bewegt - Spitex Basel

Riechemer Chirsi
sin die erschte
Seit dreihundert Jahren sind sie besungen,
geliebt und ein Symbol des Dorfes.
Die Rede ist von den «Riechemer
Chirsi». Zumindest die ältere Generation
in Riehen und der Region erinnert
sich noch, dass sich Riehen mit
Stolz das «Chirsidorf» nannte. Denn
die Kirschen aus Riehen waren die ersten
und weitherum die besten. Stolz
war das Dorf nicht nur auf die Früchte
selbst, sondern auch auf die Hochstammbäume.
Die zahlreichen Kirschenblüten
Anfang April hüllten das
Dorf in ein weisses, jungfräuliches
Hochzeitskleid und waren vielbesungen
und Inspirationen für zahlreiche
Gedichte.
Noch gibt es die Riechemer Chirsi.
Doch seit nunmehr ungefähr 50 Jahren
reduzierten sich die Hochstammbestände
von rund 7500 auf noch 650
Bäume. Verschwunden ist die viel besungene
Blütenpracht. Häuser, Strassen
und Planungsfehler brachten die
meisten der Hochstammbäume zum
Verschwinden. Im Juni 1942 konnten
die Besucher an einem «Chirsitag»,
den die Gemeinde Riehen für die Basler
organisierte, auf dem Weg von
der Tramhaltestelle Burgstrasse bis
zur Mohrhalde noch an Hunderten
von Hochstamm-Kirschbäumen vorbeidefilieren.
Heute ist dieses Areal
völlig überbaut.
Für den regionalen Markt oder die
Detailhändler reichen die heute noch
in Riehen produzierten Mengen nicht
mehr aus. Doch die gute Qualität und
die frühe Ernte der Riechemer Chirsi
sind geblieben. «Die Kirschen aus Riehen
haben den Vorteil, dass sie schon
im Juni auf den Markt kommen»,
sagt Riehens Gemeindepräsident Willi
Fischer, der früher selber einen Bauernhof
bewirtschaftete. Dass die Kirschen
schon Anfang Juni geerntet
werden, ist mit der milden Lage am
unteren Ende des Wiesentals und am
Rande der Oberrhein-Ebene begründet.
Hier wächst schliesslich auch guter
Wein. Ein Freudenfest für Liebhaber
und Gourmets ist der Dorfmarkt
im Juni. Dort nämlich stehen die Kirschen
frisch vom Baum, direkt vom
Produzenten zum Verkauf.
Die alte Tradition ist in Riehen nicht
vergessen. Die Hochstämme sind weiterhin
wichtig für das Landschaftsbild
und die Ökologie. Schon 1988
beschloss der Gemeinderat auf Empfehlung
der gemeinderätlichen Obst-
und Rebbaukommission verschiedene
Massnahmen zur Förderung der
Hochstammbäume, die bis heute ihre
Bedeutung haben. Und wer weiss,
vielleicht wird eines Tages – trotz der
überbauten Landflächen – wiederum
die weisse Blütenpracht, die von den
Kirschbäumen ausgeht, besungen und
die Riechemer Chirsi als Symbol des
Dorfes gefeiert.
Christof Wamister / jet
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