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und eine Handvoll Glück - h&z Unternehmensberatung

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magazin<br />

Business Transformation in der Praxis<br />

II/2013<br />

Die CPO-Agenda 2014<br />

Hegen <strong>und</strong> Pfl egen des<br />

eigenen Umfeldes<br />

Elektromobilität<br />

h&z-Expertenumfrage<br />

auf der IAA<br />

Energiekosten<br />

Eine Herausforderung<br />

für den Einkauf<br />

Hirn, Herz, Hand<br />

<strong>und</strong> <strong>eine</strong> <strong>Handvoll</strong> <strong>Glück</strong><br />

René Pape, international gefeierter Opernstar,<br />

zieht im Interview Parallelen zwischen Opernwelt<br />

<strong>und</strong> <strong>Unternehmensberatung</strong>.<br />

René Pape, international gefeierter Opernstar,<br />

zieht im Interview Parallelen zwischen Opernwelt<br />

<strong>und</strong> <strong>Unternehmensberatung</strong>.


Zur Sache<br />

Ein bewegtes Jahr<br />

Rainer Hoffmann<br />

2013 hat sich bei uns viel getan: Gleich zu Jahresbeginn startete das zusammen mit der<br />

BMW Group gegründete Joint Venture The Retail Performance Company (rpc). Ziel dieses<br />

Zusammenschlusses ist es, die Leistung in den Bereichen Retail, Sales <strong>und</strong> After Sales zu<br />

steigern. Wenige Monate nach der Gründung ist rpc bereits in fünf Ländern mit Büros<br />

vertreten, <strong>und</strong> weitere Standorte sind in Planung.<br />

Im Frühjahr folgte Utility Excellence Partners, <strong>eine</strong> Initiative, die wir mit der <strong>Unternehmensberatung</strong><br />

Cambridge Management Strategy aufgesetzt haben <strong>und</strong> mit der wir Unternehmen<br />

in der Energie- <strong>und</strong> Versorgungsindustrie maßgeschneiderte Lösungen <strong>und</strong> Geschäfts modelle<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette anbieten.<br />

Und seit Herbst verstärken wir schließlich mit Eder & Partner unsere Kompetenz im Versicherungsgeschäft.<br />

Dabei kombinieren wir echte Expertise im Kerngeschäft von Versicherungen<br />

mit wertvollem Industrie-Know-how. So bieten wir <strong>eine</strong>r Branche, die vor <strong>eine</strong>m<br />

strukturellen Wandel steht, <strong>eine</strong>n wirklichen Mehrwert. Im gleichen Zuge haben wir in<br />

Hamburg auch <strong>eine</strong>n neuen h&z-Standort hinzugewonnen.<br />

Doch nicht nur von h&z gibt es viel Neues zu berichten, auch im Einkauf dreht sich die<br />

Welt weiter. Immer mehr K<strong>und</strong>en entwickeln ihren Einkauf zu <strong>eine</strong>r echten Unternehmensfunktion:<br />

Es geht nicht mehr nur um ein hervorragendes Kostenmanagement, vielmehr soll<br />

<strong>und</strong> muss der Einkauf heute <strong>eine</strong>n wesentlichen Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Gesamtunternehmens leisten.<br />

Das neue Motto: Gutes Preisverhandeln ist die Basis, aber das reicht nicht mehr aus. Der<br />

Begriff des Value Engineerings taucht dabei immer häufi ger auf. Es gilt, Innovationen aus<br />

dem Supply-Markt in das Unternehmen zu ziehen <strong>und</strong> gemeinsam mit den Fachbereichen<br />

die beste technische <strong>und</strong> kommerzielle Lösung zu gestalten. Ein entsprechender Stellenwert<br />

des Einkaufs im Unternehmen <strong>und</strong> <strong>eine</strong> voll integrierte Zusammenarbeit sind dazu wesentliche<br />

Voraussetzungen. Beispiele <strong>und</strong> Anregungen fi nden Sie in den Fachartikeln auf<br />

Seite12 („Energiewende“ im Einkauf), Seite 14 (Elektromobilität) <strong>und</strong> Seite 16 (drei wichtige<br />

Trends für die CPO -Agenda 2014).<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!<br />

Ihr Rainer Hoffmann<br />

Vorstand<br />

IMPRESSUM Herausgeber h&z <strong>Unternehmensberatung</strong> AG, Neuturmstr. 5, 80331 München, Tel. +49 (0)89 242969 - 0, Fax +49 (0)89 242969 - 99,<br />

redaktion@huz.de Konzept <strong>und</strong> Umsetzung ABW Agentur für digitales Marketing GmbH, München, www.abw.de Redaktion<br />

Laura Rick (verantw.), h&z <strong>Unternehmensberatung</strong> AG, Neuturmstr. 5, 80331 München, Tel. +49 (0)89 242969 - 833 Projektleitung<br />

Michael Denzer (ABW) Druckerei Grafi k+Druck digital K.P. GmbH, Landsberger Str. 318 a, 80687 München, www.grafi k-druckdigital.de<br />

Papier Inaset Plus Laser – FSC-zertifi ziert Fotos h&z, gettyimages, corbis, istockphoto<br />

2 h&z magazin II/2013


Intern<br />

Verstärkung im<br />

Versicherungsgeschäft<br />

h&z <strong>und</strong> das Hamburger Beratungsunternehmen Eder & Partner bündeln ihre Erfahrungen<br />

aus der Industrieberatung mit denen <strong>eine</strong>r Spezialberatung der Versicherungsbranche.<br />

„Die Unternehmen sind zunehmend auf der Suche nach fachlicher Unterstützung,<br />

kombiniert mit <strong>eine</strong>m f<strong>und</strong>ierten Industrie-Know-how, um sich für die bevorstehenden<br />

Veränderungen zu rüsten <strong>und</strong> diese aktiv mitzugestalten“, weiß Sven C. Schumacher,<br />

Partner bei h&z. Er leitet zusammen mit Hans Eder, seit Oktober Director Financial<br />

Services bei h&z, den Bereich Banken <strong>und</strong> Versicherungen. Während die Münchner<br />

<strong>Unternehmensberatung</strong> Versicherungen bisher vor allem im Bereich Kostensenkungs-,<br />

Sachkosten- <strong>und</strong> Einkaufsthemen unterstützt, betreut Eder & Partner Projekte mit strategischen<br />

<strong>und</strong> strukturellen Fragen in Vertrieb, Betrieb <strong>und</strong> Schaden sowie an der Schnittstelle<br />

Automobil <strong>und</strong> Versicherungen (Telematik).<br />

h&z erweitert durch<br />

den Zusammenschluss<br />

mit der Hamburger<br />

Beratung Eder & Partner<br />

s<strong>eine</strong> Kompetenzen im<br />

Bereich der Finanzdienstleistung.<br />

Im Rahmen<br />

der Zusammenarbeit hat<br />

h&z ab sofort auch <strong>eine</strong>n<br />

Standort in Hamburg.<br />

Zunehmende Industrialisierung<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Zusammenarbeit ist die zunehmende Industrialisierung von Prozessen<br />

<strong>und</strong> Strukturen. „Die Berücksichtigung der individuellen K<strong>und</strong>enbedürfnisse bei gleichzeitiger<br />

Industrialisierung der Prozesse ist fast <strong>eine</strong> Quadratur des Kreises“, erklärt<br />

Thomas Zachau, Gründer <strong>und</strong> Vorstand von h&z. „Aber unsere K<strong>und</strong>en im Automobilbereich<br />

zeigen, dass es funktioniert. Trotz hoher Standardisierung wird hier<br />

quasi kein Auto mehr in gleicher Konfi guration ausgeliefert.“ Angesichts des weiterhin<br />

hohen Kostendrucks besteht <strong>eine</strong> wesentliche Herausforderung für die Versicherungsunternehmen<br />

darin, in Zeiten knapper Budgets insbesondere durch professionelles<br />

Kostenmanagement Ressourcen für strategische Zukunftsthemen zu generieren.<br />

Wandel hin zu vernetzt agierenden Serviceunternehmen<br />

Aktuelle Herausforderungen wie die Niedrigzins-Phase, die Diskussionen um <strong>eine</strong><br />

Bürgerversicherung sowie die zunehmende Vernetzung des Lebensumfeldes stellen<br />

hohe Anforderungen an die Versicherungen. „Dabei ist das Ende der Fahnenstange<br />

noch lange nicht erreicht“, ist sich Hans Eder sicher. Er prognostiziert <strong>eine</strong>n Wandel<br />

der Branche hin zu vernetzt agierenden Serviceunternehmen mit branchenübergreifenden<br />

Wertschöpfungsketten.<br />

II/2013 h&z magazin 3


Meldungen<br />

MEHR<br />

DIFFERENZIERUNG<br />

Obwohl 86 Prozent der Unternehmen dem differenzierten<br />

Angebot von Supply-Chain-relevanten Services <strong>eine</strong> hohe<br />

oder sehr hohe Bedeutung beimessen, bieten nur 70 Prozent<br />

ihre Leistungen differenziert an. Auffallend mit Blick auf die<br />

Services der Supply Chain ist, dass fast die Hälfte (45 Prozent)<br />

der befragten Unternehmen die Abstimmung zwischen den<br />

Funktionsbereichen Supply Chain Management <strong>und</strong> Vertrieb<br />

als schlecht einstuft <strong>und</strong> der Wissensstand der Vertriebsmitarbeiter<br />

bei 67 Prozent der befragten Unternehmen nur<br />

mäßig ist. Dennoch werden bei 70 Prozent die Supply-<br />

Chain-relevanten Services durch Vertriebsmitarbeiter vereinbart<br />

– mit Auswirkungen auf Aufwand <strong>und</strong> Kosten der eigenen<br />

Supply Chain <strong>und</strong> der der K<strong>und</strong>en. Die Studie ist ein<br />

Gemeinschaftsprojekt von h&z, der European School of<br />

Business <strong>und</strong> der Universität der B<strong>und</strong>eswehr München.<br />

Weitere Informationen zur Studie erhalten Sie von Thomas<br />

Mrozek, thomas.mrozek@huz.de.<br />

16<br />

VOR JAHREN<br />

wurde h&z gegründet.<br />

Inzwischen arbeiten mehr<br />

als 100 Mitarbeiter an<br />

sieben Standorten – immer<br />

mit der unveränderten<br />

Philosophie „Beratung mit<br />

Hirn, Herz <strong>und</strong> Hand“.<br />

INNOVATION SCHLÄGT<br />

KOSTENEFFIZIENZ<br />

86 Prozent der Führungskräfte in Banken <strong>und</strong> Versicherungen sehen Innovation <strong>und</strong><br />

nicht Kosteneffizienz als entscheidend für die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens<br />

an. Das ist das Ergebnis <strong>eine</strong>r paneuropäischen Studie der <strong>Unternehmensberatung</strong><br />

h&z. Befragt wurden über 100 Führungskräfte <strong>und</strong> über 500 K<strong>und</strong>en. Die Mehrheit der<br />

Führungskräfte ist sich sicher: Entscheidend für den Innovationserfolg ist ein konsequenter<br />

K<strong>und</strong>enfokus. Entsprechend ist es ihr primäres Ziel, die K<strong>und</strong>enloyalität zu steigern.<br />

Nur 28 Prozent suchen in ihren Innovationsinitiativen Effizienzgewinne.<br />

Weitere Informationen zur Studie erhalten Sie gerne von Sven C. Schumacher,<br />

sven.schumacher@huz.de.<br />

4 h&z magazin II/2013


Meldungen<br />

Nur r<strong>und</strong> zehn Prozent der französischen <strong>und</strong> deutschen Luftfahrt-Zulieferer<br />

sind für die Zukunft gerüstet. Das ist das Ergebnis <strong>eine</strong>r breit angelegten<br />

Studie, bei der 182 Luftfahrtunternehmen in beiden Ländern von h&z <strong>und</strong><br />

der französischen <strong>Unternehmensberatung</strong> Kea & Partners befragt wurden.<br />

Mit weiteren 20 Flugzeugherstellern <strong>und</strong> großen Tier-1-Systemlieferanten<br />

wurden Tiefeninterviews geführt, um die Erwartungen der K<strong>und</strong>en mit den<br />

Fähigkeiten der Zulieferer zu spiegeln. Insgesamt sind die Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

der französischen <strong>und</strong> deutschen Luftfahrt-Zulieferindustrie sehr ähnlich.<br />

Vor allem viele Mittelständler, die die Lieferkette dominieren, erfüllen dabei<br />

zentrale Ansprüche ihrer K<strong>und</strong>en nicht. Die Studienautoren sehen bei r<strong>und</strong><br />

40 Prozent der Zulieferer <strong>eine</strong>n langfristigen Verbleib in der Luftfahrtindustrie<br />

als gefährdet an.<br />

Weitere Informationen zur Studie erhalten Sie unter aerospace-defence@huz.de.<br />

LUFT<br />

NACH OBEN<br />

RAUE SEE<br />

FÜR DIE CONTAINERSCHIFFFAHRT<br />

Joachim Dettmar, Leiter der Practice „Geschäftsoptimierung“ bei der <strong>Unternehmensberatung</strong> h&z,<br />

prognostiziert massive Kostensparprogramme, Insolvenzen <strong>und</strong> Fusionen bei den Reedereien. Schuld<br />

seien die stetig fallenden Raten in der Containerschifffahrt. Sie lägen in <strong>eine</strong>r strukturellen Fehlentwicklung<br />

der Branche begründet <strong>und</strong> ließen die Schere zwischen Angebots- <strong>und</strong> Nachfrageseite immer größer<br />

werden. Der sinkenden Nachfrage im Seeverkehr von China <strong>und</strong> allgemein von Asien nach Europa stehe<br />

<strong>eine</strong> Zunahme der Kapazitäten durch neue, fest bestellte <strong>und</strong> schon bezahlte Schiffe gegenüber. Der<br />

Netto-Kapazitätszuwachs im Jahr 2013 beträgt laut Schätzungen voraussichtlich plus sieben Prozent* –<br />

mit steigender Tendenz. Die so im Markt entstehenden Überkapazitäten seien für die Reedereien <strong>eine</strong><br />

der größten Herausforderung, so Dettmar.<br />

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie von Joachim Dettmar, joachim.dettmar@huz.de.<br />

*Außer Dienst gestellte Schiffe sind berücksichtigt.<br />

II/2013 h&z magazin 5


Titel<br />

&<br />

Hirn, Herz, Hand<br />

<strong>und</strong> <strong>eine</strong> <strong>Handvoll</strong> <strong>Glück</strong><br />

René Pape ist seit über 25 Jahren <strong>eine</strong>r der Topstars<br />

der klassischen Musikszene. Der mehrfache Grammy- <strong>und</strong><br />

Echo-Preisträger hat sich im Salon s<strong>eine</strong>r Wiener Wohnung<br />

Zeit genommen, um mit h&z über die Parallelen zwischen<br />

Opernwelt <strong>und</strong> <strong>Unternehmensberatung</strong> zu sprechen.<br />

6 h&z magazin II/2013


Titel<br />

II/2013 h&z magazin 7


Titel<br />

IM h&z-INTERVIEW<br />

René Pape: In Dresden geboren <strong>und</strong> auf den größten<br />

Bühnen der Welt zu Hause, umgibt den „Atlas unter<br />

den Bässen“ (Frankfurter Allgem<strong>eine</strong>) mit s<strong>eine</strong>m<br />

unvergleichlichen Timbre aus bassiger Urgewalt <strong>und</strong><br />

künstlerischem Feingefühl „die Aura <strong>eine</strong>s Popstars“<br />

(Die Presse). Von Wagners Gurnemanz im Parsifal<br />

bis Filippo II. in Don Carlo, von Sarastro bis Mephisto,<br />

von Boris Godunow bis Rocco singt René Pape<br />

seit Jahren sämtliche Hauptpartien s<strong>eine</strong>s Fachs mit den<br />

großen Künstlerpersönlichkeiten der klassischen Musikszene<br />

wie Sir Georg Solti, Daniel Barenboim,<br />

James Levine, Zubin Mehta oder Valery Gergiew.<br />

Seit 1988 gehört er dem Ensemble der Deutschen<br />

Staatsoper in Berlin an, tritt aber regelmäßig an den<br />

anderen großen Opernhäusern der Welt auf. Für s<strong>eine</strong><br />

unzähligen R<strong>und</strong>funk-, Fernseh- <strong>und</strong> Schallplattenproduktionen<br />

wurde Pape mit den weltweit wichtigsten<br />

Musikpreisen ausgezeichnet – darunter der<br />

Grammy (1998 <strong>und</strong> 2003) sowie der Echo-Klassik,<br />

den er für s<strong>eine</strong> aktuelle Solo-CD „Gods, Kings<br />

and Demons“ erhielt.<br />

&<br />

Das Interview führte<br />

Klaus Katzer, Partner<br />

Business Development bei<br />

h&z. Klaus Katzer gehört<br />

h&z seit über zehn Jahren<br />

an. In dieser Zeit hat er<br />

auf internationaler Ebene<br />

mit zahlreichen Konzernen<br />

<strong>und</strong> großen mittelständischen<br />

Unternehmen vornehmlich<br />

im Bereich<br />

Einkauf <strong>und</strong> Supply Chain<br />

Management zusammengearbeitet.<br />

Herr Pape, wir arbeiten bei h&z nach dem Ansatz „Beratung<br />

mit Hirn, Herz <strong>und</strong> Hand“. Was braucht ein international<br />

tätiger Opernstar wie Sie davon am meisten?<br />

Auch ein Sänger braucht Hirn, Herz <strong>und</strong> Hand. Um es zu konkretisieren:<br />

Es wird alles drei gebraucht <strong>und</strong> zwar für alles. Um Partien<br />

zu lernen, sich Partien einzuteilen <strong>und</strong> die richtigen Entscheidungen<br />

zu treffen. Die drei Faktoren müssen immer im Spiel sein, wenn etwas<br />

entstehen, etwas wachsen soll. Wenn <strong>eine</strong>s fehlt, wird es zweidimensional.<br />

Ich denke, das Publikum hört zuerst das Herz, also die<br />

Emotion. Die kann ich nur übermitteln, wenn ich das Hirn einschalte,<br />

also auch geistig arbeite. Und dann brauche ich für die tatsächliche<br />

Umsetzung auf der Bühne auch noch echtes Handwerk. Daneben<br />

sollten wir den Faktor „<strong>Glück</strong>“ nicht unterschätzen, wovon auch ich<br />

8 h&z magazin II/2013


Titel<br />

<strong>eine</strong> Menge in m<strong>eine</strong>r Karriere hatte <strong>und</strong> habe!<br />

Insofern würde ich aus der Sicht <strong>eine</strong>s Sängers<br />

Ihren Leitsatz so formulieren: „Hirn, Herz, Hand<br />

<strong>und</strong> <strong>eine</strong> <strong>Handvoll</strong> <strong>Glück</strong>“.<br />

Wie m<strong>eine</strong>n Sie das konkret?<br />

Zum <strong>eine</strong>n gehört <strong>Glück</strong> zu jeder Karriere. Doch<br />

speziell in m<strong>eine</strong>m Beruf geht es auch darum,<br />

Menschen glücklich zu machen. Entscheidend<br />

sind nicht der eigene Ruhm oder die fi nanzielle<br />

Sicherheit. Wichtig ist, das Publikum mit dem,<br />

was ich in m<strong>eine</strong>m Herzen <strong>und</strong> Hirn trage, durch<br />

die Nutzung m<strong>eine</strong>s Handwerks glücklich zu<br />

machen <strong>und</strong> das, was ich kann <strong>und</strong> gelernt habe,<br />

mitzuteilen. Es geht darum, Emotionen zu vermitteln,<br />

die Menschen für die Musik zu begeistern.<br />

Sie zum Lachen, zum W<strong>eine</strong>n zu bringen. Die<br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Motivation ist immer, Menschen<br />

glücklich zu machen.<br />

Unser Thema in dieser Ausgabe des h&z-<br />

Magazins ist der Einkauf. Insofern beginnen<br />

wir im Wagner-Jahr einmal mit <strong>eine</strong>r<br />

Ihrer Paraderollen, dem Wotan im „Ring<br />

der Nibelungen“, für dessen Walküre-<br />

Aufnahme mit Valery Gergiew Sie dieses<br />

Jahr wieder mit dem Echo-Klassik ausgezeichnet<br />

worden sind. Wagners Wotan<br />

hat <strong>eine</strong> sehr spezielle Art des Verhandelns,<br />

wenn es um das Erreichen s<strong>eine</strong>r<br />

Ziele geht.<br />

Im Falle Wotans läuft es gründlich schief. Er ist<br />

ein echter Scharlatan unter den Verhandlern. Er<br />

betrügt die Riesen, die ihm sein Haus gebaut<br />

haben, <strong>und</strong> betrügt sogar s<strong>eine</strong> eigene Frau. Er<br />

betrügt eigentlich alle, die in s<strong>eine</strong>m Leben stehen.<br />

Und ist damit zum Scheitern verurteilt …<br />

Genau. Er verliert s<strong>eine</strong> Frau, s<strong>eine</strong> Tochter <strong>und</strong><br />

alle, die ihm wohlgesonnen sind – das Resultat<br />

von Gier <strong>und</strong> schlechter Verhandlungstaktik. Denn<br />

wenn ich nur an mich, an m<strong>eine</strong>n eigenen Profi t<br />

<strong>und</strong> an mein eigenes Wohl denke, dann geht<br />

das schnell nach hinten los. Und somit ist Wotan<br />

seit Jahrh<strong>und</strong>erten ein gutes Beispiel, wie man es<br />

nicht machen sollte.<br />

Vermutlich ist es ja auch gerade <strong>eine</strong><br />

Aufgabe der Oper, zu warnen <strong>und</strong> negative<br />

Seiten aufzudecken …<br />

Natürlich. Oper ist in erster Linie Drama. Da gibt<br />

es Rocco im Fidelio, der nur dem Geld hinterherrennt,<br />

s<strong>eine</strong> eigene Tochter verschachern möchte<br />

<strong>und</strong> <strong>eine</strong> Frau im Männerkostüm für s<strong>eine</strong>n potenziellen<br />

Schwiegersohn hält. In der Oper kommt<br />

auch oft diese Konstellation vor: Alternder Vater<br />

sucht bestmögliche Partie für s<strong>eine</strong> Tochter, <strong>und</strong><br />

das klappt dann nie, weil die Liebe dazwischenfunkt.<br />

Es ist wie Hirn <strong>und</strong> Hand, aber ohne Herz.<br />

Das funktioniert auch mit ganz viel <strong>Glück</strong> nicht.<br />

Der Einkauf ist im Kern ein Nehmen <strong>und</strong><br />

Geben. Und damit <strong>eine</strong> Zusammenarbeit.<br />

Es gibt Geschichten von Künstlern,<br />

die andere Künstler nötigen, sich auf der<br />

Bühne in den Schatten zu stellen <strong>und</strong><br />

kl<strong>eine</strong>r zu machen, damit sie selbst besser<br />

herauskommen. Wie geht man denn<br />

beim Nehmen <strong>und</strong> Geben auf der Bühne<br />

mit der Wettbewerbssituation um?<br />

Da hat jeder s<strong>eine</strong> eigene Strategie. Es gibt diese<br />

Diven, die sich in den Vordergr<strong>und</strong> drängen. Das<br />

funktioniert aber langfristig nicht, denn irgendwann<br />

will k<strong>eine</strong>r mehr mit ihnen arbeiten. Ich<br />

lasse solche Kollegen machen, denn es ist sinnlos,<br />

Stress in die Produktion zu bringen. Wir sind zwar<br />

Solisten, stehen aber alle in <strong>eine</strong>r Reihe. Der Egoist<br />

steht irgendwann allein da, <strong>und</strong> das funktioniert<br />

langfristig nicht. Es zählen am Ende der Applaus<br />

des Publikums <strong>und</strong> das, was die Menschen mit<br />

nach Hause nehmen. Das Publikum nimmt von<br />

<strong>eine</strong>m bescheidenen, aber echten Künstler meist<br />

mehr mit als von <strong>eine</strong>m Blender, der die Bühnenrampe<br />

okkupiert. Wenn du d<strong>eine</strong> Partie exzellent<br />

umsetzt, so wie sie vom Komponisten vorgegeben<br />

ist, dann wirst du von selbst der Star <strong>und</strong> musst<br />

nicht noch etwas dazugeben. Das bedeutet nicht,<br />

dass andere nicht auch Stars sein können. Gleichzeitig<br />

ist es so, dass du immer mit d<strong>eine</strong>n Kollegen<br />

sprechen kannst. Aber das muss fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />

menschlich sein. Da sind Worte wie „könnten“<br />

erheblich sinnvoller als „müssen“.<br />

Sie sagen, dass jeder s<strong>eine</strong> Partie exzellent<br />

umsetzen muss. Damit sind wir beim Thema<br />

Business Excellence. Was macht in Ihrem Beruf<br />

Exzellenz aus?<br />

Es ist der Unterschied zum Durchschnitt. Wobei<br />

es auf der Bühne nicht darum geht, besser zu sein<br />

als die anderen. Wir sind ein Team. Wir sind ein<br />

Ganzes <strong>und</strong> wollen das dem Publikum auch vermitteln.<br />

Übrigens sind wir backstage ebenfalls<br />

<strong>eine</strong> große Familie, die gemeinsam an <strong>eine</strong>m<br />

Produkt arbeitet, <strong>und</strong> das auch nach der Premie-<br />

René Pape:<br />

„Gods, Kings and Demons“<br />

Arien von Wagner, Gounod,<br />

Mussorgsky, Mozart.<br />

Dirigent: Sebastian Weigle<br />

Kapelle: Staatskapelle Dresden<br />

II/2013 h&z magazin 9


Titel<br />

René Pape:<br />

„Wagner“<br />

Kompostionen von<br />

Richard Wagner<br />

Es singt mit:<br />

Plácido Domingo<br />

Dirigent:<br />

Daniel Barenboim<br />

Kapelle:<br />

Staatskapelle Berlin<br />

re, wenn die Produktion in das Repertoire geht.<br />

Jeder trägt Abend für Abend s<strong>eine</strong>n Teil dazu bei,<br />

dass das Niveau gehalten wird. Insofern ist Exzellenz<br />

die Summe aller Einzelnen. Ich sage immer:<br />

Je besser jede einzelne Partie, auch die<br />

kleinste, besetzt ist, desto besser gelingt die Produktion.<br />

Ein bedeutendes Opernhaus kann man<br />

durchaus als mittelständisches Unternehmen<br />

sehen. Was macht ein exzellent gemanagtes<br />

Opernhaus aus?<br />

Dass es schwarze Zahlen schreibt! Das ist in<br />

unserer heutigen Situation mit den andauernden<br />

Kulturbudget-Kürzungen nicht einfach. Wenn das<br />

Land oder die Stadt nicht gewillt ist, in Kultur zu<br />

investieren, spürt man das an der Leistung der<br />

Theater. Wir sind hierzulande nun mal auf die<br />

Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen<br />

<strong>und</strong> daher immer wieder in der Pfl icht, die Politiker<br />

zu motivieren <strong>und</strong> ihnen klarzumachen: Wenn<br />

wir an der Kultur sparen, haben wir nur noch<br />

leere Häuser <strong>und</strong> haben alles verspielt, was wir<br />

uns in den letzten vierh<strong>und</strong>ert Jahren erarbeitet<br />

haben.<br />

Wie funktioniert eigentlich in <strong>eine</strong>m<br />

Opernhaus der Einkauf der Stars?<br />

Das Opernhaus fragt die Künstler über ihre Agentur<br />

an. Es wird geklärt, ob die Künstler zu diesem<br />

oder jenem Zeitpunkt, für diese oder jene Produktion<br />

verfügbar sind.<br />

Wie viele Jahre im Voraus?<br />

Die Vorlaufzeit kann bis zu fünf Jahre betragen.<br />

Das heißt allerdings nicht, dass immer sofort ein<br />

werden. Die r<strong>eine</strong> vertragliche Umsetzung übernimmt<br />

dann der Agent.<br />

Wie sieht es dabei mit dem Budget aus?<br />

Auf der <strong>eine</strong>n Seite hat jedes Opernhaus <strong>eine</strong><br />

gr<strong>und</strong>sätzliche Deckelung bei den Abendgagen,<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig hat jeder Künstler auch s<strong>eine</strong>n<br />

Marktwert. Danach richtet sich, wer eingeladen<br />

wird <strong>und</strong> wer nicht, denn es liegt ja auch am<br />

jeweiligen Budget des Hauses, ob es sich <strong>eine</strong>n<br />

Sänger leisten kann.<br />

Im Einkauf würde man sagen: Ein crossfunktionales<br />

Team, bestehend aus <strong>eine</strong>m<br />

Intendanten, <strong>eine</strong>m Dirigenten, <strong>eine</strong>m Regisseur<br />

<strong>und</strong> <strong>eine</strong>m künstlerischen Leiter,<br />

entscheidet gemeinsam, wer spielt. Also<br />

ob es sich <strong>eine</strong>n René Pape, <strong>eine</strong>n Jonas<br />

Kaufmann oder <strong>eine</strong> Anna Netrebko leisten<br />

kann <strong>und</strong> will. In der Industrie nennen<br />

wir das ein „Preferred Customer Model“.<br />

Das heißt, wenn man Sie kurzfristig für<br />

<strong>eine</strong> Produktion mit <strong>eine</strong>m Planungshorizont<br />

von zwei Jahren gewinnen wollte,<br />

wäre das schwierig?<br />

Richtig. Zwei Jahre sind zu knapp. Die führenden<br />

Opernhäuser müssen momentan drei bis fünf Jahre<br />

im Voraus planen, was natürlich für das crossfunktionale<br />

Team, wie Sie es nennen, nicht einfach ist.<br />

Wird bei der Rollenbesetzung hart verhandelt?<br />

Man verhandelt den Vertrag, wobei es bei mir<br />

nicht viel zu verhandeln gibt. Die meisten m<strong>eine</strong>r<br />

Kollegen <strong>und</strong> ich bewegen uns bereits an der<br />

Obergrenze der Gagen. Und alles andere, wie<br />

Wenn ich beim Verhandeln nur an mich, an m<strong>eine</strong>n<br />

Profit <strong>und</strong> mein eigenes Wohl denke, geht das schnell nach<br />

hinten los!“<br />

Vertrag ausgefertigt wird. Oft wird <strong>eine</strong> Vereinbarung<br />

per Handschlag getroffen. Oder man<br />

kennt <strong>und</strong> schätzt gewisse Dirigenten oder Regisseure,<br />

mit denen man Ideen entwickelt, die zu<br />

<strong>eine</strong>m späteren Zeitpunkt in die Realität umgesetzt<br />

zum Beispiel, wann ich mit den Proben beginne<br />

oder welchen Flug ich nehme, ist eher <strong>eine</strong> logistische<br />

Angelegenheit.<br />

Sie sind ja, wie wir Berater auch, viel unterwegs.<br />

Wie bewältigen Sie diesen Stress?<br />

10 h&z magazin II/2013


Titel<br />

Ich denke, dass Ihre Trips kürzer <strong>und</strong> somit anstrengender<br />

sind als die längeren Reisen, die wir Sänger<br />

hinter uns bringen. Wir sind mit Probenzeit <strong>und</strong><br />

Aufführungen meist für <strong>eine</strong>n Monat oder oft auch<br />

zwei Monate an <strong>eine</strong>m Ort. Man braucht ein gutes<br />

Team im Hintergr<strong>und</strong>, das die Logistik – seien es<br />

Reisen, Hotelaufenthalte oder Proben – organisiert.<br />

Man braucht aber auch liebe Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> <strong>eine</strong><br />

verständnisvolle Familie, die dieses Leben mittragen<br />

<strong>und</strong> sich bereit erklären, für längere Zeit allein<br />

zu bleiben. Was nicht einfach ist. Das ist ein<br />

großes Paket. Ein Sänger benötigt nicht nur eigene<br />

Antriebskraft <strong>und</strong> Willen, sondern auch viel<br />

Hilfe <strong>und</strong> Verständnis.<br />

Gibt es in der Opernwelt auch Berater?<br />

Die richtige Beratung war bei mir bereits ganz am<br />

Anfang wichtig, als es um die Wahl des Opernhauses<br />

ging. Mein Privileg war es als Student,<br />

zwischen drei Opernhäusern, die mich haben<br />

wollten, wählen zu können. Dieses <strong>Glück</strong> wurde<br />

zuvor niemandem zuteil, <strong>und</strong> da waren die ersten<br />

wichtigen Entscheidungen zu treffen: Welche<br />

Partie singst du wann <strong>und</strong> mit wem? Bei dieser<br />

Entscheidung stand mir m<strong>eine</strong> damalige <strong>und</strong> heutige<br />

Agentur beratend zur Seite. Ich habe seit über<br />

25 Jahren ein exzellentes Management, das mich<br />

berät. In der Folge sind verschiedene Dirigenten<br />

als Ratgeber hinzugekommen. Wichtig ist, zuzuhören<br />

<strong>und</strong> sich Tipps geben zu lassen. Man sollte<br />

anderen Meinungen gegenüber offen sein. Mehrere<br />

Menschen denken eben auch mehr. Es ist<br />

ganz entscheidend, die Sicht von außen zu erhalten,<br />

um <strong>eine</strong> andere Perspektive zu bekommen.<br />

Sie sind ja nicht nur für Ihre Stimme, sondern<br />

auch für Ihre Präsenz im Raum bekannt.<br />

Wie macht man das als Sänger?<br />

Das beginnt mit der Körpersprache, <strong>eine</strong>m aufrechten<br />

Gang <strong>und</strong> <strong>eine</strong>r gewissen Bestimmtheit,<br />

mit der man zeigt, wer man ist <strong>und</strong> was man kann<br />

– aber ohne Arroganz, sondern mit Können <strong>und</strong><br />

<strong>eine</strong>r gr<strong>und</strong>sätzlich fre<strong>und</strong>lichen Wärme.<br />

Haben Sie noch Lampenfieber?<br />

Ich verspüre <strong>eine</strong> gewisse Anspannung, wenn<br />

nach <strong>eine</strong>r längeren Probenzeit <strong>eine</strong> Premiere<br />

ansteht <strong>und</strong> man nicht weiß, wie das Publikum<br />

die Produktion aufnehmen wird. Aber das richtige<br />

Lampenfi eber habe ich bereits als Knabensolist<br />

beim Dresdner Kreuzchor verloren. Damals hatte<br />

ich das noch, aber jetzt zum <strong>Glück</strong> nicht mehr.<br />

Beratung ist immer wichtig,<br />

<strong>und</strong> man sollte anderen Meinungen<br />

gegenüber offen sein. Denn mehrere<br />

Menschen denken auch mehr.<br />

Wie sehen Sie die Zukunft der klassischen<br />

Musik?<br />

Ich denke, dass es wichtig ist, bereits in den<br />

Schulen mit dem richtigen Unterricht zu beginnen.<br />

Dazu braucht man allerdings <strong>eine</strong>n geeigneten<br />

Lehrer, der die Schüler inspiriert <strong>und</strong> unterstützt.<br />

Wenn der Lehrer schon unmotiviert ist, wie soll<br />

da die Klasse Lust bekommen?<br />

Deshalb unterstützen wir mit unserem<br />

gemeinnützigen Verein Hirn Herz Hand<br />

e. V. unter anderem den Musikunterricht<br />

in Münchner Bezirken, in denen die Finanzierung<br />

schwierig ist.<br />

Es ist sehr wichtig, dass die Unterstützung nicht<br />

nur vom Staat, sondern auch aus anderen Bereichen<br />

der Gesellschaft kommt. Die Wirtschaft<br />

hat da <strong>eine</strong> Verantwortung zu tragen <strong>und</strong> ihren<br />

gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Umso schöner<br />

ist es, wenn das Ganze am Ende Früchte<br />

trägt, denn soweit mir bekannt ist, habe ich mit<br />

einigen Ihrer Schützlinge bereits auf der Bühne<br />

der Bayerischen Staatsoper gesungen. Eine solche<br />

Aktion unterstütze ich gern.<br />

Sie sind immer eingeladen, in unserem<br />

gemeinnützigen Verein zu helfen.<br />

Gerne! Sehr, sehr gerne. Das ist allerdings immer<br />

<strong>eine</strong> Frage des Verhandelns. (lacht)<br />

Vielleicht machen Sie es ja ohne Gage …<br />

Natürlich! Und ich freue mich darauf. Aber lassen<br />

Sie uns schnell mit der Planung beginnen, denn<br />

Sie kennen die Vorlaufzeit.<br />

So machen wir es! Und wir danken Ihnen<br />

sehr für das interessante Gespräch.<br />

II/2013 h&z magazin 11


Trends<br />

„Energiewende“<br />

im Einkauf<br />

Die Energiekosten steigen. Somit ist<br />

in den Unternehmen ein Umdenken im<br />

Umgang mit Energie unausweichlich.<br />

Die Autorin Regina Welling ist Beraterin bei<br />

h&z mit vielfältigen Einkaufs- <strong>und</strong> Supply-Chain-<br />

Erfahrungen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der<br />

ganzheitlichen Optimierung von Energiekosten.<br />

Während der r<strong>eine</strong> Energiepreis an der Energiebörse<br />

sinkt, steigen die Gesamtkosten für Energie.<br />

Sie sind getrieben durch stetig wachsende<br />

Zuschläge. 2014 werden beispielsweise die<br />

Netzentgelte um bis zu 20 Prozent <strong>und</strong> die Ökostrom-Umlage<br />

(EEG-Umlage) um bis zu 23 Prozent<br />

steigen. In Kombination mit dem anhaltenden<br />

Druck, die Kosten zu senken, ändern die meisten<br />

Unternehmen ihre Einstellung zum Umgang mit<br />

Energie: Wer heute wettbewerbsfähig bleiben<br />

will, muss energieeffi zient wirtschaften. Das IHK-<br />

Energiewende-Barometer 2012 belegt, dass für<br />

76 Prozent der Unternehmen aktuell die wichtigsten<br />

Maßnahmen im Bereich der Energieeffi zienz<br />

liegen.<br />

Das stellt gerade den Einkauf vor große Herausforderungen:<br />

Energiekosten müssen intelligent<br />

optimiert werden. Und gleichzeitig müssen moderne<br />

Einkaufsstrategien verfolgt werden. Die<br />

Vielzahl länderspezifi scher gesetzlicher Regelungen<br />

macht das zu <strong>eine</strong>m komplexen Unterfangen.<br />

Auch die Diskussion um die Energiewende<br />

<strong>und</strong> erneuerbare Energien treibt Veränderungen<br />

voran. Fachliche Kompetenz allein reicht da nicht<br />

aus. Ausschlaggebend ist <strong>eine</strong> umfassende Kenntnis<br />

der energiepolitischen Rahmenbedingungen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stellen sich dem Einkauf<br />

unter anderem folgende Fragen:<br />

• Eignen sich Struktur <strong>und</strong> Volumen für ein<br />

Tranchenmodell oder Portfoliomanagement?<br />

• Welcher Beschaffungshorizont <strong>und</strong> welcher<br />

Produktmix passen zur Risikostrategie des<br />

Unternehmens?<br />

• Und wie kann es die Energiekosten senken?<br />

Ohne Bedarfsmanagement<br />

geht es nicht!<br />

Fakt ist: Der durch kommerzielle Hebel beeinfl ussbare<br />

Anteil des Energiepreises, der sogenannte<br />

12 h&z magazin II/2013


Trends<br />

DER RICHTIGE OPTIMIERUNGSMIX<br />

KAUFMÄNNISCHE<br />

OPTIMIERUNG<br />

Energie-Arbeitspreis, liegt im schlechtesten Fall bei<br />

lediglich 35 Prozent. Der Rest entsteht durch nicht<br />

beeinfl ussbare Kosten, zum Beispiel Gebühren für<br />

den Stromanbieter <strong>und</strong> Abgaben für Stromsteuer,<br />

EEG-Umlage <strong>und</strong> Netzentgelte. Mit der Verhandlung<br />

von Arbeitspreisen allein ist es demnach nicht<br />

getan. Der Einkauf ist vielmehr gefordert, neue<br />

Lösungsstrategien anzuwenden, die nur in enger<br />

Zusammenarbeit mit Schnittstellenpartnern <strong>und</strong><br />

Bedarfsträgern erfolgreich sind. Es geht unter anderen<br />

um die Bedarfsoptimierung – das heißt, um<br />

die Einführung <strong>eine</strong>s effi zienten Energiemanagements<br />

zur Reduzierung <strong>und</strong> Optimierung des Verbrauchs.<br />

Auch ist die Entscheidung „Make or Buy“<br />

relevant: Sollen dezentrale Anlagen zur Eigenerzeugung<br />

von Energie erbaut werden oder nicht?<br />

Mit Energiemanagement Kosten erst gar<br />

nicht entstehen lassen<br />

Ziel des Energiemanagements ist es, <strong>eine</strong> fortlaufende<br />

<strong>und</strong> detaillierte Transparenz über den Energieverbrauch<br />

zu schaffen, systematisch Energieströme<br />

sowie Lastspitzen aufzuzeigen <strong>und</strong> daraus<br />

Maßnahmen zur Senkung des Energiebedarfs<br />

abzuleiten. Um die Transparenz möglichst lückenlos<br />

<strong>und</strong> detailliert zu gewährleisten, werden verschiedene<br />

Energiemanagement-Systeme angeboten.<br />

Bei konsequenter Umsetzung kann ein effi zientes<br />

Energiemanagement den Energiebedarf um bis<br />

zu 25 Prozent senken. Als positiver Nebeneffekt<br />

verbessern sich häufi g die Prozesse, <strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit<br />

steigert sich. Fallweise kommen<br />

steuerliche Vergünstigungen hinzu. Um Investitionskosten<br />

zu vermeiden, werden oft externe Dienstleister<br />

im Rahmen <strong>eine</strong>s „Performance Contracting“<br />

beauftragt. Sie sollen Gebäude <strong>und</strong> Produktionshallen<br />

energieeffi zienter gestalten. Dafür tragen<br />

sie die Finanzierungskosten. Umgekehrt sind sie<br />

aber auch an den so erzielten Einsparungen beteiligt.<br />

Mit eigener Energieversorgung unabhängig<br />

werden <strong>und</strong> Kosten reduzieren<br />

Neben der Reduzierung <strong>und</strong> der Optimierung des<br />

Verbrauchs ist die Eigenerzeugung von Energie<br />

ein großer Hebel, um Kosten zu senken. Im Zuge<br />

TECHNISCHE<br />

OPTIMIERUNG<br />

ca. 80% der Kosten<br />

beeinfl ussbar<br />

Spezifi kationen<br />

Nachfrage<br />

OPTIMIERUNG<br />

EXTERNER<br />

AUSGABEN<br />

Beschaffung<br />

Ausführung<br />

der Energiewende bauen immer mehr Unternehmen<br />

eigene Anlagen zur Energiegewinnung für<br />

den Eigenbedarf, zum Beispiel Photovoltaikanlagen<br />

oder Blockheizkraftwerke. Das ist in vielerlei<br />

Hinsicht profi tabel: Für die Unternehmen entfällt<br />

die EEG-Umlage. Und sie zahlen weniger Steuern<br />

<strong>und</strong> sparen bei den Netzentgelten. Laut dem B<strong>und</strong>esverband<br />

der Energie- <strong>und</strong> Wasserwirtschaft<br />

2013 (BDEW) stieg die Stromerzeugung in industriellen<br />

Eigenanlagen zwischen 2009 <strong>und</strong> 2011<br />

um 15 Prozent.<br />

Erfolgreiches Energiemanagement fußt<br />

auf enger Zusammenarbeit<br />

Energieeffi zienz <strong>und</strong> Energiesparen sind für die<br />

Unternehmen heutzutage wichtige Themen <strong>und</strong><br />

werden weiter an Bedeutung gewinnen. Die dynamische<br />

<strong>und</strong> schwer prognostizierbare Marktentwicklung<br />

stellt dabei die Unternehmen vor<br />

große Herausforderungen. Für den Einkauf bedeutet<br />

es, verstärkt in crossfunktionalen Teams zu<br />

arbeiten, um mit den Fachabteilungen, wie dem<br />

Flächen- <strong>und</strong> Gebäudemanagement, kontinuierlich<br />

Anpassungen in der Beschaffungsstrategie vorzunehmen<br />

<strong>und</strong> innovative Hebel in puncto Kosten<br />

<strong>und</strong> Energieeffi zienz zu etablieren.<br />

ca. 35% der Kosten<br />

beeinfl ussbar<br />

Quelle: h&z Recherche<br />

II/2013 h&z magazin 13


Trends<br />

Wann werden Elektromotoren<br />

den Verbrennungsmotor<br />

verdrängen?<br />

In verschiedenen Projekten<br />

von h&z mit Autoherstellern<br />

<strong>und</strong> -zulieferern hat sich<br />

gezeigt, dass es der Elektromobilität<br />

an Erfahrung <strong>und</strong><br />

Unterstützung mangelt.<br />

Fehlendes Interesse<br />

an Elektromobilität<br />

Der Autor Steffen Wenzel ist<br />

Berater bei h&z <strong>und</strong> Mitglied<br />

der Practice „Automotive“.<br />

S<strong>eine</strong> Schwerpunkte sind<br />

Strategie <strong>und</strong> Innovationsmanagement.<br />

Der Autor Patrik Soltendieck<br />

ist Mitglied der Practice<br />

„Automotive“ <strong>und</strong> Berater bei<br />

h&z. S<strong>eine</strong> Schwerpunkte<br />

sind Qualitätsmanagement<br />

<strong>und</strong> Supplier Development.<br />

Umfrage auf der Internationalen Automobil-Ausstellung<br />

(IAA) in Frankfurt: 92 Prozent der befragten<br />

Automobilexperten zweifeln am kurzfristigen<br />

Erfolg der Elektromobilität. Sie schätzen,<br />

dass erst in 20 Jahren oder später Elektromotoren<br />

die bisherigen Verbrennungsmotoren verdrängen.<br />

Für den h&z-Experten Stefan Martin<br />

liegt der Gr<strong>und</strong> vor allem im geringen echten<br />

Interesse der Branche. „Der Elektromobilität wird<br />

nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt“, bilanziert<br />

er. Den Worten fehlten oft die Taten.<br />

Und das sei nicht nur in der Politik der Fall. Projekte<br />

von h&z mit Herstellern <strong>und</strong> Zulieferern<br />

hätten gezeigt, dass die Elektromobilität mehr<br />

Erfahrung <strong>und</strong> Unterstützung benötigt.<br />

Wer sind die wichtigsten Unterstützer?<br />

Elektromobilität braucht die Unterstützung von<br />

verschiedenen Akteuren. Neben Herstellern <strong>und</strong><br />

Zulieferern spielen Politik, Verbände, Energieerzeuger<br />

<strong>und</strong> Infrastrukturanbieter <strong>eine</strong> wichtige<br />

Rolle. Schließlich erfordert die Weiterentwicklung<br />

der Elektromobilität neben dem technologischen<br />

Fortschritt, unter anderem im Hinblick<br />

auf Batterieleistung <strong>und</strong> Ladezeiten, auch die<br />

notwendige Infrastruktur. Ladestationen müssen<br />

aufgebaut <strong>und</strong> ganzheitliche Mobilitätskonzepte<br />

entwickelt <strong>und</strong> zur Marktreife gebracht<br />

werden. Der Staat <strong>und</strong> andere Institutionen<br />

werden hier oft als zentrale Unterstützer angeführt.<br />

„Staatliches Eingreifen kann jedoch nur<br />

bedingt helfen, die Elektromobilität in Deutschland<br />

erfolgreich zu machen“, bilanziert Stefan<br />

Martin. „In der Vergangenheit hat sie nicht unbedingt<br />

zu dauerhaften Veränderungen geführt,<br />

wie das Beispiel der Energiebranche zeigt.“<br />

50 Prozent der von h&z auf der IAA befragten<br />

Automobilexperten teilen diese Ansicht. Umgekehrt<br />

hält aber auch jeder Zweite staatliche<br />

Subventionen für wichtig. Die Meinung ist hier<br />

gespalten. In jedem Fall sind für die Automobilhersteller<br />

starke Partnerschaften mit Infrastrukturdienstleistern<br />

unerlässlich, um den anstehenden<br />

Infrastrukturausbau zu stemmen. Aus diesen<br />

14 h&z magazin II/2013


Trends<br />

WANN WIRD DIE ELEKTROMOBILITÄT<br />

DEN VERBRENNUNGSMOTOR ABLÖSEN?<br />

Partnerschaften heraus sind künftig die großen<br />

Impulse für die Elektromobilität zu erwarten.<br />

Herausforderungen durch neue<br />

Materialien<br />

Neue Materialien wie Kohlefasern <strong>und</strong> nachwachsende<br />

Rohstoffe oder verbesserte Stähle<br />

spielen bei der Elektromobilität <strong>eine</strong> wichtige<br />

Rolle – geht es doch darum, Gewicht zu sparen<br />

<strong>und</strong> Innovationen zu unterstreichen. 88 Prozent<br />

der befragten Automobilexperten sehen<br />

hier <strong>eine</strong> Bedeutungszunahme. Ein Vorreiter in<br />

der Verwendung neuer Materialien ist BMW<br />

mit dem neuen i3. Das Unternehmen hat ein<br />

völlig neues Fahrzeug entwickelt <strong>und</strong> darin <strong>eine</strong><br />

rein elektrische Antriebstechnologie mit neuen<br />

Materialien kombiniert. Insbesondere Kohlefasern<br />

fanden Verwendung, <strong>und</strong> im Innenbereich<br />

wurde stark auf nachwachsende Rohstoffe gesetzt.<br />

Diesem Ansatz wird kurzfristig k<strong>eine</strong>r der<br />

anderen großen Hersteller so konsequent folgen<br />

(können). Schließlich stellt der steigende<br />

Einsatz neuer Materialien Automobilhersteller<br />

ebenso wie Zulieferer vor große Herausforderungen:<br />

Es braucht viel Erfahrung <strong>und</strong> Wissen,<br />

um sie erfolgreich im Fahrzeugbau einzusetzen.<br />

Das betrifft die Produktion, aber auch das<br />

Supply Chain Management, den Einkauf <strong>und</strong><br />

die Aftermarket-Aktivitäten.<br />

Mit Car-Sharing das<br />

Verbraucherinteresse wecken<br />

Klassische Geschäftsmodelle <strong>und</strong> Vertriebskonzepte<br />

stehen heute zunehmend auf dem Prüfstand,<br />

stark beeinfl usst durch die veränderten<br />

Mobilitätsbedürfnisse der Verbraucher. Der Besitz<br />

<strong>eine</strong>s eigenen Kraftfahrzeugs ist nicht mehr<br />

das Maß aller Dinge. Vielmehr versuchen Automobilunternehmen<br />

heute, mit Car-Sharing-Konzepten<br />

den Verbraucherbedürfnissen besser zu<br />

entsprechen. Auch glauben 83 Prozent der befragten<br />

Automobilexperten, dass Car-Sharing<br />

die Attraktivität <strong>und</strong> damit den Absatz von Elektroautos<br />

steigert. Es macht Elektromobilität für<br />

<strong>eine</strong> große K<strong>und</strong>engruppe erschwinglich <strong>und</strong><br />

gibt den Herstellern die Möglichkeit, potenzielle<br />

Neuk<strong>und</strong>en von ihrem Produkt zu überzeugen.<br />

Denn die K<strong>und</strong>en scheuen aktuell nicht<br />

nur den Preis, sondern auch die geringeren<br />

In ca. 10 Jahren<br />

In ca. 20 Jahren<br />

In mehr als 20 Jahren<br />

Nie<br />

Reichweiten <strong>und</strong> Batterieprobleme. Zwar schneiden<br />

Elektroautos in der Gesamtlaufzeit-Betrachtung<br />

nicht notwendigerweise schlechter ab als<br />

Autos mit <strong>eine</strong>m klassischen Verbrennungsmotor,<br />

doch bleiben ohne Erfahrung Unsicherheiten<br />

<strong>und</strong> Vorbehalte bestehen.<br />

Mit wachsender Erfahrung in den neuen Technologien<br />

<strong>und</strong> Materialien <strong>und</strong> verbesserter Kenntnis<br />

der K<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> Lieferantenmärkte könnten diese<br />

Aufgaben bewältigt <strong>und</strong> die Elektromobilität<br />

nachhaltig etabliert werden, ist sich Stefan Martin<br />

sicher. Aber dazu brauche es vor allem <strong>eine</strong>s:<br />

echtes Interesse auf allen Seiten. Für Automobilhersteller<br />

entscheide das die Zukunft. Denn<br />

diese liegt angesichts begrenzter fossiler Rohstoffe<br />

naturgemäß in neuen Fahrzeugkonzepten.<br />

Der Durchbruch ist am Ende nur <strong>eine</strong> Frage<br />

der Zeit.<br />

Mehr im Netz:<br />

8 %<br />

19 %<br />

31%<br />

WELCHE ROLLE SPIELT DIE POLITIK FÜR DEN ERFOLG<br />

VON ELEKTROAUTOS?<br />

Sehr wichtige Rolle<br />

Wichtige Rolle<br />

Unwichtige Rolle<br />

Sehr unwichtige Rolle<br />

8 %<br />

Quelle: h&z Recherche<br />

23 %<br />

28 %<br />

Weitere Informationen zur Kurzumfrage zum Thema<br />

Elektromobilität finden Sie hier:<br />

http://huz.de/presse/pressemitteilungen<br />

42 %<br />

40 %<br />

II/2013 h&z magazin 15


Trends<br />

Die CPO-Agenda 2014:<br />

Hegen <strong>und</strong> Pflegen<br />

des eigenen Umfeldes<br />

16 h&z magazin II/2013


Trends<br />

<strong>Glück</strong> <strong>und</strong> Risiko liegen vor<br />

der eigenen Haustür:<br />

Drei wichtige Trends für die<br />

CPO -Agenda 2014.<br />

Dass der Teufel im Detail steckt, ist bereits sprichwörtlich.<br />

Für die CPOs weltweiter Unternehmen<br />

lauert er überdies vor der eigenen Haustür: Will<br />

der Einkauf zum globalen Erfolg s<strong>eine</strong>r Organisation<br />

beitragen, so muss er sich heute mehr denn<br />

je um sein direktes Umfeld kümmern, es hegen<br />

<strong>und</strong> pfl egen. Wer das erkenne, habe schon halb<br />

gewonnen, lautet die These von Tom Seal, Head<br />

of Research des renommierten Global Intelligence<br />

Network „Procurement Leaders“ in London. Hier<br />

die drei wichtigsten Trends, die CPOs für 2014<br />

im Blick behalten sollten:<br />

1. Outsourcing:<br />

Ein Trend verlangsamt sich<br />

Die Tendenz, Leistungen zuzukaufen, statt selbst<br />

zu produzieren, ist nicht neu. Bereits vor h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren begannen große Unternehmen wie der<br />

Autohersteller Ford, der bis dato alle Motorenteile<br />

selbst gefertigt hatte, Teile ihrer Produktion auszulagern.<br />

Damit war das Outsourcing geboren.<br />

Eine über viele Jahre praktikable Lösung, die nun<br />

wieder auf dem Prüfstand steht. Hierfür gibt es<br />

<strong>eine</strong> ganze Reihe von Gründen: Die Arbeitskosten<br />

der einstigen Niedriglohnländer in Asien steigen,<br />

ebenso die Preise für Rohmaterialien – <strong>und</strong> zwar<br />

deutlich schneller als die Lohnkosten vor Ort.<br />

Vorgaben zur Corporate Social Responsibility<br />

waren mehr als überfällig, erschweren aber die<br />

Zusammenarbeit mit Subunternehmern im Ausland.<br />

Überdies ist jede ausgelagerte Leistung mit<br />

immer komplexeren, kostspieligeren Vertragskonstruktionen<br />

verb<strong>und</strong>en. Der Verwaltungsaufwand<br />

wird dadurch zur kritischen Größe. Die Folge:<br />

Unternehmen konzentrieren sich bei der Auslagerung<br />

zunehmend auf Bereiche wie Catering,<br />

Property Management oder Druck, während sich<br />

das Outsourcing in anderen Bereichen merklich<br />

verlangsamt hat. Dazu zählen die Produktion<br />

<strong>und</strong> – als einzige indirekte Kategorie – die juristischen<br />

Dienstleitungen.<br />

2. Risiko:<br />

Wir sorgen uns um die falschen Dinge<br />

„Menschen sind sehr schlecht darin, Risiken einzuschätzen“,<br />

weiß Wirtschaftsforscher Tom Seal.<br />

Es liege in unserer Natur, dass wir immer etwas<br />

zu optimistisch an die Dinge herangingen. Der<br />

sogenannte „Schwarze Schwan“, ein seltenes,<br />

extremes Ereignis, ist laut Statistik äußerst unwahrscheinlich<br />

– kommt aber trotzdem vor. Und zwar<br />

häufi ger, als uns allen lieb ist, wie die jüngsten<br />

Erschütterungen der Weltwirtschaft gezeigt haben.<br />

Das ist aber noch längst nicht alles: „Wir<br />

sorgen uns um die falschen Dinge“, fügt Seal<br />

hinzu. Die neueste Untersuchung von Procurement<br />

Leaders ergab, dass die Risiken großer Ereignisse,<br />

etwa politischer Instabilität oder Lieferanteninsolvenz,<br />

erheblich überschätzt würden. Was<br />

Unternehmen wirklich zum Erliegen bringe, so<br />

der Experte, seien triviale Dinge wie Schneestürme<br />

<strong>und</strong> Maschinenausfälle, kurz: Alltäglichkeiten<br />

im unmittelbaren Umfeld. Demzufolge sei<br />

es sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Mitarbeiter<br />

aus Versehen den PC-Stecker ziehe, als dass<br />

sich ein Hacker oder gar ein Terrorist des IT-<br />

Systems bemächtige.<br />

Natürlich sind die weltweiten Katastrophen – politische<br />

wie ökologische – <strong>und</strong> ihr Einfl uss auf die<br />

Tom Seal ist Head of Research<br />

bei Procurement Leaders –<br />

Global Intelligence Network.<br />

Er hat fünfzehn Jahre Erfahrung<br />

im direkten <strong>und</strong> indirekten<br />

Einkauf sowie in Methoden <strong>und</strong><br />

Technologien für den Einkauf.<br />

II/2013 h&z magazin 17


Trends<br />

Tom Seal,<br />

Head of Research<br />

vom Global Intelligence<br />

Network „Procurement<br />

Leaders“ in London:<br />

Eine gegen alle Widrigkeiten gestählte<br />

Lieferkette lässt sich in vier Schritten erzeugen.<br />

erweiterte Lieferkette großer Unternehmen nicht<br />

mehr von der Hand zu weisen. CPOs müssen<br />

sich eingestehen, dass gerade diese Ereignisse<br />

kaum noch prognostizierbar sind. Ein effi zientes<br />

Mittel, um den immer unkalkulierbareren Großrisiken<br />

entgegenzuwirken, ist <strong>eine</strong> gegen alle<br />

Widrigkeiten gestählte resiliente Lieferkette. Diese<br />

lasse sich, so Seal, in vier Schritten erzeugen:<br />

Beim Ausfall <strong>eine</strong>r Anlage könne Standardisierung<br />

helfen, bestimmte Komponenten zeitnah an <strong>eine</strong>m<br />

anderen Standort zu beziehen. Die Herausforderung<br />

hierbei: Der Einkauf muss s<strong>eine</strong> internen <strong>und</strong><br />

externen K<strong>und</strong>en vom Wert standardisierter Produkte<br />

überzeugen, zugleich muss geklärt sein,<br />

wer die Rechte an den Standards besitzt.<br />

Ebenfalls sinnvoll sei der parallele Bezug bei<br />

mehreren Lieferanten. Dies erlaubt es Unternehmen,<br />

kontrollierter <strong>und</strong> zeiteffi zienter zu arbeiten<br />

<strong>und</strong> sich damit auch schneller von Störungen zu<br />

erholen. Es liegt auf der Hand, dass die parallele<br />

Arbeit mit zehn Direktlieferanten <strong>eine</strong> höhere Stabilität<br />

gewährleistet als <strong>eine</strong> Kette mit der gleichen<br />

Anzahl an Zulieferern.<br />

Ein weiterer Resilienz-Faktor ist laut Seal die Lieferantenbeziehung.<br />

Bei Auswahl <strong>und</strong> Pfl ege s<strong>eine</strong>r<br />

Bezugsquellen kann der CPO entscheidende<br />

Weichen für <strong>eine</strong> robuste Lieferkette stellen.<br />

Im vierten Schritt gehe es darum, so lange wie<br />

möglich fl exibel zu bleiben. Dies geschieht durch<br />

<strong>eine</strong> gezielte Verzögerung. Ein klassisches Beispiel<br />

ist die Verzögerungsstrategie von Benetton:<br />

Der Textilhersteller fertigt alle Kleidungsstücke in<br />

Weiß, um sie dann in letzter Minute nach der<br />

aktuellen Mode einzufärben.<br />

3. Globalisierung:<br />

Gekauft wird beim Händler um die Ecke<br />

„Die Globalisierung spielt im Einkauf <strong>eine</strong> weitaus<br />

geringere Rolle als gemeinhin angenommen“,<br />

berichtet Tom Seal. Manch ein CPO wird überrascht<br />

sein, dass nur etwa 20 Prozent aller Einkäufe<br />

interkontinental getätigt werden. „Das<br />

Meiste passiert direkt vor unserer Haustür“, erläutert<br />

Seal. Trotzdem sind viele Einkaufsteams extrem<br />

gut gerüstet für internationale Geschäfte,<br />

kennen sich hervorragend mit Währungen <strong>und</strong><br />

Bürokratien ferner Länder aus. Laut Seal ein planerischer<br />

Irrtum, denn diese Kenntnisse kämen<br />

im Einkauf kaum noch zum Zuge. Nachweislich<br />

fl ießen die von CPOs verantwor teten Ausgaben<br />

überwiegend in lokale Transaktionen. „Etwa ein<br />

Drittel der Gesamtausgaben erfolgt in derselben<br />

Stadt, ein weiterer hoher Anteil regional oder<br />

zumindest innerhalb Europas“, so der Wirtschaftsexperte.<br />

Daher komme es nicht selten vor, dass<br />

ein deutsches Unternehmen bei <strong>eine</strong>m chinesischen<br />

Zulieferer einkauft – jedoch nicht in Peking<br />

oder Schanghai, sondern direkt am deutschen<br />

Standort in München oder Düsseldorf.<br />

Fazit:<br />

Der Einkauf ist <strong>eine</strong> immer komplexere Funktion<br />

<strong>und</strong> in stetigem Wandel begriffen. Um Chancen<br />

<strong>und</strong> Risiken rechtzeitig zu erkennen, müssen CPOs<br />

<strong>eine</strong>n wachen Blick auf die Realität <strong>und</strong> ein gutes<br />

Fingerspitzengefühl fürs eigene Umfeld entwickeln.<br />

All dies natürlich unter Berücksichtigung<br />

ihrer erweiterten Lieferkette <strong>und</strong> aller damit verb<strong>und</strong>enen<br />

CSR-Anforderungen.<br />

18 h&z magazin II/2013


71 Hz*<br />

Gehirnaktivität beim Entwickeln<br />

exzellenter Konzepte für Ihre<br />

Business-Transformation-Projekte<br />

*Per Elektroenzephalografi e (EEG) kann man die<br />

elektrische Aktivität des Gehirns messen, indem<br />

Spannungsschwankungen an der Kopfoberfl äche<br />

aufgezeichnet werden. Signale im Frequenzbereich<br />

zwischen 38–70 Hz („Gamma-Wellen“) treten bei<br />

anspruchsvollen Tätigkeiten mit hohem Informationsfl<br />

uss auf.<br />

Exzellente Konzepte: In mehr als 600 Projekten haben die h&z Unternehmensberater<br />

bereits ihre herausragende Kom petenz für Business-<br />

Transformation-Beratung unter Beweis gestellt. Dabei beweisen sie<br />

immer wieder ein besonderes Einfühlungsvermögen. h&z – weil Business<br />

Trans formation Köpfchen <strong>und</strong> Einfühlungs vermögen braucht.<br />

A member of<br />

II/2013 h&z magazin 19


Intern<br />

4 Fragen an<br />

Alexander Batran<br />

Alexander Batran ist Projektmanager <strong>und</strong> Practiceleiter Einkauf bei h&z.<br />

Was haben Sie in der Zeit vor h&z gemacht?<br />

Ich habe an der Universität der B<strong>und</strong>eswehr München zum<br />

Thema Lieferantenentwicklung promoviert. Dort hatte ich bereits<br />

an Beratungsprojekten im Einkauf mitgearbeitet.<br />

Was macht für Sie die Faszination Ihres Berufes aus?<br />

Ich begleite Einkaufsprojekte – <strong>und</strong> wenn man über Optimierung<br />

im Einkauf spricht, hat das häufi g auch etwas „Missionarisches“:<br />

Echte Einkaufsoptimierung erfordert immer <strong>eine</strong> enge Zusammenarbeit<br />

mit den Schnittstellenpartnern, die es oftmals noch<br />

zu überzeugen gilt! Transformationsprojekte dieser Art machen<br />

die besondere Faszination der Beratung aus.<br />

Was ist das Besondere an h&z?<br />

Ich habe h&z bereits vor zehn Jahren kennengelernt, als ich<br />

an der Universität der B<strong>und</strong>eswehr <strong>eine</strong>n Kollegen bekam, der<br />

bei h&z gearbeitet hat. Ich war fast schon enttäuscht, dass sich<br />

mein klischeehaftes Bild <strong>eine</strong>s Unternehmensberaters nicht<br />

bestätigt hat. Auch ein gemeinsames Studentenprojekt, das<br />

folgte, änderte daran nichts – <strong>und</strong> so habe ich mich für h&z<br />

entschieden! Das Besondere hier sind die „Überzeugungstäter“,<br />

die wirklich etwas bewegen wollen. Und: dass im Projekt alle<br />

an der für den K<strong>und</strong>en besten Lösung arbeiten.<br />

Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?<br />

Im Sommer geht’s mit dem Mountainbike in die Berge. Nach<br />

<strong>eine</strong>m Anstieg auf der Alm in der Sonne zu sitzen ist ein echter<br />

Genuss. Aber eigentlich fängt die wichtigste Jahreszeit erst im<br />

Oktober an. Denn noch schöner ist es, die Sonne in <strong>eine</strong>m<br />

Tiefschneehang auf Skiern zu genießen!<br />

20 h&z magazin II/2013

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