Über Florence Allshorn
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Über Florence Allshorn
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der Schmerzen lehrte. Wahrhaftig, das war echtes Leben. Zu solcher<br />
Echtheit möchte ich bei allem, was ich tue, durchstoßen. Dieser Weg<br />
muss wohl durch Schmerzen gehen, und ich hoffe, ich habe dann im<br />
entsprechenden Augenblick den Mut, den Preis der Echtheit zu zahlen.<br />
Noch wage ich es nicht.«<br />
Kräfte drängten zum Licht. <strong>Florence</strong> erkannte die Gabe schöpferischen<br />
Gestaltens, die ihr in hohem Maße verliehen war. Sie<br />
studierte Kunst und Musik. Doch wieder verhüllte sich die klare<br />
Sicht. Durch ein Augenleiden, das <strong>Florence</strong> auch in späteren Jahren<br />
immer wieder zu schaffen machte, nahm ihr Leben eine andere<br />
Wendung, als sie geplant hatte. Vier Jahre Hauswirtschafts-Seminar<br />
statt Kunst akademie, Kochtöpfe statt Pinsel und Palette. Ein »krummer<br />
Weg« – und doch gehörte er zu Gottes Plan für ihr Leben, auch<br />
wenn ihr das damals noch verborgen war. <strong>Florence</strong> sagte zu dieser<br />
Enttäuschung »Ja«, und so wurde ein Stück Lebensschule daraus,<br />
die ihr später von hohem Wert war. Hauswirtschaftslehre und<br />
Kochen, Wäsche, Handarbeit, Kleidernähen und Psychologie waren<br />
die Fächer, die sie mit glänzenden Zeugnissen absolvierte. Beides<br />
zusammen – Kunst und Hauswirtschaft – hielt sie für nahezu ideal<br />
als Vorbereitung auf ein fruchtbares Leben. »Beides lehrte mich«,<br />
schrieb sie später, »die Kunst des Sehens und den Sinn für das echte<br />
Verhältnis der Dinge untereinander.« Sehen, das hieß für <strong>Florence</strong>,<br />
mit aufgeschlossenem Sinn und wachem Blick die Welt und die<br />
Menschen um sich her wahrzunehmen.<br />
Sehr bewusst durchlebte <strong>Florence</strong> die Werdejahre, in denen sie<br />
zugerüstet wurde. Ein fest umrissenes Ziel hatte sie noch nicht – sie<br />
tat nur den nächsten Schritt. Der führte sie für ein oder zwei Jahre<br />
in das Büro eines Cousins. Eintönig? Nicht für <strong>Florence</strong>. Mit In -<br />
teresse verfolgte sie auf dem Papier, welchen Weg die Kohleladungen<br />
von diesem Ort aus durch ganz England nahmen. Und – sie konnte<br />
sehen. Sie sah scherzende, ungehobelte junge Frauen, die täglich<br />
aus den Fabriken strömten. Unversorgt, oft ungeliebt, vielfach ver -<br />
wehten Blättern gleichend. Freilich, die Kirche hatte versucht, ihnen<br />
ein wenig Liebe entgegenzubringen. Aber diese Liebe hatte wohl<br />
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