Über Florence Allshorn
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»Ich hatte einige hässliche Erlebnisse«, erzählt ein Brief. »Nie<br />
zuvor sah ich die Schwierigkeiten so scharf, und doch darf man wohl<br />
sagen, dass unter uns einiges in Bewegung ist. Menschen merken<br />
auf einmal, wie jeder jedem wehtut, und sind auch willig zuzugeben,<br />
dass sie selbst andere verletzen. Offen gestanden, mir graut vor dem,<br />
was vor mir liegt, wenn ich hierbleibe. Es scheint mein Los zu sein,<br />
immer mit solch ungewöhnlich schweren Dingen konfrontiert zu<br />
sein und gegen harte Köpfe anzurennen, die alles Schlechte in mir auf<br />
den Plan rufen. Du hast keine solch hässliche Empfindung in dir und<br />
kannst daher vielleicht kaum verstehen, wie mich das alles bedrückt.<br />
Es ist ja so schwer zu unterscheiden, wo wir uns mit Recht zurückziehen<br />
und wo die Empfindlichkeit beginnt. Ich merke aber, dass ich<br />
da zur Klarheit kommen und standhalten muss. Es gibt sicher einen<br />
Weg hindurch. Um ihn zu finden, muss ich meine Rechthaberei aufgeben.<br />
Wo aber sollte ich das lernen, wenn nicht hier? Daheim habe<br />
ich von dieser Veranlagung kaum etwas gemerkt.«<br />
Einer anderen Freundin schrieb sie: »Lass uns den Gedanken<br />
festhalten, dass wir nicht einer Institution dienen, sondern Mitarbeiter<br />
Gottes sind, ihm verantwortlich.«<br />
Die Bemerkung, »dass man die Dinge nicht einfach laufen lassen<br />
kann«, war charakteristisch für <strong>Florence</strong>. Wo immer sie den Eindruck<br />
hatte, dass etwas verkehrt lief, wusste sie sich gerufen, in die<br />
Bresche zu springen und irgendwie zu handeln. So lebte sie dauernd<br />
im Stand der Bereitschaft. Das bedeutete freilich auch die Willigkeit,<br />
den Kampf mit dem Übel aufzunehmen, anstatt in falscher Weise<br />
alles unter den Teppich zu kehren.<br />
In all ihren Briefen klang dieser Ton an. Sie schrieb z. B. einmal<br />
über den Umgang mit den Afrikanern: »Die Afrikaner sind bildungsfähig.<br />
Sie lernen rasch. Aber es bedarf einer unparteiischen<br />
Art, einer festen Hand und einer starken Geduld, die unermüdlich<br />
gegen ihre Fehler angeht. Es bedarf der großen Liebe, die weiß, dass<br />
jeder wertvoll ist.«<br />
Das Empfinden für die Gefahr, sich von allen kleinen Dingen des<br />
Alltags verschlingen zu lassen, war immer wach. »O hilf mir bitte<br />
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