Über Florence Allshorn
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Über Florence Allshorn
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Mitarbeiterinnen ständig ein. Einmal sagte sie zu einer von ihnen:<br />
»Es wird für das Mädchen schwierig sein, dich zu verstehen, und<br />
um gekehrt ist es ebenso. Du musst dich dahin begeben, wo sie ist,<br />
und sie von dort mitnehmen. Das aber braucht Zeit. Bringe sie nicht<br />
dazu, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, nur damit sie sieht, was du<br />
siehst. Sie vermag es noch nicht und verliert die Zusammenhänge,<br />
weil du nicht dort anfängst, wo sie in Wahrheit verstehen kann. So<br />
versuchst du gewaltsam, sie zu deiner Schau zu bringen. Das ist die<br />
Gefahr von uns ›einseitigen Fanatikern‹. Dazu werden wir nämlich,<br />
wenn wir nicht fähig sind, den Standpunkt des anderen zu erfassen<br />
und ihm dort zu begegnen.«<br />
Erziehung war für <strong>Florence</strong> immer ein wechselseitiges Ge -<br />
schehen. Sie hatte eine bemerkenswerte Fähigkeit, von anderen zu<br />
lernen, auch von solchen, die nicht ihre Reife besaßen. Sie sagte,<br />
keine Schülerin sei durch ihre Hände gegangen, von der sie nicht<br />
irgendetwas gelernt habe.<br />
»Eines, was mir in der Rückschau besonders klar wurde«, schrieb<br />
eine Kollegin, die vier Jahre mit ihr arbeitete, »war dieses, dass es<br />
sich trotz oder vielleicht gerade wegen ihres Vorangehens und ihres<br />
immer beweglichen Geistes so gut mit ihr leben und arbeiten ließ.<br />
Das lag wohl an ihrer unermüdlichen Geduld. Ich bin sonst keinem<br />
begegnet, in dem sich ein solch leidenschaftliches Ver langen<br />
nach Vollkommenheit mit einer solch liebenden Geduld gegenüber<br />
all unseren Unvollkommenheiten verband. Gewiss hatte <strong>Florence</strong><br />
<strong>Allshorn</strong> ihre Fehler, und sie wäre die Erste, die uns aus lachen würde,<br />
wenn wir ihr Bild in zu lichten Farben malten. Manchmal erwartete<br />
sie von den Schülerinnen zu viel oder ließ sich gelegentlich von ihrem<br />
Äußeren einnehmen, ohne die verborgenen Schwächen zu sehen. Sie<br />
konnte auch einmal der Gefahr erliegen, die Jüngeren stärker vorwärtszutreiben,<br />
als ihr zu folgen möglich war.«<br />
Das Erleben in St. Andrew’s und in Kennaway Hall wäre un -<br />
vollständig, würden wir nicht auch die langen Ferien erwähnen, die<br />
jede Erziehungsarbeit bietet. <strong>Florence</strong> genoss sie restlos. Eine ihr<br />
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