Praxishelfer 1.pdf - BLLV
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Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer & <strong>BLLV</strong><br />
Nr.1<br />
9,90 Euro, für <strong>BLLV</strong>-Mitglieder kostenlos<br />
<strong>Praxishelfer</strong> 1<br />
Tipps für den Schulalltag<br />
für Referendare, Lehramtsstudenten und Junglehrer
Tipps für den Schulalltag <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />
2<br />
<strong>Praxishelfer</strong> 1<br />
3<br />
Tipps für den Schulalltag<br />
Glückwunsch<br />
zum Seitenwechsel<br />
Liebe Studentinnen, liebe Referendare<br />
und Lehramtsanwärterinnen,<br />
Ihr seid auf dem Weg, Lehrer zu werden. Glückwunsch<br />
zum Seitenwechsel! Der Lehrerberuf ist etwas Besonderes.<br />
Er macht Spaß und ist erfüllend. Allerdings hat er<br />
auch seine Tücken und Herausforderungen. Er ist nicht<br />
immer so leicht, wie es auf den ersten Blick erscheint.<br />
Und die Lehrerbildung hat nicht immer das Berufsfeld<br />
im Blick. Theorie ist wichtig, aber die Praxis ist oft anders<br />
und in vielen Fällen ganz einfach banaler als die<br />
Theorie. Um Euch den Alltag leichter zu machen, haben<br />
wir einige wichtige Tipps zusammengestellt. Sie sind<br />
kein Gesetz, aber sie helfen Euch gewiss, die alltäglichen<br />
Probleme etwas besser zu lösen.<br />
Viel Spaß beim Lesen und beim Anwenden bei Eurem<br />
Start ins Lehrerleben. Und vergesst nicht: Der <strong>BLLV</strong> und<br />
die Arbeitsgemeinschaft Junglehrer im <strong>BLLV</strong> sind für<br />
Euch da, wenn Ihr Hilfe braucht.<br />
„Lehrer begeben sich mit ihren Schülern auf den<br />
schwierigen Weg, die Komplexität der Welt zu<br />
ergründen. Dabei sind sie Wissenssvermittler,<br />
Lernbegleiter und Bezugsperson. Ziel ist es,<br />
Neugierde und Motivation für lebenslanges Lernen<br />
zugrunde zu legen.“<br />
Klaus Wenzel, Präsident des <strong>BLLV</strong><br />
Kerstin Polster,<br />
Eva-Maria Schäffer und<br />
Florian Fink
Tipps für den Schulalltag <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
4 5<br />
Lernen und Unterricht<br />
Heft I / 2006<br />
Inhalt<br />
5<br />
25<br />
Lernen und Unterricht<br />
•<br />
Der Sinn von Hausaufgaben<br />
•<br />
Motivation<br />
•<br />
Wissen, das im Kopf bleibt<br />
•<br />
Lernen müssen Lerner selbst<br />
•<br />
Kommunikation mit maximaler Wirkung<br />
Klassenmanagement<br />
•<br />
Klassenmanagement<br />
•<br />
Übernahme einer neuen Klasse<br />
•<br />
Der Tagesbeginn<br />
•<br />
Zum Auftanken – Spiele für Zwischendrin<br />
•<br />
Bewegungspausen im Unterricht<br />
45<br />
57<br />
Eltern<br />
•<br />
Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern<br />
•<br />
Eltern-Lehrer-Dialog<br />
•<br />
Gut beraten beim Übertritt<br />
Lehrer<br />
•<br />
Der Weg zum Staatsdiener<br />
•<br />
Angestellt statt eingestellt<br />
Impressum Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V.<br />
Redaktion: Dieter Reithmeier<br />
Grafik und Konzept:<br />
Junglehrer 2006 – 2007 creativ3<br />
Junglehrer 2008 – 2012 rosengrün<br />
Umschlag: Jennifer Kalisch, Tobias Wiebeck<br />
Überarbeitung Textteil: Jennifer Kalisch<br />
Fotos: erreperdomo - Fotolia.com (Umschlag), EtiAmmos - Fotolia.com (U2),<br />
Dominik Gierke (Editorial), Jan Roeder (Innenseiten)<br />
Druck: Ortmann Team GmbH Ainring<br />
München 2013<br />
Der Sinn von Hausaufgaben<br />
Am Nachmittag brauchen<br />
Kinder Bewegung und frische<br />
Luft. Häufig kommen<br />
sie aber nicht nach draußen,<br />
weil sie zu lange an ihren<br />
Hausaufgaben sitzen. Da<br />
stellt sich die Frage: Sind<br />
Hausaufgaben überhaupt<br />
sinnvoll oder sollte man<br />
zugunsten einer aktiven und<br />
spielerischen Freizeitgestaltung<br />
gar ganz darauf verzichten?<br />
Die Frage ist schnell beantwortet:<br />
Hausaufgaben sind<br />
eine sinnvolle Ergänzung zur<br />
Schule. Einige Argumente für<br />
Hausaufgaben:<br />
- Sie fördern die Selbstständigkeit<br />
- Kinder lernen ihre Zeit<br />
selbst einzuteilen<br />
- Sie lernen Arbeitstechniken<br />
selbstständig anzuwenden.<br />
- Durch Üben und Wiederholen<br />
gewinnen sie Sicherheit.<br />
Diese genannten Resultate<br />
stellen sich allerdings nur ein,<br />
wenn die Hausaufgaben mit<br />
dem Unterricht verknüpft sind.<br />
Sie sollten also aus dem<br />
Unterricht heraus erwachsen<br />
und im Unterricht fortgeführt<br />
werden.<br />
Üben und Wiederholen<br />
Ein Typ Hausaufgaben soll<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />
die am Schulvormittag angebahnt<br />
wurden, einüben und<br />
vertiefen helfen. Die Kinder<br />
mögen viele Inhalte verstanden<br />
haben, beherrschen sie<br />
aber noch nicht flüssig und<br />
sicher genug. Einen sicheren<br />
Umgang erreichen sie nur<br />
durch häufiges Üben. Man<br />
denke nur an das flüssige und<br />
richtige Schreiben am Anfang<br />
der Grundschulzeit oder die<br />
Grundrechenarten in Mathematik.<br />
Ziel der Hausaufgaben<br />
ist es dann also, Kenntnisse<br />
zu festigen und durch Wiederholen<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
zu vertiefen.<br />
Wichtig ist, dass die Kinder<br />
ihre Aufgaben selbstständig<br />
erledigen. Dies müsste der<br />
Fall sein, wenn der Lehrer den<br />
Unterrichtsgegenstand am<br />
Vormittag hinreichend vermittelt<br />
und das Kind ihn verstanden<br />
hat. Lehrerinnen und Lehrer<br />
sollten auch sicher stellen,<br />
dass ihren Schülern solche<br />
Wiederholungshausaufgaben<br />
sinnvoll erscheinen. Dazu<br />
dient die Rückmeldung in der<br />
Schule: Einerseits durch die<br />
Hausaufgabenkontrolle, andererseits<br />
sollten die Schüler die<br />
Fähigkeiten, die sie durch<br />
Üben und Wiederholen erworbenen<br />
haben, am kommenden<br />
Schultag beweisen dürfen.<br />
Unterrichtsvorbereitung<br />
Hausaufgaben zur Vorbereitung<br />
des Unterrichts sollten<br />
einen Bezug zum Schulvormittag<br />
herstellen, auch wenn sie<br />
nicht in erster Linie dazu dienen,<br />
den Unterricht nachzuarbeiten.<br />
Solche Aufgaben sind<br />
oft besonders reizvoll, da sie<br />
die Selbstständigkeit der Kinder<br />
besonders fordern. Es<br />
können Aufgaben sein, bei<br />
denen es darum geht, etwas<br />
zu erkunden und zu erfor-
Lernen und Unterricht<br />
I 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
6 7<br />
Lernen und Unterricht<br />
I 3<br />
schen, bei denen ausprobiert<br />
und getüftelt wird.<br />
Manchmal geht es auch einfach<br />
nur darum, etwas zu<br />
sammeln. Typische Jahreszeiten-Hausaufgabe<br />
dieser Art:<br />
„Sammle Gegenstände, die<br />
mit dem Thema ‚Herbst‘ zu<br />
tun haben!“. Bitte darauf achten,<br />
dass die Kinder nicht<br />
überfordert werden. Derartige<br />
Hausaufgaben sollte das Kind<br />
weitgehend allein machen<br />
können.<br />
Auch hier gilt: Wenn die mitgebrachten<br />
Gegenstände verwendet<br />
und gewürdigt werden,<br />
wenn mit den erforschten<br />
Ergebnissen gearbeitet wird,<br />
steigert das die Motivation und<br />
Schüler erkennen Hausaufgaben<br />
als sinnvoll.<br />
Sandra Austgen<br />
Volker Morbe<br />
Hausaufgaben stellen,<br />
kontrollieren und auswerten<br />
Hausaufgaben sind zentraler<br />
Bestandteil des Lernprozesses.<br />
Lehrkräfte sollten<br />
sie deshalb gut planen und<br />
wohl überlegt einsetzen.<br />
Eine sinnvoll gestaltete<br />
Hausaufgabenpraxis kann<br />
Schüler, Eltern und Lehrer<br />
entlasten. Im Folgenden<br />
geben wir Ihnen Hinweise<br />
zum Stellen, Betreuen und<br />
Kontrollieren von Hausaufgaben.<br />
Dauer<br />
Hausaufgaben sollten im 1.<br />
und 2. Schuljahr nicht mehr<br />
als 30 Minuten in Anspruch<br />
nehmen, im 3. und 4. Schuljahr<br />
maximal 60 Minuten, im<br />
5. und 6. Schuljahr bis zu 90<br />
Minuten. Vom 7. bis zum 10.<br />
Schuljahr sollten sie maximal<br />
120 Minuten dauern. Es ist<br />
sinnvoll, sich mit Kollegen<br />
abzusprechen und besondere<br />
Anlässe wie größere Probearbeiten,<br />
Ausflüge und dergleichen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Stellen<br />
Wenn der Lehrer die Hausaufgabe<br />
stellt, müssen sich die<br />
Schüler ganz darauf konzentrieren.<br />
Am besten wird die<br />
Aufgabenstellung in den<br />
Unterricht integriert. Die Aufgaben<br />
schreibt man an die<br />
Tafel, notiert sie auf einer<br />
Wortkarte oder auf einer Folie<br />
und bespricht sie mit den<br />
Schülern. Wichtig ist, die Aufgaben<br />
deutlich zu formulieren<br />
und die Schüler stets zu Rückfragen<br />
aufzufordern. Fragen<br />
sollten in Ruhe beantwortet<br />
werden können – also genügend<br />
Zeit einplanen! Die<br />
Schüler müssen die Aufgabenstellung<br />
wiederholen und<br />
aufschreiben. Die nötige Einsicht<br />
erhält man, wenn man<br />
hin und wieder den Sinn von<br />
Hausaufgaben erläutert.<br />
Kontrolle<br />
Hausaufgaben erscheinen<br />
Kindern nur dann sinnvoll,<br />
wenn sie möglichst zeitnah<br />
gewürdigt werden. Das ist<br />
nicht nur durch einen Stempel<br />
oder ein Sternchen zu erreichen.<br />
Kinder, die ihr Bestes<br />
geben und kein Zeichen<br />
bekommen, sind schnell<br />
demotiviert. Das Abhaken der<br />
Hausaufgaben in der Klasse<br />
kann nur bedeuten, dass der<br />
Lehrer kontrolliert hat, dass<br />
die Aufgaben gemacht wurden.<br />
Für eine Rückmeldung<br />
über das Wie bleibt bei dieser<br />
Form kaum Zeit. Deshalb sollten<br />
Lehrer Hausaufgaben in<br />
den Übungsphasen genauer<br />
eingesehen oder auch mit<br />
nach Hause genommen<br />
haben. Man muss nicht jeden<br />
Tag die Hausaufgaben aller<br />
Schüler korrigieren. Wer aber<br />
jeden Tag eine Bankreihe oder<br />
einen Gruppentisch kontrolliert,<br />
hat am Ende der Woche<br />
jeden Schüler beurteilt.<br />
Dabei gilt:<br />
Ein kurzer persönlicher Kommentar<br />
motiviert mehr als ein<br />
Stempel. Schüler, die stets<br />
Schwierigkeiten mit ihren<br />
Hausaufgaben haben oder sie<br />
nicht immer ordnungsgemäß<br />
erledigen, sollten selbstverständlich<br />
öfter kontrolliert werden.<br />
Schüler können in Formen der<br />
Selbst-, und Partnerkontrolle<br />
in die Hausaufgabenkontrolle<br />
eingebunden werden. So kann<br />
eine Geschichte in einer<br />
Schreibkonferenz bearbeitet,<br />
eine Mathematikaufgabe mit<br />
dem Banknachbar kontrolliert<br />
werden. Gelungene Lösungen<br />
dürfen gerne hervorgehoben,<br />
korrekturbedürftige sollten<br />
angesprochen werden. Den<br />
Eltern sollte vermittelt werden,<br />
dass Hausaufgaben nicht fehlerlos<br />
sein müssen, weil sie<br />
sonst nicht mehr als Signal für<br />
den Lehrer taugen. Auch die<br />
Kinder sollten sich zu Umfang<br />
und Schwierigkeitsgrad der<br />
Hausaufgaben äußern dürfen.<br />
Eine Hausaufgabenampel<br />
kann solche Rückmeldung<br />
erleichtern: grün = leicht, gelb<br />
= mittel, rot = schwer. So<br />
bekommt der Lehrer eine persönliche<br />
Einschätzung der<br />
Kinder und kann die Hausaufgaben<br />
individueller gestalten.<br />
Verweigerungshaltung<br />
Legt ein Schüler wiederholt<br />
Tipps für die Elternarbeit<br />
Hausaufgaben bilden die<br />
Nahtstelle zwischen Elternhaus<br />
und Schule. Deshalb<br />
können sie auch im Rahmen<br />
eines Elternabends thematisiert<br />
werden. Hier wird man<br />
die eigenen Vorstellungen<br />
über Hausaufgaben darstellen,<br />
den rechtlichen Rahmen<br />
ansprechen, auf den<br />
Sinn von Hausaufgaben aufmerksam<br />
machen und betonen,<br />
wie wichtig sie sind. Es<br />
kann sinnvoll sein, den Erziehungsberechtigten<br />
Tipps<br />
zu geben, wie sie ihren Kindern<br />
beim Erledigen der<br />
Hausaufgaben helfen können.<br />
- Hausaufgaben sollten an<br />
dem Tag erledigt werden,<br />
an dem sie gestellt wurden.<br />
Dann sind die Inhalte noch<br />
präsent.<br />
- Der Arbeitsplatz sollte<br />
geräumig und gut belichtet<br />
sein.<br />
- Ruhige Atmosphäre! Hausaufgaben<br />
sollten nicht bei<br />
laufendem Fernseher oder<br />
bei Musik gemacht werden.<br />
Spielende Geschwister lenken<br />
ab.<br />
- Keine Hausaufgaben mit<br />
ähnlichem Inhalt oder Stoffgebiet<br />
(Mathematik und<br />
Physik) nacheinander erledigen;<br />
zwischendurch andere<br />
Bereiche einschieben.<br />
- Alle Unterlagen und Materialien<br />
am Arbeitsplatz bereit<br />
legen, um Unterbrechungen<br />
zu vermeiden. Spielsachen<br />
und andere schulferne<br />
Dinge gehören nicht an den<br />
Arbeitsplatz. Falls dieser<br />
auch von anderen Familienmitgliedern<br />
genutzt wird,<br />
richtet man dem Kind am<br />
besten ein eigenes Schubfach<br />
oder ein kleines Regal<br />
ein.<br />
- Ergonomische Sitzhaltung.<br />
keine Hausaufgaben vor,<br />
sollte man zunächst mit ihm<br />
selbst sprechen, und herausfinden,<br />
woran es liegt. Den<br />
Grund „hab’s vergessen“ kann<br />
man durch Aufschreiben der<br />
Hausaufgaben leicht beheben.<br />
Werden die Aufgaben nicht<br />
verstanden, sollte man herausfinden,<br />
warum nicht. Sollte<br />
es häufiger vorkommen, muss<br />
man dringend die Eltern zur<br />
Mitarbeit einladen. Manchmal<br />
ist das Elternhaus dazu nicht<br />
in der Lage. Dann kann das<br />
Kind die Hausaufgaben vielleicht<br />
mit einem anderen<br />
Schüler zusammen erledigen<br />
oder in einer Hausaufgabenbetreuung.<br />
Kinder verweigern<br />
Hausaufgaben auch, wenn sie<br />
das Gefühl haben, dass sie<br />
nicht gewürdigt werden.<br />
„Strafarbeit“<br />
Hausaufgaben sollten auf keinen<br />
Fall als „Strafarbeit“<br />
gestellt werden. Schüler sollen<br />
in der Schule erfahren, dass<br />
Lernen sinnvoll ist, sie weiterbringt<br />
und obendrein Spaß<br />
machen kann. „Strafarbeiten“<br />
bewirken das Gegenteil.<br />
Umgekehrt sollte man einen<br />
Hausaufgabenerlass nicht als<br />
Belohnung einsetzen.<br />
JL<br />
Stuhl und Tisch müssen auf<br />
die Größe der Kinder ausgerichtet<br />
sein. Ist elektrisches<br />
Licht nötig, darauf<br />
achten, dass die Lampe bei<br />
Linkshändern rechts, bei<br />
Rechtshändern links aufgestellt<br />
ist.<br />
- Mit leichten Aufgaben<br />
anfangen, dann kann sich<br />
das Gehirn „aufwärmen“.<br />
- Jedes Kind lernt auf seine<br />
Weise. Das eine macht die<br />
Hausaufgaben direkt nach<br />
der Schule, das andere<br />
braucht erst eine Pause.<br />
Gleich nach dem Essen<br />
sollte man jedoch keinesfalls<br />
anfangen. Auch am<br />
Abend sollten Hausaufgaben<br />
nicht erledigt werden.<br />
Am besten man macht mit<br />
dem Kind feste Zeiten aus.<br />
Dabei kann ein Hausaufgabenvertrag<br />
helfen.<br />
- Nie unter Zeitdruck lernen!<br />
So verlieren beide Seiten<br />
schnell die Nerven.<br />
- Bei Erledigung der Hausaufgaben<br />
zwischen schriftlichen<br />
und mündlichen Aufgaben<br />
wechseln.<br />
JL
Lernen und Unterricht<br />
I 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
8 9<br />
Lernen und Unterricht<br />
Heft III / 2007<br />
Hausaufgabentypen<br />
Wie beim Planen und Durchführen<br />
des Unterrichts können<br />
Schüler auch beim Festlegen<br />
der Hausaufgaben Verantwortung<br />
übernehmen. Im Folgenden<br />
stellen wir verschiedene<br />
Möglichkeiten vor, die Begabungen<br />
und Leistungen der<br />
Kinder gerecht werden können.<br />
Pflicht- und Wahlaufgaben<br />
Pflicht- und Wahlaufgaben<br />
eignen sich vor allem für<br />
Deutsch und Mathematik.<br />
Neben geringen Pflichtaufgaben<br />
wählen die Kinder aus<br />
einem Übungssortiment aus,<br />
was und wie viel sie machen<br />
wollen. Das können ein Lesetext<br />
mit Pflicht- und Wahlfragen<br />
oder auch verschiedene<br />
Übungsaufgaben zum 1x1<br />
sein. Das kann Selbstständigkeit<br />
und Selbstverantwortung<br />
der Schüler stärken.<br />
Wochenhausaufgaben<br />
Hausaufgaben für die ganze<br />
Woche werden am Wochenanfang<br />
ausgeteilt. Die Schüler<br />
bestimmen selbst, wann sie<br />
was machen. Sinnvoll ist, diese<br />
Aufgaben etwa am Sachunterrichtsthema<br />
zu orientieren<br />
und fächerübergreifend<br />
damit zu arbeiten. So wird<br />
deutlich, wie sich die Einzelaufgaben<br />
aufeinander beziehen.<br />
Die Kontrolle gestaltet<br />
sich etwas schwierig, da die<br />
Rückmeldungen erst in der<br />
nächsten Woche gegeben<br />
werden können. Auch die<br />
„Knobelaufgabe der Woche“<br />
ist eine Art von Motivation,<br />
eine Aufgabe aus einem Themengebiet<br />
bis zum Ende der<br />
Woche zu lösen.<br />
Differenzierung<br />
Hausaufgaben können auch<br />
nach Schwierigkeitsstufen<br />
geordnet und mit entsprechenden<br />
Symbolen versehen<br />
werden. Das Kind hat dann<br />
die Wahl und lernt sich selbst<br />
einzuschätzen. Schüler können<br />
aber auch alleine oder<br />
gemeinsam mit einem Partner<br />
ein Thema aufarbeiten und<br />
der Klasse vorstellen. Dazu<br />
eignen sich besonders Sachunterrichtsthemen.<br />
Dauerhausaufgaben<br />
Dauerhausaufgaben können<br />
Kinder freiwillig erledigen.<br />
Dazu gehören eine Wochengeschichte<br />
schreiben, Material<br />
für die Matheecke herstellen,<br />
und dergleichen.<br />
Offene Aufgaben<br />
Offene Aufgaben sollen Fähigkeiten<br />
wie Erkunden und Befragen,<br />
Rechnen und Denken,<br />
Experimentieren und Untersuchen<br />
oder Hören und Lesen<br />
fördern. Da können Schüler<br />
aufgefordert werden, zu<br />
einem bestimmten Thema<br />
Menschen zu befragen, Preise<br />
im Supermarkt zu vergleichen,<br />
Rezepte aufzuschreiben, Bohnen<br />
oder Kresse zu säen, das<br />
eigene Lieblingsbuch vorzustellen,<br />
und vieles mehr.<br />
Literatur<br />
zum Thema Hausaufgaben<br />
Bartnitzki, Horst / Christiani Reinhold<br />
Die Fundgrube für jeden Tag, 2001<br />
Cornelsen Scriptor, 19,95 Euro<br />
Becker, Georg / Kohler, Britta<br />
Hausaufgaben - Kritisch sehen und die Praxis<br />
sinnvoll gestalten, 2002<br />
Beltz, 21,90 Euro<br />
Kohler, Britta<br />
Hausaufgaben, Helfen aber wie?, 2002<br />
Beltz, 14,90 Euro<br />
Nitsch, Cornelia / Schelling, Cornelia<br />
Von Schule ohne Bauchweh, Was Lehrer und<br />
Eltern wissen sollten über Hausaufgaben, 2001<br />
Goldmann, 8,00 Euro<br />
Rebitzki, Monika<br />
Hausaufgaben – kein Job für Mama, Ohne Stress<br />
zu Hause lernen, 2002<br />
Cornelsen Verlag Scribtor, 8,95 Euro<br />
Träbert, Detlef<br />
Starke Eltern, erfolgreiche Schüler, Reizthema<br />
Hausaufgaben, 2003<br />
Rowohlt TB, 9,90 Euro<br />
Die Grundschulzeitschrift, Hausaufgaben –<br />
Kindersache, Heft 179, November 2004<br />
Friedrich Verlag, Best.-Nr.: 16179, 7,30 Euro<br />
Die Informationen und Texte für den Praxisteil wurden<br />
uns von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Junglehrer<br />
(ADJ) im VBE zur Verfügung gestellt. Die Tipps<br />
erscheinen regelmäßig in den Arbeitshilfen für Anwärter<br />
(aha!). Wir danken der ADJ herzlich für das<br />
Abdruckrecht.<br />
MOTIVATION<br />
Wie Sie Ihren Schülern das Lernen schmackhaft machen können<br />
von Barbara Jacob<br />
Nehmen Sie bitte einen Zettel<br />
und einen Stift und notieren<br />
Sie sich in zwei Minuten, wie<br />
oft Sie in einer Unterrichtsstunde<br />
die Kinder bewusst<br />
motivieren und welche Mittel<br />
Sie dafür einsetzen. War es<br />
schwierig, sich diese Situationen<br />
zu vergegenwärtigen?<br />
Dann sollten Sie diesen <strong>Praxishelfer</strong><br />
aufmerksam studieren,<br />
denn zum einen machen<br />
Sie viele Sachen davon ganz<br />
unbewusst und zum anderen<br />
hängt die Leistung der Schüler<br />
wesentlich mit ihrer eigenen<br />
Motivation zusammen.<br />
Was kann man als Lehrer tun,<br />
um die Schüler zu motivieren?<br />
Zunächst sollte eine Diagnostik<br />
für jeden Schüler stehen.<br />
Der Einfachheit halber werden<br />
die Schüler in vier Gruppen<br />
unterteilt, wobei sich Typen<br />
mischen können.<br />
Der Spaßlerner<br />
Schüler, die intrinsisch am<br />
Lernen motiviert sind, geben<br />
keinen Anlass zur Sorge: Man<br />
muss nur aufpassen, dass<br />
man sie nicht extern ständig<br />
positiv verstärkt, zum Beispiel<br />
mit Lob bei guten Leistungen<br />
und/oder Zensuren. Hier<br />
besteht die Gefahr einer Überlagerung<br />
der intrinsischen<br />
Motivation durch eine extrinsische,<br />
so dass auch diese<br />
Schüler nur mehr am Ergebnis<br />
interessiert sind, weil die<br />
Konsequenzen erstrebenswert<br />
sind.<br />
Der Erfolgsverwöhnte<br />
Schüler, die gewöhnlich eifrig<br />
lernen und dabei den entsprechenden<br />
Erfolg haben, wobei<br />
sie zum einen intrinsisch motiviert<br />
sind, zum anderen sich<br />
an der guten Leistung erfreuen<br />
und normalerweise auch<br />
danach streben, gute Leistungen<br />
zu erbringen, gehören zu<br />
diesem Typ. Sie wissen, dass<br />
sie ihre Anstrengungen erhöhen<br />
müssen, um weiterhin<br />
Erfolg zu haben und gehen<br />
davon aus, dass sie das auch<br />
schaffen. Auch dieser Typus<br />
verursacht dem Lehrer kaum<br />
Motivationsprobleme.<br />
Der Normalschüler<br />
Das ist die größte Gruppe. Sie<br />
fallen einem Lehrer nicht sonderlich<br />
auf. Sie lernen normalerweise<br />
nicht über das geforderte<br />
Maß hinaus, sehen<br />
schulische Anforderungen als<br />
unausweichlich und notwendig<br />
an, und die Lernmotivation ist<br />
von Thema, Fach und Lehrer<br />
abhängig.<br />
Der Vermeider<br />
Hierzu zählen die Schüler, die<br />
motiviert sind zu lernen, um<br />
keine Misserfolge zu erzielen.<br />
Häufig stehen dahinter Eltern,<br />
die sehr leistungsorientiert<br />
sind. Erfolge werden meist<br />
günstigen Umständen zugerechnet,<br />
sie wählen Aufgaben,
Lernen und Unterricht<br />
III 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
10 11<br />
Lernen und Unterricht<br />
III 3<br />
die entweder recht leicht oder<br />
überaus schwer sind. (Misserfolg<br />
kann man dann beschönigen:<br />
„Das hätte ja eh keiner<br />
gekonnt.“). Häufig steckt ein<br />
verqueres Selbstkonzept dahinter.<br />
Spezialfall innerhalb<br />
dieses Typs sind die Kinder<br />
mit „erlernter Hilflosigkeit“, die<br />
erfahren haben, dass sie keine<br />
situativen Kontrollmöglichkeiten<br />
haben und in Leistungssituationen<br />
nicht adäquat<br />
reagieren können. Für diesen<br />
Typus besteht enormer Handlungsbedarf.<br />
1) Intrinsische Motivation<br />
• Lernzielorientierung: Handlung<br />
an sich ist interessant,<br />
ist belohnend, macht Spaß<br />
(wegen Interesse am Gegenstand,<br />
Aufforderungscharakter,<br />
Anwendbarkeit von Gelerntem<br />
in der realen Welt)<br />
• Die Aufmerksamkeit ist mehr<br />
auf die Tätigkeit konzentriert<br />
• Selbstreguliertes Lernen wird<br />
ermöglicht<br />
• Lernstrategien sind effektiver<br />
Langfristiger Lernerfolg<br />
2) Extrinsische Motivation<br />
• Leistungszielorientierung:<br />
Handlung an sich ist am<br />
Zweck orientiert, die Belohnung<br />
kommt von außen<br />
(Noten, Geschenke)<br />
• Teile der Aufmerksamkeit<br />
sind bei den möglichen<br />
negativen Folgen<br />
Motivationsnetzwerk „Klasse“<br />
• Der Lernprozess wird nicht<br />
verfolgt, rezeptives Wissen<br />
reicht oft<br />
• Lernstrategien sind oberflächlich<br />
Kurzfristiger Lernerfolg<br />
3) Erwartungs x Wert-Modell:<br />
Die Ausprägung der Motivation<br />
wird von zwei Faktoren<br />
bestimmt:<br />
Welche Erfolgserwartungen<br />
habe ich (Werde ich in Mathematik<br />
von einer Vier auf eine<br />
Zwei kommen?) und welchen<br />
Wert messe ich dem bei (will<br />
ich unbedingt ins Gymnasium<br />
gehen?)<br />
4) Risikowahlmodell:<br />
Die Motivationsintensität wird<br />
bestimmt von<br />
• der subjektiven Einschätzung<br />
der Aufgabenschwierigkeit<br />
• der Erfolgswahrscheinlichkeit:<br />
je höher die Schwierigkeit,<br />
umso mehr Anerkennung verdient<br />
die Aufgabe, aber umso<br />
geringer ist die Erfolgswahrscheinlichkeit.<br />
Daher ist<br />
normalerweise ein mittlerer<br />
Schwierigkeitsgrad am besten.<br />
In der Schule ist das nur durch<br />
Differenzierung zu verwirklichen.<br />
5) Kausalattributionen:<br />
Man kann Erfolge und Misserfolge<br />
auf unterschiedliche Faktoren<br />
zurückführen, die in einem<br />
selbst (Begabung) oder<br />
extern (Schulsystem) begründet<br />
sind und die sich entweder<br />
ständig ändern (Variabilität bei<br />
verschiedenen Lehrern) oder<br />
sehr stabil (leistungsfähige<br />
Klasse) bleiben.<br />
Erfolgsmotivierte Kinder führen<br />
zumeist ihre Erfolge auf<br />
Begabung oder andere Persönlichkeitsfaktoren<br />
zurück<br />
und ihre Misserfolge auf<br />
ungünstige äußere Umstände;<br />
Misserfolgsängstliche Kinder<br />
führen Erfolge auf günstige<br />
äußere Umstände zurück und<br />
ihre Misserfolge auf mangelnde<br />
Begabung oder zu<br />
hohe Anforderungen.<br />
Für den Lehrer ist bei Letzteren<br />
dringend Handlungsbedarf<br />
gegeben.<br />
So können Sie als<br />
Lehrer motivieren:<br />
• Verwenden Sie Lob und Ermutigung<br />
angepasst – an den Schüler<br />
und die Situation: Intrinsisch<br />
motivierten Schülern „schadet“<br />
Lob eher. Übersteigertes Lob<br />
bei schwächeren Schülern kann<br />
sich negativ auswirken (wenn<br />
der Schüler merkt, dass er für<br />
Dinge gelobt wird, die für andere<br />
selbstverständlich sind).<br />
• Setzen Sie positive Verstärker<br />
ein. Diese sind ebenfalls individuell<br />
variierbar. Als Lehrer verfügen<br />
Sie über verschiedene<br />
extrinsische Verstärkungsmechanismen:<br />
Lob, Ermutigung,<br />
Noten, Anerkennung, Tokensysteme…)<br />
• Schaffen Sie individuelle<br />
Bewertungsmaßstäbe für alle<br />
Schüler. Somit können Sie das<br />
leistungsbezogene Selbstkonzept<br />
fördern, weil sich die Kinder<br />
besser einschätzen können.<br />
• Verwenden Sie Verbalbeurteilungen,<br />
denn dadurch wird ein<br />
individuelleres Werten möglich.<br />
• Bei Schülern des motivationalen<br />
Problemtyps ist vor allem<br />
notwendig, sie zu einer realistischen<br />
Selbsteinschätzung zu<br />
führen. Lassen Sie zunächst<br />
die Schüler schätzen, inwieweit<br />
sie die Aufgaben lösen können<br />
und am Ende zusammen kritisch<br />
überlegen, warum es<br />
geklappt hat oder nicht. Wenn<br />
die Schüler das Prinzip verstanden<br />
haben, ist es auch möglich,<br />
dies in schriftlicher Form und in<br />
Zusammenarbeit mit den Mitschülern<br />
zu tun.<br />
Ziel dieser Übungen ist es, dem<br />
Schüler seine Stärken bewusst<br />
zu machen und ihm beizubringen,<br />
mit den Schwächen konstruktiv<br />
umzugehen. In ganz<br />
schweren Fällen sollte jedoch ein<br />
Schulpsychologe hinzugezogen<br />
und ein Reattributionstraining<br />
durchgeführt werden.<br />
So können Sie Ihren<br />
Unterricht motivierend<br />
gestalten:<br />
• Interessenfördernder Unterricht<br />
• Offene Unterrichtsmethoden:<br />
Stationentraining, Werkstattarbeit,<br />
Projektarbeit, Freie<br />
Arbeit, Wochenplanarbeit<br />
• Entscheidungsmöglichkeiten<br />
für die Schüler, Wahlmöglichkeit<br />
bzgl. Inhalt, Methoden,<br />
Schwierigkeitsgrad, Sozialform/Partner,<br />
Zeitdauer,<br />
Arbeitsort<br />
• Kooperatives Lernen:<br />
Gruppenarbeit, Partnerarbeit<br />
• Handlungsorientierter Unterricht<br />
• viel Eigenverantwortung<br />
ermöglichen<br />
• Ziel: Aufbau von Handlungsschemata<br />
und -kompetenzen<br />
• Situationsorientiertes Lernen:<br />
lebensnahe Aufgabenstellung,<br />
Alltagsprobleme, Außerschulische<br />
Lernorte, Planspiele<br />
• Selbstgesteuertes Lernen:<br />
Planung, Durchführung und<br />
Reflexion von Lernaktivitäten<br />
Selbstbewertungscheck für Ihre Klasse<br />
Worauf achten Sie in<br />
Ihrer Klasse?<br />
a) Die Schüler sollen<br />
etwas lernen.<br />
b) Die Schüler sollen<br />
etwas leisten.<br />
Welche Bedeutung haben<br />
Fehler bei Ihnen?<br />
a) Teil des Lernprozesses<br />
b) Zeichen für Unfähigkeit<br />
Wo liegt die Aufmerksamkeit<br />
der Schüler?<br />
a) Beim Lernen und<br />
Verstehen<br />
b) Bei der eigenen Leistung<br />
im sozialen Vergleich<br />
Wie ist Erfolg definiert?<br />
a) Fortschritt und<br />
Verbesserung<br />
b) Gute Leistung, gute Noten<br />
Warum strengen sich<br />
Ihre Schüler an?<br />
a) Sie wollen etwas Neues<br />
lernen<br />
b) Sie streben gute Noten an<br />
Wonach beurteilen Sie<br />
Ihre Schüler?<br />
a) Fortschritt<br />
b) Klassennorm<br />
Wann sind Ihre Schüler<br />
zufrieden?<br />
a) Wenn sie etwas<br />
geschafft haben<br />
b) Wenn sie besser<br />
sind als andere<br />
Worauf attribuieren Ihre<br />
Schüler Lernerfolg?<br />
a) Anstrengung<br />
b) Begabung<br />
Auswertung<br />
Wenn Sie hauptsächlich a) angekreuzt haben, schaffen Sie es, durch<br />
Ihren Unterricht die Schüler intrinsisch zu motivieren, denn in diesen Antworten<br />
stecken Lernziele, die den Schülern Spaß am Lernen vermitteln sollen.<br />
Haben Sie überwiegend b) angekreuzt, sind Sie und Ihre Klasse eher auf<br />
Leistungsziele ausgerichtet, was überwiegend auf extrinsische Motivation<br />
hindeutet. Für Sie kann dieser <strong>Praxishelfer</strong> wichtige Anregungen geben,<br />
wie Sie einen nachhaltigeren Unterricht gestalten können.<br />
Manchmal eignet man sich im Laufe der Jahre bestimmte Floskeln und<br />
Handlungsschemata an, die der Motivation der Schüler nicht immer förderlich<br />
sind. Auf der nächsten Seite finden Sie einige der am häufigsten vorkommenden<br />
Verhaltensweisen und Ihre motivierenden Entsprechungen.
Lernen und Unterricht<br />
III 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
12 13<br />
Lernen und Unterricht<br />
Heft I / 2009<br />
Don’t Do<br />
Literaturtipps:<br />
„Strengt euch mehr an, damit<br />
diese Probearbeit nicht wieder so<br />
ein Reinfall wird, wie letztes Mal!“<br />
„Diese Aufgabe ist viel zu<br />
schwer für dich!“<br />
„Ihr habt noch drei Minuten Zeit!“<br />
„Die anderen waren diesmal viel besser<br />
als du! Wahrscheinlich hatten sie mehr<br />
gelernt.“<br />
Intrinsisch motivierte Kinder sollten<br />
nicht zu sehr gelobt werden, für sie<br />
reicht der Lernerfolg an sich.<br />
Misserfolgsmotivierte Kinder am<br />
Klassenfortschritt zu messen, ist<br />
demotivierend.<br />
Vermitteln Sie Schülern nicht, dass<br />
Begabung stabil und unveränderlich ist.<br />
Verwenden Sie nicht beständig extrinsische<br />
Anreize im Unterricht.<br />
„Das war ein Ausrutscher, beim nächsten<br />
Mal wird es sicher besser!“<br />
„Du kannst es ja mal versuchen, aber<br />
ich finde die Aufgabe enorm schwierig!“<br />
„Die Hälfte der Zeit ist vorbei!“,<br />
oder „Du solltest jetzt ungefähr bei<br />
Aufgabe… sein.“<br />
„Du hast dich um einiges verbessert,<br />
wenn du das mit deiner letzten Arbeit<br />
mal vergleichst!“<br />
Misserfolgsmotivierte Kinder für<br />
kleine Erfolge öfter loben und positiv<br />
verstärken.<br />
Legen Sie besonders bei misserfolgsmotivierten<br />
individuelle Bewertungsmaßstäbe<br />
an, evtl. auch bei Aussetzen<br />
der Benotung.<br />
Bei geringem Selbstkonzept sind<br />
realistische Fähigkeitsattributionen<br />
zu fördern.<br />
Bei lernunwilligen Schülern extrinsische<br />
Verstärker anbieten (Noten, besondere<br />
Aufgaben, Belohnung, Tokens…) und<br />
auf Löschung durch intrinsische Übernahme<br />
der Zielvorstellungen bauen.<br />
Alternative Methoden der<br />
Leistungsmessung:<br />
T. Bohl, Prüfen und Bewerten<br />
im offenen Unterricht, Beltz<br />
Verlag, Weinheim/Basel, 2004<br />
A. Bostelmann, (Hrsg.), Das<br />
Portfolio-Konzept in der Grundschule.<br />
Individualisiertes Lernen<br />
organisieren, Verlag an der<br />
Ruhr, 2006<br />
T. Wiedenhorn, Das Portfolio-<br />
Konzept in der Sekundarstufe,<br />
Verlag an der Ruhr, Mühlheim an<br />
der Ruhr, 2006<br />
F. Winter, A. von der Groeben &<br />
K.-D. Lenzen (Hrsg.), Leistung<br />
sehen, fördern, werten. Neue<br />
Wege für die Schule, Verlag Julius<br />
Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 2002<br />
Motivation :<br />
A. Hartinger, M. Fölling-Albers,<br />
Schüler motivieren und interessieren,<br />
Verlag Julius Klinkhardt,<br />
Bad Heilbrunn, 2002<br />
F. Rheinberg, Motivation (Vol. 6),<br />
Kohlhammer, Stuttgart, 250-284,<br />
2002.<br />
D. Smolka, Schülermotivation.<br />
Konzepte und Anregungen für<br />
die Praxis, in: ders. (Hrsg.),<br />
Luchterhand, Neuwied/München,<br />
2004<br />
WISSEN, DAS IM KOPF BLEIBT<br />
Wie Lehrer Schülern durch gehirngerechtes Lernen helfen können<br />
von Marliese Siering<br />
Mit seinen etwa 1300 Gramm<br />
enthält ein Menschenhirn<br />
100 Milliarden Neuronen und<br />
jede dieser Nervenzellen hat<br />
bis zu 10 000 synaptische<br />
Kontaktmöglichkeiten. Das<br />
Verschaltungspotenzial ist<br />
damit grenzenlos. Außerdem<br />
ist inzwischen bekannt, dass<br />
der Körper zusätzlich gebildete<br />
Gehirnzellen einbauen<br />
kann, um Neues besser und<br />
schneller aufzunehmen. Je<br />
mehr Anschlussmöglichkeiten<br />
neues Wissen an vorhandene<br />
Gehirnzellen im<br />
Netz neuronaler Querverbindungen<br />
hat, desto leichter<br />
und besser wird es ins<br />
Langzeitgedächtnis eingebunden.<br />
Das sind doch<br />
ermutigende Erkenntnisse<br />
für alle, die mit sinkendem<br />
Wissensniveau der Schüler<br />
zu tun haben, aber mit großem<br />
Einsatz und hehren<br />
Idealen diesem Trend Paroli<br />
bieten wollen. Um nicht lang<br />
zu lamentieren, was alles in<br />
unserem Schulsystem zu<br />
verändern oder zu revolutionieren<br />
wäre, möchte ich<br />
das gehirngerechte Lernen<br />
erläutern, das sofort Alltag<br />
und Arbeit der Lehrerinnen<br />
und Lehrer zu erleichtern<br />
sowie den Schülern mehr<br />
Erfolg und größeren Leistungswillen<br />
einzubringen<br />
vermag.
Lernen und Unterricht<br />
I 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
14 15<br />
Lernen und Unterricht<br />
I 3<br />
Grundsätze<br />
Das Großhirn kann nur<br />
effektiv arbeiten, wenn<br />
das Kleinhirn und das<br />
limbische System positiv<br />
die Rahmenbedingungen<br />
„gecheckt“ haben.<br />
Erste Grundregel:<br />
Trinken, möglichst Wasser. Das<br />
Gehirn selbst ist sehr „wasserhaltig“<br />
- alle Gehirnströme, die<br />
elektrischen Impulse, werden<br />
in Wasser weitergeleitet.<br />
Zweite Grundregel:<br />
Beide Gehirnhälften anschalten.<br />
Ausgleichende Bewegung<br />
für den ganzen Körper fördert<br />
die Flexibilität der Gedanken<br />
und holt die Schüler aus starren<br />
Haltungen.<br />
Dritte Grundregel:<br />
Gute Erfolgsaussichten, Freude,<br />
Lust am Neuen beeinflussen<br />
die kognitiven Leistungen<br />
positiv. Im limbischen System<br />
des Gehirns, dem emotionalen<br />
Bereich, werden die jeweiligen<br />
Gefühle mit dem neuen Reiz in<br />
Verbindung gebracht – sie<br />
werden mit dem Lernwissen<br />
gespeichert.<br />
Vierte Grundregel:<br />
Lernen mit allen Sinnen. Gehirngerechtes<br />
Lernen bedeutet<br />
individuelle Förderung, die auf<br />
den jeweiligen Lerntyp Rücksicht<br />
nimmt. „Sinn“volles Lernen<br />
erleichtert die Informationsaufnahme,<br />
„un“sinniges<br />
Lernen blockiert. Die Sinnesorgane<br />
sind das Eingangsportal<br />
zum Hirn.<br />
Ganz grundsätzlich:<br />
Dem Gehirn ist es egal, welches<br />
Sinnesorgan zum Arbeiten<br />
bevorzugt wird. Die Schule<br />
„bedient“ aber oft nur Augen<br />
und Ohren.<br />
Visueller Typ<br />
So verhalten sich die Schüler<br />
Allgemein:<br />
• wollen gesehen werden, benötigen<br />
Blickkontakt<br />
• optischer Eindruck ist wichtig:<br />
z. B. Gestaltung der Heftseite,<br />
des Arbeitsblattes mit<br />
Verzierungen<br />
• brauchen sichtbare „Geschenke“:<br />
Lob im Heft, Bild,<br />
Freundschaftsband<br />
• Routineaufgaben langweilen<br />
Im Deutschunterricht:<br />
• lesen gern und gut<br />
• lernen neue Buchstaben<br />
oder Wörter fast fotografisch,<br />
ganzheitlich leicht<br />
• visuelle Details, z. B. am<br />
Computer oder in Katalogen,<br />
werden gut erfasst<br />
• fangen sofort zu lesen oder<br />
zu schreiben an, wenn sie<br />
ein Arbeitsblatt erhalten<br />
• arbeiten schriftlich übersichtlich,<br />
rasch, eigenständig<br />
• Aufsatz: schreiben viel, häufig<br />
langatmig<br />
Förderung<br />
Allgemein:<br />
• am Arbeitsplatz Ordnung<br />
halten lassen<br />
• kräftige oder zu viele Farben<br />
können von der Arbeit ablenken<br />
• Filme oder Bilder sind zur<br />
ersten Informationsentnahme,<br />
zur Motivation geeignet<br />
• Notizen erhöhen die Konzentration,<br />
dadurch besseres<br />
Begreifen des Zusammenhangs<br />
Im Deutschunterricht:<br />
• Erweiterung der Blickspanne,<br />
unterschiedliche Schrifttypen<br />
lesen, quer lesen<br />
• betontes Lesen, verschiedene<br />
Rollen, kreatives Aufsatztraining<br />
• Gefühle können durch<br />
Schreiben zum Ausdruck<br />
gebracht werden (Tagebuch,<br />
Brief)<br />
• Kartenspiele, Scrabble, Memory<br />
Auditiver Typ<br />
So verhalten sich die Schüler<br />
Allgemein:<br />
• beim Sprechen Humor, Witz<br />
und Akzent, empfänglich für<br />
Geräusche, Musik<br />
• bewegen oft beim Lesen die<br />
Lippen, lesen halblaut mit<br />
• erzählen gern dieselbe Geschichte<br />
• mischen sich häufig bei Unterhaltungen<br />
ein, unterbrechen<br />
andere leicht<br />
• wollen bei Meldung sofort<br />
drankommen oder rufen die<br />
Antwort rein<br />
• spielen Reporter, führen<br />
gern Interviews<br />
• sind auf hörbares Lob angewiesen<br />
Förderung<br />
Allgemein:<br />
• Aufmerksamkeit auf leise<br />
Geräusche lenken, z. B.<br />
Herzschlag, Wind, Blätterrauschen<br />
• bei Entscheidungen nach<br />
der Meinung des Kindes fragen<br />
• aktiv zuhören, bei wenig Zeit<br />
das Gespräch verschieben<br />
• auf Feinheiten und Tonfall<br />
im Gespräch achten<br />
• über alle interessanten Dinge<br />
reden, bei Diskussionen<br />
Redezeit vorgeben<br />
• Lernwissen erzählen lassen<br />
Im Unterricht:<br />
• Ruhe beim Lernen, Lärm<br />
lenkt ab<br />
• lautes Vorlesen und Besprechen<br />
hilft beim Lernen und<br />
Beurteilen<br />
• Erlebnisse/Ergebnisse erzählen<br />
lassen, evtl. aufnehmen<br />
• Kontrollfrage: „Worüber haben<br />
wir heute gesprochen?“<br />
Weitere Sinne<br />
Sehen und Hören decken<br />
längst nicht alle Sinneseindrücke<br />
ab. Die Hirnforschung<br />
drängt auf größere Vielfalt der<br />
Angebote. So rückt der kinästhetische<br />
Lerntyp in das Blickfeld,<br />
der gleichberechtigt zum<br />
visuellen und auditiven ist.<br />
Nicht nur Motorik und das<br />
Haptische, auch Geruch und<br />
Geschmack gehören dazu, die<br />
sensorischen Eindrücke, die<br />
für unsere Grundstimmung<br />
entscheidend sind. Vor allem<br />
die Nase, die selbst feinste,<br />
unbewusst wahrgenommene<br />
Düfte registriert, löst Antworten<br />
des Körpers aus. Ebenso<br />
rufen Gefühle und Körperkontakt<br />
Reaktionen hervor: Die<br />
Hautspannung gehört mit zur<br />
Bewegung des Körpers, also<br />
zur Kinästhetik. Dieser dritte<br />
Lerntyp ist wichtig, er wurde<br />
bisher von der Schule ignoriert<br />
oder nur schlecht bewertet.<br />
Kinästhetischer Typ<br />
So verhalten sich die Schüler<br />
Allgemein:<br />
• agil und beweglich, handwerklich<br />
oft geschickt, kreativ<br />
• möchten eigene Sachen<br />
aufstellen, aufhängen; brauchen<br />
Platz für Trophäen und<br />
Urkunden<br />
• können starke Natur- und<br />
Tierliebhaber sein<br />
• versetzen sich teilweise<br />
leicht in andere, suchen<br />
Anschluss<br />
• haben sie zu wenig Körperkontakt<br />
und Grenzen erfahren,<br />
können sie stürmisch/aggressiv<br />
sein, auch<br />
ohne dies zu beabsichtigen<br />
• benötigen klare und viele<br />
Routineaufgaben, um Lerninhalte<br />
festigen zu können<br />
Im Unterricht:<br />
• brauchen zum Schreiben<br />
(auch für Spiele) viel Platz<br />
• befolgen Regeln häufig nur,<br />
wenn sie bei deren Aufstellung<br />
mitgewirkt haben<br />
• Bewegung stärkt Aufmerksamkeit:<br />
z. B. beim Lesen<br />
mit dem Finger mitfahren,<br />
lesen im Schaukelstuhl oder<br />
auf dem Sitzball<br />
• Kaugummi kann die Konzentration<br />
fördern (Erlaubnis<br />
bei Proben?)<br />
• Lob durch Berührung zeigen,<br />
z. B. Schulterklopfen,<br />
mit Handschlag gratulieren<br />
Förderung<br />
Allgemein:<br />
• Sport, Spiel in den Tagesablauf<br />
einbauen<br />
• körperliche Geschicklichkeit<br />
anerkennen, gemeinsame<br />
Aktivitäten stärken<br />
• bei Verletzung von Gefühlen<br />
Möglichkeit zum Zurückziehen<br />
geben<br />
• Wutanfälle nicht ignorieren:<br />
Gefühle, Botschaften der<br />
anderen klarmachen<br />
• bei Besprechung von Problemen<br />
nebeneinander,<br />
nicht gegenüber sitzen<br />
• Gefühle werden klarer,<br />
wenn Geschichten nachgespielt<br />
werden<br />
• Musik und Tanz beeinflussen<br />
die Stimmung stark<br />
Im Unterricht:<br />
• Der Arbeitsplatz ist wichtig:<br />
bequeme Möbel, gute Beleuchtung<br />
• Wörterlernen mit Karteikasten<br />
• Wiederholen des Lernstoffs<br />
z. B. mit Ball oder rhythmischen<br />
Schritten<br />
• bei Aufsätzen mit der anderen<br />
Hand einen Handschmeichler<br />
kneten lassen<br />
Entspannung<br />
Die Erkenntnisse der Hirnforschung<br />
geben auch Anregungen<br />
für den sensorischen Ablauf<br />
des Lernens. Das Gehirn<br />
bedarf einer Dreiteilung des<br />
Lernangebotes: Kennenlernen<br />
des Neuen, Abspeichern und<br />
Erholung: alle drei gleich lang,<br />
gleich wichtig und in verschiedenen<br />
Sinneskanälen vermitteln!<br />
Welche Sinnesorgane in<br />
Reihe geschaltet werden, das<br />
ist je nach Lerntyp verschieden,<br />
wobei das Gehirn keine<br />
Rangordnung kennt. So muss<br />
der Unterricht gute Anregungen,<br />
viele Übungsmöglichkeiten<br />
und sinnvolle Pausen<br />
anbieten. Die neuronale „Speicherarbeit“<br />
ist für den jeweiligen<br />
Gehirnabschnitt anstrengend<br />
– daher ist der Wechsel<br />
in einen anderen Sinneskanal<br />
notwendig, um dem beanspruchten<br />
Netzwerk eine<br />
Pause zu ermöglichen: So<br />
sollten im Unterricht auch die<br />
Entspannungstypen Berücksichtigung<br />
finden; Druck zu machen,<br />
Leistung einzufordern,<br />
schulisch diese Phase abzuwerten,<br />
wäre kontraproduktiv.
Lernen und Unterricht<br />
I 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
16 17<br />
Lernen und Unterricht<br />
Heft VI / 2009<br />
Individuelle Gestaltung des<br />
Übens, Differenzierung und<br />
Förderung in kleinen, homogenen<br />
Gruppen ist dagegen förderlich.<br />
Visuell<br />
So verhalten sich die Schüler<br />
• können Augenkontakt<br />
schlecht halten<br />
• Bilder, Filme beeindrucken<br />
meist emotional stark, können<br />
sich an Kleidung, Ausstattung,<br />
Gesten gut erinnern<br />
• Texte mit kleiner Schrift,<br />
Seiten mit viel Text oder<br />
dicke Bücher überfordern<br />
und werden nur ungern<br />
angenommen<br />
• lesen und schreiben in einer<br />
unüblichen, für sie bequemen<br />
Position oder mit<br />
Bewegung (z. B. auf einem<br />
Sitzball)<br />
• können sie gut lesen oder<br />
haben sie etwas Spannendes,<br />
wollen sie nicht mehr<br />
aufhören<br />
Hilfen im Unterricht<br />
• Tabellen einfach und klar<br />
gestalten, Gestaltung der<br />
Hefteinträge vorgeben<br />
• Computer erleichtert das<br />
Schreiben (eigenes Schreiben<br />
strengt sie an)<br />
• Aufsätze zunächst aufnehmen,<br />
verbessern und dann<br />
erst schreiben lassen<br />
• häufiges Schreiben eines<br />
Wortes erhöht meist nicht<br />
die orthografische Sicherheit<br />
(machen immer wieder<br />
andere Fehler), Arbeit mit<br />
Duden und Rechtschreibstrategien<br />
individuell unterstützen<br />
• fördern Sie visuelle Hobbys:<br />
Malen, Fotografieren, Handarbeiten<br />
oder Töpfern<br />
Auditiv<br />
So verhalten sich die Schüler<br />
• melden sich selten, nur<br />
wenn sie die Antwort perfekt<br />
sagen können<br />
• bei Vorträgen und Frontalunterricht<br />
oder wenn man<br />
zu schnell spricht, schalten<br />
sie ab<br />
• in kleinen Gruppen, in einem<br />
geschützten Rahmen<br />
reden sie ausdrucksstark<br />
• positives Feedback verstärkt<br />
sehr<br />
• Entspannungsmusik ist sehr<br />
wirkungsvoll<br />
Hilfen im Unterricht<br />
• nach einer Frage – auch bei<br />
einfachen Fragen – genügend<br />
Zeit zum Nachdenken<br />
lassen<br />
• nicht zum Reden drängen,<br />
kommen früher oder später<br />
selbst mit Fragen<br />
• sprechen Sie bei Problemen<br />
mit dem Kind, während<br />
Sie nebeneinander sitzen,<br />
gehen, basteln, etwas gemeinsam<br />
machen<br />
• negative Ausdrücke und Untertöne<br />
vermeiden<br />
• konkrete Beispiele besprechen,<br />
um abstrakte Themen<br />
zu veranschaulichen<br />
• Musik machen lassen<br />
Kinästhetisch<br />
So verhalten sich die Schüler<br />
• wollen in der Pause ungern<br />
raus, Gefühle werden nur in<br />
„sicherer“ Umgebung gezeigt<br />
• benötigen Zeit für Bewegung,<br />
Gelächter, Tränen<br />
• bei sportlichem Training und<br />
Erlernen von handwerklichen<br />
Fertigkeiten üben sie<br />
häufig für sich allein und mit<br />
eigenem Tempo (lehnen<br />
Wettbewerbe ab!)<br />
Hilfen im Unterricht<br />
• größere Aufgaben in Einzelschritte<br />
unterteilen (mit Kontrolle<br />
und Lob)<br />
• bei Problemen streicheln,<br />
brauchen etwas zum Kuscheln<br />
• bei Gesprächen neben das<br />
Kind setzen<br />
• zum Spielen mit anderen,<br />
auch zum Theater ermuntern<br />
(so kann der Umgang<br />
mit Stimmungen und Gefühlen<br />
erlernt werden)<br />
Literatur<br />
<br />
Fazit<br />
Schüler brauchen von uns<br />
Lehrern weniger Sorge um<br />
Stofffülle als Aufmerksamkeit<br />
für Bedürfnisse an die Lernumgebung.<br />
Hier kann im<br />
Schulalltag sofort ein besseres,<br />
vielfältigeres Angebot an<br />
Übungsmöglichkeiten für die<br />
Lerntypen - wahrscheinlich bei<br />
allen curricularen Themen -<br />
geschaffen werden. Jeder Kollege<br />
hat gute Materialien, um<br />
jedem Schüler Motivation,<br />
Erfolg und bessere Informationsverarbeitung<br />
zu ermöglichen.<br />
Austausch und kooperative<br />
Arbeit im Team der Schule<br />
erhöhen die Zufriedenheit aller<br />
Beteiligten und sorgen für eine<br />
produktive Erweiterung der<br />
schulischen Lernwelt.<br />
Vera F. Birkenbihl, Trotz Schule<br />
lernen, Redline GmbH, Frechen-<br />
Königsdorf, 1995, 171 Seiten,<br />
ISBN 978-3636070623, 7,90 €<br />
Wolfgang Seidel, Emotionale<br />
Kompetenz. Gehirnforschung<br />
und Lebenskunst, Spektrum Akademischer<br />
Verlag, Heidelberg<br />
u.a., 2004, 400 Seiten, ISBN 978-<br />
3827415417, 31,50 €<br />
Manfred Spitzer, Lernen. Gehirnforschung<br />
und die Schule des<br />
Lebens, Spektrum Akademischer<br />
Verlag, Heidelberg u.a., 2002, 512<br />
Seiten, ISBN 978-3827417237,<br />
20,00 €<br />
Enja Riegel, Schule kann gelingen!<br />
Wie unsere Kinder wirklich<br />
fürs Leben lernen, S.Fischer Verlag,<br />
Frankfurt am Main, 2004, 255<br />
Seiten, ISBN 978-3596161683,<br />
8,95 €<br />
Monika Murphy-Witt, Petra Stamer-Brandt,<br />
Was Kinder für die<br />
Zukunft brauchen, Gräfe & Unzer<br />
Verlag, München, 2004, 160<br />
Seiten, ISBN 978-3774261679,<br />
15,95 €<br />
LERNEN MÜSSEN LERNER SELBST<br />
Zu einer Entwicklungsaufgabe im Unterricht<br />
von Manfred Bönsch<br />
Die Verbesserung schulischen Lernens tung haben. Er hat aber das Problem, dass<br />
hängt wesentlich davon ab, wie weit es er für das Lernen schädlich sein kann, weil<br />
gelingt, Schüler in die Lage zu versetzen, ihr er mit der Fülle des angebotenen Stoffes<br />
Lernen eigenständig in die Hand zu nehmen. selbstgesteuertes Lernen unterdrückt. Von<br />
Unterricht kann immer lediglich Angebote daher ist das didaktisch-methodische Denken<br />
unter dem Aspekt selbstgesteuerten Ler-<br />
inhaltlicher und methodisch-medialer Art<br />
machen. Der nach wie vor dominante lehrergeführte<br />
Stil mag unter Gesichtspunkten der jenes Fach, sondern zielt insgesamt auf<br />
nens nicht nur eine Frage für dieses oder<br />
Inhalts- und Stofforientierung seine Bedeu-<br />
alternative Unterrichtsstrukturen.
Lernen und Unterricht<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
18 19<br />
Lernen und Unterricht<br />
VI 3<br />
Alternative Arrangements<br />
An sich liegen alternative Lernarrangements, die der Entwicklung<br />
von Selbstkompetenz dienen, gut ausgearbeitet vor<br />
(Bönsch, 2006). Im Überblick kann an sie folgendermaßen erinnert<br />
werden:<br />
richt dienen, zwei werden mit Hilfe eines Plans für selbstständiges<br />
Lernen genommen. Bei den Kurzfächern könnte durch<br />
Kooperation Zeit gewonnen werden: Lehrer werfen Stunden<br />
zusammen und nehmen einen Teil für gemeinsam organisierte<br />
Wochenplanarbeit. Inzwischen differenziert sich dieser Ansatz<br />
aus wie die Übersicht zeigt:<br />
Schüler an der Minimierung von Lernschwierigkeiten/ Lerndefiziten<br />
arbeiten?). Die herausforderndste Variante zielt auf eine<br />
größerrahmige Planung mit den Schülern in Richtung eines<br />
gemeinsam aufgestellten Arbeitsplans für die wöchentlich zur<br />
Verfügung stehende Unterrichtszeit. Bei der Verfolgung dieser<br />
Variante verändert sich das didaktische Denken massiv:<br />
Varianten der Selbststeuerung: digitale oder ...<br />
Selbst organisieren, steuern, verantworten<br />
Wenn alles immer organisiert und vorgegeben ist, lernt ein Individuum<br />
nicht, selbst aktiv zu werden und sich zu organisieren.<br />
Erziehung zur Mündigkeit aber hat wesentlich zum Inhalt, dass<br />
jemand für sich selbst verantwortlich ist und die ihn betreffenden<br />
Dinge, z. B. das Lernen, selbst in die Hand nimmt. Ein<br />
erster Fixpunkt lässt sich mit der Entwicklung von Selbstkompetenz<br />
markieren. Viele Menschen – übrigens auch Erwachsene<br />
– leiden eher unter dem Messie-Syndrom (Chaos-Befindlichkeiten),<br />
als dass sie die Fähigkeit besäßen, mit sich ordnend<br />
umzugehen (den Tag organisieren, sich realistische Ziele setzen,<br />
ein Zeitmanagement haben, Aufgaben richtig einschätzen,<br />
Hilfsmittel-Systeme nutzen). Selbststeuerung verlangt Selbstdisziplin,<br />
einen reflektierten Umgang, Planungs- und Kooperationsfähigkeit.<br />
Bei allen möglichen Hilfen, die sich denken lassen,<br />
ist zum Schluss jeder für sich selbst verantwortlich: Was ist<br />
sinnvoll? Wie weit bin ich? Wie komme ich zu einer immer<br />
wieder auszubalancierenden Übereinstimmung von Bedürfnissen<br />
und Pflichten? Die Lageorientierung ist eines (In Mathematik<br />
bin ich eben schwach!), besser ist die Handlungsorientierung<br />
(In Mathematik bin ich schwach, aber dagegen müsste ich doch<br />
etwas tun können!).<br />
Konzepte selbstverantworteten/selbstbestimmten Lernens<br />
Modell<br />
Wochen-<br />
Planarbeit<br />
Freie Arbeit<br />
Wahldifferenzierter<br />
Unterricht<br />
Stationen-<br />
Lernen<br />
Lernwerkstätten<br />
/<br />
Selbstbil-<br />
dungs-<br />
Zentren<br />
Lerngelegenheiten<br />
Der Wochenplan (vorher<br />
Tagesplan) gibt Aufgaben<br />
in einem Fach<br />
oder mehreren Fächern<br />
vor: Pflichtaufgaben,<br />
Wahlaufgaben; Selbstoder<br />
Fremdkontrolle<br />
sind gesichert.<br />
Raum für inhaltlich<br />
selbstbestimmtes Lernen:<br />
Übungen, Materialangebote,<br />
Lernspiele,<br />
kleine Projekte.<br />
Nach Einführung in ein<br />
Thema erhält der Schüler<br />
Arbeitsangebote, die<br />
er allein oder in Gruppen<br />
bearbeitet;<br />
anschließend wird<br />
berichtet.<br />
Mehrere Lernstationen<br />
(Aufgaben, Materialien,<br />
Geräte) bieten Lernaufträge<br />
an.<br />
Eine Lernwerkstatt bietet<br />
mannigfache Lerngelegenheiten<br />
an<br />
(Druckerzeugnisse,<br />
Computer, Medien,<br />
Geräte, Lernspiele); sie<br />
steht ständig als Lernkabinett<br />
/ Selbstbdungszentrum<br />
offen.<br />
Grad der Selbstverantwortung<br />
Schüler können Reihenfolge,<br />
Zeitumfang, Bearbeitungsmodi<br />
und Kooperationsmodi selbst<br />
bestimmen.<br />
Schüler können in einem gegebenen<br />
Zeitrahmen auch Anliegen,<br />
Inhalte, Anspruch selbst<br />
bestimmen.<br />
Schüler können informiert Teilthemen<br />
wählen und behandeln;<br />
sie sollen ihre Ergebnisse vorstellen<br />
und verantworten.<br />
Schüler können die Stationen in<br />
freier oder gebundener Reihenfolge<br />
nach ihrer Arbeitsweise<br />
und eigenem Arbeitstempo verfolgen.<br />
Schüler können in dafür<br />
bestimmten Zeiten völlig frei<br />
wählen, sich einer Thematik,<br />
die vorbereitet ist, zuwenden<br />
(Büfettmodell), sie können Lernwege<br />
wählen (z.B. Computerprogramm).<br />
Bekannt und häufig praktiziert ist die Arbeitsblattmethodik, bei<br />
der nach einer Phase der gemeinsamen Arbeit (20-25 Minuten)<br />
Arbeitsblätter zur Bearbeitung verteilt werden. Sie ist immerhin<br />
ein kleinrahmiger Ansatz zur Förderung selbstständigen Lernens.<br />
Varianten der Wochenplanarbeit<br />
Einfache Variante<br />
(aufgabenorientiert)<br />
• ein Fach<br />
• 2 Stunden pro Woche<br />
• Pflicht-/ Wahlaufgaben<br />
• Kontrollmöglichkeiten<br />
• offene – geschlossene<br />
Aufgaben<br />
• Materialhilfen<br />
Differenzierte Variante<br />
(auf Schüler abgestimmt;<br />
diagnostische<br />
Differenzierung)<br />
• Absprachen über<br />
mehrere Fächer<br />
• Zeitliche Ausweitung:<br />
4 – 6 Stunden pro<br />
Woche<br />
• individuelle bzw.<br />
kleingruppenspezifische<br />
Pläne<br />
• Spezielle Ansprachen<br />
Gemeinsam<br />
aufgestellte Pläne<br />
• Für die kommende<br />
Woche stellen wir folgenden<br />
Plan auf:<br />
• 4 Stunden stehen zur<br />
Verfügung<br />
• Ich (der Lehrer) habe<br />
folgende Aufgabe für<br />
dich!<br />
• Was hältst du für<br />
wichtig?<br />
• Wir machen folgendes<br />
Programm:<br />
1. Unterrichtszeit muss Planungszeit enthalten.<br />
2. Die Transparenz der Anforderungen sollte gegeben sein.<br />
3. Lernen bekommt eine Perspektive! Wenigstens für den Zeitrahmen<br />
einer Woche wird klar, was gelernt werden soll.<br />
4. Lerndiagnostik und verlässliche Lernerfolgskontrollen sichern<br />
Lernfortschritt.<br />
5. Variable Lerngelegenheiten und -angebote geben genügend<br />
Hilfen für gezieltes Lernen.<br />
6. Das Vertrauen in die Selbstverantwortung von Lernern ist die<br />
entscheidende Grundlage. Somit ist das didaktische Konzept<br />
ein eminent pädagogisches!<br />
Weiterentwicklung Wahldifferenzierung<br />
Das Konzept des wahldifferenzierten Unterrichts geht in den<br />
Anforderungen an selbstgesteuertes Lernen weiter, gibt aber<br />
zugleich einen verlässlichen Rahmen. Es bezieht sich auf eine<br />
Unterrichtseinheit, ist also in der Verfügung eines Lehrers und<br />
hat folgende Verlaufstruktur:<br />
1. Informations- und Strukturierungsphase<br />
2. Differenzierungsphase<br />
3. Vermittlungs- und Reflexionsphase<br />
Ganz wichtig ist die Informations- und Strukturierungsphase, in<br />
der in eine Thematik eingeführt wird (Grundinformationen) und<br />
mögliche Teilthemen entwickelt werden. Entscheidend ist dann,<br />
dass die Schüler begründet Themenschwerpunkte zur selbstständigen<br />
und kooperativen Bearbeitung wählen können. Eine<br />
Stöber-/Such-/Wahlphase (Quellen suchen, Materialien prüfen<br />
und auswählen, Bearbeitungschancen prüfen) initiiert das<br />
selbstgesteuerte Lernen. Nach der Wahl eines Themenschwerpunktes<br />
konstituieren sich die Gruppen und entwickeln ihren<br />
Arbeitsplan, der in der Bearbeitungsphase verfolgt wird. Die<br />
Vermittlungs- und Reflexionsphase ist wichtig, weil die Arbeitsgruppen<br />
ihre Ergebnisse präsentieren und erläutern sollen.<br />
Beliebigkeit und Anspruchslosigkeit können so vermieden werden.<br />
Man ist Experte für ein Teilthema und orientiert sich durch<br />
die Berichte der anderen Gruppen, um z. B. für eine abschließende<br />
Leistungskontrolle gerüstet zu sein. Der Anspruch in diesem<br />
Konzept ist: Ich gebe und ich kann nehmen!<br />
Selbstkompetenz wächst in dem Maße, wie ein Lerner über das<br />
Repertoire an Lernstrategien, Lern- und Arbeitstechniken verfügt,<br />
das ihm Souveränität im Umgang mit Anforderungen verschafft.<br />
Man kann sagen, dass neben Fach- und Sozialkompetenz<br />
die Entwicklung von Selbstkompetenz eine sehr<br />
eigenständige Erziehungs- und Bildungsaufgabe ist, die Zeit<br />
braucht.<br />
Grundkonzept Wochenplanarbeit<br />
Das Grundkonzept zur konsequenteren Förderung selbstgesteuerten<br />
Lernens ist das der Wochenplanarbeit. Wenn für ein<br />
Fach vier Unterrichtsstunden wöchentlich zur Verfügung stehen,<br />
können zwei Stunden herkömmlichem lehrerorientierten Unter-<br />
... analoge Basis: Die Finger sind jedenfalls im Spiel.<br />
Es gibt einfache Varianten (linker Kasten), die vor allem aufgabenorientiert<br />
sind. Differenzierte Varianten zielen auf eine zeitliche<br />
Ausweitung und vor allem auf förderspezifische Pläne auf<br />
der Grundlage diagnostischer Differenzierung (wo muss ein<br />
Es geht über die Wochenplanarbeit hinaus, weil es nicht nur<br />
dem Üben und Wiederholen dient, sondern der Erarbeitung.<br />
Man sollte als Lerner also ziemlich genau überlegen und<br />
recherchieren, was wichtig ist in der Eigenerarbeitung wie in<br />
der Vermittlung an Andere. Der Rahmen bleibt überschaubar<br />
und vermeidet Überforderungen durch zu weitläufige und<br />
unübersichtliche Lernkonstruktionen.
Lernen und Unterricht<br />
VI 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
20 21<br />
Lernen und Unterricht<br />
Heft I / 2010<br />
Wenn über Kompetenzraster die Anforderungen an das Lernen<br />
bekannt sind und Lernwelten nützliche Lernangebote machen,<br />
kann selbstgesteuerte Lernen weiter konzipiert werden. So soll<br />
dann jeder Lernende sich einen Arbeitsplan/Logbuch einrichten<br />
und zielorientiert selbstständig lernen können:<br />
Konsequentes selbstgesteuertes Lernen<br />
Angebote<br />
Lernecken<br />
Lernbüfetts<br />
Lernstationen<br />
Fachräume<br />
Bibliothek<br />
Mediothek<br />
Selbstbildungszentrum<br />
Computer<br />
Personelle Hilfen:<br />
Beratung des Lehrers<br />
Mitschüler<br />
Der Lerner<br />
Plan<br />
Recherche<br />
Bearbeitung<br />
Lernerfolgskontrollen<br />
erneute Lernarbeiten<br />
Nächste Lernanforderungen<br />
Anforderungen<br />
Kompetenzraster<br />
Leistungskontrollen<br />
Logbücher (individuelle<br />
Curricula)<br />
Lernzielangaben<br />
(partiell)<br />
Ein Schüler ist nach diesem Gerüst in der Lage, sein Lernen in<br />
die Hand zu nehmen. Er ist in der Mitte der Übersicht platziert,<br />
bekommt von rechts Aufträge, hat links Angebote und kann seinen<br />
Arbeitsplan entwerfen. Die Lehrerrolle ändert sich vom Vermittler<br />
zum Arrangeur und Berater. Der Planungsaufwand ist<br />
zunächst größer. Wenn die Konstellation aber steht, ergeben<br />
sich Entlastungen („Kutscherrolle“ fällt weg!). Der Unterricht<br />
bekommt eine andere Struktur. Auch wenn man den Ansatz lehrergeführten<br />
Unterrichts aufrechterhalten will, sollte mehr Zeit<br />
für selbstgesteuertes Lernen eingeräumt werden: Eine Hälfte<br />
dient der Vermittlung, die andere ist Studien- und Selbstlernzeit.<br />
Fazit<br />
Mit der Entwicklung von Selbstkompetenz sollte vom ersten<br />
Schuljahr begonnen werden. Die Umsetzung könnte vom Grundkonzept<br />
der Wochenplanarbeit über Varianten des wahldifferenzierten<br />
Unterrichts bis zum freigebenden Konzept des konsequent<br />
selbstgesteuerten Lernens geschehen. Auch wenn der<br />
Weg lang erscheint, die Chance, Lernen erfolgreicher zu organisieren,<br />
ist groß. Wenn es zunächst einmal bei kleineren<br />
Schritten bleiben sollte, ist das nicht schlimm. Ausweitungen<br />
können in Ruhe folgen.<br />
KOMMUNIKATION MIT MAXIMALER WIRKUNG<br />
Wie das Gesagte nachhaltig beim Adressaten ankommt<br />
von Manfred Prior<br />
Wir beschreiben, was Lehrer in ihren Gesprächen mit Schülern, Eltern und Kollegen sowie im Unterricht an kommunikativen<br />
Kleinigkeiten berücksichtigen können, damit möglichst viel von dem ankommt und umgesetzt wird, was<br />
sie vermitteln wollen. Da Lehrer in der Regel nicht wie Psychotherapeuten oder Unternehmensberater intervenieren,<br />
sondern möglichst verständnisvoll und folgenreich kommunizieren wollen, haben wir Strategien beschrieben, die<br />
• mit minimalem Aufwand maximale Wirkung erzielen,<br />
• weitgehend unabhängig vom Inhalt in fast jedem Gespräch anwendbar,<br />
• in vielen Situationen nützlich und<br />
• von jedermann schnell und gewinnbringend lernbar sind.<br />
MiniMax-Strategien helfen, kommunikative Reibungsverluste zu verringern. Im Folgenden stellen wir drei Strategien vor.
• sind auf hörbares Lob angewiesen<br />
• spielen Reporter, führen<br />
gern Interviews<br />
drankommen oder rufen die<br />
Antwort rein<br />
• mischen sich häufig bei Unterhaltungen<br />
ein, unterbrechen<br />
andere leicht<br />
• wollen bei Meldung sofort<br />
Bewegung des Körpers, also<br />
zur Kinästhetik. Dieser dritte<br />
des Körpers aus. Ebenso<br />
rufen Gefühle und Körperkontakt<br />
Reaktionen hervor: Die<br />
Hautspannung gehört mit zur<br />
unbewusst wahrgenommene<br />
Düfte registriert, löst Antworten<br />
entscheidend sind. Vor allem<br />
die Nase, die selbst feinste,<br />
Möglichkeit zum Zurückziehen<br />
geben<br />
Aktivitäten stärken<br />
• bei Verletzung von Gefühlen<br />
• körperliche Geschicklichkeit<br />
anerkennen, gemeinsame<br />
• Sport, Spiel in den Tagesablauf<br />
einbauen<br />
Förderung<br />
Allgemein:<br />
des Neuen, Abspeichern und<br />
Erholung: alle drei gleich lang,<br />
bedarf einer Dreiteilung des<br />
Lernangebotes: Kennenlernen<br />
Die Erkenntnisse der Hirnforschung<br />
geben auch Anregungen<br />
für den sensorischen Ablauf<br />
des Lernens. Das Gehirn<br />
Lernen und Unterricht<br />
22<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
23<br />
Lernen und Unterricht<br />
I 3<br />
I 3<br />
MiniMax-Strategie 1<br />
„In der Vergangenheit ...“,<br />
„Bisher ...“<br />
In Gesprächen über Probleme<br />
ist es immer wieder sinnvoll,<br />
sicherzustellen, dass man den<br />
Gesprächspartner in seiner<br />
Sicht- und Erlebnisweise bezüglich<br />
des Problems richtig<br />
verstanden hat. Oft gelingt das<br />
dadurch, indem man mehr oder<br />
weniger wörtlich das wiederholt,<br />
was man verstanden hat.<br />
Im Gespräch mit einem Schüler<br />
spiegelt der Lehrer damit, was<br />
dieser gesagt hat und zeigt<br />
ihm, wie er ihn versteht. Der<br />
Lehrer interessiert sich zum<br />
Beispiel dafür, wie es sich der<br />
Schüler erklärt, dass er in der<br />
Mathematikarbeit wieder so<br />
schlecht abgeschnitten hat. Der<br />
Schüler schildert daraufhin:<br />
„Wissen Sie, ich hab einfach<br />
keine rechte Lust auf Mathe,<br />
dann mach ich auch die Hausaufgaben<br />
nicht gerne und dann<br />
verstehe ich das immer weniger<br />
…“<br />
Der Lehrer kann nun sein Verständnis<br />
des Gesagten mit<br />
dem kleinen Zusatz „In der<br />
Vergangenheit“ oder „Bisher“<br />
versehen:<br />
„Du meinst, dass es daran<br />
liegt, dass du in der Vergangenheit<br />
einfach keinen Spaß<br />
an Mathe gefunden hast, dann<br />
die Hausaufgaben ungern gemacht<br />
und immer weniger verstanden<br />
hast?„<br />
Mit einer solchen Formulierung<br />
spiegelt der Lehrer dem Schüler<br />
nicht nur fast wörtlich sein<br />
gutes Verständnis zurück, sondern<br />
er ist in seinem Verständnis<br />
sogar noch etwas exakter<br />
als der Schüler. Denn genau<br />
genommen beziehen sich die<br />
Aussagen des Schülers ja<br />
wirklich nur auf die Vergangenheit,<br />
die für ihn in Mathe problematisch<br />
war. 100-prozentig<br />
sichere Aussagen über das<br />
zukünftige Fortbestehen von<br />
Fehlern, Schwächen, Schwierigkeiten<br />
und Problemen kann<br />
und will man nicht machen.<br />
Beim Reden über Fehler,<br />
Schwierigkeiten, Schwächen<br />
und Probleme bezieht man<br />
sich in Wirklichkeit immer nur<br />
auf Vergangenes. Und dann<br />
ist es nur richtig, dem künftig<br />
durch den kleinen Zusatz „in<br />
der Vergangenheit“ zu entsprechen.<br />
Außerdem impliziert<br />
man mit dem kleinen Zusatz,<br />
dass es in der Zukunft anders<br />
sein kann.<br />
„In der Vergangenheit“ oder<br />
„Bisher“ hinzuzufügen ist fast<br />
immer sinnvoll, wenn man mit<br />
einem anderen über dessen<br />
Fehler, Schwächen, Schwierigkeiten<br />
oder Probleme redet.<br />
Denn mit diesem kleinen<br />
Zusatz unterstreicht man die<br />
Präzision, mit der man den<br />
anderen verstehen will. Aber<br />
vor allem hilft diese kleine<br />
Wendung, die Tür für künftige<br />
bessere Möglichkeiten und<br />
Lösungen zu öffnen oder offen<br />
zu halten.<br />
MiniMax-Strategie 2<br />
Fragen Sie nicht „ob...“, sondern<br />
„wie...“, „was...“ und<br />
„welche...“<br />
In meinen Seminaren für Lehrer,<br />
Berater und Therapeuten<br />
möchte ich auch für die Vorund<br />
Nachteile der Verwendung<br />
der Konjunktion „ob“ sensibilisieren.<br />
Dabei vertrete ich die<br />
Position: Meist geht es besser<br />
ohne „ob“. Natürlich ist das<br />
Wörtchen „ob“ nicht überflüssig,<br />
sondern kann durchaus<br />
nützlich sein. Es ist überall dort<br />
nützlich, wo man vom anderen<br />
eine Entscheidung über „Ja“<br />
oder „Nein“ bekommen will.<br />
Dies ist bedeutsam, wenn es<br />
um klare Zu- oder Absagen<br />
geht. Zwar geht es in Tests<br />
und Prüfungssituationen oft<br />
um das Abfragen von eindeutigen<br />
Informationen und darum,<br />
für welche Lösung sich der<br />
Schüler entscheidet. Aber im<br />
Unterricht oder beim Sprechen<br />
über irgendwelche Probleme<br />
ist es wichtiger, Denkprozesse<br />
anzuregen und den anderen<br />
beim Suchen in bestimmte<br />
Richtungen zu unterstützen.<br />
Und das kann durch das Wörtchen<br />
„ob“ sogar manchmal<br />
eher erschwert werden:<br />
„Ich wüsste gerne,<br />
• ob du bereit bist, für bessere<br />
Leistungen und Noten in diesem<br />
Fach ernsthaft etwas zu tun,<br />
JL_Praxis_1_09_RZ:Layout 1 12.02.2009 16:28 Uhr Seite 5<br />
• mischen sich häufig bei Unterhaltungen<br />
entscheidend sind. Vor allem<br />
ein, unterbre-<br />
die Nase, die selbst feinste,<br />
chen andere leicht<br />
unbewusst wahrgenommene<br />
• wollen bei Meldung sofort Düfte registriert, löst Antworten<br />
drankommen oder rufen die des Körpers aus. Ebenso<br />
Antwort rein<br />
• spielen Reporter, führen<br />
gern Interviews<br />
• sind auf hörbares Lob angewiesen<br />
du dir schon Gedanken<br />
• ob<br />
darüber gemacht hast, wie du<br />
rufen was zu Gefühle tun. Den und Lehrer Körperkontakressiert<br />
Reaktionen auch nicht hervor: so sehr, Die ob<br />
inte-<br />
Hautspannung der Schüler sich gehört schon Gedanken<br />
darüber des gemacht Körpers, hat, also wie<br />
mit zur<br />
Bewegung<br />
zur er konsequent Kinästhetik. seine Dieser Hausaufgaben<br />
machen ist wichtig, kann, er sondern wurde<br />
dritte<br />
Lerntyp<br />
Förderung konsequent deine Hausaufgaben<br />
machen kannst.“<br />
Allgemein:<br />
• Aufmerksamkeit auf leise<br />
bisher welche von Gedanken der Schule er dazu ignoriert hat<br />
oder nur sich schlecht auf diese bewertet. Frage hin<br />
macht.<br />
Im Geräusche ungünstigen lenken, Fall denkt z. der B.<br />
Angesprochene Herzschlag, Wind, nach Blätterrauschen<br />
nicht lange Kinästhetischer dass dem Lehrer nicht so Typ sehr<br />
diesen Allgemein lässt sich sagen,<br />
Formulierungen<br />
• nach bei und Entscheidungen beantwortet nach alle<br />
diese der Meinung Fragen des vorsichtshalber Kindes fragen<br />
vorschnell erst einmal mit<br />
und<br />
•„Nein“ aktiv (weil zuhören, er meint, bei wenig damit Zeit am<br />
wenigsten das Gespräch falsch verschieben machen zu<br />
• können). auf Feinheiten Durch die und Art Tonfall der<br />
Fragen im Gespräch hat man achten nur „Nein“-<br />
• Antworten über alle erhalten interessanten und somit Dinge<br />
„Nein“-Haltung reden, bei Diskussionen gefördert.<br />
eine<br />
Dies Redezeit erhöht vorgeben die Wahrscheinlichkeit,<br />
Lernwissen dass der erzählen Schüler lassen un-<br />
•<br />
So daran verhalten gelegen sich ist, die Schüler ob der<br />
Allgemein: Schüler etwas weiß und denkt,<br />
• sondern agil und was beweglich, er weiß handwerklich<br />
und oft vor geschickt, allem ist krea-<br />
ihm<br />
und<br />
denkt,<br />
daran tiv gelegen, dass der Schüler<br />
möchten mehr weiß eigene und Sachen denkt.<br />
•<br />
Wenn aufstellen, es also aufhängen; nicht so sehr brauchen<br />
„Ob“, Platz sondern für Trophäen mehr und um<br />
um<br />
das<br />
das Urkunden „Wie“, „Was“ und „Welche“<br />
• geht, können dann starke sollte man Natur- das und in<br />
der Tierliebhaber Frage auch sein so zum Ausdruck<br />
abhängig von seiner eigentlichen<br />
versetzen bringen: sich •<br />
teilweise<br />
Unterricht: Meinung auch auf die<br />
Im<br />
• nächste Ruhe beim ungeschickte Lernen, Frage Lärm<br />
mit lenkt „Nein“ ab antwortet:<br />
• lautes Vorlesen und Besprechen<br />
diesen hilft beim (Nein-)Antworten<br />
Lernen und<br />
„Nach<br />
stellt Beurteilen sich die Frage, ob du überhaupt<br />
Erlebnisse/Ergebnisse Lust auf Schule hast …“. er-<br />
•<br />
zählen lassen, evtl. aufnehmen<br />
Schüler sagt oder denkt:<br />
Der<br />
•„Eigentlich Kontrollfrage: nicht …“ „Worüber haben<br />
wir heute gesprochen?“<br />
Beim einen oder anderen kann<br />
man mit dieser Serie von ungeschickten<br />
leicht in andere, suchen<br />
„Ich Anschluss wüsste gerne,<br />
• haben wie du sie es zu hinbekommen<br />
wenig Körperkontakt<br />
für und bessere Grenzen Leistungen erfah-<br />
kannst,<br />
und ren, Noten können ernsthaft sie etwas stürmisch/aggressiv<br />
sein, auch<br />
zu<br />
tun,<br />
• welche ohne dies Ideen zu du beabsichtigen hast, wie du<br />
• konsequenter benötigen klare deine und Hausaufgaben<br />
Routineaufgaben, machen kannst.“ um Lern-<br />
viele<br />
inhalte festigen zu können<br />
Man könnte also die Devise<br />
Im ausgeben: Unterricht: Wer Gedanken,<br />
• Ideen, brauchen Möglichkeiten, zum Schreiben Lösungs-<br />
„Ob“-Fragen und ansätze, (auch für Besserungen, Spiele) viel Platz Stär-<br />
Weitere den dadurch Sinne erhaltenen verneinenden<br />
• ken befolgen und Ressourcen Regeln häufig fördern nur,<br />
und Antworten Hören decken unge-<br />
Sehen<br />
längst wollt ein nicht weiteres alle Mosaiksteinchen<br />
einer ab. Die „Kein-Bock-auf-<br />
Hirnforschung<br />
Sinneseindrücke<br />
drängt Schule-Identität“ auf größere hinzufügen. Vielfalt der<br />
Angebote. Dabei will So der rückt Lehrer der kinästhetische<br />
Wirklichkeit Lerntyp gar nicht in das so Blick-<br />
sehr<br />
ja feld, wissen, der ob gleichberechtigt der Schüler bereit zum<br />
visuellen ist, für bessere und Leistungen auditiven und ist.<br />
Nicht Noten nur in diesem Motorik Fach und ernsthaft<br />
etwas zu auch tun. Geruch Der Lehrer und<br />
das<br />
Haptische,<br />
Geschmack will wissen, wie gehören der Schüler dazu, die es<br />
sensorischen hinbekommen Eindrücke, kann, dafür die et-<br />
will, wenn fragt sie besser bei deren nicht Aufstellung<br />
mitgewirkt „wie“, „was“ haben und „wel-<br />
„ob“,<br />
sondern<br />
• che“. Bewegung stärkt Aufmerksamkeit:<br />
z. B. beim Lesen<br />
mit dem Finger mitfahren,<br />
lesen im Schaukelstuhl oder<br />
auf dem Sitzball<br />
• Kaugummi kann die Konzentration<br />
fördern (Erlaubnis<br />
bei Proben?)<br />
• Lob durch Berührung zeigen,<br />
z. B. Schulterklopfen,<br />
für unsere Grundstimmung mit Handschlag gratulieren<br />
Förderung<br />
Allgemein:<br />
• MiniMax-Strategie Sport, Spiel den Tagesablauf<br />
einbauen<br />
3<br />
• Positive körperliche Formulierungen<br />
Geschicklichkeit<br />
oder anerkennen, „sondern ...?“ gemeinsame<br />
Aktivitäten stärken<br />
• Bei bei keinem Verletzung Reisebüro von Gefühlen kann<br />
man Möglichkeit einen Flug zum mit Zurückziehen<br />
geben „Nicht mehr dieses<br />
dem Zielflughafen<br />
• deprimierende Wutanfälle nicht Glasgow!“ ignorieren: buchen.<br />
Gefühle, Da muss Botschaften man sich der in<br />
der anderen Regel etwas klarmachen klarer äußern.<br />
• Wenn bei Besprechung Menschen nach von ihren Problemen<br />
gefragt nebeneinander,<br />
werden, wissen<br />
Zielen<br />
sie nicht in der gegenüber Regel sehr sitzen gut, was<br />
• und Gefühle wohin sie werden nicht wollen. klarer,<br />
Positiv wenn zu Geschichten sagen, was nachgespielt<br />
man werden will, ist oft sehr<br />
und<br />
wohin<br />
• schwer. Musik Ziele, und Tanz die man beeinflussen<br />
benennen die Stimmung kann, sind starkaber<br />
sehr viel leichter zu erreichen<br />
kennt<br />
und<br />
Im als Unterricht: unbekannte und unbenannte<br />
Der Arbeitsplatz Ziele. Verlockend ist wichtig: ist es<br />
•<br />
dann, bequeme dem Möbel, anderen gute die Beleuchtung<br />
Mühe des positiven For-<br />
oft<br />
große<br />
• mulierens Wörterlernen seiner mit Karteikasten<br />
Wenn jemand aus-<br />
Ziele zu<br />
erleichtern:<br />
• führlich Wiederholen dargelegt des hat, Lernstoffs was nicht z. B. will, mit will Ball man oder ihm dadurch rhythmischen<br />
dass Schritten man für ihn for-<br />
helfen,<br />
• muliert, bei Aufsätzen was er mit will der (oder anderen<br />
hat) Hand – mit einen dem unange-<br />
Hand-<br />
zu<br />
wollen<br />
nehmen schmeichler Nebeneffekt, kneten lassen dass er<br />
nicht mehr richtig mitzieht oder<br />
sehr häufig mit „Ja, aber …“<br />
antwortet. Und in der Schule?<br />
Welcher Lehrer kennt sie<br />
nicht, diese anstrengenden<br />
Gespräche mit Schülern, in<br />
denen man trotz des Wissens<br />
um die Vergeblichkeit versucht<br />
zu vermitteln, was sie künftig<br />
Entspannung<br />
nicht mehr machen sollen<br />
(„Schreibe die Sachen<br />
I<br />
doch<br />
3<br />
Die nicht Erkenntnisse so kreuz und der quer Hirnforschuneinander!<br />
geben Und auch schreibe Anregun-<br />
doch<br />
durchgen<br />
bitte für nicht den so sensorischen unleserlich!“). Ablauf<br />
Man des geht Lernens. auseinander Das Gehirn – und<br />
bedarf wenig oder einer gar Dreiteilung nichts bessert des<br />
Lernangebotes: sich. Man hat sich Kennenlernen ja nur auf<br />
des das Neuen, geeinigt, Abspeichern was zukünftig und<br />
Erholung: nicht mehr alle passieren drei gleich soll, lang, aber<br />
gleich nicht formuliert, wichtig und was in verschiedenesen<br />
geschehen Sinneskanälen soll. Man vermit-<br />
hat<br />
stattdesteln!<br />
nur das Welche Nichterwünschte Sinnesorgane in–<br />
Reihe und noch geschaltet dazu auf werden, die Vergangenheit<br />
je nach Bezogene Lerntyp – verschie-<br />
benannt,<br />
das<br />
ist<br />
den, aber wobei nicht, was das beide Gehirn für keine die<br />
Rangordnung Zukunft anstreben, kennt. So welche muss<br />
der Ziele Unterricht sie sich setzen gute und Anregungenchen<br />
viele wollen. Übungsmöglichkei-<br />
Hinzu kommt<br />
erreiten<br />
noch: und Die Negation sinnvolle des Pausen Problematischen<br />
Die neuronale birgt die Gefahr „Spei-<br />
anbieten.<br />
cherarbeit“ seiner Verstärkung. ist für den Die jeweiligederung<br />
Gehirnabschnitt „Sei doch nicht anstren-<br />
so ver-<br />
Aufforgenkrampft!“<br />
– daher richtet ist die der Aufmerksamkeit<br />
einen auf anderen die Verkrampfung<br />
Sinneskanal<br />
Wechsel<br />
in<br />
notwendig, und verstärkt um diese dem Verkrampfung<br />
oft noch. Netzwerk Eine solche eine für<br />
beanspruchten<br />
Pause beide unbefriedigende zu ermöglichen: Situation<br />
lässt im Unterricht sich zum auch Teil die<br />
So<br />
sollten<br />
Entspannungstypen dadurch vermeiden, dass Berücksichtigung<br />
Lehrer finden; Druck zu ma-<br />
der<br />
chen, • seine Leistung Instruktionen einzufordern, positiv<br />
schulisch formuliert: diese „Schreibe Phase abzuwerten,<br />
Dreisatz wäre bitte kontraproduktiv.<br />
künftig nicht<br />
beim<br />
mehr so kreuz und quer durcheinander,<br />
sondern jeden Satz<br />
in eine neue Zeile. Dann steigen<br />
wir da beide besser durch.<br />
Entspannung
Lernen und Unterricht<br />
I 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
24 25<br />
Klassenmanagement<br />
Heft II / 2007<br />
Unterricht zum Wohlfühlen<br />
Und schreibe bitte so ordentlich,<br />
dass ich es sofort lesen<br />
und eindeutig entziffern<br />
kann!“<br />
• den Schüler bittet, seine<br />
Ziele und die von ihm angestrebten<br />
Änderungen positiv<br />
zu formulieren und ihn bei<br />
seinen Formulierungsversuchen<br />
unterstützt. Am besten<br />
lässt sich dies mithilfe des<br />
Wörtchens „sondern …?“<br />
erreichen. Wenn das Thema<br />
die schlechten Englischergebnisse<br />
eines Schülers sind,<br />
könnte ein Gespräch so verlaufen:<br />
Lehrer: „Dein Ergebnis in<br />
Englisch ist ja leider nicht das<br />
beste …“<br />
Schüler: „Ja, ja, … ich muss<br />
wirklich versuchen, mich in<br />
Englisch nicht mehr so hängen<br />
zu lassen …“<br />
Lehrer: „Du willst dich also<br />
künftig in Englisch nicht mehr<br />
so hängen lassen, sondern<br />
…?“ (Der Lehrer lässt den<br />
Satz offen und schaut den<br />
Schüler freundlich interessiert<br />
und fragend an.)<br />
Hier öffnet das Wörtchen<br />
„sondern …?“ die Türe für ein<br />
Gespräch, das Ziele klären<br />
und leichter erreichen hilft.<br />
Möglicherweise werden Sie<br />
morgen in der Schule noch<br />
mehr darauf achten, weniger<br />
das Falsche anzukreiden und<br />
mehr das Sinnvolle positiv zu<br />
formulieren, seltener stehen<br />
bleiben beim Beschreiben<br />
des Falschen und Unerwünschten,<br />
sondern …? Und<br />
wahrscheinlich wird Ihnen<br />
nach Lektüre dieser Zeilen<br />
bisweilen auffallen, dass Sie<br />
nicht mehr so oft dem anderen<br />
die sinnvolle Mühe des<br />
Formulierens seiner Ziele und<br />
seiner positiven Erfahrungen<br />
abnehmen, sondern …?<br />
Ausblick<br />
Sie müssen nicht alle Mini-<br />
Max-Strategien auf Anhieb<br />
überzeugend finden. Freuen<br />
Sie sich an denen, die am<br />
besten zu Ihnen passen und<br />
die Sie nach Ihrer Beobachtung<br />
sowieso schon unsystematisch<br />
immer wieder als Teil<br />
Ihres natürlichen Kommunikationsstils<br />
erfolgreich einsetzen.<br />
Und erlauben Sie sich,<br />
die Strategien, die Ihnen am<br />
besten gefallen, gezielter und<br />
häufiger zu nutzen. 13 weitere<br />
Strategien finden Sie im<br />
unten aufgeführten Buch.<br />
Autoreninfos:<br />
Manfred Prior ist<br />
einer der renommiertesten<br />
Hypnose-Ausbilder<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum und vermittelt seit über<br />
20 Jahren Psychotherapeuten, Ärzten<br />
und Beratern Techniken wirkungsvoller<br />
Kommunikation. Nachdem von seinem<br />
Beraterbestseller „MiniMax- Interventionen“<br />
mittlerweile fast 100 000 Exemplare<br />
verkauft worden sind, hat er nun „MiniMax<br />
für Lehrer – 16 Kommunikationsstrategien<br />
mit maximaler Wirkung“ verfasst.<br />
Literaturhinweis:<br />
Manfred Prior und<br />
Heike Winkler, Mini-<br />
Max für Lehrer: 16<br />
Kommunikationsstrategien<br />
mit maximaler<br />
Wirkung. Beltz Verlag,<br />
Weinheim, 2009, 131 Seiten, ISBN<br />
978-3407858511, 12,95 €<br />
KLASSENMANAGEMENT<br />
oder … wer macht was, wann, wo und warum?<br />
Klassenmanagement<br />
Unterrichtsdurchführung<br />
Lehrerpersönlichkeit<br />
Gestaltung des<br />
Lernumfeldes<br />
Treffen Persönlichkeiten mit<br />
individuellen Lebensgeschichten<br />
und Bedürfnissen aufeinander,<br />
die das Ziel haben,<br />
eine leistungsfähige Gruppe<br />
zu bilden, so ist es wichtig zu<br />
„managen“. Nach dem Prinzip<br />
„Nur zusammen sind wir stark“<br />
sollte das Unterrichtsgeschehen<br />
ablaufen. Das Einzelkämpfernaturell<br />
sollte begraben,<br />
wer zielorientiert in der<br />
Schule arbeiten möchte.<br />
Gemessen wird Erfolg am<br />
individuellen Lernfortschritt der<br />
Schüler. In allen Bereichen<br />
sollte oberstes Ziel sein, sie so<br />
weit wie möglich zu fördern<br />
und zu fordern. Das Klassenmanagement<br />
hilft, die Lehrund<br />
Lernprozesse in der<br />
Klasse möglichst effektiv zu<br />
gestalten. Ideal ist ein<br />
Zustand, bei dem die Schülerinnen<br />
und Schüler den Unterricht<br />
so interessant und spannend<br />
finden, dass ihnen gar<br />
nicht erst in den Sinn kommt<br />
zu stören.<br />
Schülerpersönlichkeit<br />
Elternarbeit<br />
Außerunterrichtliche<br />
Organisation<br />
Man unterscheidet zwischen<br />
dem sozialen/erzieherischen<br />
und dem didaktisch-methodischen<br />
Klassenmanagement.<br />
Es umfasst die Bereiche<br />
„Lehrerpersönlichkeit“, „Schülerpersönlichkeit“,<br />
„Unterrichtsdurchführung“,<br />
„Gestaltung des<br />
Lernumfeldes“, „Außerunterrichtliche<br />
Organisation“ und<br />
„Elternarbeit“.<br />
Diese Bereiche sollen nun<br />
etwas erläutert werden.<br />
Lehrerpersönlichkeit<br />
Ein Lehrer sollte seine Schüler<br />
jeden Tag neu motivieren und<br />
für die unterrichtlichen Inhalte<br />
begeistern können. Das fällt<br />
natürlich nicht immer leicht.
Klassenmanagement<br />
II 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
26 27<br />
Klassenmanagement<br />
II 3<br />
Hierzu muss man oft tief in die<br />
Trickkiste greifen, um den<br />
erwünschten Erfolg zu erzielen.<br />
Es sei nur so viel gesagt,<br />
dass schon ein gut ausgewähltes<br />
Bild oder ein Lied zur<br />
Motivation oft ausreicht. Vom<br />
Lehrer erwartet man eine<br />
gewisse Medien- und Methodenkompetenz,<br />
die er am richtigen<br />
didaktischen Ort einzusetzen<br />
vermag. Um eine<br />
Klasse auch gut leiten zu können,<br />
muss man ergänzend<br />
seine Führungskompetenz<br />
beweisen.<br />
Als Lehrer sollte man stets<br />
selbstbewusst auftreten und<br />
fachlich versiert sein. Weiterhin<br />
ist wichtig, eine offene Körperhaltung<br />
zu zeigen. Sie vermittelt<br />
den Schülern das<br />
Gefühl der Vertrautheit. Sie<br />
sollten sich jederzeit ihrer<br />
Lehrkraft mitteilen können.<br />
Der Lehrer sollte sich der<br />
Unterrichtssituation entsprechend<br />
im Raum bewegen und<br />
sein Verhalten den Unterrichtssituationen<br />
anpassen,<br />
aktiv und auch passiv. Es ist<br />
wichtig, sich auch aus dem<br />
Jeder...<br />
Geschehen heraushalten zu<br />
können (z. B. Stillarbeit) oder<br />
aber auch bewusst den Unterricht<br />
zu leiten (z. B. Sicherung).<br />
Der Lehrer sollte auf<br />
jeden Fall ständig den Überblick<br />
über die gesamte Lerngruppe<br />
haben. Es ist wichtig,<br />
im richtigen Zeitpunkt zu individualisieren<br />
und zu differenzieren.<br />
Hier kommt die diagnostische<br />
Kompetenz dazu, um<br />
auch den Lern- und Entwicklungsstand<br />
erfassen zu können.<br />
Empathiefähigkeit hat einen<br />
hohen Stellenwert. Man muss<br />
sich oft in das Kind hineinversetzen,<br />
damit man es richtig<br />
versteht und weitere Schritte<br />
einleiten kann. Dazu gehört<br />
auch die Gesprächsführung:<br />
Wie sprechen Sie mit anderen?<br />
Die Stimme ist unser<br />
wichtigstes Instrument. Sie<br />
muss ausgebildet sein und<br />
darin geschult sein, sie richtig<br />
einzusetzen. Auf jeden Fall<br />
sollte man während des<br />
Gesprächs immer Augenkontakt<br />
mit dem Gegenüber halten.<br />
Schülerpersönlichkeit<br />
...Schüler...<br />
Oberstes Ziel sollte immer das<br />
Fordern und Fördern der<br />
Selbst- und Sozialkompetenz<br />
sein. Man erwartet eine<br />
gewisse Toleranz von den<br />
Schülern. Diese muss allerdings<br />
auch eingeübt und vor<br />
allem vorgelebt werden.<br />
Unterrichtliche Zielsetzungen<br />
sollten dahingehend konzipiert<br />
werden, dass die Schüler<br />
selbstbewusst und selbstständig<br />
agieren können. Das sind<br />
Aspekte, die vor allem in der<br />
Schule zum Tragen kommen<br />
sollten.<br />
Ausgangspunkt ist, dass<br />
Schüler unverwechselbare<br />
und einmalige Charaktere<br />
sind. Wer jeden Einzelnen dort<br />
abholt, wo er sich befindet,<br />
sowohl unterrichtlich als auch<br />
persönlich, der erlebt als Lehrender<br />
wohl den Himmel auf<br />
Erden. Ergänzend sollte man<br />
noch erwähnen, dass jeder<br />
Schüler das Recht hat, ernst<br />
genommen zu werden.<br />
Da in den meisten Klassen ein<br />
heterogenes Leistungsbild<br />
besteht, ist es wichtig, jeden<br />
Einzelnen individuell zu fördern<br />
und zu fordern. Es ist<br />
durchaus sinnvoll, für jeden<br />
Schüler ein Förderkonzept zu<br />
erstellen. Das muss nicht in<br />
endloser Zusatzarbeit münden,<br />
es reicht oft schon dem<br />
Einen eine Aufgabe mehr aufzugeben<br />
und dem Anderen<br />
eine Aufgabe weniger.<br />
Unterrichtsdurchführung<br />
Wer es versteht guten Unterricht<br />
zu halten, der strukturiert<br />
klar und macht ihn für alle<br />
Beteiligten transparent. Schüler<br />
und Eltern sollten nachvollziehen<br />
können, wohin der<br />
Unterricht führt. Priorität hat<br />
hier der Lernerfolg der Kinder.<br />
Für sie ist es am einfachsten,<br />
wenn die Arbeitsaufträge eindeutig<br />
sind und klar verständlich.<br />
Eine zielgerichtete Differenzierung<br />
ist an dieser Stelle<br />
von immenser Bedeutung.<br />
Oft ist es schwer, die Unterrichtszeiten<br />
tatsächlich einzuhalten.<br />
Ein Gespräch hier, ein<br />
Elternbrief da und schon<br />
schrumpfen die 45 Minuten<br />
auf nur 30. Man sollte versuchen,<br />
der echten Lernzeit<br />
einen möglichst hohen Anteil<br />
zukommen zu lassen. Es ist<br />
zu überlegen, ob man sich<br />
eventuell einmal pro Woche<br />
sich Zeit nimmt, während der<br />
ausschließlich organisatorische<br />
Dinge besprochen werden.<br />
Bewährt hat sich ein methodenreicher<br />
Unterricht. Dadurch<br />
hält man das Interesse der<br />
Schüler aufrecht und spricht<br />
die individuellen Lerntypen an.<br />
Generell sollte man sich vom<br />
klassischen Alleinunterhalter<br />
...ist...<br />
auch einmal trennen können.<br />
Das Prinzip „Hilf mir, es selbst<br />
zu tun“ fördert oft die intrinsische<br />
Motivation der Schüler<br />
und erleichtert der Lehrkraft<br />
das Unterrichten. Langfristig<br />
ist es sinnvoll, bestimmte<br />
Lernstrategien mit den Schülern<br />
zu entwickeln, damit sie<br />
bereits früh auf selbstständiges<br />
Arbeiten vorbereitet werden<br />
und ihre Eigenständigkeit<br />
erproben können.<br />
Individuelle Förderung, die<br />
mancherorts nicht mehr wegzudenken<br />
ist, sollte vom planerischen<br />
her bereits in die<br />
Vorbereitungen mit eingebunden<br />
sein. Jedoch darf man die<br />
Individualisierung nicht nur<br />
nach unten lenken. Auch die<br />
leistungsstarken Schüler haben<br />
ein Recht darauf, alles<br />
geben zu dürfen.<br />
Gestaltung des Lernumfeldes<br />
„Hier fühle ich mich wohl, hier<br />
will ich sein.“ Unter diesen<br />
Voraussetzungen müssten wir<br />
uns keine didaktisch-methodischen<br />
Konzepte mehr überlegen,<br />
wie wir unsere Schüler<br />
bestmöglich motivieren. Ziel<br />
wäre es, diese Grundlage zu<br />
schaffen.<br />
...unverwechselbar.<br />
Schon bei der Klassenzimmergestaltung<br />
geht man den<br />
ersten Schritt. Wenn die Schüler<br />
selbst mitbestimmen dürfen,<br />
wie das Klassenzimmer<br />
aussehen darf, dann ist<br />
ein Wohlfühlfaktor bestimmt<br />
schon gegeben. Relikte vergangener<br />
Klassen haben in<br />
diesem Zusammenhang nichts<br />
zu suchen. Auch bei der Farbwahl<br />
der Wände sollten die<br />
Schüler durchwegs freie Entscheidungen<br />
treffen dürfen.<br />
Blumen und Pflanzen machen<br />
die Atmosphäre dann noch ein<br />
Stückchen angenehmer.<br />
„Eine Couch kommt nicht in<br />
mein Klassenzimmer!“ …<br />
Warum nicht? Empfehlenswert<br />
ist das Abstecken von Grenzen<br />
und das gemeinsame<br />
Festlegen von Regeln. Wenn<br />
man nun noch einen PC<br />
Arbeitsplatz, eine Leseecke,<br />
einen Experimentiertisch und<br />
einen Gruppentisch einrichten<br />
will, dann müsste man schon<br />
in die Aula umziehen. Gelegentlich<br />
hilft vielleicht der<br />
Gedanke, dass weniger auch<br />
mehr sein kann.<br />
Eine wichtige Frage ist die<br />
Sitzordnung. Sie sollte sich an<br />
den Schülern orientieren und<br />
nicht umgekehrt. Ob Hufeisenform,<br />
frontale Sitzordnung in<br />
Zweier- oder Mehrfachreihen,<br />
Sitzkreis oder Gruppentische,<br />
man sollte auf jeden Fall<br />
bedenken, dass keine Verrenkungen<br />
nötig sein dürfen um<br />
freien Blick auf die Tafel zu<br />
haben.<br />
Außerunterrichtliche Organisation<br />
Bereits vor Schulbeginn ist es<br />
sinnvoll, sich einen Jahresplan<br />
bezüglich der unterrichtlichen<br />
Inhalte anzulegen. Führt man<br />
das bei der wöchentlichen<br />
Vorbereitung fort, so hat man<br />
stets einen Überblick über das<br />
bereits Erledigte und das, was<br />
noch bevorsteht. Soll die komplette<br />
Unterrichtsvorbereitung<br />
für alle Beteiligten - Schulleitung,<br />
Schulaufsicht und Eltern<br />
- transparent sein, so empfiehlt<br />
sich, folgendermaßen<br />
vorzugehen:<br />
Der Jahresplan enthält die<br />
Inhalte, die sinnvoll über<br />
das Schuljahr verteilt sind
Klassenmanagement<br />
II 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
28 29<br />
Klassenmanagement<br />
Heft III / 2006<br />
Mit guter Elternarbeit ist schon viel gewonnen.<br />
Am Anfang ist es gewiss nie verkehrt, sich über den Sinn einer gepflegten Sitzordnung auszusprechen.<br />
(eventuell Sequenzen festlegen).<br />
Der Wochenplan gliedert<br />
die Lehrplaninhalte in<br />
Stundenthemen. Die Stundenvorbereitung<br />
gibt dann Aufschluss<br />
über Lernziele, eingesetzte<br />
Medien und geplante<br />
Methoden. Bedenken Sie<br />
stets, dass diese Vorbereitungen<br />
ihren Arbeitsnachweisen<br />
entsprechen.<br />
Probleme mit Schülern sollten<br />
Sie schriftlich festhalten.<br />
Beobachtungsbögen mit zeitlich<br />
fixierten Einträgen geben<br />
Sicherheit, wenn es darum<br />
geht, disziplinarische Maßnahmen<br />
auszusprechen, oder<br />
man Fehlverhalten nachvollziehen<br />
will oder muss. Auch<br />
positive Verhaltensweisen<br />
kann man notieren. Ausgesprochene<br />
disziplinarische<br />
Maßnahmen gehören nach<br />
Kenntnisnahme der Erziehungsberechtigten<br />
in den<br />
Schülerakt.<br />
Elternarbeit<br />
Gute Elternarbeit ist für den<br />
Lernfortschritt der Schüler<br />
ebenso wichtig wie guter<br />
Unterricht. Nur wenn die Lehrkraft<br />
davon ausgehen kann,<br />
dass die häusliche Vorbereitung<br />
und Nachbereitung<br />
ernsthaft betrieben wird, vermag<br />
sie einen aufbauenden,<br />
einen konstruktiven Unterricht<br />
im besten Sinn umsetzen.<br />
Wie weit die elterliche Zusammenarbeit<br />
geht, hängt von<br />
Seiten der Lehrer ab. Man<br />
kann eine Klassenhomepage<br />
einrichten, damit die Eltern<br />
Termine oder Hausaufgaben<br />
nachvollziehen können. Vorsicht<br />
ist allerdings bei der<br />
Bereitstellung von Fotos<br />
geboten. Eltern müssen ihr<br />
Einverständnis hierfür geben.<br />
Außerordentliche Elternabende<br />
bezüglich bestimmter<br />
Themen (Wintersportwoche,<br />
Abschlussfahrt, Übertritt, etc.)<br />
vermitteln den Eltern das<br />
Gefühl, dass die Lehrkraft<br />
bereit ist, einen gewissen Service<br />
zu leisten.<br />
Elternstammtische in lockerer<br />
Atmosphäre haben schon<br />
kompliziert erscheinende Probleme<br />
auf einfache Weise aus<br />
der Welt geschafft.<br />
Es sollte generell ein offenes<br />
Aufeinanderzugehen angestrebt<br />
und praktiziert werden.<br />
Michael Braun<br />
Literaturtipps:<br />
K. S. Kempter,<br />
Lebensraum Klassenzimmer<br />
– sich wohlfühlen in<br />
der Schule,<br />
Rüdiger-Kohl-Verlag, 1994<br />
J. Kounin,<br />
Techniken der<br />
Klassenführung,<br />
Waxmann-Verlag, 2006<br />
H. Meyer,<br />
Was ist guter Unterricht?,<br />
Cornelsen Verlag, 2004<br />
P. Nietsche,<br />
Nonverbales Klassenzimmer-Management,<br />
Ubooks-Verlag, 2005<br />
Übernahme einer neuen Klasse<br />
Guter Anfang erspart viel Arbeit<br />
So mancher Lehramtsanwärter,<br />
Referendar oder Junglehrer<br />
steht demnächst brandheiß<br />
vor dem schulischen<br />
„Neujahr“ und beschäftigt sich<br />
deshalb schon jetzt mit den<br />
Fragen: Wie gestalte ich<br />
meine ersten Schultage möglichst<br />
wirkungsvoll? Welche<br />
Aspekte gilt es in den ersten<br />
Schultagen eines Schuljahres<br />
- womöglich an einer neuen<br />
Schule - zu beachten? Was<br />
kann ich bereits in den Sommerferien<br />
tun?<br />
Wer sich das Folgende zu<br />
Herzen nimmt, wird gut vorbereitet<br />
loslegen können. Allen<br />
diesen Hinweisen geht jedoch<br />
– vor allem bei einer Versetzung<br />
an eine andere Schule –<br />
das persönliche Gespräch mit<br />
der Schulleitung voraus. Dort<br />
erhält man die ersten maßgeblichen<br />
Informationen über<br />
seine Verwendung und lernt<br />
die örtlichen Gegebenheiten<br />
kennen. In der ersten Lehrerkonferenz<br />
bekommt man im<br />
Allgemeinen die wichtigsten<br />
Hinweise für das Schuljahr.<br />
Die Tipps sind vor allem für<br />
die Grund-, Haupt- und Förderschule<br />
gedacht. Das<br />
schließt nicht aus, dass viele<br />
Dinge auch für andere Schularten<br />
Gültigkeit besitzen.<br />
Organisatorisches<br />
Klassenliste<br />
Zu Beginn des Schuljahres<br />
muss der Lehrer die Liste mit<br />
Namen der Eltern, Adressen<br />
und Telefonnummern und<br />
Ersatzanschriften mit „Ersatztelefonnummern“<br />
überprüfen.<br />
Wichtig ist festzustellen, wer<br />
Erziehungsberechtigter ist.<br />
Auch die Organisations-,<br />
Noten- und Kurslisten bedürfen<br />
der Kontrolle. In den meisten<br />
Schulen werden diese<br />
Listen über die Schulleitung<br />
vom Sekretariat angefertigt.<br />
Fachlehrer und andere in der<br />
Klasse unterrichtenden Lehrer<br />
sollten sie ebenfalls erhalten.<br />
Sinnvoll ist es, sich ein paar<br />
Klassenlisten im Lehrerpult zu<br />
deponieren.<br />
Schülerliste<br />
In der Schülerliste müssen<br />
vorhandene Formulare wie<br />
Schuljahr, Lehrer, die in der<br />
Klasse unterrichten, Konfessionen,<br />
Aussiedler, Ausländer<br />
etcetera ausgefüllt und während<br />
des Schuljahres kontinuierlich<br />
weiter geführt werden.<br />
Dazu gehört es, die Versäumnisse<br />
der Schüler und auch<br />
Ordnungsmaßnahmen einzu-
Klassenmanagement<br />
III 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
30 31<br />
Klassenmanagement<br />
III 3<br />
Übernahme einer neuen Klasse<br />
tragen. Besondere Hinweise,<br />
wie z. B. Allergien eines Schülers<br />
oder das Tragen einer<br />
Brille sollten hier notiert werden.<br />
Viele dieser Dinge kann<br />
der Lehrer bereits in den Sommerferien<br />
erledigen.<br />
Schülerakt<br />
Zum Schülerakt gehört meist<br />
die Übersicht, der Schülerbogen,<br />
das Anmeldeblatt, die<br />
Erklärung der Erziehungsberechtigten,<br />
die Zeugnisdurchschriften<br />
und alle Schriftwechsel,<br />
die die Schüler betreffen.<br />
Er ist ein wichtiges Dokument<br />
mit rechtsverbindlichem Charakter,<br />
ein Recht auf Einsichtnahme<br />
gilt nur für die betroffenen<br />
Eltern. Der Schülerakt<br />
bleibt während des Schuljahres<br />
in der Schule deponiert. In<br />
bestimmten Jahrgangsstufen<br />
muss der Lehrer eine zusammenfassende<br />
Beurteilung,<br />
auch pädagogisches Wortgutachten<br />
genannt, abfassen. In<br />
der Jahrgangsstufe sechs<br />
dient das Gutachten als Entscheidungsgrundlage<br />
für die<br />
weitere Schullaufbahn. In der<br />
Jahrgangsstufe acht soll es<br />
die Berufsfindung erleichtern.<br />
In der Jahrgangsstufe vier<br />
muss keine Beurteilung mehr<br />
geschrieben werden.<br />
Kriterien für die Erstellung der<br />
Beurteilung können folgende<br />
Punkte sein: Familiensituation,<br />
körperlich-gesundheitliche<br />
Lage, allgemeine Charaktereigenschaften,<br />
Arbeitsverhalten,<br />
geistige Fähigkeiten und das<br />
Sozialverhalten. Zum Schuljahresbeginn<br />
müssen die<br />
Angaben im Schülerakt auf<br />
Richtigkeit und Vollständigkeit<br />
überprüft werden. Die Lehrkraft<br />
sollte sich auch die Jahreszeugnisse<br />
des letzten<br />
Schuljahres vorzeigen lassen.<br />
Im Förderschulbereich gelten<br />
besondere Regelungen beim<br />
Führen eines Schülerbogens:<br />
Die „zusammenfassende<br />
Beurteilung“ ist an Förderschulen<br />
am Ende eines jeden<br />
Schuljahres zu erstellen.<br />
Diese hat insbesondere auf<br />
den sonderpädagogischen<br />
Förderbedarf des Schülers<br />
sowie des möglichen Förderorts<br />
einzugehen. In den letzten<br />
drei Schulbesuchsjahren<br />
Das soll alles in den Kinderkopf. Mindestens.<br />
sind hier auch Entwicklungen<br />
im Hinblick auf die Berufsbildung<br />
zu finden.<br />
Lehrnachweis<br />
Der Lehrnachweis muss kontinuierlich<br />
geführt werden und<br />
täglich auf aktuellem Stand<br />
sein. Er gilt als verbindlicher<br />
Nachweis der geleisteten<br />
Arbeit. Ihn gibt es – je nach<br />
Schule und Schulamt - in verschiedenen<br />
Formen.<br />
Schülerbeobachtungen<br />
Schülerbeobachtungen müssen<br />
während des Schuljahres<br />
kontinuierlich geführt werden.<br />
Sie sind wichtig für Zeugnisbemerkungen,<br />
Beratung der<br />
Eltern, sowie für Teamgespräche<br />
(Gespräche mit Schulpsychologen,<br />
Beratungslehrkräften,<br />
Sonderschullehrern oder<br />
außerschulischen Fachkräften)<br />
und der Planung einer<br />
individuellen Förderung. Für<br />
die Schülerbeobachtung kann<br />
auch ein Soziogramm erstellt<br />
werden. Im Bereich der Förderschulen<br />
ist zum Zwecke<br />
einer diagnosegeleiteten Förderung<br />
ein Förderplan zu<br />
erstellen und regelmäßig -<br />
mindestens halbjährlich - fortzuschreiben.<br />
Hefte und Mappen<br />
Zu Schuljahresbeginn sollte<br />
die Anzahl, Größe und Art der<br />
Hefte und Mappen je nach<br />
Fach festgelegt und den<br />
Schülern mitgeteilt werden.<br />
Eine Absprache mit anderen<br />
Lehrern etwa aus der Parallelklasse<br />
ist sinnvoll. Hefte und<br />
Mappen sollten mit einheitlichen<br />
Umschlägen oder farbigen<br />
Markierungen versehen<br />
und gemeinsam und einheitlich<br />
beschriftet (Name, Klasse,<br />
Fach) werden.<br />
Am Anfang des Schuljahres<br />
sollten die Kriterien der Eintragsgestaltung<br />
erarbeitet und<br />
gesichert werden. Dabei legt<br />
man eine einheitliche Form<br />
fest. Wichtig ist die unmittelbare<br />
und konsequente Korrektur<br />
der Einträge. In den ersten<br />
Tagen werden meist die Klassendienste<br />
bestimmt, auch die<br />
Organisation des Austeilens<br />
und Einsammelns der Hefte<br />
und Mappen gehört dazu.<br />
Klassenzimmer<br />
Eine gute Atmosphäre im<br />
Klassenzimmer fördert die<br />
Bereitschaft der Schüler aufzupassen,<br />
sich zu konzentrieren<br />
und neuen Stoff aufzunehmen.<br />
Informationswand, über<br />
Klassenzimmerdienste, Zeitleiste,<br />
Ausstellung von Schülerarbeiten,<br />
eine Leseecke,<br />
Blumen, jahreszeitliche<br />
Gestaltung der Fenster,<br />
Geburtstagskalender oder<br />
Darstellung wichtiger Unterrichtsergebnisse<br />
geben dem<br />
Klassenzimmer die nötige<br />
Struktur und schmücken es.<br />
Sitzordnung<br />
Zu Beginn des Schuljahres ist<br />
die Frontal- oder Hufeisenform<br />
empfehlenswert. Die Schüler<br />
sollten am ersten Schultag<br />
freie Platzwahl haben. Als<br />
kleine Überraschung kann<br />
man alternativ vorab Namensschilder<br />
der Schüler querbeet<br />
auf den Plätzen verteilen. So<br />
legt man zunächst seine Sitzordnung<br />
fest und kann vermeiden,<br />
dass sich Schüler, die<br />
gerne auch während des<br />
Unterrichts „privatisieren“,<br />
vom ersten Schultag an<br />
nebeneinander sitzen.<br />
Bücher<br />
Ausgabe<br />
Eine kurze Rücksprache mit<br />
der Schulleitung oder eines<br />
beauftragten Kollegen hilft,<br />
wo, welche und wann die<br />
Bücher ausgeteilt werden und<br />
wie viele / welche es für ein<br />
Fach gibt. In einer Klassenliste<br />
hält man fest, welche<br />
Bücher an welche Schüler<br />
ausgegeben wurden und vermerkt,<br />
wenn Bücher bereits<br />
stark beschädigt sind.<br />
Pflege<br />
Vor dem Austeilen der Bücher<br />
sollte eine kurze Unterrichtseinheit<br />
zu ihrem Umgang<br />
gehalten werden. Die Bücher<br />
müssen eingebunden und<br />
namentlich gekennzeichnet<br />
sein – der Lehrer sollte dies<br />
auch kontrollieren.<br />
Sinnvoll ist auch, am Schuljahresanfang<br />
die Aufbewahrung<br />
zu klären. Manche<br />
Bücher können in der Schule<br />
bleiben, andere sollten in die<br />
Büchertasche gepackt werden,<br />
damit sie sowohl in der<br />
Schule als auch zu Hause zur<br />
Verfügung stehen. Zu den<br />
Klassendiensten gehört auch,<br />
dass ein Schüler für die<br />
Bücher verantwortlich ist.<br />
Stundenplan<br />
Gestaltung<br />
Die Fächer sollten möglichst<br />
ausgewogen (kognitiv – praktisch<br />
– musisch) verteilt werden.<br />
Die Raumverteilung<br />
muss dabei beachtet werden.<br />
Mathematik sollte nach Möglichkeit<br />
täglich unterrichtet<br />
werden. Um integrative<br />
Aspekte wahrnehmen zu können,<br />
sollte man z. B. eine<br />
Deutschstunde nach einem<br />
Sachfach einplanen. Auch auf<br />
die Einplanung der Sprechstunde<br />
oder möglicher Differenzierungs-<br />
bzw. Therapiestunden<br />
muss geachtet<br />
werden.<br />
Amtliche Vorgaben<br />
Und das und das – und das fehlt ja auch noch.<br />
Beim Ausfüllen des amtlichen<br />
Stundenplanformulars sollte<br />
man auf die richtige formale<br />
Gestaltung achten. Größe,<br />
Verwendung von Farben und<br />
Abkürzungen variieren von<br />
Vor lauter Schilderwald bitte die Schüler nicht übersehen!<br />
Schule zu Schule. Datum und<br />
Unterschrift müssen jedoch<br />
immer vorhanden sein. Bei<br />
Zweifel sollte der Lehrer am<br />
besten den Schulleiter oder<br />
einen erfahrenen Kollegen fragen.<br />
Die Schulleitung legt<br />
meist einen Termin zur<br />
Abgabe fest, dieser sollte<br />
unbedingt eingehalten werden.<br />
Das Stundenplanformular<br />
muss im Klassenzimmer aushängen.<br />
Vorbereitungen<br />
Schulmaterial<br />
Wer an eine neue Schule<br />
kommt, sollte Bücher, Medien<br />
und Fach- und Therapieräume<br />
die vorhanden sind, sichten.<br />
An den Schulen gibt es meist<br />
Ansprechpartner, mit denen<br />
man Kontakt aufnehmen kann.<br />
Sie kennen die Schule sehr<br />
gut und können einem durch<br />
eine kurze Einweisung stundenlanges<br />
Suchen ersparen.<br />
Hausarbeit<br />
Wichtig ist ein eigenes Ordnungsschema.<br />
Man sollte sich<br />
eine Struktur überlegen, in der<br />
man festlegt, was, wo und wie<br />
abgeheftet wird. Bereits in den<br />
Sommerferien sollte man sich<br />
über die eigenen Fächer informieren<br />
(Schüler- und Lehrerhandbücher,<br />
Kopiermöglichkeiten,<br />
etcetera); auch<br />
dadurch, dass man Kollegen<br />
befragt. Ein gut organisierter<br />
Lehrer erstellt sich einen<br />
„Tagesplan“, in dem er Korrektur,<br />
Vorbereitung, Erstellen<br />
von Medien, Organisation,<br />
Schülerbeobachtung, Schriftverkehr<br />
und so weiter festlegt.<br />
Lesen Sie dazu auch unseren<br />
Buchtipp „Lehrer und trotzdem
Klassenmanagement<br />
III 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
32 33<br />
Klassenmanagement<br />
Heft IV / 2006<br />
gut drauf, PauCARE – Ratgeber<br />
für Lehrer“ in dieser Ausgabe<br />
unter AKTUELLES.<br />
Jahresplan<br />
Für den Jahresplan sollte man<br />
bereits in den Sommerferien<br />
die Mappen und Hefte des<br />
vorhergehenden Jahres sichten,<br />
das gilt vor allem für<br />
sonals (Pflegekräfte, Erzieher,<br />
Heilpädagogische Förderlehrer,<br />
usw.) für die Vorbereitung<br />
und Planung genutzt werden.<br />
Vor allem Teamarbeit erleichtert<br />
hier den Start. Die sorgfältige<br />
und gewissenhafte Planung<br />
und Gestaltung des<br />
ersten Schultages und der<br />
ersten Schulstunde – konsequent<br />
und energisch von der<br />
Wie die erste Woche mit einer neuen Klasse<br />
(1-4) aussehen kann<br />
1.Tag<br />
- Begrüßung<br />
- Kennenlernspiele<br />
- Erzählen von den Ferien<br />
- Abschiedssong<br />
- Hausaufgabe: Bild von Ferienerlebnissen malen<br />
2. Tag<br />
- Besprechung der Bilder aus der Hausaufgabe<br />
- Basteln eines Türplakates<br />
- Basteln eines Geburtstagskalenders<br />
- Abschiedssong<br />
3. Tag<br />
- Kirche<br />
- Feiern der Geburtstagskinder, die in den Sommerferien<br />
Geburtstag hatten<br />
- Abschiedssong<br />
4. Tag<br />
- Fertigstellen des Türplakates oder des Geburtstagskalenders<br />
- Erarbeiten und Besprechen der Klassen- und Gesprächsregeln<br />
- Abschiedssong<br />
Die Platzierung des Inhalts am rechten Fleck – darauf kommt es<br />
doch letztlich an.<br />
Das Türplakat und der Geburtstagskalender können als Schmuck<br />
für das Klassenzimmer dienen.<br />
Deutsch. Der Jahresplan bis<br />
zu den Herbstferien kann<br />
bereits jetzt erstellt werden.<br />
Gibt es eine Parallelklasse,<br />
bietet es sich an, den Lehrplan<br />
gemeinsam mit dem Kollegen<br />
anzufertigen. Es empfiehlt<br />
sich, Querverbindungen<br />
zwischen den Fächern zu nutzen.<br />
Wichtig ist auch das Einplanen<br />
von fixen schulortspezifischen<br />
Besonderheiten wie<br />
Wandertage und schulische<br />
Veranstaltungen. Langfristige<br />
schulische Maßnahmen, z. B.<br />
ein Schullandheimaufenthalt,<br />
erste Elternabende oder Projekte<br />
sollten am Schuljahresanfang<br />
Berücksichtigung finden.<br />
Pädagogisches<br />
Schülerbögen, ein Gespräch<br />
mit dem vorhergehenden<br />
Klassenleiter oder dem Schulleiter<br />
können einen ersten<br />
Einblick in die pädagogische<br />
Situation der Klasse vermitteln.<br />
An den Förderschulen<br />
sollte die interdisziplinäre<br />
Zusammensetzung des Per-<br />
ersten Minute an – lässt die<br />
Schüler sofort erkennen, auf<br />
welche Dinge der Lehrer Wert<br />
legt. Achten Sie von Beginn<br />
an auf ein konsequentes Vorbildverhalten.<br />
Der gezielte<br />
Aufbau eines Ordnungsrahmens<br />
in der Klasse vom<br />
ersten Tag an (Gesprächsregeln,<br />
Kummerkasten, aktuelle<br />
Wand, Ordnungsmaßnahmen,<br />
Organisation, Aufbau und Einführung<br />
von Ordnungsdiensten,<br />
Vorstellen und Durcharbeiten<br />
der Schulhausordnung)<br />
wird Ihnen das ganze Schuljahr<br />
über eine Hilfe sein. Stellen<br />
Sie sich darauf ein, dass<br />
Sie als „neuer“ Lehrer von<br />
den Schülern getestet werden.<br />
Die Informationen und<br />
Texte für den Praxisteil<br />
wurden uns von der ABJ<br />
Oberpfalz zur Verfügung<br />
gestellt und basieren auf<br />
einem Skript von Bettina<br />
Hoffmann. Wir danken<br />
herzlich für das<br />
Abdruckrecht.<br />
Themenspeicher für die erste Woche<br />
Start – an die<br />
ersten Minuten denken<br />
Begrüßung mit Handschlag<br />
Überprüfung der Vollzähligkeit<br />
Vorstellen der eigenen Person<br />
Vorstellen der Schüler<br />
Organisatorisches<br />
Namensschilder schreiben<br />
(lassen)<br />
Hausbesichtigung<br />
Klassenzimmergestaltung<br />
Vorhaben, Jahresvorhaben<br />
Herbstwanderung<br />
Schullandheim?<br />
Klassenkasse?<br />
Neue Fächer vorstellen<br />
Stundenplan/ Lehrer in der<br />
Klasse<br />
Stundenplan für die erste<br />
Woche<br />
Zeugnisse einsammeln und<br />
kontrollieren<br />
Materialliste – besorgen bis...<br />
Fragebogen zu Schuljahresbeginn<br />
Klassenämter, Klassendienste<br />
Klassenregeln<br />
Sitzordnung<br />
Grüßen<br />
Gesprächsregeln<br />
Verhalten im Pausenhof/ Haus<br />
Klassensprecherwahl<br />
Busfahrplan bekannt geben<br />
Bücher austeilen<br />
Ordnungsrahmen<br />
Material vor Unterrichtsbeginn<br />
beim Stundenwechsel herrichten<br />
Tagesbeginn?<br />
Unterrichtsende – wie?<br />
Hausschuhe, Kaugummi, Mülltrennung<br />
Ordnung unter der Bank<br />
Rechte und Pflichten der<br />
Schüler<br />
Hausordnung<br />
Krankmeldung der Schüler<br />
Besprechung der<br />
Hausaufgabenregelung<br />
Wie werden Hausaufgaben<br />
notiert?<br />
Wie werden Hausaufgaben<br />
kontrolliert?<br />
Was geschieht bei fehlender<br />
oder unvollständiger Hausaufgabe?<br />
Besprechung der<br />
Heftführung<br />
Ordentliche Einträge besprechen<br />
und einüben<br />
Korrekturzeichen besprechen<br />
Gestaltung von Einbänden<br />
Inhaltsverzeichnisse von Ringbüchern<br />
Einsammeln und Austeilen der<br />
Hefte<br />
Aufwärmübungen zum Tagesbeginn fördern Kreativität und Konzentration.<br />
Der Tagesbeginn<br />
Zum Aufwärmen alle mal locker machen lassen<br />
Schüler jeden Alters sind dankbar,<br />
wenn es nach dem ersten<br />
Gong nicht gleich sofort voll<br />
losgeht. Eine kurze – auch<br />
fachfremde – Aufwärmphase<br />
vor Englisch, Mathematik oder<br />
Deutsch wirkt Wunder in<br />
Sachen Aufmerksamkeit. Wie<br />
lässt sie sich abwechslungsreich<br />
und ökonomisch gestalten?<br />
Sie kann nachdenklich<br />
informativ, lustig, situativ, anstrengend,<br />
aufregend, fromm,<br />
anregend oder Impuls gebend<br />
sein. Sie kann Lehrer und<br />
Schüler zusammenführen, alle<br />
Sinne ansprechen, unter die<br />
Haut gehen, zur Selbsttätigkeit<br />
anregen und auch einmal<br />
länger als nur vier Minuten dauern.<br />
Ideen für einen abwechslungsreichen<br />
Tagesbeginn gibt<br />
es zuhauf – man findet sie z. B.<br />
in Texten (Leserbriefe, Anzeigen,<br />
Nachrichten, Liedtexte,<br />
Gedichte), Bildern, Comics,<br />
Karikaturen, Grafiken, Geräuschen,<br />
Musik, Gegenständen<br />
(Knetmasse, Spielsachen,<br />
Überraschungseier), Gerüchen,<br />
Witzen, Kalenderblättern (geflügelte<br />
Worte, Sprüche, Zitate).<br />
Als Anregung haben wir exklusiv<br />
für Sie einen Auszug der<br />
besten Tagesbeginne, die<br />
Bernd Lussert für den JUNG-<br />
LEHRER geschrieben hat,<br />
zusammengestellt.<br />
Uhr oder Zeit?<br />
Heute ist für alle das Phänomen<br />
Zeit über- (lebens-) wichtig.<br />
Termine jagen Termine, Stunden<br />
und Tage verfliegen, die<br />
Zeit vergeht unwiederbringlich.<br />
Nicht nur Erwachsene,<br />
auch Schüler erleben, dass<br />
ihre Zeit begrenzt und damit<br />
kostbar ist. Wie kann aber die<br />
unbekannte Menge der eigenen<br />
Zeit „sinnvoll“ genutzt,<br />
eingeteilt, geplant oder verlebt<br />
werden? Wie kann ich meinen<br />
Schülern den bewussten<br />
Umgang mit der Zeit nahe<br />
bringen, wenn ich doch selber<br />
bei all den Schularbeiten<br />
(Korrekturen, Proben) gar<br />
keine Zeit habe? Ganz einfach:<br />
Die Zeit, die ich mir<br />
nehme, habe ich zur Verfügung.<br />
Wichtig erscheint mir,<br />
den Tag(-esbeginn) so zu<br />
gestalten, dass die Uhr oder<br />
der Gong nicht zum Diktator<br />
über unsere Arbeit wird.<br />
Hektik ist fehl am Platz.<br />
Meine Vorschläge für einen<br />
„stressfreien“ Morgen:<br />
- Zeit haben für kurze<br />
Gespräche mit Schülern<br />
- Zeit haben für entspannende<br />
Musik<br />
- Zeit haben für ein Bild (OHP
Klassenmanagement<br />
IV 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
34 35<br />
Klassenmanagement<br />
IV 3<br />
Der Tagesbeginn<br />
oder Tafel), das zum Denken<br />
anregt<br />
- Zeit haben für Licht und<br />
Wärme (Duftkerze)<br />
Zeit für gemeinsames Lesen.<br />
Zeit begegnet uns in vielen<br />
Formen. Diese den Schülern<br />
zu zeigen und sogar Gegensätze<br />
zu thematisieren, ist<br />
mein Anliegen. Einfach und gut<br />
ist eine – ohne Zeitdruck! –<br />
gefertigte Zeit-Collage zu<br />
Themen wie: Uhr, Bewegung –<br />
Stillstand, Geschwindigkeiten,<br />
„Zeit ist Geld“, „keine Zeit“<br />
usw. Auch Impulsworte (z. B.<br />
Schnecke, Zug, rote Ampel,<br />
Warteschlange, Wettrennen<br />
[Hase & Igel], Eieruhr, Stoppuhr),<br />
zu denen – diesmal mit<br />
Zeitvorgabe – gemeinsam<br />
möglichst viele Begriffe gefunden<br />
werden müssen, eignen<br />
sich zum anschließenden<br />
Bewerten und Nachsinnen.<br />
Wenn solche Beschäftigungen<br />
mit der Zeit „von Zeit zu Zeit“<br />
stattfinden, dann bleibt auch<br />
die Sensibilisierung der Schüler<br />
für ihren eigenen Umgang<br />
mit der Zeit nicht aus. Für<br />
manche Sachen sollte man<br />
sich einfach Zeit nehmen!<br />
„Überraschung!“<br />
Jedes Kind liebt sie, die Werbung<br />
verspricht Spiel, Spaß<br />
und Schokolade und selbst<br />
Erwachsene gönnen sich ab<br />
und zu eines: das Überraschungs-Ei,<br />
kurz Ü-Ei<br />
genannt. Sammelleidenschaft,<br />
Figuren-Tauschbörsen und<br />
Karies kann man sicher kritisieren,<br />
doch am Ende erliegt<br />
jeder gerne dem Zauber des<br />
Ü-Eies. Warum? Ist es die<br />
Form, der Inhalt, die süße Versuchung,<br />
die unsere Herzen<br />
höher schlagen lässt? Ist es<br />
der Reiz des Verborgenen, die<br />
Vorfreude auf ein Spielzeug<br />
oder pure Neugier, die uns<br />
zum Schütteln und zum Ans-<br />
Ohr-Halten verführen? Egal –<br />
wichtig ist die Faszination, die<br />
vom Ü-Ei ausgeht. Kann ein<br />
Schultag besser beginnen, als<br />
mit Vorfreude, Neugier und<br />
Interesse?<br />
Gerne nutze ich das „Ü-Ei-<br />
Prinzip“, um die Klasse in den<br />
Tag zu bringen. Leere Eierhüllen<br />
(das Original ist gelb!) werden<br />
mit diversen Kleinigkeiten<br />
gefüllt, die uns auf immer<br />
neue Art überraschen.<br />
Beliebte Inhalte sind Papierröllchen<br />
(darauf ein Rätsel,<br />
Witz, Denksportaufgabe,<br />
Glückskeksspruch, Guiness-<br />
Rekord), Bilder (abwaschbare<br />
Tattoos, Sticker, Sammelbilder,<br />
Cartoons) oder nützliche<br />
Kleinigkeiten (Radiergummi,<br />
Spitzer). Gelegentlich<br />
schmuggeln sich auch<br />
Geburtstagsgutscheine, Lobkärtchen<br />
oder andere Gimmicks<br />
zur extrinsischen Motivation<br />
in die Eier. Schüler sind<br />
selbst für kleine Aufmerksamkeiten<br />
dankbar, solange nur<br />
„die Verpackung stimmt“.<br />
Wer ein Ei aus der Überraschungsdose<br />
(drei bis fünf<br />
Eier) ziehen darf, ist natürlich<br />
geregelt: Geburtstagskinder,<br />
Schüler, die Lob /Ansporn<br />
gebrauchen können oder ein<br />
kleines Dankeschön erhalten<br />
sollen. Am Ende des Tages<br />
wird die Eierschale wieder eingesammelt;<br />
jedoch nicht leer!<br />
Es sollte sich etwas vom<br />
„überraschten“ Schüler darin<br />
befinden: eine Antwort, eine<br />
Idee fürs nächste Ei, eine<br />
Frage, eine Anregung. Auch<br />
der Lehrer wird dabei so manche<br />
Überraschung erleben!<br />
Sind Ü-Eier nicht toll?<br />
Spürnase<br />
Im Schulalltag gilt es ständig<br />
zuzuhören und zuzusehen.<br />
Langweilig. Ein in der Schule<br />
nur selten angesprochener<br />
Sinn bietet für viele Schüler<br />
interessante und ungeahnte<br />
Erfahrungen: der Geruchssinn.<br />
Den kann man zum<br />
Tagesbeginn prima ergründen.<br />
Mit allen Sinnen in den Tag starten – z. B. mit Klängen und<br />
Gerüchen.<br />
Zur besseren Handhabung<br />
der Geruchsstoffe bieten sich<br />
Filmdöschen an. Sie werden<br />
mit geruchsintensiven Materialien<br />
gefüllt und mit einem<br />
engmaschigen Gitter (Fliegennetz)<br />
verschlossen. Die<br />
Geruchskapseln werden herumgereicht<br />
oder an bestimmten<br />
Stationen als Duftquelle<br />
platziert.<br />
Die Aufgaben an die „Spürnasen“<br />
sind vielfältig und können<br />
beliebig variiert oder wiederholt<br />
werden. Die Schüler erraten<br />
möglichst viele Gerüche.<br />
Spielvarianten:<br />
- „Duftmemory“ (= Dosen mit<br />
gleichen Gerüchen werden<br />
einander zugeordnet)<br />
- „Duftwolke“ (= Düfte werden<br />
in Kategorien, z. B. blumig,<br />
stechend, faulig eingeordnet)<br />
Anschließend besprechen die<br />
Schüler, was sie gerochen<br />
haben und können Erlebnisse<br />
äußern, die sie mit dem jeweiligen<br />
Geruch in Verbindung bringen,<br />
z. B. „Senf erinnert mich an<br />
Imbissbuden/unser Volksfest“.<br />
Intensive Gerüche (Waschpulver,<br />
Senf, ätherische Öle)<br />
sollten sich mit „weichen“ Düften<br />
(Seife, Blume, Holzrinde)<br />
abwechseln, um die Kinder für<br />
möglichst viele olfaktorische<br />
Reize zu sensibilisieren.<br />
Perspektivenwechsel<br />
Neulich sprang mir wieder mal<br />
eine Zeichnung von Maurits<br />
Cornelis Escher ins Auge: verzwickte<br />
Linienführung, vermischte<br />
Perspektiven, verfremdete<br />
Objekte. Nichts war,<br />
wie ich es kannte oder erwartete.<br />
Ich war verunsichert,<br />
Bekanntes war plötzlich trügerisch.<br />
Ah ja, das wird mein<br />
Tagesbeginn!<br />
Etwas reserviert ließen sich<br />
meine Schüler auf diese Entdeckungsreise<br />
zum Bild ein.<br />
Einige blieben distanziert,<br />
manche wurden sogar etwas<br />
abgestoßen, doch sehr viele<br />
erhielten eine Art künstlerischen<br />
Denk-Anstoß. Ihre Einsicht<br />
war von mir nicht beabsichtigt;<br />
umso mehr war ich<br />
dankbar: „Nichts ist wie es<br />
scheint. Auf die Perspektive<br />
kommt es an. Man kann alles<br />
verändern. Hinter allem steckt<br />
etwas Neues.“ Derartige Äußerungen<br />
kamen während der Beschäftigung<br />
mit Escher-Bildern.<br />
Vorschläge zur Handhabung:<br />
- Schwarz-Weiß-Postkarten<br />
kaufen, vergrößern, laminieren<br />
oder als OHP-Folie kopieren<br />
- Bilder zerschneiden, gruppenweise<br />
austauschen und<br />
zusammenpuzzlen<br />
- ein Bildelement isoliert präsentieren<br />
und zeichnerisch<br />
ergänzen<br />
- Motiv durch neue Formen,<br />
Farben oder Linien verfremden<br />
- eine eigene Metamorphose<br />
eines Tieres / Gebäudes /<br />
Menschen skizzieren<br />
- Eschers jeweilige Idee oder<br />
Absicht zu erahnen suchen<br />
Mit von Schülern ausgewählten<br />
oder veränderten Escher-<br />
Bildern ist eine interessante<br />
Bilder-Reihe entstanden, die<br />
– auf eine Leine geknüpft – sich<br />
auch als Dekoration anbietet.<br />
Die Sicht der Schüler, was<br />
Kunst ist und sein kann,<br />
Sprüche klopfen ist gefragt.<br />
wurde und wird durch Escher-<br />
Skizzen enorm erweitert.<br />
Gespür für Perspektive, eigene<br />
und andere Ansichten, sowie<br />
individuelle Sehweisen wird<br />
stets wichtiger. Ich erachte<br />
eine Escher-Postkarte pro<br />
Schüler als lohnenden Schritt<br />
gegen Perspektivenlosigkeit!<br />
Bei Wikipedia findet man zahlreiche<br />
Links zu Escher-<br />
Bildern.<br />
Spruch-Beutel<br />
Ein Sprücheklopfer, Spruchbeutel<br />
oder Angeber ist in<br />
jeder Klasse vorzufinden.<br />
Gerne beeindruckt er Mitschüler<br />
mit tollen – aber leider<br />
erfundenen – Geschichten.<br />
Jedoch kann „Sprüche<br />
machen“ auch sinnvoll sein.<br />
Die Schüler erweitern ihren<br />
Sprachschatz, eher selten<br />
gewordene Formulierungen<br />
werden lebendig und ganz<br />
nebenbei beginnt der Schultag<br />
mit netten Worten.<br />
Mein Spruch-Beutel war einmal<br />
eine Jute-Tasche. Jetzt<br />
befinden sich darin verschiedenfarbige<br />
Textstreifen mit<br />
mehr oder weniger bekannten<br />
Sprüchen. Fünf Schüler ziehen<br />
je einen Spruch und tragen<br />
ihn der Klasse vor. Wer<br />
den Spruch kennt, erklären<br />
oder ergänzen kann, darf ihn<br />
behalten und auf eine Spruch-<br />
Urkunde aufkleben. Sieger<br />
also „Oberspruchbeutel“ ist,<br />
wer als erster seine Urkunde<br />
vervollständigt hat.<br />
Auf gelbem Papier stehen<br />
Werbeslogans, etwa „Die<br />
wahrscheinlich längste ...“<br />
oder „Gesunde ... lutschen“.<br />
Gesucht ist die Ergänzung<br />
„Praline der Welt“ beziehungsweise<br />
„Vitamine“. Redewendungen<br />
wie „Lügen haben<br />
kurze Beine“ sind auf roten<br />
Streifen und müssen (mit Beispiel)<br />
kurz erklärt werden.<br />
Beliebt sind auch Fehler-Sprüche<br />
auf blauem Papier, die es<br />
zu korrigieren gilt: etwa „Wer<br />
anderen eine Stube kehrt, fällt<br />
selbst hinein.“ Schwierig und<br />
deshalb geliebt oder gefürchtet<br />
sind Reim-Sprüche (grünes<br />
Papier), bei denen nur Stichworte<br />
gegeben sind (z. B.<br />
Morgenstund und Mund). Jetzt<br />
muss man selber den passenden<br />
Spruch dazu reimen.<br />
Was einmal als Spielerei im<br />
Deutschunterricht begann, ist<br />
zum regelmäßig wiederkehrenden<br />
Tagesbeginn geworden.<br />
Bereits ab der vierten<br />
Klasse lassen sich Sprüche,<br />
Redewendungen, Reime,<br />
Bauernregeln und Slogans gut<br />
für den Spruch-Beutel nutzen.<br />
Was man nicht alles aus<br />
einem alten Sack und dummen<br />
Sprüchen machen kann!
Klassenmanagement<br />
IV 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
36 37<br />
Klassenmanagement<br />
Heft VI / 2006<br />
„Mal amal a Mandala“<br />
Schon in Kindergarten und<br />
Grundschule werden Mandalas<br />
für Konzentrations- oder<br />
Malübungen herangezogen.<br />
Man schreibt ihnen pseudoreligiöse<br />
oder hypnotische<br />
Wirkungen zu. Egal! Mandalas<br />
bieten aufgrund ihrer<br />
Motiv- und Formenvielfalt tolle<br />
Möglichkeiten, den Tag spirituell-kreativ<br />
zu beginnen. Nur<br />
vor einem sei gewarnt: Der<br />
Spruch „mal amal a Mandala“<br />
sollte nicht dazu dienen,<br />
Schüler mit sinnlosem Ausmalen<br />
zu beschäftigen! Dafür<br />
gibt es Malbücher!<br />
Grundsätzlich: Mandalabücher<br />
mit geeigneten Vorlagen<br />
sollten an jeder Schule vorhanden<br />
sein. Im Buchhandel<br />
gibt es eine Fülle unterschiedlicher<br />
Richtungen: tiefreligiös,<br />
themensortiert oder einfach<br />
nur komisch. Zum Malen eignen<br />
sich besonders spitze<br />
Farbbuntstifte, Wachsmalkreiden<br />
sind zu dick, Filzstifte<br />
überdecken darunter liegende<br />
Farben oft komplett. Eine<br />
ruhige Hintergrundmusik hat<br />
noch nie geschadet und<br />
selbstverständlich sollte der<br />
Schüler sein persönliches<br />
Mandala auswählen können.<br />
Tipp: Wer bereits in der Vorviertelstunde<br />
beginnt, kommt<br />
nicht in „Zeitdruck“.<br />
So macht Mandala-Malen Spaß:<br />
- Mandala komplett von der<br />
Mitte zum Rand (oder umgekehrt)<br />
ausmalen<br />
- Mandala nach jedem fertigen<br />
Farbfeld drehen, d. h.<br />
spiralförmig malen<br />
- nur jedes zweite Farbfeld<br />
ausmalen, so dass weiße<br />
Lücken bleiben<br />
- Mandalamuster zuerst farbig<br />
und dann nur schwarz-weiß<br />
ausmalen<br />
- jeder Schüler malt nur in<br />
einer Farbe und gibt Muster<br />
an Mitschüler weiter<br />
- schließlich Mandala sauber<br />
ausschneiden, aufkleben<br />
oder aufhängen<br />
Natürlich können aus Mandalas<br />
tolle Sitzkreisbilder, Motiv-<br />
Ketten, Window-Color-Bilder<br />
oder Heftverzierungen entstehen.<br />
Es wäre auch nicht<br />
schlecht, wenn die Schüler<br />
über ihre Farb- und Motivauswahl<br />
reflektieren und sprechen<br />
können. Warum nimmt<br />
Max nur eckige Muster?<br />
Warum verwendet Sybille nur<br />
dunkle Farben? Was Mandalas<br />
genau bewirken, weiß ich<br />
nicht. Zumindest geht von ihnen<br />
Kreative Darstellung eines Teufelskreises.<br />
etwas aus, was jenseits von<br />
Kunst oder Geometrie liegt.<br />
Teufelskreis<br />
Aus aktuell politischem Anlass<br />
heraus oder passend zu<br />
gesellschaftlich ethischen<br />
Phänomenen ist die Thematisierung<br />
des Begriffes<br />
„Teufelskreis“ spannend und<br />
bereichernd. Fast überall kann<br />
der wache Verstand (des<br />
Schülers) solche Entwicklungen<br />
erkennen; jedoch muss<br />
der Blick hierfür geschärft sein.<br />
Abhängig vom Alter können<br />
Schüler mit Kreisläufen und<br />
Gefühlsstrudeln konfrontiert<br />
werden: Spirale der Gewalt,<br />
Krieg dem Terror, Lügen<br />
haben kurze Beine, Rache ist<br />
süß, Wie-du-mir-so-ich-dir,<br />
Fressen-und-Gefressenwerden,<br />
Drogenmissbrauch, Vorurteile,<br />
religiöser Fanatismus,<br />
Todesstrafe.<br />
Wie kann ein „Teufelskreis“<br />
dargestellt werden?<br />
- Bild von einem Sog, Strudel,<br />
der alles in die Tiefe reißt<br />
- Pfeile, die alle auf einen<br />
Punkt zeigen<br />
- Konzentrische Kreise, wie<br />
eine Dart-Scheibe<br />
- Sitz- /Stuhlkreis<br />
- Kärtchen, die wie ein Domino<br />
ringförmig angeordnet sind<br />
Die Schüler erkennen durch<br />
einprägsame Bebilderung,<br />
Anordnung und Wortwahl,<br />
dass eine kleine Ursache,<br />
fatale Wirkung entfalten kann,<br />
die wiederum selbst die Ursache<br />
für eine noch gravierendere<br />
Wirkung darstellt. Spannend<br />
ist, an welcher Stelle<br />
und wie dieser teuflische<br />
Kreislauf durchbrochen werden<br />
kann. Vorsicht: Häufig<br />
werden sehr vereinfachte<br />
Wege genannt (Bomben auf<br />
Afghanistan), die der Lehrer<br />
relativieren muss. Sobald<br />
Schüler für Komplexität und<br />
Wechselwirkungen sensibel<br />
sind, können interessante<br />
Diskussionen / Einsichten folgen.<br />
Nichts ist mehr schwarz<br />
oder weiß! Weitblick sticht<br />
Kurzsichtigkeit aus.<br />
Teuflische und gefährliche<br />
Entwicklungen sind Realität.<br />
Schüler sollten deshalb üben,<br />
clevere Fragen zu stellen,<br />
anstatt auf einfache Antworten<br />
hereinzufallen; denn auch<br />
die Schule kann Teil eines<br />
Teufelskreises sein.<br />
Internetinfos, die wachrütteln<br />
Ab Klasse 6 können freiwillige<br />
Schüler täglich zwei aktuelle<br />
Meldungen aus dem Nachrichtensektor<br />
des Internets für<br />
die Klasse vorbereiten. Vorteil:<br />
Passive Zuhörer verwandeln<br />
sich in aktive Nachrichtenmoderatoren.<br />
Ganz beliebt<br />
sind Meldungen, die nicht in<br />
Buch oder Zeitung stehen.<br />
Dazu gehören Rekorde,<br />
Unglaubliches, Zahlen und<br />
Fakten aus fernen Ländern,<br />
lustige oder makabere Begebenheiten.<br />
Der Phantasie und dem Präsentationsgeschick<br />
des Schülers<br />
sind nur zwei Grenzen<br />
gesetzt: 1. Zeitlimit (4 Minuten);<br />
2. „der gute Geschmack“<br />
(Sex, Drogen und Gewalt sind<br />
tabu). Abwechslungsreiche<br />
Mischungen aus Bild, Text<br />
und Ton gehören schon nach<br />
kurzer Zeit zum Standard,<br />
interessante Gespräche sind<br />
normal.<br />
Wo findet ein Schüler etwas<br />
im Netz? Da die Fundgrube<br />
mittlerweile monströse Ausmaße<br />
annimmt, beschränken<br />
wir uns auf die Seiten von<br />
Zeitungen, Nachrichtendiensten<br />
und „Kinderpages“ (cnn,<br />
aol, t-online, dpa, sz, welt,<br />
kidsdomain, wasistwas).<br />
Komisch - irgendwie habe ich<br />
das Gefühl, dass die Schüler<br />
die Infos der ersten vier Minuten<br />
besser verarbeiten, als die<br />
der folgenden 266.<br />
Auf dem Weg ins eigene Traumland<br />
Zum Auftanken<br />
Spiele für Zwischendrin<br />
Lernen einen Vormittag lang ist<br />
eine anstrengende Sache.<br />
Das merken wir selbst immer<br />
wieder, wenn wir auf Fortbildungen<br />
sind: Es ist schwierig,<br />
dem Referenten zu folgen,<br />
sich zu konzentrieren, dem<br />
Nachbarn nicht sofort Dinge<br />
mitzuteilen, die einem am<br />
Referenten, beim Rausblicken<br />
aus dem Fenster oder beim<br />
Nachsinnen über den anschließenden<br />
Feierabend aufgefallen<br />
sind. Noch schlimmer<br />
ist es, wenn wir alte<br />
Bekannte auf den Fortbildungen<br />
treffen. Da muss sich<br />
der Referent schon besonders<br />
anstrengen...<br />
Ähnlich geht es Kindern in der<br />
Schule. Zwar wird ihre „Leidensfähigkeit“<br />
mit dem Alter<br />
größer. Dennoch brauchen sie<br />
Rhythmisierung. Wie man Kinder<br />
am Tagesanfang auf den<br />
Schulbeginn einstimmt, haben<br />
wir in der letzten Praxisbeilage<br />
behandelt. Heute geht es um<br />
Spiele zwischendrin, sei es<br />
nach der Pause, nach dem<br />
Stundenwechsel, nach einer<br />
intensiven oder einer sehr<br />
freien Unterrichtsphase.<br />
In der Regel gibt es drei Phasen,<br />
die den Kindern die Konzentration<br />
erschweren: Sie werden<br />
müde, sie können nicht<br />
mehr sitzen und sind aufgedreht,<br />
oder die Luft im Zimmer<br />
ist verbraucht und stickig. Auf<br />
alle drei Situationen kann verschieden<br />
reagiert werden.<br />
Drei Phasen<br />
Gerade in höheren Jahrgangsstufen<br />
ist der Montagmorgen<br />
ein Problem. Im Laufe des<br />
Tages gibt es immer wieder<br />
Phasen, in denen man teilnahmslosen,<br />
gähnenden Gesichtern<br />
gegenüber steht. Einmal<br />
ist mir während eines Diktats<br />
ein Schüler eingeschlafen.<br />
Abhilfe schaffen hier zum Beispiel<br />
Bewegungsspiele. Der<br />
Elternratgeber der Flohkiste<br />
gibt hier einige wertvolle Tipps,<br />
die man auch mit älteren Kindern<br />
(mindestens bis zur achten<br />
Klasse) gut durchführen<br />
kann. Wann immer ich merke,<br />
die Kinder werden träge, stehen<br />
alle auf und machen diese<br />
Bewegungsspiele. Es bietet<br />
sich im Laufe der Zeit an, Kinder<br />
vorturnen zu lassen.<br />
In der Grundschule sind Bewegungsspiele<br />
gang und gäbe.<br />
Tauschen Sie sich doch in den<br />
Kollegien einmal aus, was<br />
gerade besonders beliebt ist<br />
bei den Kindern oder welche<br />
Ideen in den anderen Klassen
Klassenmanagement<br />
VI 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
38 39<br />
Klassenmanagement<br />
VI 3<br />
probiert werden. Am häufigsten<br />
wird derzeit von dem Spiel<br />
„Zwerg, Riese, Mensch“<br />
erzählt.<br />
Eine andere Möglichkeit, Kinder<br />
in Gang zu bekommen, ist,<br />
ein Lied zu singen, das unterschiedliche<br />
Tempi und Lautstärken<br />
enthält. Seit Jahren singe<br />
ich mit allen Kindern von der<br />
Jahrgangsstufe 1 bis 9 das<br />
Lied „Ukelele“, auch bekannt<br />
als „Oh, Helene“. Einer singt<br />
Kinder können nicht mehr<br />
sitzen und sind aufgedreht<br />
Häufig übernimmt man eine<br />
Klasse und merkt, dass da<br />
etwas Spannendes passiert ist<br />
und die Kinder ganz aufgedreht<br />
sind und sich nicht konzentrieren<br />
können. Oder nach einer<br />
Probearbeit ist eine Spannung<br />
in der Klasse, die deutlich spürbar<br />
ist. Oft kommen Kinder<br />
nach der Pause ins Klassenzimmer<br />
und haben etwas<br />
können. Denn hier gilt wie in<br />
allen schulischen Situationen:<br />
Was nicht authentisch ist, wird<br />
nicht angenommen.<br />
Musikritual<br />
Ich lege immer dieselbe Musik<br />
auf, um die Situation zu ritualisieren.<br />
Alle Kinder, auch die,<br />
welche sich nicht drauf einlassen<br />
wollen, stellen die Füße mit<br />
den Sohlen auf den Boden,<br />
verschränken die Arme auf<br />
einem Baum auf dem Schulgrundstück<br />
und sehen, was<br />
draußen los ist: Was ist<br />
auf dem Sportplatz, welche<br />
Kinder laufen gerade herum...<br />
Immer höher steigen wir und<br />
bewegen uns immer weiter<br />
weg vom Geschehen vor Ort,<br />
nehmen Abstand von dem,<br />
was in uns drin passiert und<br />
was wir gerade erlebt haben.<br />
Egal wo wir hinfliegen - ins<br />
Gebirge, ans Meer, an einen<br />
Sandstrand, in unseren Körper,<br />
Auch die Rückkehr ist ritualisiert.<br />
Wenn wir zurück fliegen,<br />
dann immer zuerst zu dem<br />
Baum und wir schauen, was<br />
auf dem Hof passiert, dann<br />
wieder zum Fenster herein und<br />
wer angekommen ist, der öffnet<br />
die Augen. Hier ist auch möglich,<br />
die Muskeln ritualisiert zu<br />
aktivieren. Sie können die Kinder<br />
bitten, sich zu strecken<br />
oder Muskeln anzuspannen,<br />
damit das Bewusstsein wieder<br />
angeregt wird.<br />
men, wenn man weiß, dass sie<br />
einem gut tun. Und Traumreisen<br />
tun Kindern gut. Sie werden<br />
sie mit der Zeit einfordern,<br />
auch unabhängig davon, ob<br />
dafür Unterricht „ausfällt“.<br />
Es gibt Kinder, die diese Erfahrung<br />
nicht annehmen können.<br />
Das merkt man sehr bald, spätestens<br />
nach dem dritten Mal.<br />
Diese Kinder merken aber, wie<br />
die Stimmung im Klassenzimmer<br />
umschwenkt, sie fühlen die<br />
Traumreisen reagiert, sie<br />
bekommt rasendes Herzklopfen<br />
und reagiert nahezu<br />
panisch. Kinder scheinen da<br />
härter im Nehmen. Dennoch<br />
können Erlebnisse, die anregen,<br />
in sein Innerstes zu horchen,<br />
die Gedanken schweifen<br />
zu lassen und Assoziationen zu<br />
wecken, in Menschen Erlebnisse<br />
hervorrufen, die unangenehm<br />
sind. Es kann passieren,<br />
dass der Traumreisende nicht<br />
mit dem, was in ihm passiert,<br />
starte eine Traumreise und<br />
lasse die Kinder freie Assoziationen<br />
schreiben oder schildern,<br />
was sie erlebt haben oder<br />
wie sie eine Traumreise gestalten<br />
würden. Diese Traumreisen<br />
nehme ich auf, schmücke sie<br />
aus und lasse dann Schüler<br />
ihre Mitschüler auf ihre Traumreise<br />
mitnehmen.<br />
Literatur für Traumreisen gibt<br />
es genug. Auch das Googeln<br />
der Wörter „Fantasiereise“ oder<br />
Hallo, hallo: Dein Daumen ist ja schneller wach, als Dein Kopf!<br />
So sieht eine Schülerin in klassischer Lernhaltung aus.<br />
Die zweite Luft bringt neue Lebensgeister ins Spiel.<br />
Kreislauf, bis der Generator im Kopf wieder anspringt.<br />
die Liedzeilen vor, die Gruppe<br />
singt nach. Zwischen den Strophen<br />
heißt es dann „Das Lied<br />
war viel zu leise, drum singen<br />
wir es lauter“, oder das Lied<br />
war zu schnell, zu langsam, zu<br />
hoch, zu tief. Kinder singen das<br />
Lied immer wieder mit Begeisterung.<br />
Zugegebenermaßen<br />
hat es einen militärischen<br />
Anstrich. Aber es zeigt Wirkung<br />
und nach ein paar Strophen<br />
geht die Arbeit weit zügiger<br />
vonstatten.<br />
erlebt, was eine nervöse und<br />
manchmal schon nahezu<br />
hysterische Stimmung auslöst.<br />
Wenn man das Ereignis nicht<br />
greifen kann, aber spürt, dass<br />
die Kinder eine Ruhephase<br />
brauchen, bieten sich Traumoder<br />
Fantasiereisen an.<br />
Darauf lassen sich Kinder von<br />
der Grundschule bis zum Ende<br />
der Sekundarstufe I ein. Allerdings<br />
muss der Lehrer dahinter<br />
stehen und das mögen und<br />
dem Tisch und legen die Stirn<br />
auf ihre Arme. Manche Kollegen<br />
zählen rückwärts, um die<br />
Kinder an den Beginn der<br />
Traumreise zu bringen.<br />
Ich beginne mit Körpererfahrungen:<br />
Fühle, wie deine Füße<br />
auf dem Boden aufstehen,<br />
wackle mit den Zehen, lass<br />
aber die Fußsohle auf dem<br />
Boden, spüre, wo dein Hintern<br />
auf dem Stuhl sitzt. Dann fliegen<br />
wir zum Fenster hinaus zu<br />
in den Dschungel, in eine Fantasielandschaft<br />
- wichtig ist<br />
immer alle Sinne der Kinder<br />
anzusprechen. Beschreiben<br />
Sie, was sie riechen, was<br />
sie fühlen, was sie sehen,<br />
was sie hören, was sie<br />
schmecken. Sie werden sehen,<br />
wie Kinder, wenn Sie ihnen<br />
beschreiben, wie die mit den<br />
Zehen in heißen Sand bohren<br />
in die unteren kühleren<br />
Schichten, im Klassenzimmer<br />
mit den Zehen wackeln.<br />
Kinder machen sich anfangs<br />
lustig über so eine Erfahrung.<br />
Sie wollen nicht die Augen<br />
schließen, sie sehen nach, ob<br />
die anderen Kinder die Augen<br />
offen haben, sie fühlen, wie ihr<br />
Atem die Tischplatte feucht<br />
macht. Lassen Sie sich nicht<br />
beirren. Die Wirkung der<br />
Traumreise tritt oftmals erst<br />
beim zweiten oder dritten Mal<br />
ein. Das Kind muss lernen sich<br />
einzulassen. Außerdem kann<br />
man Dinge oftmals erst anneh-<br />
Ruhe, die einkehrt. Manche<br />
Schüler blättern dann in einem<br />
Buch, andere sitzen da, hören<br />
zu, lassen die Augen auf. Das<br />
muss man zulassen können.<br />
Aber ich habe noch kein Kind<br />
erlebt, das die Ruhe nicht aufgenommen<br />
hat, die so eine<br />
Traumreise hervorruft.<br />
Genaue Beobachtung gefragt<br />
Ich habe eine Kollegin, die<br />
stark körperlich auf solche<br />
zurecht kommt. Deswegen ist<br />
es wichtig, dass der Lehrer die<br />
Kinder genau beobachtet und<br />
vor allem beim Zurückkommen<br />
in die „echte Welt“ sorgsam<br />
darauf achtet, dass jedes Kind<br />
wieder im Alltag ist, bevor es<br />
weiter gehen kann.<br />
Es bietet sich gelegentlich an,<br />
solche Traumreisen mit dem<br />
Deutschunterricht zu verbinden.<br />
Ich gebe häufig nach dem<br />
Religionsunterricht Deutsch,<br />
„Traumreise“ bringt Beispiele<br />
für Geschichten. Oder seien<br />
Sie kreativ und bringen sich<br />
selbst in die Geschichten ein.<br />
Die Luft im Klassenzimmer<br />
ist verbraucht und stickig<br />
Mir fällt immer wieder auf,<br />
wenn ich dem Unterricht von<br />
Lehramtsanwärtern beiwohne:<br />
Der Lehrer, der im Klassenzimmer<br />
hin- und herrennt und dessen<br />
Antennen auf maximale
Klassenmanagement<br />
VI 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
40 41<br />
Klassenmanagement<br />
Heft IV / 2007<br />
Wir spielen Baum, wir spielen Flugzeug, und singen könnten wir übrigens auch noch.<br />
Aufnahmebereitschaft gestellt<br />
sind, friert nicht. Der Schüler,<br />
der den Vormittag sitzend<br />
verbringt, friert. In meinem<br />
Klassenzimmer führt das zu<br />
einer ungewöhnlichen Kleiderspanne:<br />
Während ich im<br />
T-Shirt da stehe, sitzen die Kinder<br />
in Schals im Zimmer. Entsprechend<br />
entwickelt sich die<br />
Diskussion zum Lüften: Während<br />
ich darauf dränge, dass<br />
die Scheibe wieder von<br />
Kondenswasser sein sollte,<br />
bevor das Fenster geschlossen<br />
wird, jammern die Kinder<br />
schon beim Gedanken an<br />
Frischluft.<br />
Zauberhafte Frischluft<br />
Abhilfe schafft also ein Bewegen<br />
an frischer Luft. Die eine<br />
Möglichkeit ist, die im ersten<br />
Teil angesprochenen Turnübungen<br />
bei offenem Fenster<br />
zu machen. Das kann aber zu<br />
unerwünschten Nebenwirkungen<br />
die Geruchsentwicklung<br />
betreffend führen.<br />
Deswegen gehe ich mit den<br />
Schülern in den Pausenhof<br />
und laufe drei Mal einen Kreis<br />
mit ihnen ab, während im Klassenzimmer<br />
alle Fenster geöffnet<br />
sind. Die Schüler gehen da<br />
meist ohne Jacken, sie drehen<br />
ja nur drei Kreise und dann<br />
geht es wieder zurück ins<br />
Schulhaus und ins Klassenzimmer,<br />
das, obgleich frisch gelüftet,<br />
kuschelig warm wirkt.<br />
Im Übrigen steht in den meisten<br />
Stunden des Vor- und Nachmittages<br />
bei mir die Tür auf;<br />
nicht nur wegen der psychologischen<br />
Offenheit und des<br />
damit verbundenen Schulklimas,<br />
sondern auch wegen der<br />
Luft im Klassenzimmer.<br />
Resümee: Zwischendrinspiele<br />
lohnen!<br />
Gerade Fachlehrer (gleich, ob<br />
an Realschule und Gymnasium<br />
oder im fachpraktischen<br />
Bereich) werden sich fragen,<br />
wie denn solche Dinge zu<br />
bewerkstelligen sein sollen,<br />
wenn man in 45 Minuten Stoff<br />
durchbringen soll und ohnehin<br />
ständig unter Zeitdruck steht.<br />
Zugegebenermaßen ist es<br />
schwieriger für Fachlehrer als<br />
für Klassenlehrer.<br />
Haben Sie dennoch den Mut<br />
solche Dinge auszuprobieren.<br />
Wenn man drei oder fünf Minuten<br />
in eine Traumreise oder<br />
einen Hofrundgang oder zwei<br />
Minuten in Bewegungsspiele<br />
investiert, kann man ganz häufig<br />
effizienter arbeiten und<br />
spart dadurch die Zeit herein.<br />
Zwar ist das nicht messbar,<br />
dennoch bin ich der festen<br />
Überzeugung, dass wir letztlich<br />
Zeit sparen.<br />
Kinder lernen auch sich zu<br />
erspüren. Wenn sie erst einmal<br />
eine Variation von Zwischendrinspielen<br />
kennen gelernt<br />
haben, fordern sie sie differenziert<br />
ein. Im Winter werde ich<br />
häufiger gebeten, einen Hofrundgang<br />
zu machen, freitags<br />
sind die Fantasiereisen gefragter<br />
und montags turnen wir<br />
öfter.<br />
Denken Sie bitte bei alldem<br />
auch an Ihr eigenes Wohlbefinden:<br />
Ganz häufig bin ich es,<br />
die drei Minuten Ruhe braucht<br />
und deswegen den Kindern<br />
sagt: „Ich glaube, wir brauchen<br />
eine Fantasiereise“.<br />
Karin Leibl<br />
BEWEGUNGSPAUSEN IM UNTERRICHT<br />
Wie Sie Ihren Schülern Beine machen<br />
Unruhe und Unaufmerksamkeit<br />
sind in unseren Schulen<br />
weit verbreitet. Sie gehören zu<br />
den „Störungen“, über die<br />
Lehrerinnen und Lehrer am<br />
häufigsten klagen. Die Ursachen<br />
werden – gerade aus<br />
Schulperspektive – häufig im<br />
störenden Kind und seiner<br />
Erziehung gesucht. Zusammenhänge<br />
zwischen der zunehmenden<br />
Bewegungsunruhe<br />
der Kinder, unserer<br />
größeren Empfindlichkeit und<br />
den allgemeinen Lebensbedingungen<br />
– außerhalb wie<br />
innerhalb der Schule – übersieht<br />
man gerne. Kinder, die<br />
durch ihr unruhiges Verhalten<br />
ganz offensichtlich ein Bedürfnis<br />
nach mehr Bewegung<br />
signalisieren, werden stattdessen<br />
noch zusätzlich eingeschränkt.<br />
Dabei brauchen sie<br />
Bewegung nicht nur für ihre<br />
körperliche, sondern ebenso<br />
für ihre geistige und seelische<br />
Entwicklung. Diesem Bedürfnis<br />
der Kinder ist in besonderer<br />
Weise Rechnung zu tragen.<br />
Regelmäßige Übungen<br />
(Rhythmisierungen) geben<br />
zwischen den einzelnen Unterrichtsphasen<br />
Gelegenheit<br />
zu Spiel, Bewegung und musischer<br />
Betätigung und helfen,<br />
die persönliche Bindung zwischen<br />
der Lehrkraft und den<br />
Schülern zu festigen. Kinder<br />
brauchen Bewegungspausen.<br />
Sie können im Klassenraum,<br />
auf dem Schulhof, in der Aula,<br />
in der Turnhalle oder an anderen<br />
Orten in der Schule stattfinden.<br />
Man benötigt keine aufwändigen<br />
Spielgeräte, sondern<br />
kann mit kleinen Utensilien<br />
schon eine große Wirkung<br />
erzielen. Auf den nächsten Seiten<br />
finden Sie eine kleine Auswahl<br />
von Beispielen, die vor<br />
allem für den Einsatz in der<br />
Grundschule geeignet sind.<br />
Bewegungspausen<br />
Ohne Material<br />
- Im Raum umhergehen und<br />
mit einem vorher festgelegten<br />
Körperteil (Hand, Nase,<br />
Knie, Fuß) die Mitschüler<br />
berühren.<br />
- Einen Partner, dem die<br />
Augen verbunden wurden,<br />
durch den Raum führen: mit<br />
beiden Händen, mit einer<br />
Hand, mit einem Finger, nur<br />
mit Worten.<br />
- Eine Bewegung nachmachen,<br />
die ein anderes Kind<br />
vormacht.
Klassenmanagement<br />
IV 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
42 43<br />
Klassenmanagement<br />
IV 3<br />
Mit Material<br />
Radiergummi<br />
- Ihn hochwerfen und mit<br />
einer oder beiden Händen<br />
oder auch mit dem Handrükken<br />
fangen.<br />
- Ihn auf verschiedenen Körperteilen<br />
balancieren und<br />
dabei durch den Raum<br />
gehen.<br />
- Ihn in die Luft werfen – einmal<br />
oder auch häufiger klatschen<br />
– und mit den Händen<br />
auffangen.<br />
Lineal<br />
- Es mit beiden Händen festhalten<br />
und drüber steigen.<br />
- Es mit beiden Händen festhalten<br />
und sich strecken.<br />
- Einen Gegenstand (Radiergummi<br />
/ leere Streichholzschachtel)<br />
auf das Lineal<br />
legen und mit ihm balancieren.<br />
Stuhl<br />
- Ihn mit verschiedenen Körperteilen<br />
(Hand, Fuß, Ellbogen,<br />
Knie, Nase) berühren.<br />
- Ein Bein über die Sitzfläche<br />
oder Lehne führen.<br />
- Aus dem aufrechten Sitz –<br />
die Hände sind neben dem<br />
Po aufgestützt – den Po von<br />
der Sitzfläche und die Füße<br />
vom Boden abheben.<br />
Jongliertuch<br />
- Es im Stehen hochwerfen<br />
und mit verschiedenen Körperteilen<br />
wieder auffangen.<br />
- Es hochwerfen, sich drehen<br />
und das Tuch auffangen.<br />
- Mit zwei oder drei Tüchern<br />
jonglieren.<br />
Weitere Ideen<br />
Säckchen im Kreis<br />
Sozialform: Sitzkreis<br />
Material: Sand- oder Bohnensäckchen,<br />
Wäscheklammern<br />
Ablauf: Jedes Kind hat eine<br />
Wäscheklammer in der rechten<br />
Hand. Die Bohnensäckchen<br />
werden in Schreibrichtung<br />
(von links nach rechts)<br />
mit Hilfe der Wäscheklammern<br />
im Kreis weitergereicht.<br />
Variationen:<br />
- Weiterreichen eines Blatt<br />
Papiers.<br />
- Weiterreichen eines Bierdeckels,<br />
auf dem ein Gegenstand<br />
liegt (Radiergummi,<br />
Feder, Spielzeugauto,<br />
Tischtennisball).<br />
Das Streichholz-Duell<br />
Sozialform: Partnerarbeit<br />
Material: Streichholzschachtel<br />
Ablauf: Je zwei Kinder stehen<br />
sich gegenüber. Jedes von<br />
ihnen hat auf dem Handrükken<br />
eine Streichholzschachtel<br />
liegen. Ziel des Spiels ist, den<br />
Mitspieler so geschickt zu<br />
attackieren, dass seine Streichholzschachtel<br />
herunterfällt.<br />
Fällt eine der Streichholzschachteln<br />
herunter, bekommt<br />
der Gegenspieler einen Punkt.<br />
Tast-Sack<br />
Sozialform: Partnerarbeit<br />
Material: Stoffsäckchen mit<br />
etwa zehn verschiedenen Gegenständen,<br />
Karten mit den<br />
Bildern der Gegenstände.<br />
Ablauf: Ein Kind zieht eine<br />
Karte und sucht nur durch<br />
Tasten den passenden Gegenstand<br />
aus dem Sack.<br />
Variation: Auf dem Kärtchen<br />
stehen die Namen der Gegenstände.<br />
Raum-Roboter<br />
Ablauf: Je drei Kinder bilden<br />
eine Gruppe. Zwei Kinder, die<br />
zu Robotern erklärt werden,<br />
stellen sich Rücken an Rükken.<br />
Aufgabe des dritten Kindes<br />
ist, die beiden Roboter<br />
durch Antippen auf die Schulter<br />
so durch den Raum zu lotsen,<br />
dass sie sich irgendwann<br />
gegenüberstehen. Berührt das<br />
Kind die rechte Schulter eines<br />
Roboters, so bewegt der sich<br />
nach rechts gehend durch den<br />
Raum und zwar solange, bis<br />
er ein weiteres Tastsignal<br />
erhält. Wird er an der linken<br />
Schulter berührt, so geht er<br />
links herum durch den Raum.<br />
Werden beide Schultern<br />
gleichzeitig angetippt, geht der<br />
Roboter geradeaus. Ein leichtes<br />
Tippen auf den Kopf<br />
bedeutet: Stopp, stehen bleiben!<br />
Die Bewegungskette<br />
Ablauf: Alle Kinder stehen im<br />
Kreis. Nun führt das erste<br />
Kind eine Bewegung aus (z.B.<br />
mit den Händen winken). Das<br />
nächste Kind im Kreis wiederholt<br />
die Bewegung und fügt<br />
eine neue Bewegung hinzu.<br />
So geht es weiter, bis das<br />
letzte Kind an der Reihe ist.<br />
Variation:<br />
Zu jeder Bewegung gehört ein<br />
Geräusch, z.B. Kopfnicken<br />
wird mit Klatschen begleitet.<br />
Adlerauge<br />
Ablauf: Zwei Kinder stehen<br />
einander gegenüber und betrachten<br />
sich genau. Dann<br />
drehen sie sich mit dem Rükken<br />
zueinander und verändern<br />
eine Kleinigkeit an sich<br />
(Schnürsenkel aufziehen,<br />
Haare nach hinten legen,<br />
einen Knopf öffnen). Wenn<br />
beide Kinder etwas verändert<br />
haben, stehen sie wieder frontal<br />
zueinander. Nun versucht<br />
jeder herauszufinden, was der<br />
Mitspieler verändert hat.<br />
Geschichten, die bewegen<br />
Der Indianer Habanugo<br />
Der kleine Indianer Habanugo<br />
wacht an diesem Morgen<br />
schon früh auf. Er ist noch so<br />
müde, dass er gähnen muss.*<br />
Dann wäscht er sich erst einmal<br />
gründlich.* Schließlich<br />
zieht er seinen Schlafanzug<br />
aus und seine Jagdkleidung<br />
an. Dazu gehören eine Hose,*<br />
ein Wildlederhemd,* der Federschmuck*<br />
und die Mokassins.*<br />
Dann bemalt Habanugo<br />
sein Gesicht mit Farbe,* denn<br />
er möchte zusammen mit seinen<br />
indianischen Freunden<br />
auf Hasenjagd gehen. Nachdem<br />
er fertig ist, öffnet er sein<br />
Tipi* und grüßt seine Freunde<br />
(Indianergeheul).*<br />
Die Freunde grüßen laut zurück*<br />
und die Jagd beginnt.<br />
Sie laufen los (Mit den Händen<br />
auf die Unterschenkel<br />
patschen)* und gelangen nach<br />
kurzer Zeit an eine Holzbrücke<br />
(Fäuste gegen die Brust trommeln)*<br />
und eine Steinbrücke<br />
(in die Hände klatschen)*.<br />
Schließlich müssen sie noch<br />
den gefährlichen gelben Fluss<br />
überqueren. Dazu werden die<br />
Mokassins abgeschnallt* und<br />
oben auf dem Kopf befestigt*.<br />
Die Indianer schwimmen<br />
durch den Fluss*. Anschließend<br />
werden die Mokassins<br />
wieder angezogen. Ein Sumpf<br />
bildet das nächste Hindernis.<br />
Wieder werden die Mokassins<br />
abgeschnallt* und auf dem<br />
Kopf befestigt*. Die Indianer<br />
durchqueren den Sumpf (abwechselndes<br />
Ziehen an den<br />
Beinen – dazu ein schmatzendes<br />
Geräusch erzeugen).*<br />
Schließlich erreichen sie den<br />
Hochsitz. Habanugo klettert<br />
die Leiter empor* und blickt
Klassenmanagement<br />
IV 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
44 45<br />
Heft II / 2006<br />
Eltern<br />
Auf gutes, gedeihliches, beschwingtes Gelingen!<br />
über die weite Steppe*. Statt<br />
eines kleinen Kaninchens entdeckt<br />
er einen Grizzleybär,<br />
der gefährlich hungrig aussieht.<br />
Schnell klettert er die<br />
Leiter wieder hinab*. Den<br />
Indianern bleibt nichts anderes<br />
übrig, als die Flucht zu<br />
ergreifen.<br />
(Alle Bewegungsabläufe rückwärts,<br />
nur sehr schnell):<br />
Sumpf, Fluss, Steinbrücke,<br />
Holzbrücke, Wiese, Tipi.<br />
Im Tipi zieht Habanugo sich<br />
schnell aus.* Er wäscht die<br />
Farbe aus dem Gesicht und<br />
kriecht unter seine Schlafdecke.<br />
Er hofft, dass der Bär<br />
ihn so nicht mehr finden kann.<br />
*) Zeit, die Bewegung auszuführen<br />
Weißt du, was nachts<br />
auf der Burg geschieht?<br />
Ganz viele Sachen,<br />
die man gar nicht sieht!<br />
Die Uhr schlägt zwölf<br />
um Mitternacht,<br />
doch nicht alle sind davon<br />
aufgewacht.<br />
Nur im Turm, da hört<br />
man was.<br />
Was zum Teufel ist<br />
denn das?<br />
Die Gespenster springen<br />
aus den Betten<br />
und rasseln laut mit<br />
ihren Ketten.<br />
Leis’huschen sie in<br />
den ersten Raum –<br />
die Tür, die quietscht,<br />
man hört es kaum.<br />
Und immer schneller,<br />
immer schneller<br />
geht es hinab bis in<br />
den Keller.<br />
Hier klappert Anton,<br />
das Skelett,<br />
och nö, das ist<br />
doch gar nicht nett.<br />
Husch, husch nach<br />
oben – bis zum Turm,<br />
denn hier tobt schon<br />
ein starker Sturm.<br />
Der Wind pfeift heftig<br />
durch die Räume,<br />
er biegt im Wald die<br />
morschen Bäume.<br />
Die Wölfe heulen<br />
noch dazu.<br />
O Mann, wer kriegt<br />
denn hier noch Ruh?<br />
Auch Fledermäuse<br />
flattern leise<br />
auf ihre ganz<br />
besondre Weise.<br />
Sie fliegen im Zick-Zack<br />
durchs Gemäuer,<br />
das ist so manchem<br />
nicht geheuer.<br />
Zum Ende singen<br />
alle ein Lied.<br />
Und wisst ihr auch,<br />
was dann geschieht?<br />
Die Uhr schlägt 1 –<br />
doch keine Sorgen,<br />
der Spuk geht weiter,<br />
spätestens morgen.<br />
Die Texte für den Praxisteil wurden uns vom VBE zur Verfügung gestellt.<br />
Wir danken herzlich für das Abdrucksrecht.<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Schule und Eltern<br />
Die Zusammenarbeit der Lehrer<br />
mit den Eltern ist geboten.<br />
Das Grundgesetz spricht den<br />
Eltern das Recht und die<br />
Pflicht zur Pflege und Erziehung<br />
ihrer Kinder zu (GG Art.<br />
6). Andererseits besteht die<br />
Schulpflicht in einem unter der<br />
Aufsicht des Staates stehenden<br />
Schulsystem (GG Art.<br />
7,1). Hieraus wird deutlich,<br />
dass zwei „Parteien“ für die<br />
Bildung und Erziehung der<br />
Jugend verantwortlich sind:<br />
Eltern wie Schule. Will man<br />
dieser Verantwortung gerecht<br />
werden, müssen beide Teile<br />
kooperieren. Deshalb haben<br />
die Schulgesetze den Eltern<br />
Mitspracherechte eingeräumt.<br />
In allen Bundesländern sind<br />
Elternvertretungen auf Klassen-,<br />
Schul-, Regional- und<br />
Landesebene vorgesehen, die<br />
demokratisch gewählt in<br />
Gremien die Elterninteressen<br />
vertreten können. Das bedeutet<br />
für die Lehrer, dass Elternarbeit<br />
nicht etwa eine nach<br />
persönlichem Gutdünken ist,<br />
sondern der Lehrer mit den<br />
Eltern kooperieren muss.<br />
Im Vorfeld jeglicher Kontaktaufnahme<br />
mit Eltern sollte den<br />
Lehrern bewusst sein, dass<br />
auf beiden Seiten Vorbehalte<br />
bestehen können. Als Lehrerin<br />
oder Lehrer muss man sich<br />
überprüfen: Habe ich Vorbehalte<br />
gegen die zum<br />
Gespräch eingeladenen<br />
Eltern, z. B. wegen ihrer Herkunft<br />
oder ihres sozialen Standes?<br />
Viele Eltern haben Angst!<br />
Man sollte sich auch ganz allgemein<br />
fragen: Kann ich mit<br />
Kritik an meinem Unterrichtsstil<br />
umgehen? Stehe ich fachlich<br />
und sachlich hinter<br />
meinem Unterricht? Auf der<br />
anderen Seite sollten Lehrer<br />
und Lehrerin wissen, dass<br />
auch viele Eltern Angst vor<br />
einem Gespräch mit der<br />
Lehrkraft haben.<br />
Gründe dafür sind: eine mögliche<br />
kognitive und rhetorische<br />
Überlegenheit des Lehrers,<br />
eigene schlechte Schulerfahrungen<br />
und die Angst, zuviel<br />
vom Alltag zu Hause offen zu<br />
legen. Hinzu können bei<br />
Eltern mit Migrationshintergrund<br />
Sprach- und Verständigungsprobleme<br />
kommen.<br />
Deshalb wollen wir in dieser<br />
Ausgabe einige Anregungen<br />
geben, wie man mit Eltern<br />
zusammenarbeiten, und wie<br />
man sie in die schulische<br />
Arbeit einbinden kann. JL
Eltern<br />
II 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
46 47<br />
Eltern<br />
II 3<br />
Infos zur Elternarbeit<br />
Pausengespräche<br />
Kommt ein Elternteil während<br />
der Pause auf Sie zu und<br />
möchte mit Ihnen ein<br />
Gespräch über sein Kind führen,<br />
dann bieten Sie ihm<br />
freundlich die Möglichkeit<br />
eines separaten Termins oder<br />
die Wahrnehmung der<br />
Sprechstunden an. Gespräche<br />
in den Pausen mit den Eltern<br />
zu führen, ist nicht sinnvoll.<br />
Erstens braucht man seine<br />
Pause, zweitens ist man meist<br />
noch gedanklich im Unterricht,<br />
sodass man sich nur schlecht<br />
auf sein Gegenüber einlassen<br />
kann. Dann ist auch die Zeit<br />
sehr begrenzt, so dass die<br />
Gespräche oft nicht beendet<br />
werden können. Das ist für<br />
beide Seiten unbefriedigend.<br />
Schriftliche Kommunikation<br />
Mit Eltern schriftlich zu kommunizieren<br />
ist wichtig. Das<br />
kann bei einem Fehlverhalten<br />
des Schülers notwendig sein<br />
oder bei Informationen, die<br />
seitens der Schule oder<br />
Klasse gegeben werden<br />
müssen. Wichtige Informationen<br />
sollte man generell<br />
schriftlich machen und nicht<br />
nur mündlich den Schülern<br />
mitteilen. Das Risiko, dass die<br />
Informationen nicht „ankommen“,<br />
ist viel zu hoch. Wenn<br />
es um ein Fehlverhalten eines<br />
Schülers geht, ist die schriftliche<br />
Grundlage auch für Ihre<br />
Absicherung wichtig. Die Verwarnung<br />
kommt in die<br />
Schülerakte und zeigt, dass<br />
Sie die Eltern informiert und<br />
möglicherweise zu einem<br />
Gespräch eingeladen haben.<br />
Auch wenn Eltern trotz mehrmaliger<br />
Einladung nicht zu<br />
einem Beratungsgespräch<br />
kommen, müssen Sie die<br />
Inhalte ihnen schriftlich<br />
mitteilen.<br />
Elternstammtisch<br />
Der Elternstammtisch bietet<br />
die Möglichkeit in aufgelockerter<br />
Atmosphäre ins Gespräch<br />
mit Eltern über Dinge zu<br />
kommen, die nicht unmittelbar<br />
mit Schule und Unterricht zu<br />
tun haben. Man erfährt auch<br />
persönliche Dinge, die nicht<br />
zur Sprache kommen. Wichtig<br />
ist festzuhalten, dass sie kein<br />
Ersatz für Elternabende sind.<br />
Da nicht alle Eltern dieses<br />
Angebot nutzen und Tagesordnung<br />
besteht, können Sie<br />
keine klasseninterne Dinge<br />
bekannt geben, die alle Eltern<br />
betreffen. Auch Gespräche<br />
über einzelne Schüler sind<br />
nicht zulässig. Nutzen Sie solche<br />
Stammtische, um einen<br />
guten Kontakt zu den Eltern<br />
aufzubauen oder gemeinsame<br />
Aktivitäten zu planen und<br />
stecken Sie vorher „Spielregeln“<br />
ab.<br />
Elternabende<br />
Eine schriftliche Einladung<br />
zum Elternabend mit der<br />
Bekanntgabe der Tagesordnungspunkte<br />
ist wichtig.<br />
Denken Sie daran, die Wahlen<br />
zum Klassenelternsprecher<br />
am ersten Abend durchzuführen.<br />
Nähere Informationen<br />
dazu können Sie im Schulgesetz<br />
oder bei Ihrem Schulleiter<br />
bekommen. Oft gibt es Vordrucke.<br />
An den übrigen Abenden<br />
ist wichtig, dass Sie Ihren<br />
Unterricht und die Arbeit in der<br />
Schule für die Eltern transparent<br />
machen. Das erhöht die<br />
Akzeptanz Ihrer Arbeit, da<br />
Eltern verstehen, wie Sie so<br />
vorgehen. Elternabende sind<br />
nicht dazu gedacht, einzelne<br />
Konflikte auszutragen oder<br />
das Fehlverhalten einzelner<br />
Schüler anzumahnen. Dies<br />
sollte Einzelgesprächen vorbehalten<br />
bleiben. Wenn Eltern<br />
damit anfangen, bieten Sie<br />
Ihnen die Möglichkeit eines<br />
Gesprächstermins an und<br />
lassen sich nicht auf Diskussionen<br />
ein. Zum Thema gibt<br />
es gute Literatur. Einige Empfehlungen<br />
finden Sie auf der<br />
letzten Seite.<br />
Bastelnachmittag<br />
Gemeinsam mit Eltern<br />
Material für die Klasse herzustellen,<br />
für eine Feier zu<br />
basteln oder an Kostümen für<br />
die Theatervorstellung zu<br />
arbeiten, nimmt Ihnen einerseits<br />
viel Arbeit ab, kann aber<br />
andererseits auch die Eltern<br />
auf eine ganz andere Weise in<br />
das Schulleben integrieren.<br />
Sie können auch mitverantwortlich<br />
für das Gelingen einer<br />
Feier oder für die Arbeit in der<br />
Klasse gemacht werden. Das<br />
fördert das Gemeinschaftsgefühl<br />
und bindet die Eltern<br />
emotional ein. Mit ein paar<br />
Snacks und Getränken kann<br />
man die Atmosphäre von<br />
Beginn an auflockern. Nur Mut!<br />
Gespräche beim Bäcker<br />
Gerade in ländlicher Umgebung<br />
trifft man Eltern auch<br />
außerhalb der Schule beim<br />
Einkaufen, im Schwimmbad,<br />
usw. Solche Begegnungen<br />
können Sie nutzen, um<br />
Ängste und Hemmschwellen<br />
abzubauen, indem man die<br />
Freude über das letzte Treffen<br />
oder die Gesprächsbereitschaft<br />
ausdrückt, vielleicht<br />
auch Anerkennung für das<br />
Kind ausspricht. Werden wichtige<br />
Fragen angesprochen,<br />
sollten Sie einen Gesprächstermin<br />
vereinbaren.<br />
Verbindungsheft zwischen<br />
Lehrer und Eltern<br />
Eine Schnittstelle zwischen<br />
Elternhaus und Schule kann<br />
das Hausaufgabenheft sein.<br />
Es hat den Vorteil, dass die<br />
Eltern dort jeden Tag hineinschauen<br />
können. Hier können<br />
Notizen über kurzfristige<br />
Änderungen im Stundenplan<br />
gemacht werden oder andere<br />
Informationen, die Eltern<br />
Bei allen wichtigen Dingen ist die Schrift als Kommunikationsform<br />
gefragt.<br />
Reden miteinander und im<br />
Dialog - den Monolog nach<br />
Möglichkeit meiden.<br />
erhalten sollten. Wenn es<br />
allerdings um eine anhaltende<br />
Verhaltensänderung des Kindes<br />
geht, sollte man dies nicht<br />
über eine kurze Notiz regeln,<br />
sondern der Sache den notwendigen<br />
Respekt zollen und<br />
in einem Brief um ein<br />
Gespräch bitten.<br />
Elternsprechtage<br />
In Bayern sind Elternsprechtage<br />
festgelegt. Sie müssen<br />
einmal im Halbjahr abgehalten<br />
werden und dienen dazu, das<br />
Verständnis für Schule und ein<br />
gemeinsames Miteinander<br />
von Elternhaus und Schule zu<br />
fördern. Ihnen steht meist nur<br />
ein kleiner zeitlicher Rahmen<br />
zur Verfügung, den Eltern<br />
bestimmte Punkte mitzuteilen<br />
oder mit ihnen zu besprechen.<br />
Bereiten Sie diese Gespräche<br />
gut vor und bleiben Sie beim<br />
Thema. Sonst verschenken<br />
Sie Zeit. Bereiten Sie die<br />
Gespräche nach, indem Sie<br />
sich notieren wer anwesend<br />
war, halten Sie auch das<br />
Besprochene in Ihrer Schülerbeobachtung<br />
fest und vergessen<br />
Sie die Vereinbarungen<br />
nicht. Auch hier ist sinnvoll,<br />
eine gute Atmosphäre zu<br />
schaffen und geeignete Sitzplätze<br />
anzubieten. Der Termin<br />
des Elternsprechtages wird<br />
schriftlich durch den Schulleiter<br />
über die Schüler bekannt<br />
gegeben. Es empfiehlt sich,<br />
die Kenntnisnahme durch<br />
Eltern bestätigen zu lassen.<br />
Wenn sie das Klassenzimmer<br />
noch nicht kennen, ist es ist<br />
sinnvoll, das Zimmer durch<br />
einen kleinen Aushang zu<br />
kennzeichnen. Um unnötige<br />
Wartezeiten zu verhindern,<br />
sollten Sie einen Zeitplan aufstellen.<br />
Dieser kann auch an<br />
der Klassenzimmertüre aufgehängt<br />
werden. Dann haben<br />
auch die Eltern den Überblick.<br />
Weisen Sie die Eltern auch<br />
auf die Aussprachezeiten hin.<br />
Ein kleines Schild an der Türe<br />
mit der Aufschrift „Bitte halten<br />
Sie sich an die Zeiten“ reicht<br />
oft schon aus. Es ist nicht<br />
verboten – oftmals sogar nützlich<br />
–, wenn Schüler ihre<br />
Eltern zur Aussprache begleiten.<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
der Schülermitverantwortung<br />
(SMV) oder mit dem Elternbeirat<br />
kann man den Eltern auch<br />
einige Getränke oder einen<br />
Imbiss anbieten. Vielleicht fallen<br />
Ihnen alternative Angebote<br />
ein, um mögliche Wartezeiten<br />
zu verkürzen.<br />
Telefongespräche<br />
Wenn Sie den Eltern Ihre private<br />
Telefonnummer geben,<br />
dann müssen Sie auch damit<br />
rechnen, dass Sie die Eltern<br />
jederzeit anrufen können.<br />
Manchmal rufen Eltern nur an,<br />
wenn Ihre Schüler die Hausaufgaben<br />
vergessen oder Fragen<br />
und Probleme haben. Das<br />
Gemeinsame Bastelstunden für gemeinsame Aktionen<br />
gewähren Freude und Identifikation.<br />
kann dann auch schon mal<br />
am späten Abend oder auch<br />
am Sonntag sein. Ein freundlicher<br />
Hinweis, dass Sie die<br />
Eltern möglichst in der Schule<br />
anrufen sollen und Sie in dringenden<br />
Notfällen auch privat<br />
erreichen können, ist bei der<br />
Herausgabe der Privatnummer<br />
angebracht. Wer über<br />
einen ISDN-Anschluss verfügt,<br />
kann sich auch eine<br />
separate Schulnummer einrichten.<br />
Telefonate sollten<br />
aber ein persönliches<br />
Gespräch nicht ersetzen,<br />
gerade wenn es um Probleme<br />
mit dem Schüler oder zwischen<br />
Ihnen und den Eltern<br />
geht. Sie sollten sich eine<br />
Notiz in Ihrer Schülerbeobachtung<br />
anlegen, damit Sie immer<br />
wissen, wann Sie ein<br />
Gespräch geführt haben und<br />
zu welchem Inhalt es war.<br />
Projekte<br />
Nach einer Projektwoche oder<br />
projektorientierten Arbeiten<br />
sollten die Schüler die Möglichkeit<br />
erhalten, ihre Ergebnisse<br />
aus- oder vorzustellen.<br />
Besonders motivierend wirkt,<br />
wenn die Eltern dazu eingeladen<br />
werden und die Arbeiten<br />
ihrer Kinder selbst begutachten<br />
können. In der Regel sind<br />
beide Seiten sehr stolz:<br />
Schüler und Eltern. Die Eltern<br />
kann man aber auch bereits in<br />
die Planung und Durchführung<br />
des Projektes einbinden oder<br />
für Teilbereiche (Lesenacht,<br />
gesundes Frühstück usw.)<br />
gewinnen.<br />
Feste und Feiern<br />
Eltern in die Gestaltung von<br />
Festen und Feiern in der<br />
Schule einzubinden, kann<br />
helfen, einen lockeren<br />
Umgang zwischen ihnen und<br />
Lehrern zu fördern. Es ist kein<br />
formeller Rahmen wie bei<br />
einem Elternabend oder in<br />
einer Sprechstunde. Die<br />
Eltern können Ideen und Vorschläge<br />
einbringen, die Sie<br />
alleine vielleicht auch hätten,<br />
aber deren Umsetzung Sie
Eltern<br />
II 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
48 49<br />
Heft V / 2006<br />
Eltern<br />
nicht bewältigen könnten.<br />
Zudem macht das gemeinsame<br />
Vorbereiten genauso<br />
viel Spaß wie das gemeinsame<br />
Feiern. Die Eltern<br />
fühlen sich auch in lustige,<br />
schöne Momente eingebunden,<br />
nicht nur in ihr „Pflichtprogramm“.<br />
Trauen Sie sich<br />
und sprechen Sie die Eltern<br />
an.<br />
erst einmal mit allgemeinen<br />
höflichen Fragen zu eröffnen.<br />
Dann sollte der Lehrer oder<br />
die Lehrerin den Eltern ausreichend<br />
Gelegenheit geben,<br />
selbst zu erzählen. Eventuell<br />
geäußerte Kritik an der Lehrperson<br />
ist zunächst ruhig zur<br />
Kenntnis zu nehmen. Ein<br />
unüberlegtes sich Verteidigen,<br />
gar noch auf emotionale<br />
Literatur<br />
und Internettipps zur Elternarbeit<br />
Bachmair, Sabine (Hrsg.),<br />
Beraten will gelernt sein,<br />
Beltz-Verlag 2002, 12,90 Euro<br />
Bernitzke, Fred/Schlegel, Peter,<br />
Das Handbuch der Elternarbeit,<br />
Bildungsverlag E1NS 2004, 24,40 Euro<br />
Kohler, Britta,<br />
Hausaufgaben<br />
Helfen – aber wie?,<br />
Beltz-Verlag 2002, 14,90 Euro<br />
Dusolt, Hans,<br />
Elternarbeit – Ein Leitfaden für<br />
den Vor- und Grundschulbereich,<br />
Beltz-Verlag 2004, 12,90 Euro<br />
Unmittelbare Verbindung als Voraussetzung für ein stimmiges<br />
Verhältnis.<br />
Sprechstunde<br />
Sprechstunden sollten vom<br />
Lehrer abgehalten und in<br />
geeigneter Form bekannt<br />
gegeben werden, z. B. eine<br />
Stunde in der Woche. Hier<br />
haben die Eltern die Möglichkeit,<br />
Fragen zu stellen und mit<br />
dem Lehrer über ihr Kind zu<br />
reden. Es empfiehlt sich, dass<br />
sich die Eltern vorher anmelden.<br />
Dann können Sie sich<br />
auf das Gespräch vorbereiten.<br />
Elterngespräche<br />
In einem guten Gespräch sollten<br />
sich die Eltern als gleichwertige<br />
Partner angenommen<br />
fühlen. Vorurteile müssen<br />
über Bord geworfen werden.<br />
Eine angenehme Gesprächsatmosphäre<br />
kann Ängste und<br />
Misstrauen mancher Eltern<br />
gegenüber der Institution<br />
Schule bereits verringern.<br />
Dazu gehört auch ein gleichwertiger<br />
Sitzplatz auf Augenhöhe.<br />
Machtdemonstrationen<br />
sind hier völlig verfehlt.<br />
Gegenseitiges Vertrauen wird<br />
dadurch nicht aufgebaut.<br />
Sinnvoll ist, das Gespräch<br />
Weise, zeugt nicht von Souveränität.<br />
Da empfiehlt sich eher<br />
mit der Frage „Was könnte<br />
man Ihrer Meinung nach<br />
dagegen tun?“ den Kritiker<br />
zum Präzisieren der Aussage<br />
zu veranlassen. Durch eine<br />
derartige Frage zeigt die Lehrkraft<br />
zusätzlich, dass sie offen<br />
für Vorschläge der Eltern ist.<br />
Kommt kein Vorschlag oder<br />
ist der Vorschlag nicht durchsetzbar,<br />
erkennt der<br />
Gesprächspartner selbst,<br />
dass seine Kritik überzogen<br />
war.<br />
Meinungsverschiedenheiten<br />
müssen auf jeden Fall sachlich<br />
erläutert, Lösungen<br />
gemeinsam gefunden werden.<br />
So zeigt der Lehrer hohe<br />
Akzeptanz für den Gesprächspartner<br />
und die Wertschätzung<br />
seiner Kompetenzen.<br />
Am Ende steht idealerweise<br />
eine Vereinbarung, die beide<br />
Seiten bejahen. Wenn sich die<br />
Eltern als Bündnispartner zur<br />
Lösung von Erziehungsfragen<br />
angenommen fühlen, ist das<br />
Gespräch gut verlaufen.<br />
Knapp, Rudolf,<br />
Elternarbeit in der Grundschule,<br />
Cornelsen-Verlag, Scriptor 2001, 12,95 Euro<br />
Korte, Jochen,<br />
Mit Eltern an einem Strang ziehen,<br />
Auer-Verlag 2004, 13,90 Euro<br />
Kowalczyk, Walter/ Ottich, Klaus,<br />
Fit für den Elternabend,<br />
AOL-Verlag 2001, 12,90 Euro<br />
Rademacher, Bärbel,<br />
Eltern u. Lehrer in konstruktiver<br />
Zusammenarbeit,<br />
AOL-Verlag 2004, 16,90 Euro<br />
Rüegg, Susanne (Hrsg.),<br />
Elternmitarbeit in der Schule,<br />
Haupt-Verlag 2001, 16,00 Euro<br />
Schlösser, Elke,<br />
Zusammenarbeit mit Eltern – interkulturell,<br />
ÖKOTOPIA-Verlag 2004, 17,90 Euro<br />
Internetadressen:<br />
Informationen der Bundesländer über die<br />
Zusammenarbeit von Eltern und Schule (Beschluss<br />
der Kultusministerkonferenz vom 4. 12. 2003)<br />
finden Sie unter:<br />
www.kmk.org/doc/beschl/Elternhaus_und_Schule<br />
_04_12.pdf<br />
Die Informationen und Texte für den Praxisteil wurden<br />
uns von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Junglehrer<br />
(ADJ) im VBE zur Verfügung gestellt. Die Tipps erscheinen<br />
regelmäßig in den Arbeitshilfen für Anwärter (aha!).<br />
Wir danken der ADJ herzlich für das Abdruckrecht.<br />
Alle Bilder dieser Ausgabe stammen von Kindern aus Schwabing: Michaela ( 2 Bilder ), Xenia- Christian, David, Simon, Elisabeth<br />
Eltern-Lehrer-Dialog<br />
Zum Wohl der Schüler<br />
Das Aufeinandertreffen von<br />
Lehrern und Eltern in der<br />
Schule ist häufig von einem<br />
unangenehmen Gefühl und<br />
Spannungen begleitet. Die<br />
meisten Situationen sind für die<br />
Eltern belastend, wenn nicht<br />
angstbesetzt wie etwa der<br />
Besuch der Elternsprechstunden<br />
oder des –sprechtages,<br />
bei dem sie gewöhnlich<br />
über die Leistung und die Verhaltensprobleme<br />
ihres Kindes<br />
aufgeklärt werden und die Verantwortung<br />
dafür zum Großteil<br />
übernehmen müssen. Normalerweise<br />
finden diese Gespräche<br />
im Klassenzimmer statt,<br />
das den „Heimvorteil“ der Lehrkräfte<br />
unterstützt. Wenn man<br />
dann noch auf Schülerstühlen<br />
Platz nehmen muss, ist ein<br />
Gefühl der Unterordnung oder<br />
Einschüchterung fast unvermeidbar.<br />
Das wird gewöhnlich<br />
von Eltern unterschiedlich kompensiert.<br />
Auch sollte ein Lehrer<br />
sich darüber im Klaren sein,<br />
dass er den meisten Erziehungsberechtigten<br />
rhetorisch<br />
überlegen ist und gerade Eltern<br />
unterer Schichten oft keine<br />
Möglichkeit haben, sich in<br />
angemessener Weise zu rechtfertigen<br />
oder Stellung zu nehmen.<br />
Ein Elternabend hingegen<br />
bereitet den Lehrern Unwohlsein.<br />
Untersuchungen haben<br />
ergeben, dass diese Situation<br />
als angstauslösend wahrgenommen<br />
wird, da sie hier einer<br />
größeren Gruppe von Eltern<br />
gegenüberstehen und sich ein<br />
Gefühl des „schutzlos-ausgeliefert-Seins“<br />
einstellt.<br />
Machtgefälle<br />
Die Gründe für die Anspannung<br />
sind vielfältig, Lösungsmöglichkeiten<br />
oft nicht verfügbar: Es<br />
herrscht ein eindeutiges Machtgefälle<br />
zwischen den beiden<br />
Parteien, die sich eigentlich –<br />
so will es das Gesetz - gemeinsam<br />
um Wohl und Erziehung<br />
des Kindes kümmern sollen.<br />
Eltern erwarten die bestmögliche<br />
Ausbildung für ihr Kind, das<br />
im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit<br />
steht und sind dabei vom<br />
Lehrer abhängig, der für die<br />
Bewertung der Leistungen<br />
zuständig ist. An diesen Leistungen<br />
entscheidet sich die<br />
Zukunft des Kindes, die späteren<br />
Ausbildungsmöglichkeiten,<br />
weshalb Lehrer auch gerne als<br />
„Verteiler von Lebenschancen“<br />
wahrgenommen werden.<br />
Während Eltern aus ihrer subjektiven<br />
Sicht heraus die volle<br />
Aufmerksamkeit des Lehrers<br />
für ihr eigenes Kind einfordern,<br />
die Lehrer in den Grundschulen
Eltern<br />
V 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
50 51<br />
Eltern<br />
V 3<br />
Zum Wohl der Schüler<br />
Elternberatung, optimiert<br />
besonders in den dritten und<br />
vierten Klassen über zu viel<br />
Einmischung seitens der Eltern<br />
klagen, die Hauptschulpädagogen<br />
das mangelnde Interesse<br />
der Erziehungspartner<br />
monieren und in Gymnasien<br />
und Realschulen Eltern froh<br />
sind, wenn der Lehrer ihnen<br />
über ihr Kind noch etwas anderes<br />
als die Noten aus dem Zensurenbuch<br />
sagen kann, lässt<br />
sich die Notwendigkeit eines<br />
Überdenkens dieser wackeligen<br />
Beziehung deutlich ersehen.<br />
Entspannte Atmosphäre<br />
Wie also könnte die Elternarbeit<br />
ausgebaut werden, damit<br />
beide Parteien zum Wohle der<br />
Schüler davon profitieren?<br />
Folgende Vorschläge sind einer<br />
entspannteren Atmosphäre<br />
dienlich:<br />
Mitteilungen: Wie wäre es ab<br />
und an auch mit positiven<br />
Rückmeldungen über das<br />
Kind? Wenn es ordentlich gearbeitet<br />
hat oder gute Fortschritte<br />
macht? Man kann hierfür auch<br />
unterschiedliche Zettel vorbereiten,<br />
in denen der Name des<br />
Kindes eingefügt wird – um den<br />
Aufwand zu erleichtern.<br />
Sprechstunden/-tage: Einige<br />
Lehrkräfte bieten für berufstätige<br />
Eltern telefonische Sprechzeiten<br />
(in der Schule/zu Hause)<br />
oder monatliche Abend-<br />
Sprechstunden an und teilen<br />
den Eltern am Jahresanfang<br />
mit, dass sie erwarten, mindestens<br />
einmal im Halbjahr Mutter<br />
oder Vater zu sehen und<br />
ansonsten selbst nachhaken.<br />
Auch das mildert die Furcht der<br />
Eltern davor, nur einbestellt zu<br />
werden, wennn es Ärger gibt.<br />
Eltern für die individuelle Förderung<br />
der Kinder, z. B. in<br />
Lesegruppen, zur Mathedifferenzierung<br />
oder als Betreuer<br />
für Experimente in HSU/PCB<br />
einzusetzen, wird im PISAerfolgreichen<br />
Finnland schon<br />
lange praktiziert und kann auch<br />
in bayerischen Schulen nach<br />
Absprache mit dem Schulleiter<br />
gemacht werden. Zudem bietet<br />
sich dadurch die Gelegenheit,<br />
Eltern mit schulischen Methoden<br />
des Förderns und Übens<br />
vertraut zu machen, damit sie<br />
auch zu Hause ihre eigenen<br />
Kinder beim Lernen unterstützen<br />
können. Sollten Sie vertrauenswürdige<br />
Eltern haben,<br />
die regelmäßig bereit sind, zu<br />
helfen, eröffnen sich gute Differenzierungsmöglichkeiten:<br />
Erklären und führen Sie ihnen<br />
vor, wie man in einer relativ<br />
leistungshomogenen Gruppe<br />
arbeiten kann und dann können<br />
sich die Eltern mit ihrer<br />
Gruppe in einen eigenen Raum<br />
zurückziehen. Ebenso in Finnland<br />
gesehen: Mütter, deren<br />
Kinder besondere schulische<br />
Schwierigkeiten (z.B. beim<br />
Leselernprozess) haben, nehmen<br />
über einen bestimmten<br />
Zeitraum am Unterricht teil,<br />
üben dabei intensiv mit ihrem<br />
Kind – und machen zu Hause<br />
dann genauso weiter. Wichtig<br />
dabei: Belehren Sie die Eltern<br />
jedes Mal wieder über die<br />
Schweigepflicht, der auch sie<br />
dann unterliegen! Noch ein<br />
Tipp: Stellen Sie die Art, wie sie<br />
die Eltern in den Unterricht integrieren<br />
wollen, beim Elternabend<br />
vor, so dass man notfalls<br />
darüber diskutieren und offene<br />
Fragen klären kann.<br />
Stärken einbinden<br />
Viele Erziehungsberechtigte<br />
sind bereit, ihre Erfahrungen<br />
nicht nur beim Kuchenbacken<br />
für Schulfeste unter Beweis zu<br />
stellen, sondern auch berufliche<br />
Kenntnisse oder Hobbys<br />
einzubringen und teilweise<br />
ganze Unterrichtseinheiten<br />
zu gestalten. Da es nicht mehr<br />
erlaubt ist, den Beruf der Eltern<br />
bei der Schuleinschreibung<br />
abzufragen, hat es sich<br />
bewährt, bei Elternabenden<br />
eine Liste anzulegen. In ihr<br />
stellt man zum einen Themen<br />
vor, zu denen man selbst mangels<br />
Erfahrung Hilfe gebrauchen<br />
könnte (z. B. Besprechung<br />
fremder Religionen oder<br />
Bräuche anderer Länder, um<br />
Gespür für Toleranz und Integration<br />
zu fördern), zum anderen<br />
lässt man die Möglichkeit<br />
offen, Gebiete zu nennen, bei<br />
denen die Eltern sich eine<br />
Beteiligung am Unterricht vorstellen<br />
könnten.<br />
Gegenseitiges Vertrauen<br />
Elternabende<br />
bestehen üblicherweise<br />
aus einem Vortrag<br />
des Lehrers, wie dieser sich die<br />
Arbeit oder Stoffverteilung in<br />
diesem Jahr vorstellt und welche<br />
Leistungen von Schülern<br />
und Eltern erwartet oder selbst<br />
erbringt. Vorstellungen der<br />
Eltern kommen meist nur zur<br />
Sprache, wenn sie sich selbst<br />
zu Wort zu melden trauen, was<br />
auch nicht immer leicht fällt,<br />
weil sie sich oft untereinander<br />
nicht kennen. Wie wäre es mit<br />
thematischen Elternabenden?<br />
Eltern möchten über spezielle<br />
Themen wie Lernschwierigkeiten,<br />
Hausaufgaben, Unterrichtsinhalte<br />
oft mehr erfahren.<br />
Dazu kann man seine pädagogischen<br />
Fähigkeiten einsetzen<br />
und den Elternabend auch<br />
methodisch abwechslungsreich<br />
gestalten. So wäre ein Sitzkreis<br />
als alternative Sitzmethode,<br />
Gruppenarbeit an bestimmten<br />
Themen, Medieneinsatz (Höroder<br />
Filmbeispiele), Brainstorming<br />
(zu Ausflügen/Schullandheimaufenthalten)<br />
eine Möglichkeit,<br />
diese gewöhnlich<br />
starre Form der Zusammenkunft<br />
aufzuweichen und lockerer<br />
zu gestalten.<br />
Das sind zumindest einige<br />
Ansätze, um als Lehrer eine<br />
förderliche Zusammenarbeit mit<br />
Eltern zu betreiben, und das<br />
sollte für jeden Pädagogen<br />
eines der wichtigsten Ziele<br />
sein. So kann eine Atmosphäre<br />
des gegenseitigen Vertrauens<br />
entstehen, in der beide Erziehungspartner<br />
das Beste für das<br />
einzelne Kind erreichen können.<br />
Grundschule: Um 19 Uhr<br />
warten immer noch vier<br />
Eltern vor der Tür der Klassenlehrerin<br />
der 3b. Die Wartezeit<br />
beträgt fast zwei Stunden.<br />
Der Unmut der Eltern<br />
wächst, ebenso der Vorsatz<br />
nie mehr wieder zu einem<br />
Lehrergespräch zu kommen.<br />
Vermeiden Sie durch<br />
die Kombination von<br />
Wochensprechstunden und<br />
Elternsprechtag und durch<br />
Vor- und Nachbereitung der Elterngespräche<br />
geschickte Organisation<br />
lange Wartezeiten.<br />
Beratung<br />
Information über Leistungsstand<br />
und Verhalten des Kindes<br />
und Beratung der Eltern<br />
sind Bestandteil der Lehrerrolle<br />
und unabdingbar für die<br />
Im Vorfeld: Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor<br />
- Gehen Sie Ihre schriftlichen Aufzeichnungen über den<br />
Schüler durch. Aktualisieren Sie sie. Entscheiden Sie,<br />
über welche Themen Sie von sich aus mit den Eltern<br />
sprechen wollen, und notieren Sie diese.<br />
- Legen Sie alle relevanten Unterlagen bereit, vor allem die<br />
Aufzeichnungen über Noten und Verhalten, die Klassenarbeiten<br />
und Hefte.<br />
- Halten Sie auch Materialien bereit, die Sie den Eltern<br />
als Merkhilfe oder Übungsanleitung mitgeben wollen.<br />
Im Anschluss: Halten Sie danach die Ergebnisse<br />
schriftlich fest<br />
- Vermerken Sie das Datum des Sprechstundenbesuchs<br />
im Beobachtungsbogen des Kindes<br />
- Erstellen Sie ein stichwortartiges Kurzprotokoll über<br />
den Inhalt des Gesprächs<br />
- Stellen Sie deutlich heraus, welche Vereinbarungen<br />
getroffen wurden<br />
- Leiten Sie vereinbarte Maßnahmen in die Wege<br />
- Tragen Sie Terminvereinbarungen in Ihren Kalender<br />
ein<br />
Musterbrief<br />
Rückmeldung an die Klassleitung:<br />
_______________________________________________<br />
Name des Kindes:<br />
_______________________________________________<br />
Vom Elternsprechtag am ............................ habe ich<br />
Kenntnis genommen.<br />
Ich werde zu einem ca. 10-minütigen Gespräch<br />
O kommen<br />
O nicht kommen<br />
Kreuzen Sie bitte den Zeitraum Ihrer Wahl an!<br />
17.00 17.10 17.20 17.30 17.40 17.50 18.00<br />
18.10 18.20 18.30 18.40 18.50 19.00<br />
Unterschrift: ____________________<br />
Rückmeldung an die Eltern:<br />
Ihr reservierter Termin am Elternsprechtag<br />
(........................): von ........... bis .............<br />
konstruktive Zusammenarbeit<br />
von Elternhaus und Schule.<br />
Kombinieren Sie Wochensprechstunden<br />
und Elternsprechtage<br />
und bieten Sie<br />
auch in monatlichen Abständen<br />
Abendsprechstunde an.<br />
Organisation<br />
Fragen Sie schriftlich ab, wer<br />
kommen wird, welche Zeit er<br />
bevorzugen würde und welche<br />
Lehrer er sprechen will. Nutzen<br />
Sie dazu den obenstehenden<br />
Musterbrief zur Abfrage<br />
der Besucher. Erstellen Sie<br />
einen Zeitplan im 10-Minuten-<br />
Takt. Teilen Sie den Eltern den<br />
reservierten Termin auf dem<br />
zweiten Abschnitt des Anmeldeblatts<br />
mit.<br />
Zeitplan<br />
Die Erfahrung zeigt, dass niemand<br />
gerne wartet, aber wer<br />
selbst an der Reihe ist, lässt<br />
sich meist viel Zeit. Geben Sie<br />
deshalb nach der Begrüßung<br />
den Hinweis, dass nur knappe<br />
10 Minuten zur Verfügung stehen.<br />
Stellen Sie eine Sanduhr<br />
auf als optisches Zeichen, wie<br />
die Zeit verrinnt. Bitten Sie um<br />
Verständnis dafür. So können<br />
beide Gesprächspartner die<br />
noch verbleibende Zeit<br />
abschätzen und nutzen.<br />
Effizienz<br />
Damit das Gespräch von Ihrer<br />
Seite aus effizient und professionell<br />
abläuft, bereiten Sie<br />
sich gründlich vor. Ebenso<br />
wichtig sind die Notizen<br />
danach. Schließlich können<br />
Sie nicht alle Informationen im<br />
Kopf behalten. Richten Sie<br />
sich zwischen den einzelnen<br />
Gesprächen kleine Zeitpuffer<br />
ein, um sich Stichpunkte<br />
notieren zu können, und um<br />
sich kurz in Erinnerung rufen<br />
zu können, wer als nächstes<br />
kommt.
Eltern<br />
V 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
52 53<br />
Heft II / 2011<br />
Eltern<br />
Zu viel Wind in den Segeln?<br />
Vom richtigen Umgang mit schwierigen Situationen im Elterngespräch<br />
Die folgenden Tipps basieren<br />
auf körpersprachlichen<br />
wie auch auf verbalen<br />
Methoden der Gesprächsführung<br />
und sollen als<br />
Anhaltspunkte für den<br />
Umgang mit aufgebrachten<br />
Eltern dienen.<br />
1. Setzen Sie sich auf<br />
Augenhöhe mit den Eltern!<br />
Nehmen sie alle auf den gleichen<br />
Stühlen an einem Tisch<br />
Platz, um hier kein Machtgefälle<br />
zu produzieren.<br />
2. Ihre Sitzposition sollte<br />
übers Eck sein!<br />
Somit können Sie – falls die<br />
Situation sich verschlechtert –<br />
den direkten Zugang zu Ihnen<br />
dadurch versperren, dass Sie<br />
den Tisch ganz zwischen sich<br />
bringen. Wenn die Situation<br />
Gesprächsführung:<br />
„Wunderschön! etwas anfangen können, Kunst ist denen Ihnen berichtet wird – dort super!“<br />
sich entspannt, ist dies auch<br />
eine Sitzposition, in der es<br />
sich ruhig reden lässt und<br />
Annäherung zulässt.<br />
3. Bereiten Sie sich nach<br />
Möglichkeit gut vor!<br />
Es sollte für die Eltern zu merken<br />
sein, dass Sie zum einen<br />
das Kind regelmäßig beobachten<br />
und Probleme kennen,<br />
zum anderen, dass Sie sich<br />
vorbereitet haben. So fühlen<br />
sich Eltern ernst genommen,<br />
und Sie haben sachliche,<br />
gegebenenfalls schriftliche<br />
Anhaltspunkte, durch die Sie<br />
sich innerlich etwas beruhigen<br />
können.<br />
4. Nehmen Sie grundsätzlich<br />
nichts persönlich!<br />
Eltern nehmen sich häufig<br />
dem Lehrer gegenüber als<br />
unterlegen wahr und haben<br />
oft nicht die Bewältigungsmittel<br />
für Situationen, über die<br />
sie sich ärgern. Somit sind bei<br />
manchen Eltern verbale Entgleisungen<br />
keine Seltenheit.<br />
Das kann Sie als Lehrer<br />
eigentlich nicht tangieren, da<br />
Sie es als Affekthandlung einordnen<br />
können.<br />
5. Versuchen Sie, sich in die<br />
Eltern einzufühlen!<br />
Eltern kennen meist nur die<br />
Sichtweise des Kindes oder<br />
haben das Gefühl, dass Ihr<br />
Kind aus bestimmten Gründen<br />
ungerecht behandelt<br />
wird. Versuchen Sie, dies mit<br />
in Ihre eigenen Überlegungen<br />
einzubeziehen und äußern<br />
Sie Ihr Verständnis dafür,<br />
geben Sie aber auch immer<br />
wieder zu bedenken, dass<br />
sich Kinder in der Gruppe<br />
ganz anders benehmen als<br />
einzeln (ein guter Vergleich,<br />
mit dem besonders Mütter<br />
die Situation „Geburtstagsfeier“).<br />
6. Versuchen Sie, erregte<br />
Eltern zu beruhigen!<br />
Eltern liegt ihr eigenes Kind<br />
am Herzen und Ihnen als<br />
engagierter Lehrer ja auch.<br />
Machen Sie das deutlich und<br />
benutzen Sie es, um durch<br />
geschickte Formulierungen<br />
den Eltern den Wind aus den<br />
Segeln zu nehmen: z. B. „Ihre<br />
Erregung zeigt mir, wie sehr<br />
Ihnen das Wohl Ihres Kindes<br />
am Herzen liegt...“, „Auch mir<br />
ist ihr Kind sehr wichtig, daher<br />
sollten wir ...“, „Ich erkenne an<br />
Ihren Äußerungen, dass Sie<br />
bereit sind, sich sehr für Ihr<br />
Kind einzusetzen, daher<br />
denke ich, dass wir einen<br />
gemeinsamen Weg finden<br />
können...“<br />
7. Versuchen Sie, das<br />
Gespräch auf eine sachliche<br />
Ebene zu bringen!<br />
Machen Sie sich während des<br />
Gesprächs Stichpunkte, an<br />
Hand derer Sie das Problem<br />
aus Ihrer Sicht und aus der<br />
der Eltern umreißen und ein<br />
gemeinsames Ziel finden.<br />
Dann können Sie sachlich<br />
Schritte überlegen, mit denen<br />
Sie das Gewünschte erreichen<br />
wollen. Bringen Sie die<br />
Probleme zur Sprache, von<br />
spiegeln Sie, d. h. wiederholen<br />
Sie die Äußerungen um<br />
sicher zu gehen, dass Sie<br />
richtig verstanden haben,<br />
oder paraphrasieren Sie, also<br />
umschreiben Sie das Gehörte<br />
mit eigenen Worten. Benutzen<br />
Sie schließlich Ich-Botschaften<br />
(„Ich würde das so<br />
angehen...“), um Ihre Meinung<br />
mit einzubauen und<br />
nicht als derjenige zu erscheinen,<br />
der das Patentrezept für<br />
alles parat hat.<br />
Literaturtipps:<br />
Elternarbeit:<br />
K. Ulich, Schule als Familienproblem.<br />
Konfliktfelder zwischen<br />
Schülern, Eltern und Lehrern,<br />
Fischer, Frankfurt/Main, 1993<br />
H. Gudjons, Eltern – Sand im<br />
Getriebe? In: Pädagogik 1992,<br />
Vol. 5, S. 6-9<br />
B. Rademacher, Eltern und<br />
Lehrer in konstruktiver Zusammenarbeit,<br />
AOL, Lichtenau, 2004<br />
M. Reichgeld, Elternabend.<br />
Gemeinsam geht es besser,<br />
Oldenbourg, München, 1994<br />
C. Henning und W. Ehinger, Das<br />
Elterngespräch in der Schule,<br />
Auer, Donauwörth, 1999<br />
F. Schulz von Thun, Miteinander<br />
reden. Bd.1: Störungen und<br />
Klärungen, rororo, Hamburg, 1981<br />
Chr.-R. Weisbach, Professionelle<br />
Gesprächsführung, dtv, München,<br />
2001<br />
www.schulz-von-thun.de<br />
Einige Texte für den Praxisteil<br />
wurden uns von Barbara Jacob<br />
zur Verfügung gestellt. Wir danken<br />
herzlich für das Abdrucksrecht.<br />
Im Praxisteil der Ausgabe 3/<br />
2006 unterlief uns ein Fehler:<br />
Der Themenspeicher auf Seite<br />
vier wurde aus den „ASS-<br />
Arbeitshilfen für Schule und<br />
Seminar“ von Klaus Huber,<br />
Seminarrektor, entnommen.<br />
Wir danken auch ihm für das<br />
Abdrucksrecht.<br />
„???“<br />
GUT BERATEN BEIM ÜBERTRITT<br />
Junge Lehrer sollten Eltern und weiterführende Schulen einbeziehen<br />
von Linda Wörner<br />
In Bayern fallen am Ende der vierten Jahrgangsstufe<br />
die Würfel, aus welchen Kindern welche ten und zu begleiten. Dies setzt eine professiobenden<br />
Grundschule sind gefordert, sie zu bera-<br />
Schüler werden. Zu deren Wohl sollte die Schullaufbahnentscheidung<br />
individuell getroffen wer-<br />
Verantwortung, die gerade bei jungen Lehrkräfnelle<br />
Beratungskompetenz voraus – eine große<br />
den. Sie überschattet nicht selten das komplette ten Fragen aufwirft: Welche Voraussetzungen bebenötigt<br />
ein Kind, um eine Schulart erfolgreich<br />
letzte Grundschuljahr. In diesem Prozess der<br />
Entscheidungsfindung dürfen Eltern nicht allein durchlaufen zu können? Und: Wie sehen die Anforderungen<br />
der weiterführenden Schulen gelassen werden. Vor allem die Lehrer der abge-<br />
aus?
Eltern<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
54 55<br />
Eltern<br />
I 3<br />
„stressig, viele Prügelein“ *<br />
Allgemeine Voraussetzungen<br />
Grundsätzlich sollte die Beratung zum<br />
Übertritt drei Faktoren der kindlichen Entwicklung<br />
berücksichtigen: Allgemeiner<br />
Leistungsstand, Lern- und Arbeitsverhalten<br />
sowie die Persönlichkeit des Kindes.<br />
Leistungsstand<br />
Alle Schüler der vierten Jahrgangsstufe<br />
erhalten Anfang Mai ein Übertrittszeugnis.<br />
Die Gesamtdurchschnittsnote aus<br />
den Fächern Deutsch, Mathematik sowie<br />
Heimat- und Sachunterricht entscheidet,<br />
ob ein Kind ohne Probeunterricht an der<br />
jeweiligen Schulart aufgenommen werden<br />
kann. Der Leistungsstand eines Kindes<br />
spielt somit eine wesentliche Rolle,<br />
dennoch stellen Notendurchschnitte von<br />
2,33 bzw. 2,66 keine Garantie für das<br />
erfolgreiche Durchlaufen des Gymnasiums<br />
oder der Realschule dar.<br />
Lern- und Arbeitsverhalten<br />
Neben dem erreichten Notendurchschnitt<br />
sollte das Lern- und Arbeitsverhalten des<br />
Kindes Beachtung finden. An Realschulen<br />
und Gymnasien werden die Unterrichtsinhalte<br />
zügig, umfangreich und<br />
daher gelegentlich mit wenig Übung oder<br />
Sicherung vermittelt. Deswegen ist wichtig,<br />
dass die Schüler angefangene Arbeiten<br />
rasch zu Ende bringen sowie über<br />
einen längeren Zeitraum hinweg konzentriert<br />
und belastbar an einer Sache arbeiten<br />
können. Der in der Schule behandelte<br />
Lernstoff soll nicht selten eigenverantwortlich<br />
zu Hause nachbereitet werden.<br />
Selbstständigkeit und Selbstorganisation<br />
des Kindes spielen also eine zentrale<br />
Rolle. Während Grundschulkinder mit<br />
ihrem Klassenlehrer eine enge Bezugsperson<br />
und damit in vielen Bereichen<br />
auch gewohnte Strukturen haben, fallen<br />
diese klaren Vorgaben durch den Lehrer<br />
an den weiterführenden Schulen meist<br />
weg. Die Kinder sind jetzt für viele Dinge<br />
selbst zuständig: Wie gestalte ich einen<br />
Hefteintrag? Wie notiere ich meine Hausaufgaben,<br />
damit ich nachmittags weiß,<br />
was ich zu tun habe? Welche Bücher und<br />
Hefte brauche ich für den nächsten<br />
Schultag?<br />
Persönlichkeit<br />
Mindestens genauso wichtig wie der<br />
erreichte Notendurchschnitt sowie das<br />
Lern- und Arbeitsverhalten ist die Frage<br />
nach der Persönlichkeit des Kindes. Mit<br />
dem Übertritt an die weiterführende<br />
Schule beginnt für jeden Schüler ein<br />
neuer Lebensabschnitt, der viele Veränderungen<br />
mit sich bringt. Eine davon, der<br />
sich vor allem Fünftklässler an Realschulen<br />
und Gymnasien stellen müssen, ist<br />
die veränderte Unterrichtsstruktur. Sind<br />
die Schüler aus ihrer Grundschulzeit<br />
einen ganzheitlichen und fächerintegrierenden<br />
Unterricht mit Klassenlehrer-Prinzip<br />
gewohnt, so müssen sie sich nun auf<br />
einen auf einzelne Fächer und Lehrer<br />
abgestimmten Unterricht einstellen. Die<br />
schnelle Umstellung (im 45-Minuten-Takt)<br />
von einem Fach auf das nächste, verbunden<br />
mit dem stündlichen Lehrerwechsel,<br />
erfordert gerade am Anfang ein hohes<br />
Maß an Flexibilität.<br />
Des Weiteren erhalten Grundschulkinder<br />
im Rahmen offener Unterrichtsformen die<br />
Möglichkeit, im eigenen, individuellen<br />
Tempo selbstständig neue Lerninhalte zu<br />
begreifen und zu erfassen. Während in<br />
der Grundschule die Unterrichtsinhalte<br />
also meist in flexiblen, rhythmisierten Einheiten<br />
vermittelt werden, läuft der Unterricht<br />
an weiterführenden Schulen oft eher<br />
lehrerzentriert ab. Daher ist die Frage<br />
wichtig, wie belastbar ein Kind ist und ob<br />
es sich einem vorgegebenen Lerntempo<br />
anzupassen vermag. Außerdem sollte<br />
nicht vergessen werden, dass Kinder, die<br />
von der Grundschule in die Realschule<br />
oder das Gymnasium übertreten, vorwiegend<br />
gute Bewertungen gewohnt sind. In<br />
den weiterführenden Schulen werden sie<br />
möglicherweise zum ersten Mal auch mit<br />
schlechte(re)n Noten konfrontiert. Auch<br />
das tägliche „vorbereitet sein müssen“<br />
auf mündliche Abfragen oder Extempora-<br />
„Ich stelle mir die Schule wie ein Traum vor.“<br />
*Die Zitate sind Antworten von Rosenheimer Viertklässlern auf die Frage: Wie stellst Du Dir die weiterführende Schule vor?<br />
*Die Zitate sind Antworten von Rosenheimer Viertklässlern auf die Frage: Wie stellst Du Dir die weiterführende Schule vor?<br />
„Ich freu mich schon auf Chemie, Physik und Latein.“<br />
len stellt für viele Kinder eine bisher ungewohnte<br />
Drucksituation dar, der sie sich<br />
oft nicht gleich gewachsen fühlen.<br />
Aufgrund dieser Veränderungen, die der<br />
Übertritt mit sich bringt, ist es notwendig,<br />
bei der Beratung die Persönlichkeitsmerkmale<br />
eines Kindes genau in den<br />
Blick zu nehmen und sich mitunter folgende<br />
Fragen zu stellen:<br />
• Wie belastbar ist das Kind?<br />
• Kann es mit neuen Situationen gut und<br />
ohne Angst umgehen?<br />
• Kann das Kind auch Misserfolge verkraften?<br />
• Verträgt es Leistungsdruck?<br />
Spezielle Anforderungen<br />
Um professionell beraten zu können, sollen<br />
die Grundschullehrkräfte nicht nur die<br />
eigene Schulstufe beachten. Vielmehr gilt<br />
es, auch die Anforderungen der weiterführenden<br />
Schulen im Blick zu haben.<br />
Die in der Grundschule erworbenen<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten sollen für<br />
die Kinder ein sicheres Fundament bilden,<br />
um weitere Schritte in einer neuen<br />
Lernumwelt unternehmen zu können.<br />
Welches Fundament soll ich den Kindern<br />
mitgeben? Was sind die Anforderungen<br />
der Realschulen und Gymnasien?<br />
Ich selbst bin als Lotsin an einem Gymnasium<br />
tätig und erlebe daher die Übertrittsphase<br />
„hautnah“ mit. Durch meine<br />
Beobachtungen sowie die fachliche Zusammenarbeit<br />
mit Kollegen am Gymnasium<br />
konnte ich einen guten Einblick<br />
gewinnen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
Viertklässler mitbringen sollten.<br />
Sprache<br />
In Gesprächen mit Gymnasiallehrern hat<br />
sich herausgestellt, dass die Kinder in<br />
den Bereichen Sprechen, Schreiben und<br />
Lesen die Basiskompetenzen beherrschen<br />
sollten. Verfügt das Kind über einen<br />
umfangreichen Wortschatz? Spricht<br />
und schreibt es grammatikalisch korrekt?<br />
Beherrscht es die Rechtschreibregeln sicher?<br />
Liest es flüssig und sinnbetont?<br />
Freude am Lesen und die damit verbundene<br />
Beschäftigung mit altersgemäßer<br />
Literatur sind erwünscht. Gymnasiallehrer<br />
bedauern, dass es an diesen Basiskompetenzen<br />
oft schon mangelt und sich die<br />
Schüler dann in Deutsch entsprechend<br />
schwer tun. Auch haben die Kinder häufig<br />
Schwierigkeiten, ausführliche, zusammenhängende,<br />
spannende und sprachlich<br />
treffende Texte zu verfassen. Eine<br />
gezielte Aufsatzerziehung (vorwiegend<br />
Bildergeschichten, Erlebniserzählungen,<br />
Reizwortgeschichten) sollte daher bereits<br />
ab der dritten Jahrgangsstufe beginnen.<br />
Mathematik<br />
Im mathematischen Bereich sollte das<br />
übertretende Kind die Grundrechenarten<br />
und das Einmaleins sicher beherrschen.<br />
Auch das Lesen, Verstehen und selbstständige<br />
Lösen von Sachaufgaben ist<br />
wichtig. Mathematiklehrer an Gymnasien<br />
sehen das mangelnde Abstraktionsvermögen<br />
vieler Grundschulkinder als<br />
Hauptproblem. Zwar sind bereits im amtlichen<br />
Lehrplan für die vierte Jahrgangsstufe<br />
entsprechende abstrakte Lerninhalte<br />
vorgesehen. Diese werden in der<br />
Grundschule jedoch möglichst anschaulich<br />
vermittelt und zudem auf verschiedene<br />
Weise geübt und gesichert. Am<br />
Gymnasium nimmt der Einsatz von<br />
Anschauungsmaterialien stark ab. Zudem<br />
bleibt aufgrund der Stoff-Fülle manchmal<br />
nur wenig Zeit für Übung und Sicherung.<br />
Im Hinblick auf den Übertritt ist es daher<br />
unbedingt sinnvoll, die Anschaulichkeit<br />
bei den in Frage kommenden Kindern<br />
bereits in der vierten Jahrgangsstufe zu<br />
verringern.<br />
Englisch<br />
Die Kinder kommen aus verschiedenen<br />
Grundschulen an die weiterführenden<br />
Schulen. Da ist es kein Wunder, dass<br />
ihre Vorkenntnisse abweichen. Die größten<br />
Unterschiede sehen die Lehrer wei-<br />
„schwerer, leiser, schöner, größer“
Eltern<br />
I 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
56 57<br />
Lehrer<br />
Heft I / 2008<br />
„Wunderschön! Kunst wird dort super!“<br />
terführender Schulen in Englisch. Hier<br />
existiert kein homogener Lernstand, auf<br />
dem aufgebaut werden könnte. Die Englischlehrer<br />
können somit nicht an bestimmte<br />
fremdsprachliche Fertigkeiten der<br />
Grundschulkinder anknüpfen. Das führt<br />
bei manchen Schülern dazu, dass die in<br />
der Grundschule aufgebaute positive Einstellung<br />
zum Fach verloren geht. Daher<br />
muss es ein Anliegen der Grundschullehrkräfte<br />
sein, die Erfahrungen aus dem<br />
ursprünglichen Begegnungskonzept zu<br />
konkretisieren und ab der dritten Jahrgangsstufe<br />
Wortschatzarbeit sowie grundlegende<br />
grammatikalische Formen und<br />
Funktionen in kommunikative Zusammenhänge<br />
zu integrieren.<br />
Die Konkretisierung des Lehrplans im<br />
Fach Englisch, die sich auf den Lehrplan<br />
2000 bezieht, gibt den Grundschullehrern<br />
Hinweise, welche elementaren sprachlichen<br />
Mittel ganz bewusst zu wiederholen,<br />
zu üben, anzuwenden und zu vertiefen<br />
sind, so dass ein weitgehend homogener<br />
Lernstand und damit ein fortführungsfähiges<br />
Fundament aufgebaut werden<br />
kann.<br />
Resümee<br />
Die hier aufgeführten Gedanken sollen<br />
keinesfalls als allgemeingültiger „Katalog“<br />
betrachtet werden. Vielmehr soll es darum<br />
gehen, eine Hilfestellung für junge<br />
Lehrer zu geben, welche grundlegenden<br />
Aspekte bei der Beratung im Hinblick auf<br />
die richtige Schule für ein Kind berücksichtigt<br />
werden sollten. Grundsätzlich ist<br />
entscheidend, dass die Voraussetzungen<br />
der Schüler und die Anforderungen der<br />
weiterführenden Schule zueinander passen.<br />
Damit dies gelingen kann, sind ein<br />
Aufeinanderzugehen sowie ein intensiver<br />
Gedankenaustausch zwischen den<br />
Lehrkräften der Grundschulen und den<br />
Lehrkräften der weiterführenden Schulen<br />
unerlässlich.<br />
Weiterführendes<br />
Für eine ergänzende Beratung gibt es die Lotsen<br />
– Grundschullehrkräfte, die an Realschulen<br />
und Gymnasien im Einsatz sind – oder die Lehrer<br />
der aufnehmenden Schulen. Darüber hinaus<br />
hilft die staatlich organisierte Schulberatung<br />
durch Beratungslehrkräfte, Schulpsychologen<br />
oder Schulberatungsstellen Lehrern<br />
und Eltern bei Fragen zur Schullaufbahn.<br />
Informationen:<br />
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht<br />
und Kultus: Das bayerische Schulsystem.<br />
Viele Wege führen zum Ziel. München 2011<br />
Dass.: Der beste Bildungsweg für mein<br />
Kind. München 2010<br />
Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung:<br />
Übergänge gestalten! Grundschule<br />
– weiterführende Schulen. Dillingen 2010<br />
Internet:<br />
www.uebergaengegestalten.de<br />
www.virtuellegrundschule.de<br />
www.km.bayern.de/zu-uebertritt<br />
www.schulberatung.bayern.de<br />
www.meinbildungsweg.de<br />
DER WEG ZUM STAATSDIENER<br />
Wie Lehrerinnen und Lehrer „Beamte auf Lebenszeit“ werden<br />
von Karin Leibl und Hans-Peter Etter<br />
Der Freistaat Bayern übernimmt<br />
seinen Beamten gegenüber<br />
eine besondere<br />
Verantwortung. Hierzu zählen<br />
Gehalt, Beihilfe und weitere<br />
Privilegien. Man darf<br />
nicht außer Acht lassen,<br />
dass die Beamtenbesoldung<br />
in der Regel lukrativer ist als<br />
beispielsweise die Vergütung<br />
einer angestellten Lehrkraft<br />
im öffentlichen Dienst.<br />
Nicht nur aus finanziellen<br />
Gründen ist die Verbeamtung<br />
erstrebenswert.<br />
Die Lebenszeitverbeamtung<br />
Zweieinhalb Jahre nach Ernennung<br />
zum Beamten auf<br />
Probe steht die Lebenszeitverbeamtung<br />
an. Für das Fünftel<br />
der Prüfungsbesten kann das<br />
bereits nach 18 Monaten der<br />
Fall sein (vorzeitige Verbeamtung).<br />
Schulleiter und Schulrat<br />
(bei Grundschul-, Hauptschul-,<br />
Fach- und Förderlehrern) kommen<br />
zu Besuch und erteilen<br />
dann eine so genannte Probezeitbeurteilung,<br />
die zum Ausdruck<br />
bringt, dass man „geeignet“,<br />
„noch nicht geeignet“<br />
oder (in sehr seltenen Fällen)<br />
„nicht geeignet“ für die Übernahme<br />
ins Beamtenverhältnis<br />
auf Lebenszeit ist. Wenn man<br />
noch nicht geeignet ist, steht<br />
man nach einer erneuten<br />
Beurteilung im folgenden Jahr<br />
auf dem Prüfstand. Sollte eine<br />
Lehrkraft bei einer Probezeitbeurteilung<br />
als fachlich nicht<br />
geeignet eingestuft werden,<br />
wird sie in der Regel auch<br />
nicht in das Angestelltenverhältnis<br />
übernommen. Bei mangelnder<br />
gesundheitlicher Eignung<br />
hingegen kann man als<br />
Lehrer im Angestelltenverhältnis<br />
weiter seinen Dienst tun.<br />
Hindernisse<br />
Es gibt grundsätzlich drei Versagensgründe:<br />
die mangelnde<br />
fachliche Eignung, die mangelnde<br />
charakterliche Eignung<br />
und die mangelnde gesundheitliche<br />
Eignung. Festgestellt<br />
werden die fachliche und
Lehrer<br />
I 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
58 59<br />
Lehrer<br />
I 3<br />
sonderem Schutz: Ein Einsatz<br />
in der studierten Schulart ist<br />
unabdingbar, man darf während<br />
der Probezeit grundsätzlich<br />
nicht als mobile Reserve<br />
eingesetzt werden und man<br />
soll die studierten Fächer<br />
unterrichten.<br />
Charakterliche Eignung<br />
Der Beamte als Staatsdiener<br />
hat eine besondere Verantwortung<br />
insofern, als der dem<br />
Ansehen des Beamtentums in<br />
der Öffentlichkeit nicht schaden<br />
darf. Deswegen muss der<br />
Kandidat ein polizeiliches Führungszeugnis<br />
bei der Einstel-<br />
FDGO (Freiheitliche Demokratische<br />
Grundordnung) mangelt.<br />
Dazu gehören zum Beispiel<br />
Partei- und Sektenzugehörigkeiten<br />
in antidemokratischen<br />
Vereinigungen. Ebenso steht<br />
eine Verurteilung aufgrund des<br />
Betäubungsmittelgesetzes<br />
dem Beamtenstatus im Weg.<br />
Grund hierfür ist das Jugendarbeitsschutzgesetz<br />
§25, Abs. 1,<br />
Satz 4, in dem es heißt: „Personen,<br />
die wegen einer Straftat<br />
nach dem Betäubungsmittelgesetz<br />
rechtskräftig verurteilt<br />
worden sind, dürfen Jugendliche<br />
... nicht beaufsichtigen,<br />
nicht anweisen, nicht ausbilden<br />
und nicht mit der Beauf-<br />
charakterliche Eignung von<br />
Schulleiter und Schulrat (bei<br />
Grund-, Hauptschul-, Fachund<br />
Förderlehrern) und die<br />
gesundheitliche Eignung vom<br />
Amtsarzt.<br />
Fachliche Eignung<br />
Prinzipiell wird die fachliche<br />
Eignung durch die Staatsexamina<br />
zur Genüge nachgewiesen.<br />
Dennoch gibt es Fälle, in<br />
denen die Verbeamtung noch<br />
um ein Jahr zurück gestellt<br />
wird, weil fachliche Bedenken<br />
bestehen, die auch durch<br />
mangelndes Engagement hervorgerufen<br />
werden können. In<br />
Einzelfällen kommt es nach<br />
den Examina zu einem erheblichen<br />
Leistungsabfall, so dass<br />
eine fachliche Eignung nicht<br />
bescheinigt werden kann. In<br />
der Probezeit steht also die<br />
Lehrkraft unter besonderer<br />
Beobachtung, aber als Beamter<br />
auf Probe auch unter be-<br />
lung vorlegen. Da der Lehrer<br />
an sich im öffentlichen Licht<br />
steht, kann man auch nicht als<br />
angestellter Lehrer arbeiten,<br />
wenn einem die Verbeamtung<br />
aus charakterlichen Gründen<br />
versagt wurde. Wer schon<br />
einmal zu einer Geldstrafe<br />
von mehr als 90 Tagessätzen<br />
verurteilt wurde oder eine<br />
Freiheitsstrafe von mehr als<br />
drei Monaten verbüßen musste,<br />
bei dem zweifelt der Staat<br />
an der charakterlichen Eignung.<br />
Gleiches gilt, wenn es<br />
an der rechten, demokratischen<br />
Einstellung im Sinne der<br />
sichtigung, Anweisung oder<br />
Ausbildung von Jugendlichen<br />
beauftragt werden.“<br />
Wer schließlich im Unterricht<br />
ein Verhalten an den Tag legt,<br />
das zweifeln lässt, ob er als<br />
Erziehungsperson geeignet<br />
ist, gefährdet seine Verbeamtung.<br />
Hierzu zählen: wenn der<br />
Kandidat rassistische Lieder<br />
singt oder singen lässt, Schülern<br />
körperlich eindeutig zu<br />
Nahe kommt, sowie extreme<br />
politische, sexistische oder<br />
extreme religiöse Ansichten<br />
verbreitet.<br />
In diesem Zusammenhang sei<br />
auch auf Tätowierungen hingewiesen:<br />
Wer an sichtbarer<br />
Stelle große oder extreme Tattoos<br />
mit verfassungsfeindlichen,<br />
gewalttätigen oder sexistischen<br />
Motiven trägt, wird<br />
gewiss Schwierigkeiten hinsichtlich<br />
seiner charakterlichen<br />
Eignung bekommen.<br />
Auch hier gilt: Der Probezeitbeamte<br />
steht unter besonderer<br />
Beobachtung, so dass<br />
ihm alle Auffälligkeiten Ärger<br />
einbringen können. Das kann<br />
von starken Elternbeschwerden<br />
wegen merkwürdiger Erziehungsmethoden<br />
bis hin zu<br />
Anzeigen wegen Körperverletzung<br />
im Amt führen.<br />
Gesundheitliche Eignung<br />
Die Verbeamtung auf Lebenszeit<br />
scheitert meistens am Gesundheitszustand.<br />
Dem Amtsarzt<br />
obliegt eine große Verantwortung:<br />
Er muss prognostizieren,<br />
dass der Kandidat mit<br />
einer Wahrscheinlichkeit von<br />
mehr als 90 Prozent die Pensionsgrenze<br />
erreicht (Ausnahme:<br />
Schwerbehinderung).<br />
Wer bereits bei der gesundheitsamtsärztlichen<br />
Untersuchung<br />
vor Beginn des Vorbereitungsdienstes<br />
völlig gesund<br />
ist, kann unter Umständen<br />
ohne eine weitere gesundheitliche<br />
Prüfung Beamter auf<br />
Lebenszeit werden. Wenn<br />
Bedenken bestehen, wird man<br />
erneut vorgeladen.<br />
Man wird noch einmal vorgeladen,<br />
wenn bei der ersten<br />
Untersuchung bereits Bedenken<br />
aufgekommen sind. Das<br />
teilt der Arzt dem Gesundheitsamt<br />
mit. Man wird ebenfalls<br />
noch einmal vorgeladen,<br />
wenn man während der zwei<br />
Jahre im Vorbereitungsdienst<br />
zehn Krankheitstage oder<br />
während des Vorbereitungsdienstes<br />
und der Probezeit<br />
(insgesamt: viereinhalb Jahre)<br />
zwanzig Krankheitstage überschreitet,<br />
wenn viele einzelne<br />
Krankheitstage auffällig sind,<br />
wenn etwa Montage und Freitage<br />
sich darunter häufen.<br />
Zweifel und Bedenken bestehen<br />
grundsätzlich bei psychischen<br />
Krankheiten, bei Übergewicht<br />
und bei chronischen<br />
Krankheiten des Verdauungsund<br />
Skelettapparats.<br />
Tipps für den Amtsarzt<br />
Krankheitstage<br />
• Fehlt man an einem Freitag,<br />
sollte man sich noch am<br />
Nachmittag oder am Samstag<br />
(Anruf auf dem Anrufbeantworter<br />
der Schule, falls<br />
vorhanden) wieder gesund<br />
melden, denn sonst könnte<br />
das Wochenende (Samstag<br />
und Sonntag) als Krankheitstage<br />
mitzählen. Dasselbe gilt<br />
für Ferien: Fehlt man wegen<br />
Krankheit vor den Ferien,<br />
sollte man sich zu Beginn<br />
wieder gesund melden, sonst<br />
zählen alle Tage bis Unterrichtsbeginn<br />
als Krankheitstage.<br />
Body-Mass-Index<br />
• Berechnung: Gewicht in Kilogramm<br />
geteilt durch Körpergröße<br />
in Meter zum Quadrat.<br />
• Der Wert soll zwischen 20<br />
und 25 liegen. Falls man<br />
außerhalb des Idealwerts<br />
liegt (nach oben wie nach<br />
unten), kann es zu einer<br />
Verlängerung der Probezeit<br />
kommen.<br />
• Achtung Schwangere und<br />
frisch Entbundene: Nehmen<br />
Sie keinen Termin direkt<br />
nach der Entbindung wahr.<br />
Nur in den seltensten Fällen<br />
liegt der BMI hier im Idealbereich.<br />
• Eine Überschreitung des<br />
BMI von 30 bringt in der<br />
Regel Probleme bei der Verbeamtung<br />
mit sich, ab BMI<br />
von 26 bis 28 kann es bei<br />
Auftreten weiterer Risikofaktoren<br />
(Blutfettwerte, erhöhter<br />
Blutdruck) ebenfalls schon<br />
problematisch werden.<br />
• Die amtsärztlichen Untersuchungen<br />
haben keinen festgelegten<br />
Zeitpunkt. Sie sollten<br />
nur bis Ende Juli (für<br />
Referendare, die im Februar<br />
beginnen, Ende Dezember)<br />
abgeschlossen sein, damit<br />
die Beteiligten das kommende<br />
Schul(halb)jahr planen<br />
können.<br />
Allgemein<br />
• Beantworten Sie die vom<br />
Amtsarzt gestellten Fragen<br />
mit einem klaren „Ja“ und<br />
„Nein“, wenn Sie sich auch<br />
wirklich sicher sind! Vermeiden<br />
Sie Äußerungen wie „ich<br />
glaube,..., ich meine..., ich<br />
bin mir nicht sicher“!<br />
• Das Gesundheitsamt darf<br />
keine Urintests durchführen.
Lehrer<br />
I 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
60 61<br />
Lehrer<br />
Heft IV / 2010<br />
Ebenso dürfen sie kein Blut<br />
entnehmen. Das geht nur<br />
mit Ihrer Einwilligung. Ansonsten<br />
wäre es Körperverletzung.<br />
Auf jeden Fall gilt:<br />
Lassen Sie sich den Grund<br />
mitteilen, weswegen Ihnen<br />
Urin oder Blut abgenommen<br />
werden soll. Wenden Sie<br />
sich bei Schwierigkeiten an<br />
die Rechtsabteilung des<br />
<strong>BLLV</strong>.<br />
• Am Tag der Untersuchung<br />
sollte man „fit“ sein. Das<br />
bedeutet, am Vorabend auf<br />
Alkohol und Zigaretten verzichtet<br />
zu haben.<br />
• Schwerbehinderte Lehrer<br />
werden nach Ende des Vorbereitungsdienstes<br />
erneut<br />
geladen. Sie müssen nur für<br />
die nächsten fünf Dienstjahre<br />
dienstfähig geschrieben<br />
werden, damit sie auf<br />
Lebenszeit verbeamtet werden.<br />
Liegt eine Schwerbehinderung<br />
vor, empfiehlt es<br />
sich, diese spätestens im<br />
zweiten Jahr des Vorbereitungsdienstes<br />
zu melden.<br />
Die Mühlen der Bürokratie<br />
mahlen nun einmal langsam.<br />
• Wer in psychotherapeutischer<br />
Behandlung war oder<br />
ist, hat die Pflicht, eine entsprechende<br />
Frage wahrheitsgemäß<br />
zu beantworten.<br />
Gerade psychische Erkrankungen<br />
können für eine<br />
Verbeamtung kritisch werden,<br />
da die Krankheitsbilder<br />
erfahrungsgemäß in vielen<br />
Fällen wieder auftreten können.<br />
Daher sollte ein Betroffener<br />
entsprechende fachärztliche<br />
Bescheinigungen,<br />
die eine Gesundung bestätigen,<br />
beibringen. Dem Dienstherrn<br />
genügen „Zweifel an<br />
der gesundheitlichen Eignung“,<br />
um das Beamtenverhältnis<br />
nicht auszusprechen.<br />
• Alle Fragen (auch die im<br />
Selbstauskunftsformular)<br />
sind wahrheitsgemäß zu<br />
beantworten. Sollte sich<br />
später herausstellen, dass<br />
die Verbeamtung durch<br />
Falschangaben „erschlichen“<br />
wurde, wird der Betroffene<br />
in der Regel sofort aus dem<br />
Beamtenverhältnis entlassen.<br />
• Sollten sich Probleme abzeichnen,<br />
dann ist es günstig,<br />
umgehend Fachleute<br />
aus dem Bereich Dienstrecht<br />
und Besoldung oder<br />
aus der Rechtsabteilung einzuschalten,<br />
die ggf. entsprechende<br />
Hinweise und Ratschläge<br />
im Vorfeld einer<br />
amtsärztlichen Untersuchung<br />
geben können.<br />
Besondere Verantwortung<br />
Der Staat als Dienstherr steht<br />
in einer besonderen Verantwortung<br />
doppelter Art: Einmal<br />
für die Kinder, die unterrichtet<br />
werden und zum anderen<br />
übernimmt er Verantwortung<br />
für seine Beamten.<br />
Deswegen ist verständlich,<br />
dass genau geprüft wird, an<br />
wen man sich ein Berufsleben<br />
lang bindet. Mit etwas Umsicht<br />
ist es jedoch nicht<br />
schwer, verbeamtet zu werden.<br />
Einzelauskünfte und individuelle<br />
Beratung erteilen wir<br />
gerne.<br />
vorsitzende@abj.bllv.de<br />
h.p.etter@acos.net<br />
ANGESTELLT STATT EINGESTELLT<br />
Über die Praxis des Staates, sich Lehrer zweiter Klasse zu halten<br />
von Karin Leibl und Gerd Nitschke<br />
1680 Grundschullehrer und 241 Hauptschullehrer sind es dieses Jahr, die ohne<br />
Planstelle dastehen. Einige erhalten befristete Arbeitsverträge für ein Jahr oder nur<br />
vom November bis zum Schuljahresende. Ähnliches gilt für Lehrer an Realschulen,<br />
Gymnasien und Förderschulen. Daneben gibt es für Lehrer aller Schularten einschließlich<br />
Fach- und Förderlehrer Arbeitsverträge mit der Zusage auf Verbeamtung<br />
(„Superverträge“). Wenn jemand gesundheitlich nicht, fachlich aber geeignet ist<br />
Beamter zu werden, wird er unbefristet angestellt. Was aber genau sind die Bedingungen,<br />
die hinter diesen verschiedenen Vertragsmöglichkeiten stehen?
esetzt werden können. Wenn alle<br />
arbeitslosen Kollegen in der freien Wirt-<br />
Lehrer<br />
IV 2<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
<strong>Praxishelfer</strong>1<br />
62 63<br />
Lehrer<br />
IV 3<br />
schaft arbeiten würden und nicht als<br />
dafür keinen Bonus. Sie finden sich nächstes<br />
Jahr so oder so auf der bayernweiten<br />
Warteliste. Ob Sie bei Siemens arbeiten,<br />
Nachrücker zur Verfügung stünden, müsste<br />
der Staat seine Einstellungspraxis<br />
bis Sie eine Planstelle erhalten, oder als<br />
Lehrer, wo Sie ja Erfahrung in der Schule<br />
sammeln und letztlich fachlich immer besser<br />
werden, ist unerheblich. Der Einsatz<br />
als Nachrücker ist auch nicht von Bedeutung,<br />
wenn es darum geht, wo Sie dann<br />
als Beamter ein Einstellungsangebot erhalten.<br />
Sie haben ein befristetes Arbeitsverhältnis<br />
als Aushilfslehrer. Wenn man<br />
als Angestellter, sei es als Lehrer oder in<br />
überdenken, weil er sich dann vor der<br />
irgendeinem anderen Angestelltenverhältnis,<br />
insgesamt nicht mehr als 60 Monate<br />
in die Rentenversicherung einbezahlt hat,<br />
dann kann man die Beiträge zurückfordern,<br />
nachdem man Lebenszeitbeamter<br />
geworden ist. Wer mehr als 60 Monate<br />
Öffentlichkeit und den Eltern für die nicht<br />
einbezahlt hat, der hat Anspruch auf Rentenzahlung,<br />
zusätzlich zur Beamtenpension.<br />
Andernfalls wenden Sie sich fünf<br />
Jahre nach Ihrer Lebenszeitverbeamtung<br />
an die Deutsche Rentenversicherung<br />
versorgten Klassen rechtfertigen müsste.<br />
Bund. Dort stellen Sie einen Antrag auf<br />
Beitragserstattung. Das Formular finden<br />
Sie auch auf der Webseite. Sie müssen<br />
dann klären, warum Sie versicherungslose<br />
Zeiten nach dem 17. Lebensjahr hatten<br />
(Schule, Studium, Vorbereitungs-<br />
Aber aus einer Notlage heraus und von<br />
„Zukunftschancen gemopst – Gassi gehen als neue Herausforderung für arbeitslose Junglehrer?“<br />
Verträge<br />
einer pädagogischen<br />
ohne Zusage<br />
Berufung getrieben,<br />
Angestellte ohne Zusage auf Verbeamtung<br />
sind reine Aushilfslehrer. Viele von<br />
Ihnen sind Nachrücker für Kollegen, die<br />
den<br />
helfen<br />
Dienst<br />
Kollegen<br />
aus verschiedenen<br />
aus. Nur erhalten<br />
Gründen<br />
Sie<br />
(Dienstort zu weit weg von zu Hause, vorzeitige<br />
Pensionierung, Tod, Verlängerung<br />
der Elternzeit oder einer Beurlaubung)<br />
nicht antreten. Ohne Sie hätten zum Beispiel<br />
alleine in Oberbayern über 150<br />
Klassen im vergangenen Schuljahr nicht<br />
besetzt werden können. Wenn alle<br />
arbeitslosen Kollegen in der freien Wirtschaft<br />
arbeiten würden und nicht als<br />
Nachrücker zur Verfügung stünden, müsste<br />
der Staat seine Einstellungspraxis<br />
überdenken, weil er sich dann vor der<br />
Öffentlichkeit und den Eltern für die nicht<br />
versorgten Klassen rechtfertigen müsste.<br />
Aber aus einer Notlage heraus und von<br />
einer pädagogischen Berufung getrieben,<br />
helfen Kollegen aus. Nur erhalten Sie<br />
dienst, Verbeamtung) und bekommen<br />
dann die Beiträge zurück oder erhalten<br />
mitgeteilt, mit wie viel Rente Sie später<br />
rechnen können.<br />
„Superverträge“<br />
Der Vorteil dieser Verträge liegt neben der<br />
Aussicht auf eine Planstelle darin, dass<br />
man keine Beiträge zu den Sozialversicherungen<br />
zahlen muss. Dadurch erhalten<br />
Sie ein höheres Nettogehalt als die<br />
Angestellten ohne Verbeamtungszusage.<br />
Angenommen, es heißt in der Kategorie<br />
B2 „Einstellung auf befristeten Arbeitsvertrag<br />
mit voller Unterrichtspflichtzeit für die<br />
Zeit vom 13. September 2010 bis 11. September<br />
2011 mit der Zusage der Verbeamtung<br />
zum Schuljahr 2012/13“. Theoretisch<br />
wäre es dann möglich, dass man<br />
vom 11. September 2011 bis zum 12. September<br />
2012 kein Arbeitsangebot erhält.<br />
Faktisch aber ist uns bislang kein Fall<br />
bekannt, in dem der Angestelltenvertrag<br />
nicht weitergeführt wurde oder der Kollege<br />
einen erneuten befristeten Vertrag<br />
erhielt. Sie sind ja auf der Warteliste<br />
2010 und haben damit Vorteile gegenüber<br />
den Prüflingen 2011.<br />
Beamte versus Angestellte<br />
Angestellte erhalten ihren Verdienst im<br />
Nachhinein, Beamte im Voraus. Das bedeutet,<br />
dass bei einem Wechsel vom<br />
Beamten- ins Angestelltenverhältnis eine<br />
Lücke entstehen kann. Sie erhalten als<br />
Beamter Ihre Bezüge für September Ende<br />
August. Als Angestellter erhalten Sie die<br />
Vergütung für September Ende September.<br />
Die Probezeitbeamten erhalten Ende<br />
September das halbe September- und das<br />
Oktobergehalt im Voraus. Der Staat alimentiert<br />
seine Beamten familienbezogen.<br />
Das bedeutet, dass man Zuschläge bekommt,<br />
die ein Angestellter nicht erhält.<br />
Dadurch und wegen der Tatsache, dass<br />
Angestellte die Sozialversicherungen (nur<br />
die Unfallversicherung übernimmt der<br />
Arbeitgeber) mitzahlen müssen, haben angestellte<br />
Lehrer einen geringeren Nettolohn.<br />
Angestellte können bei Leistungsprämien<br />
nicht berücksichtigt werden. Das<br />
ergibt sich daraus, dass der Anteil, der für<br />
Angestellte für die Prämien zur Verfügung<br />
steht, auf alle gleich verteilt und mit dem<br />
Dezembergehalt ausbezahlt wird.<br />
Anrechnung von Angestelltenzeiten<br />
Superverträge im Gymnasium werden<br />
der Probezeit voll gutgeschrieben. Angestelltenverträge<br />
werden ansonsten bis<br />
zu anderthalb Jahre angerechnet, auch<br />
wenn Sie als Grundschullehrer im Gymnasium<br />
tätig waren. Verträge an Privatschulen<br />
finden Berücksichtigung, wenn Sie<br />
Ihren Schulleiter um einen Unterrichtsbesuch<br />
bitten, damit Sie sich diese Zeiten anrechnen<br />
lassen können. Ein Arbeitszeugnis<br />
hat die gleiche Wirkung. Nachdem die<br />
Dienstzeit für Beförderungen ab dem Moment<br />
der Lebenszeitverbeamtung gezählt<br />
wird, ist es im wahren Sinn des Wortes<br />
lohnend, für einen möglichst frühen Eintritt<br />
ins Beamtenverhältnis zu sorgen.<br />
ABJ und Angestelltenverträge<br />
www.mops.bllv.de<br />
Schaut nicht so traurig, lasst uns für eine neue Einstellungspolitik sorgen und macht mit!<br />
Als 1996 eine große Arbeitslosenwelle<br />
über den Lehrerbereich Bayerns schwappte,<br />
da haben ABJ und <strong>BLLV</strong> für Möglichkeiten<br />
gekämpft, mit den zur Verfügung<br />
stehenden Mitteln mehr Köpfe in die<br />
Schulen zu bekommen. So wurden Teilzeitverträge<br />
eingeführt für das erste Jahr<br />
sowie Angestelltenverträge mit der späteren<br />
Zusage auf Verbeamtung. Inzwischen<br />
aber stehen über zehn Prozent aller Lehrkräfte<br />
in Bayern in einem Angestelltenverhältnis.<br />
Gerade im Real- und Förderschulbereich<br />
erhalten viele Junglehrer ein<br />
solches Dienstverhältnis, im Grund- und<br />
Hauptschulbereich wird gerne mit Aushilfsverträgen<br />
gearbeitet. Über zehn Prozent<br />
Angestellte sind unseres Erachtens jedenfalls<br />
zu viel für eine Regierung, die sich<br />
zum Berufsbeamtentum der Lehrkräfte<br />
bekennt, so wie es auch in der Bayerischen<br />
Verfassung, Art.133 (2) steht:<br />
Die Lehrer an öffentlichen Schulen haben<br />
grundsätzlich die Rechte und Pflichten<br />
der Staatsbeamten.
Der Tag im Betrieb<br />
Für den täglichen Bericht über dein Praktikum: Fasse den Tag in kurzen<br />
Sätzen zu sam men. Wichtig ist dabei der Ablauf des Arbeitstages mit<br />
allen Tätigkeiten, den Tätigkeitsorten, den jeweiligen Arbeitsmitteln<br />
wie Werk zeuge oder Geräte und die Zusammenarbeit mit den Kollegen.<br />
Schildere auch deine persönlichen Eindrücke und Gedanken zu den<br />
einzelnen Tagen und Tätigkeiten.<br />
Kurz zur Erinnerung:<br />
Arbeitsbeginn ist um Uhr, Arbeitsende um Uhr,<br />
1. Pause von bis Uhr, 2. Pause von bis Uhr.<br />
1. Tag Datum: Abteilung bzw. Ort:<br />
8<br />
2. Tag Datum: Abteilung bzw. Ort:<br />
3. Tag Datum: Abteilung bzw. Ort:<br />
Name/Kla se<br />
Der Tag im Betrieb<br />
9<br />
Motto: . Woche vom bis zum<br />
Abmachungen Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />
Bemerkungen und Hinweise<br />
der Erzieher/innen oder Lehrkräfte und der Erziehungsberechtigten<br />
Unterschriften:<br />
— 6 — — 7 —<br />
Wochenübersicht<br />
Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt.<br />
Fach:<br />
Datum: Uhrzeit: Ort:<br />
Elterngespräch Konferenz Telefonat<br />
Gespräch mit Schüler/innen<br />
Gesprächspartner/innen:<br />
Betrifft:<br />
Ergebnisse:<br />
Zeilenhöhe MS Excel: Format ➛ Zeile ➛ Höhe: 15,00 pt<br />
Klasse/<br />
Kurs:<br />
Besprechung<br />
Name, Vorname<br />
Protokoll/Gesprächsnotiz<br />
Nr.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
34<br />
35<br />
3<br />
Lehrer<br />
IV 4<br />
<strong>Praxishelfer</strong> 1 <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />
64 65<br />
Tipps für den Schulalltag<br />
Ausblick<br />
Die Taktik, junge Lehrerinnen und Lehrer<br />
jedes Jahr wieder auf Vertrag aushelfen<br />
zu lassen, bis sie auf der Warteliste<br />
nachrutschen oder von der Warteliste fallen,<br />
hat Methode. Immer noch wird gespart<br />
auf Kosten der Schüler und der<br />
Lehrer. Zwei Lehramtsanwärter im zweiten<br />
Jahr unterrichten eigenverantwortlich<br />
30 Stunden. Das ist mehr als eine Vollzeitstelle,<br />
die beide einsparen – im Prinzip<br />
ist es ihre eigene Planstelle des kommenden<br />
Schuljahrs!<br />
Wenn kein Lehrer die befristeten Angestelltenverträge<br />
annähme, dann wäre die<br />
Staatsregierung gezwungen, Planstellen<br />
zu schaffen. Der Bedarf ist da; das weiß<br />
jeder, der Schule verwaltet, in ihr arbeitet<br />
oder sie besucht. Wer schon bei Verkündung<br />
der Staatsnote das Verfahren für<br />
Nachrücker veröffentlicht und die Modalitäten<br />
für die November-, Januar- und<br />
Februareinstellung festzurren kann, der<br />
weiß, dass Lehrer gebraucht werden.<br />
Aber wer kann sich schon leisten ein solches<br />
Angebot abzulehnen? Hier wird mit<br />
dem Idealismus und der finanziellen Lage<br />
der jungen Menschen spekuliert. Ein<br />
Vollzeit arbeitender angestellter Lehrer<br />
verdient durchschnittlich 1600 Euro netto.<br />
Würde er in der Wirtschaft arbeiten,<br />
könnte er mehr Geld verdienen, müsste<br />
nicht umziehen oder pendeln. Aber die<br />
Arbeitnehmerverträge (Nettoentgelt nach TV-L)<br />
Steuerklasse I/0<br />
Steuerklasse III/1<br />
(inkl. Kindergeld)<br />
Angaben ohne Gewähr!<br />
GS/HS – TV-L<br />
EGr. 11<br />
(mit Zusage)<br />
€ 2.050,56<br />
€ 2.526,70<br />
Junglehrer wollen in den Schuldienst und<br />
meinen, dass sie sich einen Bonus erarbeiten,<br />
wenn sie aushelfen. Leider ist das<br />
nicht so. Wenn man die Aushilfen nicht<br />
mehr braucht, dann setzt man sie wieder<br />
auf die Straße. Zum Schluss ein konkretes<br />
Beispiel. Eine Kollegin hat acht Jahre<br />
lang jedes Jahr wieder ausgeholfen, um<br />
Kinder zu unterrichten und die Unterrichtsmisere<br />
auszugleichen. Dies interessiert<br />
nun nicht, wenn sie jetzt mit Ende<br />
30 auf den Arbeitsmarkt drängt.<br />
GS/HS – TV-L<br />
EGr. 11<br />
(ohne Zusage)<br />
€ 1.583,71<br />
€ 2.041,51<br />
FL – TV-L<br />
EGr. 9<br />
(mit Zusage)<br />
€ 1.801,41<br />
€ 2.248,62<br />
FL – TV-L<br />
EGr. 9<br />
(ohne Zusage)<br />
€ 1.398,87<br />
€ 1.824,43<br />
Selbstorientiertes Lernen<br />
Lerntagebuch<br />
für Schülerinnen und Schüler<br />
– Fördert die Selbstkontrolle<br />
der<br />
Arbeit und des<br />
Lernerfolges<br />
– Dokumentiert die<br />
Lernergebnisse<br />
des Schuljahres<br />
Format 17 x 24 cm,<br />
Umfang 104 Seiten,<br />
für ein Schuljahr<br />
Bestell-Nr. 150, ab € 1,70<br />
Ein idealer Leitfaden für Schülerinnen und Schüler – Arbeitshefte<br />
„Betriebspraktikum“<br />
in 2 Fassungen<br />
Die geführte Fassung mit<br />
vielen Impulsen, Ankreuzverfahren<br />
mit zusätzlicher<br />
Begründung der Antworten<br />
bei vielen Themen und<br />
Freiräumen für eigenständiges<br />
Arbeiten. Die<br />
freie Fassung mit sehr viel Freiraum für die<br />
Themenbearbeitung und selbständiges Arbeiten.<br />
DIN-A4, Umfang 32 Seiten, durchgehend zweifarbig gestaltet<br />
(Geführte Fassung) Bestell-Nr. 9095-1910, ab € 1,70<br />
(Freie Fassung) Bestell-Nr. 9095-1912, ab € 1,70<br />
Für den Unterricht:<br />
Schülermaterialien<br />
Lerntagebuch<br />
„Merkwissen“ –<br />
Zusammenfassung<br />
von jeweils<br />
4 Schulwochen<br />
Arbeitsheft<br />
Betriebspraktikum<br />
Verhaltensänderungen nachhaltig bewirken<br />
„Versprochen“<br />
Abmachungen der Einrichtung mit dem Kind<br />
Dieses Heft erlaubt es Ihnen mit geringem Aufwand,<br />
die mit den Schülerinnen und Schülern<br />
getroffenen individuellen Abmachungen und<br />
deren Einhaltung in einer<br />
kurzen Aktennotiz festzuhalten<br />
und damit sowohl ihnen<br />
als auch den Eltern eine<br />
Rückmeldung über den Erfolg<br />
oder Misserfolg zu geben.<br />
DIN-A5, Umfang 32 Seiten<br />
Bestell-Nr. 140, ab € 0,90<br />
Wichtige Hilfe zur Eigenorganisation<br />
Aufgabenheft<br />
Ein wertvolles und pädagogisch wichtiges<br />
Aufgaben- und Mitteilungsheft<br />
Die Hausaufgaben werden nicht an dem Tag<br />
eingetragen, an dem sie<br />
aufgegeben wurden.<br />
Notiert werden sie in die<br />
zutreffende Fachzeile an<br />
dem Tag, an dem sie<br />
erledigt sein müssen.<br />
DIN-A5, Umfang 64 Seiten,<br />
für ein Schulhalbjahr<br />
Bestell-Nr. 144, ab € 0,69<br />
Zur Eigenorganisation:<br />
Lehrermaterialien<br />
Zur individuellen neutralen Verwendung<br />
Gesprächsnotizen<br />
in der handlichen Spiralbindung<br />
Die einzelnen Seiten sind für eine<br />
mögliche Abheftung perforiert.<br />
DIN-A4, Umfang 176 Seiten,<br />
4fach gelocht<br />
Bestell-Nr. 501 150, € 9,80<br />
DIN-A5, Umfang 128 Seiten<br />
Bestell-Nr. 501 152, € 6,40<br />
Auch im Set als LoseBlatt<br />
erhältlich.<br />
DIN-A4, Umfang 50 Blatt, 4fach gelocht<br />
Bestell-Nr. 501 155, € 3,75<br />
Mit ganz vielen Notenlisten!<br />
Zensurenbuch<br />
für Fachlehrer/innen<br />
DIN-A4, Umfang 32 Seiten,<br />
für alle Klassenstufen<br />
Bestell-Nr. 366, € 2,38<br />
DIN-A5, Umfang 32 Seiten<br />
Bestell-Nr. 360, € 2,14<br />
Auch im Set als<br />
LoseBlatt erhältlich.<br />
Format DIN-A4, Umfang 50 Blatt<br />
Bestell-Nr. 367, € 3,75<br />
F&L Schulorganisation · www.schulorganisation.com · Bestell-Nr. 501 150 · Nachdruck und Wiedergabe jeglicher Art nicht erlaubt (07/09)<br />
Zensurenliste<br />
*Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer, zzgl. Versandkosten<br />
<strong>BLLV</strong><br />
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband ist die Berufsorganisation<br />
aller Lehrer und Lehramtsstudenten in Bayern. Der <strong>BLLV</strong> tritt ein<br />
• für bessere Arbeitsbedingungen in der Schule<br />
• für einen modernen kompetenzorientierten Lernbegriff und<br />
• für ein gemeinsames pädagogisches Berufsverständnis aller<br />
Lehrer aller Schularten.<br />
Der <strong>BLLV</strong> ist politisch unabhängig und versteht sich als Stimme seiner 56 000 Mitglieder in der<br />
bildungspolitischen Diskussion. Der <strong>BLLV</strong> bietet seinen Mitgliedern eine Vielzahl professioneller<br />
Dienstleistungen, die den Berufsalttag erleichtern, die Lehrer unterstützen und schützen.<br />
Lehramtsstudenten werden von den Studentengruppen des <strong>BLLV</strong> unterstützt, Referendare und<br />
Lehramtsanwärter von der Arbeitsgemeinschaft bayerische Junglehrer (ABJ) im <strong>BLLV</strong>.<br />
Neubeckumer Straße 39 · 59269 Beckum · Telefon 02521/29905-10 · Telefax 02521/29905-50 · verkauf@schulorganisation.com<br />
Weiteres Zubehör finden Sie auf unserer<br />
Internetseite: www.schulorganisation.com
Mit Sicherheit mehr Service!<br />
1Krankenversicherung<br />
Krankenversicherung<br />
Mit Beginn des Referendariats sind Sie beihilfeberechtigt. Das<br />
bedeutet, der Staat zahlt Ihnen in der Regel 50 % der anfallenden<br />
medizinischen Kosten, die restlichen 50 % übernimmt die private<br />
Krankenversicherung. Wenn Sie gesetzlich versichert bleiben<br />
wollen, müssen Sie volle 100 % des Beitrages zahlen, da Sie keinen<br />
Zuschuss vom Staat erhalten. Sie sollten daher auf jeden Fall eine<br />
private Krankenversicherung abschließen.<br />
3Private Haftpflicht<br />
Private Haftpflicht<br />
Jeder haftet für Schäden, die er verursacht hat, mit seinem<br />
gesamten privaten Vermögen. Deshalb ist die Privathaftpflicht<br />
ein absolutes Muss! Spätestens mit Beginn des Referendariats<br />
fliegen Sie in der Familienversicherung Ihrer Eltern raus.<br />
Wir bieten den besten Schutz zu einem hervorragenden Preis,<br />
nur für <strong>BLLV</strong>-Mitglieder an.<br />
ENTSPANNT INS<br />
REFERENDARIAT<br />
Nehmen Sie sich Zeit für ein Beratungsgespräch. Wir erstellen<br />
Ihnen auf Grundlage Ihrer Wünsche und Bedürfnisse ein maßgeschneidertes<br />
Angebot.<br />
2Diensthaftpflicht- und Schulhausschlüssel-Versicherung<br />
Diensthaftpflicht- und Schulhausschlüssel-Versicherung<br />
Diese beiden Versicherungen sind für einen angehenden Lehrer<br />
unerlässlich. Denn schnell kann eine fahrlässige Aufsichtspflichtverletzung<br />
für den anvertrauten Schüler zum Verhängnis<br />
werden – oder ein verloren gegangener Schulhausschlüssel<br />
bringt einen fi nanziell in Bedrängnis.<br />
4Dienstunfähigkeit<br />
Dienstunfähigkeit<br />
Ihre Arbeitskraft ist viel Wert – und das Risiko, durch einen Unfall<br />
oder ein unerwartetes Ereignis dienstunfähig zu werden ist auch<br />
bei jungen Menschen hoch. Da Sie erst mit der Verbeamtung auf<br />
Lebenszeit Anspruch auf Ruhegehalt haben (Ausnahme: Dienstunfall),<br />
ist eine private Vorsorge im Referendariat umso wichtiger.<br />
Gerne erstellen Ihnen unsere Außendienst-Mitarbeiter, die über<br />
ganz Bayern verteilt sind, ein unverbindliches, individuelles<br />
Angebot.<br />
Wir bieten beide Versicherungen auf Antrag<br />
kostenlos.<br />
Egal ob als Student, Referendar oder aktiver Lehrer, wir<br />
bieten Ihnen einen Service und das Knowhow, das Sie als<br />
angehender Beamter oder Angestellter im öffentlichen<br />
Dienst so nirgends finden.<br />
Diese Vorteile gibt es nur beim <strong>BLLV</strong>-Wirtschaftsdienst:<br />
• Günstige Gruppenverträge nur für <strong>BLLV</strong>-Mitglieder<br />
• Kostenlose Diensthaftpflicht- und Schulhaus schlüssel-<br />
Versicherung (auf Antrag)<br />
• Kompetente, kostenlose Beratung<br />
• Individuelle Betreuung in ganz Bayern<br />
Bei uns gibt es alle wichtigen Informationen für den<br />
Einstieg ins Referendariat auf einen Blick!<br />
Damit Ihr„erster“ Schultag ein voller Erfolg wird und<br />
Sie sich in aller Ruhe auf den Unter richt und die Kinder<br />
konzentrieren können, sollten Sie einige Vorbereitungen<br />
treffen.<br />
Der <strong>BLLV</strong> und der <strong>BLLV</strong>-Wirtschaftsdienst unterstützen<br />
Sie dabei tatkräftig!<br />
<strong>BLLV</strong>-Wirtschaftsdienst GmbH<br />
Kurfürstenplatz 5, 80796 München<br />
Tel. 089 - 28 67 62-6 , Fax 089 - 28 67 62-88<br />
info@bllv-wd.de , www.bllv-wd.de<br />
Mit Sicherheit mehr Service!
Tipps für den Schulalltag <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />
Nr.1<br />
Erfolgreich durch‘s Referendariat<br />
Wir helfen Euch dabei<br />
•<br />
Persönliche Studienberatung<br />
•<br />
Kostenlose Studienhelfer<br />
•<br />
Zeitschrift JUNGLEHRER<br />
•<br />
Prüfungsvorbereitungsseminare<br />
•<br />
Praxisseminare<br />
•<br />
Bereitstellung von Prüfungsthemen (1. LAP)<br />
•<br />
Praxistipps für den Unterricht<br />
•<br />
Internationales Praktikum<br />
•<br />
<strong>BLLV</strong>-Studentenwohnheime<br />
•<br />
Aktive Studentengruppe vor Ort<br />
•<br />
Bereitstellung digitaler Skripten<br />
•<br />
Hilfe beim Übergang ins Referendariat<br />
www.bllv.de<br />
•<br />
Magazin BAYERISCHE SCHULE