darmstadt-Dieburg.<br />
Die EKHN wird diese Initiativen im Verlauf des Jahres 20<strong>01</strong> mit<br />
weiteren acht halben Stellen unterstützen.<br />
Seit Herbst <strong>2000</strong> besteht e<strong>in</strong> Konvent evangelischer Notfallseelsorger,<br />
der sich zweimal jährlich trifft.<br />
Alle <strong>in</strong> der EKHN bestehenden Notfallseelsorge-E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d<br />
hier durch e<strong>in</strong>en Vertreter repräsentiert.<br />
Die drei Pfarrer mit dem Dienstauftrag zur Notfallseelsorge bilden<br />
den Sprecherkreis, der Verb<strong>in</strong>dung zur <strong>Kirche</strong>nleitung, den Referatsleitern<br />
der <strong>Kirche</strong>nverwaltung, aber auch zum katholischen Bistum<br />
Ma<strong>in</strong>z hält.<br />
47
»<br />
In mir sah es damals düster aus«,<br />
bekennt Nicole. »Ich hatte riesige<br />
Angst vor der Schule, speziell vor<br />
den Tests, <strong>und</strong> b<strong>in</strong> deswegen<br />
nachts häufig aufgewacht <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>mal sogar <strong>in</strong> Ohnmacht gefallen.« Den angstauslösenden<br />
Stress habe sie sich jedoch selbst<br />
gemacht, da sie sich die Zeit falsch e<strong>in</strong>geteilt<br />
<strong>und</strong> »immer erst auf den letzten Drücker« mit<br />
dem Lernen angefangen habe. Zuletzt sei auch<br />
ihre Familie ratlos gewesen, er<strong>in</strong>nert sich Nicole,<br />
so dass sie e<strong>in</strong>er Empfehlung von Bekannten<br />
gefolgt sei <strong>und</strong> die Beratungsstelle am Rande der<br />
Herborner Fußgängerzone aufgesucht habe.<br />
Dass die E<strong>in</strong>richtung des evangelischen<br />
Dekanats auch im 25. Jahr ihres Bestehens erfolgreich<br />
arbeiten kann, ist zu e<strong>in</strong>em Gutteil das<br />
Verdienst von Stellenleiter Dirk Crone <strong>und</strong><br />
Dekanatssynoden-Präses Joachim Wienecke.<br />
Angesichts zurückgehender staatlicher <strong>und</strong><br />
kirchlicher Zuschüsse hatten sie vor zwei Jahren<br />
die Idee, e<strong>in</strong>e Stiftung zu gründen <strong>und</strong> die zu<br />
erwartenden Haushaltslöcher aus Stiftungsmitteln<br />
zu stopfen.<br />
Folgerichtig wurde die Stiftung »FAMILIE<br />
LEBEN« im Juli 1997 als e<strong>in</strong>e unselbstständige<br />
kirchliche E<strong>in</strong>richtung gegründet. Sie hat das<br />
Ziel, Umfang <strong>und</strong> Qualität der Erziehungs- <strong>und</strong><br />
Familienberatung am Standort Herborn langfristig<br />
zu sichern <strong>und</strong> sich unabhängiger zu<br />
machen von Kommunen, Kreis, Land <strong>und</strong> der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
(EKHN). Deren Zuschüsse werden <strong>in</strong> den<br />
kommenden Jahren möglicherweise immer spärlicher<br />
fließen.<br />
Bemerkenswerte Eigen<strong>in</strong>itiative<br />
Die »bemerkenswerte soziale Eigen<strong>in</strong>itiative« zur<br />
Erschließung alternativer Geldquellen, so EKHN-<br />
F<strong>in</strong>anzreferent Rudolf Kriszeleit, wurde von der<br />
EKHN von Beg<strong>in</strong>n an ideell <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell mit<br />
Kräften gefördert. Außerdem halfen Experten<br />
aus der Darmstädter <strong>Kirche</strong>nverwaltung bei der<br />
Erstellung der Stiftungssatzung. Die ersten<br />
Früchte des neuen Co-F<strong>in</strong>anzierungskonzepts<br />
konnten die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
der Herborner Beratungsstelle sowie ihre<br />
Klienten bereits im Herbst 1999 ernten. Seit<br />
diesem Zeitpunkt steht der E<strong>in</strong>richtung auch die<br />
frühere Hausmeisterwohnung im Haus zur<br />
Verfügung. »Die Miete für die 60 Quadratmeter<br />
großen Räumlichkeiten können alle<strong>in</strong> aus Z<strong>in</strong>se<strong>in</strong>nahmen<br />
bestritten werden«, freut sich Crone.<br />
Um der Stiftung e<strong>in</strong>e noch breitere f<strong>in</strong>anzielle<br />
Psychologische Beratungsstelle Herborn<br />
Gute Perspektiven<br />
Nicole F. ist überglücklich. Die 19-Jährige<br />
hat gerade mit Erfolg ihr Abi gebaut <strong>und</strong><br />
freut sich wie e<strong>in</strong>e Schneekönig<strong>in</strong> auf<br />
e<strong>in</strong>en Sommer ohne Leistungsdruck <strong>und</strong><br />
Klausurenstress. Dabei sah es am Anfang<br />
des Jahres so aus, als ob sie an der letzten<br />
schulischen Hürde scheitern würde. Dass<br />
sich die junge Frau jetzt <strong>in</strong> aller Ruhe auf<br />
ihr Kunststudium vorbereiten kann,<br />
verdankt sie vor allem der psychologischen<br />
Hilfe, die sie <strong>in</strong> der Herborner Beratungsstelle<br />
für Eltern, K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche<br />
erfahren hat.<br />
48
Gr<strong>und</strong>lage zu verschaffen, hatte die Beratungsstelle<br />
im Frühjahr 1999 e<strong>in</strong>en Werbefeldzug mit<br />
Benefizkonzerten, Vorträgen sowie der vierteljährlichen<br />
Stiftungszeitung »MAGAZIN« gestartet.<br />
Die Kampagne soll helfen das Gr<strong>und</strong>kapital bis<br />
zum Jahr 2003 um weitere 100.000 DM aufzustocken.<br />
»E<strong>in</strong>en weiteren Schub« erhoffen sich<br />
Crone <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Team auch von der Berufung des<br />
Stiftungsbeirates. R<strong>und</strong> zehn Persönlichkeiten<br />
aus Herborn <strong>und</strong> Umgebung sollen zusammen<br />
mit dem Vorstand neue Sponsoren gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
den Kapitalstock verwalten. Über das Herborner<br />
Modell wird <strong>in</strong>zwischen auch <strong>in</strong> Fachkreisen mit<br />
Hochachtung gesprochen.<br />
Breites Angebot<br />
Die staatlich anerkannte Beratungsstelle für<br />
Eltern, K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche wurde 1974 gegründet.<br />
Ihr Angebot richtet sich an E<strong>in</strong>zelpersonen,<br />
Familien, Lebensgeme<strong>in</strong>schaften <strong>und</strong><br />
Partnerschaften, unabhängig von ihrer Konfession<br />
oder Nationalität. Der E<strong>in</strong>zugsbereich der E<strong>in</strong>richtung<br />
erstreckt sich von Haiger <strong>und</strong> Burbach<br />
im Norden, Gladenbach <strong>und</strong> Biedenkopf im<br />
Osten, Driedorf, Madenmühlen <strong>und</strong> Rehe im<br />
Westen bis Ehr<strong>in</strong>gshausen <strong>und</strong> Katzenfurt im<br />
Süden.<br />
Das aus e<strong>in</strong>er Psycholog<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em Psychologen,<br />
zwei Sozialpädagog<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>em Theologen,<br />
e<strong>in</strong>er Sekretär<strong>in</strong> <strong>und</strong> zwei Honorarkräften bestehende<br />
Beratungsteam hilft bei Erziehungsproblemen<br />
<strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten, bei<br />
Schwierigkeiten <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergarten <strong>und</strong> Schule, bei<br />
Familienkonflikten <strong>und</strong> Lebensproblemen, <strong>in</strong><br />
Partnerschaftsfragen <strong>und</strong> Trennungssituationen.<br />
»Wir bieten allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Drogenberatung an<br />
<strong>und</strong> auch ke<strong>in</strong>e Therapien für k<strong>in</strong>derlose<br />
Erwachsene«, stellt Crone klar. Dafür werde die<br />
familientherapeutische Arbeit <strong>und</strong> speziell die<br />
Arbeit mit K<strong>in</strong>dern immer wichtiger.<br />
Von der Fachkompetenz der Herborner<br />
E<strong>in</strong>richtung profitiert zum Beispiel der kle<strong>in</strong>e<br />
Sascha H., der mit Eltern <strong>und</strong> drei Geschwistern<br />
etwa 15 Kilometer entfernt lebt. Se<strong>in</strong>e Mutter<br />
wandte sich Anfang 1998 auf Empfehlung der<br />
Klassenlehrer<strong>in</strong> an die Stelle, weil sich der<br />
damals neunjährige, leukämiekranke Sascha<br />
nach e<strong>in</strong>er mehrmonatigen, kräftezehrenden<br />
Chemotherapie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Schneckenhaus zurückgezogen<br />
hatte. »Me<strong>in</strong> Sohn hatte panische<br />
Angst, e<strong>in</strong>en Rückfall zu erleiden«, schildert<br />
Kar<strong>in</strong> H. »Er schlief nicht mehr, fürchtete sich<br />
davor, irgendwo alle<strong>in</strong> h<strong>in</strong>zugehen.«<br />
Gute Perspektiven<br />
Diplom-Psycholog<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Glawe-Schwarz<br />
traf sich zunächst e<strong>in</strong>mal pro Woche mit Sascha<br />
zu e<strong>in</strong>er Spieltherapie, später alle zwei Wochen.<br />
Inzwischen geht es dem Jungen deutlich besser.<br />
»Er ist lebenslustig, bewegt sich freier <strong>und</strong> hat<br />
vor kurzem sogar ohne Begleitung der Eltern an<br />
e<strong>in</strong>er Klassenreise teilgenommen«, berichtet<br />
se<strong>in</strong>e Mutter stolz. »Wir können allmählich daran<br />
denken, die Therapie abzuschließen.«<br />
Übrigens gehören <strong>in</strong>zwischen sowohl<br />
Familie H. als auch die angehende Kunststudent<strong>in</strong><br />
Nicole zu jenen Förderern, die Schirmherr <strong>und</strong><br />
Altkirchenpräsident Helmut Spengler im Blick<br />
hat, <strong>und</strong> spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von<br />
»guten Perspektiven der Herborner Beratungsstelle«.<br />
Beratungsstelle für Eltern,<br />
K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche<br />
des <strong>Evangelische</strong>n Dekanats<br />
Herborn<br />
Staatlich anerkannte<br />
Erziehungsberatungsstelle<br />
Hauptstraße 2 – 4<br />
35745 Herborn<br />
Telefon (02772) 40467<br />
Telefax (02772) 40304<br />
E-Mail BeratungHerborn<br />
@aol.com<br />
Internet www.Stiftung-Familie-<br />
Leben.de<br />
Die Stiftung ist noch <strong>in</strong> der<br />
Aufbauphase, das heißt:<br />
Sie sammelt noch Kapital an.<br />
Ab 2003 soll sie zur Deckung<br />
des Haushalts herangezogen<br />
werden. Dann fallen die<br />
Landesmittel weg.<br />
Schirmherr der Stiftung ist<br />
Altkirchenpräsident Helmut<br />
Spengler.<br />
ERZIEHUNGSBERATUNGSSTELLE HERBORN<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Haushaltsvolumen<br />
DM<br />
Mittel der EKHN 362.5<strong>01</strong><br />
Fremdmittel (Land, Sozialm<strong>in</strong>isterium) 77.249<br />
Zuschüsse von Kommune <strong>und</strong> Landkreis 60.000<br />
Kommunaler F<strong>in</strong>anzausgleich 100.250<br />
Summe Haushaltsvolumen 600.000<br />
Anzahl<br />
Beratungsst<strong>und</strong>en <strong>2000</strong> 2.600<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>sgesamt 5<br />
(davon 2 Psycholog(<strong>in</strong>n)en je e<strong>in</strong>e ganze Stelle<br />
<strong>und</strong> 2 Sozialpädagog<strong>in</strong>nen je 0,5 Stellen,<br />
1 Sekretär<strong>in</strong>, Honorarkräfte nach Bedarf)<br />
Weitere Beratungsstellen<br />
Anzahl<br />
Lebensberatungsstellen 65<br />
davon ökumenisch 4<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Lebensberatungsstellen 65<br />
Suchtberatungsstellen 8<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Suchtberatungsstellen 30<br />
S T I F T U N G » F A M I L I E L E B E N «<br />
Gr<strong>und</strong>kapital 1999<br />
<strong>Evangelische</strong>s Dekanat 130.000<br />
EKHN 70.000<br />
Stadt Herborn 3.000<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> weitere Kle<strong>in</strong>spender 17.000<br />
Summe Gr<strong>und</strong>kapital 1999 220.000<br />
Zuwachs <strong>2000</strong><br />
Z<strong>in</strong>sen 11.697<br />
Spenden 9.209<br />
Kapitalstand 224.453<br />
DM<br />
49
Hier im Frankfurter Bahnhofsviertel<br />
betreut Matthias Roth Obdachlose:<br />
»Die Leute können kommen <strong>und</strong><br />
gehen, wie sie wollen«, erläutert der<br />
Sozialarbeiter vom »Tagestreff« <strong>in</strong> der<br />
evangelischen Weißfrauenkirche se<strong>in</strong> Konzept. Seit<br />
1997 vermietet die <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de Räume ihrer<br />
Unterkirche an das Diakonische Werk, um so<br />
Wohnsitzlosen wirkungsvoll helfen zu können. Sie<br />
selbst beteiligt sich mit e<strong>in</strong>em regelmäßigen<br />
Vespertreff an der Arbeit; auch Pfarrer Schneider<br />
lässt sich regelmäßig beim »Tagestreff« blicken.<br />
Odachlosenarbeit:<br />
Der »Tagestreff« im Frankfurter Bahnhofsviertel<br />
Weg von der Straße<br />
Die Frankfurter Weserstraße ist e<strong>in</strong>e Straße der Kontraste: Hier begegnet man<br />
gestylten Bankern mit Handy, dort Menschen <strong>in</strong> abgetragener Kleidung, die ihr<br />
ganzes Hab <strong>und</strong> Gut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rucksack mit sich herumtragen. In direkter Nachbarschaft<br />
ragen imposant die Spiegeltürme der Bankenhochhäuser <strong>in</strong> den Himmel.<br />
In Frankfurt bieten neben<br />
der Weißfrauengeme<strong>in</strong>de<br />
auch andere Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
der Innenstadt, <strong>in</strong> Niederrad<br />
<strong>und</strong> Praunheim – meist <strong>in</strong><br />
ökumenischer Kooperation –<br />
für Obdachlose Essen <strong>und</strong> Aufenthalt<br />
an.<br />
E<strong>in</strong>e »Alternative zur Straße« will Sozialarbeiter<br />
Matthias Roth den Wohnsitzlosen bieten <strong>und</strong><br />
pflegt dazu e<strong>in</strong>en regen Austausch mit der<br />
Beratungsstelle für obdachlose Männer gleich<br />
um die Ecke. »Wenn mal jemand duschen will,<br />
schicken wir ihn rüber«, bekräftigen se<strong>in</strong>e<br />
Kollegen dort. Im Sommer benutzen Hilfsbedürftige<br />
vermehrt die Duschen, im W<strong>in</strong>ter<br />
suchen sie e<strong>in</strong>en Schlafplatz, weil es draußen<br />
zu kalt ist. Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
von Ambulanz <strong>und</strong> Suchtberatung schauen hier<br />
regelmäßig vorbei.<br />
E<strong>in</strong> Dach über dem Kopf<br />
Manche »Tagestreff«-Besucher kommen regelmäßig,<br />
andere tauchen e<strong>in</strong>mal auf <strong>und</strong> dann nie<br />
DER »TAGESTREFF« AN DER WEISSFRAUENGEMEINDE<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Besucher pro Tag im W<strong>in</strong>ter 100<br />
Besucher pro Tag im Sommer 80<br />
Personalstellen gesamt 4<br />
wieder. »E<strong>in</strong> generelles Problem ist, dass Leute<br />
immer länger auf der Straße leben«, merkt<br />
Matthias Roth an <strong>und</strong> ergänzt: »Und von da<br />
wollen manche auch nicht weg.« Es ist schwierig,<br />
mit diesen Menschen Kontakt zu bekommen.<br />
Mit anderen ist zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Gespräch ke<strong>in</strong><br />
Problem. So auch mit Peter K., e<strong>in</strong>em Polen, der<br />
seit 12 Jahren <strong>in</strong> Deutschland lebt. Er ist froh, im<br />
»Tagestreff« Landsleute zu treffen, Karten zu<br />
spielen, Spaß zu haben. »Es tut gut, dass man<br />
hier e<strong>in</strong>fach nur sitzen kann <strong>und</strong> nicht gefragt<br />
wird, was mit e<strong>in</strong>em los ist.«<br />
Auch Roth weiß, welch große Rolle das<br />
spielt: »Wir geben den Leuten e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Dach<br />
über dem Kopf, ke<strong>in</strong>er muss Auskunft über sich<br />
geben«, betont er. Wenn die Besucher jedoch<br />
Hilfe benötigen, stehen die vier Leute se<strong>in</strong>es<br />
Teams bereit. Dann vermitteln sie beispielsweise<br />
die Hilfebedürftigen an Beratungsstellen<br />
oder <strong>in</strong> Wohnheime. Bei Behördengängen h<strong>in</strong>gegen<br />
können sie nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen helfen,<br />
dafür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie andere E<strong>in</strong>richtungen<br />
zuständig.<br />
50
Alkohol, Drogen <strong>und</strong> Gewalt verboten s<strong>in</strong>d, kann<br />
man sie nie vollständig ausschließen. Deshalb<br />
s<strong>in</strong>d die Räume schon so funktionell wie möglich<br />
e<strong>in</strong>gerichtet. Bilder, Pflanzen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche<br />
Farben lockern die Atmosphäre auf. »Zwei der<br />
Bilder hat e<strong>in</strong>er der Besucher gemalt, der hatte<br />
sogar schon mal e<strong>in</strong>e Ausstellung«, freut sich<br />
Matthias Roth.<br />
Die meisten der täglich um die 70 bis 80<br />
Besucher s<strong>in</strong>d Männer, nur etwa e<strong>in</strong> Zehntel s<strong>in</strong>d<br />
Frauen. Es gibt jeweils e<strong>in</strong>en Ruheraum für<br />
Frauen <strong>und</strong> Männer. Dort können die Besucher<br />
tagsüber <strong>in</strong> Betten schlafen. Doch auch Freizeitaktivitäten<br />
stehen regelmäßig auf dem Plan:<br />
Ausflüge, Gartenarbeit, e<strong>in</strong> Tischtennisturnier.<br />
In kle<strong>in</strong>en Schritten will Roth die Besucher des<br />
Tagestreffs aus ihrer Isolation auf der Straße<br />
herausholen: »Es ist e<strong>in</strong>fach gut, wenn sie hier<br />
s<strong>in</strong>d, wir können ihnen e<strong>in</strong> soziales Umfeld<br />
bieten«.<br />
Mitverantwortung als Maxime<br />
Wer möchte, kann beim »Tagestreff« Verantwortung<br />
übernehmen. »Es ist immer was zu<br />
tun«, sagt Roth. Die zwei Aufenthaltsräume<br />
müssen <strong>in</strong> Ordnung gehalten werden, ebenso<br />
die Duschen <strong>und</strong> Toiletten, jemand muss sich<br />
um die Küche kümmern <strong>und</strong> die Benutzung der<br />
Waschmasch<strong>in</strong>en organisieren. Diese freiwilligen<br />
Helfer kümmern sich auch darum, dass Kaffee<br />
gekocht <strong>und</strong> das Essen verteilt wird. Hierfür<br />
bekommt der »Tagestreff« regelmäßig Brot <strong>und</strong><br />
Wurst oder Käse von der »Frankfurter Tafel«. Das<br />
ist e<strong>in</strong>e Hilfsorganisation, die dafür sorgt, dass<br />
Lebensmittel, die <strong>in</strong> Märkten oder Gaststätten<br />
übrig bleiben, Bedürftigen zukommen. Das Essen<br />
ist umsonst, Kaffee <strong>und</strong> Wäsche-Waschen<br />
kosten im »Tagestreff« etwas. »Wir wollen ke<strong>in</strong>e<br />
Almosen verteilen, sondern die Leute wieder an<br />
e<strong>in</strong> normales Leben heranführen«, lautet Roths<br />
Maxime. Deshalb ist e<strong>in</strong>er der Räume auch<br />
wie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Büro mit Telefon <strong>und</strong> PC e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Dort können die Besucher Briefe an<br />
Ämter schreiben oder – auch gegen e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en Beitrag – telefonieren. Doch viele, erklärt<br />
Roth, seien dazu nicht <strong>in</strong> der Lage. »Wir haben<br />
e<strong>in</strong>e ganze Reihe psychisch Gestörter hier, die<br />
ziehen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ecke zurück <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d schwer<br />
ansprechbar.«<br />
Schritte aus der Isolation<br />
Probleme bereitet ihm oft der Umgang von<br />
Besuchern mit dem Inventar. »Es geht viel<br />
kaputt«, bedauert der Sozialarbeiter. Obwohl<br />
DIE BERATUNGSSTELLE FÜR FRAUEN IN FRANKFURT<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Statistik 1999<br />
Anzahl<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>sgesamt 64<br />
davon Fachberatungsstellen 15<br />
Übernachtungsheime 10<br />
Wohnheime 11<br />
Med<strong>in</strong>z<strong>in</strong>ische Ambulanzen, Tagesräume etc. 28<br />
Tagesaufenthalte 14<br />
Betreutes Wohnen 7<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Ambulanz 3<br />
sonstige 4<br />
Nutzungserhebung an e<strong>in</strong>em Tag<br />
im Oktober 1999<br />
Anzahl<br />
Beratene Frauen 560<br />
Beratungsgespräche 1.160<br />
Herkunft der beratenen Frauen %<br />
Deutschland 52<br />
Osteuropa 33<br />
andere Länder 15<br />
Haus Zuflucht <strong>in</strong> Frankfurt<br />
Übergangswohnheim für Frauen<br />
Anzahl<br />
Langzeitbewohner<strong>in</strong>nen 52<br />
Akute Krisensituation 96<br />
EINRICHTUNGEN DES DIAKONISCHEN WERKS FÜR OBDACHLOSE<br />
Anzahl<br />
Angetroffene Personen <strong>in</strong>sgesamt 1.596<br />
davon Männer 1.264<br />
davon Frauen 362<br />
Altersverteilung<br />
der angetroffenen Personen:<br />
25 %<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
bis 20 Jahre<br />
21 – 29 Jahre<br />
30 – 39 Jahre<br />
40 – 49 Jahre<br />
50 – 59 Jahre<br />
60 <strong>und</strong> älter<br />
51
Der Regen des erbarmungslosen Sommers<br />
<strong>2000</strong> ist im Sauerland besonders dicht.<br />
Die Wiese auf der Lichtung hat sich<br />
vollgesogen, der Bach plätschert zwar,<br />
doch der Regen übertönt se<strong>in</strong> sanftes<br />
Gurgeln. In das schwarze Geme<strong>in</strong>schaftszelt<br />
weht der Regen von der Seite, vor dem Küchenzelt<br />
stehen Mädchen, 12-jährige, 13-jährige,<br />
geduckt unter ihren Kapuzen. Ke<strong>in</strong>e mault, die<br />
Leiter<strong>in</strong>nen geben e<strong>in</strong> paar Kommandos – es ist<br />
Zeit für das Mittagessen beim Zeltlager der<br />
Heliand-Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen aus Wiesbaden <strong>und</strong><br />
Ma<strong>in</strong>z.<br />
Auf der Wiese e<strong>in</strong>es Bauern bei Bad Berleburg<br />
haben sie für zwei Wochen ihre Zelte aufgeschlagen<br />
<strong>und</strong> ke<strong>in</strong> Gewitter, ke<strong>in</strong>e Sommerkälte<br />
können sie vertreiben. Susanne Kosmehl, 20, ist<br />
e<strong>in</strong>e der Leiter<strong>in</strong>nen. Sandra, e<strong>in</strong>e 12-Jährige,<br />
hängt sich an sie, umarmt sie, aber Susanne<br />
Kosmehl wehrt ab. Noch ist ke<strong>in</strong>e Zeit für Ruhe,<br />
für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensives Gespräch, jetzt muss das Essen<br />
organisiert werden. Später aber wird Gelegenheit<br />
se<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> Gespräch über Gott <strong>und</strong> die Welt,<br />
sich mit Fragen des Glaubens ause<strong>in</strong>ander zu<br />
setzen.<br />
Christlich, emanzipatorisch <strong>und</strong> ökologisch<br />
wollen die Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen se<strong>in</strong>. Im Alltag bedeuten<br />
diese großen Worte, dass die Mädchen<br />
ihre Persönlichkeit ausbilden <strong>und</strong> stärken können<br />
<strong>und</strong> mit der Natur leben, nicht gegen sie. »Wir<br />
werden unseren Lagerplatz wieder so verlassen,<br />
wie wir ihn vorgef<strong>und</strong>en haben.«<br />
Susanne ist Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong> seit sie neun<br />
Jahre alt ist. Ihre Mutter, Barbara Kosmehl, 43,<br />
hat die Heliand-Mädchen-Pfadf<strong>in</strong>derschaft 1989<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden mitgegründet <strong>und</strong> zehn Jahre lang<br />
geleitet. Als der Altersabstand zu den K<strong>in</strong>dern zu<br />
groß wurde, gab sie die Leitung ab. Ihre Tochter<br />
ist seit e<strong>in</strong>em Jahr Mitglied des Leitungsdreiecks<br />
der Heliand-Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> – ehrenamtlich,<br />
versteht sich.<br />
»Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, das ist me<strong>in</strong> Lebensgefühl«,<br />
sagt die junge Frau mit den hennaroten<br />
Haaren. »Es tut so gut, hier im Lager die Natur<br />
zu spüren <strong>und</strong> sich auf das Wesentliche zu beschränken.<br />
Manchmal habe ich das Gefühl«, <strong>und</strong><br />
sie ist nachdenklich bei diesen Sätzen, »das<br />
Lebensgefühl<br />
Susanne Kosmehl <strong>und</strong> die Heliand-Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden<br />
e<strong>in</strong>fache Leben hier <strong>in</strong> der Natur ist e<strong>in</strong> bisschen<br />
wertvoller als das normale <strong>in</strong> der Stadt.« Ihr<br />
normales Leben – das ist e<strong>in</strong> Studium <strong>in</strong> Gießen<br />
<strong>und</strong> wöchentlich e<strong>in</strong>mal Leitung der Mädchen-<br />
Gruppe <strong>in</strong> Wiesbaden.<br />
Und so will sie nach dem Lager, das sie<br />
»hauptsächlich für die Mädchen <strong>in</strong> ihrer Gruppe<br />
macht«, mit drei älteren Mitpfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen auf<br />
Fahrt gehen, nach F<strong>in</strong>nland mit Zelt <strong>und</strong> Kanu.<br />
Der Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen-Kodex stellt auch dabei<br />
ganz wörtlich genommen, denn genau das ist<br />
Susanne Kosmehl wichtig: »Wir reden oft über<br />
unseren Glauben, etwa darüber, wann wir Gott<br />
deutlich spüren, nämlich dann, wenn wir uns<br />
besonders freuen oder total traurig s<strong>in</strong>d.«<br />
Susanne sitzt jetzt auf e<strong>in</strong>em Fell im<br />
weißen Tipi-Zelt, dem Ruheraum des Lagers. Hier<br />
kl<strong>in</strong>gt das Prasseln des Regens fast beruhigend.<br />
Ansprüche an sie: Sie wollen von Ort zu Ort<br />
ziehen, dabei zum<strong>in</strong>dest ihre dunkelrote Bluse<br />
<strong>und</strong> das blaue Halstuch als erkennbare Tracht<br />
tragen, jede Nacht ihr Zelt an e<strong>in</strong>em anderen<br />
Platz aufschlagen <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihren Gesprächen<br />
immer mal wieder auf die Frage ihrer Gottesbeziehung<br />
kommen. Und auch dabei wird Regen<br />
sie nicht von ihrem Ziel abbr<strong>in</strong>gen.<br />
Auf dem Boden stehen blaue Kerzen, an e<strong>in</strong>er<br />
Schnur aufgehängt s<strong>in</strong>d Zettel mit Gedanken<br />
zum Thema »Grenzen«. Das ist dieses Jahr das<br />
Lager-Thema. »So e<strong>in</strong> Zelt gibt es bei e<strong>in</strong>er<br />
Jungen-Pfadf<strong>in</strong>der-Gruppe sicher nicht«, sagt<br />
Susanne. Sie ist überzeugte Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen-<br />
Leiter<strong>in</strong>. »Es ist viel ungezwungener ohne Jungen,<br />
hier müssen die Mädchen sich nicht dauernd<br />
beweisen <strong>und</strong> können sich besser entfalten.«<br />
Es gibt auch ke<strong>in</strong>e Mutproben als E<strong>in</strong>gangsbed<strong>in</strong>gung,<br />
dafür legen die Mädchen das Versprechen<br />
ab, e<strong>in</strong>e gute Kamerad<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
Neben den Heliand-Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen, gibt es<br />
im Gebiet der EKHN noch<br />
■ den Pfadf<strong>in</strong>derb<strong>und</strong> »Die Kreuzfahrer«,<br />
■ die Mädchenschaft »Edith Ste<strong>in</strong>«<br />
■ <strong>und</strong> den Landesverband der Christlichen Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Pfadf<strong>in</strong>der (VCP).<br />
Der VCP ist <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> Mitglied im Diakonischen Werk <strong>und</strong><br />
im <strong>Evangelische</strong>n Jugendwerk. Er hat ca. 4.000 Mitglieder <strong>in</strong><br />
50 Stämmen. Weitere Informationen unter www.vcp.de.<br />
52
H E L I A N D - P F A D F I N D E R I N N E N<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Sippen (Gruppen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de) 4<br />
Gruppen (regionale E<strong>in</strong>heiten) 10<br />
Ehrenamtliche Leiter<strong>in</strong>nen 18<br />
Mitglieder <strong>in</strong>sgesamt 108<br />
Die Heliand-Mädchen-Pfadf<strong>in</strong>derschaft ist <strong>in</strong> Wiesbaden,<br />
Darmstadt, Frankfurt <strong>und</strong> Butzbach <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
angegliedert <strong>und</strong> gehört zum <strong>Evangelische</strong>n Jugendwerk<br />
<strong>in</strong> der EKHN.<br />
53
EVANGELISCHE STUDIERENDENGEMEINDEN (ESG)<br />
Die EKHN ist an elf Hochschulstandorten vertreten:<br />
Frankfurt (Universität <strong>und</strong> FH), Ma<strong>in</strong>z, Wiesbaden, Offenbach,<br />
Dieburg, Darmstadt, Gießen, B<strong>in</strong>gen, Geisenheim, Worms <strong>und</strong><br />
Rüsselsheim.<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Hochschulen mit ESG 11<br />
Pfarrstellen 11,75<br />
Pfarrer/-<strong>in</strong>nen 15<br />
Sozialarbeiter/-<strong>in</strong>nen 3<br />
Sekretariatsstellen 5,5<br />
Sekretär<strong>in</strong>nen 7<br />
Studentenwohnheime 3<br />
Weitere Stellen 10<br />
Antworten suchen<br />
Juliane Lensch engagiert sich <strong>in</strong> der Studierendengeme<strong>in</strong>de<br />
Gießen<br />
Kommt das Gespräch auf ihre Krankheit,<br />
überfliegt Juliane Lenschs ansonsten<br />
stets fre<strong>und</strong>liches Gesicht plötzlich e<strong>in</strong><br />
ernster <strong>und</strong> trotziger Ausdruck: »Als die<br />
Ärzte die Diagnose Multiple Sklerose<br />
stellten, wollte mir jeder sagen, was das Beste<br />
für mich sei – vor allem die Leute aus der <strong>Kirche</strong>«,<br />
erklärt die Student<strong>in</strong> der Musikwissenschaften.<br />
E<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> für sie, sich – damals gerade volljährig<br />
geworden – verärgert abzuwenden von allem,<br />
was auch nur entfernt mit <strong>Kirche</strong> zu tun hatte.<br />
Dass sie nun 36-jährig im Saal der Gießener<br />
Studierendengeme<strong>in</strong>de (ESG) sitzt <strong>und</strong> gar nicht<br />
recht weiß, wo sie anfangen soll, wenn man sie<br />
danach fragt, was sie hier denn alles so macht,<br />
ist vor allem e<strong>in</strong>em Zufall zu verdanken: »E<strong>in</strong><br />
Kommilitone nahm mich e<strong>in</strong>mal hierh<strong>in</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>em vegetarischen Essen mit«, er<strong>in</strong>nert sie<br />
sich <strong>und</strong> ergänzt: »Ich habe sofort gemerkt, dass<br />
das hier e<strong>in</strong>e ganz andere Art von <strong>Kirche</strong> ist.«<br />
Und me<strong>in</strong>t damit vor allem, dass sie hier »ihren<br />
Senf dazugeben kann« <strong>und</strong> ihre Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen von Beg<strong>in</strong>n an Gehör fanden.<br />
54
Zunächst jedoch, sagt sie unumw<strong>und</strong>en, habe<br />
sie sich mehr die »weniger kirchlichen Veranstaltungen«<br />
der ESG herausgesucht – geme<strong>in</strong>same<br />
Essen, Diskussionsabende, den Osteuropa-<br />
Arbeitskreis. »Vor allem jedoch konnte ich mich<br />
hier zu Hause fühlen«, er<strong>in</strong>nert sich die angehende<br />
Wissenschaftler<strong>in</strong>, die mit 27 Jahren aus<br />
dem Saarland zum Studieren nach Gießen kam<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Stadt kaum jemanden kannte.<br />
Sie bot regelmäßig offene Videoabende für all die<br />
an, die wie sie Filme nicht gerne alle<strong>in</strong>e ansehen.<br />
»Das ist e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit, neue Menschen<br />
anzusprechen, denn die denken sich: Beim<br />
Filme-Ansehen kann nicht viel passieren, da<br />
kann ich ja mal h<strong>in</strong>gehen. E<strong>in</strong>ige bleiben dann<br />
<strong>und</strong> engagieren sich.« E<strong>in</strong>e immens wichtige<br />
Entscheidung, denn die Studierendengeme<strong>in</strong>de<br />
wirbt ständig neue Mitglieder, alle<strong>in</strong> um den<br />
laufenden Schw<strong>und</strong> durch Studienabschlüsse<br />
<strong>und</strong> -wechsel zu kompensieren.<br />
Durch den Verlust an Räumen hätte die ESG zudem<br />
zahlreiche regelmäßige Veranstaltungen<br />
streichen müssen. Doch Juliane Lensch <strong>und</strong> ihre<br />
Mitstreiter hatten Erfolg <strong>und</strong> überzeugten durch<br />
viele Gespräche <strong>und</strong> nicht zuletzt durch ihre<br />
engagierte Arbeit die <strong>Kirche</strong>nleitung davon, das<br />
Haus weiter zu betreiben.<br />
»Juliane Lensch ist wegen ihres Verantwortungsgefühls,<br />
ihrer Kreativität <strong>und</strong> der kritischen Begleitung<br />
unserer Aktivität e<strong>in</strong>e Säule für uns«,<br />
lobt Studentenpfarrer Gyula Czeri. Er freut sich<br />
über das große Selbstbewusstse<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter, die<br />
»hier Raum fordern, um Themen zu diskutieren«.<br />
Deutlich ist ihm jedoch, dass er darauf achten<br />
muss, Ehrenamtliche wie Juliane Lensch nicht zu<br />
selbstverständlich e<strong>in</strong>zuplanen. Aber für solche<br />
Sorgen sieht die ke<strong>in</strong>erlei Anlass: »Ich kann<br />
schon auch ne<strong>in</strong> sagen«, entgegnet die Examenskandidat<strong>in</strong><br />
selbstbewusst.<br />
Der Frage ihrer Mitstreiter<strong>in</strong>nen, ob sie denn<br />
nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Gottesdienst mitgestalten<br />
wolle, stand Juliane Lensch zunächst skeptisch<br />
gegenüber. »Das Glaubensbekenntnis <strong>und</strong> das<br />
Vaterunser kann ich so nicht beten«, erwiderte<br />
sie. Doch die anderen schlugen vor: »Okay, dann<br />
schreib es <strong>in</strong> de<strong>in</strong>en Worten«. Das tat sie auch<br />
<strong>und</strong> bekam immer mehr »Spaß an geistlichen<br />
Inhalten«, was sich schließlich ganz konkret<br />
niederschlug: Zu ihrem Hauptfach Musikwissenschaften<br />
nahm sie das Nebenfach Theologie<br />
h<strong>in</strong>zu. Sie musizierte bei Hochschulgottesdiensten,<br />
bereitete mit anderen Ehrenamtlichen<br />
e<strong>in</strong>e Predigt vor <strong>und</strong> hielt sie geme<strong>in</strong>sam mit<br />
ihnen im Dialog. Über e<strong>in</strong>e Meditationsgruppe<br />
fand Juliane Lensch, die sich selbst als »Kopfmenschen«<br />
bezeichnet, dann auch wieder e<strong>in</strong>en<br />
Zugang zum Gebet.<br />
»Christen sollten nicht diejenigen se<strong>in</strong>, die auf<br />
alles e<strong>in</strong>e fertige Antwort haben«, lautet ihre<br />
Maxime – <strong>und</strong> traf <strong>in</strong> der Studierendengeme<strong>in</strong>de<br />
auf gleich Ges<strong>in</strong>nte: »Jeder hier kommt aus<br />
e<strong>in</strong>em anderen Fachbereich <strong>und</strong> hat so ganz<br />
andere Erfahrungen. Das macht alles sehr <strong>in</strong>teressant«.<br />
Gekämpft hat Juliane Lensch, als das Haus der<br />
ESG zum Verkauf anstand. In das geplante neue<br />
Domizil im dritten Stock e<strong>in</strong>es Universitätsgebäudes<br />
wäre die Student<strong>in</strong> mit ihrer Gehbeh<strong>in</strong>derung<br />
nur mit viel Anstrengung gelangt.<br />
Viel mehr als<br />
e<strong>in</strong>e Beratungsstelle<br />
Die <strong>Evangelische</strong> Studierendengeme<strong>in</strong>de Gießen (ESG)<br />
»Wir s<strong>in</strong>d die Kontaktstelle schlechth<strong>in</strong> zwischen <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Hochschule«,<br />
formuliert Gyula Czeri, Studentenpfarrer <strong>in</strong> Gießen, se<strong>in</strong>e Maxime. Von<br />
Informations- <strong>und</strong> Themenabenden über Lesungen oder Jazz-Benefizkonzerte<br />
bis h<strong>in</strong> zu stillen Tagen im Kloster reicht die breite Palette der<br />
Aktivitäten im farbenfroh gestalteten Semesterprogramm. Wert legt Czeri<br />
darauf, dass die vielfältigen geistigen Inhalte wahrgenommen werden:<br />
»Wir s<strong>in</strong>d nicht nur e<strong>in</strong>e Beratungsstelle, wie viele denken, bei uns geht es<br />
immer auch um sozialethische Fragen, um persönliche Begleitung <strong>und</strong><br />
Seelsorge«, betont er. Dabei ist ihm Geme<strong>in</strong>debildung ebenso wichtig wie<br />
e<strong>in</strong>e Vernetzung mit anderen kirchlichen <strong>und</strong> sozialen Organisationen im<br />
Umfeld der Hochschule.<br />
Ganz gleich ob mit der katholischen Hochschulgeme<strong>in</strong>de,<br />
E<strong>in</strong>richtungen der Erwachsenenbildung, dem Ausländerbeirat, der<br />
Studienberatung oder auch mit der nahe gelegenen <strong>Evangelische</strong>n Petruskirche,<br />
wo man regelmäßig Hochschulgottesdienste feiert – die Gießener<br />
Studierendengeme<strong>in</strong>de pflegt zahlreiche Kontakte. E<strong>in</strong> besonderes<br />
Anliegen ist, den <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Dialog zwischen Theologie <strong>und</strong><br />
anderen Wissenschaften zu fördern. Sehr gute Erfahrungen hat Czeri<br />
zudem mit von der Studentengeme<strong>in</strong>de organisierten Begegnungen<br />
zwischen Hochschullehrern <strong>und</strong> Studenten gemacht. »Wir wollen <strong>in</strong>sgesamt<br />
die Verantwortung der <strong>Kirche</strong> im Bereich Hochschule wahrnehmen«,<br />
resümiert er.<br />
55
E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative K<strong>in</strong>dertagesstätte <strong>in</strong> Frankfurt<br />
Verschiedenheit herrlich<br />
normal<br />
»Wenn David die M<strong>und</strong>w<strong>in</strong>kel verzogen hat,<br />
war es für uns wie e<strong>in</strong> Lachen«, erklärt<br />
Christel Noll, Leiter<strong>in</strong> der <strong>in</strong>tegrativen K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />
»Cantate Dom<strong>in</strong>o« im Nordwesten<br />
Frankfurts. David war vier Jahre alt <strong>und</strong> mehrfach<br />
schwerstbeh<strong>in</strong>dert. Se<strong>in</strong>e Jammerei sei<br />
den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen ganz schön auf die<br />
Nerven gegangen. »Aber die K<strong>in</strong>der haben<br />
ihn getröstet«, sagt sie. Für Maxi, Nele <strong>und</strong><br />
die anderen sei Verschiedenheit so herrlich<br />
normal. »Ist aber blöd, dass du nicht laufen<br />
kannst«, sagen sie zu ihrem Fre<strong>und</strong> Felix,<br />
doch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em »Rolli« ist er genauso schnell<br />
wie die anderen.<br />
Schon 1982 haben der damalige Pfarrer<br />
der Geme<strong>in</strong>de »Cantate Dom<strong>in</strong>o«,<br />
Bernd Durst, <strong>und</strong> Christel Noll mit<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrativen Gruppe angefangen.<br />
Zwei Jahre später haben sie das Angebot<br />
auf die ganze Tagesstätte ausgedehnt. Sie ist<br />
geöffnet von 7.30 bis 17 Uhr. Heute toben <strong>in</strong> der<br />
Nordweststadt 45 K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> drei Gruppen, von<br />
ihnen s<strong>in</strong>d 12 beh<strong>in</strong>dert. Sie haben so unterschiedliche<br />
Beh<strong>in</strong>derungen wie Sp<strong>in</strong>a bifida,<br />
Down-Syndrom, spastische Lähmungen oder<br />
schwere Allergien. E<strong>in</strong>e Krankengymnast<strong>in</strong> ist<br />
e<strong>in</strong>en Tag wöchentlich <strong>in</strong> jeder Gruppe, e<strong>in</strong>e<br />
Logopäd<strong>in</strong> kommt zweimal die Woche.<br />
Integration mit Aussicht<br />
Doch irgendwann ist die K<strong>in</strong>dergartenzeit zu<br />
Ende – <strong>und</strong> was dann? Der Prozess der Integration<br />
ist im Norden Frankfurts nicht nur im K<strong>in</strong>dergartenalter<br />
möglich. Dank des E<strong>in</strong>satzes der<br />
56
K I N D E R T A G E S S T Ä T T E N<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Krippen <strong>und</strong> Krabbelstuben für K<strong>in</strong>der bis 3 Jahre 6<br />
K<strong>in</strong>dergärten/Tagesstätten 557<br />
Horte für Schulk<strong>in</strong>der 32<br />
Integrative (ohne E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>tegration) 15<br />
Spielstuben mit unterschiedlichen Konzepten 5<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>sgesamt 621<br />
57
TAGESEINRICHTUNGEN FÜR KINDER<br />
Statistik 1996<br />
Anzahl<br />
K<strong>in</strong>dergartengruppen<br />
Gruppen mit erweiterter Altersmischung 35<br />
Gruppen mit Integration (auch E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>tegration) 167<br />
Beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der 318<br />
Gruppen <strong>in</strong>sgesamt 1.836<br />
französisch reformierten Geme<strong>in</strong>de Frankfurt<br />
wurde 1985 die erste <strong>in</strong>tegrative Schule <strong>in</strong> Frankfurt<br />
eröffnet. Sie gab e<strong>in</strong> Beispiel für andere<br />
Schulen dieser Art. In der Gr<strong>und</strong>schule Römerstadt<br />
hat <strong>in</strong>zwischen jeder Jahrgang zwei<br />
<strong>in</strong>tegrative Klassen. Weiterführend gibt es<br />
<strong>in</strong>tegrative Klassen <strong>in</strong> der nahe liegenden Gesamtschule<br />
Ernst-Reuter. Aber: »Für Beh<strong>in</strong>derte gab<br />
es ke<strong>in</strong>en Hort«, erklärt Christel Noll, »also<br />
musste e<strong>in</strong>er her.« Denn sonst hätten die Mütter<br />
zu Hause bleiben müssen. So ist nun schon seit<br />
vielen Jahren e<strong>in</strong> Hort angegliedert. Lange Zeit<br />
war er unter räumlich beengten Verhältnissen im<br />
Keller untergebracht. »Dieses Provisorium sollte<br />
eigentlich nur zwei Jahre dauern, doch es waren<br />
über zwölf«, sagt Hortleiter<strong>in</strong> Sigi Köhler, die<br />
sich um zwölf K<strong>in</strong>der kümmert, von denen vier<br />
beh<strong>in</strong>dert s<strong>in</strong>d. Zum Schuljahr 1999/<strong>2000</strong> endlich<br />
bezog der Hort e<strong>in</strong> neues Domizil. Er bietet<br />
nun 30 Plätze, e<strong>in</strong> Drittel davon für beh<strong>in</strong>derte<br />
K<strong>in</strong>der.<br />
Auch <strong>in</strong> der evangelischen Mart<strong>in</strong>usgeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong><br />
Schwanheim gibt es seit sieben Jahren e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>tegrativen Hort. Dort werden vier beh<strong>in</strong>derte<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> zwei Regelgruppen <strong>in</strong>tegriert. Auch<br />
K<strong>in</strong>dergartenplätze<br />
vorhandene Plätze 40.179<br />
belegte Plätze 38.517<br />
Plätze mit Mittagessen 6.657<br />
belegte Plätze ab 14 Uhr (durchschnittlich) 11.130<br />
Katholische<br />
Bistümer<br />
Religionszugehörigkeit der K<strong>in</strong>der<br />
evangelisch 20.416<br />
katholisch 7.763<br />
muslimisch 3.385<br />
sonstige 1.495<br />
ohne Angaben 3.848<br />
<strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong><br />
Kurhessen-<br />
Waldeck<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
Vollzeit 2.432<br />
Teilzeit 3.284<br />
<strong>in</strong>sgesamt 5.716<br />
EKHN<br />
Kommunen<br />
Die Zahlen stammen aus dem Jahr 1996. Seitdem s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> dieser<br />
detaillierten Form nicht mehr erhoben worden. Sie s<strong>in</strong>d aber relativ<br />
konstant. Zwar ist die Anzahl der K<strong>in</strong>der gesunken, e<strong>in</strong>e erhöhte<br />
Nachfrage nach Plätzen <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagsstätten hat dies aber<br />
kompensiert. Insbesondere wünschen die Eltern die Aufnahme von<br />
K<strong>in</strong>dern unter drei Jahren, verlängerte Öffnungszeiten mit Mittagessen<br />
<strong>und</strong> die Betreuung von Gr<strong>und</strong>schulk<strong>in</strong>dern.<br />
<strong>Evangelische</strong> K<strong>in</strong>dertagesstätten stehen allen K<strong>in</strong>dern offen. Das<br />
Mite<strong>in</strong>ander von verschiedenen Kulturen <strong>und</strong> Religionen ist<br />
erwünscht. 6.792 ausländische K<strong>in</strong>der, von denen zirka e<strong>in</strong> Drittel<br />
ke<strong>in</strong> Deutsch sprachen, waren 1996 <strong>in</strong> evangelischen K<strong>in</strong>dergärten<br />
angemeldet.<br />
Die EKHN möchte ihren Beitrag <strong>in</strong> diesem Bereich mittelfristig auf<br />
50 Millionen DM begrenzen. Das entspricht Maximalzuschüssen von<br />
15 Prozent für die e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Der Anteil der K<strong>in</strong>dertagesstätten <strong>in</strong> kirchlicher Trägerschaft ist<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong> den vergangenen Jahren von 50 auf etwa 40 Prozent<br />
gesunken. Von den kirchlichen K<strong>in</strong>dertagesstätten unterhält die EKHN<br />
40, die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Kurhessen-Waldeck 20 <strong>und</strong> katholische<br />
Bistümer weitere 40 Prozent.<br />
58
Patrick ist dort nachmittags anzutreffen, wenn er<br />
von se<strong>in</strong>em Vormittag <strong>in</strong> der He<strong>in</strong>rich-Steul-<br />
Sonderschule zurückgekehrt ist. Als kle<strong>in</strong>er<br />
Bub war er vor neun Jahren gekommen: Er<br />
konnte sich weder aufrichten, geschweige<br />
denn krabbeln. Er lag nur da <strong>und</strong> schaute vor<br />
sich h<strong>in</strong>. Der Vierjährige mit e<strong>in</strong>er schweren<br />
spastischen Beh<strong>in</strong>derung war e<strong>in</strong>es der ersten<br />
K<strong>in</strong>der, das <strong>in</strong> die <strong>in</strong>tegrative K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />
aufgenommen worden ist.<br />
Unbeirrtes Engagement<br />
H<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>er Aufnahme steht e<strong>in</strong> langer, mühseliger<br />
Prozess. An e<strong>in</strong>e neue E<strong>in</strong>richtung konnte<br />
überhaupt nur gedacht werden, weil Mitte der<br />
achtziger Jahre der alte Bau des K<strong>in</strong>dergartens<br />
abzusacken drohte. Pfarrer Burkhard Sulimma<br />
sah die Chance <strong>und</strong> favorisierte beim Neubau<br />
von vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative E<strong>in</strong>richtung.<br />
»Alle K<strong>in</strong>der, die im Stadtteil geboren werden,<br />
sollen auch im Wohnort bleiben können«, forderte<br />
der Pfarrer. Die »wohnortnahe Integration« ist<br />
<strong>in</strong>zwischen von der Landesregierung verb<strong>in</strong>dlich<br />
vorgeschrieben. Zunächst war das Projekt bei der<br />
Schwanheimer Bevölkerung sehr umstritten. Es<br />
habe anonyme Anrufe gegeben <strong>und</strong> Beschimpfungen,<br />
dass beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der den anderen,<br />
den ges<strong>und</strong>en, die Plätze wegnähmen. Pfarrer<br />
Burkhard Sulimma, Giesela Gläser <strong>und</strong> andere<br />
haben sich nicht aufhalten lassen. Ganz im<br />
Gegenteil – eröffnet wurde die K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />
mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrativen K<strong>in</strong>dergartengruppe. Drei<br />
Jahre später wurde dieses Konzept auf alle drei<br />
Gruppen erweitert. Zwei Erzieher<strong>in</strong>nen oder<br />
Sozialpädagog<strong>in</strong>nen kümmern sich um die<br />
Mädchen <strong>und</strong> Jungen e<strong>in</strong>er Gruppe, unterstützt<br />
von Zivildienstleistenden, Praktikant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Studierenden.<br />
»Heute kann Patrick laufen, er kann sogar sprechen«,<br />
sagt die Leiter<strong>in</strong> der Tagesstätte, Giesela Gläser.<br />
»Er wurde gefordert, die anderen haben ihn<br />
immer mit e<strong>in</strong>bezogen, so hat er sich immer<br />
weiter entwickelt.« Aber <strong>in</strong>tegrative Erziehung<br />
kennt auch noch ganz andere Erfolge. Eltern <strong>und</strong><br />
Erzieher<strong>in</strong>nen machen immer wieder die gleiche<br />
Erfahrung: Wo beh<strong>in</strong>derte <strong>und</strong> nichtbeh<strong>in</strong>derte<br />
K<strong>in</strong>der geme<strong>in</strong>sam aufwachsen, da profitieren<br />
nicht nur die verme<strong>in</strong>tlich Schwächeren. Auch<br />
die nichtbeh<strong>in</strong>derten K<strong>in</strong>der gew<strong>in</strong>nen weit<br />
mehr Erfahrungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>sichten im immer<br />
mehr gefragten Bereich Sozialkompetenz als ihre<br />
Altersgenossen. Sie lernen – vom Leben für das<br />
Leben.<br />
Ziele der Arbeit mit K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>in</strong><br />
der EKHN<br />
K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche sollen sich mit dem Evangelium vertraut<br />
machen können; dabei geht es um Erfahrungen der Freiheit, Vertrauen<br />
<strong>in</strong> die Welt zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mut zum Leben zu fassen.<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen werden Erfahrungen von Geme<strong>in</strong>schaft<br />
ermöglicht. Sie erfahren Unterstützung für das E<strong>in</strong>üben von<br />
gegenseitigem Verständnis <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en weiten Blick über den eigenen<br />
Verstehenshorizont h<strong>in</strong>aus.<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen werden Möglicheiten gezeigt, eigene<br />
Erlebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen im Kontext der christlich-jüdischen<br />
Tradition zur Entwicklung eigener Perspektiven e<strong>in</strong>er gel<strong>in</strong>genden<br />
Lebensgestaltung zu deuten.<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen werden Kenntnisse der biblischen,<br />
religiösen <strong>und</strong> philosophischen Tradition vermittelt. Sie erfahren<br />
Unterstützung für e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung mit geistigen Strömungen<br />
<strong>und</strong> Wertvorstellungen der Gegenwart auf der Suche nach lebbaren<br />
<strong>und</strong> glaubwürdigen Antworten im Alltag.<br />
K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche werden zur Übernahme gesellschaftlicher <strong>und</strong><br />
politischer Verantwortung für e<strong>in</strong> öffentliches Engagement gestärkt.<br />
AMT FÜR KINDER- UND JUGENDARBEIT<br />
Das Amt für K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarbeit unterstützt die<br />
geme<strong>in</strong>dliche Jugendarbeit <strong>und</strong> hält den Kontakt zu den freien<br />
Jugendbünden.<br />
Es bietet Sem<strong>in</strong>are, Freizeiten, Workshops, Ausbildungsgänge<br />
<strong>und</strong> Sozialarbeit an. Dafür stehen <strong>in</strong> der EKHN besondere Orte<br />
zur Verfügung:<br />
■ die Jugendburg Hohensolms <strong>in</strong> Oberhessen<br />
■ die Jugendbildungsstätte Kloster Höchst im Odenwald<br />
■ die Jugendwerkstatt Gießen<br />
■ fünf Stadtjugendpfarrämter <strong>in</strong> Darmstadt, Ma<strong>in</strong>z, Wiesbaden,<br />
Frankfurt <strong>und</strong> Gießen.<br />
Statistik 1999<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
Statistik 1999<br />
Anzahl<br />
Hauptamtliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
(häufig mit e<strong>in</strong>geschränkter Stelle) 175<br />
davon Dekanatsjugendreferenten 55<br />
davon Geme<strong>in</strong>depädagog(<strong>in</strong>n)en 120<br />
schulbezogene Sozialarbeiter/-<strong>in</strong>nen 8<br />
Stadtjugendpfarrer/-<strong>in</strong>nen 5<br />
Nebenamtliche Dekanatsjugendpfarrer/-<strong>in</strong>nen 45<br />
Ehrenamtliche 21.700<br />
Veranstaltungen<br />
Anzahl<br />
Sem<strong>in</strong>arangebote 832<br />
davon Ausbildung Ehrenamtlicher 345<br />
Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen 7.602<br />
davon Jugendbildungssem<strong>in</strong>are 419<br />
Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen 2.383<br />
davon Reflexionstagungen 68<br />
Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen 1.565<br />
KINDER- UND JUGENDARBEIT IN DEN GEMEINDEN<br />
Anzahl<br />
K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendkreise 3.120<br />
Eltern-K<strong>in</strong>d-Gruppen 1.578<br />
K<strong>in</strong>derbibelwochen 518<br />
Konfirmationen 18.218<br />
59
Der Rock ist zu lang. Ursula Starke zieht<br />
den schwarzen Stoff e<strong>in</strong> wenig höher,<br />
dann steigt sie schwungvoll auf das<br />
Podest <strong>und</strong> begrüßt die Chorsänger:<br />
»Lobt den Herrn, denn er tut W<strong>und</strong>er!«,<br />
ruft sie <strong>und</strong> fährt fort: »E<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, dass ich<br />
nicht vor leeren Bänken sitze!« Die Sänger <strong>und</strong><br />
Sänger<strong>in</strong>nen kichern. R<strong>und</strong> 150 Chorsänger <strong>und</strong><br />
40 Bläser s<strong>in</strong>d zum Festgottesdienst am Sonntag<br />
Kantate <strong>in</strong> der Licher Marienstiftskirche angereist.<br />
Normalerweise s<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> spielen sie <strong>in</strong><br />
ihren Heimatgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>l<strong>in</strong>den, Hungen<br />
oder Wölfersheim, <strong>in</strong> Wohnbach <strong>und</strong> Trais, Langd,<br />
Watzenborn <strong>und</strong> Münzenberg, <strong>in</strong> Lich oder Langgöns,<br />
aber die Idee, e<strong>in</strong>mal geme<strong>in</strong>sam aufzutreten,<br />
hat sie angesteckt.<br />
Vor dem S<strong>in</strong>gen kommt das E<strong>in</strong>s<strong>in</strong>gen:<br />
E<strong>in</strong> kurzes Kommando der 37-jährigen Kantor<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Katzen seufzen wohlig »miiiau«,<br />
h<strong>und</strong>ert Pferde schnauben »brrr«, aus h<strong>und</strong>ert<br />
Fahrradreifen entweicht zischend die Luft:<br />
»Schschsch«. Ursula Starke ist zufrieden.<br />
Der Gospelchor im Dekanat Hungen/Oberhessen<br />
Ansteckend<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik: Darunter stellen sich die meisten wohl immer<br />
noch Bachkantaten <strong>und</strong> Orgelmusik vor.<br />
E<strong>in</strong>e Kantor<strong>in</strong> <strong>in</strong> Oberhessen zeigt, dass <strong>Kirche</strong>nmusik<br />
auch anders kl<strong>in</strong>gen kann. »Joyful Voices« heißt ihr Chor,<br />
der sich um möglichst authentische Gospelklänge bemüht.<br />
Noch drei Tage zuvor war sie »völlig deprimiert«,<br />
schließlich hatten fast zwei Drittel der Interessenten<br />
wieder abgesagt, die Band war plötzlich<br />
abgesprungen <strong>und</strong> zu allem Überfluss hatte<br />
sie selbst auch noch die Stimme verloren. Aber<br />
jetzt bei der Generalprobe sche<strong>in</strong>t alles zu<br />
klappen: »Sieben Tenöre <strong>und</strong> neun Bässe! Das<br />
wird ja immer besser!« Die barocken Harmonien<br />
schwellen an <strong>und</strong> füllen die 500 Jahre alte <strong>Kirche</strong><br />
mit Wohlklang.<br />
60
Silben wegpfeffern<br />
Ursula Starke ist seit 1993 Dekanatskantor<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Hungen. Sie hat dort e<strong>in</strong>e halbe Stelle, die zu<br />
e<strong>in</strong>em Drittel zur Geme<strong>in</strong>de Eberstadt gehört.<br />
Außerdem leitet sie auf Honorarbasis den<br />
Gospelchor »Joyful Voices« <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />
Watzenborn im Dekanat Schiffenberg.<br />
E<strong>in</strong> kompliziertes Arrangement, aber die<br />
Kantor<strong>in</strong> kann damit leben. »Der Dekan <strong>und</strong> die<br />
Geme<strong>in</strong>depfarrer unterstützen mich, wo sie nur<br />
können«, sagt sie <strong>und</strong> sie schätzt die Kontraste.<br />
Vom K<strong>in</strong>derchor zur Bachkantate, von der Orgelmat<strong>in</strong>ee<br />
zur Taizénacht<br />
Auch der Festgottesdienst lebt von Gegensätzen:<br />
Als der Jugendchor probt, kl<strong>in</strong>gt schon das E<strong>in</strong>s<strong>in</strong>gen<br />
anders. Das »sch, sch, sch« ist rhythmischer,<br />
lebendiger, mitreißender. »Ihr müsst die Silben<br />
wegpfeffern«, ruft die Kantor<strong>in</strong>, »das muss frecher<br />
kl<strong>in</strong>gen.«<br />
Sie ballt e<strong>in</strong>e Hand zur Faust, hebt beide<br />
Arme mit gestreckten Zeigef<strong>in</strong>gern, zuckt mit<br />
den Hüften, schüttelt die rotbraunen Haare – <strong>und</strong><br />
der Funke spr<strong>in</strong>gt über. Die kle<strong>in</strong>en Mädchen<br />
<strong>in</strong> der ersten Reihe, die eben noch kaum den<br />
M<strong>und</strong> geöffnet hatten beim S<strong>in</strong>gen, beg<strong>in</strong>nen zu<br />
strahlen, <strong>und</strong> das »s<strong>in</strong>g we alleluja« wird immer<br />
herausfordernder.<br />
Gospel ist ansteckend: E<strong>in</strong>e Zuhörer<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
der dritten Reihe wiegt verträumt den Kopf, e<strong>in</strong><br />
Posaunenbläser beg<strong>in</strong>nt mit dem Fuß zu wippen<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Gottesdienstbesucher<strong>in</strong> zuckt es förm-<br />
61
K I R C H E N M U S I K<br />
Die <strong>Kirche</strong>nmusik spielt <strong>in</strong> der evangelischen Tradition schon<br />
seit der Reformation e<strong>in</strong>e besondere Rolle. Die EKHN hat <strong>in</strong> den<br />
Städten starke <strong>und</strong> leistungsorientierte Chöre, die große geistliche<br />
Konzertprogramme bewältigen. Daneben bietet sie viele offene<br />
Gruppen <strong>und</strong> damit die Möglichkeit für alle mitzus<strong>in</strong>gen.<br />
Statistik 1999<br />
lich durch die Glieder: Sie hat die Hände schon<br />
zum Klatschen erhoben – <strong>und</strong> lässt sie dann<br />
doch wieder s<strong>in</strong>ken. »Schade, wenn man da nicht<br />
mitklatschen kann«, sagt sie. Aber das sei <strong>in</strong> Lich<br />
nicht üblich.<br />
Fre<strong>und</strong>schaftlich unkompliziert<br />
In Watzenborn ist das anders. Seit die »Joyful<br />
Voices« e<strong>in</strong> fester Bestandteil des Geme<strong>in</strong>delebens<br />
geworden s<strong>in</strong>d, ist im Gottesdienst zu<br />
klatschen ke<strong>in</strong> Tabu mehr. Auch das Verhältnis<br />
zwischen Gospel- <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>nchor ist fre<strong>und</strong>schaftlich<br />
<strong>und</strong> unkompliziert. Nur e<strong>in</strong>es betrübt<br />
die traditionellen Chorsänger: Dass ihnen der<br />
Nachwuchs fehlt. »Bei uns s<strong>in</strong>d die jüngsten 40<br />
bis 50 Jahre alt«, klagt Aenni Schäfer (72), »schade,<br />
dass die Jungen nicht beides machen« – im<br />
Anzahl<br />
Chöre 1.308<br />
Chormitglieder 30.520<br />
Posaunenkreise 445<br />
Mitglieder <strong>in</strong> Posaunenkreisen 6.664<br />
Instrumentalkreise 805<br />
Instrumentalisten 6.088<br />
Konzerte 3.431<br />
Besucher/-<strong>in</strong>nen 288.757<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<br />
<strong>Kirche</strong>nmusiker/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>sgesamt<br />
(Kantor(<strong>in</strong>n)en, Chorleiter/-<strong>in</strong>nen,<br />
Organist(<strong>in</strong>n)en) 2.321<br />
davon hauptamtliche Stellen 120<br />
davon mit halben Stellen 12<br />
davon nebenamtlich 2.189<br />
Gospelchor s<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> den <strong>Kirche</strong>nchor verstärken.<br />
Daniel Starke macht beides. Wenn se<strong>in</strong>e Frau<br />
männliche Verstärkung braucht, hilft der Bariton<br />
aus – egal, ob barocke Chorsätze oder Gospel auf<br />
dem Programm stehen. Die verm<strong>in</strong>derten<br />
Septimakkorde, die so typisch s<strong>in</strong>d für schwarze<br />
Musik, nennt er liebevoll »Pfefferm<strong>in</strong>zakkorde« –<br />
süß <strong>und</strong> scharf zugleich.<br />
Für Fabienne Lischper dagegen gibt es<br />
zum Gospel ke<strong>in</strong>e Alternative. Herkömmliche<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik f<strong>in</strong>det die 25-Jährige schlichtweg<br />
langweilig, an Gospel dagegen fasz<strong>in</strong>iert sie,<br />
»dass es echt ist, dass es gefühlt ist«. E<strong>in</strong> Konzert<br />
der Birm<strong>in</strong>gham S<strong>in</strong>gers vor drei Jahren gab den<br />
Anstoß. Danach saß sie mit zwei Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen im<br />
Eiscafé <strong>und</strong> stellte fest: »So was wollen wir<br />
auch.« Auf e<strong>in</strong>e Anzeige im Geme<strong>in</strong>deblättchen<br />
meldeten sich weitere Gospelfans <strong>und</strong> mittlerweile<br />
ist die Truppe auf 25 Mitglieder gewachsen<br />
– e<strong>in</strong> großer Teil von ihnen verstärkt den Jugendchor<br />
beim Festgottesdienst.<br />
Direkt <strong>in</strong>s Herz<br />
Gospel <strong>in</strong> Deutschland – geht das überhaupt?<br />
»Die amerikanischen Chöre, die wir hier hören,<br />
s<strong>in</strong>d Profis«, erklärt Ursula Starke, »<strong>in</strong> Deutschland<br />
kommen dagegen oft Leute zum Gospel, die<br />
gar nicht s<strong>in</strong>gen können.« Gospel hat für sie<br />
nichts mit Herkunft oder Hautfarbe zu tun,<br />
sondern mit Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Stimmbildung <strong>und</strong><br />
Improvisationstalent. »Schaun Sie«, sagt die<br />
Kantor<strong>in</strong>, stellt sich aufrecht h<strong>in</strong>, <strong>und</strong> unvermittelt<br />
erkl<strong>in</strong>gt »Nun lob me<strong>in</strong>’ Seel’ den Herren«<br />
– klar <strong>und</strong> gerade gesungen. »Das ist e<strong>in</strong>e<br />
w<strong>und</strong>erschöne Melodie <strong>und</strong> wenn man Glück<br />
hat, geht die <strong>in</strong>s Ohr <strong>und</strong> über den Kopf <strong>in</strong>s<br />
Herz.« Und dann stimmt sie »Sw<strong>in</strong>g low, sweet<br />
chariot« an. Nur diese e<strong>in</strong>e Zeile, aber die bebt<br />
<strong>und</strong> schluchzt <strong>und</strong> pulsiert: »Das geht direkt <strong>in</strong>s<br />
Herz.« Bis dah<strong>in</strong> ist es allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> weiter Weg.<br />
Und deshalb gibt es beim Festgottesdienst <strong>in</strong><br />
Lich auch ke<strong>in</strong>en »echten Gospel« zu hören,<br />
sondern »Sakropop«, wie Ursula Starke manche<br />
modernere <strong>Kirche</strong>nlieder nennt: durcharrangierte<br />
Musik, die nach Noten e<strong>in</strong>studiert wird, ohne<br />
freie Improvisationen.<br />
Die Zuhörer s<strong>in</strong>d trotzdem angetan. »Jung<br />
<strong>und</strong> frisch«, so empf<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Besucher<strong>in</strong> die<br />
Musik: »Nur so kann man junge Leute begeistern.«<br />
Und die Teilnehmer s<strong>in</strong>d auch glücklich: »Wann<br />
s<strong>in</strong>gen wir das nächste Mal zusammen?«, haben<br />
sie die Dekanatskantor<strong>in</strong> gefragt. Vielleicht<br />
wird ja noch e<strong>in</strong>e Tradition daraus, aus dem<br />
Licher Festgottesdienst zum Sonntag Kantate.<br />
62
»Das kann doch nicht alles gewesen se<strong>in</strong>«, dachte sich Hildegard Perner,<br />
als sie nach dreißig Jahren Dienst als Verwaltungsangestellte <strong>in</strong> den wohl<br />
verdienten Ruhestand g<strong>in</strong>g. Inzwischen s<strong>in</strong>d weitere neun Jahre verstrichen,<br />
<strong>und</strong> die 74-jährige Wiesbadener<strong>in</strong> hat längst e<strong>in</strong>e neue Aufgabe gef<strong>und</strong>en.<br />
Sie hält Vorträge über ihre große Passion: die Oper. E<strong>in</strong>e Bekannte hatte der<br />
musikbegeisterten Frau erzählt, »dass im »Pluspunkt« immer Leute gesucht<br />
werden, die Ideen <strong>und</strong> Organisationstalent haben.« »E<strong>in</strong> Glücksfall«, wie<br />
Perner heute sagt, denn der Seniorentreff der evangelischen Paulusgeme<strong>in</strong>de<br />
im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim ist seitdem ihr zweites Zuhause.<br />
Alte Grenzen überschreiten<br />
Der Seniorentreff »Pluspunkt« <strong>in</strong> Wiesbaden<br />
Bereits 1985 hatte damals e<strong>in</strong> arbeitsloser<br />
Sozialpädagoge die Idee für e<strong>in</strong>e<br />
neue Art Seniorenarbeit, die »e<strong>in</strong>e<br />
Plattform für die verschiedensten<br />
Bedürfnisse von älteren Menschen<br />
schafft«. Werner Helbigs Konzept begeisterte<br />
Pfarrer <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>nvorstand spontan <strong>und</strong> das<br />
Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Mit<br />
Hilfe des Arbeitsamtes richtete die Geme<strong>in</strong>de<br />
zunächst e<strong>in</strong>e ABM-Teilzeitstelle für Helbig e<strong>in</strong>,<br />
aus der längst e<strong>in</strong> fester Vollzeit-Arbeitsvertrag<br />
geworden ist. Denn nicht erst seit das Schlagwort<br />
der »jungen Alten« durch die Medien geistert,<br />
weiß der Sozialpädagoge, »dass sich die Biografien<br />
der Menschen – vor allem der Frauen –<br />
verändert haben«. »Viele wollen heute nicht nur<br />
Kaffee tr<strong>in</strong>ken, sondern aktiv was gestalten.«<br />
Se<strong>in</strong>e Konsequenz: »Spielfelder zur Eigen<strong>in</strong>itiative«<br />
müssen her. Und so s<strong>in</strong>d Literaturcafé,<br />
Second-Hand-Boutique, Mittagstisch, Freizeiten,<br />
SENIOREN<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Seniorenheime des Diakonischen Werks 95<br />
davon <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 83<br />
Plätze <strong>in</strong>sgesamt 8.614<br />
Zusammen mit der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
<strong>in</strong> Kurhessen-Waldeck<br />
bietet die EKHN<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> etwa<br />
e<strong>in</strong> Drittel aller Plätze<br />
<strong>in</strong> Seniorenwohnanlagen<br />
an.<br />
Zum Vergleich:<br />
Seniorenheime <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong>sgesamt, zirka 800<br />
Plätze <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong>sgesamt, zirka 50.000<br />
Seniorenkreise <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den 934<br />
63
praktische Hilfe im Haushalt, Lebensberatung<br />
sowie e<strong>in</strong> täglich offenes Café nur die Gr<strong>und</strong>pfeiler<br />
der vielfältigen Pluspunkt-Aktivitäten.<br />
Erbenheim schrieb Weltgeschichte<br />
Diesen Freitag ist Sommerfest <strong>und</strong> Multitalent<br />
Helbig schlüpft <strong>in</strong> die Rolle des Showmasters.<br />
Souverän <strong>und</strong> mit Witz führt er durch e<strong>in</strong> von<br />
den Senior<strong>in</strong>nen selbst gestaltetes Programm<br />
aus Musik, Texten <strong>und</strong> Tanz. »Seh’n Se, det is<br />
Berl<strong>in</strong>!«. Das geschichtsträchtige Berl<strong>in</strong>er<br />
Kabarett »Die Insulaner« erwacht zu neuem<br />
Leben, wenn Edith Geibel <strong>und</strong> Gertrud Donath<br />
noch e<strong>in</strong>mal Höhepunkte aus e<strong>in</strong>em Programm<br />
vortragen, das sie aus aktuellem Anlass auf die<br />
Be<strong>in</strong>e gestellt hatten. Denn <strong>in</strong> Erbenheim erhoben<br />
sich vor über 50 Jahren viele der berühmten<br />
Ros<strong>in</strong>enbomber gen Himmel, um die<br />
Inselstadt Berl<strong>in</strong> über die Luftbrücke mit dem<br />
Lebensnotwendigsten zu versorgen. Geschichte<br />
<strong>und</strong> Gegenwart des Heimatortes s<strong>in</strong>d im Pluspunkt<br />
e<strong>in</strong> viel besprochenes Thema. Auch der<br />
geme<strong>in</strong>sam mit der Wiesbadener Medienwerkstatt<br />
gedrehte Videofilm »Erbenheim im Wandel«<br />
sowie die Broschüren »E<strong>in</strong> Dorf erzählt« <strong>und</strong><br />
»Erbenheim <strong>in</strong> Bildern – e<strong>in</strong>st <strong>und</strong> jetzt« belegen<br />
dies e<strong>in</strong>drucksvoll.<br />
Dass Ortsvorsteher Wolfgang Re<strong>in</strong>sch dem Pluspunkt<br />
e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion für das Zusammenleben<br />
im Stadtteil zuschreibt, verw<strong>und</strong>ert da<br />
wenig. »Hier wird viel für die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong><br />
Erbenheim getan – gerade <strong>in</strong> Bereichen, wo es<br />
sonst schwierig ist«, zeigt sich der Politiker<br />
begeistert. In dem Stadtteil mit mehr als e<strong>in</strong>em<br />
Drittel E<strong>in</strong>wohner über 60 Jahren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Mischung aus traditioneller bäuerlicher Struktur<br />
<strong>und</strong> verschiedenen Neubaugebieten, pflegt er<br />
regen Kontakt zu Paulusgeme<strong>in</strong>den-Pfarrer<br />
Eberhard Kühn. Für den ist es e<strong>in</strong> gutes Zeichen,<br />
»wenn sich <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>wesen aufe<strong>in</strong>ander<br />
zu bewegen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Stück verschmelzen.«<br />
Taktvoller Brückenschlag<br />
Bewegung ist unterdessen auch <strong>in</strong> die Menge der<br />
Sommerfest-Besucher gekommen. Bunte Bänder<br />
schw<strong>in</strong>gen sie zur Musik <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gen so Turnfest-Stimmung<br />
<strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Innenhof. Alle<br />
Augen s<strong>in</strong>d auf Helga Dern gerichtet, die gekonnt<br />
den Takt angibt. »Eigentlich wollte ich immer<br />
Sportlehrer<strong>in</strong> werden, doch das hat damals nicht<br />
geklappt«, erzählt die ehemalige Buchhalter<strong>in</strong>,<br />
die im Pluspunkt mehrmals wöchentlich zu<br />
Sport <strong>und</strong> Bewegungsspielen anleitet. Für die<br />
74-Jährige, die vor über zehn Jahren bereits die<br />
Prüfung zur Übungsleiter<strong>in</strong> absolviert hat, g<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong> Jugendtraum doch noch <strong>in</strong> Erfüllung.<br />
Arthur Lenz h<strong>in</strong>gegen schw<strong>in</strong>gt lieber Hammer<br />
<strong>und</strong> Säge. Der 83-Jährige ist e<strong>in</strong>er von sieben<br />
Handwerkern, die beim Kle<strong>in</strong>reparaturdienst<br />
»Rentner helfen Rentnern« kaputte Stühle oder<br />
defekte Bügeleisen liebevoll wiederaufbereiten.<br />
Lediglich die Materialkosten müssen die eben-<br />
64
falls betagten Besitzer begleichen. Lenz hat <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Leben von Holzverarbeiter über Kurierfahrer<br />
bis h<strong>in</strong> zum Bankangestellten beruflich<br />
schon vieles ausprobiert <strong>und</strong> will se<strong>in</strong>e<br />
Erfahrungen nun auch »an jüngere Kollegen<br />
weitergeben«. Eher als positiven Nebeneffekt<br />
versteht er es, wenn ihm so »zu Hause nicht die<br />
Decke auf den Kopf fällt«. Damit dies nicht im<br />
wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes passiert, hat der<br />
Kle<strong>in</strong>reparaturdienst noch e<strong>in</strong>en großen Bruder:<br />
Seit vierzehn Jahren hilft der »Rentnerblitz«, den<br />
der Pluspunkt geme<strong>in</strong>sam mit der Erwachsenenbildung<br />
der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nassau</strong> trägt, geme<strong>in</strong>nützigen E<strong>in</strong>richtungen<br />
bei Instandsetzungs- <strong>und</strong> Renovierungsarbeiten.<br />
Siebzehn pensionierte Handwerker <strong>und</strong><br />
Ingenieure aus dem gesamten Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet<br />
verbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> bis dreimal im Jahr bis zu zwei<br />
Wochen an e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satzort <strong>und</strong> haben sich mit<br />
ihren bisher über 20 Große<strong>in</strong>sätzen <strong>und</strong> mehr als<br />
10.000 Arbeitstagen nicht nur <strong>in</strong> Deutschland<br />
e<strong>in</strong>en guten Namen gemacht. Im März 1996 gar<br />
brach e<strong>in</strong>e Gruppe Rentner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em alten Bus<br />
auf <strong>in</strong>s weißrussische M<strong>in</strong>sk, um bei der<br />
Renovierung e<strong>in</strong>es Erholungs-heimes für Opfer<br />
der Tschernobyl-Katastrophe Hand anzulegen.<br />
Courage als Markenzeichen<br />
Couragierte Frauen <strong>und</strong> Männer s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Markenzeichen<br />
des Pluspunkts. Wie Gertrud Donath,<br />
e<strong>in</strong>e von <strong>in</strong>sgesamt 22 ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen.<br />
Sie hat e<strong>in</strong> Frauen-Frühstück <strong>in</strong>s<br />
Leben gerufen, »um geme<strong>in</strong>sam zu entdecken,<br />
dass es schon immer Frauen gab, die etwas<br />
geleistet haben, wenn man sie nur gelassen hat«.<br />
Beim Sommerfest rührt sie schon wieder lautstark<br />
die Werbetrommel für e<strong>in</strong> anderes Pluspunkt-Projekt:<br />
Mit dem »Zeit-Tausch-R<strong>in</strong>g« kann<br />
jeder se<strong>in</strong>e Fähigkeiten weitergeben <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
von denen anderer profitieren. Und das<br />
ganz ohne Geld. Wer anderen im Haushalt hilft<br />
oder e<strong>in</strong>e Nachbar<strong>in</strong> zu Ärzten <strong>und</strong> Behörden<br />
begleitet, bekommt pro St<strong>und</strong>e auf se<strong>in</strong>em Konto<br />
zwei Zeitpunkte gutgeschrieben, mit denen er<br />
wiederum auf die Suche nach Angeboten der<br />
anderen bisher 108 Zeit-Tausch-R<strong>in</strong>g-Mitglieder<br />
gehen kann. Auch Wissen ist Macht, denn vom<br />
Klavierunterricht bis zu Computerkursen s<strong>in</strong>d der<br />
Kreativität ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt. »Wenn e<strong>in</strong><br />
Schüler <strong>in</strong> Englisch hängt, soll er hier e<strong>in</strong>en<br />
älteren Menschen f<strong>in</strong>den können, der ihm<br />
Nachhilfe gibt«, bekräftigt Donath. Dass der<br />
H<strong>in</strong>weis »Der Treff nicht nur für Ältere« mit<br />
Recht unter dem Pluspunkt-Logo steht, beweist<br />
H Ä U S L I C H E P F L E G E D I E N S T E<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Diakoniestationen <strong>in</strong> der EKHN 65<br />
Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen mit vollen Stellen, zirka 1.200<br />
ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte, zirka 800<br />
Patienten, zirka 20.000<br />
Haushaltsvolumen 1999<br />
Mio. DM<br />
Zuschüsse der Kommunen <strong>und</strong> des Landes 4,5<br />
Leistungsentgelte 82,2<br />
Zuweisungen der EKHN, Spenden,<br />
Fördervere<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Rücklagen 14,2<br />
Gesamt, zirka 100,9<br />
Traditionell versorgen kirchliche Pflegekräfte kranke <strong>und</strong> alte<br />
Menschen <strong>in</strong> ihrem häuslichen Umfeld. Früher waren das meist<br />
Geme<strong>in</strong>deschwestern, die an ihrer Diakonissen-Tracht leicht zu<br />
erkennen waren.<br />
Durch die E<strong>in</strong>führung der Pflegeversicherung hat sich die Lage der<br />
kirchlichen Pflegedienste dramatisch verändert. E<strong>in</strong> Markt ist<br />
entstanden, auf dem sich die Diakoniestationen – auch <strong>in</strong><br />
Konkurenz zu anderen Anbietern – platzieren müssen. Mittlerweile<br />
haben sich die e<strong>in</strong>zelnen Stationen <strong>und</strong> ihre Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter auf die neuen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>gestellt.<br />
auch die Zusammenarbeit mit der benachbarten<br />
evangelischen K<strong>in</strong>dertagesstätte. Seit Kurzem<br />
essen K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Senioren geme<strong>in</strong>sam im Pluspunkt<br />
zu Mittag. »Mal sehen, was sich daraus<br />
noch so alles ergibt«, ist Helbig gespannt <strong>und</strong><br />
verweist im gleichen Atemzug auf e<strong>in</strong> ganz<br />
neues Projekt: Beim »treff.punkt.computer«<br />
erklären junge Menschen den Senior<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Senioren, wie man mit dem PC Briefe schreiben<br />
<strong>und</strong> Texte gestalten kann. Und e<strong>in</strong> Internet-Café<br />
für Ältere ist ebenfalls bereits <strong>in</strong> Planung.<br />
K R A N K E N H Ä U S E R<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Krankenhäuser des Diakonischen Werks 20<br />
Betten 3.431<br />
Zum Vergleich:<br />
Krankenhäuser <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>in</strong>sgesamt 186<br />
Betten, zirka 40.000<br />
65
E<strong>in</strong>e Partnerschaft zwischen Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Darmstadt <strong>und</strong> Südafrika<br />
Herausgefordert<br />
Sie blicken neugierig <strong>in</strong> die R<strong>und</strong>e, als sie den <strong>Kirche</strong>nraum<br />
der Darmstädter Andreasgeme<strong>in</strong>de betreten.<br />
Noch etwas müde vom langen Flug nehmen vier Frauen<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Mann Platz <strong>in</strong> dem großen Stuhlkreis vor<br />
dem Altar, wo sie über 20 Gastgeber bereits gespannt<br />
erwarten. Drei Wochen lang werden die vier Südafrikaner<br />
zu Gast bei ihren Partnergeme<strong>in</strong>den im Dekanat<br />
Darmstadt se<strong>in</strong>.<br />
66
kle<strong>in</strong>es Lebensmittelgeschäft <strong>und</strong> müsse jeden<br />
morgen um vier Uhr aufstehen, um Brot <strong>in</strong><br />
Empfang zu nehmen. Für die Frau aus New<br />
Brighton war bereits der erste Tag <strong>in</strong> Deutschland<br />
überreich an neuen Erfahrungen: Zum<br />
ersten Mal <strong>in</strong> ihrem Leben ist sie im Ausland,<br />
hatte vorher noch nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Flugzeug gesessen.<br />
»Hier werde ich behandelt wie all die<br />
anderen auch, es gibt den Unterschied nicht, den<br />
ich seit me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit gewohnt b<strong>in</strong>.«, fasst die<br />
dunkelhäutige Frau ihre ersten E<strong>in</strong>drücke<br />
zusammen.<br />
D I R E K T P A R T N E R S C H A F T<br />
Seit Mitte der 80er-Jahre entwickelten sich <strong>in</strong> Dekanaten<br />
<strong>und</strong> Propsteien der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Direktpartnerschaften, also kont<strong>in</strong>uierliche Beziehungen zu<br />
Distrikten oder Diözösen von Partnerkirchen <strong>in</strong> Übersee.<br />
Gegenseitige Besuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Rhythmus haben e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Bedeutung.<br />
Auf dem Boden liegen bunte Tücher, e<strong>in</strong><br />
Eimer mit Blumen verschiedenster<br />
Farben steht daneben. Barbara Demus,<br />
e<strong>in</strong>e der Organisator<strong>in</strong>nen des<br />
Besuchs, erklärt warum: »Auf Gottes<br />
Erde gibt es viele Blumen, auch wir s<strong>in</strong>d so verschieden.«<br />
Jeder solle sich e<strong>in</strong>e Blume herausnehmen<br />
<strong>und</strong> dann von sich erzählen. Zunächst<br />
s<strong>in</strong>d Gäste wie Gastgeber e<strong>in</strong> wenig verlegen <strong>und</strong><br />
kommen der fre<strong>und</strong>lichen Aufforderung schon<br />
wegen der Sprachbarriere nur zögerlich nach.<br />
Bald jedoch lösen sich die Zungen <strong>und</strong> längst<br />
verloren geglaubte Englisch-Kenntnisse erwachen<br />
zu neuem Leben.<br />
Als Helena Maqungu nach vorne tritt, ist das<br />
erste Eis gebrochen. Immer wenn sie ihren<br />
Namen sagt, schnalzt sie mit der Zunge – das gehört<br />
zur korrekten Aussprache. Die anfängliche<br />
Erheiterung schlägt <strong>in</strong> gebanntes Staunen um,<br />
als sie erzählt: In ihrem Haus lebe sie mit ihrer<br />
Tochter, ihren zwei bl<strong>in</strong>den Söhnen <strong>und</strong> ihrer 6-<br />
jährigen Enkel<strong>in</strong> zusammen. Sie selbst habe e<strong>in</strong><br />
Wie verschieden die Biografien <strong>und</strong> Lebensweisen<br />
s<strong>in</strong>d, fasz<strong>in</strong>iert alle <strong>in</strong> der R<strong>und</strong>e. »Im<br />
Mittelpunkt steht, füre<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> vone<strong>in</strong>ander<br />
zu lernen«, erklärt Claus Braun, Beauftragter für<br />
Mission <strong>und</strong> Ökumene <strong>in</strong> der Propstei Starkenburg,<br />
<strong>und</strong> Eva Simon, Gründungsmitglied der<br />
Partnerschafts<strong>in</strong>itiative, ergänzt: »Durch die<br />
Begegnung werden wir gezwungen, uns selbst zu<br />
fragen, was wir ausstrahlen.« Mit f<strong>in</strong>anzieller<br />
Unterstützung <strong>in</strong>des halten sich die Darmstädter<br />
ganz bewusst zurück. »Um ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige<br />
Abhängigkeit zu erzeugen«, begründet Claus<br />
Braun. Das Kernstück der Partnerschaft bilden<br />
gegenseitige Besuche <strong>in</strong> Abständen von zwei<br />
Jahren. Eva Simon gehörte zu e<strong>in</strong>er Delegation,<br />
die nach Südafrika reiste, <strong>und</strong> er<strong>in</strong>nert sich: »Die<br />
Herzlichkeit, mit der wir aufgenommen wurden,<br />
war bewegend – als ob man zu Geschwistern<br />
kommt.« Doch längst nicht alles begeisterte sie:<br />
»Ich habe bei e<strong>in</strong>er Familie übernachtet, die<br />
immer wieder bedauerte, sie habe e<strong>in</strong>e Tochter<br />
verloren«, erzählt sie, »<strong>und</strong> da dachte ich natürlich,<br />
die wäre gestorben. Als ich jedoch erfuhr,<br />
dass sie ›verloren‹ war, weil sie e<strong>in</strong> uneheliches<br />
K<strong>in</strong>d hatte, war ich schockiert.«<br />
Die Unterschiede zwischen den Kulturen s<strong>in</strong>d<br />
Dauerthema auf beiden Seiten. Zwölf Jahre<br />
besteht die Partnerschaft bereits, die auf<br />
afrikanischer Seite von acht Geme<strong>in</strong>den der<br />
Moravian Church (Herrnhuter Brüdergeme<strong>in</strong>e)<br />
getragen wird. Die Begegnung im September <strong>2000</strong><br />
<strong>in</strong> Darmstadt ist die sechste, zwei fanden zuvor<br />
<strong>in</strong> Südafrika, drei <strong>in</strong> Deutschland statt. Untergebracht<br />
s<strong>in</strong>d die Gäste jeweils <strong>in</strong> Familien.<br />
Organisiert hat den diesjährigen Besuch e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe von gut 30 meist Ehrenamtlichen aus<br />
verschiedenen Darmstädter Geme<strong>in</strong>den. Barbara<br />
Demus erklärt die Struktur der dreiwöchigen<br />
Treffen: »E<strong>in</strong>e Woche Kennenlernen, e<strong>in</strong>e Woche<br />
thematische Arbeit, e<strong>in</strong>e Woche Auswertung.«<br />
67
Für die Lehrer<strong>in</strong> hat ihr Engagement viel mit<br />
ihrem <strong>Kirche</strong>nbild zu tun: »Wenn <strong>Kirche</strong> politisch<br />
wird, ist das me<strong>in</strong>e Sache«, bemerkt sie, <strong>und</strong><br />
auch William Meyer hat davon e<strong>in</strong>e Menge zu<br />
erzählen. Der Geschäftsmann aus Salem nimmt<br />
sich e<strong>in</strong>e weiße Blume <strong>und</strong> betont: »Weiß ist die<br />
Farbe unserer <strong>Kirche</strong>.« Wegen se<strong>in</strong>er politischen<br />
Aktivitäten gegen die Apartheid hatte Meyer<br />
Südafrika jahrelang nicht verlassen dürfen.<br />
»Als das Land Politiker brauchte, b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> die<br />
Politik gegangen«, führt er aus, »doch die <strong>Kirche</strong><br />
ist es, wofür me<strong>in</strong> Herz wirklich schlägt.« Zu<br />
den Deutschen verspürt er e<strong>in</strong>e besondere Nähe,<br />
weil die Wurzeln der Moravian Church bei der<br />
Brüdergeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Herrnhut liegen. Für e<strong>in</strong>ige<br />
Tage wird die Delegation auch dorth<strong>in</strong> reisen.<br />
»Die Moravian Church fordert e<strong>in</strong>en heraus«,<br />
hat Barbara Demus festgestellt, »viele ihrer<br />
Mitglieder denken sehr konservativ <strong>und</strong> stehen<br />
<strong>in</strong> Deutschland dann liberalen Christ<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Christen gegenüber.« Als Thema für die Gespräche<br />
<strong>und</strong> Arbeitse<strong>in</strong>heiten beim diesjährigen Besuch<br />
wählte die Vorbereitungsgruppe daher ganz<br />
bewusst das Thema: »<strong>Kirche</strong> zwischen Tradition<br />
<strong>und</strong> Erneuerung«.<br />
Inzwischen ist e<strong>in</strong>e Woche vergangen <strong>und</strong> die<br />
Besuchergruppe sortiert die unzähligen neuen<br />
E<strong>in</strong>drücke: vom Alltags- <strong>und</strong> Familienleben <strong>in</strong><br />
Deutschland, von Festen, Gottesdiensten, Hochzeiten<br />
<strong>und</strong> Beerdigungen. Rosita Booysen ist von<br />
der Diszipl<strong>in</strong> im Straßenverkehr angetan: »Auch<br />
Radfahrer haben e<strong>in</strong>e echte Chance.« Die Lehrer<strong>in</strong><br />
aus Ebenhaeser ist bee<strong>in</strong>druckt, wie <strong>in</strong>tensiv sich<br />
der Staat <strong>und</strong> die großen <strong>Kirche</strong>n der Probleme<br />
e<strong>in</strong>zelner Menschen annehmen. William Meyer<br />
<strong>in</strong>des hat Gleichheiten zwischen den <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong><br />
Südafrika <strong>und</strong> Deutschland festgestellt. Junge<br />
Menschen für die <strong>Kirche</strong> zu begeistern sei <strong>in</strong><br />
beiden Ländern e<strong>in</strong> großes Problem, beklagt er:<br />
»Nach der Konfirmation, die bei uns im Alter von<br />
16 Jahren stattf<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d viele Jugendliche nicht<br />
mehr <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> anzutreffen.«<br />
Doch die Afrikaner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Afrikaner kennen<br />
die Stärken ihrer <strong>Kirche</strong> gut <strong>und</strong> üben so manche<br />
Kritik am Geme<strong>in</strong>deleben <strong>in</strong> Deutschland: »Man<br />
achtet hier viel weniger aufe<strong>in</strong>ander. Wenn bei<br />
uns e<strong>in</strong> Nachbar krank ist oder Probleme bei<br />
der Erziehung se<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des hat, ist es selbstverständlich,<br />
den Pfarrer darüber zu <strong>in</strong>formieren.<br />
Dann besucht er die Betroffenen«, erklärt Rosita<br />
Booysen. E<strong>in</strong>e Praxis, die auch Irmtraut Göbel<br />
bei Ihrem Besuch <strong>in</strong> Südafrika fasz<strong>in</strong>iert hat:<br />
»Die Verb<strong>in</strong>dung von Glauben <strong>und</strong> Alltagsleben<br />
ist dort selbstverständlich«, lobt sie<br />
<strong>und</strong> William Meyer nennt e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> für<br />
den großen Zusammenhalt der Geme<strong>in</strong>demitglieder:<br />
»Die <strong>Kirche</strong>n haben Gruppen zusammengebracht,<br />
die vorher überall getrennt<br />
waren. Dafür haben wir alle Gott zu danken.«<br />
Helena Maqungu <strong>in</strong>des ist bei den deutschen<br />
Gottesdiensten e<strong>in</strong>iges aufgefallen: »Die<br />
<strong>Kirche</strong>n s<strong>in</strong>d hier sehr prächtig ausgestattet,<br />
aber im Gottesdienst macht der Pastor fast<br />
alles alle<strong>in</strong>e – das schafft e<strong>in</strong>e große Distanz«.<br />
Rosita Booysen pflichtet ihr bei: »In Südafrika<br />
wirken viel mehr Menschen am Gottesdienst<br />
mit, auch jüngere. Immer nur der Pastor – das<br />
wäre <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de unvorstellbar.«<br />
68
Ökumene<br />
im Überblick<br />
Globalisierung ist für Christen nichts Neues. Sie betrachten seit jeher<br />
Menschen, die an Gott glauben, als e<strong>in</strong> Volk. Demgegenüber treten<br />
Unterschiede wie Nationalität, soziale Position <strong>und</strong> ethnische<br />
Zugehörigkeit <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Mit dem Gedanken der Ökumene<br />
versuchen Christen heute dem globalen Anspruch ihres Glaubens<br />
näher zu kommen.<br />
Ökumene<br />
Der Begriff »Ökumene« stammt vom Altgriechischen »oikumene« ab <strong>und</strong> bedeutet<br />
»die ganze bewohnte Erde«. In der christlichen Tradition ist damit der<br />
weltweite Dialog <strong>und</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft von verschiedenen <strong>Kirche</strong>n geme<strong>in</strong>t.<br />
Aus der urchristlichen Bewegung s<strong>in</strong>d im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
viele <strong>Kirche</strong>n entstanden. Sie setzen ihre theologischen Akzente zwar unterschiedlich,<br />
wissen aber dennoch, dass sie dieselbe Gr<strong>und</strong>lage haben – den<br />
Glauben an den Gott, den die Bibel bezeugt.<br />
Die <strong>Kirche</strong>n erkennen es deshalb als ihre Aufgabe, e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Zeugnis<br />
<strong>und</strong> Dienst zu stärken. Dem dienen vielfältige Kooperationen, Partnerschaften<br />
<strong>und</strong> Organisationen.<br />
Mission<br />
Das Christentum hat sich im Rahmen des römischen Reiches zunächst <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a,<br />
Kle<strong>in</strong>asien, Nordafrika <strong>und</strong> Europa verbreitet. Im Zuge des europäischen<br />
Kolonialismus ist es dann ab dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert allmählich <strong>in</strong> alle Länder der<br />
Erde vorgedrungen. Die Geber-Nehmer-Struktur von damals ist heute längst<br />
überw<strong>und</strong>en. Weltweit s<strong>in</strong>d selbstständige <strong>Kirche</strong>n entstanden. Ihre Situation<br />
ist sehr unterschiedlich. Manche s<strong>in</strong>d im eigenen Land e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit <strong>und</strong> viele<br />
s<strong>in</strong>d arm. Ihr geistliche <strong>und</strong> missionarische Kraft ist aber manchen europäischen<br />
<strong>Kirche</strong>n heute e<strong>in</strong> Vorbild.<br />
Die gewachsenen Kontakte der Missionsbewegungen von damals s<strong>in</strong>d<br />
heute e<strong>in</strong>geflossen <strong>in</strong> ökumenische Beziehungen, <strong>in</strong> denen sich <strong>Kirche</strong>n gegenseitig<br />
fördern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ander annähern.<br />
Weltweit bündelt der Ökumenische Rat der <strong>Kirche</strong>n (ÖRK) den<br />
kirchlichen Dialog. Ihm gehören circa 350 <strong>Kirche</strong>n an, darunter auch die EKHN.<br />
Die katholische <strong>Kirche</strong> arbeitet mit e<strong>in</strong>em Gaststatus mit. Das Ziel des ÖRK ist<br />
es, zum e<strong>in</strong>en die <strong>Kirche</strong>n mit unterschiedlichen theologischen Auffassungen<br />
e<strong>in</strong>ander näher zu br<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> zum anderen, bei der Gestaltung der Welt<br />
mitzuwirken <strong>und</strong> dabei die christliche Vision e<strong>in</strong>er gerechten Welt e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />
Der ÖRK hat sie so def<strong>in</strong>iert: Frieden, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Bewahrung der Schöpfung.<br />
Ö K U M E N E I N D E R E K H N<br />
Die EKHN fördert auf gesamtkirchlicher Ebene die Ökumene<br />
mit über 24 Millionen DM, das s<strong>in</strong>d knapp 3 Prozent des Gesamthaushalts.<br />
F<strong>in</strong>anziert werden damit:<br />
■ Das Zentrum für Mission <strong>und</strong> Ökumene <strong>in</strong> Frankfurt<br />
Im Zentrum für Mission <strong>und</strong> Ökumene arbeiten dreizehn<br />
Referent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Referenten an den Themenbereichen<br />
»Entwicklung <strong>und</strong> Partnerschaft mit den <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong> Europa <strong>und</strong><br />
Übersee«, »Zeugnis <strong>und</strong> Dialog mit anderen <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong><br />
Religionen«, »Frieden <strong>und</strong> Konflikt«.<br />
Sie bieten allen Interessierten – auch außerkirchlichen –<br />
Beratung <strong>und</strong> Fortbildung an.<br />
■ Die Ökumene-Beauftragten<br />
In allen sechs Propsteien stehen hauptamtliche Ökumene-<br />
Beauftragte als Ansprechpartner/-<strong>in</strong>nen für ökumenische Themen<br />
bereit.<br />
■ Der <strong>in</strong>terreligiöse Dialog<br />
Der Dialog mit anderen Kulturen <strong>und</strong> Religionen gew<strong>in</strong>nt an<br />
Bedeutung. Die EKHN hat e<strong>in</strong>e hauptamtliche Stelle für e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>terkulturellen Beauftragten <strong>und</strong> zusätzlich e<strong>in</strong>en Islam-<br />
Beauftragten.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus engagieren sich viele Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der weltweiten<br />
Ökumene: <strong>in</strong> der Erwachsenenbildung, bei entwicklungspolitischen<br />
Themen, <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Partnerschaften oder mit<br />
materieller Hilfe bei konkreten Projekten.<br />
Die »Ökumene vor Ort« – die Zusammenarbeit mit den<br />
katholischen oder freikirchlichen Geme<strong>in</strong>den – ist heute vielerorts<br />
e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit.<br />
Die EKHN pflegt Partnerschaften mit <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong><br />
Korea, Indonesien, Indien, Südafrika, Ghana, Tansania, Namibia,<br />
Polen, Tschechien, Italien<br />
Die EKHN unterstützt die Projekte<br />
■ der Hilfsaktion »Brot für die Welt«<br />
■ der Hilfsaktion »Hoffnung für Osteuropa«<br />
■ des <strong>Evangelische</strong>n Entwicklungsdienstes (EED)<br />
■ der Aktion »<strong>Kirche</strong>n helfen <strong>Kirche</strong>n«<br />
■ der Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft »Dienst für den Frieden« (AGDF)<br />
Die EKHN ist Mitglied<br />
■ im ökumenischen Rat der <strong>Kirche</strong>n<br />
■ <strong>in</strong> der Konferenz der europäischen <strong>Kirche</strong>n (KEK)<br />
■ <strong>in</strong> der Leuenberger <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>schaft<br />
■ <strong>in</strong> der Arnoldsha<strong>in</strong>er Konferenz<br />
■ <strong>in</strong> der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft christlicher <strong>Kirche</strong>n (ACK)<br />
■ im <strong>Evangelische</strong>n Missionswerk Südwestdeutschland (EMS)<br />
■ <strong>in</strong> der Vere<strong>in</strong>igten <strong>Evangelische</strong>n Mission (VEM)<br />
69
Frankfurt Ma<strong>in</strong>, Airport – das Tor zur Welt. Über 1.200 Masch<strong>in</strong>en starten<br />
<strong>und</strong> landen hier täglich, 50 Millionen Reisende bevölkern jedes Jahr die<br />
schier unendlichen Hallen <strong>und</strong> Gänge. Mittendr<strong>in</strong> agiert Ulrike Johanns.<br />
Das Blau ihres Blazers <strong>und</strong> ihr Amtskragen heben sie von der geschäftigen<br />
Masse ab. »Me<strong>in</strong> Outfit identifiziert mich als Pfarrer<strong>in</strong> <strong>und</strong> signalisiert, dass<br />
ich ansprechbar b<strong>in</strong>«, sagt die 46-Jährige, die seit drei Jahren Flughafenseelsorger<strong>in</strong><br />
auf Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> ist.<br />
E<strong>in</strong> Fenster zur Heimat<br />
Die Flughafenseelsorge auf Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />
Die <strong>Kirche</strong> an e<strong>in</strong>em Ort zu vertreten, an<br />
dem die Technik <strong>und</strong> das Reisefieber<br />
Groß <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>ieren, empf<strong>in</strong>det<br />
sie als Herausforderung. Denn sie<br />
kennt die Kehrseite der Medaille: »Die<br />
Unbilden, die das tägliche Leben mit sich br<strong>in</strong>gen<br />
kann«, sagt sie, »geraten am Flughafen besonders<br />
<strong>in</strong> den Blick«: Abschied vom Gewohnten, Unsicherheit<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unbekannten Land oder e<strong>in</strong>fach<br />
Angst vor dem st<strong>und</strong>enlangen Flug über den<br />
Ozean.«<br />
Mancher Kontakt ergibt sich eher zufällig: »Oft<br />
kommen Leute here<strong>in</strong>, weil sie nach e<strong>in</strong>em Glas<br />
Wasser oder e<strong>in</strong>er Kopfschmerztablette fragen<br />
oder ihr Gepäck vermissen«, weiß Elke Hartmann,<br />
die mit Pfarrer<strong>in</strong> Johanns zusammenarbeitet<br />
<strong>und</strong> deren Büro direkt neben der<br />
»Kapelle« liegt. »E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d aber auch Stammgäste,<br />
die uns aufsuchen, um hier zur Ruhe zu<br />
kommen« , freut sie sich <strong>und</strong> zeigt auf das dicke<br />
Buch, <strong>in</strong> dem Gebetsanliegen <strong>in</strong> den unterschiedlichsten<br />
Sprachen niedergeschrieben s<strong>in</strong>d –<br />
»Gott, ich danke für e<strong>in</strong>en schönen Urlaub« oder<br />
»Hilf me<strong>in</strong>er kranken Tochter, ges<strong>und</strong> zu werden«.<br />
Seelsorge ohne Grenzen<br />
Die »Kapelle« im Term<strong>in</strong>al 2 ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
<strong>Kirche</strong>nraum – gestaltet von der Wiener Künstler<strong>in</strong><br />
Brigitte Kord<strong>in</strong>a <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ladend durch ihre Stille<br />
im Vielklang von Gesprächsfetzen, Turb<strong>in</strong>engeräuschen<br />
<strong>und</strong> Lautsprecher-Durchsagen. Dort,<br />
wo nebenan jüdische <strong>und</strong> muslimische Gebetsräume<br />
liegen, ist manchmal auch Seelsorge ohne<br />
Grenzen gefragt: »Ich will mit Ihnen beten«, sagt<br />
e<strong>in</strong> älterer Mann – erkennbar e<strong>in</strong> Muslime. Dass<br />
Johanns sich als Christ<strong>in</strong> zu erkennen gibt, stört<br />
ihn nicht. Und so treten im geme<strong>in</strong>samen Gebet<br />
ganz selbstverständlich Religionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Dialog.<br />
Im Term<strong>in</strong>al 1 gibt es ebenfalls e<strong>in</strong>e Kapelle mit<br />
e<strong>in</strong>em großen, vom Künstler Johannes Schreiter<br />
gestalteten Fenster. Hier f<strong>in</strong>den regelmäßig<br />
Andachten <strong>und</strong> Gottesdienste statt. Abwechselnd<br />
<strong>in</strong> Deutsch, Englisch <strong>und</strong> Französisch fasst Ulrike<br />
70
F L U G H A F E N S E E L S O R G E<br />
Zielgruppe der Flughafenseelsorge s<strong>in</strong>d die Beschäftigten<br />
auf dem Flughafen <strong>und</strong> die Fluggäste.<br />
Viele flüchtige <strong>und</strong> kurze Kontakte prägen die Arbeit.<br />
Statistik <strong>2000</strong><br />
Anzahl<br />
Fluggäste 49.369.429<br />
Flugzeugbewegungen 458.731<br />
Beschäftigte 62.500<br />
Andachten 104<br />
Gottesdienste <strong>in</strong> den Term<strong>in</strong>al-Kapellen 10<br />
Gottesdienste für Flüchtl<strong>in</strong>ge 52<br />
Konzerte 12<br />
Taufen 1<br />
Beihilfen 40<br />
Kirchliches Personal 15<br />
davon Hauptamtliche 2<br />
davon Ehrenamtliche 13<br />
71
Johanns ihre Gedanken <strong>und</strong> Gebete. Immer ist<br />
zunächst e<strong>in</strong>e »R<strong>und</strong>e« angesagt: Alle erzählen,<br />
woher sie kommen <strong>und</strong> woh<strong>in</strong> es geht. Zum<br />
Mittagsgebet kommen heute zwei Frauen. E<strong>in</strong>e<br />
ist auf dem Weg zur Beisetzung ihres Bruders <strong>in</strong><br />
den Nahen Osten, die andere möchte zu ihrer<br />
Tochter, die ihr erstes K<strong>in</strong>d erwartet. Beim Segen<br />
reichen sich beide die Hände. Ebenfalls hier <strong>in</strong><br />
der Kapelle f<strong>in</strong>det jeden ersten Mittwoch im<br />
Monat um 13 Uhr e<strong>in</strong> »Lunchtime-Concert« im<br />
Zusammenarbeit mit der Musikhochschule<br />
Frankfurt statt.<br />
Das »Geme<strong>in</strong>degebiet« der Pfarrer<strong>in</strong> <strong>in</strong>des umfasst<br />
nicht nur die beiden Term<strong>in</strong>als, sondern<br />
reicht bis zur Basis der Lufthansa. Schließlich<br />
ist Johanns auch für die über 62.000 am Flughafen<br />
Beschäftigten da. Von Taufen bis h<strong>in</strong> zu<br />
Beerdigungen reicht das Spektrum ihrer Arbeit.<br />
»Entscheidend s<strong>in</strong>d kollegiale Verhältnisse, die<br />
<strong>in</strong> Krisensituationen besonders tragen«, betont<br />
sie <strong>und</strong> erzählt von der jungen Flughafen-<br />
Angestellten, die im Sommer <strong>2000</strong> auf dem<br />
Rollfeld starb, nachdem sie von e<strong>in</strong>em Schleppfahrzeug<br />
erfasst wurde. »Da mussten wir<br />
geme<strong>in</strong>sam Wege suchen, mit der Trauer umzugehen«,<br />
er<strong>in</strong>nert sich die <strong>Kirche</strong>nfrau, die e<strong>in</strong> Teil<br />
des Krisen<strong>in</strong>terventionsteams am Flughafen ist.<br />
E<strong>in</strong>e wichtige Pufferfunktion<br />
Sorgen um den Erhalt des Arbeitsplatzes s<strong>in</strong>d<br />
ebenfalls e<strong>in</strong> Anlass für e<strong>in</strong> Gespräch mit der<br />
Theolog<strong>in</strong>, deren Engagement auch Hans Georg<br />
Michel, Arbeitsdirektor der Fraport AG, ganz<br />
persönlich zu schätzen weiß: »Die <strong>Kirche</strong> br<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong> Stück Menschlichkeit an diesen hektischen<br />
Ort«, erklärt das FAG-Vorstandsmitglied, das den<br />
Kontakt zu Johanns gerne pflegt, denn: »Solche<br />
Gespräche strahlen Ruhe aus <strong>und</strong> geben die<br />
Gelegenheit, das eigene Verhalten besser wahrzunehmen.«<br />
Zudem erfülle die Seelsorger<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Funktion zwischen den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>und</strong> den vielen anderen<br />
Menschen, die hier täglich e<strong>in</strong> <strong>und</strong> aus gehen.<br />
Für manchen von ihnen ist der Sozialdienst für<br />
Passagiere e<strong>in</strong> unerwartetes Hoffnungszeichen.<br />
Anfang <strong>2000</strong> ist er <strong>in</strong> die Verantwortung der<br />
Flughafen-Seelsorge übergegangen. Hierher<br />
kommen Reisende, die plötzlich ohne Geld<br />
dastehen, weil sie »zu eng geplant« haben,<br />
ebenso wie Menschen, die von ihren Fre<strong>und</strong>en<br />
oder Verwandten nicht abgeholt wurden oder<br />
Schwierigkeiten haben, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er völlig<br />
fremden Umgebung zu orientieren. Neben Ulrike<br />
Johanns betreuen e<strong>in</strong>e hauptamtliche Sozialpädagog<strong>in</strong><br />
sowie 14 Ehrenamtliche die Menschen.<br />
»Für Passagiere, die bestohlen worden s<strong>in</strong>d, besorgen<br />
wir schon mal e<strong>in</strong> Zugticket nach Hause<br />
oder schaffen e<strong>in</strong>e Übernachtungsmöglichkeit,<br />
wenn e<strong>in</strong> Fluggast von weither se<strong>in</strong>en Flieger<br />
verpasst hat«, erklärt Johanns, die bei dieser<br />
Arbeit besonders auf die Unterstützung durch<br />
Spenden angewiesen ist.<br />
Elend <strong>und</strong> Not hat die ehemalige Krankenhauspfarrer<strong>in</strong><br />
auch dann vor Augen, wenn sie Visite<br />
hält auf der »Intensivstation des Flughafens«,<br />
wie sie die dortige Flüchtl<strong>in</strong>gsunterkunft nennt,<br />
die vom ökumenischen Flughafen-Sozialdienst<br />
getragen wird. Dann muss sie vorbei an all den<br />
schicken <strong>und</strong> teuren Boutiquen <strong>und</strong> bekommt<br />
e<strong>in</strong> mulmiges Gefühl, weil die Gegensätze nicht<br />
krasser se<strong>in</strong> könnten. Den Überlegungen der<br />
Landesregierung, die Unterkunft an e<strong>in</strong>en<br />
kostengünstigeren Betreiber abzugeben, hält<br />
Johanns das typisch Kirchliche an der Arbeit<br />
entgegen: »Wir als Christen lassen Menschen,<br />
die sich sonst nur als Fremde fühlen, e<strong>in</strong>e<br />
besondere Gastfre<strong>und</strong>schaft spüren.« Zu Spitzenzeiten<br />
warten mehr als 200 E<strong>in</strong>reisewillige <strong>in</strong> den<br />
überfüllten ehemaligen Frachtgebäuden auf ihre<br />
Asylverfahren. Vom B<strong>und</strong>esgrenzschutz<br />
hermetisch abgeschirmt <strong>und</strong> von Stacheldraht<br />
72
F L U G H A F E N S O Z I A L D I E N S T<br />
E<strong>in</strong> Schwerpunkt der Arbeit des Flughafensozialdienstes ist die<br />
humanitäre Betreuung der mit dem Flugzeug ankommenden<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge.<br />
Sie werden zunächst im Transitbereich <strong>in</strong> das Gebäude 182 C<br />
gebracht. Dort s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sechs Zimmern 70 Betten aufgestellt.<br />
Zusätzlich steht im Gebäude 183 noch e<strong>in</strong> Raum mit 44 Betten zur<br />
Verfügung. Es existieren zwei Aufenthaltsräume. Die vier Duschen<br />
<strong>und</strong> drei Waschräume s<strong>in</strong>d nicht geschlechtsspezifisch getrennt.<br />
Der Aufenthalt soll nur wenige Tage dauern, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen kann<br />
er sich aber bis zu e<strong>in</strong>em Jahr ausdehnen.<br />
umgeben s<strong>in</strong>d sie mitten <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong><br />
doch nicht hier. Anerkannt oder abgelehnt? Die<br />
Unsicherheit schwebt spürbar über allen.<br />
Ungewisse Zukunft<br />
»E<strong>in</strong>e Pfarrer<strong>in</strong> ist <strong>in</strong> dieser Lage etwas Vertrautes,<br />
das kennen viele Menschen von zu Hause«, weiß<br />
die Airport-Geistliche um ihre besondere Rolle<br />
unter den Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen. Und so<br />
kommt im Gottesdienst dann auch Leben <strong>in</strong> den<br />
tristen Alltag <strong>und</strong> etwas Entspannung <strong>in</strong> die<br />
sonst so angestrengten Gesichter: E<strong>in</strong> junger<br />
Afrikaner stimmt Gesänge aus der <strong>Kirche</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Heimat an <strong>und</strong> alle gehen begeistert mit. »So<br />
öffnet sich plötzlich e<strong>in</strong> Fenster zur Heimat«,<br />
sagt die Seelsorger<strong>in</strong>, »denn die <strong>Kirche</strong> trägt über<br />
den Ortswechsel h<strong>in</strong>aus.« Für diejenigen, die<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Drei-Wochen-Frist e<strong>in</strong>reisen<br />
dürfen, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Hoffnungsschimmer für das<br />
neue Leben. Für die anderen immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Stärkung vor der Weiterreise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ungewisse<br />
Zukunft. »Es kam schon vor, dass me<strong>in</strong>e<br />
gesamte Gottesdienstgeme<strong>in</strong>de am gleichen<br />
Abend ausgeflogen wurde«, er<strong>in</strong>nert sich die<br />
Pfarrer<strong>in</strong>.<br />
Innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens versucht der Flughafensozialdienst<br />
zu helfen. Die Hilfe reicht von materieller Versorgung,<br />
über psychische <strong>und</strong> religiöse Hilfen bis h<strong>in</strong> zur Vermittlung von<br />
juristischer Beratung. Die Flüchtl<strong>in</strong>ge leben dort unter starker<br />
Anspannung. Im Jahr 1999 wurden knapp 30 Prozent von ihnen<br />
zurückgewiesen.<br />
Arbeitsstatistik März bis Juli <strong>2000</strong><br />
Betreute Personen<br />
Anzahl<br />
Passagiere 243<br />
Personen ohne festen Wohnsitz 31<br />
Rückführung/Abschiebung 40<br />
freiwillige Rückkehrer 18<br />
Sonstige 100<br />
Geschlechterverteilung %<br />
männlich 50<br />
weiblich 35<br />
K<strong>in</strong>der 15<br />
Problemlagen<br />
Anzahl<br />
mittellos 146<br />
gestrandet (ohne Geld <strong>und</strong> Verwandte) 69<br />
abgeschoben 50<br />
ohne gültiges Ticket 38<br />
Asyl extern 24<br />
psychisch auffällig 23<br />
beh<strong>in</strong>dert 19<br />
bestohlen 18<br />
Sonstiges 51<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gsstatistik 1999<br />
Anzahl<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong>sgesamt 1.553<br />
davon Männer 939<br />
davon Frauen 333<br />
davon K<strong>in</strong>der 281<br />
Mitarbeiterstatistik 1999<br />
Anzahl<br />
Hauptamtliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen 12<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen 9<br />
Honorarkräfte 8<br />
Zivildienstleistende 3<br />
73
Ü B E R S I C H T S T A T I S T I K E N<br />
Thema<br />
Seite<br />
<strong>Kirche</strong>nmitglieder 6<br />
<strong>Kirche</strong>ne<strong>in</strong>tritte <strong>und</strong> -austritte 7<br />
Herkunft der neuen Mitglieder 7<br />
E<strong>in</strong>nahmen durch <strong>Kirche</strong>nsteuer 13<br />
Diakonisches Werk 16<br />
Ehrenamtliche Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de 19<br />
<strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe 23, 25<br />
Rentämter 30<br />
Geme<strong>in</strong>depädagogig 33<br />
Personal 34<br />
Pfarrstellen 38<br />
Theologiestudierende 39<br />
Gottesdienste 41<br />
Gebäude 43<br />
Notfallseelsorge 44<br />
Besondere Seelsorgedienste 46<br />
Erziehungsberatungsstelle Herborn 49<br />
Stiftung »FAMILIE LEBEN« 49<br />
»Tagestreff«, Weißfrauengeme<strong>in</strong>de Frankfurt 50<br />
Beratungsstelle für Frauen, Frankfurt 51<br />
E<strong>in</strong>richtungen für Obdachlose 51<br />
Heliand-Pfadf<strong>in</strong>der<strong>in</strong>nen 53<br />
Studierendengeme<strong>in</strong>den 54<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätten 57, 58<br />
K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarbeit 59<br />
<strong>Kirche</strong>nmusik 62<br />
Senioren 63<br />
Häusliche Pflegedienste 65<br />
Krankenhäuser 65<br />
Ökumene 69<br />
Flughafenseelsorge 71<br />
Flughafensozialdienst 73<br />
E<strong>in</strong>nahmen <strong>2000</strong> 76<br />
Ausgaben <strong>2000</strong> 77<br />
Verwendung des Haushalts <strong>2000</strong> 80, 81<br />
74
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> Zahlen
Jahresergebnis <strong>2000</strong><br />
Übersicht der E<strong>in</strong>nahmen <strong>und</strong> Ausgaben<br />
der EKHN im Jahr <strong>2000</strong><br />
E<strong>in</strong>nahmen<br />
1999 <strong>2000</strong> <strong>2000</strong> <strong>2000</strong> 20<strong>01</strong><br />
Anteil an Veränderung Planzahlen<br />
den Gesamt- <strong>2000</strong>/1999<br />
e<strong>in</strong>nahmen<br />
TDM TDM % % TDM<br />
Laufende E<strong>in</strong>nahmen 852.655,34 876.992,22 98,0 + 2,9 845.300,99<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuer Netto<br />
(nach Verwaltungskostenerstattung) 759.315,92 783.505,35 87,6 + 3,2 751.000,00<br />
Erlöse, Kostenerstattungen 28.915,93 29.549,59 3,3 + 2,2 28.703,18<br />
Staatsleistungen <strong>und</strong> -erstattungen<br />
(Zuschüsse der B<strong>und</strong>esländer u.a. für Religionsunterricht) 26.061,88 26.337,58 2,9 + 1,1 26.820,21<br />
Z<strong>in</strong>s- <strong>und</strong> Vermögenserträge 13.576,45 10.855,41 1,2 – 20,0 13.529,50<br />
Sonstige 24.785,16 26.744,29 3,0 + 7,9 25.248,10<br />
Vermögenswirksame E<strong>in</strong>nahmen 13.556,76 17.592,21 2,0 + 29,8 11.335,71<br />
Überschuss aus Vorjahren 2.027,58 1.172,14 0,1 – 42,2 595,84<br />
Veräußerungen 448,54 76,07 0,0 – 83,0 2,00<br />
Rücklagenentnahmen 11.027,47 16.314,34 1,8 + 47,9 10.737,87<br />
Sonstige 53,17 29,67 0,0 – 44,2 0,00<br />
Summe aller E<strong>in</strong>nahmen 866.212,10 894.584,43 100,0 + 3,3 856.636,70<br />
Laufende Sachausgaben<br />
Vermögenswirksame<br />
Ausgaben<br />
Aufteilung<br />
der gesamtkirchlichen Ausgaben<br />
im Jahr <strong>2000</strong><br />
Gesamtkirchliche<br />
Personalausgaben<br />
Zuweisungen an<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong> Dekanate<br />
Zuweisungen an<br />
kirchliche E<strong>in</strong>richtungen<br />
EKD-Umlagen<br />
76
50 Prozent der <strong>Kirche</strong>nsteuere<strong>in</strong>nahmen<br />
werden direkt<br />
an die Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Dekanate<br />
weitergegeben.<br />
Ausgaben<br />
1999 <strong>2000</strong> <strong>2000</strong> <strong>2000</strong> 20<strong>01</strong><br />
Anteil an Veränderung Planzahlen<br />
den Gesamt- <strong>2000</strong>/1999<br />
ausgaben<br />
TDM TDM % % TDM<br />
I. Zuweisungen an <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Dekanate 379.949,34 392.703,54 43,9 + 3,4 376.090,76<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den 268.967,68 290.003,75 32,5 + 7,8 276.405,04<br />
davon K<strong>in</strong>dertagesstätten 72.100,00 72.634,<strong>01</strong> 8,1 + 0,7 71.600,00<br />
davon Diakoniestationen 2.460,00 4.100,00 0,5 + 66,7 4.100,00<br />
Gebäude<strong>in</strong>vestitionen <strong>und</strong> -unterhaltung 63.875,91 68.581,76 7,7 + 7,4 70.257,80<br />
Dekanate, regionale Verwaltung 23.857,76 25.217,13 2,8 + 5,7 29.427,92<br />
Zuführungen an kirchengeme<strong>in</strong>dliche<br />
Rückstellungen <strong>und</strong> -lagen 23.248,00 8.900,90 1,0 – 61,7 0,00<br />
II. Zuweisungen an kirchliche E<strong>in</strong>richtungen 68.228,36 78.363,64 8,8 + 14,9 70.370,84<br />
z.B. Diakonisches Werk 26.379,76 31.834,80 3,6 + 20,7 25.783,00<br />
z.B. kirchlicher Entwicklungsdienst/<br />
»Bekämpfung der Not <strong>in</strong> der Welt« 9.137,38 9.636,69 1,1 + 5,5 9.500,00<br />
III.EKD-Umlagen 62.141,12 62.575,63 7,0 + 0,7 61.912,20<br />
davon allg. Umlage 15.587,00 14.500,70 1,6 – 7,0 14.979,00<br />
davon F<strong>in</strong>anzausgleich an östliche Landeskirchen 37.118,17 37.997,53 4,3 + 2,4 38.533,00<br />
davon Ostpfarrerversorgung 7.506,88 6.972,24 0,8 – 7,1 6.919,85<br />
IV. Gesamtkirchliche Personalausgaben 297.5<strong>01</strong>,06 292.386,47 32,7 – 1,7 302.502,85<br />
Pfarrdienst (<strong>in</strong>kl. Altersvorsorge <strong>und</strong> -versorgung) 229.312,56 223.757,54 25,0 – 2,4 228.043,11<br />
davon Geme<strong>in</strong>depfarrer 144.984,07 143.336,47 16,0 – 1,1 145.464,23<br />
davon Schulpfarrer<br />
(das jeweilige B<strong>und</strong>esland übernimmt 80 % der<br />
Personalkosten) 18.032,24 18.535,38 2,1 + 2,8 17.673,40<br />
davon Pfarrer <strong>in</strong> übergeme<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>richtungen 66.296,25 61.885,70 6,9 – 6,7 64.905,48<br />
Beamte 11.914,11 11.536,21 1,3 – 3,2 12.581,04<br />
Angestellte <strong>und</strong> Arbeiter 32.844,73 32.753,03 3,7 – 0,3 35.272,30<br />
Nebenamtlich Beschäftigte 2.109,09 1.962,33 0,2 – 7,0 2.028,10<br />
Personalnebenkosten 20.137,25 20.226,78 2,3 + 0,4 22.106,25<br />
V. Laufende Sachausgaben 23.654,78 24.150,74 2,7 + 2,1 29.021,57<br />
Ausgaben für den laufenden Betrieb 23.642,42 24.139,54 2,7 + 2,1 27.510,34<br />
Z<strong>in</strong>saufwendungen, Tilgungen 12,36 11,20 0,0 – 9,4 1.511,23<br />
VI.Vermögenswirksame Ausgaben 34.141,60 43.495,41 4,9 + 27,4 16.738,49<br />
Investitionen <strong>und</strong> Instandhaltung 4.830,35 7.184,35 0,8 + 48,7 4.545,68<br />
Zuführungen an gesamtkirchliche<br />
Rückstellungen <strong>und</strong> -lagen 29.311,25 36.311,06 4,1 + 23,9 12.192,81<br />
Summe aller Ausgaben (I.– VI.) 865.616,27 893.675,42 100,0 + 3,2 856.636,70<br />
Überschuss / Defizit (–) 595,84 909,<strong>01</strong> 0,1 + 52,6 0,00<br />
77
EKHN<br />
EKD<br />
Geme<strong>in</strong>depfarrdienst<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong> Dekanate<br />
Haupte<strong>in</strong>nahmequelle der EKHN s<strong>in</strong>d die<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuern (85 bis 90 Prozent),<br />
die im Jahr <strong>2000</strong> 783,5 Millionen DM<br />
erreichten. M<strong>in</strong>destens 50 Prozent der<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuere<strong>in</strong>nahmen fließen an die<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den, die Rentämter als Verwaltungsstellen<br />
der Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> an die Dekanate.<br />
Im Jahr <strong>2000</strong> waren dies etwa 392,7 Millionen DM,<br />
darunter 72,6 Millionen DM für K<strong>in</strong>dertagesstätten,<br />
4,1 Millionen DM für Diakoniestationen. Über diese<br />
Mittel entscheiden die <strong>Kirche</strong>nvorstände der<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> eigener Kompetenz, wobei<br />
natürlich Personalstrukturen, Gebäudesubstanz –<br />
fast 4.600 Liegenschaften bef<strong>in</strong>den sich im Eigentum<br />
der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den – <strong>und</strong> Ähnliches ihren<br />
Spielraum e<strong>in</strong>schränken. Dar<strong>in</strong> nicht enthalten s<strong>in</strong>d<br />
die Kosten der Geme<strong>in</strong>depfarrer, die alle bei der<br />
Gesamtkirche angestellt s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d deshalb auch<br />
<strong>in</strong> deren Haushalt mit etwa 162 Millionen DM<br />
veranschlagt. Insgesamt betreffen somit knapp<br />
zwei Drittel der Ausgaben die kirchliche Arbeit <strong>in</strong><br />
den <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den.<br />
Der Zusammenschluss der 24 evangelischen<br />
Landeskirchen als EKD erhielt von der EKHN<br />
62 Millionen DM – vor allem zur Unterstützung der<br />
östlichen Landeskirchen. Synode, <strong>Kirche</strong>nleitung<br />
<strong>und</strong> -verwaltung <strong>und</strong> ihre unterstützenden E<strong>in</strong>richtungen,<br />
wie zum Beispiel das kircheneigene<br />
Rechnungsprüfungsamt, haben im Jahr <strong>2000</strong> nur<br />
r<strong>und</strong> 5 Prozent aller Ausgaben verursacht, e<strong>in</strong><br />
ähnlich hoher Betrag wurde für Versorgungsbezüge<br />
der Pfarrer, Versicherungen sowie Rückstellungen –<br />
vor allem für Pensionen <strong>und</strong> Gebäude – aufgewandt.<br />
Über die verbleibenden r<strong>und</strong> 220 Millionen DM <strong>und</strong><br />
deren Verteilung für die Handlungsfelder <strong>und</strong><br />
Querschnittsbereiche entscheiden <strong>Kirche</strong>nleitung<br />
<strong>und</strong> die Synode.<br />
78
Verwendung<br />
des Haushalts <strong>2000</strong><br />
Das Jahresergebnis der EKHN betrug im Jahr <strong>2000</strong> 894 Millionen DM. Dieser<br />
Betrag ist <strong>in</strong> E<strong>in</strong>nahmen <strong>und</strong> Ausgaben identisch, das heißt, die e<strong>in</strong>gehenden<br />
Mittel werden zur Aufgabenbestreitung zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> als Ausgaben<br />
veranschlagt. Die Übersicht auf den folgenden Seiten zeigt, wie diese Mittel<br />
verteilt wurden.<br />
Die Bereiche Verkündigung <strong>und</strong> Seelsorge fallen<br />
bei der Gesamtkirche niedrig aus, da diese kirchlichen<br />
Aufgaben überwiegend von den Geme<strong>in</strong>den –<br />
sowohl durch die Geme<strong>in</strong>depfarrer als auch durch<br />
Ehrenamtliche – wahrgenommen werden. In<br />
der übergeme<strong>in</strong>dlichen Seelsorge stehen alle<strong>in</strong><br />
60 Krankenhauspfarrer den Patienten <strong>in</strong> Besuchen<br />
<strong>und</strong> Gesprächen zur Seite. Beispiele für übergeme<strong>in</strong>dliche<br />
Verkündigungsaufgaben s<strong>in</strong>d etwa die<br />
Ämter für missionarische Dienste oder für <strong>Kirche</strong>nmusik,<br />
die wiederum den Haupt-, Neben- <strong>und</strong><br />
Ehrenamtlichen der <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den Beratungs<strong>und</strong><br />
Fortbildungsleistungen anbieten. Unter der<br />
Rubrik Bildung f<strong>in</strong>den sich neben den Kosten für<br />
den Religionsunterricht – vor allem hauptamtliche<br />
Religionslehrer –, die evangelische Fachhochschule<br />
<strong>in</strong> Darmstadt sowie das Laubach-Kolleg, <strong>in</strong> dem<br />
zirka 250 Schüler <strong>und</strong> Kollegiaten das Abitur über<br />
den ersten oder den zweiten Bildungsweg absolvieren<br />
können. Das Diakonische Werk <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> ist e<strong>in</strong> eigenständiger Rechtsträger. Es<br />
wird aber von der EKHN mit über 30 Millionen DM<br />
unterstützt. E<strong>in</strong> großer Ausgabenposten der<br />
Ökumene ist der kirchliche Entwicklungsdienst mit<br />
r<strong>und</strong> 10 Millionen DM im Jahr <strong>2000</strong>, h<strong>in</strong>zu kommen<br />
über 9 Millionen DM für Missionswerke <strong>und</strong><br />
Katastrophenhilfe. Die derzeit etwa 130 Vikare –<br />
Theologen <strong>in</strong> der praktischen Ausbildung vor dem<br />
II. Examen – schlagen mit 5,4 Millionen DM <strong>in</strong> der<br />
theologischen Ausbildung zu Buche, von den<br />
Mitteln für die Öffentlichkeitsarbeit erhält das<br />
Medienhaus <strong>in</strong> Frankfurt 3,5 Millionen DM als<br />
Zuweisung. Dort werden evangelische Radiosendungen<br />
produziert, die <strong>Kirche</strong>nzeitung erstellt<br />
<strong>und</strong> religionspädagogische Medien im Verleih angeboten.<br />
<strong>Kirche</strong>ntag <strong>in</strong> Frankfurt 20<strong>01</strong><br />
<strong>Evangelische</strong> Fachhochschule<br />
Darmstadt<br />
<strong>Evangelische</strong> Frauenhilfe<br />
Medienhaus<br />
Missionswerke<br />
<strong>Evangelische</strong> Akademie Arnoldsha<strong>in</strong><br />
Arbeitslosenmaßnahmen<br />
Kirchlicher<br />
Landesverband <strong>Evangelische</strong> Jugend <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Entwicklungsdienst<br />
Die zehn größten<br />
Zuweisungsempfänger<br />
Diakonisches Werk<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
79
Kirchliche Arbeit<br />
auf <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>deebene<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Dekanate<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den 290.003,75<br />
davon K<strong>in</strong>dertagesstätten 72.634,<strong>01</strong><br />
davon Diakoniestationen 4.100,00<br />
Gebäude<strong>in</strong>vestitionen <strong>und</strong> -unterhaltung 68.581,76<br />
Dekanate, regionale Verwaltung 25.217,13<br />
Zuführungen an kirchengeme<strong>in</strong>dliche<br />
Rückstellungen <strong>und</strong> -lagen 8.900,90<br />
Summe <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Dekanate 392.703,54 44,0<br />
Geme<strong>in</strong>depfarrdienst<br />
Geme<strong>in</strong>depfarrdienst 162.441,78<br />
Pfarrerausschuss <strong>und</strong> sonstige Vertretungen 111,33<br />
Summe Geme<strong>in</strong>depfarrdienst 162.553,11 18,2<br />
Zwischensumme Kirchliche Arbeit<br />
auf <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>deebene 555.256,65 62,1<br />
Unterstützungsleistungen der Gesamtkirche<br />
für die Handlungsfelder <strong>und</strong> Querschnittsbereiche<br />
Verkündigung<br />
Amt für missionarische Dienste 2.352,00<br />
Amt für <strong>Kirche</strong>nmusik 1.952,79<br />
Gottesdienstgestaltung, Kunst <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong> 916,58<br />
Sonstige <strong>Kirche</strong>nmusik 811,<strong>01</strong><br />
Gottesdienst 424,15<br />
Geme<strong>in</strong>dearbeit 360,80<br />
Angebote geistlichen Lebens 237,68<br />
Bibelgesellschaften 45,60<br />
Ma<strong>in</strong>zer Bachchor 41,86<br />
Summe Verkündigung 7.142,46 0,8<br />
<strong>Kirche</strong>nleitung/-verwaltung<br />
Z. f. Org.entwicklung u. Supervision<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Theologische Ausbildung<br />
Vermögensverwaltung,<br />
Altersversorgung<br />
Sonstige<br />
Seelsorge<br />
Krankenhausseelsorge 7.949,23<br />
Altenheimseelsorge 1.727,69<br />
Gefangenenseelsorge 1.666,72<br />
Gehörgeschädigten-, Gehörlosenseelsorge 737,94<br />
Sem<strong>in</strong>ar für Seelsorge 636,38<br />
Beh<strong>in</strong>dertenseelsorge 543,60<br />
Polizei- <strong>und</strong> Zollgrenzdienstseelsorge 372,51<br />
Flughafenseelsorge 307,65<br />
Bl<strong>in</strong>denseelsorge 254,97<br />
Schaustellerseelsorge 166,43<br />
Sonstige Seelsorge 139,26<br />
Hospizarbeit 9,75<br />
Summe Seelsorge 14.512,12 1,6<br />
Ökumene<br />
Gesellschaftliche<br />
Verantwortung<br />
<strong>und</strong> Diakonie<br />
Bildung<br />
Seelsorge<br />
Verkündigung<br />
Geme<strong>in</strong>depfarrdienst<br />
Verwendung des Haushalts <strong>2000</strong><br />
für kirchliche Arbeit TDM % der<br />
Gesamtausgaben<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
<strong>und</strong><br />
Dekanate<br />
Bildung<br />
Religionsunterricht 22.045,47<br />
Laubach-Kolleg (gymnasiale Oberstufe + Internat) 4.664,27<br />
Ev. Fachhochschule Darmstadt 4.342,82<br />
Amt für K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendarbeit 4.045,51<br />
Kirchliche Gr<strong>und</strong>schulen 3.417,90<br />
Religionspädagogisches Zentrum 3.131,94<br />
Beratung für Arbeitslose 2.535,76<br />
Religionspädagogische Ämter 2.510,80<br />
Ev. Frauenhilfe 2.460,22<br />
Ev. Studierendengeme<strong>in</strong>den 2.095,37<br />
Erwachsenenbildung 1.728,68<br />
Ev. Akademie Arnoldsha<strong>in</strong> 1.538,73<br />
Tagungsstätte Mart<strong>in</strong>-Niemöller-Haus 992,10<br />
Ev. Jugendburg Hohensolms 802,04<br />
Ev. Jugendbildungsstätte Kloster Höchst 602,29<br />
Stadtjugendpfarrer 565,17<br />
Ev. Studierendenwohnheime 180,33<br />
Freizeitheim (Ebernburg) 31,03<br />
Konfirmandenunterricht 13,73<br />
Sonstiges 173,26<br />
Summe Bildung 57.877,43 6,5<br />
80
TDM<br />
% der<br />
Gesamtausgaben<br />
Gesellschaftliche Verantwortung <strong>und</strong> Diakonie<br />
Diakonisches Werk <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> 40.704,42<br />
Amt für Wirtschaft <strong>und</strong> Soziales 2.432,48<br />
Dienst auf dem Lande 482,70<br />
Arbeitsstelle Umwelt 455,46<br />
Sonstiges 60,00<br />
Summe Gesellschaftliche Verantwortung <strong>und</strong> Diakonie 44.135,05 4,9<br />
Ökumene<br />
Bekämpfung der Not <strong>in</strong> der Welt<br />
(Kirchlicher Entwicklungsdienst) 10.823,<strong>01</strong><br />
Missionswerke 8.266,26<br />
Amt für Mission <strong>und</strong> Ökumene 2.589,17<br />
Beratungsstelle für Zivildienstleistende,<br />
Kriegsdienstverweigerer 1.192,94<br />
Ausländische Geme<strong>in</strong>den 664,62<br />
Friedensarbeit 265,06<br />
Interkulturelle Fragen 216,57<br />
Sonstiges 657,52<br />
Summe Ökumene 24.675,15 2,8<br />
Theologische Ausbildung<br />
Vorbereitungsdienst der Vikar<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vikare 5.425,52<br />
Theologisches Sem<strong>in</strong>ar Herborn 2.914,22<br />
Theologisches Konvikt 326,17<br />
Kirchliche Hochschulen <strong>und</strong> Stiftungsprofessuren 271,20<br />
Summe Theologische Ausbildung 8.937,11 1,0<br />
Zentrum für Organisationsentwicklung<br />
<strong>und</strong> Supervision<br />
Geme<strong>in</strong>deberatung <strong>und</strong> Zentralstelle für Supervision 1.580,21 0,2<br />
Querschnittsbereich Öffentlichkeitsarbeit<br />
Regionale Öffentlichkeitsarbeit, Presse,<br />
Medienhaus, Ton- <strong>und</strong> Bildstelle,<br />
Hörfunk + Fernsehen, Projekte 10.020,26<br />
Ev. <strong>Kirche</strong>ntag 5.613,37<br />
Wissenschaftliche Studien 1.066,31<br />
Summe Öffentlichkeitsarbeit 16.699,95 1,9<br />
Zwischensumme Unterstützungsleistungen<br />
der Gesamtkirche 175.386,22 19,6<br />
Weitere gesamtkirchliche Dienstleistungen<br />
<strong>Kirche</strong>nleitung/-verwaltung<br />
<strong>Kirche</strong>nverwaltung 32.159,39<br />
Rechnungsprüfung, sonstige Verwaltung 3.496,12<br />
Leitendes Geistliches Amt 2.344,91<br />
Bibliotheken/Archiv, Denkmalpflege 1.627,50<br />
<strong>Kirche</strong>nleitung 1.479,11<br />
Synode 1.228,93<br />
Arbeitsstelle Frauen 430,67<br />
Summe <strong>Kirche</strong>nleitung/-verwaltung 42.766,63 4,8<br />
Vermögensverwaltung, Altersversorgung<br />
Versorgungsleistungen Pfarrer 26.538,22<br />
Konsolidierungsrücklage 10.000,<strong>01</strong><br />
Immobilien- <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>nsteuerverwaltung 9.695,57<br />
Baurückstellungen 6.293,39<br />
Sammelversicherungen 3.557,<strong>01</strong><br />
Ausgleichsrücklage 833,53<br />
Versorgungsstiftung 300,00<br />
Summe Vermögensverwaltung, Altersversorgung 57.217,72 6,4<br />
Sonstige<br />
Sonstige (Arnoldsha<strong>in</strong>er Konferenz u.a.) 299,31 0,0<br />
Zwischensumme Weitere gesamtkirchliche<br />
Dienstleistungen 100.283,66 11,2<br />
EKD 62.575,63 7,0<br />
Summe 893.675,42 100,0<br />
81
Glossar<br />
»Anführungszeichen« verweisen<br />
auf andere Stichworte des Glossars.<br />
Arnoldsha<strong>in</strong>er Konferenz<br />
E<strong>in</strong> Zusammenschluss von Leitungen<br />
evangelischer <strong>Kirche</strong>n, die e<strong>in</strong>ander<br />
theologisch so nahe stehen, dass sie volle<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>schaft praktizieren, also<br />
gegenseitige Zulassung zum Abendmahl,<br />
Anerkennung der Ord<strong>in</strong>ation ...<br />
Bachchor<br />
Hoch qualifizierter evangelischer Chor <strong>in</strong><br />
Ma<strong>in</strong>z.<br />
Bibelgesellschaften<br />
E<strong>in</strong>richtungen, die sich besonders um die<br />
Übersetzung <strong>und</strong> weltweite Verbreitung der<br />
Bibel bemühen. In der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong> (EKHN) die Frankfurter<br />
Bibelgesellschaft.<br />
Dekan/-<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>e Pfarrer<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong> Pfarrer mit Leitungsaufgaben<br />
<strong>in</strong> der Region, dem »Dekanat«.<br />
[Mehr dazu auf Seite 8.]<br />
Dekanat<br />
Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Region <strong>in</strong> Dekanate<br />
zusammengefasst. Derzeit gibt es <strong>in</strong> der<br />
EKHN 53 Dekanate mit jeweils 20.000 bis<br />
100.000 Mitgliedern. [Mehr dazu auf Seite<br />
8.]<br />
Diakonie/Diakonisches Werk<br />
Aus dem Griechischen: ›Dienst‹. Der Begriff<br />
steht für die sozialen Dienste der <strong>Kirche</strong>.<br />
In den Urgeme<strong>in</strong>den die Armenpflege, heute<br />
die professionelle Sozialarbeit der evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>, entsprechend der katholischen Caritas.<br />
[Mehr dazu auf Seite 14.]<br />
<strong>Evangelische</strong> Akademie Arnoldsha<strong>in</strong><br />
Bildungse<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> der EKHN für den<br />
Dialog der <strong>Kirche</strong> mit wichtigen gesellschaftlichen<br />
Gruppen über aktuelle Themen.<br />
<strong>Evangelische</strong>s Hilfswerk<br />
Vorläufer-E<strong>in</strong>richtung des »Diakonischen<br />
Werkes«. [Mehr dazu auf Seite 14.]<br />
Französisch-reformiert<br />
Die Reformation geht auf verschiedene<br />
Gründerfiguren zurück <strong>und</strong> hat <strong>in</strong> jedem<br />
Land e<strong>in</strong>en eigenen Verlauf genommen.<br />
Die französische L<strong>in</strong>ie ist von dem Genfer<br />
Reformator Johannes Calv<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Die als Hugenotten bekannt gewordenen<br />
Protestanten wurden vor r<strong>und</strong> 300 Jahren<br />
aus Frankreich vertrieben. Viele s<strong>in</strong>d nach<br />
Deutschland geflüchtet. E<strong>in</strong>ige Geme<strong>in</strong>den<br />
bewahren diese Tradition bis heute.<br />
Gesamtkirche<br />
In der Ordnung der EKHN zunächst die Summe<br />
aller ihrer Geme<strong>in</strong>den. Repräsentiert wird<br />
die Gesamtkirche von der <strong>Kirche</strong>n-»Synode«,<br />
der »<strong>Kirche</strong>nleitung« <strong>und</strong> dem »Leitenden<br />
Geistlichen Amt«. In der Wahrnehmung<br />
kirchlicher Gesamtverantwortung kann sie<br />
auch zum Gegenüber für Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>richtungen werden. Bestimmte Funktionen,<br />
etwa Verhandlungen mit den B<strong>und</strong>esländern,<br />
kann nur die Gesamtkirche wahrnehmen.<br />
[Mehr dazu auf Seite 8.]<br />
Handlungsfelder<br />
Die vielen Tätigkeiten <strong>und</strong> Angebote der EKHN<br />
werden derzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umstrukturierungsprozess<br />
<strong>in</strong> fünf Handlungsfeldern gebündelt.<br />
Für jedes dieser Handlungsfelder gibt es e<strong>in</strong><br />
Arbeitszentrum. [Mehr dazu auf Seite 12.]<br />
Heilsarmee<br />
E<strong>in</strong>e christliche Gruppierung mit dem Status<br />
e<strong>in</strong>er evangelischen Freikirche. Ihre <strong>in</strong>nere<br />
Struktur ist Militär-ähnlich, ihre Anliegen<br />
s<strong>in</strong>d es nicht.<br />
Hospizdienst<br />
Hospiz ist e<strong>in</strong> Schutzort. Früher e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />
Herberge für Pilger. Hospizdienst nennen<br />
heute Gruppen ihre Bemühungen, unheilbar<br />
Kranken e<strong>in</strong> Sterben <strong>in</strong> Würde zu ermöglichen.<br />
[Mehr dazu auf Seite 46.]<br />
Invokavit<br />
Name des ersten Sonntags <strong>in</strong> der Passionszeit<br />
(sieben Wochen vor Ostern). Der late<strong>in</strong>ische<br />
Name der Sonntage geht zurück auf den<br />
jeweiligen late<strong>in</strong>ischen Psalm, der zu Beg<strong>in</strong>n<br />
des Gottesdienstes gebetet wird. Am sechsten<br />
Sonntag vor Ostern ist Psalm 91,15 an der<br />
Reihe. Er beg<strong>in</strong>nt mit dem late<strong>in</strong>ischen Wort<br />
›<strong>in</strong>vocavit‹, er hat mich gerufen. [Mehr dazu<br />
auf Seite 41.]<br />
Kantate<br />
Name des vierten Sonntags nach Ostern. Der<br />
late<strong>in</strong>ische Name der Sonntage geht zurück<br />
auf den jeweiligen late<strong>in</strong>ischen Psalm, der<br />
zu Beg<strong>in</strong>n des Gottesdienstes gebetet wird.<br />
In diesem Fall Psalm 98: ›S<strong>in</strong>get dem Herrn<br />
e<strong>in</strong> neues Lied‹. E<strong>in</strong> Sonntag mit besonderem<br />
musikalischen Akzent. [Mehr dazu auf Seite<br />
60.]<br />
Kantor/-<strong>in</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nmusiker/-<strong>in</strong> [Mehr dazu auf Seite 60.]<br />
<strong>Kirche</strong>nleitung<br />
Ständige Leitung der <strong>Kirche</strong> im Auftrag der<br />
»Synode«. Entscheidet bei geistlichen Fragen<br />
im Benehmen mit dem »Leitenden Geistlichen<br />
Amt«. Vorsitzender der <strong>Kirche</strong>nleitung<br />
ist der »<strong>Kirche</strong>npräsident«. Mitglieder<br />
außerdem: Stellvertreter des <strong>Kirche</strong>npräsidenten,<br />
Leiter der <strong>Kirche</strong>nverwaltung,<br />
e<strong>in</strong>e »Pröpst<strong>in</strong>«/e<strong>in</strong> »Propst«, zwei<br />
Mitglieder des <strong>Kirche</strong>nsynodalvorstandes,<br />
zwei Geme<strong>in</strong>demitglieder. [Mehr dazu auf<br />
Seite 8.]<br />
<strong>Kirche</strong>npräsident<br />
Geistliches Leitungsamt <strong>in</strong> der EKHN. Der<br />
<strong>Kirche</strong>npräsident ist Vorsitzender der<br />
»<strong>Kirche</strong>nleitung« <strong>und</strong> des »Leitenden Geistlichen<br />
Amtes«. [Mehr dazu auf Seite 8.]<br />
<strong>Kirche</strong>nrat/Oberkirchenrat<br />
Bezeichnung für leitende Verwaltungsangestellte<br />
der <strong>Kirche</strong>. Theolog(<strong>in</strong>n)en<br />
bleiben als (Ober-)<strong>Kirche</strong>nrat Pfarrer, Juristen<br />
etc. werden <strong>Kirche</strong>nbeamte. Der staatlichen<br />
Behördenstruktur nachempf<strong>und</strong>en.<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuer<br />
Haupte<strong>in</strong>nahmequelle der großen <strong>Kirche</strong>n<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Eigentlich ke<strong>in</strong>e Steuer,<br />
sondern e<strong>in</strong> nach E<strong>in</strong>kommen gestaffelter<br />
Mitgliedsbeitrag, juristisch gesehen<br />
e<strong>in</strong>e Abgabe gemäß Steuerordnung. Um<br />
Verwaltungskosten zu sparen, kooperieren<br />
die <strong>Kirche</strong>n dabei mit den F<strong>in</strong>anzämtern.<br />
Diese ziehen als bezahlte Dienstleister<br />
der <strong>Kirche</strong>n die <strong>Kirche</strong>nsteuer mit der<br />
Lohn- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommensteuer e<strong>in</strong>. Die<br />
<strong>Kirche</strong>nsteuer beträgt <strong>in</strong> der Regel neun<br />
Prozent der Lohn- bzw. E<strong>in</strong>kommensteuer.<br />
[Mehr dazu auf Seite 12.]<br />
<strong>Kirche</strong>ntag<br />
Unabhängige, kritische evangelische Laienbewegung<br />
mit gutem Kontakt zu den<br />
evangelischen Landeskirchen, die alle zwei<br />
Jahre an wechselnden Orten den <strong>Kirche</strong>ntag<br />
organisiert. Der <strong>Kirche</strong>ntag f<strong>in</strong>det um den<br />
17. Juni jeweils fünf Tage lang statt <strong>und</strong><br />
erreicht mit Tausenden von E<strong>in</strong>zelveranstaltungen<br />
H<strong>und</strong>erttausende von Besucher/<br />
-<strong>in</strong>nen. Der <strong>Kirche</strong>ntag erhebt den Anspruch,<br />
e<strong>in</strong>e ›kritische Zeitansage für die ganze<br />
Gesellschaft‹ zu se<strong>in</strong>.<br />
82
Konfirmation/Konfirmand/-<strong>in</strong><br />
Traditionell werden Babys getauft <strong>und</strong> damit<br />
nach dem Willen ihrer Eltern <strong>in</strong> die christliche<br />
Tradition gestellt. Religionsmündig<br />
werden diese K<strong>in</strong>der erst mit 14 Jahren. Der<br />
Konfirmandenunterricht für die 14-Jährigen<br />
ist der nachgeholte Taufunterricht. Am<br />
Ende steht die Konfirmation, bei der die<br />
Konfirmanden feierlich ihr persönliches »Ja«<br />
zum christlichen Glauben sprechen.<br />
Küster/-<strong>in</strong>nen, Küsterverband<br />
Auch <strong>Kirche</strong>ndiener/-<strong>in</strong>nen, Verwalter oder<br />
Hausmeister/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong>. Die Küster/<br />
-<strong>in</strong>nen der EKHN s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Berufsverband<br />
organisiert.<br />
Landeskirche<br />
Häufig synonym für »Gesamtkirche« verwendet,<br />
aber sachlich nicht ganz richtig.<br />
Landeskirchen s<strong>in</strong>d historisch gewachsene<br />
<strong>Kirche</strong>ngebiete, analog zu katholischen<br />
Diözesen. In der Reformationszeit haben die<br />
e<strong>in</strong>zelnen Landesfürsten die Konfession ihrer<br />
Untertanen bestimmt <strong>und</strong> dafür eigene<br />
Organisationen, die Landeskirchen, e<strong>in</strong>gerichtet.<br />
Aus ihnen s<strong>in</strong>d die heutigen<br />
evangelischen <strong>Kirche</strong>n hervorgegangen. Ihre<br />
Grenzen entsprechen aber nur noch selten<br />
den heutigen Ländergrenzen. Aus diesen<br />
historischen Gründen ist der Protestantismus<br />
<strong>in</strong> Deutschland auch föderal strukturiert.<br />
[Mehr dazu auf Seite 8.]<br />
Laubach-Kolleg<br />
E<strong>in</strong>e evangelische Oberstufenschule mit angeschlossenem<br />
Internat bei Gießen, das<br />
e<strong>in</strong>erseits Schüler aus dem ländlichen Raum<br />
<strong>und</strong> andererseits Personen auf dem zweiten<br />
Bildungsweg zum Abitur führt.<br />
Leitendes Geistliches Amt (LGA)<br />
E<strong>in</strong>e Besonderheit der EKHN. Die ständige<br />
geistliche Leitung der <strong>Kirche</strong> – also das<br />
Bischofsamt – wird dabei e<strong>in</strong>em Gremium<br />
anvertraut, dem Leitenden Geistlichen Amt.<br />
Ihm gehören neben dem »<strong>Kirche</strong>npräsidenten«,<br />
dessen Stellvertreter auch die<br />
sechs »Pröpst<strong>in</strong>nen« <strong>und</strong> »Pröpste« an.<br />
[Mehr dazu auf Seite 8.]<br />
Mart<strong>in</strong>-Niemöller-Haus<br />
Das Haus der »<strong>Evangelische</strong>n Akademie<br />
Arnoldsha<strong>in</strong>« trägt den Namen des ersten<br />
<strong>Kirche</strong>npräsidenten der EKHN, Mart<strong>in</strong> Niemöller.<br />
Mission<br />
Zeugnis des Glaubens bei Nichtchristen. Die<br />
Bibel fordert Christen auf, den christlichen<br />
Glauben <strong>in</strong> allen Ländern <strong>und</strong> bei allen<br />
Menschen bekannt zu machen. [Mehr dazu<br />
auf Seite 65.]<br />
<strong>Nassau</strong><br />
Bei der Gründung der EKHN 1947 wurden die<br />
Gebiete des ehemaligen Großherzogtums<br />
<strong>Nassau</strong> mit dem des Großherzogtums <strong>Hessen</strong><br />
<strong>und</strong> bei Rhe<strong>in</strong> sowie der ehemaligen freien<br />
Reichsstadt Frankfurt zusammengelegt. Das<br />
ehemalige Großherzogtum <strong>Nassau</strong>, heute<br />
aufgeteilt zwischen <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />
Pfalz, umfasste die Bereiche Taunus,<br />
Westerwald <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>gau. [Mehr dazu auf<br />
Seite 6.]<br />
Oberkirchenrat<br />
Bezeichnung für leitende Verwaltungsangestellte<br />
der <strong>Kirche</strong>. Theolog(<strong>in</strong>n)en<br />
bleiben als Oberkirchenrat Pfarrer, Juristen etc.<br />
werden <strong>Kirche</strong>nbeamte. Der staatlichen<br />
Behördenstruktur nachempf<strong>und</strong>en.<br />
Ökumene<br />
Aus dem Griechischen: ›die ganze bewohnte<br />
Erde‹. Heute steht der Begriff für den Dialog<br />
<strong>und</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft verschiedener christlicher<br />
<strong>Kirche</strong>n. Im landläufigen Sprachgebrauch<br />
als evangelisch-katholischer Dialog.<br />
Im weiteren S<strong>in</strong>ne als weltweiter Dialog der<br />
<strong>Kirche</strong>n. Neuerd<strong>in</strong>gs fälschlich auch als<br />
Dialog der Weltreligionen verwendet. [Mehr<br />
dazu auf Seite 65.]<br />
Pastor/-<strong>in</strong><br />
Aus dem Late<strong>in</strong>ischen: ›Hirte‹. Norddeutsche<br />
Bezeichnung für Pfarrer/-<strong>in</strong>. Im freikirchlichen<br />
Bereich wird der Geistliche generell<br />
Pastor genannt.<br />
Präses<br />
Vorsitzender der »Synode« <strong>und</strong> des <strong>Kirche</strong>nsynodalvorstandes.<br />
Das Amt wird ehrenamtlich<br />
ausgeübt. [Mehr dazu auf Seite 8.]<br />
Pröpst<strong>in</strong>/Propst<br />
Geistliches Leitungsamt <strong>in</strong> den sechs<br />
Propsteien der EKHN. Zusammen mit dem<br />
»<strong>Kirche</strong>npräsidenten« <strong>und</strong> dessen Stellvertreter<br />
bilden die Pröpst<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Pröpste<br />
das »Leitende Geistliche Amt«. [Mehr dazu<br />
auf Seite 8.]<br />
Rentamt<br />
Bezeichnung für die regionalen kirchlichen<br />
Verwaltungsämter. [Mehr dazu auf Seite 30.]<br />
Stadtjugendpfarramt<br />
In den größeren Städten hat die EKHN eigene<br />
Jugendzentren e<strong>in</strong>gerichtet, um speziell für<br />
Jugendliche Angebote machen zu können.<br />
Sie werden von Stadtjugendpfarrer(<strong>in</strong>ne)n<br />
geleitet.<br />
Synode<br />
Aus dem Griechischen: ›Zusammenkunft‹.<br />
Die Synode ist das parlamentsähnlich<br />
organisierte ›maßgebende Organ geistlicher<br />
Leitung <strong>und</strong> kirchlicher Ordnung‹. Die Synode<br />
beschließt Gesetze <strong>und</strong> die jährlichen<br />
Haushalte <strong>und</strong> besetzt durch Wahl wichtige<br />
Leitungsämter. Synoden gibt es auf der Ebene<br />
der »Dekanate« <strong>und</strong> der »Gesamtkirche«.<br />
[Mehr dazu auf Seite 8.]<br />
Talar<br />
Amtstracht der evangelischen Pfarrer/-<strong>in</strong>nen.<br />
Meist e<strong>in</strong> langes schwarzes Gewand mit<br />
e<strong>in</strong>em weißen Kragen, dem Beffchen. Wurde<br />
1811 (<strong>in</strong> <strong>Nassau</strong> 1817) vom preußischen<br />
König für evangelische Geistliche, jüdische<br />
Rabb<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Richter <strong>in</strong> der ›preußischen<br />
Union‹ verordnet.<br />
Theologisches Konvikt<br />
Studentenwohnheim <strong>in</strong> Frankfurt, das<br />
Studierenden der Theologie besondere<br />
studienbegleitende Angebote macht.<br />
Thomas-Messe<br />
E<strong>in</strong>e Gottesdienstform, die sich speziell an<br />
Menschen mit Glaubenszweifeln richtet,<br />
die <strong>in</strong> der traditionellen Liturgie ungeübt<br />
s<strong>in</strong>d. Der Name geht auf den Jünger Thomas<br />
zurück, der an der Auferstehung Jesu<br />
zweifelte, bis er ihn selbst zu sehen bekam.<br />
Siehe Johannes-Evangelium Kapitel 20,<br />
Verse 24 ff. [Mehr dazu auf Seite 40.]<br />
Vespertreff/Vesperkirche<br />
Der Begriff ist besonders im süddeutschen<br />
Raum gebräuchlich <strong>und</strong> me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e kirchliche<br />
Armenspeisung. Sie f<strong>in</strong>det häufig <strong>in</strong> der<br />
<strong>Kirche</strong> statt <strong>und</strong> verknüpft so die spirituelle<br />
Dimension des Glaubens mit handfester<br />
Lebenshilfe. [Mehr dazu auf Seite 50.]<br />
Vikar/-<strong>in</strong><br />
Theologe/-<strong>in</strong> <strong>in</strong> der zweiten, der praktischen<br />
Ausbildungsphase zur Pfarrer<strong>in</strong>/zum Pfarrer.<br />
Zentralstelle für Supervision<br />
E<strong>in</strong>richtung der EKHN, die deren Mitarbeiter/<br />
-<strong>in</strong>nen professionelle arbeitsbegleitende<br />
Beratung anbietet.<br />
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Ansprechbar:<br />
Wir freuen uns<br />
über Ihre Fragen,<br />
Anregungen, Kritiken<br />
oder Kommentare<br />
Die Pröpst<strong>in</strong> für Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong><br />
Helga Trösken<br />
Saalgasse 17<br />
60311 Frankfurt<br />
Telefon (069) 287388<br />
I M P R E S S U M<br />
EKHN © April 20<strong>01</strong><br />
Herausgegeben von der <strong>Kirche</strong>nleitung der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nassau</strong><br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-504<br />
E-Mail presse@ekhn.de<br />
Internet www.ekhn.de<br />
Verantwortlich für den Text:<br />
Oberkirchenrat Dr. Joachim Schmidt<br />
Verantwortlich für den Zahlenteil:<br />
Oberkirchenrat Dr. Rudolf Kriszeleit<br />
Konzept:<br />
Dr. Joachim Schmidt, Dr. J. Ra<strong>in</strong>er Didszuweit,<br />
Jörn Dietze<br />
Redaktion/Koord<strong>in</strong>ation:<br />
<strong>Kirche</strong>nrat Stephan Krebs<br />
Darstellung des Haushalts:<br />
Dipl.-Volkswirt<strong>in</strong> Almut Schönthal<br />
Korrektorat:<br />
Peter Schughart<br />
Gestaltung:<br />
Prof. Gregor Krisztian, Marian Nestmann<br />
Texte:<br />
Irene Dänzer-Vanotti (Seite 52)<br />
Jörn Dietze (Seiten 8/9, 14 – 16, 37 – 39,<br />
54/55, 63 – 65, 66 – 68, 70 – 73)<br />
Reg<strong>in</strong>a Fernau (Seiten 28, 32, 35, 50/51)<br />
Renate Haller (Seiten 18/19)<br />
Marie Lampert (Seiten 20/21, 22, 26/27, 42/43)<br />
Stephan Krebs (Seiten 6/7, 69)<br />
Dr. Rudolf Kriszeleit (Seiten 12/13)<br />
Maike Mackerodt (Seiten 40/41)<br />
Sab<strong>in</strong>e Milewski (Seite 31)<br />
Ursula Rüßmann (Seiten 23, 24/25, 44 – 47)<br />
Dr. Joachim Schmidt (Seiten 10/11)<br />
Dr. Dieter Schneberger (Seiten 48/49)<br />
Andrea Seeger (Seiten 56 – 59)<br />
Andrea Teupke (Seiten 52, 60 – 62)<br />
Fotos:<br />
Susanne Esche (Seiten 21, 26/27, 30/31, 36/37,<br />
38, 56/57, 58, 63, 64, 70/71)<br />
Cathia Hecker (Seiten 42, 43, 60/61, 62, 66/67, 68)<br />
Iris Kaczmarczyk (Seite 15)<br />
Jürgen Mahnke (Seite 47)<br />
Heike Rost (Seiten 18, 24/25, 29, 33, 34/35, 40, 41,<br />
44, 45, 48, 50/51, 53, 54)<br />
<strong>Kirche</strong>npräsident<br />
Prof. Dr. Peter Ste<strong>in</strong>acker<br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-291<br />
Stellvertretender <strong>Kirche</strong>npräsident<br />
Oberkirchenrat Hans-Helmut Köke<br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-298<br />
Der Propst für Oberhessen<br />
Klaus Eibach<br />
Lonystraße 13<br />
35390 Gießen<br />
Telefon (0641) 7949610<br />
Die Pröpst<strong>in</strong> für Starkenburg<br />
Kar<strong>in</strong> Held<br />
Starkenburg<br />
Ohlystraße 71<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 41151<br />
Der Propst für Nord-<strong>Nassau</strong><br />
Michael Karg<br />
Friedrich-Birkendahl-Straße 31<br />
35745 Herborn<br />
Telefon (02772) 3304<br />
Der Propst für Rhe<strong>in</strong>hessen<br />
Dr. Klaus-Volker Schütz<br />
W<strong>in</strong>keler Straße 83<br />
65366 Geisenheim<br />
Telefon (06722) 9963-14<br />
Der Propst für Südnassau<br />
Dr. Friedrich Weber<br />
Humperd<strong>in</strong>ckstraße 7A<br />
65193 Wiesbaden<br />
Telefon (0611) 522475<br />
Präses der <strong>Kirche</strong>nsynode<br />
Leitender M<strong>in</strong>isterialrat<br />
Dr. Karl He<strong>in</strong>rich Schäfer<br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-308<br />
Leiter der <strong>Kirche</strong>nverwaltung<br />
Oberkirchenrat<br />
Dr. Gotthard Scholz-Curtius<br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-296<br />
Leiter der F<strong>in</strong>anzabteilung<br />
Oberkirchenrat<br />
Dr. Rudolf Kriszeleit<br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-344<br />
Leiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Oberkirchenrat<br />
Dr. Joachim Schmidt<br />
Paulusplatz 1<br />
64285 Darmstadt<br />
Telefon (06151) 405-289<br />
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