Gemeindebrief Nr. 20 / Ostern/Pfingsten 2013 - Evangelischen ...
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Ökumene<br />
zum Leitmotiv des Zweiten Vatikanischen<br />
Konzils (1962 – 1965), das Johannes XXIII.<br />
einberuft. Er erklärt den Begriff so: »Seht<br />
da unsere heilige Kirche, immer jugendlich<br />
und bereit, dem verschiedenen Verlauf der<br />
Lebensumstände zu folgen mit dem Zweck,<br />
anzupassen, zu korrigieren, zu verbessern,<br />
anzuspornen.«<br />
Priester Alfons Beil (1896 – 1997) beschreibt<br />
in seinen Erinnerungen: »Das<br />
Konzil wurde fürwahr, wie Johannes es<br />
erhofft hatte, zu einem neuen <strong>Pfingsten</strong>;<br />
es wurde ein Fenster geöffnet, durch das<br />
frische Luft in den Raum der Kirche strömte.<br />
Es kam zum aggiornamento, wie der<br />
Papst sich ausdrückte, das heißt wörtlich:<br />
Zum Auf-den-heutigen-Stand-Bringen der<br />
Kirche. Das bedeutet aber nicht etwa Anpassung<br />
der Kirche an die Welt […], wie<br />
Leute es hinstellen möchten, denen ›die<br />
ganze Richtung nicht passt‹, sondern Erneuerung<br />
der Kirche von ihrem Ursprung<br />
her, aber bei aufmerksamem Achten auf<br />
die Gotteszeichen der Zeit.«<br />
Das aggiornamento sollte demnach kein<br />
radikaler Umbruch und Anpassung der<br />
katholischen Kirche an den Zeitgeist der<br />
1960er Jahre sein, sondern eher ein innerkirchliches<br />
Korrektiv. Zurechtgerückt<br />
werden sollte vor allem die extrem konservative<br />
Linie, die Papst Pius IX. hundert<br />
Jahre vorher während seines unübertroffen<br />
langen Pontifikats von 1846 bis 1878 (!)<br />
unter dem Eindruck der Umwälzungen<br />
in Europa (Demokratiebestrebungen um<br />
1848, Industrialisierung) eingeleitet hatte.<br />
Auf diesen Papst Pius IX. gehen z. B. die<br />
Lehren von der »unbefleckten Empfängnis<br />
Marias« und der »Unfehlbarkeit des<br />
Papstes« zurück, und sein »Verzeichnis der<br />
Irrtümer« war eine polemische Generalabrechnung<br />
mit Rationalismus, Liberalismus,<br />
Sozialismus, Protestantismus usw. usf...<br />
Spätestens seit Johannes Paul II. (1978 – <strong>20</strong>05) sind<br />
Päpste mediale Superstars, in ihnen verbinden sich<br />
globale Integrationsfigur und fragwürdiger Personenkult;<br />
berühmter Zeitungstitel vom <strong>20</strong>. 04.05<br />
Zurück in die Mitte des <strong>20</strong>. Jahrhunderts.<br />
Natürlich rüttelt auch Johannes<br />
XXIII. nicht am Alleinvertretungsanspruch<br />
der katholischen Kirche – zu groß ist die<br />
Trägheit der Institutionen und zu schwer<br />
die Last der Geschichte. Doch immerhin<br />
streckt er zögerlich die Hand in Richtung<br />
Ökumene aus, wenn er erstmals nichtkatholische<br />
Beobachter beim Konzil →<br />
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