Vortrag anlässlich der Fachtagung Tagung - Innocence in danger
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Es stellt sich die Frage, wo die Opfer versorgt werden, die im Zusammenhang<br />
<strong>in</strong>ternationaler Zirkeln missbraucht werden.<br />
B. Was unterscheidet filmisch dokumentierte sexuelle Gewalt von nicht<br />
dokumentierter im Erbleben <strong>der</strong> Opfer?<br />
Fast alle <strong>der</strong> Interviewten gehen davon aus, dass das filmische Festhalten sexueller<br />
Gewalt e<strong>in</strong>e zusätzliche Belastung für die Betroffenen bedeutet.<br />
Als Gründe dafür benannten über 1/3 erhöhte Scham- und Schuldgefühle und<br />
weitere 1/3 e<strong>in</strong>en erhöhten Kontrollverlust bei den Betroffenen.<br />
Den Opfern machte sehr zu schaffen, dass ihnen durch die Bil<strong>der</strong> womöglich e<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>verständnis unterstellt werden konnte (d.h. hier wurde e<strong>in</strong>e Täterstrategie<br />
ver<strong>in</strong>nerlicht).<br />
Gleichzeitig kamen über die Hälfte <strong>der</strong> befragten E<strong>in</strong>richtungen zu dem Schluß, dass<br />
die Dokumentation <strong>der</strong> sexuellen Gewalt für die Betroffenen nicht das<br />
vorherrschende Thema sei, son<strong>der</strong>n dieses kognitiv noch nicht wahrgenommen<br />
wurde. Beziehungsthemen - z.B. Trennung von <strong>der</strong> Familie und eigene<br />
<strong>in</strong>nerpsychische Prozesse - z.B. Schuldgefühle, Scham, Wut, Angst, Trauer standen<br />
im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
1/4 <strong>der</strong> <strong>in</strong>terviewten E<strong>in</strong>richtungen benannte, dass die Opfer <strong>in</strong> Fällen von KP oft<br />
vernachlässigte und mehrfach geschädigte K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d.<br />
1/3 <strong>der</strong> <strong>in</strong>terviewten E<strong>in</strong>richtungen gaben an, dass Opfer von KP beson<strong>der</strong>s schwere<br />
Formen von Traumatisierung aufzeigen und/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s hohe Gefährdung<br />
haben, kl<strong>in</strong>ische Störungsbil<strong>der</strong> zu entwickeln. Ob die k<strong>in</strong><strong>der</strong>pornografische<br />
Ausbeutung die Ursache dafür sei, bleibe jedoch ungeklärt. Angenommen wird auch<br />
e<strong>in</strong> größeres Ausmaß an Dissoziation <strong>in</strong> Fällen von KP und e<strong>in</strong>e größere Anfälligkeit<br />
für die Entwicklung von PTBS, Depressionen und Psychosen. E<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong><br />
berichtete von e<strong>in</strong>er erwachsenen Klient<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dheit sexuell missbraucht<br />
und gefilmt worden war. Diese Frau fühlte sich durch Personen im Fernsehen<br />
beobachtet und verfolgt.<br />
E<strong>in</strong>em Jugendlichen war nicht mehr klar, ob er die sexuellen Handlungen, die er als<br />
Bil<strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kopf hatte, im Fernsehen gesehen o<strong>der</strong> als K<strong>in</strong>d selbst erlebt hatte.<br />
Annette Haardt-Becker, Simone Schulte, Julia von Weiler<br />
<strong>Innocence</strong> <strong>in</strong> Danger Deutsche Sektion e.V.<br />
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