Gewässer – Tipps zur Sicherung von Kleingewässern - Cevi Schweiz
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fu-Fachdokumentation 2.026<br />
<strong>Gewässer</strong><br />
Autor: Bern 2011<br />
Manfred Engel<br />
bfu <strong>–</strong> Beratungsstelle für Unfallverhütung
fu-Fachdokumentation 2.026<br />
<strong>Gewässer</strong><br />
<strong>Tipps</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kleingewässern</strong><br />
Autor: Bern 2011<br />
Manfred Engel<br />
bfu <strong>–</strong> Beratungsstelle für Unfallverhütung
Autor<br />
Manfred Engel<br />
Leiter Haus / Freizeit / Produkte, bfu, m.engel@bfu.ch<br />
Dipl. Architekt FH; Architekturstudium an der ISBE in Bern. Mehrjährige Tätigkeit in privaten<br />
Architekturbüros in der deutschen und französischen <strong>Schweiz</strong> (Architekturleistungen für Wohn-,<br />
Sport-, Verwaltungs- und Gewerbebauten, Einkaufszentren). Seit 1997 Berater bei der bfu zu<br />
Sicherheitsfragen. Arbeitsschwerpunkte: Bauten für Kinder und Senioren sowie Umgebungsgestaltung.<br />
Vorstandsmitglied der <strong>Schweiz</strong>er Licht Gesellschaft, Mitglied der Begleitkommission<br />
Geländer und Brüstungen, Norm SIA 358 (<strong>Schweiz</strong>erischer Ingenieur- und Architektenverein).
Impressum<br />
Herausgeberin<br />
Autor<br />
Redaktion<br />
Projektteam<br />
Expertengruppe<br />
Druck/Auflage<br />
bfu <strong>–</strong> Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />
Postfach 8236<br />
CH-3001 Bern<br />
Tel. +41 31 390 22 22<br />
Fax +41 31 390 22 30<br />
info@bfu.ch<br />
www.bfu.ch<br />
Bezug auf www.bfu.ch/bestellen, Art.-Nr. 2.026<br />
Manfred Engel, dipl. Arch. FH, Leiter Haus / Freizeit / Produkte, bfu<br />
Jörg Thoma, dipl. Ing. TH, Leiter Beratung / Sicherheitsdelegierte / Produktesicherheit,<br />
Vizedirektor, bfu<br />
Regula Stöcklin, Fürsprecherin, Teamleiterin Recht, bfu<br />
Hanna Bieri, Sachbearbeiterin Haus / Freizeit, bfu<br />
Triform SA, Markus Bapst, Court Chemin 19, 1700 Fribourg,<br />
Amt für Wasser und Abfall Kt. Bern, Roland Bigler, Bern<br />
BAFU, Sektion <strong>Gewässer</strong>reinhaltung, Edwin Müller, Bern<br />
Gartenfachschule und Gestaltung GmbH, Peter Wyler, Uetikon am See,<br />
Pro Natura, Urs Tester, Basel<br />
<strong>Schweiz</strong>erische Lebensrettungsgesellschaft SLRG, Andreas Racheter, Nottwil<br />
Bubenberg Druck- und Verlags-AG, Monbijoustrasse 61, CH-3007 Bern<br />
1/2009/2000, 2/2011/4000<br />
Gedruckt auf FSC-Papier<br />
© bfu 2011 Alle Rechte vorbehalten; Reproduktion (z. B. Fotokopie), Speicherung, Verarbeitung und<br />
Verbreitung sind mit Quellenangabe (s. Zitationsvorschlag) gestattet.<br />
Zitationsvorschlag<br />
Engel M. <strong>Gewässer</strong>: <strong>Tipps</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kleingewässern</strong>. Bern: bfu <strong>–</strong> Beratungsstelle für<br />
Unfallverhütung; 2011. bfu-Fachdokumentation 2.026.<br />
Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir darauf, konsequent die männliche und weibliche<br />
Formulierung zu verwenden.<br />
Wir bitten die Lesenden um Verständnis.
Inhalt<br />
I. Einleitung 7<br />
II. Ausgangslage 8<br />
1. Unfallursachen 8<br />
2. <strong>Gewässer</strong>schutz 9<br />
3. Bauwerke und Gefahren 9<br />
4. Baustellen 10<br />
5. Baustellenentwässerung 11<br />
5.1 Generell 11<br />
5.2 Normen und Vorschriften 11<br />
5.3 Sicherheitsanforderungen 11<br />
III. Schutzmassnahmen 12<br />
1. Gefrorene Wasserflächen 12<br />
2. Gestaltungs- und Sicherheitsprinzipien 13<br />
3. <strong>Gewässer</strong> und grössere Feuchtbiotope 14<br />
4. Stufenbau 15<br />
5. Anheben des Grundes 16<br />
6. Einfriedung 17<br />
7. Zugang 17<br />
8. Gitterkonstruktion 18<br />
IV. Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n 19<br />
1. Realisierte Objekte 19<br />
2. Beispiele 19<br />
2.1 Renaturierungen / Revitalisierung im Wohnumfeld 19<br />
2.2 Retentions-Filterbecken 20<br />
2.3 Badeteich im Garten 20<br />
2.4 Schwimmbad im Garten 21<br />
2.5 Mobile Schwimmbecken 22<br />
2.6 Biotop und Teich 22<br />
2.7 Regenwassernutzung 23<br />
2.7.1 Regenwassertanks 23<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Inhalt 5
2.8 Wasserfässer 24<br />
2.9 Spielplatz am Wasser 24<br />
2.10 Wasser auf urbanen Plätzen 25<br />
2.11 Einlaufbauwerke bei Fliessgewässern 25<br />
2.12 Versickerungsbecken oder -mulde 26<br />
V. Rechtliche Aspekte 27<br />
1. Phase der Projektierung, Planung und Realisierung 27<br />
2. Zivil- und strafrechtliche Folgen 28<br />
3. Eisflächen 29<br />
bfu-Fachdokumentationen 32<br />
6 Inhalt bfu-Fachdokumentation 2.026
I. Einleitung<br />
Umgebungsgestaltung: Seit Jahren hält der Trend<br />
zum Feuchtbiotop, Schwimmteich, Pool oder Retentionsbecken<br />
auf privatem und öffentlichem<br />
Grund an. Neben den eigentlichen Feuchtbiotopen,<br />
d. h. den <strong>Gewässer</strong>n mit einem natürlichen, seichten<br />
Wasser-Land-Übergang, treffen wir anstelle<br />
eintöniger Rasenflächen, ungenutzter Ecken und<br />
geteerter Plätze zunehmend auf kunstvoll angelegte<br />
Teichanlagen, Brunnen und Wasserspiele.<br />
Anziehungspunkte: Ob diese feuchten Oasen in<br />
unseren Breiten nun aus ökologischen, pädagogischen<br />
oder ästhetischen Überlegungen heraus<br />
entstehen, sie üben eine magische Anziehungskraft<br />
auf Jung und Alt aus. Die grosse Vielfalt <strong>von</strong> Wasser,<br />
Pflanzen und Tieren weckt insbesondere die<br />
Neugierde der jungen und jüngsten Entdecker.<br />
Längst haben auch Lehrpersonen den pädagogischen<br />
Nutzen der Feuchtbiotope erkannt und praktizieren<br />
hier das vielfach propagierte «Lernen am<br />
Objekt».<br />
Auf der Basis des Nutzungs- und Sicherheitsplans<br />
sind dann die Sicherheitsmassnahmen abzuleiten<br />
(Tabelle 2, S. 30/31).<br />
Keine Barriere für Tiere: Schutzelemente für Menschen<br />
sollten nicht <strong>zur</strong> Barriere für Tiere werden.<br />
Ein bis auf den Boden reichender Zaun lässt zum<br />
Beispiel einen Igel nicht mehr ans Wasser gelangen<br />
oder ein Zementrohr im Wasser kann für verschiedene<br />
Tiere <strong>zur</strong> Falle werden.<br />
Gefahrenpotenzial: Bei der Realisierung eines <strong>Gewässer</strong>s<br />
gilt es als Erstes, den Nutzen der Anlage<br />
genau zu definieren: Soll im Wasser geschwommen<br />
werden? Ist es ein Naturreservoir, ein Zierelement,<br />
eine Retentionsanlage oder vieles andere<br />
mehr? Anhand der Ausgangslage ist eine detaillierte<br />
Analyse der Gefahren vorzunehmen, in der<br />
die Nutzungen, die Benutzenden und die Risiken<br />
aufgeführt sein müssen. Wichtig ist zum Beispiel zu<br />
wissen: Welche Altersgruppe ist anzutreffen? Sind<br />
Kleinkinder unbeaufsichtigt? Könnten Menschen<br />
ertrinken? Sind Rettungsgeräte vorhanden? Ist ein<br />
Absturz ab einer gewissen Höhe möglich? usw.<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Einleitung 7
II. Ausgangslage<br />
1. Unfallursachen<br />
Tödlich Unfälle durch Ertrinken ereignen sich in der<br />
Regel weniger in Badeanstalten als in <strong>Gewässer</strong>n<br />
wie Seen, Flüssen und grösseren Bächen. Grosse<br />
<strong>Gewässer</strong> werden <strong>von</strong> Erwachsenen zwar bewusst<br />
als Gefahr für Kinder wahrgenommen, dennoch<br />
werden Kleinkinder oft zu wenig beaufsichtigt. Nur<br />
durch eine ständige Betreuung könnte die Mehrzahl<br />
dieser Unfälle verhindert werden.<br />
Aber auch in <strong>Kleingewässern</strong> passieren tragische<br />
Unfälle. Sehr oft könnten solche Tragödien durch<br />
entsprechende Schutzvorrichtungen vermieden<br />
werden. Wichtig ist, Eltern, Kinder und Besitzer <strong>von</strong><br />
<strong>Gewässer</strong>n für die Gefahren zu sensibilisieren. Zu<br />
bedenken ist auch, dass manchmal Kinder <strong>von</strong><br />
Nachbarn oder Gästen verunfallen, da sich weder<br />
die Eltern noch die Kinder der Gefahr bewusst sind.<br />
Technische Massnahmen bieten die grösste Sicherheit<br />
zum Schutz der Menschen.<br />
Kleingewässer sehen harmlos aus. Jedoch stellt<br />
schon eine geringe Wassertiefe eine tödliche Gefahr<br />
dar. Am häufigsten sind Kleinkinder bis<br />
4 Jahre betroffen. Detaillierte Informationen können<br />
den bfu-Grundlagen, «Tödliche Ertrinkungsfälle<br />
in der <strong>Schweiz</strong>, 2000<strong>–</strong>2009», entnommen<br />
werden (Art.-Nr. 2.058).<br />
http://www.bfu.ch/bestellen.<br />
Wasser zieht die meisten Kinder magisch an: Es<br />
lässt sich hervorragend damit spielen und bei Biotopen<br />
kann man zudem allerhand interessante<br />
Pflanzen, Frösche, Fische usw. beobachten und<br />
kennenlernen.<br />
Die Gefahren sind den Kindern jedoch noch unbekannt,<br />
weshalb sie sich bei ihren Erkundungen zu<br />
weit vorwagen und <strong>–</strong> sei es durch Ausrutschen<br />
oder Verlieren des Gleichgewichts <strong>–</strong> ins Wasser<br />
fallen. Da sich diese Unfälle meist dann zutragen,<br />
wenn die Kinder nicht durch Erwachsene beaufsichtigt<br />
sind, kann jede Hilfe zu spät kommen.<br />
Verlauf <strong>von</strong> Unfällen: Kleinkinder verfügen nicht<br />
über einen reflexartigen Schutzmechanismus, der<br />
die Atemwege im Wasser verschliesst. Oft sind sie<br />
noch nicht in der Lage, ihren verhältnismässig<br />
schweren Kopf über Wasser zu halten. Schon<br />
wenige Zentimeter Wasser können deshalb <strong>zur</strong><br />
Todesfalle werden. Ein Kind kann in weniger als<br />
20 Sekunden ertrinken <strong>–</strong> typischerweise lautlos.<br />
Eine unbekannte Zahl <strong>von</strong> Kindern kann zwar gerettet<br />
werden. Einige <strong>von</strong> ihnen tragen jedoch <strong>–</strong><br />
bedingt durch die ausgefallene Sauerstoffzufuhr <strong>–</strong><br />
einen irreparablen Hirnschaden da<strong>von</strong>. In anderen<br />
Fällen werden Kinder in ihrer Entwicklung um Monate<br />
oder Jahre <strong>zur</strong>ückgeworfen und die einfachsten<br />
Funktionen müssen mühsam wieder erlernt<br />
bzw. therapeutisch aufgebaut werden.<br />
8 Ausgangslage bfu-Fachdokumentation 2.026
2. <strong>Gewässer</strong>schutz<br />
3. Bauwerke und Gefahren<br />
<strong>Gewässer</strong>schutzgesetz: Das oberste Ziel des <strong>Gewässer</strong>schutzes<br />
in der <strong>Schweiz</strong> ist, die <strong>Gewässer</strong><br />
vor «nachteiliger Einwirkung» zu schützen. Diese<br />
Maxime stammt aus dem <strong>Gewässer</strong>schutzgesetz.<br />
Wie dieses Ziel erreicht werden soll, ist im Gesetz<br />
präzisiert. Vereinfacht kann gesagt werden, dass<br />
<strong>Gewässer</strong> als Ganzes, also als Lebensraum erhalten<br />
werden sollen. Daraus zieht der Gesetzgeber den<br />
Schluss, dass er gleichzeitig die Lebensgrundlage<br />
(Trinkwasser) für den Menschen sicherstellt.<br />
Wasserkreislauf: <strong>Gewässer</strong>schutz ist demnach auch<br />
Naturschutz. Das Aufrechterhalten respektive Wiederherstellen<br />
des natürlichen Wasserkreislaufs<br />
bedingt bauliche Eingriffe. Das sind beispielsweise<br />
<strong>Gewässer</strong>renaturierungen, Versickerungsanlagen,<br />
Rückhaltebecken oder andere Massnahmen, die<br />
dazu dienen, den Kreislauf möglichst zu erhalten.<br />
Interessenkonflikte: In der Realität bestehen Interessenkonflikte<br />
zwischen Ökologie und Ökonomie,<br />
die sich insbesondere in Zusammenhang mit der<br />
landwirtschaftlichen Nutzung, der Elektrizitätsproduktion,<br />
dem Tourismus und dem Hochwasserschutz<br />
zeigen.<br />
Abbildung 1<br />
Wasser-Baustelle<br />
Für Kinder sind offene <strong>Gewässer</strong> immer risikoreich,<br />
seien diese nun natürlich oder künstlich angelegt.<br />
Hinzu kommen zusätzliche Gefahren, verursacht<br />
durch die Bauwerke selbst.<br />
Die Gefahren in Zusammenhang mit wasserbaulichen<br />
Massnahmen sind vielfältig und können oft<br />
schlecht eingeschätzt werden. Für die Unfallprävention<br />
stehen vor allem folgende Vorkehrungen<br />
im Vordergrund:<br />
• Schutzmassnahmen bei Baustellen<br />
• bleibender Schutz bei Bauwerken mit speziellen<br />
Gefahren<br />
Bereits bei der Planung müssen die besonderen<br />
Gefahren berücksichtigt werden. Eine gute Planung<br />
beinhaltet ein Abschätzen der allfälligen<br />
Unfallrisiken und <strong>–</strong> gestützt auf die Ergebnisse <strong>–</strong><br />
die Integration <strong>von</strong> Massnahmen.<br />
Eine solche Analyse ist vor allem für <strong>Gewässer</strong> im<br />
Siedlungsbereich unabdingbar. Das betrifft in erster<br />
Linie die Offenlegung <strong>von</strong> Bächen und den Bau <strong>von</strong><br />
Rückhaltebecken und Versickerungsmulden.<br />
Ausserhalb des Siedlungsbereichs ist vor allem bei<br />
Hochwasserschutzdämmen, Staudämmen, grossen<br />
Regenrückhaltebecken und Geschiebesammlern<br />
Vorsicht geboten.<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Ausgangslage 9
4. Baustellen<br />
Anziehungspunkt Baustelle: In der Praxis zeigt sich,<br />
dass die Gefahren <strong>von</strong> Baustellen allgemein und<br />
insbesondere <strong>von</strong> Baustellen an und in <strong>Gewässer</strong>n<br />
unterschätzt werden. Baustellen am Wasser sind<br />
etwas Besonderes und daher ein Anziehungspunkt<br />
für Alt und Jung. Leider bergen sie auch besondere<br />
Gefahren, wie zum Beispiel das Abrutschen <strong>von</strong><br />
Steilböschungen, Abstürze bei Sonderbauwerken,<br />
Ertrinkungsgefahr bei ungesicherten Vertiefungen<br />
oder Versinken im Schlamm in provisorischen<br />
Schlammsammlern und Absetzbecken<br />
(Abbildung 1, S. 9).<br />
Baustellen können teilweise unter Führung besichtigt<br />
werden. Kinder dürfen auf Baustellen nie unbeaufsichtigt<br />
sein, deshalb sind sie bei einem Besuch<br />
immer zu begleiten.<br />
Bei linienförmigem Baufortschritt können Baustellen<br />
nur schlecht gesichert werden. Befinden sie sich<br />
aber im näheren Bereich <strong>von</strong> Siedlungen, sind Absperrmassnahmen<br />
zu treffen, die das Schutzziel<br />
erfüllen. Dies vor allem, um mit einer physischen<br />
Barriere anzuzeigen, dass hier Gefahr besteht.<br />
Tabelle 1<br />
Risikoanalyse<br />
Bauwerk / Nutzung Gefahr Risikogruppen Sicherheitsmassnahmen<br />
Renaturierter Bach im Siedlungsbereich<br />
Grosse Einleitung im Siedlungsgebiet<br />
Entlastungsbauwerk bei Rückhaltebecken,<br />
Hochwasserschutzdamm<br />
Rückhaltebecken, Versickerungsmulden,<br />
Retentionsfilterbecken,<br />
Teich<br />
Geschiebesammler, Schlammsammler,<br />
Absetzbecken<br />
Ertrinken<br />
Absturz, Ertrinken bei<br />
plötzlichem Hochwasser<br />
Absturz<br />
Kinder und<br />
Senioren<br />
Kinder und<br />
Senioren<br />
Kinder,Erwachsene<br />
(Senioren)<br />
- flache Ufer<br />
- Zugänglichkeit durch Bepflanzung erschweren<br />
- geringe Gerinntiefe<br />
- Kinder beaufsichtigen<br />
- Zugänge zu Bauwerken verhindern<br />
- Schachtdeckel abschliessen<br />
- Kinder bei Regen vom <strong>Gewässer</strong> fernhalten<br />
- Zugang durch geeignete bauliche Massnahmen<br />
absperren<br />
Ertrinken Kinder - exponierte Stellen im Siedlungsbereich umzäunen<br />
- Kinder beaufsichtigen<br />
- sich bei Regen fernhalten<br />
Ertrinken nach Absturz<br />
Kinder und<br />
Ortsunkundige<br />
- Zugang versperren (Umzäunung, dichte<br />
Bepflanzung)<br />
Staudämme<br />
Ertrinken unterhalb <strong>von</strong> Staudämmen<br />
nach überraschendem<br />
Anschwellen des Wassers<br />
Kinder und<br />
Erwachsene<br />
- Informationen der Kraftwerkbetreiber beachten<br />
- Kinder beaufsichtigen<br />
- sich bei Regen fernhalten<br />
10 Ausgangslage bfu-Fachdokumentation 2.026
5. Baustellenentwässerung<br />
5.2 Normen und Vorschriften<br />
5.1 Generell<br />
Baustellenabwässer sind nicht unproblematisch<br />
und müssen einer Baustellenentwässerung <strong>zur</strong><br />
Reinigung und Klärung zugefügt werden, wenn<br />
durch das Bauvorhaben unter- oder oberirdische<br />
<strong>Gewässer</strong> oder Abwasseranlagen beeinträchtigt<br />
werden können.<br />
Der ph-Wert entscheidet, ob ein Baustellenabwasser<br />
in die öffentliche Kanalisation oder in ein Oberflächenwasser<br />
geleitet wird oder eventuell versickern<br />
darf. (Die Abkürzung «pH» steht für pondus<br />
Hydrogenii oder potentia Hydrogenii: lat. Pondus<br />
«Gewicht»; potentia «Kraft»; Hydrogenium<br />
«Wasserstoff».)<br />
Keine Baustellenentwässerung könnte allenfalls<br />
erforderlich sein:<br />
• bei einer Baustelle ohne Abwasser,<br />
• wenn das Abwasser keine Gefahr für die<br />
<strong>Gewässer</strong> und das Grundwasser darstellt,<br />
• wenn die Baustelle weniger als 3 Monate besteht<br />
und weniger als 1 m 3 Abwasser pro Tag<br />
anfällt.<br />
Die Norm SIA 431 «Entwässerung <strong>von</strong> Baustellen»<br />
ist beizuziehen und einzuhalten. Zudem sind die<br />
kantonalen Vorschriften <strong>zur</strong> « Bauplatzeinrichtung»<br />
sowie die allgemeinen örtlichen und kantonalen<br />
Bestimmungen zu berücksichtigen.<br />
5.3 Sicherheitsanforderungen<br />
Die meisten Baustellen in der <strong>Schweiz</strong> befinden<br />
sich in urbanen Räumen (Dörfern und Städten), wo<br />
sich Kinder und Erwachsene in unmittelbarer Nähe<br />
aufhalten. Die Baustellen und die dazugehörigen<br />
Wasserreinigungssysteme müssen jederzeit kindersicher<br />
(Abbildung 9/10, S. 17) eingefriedet oder<br />
schwer bekletterbar sein, damit niemand in den<br />
teilweise grossen und tiefen Becken ertrinken<br />
kann. Es dürfen daher auch keine Materiallager<br />
oder andere Aufstiegshilfen in der Nähe der Wasserbecken<br />
befinden. Werden auf Grossbaustellen<br />
im Hoch- und Tiefbau Besucherführungen angeboten,<br />
sind erhöhte Sicherheitsmassnahmen im technischen,<br />
organisatorischen und personellen Bereich<br />
zu realisieren.<br />
Detaillierte Abklärungen sind immer frühzeitig mit<br />
der Baubewilligungsbehörde und dem kantonalen<br />
Amt für Wasser und Abfall vorzunehmen.<br />
Abbildung 2<br />
Baustellenentwässerung im Erdreich<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Ausgangslage 11
III. Schutzmassnahmen<br />
Kinder und ältere Menschen schützen: Bei Projektierung,<br />
Planung und Realisierung <strong>von</strong> <strong>Gewässer</strong>n<br />
tauchen regelmässig Fragen auf, die die Sicherheit<br />
im Allgemeinen betreffen. Mit dem unbeaufsichtigten<br />
Verweilen der jüngsten Quartierbewohner am<br />
Wasser muss jederzeit gerechnet werden. Diese<br />
Tatsache kann weder durch ein Verbot noch durch<br />
die Information der Anwohner oder die viel zitierte<br />
«elterliche Sorgfaltspflicht» geändert werden. Es ist<br />
deshalb <strong>von</strong> grosser Bedeutung, Kinder vor Gefahren<br />
zu schützen, die sie nicht oder nur schwer als<br />
solche erkennen, das heisst, es dürfen keine versteckten<br />
Gefahren oder Fallen vorhanden sein.<br />
Auch ältere Menschen können die Gefahren teilweise<br />
nicht rechtzeitig erkennen.<br />
Keine Lebensschulung möglich: Die Erfahrung mit<br />
begrenzten, vom Kind erkennbaren Risiken mit<br />
allenfalls geringen Unfallfolgen gehört <strong>zur</strong> Lebensschulung.<br />
Ein Kind soll lernen, mit Gefahren zu<br />
leben und damit umzugehen. Dadurch wird sein<br />
Gefahrenbewusstsein geschärft, was ihm bei anderen<br />
Gefährdungen zugutekommt. Um das Ertrinken<br />
zu verhindern, darf man sich jedoch nicht auf<br />
erzieherische Massnahmen allein verlassen, denn<br />
bei Unfällen mit Wasser gibt es häufig keine Alternative<br />
zwischen Leben und Tod. Im Winter besteht<br />
zudem <strong>–</strong> auch für grössere Kinder <strong>–</strong> die Gefahr,<br />
beim Betreten einer Eisfläche einzubrechen; eine<br />
Rettung gestaltet sich oft schwierig.<br />
oder in der näheren Umgebung die Welt selber zu<br />
entdecken. Deshalb sind <strong>Gewässer</strong> im unmittelbaren<br />
Wohnumfeld der Kinder in der Regel mit<br />
technischen Schutzmassnahmen zu sichern. Aber<br />
auch Standorte, die über 200 m vom Wohnumfeld<br />
entfernt sind, werden <strong>von</strong> Kindern rasch entdeckt.<br />
Das kann bedeuten, dass bestehende <strong>Gewässer</strong><br />
neu analysiert und gesichert werden müssen, wenn<br />
sich die Gefährdungsbilder (Benutzergruppen)<br />
geändert haben, z. B. durch den Bau neuer Wohnquartiere.<br />
1. Gefrorene Wasserflächen<br />
Wasser hat nicht nur im Sommer eine grosse Anziehungskraft.<br />
Im Winter, wenn sich nach einer<br />
langen Kälteperiode Eis bildet, werden die Wasserflächen<br />
<strong>von</strong> den Menschen erneut in Beschlag<br />
genommen. Bergseen werden für grössere Sportanlässe<br />
(Pferderennen, Langlauf, Wintertriathlon)<br />
freigegeben, aber auch kleinere <strong>Gewässer</strong> im Mittelland<br />
und in den Voralpengebieten frieren in den<br />
Wintermonaten zu und sind zum Schlittschuhlaufen<br />
sehr beliebt. Aber Achtung, nicht jede Eisfläche<br />
ist tragfest. Eis schwimmt und damit es freigegeben<br />
werden kann, müssen einige Anforderungen<br />
erfüllt sein.<br />
Detaillierte Informationen sind der Dokumentation<br />
der SLRG «Tragverhalten <strong>von</strong> Eis» zu entnehmen.<br />
<strong>Gewässer</strong> sichern: Normalerweise sind Kinder im<br />
Vorschulalter beaufsichtigt. Eine hundertprozentige<br />
Aufsicht ist aber nicht möglich. Die Kinder müssen<br />
Gelegenheit haben, im Garten, auf dem Spielplatz<br />
<strong>Schweiz</strong>erische Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG,<br />
Postfach 161, 6207 Nottwil, 041 939 21 21,<br />
info@slrg.ch; www.slrg.ch<br />
12 Schutzmassnahmen bfu-Fachdokumentation 2.026
2. Gestaltungs- und Sicherheitsprinzipien<br />
Die nachfolgend aufgeführten Massnahmen lassen<br />
sich beim Neubau eines <strong>Gewässer</strong>s realisieren,<br />
bieten aber auch Möglichkeiten, eine bestehende<br />
Anlage zu sichern. Je nach Lage, Grösse und Art<br />
des Bauwerks muss aus den verschiedenen Möglichkeiten<br />
die geeignetste ausgewählt werden. Oft<br />
ist eine Kombination verschiedener Massnahmen<br />
die ideale Lösung.<br />
Vorbeugende Massnahmen:<br />
• <strong>Gewässer</strong> nur an gut einsehbaren Stellen anlegen.<br />
• Der Wasserspiegel sollte sich nicht in einer<br />
Senke befinden.<br />
• Grill- und Picknick-Plätze nicht unmittelbar an<br />
ungesicherten <strong>Gewässer</strong>n anlegen.<br />
• Durch die Wahl <strong>von</strong> hochwüchsigen Pflanzen/<br />
Büschen Uferbereiche schaffen, die nicht begangen<br />
werden sollen.<br />
• Gut zugängliche Stellen durch eine mindestens<br />
1 m breite Flachwasserpartie sichern. Das erlaubt,<br />
einen Teil des <strong>Gewässer</strong>s beim Flachwasserbereich<br />
als Spielufer auszubilden.<br />
Abbildung 3<br />
Unterteilung in einen «Spielteich» und einen durch Umzäunung<br />
gesicherten tieferen Teich<br />
• Unfälle sind häufig auf zu tiefe oder instabile<br />
Randbereiche (lose Platten und Steine, schlammig-sumpfiger<br />
Untergrund) <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />
Auf stabile, griffige Materialien im Uferbereich<br />
ist deshalb zu achten.<br />
• Durch das Anbringen <strong>von</strong> Rettungsutensilien<br />
(Rettungsring, -ball, -würfel, -stange usw.) kann<br />
auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden.<br />
Wassertiefe: Weiher werden nach Auskunft <strong>von</strong><br />
erfahrenen Fachleuten in der Regel mit zu grossen<br />
Wassertiefen konzipiert.<br />
• Gemäss den Empfehlungen des <strong>Schweiz</strong>erischen<br />
Ingenieur- und Architektenvereins SIA,<br />
Dokumentation D 002 Unfallsicherheit <strong>von</strong><br />
Hochbauten, «dürfen Planschbecken und Teiche<br />
im Spielbereich eine Wassertiefe <strong>von</strong> maximal<br />
20 cm aufweisen».<br />
• Die Flachwasserzone am Rand darf maximal<br />
20 cm tief und muss mindestens 1 m breit sein.<br />
• Jede weitere Stufe darf dann wieder nur 20 cm<br />
tiefer und muss mindestens 1 m breit angelegt<br />
werden. Das heisst, die gesamte Wasseranlage<br />
muss im Stufenbau erfolgen (Abbildung 5/6,<br />
S. 15).<br />
• Beim Bau eines <strong>Gewässer</strong>s sollte der Wasserüberlauf<br />
so gestaltet werden, dass die maximale<br />
Wassertiefe <strong>–</strong> auch nach einer Regenperiode <strong>–</strong><br />
nicht überschritten wird.<br />
• Im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland genügt eine maximale<br />
Wassertiefe <strong>von</strong> 60<strong>–</strong>80 cm, um ein Austrocknen<br />
resp. vollständiges Zufrieren des Gartenweihers<br />
zu verhindern.<br />
• In 30<strong>–</strong>60 cm Tiefe gedeihen auch Seerosen (je<br />
nach Art!).<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Schutzmassnahmen 13
3. <strong>Gewässer</strong> und grössere Feuchtbiotope<br />
Während ein Teil der Anlage für kleine Kinder zugänglich<br />
ist, kann der andere durch einen Zaun<br />
gesichert werden (Abbildung 3, S. 13).<br />
Anlagen, die über das «übliche» Mass <strong>von</strong> Gartengewässern<br />
hinausgehen, werden häufig zu einem<br />
Treffpunkt für Gross und Klein (Abbildung 4).<br />
Dementsprechend wird auch die Umgebung einladend<br />
gestaltet. Bei der Planung muss die Sicherheit<br />
mitberücksichtigt werden.<br />
Planerische Möglichkeiten: Wo grössere Flächen<br />
<strong>zur</strong> Erstellung einer Weiher-, Retentions- oder Versickerungsanlage<br />
<strong>zur</strong> Verfügung stehen, stellt sich<br />
grundsätzlich die Frage nach einer sinnvollen Gesamtkonzeption.<br />
Leider wird häufig einem überdimensionierten<br />
Weiher gegenüber differenzierteren<br />
Lösungsmöglichkeiten der Vorrang gegeben.<br />
Dies ist aus ökologischer Sicht <strong>–</strong> wie auch vom Aspekt<br />
der Sicherheit her <strong>–</strong> wenig zufriedenstellend.<br />
Unterteilung <strong>von</strong> Weihern: Oft empfiehlt es sich,<br />
statt ein einziges grosses <strong>Gewässer</strong> zwei oder mehrere<br />
kleinere <strong>Gewässer</strong>kammern anzulegen. Diese<br />
können durch Gräben miteinander verbunden<br />
werden, deren Ränder sich bepflanzen lassen.<br />
Um ein gefährliches <strong>Gewässer</strong> zu sichern, kann<br />
diese Möglichkeit auch nachträglich realisiert werden,<br />
indem ein Teil als «Spielteich» durch Aufschüttung<br />
abgetrennt, der andere z. B. durch einen<br />
Zaun gesichert wird (Abbildung 3, S. 13).<br />
Schulweiher: Für Schulen mit grösserem Umschwung<br />
eignet sich eine vielgestaltige Anlage mit<br />
verschiedenen Lebensräumen am besten, beispielsweise<br />
mit einer Gliederung in zwei oder mehrere<br />
Becken (Abbildung 3, S. 13). Eines da<strong>von</strong><br />
könnte durchaus ein eingezäunter Fischteich sein.<br />
Eine Ganzheitlichkeit anstrebend, würde bei dieser<br />
Variante der Schaffung einer reichhaltigen Landzone<br />
rund um die Weiheranlage vermehrte Bedeutung<br />
geschenkt. Magerwiese, Laub- und Nadelbäume,<br />
seltene Pflanzen, Insekten und Landtiere<br />
wie Eidechsen usw. würden in Verbindung mit der<br />
Vielfalt im Weiher eine reichhaltige Lebensgemeinschaft<br />
repräsentieren. Pädagogisch wie auch vom<br />
Aspekt der Sicherheit her stellt dies eine interessante<br />
Möglichkeit dar.<br />
Abbildung 4<br />
Schulanlage<br />
14 Schutzmassnahmen bfu-Fachdokumentation 2.026
4. Stufenbau<br />
Der Stufenbau ist ökologisch sehr interessant und<br />
trägt entscheidend dazu bei, Gartenweiher, Retentionsbecken<br />
oder andere <strong>Gewässer</strong> sicher zu gestalten.<br />
Durch die Gliederung des <strong>Gewässer</strong>s in<br />
verschiedene Stufen besteht die Möglichkeit, für<br />
jede Pflanze die idealen Bedingungen zu schaffen<br />
(Gartenbau-/Weiherbau-Spezialisten fragen). Die<br />
Flachwasserzone stellt zugleich eine «Sicherheitszone»<br />
dar; ein Kleinkind, das ins Wasser fällt, wird<br />
darin aufgefangen.<br />
Schutzmassnahmen:<br />
• Die Flachwasserzone am Rand muss mindestens<br />
1 m breit und darf nicht tiefer als 20 cm sein.<br />
Dies ermöglicht eine ideale Sicht auf die<br />
reichlich vorhandene Pflanzen- und Tierwelt<br />
und trägt viel <strong>zur</strong> Sicherheit eines <strong>Gewässer</strong>s<br />
bei.<br />
• Die Flachwasserzone muss mit einem trittsicheren,<br />
nicht nachgebenden, nicht schlüpfrig werdenden<br />
Boden versehen sein. Kleinkinder, die<br />
ins Wasser fallen, stützen sich reflexartig mit<br />
ihren Händen ab, um Luft zu kriegen. Ist der<br />
Boden des <strong>Gewässer</strong>s in der Flachwasserzone<br />
schlammig oder schlüpfrig, finden sie keinen<br />
Halt und können trotz der geringen Wassertiefe<br />
ertrinken.<br />
• Niveauschwankungen <strong>–</strong> viel Wasser nach einer<br />
Regenperiode, wenig Wasser bei Trockenheit <strong>–</strong><br />
müssen mit einem Stufenbau aufgefangen<br />
werden. Dabei ist es wichtig, dass dieser über<br />
die ganze Anlage und nicht nur im Randbereich<br />
erstellt wird, da sonst die Gefahr besteht, dass<br />
der Rand ausgetrocknet ist und Kleinkinder in<br />
eine Zone mit tieferem Wasser fallen.<br />
Es ist darauf zu achten, dass beim Aushub die geplante<br />
Tiefe des <strong>Gewässer</strong>s nicht überschritten wird<br />
(Abbildung 5). Diese Gefahr besteht vor allem<br />
darum, weil das am Rand verteilte Aushubmaterial,<br />
das als Aufschüttung belassen wird, oft zu wenig<br />
berücksichtigt wird.<br />
• Die Trockenpartie am Rand (40<strong>–</strong>60 cm breit)<br />
darf nicht humusiert und bewachsen sein, da<br />
der Boden sonst rutschig wird. Humus, der ins<br />
Wasser gelangt, schadet zudem der Wasserqualität.<br />
• Der Wasserspiegel darf sich bei einem künstlichen<br />
<strong>Gewässer</strong> keinesfalls in einer Senke befinden,<br />
damit sich die beobachtende Person<br />
(Kind) nicht zu tief bücken muss (Abbildung 6).<br />
• Gut zugängliche Stellen und Spielbereiche sind<br />
durch eine besonders breite Flachwasserzone zu<br />
sichern.<br />
Abbildung 5<br />
Grundriss Stufenbau<br />
Abbildung 6<br />
Schnitt Stufenbau<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Schutzmassnahmen 15
5. Anheben des Grundes<br />
Neben anderen Lösungen ist das Anheben des<br />
Grundes bei künstlichen <strong>Gewässer</strong>n <strong>–</strong> und damit<br />
die Reduktion der Wassertiefe <strong>–</strong> eine zu empfehlende<br />
Möglichkeit, um Unfallrisiken bei bestehenden<br />
Feuchtbiotopen und Teichen zu verkleinern.<br />
Bei natürlichen <strong>Gewässer</strong>n oder bei gewissen technischen<br />
Anlagen (z. B. Schlammsammlern) ist das<br />
nicht möglich oder sogar verboten.<br />
Sicherheitsmassnahmen:<br />
• Der Weiher kann auch gesichert werden, indem<br />
er in einen Stufenbau umgewandelt wird.<br />
Dazu wird die alte Folie <strong>–</strong> falls eine vorhanden<br />
ist <strong>–</strong> herausgenommen. Das Terrain wird terrassenförmig<br />
aufgeschüttet. Nun kann die Folie<br />
neu verlegt werden (Abbildung 8).<br />
• Falls genügend Platz vorhanden ist, können bei<br />
einem <strong>Gewässer</strong> die fehlenden Flachwasserzonen<br />
am Rand nachträglich angelegt werden,<br />
d. h., es wird zusätzlich mit einem seichten<br />
Wassergürtel umgeben. Der Übergang <strong>von</strong> der<br />
Flachwasserzone in den tiefen Bereich sollte<br />
nicht zu brüsk erfolgen, sondern durch teilweises<br />
Auffüllen entschärft werden (Abbildung 8).<br />
Zementrohr gestellt, in dem eine Wassertiefe<br />
<strong>von</strong> 60<strong>–</strong>80 cm erreicht wird (gegen Austrocknen/Gefrieren).<br />
Ausserhalb des Rohrs wird bis<br />
auf eine Wassertiefe <strong>von</strong> 20 cm aufgefüllt; unten<br />
mit grösserem Gestein, dann mit grobem<br />
und schliesslich mit feinem Kiesmaterial. Das<br />
Rohr kann mit einem kleinen Gitter gesichert<br />
werden. Damit solche Rohre nicht <strong>zur</strong> Falle für<br />
Wassertiere werden, sind sie mit Steinen als<br />
Kletterhilfen auszustatten.<br />
• Falls auf der einen Seite tiefere, gefährliche<br />
Stellen bleiben, empfiehlt es sich, diese durch<br />
Sträucher und/oder eine parzielle Abzäunung<br />
unzugänglich zu machen. Demgegenüber ist<br />
die Beobachterseite grosszügig zu gestalten.<br />
• In die Mitte des bestehenden Weihers wird ein<br />
Abbildung 7<br />
Schnitt angehobener Grund<br />
Abbildung 8<br />
Aus einem gefährlichen wurde ein abgestuftes <strong>Gewässer</strong><br />
16 Schutzmassnahmen bfu-Fachdokumentation 2.026
6. Einfriedung<br />
Eine Umzäunung stellt oft die wirksamste Lösung<br />
dar, um ein <strong>Gewässer</strong> zu sichern; zugleich schützt<br />
sie die Tier- und Pflanzenwelt vor fremden Zugriffen.<br />
Allerdings müssen bei der Realisierung dieser<br />
Variante bestimmte Kriterien erfüllt sein, denn ein<br />
mangelhafter Zaun, der eine Sicherheit nur vortäuscht,<br />
ist keine Sicherheitsmassnahme. Auch der<br />
Unterhalt des Zauns darf auf keinen Fall vernachlässigt<br />
werden.<br />
der Abstand zwischen den Staketen (Holzzaun)<br />
darf 4 cm nicht überschreiten. Bis auf eine<br />
Höhe <strong>von</strong> 75 cm dürfen keine Aufstiegshilfen<br />
vorhanden sein.<br />
• Ein Zaun sollte 10<strong>–</strong>12 cm Bodenabstand aufweisen,<br />
damit Kleintiere wie z. B. Igel die Möglichkeit<br />
haben, ans Wasser zu gelangen.<br />
• Um den Zugang für Beobachtungen aus der<br />
Nähe zu gewährleisten, sollte bei der Zaunvariante<br />
ein gesicherter Eingang angebracht werden<br />
(Abbildung 10).<br />
Durch eine entsprechende Bepflanzung kann ein<br />
Zaun geschickt kaschiert werden; auf diese Weise<br />
stört er nach kurzer Zeit die ästhetische Idylle eines<br />
Feuchtbiotops kaum mehr (Abbildung 9). Zu<br />
beachten sind:<br />
• Zwischen Ufer und Zaun ist ein Abstand <strong>von</strong><br />
mindestens 1 m einzuhalten, damit auch Kinder<br />
<strong>–</strong> unter Aufsicht <strong>von</strong> Erwachsenen <strong>–</strong> am Wasser<br />
Entdeckungen machen können. Steht der Zaun<br />
direkt am Ufer, bleibt für Beobachtungen aus<br />
der Nähe kein Platz und der Unterhalt des <strong>Gewässer</strong>s<br />
ist erschwert.<br />
• Damit ein Zaun seine Schutzfunktion erfüllen<br />
kann, muss er eine Mindesthöhe <strong>von</strong> 1 m aufweisen.<br />
Die Maschenweite (Drahtzaun) bzw.<br />
Abbildung 9<br />
Kaschierte Einfriedung<br />
7. Zugang<br />
Eine offen gebliebene Türe kann jedoch katastrophale<br />
Folgen haben, weshalb eine gut durchdachte<br />
Schliessvorrichtung wichtig ist, zum Beispiel:<br />
• Schloss (Wer hat einen Schlüssel?)<br />
• Türschliesser, auf der Innenseite montiert; ein<br />
Kleinkind darf die Türe nicht öffnen können<br />
• sehr stabile Schliessfeder, die jährlich 2- bis<br />
3-mal überprüft und gewartet werden muss<br />
• Kombination <strong>von</strong> Türschliesser und einem nur<br />
für grössere Kinder erreichbaren Türdrücker mit<br />
Kindersicherung<br />
Abbildung 10<br />
Gesicherter Eingang<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Schutzmassnahmen 17
8. Gitterkonstruktion<br />
Zur <strong>Sicherung</strong> kleiner Gefahrenstellen wie Wasserbehälter,<br />
Brunnen oder tiefen Stellen in einem<br />
Weiher kann ein Gitter verwendet werden. Das<br />
Gitter muss einwandfrei montiert sein und darf sich<br />
nicht durchbiegen (Abbildung 11).<br />
• Ein Gitter (Metall, GFK, Fiberglas) kann bis<br />
maximal 10 cm unter der Wasseroberfläche<br />
montiert werden.<br />
• Die Maschenweite des Gitters sollte maximal<br />
4 x 4 cm betragen. Bei grösseren Weiten kann<br />
sich ein Kind verletzen bzw. in den Maschen<br />
verfangen.<br />
• Die Konstruktion sollte zum Reinigen des Weihers/Brunnens<br />
problemlos demontiert werden<br />
können.<br />
• Weiher grösseren Umfangs können nur durch<br />
eine aufwändige Unterkonstruktion gesichert<br />
werden.<br />
Abbildung 11<br />
Teich mit Gitter<br />
18 Schutzmassnahmen bfu-Fachdokumentation 2.026
IV. Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n<br />
1. Realisierte Objekte<br />
Im Kapitel III sind Sicherheitsmassnahmen im Allgemeinen<br />
aufgeführt. Im Kapitel IV wird anhand<br />
<strong>von</strong> konkreten Beispielen dargestellt, wie die Sicherheitsüberlegungen<br />
und Massnahmen in der<br />
Praxis umgesetzt werden können.<br />
Die Gefahrenübersicht (Tabelle 2, S. 30/31) kann<br />
helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und erforderliche<br />
Sicherheitsmassnahmen rechtzeitig umzusetzen.<br />
Es kann aber nicht auf alle Gefahren eingegangen<br />
werden. Jeder Standort muss individuell<br />
beurteilt werden, es gibt keine Patentlösungen. Die<br />
Sicherheit <strong>von</strong> Menschen und Tieren steht dabei<br />
stets im Vordergrund.<br />
2. Beispiele<br />
2.1 Renaturierungen / Revitalisierung<br />
im Wohnumfeld<br />
Abbildung 12<br />
Öffentlich zugängliches <strong>Gewässer</strong><br />
Die Natur hält wieder Einzug im Siedlungs- und<br />
Stadtraum. Immer mehr kanalisierte und eingedolte<br />
Bäche und Flüsse erhalten ihr altes Fliessbett<br />
<strong>zur</strong>ück. Im Wohnumfeld birgt Wasser aber immer<br />
Gefahren. Kleinkinder können ertrinken und ältere<br />
oder gebrechliche Personen können sich beim<br />
Sturz <strong>von</strong> einer Brücke oder steilen Böschung verletzen.<br />
• Die Wassertiefe ist bei diesem revitalisierten,<br />
offen zugänglichen <strong>Gewässer</strong> auf 20 cm begrenzt<br />
(Abbildung 13). Tiefere Wasserbereiche<br />
sind dank einer dichten Uferbepflanzung unzugänglich.<br />
• Steile Böschungen und Brücken sind mit einer<br />
den Anforderungen entsprechenden Absturzsicherung<br />
gesichert.<br />
• Die Terrassen der Erdgeschosswohnungen sind<br />
so ausgebaut, dass Kleinkinder nicht unbeaufsichtigt<br />
ans Wasser gelangen können.<br />
• Spielplätze am Wasser für Kleinkinder bis<br />
4 Jahre sind eingezäunt.<br />
• Eine ausreichende Beleuchtung entlang der<br />
Fusswege ist vorhanden.<br />
• Für andere <strong>Gewässer</strong> sind zusätzliche Überlegungen<br />
anzustellen und Massnahmen mit den<br />
kantonalen Wasserbauämtern abzuklären.<br />
Abbildung 13<br />
Bach im Siedlungsraum<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n 19
2.2 Retentions-Filterbecken<br />
2.3 Badeteich im Garten<br />
Prinzip: Das Retentions-Filterbecken dient <strong>zur</strong> Behandlung<br />
und Reinigung des Wassers über eine<br />
biologisch aktive Bodenschicht (Abbildung 14). Das<br />
Wasser wird in einer abgedichteten, humusierten<br />
Mulde gesammelt, sickert durch die belebte<br />
Bodenschicht, wird dabei gereinigt und in eine<br />
nachgeschaltete Versickerungsanlage oder in ein<br />
Oberflächengewässer eingeleitet. In den Rückhaltebecken<br />
entstehen unterschiedliche Wasserniveaus<br />
und dadurch nicht abschätzbare Gefahren<br />
für Kinder und Erwachsene. Sicherheitsmassnahmen<br />
sind unumgänglich.<br />
• Die zugänglichen Ufer sind Flachwasserzonen,<br />
maximal 20 cm tief (Abbildung 5, S. 15). Tiefere<br />
Wasserbereiche sind als Stufenbau ausgebildet.<br />
• Die Mauern entlang der Gehwege weisen eine<br />
Mindesthöhe <strong>von</strong> 75 cm auf. Sie dienen damit<br />
als Barriere für Kleinkinder. Eine dichte Bepflanzung<br />
schützt die nicht bespielbaren Uferpartien.<br />
• Die Wohnungen mit Terrasse und direktem Zugang<br />
zu den Grünflächen sind gesichert. Die<br />
Terrassenflächen sind mit Hecken klar definiert,<br />
so dass Kleinkinder kurze Zeit unbeaufsichtigt<br />
im engsten Wohnumfeld spielen können. In der<br />
Nähe des Wassers müssen sie beaufsichtigt<br />
werden.<br />
Abbildung 14<br />
Retentionsbecken in einer Wohnanlage<br />
Der Bade-Schwimmteich ist eine erlebnisreiche<br />
Alternative zum Swimmingpool. Auf den ersten<br />
Blick sieht solch ein Badeteich aus wie ein herkömmlicher<br />
Weiher. Bei genauerer Betrachtung<br />
stellt man jedoch fest, dass es sich um eine Kombination<br />
zwischen Swimmingpool und Feuchtbiotop<br />
handelt. Rings um das Schwimmbecken befindet<br />
sich die Regenerationszone, ein Flachwasserbereich,<br />
der <strong>von</strong> vielen höheren Pflanzen besiedelt ist.<br />
Auch amphibische Teichbewohner beleben diesen<br />
nutzbringenden Ufergürtel (Abbildung 15).<br />
• Die Besitzer informieren ihre Gäste über die<br />
Gefahren, damit der Gefährdung entsprechend<br />
Vorkehrungen getroffen werden können. Der<br />
Bewegungsraum in Hausnähe wird für kleine<br />
Kinder eingeschränkt und sie bleiben unter Aufsicht.<br />
• Das Areal, auf dem der Badeteich angelegt ist,<br />
ist eingezäunt.<br />
• Die Ufer der Schwimmanlage sind als Flachwasserzone<br />
angelegt (Abbildung 5/6, S. 15).<br />
• Wenn kleine Kinder in der nächsten Umgebung<br />
aufwachsen, ist der Wasserbereich, nebst<br />
dem Schutz durch die Flachwasserzone, zusätzlich<br />
mit einem Zaun zu umgeben. Dasselbe gilt<br />
für Stege und Plattformen. Der Zaun sichert das<br />
<strong>Gewässer</strong> auch im Winter.<br />
Abbildung 15<br />
Privater Schwimmteich<br />
20 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n bfu-Fachdokumentation 2.026
2.4 Schwimmbad im Garten<br />
Wasserbassins stellen für Kleinkinder eine erhebliche<br />
Gefahr dar, denn sie weisen steile Randpartien<br />
auf und sind beliebte Tummelplätze. Während des<br />
Aufenthalts am Wasser müssen Kleinkinder in<br />
Reichweite beaufsichtigt werden.<br />
• Für die übrige Zeit ist der Einsatz einer soliden<br />
Schwimmbadabdeckung notwendig<br />
(Abbildung 16).<br />
• Aus Sicherheitsgründen ist für das Betätigen der<br />
Abdeckung ein Schlüssel- oder <strong>Tipps</strong>chalter<br />
eingebaut. Dieser wird während des ganzen<br />
Bewegungsvorgangs gehalten. Für die Bedienungsperson<br />
besteht zwischen der Abdeckung<br />
und dem Schalter Sichtkontakt. Nur so kann<br />
gewährleistet werden, dass sie während des<br />
Öffnens und Schliessens ihre Verantwortung<br />
Abbildung 16<br />
Solide Schwimmbadabdeckung<br />
durch Kontrolle wahrnehmen kann (Abbildung<br />
17).<br />
• Die Schwimmbadabdeckung ist längsseitig des<br />
Beckens stabil abgestützt. Sie ist so konstruiert,<br />
dass sie sich nicht verschieben lässt und keine<br />
Öffnungen zwischen Beckenrand und Abdeckung<br />
entstehen (Abbildung 18).<br />
• Kinder können die Abdeckung in geschlossenem<br />
Zustand nicht <strong>zur</strong>ückschieben. Dadurch wird<br />
verhindert, dass sie durch eine Öffnung unter die<br />
Abdeckung geraten können (Abbildung 19).<br />
Abbildung 18<br />
Keine Öffnungen zwischen Beckenrand und Abdeckung<br />
Abbildung 17<br />
Schwimmabdeckung mit Schlüssel, Schalter und Blickkontakt<br />
Abbildung 19<br />
Nicht verschiebbare Abdeckung<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n 21
2.5 Mobile Schwimmbecken<br />
2.6 Biotop und Teich<br />
Mobile Schwimmbecken (Swimmingpools) sind in<br />
verschiedenen Grössen, Formen und Wassertiefen<br />
anzutreffen. Sie werden auf den Boden gestellt<br />
und mit Wasser gefüllt. Ein einfaches Gerüst mit<br />
einer Kunststoffwand oder eine aufblasbare Poolwand<br />
bilden das Becken, das durch den Druck des<br />
Wassers Stabilität erhält. Diese Anlagen sind kostengünstig<br />
und praktisch, weil sie leicht abgebrochen<br />
und andernorts wieder aufgestellt werden<br />
können.<br />
• Grundsätzlich gilt: Kinder am Wasser immer im<br />
Auge behalten <strong>–</strong> Kleine in Reichweite!<br />
• Einstiegsleitern entfernen, wenn die Schwimmbecken<br />
nicht gebraucht werden. Gegebenenfalls<br />
sind sie festzubinden, damit sie nicht <strong>von</strong><br />
Kindern missbraucht werden.<br />
• Eine Schwimmbadabdeckung bietet zusätzliche<br />
Sicherheit. Sie schützt Kleinkinder nicht nur vor<br />
dem Ertrinken, sondern das Becken auch vor<br />
Verschmutzung.<br />
• Bei kleinen, aufblasbaren Planschbecken für<br />
Kleinkinder darf die Wassertiefe nie mehr als<br />
20 cm betragen.<br />
• Eine Umzäunung stellt eine wirksame Ergänzung<br />
dar. (Kapitel III.6. Einfriedung).<br />
• Die Bedienungshinweise der Hersteller sind zu<br />
beachten.<br />
Abbildung 20<br />
Mobiles Schwimmbecken in einem Garten<br />
Biotope und Teiche sind beliebte Gestaltungselemente<br />
in der Gartenarchitektur. Im Umfeld <strong>von</strong><br />
Wohnungen, auf Pausenplätzen oder bei öffentlichen<br />
Bauten muss aber immer damit gerechnet<br />
werden, dass sich Kleinkinder unbeaufsichtigt am<br />
Wasser aufhalten, die die Gefahren noch nicht<br />
abschätzen können.<br />
• Im Bereich der grossen Wassertiefen ist das<br />
Biotop mit einem Zaun gesichert (Abbildung 9,<br />
S. 17).<br />
• Damit Kinder trotzdem Zugang zum Wasser<br />
haben und darin spielen können, ist das Teichufer<br />
parziell als flach abfallender Stufenbau realisiert<br />
(Abbildung 6, S. 15).<br />
• Beim Übergang vom flachen zum steileren Uferbereich<br />
ist der Zaun weit ins Wasser hineingezogen,<br />
damit die Kleinkinder nicht in den tieferen<br />
Wasserbereich gelangen können.<br />
• Im Winter wird alles eingezäunt, damit niemand<br />
auf das Eis gelangen und einbrechen oder mit<br />
den Schlittschuhen die Folie beschädigen kann.<br />
Abbildung 21<br />
Biotop und Teich<br />
22 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n bfu-Fachdokumentation 2.026
2.7 Regenwassernutzung<br />
2.7.1 Regenwassertanks<br />
Wasser ist eine unserer wichtigsten natürlichen<br />
Ressourcen! Regenwassernutzung ist nicht nur<br />
ökologisch sinnvoll, sondern leistet einen wertvollen<br />
Beitrag an die Umwelt. Eingesetzt bei der Gartenbewässerung,<br />
Toilettenspülung oder Waschmaschine<br />
kann der durchschnittliche <strong>Schweiz</strong>er<br />
Wasserverbrauch (162 l pro Person/Tag) um ca.<br />
50 % reduziert werden. Regenwassernutzung ist<br />
nicht nur bei einem Neubau interessant, sondern<br />
kann auch nachträglich realisiert werden. Der Einsatz<br />
ist in Privathaushalten, der Industrie und bei<br />
öffentlichen Bauten sinnvoll.<br />
Vorteile:<br />
• Kalkarmes Wasser schont Geräte und Maschinen,<br />
weniger Wartungsarbeiten.<br />
• Weniger Waschmittel, Kleider werden schonender<br />
gewaschen.<br />
• Kosten- und Energieeinsparungen.<br />
• Grundwasservorräte werden geschont.<br />
• Kläranlagen werden entlastet.<br />
Regenwasser wird oberirdisch im altbewährten Regenwasserfass<br />
oder in einer Säule, Amphore u. dgl.<br />
oder unterirdisch in Regenwasserspeichern gesammelt.<br />
Unterirdische Speicher werden über<br />
einen Schacht unterhalten und gereinigt. In<br />
Schächten entstehen oft Gase, die zu Vergiftungs-,<br />
Erstickungs-, oder Explosionsunfällen führen können.<br />
Normen und Vorschriften: Die Suva-Vorschrift<br />
«Sicheres Einsteigen und Arbeiten in Schächten,<br />
Gruben und Kanälen» ist einzuhalten. Die örtlichen<br />
und kantonalen Bestimmungen sind zu berücksichtigen.<br />
Sicherheitsanforderungen: Die allgemeinen Sicherheitsanforderungen<br />
und Herstellerangaben sind<br />
zwingend einzuhalten. Oberirdische Wasserspeicher:<br />
müssen kindersicher abgedeckt, gegen Umkippen<br />
gesichert und sturmsicher befestigt sein.<br />
Unterirdische Anlagen: Handwerkliche Arbeiten<br />
gehören immer in die Hand des Fachmanns!<br />
Generell gilt:<br />
• Keine offenen und ungesicherte Schächte und<br />
Retentionsanlagen!<br />
• Zugangs- und Kontrolleinstiege dürfen max.<br />
60 cm tief sein, damit bei Unterhaltsarbeiten<br />
Erwachsene nicht nach vorne kippen und in den<br />
Speicher fallen.<br />
• Schacht vor den Unterhaltsarbeiten öffnen und<br />
natürlich oder künstlich lüften. Offene Schächte<br />
immer absichern.<br />
Elektroinstallationen<br />
• müssen vom Fachmann ausgeführt werden,<br />
• dürfen nicht als Anschluss für andere Maschinen/Geräte<br />
missbraucht werden,<br />
• dürfen nicht mit Regen- oder Retentionswasser<br />
in Kontakt kommen,<br />
• müssen über einen FI-Fehlerstromschutzschalter<br />
gesichert sein.<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n 23
2.8 Wasserfässer<br />
2.9 Spielplatz am Wasser<br />
Wasserfässer im Garten sind für das Sammeln <strong>von</strong><br />
Regenwasser sehr beliebt. Für Kleinkinder und<br />
Tiere können sie aber <strong>zur</strong> Falle werden. Ein Kind<br />
kann problemlos über den Rand eines Wasserfasses<br />
gelangen. Mit einer Aufstiegshilfe, zum Beispiel<br />
einem Dreirad oder einem Stuhl, befindet sich der<br />
Schwerpunkt eines Kinderkörpers sehr schnell über<br />
dem Tonnenrand. Durch den kleinen Durchmesser<br />
des Wasserfasses ist es einem Kind, das kopfüber<br />
in die Tonne fällt, nicht mehr möglich, sich zu drehen.<br />
Ein Zurück gibt es dann kaum noch.<br />
• Das Regenwasserfass ist mit einem abschliessbaren<br />
Deckel gesichert (Abbildung 22).<br />
• Auf dem Markt ist eine Wasserfass-Schutzabdeckung<br />
aus Riffelblech erhältlich. Aber auch<br />
feinmaschige Gitter oder Kunststoffabdeckungen<br />
bieten ausreichenden Schutz.<br />
Allgemeine Bemerkung: In offenen Wasserfässern<br />
entwickeln sich oft Stechmücken. Ein geschlossenes<br />
Regenwasserfass ist auch deshalb sinnvoll.<br />
Spielplätze mit oder am Wasser sind besonders<br />
attraktiv. Wasser weist einen hohen Spielwert auf.<br />
Es animiert die Fantasie wie fast kein anderes Element<br />
(Abbildung 23).<br />
• Der Spielplatz ist allseitig eingezäunt und die<br />
Eingänge sind mit Toren gesichert (Abbildung<br />
9, S. 17).<br />
• Der Bach ist in verschiedene Zonen unterteilt.<br />
Im Spielbereich beträgt die Wassertiefe maximal<br />
20 cm. Ein Stufenbau mit flachen Ufern soll<br />
verhindern, dass beim Anschwellen des Baches<br />
die Wassertiefe am Rand mehr als 20 cm beträgt<br />
(Abbildung 5, S. 15).<br />
• Bereiche des Baches, die nicht bespielt werden<br />
sollen, sind mit einem Zaun oder einer dichten<br />
Bepflanzung vom restlichen Spielplatz abgetrennt.<br />
• Sitzgelegenheiten für Erwachsene am Wasser<br />
erleichtern die Aufsicht über die Kleinsten.<br />
Allgemeine Bemerkung: Umgestalten <strong>von</strong> <strong>Gewässer</strong>n<br />
ist nur bei Ausdolungen oder Renaturierungen<br />
möglich. Bestehende natürliche <strong>Gewässer</strong> dürfen<br />
nicht ohne weiteres baulich verändert werden.<br />
Abbildung 22<br />
Gesichertes Wasserfass<br />
Abbildung 23<br />
Spielplatz am Wasser<br />
24 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n bfu-Fachdokumentation 2.026
2.10 Wasser auf urbanen Plätzen<br />
2.11 Einlaufbauwerke bei Fliessgewässern<br />
Plätze mit Brunnen sind seit Menschengedenken<br />
beliebte Treffpunkte. In der Landschaftsarchitektur<br />
sind sie auch heute ein wichtiges Gestaltungselement<br />
(Abbildung 24). Es stellt sich die Frage, ob<br />
sie für Kleinkinder, ältere Menschen oder Behinderte<br />
ein Sicherheitsrisiko darstellen können.<br />
• Die Wassertiefe des Brunnens beträgt nie mehr<br />
als 20 cm.<br />
• Der Brunnenrand auf dem Platz, auf dem die<br />
verschiedensten Aktivitäten stattfinden, befindet<br />
sich 75 cm über der begehbaren Fläche.<br />
• Die offene, im Boden eingelassene Wasserrinne<br />
befindet sich idealerweise nicht in der direkten<br />
Zirkulationszone der Fussgänger. Durch<br />
die farbliche Abhebung, die Materialwahl und<br />
die Oberflächenstruktur ist sie gut sichtbar.<br />
Querungen sind geschickt angeordnet, so dass<br />
sie auch für Kinderwagen und Behinderte kein<br />
Hindernis sind.<br />
• Die Beleuchtung lässt den Wasserlauf auch in<br />
der Nacht gut erkennen.<br />
Allgemeine Bemerkung: Zu beachten ist, dass sich<br />
beim Verspritzen <strong>von</strong> Wasser in Vertiefungen im<br />
Boden Wasserlachen bilden. Diese sind im Sommer<br />
unbedenklich, bilden im Winter aber gefährliche<br />
Eisflächen.<br />
Bäche oder Flüsse queren im Siedlungsbereich<br />
immer wieder Strassen und müssen eingedolt werden,<br />
damit sie Plätze oder Häuser unterfliessen<br />
können (Abbildung 25). Die Eintrittsstelle kann für<br />
Kinder <strong>zur</strong> Gefahr werden, z. B. wenn sie ins Wasser<br />
fallen und mitgeschwemmt werden. Für<br />
Jugendliche ist eine ungesicherte Stelle Anreiz für<br />
gefährliche Entdeckungsreisen.<br />
• Mit dem kantonalen Tief- oder Wasserbauamt<br />
wurde abgeklärt, in welchem Ausmass <strong>Sicherung</strong>smassnahmen<br />
vorgenommen werden können.<br />
Beim Einbau eines Rechens besteht die Gefahr,<br />
dass Schwemmholz hängen bleibt. Dieses<br />
bildet dann eine Barriere, so dass Überschwemmungen<br />
zu befürchten sind.<br />
• Beim abgebildeten Beispiel war es möglich,<br />
einen Rechen zu installieren. Es konnte ein sicherer<br />
Kanaleingang erstellt werden, ohne dass<br />
eine übermässige Hochwassergefahr für die<br />
umliegenden Gebäude entsteht.<br />
• In einem Pflichtenheft ist festgehalten, welche<br />
Reinigungsarbeiten auszuführen sind, damit<br />
Treibholz regelmässig oder bei Unwettern umgehend<br />
entfernt wird.<br />
• Der Überlauf ist so angelegt, dass das Wasser in<br />
der näheren Umgebung keine Schäden anrichtet.<br />
Abbildung 24<br />
Wasserrinne auf dem Dorfplatz<br />
Abbildung 25<br />
Mit einem Gitter gesicherte Eindolung<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n 25
2.12 Versickerungsbecken oder -mulde<br />
Prinzip: Das Versickerungsbecken (auch humusierte<br />
Mulde oder Versickerungsmulde genannt) ist eine<br />
naturnahe und <strong>–</strong> angesichts seines meist grossen<br />
Retentionsvolumens <strong>–</strong> leistungsfähige Anlage<br />
(Abbildung 26). Die Versickerung erfolgt über die<br />
belebte Bodenschicht, wobei das Wasser eine<br />
optimale Reinigung erfährt.<br />
• Ein Stufenbau stellt eine gute Sicherheitsmassnahme<br />
dar. Pro Stufe wird eine Höhe <strong>von</strong> maximal<br />
20 cm überwunden, die Breite beträgt<br />
mindestens 1 m.<br />
• Böschungen sind flach abfallend, damit bei leeren<br />
Becken keine grosse Absturzhöhe entsteht.<br />
• Zu steil abfallende Ufer sind mit einem 1 m<br />
hohen Zaun gesichert. Die Maschenweite beträgt<br />
40 mm.<br />
Allgemeine Bemerkung: Anlagen im Siedlungsraum<br />
sind zu sichern, damit unbeaufsichtigte Kinder<br />
nicht ertrinken können. Ausserhalb des<br />
Siedlungsraums muss verhindert werden, dass<br />
jemand abstürzen kann.<br />
Abbildung 26<br />
Retentions-Filterbecken<br />
26 Beispiele <strong>von</strong> gesicherten <strong>Gewässer</strong>n bfu-Fachdokumentation 2.026
V. Rechtliche Aspekte<br />
In, an und auf <strong>Gewässer</strong>n ereignen sich leider immer<br />
wieder Unfälle, die auch rechtliche Fragen<br />
aufwerfen. Einige Rechtsfragen im Zusammenhang<br />
mit <strong>Gewässer</strong>n sollen im Folgenden angesprochen<br />
werden.<br />
1. Phase der Projektierung, Planung<br />
und Realisierung<br />
Gesetzlicher Rahmen: Eidgenössische und kantonale<br />
Erlasse setzen die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
für «Wasserprojekte», insbesondere für<br />
Fragen des <strong>Gewässer</strong>schutzes, der Renaturierung,<br />
des Hochwasserschutzes, des Wasserbaus und des<br />
Umweltschutzes. Da die Regelung dieser Materie in<br />
wichtigen Fragen auch den Kantonen obliegt, können<br />
die rechtlichen Rahmenbedingungen hier nicht<br />
allgemein gültig dargestellt werden. Es ist unbedingt<br />
notwendig, sich schon in der Projektierungsphase<br />
nach den für das konkrete Vorhaben relevanten<br />
Vorschriften zu erkundigen.<br />
Normen, Empfehlungen, Regeln privater Fachorganisationen:<br />
Auch Normen, Empfehlungen und Regeln<br />
privater Fach- und Normenschaffungsorganisationen<br />
(z. B. VSA, SIA, SLRG, bfu) können im<br />
Zusammenhang mit «Wasserprojekten» bedeutsam<br />
werden. Im Unterschied zu den staatlichen<br />
Vorschriften sind sie grundsätzlich nicht rechtsverbindlich.<br />
Sie können jedoch trotzdem rechtlich<br />
relevant werden, insbesondere in folgenden Fällen:<br />
• wenn ein Gesetz oder eine Verordnung auf eine<br />
oder mehrere Normen verweist oder deren<br />
Wortlaut ganz oder teilweise übernimmt,<br />
• wenn Normen, Empfehlungen usw. <strong>zur</strong> Konkretisierung<br />
unbestimmter Rechtsbegriffe als «anerkannte<br />
Regeln der Technik» herangezogen<br />
werden,<br />
• wenn Normen, Empfehlungen in privatrechtlichen<br />
Verträgen als für die konkrete Rechtsbeziehung<br />
massgeblich erklärt werden,<br />
• wenn Normen bei der Beurteilung durch Gerichte<br />
im Rahmen <strong>von</strong> Schadenersatz- oder<br />
Strafrechtsverfahren als Massstab für die einzuhaltende<br />
Sorgfalt zugrunde gelegt werden.<br />
Anwendungsfall: Der SIA hat in seiner Dokumentation<br />
D 002 unter anderem auch Empfehlungen<br />
über «Wassertiefe <strong>von</strong> Teichen im Spielbereich»<br />
erstellt. Soweit SIA-Normen und -Empfehlungen<br />
technische Regeln enthalten, stellen sie oft sogenannte<br />
«Regeln der Baukunde» dar. In dieser Eigenschaft<br />
bilden sie das Kriterium für das Bestehen<br />
oder Nichtbestehen <strong>von</strong> Baumängeln. Hauptfunktion<br />
der Regeln der Baukunde ist es, die sichere<br />
Erstellung <strong>von</strong> Bauwerken zu ermöglichen. Anerkannte<br />
Regeln sind daher ein Haftungskriterium im<br />
Schadenfall. Die erwähnten SIA-Empfehlungen<br />
(«Planschbecken und Teiche im Spielbereich dürfen<br />
eine maximale Wassertiefe <strong>von</strong> 20 cm aufweisen»)<br />
stellen somit Regeln der Baukunde dar; ihre Einhaltung<br />
garantiert im Normalfall, dass die Sicherheit<br />
entsprechend berücksichtigt wurde.<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Rechtliche Aspekte 27
2. Zivil- und strafrechtliche Folgen<br />
Unfälle <strong>von</strong> Kindern im Zusammenhang mit <strong>Gewässer</strong>n:<br />
Wenn Kinder im Zusammenhang mit<br />
schon realisierten bzw. bestehenden <strong>Gewässer</strong>n<br />
verunfallen oder Schaden verursachen, stellen sich<br />
auch verschiedene recht komplexe rechtliche Fragen<br />
(z. B. strafrechtliche oder zivilrechtliche Folgen,<br />
Versicherungsfragen). Im Folgenden soll der Blick<br />
auf zwei mögliche zivilrechtliche Folgen sowie auf<br />
den strafrechtlichen Aspekt gerichtet werden:<br />
Haftung des Werkeigentümers: Gemäss Art. 58 OR<br />
(Obligationenrecht) haftet der Eigentümer eines<br />
Gebäudes oder eines andern Werkes für den Schaden,<br />
den dieses infolge fehlerhafter Anlage oder<br />
Herstellung oder mangelhaften Unterhalts verursacht.<br />
Als Werke gelten nach der Rechtsprechung<br />
stabile, mit der Erde direkt oder indirekt verbundene,<br />
künstlich hergestellte oder angeordnete<br />
Gegenstände (z. B. Feuchtbiotope oder Gartenbassins).<br />
Der Eigentümer muss jederzeit eine niemanden<br />
und nichts gefährdende Existenz und<br />
Funktion seines Werkes garantieren. Ein Werk ist<br />
mangelhaft, wenn es für den Gebrauch, zu dem es<br />
bestimmt ist, keine genügende Sicherheit bietet.<br />
Die Werkeigentümerhaftung ist eine sogenannte<br />
Kausalhaftung, bei der das Verschulden des<br />
Werkeigentümers keine Haftungsvoraussetzung<br />
bildet. In der Regel haftet der Werkeigentümer<br />
dann nicht, wenn er nachweisen kann, bei Erstellung<br />
und Unterhalt des Werkes alle objektiv erforderlichen<br />
und ihm zumutbaren Sicherheitsvorkehren<br />
getroffen zu haben. Spezielle Schutzmassnahmen<br />
sind insbesondere dann angebracht, wenn<br />
damit zu rechnen ist, dass Kinder zum Werk gelangen<br />
und es nutzen können. Hier darf nicht mit<br />
einem dem allgemeinen Durchschnitt entsprechenden<br />
vorsichtigen Verhalten der Benutzenden gerechnet<br />
werden. Vergleiche hierzu insbesondere<br />
die Kapitel III und IV der Dokumentation.<br />
Haftung des Familienhauptes: Verursacht ein minderjähriges<br />
Kind einen Schaden, so ist gemäss Art.<br />
333 ZGB (Zivilgesetzbuch) der Inhaber der elterlichen<br />
Gewalt dafür haftbar, sofern er nicht beweisen<br />
kann, dass er das übliche und durch die Umstände<br />
gebotene Mass an Sorgfalt in der Beaufsichtigung<br />
vorgekehrt hat.<br />
Sorgfaltsbeweis: Eine Befreiung <strong>von</strong> dieser sogenannten<br />
Kausalhaftung ist nur durch den Nachweis<br />
möglich, dass die Eltern sowie deren Hilfspersonen<br />
(z. B. ältere Kinder, Hausangestellte) das übliche<br />
und durch die Umstände gebotene Mass an Sorgfalt<br />
in der Beaufsichtigung beachtet haben. Der<br />
Beaufsichtigungsgrad lässt sich nicht generell bestimmen.<br />
Er wird vielmehr nach den Umständen<br />
des Einzelfalls beurteilt. Dabei werden berücksichtigt:<br />
das Alter des Kindes, seine Intelligenz, sein<br />
Charakter, die Gefährlichkeit des Instruments, mit<br />
dem ein Schaden angerichtet wurde, die Gewohnheiten<br />
in der betreffenden Landesgegend oder<br />
Bevölkerungsklasse. Erst wenn dieser Beurteilungskatalog<br />
für den ganz konkreten Fall hergestellt ist,<br />
lässt sich sagen, ob das Familienhaupt haftbar ist<br />
oder nicht bzw. ob der Beaufsichtigungs- oder<br />
Instruktionsgrad genügend war.<br />
Das Bundesgericht verlangt <strong>von</strong> den Eltern nicht,<br />
Kinder auf Schritt und Tritt zu überwachen. Insbesondere<br />
wenn sich kleinere Kinder in der Nähe<br />
eines <strong>Gewässer</strong>s aufhalten, müssen die Eltern ihre<br />
Aufsichtspflicht unseres Erachtens aber sehr ernst<br />
nehmen.<br />
28 Rechtliche Aspekte bfu-Fachdokumentation 2.026
Strafrechtlicher Aspekt: Wenn Kinder im Zusammenhang<br />
mit <strong>Gewässer</strong>n verunfallen, so ist das<br />
immer sehr tragisch und verursacht viel Leid. Aus<br />
rechtlicher Sicht werfen solche Unfälle nicht nur die<br />
Frage auf, wer dafür haftet und zahlt (zivilrechtliche<br />
Konsequenzen, Versicherungsfragen), auch<br />
strafrechtliche Konsequenzen sind durchaus denkbar.<br />
Beispielsweise sind nach tödlichen Unfällen <strong>von</strong><br />
Kindern im Zusammenhang mit zu wenig kindersicher<br />
ausgestalteten Schwimmbassins schon Strafurteile<br />
ergangen und Verurteilungen zu Bussen<br />
wegen fahrlässiger Tötung ausgesprochen worden.<br />
Auf alle Fälle gilt: Wer für eine derartige Gefahrenquelle<br />
bzw. für die Schädigungsgefahr, die diese<br />
für Dritte mit sich bringt, verantwortlich zeichnet<br />
und keine oder ungenügende Sicherheitsmassnahmen<br />
trifft, riskiert im Schadenfall eine Haftung<br />
und unter Umständen auch strafrechtliche Konsequenzen.<br />
Das Haftungsrisiko ist dabei nicht unbeschränkt.<br />
Eine Schadensüberwälzung auf einen<br />
Haftpflichtigen ist unter anderem dann nicht möglich,<br />
wenn der Verletzte eigenverantwortlich gehandelt<br />
hat (z. B. wenn ein Spaziergänger eine<br />
natürlich entstandene Eisfläche trotz deren Sperrung<br />
betreten und in der Folge einen Schaden<br />
erlitten hat).<br />
3. Eisflächen<br />
Eisflächen bergen Gefahren, namentlich beim Begehen<br />
und Befahren. Gemeinwesen bzw. private<br />
Eigentümer solcher Eisflächen haben diesbezüglich<br />
gewisse <strong>Sicherung</strong>spflichten. Deren konkretes<br />
Ausmass hängt <strong>von</strong> verschiedenen Faktoren ab <strong>–</strong><br />
beispielsweise <strong>von</strong> der Art und Weise der Entstehung<br />
der Eisfläche (natürlich oder künstlich) oder<br />
<strong>von</strong> der Frage, ob eine kommerzielle Nutzung vorliegt<br />
<strong>–</strong> und kann daher nur für den Einzelfall bestimmt<br />
werden. Wenn beispielsweise private oder<br />
öffentliche Eigentümer <strong>von</strong> zu Eisflächen gewordenen<br />
natürlichen <strong>Gewässer</strong>n entscheiden müssen,<br />
ob eine Eisfläche <strong>–</strong> z. B. zum Schlittschuhlaufen <strong>–</strong><br />
freigegeben werden kann oder gesperrt werden<br />
muss, sollten sie die SLRG-Broschüre «Tragverhalten<br />
<strong>von</strong> Eis» studieren.<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Rechtliche Aspekte 29
Tabelle 2<br />
Gefährdungsübersicht bei <strong>Gewässer</strong>n<br />
Gefahrenpotenzial <strong>–</strong> abgeleitete Massnahmen<br />
Objekt/Anlage:<br />
Eigentümer/-in:<br />
Name:<br />
Strasse:<br />
Verfasser/-in (Name und Adresse):<br />
Vorname:<br />
PLZ/Ort:<br />
1. Gefahrenanalyse<br />
Natürliche und künstliche <strong>Gewässer</strong> stellen für Kleinkinder und ältere Menschen eine Gefahr dar.<br />
Grundsätzlich muss im Wohnumfeld <strong>von</strong> Menschen immer da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass sich<br />
Kinder unbeaufsichtigt am Wasser aufhalten, auch wenn die Bauten (z. B. Altersheime,<br />
Sporthallen) nicht primär für diese Altersgruppe erstellt worden sind. <strong>Sicherung</strong>smassnahmen<br />
technischer Natur sind daher notwendig. Eine Gefahrenanalyse muss auch bei Veränderungen in<br />
der Umgebung (neue Bauten, geänderte Nutzungen) vorgenommen werden. Änderungen in der<br />
urbanen Landschaft können neue Gefahren erzeugen.<br />
Gefahren<br />
Ertrinken <strong>von</strong> Kleinkindern<br />
Sturz aus der Höhe (ins Wasser)<br />
Ausgleiten auf Boden (im Wasser)<br />
sonstige<br />
Risikogruppen<br />
Kinder: Sind Kinder im Vorschulalter (1- bis 4-jährig) beaufsichtigt? ja nein<br />
Senioren: Sind ältere Menschen vor Gefahren geschützt? ja nein<br />
2. Analyse des <strong>Gewässer</strong>s<br />
Gefahrenobjekte<br />
Welche der nachfolgend aufgeführten Einrichtungen befinden sich im Umkreis <strong>von</strong> <strong>Gewässer</strong>n?<br />
Wohnungen ___ m Bauten für Kultur ___ m<br />
Kinderkrippe/-garten/-heim ___ m Kirche/Kultusbauten ___ m<br />
Kinderspielplatz ___ m Einkaufszentrum ___ m<br />
Feuerstelle/Rastplatz ___ m Sportanlagen ___ m<br />
Spital/Altersheim ___ m andere ___ m<br />
Schlecht beleuchteter Spazierweg ___ m andere ___ m<br />
30 Rechtliche Aspekte bfu-Fachdokumentation 2.026
Tabelle 2<br />
Gestaltung des Ufers<br />
Aufnahme des Uferbereichs (Skizze)<br />
Flachwasserzone<br />
keine vorhanden (d. h., Wassertiefe am Rand beträgt mehr als 20 cm)<br />
durchgehend vorhanden (max. 20 cm tief)<br />
auf der leicht zugänglichen Seite vorhanden (mind. 1 m breit)<br />
nur teilweise vorhanden; Breite der Seichtwasserzone: <strong>von</strong> _____ cm bis _____ cm<br />
3. <strong>Sicherung</strong>smassnahmen<br />
Mindestens eine der möglichen Massnahmen muss realisiert sein, wenn sich unbeaufsichtigte Kleinkinder<br />
oder gefährdete Senioren in der Nähe <strong>von</strong> künstlichen <strong>Gewässer</strong>n aufhalten. Schutzmassnahmen<br />
für Menschen sollten jedoch nicht <strong>zur</strong> Barriere für Tiere werden.<br />
Flachwasserzone (20 cm / 1 m)<br />
Angehobener Grund (Ziel: Flachwasserzone)<br />
Zaun (Höhe mind. 1 m, Maschenweite 4 cm)<br />
Abdeckung (Gitter)<br />
Allseitig dichte Bepflanzung<br />
Absturzsicherung (Sturz aus der Höhe)<br />
<strong>Sicherung</strong>smassnahmen wie Kultivierungs- und Pflanzenträgersysteme<br />
vorhanden<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sind die Sicherheitsmassnahmen ausreichend? ja nein<br />
bfu-Fachdokumentation 2.026 Rechtliche Aspekte 31
fu-Fachdokumentationen<br />
Kostenlose Bestellungen auf www.bfu.ch/bestellen<br />
Die Publikationen können zudem heruntergeladen werden.<br />
Einige Dokumentationen existieren nur in deutscher Sprache mit Zusammenfassungen in Französisch und<br />
Italienisch.<br />
Strassenverkehr<br />
Schulweg <strong>–</strong> Massnahmen <strong>zur</strong> Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />
(2.023)<br />
Methodenvergleich VSS-EuroRAP <strong>–</strong> Evaluierung der beiden Methoden<br />
<strong>zur</strong> Lokalisierung <strong>von</strong> Unfallstellen am Beispiel ausgewählter Strecken<br />
(R 0617)<br />
18- bis 24-Jährige im Strassenverkehr und Sport<br />
(R 9824)<br />
Schwerpunkte im Unfallgeschehen in <strong>Schweiz</strong>er Städten<br />
(R 9701)<br />
vergriffen<br />
nur als PDF verfügbar<br />
vergriffen<br />
nur als PDF verfügbar<br />
Sport<br />
Sporthallen <strong>–</strong> Sicherheitsempfehlungen für Planung, Bau und Betrieb<br />
(2.020)<br />
Sicherheit und Unfallprävention im Seniorensport<br />
(R 0113)<br />
Mountainbike-Trails <strong>–</strong> Leitfaden <strong>zur</strong> Realisierung<br />
(2.040)<br />
Signalisierte Schneeschuhrouten <strong>–</strong> Leitfaden für Anlage, Signalisation,<br />
Unterhalt und Betrieb<br />
(2.059)<br />
Haus und Freizeit<br />
Sicherheit im Wohnungsbau <strong>–</strong> Vorschriften der <strong>Schweiz</strong>er Kantone und<br />
des Fürstentums Liechtenstein <strong>zur</strong> baulichen Gestaltung <strong>von</strong> Geländern,<br />
Brüstungen und Treppen<br />
(2.034)<br />
Anforderungsliste Bodenbeläge <strong>–</strong> Anforderungen an die Gleitfestigkeit<br />
in öffentlichen und privaten Bereichen mit Rutschgefahr<br />
(2.032)<br />
<strong>Gewässer</strong> <strong>–</strong> <strong>Tipps</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kleingewässern</strong><br />
(2.026)<br />
Spielräume <strong>–</strong> <strong>Tipps</strong> <strong>zur</strong> Planung und Gestaltung <strong>von</strong> sicheren,<br />
attraktiven Lebens- und Spielräumen<br />
(2.025)<br />
Bäderanlagen <strong>–</strong> Sicherheitsempfehlungen für Planung, Bau und Betrieb<br />
(2.019)<br />
Bodenbeläge <strong>–</strong> <strong>Tipps</strong> <strong>zur</strong> Planung, Bau und Unterhalt <strong>von</strong> sicheren<br />
Bodenbelägen<br />
(R 0210)<br />
Allgemeine<br />
Dokumentationen<br />
Sturzprävention für Senioren und Seniorinnen <strong>–</strong> Die Rolle des<br />
Hüftprotektors in der Sturz-Fraktur-Prävention<br />
(R 0610)<br />
Schwerpunkte im Unfallgeschehen <strong>–</strong> Strassenverkehr, Sport, Haus und<br />
Freizeit<br />
(R 0301)<br />
32 bfu-Fachdokumentationen bfu-Fachdokumentation 2.026
Sicher leben: Ihre bfu.<br />
2.026.01 <strong>–</strong> 07.2011<br />
Die bfu setzt sich im öffentlichen Auftrag für die Sicherheit<br />
ein. Als <strong>Schweiz</strong>er Kompetenzzentrum für Unfallprävention<br />
forscht sie in den Bereichen Strassenverkehr, Sport sowie<br />
Haus und Freizeit und gibt ihr Wissen durch Beratungen,<br />
Aus bildungen und Kom munikation an Privatpersonen<br />
und Fachkreise weiter. Mehr über Unfall prävention auf<br />
www.bfu.ch.<br />
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bfu <strong>–</strong> Beratungsstelle für Unfallverhütung, Postfach 8236, CH-3001 Bern<br />
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