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Titel René Pape: „Wagner“ Kompostionen von Richard Wagner Es singt mit: Plácido Domingo Dirigent: Daniel Barenboim Kapelle: Staatskapelle Berlin re, wenn die Produktion in das Repertoire geht. Jeder trägt Abend für Abend seinen Teil dazu bei, dass das Niveau gehalten wird. Insofern ist Exzellenz die Summe aller Einzelnen. Ich sage immer: Je besser jede einzelne Partie, auch die kleinste, besetzt ist, desto besser gelingt die Produktion. Ein bedeutendes Opernhaus kann man durchaus als mittelständisches Unternehmen sehen. Was macht ein exzellent gemanagtes Opernhaus aus? Dass es schwarze Zahlen schreibt! Das ist in unserer heutigen Situation mit den andauernden Kulturbudget-Kürzungen nicht einfach. Wenn das Land oder die Stadt nicht gewillt ist, in Kultur zu investieren, spürt man das an der Leistung der Theater. Wir sind hierzulande nun mal auf die Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen und daher immer wieder in der Pfl icht, die Politiker zu motivieren und ihnen klarzumachen: Wenn wir an der Kultur sparen, haben wir nur noch leere Häuser und haben alles verspielt, was wir uns in den letzten vierhundert Jahren erarbeitet haben. Wie funktioniert eigentlich in einem Opernhaus der Einkauf der Stars? Das Opernhaus fragt die Künstler über ihre Agentur an. Es wird geklärt, ob die Künstler zu diesem oder jenem Zeitpunkt, für diese oder jene Produktion verfügbar sind. Wie viele Jahre im Voraus? Die Vorlaufzeit kann bis zu fünf Jahre betragen. Das heißt allerdings nicht, dass immer sofort ein werden. Die reine vertragliche Umsetzung übernimmt dann der Agent. Wie sieht es dabei mit dem Budget aus? Auf der einen Seite hat jedes Opernhaus eine grundsätzliche Deckelung bei den Abendgagen, und gleichzeitig hat jeder Künstler auch seinen Marktwert. Danach richtet sich, wer eingeladen wird und wer nicht, denn es liegt ja auch am jeweiligen Budget des Hauses, ob es sich einen Sänger leisten kann. Im Einkauf würde man sagen: Ein crossfunktionales Team, bestehend aus einem Intendanten, einem Dirigenten, einem Regisseur und einem künstlerischen Leiter, entscheidet gemeinsam, wer spielt. Also ob es sich einen René Pape, einen Jonas Kaufmann oder eine Anna Netrebko leisten kann und will. In der Industrie nennen wir das ein „Preferred Customer Model“. Das heißt, wenn man Sie kurzfristig für eine Produktion mit einem Planungshorizont von zwei Jahren gewinnen wollte, wäre das schwierig? Richtig. Zwei Jahre sind zu knapp. Die führenden Opernhäuser müssen momentan drei bis fünf Jahre im Voraus planen, was natürlich für das crossfunktionale Team, wie Sie es nennen, nicht einfach ist. Wird bei der Rollenbesetzung hart verhandelt? Man verhandelt den Vertrag, wobei es bei mir nicht viel zu verhandeln gibt. Die meisten meiner Kollegen und ich bewegen uns bereits an der Obergrenze der Gagen. Und alles andere, wie Wenn ich beim Verhandeln nur an mich, an meinen Profit und mein eigenes Wohl denke, geht das schnell nach hinten los!“ Vertrag ausgefertigt wird. Oft wird eine Vereinbarung per Handschlag getroffen. Oder man kennt und schätzt gewisse Dirigenten oder Regisseure, mit denen man Ideen entwickelt, die zu einem späteren Zeitpunkt in die Realität umgesetzt zum Beispiel, wann ich mit den Proben beginne oder welchen Flug ich nehme, ist eher eine logistische Angelegenheit. Sie sind ja, wie wir Berater auch, viel unterwegs. Wie bewältigen Sie diesen Stress? 10 h&z magazin II/2013
Titel Ich denke, dass Ihre Trips kürzer und somit anstrengender sind als die längeren Reisen, die wir Sänger hinter uns bringen. Wir sind mit Probenzeit und Aufführungen meist für einen Monat oder oft auch zwei Monate an einem Ort. Man braucht ein gutes Team im Hintergrund, das die Logistik – seien es Reisen, Hotelaufenthalte oder Proben – organisiert. Man braucht aber auch liebe Freunde und eine verständnisvolle Familie, die dieses Leben mittragen und sich bereit erklären, für längere Zeit allein zu bleiben. Was nicht einfach ist. Das ist ein großes Paket. Ein Sänger benötigt nicht nur eigene Antriebskraft und Willen, sondern auch viel Hilfe und Verständnis. Gibt es in der Opernwelt auch Berater? Die richtige Beratung war bei mir bereits ganz am Anfang wichtig, als es um die Wahl des Opernhauses ging. Mein Privileg war es als Student, zwischen drei Opernhäusern, die mich haben wollten, wählen zu können. Dieses Glück wurde zuvor niemandem zuteil, und da waren die ersten wichtigen Entscheidungen zu treffen: Welche Partie singst du wann und mit wem? Bei dieser Entscheidung stand mir meine damalige und heutige Agentur beratend zur Seite. Ich habe seit über 25 Jahren ein exzellentes Management, das mich berät. In der Folge sind verschiedene Dirigenten als Ratgeber hinzugekommen. Wichtig ist, zuzuhören und sich Tipps geben zu lassen. Man sollte anderen Meinungen gegenüber offen sein. Mehrere Menschen denken eben auch mehr. Es ist ganz entscheidend, die Sicht von außen zu erhalten, um eine andere Perspektive zu bekommen. Sie sind ja nicht nur für Ihre Stimme, sondern auch für Ihre Präsenz im Raum bekannt. Wie macht man das als Sänger? Das beginnt mit der Körpersprache, einem aufrechten Gang und einer gewissen Bestimmtheit, mit der man zeigt, wer man ist und was man kann – aber ohne Arroganz, sondern mit Können und einer grundsätzlich freundlichen Wärme. Haben Sie noch Lampenfieber? Ich verspüre eine gewisse Anspannung, wenn nach einer längeren Probenzeit eine Premiere ansteht und man nicht weiß, wie das Publikum die Produktion aufnehmen wird. Aber das richtige Lampenfi eber habe ich bereits als Knabensolist beim Dresdner Kreuzchor verloren. Damals hatte ich das noch, aber jetzt zum Glück nicht mehr. Beratung ist immer wichtig, und man sollte anderen Meinungen gegenüber offen sein. Denn mehrere Menschen denken auch mehr. Wie sehen Sie die Zukunft der klassischen Musik? Ich denke, dass es wichtig ist, bereits in den Schulen mit dem richtigen Unterricht zu beginnen. Dazu braucht man allerdings einen geeigneten Lehrer, der die Schüler inspiriert und unterstützt. Wenn der Lehrer schon unmotiviert ist, wie soll da die Klasse Lust bekommen? Deshalb unterstützen wir mit unserem gemeinnützigen Verein Hirn Herz Hand e. V. unter anderem den Musikunterricht in Münchner Bezirken, in denen die Finanzierung schwierig ist. Es ist sehr wichtig, dass die Unterstützung nicht nur vom Staat, sondern auch aus anderen Bereichen der Gesellschaft kommt. Die Wirtschaft hat da eine Verantwortung zu tragen und ihren gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Umso schöner ist es, wenn das Ganze am Ende Früchte trägt, denn soweit mir bekannt ist, habe ich mit einigen Ihrer Schützlinge bereits auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper gesungen. Eine solche Aktion unterstütze ich gern. Sie sind immer eingeladen, in unserem gemeinnützigen Verein zu helfen. Gerne! Sehr, sehr gerne. Das ist allerdings immer eine Frage des Verhandelns. (lacht) Vielleicht machen Sie es ja ohne Gage … Natürlich! Und ich freue mich darauf. Aber lassen Sie uns schnell mit der Planung beginnen, denn Sie kennen die Vorlaufzeit. So machen wir es! Und wir danken Ihnen sehr für das interessante Gespräch. II/2013 h&z magazin 11
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