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Praxishelfer 1.pdf - BLLV

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Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer & <strong>BLLV</strong><br />

Nr.1<br />

9,90 Euro, für <strong>BLLV</strong>-Mitglieder kostenlos<br />

<strong>Praxishelfer</strong> 1<br />

Tipps für den Schulalltag<br />

für Referendare, Lehramtsstudenten und Junglehrer


Tipps für den Schulalltag <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />

2<br />

<strong>Praxishelfer</strong> 1<br />

3<br />

Tipps für den Schulalltag<br />

Glückwunsch<br />

zum Seitenwechsel<br />

Liebe Studentinnen, liebe Referendare<br />

und Lehramtsanwärterinnen,<br />

Ihr seid auf dem Weg, Lehrer zu werden. Glückwunsch<br />

zum Seitenwechsel! Der Lehrerberuf ist etwas Besonderes.<br />

Er macht Spaß und ist erfüllend. Allerdings hat er<br />

auch seine Tücken und Herausforderungen. Er ist nicht<br />

immer so leicht, wie es auf den ersten Blick erscheint.<br />

Und die Lehrerbildung hat nicht immer das Berufsfeld<br />

im Blick. Theorie ist wichtig, aber die Praxis ist oft anders<br />

und in vielen Fällen ganz einfach banaler als die<br />

Theorie. Um Euch den Alltag leichter zu machen, haben<br />

wir einige wichtige Tipps zusammengestellt. Sie sind<br />

kein Gesetz, aber sie helfen Euch gewiss, die alltäglichen<br />

Probleme etwas besser zu lösen.<br />

Viel Spaß beim Lesen und beim Anwenden bei Eurem<br />

Start ins Lehrerleben. Und vergesst nicht: Der <strong>BLLV</strong> und<br />

die Arbeitsgemeinschaft Junglehrer im <strong>BLLV</strong> sind für<br />

Euch da, wenn Ihr Hilfe braucht.<br />

„Lehrer begeben sich mit ihren Schülern auf den<br />

schwierigen Weg, die Komplexität der Welt zu<br />

ergründen. Dabei sind sie Wissenssvermittler,<br />

Lernbegleiter und Bezugsperson. Ziel ist es,<br />

Neugierde und Motivation für lebenslanges Lernen<br />

zugrunde zu legen.“<br />

Klaus Wenzel, Präsident des <strong>BLLV</strong><br />

Kerstin Polster,<br />

Eva-Maria Schäffer und<br />

Florian Fink


Tipps für den Schulalltag <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

4 5<br />

Lernen und Unterricht<br />

Heft I / 2006<br />

Inhalt<br />

5<br />

25<br />

Lernen und Unterricht<br />

•<br />

Der Sinn von Hausaufgaben<br />

•<br />

Motivation<br />

•<br />

Wissen, das im Kopf bleibt<br />

•<br />

Lernen müssen Lerner selbst<br />

•<br />

Kommunikation mit maximaler Wirkung<br />

Klassenmanagement<br />

•<br />

Klassenmanagement<br />

•<br />

Übernahme einer neuen Klasse<br />

•<br />

Der Tagesbeginn<br />

•<br />

Zum Auftanken – Spiele für Zwischendrin<br />

•<br />

Bewegungspausen im Unterricht<br />

45<br />

57<br />

Eltern<br />

•<br />

Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern<br />

•<br />

Eltern-Lehrer-Dialog<br />

•<br />

Gut beraten beim Übertritt<br />

Lehrer<br />

•<br />

Der Weg zum Staatsdiener<br />

•<br />

Angestellt statt eingestellt<br />

Impressum Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V.<br />

Redaktion: Dieter Reithmeier<br />

Grafik und Konzept:<br />

Junglehrer 2006 – 2007 creativ3<br />

Junglehrer 2008 – 2012 rosengrün<br />

Umschlag: Jennifer Kalisch, Tobias Wiebeck<br />

Überarbeitung Textteil: Jennifer Kalisch<br />

Fotos: erreperdomo - Fotolia.com (Umschlag), EtiAmmos - Fotolia.com (U2),<br />

Dominik Gierke (Editorial), Jan Roeder (Innenseiten)<br />

Druck: Ortmann Team GmbH Ainring<br />

München 2013<br />

Der Sinn von Hausaufgaben<br />

Am Nachmittag brauchen<br />

Kinder Bewegung und frische<br />

Luft. Häufig kommen<br />

sie aber nicht nach draußen,<br />

weil sie zu lange an ihren<br />

Hausaufgaben sitzen. Da<br />

stellt sich die Frage: Sind<br />

Hausaufgaben überhaupt<br />

sinnvoll oder sollte man<br />

zugunsten einer aktiven und<br />

spielerischen Freizeitgestaltung<br />

gar ganz darauf verzichten?<br />

Die Frage ist schnell beantwortet:<br />

Hausaufgaben sind<br />

eine sinnvolle Ergänzung zur<br />

Schule. Einige Argumente für<br />

Hausaufgaben:<br />

- Sie fördern die Selbstständigkeit<br />

- Kinder lernen ihre Zeit<br />

selbst einzuteilen<br />

- Sie lernen Arbeitstechniken<br />

selbstständig anzuwenden.<br />

- Durch Üben und Wiederholen<br />

gewinnen sie Sicherheit.<br />

Diese genannten Resultate<br />

stellen sich allerdings nur ein,<br />

wenn die Hausaufgaben mit<br />

dem Unterricht verknüpft sind.<br />

Sie sollten also aus dem<br />

Unterricht heraus erwachsen<br />

und im Unterricht fortgeführt<br />

werden.<br />

Üben und Wiederholen<br />

Ein Typ Hausaufgaben soll<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />

die am Schulvormittag angebahnt<br />

wurden, einüben und<br />

vertiefen helfen. Die Kinder<br />

mögen viele Inhalte verstanden<br />

haben, beherrschen sie<br />

aber noch nicht flüssig und<br />

sicher genug. Einen sicheren<br />

Umgang erreichen sie nur<br />

durch häufiges Üben. Man<br />

denke nur an das flüssige und<br />

richtige Schreiben am Anfang<br />

der Grundschulzeit oder die<br />

Grundrechenarten in Mathematik.<br />

Ziel der Hausaufgaben<br />

ist es dann also, Kenntnisse<br />

zu festigen und durch Wiederholen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

zu vertiefen.<br />

Wichtig ist, dass die Kinder<br />

ihre Aufgaben selbstständig<br />

erledigen. Dies müsste der<br />

Fall sein, wenn der Lehrer den<br />

Unterrichtsgegenstand am<br />

Vormittag hinreichend vermittelt<br />

und das Kind ihn verstanden<br />

hat. Lehrerinnen und Lehrer<br />

sollten auch sicher stellen,<br />

dass ihren Schülern solche<br />

Wiederholungshausaufgaben<br />

sinnvoll erscheinen. Dazu<br />

dient die Rückmeldung in der<br />

Schule: Einerseits durch die<br />

Hausaufgabenkontrolle, andererseits<br />

sollten die Schüler die<br />

Fähigkeiten, die sie durch<br />

Üben und Wiederholen erworbenen<br />

haben, am kommenden<br />

Schultag beweisen dürfen.<br />

Unterrichtsvorbereitung<br />

Hausaufgaben zur Vorbereitung<br />

des Unterrichts sollten<br />

einen Bezug zum Schulvormittag<br />

herstellen, auch wenn sie<br />

nicht in erster Linie dazu dienen,<br />

den Unterricht nachzuarbeiten.<br />

Solche Aufgaben sind<br />

oft besonders reizvoll, da sie<br />

die Selbstständigkeit der Kinder<br />

besonders fordern. Es<br />

können Aufgaben sein, bei<br />

denen es darum geht, etwas<br />

zu erkunden und zu erfor-


Lernen und Unterricht<br />

I 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

6 7<br />

Lernen und Unterricht<br />

I 3<br />

schen, bei denen ausprobiert<br />

und getüftelt wird.<br />

Manchmal geht es auch einfach<br />

nur darum, etwas zu<br />

sammeln. Typische Jahreszeiten-Hausaufgabe<br />

dieser Art:<br />

„Sammle Gegenstände, die<br />

mit dem Thema ‚Herbst‘ zu<br />

tun haben!“. Bitte darauf achten,<br />

dass die Kinder nicht<br />

überfordert werden. Derartige<br />

Hausaufgaben sollte das Kind<br />

weitgehend allein machen<br />

können.<br />

Auch hier gilt: Wenn die mitgebrachten<br />

Gegenstände verwendet<br />

und gewürdigt werden,<br />

wenn mit den erforschten<br />

Ergebnissen gearbeitet wird,<br />

steigert das die Motivation und<br />

Schüler erkennen Hausaufgaben<br />

als sinnvoll.<br />

Sandra Austgen<br />

Volker Morbe<br />

Hausaufgaben stellen,<br />

kontrollieren und auswerten<br />

Hausaufgaben sind zentraler<br />

Bestandteil des Lernprozesses.<br />

Lehrkräfte sollten<br />

sie deshalb gut planen und<br />

wohl überlegt einsetzen.<br />

Eine sinnvoll gestaltete<br />

Hausaufgabenpraxis kann<br />

Schüler, Eltern und Lehrer<br />

entlasten. Im Folgenden<br />

geben wir Ihnen Hinweise<br />

zum Stellen, Betreuen und<br />

Kontrollieren von Hausaufgaben.<br />

Dauer<br />

Hausaufgaben sollten im 1.<br />

und 2. Schuljahr nicht mehr<br />

als 30 Minuten in Anspruch<br />

nehmen, im 3. und 4. Schuljahr<br />

maximal 60 Minuten, im<br />

5. und 6. Schuljahr bis zu 90<br />

Minuten. Vom 7. bis zum 10.<br />

Schuljahr sollten sie maximal<br />

120 Minuten dauern. Es ist<br />

sinnvoll, sich mit Kollegen<br />

abzusprechen und besondere<br />

Anlässe wie größere Probearbeiten,<br />

Ausflüge und dergleichen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Stellen<br />

Wenn der Lehrer die Hausaufgabe<br />

stellt, müssen sich die<br />

Schüler ganz darauf konzentrieren.<br />

Am besten wird die<br />

Aufgabenstellung in den<br />

Unterricht integriert. Die Aufgaben<br />

schreibt man an die<br />

Tafel, notiert sie auf einer<br />

Wortkarte oder auf einer Folie<br />

und bespricht sie mit den<br />

Schülern. Wichtig ist, die Aufgaben<br />

deutlich zu formulieren<br />

und die Schüler stets zu Rückfragen<br />

aufzufordern. Fragen<br />

sollten in Ruhe beantwortet<br />

werden können – also genügend<br />

Zeit einplanen! Die<br />

Schüler müssen die Aufgabenstellung<br />

wiederholen und<br />

aufschreiben. Die nötige Einsicht<br />

erhält man, wenn man<br />

hin und wieder den Sinn von<br />

Hausaufgaben erläutert.<br />

Kontrolle<br />

Hausaufgaben erscheinen<br />

Kindern nur dann sinnvoll,<br />

wenn sie möglichst zeitnah<br />

gewürdigt werden. Das ist<br />

nicht nur durch einen Stempel<br />

oder ein Sternchen zu erreichen.<br />

Kinder, die ihr Bestes<br />

geben und kein Zeichen<br />

bekommen, sind schnell<br />

demotiviert. Das Abhaken der<br />

Hausaufgaben in der Klasse<br />

kann nur bedeuten, dass der<br />

Lehrer kontrolliert hat, dass<br />

die Aufgaben gemacht wurden.<br />

Für eine Rückmeldung<br />

über das Wie bleibt bei dieser<br />

Form kaum Zeit. Deshalb sollten<br />

Lehrer Hausaufgaben in<br />

den Übungsphasen genauer<br />

eingesehen oder auch mit<br />

nach Hause genommen<br />

haben. Man muss nicht jeden<br />

Tag die Hausaufgaben aller<br />

Schüler korrigieren. Wer aber<br />

jeden Tag eine Bankreihe oder<br />

einen Gruppentisch kontrolliert,<br />

hat am Ende der Woche<br />

jeden Schüler beurteilt.<br />

Dabei gilt:<br />

Ein kurzer persönlicher Kommentar<br />

motiviert mehr als ein<br />

Stempel. Schüler, die stets<br />

Schwierigkeiten mit ihren<br />

Hausaufgaben haben oder sie<br />

nicht immer ordnungsgemäß<br />

erledigen, sollten selbstverständlich<br />

öfter kontrolliert werden.<br />

Schüler können in Formen der<br />

Selbst-, und Partnerkontrolle<br />

in die Hausaufgabenkontrolle<br />

eingebunden werden. So kann<br />

eine Geschichte in einer<br />

Schreibkonferenz bearbeitet,<br />

eine Mathematikaufgabe mit<br />

dem Banknachbar kontrolliert<br />

werden. Gelungene Lösungen<br />

dürfen gerne hervorgehoben,<br />

korrekturbedürftige sollten<br />

angesprochen werden. Den<br />

Eltern sollte vermittelt werden,<br />

dass Hausaufgaben nicht fehlerlos<br />

sein müssen, weil sie<br />

sonst nicht mehr als Signal für<br />

den Lehrer taugen. Auch die<br />

Kinder sollten sich zu Umfang<br />

und Schwierigkeitsgrad der<br />

Hausaufgaben äußern dürfen.<br />

Eine Hausaufgabenampel<br />

kann solche Rückmeldung<br />

erleichtern: grün = leicht, gelb<br />

= mittel, rot = schwer. So<br />

bekommt der Lehrer eine persönliche<br />

Einschätzung der<br />

Kinder und kann die Hausaufgaben<br />

individueller gestalten.<br />

Verweigerungshaltung<br />

Legt ein Schüler wiederholt<br />

Tipps für die Elternarbeit<br />

Hausaufgaben bilden die<br />

Nahtstelle zwischen Elternhaus<br />

und Schule. Deshalb<br />

können sie auch im Rahmen<br />

eines Elternabends thematisiert<br />

werden. Hier wird man<br />

die eigenen Vorstellungen<br />

über Hausaufgaben darstellen,<br />

den rechtlichen Rahmen<br />

ansprechen, auf den<br />

Sinn von Hausaufgaben aufmerksam<br />

machen und betonen,<br />

wie wichtig sie sind. Es<br />

kann sinnvoll sein, den Erziehungsberechtigten<br />

Tipps<br />

zu geben, wie sie ihren Kindern<br />

beim Erledigen der<br />

Hausaufgaben helfen können.<br />

- Hausaufgaben sollten an<br />

dem Tag erledigt werden,<br />

an dem sie gestellt wurden.<br />

Dann sind die Inhalte noch<br />

präsent.<br />

- Der Arbeitsplatz sollte<br />

geräumig und gut belichtet<br />

sein.<br />

- Ruhige Atmosphäre! Hausaufgaben<br />

sollten nicht bei<br />

laufendem Fernseher oder<br />

bei Musik gemacht werden.<br />

Spielende Geschwister lenken<br />

ab.<br />

- Keine Hausaufgaben mit<br />

ähnlichem Inhalt oder Stoffgebiet<br />

(Mathematik und<br />

Physik) nacheinander erledigen;<br />

zwischendurch andere<br />

Bereiche einschieben.<br />

- Alle Unterlagen und Materialien<br />

am Arbeitsplatz bereit<br />

legen, um Unterbrechungen<br />

zu vermeiden. Spielsachen<br />

und andere schulferne<br />

Dinge gehören nicht an den<br />

Arbeitsplatz. Falls dieser<br />

auch von anderen Familienmitgliedern<br />

genutzt wird,<br />

richtet man dem Kind am<br />

besten ein eigenes Schubfach<br />

oder ein kleines Regal<br />

ein.<br />

- Ergonomische Sitzhaltung.<br />

keine Hausaufgaben vor,<br />

sollte man zunächst mit ihm<br />

selbst sprechen, und herausfinden,<br />

woran es liegt. Den<br />

Grund „hab’s vergessen“ kann<br />

man durch Aufschreiben der<br />

Hausaufgaben leicht beheben.<br />

Werden die Aufgaben nicht<br />

verstanden, sollte man herausfinden,<br />

warum nicht. Sollte<br />

es häufiger vorkommen, muss<br />

man dringend die Eltern zur<br />

Mitarbeit einladen. Manchmal<br />

ist das Elternhaus dazu nicht<br />

in der Lage. Dann kann das<br />

Kind die Hausaufgaben vielleicht<br />

mit einem anderen<br />

Schüler zusammen erledigen<br />

oder in einer Hausaufgabenbetreuung.<br />

Kinder verweigern<br />

Hausaufgaben auch, wenn sie<br />

das Gefühl haben, dass sie<br />

nicht gewürdigt werden.<br />

„Strafarbeit“<br />

Hausaufgaben sollten auf keinen<br />

Fall als „Strafarbeit“<br />

gestellt werden. Schüler sollen<br />

in der Schule erfahren, dass<br />

Lernen sinnvoll ist, sie weiterbringt<br />

und obendrein Spaß<br />

machen kann. „Strafarbeiten“<br />

bewirken das Gegenteil.<br />

Umgekehrt sollte man einen<br />

Hausaufgabenerlass nicht als<br />

Belohnung einsetzen.<br />

JL<br />

Stuhl und Tisch müssen auf<br />

die Größe der Kinder ausgerichtet<br />

sein. Ist elektrisches<br />

Licht nötig, darauf<br />

achten, dass die Lampe bei<br />

Linkshändern rechts, bei<br />

Rechtshändern links aufgestellt<br />

ist.<br />

- Mit leichten Aufgaben<br />

anfangen, dann kann sich<br />

das Gehirn „aufwärmen“.<br />

- Jedes Kind lernt auf seine<br />

Weise. Das eine macht die<br />

Hausaufgaben direkt nach<br />

der Schule, das andere<br />

braucht erst eine Pause.<br />

Gleich nach dem Essen<br />

sollte man jedoch keinesfalls<br />

anfangen. Auch am<br />

Abend sollten Hausaufgaben<br />

nicht erledigt werden.<br />

Am besten man macht mit<br />

dem Kind feste Zeiten aus.<br />

Dabei kann ein Hausaufgabenvertrag<br />

helfen.<br />

- Nie unter Zeitdruck lernen!<br />

So verlieren beide Seiten<br />

schnell die Nerven.<br />

- Bei Erledigung der Hausaufgaben<br />

zwischen schriftlichen<br />

und mündlichen Aufgaben<br />

wechseln.<br />

JL


Lernen und Unterricht<br />

I 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

8 9<br />

Lernen und Unterricht<br />

Heft III / 2007<br />

Hausaufgabentypen<br />

Wie beim Planen und Durchführen<br />

des Unterrichts können<br />

Schüler auch beim Festlegen<br />

der Hausaufgaben Verantwortung<br />

übernehmen. Im Folgenden<br />

stellen wir verschiedene<br />

Möglichkeiten vor, die Begabungen<br />

und Leistungen der<br />

Kinder gerecht werden können.<br />

Pflicht- und Wahlaufgaben<br />

Pflicht- und Wahlaufgaben<br />

eignen sich vor allem für<br />

Deutsch und Mathematik.<br />

Neben geringen Pflichtaufgaben<br />

wählen die Kinder aus<br />

einem Übungssortiment aus,<br />

was und wie viel sie machen<br />

wollen. Das können ein Lesetext<br />

mit Pflicht- und Wahlfragen<br />

oder auch verschiedene<br />

Übungsaufgaben zum 1x1<br />

sein. Das kann Selbstständigkeit<br />

und Selbstverantwortung<br />

der Schüler stärken.<br />

Wochenhausaufgaben<br />

Hausaufgaben für die ganze<br />

Woche werden am Wochenanfang<br />

ausgeteilt. Die Schüler<br />

bestimmen selbst, wann sie<br />

was machen. Sinnvoll ist, diese<br />

Aufgaben etwa am Sachunterrichtsthema<br />

zu orientieren<br />

und fächerübergreifend<br />

damit zu arbeiten. So wird<br />

deutlich, wie sich die Einzelaufgaben<br />

aufeinander beziehen.<br />

Die Kontrolle gestaltet<br />

sich etwas schwierig, da die<br />

Rückmeldungen erst in der<br />

nächsten Woche gegeben<br />

werden können. Auch die<br />

„Knobelaufgabe der Woche“<br />

ist eine Art von Motivation,<br />

eine Aufgabe aus einem Themengebiet<br />

bis zum Ende der<br />

Woche zu lösen.<br />

Differenzierung<br />

Hausaufgaben können auch<br />

nach Schwierigkeitsstufen<br />

geordnet und mit entsprechenden<br />

Symbolen versehen<br />

werden. Das Kind hat dann<br />

die Wahl und lernt sich selbst<br />

einzuschätzen. Schüler können<br />

aber auch alleine oder<br />

gemeinsam mit einem Partner<br />

ein Thema aufarbeiten und<br />

der Klasse vorstellen. Dazu<br />

eignen sich besonders Sachunterrichtsthemen.<br />

Dauerhausaufgaben<br />

Dauerhausaufgaben können<br />

Kinder freiwillig erledigen.<br />

Dazu gehören eine Wochengeschichte<br />

schreiben, Material<br />

für die Matheecke herstellen,<br />

und dergleichen.<br />

Offene Aufgaben<br />

Offene Aufgaben sollen Fähigkeiten<br />

wie Erkunden und Befragen,<br />

Rechnen und Denken,<br />

Experimentieren und Untersuchen<br />

oder Hören und Lesen<br />

fördern. Da können Schüler<br />

aufgefordert werden, zu<br />

einem bestimmten Thema<br />

Menschen zu befragen, Preise<br />

im Supermarkt zu vergleichen,<br />

Rezepte aufzuschreiben, Bohnen<br />

oder Kresse zu säen, das<br />

eigene Lieblingsbuch vorzustellen,<br />

und vieles mehr.<br />

Literatur<br />

zum Thema Hausaufgaben<br />

Bartnitzki, Horst / Christiani Reinhold<br />

Die Fundgrube für jeden Tag, 2001<br />

Cornelsen Scriptor, 19,95 Euro<br />

Becker, Georg / Kohler, Britta<br />

Hausaufgaben - Kritisch sehen und die Praxis<br />

sinnvoll gestalten, 2002<br />

Beltz, 21,90 Euro<br />

Kohler, Britta<br />

Hausaufgaben, Helfen aber wie?, 2002<br />

Beltz, 14,90 Euro<br />

Nitsch, Cornelia / Schelling, Cornelia<br />

Von Schule ohne Bauchweh, Was Lehrer und<br />

Eltern wissen sollten über Hausaufgaben, 2001<br />

Goldmann, 8,00 Euro<br />

Rebitzki, Monika<br />

Hausaufgaben – kein Job für Mama, Ohne Stress<br />

zu Hause lernen, 2002<br />

Cornelsen Verlag Scribtor, 8,95 Euro<br />

Träbert, Detlef<br />

Starke Eltern, erfolgreiche Schüler, Reizthema<br />

Hausaufgaben, 2003<br />

Rowohlt TB, 9,90 Euro<br />

Die Grundschulzeitschrift, Hausaufgaben –<br />

Kindersache, Heft 179, November 2004<br />

Friedrich Verlag, Best.-Nr.: 16179, 7,30 Euro<br />

Die Informationen und Texte für den Praxisteil wurden<br />

uns von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Junglehrer<br />

(ADJ) im VBE zur Verfügung gestellt. Die Tipps<br />

erscheinen regelmäßig in den Arbeitshilfen für Anwärter<br />

(aha!). Wir danken der ADJ herzlich für das<br />

Abdruckrecht.<br />

MOTIVATION<br />

Wie Sie Ihren Schülern das Lernen schmackhaft machen können<br />

von Barbara Jacob<br />

Nehmen Sie bitte einen Zettel<br />

und einen Stift und notieren<br />

Sie sich in zwei Minuten, wie<br />

oft Sie in einer Unterrichtsstunde<br />

die Kinder bewusst<br />

motivieren und welche Mittel<br />

Sie dafür einsetzen. War es<br />

schwierig, sich diese Situationen<br />

zu vergegenwärtigen?<br />

Dann sollten Sie diesen <strong>Praxishelfer</strong><br />

aufmerksam studieren,<br />

denn zum einen machen<br />

Sie viele Sachen davon ganz<br />

unbewusst und zum anderen<br />

hängt die Leistung der Schüler<br />

wesentlich mit ihrer eigenen<br />

Motivation zusammen.<br />

Was kann man als Lehrer tun,<br />

um die Schüler zu motivieren?<br />

Zunächst sollte eine Diagnostik<br />

für jeden Schüler stehen.<br />

Der Einfachheit halber werden<br />

die Schüler in vier Gruppen<br />

unterteilt, wobei sich Typen<br />

mischen können.<br />

Der Spaßlerner<br />

Schüler, die intrinsisch am<br />

Lernen motiviert sind, geben<br />

keinen Anlass zur Sorge: Man<br />

muss nur aufpassen, dass<br />

man sie nicht extern ständig<br />

positiv verstärkt, zum Beispiel<br />

mit Lob bei guten Leistungen<br />

und/oder Zensuren. Hier<br />

besteht die Gefahr einer Überlagerung<br />

der intrinsischen<br />

Motivation durch eine extrinsische,<br />

so dass auch diese<br />

Schüler nur mehr am Ergebnis<br />

interessiert sind, weil die<br />

Konsequenzen erstrebenswert<br />

sind.<br />

Der Erfolgsverwöhnte<br />

Schüler, die gewöhnlich eifrig<br />

lernen und dabei den entsprechenden<br />

Erfolg haben, wobei<br />

sie zum einen intrinsisch motiviert<br />

sind, zum anderen sich<br />

an der guten Leistung erfreuen<br />

und normalerweise auch<br />

danach streben, gute Leistungen<br />

zu erbringen, gehören zu<br />

diesem Typ. Sie wissen, dass<br />

sie ihre Anstrengungen erhöhen<br />

müssen, um weiterhin<br />

Erfolg zu haben und gehen<br />

davon aus, dass sie das auch<br />

schaffen. Auch dieser Typus<br />

verursacht dem Lehrer kaum<br />

Motivationsprobleme.<br />

Der Normalschüler<br />

Das ist die größte Gruppe. Sie<br />

fallen einem Lehrer nicht sonderlich<br />

auf. Sie lernen normalerweise<br />

nicht über das geforderte<br />

Maß hinaus, sehen<br />

schulische Anforderungen als<br />

unausweichlich und notwendig<br />

an, und die Lernmotivation ist<br />

von Thema, Fach und Lehrer<br />

abhängig.<br />

Der Vermeider<br />

Hierzu zählen die Schüler, die<br />

motiviert sind zu lernen, um<br />

keine Misserfolge zu erzielen.<br />

Häufig stehen dahinter Eltern,<br />

die sehr leistungsorientiert<br />

sind. Erfolge werden meist<br />

günstigen Umständen zugerechnet,<br />

sie wählen Aufgaben,


Lernen und Unterricht<br />

III 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

10 11<br />

Lernen und Unterricht<br />

III 3<br />

die entweder recht leicht oder<br />

überaus schwer sind. (Misserfolg<br />

kann man dann beschönigen:<br />

„Das hätte ja eh keiner<br />

gekonnt.“). Häufig steckt ein<br />

verqueres Selbstkonzept dahinter.<br />

Spezialfall innerhalb<br />

dieses Typs sind die Kinder<br />

mit „erlernter Hilflosigkeit“, die<br />

erfahren haben, dass sie keine<br />

situativen Kontrollmöglichkeiten<br />

haben und in Leistungssituationen<br />

nicht adäquat<br />

reagieren können. Für diesen<br />

Typus besteht enormer Handlungsbedarf.<br />

1) Intrinsische Motivation<br />

• Lernzielorientierung: Handlung<br />

an sich ist interessant,<br />

ist belohnend, macht Spaß<br />

(wegen Interesse am Gegenstand,<br />

Aufforderungscharakter,<br />

Anwendbarkeit von Gelerntem<br />

in der realen Welt)<br />

• Die Aufmerksamkeit ist mehr<br />

auf die Tätigkeit konzentriert<br />

• Selbstreguliertes Lernen wird<br />

ermöglicht<br />

• Lernstrategien sind effektiver<br />

Langfristiger Lernerfolg<br />

2) Extrinsische Motivation<br />

• Leistungszielorientierung:<br />

Handlung an sich ist am<br />

Zweck orientiert, die Belohnung<br />

kommt von außen<br />

(Noten, Geschenke)<br />

• Teile der Aufmerksamkeit<br />

sind bei den möglichen<br />

negativen Folgen<br />

Motivationsnetzwerk „Klasse“<br />

• Der Lernprozess wird nicht<br />

verfolgt, rezeptives Wissen<br />

reicht oft<br />

• Lernstrategien sind oberflächlich<br />

Kurzfristiger Lernerfolg<br />

3) Erwartungs x Wert-Modell:<br />

Die Ausprägung der Motivation<br />

wird von zwei Faktoren<br />

bestimmt:<br />

Welche Erfolgserwartungen<br />

habe ich (Werde ich in Mathematik<br />

von einer Vier auf eine<br />

Zwei kommen?) und welchen<br />

Wert messe ich dem bei (will<br />

ich unbedingt ins Gymnasium<br />

gehen?)<br />

4) Risikowahlmodell:<br />

Die Motivationsintensität wird<br />

bestimmt von<br />

• der subjektiven Einschätzung<br />

der Aufgabenschwierigkeit<br />

• der Erfolgswahrscheinlichkeit:<br />

je höher die Schwierigkeit,<br />

umso mehr Anerkennung verdient<br />

die Aufgabe, aber umso<br />

geringer ist die Erfolgswahrscheinlichkeit.<br />

Daher ist<br />

normalerweise ein mittlerer<br />

Schwierigkeitsgrad am besten.<br />

In der Schule ist das nur durch<br />

Differenzierung zu verwirklichen.<br />

5) Kausalattributionen:<br />

Man kann Erfolge und Misserfolge<br />

auf unterschiedliche Faktoren<br />

zurückführen, die in einem<br />

selbst (Begabung) oder<br />

extern (Schulsystem) begründet<br />

sind und die sich entweder<br />

ständig ändern (Variabilität bei<br />

verschiedenen Lehrern) oder<br />

sehr stabil (leistungsfähige<br />

Klasse) bleiben.<br />

Erfolgsmotivierte Kinder führen<br />

zumeist ihre Erfolge auf<br />

Begabung oder andere Persönlichkeitsfaktoren<br />

zurück<br />

und ihre Misserfolge auf<br />

ungünstige äußere Umstände;<br />

Misserfolgsängstliche Kinder<br />

führen Erfolge auf günstige<br />

äußere Umstände zurück und<br />

ihre Misserfolge auf mangelnde<br />

Begabung oder zu<br />

hohe Anforderungen.<br />

Für den Lehrer ist bei Letzteren<br />

dringend Handlungsbedarf<br />

gegeben.<br />

So können Sie als<br />

Lehrer motivieren:<br />

• Verwenden Sie Lob und Ermutigung<br />

angepasst – an den Schüler<br />

und die Situation: Intrinsisch<br />

motivierten Schülern „schadet“<br />

Lob eher. Übersteigertes Lob<br />

bei schwächeren Schülern kann<br />

sich negativ auswirken (wenn<br />

der Schüler merkt, dass er für<br />

Dinge gelobt wird, die für andere<br />

selbstverständlich sind).<br />

• Setzen Sie positive Verstärker<br />

ein. Diese sind ebenfalls individuell<br />

variierbar. Als Lehrer verfügen<br />

Sie über verschiedene<br />

extrinsische Verstärkungsmechanismen:<br />

Lob, Ermutigung,<br />

Noten, Anerkennung, Tokensysteme…)<br />

• Schaffen Sie individuelle<br />

Bewertungsmaßstäbe für alle<br />

Schüler. Somit können Sie das<br />

leistungsbezogene Selbstkonzept<br />

fördern, weil sich die Kinder<br />

besser einschätzen können.<br />

• Verwenden Sie Verbalbeurteilungen,<br />

denn dadurch wird ein<br />

individuelleres Werten möglich.<br />

• Bei Schülern des motivationalen<br />

Problemtyps ist vor allem<br />

notwendig, sie zu einer realistischen<br />

Selbsteinschätzung zu<br />

führen. Lassen Sie zunächst<br />

die Schüler schätzen, inwieweit<br />

sie die Aufgaben lösen können<br />

und am Ende zusammen kritisch<br />

überlegen, warum es<br />

geklappt hat oder nicht. Wenn<br />

die Schüler das Prinzip verstanden<br />

haben, ist es auch möglich,<br />

dies in schriftlicher Form und in<br />

Zusammenarbeit mit den Mitschülern<br />

zu tun.<br />

Ziel dieser Übungen ist es, dem<br />

Schüler seine Stärken bewusst<br />

zu machen und ihm beizubringen,<br />

mit den Schwächen konstruktiv<br />

umzugehen. In ganz<br />

schweren Fällen sollte jedoch ein<br />

Schulpsychologe hinzugezogen<br />

und ein Reattributionstraining<br />

durchgeführt werden.<br />

So können Sie Ihren<br />

Unterricht motivierend<br />

gestalten:<br />

• Interessenfördernder Unterricht<br />

• Offene Unterrichtsmethoden:<br />

Stationentraining, Werkstattarbeit,<br />

Projektarbeit, Freie<br />

Arbeit, Wochenplanarbeit<br />

• Entscheidungsmöglichkeiten<br />

für die Schüler, Wahlmöglichkeit<br />

bzgl. Inhalt, Methoden,<br />

Schwierigkeitsgrad, Sozialform/Partner,<br />

Zeitdauer,<br />

Arbeitsort<br />

• Kooperatives Lernen:<br />

Gruppenarbeit, Partnerarbeit<br />

• Handlungsorientierter Unterricht<br />

• viel Eigenverantwortung<br />

ermöglichen<br />

• Ziel: Aufbau von Handlungsschemata<br />

und -kompetenzen<br />

• Situationsorientiertes Lernen:<br />

lebensnahe Aufgabenstellung,<br />

Alltagsprobleme, Außerschulische<br />

Lernorte, Planspiele<br />

• Selbstgesteuertes Lernen:<br />

Planung, Durchführung und<br />

Reflexion von Lernaktivitäten<br />

Selbstbewertungscheck für Ihre Klasse<br />

Worauf achten Sie in<br />

Ihrer Klasse?<br />

a) Die Schüler sollen<br />

etwas lernen.<br />

b) Die Schüler sollen<br />

etwas leisten.<br />

Welche Bedeutung haben<br />

Fehler bei Ihnen?<br />

a) Teil des Lernprozesses<br />

b) Zeichen für Unfähigkeit<br />

Wo liegt die Aufmerksamkeit<br />

der Schüler?<br />

a) Beim Lernen und<br />

Verstehen<br />

b) Bei der eigenen Leistung<br />

im sozialen Vergleich<br />

Wie ist Erfolg definiert?<br />

a) Fortschritt und<br />

Verbesserung<br />

b) Gute Leistung, gute Noten<br />

Warum strengen sich<br />

Ihre Schüler an?<br />

a) Sie wollen etwas Neues<br />

lernen<br />

b) Sie streben gute Noten an<br />

Wonach beurteilen Sie<br />

Ihre Schüler?<br />

a) Fortschritt<br />

b) Klassennorm<br />

Wann sind Ihre Schüler<br />

zufrieden?<br />

a) Wenn sie etwas<br />

geschafft haben<br />

b) Wenn sie besser<br />

sind als andere<br />

Worauf attribuieren Ihre<br />

Schüler Lernerfolg?<br />

a) Anstrengung<br />

b) Begabung<br />

Auswertung<br />

Wenn Sie hauptsächlich a) angekreuzt haben, schaffen Sie es, durch<br />

Ihren Unterricht die Schüler intrinsisch zu motivieren, denn in diesen Antworten<br />

stecken Lernziele, die den Schülern Spaß am Lernen vermitteln sollen.<br />

Haben Sie überwiegend b) angekreuzt, sind Sie und Ihre Klasse eher auf<br />

Leistungsziele ausgerichtet, was überwiegend auf extrinsische Motivation<br />

hindeutet. Für Sie kann dieser <strong>Praxishelfer</strong> wichtige Anregungen geben,<br />

wie Sie einen nachhaltigeren Unterricht gestalten können.<br />

Manchmal eignet man sich im Laufe der Jahre bestimmte Floskeln und<br />

Handlungsschemata an, die der Motivation der Schüler nicht immer förderlich<br />

sind. Auf der nächsten Seite finden Sie einige der am häufigsten vorkommenden<br />

Verhaltensweisen und Ihre motivierenden Entsprechungen.


Lernen und Unterricht<br />

III 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

12 13<br />

Lernen und Unterricht<br />

Heft I / 2009<br />

Don’t Do<br />

Literaturtipps:<br />

„Strengt euch mehr an, damit<br />

diese Probearbeit nicht wieder so<br />

ein Reinfall wird, wie letztes Mal!“<br />

„Diese Aufgabe ist viel zu<br />

schwer für dich!“<br />

„Ihr habt noch drei Minuten Zeit!“<br />

„Die anderen waren diesmal viel besser<br />

als du! Wahrscheinlich hatten sie mehr<br />

gelernt.“<br />

Intrinsisch motivierte Kinder sollten<br />

nicht zu sehr gelobt werden, für sie<br />

reicht der Lernerfolg an sich.<br />

Misserfolgsmotivierte Kinder am<br />

Klassenfortschritt zu messen, ist<br />

demotivierend.<br />

Vermitteln Sie Schülern nicht, dass<br />

Begabung stabil und unveränderlich ist.<br />

Verwenden Sie nicht beständig extrinsische<br />

Anreize im Unterricht.<br />

„Das war ein Ausrutscher, beim nächsten<br />

Mal wird es sicher besser!“<br />

„Du kannst es ja mal versuchen, aber<br />

ich finde die Aufgabe enorm schwierig!“<br />

„Die Hälfte der Zeit ist vorbei!“,<br />

oder „Du solltest jetzt ungefähr bei<br />

Aufgabe… sein.“<br />

„Du hast dich um einiges verbessert,<br />

wenn du das mit deiner letzten Arbeit<br />

mal vergleichst!“<br />

Misserfolgsmotivierte Kinder für<br />

kleine Erfolge öfter loben und positiv<br />

verstärken.<br />

Legen Sie besonders bei misserfolgsmotivierten<br />

individuelle Bewertungsmaßstäbe<br />

an, evtl. auch bei Aussetzen<br />

der Benotung.<br />

Bei geringem Selbstkonzept sind<br />

realistische Fähigkeitsattributionen<br />

zu fördern.<br />

Bei lernunwilligen Schülern extrinsische<br />

Verstärker anbieten (Noten, besondere<br />

Aufgaben, Belohnung, Tokens…) und<br />

auf Löschung durch intrinsische Übernahme<br />

der Zielvorstellungen bauen.<br />

Alternative Methoden der<br />

Leistungsmessung:<br />

T. Bohl, Prüfen und Bewerten<br />

im offenen Unterricht, Beltz<br />

Verlag, Weinheim/Basel, 2004<br />

A. Bostelmann, (Hrsg.), Das<br />

Portfolio-Konzept in der Grundschule.<br />

Individualisiertes Lernen<br />

organisieren, Verlag an der<br />

Ruhr, 2006<br />

T. Wiedenhorn, Das Portfolio-<br />

Konzept in der Sekundarstufe,<br />

Verlag an der Ruhr, Mühlheim an<br />

der Ruhr, 2006<br />

F. Winter, A. von der Groeben &<br />

K.-D. Lenzen (Hrsg.), Leistung<br />

sehen, fördern, werten. Neue<br />

Wege für die Schule, Verlag Julius<br />

Klinkhardt, Bad Heilbrunn, 2002<br />

Motivation :<br />

A. Hartinger, M. Fölling-Albers,<br />

Schüler motivieren und interessieren,<br />

Verlag Julius Klinkhardt,<br />

Bad Heilbrunn, 2002<br />

F. Rheinberg, Motivation (Vol. 6),<br />

Kohlhammer, Stuttgart, 250-284,<br />

2002.<br />

D. Smolka, Schülermotivation.<br />

Konzepte und Anregungen für<br />

die Praxis, in: ders. (Hrsg.),<br />

Luchterhand, Neuwied/München,<br />

2004<br />

WISSEN, DAS IM KOPF BLEIBT<br />

Wie Lehrer Schülern durch gehirngerechtes Lernen helfen können<br />

von Marliese Siering<br />

Mit seinen etwa 1300 Gramm<br />

enthält ein Menschenhirn<br />

100 Milliarden Neuronen und<br />

jede dieser Nervenzellen hat<br />

bis zu 10 000 synaptische<br />

Kontaktmöglichkeiten. Das<br />

Verschaltungspotenzial ist<br />

damit grenzenlos. Außerdem<br />

ist inzwischen bekannt, dass<br />

der Körper zusätzlich gebildete<br />

Gehirnzellen einbauen<br />

kann, um Neues besser und<br />

schneller aufzunehmen. Je<br />

mehr Anschlussmöglichkeiten<br />

neues Wissen an vorhandene<br />

Gehirnzellen im<br />

Netz neuronaler Querverbindungen<br />

hat, desto leichter<br />

und besser wird es ins<br />

Langzeitgedächtnis eingebunden.<br />

Das sind doch<br />

ermutigende Erkenntnisse<br />

für alle, die mit sinkendem<br />

Wissensniveau der Schüler<br />

zu tun haben, aber mit großem<br />

Einsatz und hehren<br />

Idealen diesem Trend Paroli<br />

bieten wollen. Um nicht lang<br />

zu lamentieren, was alles in<br />

unserem Schulsystem zu<br />

verändern oder zu revolutionieren<br />

wäre, möchte ich<br />

das gehirngerechte Lernen<br />

erläutern, das sofort Alltag<br />

und Arbeit der Lehrerinnen<br />

und Lehrer zu erleichtern<br />

sowie den Schülern mehr<br />

Erfolg und größeren Leistungswillen<br />

einzubringen<br />

vermag.


Lernen und Unterricht<br />

I 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

14 15<br />

Lernen und Unterricht<br />

I 3<br />

Grundsätze<br />

Das Großhirn kann nur<br />

effektiv arbeiten, wenn<br />

das Kleinhirn und das<br />

limbische System positiv<br />

die Rahmenbedingungen<br />

„gecheckt“ haben.<br />

Erste Grundregel:<br />

Trinken, möglichst Wasser. Das<br />

Gehirn selbst ist sehr „wasserhaltig“<br />

- alle Gehirnströme, die<br />

elektrischen Impulse, werden<br />

in Wasser weitergeleitet.<br />

Zweite Grundregel:<br />

Beide Gehirnhälften anschalten.<br />

Ausgleichende Bewegung<br />

für den ganzen Körper fördert<br />

die Flexibilität der Gedanken<br />

und holt die Schüler aus starren<br />

Haltungen.<br />

Dritte Grundregel:<br />

Gute Erfolgsaussichten, Freude,<br />

Lust am Neuen beeinflussen<br />

die kognitiven Leistungen<br />

positiv. Im limbischen System<br />

des Gehirns, dem emotionalen<br />

Bereich, werden die jeweiligen<br />

Gefühle mit dem neuen Reiz in<br />

Verbindung gebracht – sie<br />

werden mit dem Lernwissen<br />

gespeichert.<br />

Vierte Grundregel:<br />

Lernen mit allen Sinnen. Gehirngerechtes<br />

Lernen bedeutet<br />

individuelle Förderung, die auf<br />

den jeweiligen Lerntyp Rücksicht<br />

nimmt. „Sinn“volles Lernen<br />

erleichtert die Informationsaufnahme,<br />

„un“sinniges<br />

Lernen blockiert. Die Sinnesorgane<br />

sind das Eingangsportal<br />

zum Hirn.<br />

Ganz grundsätzlich:<br />

Dem Gehirn ist es egal, welches<br />

Sinnesorgan zum Arbeiten<br />

bevorzugt wird. Die Schule<br />

„bedient“ aber oft nur Augen<br />

und Ohren.<br />

Visueller Typ<br />

So verhalten sich die Schüler<br />

Allgemein:<br />

• wollen gesehen werden, benötigen<br />

Blickkontakt<br />

• optischer Eindruck ist wichtig:<br />

z. B. Gestaltung der Heftseite,<br />

des Arbeitsblattes mit<br />

Verzierungen<br />

• brauchen sichtbare „Geschenke“:<br />

Lob im Heft, Bild,<br />

Freundschaftsband<br />

• Routineaufgaben langweilen<br />

Im Deutschunterricht:<br />

• lesen gern und gut<br />

• lernen neue Buchstaben<br />

oder Wörter fast fotografisch,<br />

ganzheitlich leicht<br />

• visuelle Details, z. B. am<br />

Computer oder in Katalogen,<br />

werden gut erfasst<br />

• fangen sofort zu lesen oder<br />

zu schreiben an, wenn sie<br />

ein Arbeitsblatt erhalten<br />

• arbeiten schriftlich übersichtlich,<br />

rasch, eigenständig<br />

• Aufsatz: schreiben viel, häufig<br />

langatmig<br />

Förderung<br />

Allgemein:<br />

• am Arbeitsplatz Ordnung<br />

halten lassen<br />

• kräftige oder zu viele Farben<br />

können von der Arbeit ablenken<br />

• Filme oder Bilder sind zur<br />

ersten Informationsentnahme,<br />

zur Motivation geeignet<br />

• Notizen erhöhen die Konzentration,<br />

dadurch besseres<br />

Begreifen des Zusammenhangs<br />

Im Deutschunterricht:<br />

• Erweiterung der Blickspanne,<br />

unterschiedliche Schrifttypen<br />

lesen, quer lesen<br />

• betontes Lesen, verschiedene<br />

Rollen, kreatives Aufsatztraining<br />

• Gefühle können durch<br />

Schreiben zum Ausdruck<br />

gebracht werden (Tagebuch,<br />

Brief)<br />

• Kartenspiele, Scrabble, Memory<br />

Auditiver Typ<br />

So verhalten sich die Schüler<br />

Allgemein:<br />

• beim Sprechen Humor, Witz<br />

und Akzent, empfänglich für<br />

Geräusche, Musik<br />

• bewegen oft beim Lesen die<br />

Lippen, lesen halblaut mit<br />

• erzählen gern dieselbe Geschichte<br />

• mischen sich häufig bei Unterhaltungen<br />

ein, unterbrechen<br />

andere leicht<br />

• wollen bei Meldung sofort<br />

drankommen oder rufen die<br />

Antwort rein<br />

• spielen Reporter, führen<br />

gern Interviews<br />

• sind auf hörbares Lob angewiesen<br />

Förderung<br />

Allgemein:<br />

• Aufmerksamkeit auf leise<br />

Geräusche lenken, z. B.<br />

Herzschlag, Wind, Blätterrauschen<br />

• bei Entscheidungen nach<br />

der Meinung des Kindes fragen<br />

• aktiv zuhören, bei wenig Zeit<br />

das Gespräch verschieben<br />

• auf Feinheiten und Tonfall<br />

im Gespräch achten<br />

• über alle interessanten Dinge<br />

reden, bei Diskussionen<br />

Redezeit vorgeben<br />

• Lernwissen erzählen lassen<br />

Im Unterricht:<br />

• Ruhe beim Lernen, Lärm<br />

lenkt ab<br />

• lautes Vorlesen und Besprechen<br />

hilft beim Lernen und<br />

Beurteilen<br />

• Erlebnisse/Ergebnisse erzählen<br />

lassen, evtl. aufnehmen<br />

• Kontrollfrage: „Worüber haben<br />

wir heute gesprochen?“<br />

Weitere Sinne<br />

Sehen und Hören decken<br />

längst nicht alle Sinneseindrücke<br />

ab. Die Hirnforschung<br />

drängt auf größere Vielfalt der<br />

Angebote. So rückt der kinästhetische<br />

Lerntyp in das Blickfeld,<br />

der gleichberechtigt zum<br />

visuellen und auditiven ist.<br />

Nicht nur Motorik und das<br />

Haptische, auch Geruch und<br />

Geschmack gehören dazu, die<br />

sensorischen Eindrücke, die<br />

für unsere Grundstimmung<br />

entscheidend sind. Vor allem<br />

die Nase, die selbst feinste,<br />

unbewusst wahrgenommene<br />

Düfte registriert, löst Antworten<br />

des Körpers aus. Ebenso<br />

rufen Gefühle und Körperkontakt<br />

Reaktionen hervor: Die<br />

Hautspannung gehört mit zur<br />

Bewegung des Körpers, also<br />

zur Kinästhetik. Dieser dritte<br />

Lerntyp ist wichtig, er wurde<br />

bisher von der Schule ignoriert<br />

oder nur schlecht bewertet.<br />

Kinästhetischer Typ<br />

So verhalten sich die Schüler<br />

Allgemein:<br />

• agil und beweglich, handwerklich<br />

oft geschickt, kreativ<br />

• möchten eigene Sachen<br />

aufstellen, aufhängen; brauchen<br />

Platz für Trophäen und<br />

Urkunden<br />

• können starke Natur- und<br />

Tierliebhaber sein<br />

• versetzen sich teilweise<br />

leicht in andere, suchen<br />

Anschluss<br />

• haben sie zu wenig Körperkontakt<br />

und Grenzen erfahren,<br />

können sie stürmisch/aggressiv<br />

sein, auch<br />

ohne dies zu beabsichtigen<br />

• benötigen klare und viele<br />

Routineaufgaben, um Lerninhalte<br />

festigen zu können<br />

Im Unterricht:<br />

• brauchen zum Schreiben<br />

(auch für Spiele) viel Platz<br />

• befolgen Regeln häufig nur,<br />

wenn sie bei deren Aufstellung<br />

mitgewirkt haben<br />

• Bewegung stärkt Aufmerksamkeit:<br />

z. B. beim Lesen<br />

mit dem Finger mitfahren,<br />

lesen im Schaukelstuhl oder<br />

auf dem Sitzball<br />

• Kaugummi kann die Konzentration<br />

fördern (Erlaubnis<br />

bei Proben?)<br />

• Lob durch Berührung zeigen,<br />

z. B. Schulterklopfen,<br />

mit Handschlag gratulieren<br />

Förderung<br />

Allgemein:<br />

• Sport, Spiel in den Tagesablauf<br />

einbauen<br />

• körperliche Geschicklichkeit<br />

anerkennen, gemeinsame<br />

Aktivitäten stärken<br />

• bei Verletzung von Gefühlen<br />

Möglichkeit zum Zurückziehen<br />

geben<br />

• Wutanfälle nicht ignorieren:<br />

Gefühle, Botschaften der<br />

anderen klarmachen<br />

• bei Besprechung von Problemen<br />

nebeneinander,<br />

nicht gegenüber sitzen<br />

• Gefühle werden klarer,<br />

wenn Geschichten nachgespielt<br />

werden<br />

• Musik und Tanz beeinflussen<br />

die Stimmung stark<br />

Im Unterricht:<br />

• Der Arbeitsplatz ist wichtig:<br />

bequeme Möbel, gute Beleuchtung<br />

• Wörterlernen mit Karteikasten<br />

• Wiederholen des Lernstoffs<br />

z. B. mit Ball oder rhythmischen<br />

Schritten<br />

• bei Aufsätzen mit der anderen<br />

Hand einen Handschmeichler<br />

kneten lassen<br />

Entspannung<br />

Die Erkenntnisse der Hirnforschung<br />

geben auch Anregungen<br />

für den sensorischen Ablauf<br />

des Lernens. Das Gehirn<br />

bedarf einer Dreiteilung des<br />

Lernangebotes: Kennenlernen<br />

des Neuen, Abspeichern und<br />

Erholung: alle drei gleich lang,<br />

gleich wichtig und in verschiedenen<br />

Sinneskanälen vermitteln!<br />

Welche Sinnesorgane in<br />

Reihe geschaltet werden, das<br />

ist je nach Lerntyp verschieden,<br />

wobei das Gehirn keine<br />

Rangordnung kennt. So muss<br />

der Unterricht gute Anregungen,<br />

viele Übungsmöglichkeiten<br />

und sinnvolle Pausen<br />

anbieten. Die neuronale „Speicherarbeit“<br />

ist für den jeweiligen<br />

Gehirnabschnitt anstrengend<br />

– daher ist der Wechsel<br />

in einen anderen Sinneskanal<br />

notwendig, um dem beanspruchten<br />

Netzwerk eine<br />

Pause zu ermöglichen: So<br />

sollten im Unterricht auch die<br />

Entspannungstypen Berücksichtigung<br />

finden; Druck zu machen,<br />

Leistung einzufordern,<br />

schulisch diese Phase abzuwerten,<br />

wäre kontraproduktiv.


Lernen und Unterricht<br />

I 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

16 17<br />

Lernen und Unterricht<br />

Heft VI / 2009<br />

Individuelle Gestaltung des<br />

Übens, Differenzierung und<br />

Förderung in kleinen, homogenen<br />

Gruppen ist dagegen förderlich.<br />

Visuell<br />

So verhalten sich die Schüler<br />

• können Augenkontakt<br />

schlecht halten<br />

• Bilder, Filme beeindrucken<br />

meist emotional stark, können<br />

sich an Kleidung, Ausstattung,<br />

Gesten gut erinnern<br />

• Texte mit kleiner Schrift,<br />

Seiten mit viel Text oder<br />

dicke Bücher überfordern<br />

und werden nur ungern<br />

angenommen<br />

• lesen und schreiben in einer<br />

unüblichen, für sie bequemen<br />

Position oder mit<br />

Bewegung (z. B. auf einem<br />

Sitzball)<br />

• können sie gut lesen oder<br />

haben sie etwas Spannendes,<br />

wollen sie nicht mehr<br />

aufhören<br />

Hilfen im Unterricht<br />

• Tabellen einfach und klar<br />

gestalten, Gestaltung der<br />

Hefteinträge vorgeben<br />

• Computer erleichtert das<br />

Schreiben (eigenes Schreiben<br />

strengt sie an)<br />

• Aufsätze zunächst aufnehmen,<br />

verbessern und dann<br />

erst schreiben lassen<br />

• häufiges Schreiben eines<br />

Wortes erhöht meist nicht<br />

die orthografische Sicherheit<br />

(machen immer wieder<br />

andere Fehler), Arbeit mit<br />

Duden und Rechtschreibstrategien<br />

individuell unterstützen<br />

• fördern Sie visuelle Hobbys:<br />

Malen, Fotografieren, Handarbeiten<br />

oder Töpfern<br />

Auditiv<br />

So verhalten sich die Schüler<br />

• melden sich selten, nur<br />

wenn sie die Antwort perfekt<br />

sagen können<br />

• bei Vorträgen und Frontalunterricht<br />

oder wenn man<br />

zu schnell spricht, schalten<br />

sie ab<br />

• in kleinen Gruppen, in einem<br />

geschützten Rahmen<br />

reden sie ausdrucksstark<br />

• positives Feedback verstärkt<br />

sehr<br />

• Entspannungsmusik ist sehr<br />

wirkungsvoll<br />

Hilfen im Unterricht<br />

• nach einer Frage – auch bei<br />

einfachen Fragen – genügend<br />

Zeit zum Nachdenken<br />

lassen<br />

• nicht zum Reden drängen,<br />

kommen früher oder später<br />

selbst mit Fragen<br />

• sprechen Sie bei Problemen<br />

mit dem Kind, während<br />

Sie nebeneinander sitzen,<br />

gehen, basteln, etwas gemeinsam<br />

machen<br />

• negative Ausdrücke und Untertöne<br />

vermeiden<br />

• konkrete Beispiele besprechen,<br />

um abstrakte Themen<br />

zu veranschaulichen<br />

• Musik machen lassen<br />

Kinästhetisch<br />

So verhalten sich die Schüler<br />

• wollen in der Pause ungern<br />

raus, Gefühle werden nur in<br />

„sicherer“ Umgebung gezeigt<br />

• benötigen Zeit für Bewegung,<br />

Gelächter, Tränen<br />

• bei sportlichem Training und<br />

Erlernen von handwerklichen<br />

Fertigkeiten üben sie<br />

häufig für sich allein und mit<br />

eigenem Tempo (lehnen<br />

Wettbewerbe ab!)<br />

Hilfen im Unterricht<br />

• größere Aufgaben in Einzelschritte<br />

unterteilen (mit Kontrolle<br />

und Lob)<br />

• bei Problemen streicheln,<br />

brauchen etwas zum Kuscheln<br />

• bei Gesprächen neben das<br />

Kind setzen<br />

• zum Spielen mit anderen,<br />

auch zum Theater ermuntern<br />

(so kann der Umgang<br />

mit Stimmungen und Gefühlen<br />

erlernt werden)<br />

Literatur<br />

<br />

Fazit<br />

Schüler brauchen von uns<br />

Lehrern weniger Sorge um<br />

Stofffülle als Aufmerksamkeit<br />

für Bedürfnisse an die Lernumgebung.<br />

Hier kann im<br />

Schulalltag sofort ein besseres,<br />

vielfältigeres Angebot an<br />

Übungsmöglichkeiten für die<br />

Lerntypen - wahrscheinlich bei<br />

allen curricularen Themen -<br />

geschaffen werden. Jeder Kollege<br />

hat gute Materialien, um<br />

jedem Schüler Motivation,<br />

Erfolg und bessere Informationsverarbeitung<br />

zu ermöglichen.<br />

Austausch und kooperative<br />

Arbeit im Team der Schule<br />

erhöhen die Zufriedenheit aller<br />

Beteiligten und sorgen für eine<br />

produktive Erweiterung der<br />

schulischen Lernwelt.<br />

Vera F. Birkenbihl, Trotz Schule<br />

lernen, Redline GmbH, Frechen-<br />

Königsdorf, 1995, 171 Seiten,<br />

ISBN 978-3636070623, 7,90 €<br />

Wolfgang Seidel, Emotionale<br />

Kompetenz. Gehirnforschung<br />

und Lebenskunst, Spektrum Akademischer<br />

Verlag, Heidelberg<br />

u.a., 2004, 400 Seiten, ISBN 978-<br />

3827415417, 31,50 €<br />

Manfred Spitzer, Lernen. Gehirnforschung<br />

und die Schule des<br />

Lebens, Spektrum Akademischer<br />

Verlag, Heidelberg u.a., 2002, 512<br />

Seiten, ISBN 978-3827417237,<br />

20,00 €<br />

Enja Riegel, Schule kann gelingen!<br />

Wie unsere Kinder wirklich<br />

fürs Leben lernen, S.Fischer Verlag,<br />

Frankfurt am Main, 2004, 255<br />

Seiten, ISBN 978-3596161683,<br />

8,95 €<br />

Monika Murphy-Witt, Petra Stamer-Brandt,<br />

Was Kinder für die<br />

Zukunft brauchen, Gräfe & Unzer<br />

Verlag, München, 2004, 160<br />

Seiten, ISBN 978-3774261679,<br />

15,95 €<br />

LERNEN MÜSSEN LERNER SELBST<br />

Zu einer Entwicklungsaufgabe im Unterricht<br />

von Manfred Bönsch<br />

Die Verbesserung schulischen Lernens tung haben. Er hat aber das Problem, dass<br />

hängt wesentlich davon ab, wie weit es er für das Lernen schädlich sein kann, weil<br />

gelingt, Schüler in die Lage zu versetzen, ihr er mit der Fülle des angebotenen Stoffes<br />

Lernen eigenständig in die Hand zu nehmen. selbstgesteuertes Lernen unterdrückt. Von<br />

Unterricht kann immer lediglich Angebote daher ist das didaktisch-methodische Denken<br />

unter dem Aspekt selbstgesteuerten Ler-<br />

inhaltlicher und methodisch-medialer Art<br />

machen. Der nach wie vor dominante lehrergeführte<br />

Stil mag unter Gesichtspunkten der jenes Fach, sondern zielt insgesamt auf<br />

nens nicht nur eine Frage für dieses oder<br />

Inhalts- und Stofforientierung seine Bedeu-<br />

alternative Unterrichtsstrukturen.


Lernen und Unterricht<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

18 19<br />

Lernen und Unterricht<br />

VI 3<br />

Alternative Arrangements<br />

An sich liegen alternative Lernarrangements, die der Entwicklung<br />

von Selbstkompetenz dienen, gut ausgearbeitet vor<br />

(Bönsch, 2006). Im Überblick kann an sie folgendermaßen erinnert<br />

werden:<br />

richt dienen, zwei werden mit Hilfe eines Plans für selbstständiges<br />

Lernen genommen. Bei den Kurzfächern könnte durch<br />

Kooperation Zeit gewonnen werden: Lehrer werfen Stunden<br />

zusammen und nehmen einen Teil für gemeinsam organisierte<br />

Wochenplanarbeit. Inzwischen differenziert sich dieser Ansatz<br />

aus wie die Übersicht zeigt:<br />

Schüler an der Minimierung von Lernschwierigkeiten/ Lerndefiziten<br />

arbeiten?). Die herausforderndste Variante zielt auf eine<br />

größerrahmige Planung mit den Schülern in Richtung eines<br />

gemeinsam aufgestellten Arbeitsplans für die wöchentlich zur<br />

Verfügung stehende Unterrichtszeit. Bei der Verfolgung dieser<br />

Variante verändert sich das didaktische Denken massiv:<br />

Varianten der Selbststeuerung: digitale oder ...<br />

Selbst organisieren, steuern, verantworten<br />

Wenn alles immer organisiert und vorgegeben ist, lernt ein Individuum<br />

nicht, selbst aktiv zu werden und sich zu organisieren.<br />

Erziehung zur Mündigkeit aber hat wesentlich zum Inhalt, dass<br />

jemand für sich selbst verantwortlich ist und die ihn betreffenden<br />

Dinge, z. B. das Lernen, selbst in die Hand nimmt. Ein<br />

erster Fixpunkt lässt sich mit der Entwicklung von Selbstkompetenz<br />

markieren. Viele Menschen – übrigens auch Erwachsene<br />

– leiden eher unter dem Messie-Syndrom (Chaos-Befindlichkeiten),<br />

als dass sie die Fähigkeit besäßen, mit sich ordnend<br />

umzugehen (den Tag organisieren, sich realistische Ziele setzen,<br />

ein Zeitmanagement haben, Aufgaben richtig einschätzen,<br />

Hilfsmittel-Systeme nutzen). Selbststeuerung verlangt Selbstdisziplin,<br />

einen reflektierten Umgang, Planungs- und Kooperationsfähigkeit.<br />

Bei allen möglichen Hilfen, die sich denken lassen,<br />

ist zum Schluss jeder für sich selbst verantwortlich: Was ist<br />

sinnvoll? Wie weit bin ich? Wie komme ich zu einer immer<br />

wieder auszubalancierenden Übereinstimmung von Bedürfnissen<br />

und Pflichten? Die Lageorientierung ist eines (In Mathematik<br />

bin ich eben schwach!), besser ist die Handlungsorientierung<br />

(In Mathematik bin ich schwach, aber dagegen müsste ich doch<br />

etwas tun können!).<br />

Konzepte selbstverantworteten/selbstbestimmten Lernens<br />

Modell<br />

Wochen-<br />

Planarbeit<br />

Freie Arbeit<br />

Wahldifferenzierter<br />

Unterricht<br />

Stationen-<br />

Lernen<br />

Lernwerkstätten<br />

/<br />

Selbstbil-<br />

dungs-<br />

Zentren<br />

Lerngelegenheiten<br />

Der Wochenplan (vorher<br />

Tagesplan) gibt Aufgaben<br />

in einem Fach<br />

oder mehreren Fächern<br />

vor: Pflichtaufgaben,<br />

Wahlaufgaben; Selbstoder<br />

Fremdkontrolle<br />

sind gesichert.<br />

Raum für inhaltlich<br />

selbstbestimmtes Lernen:<br />

Übungen, Materialangebote,<br />

Lernspiele,<br />

kleine Projekte.<br />

Nach Einführung in ein<br />

Thema erhält der Schüler<br />

Arbeitsangebote, die<br />

er allein oder in Gruppen<br />

bearbeitet;<br />

anschließend wird<br />

berichtet.<br />

Mehrere Lernstationen<br />

(Aufgaben, Materialien,<br />

Geräte) bieten Lernaufträge<br />

an.<br />

Eine Lernwerkstatt bietet<br />

mannigfache Lerngelegenheiten<br />

an<br />

(Druckerzeugnisse,<br />

Computer, Medien,<br />

Geräte, Lernspiele); sie<br />

steht ständig als Lernkabinett<br />

/ Selbstbdungszentrum<br />

offen.<br />

Grad der Selbstverantwortung<br />

Schüler können Reihenfolge,<br />

Zeitumfang, Bearbeitungsmodi<br />

und Kooperationsmodi selbst<br />

bestimmen.<br />

Schüler können in einem gegebenen<br />

Zeitrahmen auch Anliegen,<br />

Inhalte, Anspruch selbst<br />

bestimmen.<br />

Schüler können informiert Teilthemen<br />

wählen und behandeln;<br />

sie sollen ihre Ergebnisse vorstellen<br />

und verantworten.<br />

Schüler können die Stationen in<br />

freier oder gebundener Reihenfolge<br />

nach ihrer Arbeitsweise<br />

und eigenem Arbeitstempo verfolgen.<br />

Schüler können in dafür<br />

bestimmten Zeiten völlig frei<br />

wählen, sich einer Thematik,<br />

die vorbereitet ist, zuwenden<br />

(Büfettmodell), sie können Lernwege<br />

wählen (z.B. Computerprogramm).<br />

Bekannt und häufig praktiziert ist die Arbeitsblattmethodik, bei<br />

der nach einer Phase der gemeinsamen Arbeit (20-25 Minuten)<br />

Arbeitsblätter zur Bearbeitung verteilt werden. Sie ist immerhin<br />

ein kleinrahmiger Ansatz zur Förderung selbstständigen Lernens.<br />

Varianten der Wochenplanarbeit<br />

Einfache Variante<br />

(aufgabenorientiert)<br />

• ein Fach<br />

• 2 Stunden pro Woche<br />

• Pflicht-/ Wahlaufgaben<br />

• Kontrollmöglichkeiten<br />

• offene – geschlossene<br />

Aufgaben<br />

• Materialhilfen<br />

Differenzierte Variante<br />

(auf Schüler abgestimmt;<br />

diagnostische<br />

Differenzierung)<br />

• Absprachen über<br />

mehrere Fächer<br />

• Zeitliche Ausweitung:<br />

4 – 6 Stunden pro<br />

Woche<br />

• individuelle bzw.<br />

kleingruppenspezifische<br />

Pläne<br />

• Spezielle Ansprachen<br />

Gemeinsam<br />

aufgestellte Pläne<br />

• Für die kommende<br />

Woche stellen wir folgenden<br />

Plan auf:<br />

• 4 Stunden stehen zur<br />

Verfügung<br />

• Ich (der Lehrer) habe<br />

folgende Aufgabe für<br />

dich!<br />

• Was hältst du für<br />

wichtig?<br />

• Wir machen folgendes<br />

Programm:<br />

1. Unterrichtszeit muss Planungszeit enthalten.<br />

2. Die Transparenz der Anforderungen sollte gegeben sein.<br />

3. Lernen bekommt eine Perspektive! Wenigstens für den Zeitrahmen<br />

einer Woche wird klar, was gelernt werden soll.<br />

4. Lerndiagnostik und verlässliche Lernerfolgskontrollen sichern<br />

Lernfortschritt.<br />

5. Variable Lerngelegenheiten und -angebote geben genügend<br />

Hilfen für gezieltes Lernen.<br />

6. Das Vertrauen in die Selbstverantwortung von Lernern ist die<br />

entscheidende Grundlage. Somit ist das didaktische Konzept<br />

ein eminent pädagogisches!<br />

Weiterentwicklung Wahldifferenzierung<br />

Das Konzept des wahldifferenzierten Unterrichts geht in den<br />

Anforderungen an selbstgesteuertes Lernen weiter, gibt aber<br />

zugleich einen verlässlichen Rahmen. Es bezieht sich auf eine<br />

Unterrichtseinheit, ist also in der Verfügung eines Lehrers und<br />

hat folgende Verlaufstruktur:<br />

1. Informations- und Strukturierungsphase<br />

2. Differenzierungsphase<br />

3. Vermittlungs- und Reflexionsphase<br />

Ganz wichtig ist die Informations- und Strukturierungsphase, in<br />

der in eine Thematik eingeführt wird (Grundinformationen) und<br />

mögliche Teilthemen entwickelt werden. Entscheidend ist dann,<br />

dass die Schüler begründet Themenschwerpunkte zur selbstständigen<br />

und kooperativen Bearbeitung wählen können. Eine<br />

Stöber-/Such-/Wahlphase (Quellen suchen, Materialien prüfen<br />

und auswählen, Bearbeitungschancen prüfen) initiiert das<br />

selbstgesteuerte Lernen. Nach der Wahl eines Themenschwerpunktes<br />

konstituieren sich die Gruppen und entwickeln ihren<br />

Arbeitsplan, der in der Bearbeitungsphase verfolgt wird. Die<br />

Vermittlungs- und Reflexionsphase ist wichtig, weil die Arbeitsgruppen<br />

ihre Ergebnisse präsentieren und erläutern sollen.<br />

Beliebigkeit und Anspruchslosigkeit können so vermieden werden.<br />

Man ist Experte für ein Teilthema und orientiert sich durch<br />

die Berichte der anderen Gruppen, um z. B. für eine abschließende<br />

Leistungskontrolle gerüstet zu sein. Der Anspruch in diesem<br />

Konzept ist: Ich gebe und ich kann nehmen!<br />

Selbstkompetenz wächst in dem Maße, wie ein Lerner über das<br />

Repertoire an Lernstrategien, Lern- und Arbeitstechniken verfügt,<br />

das ihm Souveränität im Umgang mit Anforderungen verschafft.<br />

Man kann sagen, dass neben Fach- und Sozialkompetenz<br />

die Entwicklung von Selbstkompetenz eine sehr<br />

eigenständige Erziehungs- und Bildungsaufgabe ist, die Zeit<br />

braucht.<br />

Grundkonzept Wochenplanarbeit<br />

Das Grundkonzept zur konsequenteren Förderung selbstgesteuerten<br />

Lernens ist das der Wochenplanarbeit. Wenn für ein<br />

Fach vier Unterrichtsstunden wöchentlich zur Verfügung stehen,<br />

können zwei Stunden herkömmlichem lehrerorientierten Unter-<br />

... analoge Basis: Die Finger sind jedenfalls im Spiel.<br />

Es gibt einfache Varianten (linker Kasten), die vor allem aufgabenorientiert<br />

sind. Differenzierte Varianten zielen auf eine zeitliche<br />

Ausweitung und vor allem auf förderspezifische Pläne auf<br />

der Grundlage diagnostischer Differenzierung (wo muss ein<br />

Es geht über die Wochenplanarbeit hinaus, weil es nicht nur<br />

dem Üben und Wiederholen dient, sondern der Erarbeitung.<br />

Man sollte als Lerner also ziemlich genau überlegen und<br />

recherchieren, was wichtig ist in der Eigenerarbeitung wie in<br />

der Vermittlung an Andere. Der Rahmen bleibt überschaubar<br />

und vermeidet Überforderungen durch zu weitläufige und<br />

unübersichtliche Lernkonstruktionen.


Lernen und Unterricht<br />

VI 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

20 21<br />

Lernen und Unterricht<br />

Heft I / 2010<br />

Wenn über Kompetenzraster die Anforderungen an das Lernen<br />

bekannt sind und Lernwelten nützliche Lernangebote machen,<br />

kann selbstgesteuerte Lernen weiter konzipiert werden. So soll<br />

dann jeder Lernende sich einen Arbeitsplan/Logbuch einrichten<br />

und zielorientiert selbstständig lernen können:<br />

Konsequentes selbstgesteuertes Lernen<br />

Angebote<br />

Lernecken<br />

Lernbüfetts<br />

Lernstationen<br />

Fachräume<br />

Bibliothek<br />

Mediothek<br />

Selbstbildungszentrum<br />

Computer<br />

Personelle Hilfen:<br />

Beratung des Lehrers<br />

Mitschüler<br />

Der Lerner<br />

Plan<br />

Recherche<br />

Bearbeitung<br />

Lernerfolgskontrollen<br />

erneute Lernarbeiten<br />

Nächste Lernanforderungen<br />

Anforderungen<br />

Kompetenzraster<br />

Leistungskontrollen<br />

Logbücher (individuelle<br />

Curricula)<br />

Lernzielangaben<br />

(partiell)<br />

Ein Schüler ist nach diesem Gerüst in der Lage, sein Lernen in<br />

die Hand zu nehmen. Er ist in der Mitte der Übersicht platziert,<br />

bekommt von rechts Aufträge, hat links Angebote und kann seinen<br />

Arbeitsplan entwerfen. Die Lehrerrolle ändert sich vom Vermittler<br />

zum Arrangeur und Berater. Der Planungsaufwand ist<br />

zunächst größer. Wenn die Konstellation aber steht, ergeben<br />

sich Entlastungen („Kutscherrolle“ fällt weg!). Der Unterricht<br />

bekommt eine andere Struktur. Auch wenn man den Ansatz lehrergeführten<br />

Unterrichts aufrechterhalten will, sollte mehr Zeit<br />

für selbstgesteuertes Lernen eingeräumt werden: Eine Hälfte<br />

dient der Vermittlung, die andere ist Studien- und Selbstlernzeit.<br />

Fazit<br />

Mit der Entwicklung von Selbstkompetenz sollte vom ersten<br />

Schuljahr begonnen werden. Die Umsetzung könnte vom Grundkonzept<br />

der Wochenplanarbeit über Varianten des wahldifferenzierten<br />

Unterrichts bis zum freigebenden Konzept des konsequent<br />

selbstgesteuerten Lernens geschehen. Auch wenn der<br />

Weg lang erscheint, die Chance, Lernen erfolgreicher zu organisieren,<br />

ist groß. Wenn es zunächst einmal bei kleineren<br />

Schritten bleiben sollte, ist das nicht schlimm. Ausweitungen<br />

können in Ruhe folgen.<br />

KOMMUNIKATION MIT MAXIMALER WIRKUNG<br />

Wie das Gesagte nachhaltig beim Adressaten ankommt<br />

von Manfred Prior<br />

Wir beschreiben, was Lehrer in ihren Gesprächen mit Schülern, Eltern und Kollegen sowie im Unterricht an kommunikativen<br />

Kleinigkeiten berücksichtigen können, damit möglichst viel von dem ankommt und umgesetzt wird, was<br />

sie vermitteln wollen. Da Lehrer in der Regel nicht wie Psychotherapeuten oder Unternehmensberater intervenieren,<br />

sondern möglichst verständnisvoll und folgenreich kommunizieren wollen, haben wir Strategien beschrieben, die<br />

• mit minimalem Aufwand maximale Wirkung erzielen,<br />

• weitgehend unabhängig vom Inhalt in fast jedem Gespräch anwendbar,<br />

• in vielen Situationen nützlich und<br />

• von jedermann schnell und gewinnbringend lernbar sind.<br />

MiniMax-Strategien helfen, kommunikative Reibungsverluste zu verringern. Im Folgenden stellen wir drei Strategien vor.


• sind auf hörbares Lob angewiesen<br />

• spielen Reporter, führen<br />

gern Interviews<br />

drankommen oder rufen die<br />

Antwort rein<br />

• mischen sich häufig bei Unterhaltungen<br />

ein, unterbrechen<br />

andere leicht<br />

• wollen bei Meldung sofort<br />

Bewegung des Körpers, also<br />

zur Kinästhetik. Dieser dritte<br />

des Körpers aus. Ebenso<br />

rufen Gefühle und Körperkontakt<br />

Reaktionen hervor: Die<br />

Hautspannung gehört mit zur<br />

unbewusst wahrgenommene<br />

Düfte registriert, löst Antworten<br />

entscheidend sind. Vor allem<br />

die Nase, die selbst feinste,<br />

Möglichkeit zum Zurückziehen<br />

geben<br />

Aktivitäten stärken<br />

• bei Verletzung von Gefühlen<br />

• körperliche Geschicklichkeit<br />

anerkennen, gemeinsame<br />

• Sport, Spiel in den Tagesablauf<br />

einbauen<br />

Förderung<br />

Allgemein:<br />

des Neuen, Abspeichern und<br />

Erholung: alle drei gleich lang,<br />

bedarf einer Dreiteilung des<br />

Lernangebotes: Kennenlernen<br />

Die Erkenntnisse der Hirnforschung<br />

geben auch Anregungen<br />

für den sensorischen Ablauf<br />

des Lernens. Das Gehirn<br />

Lernen und Unterricht<br />

22<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

23<br />

Lernen und Unterricht<br />

I 3<br />

I 3<br />

MiniMax-Strategie 1<br />

„In der Vergangenheit ...“,<br />

„Bisher ...“<br />

In Gesprächen über Probleme<br />

ist es immer wieder sinnvoll,<br />

sicherzustellen, dass man den<br />

Gesprächspartner in seiner<br />

Sicht- und Erlebnisweise bezüglich<br />

des Problems richtig<br />

verstanden hat. Oft gelingt das<br />

dadurch, indem man mehr oder<br />

weniger wörtlich das wiederholt,<br />

was man verstanden hat.<br />

Im Gespräch mit einem Schüler<br />

spiegelt der Lehrer damit, was<br />

dieser gesagt hat und zeigt<br />

ihm, wie er ihn versteht. Der<br />

Lehrer interessiert sich zum<br />

Beispiel dafür, wie es sich der<br />

Schüler erklärt, dass er in der<br />

Mathematikarbeit wieder so<br />

schlecht abgeschnitten hat. Der<br />

Schüler schildert daraufhin:<br />

„Wissen Sie, ich hab einfach<br />

keine rechte Lust auf Mathe,<br />

dann mach ich auch die Hausaufgaben<br />

nicht gerne und dann<br />

verstehe ich das immer weniger<br />

…“<br />

Der Lehrer kann nun sein Verständnis<br />

des Gesagten mit<br />

dem kleinen Zusatz „In der<br />

Vergangenheit“ oder „Bisher“<br />

versehen:<br />

„Du meinst, dass es daran<br />

liegt, dass du in der Vergangenheit<br />

einfach keinen Spaß<br />

an Mathe gefunden hast, dann<br />

die Hausaufgaben ungern gemacht<br />

und immer weniger verstanden<br />

hast?„<br />

Mit einer solchen Formulierung<br />

spiegelt der Lehrer dem Schüler<br />

nicht nur fast wörtlich sein<br />

gutes Verständnis zurück, sondern<br />

er ist in seinem Verständnis<br />

sogar noch etwas exakter<br />

als der Schüler. Denn genau<br />

genommen beziehen sich die<br />

Aussagen des Schülers ja<br />

wirklich nur auf die Vergangenheit,<br />

die für ihn in Mathe problematisch<br />

war. 100-prozentig<br />

sichere Aussagen über das<br />

zukünftige Fortbestehen von<br />

Fehlern, Schwächen, Schwierigkeiten<br />

und Problemen kann<br />

und will man nicht machen.<br />

Beim Reden über Fehler,<br />

Schwierigkeiten, Schwächen<br />

und Probleme bezieht man<br />

sich in Wirklichkeit immer nur<br />

auf Vergangenes. Und dann<br />

ist es nur richtig, dem künftig<br />

durch den kleinen Zusatz „in<br />

der Vergangenheit“ zu entsprechen.<br />

Außerdem impliziert<br />

man mit dem kleinen Zusatz,<br />

dass es in der Zukunft anders<br />

sein kann.<br />

„In der Vergangenheit“ oder<br />

„Bisher“ hinzuzufügen ist fast<br />

immer sinnvoll, wenn man mit<br />

einem anderen über dessen<br />

Fehler, Schwächen, Schwierigkeiten<br />

oder Probleme redet.<br />

Denn mit diesem kleinen<br />

Zusatz unterstreicht man die<br />

Präzision, mit der man den<br />

anderen verstehen will. Aber<br />

vor allem hilft diese kleine<br />

Wendung, die Tür für künftige<br />

bessere Möglichkeiten und<br />

Lösungen zu öffnen oder offen<br />

zu halten.<br />

MiniMax-Strategie 2<br />

Fragen Sie nicht „ob...“, sondern<br />

„wie...“, „was...“ und<br />

„welche...“<br />

In meinen Seminaren für Lehrer,<br />

Berater und Therapeuten<br />

möchte ich auch für die Vorund<br />

Nachteile der Verwendung<br />

der Konjunktion „ob“ sensibilisieren.<br />

Dabei vertrete ich die<br />

Position: Meist geht es besser<br />

ohne „ob“. Natürlich ist das<br />

Wörtchen „ob“ nicht überflüssig,<br />

sondern kann durchaus<br />

nützlich sein. Es ist überall dort<br />

nützlich, wo man vom anderen<br />

eine Entscheidung über „Ja“<br />

oder „Nein“ bekommen will.<br />

Dies ist bedeutsam, wenn es<br />

um klare Zu- oder Absagen<br />

geht. Zwar geht es in Tests<br />

und Prüfungssituationen oft<br />

um das Abfragen von eindeutigen<br />

Informationen und darum,<br />

für welche Lösung sich der<br />

Schüler entscheidet. Aber im<br />

Unterricht oder beim Sprechen<br />

über irgendwelche Probleme<br />

ist es wichtiger, Denkprozesse<br />

anzuregen und den anderen<br />

beim Suchen in bestimmte<br />

Richtungen zu unterstützen.<br />

Und das kann durch das Wörtchen<br />

„ob“ sogar manchmal<br />

eher erschwert werden:<br />

„Ich wüsste gerne,<br />

• ob du bereit bist, für bessere<br />

Leistungen und Noten in diesem<br />

Fach ernsthaft etwas zu tun,<br />

JL_Praxis_1_09_RZ:Layout 1 12.02.2009 16:28 Uhr Seite 5<br />

• mischen sich häufig bei Unterhaltungen<br />

entscheidend sind. Vor allem<br />

ein, unterbre-<br />

die Nase, die selbst feinste,<br />

chen andere leicht<br />

unbewusst wahrgenommene<br />

• wollen bei Meldung sofort Düfte registriert, löst Antworten<br />

drankommen oder rufen die des Körpers aus. Ebenso<br />

Antwort rein<br />

• spielen Reporter, führen<br />

gern Interviews<br />

• sind auf hörbares Lob angewiesen<br />

du dir schon Gedanken<br />

• ob<br />

darüber gemacht hast, wie du<br />

rufen was zu Gefühle tun. Den und Lehrer Körperkontakressiert<br />

Reaktionen auch nicht hervor: so sehr, Die ob<br />

inte-<br />

Hautspannung der Schüler sich gehört schon Gedanken<br />

darüber des gemacht Körpers, hat, also wie<br />

mit zur<br />

Bewegung<br />

zur er konsequent Kinästhetik. seine Dieser Hausaufgaben<br />

machen ist wichtig, kann, er sondern wurde<br />

dritte<br />

Lerntyp<br />

Förderung konsequent deine Hausaufgaben<br />

machen kannst.“<br />

Allgemein:<br />

• Aufmerksamkeit auf leise<br />

bisher welche von Gedanken der Schule er dazu ignoriert hat<br />

oder nur sich schlecht auf diese bewertet. Frage hin<br />

macht.<br />

Im Geräusche ungünstigen lenken, Fall denkt z. der B.<br />

Angesprochene Herzschlag, Wind, nach Blätterrauschen<br />

nicht lange Kinästhetischer dass dem Lehrer nicht so Typ sehr<br />

diesen Allgemein lässt sich sagen,<br />

Formulierungen<br />

• nach bei und Entscheidungen beantwortet nach alle<br />

diese der Meinung Fragen des vorsichtshalber Kindes fragen<br />

vorschnell erst einmal mit<br />

und<br />

•„Nein“ aktiv (weil zuhören, er meint, bei wenig damit Zeit am<br />

wenigsten das Gespräch falsch verschieben machen zu<br />

• können). auf Feinheiten Durch die und Art Tonfall der<br />

Fragen im Gespräch hat man achten nur „Nein“-<br />

• Antworten über alle erhalten interessanten und somit Dinge<br />

„Nein“-Haltung reden, bei Diskussionen gefördert.<br />

eine<br />

Dies Redezeit erhöht vorgeben die Wahrscheinlichkeit,<br />

Lernwissen dass der erzählen Schüler lassen un-<br />

•<br />

So daran verhalten gelegen sich ist, die Schüler ob der<br />

Allgemein: Schüler etwas weiß und denkt,<br />

• sondern agil und was beweglich, er weiß handwerklich<br />

und oft vor geschickt, allem ist krea-<br />

ihm<br />

und<br />

denkt,<br />

daran tiv gelegen, dass der Schüler<br />

möchten mehr weiß eigene und Sachen denkt.<br />

•<br />

Wenn aufstellen, es also aufhängen; nicht so sehr brauchen<br />

„Ob“, Platz sondern für Trophäen mehr und um<br />

um<br />

das<br />

das Urkunden „Wie“, „Was“ und „Welche“<br />

• geht, können dann starke sollte man Natur- das und in<br />

der Tierliebhaber Frage auch sein so zum Ausdruck<br />

abhängig von seiner eigentlichen<br />

versetzen bringen: sich •<br />

teilweise<br />

Unterricht: Meinung auch auf die<br />

Im<br />

• nächste Ruhe beim ungeschickte Lernen, Frage Lärm<br />

mit lenkt „Nein“ ab antwortet:<br />

• lautes Vorlesen und Besprechen<br />

diesen hilft beim (Nein-)Antworten<br />

Lernen und<br />

„Nach<br />

stellt Beurteilen sich die Frage, ob du überhaupt<br />

Erlebnisse/Ergebnisse Lust auf Schule hast …“. er-<br />

•<br />

zählen lassen, evtl. aufnehmen<br />

Schüler sagt oder denkt:<br />

Der<br />

•„Eigentlich Kontrollfrage: nicht …“ „Worüber haben<br />

wir heute gesprochen?“<br />

Beim einen oder anderen kann<br />

man mit dieser Serie von ungeschickten<br />

leicht in andere, suchen<br />

„Ich Anschluss wüsste gerne,<br />

• haben wie du sie es zu hinbekommen<br />

wenig Körperkontakt<br />

für und bessere Grenzen Leistungen erfah-<br />

kannst,<br />

und ren, Noten können ernsthaft sie etwas stürmisch/aggressiv<br />

sein, auch<br />

zu<br />

tun,<br />

• welche ohne dies Ideen zu du beabsichtigen hast, wie du<br />

• konsequenter benötigen klare deine und Hausaufgaben<br />

Routineaufgaben, machen kannst.“ um Lern-<br />

viele<br />

inhalte festigen zu können<br />

Man könnte also die Devise<br />

Im ausgeben: Unterricht: Wer Gedanken,<br />

• Ideen, brauchen Möglichkeiten, zum Schreiben Lösungs-<br />

„Ob“-Fragen und ansätze, (auch für Besserungen, Spiele) viel Platz Stär-<br />

Weitere den dadurch Sinne erhaltenen verneinenden<br />

• ken befolgen und Ressourcen Regeln häufig fördern nur,<br />

und Antworten Hören decken unge-<br />

Sehen<br />

längst wollt ein nicht weiteres alle Mosaiksteinchen<br />

einer ab. Die „Kein-Bock-auf-<br />

Hirnforschung<br />

Sinneseindrücke<br />

drängt Schule-Identität“ auf größere hinzufügen. Vielfalt der<br />

Angebote. Dabei will So der rückt Lehrer der kinästhetische<br />

Wirklichkeit Lerntyp gar nicht in das so Blick-<br />

sehr<br />

ja feld, wissen, der ob gleichberechtigt der Schüler bereit zum<br />

visuellen ist, für bessere und Leistungen auditiven und ist.<br />

Nicht Noten nur in diesem Motorik Fach und ernsthaft<br />

etwas zu auch tun. Geruch Der Lehrer und<br />

das<br />

Haptische,<br />

Geschmack will wissen, wie gehören der Schüler dazu, die es<br />

sensorischen hinbekommen Eindrücke, kann, dafür die et-<br />

will, wenn fragt sie besser bei deren nicht Aufstellung<br />

mitgewirkt „wie“, „was“ haben und „wel-<br />

„ob“,<br />

sondern<br />

• che“. Bewegung stärkt Aufmerksamkeit:<br />

z. B. beim Lesen<br />

mit dem Finger mitfahren,<br />

lesen im Schaukelstuhl oder<br />

auf dem Sitzball<br />

• Kaugummi kann die Konzentration<br />

fördern (Erlaubnis<br />

bei Proben?)<br />

• Lob durch Berührung zeigen,<br />

z. B. Schulterklopfen,<br />

für unsere Grundstimmung mit Handschlag gratulieren<br />

Förderung<br />

Allgemein:<br />

• MiniMax-Strategie Sport, Spiel den Tagesablauf<br />

einbauen<br />

3<br />

• Positive körperliche Formulierungen<br />

Geschicklichkeit<br />

oder anerkennen, „sondern ...?“ gemeinsame<br />

Aktivitäten stärken<br />

• Bei bei keinem Verletzung Reisebüro von Gefühlen kann<br />

man Möglichkeit einen Flug zum mit Zurückziehen<br />

geben „Nicht mehr dieses<br />

dem Zielflughafen<br />

• deprimierende Wutanfälle nicht Glasgow!“ ignorieren: buchen.<br />

Gefühle, Da muss Botschaften man sich der in<br />

der anderen Regel etwas klarmachen klarer äußern.<br />

• Wenn bei Besprechung Menschen nach von ihren Problemen<br />

gefragt nebeneinander,<br />

werden, wissen<br />

Zielen<br />

sie nicht in der gegenüber Regel sehr sitzen gut, was<br />

• und Gefühle wohin sie werden nicht wollen. klarer,<br />

Positiv wenn zu Geschichten sagen, was nachgespielt<br />

man werden will, ist oft sehr<br />

und<br />

wohin<br />

• schwer. Musik Ziele, und Tanz die man beeinflussen<br />

benennen die Stimmung kann, sind starkaber<br />

sehr viel leichter zu erreichen<br />

kennt<br />

und<br />

Im als Unterricht: unbekannte und unbenannte<br />

Der Arbeitsplatz Ziele. Verlockend ist wichtig: ist es<br />

•<br />

dann, bequeme dem Möbel, anderen gute die Beleuchtung<br />

Mühe des positiven For-<br />

oft<br />

große<br />

• mulierens Wörterlernen seiner mit Karteikasten<br />

Wenn jemand aus-<br />

Ziele zu<br />

erleichtern:<br />

• führlich Wiederholen dargelegt des hat, Lernstoffs was nicht z. B. will, mit will Ball man oder ihm dadurch rhythmischen<br />

dass Schritten man für ihn for-<br />

helfen,<br />

• muliert, bei Aufsätzen was er mit will der (oder anderen<br />

hat) Hand – mit einen dem unange-<br />

Hand-<br />

zu<br />

wollen<br />

nehmen schmeichler Nebeneffekt, kneten lassen dass er<br />

nicht mehr richtig mitzieht oder<br />

sehr häufig mit „Ja, aber …“<br />

antwortet. Und in der Schule?<br />

Welcher Lehrer kennt sie<br />

nicht, diese anstrengenden<br />

Gespräche mit Schülern, in<br />

denen man trotz des Wissens<br />

um die Vergeblichkeit versucht<br />

zu vermitteln, was sie künftig<br />

Entspannung<br />

nicht mehr machen sollen<br />

(„Schreibe die Sachen<br />

I<br />

doch<br />

3<br />

Die nicht Erkenntnisse so kreuz und der quer Hirnforschuneinander!<br />

geben Und auch schreibe Anregun-<br />

doch<br />

durchgen<br />

bitte für nicht den so sensorischen unleserlich!“). Ablauf<br />

Man des geht Lernens. auseinander Das Gehirn – und<br />

bedarf wenig oder einer gar Dreiteilung nichts bessert des<br />

Lernangebotes: sich. Man hat sich Kennenlernen ja nur auf<br />

des das Neuen, geeinigt, Abspeichern was zukünftig und<br />

Erholung: nicht mehr alle passieren drei gleich soll, lang, aber<br />

gleich nicht formuliert, wichtig und was in verschiedenesen<br />

geschehen Sinneskanälen soll. Man vermit-<br />

hat<br />

stattdesteln!<br />

nur das Welche Nichterwünschte Sinnesorgane in–<br />

Reihe und noch geschaltet dazu auf werden, die Vergangenheit<br />

je nach Bezogene Lerntyp – verschie-<br />

benannt,<br />

das<br />

ist<br />

den, aber wobei nicht, was das beide Gehirn für keine die<br />

Rangordnung Zukunft anstreben, kennt. So welche muss<br />

der Ziele Unterricht sie sich setzen gute und Anregungenchen<br />

viele wollen. Übungsmöglichkei-<br />

Hinzu kommt<br />

erreiten<br />

noch: und Die Negation sinnvolle des Pausen Problematischen<br />

Die neuronale birgt die Gefahr „Spei-<br />

anbieten.<br />

cherarbeit“ seiner Verstärkung. ist für den Die jeweiligederung<br />

Gehirnabschnitt „Sei doch nicht anstren-<br />

so ver-<br />

Aufforgenkrampft!“<br />

– daher richtet ist die der Aufmerksamkeit<br />

einen auf anderen die Verkrampfung<br />

Sinneskanal<br />

Wechsel<br />

in<br />

notwendig, und verstärkt um diese dem Verkrampfung<br />

oft noch. Netzwerk Eine solche eine für<br />

beanspruchten<br />

Pause beide unbefriedigende zu ermöglichen: Situation<br />

lässt im Unterricht sich zum auch Teil die<br />

So<br />

sollten<br />

Entspannungstypen dadurch vermeiden, dass Berücksichtigung<br />

Lehrer finden; Druck zu ma-<br />

der<br />

chen, • seine Leistung Instruktionen einzufordern, positiv<br />

schulisch formuliert: diese „Schreibe Phase abzuwerten,<br />

Dreisatz wäre bitte kontraproduktiv.<br />

künftig nicht<br />

beim<br />

mehr so kreuz und quer durcheinander,<br />

sondern jeden Satz<br />

in eine neue Zeile. Dann steigen<br />

wir da beide besser durch.<br />

Entspannung


Lernen und Unterricht<br />

I 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

24 25<br />

Klassenmanagement<br />

Heft II / 2007<br />

Unterricht zum Wohlfühlen<br />

Und schreibe bitte so ordentlich,<br />

dass ich es sofort lesen<br />

und eindeutig entziffern<br />

kann!“<br />

• den Schüler bittet, seine<br />

Ziele und die von ihm angestrebten<br />

Änderungen positiv<br />

zu formulieren und ihn bei<br />

seinen Formulierungsversuchen<br />

unterstützt. Am besten<br />

lässt sich dies mithilfe des<br />

Wörtchens „sondern …?“<br />

erreichen. Wenn das Thema<br />

die schlechten Englischergebnisse<br />

eines Schülers sind,<br />

könnte ein Gespräch so verlaufen:<br />

Lehrer: „Dein Ergebnis in<br />

Englisch ist ja leider nicht das<br />

beste …“<br />

Schüler: „Ja, ja, … ich muss<br />

wirklich versuchen, mich in<br />

Englisch nicht mehr so hängen<br />

zu lassen …“<br />

Lehrer: „Du willst dich also<br />

künftig in Englisch nicht mehr<br />

so hängen lassen, sondern<br />

…?“ (Der Lehrer lässt den<br />

Satz offen und schaut den<br />

Schüler freundlich interessiert<br />

und fragend an.)<br />

Hier öffnet das Wörtchen<br />

„sondern …?“ die Türe für ein<br />

Gespräch, das Ziele klären<br />

und leichter erreichen hilft.<br />

Möglicherweise werden Sie<br />

morgen in der Schule noch<br />

mehr darauf achten, weniger<br />

das Falsche anzukreiden und<br />

mehr das Sinnvolle positiv zu<br />

formulieren, seltener stehen<br />

bleiben beim Beschreiben<br />

des Falschen und Unerwünschten,<br />

sondern …? Und<br />

wahrscheinlich wird Ihnen<br />

nach Lektüre dieser Zeilen<br />

bisweilen auffallen, dass Sie<br />

nicht mehr so oft dem anderen<br />

die sinnvolle Mühe des<br />

Formulierens seiner Ziele und<br />

seiner positiven Erfahrungen<br />

abnehmen, sondern …?<br />

Ausblick<br />

Sie müssen nicht alle Mini-<br />

Max-Strategien auf Anhieb<br />

überzeugend finden. Freuen<br />

Sie sich an denen, die am<br />

besten zu Ihnen passen und<br />

die Sie nach Ihrer Beobachtung<br />

sowieso schon unsystematisch<br />

immer wieder als Teil<br />

Ihres natürlichen Kommunikationsstils<br />

erfolgreich einsetzen.<br />

Und erlauben Sie sich,<br />

die Strategien, die Ihnen am<br />

besten gefallen, gezielter und<br />

häufiger zu nutzen. 13 weitere<br />

Strategien finden Sie im<br />

unten aufgeführten Buch.<br />

Autoreninfos:<br />

Manfred Prior ist<br />

einer der renommiertesten<br />

Hypnose-Ausbilder<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum und vermittelt seit über<br />

20 Jahren Psychotherapeuten, Ärzten<br />

und Beratern Techniken wirkungsvoller<br />

Kommunikation. Nachdem von seinem<br />

Beraterbestseller „MiniMax- Interventionen“<br />

mittlerweile fast 100 000 Exemplare<br />

verkauft worden sind, hat er nun „MiniMax<br />

für Lehrer – 16 Kommunikationsstrategien<br />

mit maximaler Wirkung“ verfasst.<br />

Literaturhinweis:<br />

Manfred Prior und<br />

Heike Winkler, Mini-<br />

Max für Lehrer: 16<br />

Kommunikationsstrategien<br />

mit maximaler<br />

Wirkung. Beltz Verlag,<br />

Weinheim, 2009, 131 Seiten, ISBN<br />

978-3407858511, 12,95 €<br />

KLASSENMANAGEMENT<br />

oder … wer macht was, wann, wo und warum?<br />

Klassenmanagement<br />

Unterrichtsdurchführung<br />

Lehrerpersönlichkeit<br />

Gestaltung des<br />

Lernumfeldes<br />

Treffen Persönlichkeiten mit<br />

individuellen Lebensgeschichten<br />

und Bedürfnissen aufeinander,<br />

die das Ziel haben,<br />

eine leistungsfähige Gruppe<br />

zu bilden, so ist es wichtig zu<br />

„managen“. Nach dem Prinzip<br />

„Nur zusammen sind wir stark“<br />

sollte das Unterrichtsgeschehen<br />

ablaufen. Das Einzelkämpfernaturell<br />

sollte begraben,<br />

wer zielorientiert in der<br />

Schule arbeiten möchte.<br />

Gemessen wird Erfolg am<br />

individuellen Lernfortschritt der<br />

Schüler. In allen Bereichen<br />

sollte oberstes Ziel sein, sie so<br />

weit wie möglich zu fördern<br />

und zu fordern. Das Klassenmanagement<br />

hilft, die Lehrund<br />

Lernprozesse in der<br />

Klasse möglichst effektiv zu<br />

gestalten. Ideal ist ein<br />

Zustand, bei dem die Schülerinnen<br />

und Schüler den Unterricht<br />

so interessant und spannend<br />

finden, dass ihnen gar<br />

nicht erst in den Sinn kommt<br />

zu stören.<br />

Schülerpersönlichkeit<br />

Elternarbeit<br />

Außerunterrichtliche<br />

Organisation<br />

Man unterscheidet zwischen<br />

dem sozialen/erzieherischen<br />

und dem didaktisch-methodischen<br />

Klassenmanagement.<br />

Es umfasst die Bereiche<br />

„Lehrerpersönlichkeit“, „Schülerpersönlichkeit“,<br />

„Unterrichtsdurchführung“,<br />

„Gestaltung des<br />

Lernumfeldes“, „Außerunterrichtliche<br />

Organisation“ und<br />

„Elternarbeit“.<br />

Diese Bereiche sollen nun<br />

etwas erläutert werden.<br />

Lehrerpersönlichkeit<br />

Ein Lehrer sollte seine Schüler<br />

jeden Tag neu motivieren und<br />

für die unterrichtlichen Inhalte<br />

begeistern können. Das fällt<br />

natürlich nicht immer leicht.


Klassenmanagement<br />

II 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

26 27<br />

Klassenmanagement<br />

II 3<br />

Hierzu muss man oft tief in die<br />

Trickkiste greifen, um den<br />

erwünschten Erfolg zu erzielen.<br />

Es sei nur so viel gesagt,<br />

dass schon ein gut ausgewähltes<br />

Bild oder ein Lied zur<br />

Motivation oft ausreicht. Vom<br />

Lehrer erwartet man eine<br />

gewisse Medien- und Methodenkompetenz,<br />

die er am richtigen<br />

didaktischen Ort einzusetzen<br />

vermag. Um eine<br />

Klasse auch gut leiten zu können,<br />

muss man ergänzend<br />

seine Führungskompetenz<br />

beweisen.<br />

Als Lehrer sollte man stets<br />

selbstbewusst auftreten und<br />

fachlich versiert sein. Weiterhin<br />

ist wichtig, eine offene Körperhaltung<br />

zu zeigen. Sie vermittelt<br />

den Schülern das<br />

Gefühl der Vertrautheit. Sie<br />

sollten sich jederzeit ihrer<br />

Lehrkraft mitteilen können.<br />

Der Lehrer sollte sich der<br />

Unterrichtssituation entsprechend<br />

im Raum bewegen und<br />

sein Verhalten den Unterrichtssituationen<br />

anpassen,<br />

aktiv und auch passiv. Es ist<br />

wichtig, sich auch aus dem<br />

Jeder...<br />

Geschehen heraushalten zu<br />

können (z. B. Stillarbeit) oder<br />

aber auch bewusst den Unterricht<br />

zu leiten (z. B. Sicherung).<br />

Der Lehrer sollte auf<br />

jeden Fall ständig den Überblick<br />

über die gesamte Lerngruppe<br />

haben. Es ist wichtig,<br />

im richtigen Zeitpunkt zu individualisieren<br />

und zu differenzieren.<br />

Hier kommt die diagnostische<br />

Kompetenz dazu, um<br />

auch den Lern- und Entwicklungsstand<br />

erfassen zu können.<br />

Empathiefähigkeit hat einen<br />

hohen Stellenwert. Man muss<br />

sich oft in das Kind hineinversetzen,<br />

damit man es richtig<br />

versteht und weitere Schritte<br />

einleiten kann. Dazu gehört<br />

auch die Gesprächsführung:<br />

Wie sprechen Sie mit anderen?<br />

Die Stimme ist unser<br />

wichtigstes Instrument. Sie<br />

muss ausgebildet sein und<br />

darin geschult sein, sie richtig<br />

einzusetzen. Auf jeden Fall<br />

sollte man während des<br />

Gesprächs immer Augenkontakt<br />

mit dem Gegenüber halten.<br />

Schülerpersönlichkeit<br />

...Schüler...<br />

Oberstes Ziel sollte immer das<br />

Fordern und Fördern der<br />

Selbst- und Sozialkompetenz<br />

sein. Man erwartet eine<br />

gewisse Toleranz von den<br />

Schülern. Diese muss allerdings<br />

auch eingeübt und vor<br />

allem vorgelebt werden.<br />

Unterrichtliche Zielsetzungen<br />

sollten dahingehend konzipiert<br />

werden, dass die Schüler<br />

selbstbewusst und selbstständig<br />

agieren können. Das sind<br />

Aspekte, die vor allem in der<br />

Schule zum Tragen kommen<br />

sollten.<br />

Ausgangspunkt ist, dass<br />

Schüler unverwechselbare<br />

und einmalige Charaktere<br />

sind. Wer jeden Einzelnen dort<br />

abholt, wo er sich befindet,<br />

sowohl unterrichtlich als auch<br />

persönlich, der erlebt als Lehrender<br />

wohl den Himmel auf<br />

Erden. Ergänzend sollte man<br />

noch erwähnen, dass jeder<br />

Schüler das Recht hat, ernst<br />

genommen zu werden.<br />

Da in den meisten Klassen ein<br />

heterogenes Leistungsbild<br />

besteht, ist es wichtig, jeden<br />

Einzelnen individuell zu fördern<br />

und zu fordern. Es ist<br />

durchaus sinnvoll, für jeden<br />

Schüler ein Förderkonzept zu<br />

erstellen. Das muss nicht in<br />

endloser Zusatzarbeit münden,<br />

es reicht oft schon dem<br />

Einen eine Aufgabe mehr aufzugeben<br />

und dem Anderen<br />

eine Aufgabe weniger.<br />

Unterrichtsdurchführung<br />

Wer es versteht guten Unterricht<br />

zu halten, der strukturiert<br />

klar und macht ihn für alle<br />

Beteiligten transparent. Schüler<br />

und Eltern sollten nachvollziehen<br />

können, wohin der<br />

Unterricht führt. Priorität hat<br />

hier der Lernerfolg der Kinder.<br />

Für sie ist es am einfachsten,<br />

wenn die Arbeitsaufträge eindeutig<br />

sind und klar verständlich.<br />

Eine zielgerichtete Differenzierung<br />

ist an dieser Stelle<br />

von immenser Bedeutung.<br />

Oft ist es schwer, die Unterrichtszeiten<br />

tatsächlich einzuhalten.<br />

Ein Gespräch hier, ein<br />

Elternbrief da und schon<br />

schrumpfen die 45 Minuten<br />

auf nur 30. Man sollte versuchen,<br />

der echten Lernzeit<br />

einen möglichst hohen Anteil<br />

zukommen zu lassen. Es ist<br />

zu überlegen, ob man sich<br />

eventuell einmal pro Woche<br />

sich Zeit nimmt, während der<br />

ausschließlich organisatorische<br />

Dinge besprochen werden.<br />

Bewährt hat sich ein methodenreicher<br />

Unterricht. Dadurch<br />

hält man das Interesse der<br />

Schüler aufrecht und spricht<br />

die individuellen Lerntypen an.<br />

Generell sollte man sich vom<br />

klassischen Alleinunterhalter<br />

...ist...<br />

auch einmal trennen können.<br />

Das Prinzip „Hilf mir, es selbst<br />

zu tun“ fördert oft die intrinsische<br />

Motivation der Schüler<br />

und erleichtert der Lehrkraft<br />

das Unterrichten. Langfristig<br />

ist es sinnvoll, bestimmte<br />

Lernstrategien mit den Schülern<br />

zu entwickeln, damit sie<br />

bereits früh auf selbstständiges<br />

Arbeiten vorbereitet werden<br />

und ihre Eigenständigkeit<br />

erproben können.<br />

Individuelle Förderung, die<br />

mancherorts nicht mehr wegzudenken<br />

ist, sollte vom planerischen<br />

her bereits in die<br />

Vorbereitungen mit eingebunden<br />

sein. Jedoch darf man die<br />

Individualisierung nicht nur<br />

nach unten lenken. Auch die<br />

leistungsstarken Schüler haben<br />

ein Recht darauf, alles<br />

geben zu dürfen.<br />

Gestaltung des Lernumfeldes<br />

„Hier fühle ich mich wohl, hier<br />

will ich sein.“ Unter diesen<br />

Voraussetzungen müssten wir<br />

uns keine didaktisch-methodischen<br />

Konzepte mehr überlegen,<br />

wie wir unsere Schüler<br />

bestmöglich motivieren. Ziel<br />

wäre es, diese Grundlage zu<br />

schaffen.<br />

...unverwechselbar.<br />

Schon bei der Klassenzimmergestaltung<br />

geht man den<br />

ersten Schritt. Wenn die Schüler<br />

selbst mitbestimmen dürfen,<br />

wie das Klassenzimmer<br />

aussehen darf, dann ist<br />

ein Wohlfühlfaktor bestimmt<br />

schon gegeben. Relikte vergangener<br />

Klassen haben in<br />

diesem Zusammenhang nichts<br />

zu suchen. Auch bei der Farbwahl<br />

der Wände sollten die<br />

Schüler durchwegs freie Entscheidungen<br />

treffen dürfen.<br />

Blumen und Pflanzen machen<br />

die Atmosphäre dann noch ein<br />

Stückchen angenehmer.<br />

„Eine Couch kommt nicht in<br />

mein Klassenzimmer!“ …<br />

Warum nicht? Empfehlenswert<br />

ist das Abstecken von Grenzen<br />

und das gemeinsame<br />

Festlegen von Regeln. Wenn<br />

man nun noch einen PC<br />

Arbeitsplatz, eine Leseecke,<br />

einen Experimentiertisch und<br />

einen Gruppentisch einrichten<br />

will, dann müsste man schon<br />

in die Aula umziehen. Gelegentlich<br />

hilft vielleicht der<br />

Gedanke, dass weniger auch<br />

mehr sein kann.<br />

Eine wichtige Frage ist die<br />

Sitzordnung. Sie sollte sich an<br />

den Schülern orientieren und<br />

nicht umgekehrt. Ob Hufeisenform,<br />

frontale Sitzordnung in<br />

Zweier- oder Mehrfachreihen,<br />

Sitzkreis oder Gruppentische,<br />

man sollte auf jeden Fall<br />

bedenken, dass keine Verrenkungen<br />

nötig sein dürfen um<br />

freien Blick auf die Tafel zu<br />

haben.<br />

Außerunterrichtliche Organisation<br />

Bereits vor Schulbeginn ist es<br />

sinnvoll, sich einen Jahresplan<br />

bezüglich der unterrichtlichen<br />

Inhalte anzulegen. Führt man<br />

das bei der wöchentlichen<br />

Vorbereitung fort, so hat man<br />

stets einen Überblick über das<br />

bereits Erledigte und das, was<br />

noch bevorsteht. Soll die komplette<br />

Unterrichtsvorbereitung<br />

für alle Beteiligten - Schulleitung,<br />

Schulaufsicht und Eltern<br />

- transparent sein, so empfiehlt<br />

sich, folgendermaßen<br />

vorzugehen:<br />

Der Jahresplan enthält die<br />

Inhalte, die sinnvoll über<br />

das Schuljahr verteilt sind


Klassenmanagement<br />

II 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

28 29<br />

Klassenmanagement<br />

Heft III / 2006<br />

Mit guter Elternarbeit ist schon viel gewonnen.<br />

Am Anfang ist es gewiss nie verkehrt, sich über den Sinn einer gepflegten Sitzordnung auszusprechen.<br />

(eventuell Sequenzen festlegen).<br />

Der Wochenplan gliedert<br />

die Lehrplaninhalte in<br />

Stundenthemen. Die Stundenvorbereitung<br />

gibt dann Aufschluss<br />

über Lernziele, eingesetzte<br />

Medien und geplante<br />

Methoden. Bedenken Sie<br />

stets, dass diese Vorbereitungen<br />

ihren Arbeitsnachweisen<br />

entsprechen.<br />

Probleme mit Schülern sollten<br />

Sie schriftlich festhalten.<br />

Beobachtungsbögen mit zeitlich<br />

fixierten Einträgen geben<br />

Sicherheit, wenn es darum<br />

geht, disziplinarische Maßnahmen<br />

auszusprechen, oder<br />

man Fehlverhalten nachvollziehen<br />

will oder muss. Auch<br />

positive Verhaltensweisen<br />

kann man notieren. Ausgesprochene<br />

disziplinarische<br />

Maßnahmen gehören nach<br />

Kenntnisnahme der Erziehungsberechtigten<br />

in den<br />

Schülerakt.<br />

Elternarbeit<br />

Gute Elternarbeit ist für den<br />

Lernfortschritt der Schüler<br />

ebenso wichtig wie guter<br />

Unterricht. Nur wenn die Lehrkraft<br />

davon ausgehen kann,<br />

dass die häusliche Vorbereitung<br />

und Nachbereitung<br />

ernsthaft betrieben wird, vermag<br />

sie einen aufbauenden,<br />

einen konstruktiven Unterricht<br />

im besten Sinn umsetzen.<br />

Wie weit die elterliche Zusammenarbeit<br />

geht, hängt von<br />

Seiten der Lehrer ab. Man<br />

kann eine Klassenhomepage<br />

einrichten, damit die Eltern<br />

Termine oder Hausaufgaben<br />

nachvollziehen können. Vorsicht<br />

ist allerdings bei der<br />

Bereitstellung von Fotos<br />

geboten. Eltern müssen ihr<br />

Einverständnis hierfür geben.<br />

Außerordentliche Elternabende<br />

bezüglich bestimmter<br />

Themen (Wintersportwoche,<br />

Abschlussfahrt, Übertritt, etc.)<br />

vermitteln den Eltern das<br />

Gefühl, dass die Lehrkraft<br />

bereit ist, einen gewissen Service<br />

zu leisten.<br />

Elternstammtische in lockerer<br />

Atmosphäre haben schon<br />

kompliziert erscheinende Probleme<br />

auf einfache Weise aus<br />

der Welt geschafft.<br />

Es sollte generell ein offenes<br />

Aufeinanderzugehen angestrebt<br />

und praktiziert werden.<br />

Michael Braun<br />

Literaturtipps:<br />

K. S. Kempter,<br />

Lebensraum Klassenzimmer<br />

– sich wohlfühlen in<br />

der Schule,<br />

Rüdiger-Kohl-Verlag, 1994<br />

J. Kounin,<br />

Techniken der<br />

Klassenführung,<br />

Waxmann-Verlag, 2006<br />

H. Meyer,<br />

Was ist guter Unterricht?,<br />

Cornelsen Verlag, 2004<br />

P. Nietsche,<br />

Nonverbales Klassenzimmer-Management,<br />

Ubooks-Verlag, 2005<br />

Übernahme einer neuen Klasse<br />

Guter Anfang erspart viel Arbeit<br />

So mancher Lehramtsanwärter,<br />

Referendar oder Junglehrer<br />

steht demnächst brandheiß<br />

vor dem schulischen<br />

„Neujahr“ und beschäftigt sich<br />

deshalb schon jetzt mit den<br />

Fragen: Wie gestalte ich<br />

meine ersten Schultage möglichst<br />

wirkungsvoll? Welche<br />

Aspekte gilt es in den ersten<br />

Schultagen eines Schuljahres<br />

- womöglich an einer neuen<br />

Schule - zu beachten? Was<br />

kann ich bereits in den Sommerferien<br />

tun?<br />

Wer sich das Folgende zu<br />

Herzen nimmt, wird gut vorbereitet<br />

loslegen können. Allen<br />

diesen Hinweisen geht jedoch<br />

– vor allem bei einer Versetzung<br />

an eine andere Schule –<br />

das persönliche Gespräch mit<br />

der Schulleitung voraus. Dort<br />

erhält man die ersten maßgeblichen<br />

Informationen über<br />

seine Verwendung und lernt<br />

die örtlichen Gegebenheiten<br />

kennen. In der ersten Lehrerkonferenz<br />

bekommt man im<br />

Allgemeinen die wichtigsten<br />

Hinweise für das Schuljahr.<br />

Die Tipps sind vor allem für<br />

die Grund-, Haupt- und Förderschule<br />

gedacht. Das<br />

schließt nicht aus, dass viele<br />

Dinge auch für andere Schularten<br />

Gültigkeit besitzen.<br />

Organisatorisches<br />

Klassenliste<br />

Zu Beginn des Schuljahres<br />

muss der Lehrer die Liste mit<br />

Namen der Eltern, Adressen<br />

und Telefonnummern und<br />

Ersatzanschriften mit „Ersatztelefonnummern“<br />

überprüfen.<br />

Wichtig ist festzustellen, wer<br />

Erziehungsberechtigter ist.<br />

Auch die Organisations-,<br />

Noten- und Kurslisten bedürfen<br />

der Kontrolle. In den meisten<br />

Schulen werden diese<br />

Listen über die Schulleitung<br />

vom Sekretariat angefertigt.<br />

Fachlehrer und andere in der<br />

Klasse unterrichtenden Lehrer<br />

sollten sie ebenfalls erhalten.<br />

Sinnvoll ist es, sich ein paar<br />

Klassenlisten im Lehrerpult zu<br />

deponieren.<br />

Schülerliste<br />

In der Schülerliste müssen<br />

vorhandene Formulare wie<br />

Schuljahr, Lehrer, die in der<br />

Klasse unterrichten, Konfessionen,<br />

Aussiedler, Ausländer<br />

etcetera ausgefüllt und während<br />

des Schuljahres kontinuierlich<br />

weiter geführt werden.<br />

Dazu gehört es, die Versäumnisse<br />

der Schüler und auch<br />

Ordnungsmaßnahmen einzu-


Klassenmanagement<br />

III 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

30 31<br />

Klassenmanagement<br />

III 3<br />

Übernahme einer neuen Klasse<br />

tragen. Besondere Hinweise,<br />

wie z. B. Allergien eines Schülers<br />

oder das Tragen einer<br />

Brille sollten hier notiert werden.<br />

Viele dieser Dinge kann<br />

der Lehrer bereits in den Sommerferien<br />

erledigen.<br />

Schülerakt<br />

Zum Schülerakt gehört meist<br />

die Übersicht, der Schülerbogen,<br />

das Anmeldeblatt, die<br />

Erklärung der Erziehungsberechtigten,<br />

die Zeugnisdurchschriften<br />

und alle Schriftwechsel,<br />

die die Schüler betreffen.<br />

Er ist ein wichtiges Dokument<br />

mit rechtsverbindlichem Charakter,<br />

ein Recht auf Einsichtnahme<br />

gilt nur für die betroffenen<br />

Eltern. Der Schülerakt<br />

bleibt während des Schuljahres<br />

in der Schule deponiert. In<br />

bestimmten Jahrgangsstufen<br />

muss der Lehrer eine zusammenfassende<br />

Beurteilung,<br />

auch pädagogisches Wortgutachten<br />

genannt, abfassen. In<br />

der Jahrgangsstufe sechs<br />

dient das Gutachten als Entscheidungsgrundlage<br />

für die<br />

weitere Schullaufbahn. In der<br />

Jahrgangsstufe acht soll es<br />

die Berufsfindung erleichtern.<br />

In der Jahrgangsstufe vier<br />

muss keine Beurteilung mehr<br />

geschrieben werden.<br />

Kriterien für die Erstellung der<br />

Beurteilung können folgende<br />

Punkte sein: Familiensituation,<br />

körperlich-gesundheitliche<br />

Lage, allgemeine Charaktereigenschaften,<br />

Arbeitsverhalten,<br />

geistige Fähigkeiten und das<br />

Sozialverhalten. Zum Schuljahresbeginn<br />

müssen die<br />

Angaben im Schülerakt auf<br />

Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

überprüft werden. Die Lehrkraft<br />

sollte sich auch die Jahreszeugnisse<br />

des letzten<br />

Schuljahres vorzeigen lassen.<br />

Im Förderschulbereich gelten<br />

besondere Regelungen beim<br />

Führen eines Schülerbogens:<br />

Die „zusammenfassende<br />

Beurteilung“ ist an Förderschulen<br />

am Ende eines jeden<br />

Schuljahres zu erstellen.<br />

Diese hat insbesondere auf<br />

den sonderpädagogischen<br />

Förderbedarf des Schülers<br />

sowie des möglichen Förderorts<br />

einzugehen. In den letzten<br />

drei Schulbesuchsjahren<br />

Das soll alles in den Kinderkopf. Mindestens.<br />

sind hier auch Entwicklungen<br />

im Hinblick auf die Berufsbildung<br />

zu finden.<br />

Lehrnachweis<br />

Der Lehrnachweis muss kontinuierlich<br />

geführt werden und<br />

täglich auf aktuellem Stand<br />

sein. Er gilt als verbindlicher<br />

Nachweis der geleisteten<br />

Arbeit. Ihn gibt es – je nach<br />

Schule und Schulamt - in verschiedenen<br />

Formen.<br />

Schülerbeobachtungen<br />

Schülerbeobachtungen müssen<br />

während des Schuljahres<br />

kontinuierlich geführt werden.<br />

Sie sind wichtig für Zeugnisbemerkungen,<br />

Beratung der<br />

Eltern, sowie für Teamgespräche<br />

(Gespräche mit Schulpsychologen,<br />

Beratungslehrkräften,<br />

Sonderschullehrern oder<br />

außerschulischen Fachkräften)<br />

und der Planung einer<br />

individuellen Förderung. Für<br />

die Schülerbeobachtung kann<br />

auch ein Soziogramm erstellt<br />

werden. Im Bereich der Förderschulen<br />

ist zum Zwecke<br />

einer diagnosegeleiteten Förderung<br />

ein Förderplan zu<br />

erstellen und regelmäßig -<br />

mindestens halbjährlich - fortzuschreiben.<br />

Hefte und Mappen<br />

Zu Schuljahresbeginn sollte<br />

die Anzahl, Größe und Art der<br />

Hefte und Mappen je nach<br />

Fach festgelegt und den<br />

Schülern mitgeteilt werden.<br />

Eine Absprache mit anderen<br />

Lehrern etwa aus der Parallelklasse<br />

ist sinnvoll. Hefte und<br />

Mappen sollten mit einheitlichen<br />

Umschlägen oder farbigen<br />

Markierungen versehen<br />

und gemeinsam und einheitlich<br />

beschriftet (Name, Klasse,<br />

Fach) werden.<br />

Am Anfang des Schuljahres<br />

sollten die Kriterien der Eintragsgestaltung<br />

erarbeitet und<br />

gesichert werden. Dabei legt<br />

man eine einheitliche Form<br />

fest. Wichtig ist die unmittelbare<br />

und konsequente Korrektur<br />

der Einträge. In den ersten<br />

Tagen werden meist die Klassendienste<br />

bestimmt, auch die<br />

Organisation des Austeilens<br />

und Einsammelns der Hefte<br />

und Mappen gehört dazu.<br />

Klassenzimmer<br />

Eine gute Atmosphäre im<br />

Klassenzimmer fördert die<br />

Bereitschaft der Schüler aufzupassen,<br />

sich zu konzentrieren<br />

und neuen Stoff aufzunehmen.<br />

Informationswand, über<br />

Klassenzimmerdienste, Zeitleiste,<br />

Ausstellung von Schülerarbeiten,<br />

eine Leseecke,<br />

Blumen, jahreszeitliche<br />

Gestaltung der Fenster,<br />

Geburtstagskalender oder<br />

Darstellung wichtiger Unterrichtsergebnisse<br />

geben dem<br />

Klassenzimmer die nötige<br />

Struktur und schmücken es.<br />

Sitzordnung<br />

Zu Beginn des Schuljahres ist<br />

die Frontal- oder Hufeisenform<br />

empfehlenswert. Die Schüler<br />

sollten am ersten Schultag<br />

freie Platzwahl haben. Als<br />

kleine Überraschung kann<br />

man alternativ vorab Namensschilder<br />

der Schüler querbeet<br />

auf den Plätzen verteilen. So<br />

legt man zunächst seine Sitzordnung<br />

fest und kann vermeiden,<br />

dass sich Schüler, die<br />

gerne auch während des<br />

Unterrichts „privatisieren“,<br />

vom ersten Schultag an<br />

nebeneinander sitzen.<br />

Bücher<br />

Ausgabe<br />

Eine kurze Rücksprache mit<br />

der Schulleitung oder eines<br />

beauftragten Kollegen hilft,<br />

wo, welche und wann die<br />

Bücher ausgeteilt werden und<br />

wie viele / welche es für ein<br />

Fach gibt. In einer Klassenliste<br />

hält man fest, welche<br />

Bücher an welche Schüler<br />

ausgegeben wurden und vermerkt,<br />

wenn Bücher bereits<br />

stark beschädigt sind.<br />

Pflege<br />

Vor dem Austeilen der Bücher<br />

sollte eine kurze Unterrichtseinheit<br />

zu ihrem Umgang<br />

gehalten werden. Die Bücher<br />

müssen eingebunden und<br />

namentlich gekennzeichnet<br />

sein – der Lehrer sollte dies<br />

auch kontrollieren.<br />

Sinnvoll ist auch, am Schuljahresanfang<br />

die Aufbewahrung<br />

zu klären. Manche<br />

Bücher können in der Schule<br />

bleiben, andere sollten in die<br />

Büchertasche gepackt werden,<br />

damit sie sowohl in der<br />

Schule als auch zu Hause zur<br />

Verfügung stehen. Zu den<br />

Klassendiensten gehört auch,<br />

dass ein Schüler für die<br />

Bücher verantwortlich ist.<br />

Stundenplan<br />

Gestaltung<br />

Die Fächer sollten möglichst<br />

ausgewogen (kognitiv – praktisch<br />

– musisch) verteilt werden.<br />

Die Raumverteilung<br />

muss dabei beachtet werden.<br />

Mathematik sollte nach Möglichkeit<br />

täglich unterrichtet<br />

werden. Um integrative<br />

Aspekte wahrnehmen zu können,<br />

sollte man z. B. eine<br />

Deutschstunde nach einem<br />

Sachfach einplanen. Auch auf<br />

die Einplanung der Sprechstunde<br />

oder möglicher Differenzierungs-<br />

bzw. Therapiestunden<br />

muss geachtet<br />

werden.<br />

Amtliche Vorgaben<br />

Und das und das – und das fehlt ja auch noch.<br />

Beim Ausfüllen des amtlichen<br />

Stundenplanformulars sollte<br />

man auf die richtige formale<br />

Gestaltung achten. Größe,<br />

Verwendung von Farben und<br />

Abkürzungen variieren von<br />

Vor lauter Schilderwald bitte die Schüler nicht übersehen!<br />

Schule zu Schule. Datum und<br />

Unterschrift müssen jedoch<br />

immer vorhanden sein. Bei<br />

Zweifel sollte der Lehrer am<br />

besten den Schulleiter oder<br />

einen erfahrenen Kollegen fragen.<br />

Die Schulleitung legt<br />

meist einen Termin zur<br />

Abgabe fest, dieser sollte<br />

unbedingt eingehalten werden.<br />

Das Stundenplanformular<br />

muss im Klassenzimmer aushängen.<br />

Vorbereitungen<br />

Schulmaterial<br />

Wer an eine neue Schule<br />

kommt, sollte Bücher, Medien<br />

und Fach- und Therapieräume<br />

die vorhanden sind, sichten.<br />

An den Schulen gibt es meist<br />

Ansprechpartner, mit denen<br />

man Kontakt aufnehmen kann.<br />

Sie kennen die Schule sehr<br />

gut und können einem durch<br />

eine kurze Einweisung stundenlanges<br />

Suchen ersparen.<br />

Hausarbeit<br />

Wichtig ist ein eigenes Ordnungsschema.<br />

Man sollte sich<br />

eine Struktur überlegen, in der<br />

man festlegt, was, wo und wie<br />

abgeheftet wird. Bereits in den<br />

Sommerferien sollte man sich<br />

über die eigenen Fächer informieren<br />

(Schüler- und Lehrerhandbücher,<br />

Kopiermöglichkeiten,<br />

etcetera); auch<br />

dadurch, dass man Kollegen<br />

befragt. Ein gut organisierter<br />

Lehrer erstellt sich einen<br />

„Tagesplan“, in dem er Korrektur,<br />

Vorbereitung, Erstellen<br />

von Medien, Organisation,<br />

Schülerbeobachtung, Schriftverkehr<br />

und so weiter festlegt.<br />

Lesen Sie dazu auch unseren<br />

Buchtipp „Lehrer und trotzdem


Klassenmanagement<br />

III 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

32 33<br />

Klassenmanagement<br />

Heft IV / 2006<br />

gut drauf, PauCARE – Ratgeber<br />

für Lehrer“ in dieser Ausgabe<br />

unter AKTUELLES.<br />

Jahresplan<br />

Für den Jahresplan sollte man<br />

bereits in den Sommerferien<br />

die Mappen und Hefte des<br />

vorhergehenden Jahres sichten,<br />

das gilt vor allem für<br />

sonals (Pflegekräfte, Erzieher,<br />

Heilpädagogische Förderlehrer,<br />

usw.) für die Vorbereitung<br />

und Planung genutzt werden.<br />

Vor allem Teamarbeit erleichtert<br />

hier den Start. Die sorgfältige<br />

und gewissenhafte Planung<br />

und Gestaltung des<br />

ersten Schultages und der<br />

ersten Schulstunde – konsequent<br />

und energisch von der<br />

Wie die erste Woche mit einer neuen Klasse<br />

(1-4) aussehen kann<br />

1.Tag<br />

- Begrüßung<br />

- Kennenlernspiele<br />

- Erzählen von den Ferien<br />

- Abschiedssong<br />

- Hausaufgabe: Bild von Ferienerlebnissen malen<br />

2. Tag<br />

- Besprechung der Bilder aus der Hausaufgabe<br />

- Basteln eines Türplakates<br />

- Basteln eines Geburtstagskalenders<br />

- Abschiedssong<br />

3. Tag<br />

- Kirche<br />

- Feiern der Geburtstagskinder, die in den Sommerferien<br />

Geburtstag hatten<br />

- Abschiedssong<br />

4. Tag<br />

- Fertigstellen des Türplakates oder des Geburtstagskalenders<br />

- Erarbeiten und Besprechen der Klassen- und Gesprächsregeln<br />

- Abschiedssong<br />

Die Platzierung des Inhalts am rechten Fleck – darauf kommt es<br />

doch letztlich an.<br />

Das Türplakat und der Geburtstagskalender können als Schmuck<br />

für das Klassenzimmer dienen.<br />

Deutsch. Der Jahresplan bis<br />

zu den Herbstferien kann<br />

bereits jetzt erstellt werden.<br />

Gibt es eine Parallelklasse,<br />

bietet es sich an, den Lehrplan<br />

gemeinsam mit dem Kollegen<br />

anzufertigen. Es empfiehlt<br />

sich, Querverbindungen<br />

zwischen den Fächern zu nutzen.<br />

Wichtig ist auch das Einplanen<br />

von fixen schulortspezifischen<br />

Besonderheiten wie<br />

Wandertage und schulische<br />

Veranstaltungen. Langfristige<br />

schulische Maßnahmen, z. B.<br />

ein Schullandheimaufenthalt,<br />

erste Elternabende oder Projekte<br />

sollten am Schuljahresanfang<br />

Berücksichtigung finden.<br />

Pädagogisches<br />

Schülerbögen, ein Gespräch<br />

mit dem vorhergehenden<br />

Klassenleiter oder dem Schulleiter<br />

können einen ersten<br />

Einblick in die pädagogische<br />

Situation der Klasse vermitteln.<br />

An den Förderschulen<br />

sollte die interdisziplinäre<br />

Zusammensetzung des Per-<br />

ersten Minute an – lässt die<br />

Schüler sofort erkennen, auf<br />

welche Dinge der Lehrer Wert<br />

legt. Achten Sie von Beginn<br />

an auf ein konsequentes Vorbildverhalten.<br />

Der gezielte<br />

Aufbau eines Ordnungsrahmens<br />

in der Klasse vom<br />

ersten Tag an (Gesprächsregeln,<br />

Kummerkasten, aktuelle<br />

Wand, Ordnungsmaßnahmen,<br />

Organisation, Aufbau und Einführung<br />

von Ordnungsdiensten,<br />

Vorstellen und Durcharbeiten<br />

der Schulhausordnung)<br />

wird Ihnen das ganze Schuljahr<br />

über eine Hilfe sein. Stellen<br />

Sie sich darauf ein, dass<br />

Sie als „neuer“ Lehrer von<br />

den Schülern getestet werden.<br />

Die Informationen und<br />

Texte für den Praxisteil<br />

wurden uns von der ABJ<br />

Oberpfalz zur Verfügung<br />

gestellt und basieren auf<br />

einem Skript von Bettina<br />

Hoffmann. Wir danken<br />

herzlich für das<br />

Abdruckrecht.<br />

Themenspeicher für die erste Woche<br />

Start – an die<br />

ersten Minuten denken<br />

Begrüßung mit Handschlag<br />

Überprüfung der Vollzähligkeit<br />

Vorstellen der eigenen Person<br />

Vorstellen der Schüler<br />

Organisatorisches<br />

Namensschilder schreiben<br />

(lassen)<br />

Hausbesichtigung<br />

Klassenzimmergestaltung<br />

Vorhaben, Jahresvorhaben<br />

Herbstwanderung<br />

Schullandheim?<br />

Klassenkasse?<br />

Neue Fächer vorstellen<br />

Stundenplan/ Lehrer in der<br />

Klasse<br />

Stundenplan für die erste<br />

Woche<br />

Zeugnisse einsammeln und<br />

kontrollieren<br />

Materialliste – besorgen bis...<br />

Fragebogen zu Schuljahresbeginn<br />

Klassenämter, Klassendienste<br />

Klassenregeln<br />

Sitzordnung<br />

Grüßen<br />

Gesprächsregeln<br />

Verhalten im Pausenhof/ Haus<br />

Klassensprecherwahl<br />

Busfahrplan bekannt geben<br />

Bücher austeilen<br />

Ordnungsrahmen<br />

Material vor Unterrichtsbeginn<br />

beim Stundenwechsel herrichten<br />

Tagesbeginn?<br />

Unterrichtsende – wie?<br />

Hausschuhe, Kaugummi, Mülltrennung<br />

Ordnung unter der Bank<br />

Rechte und Pflichten der<br />

Schüler<br />

Hausordnung<br />

Krankmeldung der Schüler<br />

Besprechung der<br />

Hausaufgabenregelung<br />

Wie werden Hausaufgaben<br />

notiert?<br />

Wie werden Hausaufgaben<br />

kontrolliert?<br />

Was geschieht bei fehlender<br />

oder unvollständiger Hausaufgabe?<br />

Besprechung der<br />

Heftführung<br />

Ordentliche Einträge besprechen<br />

und einüben<br />

Korrekturzeichen besprechen<br />

Gestaltung von Einbänden<br />

Inhaltsverzeichnisse von Ringbüchern<br />

Einsammeln und Austeilen der<br />

Hefte<br />

Aufwärmübungen zum Tagesbeginn fördern Kreativität und Konzentration.<br />

Der Tagesbeginn<br />

Zum Aufwärmen alle mal locker machen lassen<br />

Schüler jeden Alters sind dankbar,<br />

wenn es nach dem ersten<br />

Gong nicht gleich sofort voll<br />

losgeht. Eine kurze – auch<br />

fachfremde – Aufwärmphase<br />

vor Englisch, Mathematik oder<br />

Deutsch wirkt Wunder in<br />

Sachen Aufmerksamkeit. Wie<br />

lässt sie sich abwechslungsreich<br />

und ökonomisch gestalten?<br />

Sie kann nachdenklich<br />

informativ, lustig, situativ, anstrengend,<br />

aufregend, fromm,<br />

anregend oder Impuls gebend<br />

sein. Sie kann Lehrer und<br />

Schüler zusammenführen, alle<br />

Sinne ansprechen, unter die<br />

Haut gehen, zur Selbsttätigkeit<br />

anregen und auch einmal<br />

länger als nur vier Minuten dauern.<br />

Ideen für einen abwechslungsreichen<br />

Tagesbeginn gibt<br />

es zuhauf – man findet sie z. B.<br />

in Texten (Leserbriefe, Anzeigen,<br />

Nachrichten, Liedtexte,<br />

Gedichte), Bildern, Comics,<br />

Karikaturen, Grafiken, Geräuschen,<br />

Musik, Gegenständen<br />

(Knetmasse, Spielsachen,<br />

Überraschungseier), Gerüchen,<br />

Witzen, Kalenderblättern (geflügelte<br />

Worte, Sprüche, Zitate).<br />

Als Anregung haben wir exklusiv<br />

für Sie einen Auszug der<br />

besten Tagesbeginne, die<br />

Bernd Lussert für den JUNG-<br />

LEHRER geschrieben hat,<br />

zusammengestellt.<br />

Uhr oder Zeit?<br />

Heute ist für alle das Phänomen<br />

Zeit über- (lebens-) wichtig.<br />

Termine jagen Termine, Stunden<br />

und Tage verfliegen, die<br />

Zeit vergeht unwiederbringlich.<br />

Nicht nur Erwachsene,<br />

auch Schüler erleben, dass<br />

ihre Zeit begrenzt und damit<br />

kostbar ist. Wie kann aber die<br />

unbekannte Menge der eigenen<br />

Zeit „sinnvoll“ genutzt,<br />

eingeteilt, geplant oder verlebt<br />

werden? Wie kann ich meinen<br />

Schülern den bewussten<br />

Umgang mit der Zeit nahe<br />

bringen, wenn ich doch selber<br />

bei all den Schularbeiten<br />

(Korrekturen, Proben) gar<br />

keine Zeit habe? Ganz einfach:<br />

Die Zeit, die ich mir<br />

nehme, habe ich zur Verfügung.<br />

Wichtig erscheint mir,<br />

den Tag(-esbeginn) so zu<br />

gestalten, dass die Uhr oder<br />

der Gong nicht zum Diktator<br />

über unsere Arbeit wird.<br />

Hektik ist fehl am Platz.<br />

Meine Vorschläge für einen<br />

„stressfreien“ Morgen:<br />

- Zeit haben für kurze<br />

Gespräche mit Schülern<br />

- Zeit haben für entspannende<br />

Musik<br />

- Zeit haben für ein Bild (OHP


Klassenmanagement<br />

IV 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

34 35<br />

Klassenmanagement<br />

IV 3<br />

Der Tagesbeginn<br />

oder Tafel), das zum Denken<br />

anregt<br />

- Zeit haben für Licht und<br />

Wärme (Duftkerze)<br />

Zeit für gemeinsames Lesen.<br />

Zeit begegnet uns in vielen<br />

Formen. Diese den Schülern<br />

zu zeigen und sogar Gegensätze<br />

zu thematisieren, ist<br />

mein Anliegen. Einfach und gut<br />

ist eine – ohne Zeitdruck! –<br />

gefertigte Zeit-Collage zu<br />

Themen wie: Uhr, Bewegung –<br />

Stillstand, Geschwindigkeiten,<br />

„Zeit ist Geld“, „keine Zeit“<br />

usw. Auch Impulsworte (z. B.<br />

Schnecke, Zug, rote Ampel,<br />

Warteschlange, Wettrennen<br />

[Hase & Igel], Eieruhr, Stoppuhr),<br />

zu denen – diesmal mit<br />

Zeitvorgabe – gemeinsam<br />

möglichst viele Begriffe gefunden<br />

werden müssen, eignen<br />

sich zum anschließenden<br />

Bewerten und Nachsinnen.<br />

Wenn solche Beschäftigungen<br />

mit der Zeit „von Zeit zu Zeit“<br />

stattfinden, dann bleibt auch<br />

die Sensibilisierung der Schüler<br />

für ihren eigenen Umgang<br />

mit der Zeit nicht aus. Für<br />

manche Sachen sollte man<br />

sich einfach Zeit nehmen!<br />

„Überraschung!“<br />

Jedes Kind liebt sie, die Werbung<br />

verspricht Spiel, Spaß<br />

und Schokolade und selbst<br />

Erwachsene gönnen sich ab<br />

und zu eines: das Überraschungs-Ei,<br />

kurz Ü-Ei<br />

genannt. Sammelleidenschaft,<br />

Figuren-Tauschbörsen und<br />

Karies kann man sicher kritisieren,<br />

doch am Ende erliegt<br />

jeder gerne dem Zauber des<br />

Ü-Eies. Warum? Ist es die<br />

Form, der Inhalt, die süße Versuchung,<br />

die unsere Herzen<br />

höher schlagen lässt? Ist es<br />

der Reiz des Verborgenen, die<br />

Vorfreude auf ein Spielzeug<br />

oder pure Neugier, die uns<br />

zum Schütteln und zum Ans-<br />

Ohr-Halten verführen? Egal –<br />

wichtig ist die Faszination, die<br />

vom Ü-Ei ausgeht. Kann ein<br />

Schultag besser beginnen, als<br />

mit Vorfreude, Neugier und<br />

Interesse?<br />

Gerne nutze ich das „Ü-Ei-<br />

Prinzip“, um die Klasse in den<br />

Tag zu bringen. Leere Eierhüllen<br />

(das Original ist gelb!) werden<br />

mit diversen Kleinigkeiten<br />

gefüllt, die uns auf immer<br />

neue Art überraschen.<br />

Beliebte Inhalte sind Papierröllchen<br />

(darauf ein Rätsel,<br />

Witz, Denksportaufgabe,<br />

Glückskeksspruch, Guiness-<br />

Rekord), Bilder (abwaschbare<br />

Tattoos, Sticker, Sammelbilder,<br />

Cartoons) oder nützliche<br />

Kleinigkeiten (Radiergummi,<br />

Spitzer). Gelegentlich<br />

schmuggeln sich auch<br />

Geburtstagsgutscheine, Lobkärtchen<br />

oder andere Gimmicks<br />

zur extrinsischen Motivation<br />

in die Eier. Schüler sind<br />

selbst für kleine Aufmerksamkeiten<br />

dankbar, solange nur<br />

„die Verpackung stimmt“.<br />

Wer ein Ei aus der Überraschungsdose<br />

(drei bis fünf<br />

Eier) ziehen darf, ist natürlich<br />

geregelt: Geburtstagskinder,<br />

Schüler, die Lob /Ansporn<br />

gebrauchen können oder ein<br />

kleines Dankeschön erhalten<br />

sollen. Am Ende des Tages<br />

wird die Eierschale wieder eingesammelt;<br />

jedoch nicht leer!<br />

Es sollte sich etwas vom<br />

„überraschten“ Schüler darin<br />

befinden: eine Antwort, eine<br />

Idee fürs nächste Ei, eine<br />

Frage, eine Anregung. Auch<br />

der Lehrer wird dabei so manche<br />

Überraschung erleben!<br />

Sind Ü-Eier nicht toll?<br />

Spürnase<br />

Im Schulalltag gilt es ständig<br />

zuzuhören und zuzusehen.<br />

Langweilig. Ein in der Schule<br />

nur selten angesprochener<br />

Sinn bietet für viele Schüler<br />

interessante und ungeahnte<br />

Erfahrungen: der Geruchssinn.<br />

Den kann man zum<br />

Tagesbeginn prima ergründen.<br />

Mit allen Sinnen in den Tag starten – z. B. mit Klängen und<br />

Gerüchen.<br />

Zur besseren Handhabung<br />

der Geruchsstoffe bieten sich<br />

Filmdöschen an. Sie werden<br />

mit geruchsintensiven Materialien<br />

gefüllt und mit einem<br />

engmaschigen Gitter (Fliegennetz)<br />

verschlossen. Die<br />

Geruchskapseln werden herumgereicht<br />

oder an bestimmten<br />

Stationen als Duftquelle<br />

platziert.<br />

Die Aufgaben an die „Spürnasen“<br />

sind vielfältig und können<br />

beliebig variiert oder wiederholt<br />

werden. Die Schüler erraten<br />

möglichst viele Gerüche.<br />

Spielvarianten:<br />

- „Duftmemory“ (= Dosen mit<br />

gleichen Gerüchen werden<br />

einander zugeordnet)<br />

- „Duftwolke“ (= Düfte werden<br />

in Kategorien, z. B. blumig,<br />

stechend, faulig eingeordnet)<br />

Anschließend besprechen die<br />

Schüler, was sie gerochen<br />

haben und können Erlebnisse<br />

äußern, die sie mit dem jeweiligen<br />

Geruch in Verbindung bringen,<br />

z. B. „Senf erinnert mich an<br />

Imbissbuden/unser Volksfest“.<br />

Intensive Gerüche (Waschpulver,<br />

Senf, ätherische Öle)<br />

sollten sich mit „weichen“ Düften<br />

(Seife, Blume, Holzrinde)<br />

abwechseln, um die Kinder für<br />

möglichst viele olfaktorische<br />

Reize zu sensibilisieren.<br />

Perspektivenwechsel<br />

Neulich sprang mir wieder mal<br />

eine Zeichnung von Maurits<br />

Cornelis Escher ins Auge: verzwickte<br />

Linienführung, vermischte<br />

Perspektiven, verfremdete<br />

Objekte. Nichts war,<br />

wie ich es kannte oder erwartete.<br />

Ich war verunsichert,<br />

Bekanntes war plötzlich trügerisch.<br />

Ah ja, das wird mein<br />

Tagesbeginn!<br />

Etwas reserviert ließen sich<br />

meine Schüler auf diese Entdeckungsreise<br />

zum Bild ein.<br />

Einige blieben distanziert,<br />

manche wurden sogar etwas<br />

abgestoßen, doch sehr viele<br />

erhielten eine Art künstlerischen<br />

Denk-Anstoß. Ihre Einsicht<br />

war von mir nicht beabsichtigt;<br />

umso mehr war ich<br />

dankbar: „Nichts ist wie es<br />

scheint. Auf die Perspektive<br />

kommt es an. Man kann alles<br />

verändern. Hinter allem steckt<br />

etwas Neues.“ Derartige Äußerungen<br />

kamen während der Beschäftigung<br />

mit Escher-Bildern.<br />

Vorschläge zur Handhabung:<br />

- Schwarz-Weiß-Postkarten<br />

kaufen, vergrößern, laminieren<br />

oder als OHP-Folie kopieren<br />

- Bilder zerschneiden, gruppenweise<br />

austauschen und<br />

zusammenpuzzlen<br />

- ein Bildelement isoliert präsentieren<br />

und zeichnerisch<br />

ergänzen<br />

- Motiv durch neue Formen,<br />

Farben oder Linien verfremden<br />

- eine eigene Metamorphose<br />

eines Tieres / Gebäudes /<br />

Menschen skizzieren<br />

- Eschers jeweilige Idee oder<br />

Absicht zu erahnen suchen<br />

Mit von Schülern ausgewählten<br />

oder veränderten Escher-<br />

Bildern ist eine interessante<br />

Bilder-Reihe entstanden, die<br />

– auf eine Leine geknüpft – sich<br />

auch als Dekoration anbietet.<br />

Die Sicht der Schüler, was<br />

Kunst ist und sein kann,<br />

Sprüche klopfen ist gefragt.<br />

wurde und wird durch Escher-<br />

Skizzen enorm erweitert.<br />

Gespür für Perspektive, eigene<br />

und andere Ansichten, sowie<br />

individuelle Sehweisen wird<br />

stets wichtiger. Ich erachte<br />

eine Escher-Postkarte pro<br />

Schüler als lohnenden Schritt<br />

gegen Perspektivenlosigkeit!<br />

Bei Wikipedia findet man zahlreiche<br />

Links zu Escher-<br />

Bildern.<br />

Spruch-Beutel<br />

Ein Sprücheklopfer, Spruchbeutel<br />

oder Angeber ist in<br />

jeder Klasse vorzufinden.<br />

Gerne beeindruckt er Mitschüler<br />

mit tollen – aber leider<br />

erfundenen – Geschichten.<br />

Jedoch kann „Sprüche<br />

machen“ auch sinnvoll sein.<br />

Die Schüler erweitern ihren<br />

Sprachschatz, eher selten<br />

gewordene Formulierungen<br />

werden lebendig und ganz<br />

nebenbei beginnt der Schultag<br />

mit netten Worten.<br />

Mein Spruch-Beutel war einmal<br />

eine Jute-Tasche. Jetzt<br />

befinden sich darin verschiedenfarbige<br />

Textstreifen mit<br />

mehr oder weniger bekannten<br />

Sprüchen. Fünf Schüler ziehen<br />

je einen Spruch und tragen<br />

ihn der Klasse vor. Wer<br />

den Spruch kennt, erklären<br />

oder ergänzen kann, darf ihn<br />

behalten und auf eine Spruch-<br />

Urkunde aufkleben. Sieger<br />

also „Oberspruchbeutel“ ist,<br />

wer als erster seine Urkunde<br />

vervollständigt hat.<br />

Auf gelbem Papier stehen<br />

Werbeslogans, etwa „Die<br />

wahrscheinlich längste ...“<br />

oder „Gesunde ... lutschen“.<br />

Gesucht ist die Ergänzung<br />

„Praline der Welt“ beziehungsweise<br />

„Vitamine“. Redewendungen<br />

wie „Lügen haben<br />

kurze Beine“ sind auf roten<br />

Streifen und müssen (mit Beispiel)<br />

kurz erklärt werden.<br />

Beliebt sind auch Fehler-Sprüche<br />

auf blauem Papier, die es<br />

zu korrigieren gilt: etwa „Wer<br />

anderen eine Stube kehrt, fällt<br />

selbst hinein.“ Schwierig und<br />

deshalb geliebt oder gefürchtet<br />

sind Reim-Sprüche (grünes<br />

Papier), bei denen nur Stichworte<br />

gegeben sind (z. B.<br />

Morgenstund und Mund). Jetzt<br />

muss man selber den passenden<br />

Spruch dazu reimen.<br />

Was einmal als Spielerei im<br />

Deutschunterricht begann, ist<br />

zum regelmäßig wiederkehrenden<br />

Tagesbeginn geworden.<br />

Bereits ab der vierten<br />

Klasse lassen sich Sprüche,<br />

Redewendungen, Reime,<br />

Bauernregeln und Slogans gut<br />

für den Spruch-Beutel nutzen.<br />

Was man nicht alles aus<br />

einem alten Sack und dummen<br />

Sprüchen machen kann!


Klassenmanagement<br />

IV 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

36 37<br />

Klassenmanagement<br />

Heft VI / 2006<br />

„Mal amal a Mandala“<br />

Schon in Kindergarten und<br />

Grundschule werden Mandalas<br />

für Konzentrations- oder<br />

Malübungen herangezogen.<br />

Man schreibt ihnen pseudoreligiöse<br />

oder hypnotische<br />

Wirkungen zu. Egal! Mandalas<br />

bieten aufgrund ihrer<br />

Motiv- und Formenvielfalt tolle<br />

Möglichkeiten, den Tag spirituell-kreativ<br />

zu beginnen. Nur<br />

vor einem sei gewarnt: Der<br />

Spruch „mal amal a Mandala“<br />

sollte nicht dazu dienen,<br />

Schüler mit sinnlosem Ausmalen<br />

zu beschäftigen! Dafür<br />

gibt es Malbücher!<br />

Grundsätzlich: Mandalabücher<br />

mit geeigneten Vorlagen<br />

sollten an jeder Schule vorhanden<br />

sein. Im Buchhandel<br />

gibt es eine Fülle unterschiedlicher<br />

Richtungen: tiefreligiös,<br />

themensortiert oder einfach<br />

nur komisch. Zum Malen eignen<br />

sich besonders spitze<br />

Farbbuntstifte, Wachsmalkreiden<br />

sind zu dick, Filzstifte<br />

überdecken darunter liegende<br />

Farben oft komplett. Eine<br />

ruhige Hintergrundmusik hat<br />

noch nie geschadet und<br />

selbstverständlich sollte der<br />

Schüler sein persönliches<br />

Mandala auswählen können.<br />

Tipp: Wer bereits in der Vorviertelstunde<br />

beginnt, kommt<br />

nicht in „Zeitdruck“.<br />

So macht Mandala-Malen Spaß:<br />

- Mandala komplett von der<br />

Mitte zum Rand (oder umgekehrt)<br />

ausmalen<br />

- Mandala nach jedem fertigen<br />

Farbfeld drehen, d. h.<br />

spiralförmig malen<br />

- nur jedes zweite Farbfeld<br />

ausmalen, so dass weiße<br />

Lücken bleiben<br />

- Mandalamuster zuerst farbig<br />

und dann nur schwarz-weiß<br />

ausmalen<br />

- jeder Schüler malt nur in<br />

einer Farbe und gibt Muster<br />

an Mitschüler weiter<br />

- schließlich Mandala sauber<br />

ausschneiden, aufkleben<br />

oder aufhängen<br />

Natürlich können aus Mandalas<br />

tolle Sitzkreisbilder, Motiv-<br />

Ketten, Window-Color-Bilder<br />

oder Heftverzierungen entstehen.<br />

Es wäre auch nicht<br />

schlecht, wenn die Schüler<br />

über ihre Farb- und Motivauswahl<br />

reflektieren und sprechen<br />

können. Warum nimmt<br />

Max nur eckige Muster?<br />

Warum verwendet Sybille nur<br />

dunkle Farben? Was Mandalas<br />

genau bewirken, weiß ich<br />

nicht. Zumindest geht von ihnen<br />

Kreative Darstellung eines Teufelskreises.<br />

etwas aus, was jenseits von<br />

Kunst oder Geometrie liegt.<br />

Teufelskreis<br />

Aus aktuell politischem Anlass<br />

heraus oder passend zu<br />

gesellschaftlich ethischen<br />

Phänomenen ist die Thematisierung<br />

des Begriffes<br />

„Teufelskreis“ spannend und<br />

bereichernd. Fast überall kann<br />

der wache Verstand (des<br />

Schülers) solche Entwicklungen<br />

erkennen; jedoch muss<br />

der Blick hierfür geschärft sein.<br />

Abhängig vom Alter können<br />

Schüler mit Kreisläufen und<br />

Gefühlsstrudeln konfrontiert<br />

werden: Spirale der Gewalt,<br />

Krieg dem Terror, Lügen<br />

haben kurze Beine, Rache ist<br />

süß, Wie-du-mir-so-ich-dir,<br />

Fressen-und-Gefressenwerden,<br />

Drogenmissbrauch, Vorurteile,<br />

religiöser Fanatismus,<br />

Todesstrafe.<br />

Wie kann ein „Teufelskreis“<br />

dargestellt werden?<br />

- Bild von einem Sog, Strudel,<br />

der alles in die Tiefe reißt<br />

- Pfeile, die alle auf einen<br />

Punkt zeigen<br />

- Konzentrische Kreise, wie<br />

eine Dart-Scheibe<br />

- Sitz- /Stuhlkreis<br />

- Kärtchen, die wie ein Domino<br />

ringförmig angeordnet sind<br />

Die Schüler erkennen durch<br />

einprägsame Bebilderung,<br />

Anordnung und Wortwahl,<br />

dass eine kleine Ursache,<br />

fatale Wirkung entfalten kann,<br />

die wiederum selbst die Ursache<br />

für eine noch gravierendere<br />

Wirkung darstellt. Spannend<br />

ist, an welcher Stelle<br />

und wie dieser teuflische<br />

Kreislauf durchbrochen werden<br />

kann. Vorsicht: Häufig<br />

werden sehr vereinfachte<br />

Wege genannt (Bomben auf<br />

Afghanistan), die der Lehrer<br />

relativieren muss. Sobald<br />

Schüler für Komplexität und<br />

Wechselwirkungen sensibel<br />

sind, können interessante<br />

Diskussionen / Einsichten folgen.<br />

Nichts ist mehr schwarz<br />

oder weiß! Weitblick sticht<br />

Kurzsichtigkeit aus.<br />

Teuflische und gefährliche<br />

Entwicklungen sind Realität.<br />

Schüler sollten deshalb üben,<br />

clevere Fragen zu stellen,<br />

anstatt auf einfache Antworten<br />

hereinzufallen; denn auch<br />

die Schule kann Teil eines<br />

Teufelskreises sein.<br />

Internetinfos, die wachrütteln<br />

Ab Klasse 6 können freiwillige<br />

Schüler täglich zwei aktuelle<br />

Meldungen aus dem Nachrichtensektor<br />

des Internets für<br />

die Klasse vorbereiten. Vorteil:<br />

Passive Zuhörer verwandeln<br />

sich in aktive Nachrichtenmoderatoren.<br />

Ganz beliebt<br />

sind Meldungen, die nicht in<br />

Buch oder Zeitung stehen.<br />

Dazu gehören Rekorde,<br />

Unglaubliches, Zahlen und<br />

Fakten aus fernen Ländern,<br />

lustige oder makabere Begebenheiten.<br />

Der Phantasie und dem Präsentationsgeschick<br />

des Schülers<br />

sind nur zwei Grenzen<br />

gesetzt: 1. Zeitlimit (4 Minuten);<br />

2. „der gute Geschmack“<br />

(Sex, Drogen und Gewalt sind<br />

tabu). Abwechslungsreiche<br />

Mischungen aus Bild, Text<br />

und Ton gehören schon nach<br />

kurzer Zeit zum Standard,<br />

interessante Gespräche sind<br />

normal.<br />

Wo findet ein Schüler etwas<br />

im Netz? Da die Fundgrube<br />

mittlerweile monströse Ausmaße<br />

annimmt, beschränken<br />

wir uns auf die Seiten von<br />

Zeitungen, Nachrichtendiensten<br />

und „Kinderpages“ (cnn,<br />

aol, t-online, dpa, sz, welt,<br />

kidsdomain, wasistwas).<br />

Komisch - irgendwie habe ich<br />

das Gefühl, dass die Schüler<br />

die Infos der ersten vier Minuten<br />

besser verarbeiten, als die<br />

der folgenden 266.<br />

Auf dem Weg ins eigene Traumland<br />

Zum Auftanken<br />

Spiele für Zwischendrin<br />

Lernen einen Vormittag lang ist<br />

eine anstrengende Sache.<br />

Das merken wir selbst immer<br />

wieder, wenn wir auf Fortbildungen<br />

sind: Es ist schwierig,<br />

dem Referenten zu folgen,<br />

sich zu konzentrieren, dem<br />

Nachbarn nicht sofort Dinge<br />

mitzuteilen, die einem am<br />

Referenten, beim Rausblicken<br />

aus dem Fenster oder beim<br />

Nachsinnen über den anschließenden<br />

Feierabend aufgefallen<br />

sind. Noch schlimmer<br />

ist es, wenn wir alte<br />

Bekannte auf den Fortbildungen<br />

treffen. Da muss sich<br />

der Referent schon besonders<br />

anstrengen...<br />

Ähnlich geht es Kindern in der<br />

Schule. Zwar wird ihre „Leidensfähigkeit“<br />

mit dem Alter<br />

größer. Dennoch brauchen sie<br />

Rhythmisierung. Wie man Kinder<br />

am Tagesanfang auf den<br />

Schulbeginn einstimmt, haben<br />

wir in der letzten Praxisbeilage<br />

behandelt. Heute geht es um<br />

Spiele zwischendrin, sei es<br />

nach der Pause, nach dem<br />

Stundenwechsel, nach einer<br />

intensiven oder einer sehr<br />

freien Unterrichtsphase.<br />

In der Regel gibt es drei Phasen,<br />

die den Kindern die Konzentration<br />

erschweren: Sie werden<br />

müde, sie können nicht<br />

mehr sitzen und sind aufgedreht,<br />

oder die Luft im Zimmer<br />

ist verbraucht und stickig. Auf<br />

alle drei Situationen kann verschieden<br />

reagiert werden.<br />

Drei Phasen<br />

Gerade in höheren Jahrgangsstufen<br />

ist der Montagmorgen<br />

ein Problem. Im Laufe des<br />

Tages gibt es immer wieder<br />

Phasen, in denen man teilnahmslosen,<br />

gähnenden Gesichtern<br />

gegenüber steht. Einmal<br />

ist mir während eines Diktats<br />

ein Schüler eingeschlafen.<br />

Abhilfe schaffen hier zum Beispiel<br />

Bewegungsspiele. Der<br />

Elternratgeber der Flohkiste<br />

gibt hier einige wertvolle Tipps,<br />

die man auch mit älteren Kindern<br />

(mindestens bis zur achten<br />

Klasse) gut durchführen<br />

kann. Wann immer ich merke,<br />

die Kinder werden träge, stehen<br />

alle auf und machen diese<br />

Bewegungsspiele. Es bietet<br />

sich im Laufe der Zeit an, Kinder<br />

vorturnen zu lassen.<br />

In der Grundschule sind Bewegungsspiele<br />

gang und gäbe.<br />

Tauschen Sie sich doch in den<br />

Kollegien einmal aus, was<br />

gerade besonders beliebt ist<br />

bei den Kindern oder welche<br />

Ideen in den anderen Klassen


Klassenmanagement<br />

VI 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

38 39<br />

Klassenmanagement<br />

VI 3<br />

probiert werden. Am häufigsten<br />

wird derzeit von dem Spiel<br />

„Zwerg, Riese, Mensch“<br />

erzählt.<br />

Eine andere Möglichkeit, Kinder<br />

in Gang zu bekommen, ist,<br />

ein Lied zu singen, das unterschiedliche<br />

Tempi und Lautstärken<br />

enthält. Seit Jahren singe<br />

ich mit allen Kindern von der<br />

Jahrgangsstufe 1 bis 9 das<br />

Lied „Ukelele“, auch bekannt<br />

als „Oh, Helene“. Einer singt<br />

Kinder können nicht mehr<br />

sitzen und sind aufgedreht<br />

Häufig übernimmt man eine<br />

Klasse und merkt, dass da<br />

etwas Spannendes passiert ist<br />

und die Kinder ganz aufgedreht<br />

sind und sich nicht konzentrieren<br />

können. Oder nach einer<br />

Probearbeit ist eine Spannung<br />

in der Klasse, die deutlich spürbar<br />

ist. Oft kommen Kinder<br />

nach der Pause ins Klassenzimmer<br />

und haben etwas<br />

können. Denn hier gilt wie in<br />

allen schulischen Situationen:<br />

Was nicht authentisch ist, wird<br />

nicht angenommen.<br />

Musikritual<br />

Ich lege immer dieselbe Musik<br />

auf, um die Situation zu ritualisieren.<br />

Alle Kinder, auch die,<br />

welche sich nicht drauf einlassen<br />

wollen, stellen die Füße mit<br />

den Sohlen auf den Boden,<br />

verschränken die Arme auf<br />

einem Baum auf dem Schulgrundstück<br />

und sehen, was<br />

draußen los ist: Was ist<br />

auf dem Sportplatz, welche<br />

Kinder laufen gerade herum...<br />

Immer höher steigen wir und<br />

bewegen uns immer weiter<br />

weg vom Geschehen vor Ort,<br />

nehmen Abstand von dem,<br />

was in uns drin passiert und<br />

was wir gerade erlebt haben.<br />

Egal wo wir hinfliegen - ins<br />

Gebirge, ans Meer, an einen<br />

Sandstrand, in unseren Körper,<br />

Auch die Rückkehr ist ritualisiert.<br />

Wenn wir zurück fliegen,<br />

dann immer zuerst zu dem<br />

Baum und wir schauen, was<br />

auf dem Hof passiert, dann<br />

wieder zum Fenster herein und<br />

wer angekommen ist, der öffnet<br />

die Augen. Hier ist auch möglich,<br />

die Muskeln ritualisiert zu<br />

aktivieren. Sie können die Kinder<br />

bitten, sich zu strecken<br />

oder Muskeln anzuspannen,<br />

damit das Bewusstsein wieder<br />

angeregt wird.<br />

men, wenn man weiß, dass sie<br />

einem gut tun. Und Traumreisen<br />

tun Kindern gut. Sie werden<br />

sie mit der Zeit einfordern,<br />

auch unabhängig davon, ob<br />

dafür Unterricht „ausfällt“.<br />

Es gibt Kinder, die diese Erfahrung<br />

nicht annehmen können.<br />

Das merkt man sehr bald, spätestens<br />

nach dem dritten Mal.<br />

Diese Kinder merken aber, wie<br />

die Stimmung im Klassenzimmer<br />

umschwenkt, sie fühlen die<br />

Traumreisen reagiert, sie<br />

bekommt rasendes Herzklopfen<br />

und reagiert nahezu<br />

panisch. Kinder scheinen da<br />

härter im Nehmen. Dennoch<br />

können Erlebnisse, die anregen,<br />

in sein Innerstes zu horchen,<br />

die Gedanken schweifen<br />

zu lassen und Assoziationen zu<br />

wecken, in Menschen Erlebnisse<br />

hervorrufen, die unangenehm<br />

sind. Es kann passieren,<br />

dass der Traumreisende nicht<br />

mit dem, was in ihm passiert,<br />

starte eine Traumreise und<br />

lasse die Kinder freie Assoziationen<br />

schreiben oder schildern,<br />

was sie erlebt haben oder<br />

wie sie eine Traumreise gestalten<br />

würden. Diese Traumreisen<br />

nehme ich auf, schmücke sie<br />

aus und lasse dann Schüler<br />

ihre Mitschüler auf ihre Traumreise<br />

mitnehmen.<br />

Literatur für Traumreisen gibt<br />

es genug. Auch das Googeln<br />

der Wörter „Fantasiereise“ oder<br />

Hallo, hallo: Dein Daumen ist ja schneller wach, als Dein Kopf!<br />

So sieht eine Schülerin in klassischer Lernhaltung aus.<br />

Die zweite Luft bringt neue Lebensgeister ins Spiel.<br />

Kreislauf, bis der Generator im Kopf wieder anspringt.<br />

die Liedzeilen vor, die Gruppe<br />

singt nach. Zwischen den Strophen<br />

heißt es dann „Das Lied<br />

war viel zu leise, drum singen<br />

wir es lauter“, oder das Lied<br />

war zu schnell, zu langsam, zu<br />

hoch, zu tief. Kinder singen das<br />

Lied immer wieder mit Begeisterung.<br />

Zugegebenermaßen<br />

hat es einen militärischen<br />

Anstrich. Aber es zeigt Wirkung<br />

und nach ein paar Strophen<br />

geht die Arbeit weit zügiger<br />

vonstatten.<br />

erlebt, was eine nervöse und<br />

manchmal schon nahezu<br />

hysterische Stimmung auslöst.<br />

Wenn man das Ereignis nicht<br />

greifen kann, aber spürt, dass<br />

die Kinder eine Ruhephase<br />

brauchen, bieten sich Traumoder<br />

Fantasiereisen an.<br />

Darauf lassen sich Kinder von<br />

der Grundschule bis zum Ende<br />

der Sekundarstufe I ein. Allerdings<br />

muss der Lehrer dahinter<br />

stehen und das mögen und<br />

dem Tisch und legen die Stirn<br />

auf ihre Arme. Manche Kollegen<br />

zählen rückwärts, um die<br />

Kinder an den Beginn der<br />

Traumreise zu bringen.<br />

Ich beginne mit Körpererfahrungen:<br />

Fühle, wie deine Füße<br />

auf dem Boden aufstehen,<br />

wackle mit den Zehen, lass<br />

aber die Fußsohle auf dem<br />

Boden, spüre, wo dein Hintern<br />

auf dem Stuhl sitzt. Dann fliegen<br />

wir zum Fenster hinaus zu<br />

in den Dschungel, in eine Fantasielandschaft<br />

- wichtig ist<br />

immer alle Sinne der Kinder<br />

anzusprechen. Beschreiben<br />

Sie, was sie riechen, was<br />

sie fühlen, was sie sehen,<br />

was sie hören, was sie<br />

schmecken. Sie werden sehen,<br />

wie Kinder, wenn Sie ihnen<br />

beschreiben, wie die mit den<br />

Zehen in heißen Sand bohren<br />

in die unteren kühleren<br />

Schichten, im Klassenzimmer<br />

mit den Zehen wackeln.<br />

Kinder machen sich anfangs<br />

lustig über so eine Erfahrung.<br />

Sie wollen nicht die Augen<br />

schließen, sie sehen nach, ob<br />

die anderen Kinder die Augen<br />

offen haben, sie fühlen, wie ihr<br />

Atem die Tischplatte feucht<br />

macht. Lassen Sie sich nicht<br />

beirren. Die Wirkung der<br />

Traumreise tritt oftmals erst<br />

beim zweiten oder dritten Mal<br />

ein. Das Kind muss lernen sich<br />

einzulassen. Außerdem kann<br />

man Dinge oftmals erst anneh-<br />

Ruhe, die einkehrt. Manche<br />

Schüler blättern dann in einem<br />

Buch, andere sitzen da, hören<br />

zu, lassen die Augen auf. Das<br />

muss man zulassen können.<br />

Aber ich habe noch kein Kind<br />

erlebt, das die Ruhe nicht aufgenommen<br />

hat, die so eine<br />

Traumreise hervorruft.<br />

Genaue Beobachtung gefragt<br />

Ich habe eine Kollegin, die<br />

stark körperlich auf solche<br />

zurecht kommt. Deswegen ist<br />

es wichtig, dass der Lehrer die<br />

Kinder genau beobachtet und<br />

vor allem beim Zurückkommen<br />

in die „echte Welt“ sorgsam<br />

darauf achtet, dass jedes Kind<br />

wieder im Alltag ist, bevor es<br />

weiter gehen kann.<br />

Es bietet sich gelegentlich an,<br />

solche Traumreisen mit dem<br />

Deutschunterricht zu verbinden.<br />

Ich gebe häufig nach dem<br />

Religionsunterricht Deutsch,<br />

„Traumreise“ bringt Beispiele<br />

für Geschichten. Oder seien<br />

Sie kreativ und bringen sich<br />

selbst in die Geschichten ein.<br />

Die Luft im Klassenzimmer<br />

ist verbraucht und stickig<br />

Mir fällt immer wieder auf,<br />

wenn ich dem Unterricht von<br />

Lehramtsanwärtern beiwohne:<br />

Der Lehrer, der im Klassenzimmer<br />

hin- und herrennt und dessen<br />

Antennen auf maximale


Klassenmanagement<br />

VI 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

40 41<br />

Klassenmanagement<br />

Heft IV / 2007<br />

Wir spielen Baum, wir spielen Flugzeug, und singen könnten wir übrigens auch noch.<br />

Aufnahmebereitschaft gestellt<br />

sind, friert nicht. Der Schüler,<br />

der den Vormittag sitzend<br />

verbringt, friert. In meinem<br />

Klassenzimmer führt das zu<br />

einer ungewöhnlichen Kleiderspanne:<br />

Während ich im<br />

T-Shirt da stehe, sitzen die Kinder<br />

in Schals im Zimmer. Entsprechend<br />

entwickelt sich die<br />

Diskussion zum Lüften: Während<br />

ich darauf dränge, dass<br />

die Scheibe wieder von<br />

Kondenswasser sein sollte,<br />

bevor das Fenster geschlossen<br />

wird, jammern die Kinder<br />

schon beim Gedanken an<br />

Frischluft.<br />

Zauberhafte Frischluft<br />

Abhilfe schafft also ein Bewegen<br />

an frischer Luft. Die eine<br />

Möglichkeit ist, die im ersten<br />

Teil angesprochenen Turnübungen<br />

bei offenem Fenster<br />

zu machen. Das kann aber zu<br />

unerwünschten Nebenwirkungen<br />

die Geruchsentwicklung<br />

betreffend führen.<br />

Deswegen gehe ich mit den<br />

Schülern in den Pausenhof<br />

und laufe drei Mal einen Kreis<br />

mit ihnen ab, während im Klassenzimmer<br />

alle Fenster geöffnet<br />

sind. Die Schüler gehen da<br />

meist ohne Jacken, sie drehen<br />

ja nur drei Kreise und dann<br />

geht es wieder zurück ins<br />

Schulhaus und ins Klassenzimmer,<br />

das, obgleich frisch gelüftet,<br />

kuschelig warm wirkt.<br />

Im Übrigen steht in den meisten<br />

Stunden des Vor- und Nachmittages<br />

bei mir die Tür auf;<br />

nicht nur wegen der psychologischen<br />

Offenheit und des<br />

damit verbundenen Schulklimas,<br />

sondern auch wegen der<br />

Luft im Klassenzimmer.<br />

Resümee: Zwischendrinspiele<br />

lohnen!<br />

Gerade Fachlehrer (gleich, ob<br />

an Realschule und Gymnasium<br />

oder im fachpraktischen<br />

Bereich) werden sich fragen,<br />

wie denn solche Dinge zu<br />

bewerkstelligen sein sollen,<br />

wenn man in 45 Minuten Stoff<br />

durchbringen soll und ohnehin<br />

ständig unter Zeitdruck steht.<br />

Zugegebenermaßen ist es<br />

schwieriger für Fachlehrer als<br />

für Klassenlehrer.<br />

Haben Sie dennoch den Mut<br />

solche Dinge auszuprobieren.<br />

Wenn man drei oder fünf Minuten<br />

in eine Traumreise oder<br />

einen Hofrundgang oder zwei<br />

Minuten in Bewegungsspiele<br />

investiert, kann man ganz häufig<br />

effizienter arbeiten und<br />

spart dadurch die Zeit herein.<br />

Zwar ist das nicht messbar,<br />

dennoch bin ich der festen<br />

Überzeugung, dass wir letztlich<br />

Zeit sparen.<br />

Kinder lernen auch sich zu<br />

erspüren. Wenn sie erst einmal<br />

eine Variation von Zwischendrinspielen<br />

kennen gelernt<br />

haben, fordern sie sie differenziert<br />

ein. Im Winter werde ich<br />

häufiger gebeten, einen Hofrundgang<br />

zu machen, freitags<br />

sind die Fantasiereisen gefragter<br />

und montags turnen wir<br />

öfter.<br />

Denken Sie bitte bei alldem<br />

auch an Ihr eigenes Wohlbefinden:<br />

Ganz häufig bin ich es,<br />

die drei Minuten Ruhe braucht<br />

und deswegen den Kindern<br />

sagt: „Ich glaube, wir brauchen<br />

eine Fantasiereise“.<br />

Karin Leibl<br />

BEWEGUNGSPAUSEN IM UNTERRICHT<br />

Wie Sie Ihren Schülern Beine machen<br />

Unruhe und Unaufmerksamkeit<br />

sind in unseren Schulen<br />

weit verbreitet. Sie gehören zu<br />

den „Störungen“, über die<br />

Lehrerinnen und Lehrer am<br />

häufigsten klagen. Die Ursachen<br />

werden – gerade aus<br />

Schulperspektive – häufig im<br />

störenden Kind und seiner<br />

Erziehung gesucht. Zusammenhänge<br />

zwischen der zunehmenden<br />

Bewegungsunruhe<br />

der Kinder, unserer<br />

größeren Empfindlichkeit und<br />

den allgemeinen Lebensbedingungen<br />

– außerhalb wie<br />

innerhalb der Schule – übersieht<br />

man gerne. Kinder, die<br />

durch ihr unruhiges Verhalten<br />

ganz offensichtlich ein Bedürfnis<br />

nach mehr Bewegung<br />

signalisieren, werden stattdessen<br />

noch zusätzlich eingeschränkt.<br />

Dabei brauchen sie<br />

Bewegung nicht nur für ihre<br />

körperliche, sondern ebenso<br />

für ihre geistige und seelische<br />

Entwicklung. Diesem Bedürfnis<br />

der Kinder ist in besonderer<br />

Weise Rechnung zu tragen.<br />

Regelmäßige Übungen<br />

(Rhythmisierungen) geben<br />

zwischen den einzelnen Unterrichtsphasen<br />

Gelegenheit<br />

zu Spiel, Bewegung und musischer<br />

Betätigung und helfen,<br />

die persönliche Bindung zwischen<br />

der Lehrkraft und den<br />

Schülern zu festigen. Kinder<br />

brauchen Bewegungspausen.<br />

Sie können im Klassenraum,<br />

auf dem Schulhof, in der Aula,<br />

in der Turnhalle oder an anderen<br />

Orten in der Schule stattfinden.<br />

Man benötigt keine aufwändigen<br />

Spielgeräte, sondern<br />

kann mit kleinen Utensilien<br />

schon eine große Wirkung<br />

erzielen. Auf den nächsten Seiten<br />

finden Sie eine kleine Auswahl<br />

von Beispielen, die vor<br />

allem für den Einsatz in der<br />

Grundschule geeignet sind.<br />

Bewegungspausen<br />

Ohne Material<br />

- Im Raum umhergehen und<br />

mit einem vorher festgelegten<br />

Körperteil (Hand, Nase,<br />

Knie, Fuß) die Mitschüler<br />

berühren.<br />

- Einen Partner, dem die<br />

Augen verbunden wurden,<br />

durch den Raum führen: mit<br />

beiden Händen, mit einer<br />

Hand, mit einem Finger, nur<br />

mit Worten.<br />

- Eine Bewegung nachmachen,<br />

die ein anderes Kind<br />

vormacht.


Klassenmanagement<br />

IV 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

42 43<br />

Klassenmanagement<br />

IV 3<br />

Mit Material<br />

Radiergummi<br />

- Ihn hochwerfen und mit<br />

einer oder beiden Händen<br />

oder auch mit dem Handrükken<br />

fangen.<br />

- Ihn auf verschiedenen Körperteilen<br />

balancieren und<br />

dabei durch den Raum<br />

gehen.<br />

- Ihn in die Luft werfen – einmal<br />

oder auch häufiger klatschen<br />

– und mit den Händen<br />

auffangen.<br />

Lineal<br />

- Es mit beiden Händen festhalten<br />

und drüber steigen.<br />

- Es mit beiden Händen festhalten<br />

und sich strecken.<br />

- Einen Gegenstand (Radiergummi<br />

/ leere Streichholzschachtel)<br />

auf das Lineal<br />

legen und mit ihm balancieren.<br />

Stuhl<br />

- Ihn mit verschiedenen Körperteilen<br />

(Hand, Fuß, Ellbogen,<br />

Knie, Nase) berühren.<br />

- Ein Bein über die Sitzfläche<br />

oder Lehne führen.<br />

- Aus dem aufrechten Sitz –<br />

die Hände sind neben dem<br />

Po aufgestützt – den Po von<br />

der Sitzfläche und die Füße<br />

vom Boden abheben.<br />

Jongliertuch<br />

- Es im Stehen hochwerfen<br />

und mit verschiedenen Körperteilen<br />

wieder auffangen.<br />

- Es hochwerfen, sich drehen<br />

und das Tuch auffangen.<br />

- Mit zwei oder drei Tüchern<br />

jonglieren.<br />

Weitere Ideen<br />

Säckchen im Kreis<br />

Sozialform: Sitzkreis<br />

Material: Sand- oder Bohnensäckchen,<br />

Wäscheklammern<br />

Ablauf: Jedes Kind hat eine<br />

Wäscheklammer in der rechten<br />

Hand. Die Bohnensäckchen<br />

werden in Schreibrichtung<br />

(von links nach rechts)<br />

mit Hilfe der Wäscheklammern<br />

im Kreis weitergereicht.<br />

Variationen:<br />

- Weiterreichen eines Blatt<br />

Papiers.<br />

- Weiterreichen eines Bierdeckels,<br />

auf dem ein Gegenstand<br />

liegt (Radiergummi,<br />

Feder, Spielzeugauto,<br />

Tischtennisball).<br />

Das Streichholz-Duell<br />

Sozialform: Partnerarbeit<br />

Material: Streichholzschachtel<br />

Ablauf: Je zwei Kinder stehen<br />

sich gegenüber. Jedes von<br />

ihnen hat auf dem Handrükken<br />

eine Streichholzschachtel<br />

liegen. Ziel des Spiels ist, den<br />

Mitspieler so geschickt zu<br />

attackieren, dass seine Streichholzschachtel<br />

herunterfällt.<br />

Fällt eine der Streichholzschachteln<br />

herunter, bekommt<br />

der Gegenspieler einen Punkt.<br />

Tast-Sack<br />

Sozialform: Partnerarbeit<br />

Material: Stoffsäckchen mit<br />

etwa zehn verschiedenen Gegenständen,<br />

Karten mit den<br />

Bildern der Gegenstände.<br />

Ablauf: Ein Kind zieht eine<br />

Karte und sucht nur durch<br />

Tasten den passenden Gegenstand<br />

aus dem Sack.<br />

Variation: Auf dem Kärtchen<br />

stehen die Namen der Gegenstände.<br />

Raum-Roboter<br />

Ablauf: Je drei Kinder bilden<br />

eine Gruppe. Zwei Kinder, die<br />

zu Robotern erklärt werden,<br />

stellen sich Rücken an Rükken.<br />

Aufgabe des dritten Kindes<br />

ist, die beiden Roboter<br />

durch Antippen auf die Schulter<br />

so durch den Raum zu lotsen,<br />

dass sie sich irgendwann<br />

gegenüberstehen. Berührt das<br />

Kind die rechte Schulter eines<br />

Roboters, so bewegt der sich<br />

nach rechts gehend durch den<br />

Raum und zwar solange, bis<br />

er ein weiteres Tastsignal<br />

erhält. Wird er an der linken<br />

Schulter berührt, so geht er<br />

links herum durch den Raum.<br />

Werden beide Schultern<br />

gleichzeitig angetippt, geht der<br />

Roboter geradeaus. Ein leichtes<br />

Tippen auf den Kopf<br />

bedeutet: Stopp, stehen bleiben!<br />

Die Bewegungskette<br />

Ablauf: Alle Kinder stehen im<br />

Kreis. Nun führt das erste<br />

Kind eine Bewegung aus (z.B.<br />

mit den Händen winken). Das<br />

nächste Kind im Kreis wiederholt<br />

die Bewegung und fügt<br />

eine neue Bewegung hinzu.<br />

So geht es weiter, bis das<br />

letzte Kind an der Reihe ist.<br />

Variation:<br />

Zu jeder Bewegung gehört ein<br />

Geräusch, z.B. Kopfnicken<br />

wird mit Klatschen begleitet.<br />

Adlerauge<br />

Ablauf: Zwei Kinder stehen<br />

einander gegenüber und betrachten<br />

sich genau. Dann<br />

drehen sie sich mit dem Rükken<br />

zueinander und verändern<br />

eine Kleinigkeit an sich<br />

(Schnürsenkel aufziehen,<br />

Haare nach hinten legen,<br />

einen Knopf öffnen). Wenn<br />

beide Kinder etwas verändert<br />

haben, stehen sie wieder frontal<br />

zueinander. Nun versucht<br />

jeder herauszufinden, was der<br />

Mitspieler verändert hat.<br />

Geschichten, die bewegen<br />

Der Indianer Habanugo<br />

Der kleine Indianer Habanugo<br />

wacht an diesem Morgen<br />

schon früh auf. Er ist noch so<br />

müde, dass er gähnen muss.*<br />

Dann wäscht er sich erst einmal<br />

gründlich.* Schließlich<br />

zieht er seinen Schlafanzug<br />

aus und seine Jagdkleidung<br />

an. Dazu gehören eine Hose,*<br />

ein Wildlederhemd,* der Federschmuck*<br />

und die Mokassins.*<br />

Dann bemalt Habanugo<br />

sein Gesicht mit Farbe,* denn<br />

er möchte zusammen mit seinen<br />

indianischen Freunden<br />

auf Hasenjagd gehen. Nachdem<br />

er fertig ist, öffnet er sein<br />

Tipi* und grüßt seine Freunde<br />

(Indianergeheul).*<br />

Die Freunde grüßen laut zurück*<br />

und die Jagd beginnt.<br />

Sie laufen los (Mit den Händen<br />

auf die Unterschenkel<br />

patschen)* und gelangen nach<br />

kurzer Zeit an eine Holzbrücke<br />

(Fäuste gegen die Brust trommeln)*<br />

und eine Steinbrücke<br />

(in die Hände klatschen)*.<br />

Schließlich müssen sie noch<br />

den gefährlichen gelben Fluss<br />

überqueren. Dazu werden die<br />

Mokassins abgeschnallt* und<br />

oben auf dem Kopf befestigt*.<br />

Die Indianer schwimmen<br />

durch den Fluss*. Anschließend<br />

werden die Mokassins<br />

wieder angezogen. Ein Sumpf<br />

bildet das nächste Hindernis.<br />

Wieder werden die Mokassins<br />

abgeschnallt* und auf dem<br />

Kopf befestigt*. Die Indianer<br />

durchqueren den Sumpf (abwechselndes<br />

Ziehen an den<br />

Beinen – dazu ein schmatzendes<br />

Geräusch erzeugen).*<br />

Schließlich erreichen sie den<br />

Hochsitz. Habanugo klettert<br />

die Leiter empor* und blickt


Klassenmanagement<br />

IV 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

44 45<br />

Heft II / 2006<br />

Eltern<br />

Auf gutes, gedeihliches, beschwingtes Gelingen!<br />

über die weite Steppe*. Statt<br />

eines kleinen Kaninchens entdeckt<br />

er einen Grizzleybär,<br />

der gefährlich hungrig aussieht.<br />

Schnell klettert er die<br />

Leiter wieder hinab*. Den<br />

Indianern bleibt nichts anderes<br />

übrig, als die Flucht zu<br />

ergreifen.<br />

(Alle Bewegungsabläufe rückwärts,<br />

nur sehr schnell):<br />

Sumpf, Fluss, Steinbrücke,<br />

Holzbrücke, Wiese, Tipi.<br />

Im Tipi zieht Habanugo sich<br />

schnell aus.* Er wäscht die<br />

Farbe aus dem Gesicht und<br />

kriecht unter seine Schlafdecke.<br />

Er hofft, dass der Bär<br />

ihn so nicht mehr finden kann.<br />

*) Zeit, die Bewegung auszuführen<br />

Weißt du, was nachts<br />

auf der Burg geschieht?<br />

Ganz viele Sachen,<br />

die man gar nicht sieht!<br />

Die Uhr schlägt zwölf<br />

um Mitternacht,<br />

doch nicht alle sind davon<br />

aufgewacht.<br />

Nur im Turm, da hört<br />

man was.<br />

Was zum Teufel ist<br />

denn das?<br />

Die Gespenster springen<br />

aus den Betten<br />

und rasseln laut mit<br />

ihren Ketten.<br />

Leis’huschen sie in<br />

den ersten Raum –<br />

die Tür, die quietscht,<br />

man hört es kaum.<br />

Und immer schneller,<br />

immer schneller<br />

geht es hinab bis in<br />

den Keller.<br />

Hier klappert Anton,<br />

das Skelett,<br />

och nö, das ist<br />

doch gar nicht nett.<br />

Husch, husch nach<br />

oben – bis zum Turm,<br />

denn hier tobt schon<br />

ein starker Sturm.<br />

Der Wind pfeift heftig<br />

durch die Räume,<br />

er biegt im Wald die<br />

morschen Bäume.<br />

Die Wölfe heulen<br />

noch dazu.<br />

O Mann, wer kriegt<br />

denn hier noch Ruh?<br />

Auch Fledermäuse<br />

flattern leise<br />

auf ihre ganz<br />

besondre Weise.<br />

Sie fliegen im Zick-Zack<br />

durchs Gemäuer,<br />

das ist so manchem<br />

nicht geheuer.<br />

Zum Ende singen<br />

alle ein Lied.<br />

Und wisst ihr auch,<br />

was dann geschieht?<br />

Die Uhr schlägt 1 –<br />

doch keine Sorgen,<br />

der Spuk geht weiter,<br />

spätestens morgen.<br />

Die Texte für den Praxisteil wurden uns vom VBE zur Verfügung gestellt.<br />

Wir danken herzlich für das Abdrucksrecht.<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Schule und Eltern<br />

Die Zusammenarbeit der Lehrer<br />

mit den Eltern ist geboten.<br />

Das Grundgesetz spricht den<br />

Eltern das Recht und die<br />

Pflicht zur Pflege und Erziehung<br />

ihrer Kinder zu (GG Art.<br />

6). Andererseits besteht die<br />

Schulpflicht in einem unter der<br />

Aufsicht des Staates stehenden<br />

Schulsystem (GG Art.<br />

7,1). Hieraus wird deutlich,<br />

dass zwei „Parteien“ für die<br />

Bildung und Erziehung der<br />

Jugend verantwortlich sind:<br />

Eltern wie Schule. Will man<br />

dieser Verantwortung gerecht<br />

werden, müssen beide Teile<br />

kooperieren. Deshalb haben<br />

die Schulgesetze den Eltern<br />

Mitspracherechte eingeräumt.<br />

In allen Bundesländern sind<br />

Elternvertretungen auf Klassen-,<br />

Schul-, Regional- und<br />

Landesebene vorgesehen, die<br />

demokratisch gewählt in<br />

Gremien die Elterninteressen<br />

vertreten können. Das bedeutet<br />

für die Lehrer, dass Elternarbeit<br />

nicht etwa eine nach<br />

persönlichem Gutdünken ist,<br />

sondern der Lehrer mit den<br />

Eltern kooperieren muss.<br />

Im Vorfeld jeglicher Kontaktaufnahme<br />

mit Eltern sollte den<br />

Lehrern bewusst sein, dass<br />

auf beiden Seiten Vorbehalte<br />

bestehen können. Als Lehrerin<br />

oder Lehrer muss man sich<br />

überprüfen: Habe ich Vorbehalte<br />

gegen die zum<br />

Gespräch eingeladenen<br />

Eltern, z. B. wegen ihrer Herkunft<br />

oder ihres sozialen Standes?<br />

Viele Eltern haben Angst!<br />

Man sollte sich auch ganz allgemein<br />

fragen: Kann ich mit<br />

Kritik an meinem Unterrichtsstil<br />

umgehen? Stehe ich fachlich<br />

und sachlich hinter<br />

meinem Unterricht? Auf der<br />

anderen Seite sollten Lehrer<br />

und Lehrerin wissen, dass<br />

auch viele Eltern Angst vor<br />

einem Gespräch mit der<br />

Lehrkraft haben.<br />

Gründe dafür sind: eine mögliche<br />

kognitive und rhetorische<br />

Überlegenheit des Lehrers,<br />

eigene schlechte Schulerfahrungen<br />

und die Angst, zuviel<br />

vom Alltag zu Hause offen zu<br />

legen. Hinzu können bei<br />

Eltern mit Migrationshintergrund<br />

Sprach- und Verständigungsprobleme<br />

kommen.<br />

Deshalb wollen wir in dieser<br />

Ausgabe einige Anregungen<br />

geben, wie man mit Eltern<br />

zusammenarbeiten, und wie<br />

man sie in die schulische<br />

Arbeit einbinden kann. JL


Eltern<br />

II 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

46 47<br />

Eltern<br />

II 3<br />

Infos zur Elternarbeit<br />

Pausengespräche<br />

Kommt ein Elternteil während<br />

der Pause auf Sie zu und<br />

möchte mit Ihnen ein<br />

Gespräch über sein Kind führen,<br />

dann bieten Sie ihm<br />

freundlich die Möglichkeit<br />

eines separaten Termins oder<br />

die Wahrnehmung der<br />

Sprechstunden an. Gespräche<br />

in den Pausen mit den Eltern<br />

zu führen, ist nicht sinnvoll.<br />

Erstens braucht man seine<br />

Pause, zweitens ist man meist<br />

noch gedanklich im Unterricht,<br />

sodass man sich nur schlecht<br />

auf sein Gegenüber einlassen<br />

kann. Dann ist auch die Zeit<br />

sehr begrenzt, so dass die<br />

Gespräche oft nicht beendet<br />

werden können. Das ist für<br />

beide Seiten unbefriedigend.<br />

Schriftliche Kommunikation<br />

Mit Eltern schriftlich zu kommunizieren<br />

ist wichtig. Das<br />

kann bei einem Fehlverhalten<br />

des Schülers notwendig sein<br />

oder bei Informationen, die<br />

seitens der Schule oder<br />

Klasse gegeben werden<br />

müssen. Wichtige Informationen<br />

sollte man generell<br />

schriftlich machen und nicht<br />

nur mündlich den Schülern<br />

mitteilen. Das Risiko, dass die<br />

Informationen nicht „ankommen“,<br />

ist viel zu hoch. Wenn<br />

es um ein Fehlverhalten eines<br />

Schülers geht, ist die schriftliche<br />

Grundlage auch für Ihre<br />

Absicherung wichtig. Die Verwarnung<br />

kommt in die<br />

Schülerakte und zeigt, dass<br />

Sie die Eltern informiert und<br />

möglicherweise zu einem<br />

Gespräch eingeladen haben.<br />

Auch wenn Eltern trotz mehrmaliger<br />

Einladung nicht zu<br />

einem Beratungsgespräch<br />

kommen, müssen Sie die<br />

Inhalte ihnen schriftlich<br />

mitteilen.<br />

Elternstammtisch<br />

Der Elternstammtisch bietet<br />

die Möglichkeit in aufgelockerter<br />

Atmosphäre ins Gespräch<br />

mit Eltern über Dinge zu<br />

kommen, die nicht unmittelbar<br />

mit Schule und Unterricht zu<br />

tun haben. Man erfährt auch<br />

persönliche Dinge, die nicht<br />

zur Sprache kommen. Wichtig<br />

ist festzuhalten, dass sie kein<br />

Ersatz für Elternabende sind.<br />

Da nicht alle Eltern dieses<br />

Angebot nutzen und Tagesordnung<br />

besteht, können Sie<br />

keine klasseninterne Dinge<br />

bekannt geben, die alle Eltern<br />

betreffen. Auch Gespräche<br />

über einzelne Schüler sind<br />

nicht zulässig. Nutzen Sie solche<br />

Stammtische, um einen<br />

guten Kontakt zu den Eltern<br />

aufzubauen oder gemeinsame<br />

Aktivitäten zu planen und<br />

stecken Sie vorher „Spielregeln“<br />

ab.<br />

Elternabende<br />

Eine schriftliche Einladung<br />

zum Elternabend mit der<br />

Bekanntgabe der Tagesordnungspunkte<br />

ist wichtig.<br />

Denken Sie daran, die Wahlen<br />

zum Klassenelternsprecher<br />

am ersten Abend durchzuführen.<br />

Nähere Informationen<br />

dazu können Sie im Schulgesetz<br />

oder bei Ihrem Schulleiter<br />

bekommen. Oft gibt es Vordrucke.<br />

An den übrigen Abenden<br />

ist wichtig, dass Sie Ihren<br />

Unterricht und die Arbeit in der<br />

Schule für die Eltern transparent<br />

machen. Das erhöht die<br />

Akzeptanz Ihrer Arbeit, da<br />

Eltern verstehen, wie Sie so<br />

vorgehen. Elternabende sind<br />

nicht dazu gedacht, einzelne<br />

Konflikte auszutragen oder<br />

das Fehlverhalten einzelner<br />

Schüler anzumahnen. Dies<br />

sollte Einzelgesprächen vorbehalten<br />

bleiben. Wenn Eltern<br />

damit anfangen, bieten Sie<br />

Ihnen die Möglichkeit eines<br />

Gesprächstermins an und<br />

lassen sich nicht auf Diskussionen<br />

ein. Zum Thema gibt<br />

es gute Literatur. Einige Empfehlungen<br />

finden Sie auf der<br />

letzten Seite.<br />

Bastelnachmittag<br />

Gemeinsam mit Eltern<br />

Material für die Klasse herzustellen,<br />

für eine Feier zu<br />

basteln oder an Kostümen für<br />

die Theatervorstellung zu<br />

arbeiten, nimmt Ihnen einerseits<br />

viel Arbeit ab, kann aber<br />

andererseits auch die Eltern<br />

auf eine ganz andere Weise in<br />

das Schulleben integrieren.<br />

Sie können auch mitverantwortlich<br />

für das Gelingen einer<br />

Feier oder für die Arbeit in der<br />

Klasse gemacht werden. Das<br />

fördert das Gemeinschaftsgefühl<br />

und bindet die Eltern<br />

emotional ein. Mit ein paar<br />

Snacks und Getränken kann<br />

man die Atmosphäre von<br />

Beginn an auflockern. Nur Mut!<br />

Gespräche beim Bäcker<br />

Gerade in ländlicher Umgebung<br />

trifft man Eltern auch<br />

außerhalb der Schule beim<br />

Einkaufen, im Schwimmbad,<br />

usw. Solche Begegnungen<br />

können Sie nutzen, um<br />

Ängste und Hemmschwellen<br />

abzubauen, indem man die<br />

Freude über das letzte Treffen<br />

oder die Gesprächsbereitschaft<br />

ausdrückt, vielleicht<br />

auch Anerkennung für das<br />

Kind ausspricht. Werden wichtige<br />

Fragen angesprochen,<br />

sollten Sie einen Gesprächstermin<br />

vereinbaren.<br />

Verbindungsheft zwischen<br />

Lehrer und Eltern<br />

Eine Schnittstelle zwischen<br />

Elternhaus und Schule kann<br />

das Hausaufgabenheft sein.<br />

Es hat den Vorteil, dass die<br />

Eltern dort jeden Tag hineinschauen<br />

können. Hier können<br />

Notizen über kurzfristige<br />

Änderungen im Stundenplan<br />

gemacht werden oder andere<br />

Informationen, die Eltern<br />

Bei allen wichtigen Dingen ist die Schrift als Kommunikationsform<br />

gefragt.<br />

Reden miteinander und im<br />

Dialog - den Monolog nach<br />

Möglichkeit meiden.<br />

erhalten sollten. Wenn es<br />

allerdings um eine anhaltende<br />

Verhaltensänderung des Kindes<br />

geht, sollte man dies nicht<br />

über eine kurze Notiz regeln,<br />

sondern der Sache den notwendigen<br />

Respekt zollen und<br />

in einem Brief um ein<br />

Gespräch bitten.<br />

Elternsprechtage<br />

In Bayern sind Elternsprechtage<br />

festgelegt. Sie müssen<br />

einmal im Halbjahr abgehalten<br />

werden und dienen dazu, das<br />

Verständnis für Schule und ein<br />

gemeinsames Miteinander<br />

von Elternhaus und Schule zu<br />

fördern. Ihnen steht meist nur<br />

ein kleiner zeitlicher Rahmen<br />

zur Verfügung, den Eltern<br />

bestimmte Punkte mitzuteilen<br />

oder mit ihnen zu besprechen.<br />

Bereiten Sie diese Gespräche<br />

gut vor und bleiben Sie beim<br />

Thema. Sonst verschenken<br />

Sie Zeit. Bereiten Sie die<br />

Gespräche nach, indem Sie<br />

sich notieren wer anwesend<br />

war, halten Sie auch das<br />

Besprochene in Ihrer Schülerbeobachtung<br />

fest und vergessen<br />

Sie die Vereinbarungen<br />

nicht. Auch hier ist sinnvoll,<br />

eine gute Atmosphäre zu<br />

schaffen und geeignete Sitzplätze<br />

anzubieten. Der Termin<br />

des Elternsprechtages wird<br />

schriftlich durch den Schulleiter<br />

über die Schüler bekannt<br />

gegeben. Es empfiehlt sich,<br />

die Kenntnisnahme durch<br />

Eltern bestätigen zu lassen.<br />

Wenn sie das Klassenzimmer<br />

noch nicht kennen, ist es ist<br />

sinnvoll, das Zimmer durch<br />

einen kleinen Aushang zu<br />

kennzeichnen. Um unnötige<br />

Wartezeiten zu verhindern,<br />

sollten Sie einen Zeitplan aufstellen.<br />

Dieser kann auch an<br />

der Klassenzimmertüre aufgehängt<br />

werden. Dann haben<br />

auch die Eltern den Überblick.<br />

Weisen Sie die Eltern auch<br />

auf die Aussprachezeiten hin.<br />

Ein kleines Schild an der Türe<br />

mit der Aufschrift „Bitte halten<br />

Sie sich an die Zeiten“ reicht<br />

oft schon aus. Es ist nicht<br />

verboten – oftmals sogar nützlich<br />

–, wenn Schüler ihre<br />

Eltern zur Aussprache begleiten.<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

der Schülermitverantwortung<br />

(SMV) oder mit dem Elternbeirat<br />

kann man den Eltern auch<br />

einige Getränke oder einen<br />

Imbiss anbieten. Vielleicht fallen<br />

Ihnen alternative Angebote<br />

ein, um mögliche Wartezeiten<br />

zu verkürzen.<br />

Telefongespräche<br />

Wenn Sie den Eltern Ihre private<br />

Telefonnummer geben,<br />

dann müssen Sie auch damit<br />

rechnen, dass Sie die Eltern<br />

jederzeit anrufen können.<br />

Manchmal rufen Eltern nur an,<br />

wenn Ihre Schüler die Hausaufgaben<br />

vergessen oder Fragen<br />

und Probleme haben. Das<br />

Gemeinsame Bastelstunden für gemeinsame Aktionen<br />

gewähren Freude und Identifikation.<br />

kann dann auch schon mal<br />

am späten Abend oder auch<br />

am Sonntag sein. Ein freundlicher<br />

Hinweis, dass Sie die<br />

Eltern möglichst in der Schule<br />

anrufen sollen und Sie in dringenden<br />

Notfällen auch privat<br />

erreichen können, ist bei der<br />

Herausgabe der Privatnummer<br />

angebracht. Wer über<br />

einen ISDN-Anschluss verfügt,<br />

kann sich auch eine<br />

separate Schulnummer einrichten.<br />

Telefonate sollten<br />

aber ein persönliches<br />

Gespräch nicht ersetzen,<br />

gerade wenn es um Probleme<br />

mit dem Schüler oder zwischen<br />

Ihnen und den Eltern<br />

geht. Sie sollten sich eine<br />

Notiz in Ihrer Schülerbeobachtung<br />

anlegen, damit Sie immer<br />

wissen, wann Sie ein<br />

Gespräch geführt haben und<br />

zu welchem Inhalt es war.<br />

Projekte<br />

Nach einer Projektwoche oder<br />

projektorientierten Arbeiten<br />

sollten die Schüler die Möglichkeit<br />

erhalten, ihre Ergebnisse<br />

aus- oder vorzustellen.<br />

Besonders motivierend wirkt,<br />

wenn die Eltern dazu eingeladen<br />

werden und die Arbeiten<br />

ihrer Kinder selbst begutachten<br />

können. In der Regel sind<br />

beide Seiten sehr stolz:<br />

Schüler und Eltern. Die Eltern<br />

kann man aber auch bereits in<br />

die Planung und Durchführung<br />

des Projektes einbinden oder<br />

für Teilbereiche (Lesenacht,<br />

gesundes Frühstück usw.)<br />

gewinnen.<br />

Feste und Feiern<br />

Eltern in die Gestaltung von<br />

Festen und Feiern in der<br />

Schule einzubinden, kann<br />

helfen, einen lockeren<br />

Umgang zwischen ihnen und<br />

Lehrern zu fördern. Es ist kein<br />

formeller Rahmen wie bei<br />

einem Elternabend oder in<br />

einer Sprechstunde. Die<br />

Eltern können Ideen und Vorschläge<br />

einbringen, die Sie<br />

alleine vielleicht auch hätten,<br />

aber deren Umsetzung Sie


Eltern<br />

II 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

48 49<br />

Heft V / 2006<br />

Eltern<br />

nicht bewältigen könnten.<br />

Zudem macht das gemeinsame<br />

Vorbereiten genauso<br />

viel Spaß wie das gemeinsame<br />

Feiern. Die Eltern<br />

fühlen sich auch in lustige,<br />

schöne Momente eingebunden,<br />

nicht nur in ihr „Pflichtprogramm“.<br />

Trauen Sie sich<br />

und sprechen Sie die Eltern<br />

an.<br />

erst einmal mit allgemeinen<br />

höflichen Fragen zu eröffnen.<br />

Dann sollte der Lehrer oder<br />

die Lehrerin den Eltern ausreichend<br />

Gelegenheit geben,<br />

selbst zu erzählen. Eventuell<br />

geäußerte Kritik an der Lehrperson<br />

ist zunächst ruhig zur<br />

Kenntnis zu nehmen. Ein<br />

unüberlegtes sich Verteidigen,<br />

gar noch auf emotionale<br />

Literatur<br />

und Internettipps zur Elternarbeit<br />

Bachmair, Sabine (Hrsg.),<br />

Beraten will gelernt sein,<br />

Beltz-Verlag 2002, 12,90 Euro<br />

Bernitzke, Fred/Schlegel, Peter,<br />

Das Handbuch der Elternarbeit,<br />

Bildungsverlag E1NS 2004, 24,40 Euro<br />

Kohler, Britta,<br />

Hausaufgaben<br />

Helfen – aber wie?,<br />

Beltz-Verlag 2002, 14,90 Euro<br />

Dusolt, Hans,<br />

Elternarbeit – Ein Leitfaden für<br />

den Vor- und Grundschulbereich,<br />

Beltz-Verlag 2004, 12,90 Euro<br />

Unmittelbare Verbindung als Voraussetzung für ein stimmiges<br />

Verhältnis.<br />

Sprechstunde<br />

Sprechstunden sollten vom<br />

Lehrer abgehalten und in<br />

geeigneter Form bekannt<br />

gegeben werden, z. B. eine<br />

Stunde in der Woche. Hier<br />

haben die Eltern die Möglichkeit,<br />

Fragen zu stellen und mit<br />

dem Lehrer über ihr Kind zu<br />

reden. Es empfiehlt sich, dass<br />

sich die Eltern vorher anmelden.<br />

Dann können Sie sich<br />

auf das Gespräch vorbereiten.<br />

Elterngespräche<br />

In einem guten Gespräch sollten<br />

sich die Eltern als gleichwertige<br />

Partner angenommen<br />

fühlen. Vorurteile müssen<br />

über Bord geworfen werden.<br />

Eine angenehme Gesprächsatmosphäre<br />

kann Ängste und<br />

Misstrauen mancher Eltern<br />

gegenüber der Institution<br />

Schule bereits verringern.<br />

Dazu gehört auch ein gleichwertiger<br />

Sitzplatz auf Augenhöhe.<br />

Machtdemonstrationen<br />

sind hier völlig verfehlt.<br />

Gegenseitiges Vertrauen wird<br />

dadurch nicht aufgebaut.<br />

Sinnvoll ist, das Gespräch<br />

Weise, zeugt nicht von Souveränität.<br />

Da empfiehlt sich eher<br />

mit der Frage „Was könnte<br />

man Ihrer Meinung nach<br />

dagegen tun?“ den Kritiker<br />

zum Präzisieren der Aussage<br />

zu veranlassen. Durch eine<br />

derartige Frage zeigt die Lehrkraft<br />

zusätzlich, dass sie offen<br />

für Vorschläge der Eltern ist.<br />

Kommt kein Vorschlag oder<br />

ist der Vorschlag nicht durchsetzbar,<br />

erkennt der<br />

Gesprächspartner selbst,<br />

dass seine Kritik überzogen<br />

war.<br />

Meinungsverschiedenheiten<br />

müssen auf jeden Fall sachlich<br />

erläutert, Lösungen<br />

gemeinsam gefunden werden.<br />

So zeigt der Lehrer hohe<br />

Akzeptanz für den Gesprächspartner<br />

und die Wertschätzung<br />

seiner Kompetenzen.<br />

Am Ende steht idealerweise<br />

eine Vereinbarung, die beide<br />

Seiten bejahen. Wenn sich die<br />

Eltern als Bündnispartner zur<br />

Lösung von Erziehungsfragen<br />

angenommen fühlen, ist das<br />

Gespräch gut verlaufen.<br />

Knapp, Rudolf,<br />

Elternarbeit in der Grundschule,<br />

Cornelsen-Verlag, Scriptor 2001, 12,95 Euro<br />

Korte, Jochen,<br />

Mit Eltern an einem Strang ziehen,<br />

Auer-Verlag 2004, 13,90 Euro<br />

Kowalczyk, Walter/ Ottich, Klaus,<br />

Fit für den Elternabend,<br />

AOL-Verlag 2001, 12,90 Euro<br />

Rademacher, Bärbel,<br />

Eltern u. Lehrer in konstruktiver<br />

Zusammenarbeit,<br />

AOL-Verlag 2004, 16,90 Euro<br />

Rüegg, Susanne (Hrsg.),<br />

Elternmitarbeit in der Schule,<br />

Haupt-Verlag 2001, 16,00 Euro<br />

Schlösser, Elke,<br />

Zusammenarbeit mit Eltern – interkulturell,<br />

ÖKOTOPIA-Verlag 2004, 17,90 Euro<br />

Internetadressen:<br />

Informationen der Bundesländer über die<br />

Zusammenarbeit von Eltern und Schule (Beschluss<br />

der Kultusministerkonferenz vom 4. 12. 2003)<br />

finden Sie unter:<br />

www.kmk.org/doc/beschl/Elternhaus_und_Schule<br />

_04_12.pdf<br />

Die Informationen und Texte für den Praxisteil wurden<br />

uns von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Junglehrer<br />

(ADJ) im VBE zur Verfügung gestellt. Die Tipps erscheinen<br />

regelmäßig in den Arbeitshilfen für Anwärter (aha!).<br />

Wir danken der ADJ herzlich für das Abdruckrecht.<br />

Alle Bilder dieser Ausgabe stammen von Kindern aus Schwabing: Michaela ( 2 Bilder ), Xenia- Christian, David, Simon, Elisabeth<br />

Eltern-Lehrer-Dialog<br />

Zum Wohl der Schüler<br />

Das Aufeinandertreffen von<br />

Lehrern und Eltern in der<br />

Schule ist häufig von einem<br />

unangenehmen Gefühl und<br />

Spannungen begleitet. Die<br />

meisten Situationen sind für die<br />

Eltern belastend, wenn nicht<br />

angstbesetzt wie etwa der<br />

Besuch der Elternsprechstunden<br />

oder des –sprechtages,<br />

bei dem sie gewöhnlich<br />

über die Leistung und die Verhaltensprobleme<br />

ihres Kindes<br />

aufgeklärt werden und die Verantwortung<br />

dafür zum Großteil<br />

übernehmen müssen. Normalerweise<br />

finden diese Gespräche<br />

im Klassenzimmer statt,<br />

das den „Heimvorteil“ der Lehrkräfte<br />

unterstützt. Wenn man<br />

dann noch auf Schülerstühlen<br />

Platz nehmen muss, ist ein<br />

Gefühl der Unterordnung oder<br />

Einschüchterung fast unvermeidbar.<br />

Das wird gewöhnlich<br />

von Eltern unterschiedlich kompensiert.<br />

Auch sollte ein Lehrer<br />

sich darüber im Klaren sein,<br />

dass er den meisten Erziehungsberechtigten<br />

rhetorisch<br />

überlegen ist und gerade Eltern<br />

unterer Schichten oft keine<br />

Möglichkeit haben, sich in<br />

angemessener Weise zu rechtfertigen<br />

oder Stellung zu nehmen.<br />

Ein Elternabend hingegen<br />

bereitet den Lehrern Unwohlsein.<br />

Untersuchungen haben<br />

ergeben, dass diese Situation<br />

als angstauslösend wahrgenommen<br />

wird, da sie hier einer<br />

größeren Gruppe von Eltern<br />

gegenüberstehen und sich ein<br />

Gefühl des „schutzlos-ausgeliefert-Seins“<br />

einstellt.<br />

Machtgefälle<br />

Die Gründe für die Anspannung<br />

sind vielfältig, Lösungsmöglichkeiten<br />

oft nicht verfügbar: Es<br />

herrscht ein eindeutiges Machtgefälle<br />

zwischen den beiden<br />

Parteien, die sich eigentlich –<br />

so will es das Gesetz - gemeinsam<br />

um Wohl und Erziehung<br />

des Kindes kümmern sollen.<br />

Eltern erwarten die bestmögliche<br />

Ausbildung für ihr Kind, das<br />

im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit<br />

steht und sind dabei vom<br />

Lehrer abhängig, der für die<br />

Bewertung der Leistungen<br />

zuständig ist. An diesen Leistungen<br />

entscheidet sich die<br />

Zukunft des Kindes, die späteren<br />

Ausbildungsmöglichkeiten,<br />

weshalb Lehrer auch gerne als<br />

„Verteiler von Lebenschancen“<br />

wahrgenommen werden.<br />

Während Eltern aus ihrer subjektiven<br />

Sicht heraus die volle<br />

Aufmerksamkeit des Lehrers<br />

für ihr eigenes Kind einfordern,<br />

die Lehrer in den Grundschulen


Eltern<br />

V 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

50 51<br />

Eltern<br />

V 3<br />

Zum Wohl der Schüler<br />

Elternberatung, optimiert<br />

besonders in den dritten und<br />

vierten Klassen über zu viel<br />

Einmischung seitens der Eltern<br />

klagen, die Hauptschulpädagogen<br />

das mangelnde Interesse<br />

der Erziehungspartner<br />

monieren und in Gymnasien<br />

und Realschulen Eltern froh<br />

sind, wenn der Lehrer ihnen<br />

über ihr Kind noch etwas anderes<br />

als die Noten aus dem Zensurenbuch<br />

sagen kann, lässt<br />

sich die Notwendigkeit eines<br />

Überdenkens dieser wackeligen<br />

Beziehung deutlich ersehen.<br />

Entspannte Atmosphäre<br />

Wie also könnte die Elternarbeit<br />

ausgebaut werden, damit<br />

beide Parteien zum Wohle der<br />

Schüler davon profitieren?<br />

Folgende Vorschläge sind einer<br />

entspannteren Atmosphäre<br />

dienlich:<br />

Mitteilungen: Wie wäre es ab<br />

und an auch mit positiven<br />

Rückmeldungen über das<br />

Kind? Wenn es ordentlich gearbeitet<br />

hat oder gute Fortschritte<br />

macht? Man kann hierfür auch<br />

unterschiedliche Zettel vorbereiten,<br />

in denen der Name des<br />

Kindes eingefügt wird – um den<br />

Aufwand zu erleichtern.<br />

Sprechstunden/-tage: Einige<br />

Lehrkräfte bieten für berufstätige<br />

Eltern telefonische Sprechzeiten<br />

(in der Schule/zu Hause)<br />

oder monatliche Abend-<br />

Sprechstunden an und teilen<br />

den Eltern am Jahresanfang<br />

mit, dass sie erwarten, mindestens<br />

einmal im Halbjahr Mutter<br />

oder Vater zu sehen und<br />

ansonsten selbst nachhaken.<br />

Auch das mildert die Furcht der<br />

Eltern davor, nur einbestellt zu<br />

werden, wennn es Ärger gibt.<br />

Eltern für die individuelle Förderung<br />

der Kinder, z. B. in<br />

Lesegruppen, zur Mathedifferenzierung<br />

oder als Betreuer<br />

für Experimente in HSU/PCB<br />

einzusetzen, wird im PISAerfolgreichen<br />

Finnland schon<br />

lange praktiziert und kann auch<br />

in bayerischen Schulen nach<br />

Absprache mit dem Schulleiter<br />

gemacht werden. Zudem bietet<br />

sich dadurch die Gelegenheit,<br />

Eltern mit schulischen Methoden<br />

des Förderns und Übens<br />

vertraut zu machen, damit sie<br />

auch zu Hause ihre eigenen<br />

Kinder beim Lernen unterstützen<br />

können. Sollten Sie vertrauenswürdige<br />

Eltern haben,<br />

die regelmäßig bereit sind, zu<br />

helfen, eröffnen sich gute Differenzierungsmöglichkeiten:<br />

Erklären und führen Sie ihnen<br />

vor, wie man in einer relativ<br />

leistungshomogenen Gruppe<br />

arbeiten kann und dann können<br />

sich die Eltern mit ihrer<br />

Gruppe in einen eigenen Raum<br />

zurückziehen. Ebenso in Finnland<br />

gesehen: Mütter, deren<br />

Kinder besondere schulische<br />

Schwierigkeiten (z.B. beim<br />

Leselernprozess) haben, nehmen<br />

über einen bestimmten<br />

Zeitraum am Unterricht teil,<br />

üben dabei intensiv mit ihrem<br />

Kind – und machen zu Hause<br />

dann genauso weiter. Wichtig<br />

dabei: Belehren Sie die Eltern<br />

jedes Mal wieder über die<br />

Schweigepflicht, der auch sie<br />

dann unterliegen! Noch ein<br />

Tipp: Stellen Sie die Art, wie sie<br />

die Eltern in den Unterricht integrieren<br />

wollen, beim Elternabend<br />

vor, so dass man notfalls<br />

darüber diskutieren und offene<br />

Fragen klären kann.<br />

Stärken einbinden<br />

Viele Erziehungsberechtigte<br />

sind bereit, ihre Erfahrungen<br />

nicht nur beim Kuchenbacken<br />

für Schulfeste unter Beweis zu<br />

stellen, sondern auch berufliche<br />

Kenntnisse oder Hobbys<br />

einzubringen und teilweise<br />

ganze Unterrichtseinheiten<br />

zu gestalten. Da es nicht mehr<br />

erlaubt ist, den Beruf der Eltern<br />

bei der Schuleinschreibung<br />

abzufragen, hat es sich<br />

bewährt, bei Elternabenden<br />

eine Liste anzulegen. In ihr<br />

stellt man zum einen Themen<br />

vor, zu denen man selbst mangels<br />

Erfahrung Hilfe gebrauchen<br />

könnte (z. B. Besprechung<br />

fremder Religionen oder<br />

Bräuche anderer Länder, um<br />

Gespür für Toleranz und Integration<br />

zu fördern), zum anderen<br />

lässt man die Möglichkeit<br />

offen, Gebiete zu nennen, bei<br />

denen die Eltern sich eine<br />

Beteiligung am Unterricht vorstellen<br />

könnten.<br />

Gegenseitiges Vertrauen<br />

Elternabende<br />

bestehen üblicherweise<br />

aus einem Vortrag<br />

des Lehrers, wie dieser sich die<br />

Arbeit oder Stoffverteilung in<br />

diesem Jahr vorstellt und welche<br />

Leistungen von Schülern<br />

und Eltern erwartet oder selbst<br />

erbringt. Vorstellungen der<br />

Eltern kommen meist nur zur<br />

Sprache, wenn sie sich selbst<br />

zu Wort zu melden trauen, was<br />

auch nicht immer leicht fällt,<br />

weil sie sich oft untereinander<br />

nicht kennen. Wie wäre es mit<br />

thematischen Elternabenden?<br />

Eltern möchten über spezielle<br />

Themen wie Lernschwierigkeiten,<br />

Hausaufgaben, Unterrichtsinhalte<br />

oft mehr erfahren.<br />

Dazu kann man seine pädagogischen<br />

Fähigkeiten einsetzen<br />

und den Elternabend auch<br />

methodisch abwechslungsreich<br />

gestalten. So wäre ein Sitzkreis<br />

als alternative Sitzmethode,<br />

Gruppenarbeit an bestimmten<br />

Themen, Medieneinsatz (Höroder<br />

Filmbeispiele), Brainstorming<br />

(zu Ausflügen/Schullandheimaufenthalten)<br />

eine Möglichkeit,<br />

diese gewöhnlich<br />

starre Form der Zusammenkunft<br />

aufzuweichen und lockerer<br />

zu gestalten.<br />

Das sind zumindest einige<br />

Ansätze, um als Lehrer eine<br />

förderliche Zusammenarbeit mit<br />

Eltern zu betreiben, und das<br />

sollte für jeden Pädagogen<br />

eines der wichtigsten Ziele<br />

sein. So kann eine Atmosphäre<br />

des gegenseitigen Vertrauens<br />

entstehen, in der beide Erziehungspartner<br />

das Beste für das<br />

einzelne Kind erreichen können.<br />

Grundschule: Um 19 Uhr<br />

warten immer noch vier<br />

Eltern vor der Tür der Klassenlehrerin<br />

der 3b. Die Wartezeit<br />

beträgt fast zwei Stunden.<br />

Der Unmut der Eltern<br />

wächst, ebenso der Vorsatz<br />

nie mehr wieder zu einem<br />

Lehrergespräch zu kommen.<br />

Vermeiden Sie durch<br />

die Kombination von<br />

Wochensprechstunden und<br />

Elternsprechtag und durch<br />

Vor- und Nachbereitung der Elterngespräche<br />

geschickte Organisation<br />

lange Wartezeiten.<br />

Beratung<br />

Information über Leistungsstand<br />

und Verhalten des Kindes<br />

und Beratung der Eltern<br />

sind Bestandteil der Lehrerrolle<br />

und unabdingbar für die<br />

Im Vorfeld: Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor<br />

- Gehen Sie Ihre schriftlichen Aufzeichnungen über den<br />

Schüler durch. Aktualisieren Sie sie. Entscheiden Sie,<br />

über welche Themen Sie von sich aus mit den Eltern<br />

sprechen wollen, und notieren Sie diese.<br />

- Legen Sie alle relevanten Unterlagen bereit, vor allem die<br />

Aufzeichnungen über Noten und Verhalten, die Klassenarbeiten<br />

und Hefte.<br />

- Halten Sie auch Materialien bereit, die Sie den Eltern<br />

als Merkhilfe oder Übungsanleitung mitgeben wollen.<br />

Im Anschluss: Halten Sie danach die Ergebnisse<br />

schriftlich fest<br />

- Vermerken Sie das Datum des Sprechstundenbesuchs<br />

im Beobachtungsbogen des Kindes<br />

- Erstellen Sie ein stichwortartiges Kurzprotokoll über<br />

den Inhalt des Gesprächs<br />

- Stellen Sie deutlich heraus, welche Vereinbarungen<br />

getroffen wurden<br />

- Leiten Sie vereinbarte Maßnahmen in die Wege<br />

- Tragen Sie Terminvereinbarungen in Ihren Kalender<br />

ein<br />

Musterbrief<br />

Rückmeldung an die Klassleitung:<br />

_______________________________________________<br />

Name des Kindes:<br />

_______________________________________________<br />

Vom Elternsprechtag am ............................ habe ich<br />

Kenntnis genommen.<br />

Ich werde zu einem ca. 10-minütigen Gespräch<br />

O kommen<br />

O nicht kommen<br />

Kreuzen Sie bitte den Zeitraum Ihrer Wahl an!<br />

17.00 17.10 17.20 17.30 17.40 17.50 18.00<br />

18.10 18.20 18.30 18.40 18.50 19.00<br />

Unterschrift: ____________________<br />

Rückmeldung an die Eltern:<br />

Ihr reservierter Termin am Elternsprechtag<br />

(........................): von ........... bis .............<br />

konstruktive Zusammenarbeit<br />

von Elternhaus und Schule.<br />

Kombinieren Sie Wochensprechstunden<br />

und Elternsprechtage<br />

und bieten Sie<br />

auch in monatlichen Abständen<br />

Abendsprechstunde an.<br />

Organisation<br />

Fragen Sie schriftlich ab, wer<br />

kommen wird, welche Zeit er<br />

bevorzugen würde und welche<br />

Lehrer er sprechen will. Nutzen<br />

Sie dazu den obenstehenden<br />

Musterbrief zur Abfrage<br />

der Besucher. Erstellen Sie<br />

einen Zeitplan im 10-Minuten-<br />

Takt. Teilen Sie den Eltern den<br />

reservierten Termin auf dem<br />

zweiten Abschnitt des Anmeldeblatts<br />

mit.<br />

Zeitplan<br />

Die Erfahrung zeigt, dass niemand<br />

gerne wartet, aber wer<br />

selbst an der Reihe ist, lässt<br />

sich meist viel Zeit. Geben Sie<br />

deshalb nach der Begrüßung<br />

den Hinweis, dass nur knappe<br />

10 Minuten zur Verfügung stehen.<br />

Stellen Sie eine Sanduhr<br />

auf als optisches Zeichen, wie<br />

die Zeit verrinnt. Bitten Sie um<br />

Verständnis dafür. So können<br />

beide Gesprächspartner die<br />

noch verbleibende Zeit<br />

abschätzen und nutzen.<br />

Effizienz<br />

Damit das Gespräch von Ihrer<br />

Seite aus effizient und professionell<br />

abläuft, bereiten Sie<br />

sich gründlich vor. Ebenso<br />

wichtig sind die Notizen<br />

danach. Schließlich können<br />

Sie nicht alle Informationen im<br />

Kopf behalten. Richten Sie<br />

sich zwischen den einzelnen<br />

Gesprächen kleine Zeitpuffer<br />

ein, um sich Stichpunkte<br />

notieren zu können, und um<br />

sich kurz in Erinnerung rufen<br />

zu können, wer als nächstes<br />

kommt.


Eltern<br />

V 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

52 53<br />

Heft II / 2011<br />

Eltern<br />

Zu viel Wind in den Segeln?<br />

Vom richtigen Umgang mit schwierigen Situationen im Elterngespräch<br />

Die folgenden Tipps basieren<br />

auf körpersprachlichen<br />

wie auch auf verbalen<br />

Methoden der Gesprächsführung<br />

und sollen als<br />

Anhaltspunkte für den<br />

Umgang mit aufgebrachten<br />

Eltern dienen.<br />

1. Setzen Sie sich auf<br />

Augenhöhe mit den Eltern!<br />

Nehmen sie alle auf den gleichen<br />

Stühlen an einem Tisch<br />

Platz, um hier kein Machtgefälle<br />

zu produzieren.<br />

2. Ihre Sitzposition sollte<br />

übers Eck sein!<br />

Somit können Sie – falls die<br />

Situation sich verschlechtert –<br />

den direkten Zugang zu Ihnen<br />

dadurch versperren, dass Sie<br />

den Tisch ganz zwischen sich<br />

bringen. Wenn die Situation<br />

Gesprächsführung:<br />

„Wunderschön! etwas anfangen können, Kunst ist denen Ihnen berichtet wird – dort super!“<br />

sich entspannt, ist dies auch<br />

eine Sitzposition, in der es<br />

sich ruhig reden lässt und<br />

Annäherung zulässt.<br />

3. Bereiten Sie sich nach<br />

Möglichkeit gut vor!<br />

Es sollte für die Eltern zu merken<br />

sein, dass Sie zum einen<br />

das Kind regelmäßig beobachten<br />

und Probleme kennen,<br />

zum anderen, dass Sie sich<br />

vorbereitet haben. So fühlen<br />

sich Eltern ernst genommen,<br />

und Sie haben sachliche,<br />

gegebenenfalls schriftliche<br />

Anhaltspunkte, durch die Sie<br />

sich innerlich etwas beruhigen<br />

können.<br />

4. Nehmen Sie grundsätzlich<br />

nichts persönlich!<br />

Eltern nehmen sich häufig<br />

dem Lehrer gegenüber als<br />

unterlegen wahr und haben<br />

oft nicht die Bewältigungsmittel<br />

für Situationen, über die<br />

sie sich ärgern. Somit sind bei<br />

manchen Eltern verbale Entgleisungen<br />

keine Seltenheit.<br />

Das kann Sie als Lehrer<br />

eigentlich nicht tangieren, da<br />

Sie es als Affekthandlung einordnen<br />

können.<br />

5. Versuchen Sie, sich in die<br />

Eltern einzufühlen!<br />

Eltern kennen meist nur die<br />

Sichtweise des Kindes oder<br />

haben das Gefühl, dass Ihr<br />

Kind aus bestimmten Gründen<br />

ungerecht behandelt<br />

wird. Versuchen Sie, dies mit<br />

in Ihre eigenen Überlegungen<br />

einzubeziehen und äußern<br />

Sie Ihr Verständnis dafür,<br />

geben Sie aber auch immer<br />

wieder zu bedenken, dass<br />

sich Kinder in der Gruppe<br />

ganz anders benehmen als<br />

einzeln (ein guter Vergleich,<br />

mit dem besonders Mütter<br />

die Situation „Geburtstagsfeier“).<br />

6. Versuchen Sie, erregte<br />

Eltern zu beruhigen!<br />

Eltern liegt ihr eigenes Kind<br />

am Herzen und Ihnen als<br />

engagierter Lehrer ja auch.<br />

Machen Sie das deutlich und<br />

benutzen Sie es, um durch<br />

geschickte Formulierungen<br />

den Eltern den Wind aus den<br />

Segeln zu nehmen: z. B. „Ihre<br />

Erregung zeigt mir, wie sehr<br />

Ihnen das Wohl Ihres Kindes<br />

am Herzen liegt...“, „Auch mir<br />

ist ihr Kind sehr wichtig, daher<br />

sollten wir ...“, „Ich erkenne an<br />

Ihren Äußerungen, dass Sie<br />

bereit sind, sich sehr für Ihr<br />

Kind einzusetzen, daher<br />

denke ich, dass wir einen<br />

gemeinsamen Weg finden<br />

können...“<br />

7. Versuchen Sie, das<br />

Gespräch auf eine sachliche<br />

Ebene zu bringen!<br />

Machen Sie sich während des<br />

Gesprächs Stichpunkte, an<br />

Hand derer Sie das Problem<br />

aus Ihrer Sicht und aus der<br />

der Eltern umreißen und ein<br />

gemeinsames Ziel finden.<br />

Dann können Sie sachlich<br />

Schritte überlegen, mit denen<br />

Sie das Gewünschte erreichen<br />

wollen. Bringen Sie die<br />

Probleme zur Sprache, von<br />

spiegeln Sie, d. h. wiederholen<br />

Sie die Äußerungen um<br />

sicher zu gehen, dass Sie<br />

richtig verstanden haben,<br />

oder paraphrasieren Sie, also<br />

umschreiben Sie das Gehörte<br />

mit eigenen Worten. Benutzen<br />

Sie schließlich Ich-Botschaften<br />

(„Ich würde das so<br />

angehen...“), um Ihre Meinung<br />

mit einzubauen und<br />

nicht als derjenige zu erscheinen,<br />

der das Patentrezept für<br />

alles parat hat.<br />

Literaturtipps:<br />

Elternarbeit:<br />

K. Ulich, Schule als Familienproblem.<br />

Konfliktfelder zwischen<br />

Schülern, Eltern und Lehrern,<br />

Fischer, Frankfurt/Main, 1993<br />

H. Gudjons, Eltern – Sand im<br />

Getriebe? In: Pädagogik 1992,<br />

Vol. 5, S. 6-9<br />

B. Rademacher, Eltern und<br />

Lehrer in konstruktiver Zusammenarbeit,<br />

AOL, Lichtenau, 2004<br />

M. Reichgeld, Elternabend.<br />

Gemeinsam geht es besser,<br />

Oldenbourg, München, 1994<br />

C. Henning und W. Ehinger, Das<br />

Elterngespräch in der Schule,<br />

Auer, Donauwörth, 1999<br />

F. Schulz von Thun, Miteinander<br />

reden. Bd.1: Störungen und<br />

Klärungen, rororo, Hamburg, 1981<br />

Chr.-R. Weisbach, Professionelle<br />

Gesprächsführung, dtv, München,<br />

2001<br />

www.schulz-von-thun.de<br />

Einige Texte für den Praxisteil<br />

wurden uns von Barbara Jacob<br />

zur Verfügung gestellt. Wir danken<br />

herzlich für das Abdrucksrecht.<br />

Im Praxisteil der Ausgabe 3/<br />

2006 unterlief uns ein Fehler:<br />

Der Themenspeicher auf Seite<br />

vier wurde aus den „ASS-<br />

Arbeitshilfen für Schule und<br />

Seminar“ von Klaus Huber,<br />

Seminarrektor, entnommen.<br />

Wir danken auch ihm für das<br />

Abdrucksrecht.<br />

„???“<br />

GUT BERATEN BEIM ÜBERTRITT<br />

Junge Lehrer sollten Eltern und weiterführende Schulen einbeziehen<br />

von Linda Wörner<br />

In Bayern fallen am Ende der vierten Jahrgangsstufe<br />

die Würfel, aus welchen Kindern welche ten und zu begleiten. Dies setzt eine professiobenden<br />

Grundschule sind gefordert, sie zu bera-<br />

Schüler werden. Zu deren Wohl sollte die Schullaufbahnentscheidung<br />

individuell getroffen wer-<br />

Verantwortung, die gerade bei jungen Lehrkräfnelle<br />

Beratungskompetenz voraus – eine große<br />

den. Sie überschattet nicht selten das komplette ten Fragen aufwirft: Welche Voraussetzungen bebenötigt<br />

ein Kind, um eine Schulart erfolgreich<br />

letzte Grundschuljahr. In diesem Prozess der<br />

Entscheidungsfindung dürfen Eltern nicht allein durchlaufen zu können? Und: Wie sehen die Anforderungen<br />

der weiterführenden Schulen gelassen werden. Vor allem die Lehrer der abge-<br />

aus?


Eltern<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

54 55<br />

Eltern<br />

I 3<br />

„stressig, viele Prügelein“ *<br />

Allgemeine Voraussetzungen<br />

Grundsätzlich sollte die Beratung zum<br />

Übertritt drei Faktoren der kindlichen Entwicklung<br />

berücksichtigen: Allgemeiner<br />

Leistungsstand, Lern- und Arbeitsverhalten<br />

sowie die Persönlichkeit des Kindes.<br />

Leistungsstand<br />

Alle Schüler der vierten Jahrgangsstufe<br />

erhalten Anfang Mai ein Übertrittszeugnis.<br />

Die Gesamtdurchschnittsnote aus<br />

den Fächern Deutsch, Mathematik sowie<br />

Heimat- und Sachunterricht entscheidet,<br />

ob ein Kind ohne Probeunterricht an der<br />

jeweiligen Schulart aufgenommen werden<br />

kann. Der Leistungsstand eines Kindes<br />

spielt somit eine wesentliche Rolle,<br />

dennoch stellen Notendurchschnitte von<br />

2,33 bzw. 2,66 keine Garantie für das<br />

erfolgreiche Durchlaufen des Gymnasiums<br />

oder der Realschule dar.<br />

Lern- und Arbeitsverhalten<br />

Neben dem erreichten Notendurchschnitt<br />

sollte das Lern- und Arbeitsverhalten des<br />

Kindes Beachtung finden. An Realschulen<br />

und Gymnasien werden die Unterrichtsinhalte<br />

zügig, umfangreich und<br />

daher gelegentlich mit wenig Übung oder<br />

Sicherung vermittelt. Deswegen ist wichtig,<br />

dass die Schüler angefangene Arbeiten<br />

rasch zu Ende bringen sowie über<br />

einen längeren Zeitraum hinweg konzentriert<br />

und belastbar an einer Sache arbeiten<br />

können. Der in der Schule behandelte<br />

Lernstoff soll nicht selten eigenverantwortlich<br />

zu Hause nachbereitet werden.<br />

Selbstständigkeit und Selbstorganisation<br />

des Kindes spielen also eine zentrale<br />

Rolle. Während Grundschulkinder mit<br />

ihrem Klassenlehrer eine enge Bezugsperson<br />

und damit in vielen Bereichen<br />

auch gewohnte Strukturen haben, fallen<br />

diese klaren Vorgaben durch den Lehrer<br />

an den weiterführenden Schulen meist<br />

weg. Die Kinder sind jetzt für viele Dinge<br />

selbst zuständig: Wie gestalte ich einen<br />

Hefteintrag? Wie notiere ich meine Hausaufgaben,<br />

damit ich nachmittags weiß,<br />

was ich zu tun habe? Welche Bücher und<br />

Hefte brauche ich für den nächsten<br />

Schultag?<br />

Persönlichkeit<br />

Mindestens genauso wichtig wie der<br />

erreichte Notendurchschnitt sowie das<br />

Lern- und Arbeitsverhalten ist die Frage<br />

nach der Persönlichkeit des Kindes. Mit<br />

dem Übertritt an die weiterführende<br />

Schule beginnt für jeden Schüler ein<br />

neuer Lebensabschnitt, der viele Veränderungen<br />

mit sich bringt. Eine davon, der<br />

sich vor allem Fünftklässler an Realschulen<br />

und Gymnasien stellen müssen, ist<br />

die veränderte Unterrichtsstruktur. Sind<br />

die Schüler aus ihrer Grundschulzeit<br />

einen ganzheitlichen und fächerintegrierenden<br />

Unterricht mit Klassenlehrer-Prinzip<br />

gewohnt, so müssen sie sich nun auf<br />

einen auf einzelne Fächer und Lehrer<br />

abgestimmten Unterricht einstellen. Die<br />

schnelle Umstellung (im 45-Minuten-Takt)<br />

von einem Fach auf das nächste, verbunden<br />

mit dem stündlichen Lehrerwechsel,<br />

erfordert gerade am Anfang ein hohes<br />

Maß an Flexibilität.<br />

Des Weiteren erhalten Grundschulkinder<br />

im Rahmen offener Unterrichtsformen die<br />

Möglichkeit, im eigenen, individuellen<br />

Tempo selbstständig neue Lerninhalte zu<br />

begreifen und zu erfassen. Während in<br />

der Grundschule die Unterrichtsinhalte<br />

also meist in flexiblen, rhythmisierten Einheiten<br />

vermittelt werden, läuft der Unterricht<br />

an weiterführenden Schulen oft eher<br />

lehrerzentriert ab. Daher ist die Frage<br />

wichtig, wie belastbar ein Kind ist und ob<br />

es sich einem vorgegebenen Lerntempo<br />

anzupassen vermag. Außerdem sollte<br />

nicht vergessen werden, dass Kinder, die<br />

von der Grundschule in die Realschule<br />

oder das Gymnasium übertreten, vorwiegend<br />

gute Bewertungen gewohnt sind. In<br />

den weiterführenden Schulen werden sie<br />

möglicherweise zum ersten Mal auch mit<br />

schlechte(re)n Noten konfrontiert. Auch<br />

das tägliche „vorbereitet sein müssen“<br />

auf mündliche Abfragen oder Extempora-<br />

„Ich stelle mir die Schule wie ein Traum vor.“<br />

*Die Zitate sind Antworten von Rosenheimer Viertklässlern auf die Frage: Wie stellst Du Dir die weiterführende Schule vor?<br />

*Die Zitate sind Antworten von Rosenheimer Viertklässlern auf die Frage: Wie stellst Du Dir die weiterführende Schule vor?<br />

„Ich freu mich schon auf Chemie, Physik und Latein.“<br />

len stellt für viele Kinder eine bisher ungewohnte<br />

Drucksituation dar, der sie sich<br />

oft nicht gleich gewachsen fühlen.<br />

Aufgrund dieser Veränderungen, die der<br />

Übertritt mit sich bringt, ist es notwendig,<br />

bei der Beratung die Persönlichkeitsmerkmale<br />

eines Kindes genau in den<br />

Blick zu nehmen und sich mitunter folgende<br />

Fragen zu stellen:<br />

• Wie belastbar ist das Kind?<br />

• Kann es mit neuen Situationen gut und<br />

ohne Angst umgehen?<br />

• Kann das Kind auch Misserfolge verkraften?<br />

• Verträgt es Leistungsdruck?<br />

Spezielle Anforderungen<br />

Um professionell beraten zu können, sollen<br />

die Grundschullehrkräfte nicht nur die<br />

eigene Schulstufe beachten. Vielmehr gilt<br />

es, auch die Anforderungen der weiterführenden<br />

Schulen im Blick zu haben.<br />

Die in der Grundschule erworbenen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten sollen für<br />

die Kinder ein sicheres Fundament bilden,<br />

um weitere Schritte in einer neuen<br />

Lernumwelt unternehmen zu können.<br />

Welches Fundament soll ich den Kindern<br />

mitgeben? Was sind die Anforderungen<br />

der Realschulen und Gymnasien?<br />

Ich selbst bin als Lotsin an einem Gymnasium<br />

tätig und erlebe daher die Übertrittsphase<br />

„hautnah“ mit. Durch meine<br />

Beobachtungen sowie die fachliche Zusammenarbeit<br />

mit Kollegen am Gymnasium<br />

konnte ich einen guten Einblick<br />

gewinnen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

Viertklässler mitbringen sollten.<br />

Sprache<br />

In Gesprächen mit Gymnasiallehrern hat<br />

sich herausgestellt, dass die Kinder in<br />

den Bereichen Sprechen, Schreiben und<br />

Lesen die Basiskompetenzen beherrschen<br />

sollten. Verfügt das Kind über einen<br />

umfangreichen Wortschatz? Spricht<br />

und schreibt es grammatikalisch korrekt?<br />

Beherrscht es die Rechtschreibregeln sicher?<br />

Liest es flüssig und sinnbetont?<br />

Freude am Lesen und die damit verbundene<br />

Beschäftigung mit altersgemäßer<br />

Literatur sind erwünscht. Gymnasiallehrer<br />

bedauern, dass es an diesen Basiskompetenzen<br />

oft schon mangelt und sich die<br />

Schüler dann in Deutsch entsprechend<br />

schwer tun. Auch haben die Kinder häufig<br />

Schwierigkeiten, ausführliche, zusammenhängende,<br />

spannende und sprachlich<br />

treffende Texte zu verfassen. Eine<br />

gezielte Aufsatzerziehung (vorwiegend<br />

Bildergeschichten, Erlebniserzählungen,<br />

Reizwortgeschichten) sollte daher bereits<br />

ab der dritten Jahrgangsstufe beginnen.<br />

Mathematik<br />

Im mathematischen Bereich sollte das<br />

übertretende Kind die Grundrechenarten<br />

und das Einmaleins sicher beherrschen.<br />

Auch das Lesen, Verstehen und selbstständige<br />

Lösen von Sachaufgaben ist<br />

wichtig. Mathematiklehrer an Gymnasien<br />

sehen das mangelnde Abstraktionsvermögen<br />

vieler Grundschulkinder als<br />

Hauptproblem. Zwar sind bereits im amtlichen<br />

Lehrplan für die vierte Jahrgangsstufe<br />

entsprechende abstrakte Lerninhalte<br />

vorgesehen. Diese werden in der<br />

Grundschule jedoch möglichst anschaulich<br />

vermittelt und zudem auf verschiedene<br />

Weise geübt und gesichert. Am<br />

Gymnasium nimmt der Einsatz von<br />

Anschauungsmaterialien stark ab. Zudem<br />

bleibt aufgrund der Stoff-Fülle manchmal<br />

nur wenig Zeit für Übung und Sicherung.<br />

Im Hinblick auf den Übertritt ist es daher<br />

unbedingt sinnvoll, die Anschaulichkeit<br />

bei den in Frage kommenden Kindern<br />

bereits in der vierten Jahrgangsstufe zu<br />

verringern.<br />

Englisch<br />

Die Kinder kommen aus verschiedenen<br />

Grundschulen an die weiterführenden<br />

Schulen. Da ist es kein Wunder, dass<br />

ihre Vorkenntnisse abweichen. Die größten<br />

Unterschiede sehen die Lehrer wei-<br />

„schwerer, leiser, schöner, größer“


Eltern<br />

I 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

56 57<br />

Lehrer<br />

Heft I / 2008<br />

„Wunderschön! Kunst wird dort super!“<br />

terführender Schulen in Englisch. Hier<br />

existiert kein homogener Lernstand, auf<br />

dem aufgebaut werden könnte. Die Englischlehrer<br />

können somit nicht an bestimmte<br />

fremdsprachliche Fertigkeiten der<br />

Grundschulkinder anknüpfen. Das führt<br />

bei manchen Schülern dazu, dass die in<br />

der Grundschule aufgebaute positive Einstellung<br />

zum Fach verloren geht. Daher<br />

muss es ein Anliegen der Grundschullehrkräfte<br />

sein, die Erfahrungen aus dem<br />

ursprünglichen Begegnungskonzept zu<br />

konkretisieren und ab der dritten Jahrgangsstufe<br />

Wortschatzarbeit sowie grundlegende<br />

grammatikalische Formen und<br />

Funktionen in kommunikative Zusammenhänge<br />

zu integrieren.<br />

Die Konkretisierung des Lehrplans im<br />

Fach Englisch, die sich auf den Lehrplan<br />

2000 bezieht, gibt den Grundschullehrern<br />

Hinweise, welche elementaren sprachlichen<br />

Mittel ganz bewusst zu wiederholen,<br />

zu üben, anzuwenden und zu vertiefen<br />

sind, so dass ein weitgehend homogener<br />

Lernstand und damit ein fortführungsfähiges<br />

Fundament aufgebaut werden<br />

kann.<br />

Resümee<br />

Die hier aufgeführten Gedanken sollen<br />

keinesfalls als allgemeingültiger „Katalog“<br />

betrachtet werden. Vielmehr soll es darum<br />

gehen, eine Hilfestellung für junge<br />

Lehrer zu geben, welche grundlegenden<br />

Aspekte bei der Beratung im Hinblick auf<br />

die richtige Schule für ein Kind berücksichtigt<br />

werden sollten. Grundsätzlich ist<br />

entscheidend, dass die Voraussetzungen<br />

der Schüler und die Anforderungen der<br />

weiterführenden Schule zueinander passen.<br />

Damit dies gelingen kann, sind ein<br />

Aufeinanderzugehen sowie ein intensiver<br />

Gedankenaustausch zwischen den<br />

Lehrkräften der Grundschulen und den<br />

Lehrkräften der weiterführenden Schulen<br />

unerlässlich.<br />

Weiterführendes<br />

Für eine ergänzende Beratung gibt es die Lotsen<br />

– Grundschullehrkräfte, die an Realschulen<br />

und Gymnasien im Einsatz sind – oder die Lehrer<br />

der aufnehmenden Schulen. Darüber hinaus<br />

hilft die staatlich organisierte Schulberatung<br />

durch Beratungslehrkräfte, Schulpsychologen<br />

oder Schulberatungsstellen Lehrern<br />

und Eltern bei Fragen zur Schullaufbahn.<br />

Informationen:<br />

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht<br />

und Kultus: Das bayerische Schulsystem.<br />

Viele Wege führen zum Ziel. München 2011<br />

Dass.: Der beste Bildungsweg für mein<br />

Kind. München 2010<br />

Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung:<br />

Übergänge gestalten! Grundschule<br />

– weiterführende Schulen. Dillingen 2010<br />

Internet:<br />

www.uebergaengegestalten.de<br />

www.virtuellegrundschule.de<br />

www.km.bayern.de/zu-uebertritt<br />

www.schulberatung.bayern.de<br />

www.meinbildungsweg.de<br />

DER WEG ZUM STAATSDIENER<br />

Wie Lehrerinnen und Lehrer „Beamte auf Lebenszeit“ werden<br />

von Karin Leibl und Hans-Peter Etter<br />

Der Freistaat Bayern übernimmt<br />

seinen Beamten gegenüber<br />

eine besondere<br />

Verantwortung. Hierzu zählen<br />

Gehalt, Beihilfe und weitere<br />

Privilegien. Man darf<br />

nicht außer Acht lassen,<br />

dass die Beamtenbesoldung<br />

in der Regel lukrativer ist als<br />

beispielsweise die Vergütung<br />

einer angestellten Lehrkraft<br />

im öffentlichen Dienst.<br />

Nicht nur aus finanziellen<br />

Gründen ist die Verbeamtung<br />

erstrebenswert.<br />

Die Lebenszeitverbeamtung<br />

Zweieinhalb Jahre nach Ernennung<br />

zum Beamten auf<br />

Probe steht die Lebenszeitverbeamtung<br />

an. Für das Fünftel<br />

der Prüfungsbesten kann das<br />

bereits nach 18 Monaten der<br />

Fall sein (vorzeitige Verbeamtung).<br />

Schulleiter und Schulrat<br />

(bei Grundschul-, Hauptschul-,<br />

Fach- und Förderlehrern) kommen<br />

zu Besuch und erteilen<br />

dann eine so genannte Probezeitbeurteilung,<br />

die zum Ausdruck<br />

bringt, dass man „geeignet“,<br />

„noch nicht geeignet“<br />

oder (in sehr seltenen Fällen)<br />

„nicht geeignet“ für die Übernahme<br />

ins Beamtenverhältnis<br />

auf Lebenszeit ist. Wenn man<br />

noch nicht geeignet ist, steht<br />

man nach einer erneuten<br />

Beurteilung im folgenden Jahr<br />

auf dem Prüfstand. Sollte eine<br />

Lehrkraft bei einer Probezeitbeurteilung<br />

als fachlich nicht<br />

geeignet eingestuft werden,<br />

wird sie in der Regel auch<br />

nicht in das Angestelltenverhältnis<br />

übernommen. Bei mangelnder<br />

gesundheitlicher Eignung<br />

hingegen kann man als<br />

Lehrer im Angestelltenverhältnis<br />

weiter seinen Dienst tun.<br />

Hindernisse<br />

Es gibt grundsätzlich drei Versagensgründe:<br />

die mangelnde<br />

fachliche Eignung, die mangelnde<br />

charakterliche Eignung<br />

und die mangelnde gesundheitliche<br />

Eignung. Festgestellt<br />

werden die fachliche und


Lehrer<br />

I 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

58 59<br />

Lehrer<br />

I 3<br />

sonderem Schutz: Ein Einsatz<br />

in der studierten Schulart ist<br />

unabdingbar, man darf während<br />

der Probezeit grundsätzlich<br />

nicht als mobile Reserve<br />

eingesetzt werden und man<br />

soll die studierten Fächer<br />

unterrichten.<br />

Charakterliche Eignung<br />

Der Beamte als Staatsdiener<br />

hat eine besondere Verantwortung<br />

insofern, als der dem<br />

Ansehen des Beamtentums in<br />

der Öffentlichkeit nicht schaden<br />

darf. Deswegen muss der<br />

Kandidat ein polizeiliches Führungszeugnis<br />

bei der Einstel-<br />

FDGO (Freiheitliche Demokratische<br />

Grundordnung) mangelt.<br />

Dazu gehören zum Beispiel<br />

Partei- und Sektenzugehörigkeiten<br />

in antidemokratischen<br />

Vereinigungen. Ebenso steht<br />

eine Verurteilung aufgrund des<br />

Betäubungsmittelgesetzes<br />

dem Beamtenstatus im Weg.<br />

Grund hierfür ist das Jugendarbeitsschutzgesetz<br />

§25, Abs. 1,<br />

Satz 4, in dem es heißt: „Personen,<br />

die wegen einer Straftat<br />

nach dem Betäubungsmittelgesetz<br />

rechtskräftig verurteilt<br />

worden sind, dürfen Jugendliche<br />

... nicht beaufsichtigen,<br />

nicht anweisen, nicht ausbilden<br />

und nicht mit der Beauf-<br />

charakterliche Eignung von<br />

Schulleiter und Schulrat (bei<br />

Grund-, Hauptschul-, Fachund<br />

Förderlehrern) und die<br />

gesundheitliche Eignung vom<br />

Amtsarzt.<br />

Fachliche Eignung<br />

Prinzipiell wird die fachliche<br />

Eignung durch die Staatsexamina<br />

zur Genüge nachgewiesen.<br />

Dennoch gibt es Fälle, in<br />

denen die Verbeamtung noch<br />

um ein Jahr zurück gestellt<br />

wird, weil fachliche Bedenken<br />

bestehen, die auch durch<br />

mangelndes Engagement hervorgerufen<br />

werden können. In<br />

Einzelfällen kommt es nach<br />

den Examina zu einem erheblichen<br />

Leistungsabfall, so dass<br />

eine fachliche Eignung nicht<br />

bescheinigt werden kann. In<br />

der Probezeit steht also die<br />

Lehrkraft unter besonderer<br />

Beobachtung, aber als Beamter<br />

auf Probe auch unter be-<br />

lung vorlegen. Da der Lehrer<br />

an sich im öffentlichen Licht<br />

steht, kann man auch nicht als<br />

angestellter Lehrer arbeiten,<br />

wenn einem die Verbeamtung<br />

aus charakterlichen Gründen<br />

versagt wurde. Wer schon<br />

einmal zu einer Geldstrafe<br />

von mehr als 90 Tagessätzen<br />

verurteilt wurde oder eine<br />

Freiheitsstrafe von mehr als<br />

drei Monaten verbüßen musste,<br />

bei dem zweifelt der Staat<br />

an der charakterlichen Eignung.<br />

Gleiches gilt, wenn es<br />

an der rechten, demokratischen<br />

Einstellung im Sinne der<br />

sichtigung, Anweisung oder<br />

Ausbildung von Jugendlichen<br />

beauftragt werden.“<br />

Wer schließlich im Unterricht<br />

ein Verhalten an den Tag legt,<br />

das zweifeln lässt, ob er als<br />

Erziehungsperson geeignet<br />

ist, gefährdet seine Verbeamtung.<br />

Hierzu zählen: wenn der<br />

Kandidat rassistische Lieder<br />

singt oder singen lässt, Schülern<br />

körperlich eindeutig zu<br />

Nahe kommt, sowie extreme<br />

politische, sexistische oder<br />

extreme religiöse Ansichten<br />

verbreitet.<br />

In diesem Zusammenhang sei<br />

auch auf Tätowierungen hingewiesen:<br />

Wer an sichtbarer<br />

Stelle große oder extreme Tattoos<br />

mit verfassungsfeindlichen,<br />

gewalttätigen oder sexistischen<br />

Motiven trägt, wird<br />

gewiss Schwierigkeiten hinsichtlich<br />

seiner charakterlichen<br />

Eignung bekommen.<br />

Auch hier gilt: Der Probezeitbeamte<br />

steht unter besonderer<br />

Beobachtung, so dass<br />

ihm alle Auffälligkeiten Ärger<br />

einbringen können. Das kann<br />

von starken Elternbeschwerden<br />

wegen merkwürdiger Erziehungsmethoden<br />

bis hin zu<br />

Anzeigen wegen Körperverletzung<br />

im Amt führen.<br />

Gesundheitliche Eignung<br />

Die Verbeamtung auf Lebenszeit<br />

scheitert meistens am Gesundheitszustand.<br />

Dem Amtsarzt<br />

obliegt eine große Verantwortung:<br />

Er muss prognostizieren,<br />

dass der Kandidat mit<br />

einer Wahrscheinlichkeit von<br />

mehr als 90 Prozent die Pensionsgrenze<br />

erreicht (Ausnahme:<br />

Schwerbehinderung).<br />

Wer bereits bei der gesundheitsamtsärztlichen<br />

Untersuchung<br />

vor Beginn des Vorbereitungsdienstes<br />

völlig gesund<br />

ist, kann unter Umständen<br />

ohne eine weitere gesundheitliche<br />

Prüfung Beamter auf<br />

Lebenszeit werden. Wenn<br />

Bedenken bestehen, wird man<br />

erneut vorgeladen.<br />

Man wird noch einmal vorgeladen,<br />

wenn bei der ersten<br />

Untersuchung bereits Bedenken<br />

aufgekommen sind. Das<br />

teilt der Arzt dem Gesundheitsamt<br />

mit. Man wird ebenfalls<br />

noch einmal vorgeladen,<br />

wenn man während der zwei<br />

Jahre im Vorbereitungsdienst<br />

zehn Krankheitstage oder<br />

während des Vorbereitungsdienstes<br />

und der Probezeit<br />

(insgesamt: viereinhalb Jahre)<br />

zwanzig Krankheitstage überschreitet,<br />

wenn viele einzelne<br />

Krankheitstage auffällig sind,<br />

wenn etwa Montage und Freitage<br />

sich darunter häufen.<br />

Zweifel und Bedenken bestehen<br />

grundsätzlich bei psychischen<br />

Krankheiten, bei Übergewicht<br />

und bei chronischen<br />

Krankheiten des Verdauungsund<br />

Skelettapparats.<br />

Tipps für den Amtsarzt<br />

Krankheitstage<br />

• Fehlt man an einem Freitag,<br />

sollte man sich noch am<br />

Nachmittag oder am Samstag<br />

(Anruf auf dem Anrufbeantworter<br />

der Schule, falls<br />

vorhanden) wieder gesund<br />

melden, denn sonst könnte<br />

das Wochenende (Samstag<br />

und Sonntag) als Krankheitstage<br />

mitzählen. Dasselbe gilt<br />

für Ferien: Fehlt man wegen<br />

Krankheit vor den Ferien,<br />

sollte man sich zu Beginn<br />

wieder gesund melden, sonst<br />

zählen alle Tage bis Unterrichtsbeginn<br />

als Krankheitstage.<br />

Body-Mass-Index<br />

• Berechnung: Gewicht in Kilogramm<br />

geteilt durch Körpergröße<br />

in Meter zum Quadrat.<br />

• Der Wert soll zwischen 20<br />

und 25 liegen. Falls man<br />

außerhalb des Idealwerts<br />

liegt (nach oben wie nach<br />

unten), kann es zu einer<br />

Verlängerung der Probezeit<br />

kommen.<br />

• Achtung Schwangere und<br />

frisch Entbundene: Nehmen<br />

Sie keinen Termin direkt<br />

nach der Entbindung wahr.<br />

Nur in den seltensten Fällen<br />

liegt der BMI hier im Idealbereich.<br />

• Eine Überschreitung des<br />

BMI von 30 bringt in der<br />

Regel Probleme bei der Verbeamtung<br />

mit sich, ab BMI<br />

von 26 bis 28 kann es bei<br />

Auftreten weiterer Risikofaktoren<br />

(Blutfettwerte, erhöhter<br />

Blutdruck) ebenfalls schon<br />

problematisch werden.<br />

• Die amtsärztlichen Untersuchungen<br />

haben keinen festgelegten<br />

Zeitpunkt. Sie sollten<br />

nur bis Ende Juli (für<br />

Referendare, die im Februar<br />

beginnen, Ende Dezember)<br />

abgeschlossen sein, damit<br />

die Beteiligten das kommende<br />

Schul(halb)jahr planen<br />

können.<br />

Allgemein<br />

• Beantworten Sie die vom<br />

Amtsarzt gestellten Fragen<br />

mit einem klaren „Ja“ und<br />

„Nein“, wenn Sie sich auch<br />

wirklich sicher sind! Vermeiden<br />

Sie Äußerungen wie „ich<br />

glaube,..., ich meine..., ich<br />

bin mir nicht sicher“!<br />

• Das Gesundheitsamt darf<br />

keine Urintests durchführen.


Lehrer<br />

I 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

60 61<br />

Lehrer<br />

Heft IV / 2010<br />

Ebenso dürfen sie kein Blut<br />

entnehmen. Das geht nur<br />

mit Ihrer Einwilligung. Ansonsten<br />

wäre es Körperverletzung.<br />

Auf jeden Fall gilt:<br />

Lassen Sie sich den Grund<br />

mitteilen, weswegen Ihnen<br />

Urin oder Blut abgenommen<br />

werden soll. Wenden Sie<br />

sich bei Schwierigkeiten an<br />

die Rechtsabteilung des<br />

<strong>BLLV</strong>.<br />

• Am Tag der Untersuchung<br />

sollte man „fit“ sein. Das<br />

bedeutet, am Vorabend auf<br />

Alkohol und Zigaretten verzichtet<br />

zu haben.<br />

• Schwerbehinderte Lehrer<br />

werden nach Ende des Vorbereitungsdienstes<br />

erneut<br />

geladen. Sie müssen nur für<br />

die nächsten fünf Dienstjahre<br />

dienstfähig geschrieben<br />

werden, damit sie auf<br />

Lebenszeit verbeamtet werden.<br />

Liegt eine Schwerbehinderung<br />

vor, empfiehlt es<br />

sich, diese spätestens im<br />

zweiten Jahr des Vorbereitungsdienstes<br />

zu melden.<br />

Die Mühlen der Bürokratie<br />

mahlen nun einmal langsam.<br />

• Wer in psychotherapeutischer<br />

Behandlung war oder<br />

ist, hat die Pflicht, eine entsprechende<br />

Frage wahrheitsgemäß<br />

zu beantworten.<br />

Gerade psychische Erkrankungen<br />

können für eine<br />

Verbeamtung kritisch werden,<br />

da die Krankheitsbilder<br />

erfahrungsgemäß in vielen<br />

Fällen wieder auftreten können.<br />

Daher sollte ein Betroffener<br />

entsprechende fachärztliche<br />

Bescheinigungen,<br />

die eine Gesundung bestätigen,<br />

beibringen. Dem Dienstherrn<br />

genügen „Zweifel an<br />

der gesundheitlichen Eignung“,<br />

um das Beamtenverhältnis<br />

nicht auszusprechen.<br />

• Alle Fragen (auch die im<br />

Selbstauskunftsformular)<br />

sind wahrheitsgemäß zu<br />

beantworten. Sollte sich<br />

später herausstellen, dass<br />

die Verbeamtung durch<br />

Falschangaben „erschlichen“<br />

wurde, wird der Betroffene<br />

in der Regel sofort aus dem<br />

Beamtenverhältnis entlassen.<br />

• Sollten sich Probleme abzeichnen,<br />

dann ist es günstig,<br />

umgehend Fachleute<br />

aus dem Bereich Dienstrecht<br />

und Besoldung oder<br />

aus der Rechtsabteilung einzuschalten,<br />

die ggf. entsprechende<br />

Hinweise und Ratschläge<br />

im Vorfeld einer<br />

amtsärztlichen Untersuchung<br />

geben können.<br />

Besondere Verantwortung<br />

Der Staat als Dienstherr steht<br />

in einer besonderen Verantwortung<br />

doppelter Art: Einmal<br />

für die Kinder, die unterrichtet<br />

werden und zum anderen<br />

übernimmt er Verantwortung<br />

für seine Beamten.<br />

Deswegen ist verständlich,<br />

dass genau geprüft wird, an<br />

wen man sich ein Berufsleben<br />

lang bindet. Mit etwas Umsicht<br />

ist es jedoch nicht<br />

schwer, verbeamtet zu werden.<br />

Einzelauskünfte und individuelle<br />

Beratung erteilen wir<br />

gerne.<br />

vorsitzende@abj.bllv.de<br />

h.p.etter@acos.net<br />

ANGESTELLT STATT EINGESTELLT<br />

Über die Praxis des Staates, sich Lehrer zweiter Klasse zu halten<br />

von Karin Leibl und Gerd Nitschke<br />

1680 Grundschullehrer und 241 Hauptschullehrer sind es dieses Jahr, die ohne<br />

Planstelle dastehen. Einige erhalten befristete Arbeitsverträge für ein Jahr oder nur<br />

vom November bis zum Schuljahresende. Ähnliches gilt für Lehrer an Realschulen,<br />

Gymnasien und Förderschulen. Daneben gibt es für Lehrer aller Schularten einschließlich<br />

Fach- und Förderlehrer Arbeitsverträge mit der Zusage auf Verbeamtung<br />

(„Superverträge“). Wenn jemand gesundheitlich nicht, fachlich aber geeignet ist<br />

Beamter zu werden, wird er unbefristet angestellt. Was aber genau sind die Bedingungen,<br />

die hinter diesen verschiedenen Vertragsmöglichkeiten stehen?


esetzt werden können. Wenn alle<br />

arbeitslosen Kollegen in der freien Wirt-<br />

Lehrer<br />

IV 2<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

<strong>Praxishelfer</strong>­1<br />

62 63<br />

Lehrer<br />

IV 3<br />

schaft arbeiten würden und nicht als<br />

dafür keinen Bonus. Sie finden sich nächstes<br />

Jahr so oder so auf der bayernweiten<br />

Warteliste. Ob Sie bei Siemens arbeiten,<br />

Nachrücker zur Verfügung stünden, müsste<br />

der Staat seine Einstellungspraxis<br />

bis Sie eine Planstelle erhalten, oder als<br />

Lehrer, wo Sie ja Erfahrung in der Schule<br />

sammeln und letztlich fachlich immer besser<br />

werden, ist unerheblich. Der Einsatz<br />

als Nachrücker ist auch nicht von Bedeutung,<br />

wenn es darum geht, wo Sie dann<br />

als Beamter ein Einstellungsangebot erhalten.<br />

Sie haben ein befristetes Arbeitsverhältnis<br />

als Aushilfslehrer. Wenn man<br />

als Angestellter, sei es als Lehrer oder in<br />

überdenken, weil er sich dann vor der<br />

irgendeinem anderen Angestelltenverhältnis,<br />

insgesamt nicht mehr als 60 Monate<br />

in die Rentenversicherung einbezahlt hat,<br />

dann kann man die Beiträge zurückfordern,<br />

nachdem man Lebenszeitbeamter<br />

geworden ist. Wer mehr als 60 Monate<br />

Öffentlichkeit und den Eltern für die nicht<br />

einbezahlt hat, der hat Anspruch auf Rentenzahlung,<br />

zusätzlich zur Beamtenpension.<br />

Andernfalls wenden Sie sich fünf<br />

Jahre nach Ihrer Lebenszeitverbeamtung<br />

an die Deutsche Rentenversicherung<br />

versorgten Klassen rechtfertigen müsste.<br />

Bund. Dort stellen Sie einen Antrag auf<br />

Beitragserstattung. Das Formular finden<br />

Sie auch auf der Webseite. Sie müssen<br />

dann klären, warum Sie versicherungslose<br />

Zeiten nach dem 17. Lebensjahr hatten<br />

(Schule, Studium, Vorbereitungs-<br />

Aber aus einer Notlage heraus und von<br />

„Zukunftschancen gemopst – Gassi gehen als neue Herausforderung für arbeitslose Junglehrer?“<br />

Verträge<br />

einer pädagogischen<br />

ohne Zusage<br />

Berufung getrieben,<br />

Angestellte ohne Zusage auf Verbeamtung<br />

sind reine Aushilfslehrer. Viele von<br />

Ihnen sind Nachrücker für Kollegen, die<br />

den<br />

helfen<br />

Dienst<br />

Kollegen<br />

aus verschiedenen<br />

aus. Nur erhalten<br />

Gründen<br />

Sie<br />

(Dienstort zu weit weg von zu Hause, vorzeitige<br />

Pensionierung, Tod, Verlängerung<br />

der Elternzeit oder einer Beurlaubung)<br />

nicht antreten. Ohne Sie hätten zum Beispiel<br />

alleine in Oberbayern über 150<br />

Klassen im vergangenen Schuljahr nicht<br />

besetzt werden können. Wenn alle<br />

arbeitslosen Kollegen in der freien Wirtschaft<br />

arbeiten würden und nicht als<br />

Nachrücker zur Verfügung stünden, müsste<br />

der Staat seine Einstellungspraxis<br />

überdenken, weil er sich dann vor der<br />

Öffentlichkeit und den Eltern für die nicht<br />

versorgten Klassen rechtfertigen müsste.<br />

Aber aus einer Notlage heraus und von<br />

einer pädagogischen Berufung getrieben,<br />

helfen Kollegen aus. Nur erhalten Sie<br />

dienst, Verbeamtung) und bekommen<br />

dann die Beiträge zurück oder erhalten<br />

mitgeteilt, mit wie viel Rente Sie später<br />

rechnen können.<br />

„Superverträge“<br />

Der Vorteil dieser Verträge liegt neben der<br />

Aussicht auf eine Planstelle darin, dass<br />

man keine Beiträge zu den Sozialversicherungen<br />

zahlen muss. Dadurch erhalten<br />

Sie ein höheres Nettogehalt als die<br />

Angestellten ohne Verbeamtungszusage.<br />

Angenommen, es heißt in der Kategorie<br />

B2 „Einstellung auf befristeten Arbeitsvertrag<br />

mit voller Unterrichtspflichtzeit für die<br />

Zeit vom 13. September 2010 bis 11. September<br />

2011 mit der Zusage der Verbeamtung<br />

zum Schuljahr 2012/13“. Theoretisch<br />

wäre es dann möglich, dass man<br />

vom 11. September 2011 bis zum 12. September<br />

2012 kein Arbeitsangebot erhält.<br />

Faktisch aber ist uns bislang kein Fall<br />

bekannt, in dem der Angestelltenvertrag<br />

nicht weitergeführt wurde oder der Kollege<br />

einen erneuten befristeten Vertrag<br />

erhielt. Sie sind ja auf der Warteliste<br />

2010 und haben damit Vorteile gegenüber<br />

den Prüflingen 2011.<br />

Beamte versus Angestellte<br />

Angestellte erhalten ihren Verdienst im<br />

Nachhinein, Beamte im Voraus. Das bedeutet,<br />

dass bei einem Wechsel vom<br />

Beamten- ins Angestelltenverhältnis eine<br />

Lücke entstehen kann. Sie erhalten als<br />

Beamter Ihre Bezüge für September Ende<br />

August. Als Angestellter erhalten Sie die<br />

Vergütung für September Ende September.<br />

Die Probezeitbeamten erhalten Ende<br />

September das halbe September- und das<br />

Oktobergehalt im Voraus. Der Staat alimentiert<br />

seine Beamten familienbezogen.<br />

Das bedeutet, dass man Zuschläge bekommt,<br />

die ein Angestellter nicht erhält.<br />

Dadurch und wegen der Tatsache, dass<br />

Angestellte die Sozialversicherungen (nur<br />

die Unfallversicherung übernimmt der<br />

Arbeitgeber) mitzahlen müssen, haben angestellte<br />

Lehrer einen geringeren Nettolohn.<br />

Angestellte können bei Leistungsprämien<br />

nicht berücksichtigt werden. Das<br />

ergibt sich daraus, dass der Anteil, der für<br />

Angestellte für die Prämien zur Verfügung<br />

steht, auf alle gleich verteilt und mit dem<br />

Dezembergehalt ausbezahlt wird.<br />

Anrechnung von Angestelltenzeiten<br />

Superverträge im Gymnasium werden<br />

der Probezeit voll gutgeschrieben. Angestelltenverträge<br />

werden ansonsten bis<br />

zu anderthalb Jahre angerechnet, auch<br />

wenn Sie als Grundschullehrer im Gymnasium<br />

tätig waren. Verträge an Privatschulen<br />

finden Berücksichtigung, wenn Sie<br />

Ihren Schulleiter um einen Unterrichtsbesuch<br />

bitten, damit Sie sich diese Zeiten anrechnen<br />

lassen können. Ein Arbeitszeugnis<br />

hat die gleiche Wirkung. Nachdem die<br />

Dienstzeit für Beförderungen ab dem Moment<br />

der Lebenszeitverbeamtung gezählt<br />

wird, ist es im wahren Sinn des Wortes<br />

lohnend, für einen möglichst frühen Eintritt<br />

ins Beamtenverhältnis zu sorgen.<br />

ABJ und Angestelltenverträge<br />

www.mops.bllv.de<br />

Schaut nicht so traurig, lasst uns für eine neue Einstellungspolitik sorgen und macht mit!<br />

Als 1996 eine große Arbeitslosenwelle<br />

über den Lehrerbereich Bayerns schwappte,<br />

da haben ABJ und <strong>BLLV</strong> für Möglichkeiten<br />

gekämpft, mit den zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln mehr Köpfe in die<br />

Schulen zu bekommen. So wurden Teilzeitverträge<br />

eingeführt für das erste Jahr<br />

sowie Angestelltenverträge mit der späteren<br />

Zusage auf Verbeamtung. Inzwischen<br />

aber stehen über zehn Prozent aller Lehrkräfte<br />

in Bayern in einem Angestelltenverhältnis.<br />

Gerade im Real- und Förderschulbereich<br />

erhalten viele Junglehrer ein<br />

solches Dienstverhältnis, im Grund- und<br />

Hauptschulbereich wird gerne mit Aushilfsverträgen<br />

gearbeitet. Über zehn Prozent<br />

Angestellte sind unseres Erachtens jedenfalls<br />

zu viel für eine Regierung, die sich<br />

zum Berufsbeamtentum der Lehrkräfte<br />

bekennt, so wie es auch in der Bayerischen<br />

Verfassung, Art.133 (2) steht:<br />

Die Lehrer an öffentlichen Schulen haben<br />

grundsätzlich die Rechte und Pflichten<br />

der Staatsbeamten.


Der Tag im Betrieb<br />

Für den täglichen Bericht über dein Praktikum: Fasse den Tag in kurzen<br />

Sätzen zu sam men. Wichtig ist dabei der Ablauf des Arbeitstages mit<br />

allen Tätigkeiten, den Tätigkeitsorten, den jeweiligen Arbeitsmitteln<br />

wie Werk zeuge oder Geräte und die Zusammenarbeit mit den Kollegen.<br />

Schildere auch deine persönlichen Eindrücke und Gedanken zu den<br />

einzelnen Tagen und Tätigkeiten.<br />

Kurz zur Erinnerung:<br />

Arbeitsbeginn ist um Uhr, Arbeitsende um Uhr,<br />

1. Pause von bis Uhr, 2. Pause von bis Uhr.<br />

1. Tag Datum: Abteilung bzw. Ort:<br />

8<br />

2. Tag Datum: Abteilung bzw. Ort:<br />

3. Tag Datum: Abteilung bzw. Ort:<br />

Name/Kla se<br />

Der Tag im Betrieb<br />

9<br />

Motto: . Woche vom bis zum<br />

Abmachungen Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

Bemerkungen und Hinweise<br />

der Erzieher/innen oder Lehrkräfte und der Erziehungsberechtigten<br />

Unterschriften:<br />

— 6 — — 7 —<br />

Wochenübersicht<br />

Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt. Erz. KiJu Elt.<br />

Fach:<br />

Datum: Uhrzeit: Ort:<br />

Elterngespräch Konferenz Telefonat<br />

Gespräch mit Schüler/innen<br />

Gesprächspartner/innen:<br />

Betrifft:<br />

Ergebnisse:<br />

Zeilenhöhe MS Excel: Format ➛ Zeile ➛ Höhe: 15,00 pt<br />

Klasse/<br />

Kurs:<br />

Besprechung<br />

Name, Vorname<br />

Protokoll/Gesprächsnotiz<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

35<br />

3<br />

Lehrer<br />

IV 4<br />

<strong>Praxishelfer</strong> 1 <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />

64 65<br />

Tipps für den Schulalltag<br />

Ausblick<br />

Die Taktik, junge Lehrerinnen und Lehrer<br />

jedes Jahr wieder auf Vertrag aushelfen<br />

zu lassen, bis sie auf der Warteliste<br />

nachrutschen oder von der Warteliste fallen,<br />

hat Methode. Immer noch wird gespart<br />

auf Kosten der Schüler und der<br />

Lehrer. Zwei Lehramtsanwärter im zweiten<br />

Jahr unterrichten eigenverantwortlich<br />

30 Stunden. Das ist mehr als eine Vollzeitstelle,<br />

die beide einsparen – im Prinzip<br />

ist es ihre eigene Planstelle des kommenden<br />

Schuljahrs!<br />

Wenn kein Lehrer die befristeten Angestelltenverträge<br />

annähme, dann wäre die<br />

Staatsregierung gezwungen, Planstellen<br />

zu schaffen. Der Bedarf ist da; das weiß<br />

jeder, der Schule verwaltet, in ihr arbeitet<br />

oder sie besucht. Wer schon bei Verkündung<br />

der Staatsnote das Verfahren für<br />

Nachrücker veröffentlicht und die Modalitäten<br />

für die November-, Januar- und<br />

Februareinstellung festzurren kann, der<br />

weiß, dass Lehrer gebraucht werden.<br />

Aber wer kann sich schon leisten ein solches<br />

Angebot abzulehnen? Hier wird mit<br />

dem Idealismus und der finanziellen Lage<br />

der jungen Menschen spekuliert. Ein<br />

Vollzeit arbeitender angestellter Lehrer<br />

verdient durchschnittlich 1600 Euro netto.<br />

Würde er in der Wirtschaft arbeiten,<br />

könnte er mehr Geld verdienen, müsste<br />

nicht umziehen oder pendeln. Aber die<br />

Arbeitnehmerverträge (Nettoentgelt nach TV-L)<br />

Steuerklasse I/0<br />

Steuerklasse III/1<br />

(inkl. Kindergeld)<br />

Angaben ohne Gewähr!<br />

GS/HS – TV-L<br />

EGr. 11<br />

(mit Zusage)<br />

€ 2.050,56<br />

€ 2.526,70<br />

Junglehrer wollen in den Schuldienst und<br />

meinen, dass sie sich einen Bonus erarbeiten,<br />

wenn sie aushelfen. Leider ist das<br />

nicht so. Wenn man die Aushilfen nicht<br />

mehr braucht, dann setzt man sie wieder<br />

auf die Straße. Zum Schluss ein konkretes<br />

Beispiel. Eine Kollegin hat acht Jahre<br />

lang jedes Jahr wieder ausgeholfen, um<br />

Kinder zu unterrichten und die Unterrichtsmisere<br />

auszugleichen. Dies interessiert<br />

nun nicht, wenn sie jetzt mit Ende<br />

30 auf den Arbeitsmarkt drängt.<br />

GS/HS – TV-L<br />

EGr. 11<br />

(ohne Zusage)<br />

€ 1.583,71<br />

€ 2.041,51<br />

FL – TV-L<br />

EGr. 9<br />

(mit Zusage)<br />

€ 1.801,41<br />

€ 2.248,62<br />

FL – TV-L<br />

EGr. 9<br />

(ohne Zusage)<br />

€ 1.398,87<br />

€ 1.824,43<br />

Selbstorientiertes Lernen<br />

Lerntagebuch<br />

für Schülerinnen und Schüler<br />

– Fördert die Selbstkontrolle<br />

der<br />

Arbeit und des<br />

Lernerfolges<br />

– Dokumentiert die<br />

Lernergebnisse<br />

des Schuljahres<br />

Format 17 x 24 cm,<br />

Umfang 104 Seiten,<br />

für ein Schuljahr<br />

Bestell-Nr. 150, ab € 1,70<br />

Ein idealer Leitfaden für Schülerinnen und Schüler – Arbeitshefte<br />

„Betriebspraktikum“<br />

in 2 Fassungen<br />

Die geführte Fassung mit<br />

vielen Impulsen, Ankreuzverfahren<br />

mit zusätzlicher<br />

Begründung der Antworten<br />

bei vielen Themen und<br />

Freiräumen für eigenständiges<br />

Arbeiten. Die<br />

freie Fassung mit sehr viel Freiraum für die<br />

Themenbearbeitung und selbständiges Arbeiten.<br />

DIN-A4, Umfang 32 Seiten, durchgehend zweifarbig gestaltet<br />

(Geführte Fassung) Bestell-Nr. 9095-1910, ab € 1,70<br />

(Freie Fassung) Bestell-Nr. 9095-1912, ab € 1,70<br />

Für den Unterricht:<br />

Schülermaterialien<br />

Lerntagebuch<br />

„Merkwissen“ –<br />

Zusammenfassung<br />

von jeweils<br />

4 Schulwochen<br />

Arbeitsheft<br />

Betriebspraktikum<br />

Verhaltensänderungen nachhaltig bewirken<br />

„Versprochen“<br />

Abmachungen der Einrichtung mit dem Kind<br />

Dieses Heft erlaubt es Ihnen mit geringem Aufwand,<br />

die mit den Schülerinnen und Schülern<br />

getroffenen individuellen Abmachungen und<br />

deren Einhaltung in einer<br />

kurzen Aktennotiz festzuhalten<br />

und damit sowohl ihnen<br />

als auch den Eltern eine<br />

Rückmeldung über den Erfolg<br />

oder Misserfolg zu geben.<br />

DIN-A5, Umfang 32 Seiten<br />

Bestell-Nr. 140, ab € 0,90<br />

Wichtige Hilfe zur Eigenorganisation<br />

Aufgabenheft<br />

Ein wertvolles und pädagogisch wichtiges<br />

Aufgaben- und Mitteilungsheft<br />

Die Hausaufgaben werden nicht an dem Tag<br />

eingetragen, an dem sie<br />

aufgegeben wurden.<br />

Notiert werden sie in die<br />

zutreffende Fachzeile an<br />

dem Tag, an dem sie<br />

erledigt sein müssen.<br />

DIN-A5, Umfang 64 Seiten,<br />

für ein Schulhalbjahr<br />

Bestell-Nr. 144, ab € 0,69<br />

Zur Eigenorganisation:<br />

Lehrermaterialien<br />

Zur individuellen neutralen Verwendung<br />

Gesprächsnotizen<br />

in der handlichen Spiralbindung<br />

Die einzelnen Seiten sind für eine<br />

mögliche Abheftung perforiert.<br />

DIN-A4, Umfang 176 Seiten,<br />

4fach gelocht<br />

Bestell-Nr. 501 150, € 9,80<br />

DIN-A5, Umfang 128 Seiten<br />

Bestell-Nr. 501 152, € 6,40<br />

Auch im Set als LoseBlatt<br />

erhältlich.<br />

DIN-A4, Umfang 50 Blatt, 4fach gelocht<br />

Bestell-Nr. 501 155, € 3,75<br />

Mit ganz vielen Notenlisten!<br />

Zensurenbuch<br />

für Fachlehrer/innen<br />

DIN-A4, Umfang 32 Seiten,<br />

für alle Klassenstufen<br />

Bestell-Nr. 366, € 2,38<br />

DIN-A5, Umfang 32 Seiten<br />

Bestell-Nr. 360, € 2,14<br />

Auch im Set als<br />

LoseBlatt erhältlich.<br />

Format DIN-A4, Umfang 50 Blatt<br />

Bestell-Nr. 367, € 3,75<br />

F&L Schulorganisation · www.schulorganisation.com · Bestell-Nr. 501 150 · Nachdruck und Wiedergabe jeglicher Art nicht erlaubt (07/09)<br />

Zensurenliste<br />

*Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer, zzgl. Versandkosten<br />

<strong>BLLV</strong><br />

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband ist die Berufsorganisation<br />

aller Lehrer und Lehramtsstudenten in Bayern. Der <strong>BLLV</strong> tritt ein<br />

• für bessere Arbeitsbedingungen in der Schule<br />

• für einen modernen kompetenzorientierten Lernbegriff und<br />

• für ein gemeinsames pädagogisches Berufsverständnis aller<br />

Lehrer aller Schularten.<br />

Der <strong>BLLV</strong> ist politisch unabhängig und versteht sich als Stimme seiner 56 000 Mitglieder in der<br />

bildungspolitischen Diskussion. Der <strong>BLLV</strong> bietet seinen Mitgliedern eine Vielzahl professioneller<br />

Dienstleistungen, die den Berufsalttag erleichtern, die Lehrer unterstützen und schützen.<br />

Lehramtsstudenten werden von den Studentengruppen des <strong>BLLV</strong> unterstützt, Referendare und<br />

Lehramtsanwärter von der Arbeitsgemeinschaft bayerische Junglehrer (ABJ) im <strong>BLLV</strong>.<br />

Neubeckumer Straße 39 · 59269 Beckum · Telefon 02521/29905-10 · Telefax 02521/29905-50 · verkauf@schulorganisation.com<br />

Weiteres Zubehör finden Sie auf unserer<br />

Internetseite: www.schulorganisation.com


Mit Sicherheit mehr Service!<br />

1Krankenversicherung<br />

Krankenversicherung<br />

Mit Beginn des Referendariats sind Sie beihilfeberechtigt. Das<br />

bedeutet, der Staat zahlt Ihnen in der Regel 50 % der anfallenden<br />

medizinischen Kosten, die restlichen 50 % übernimmt die private<br />

Krankenversicherung. Wenn Sie gesetzlich versichert bleiben<br />

wollen, müssen Sie volle 100 % des Beitrages zahlen, da Sie keinen<br />

Zuschuss vom Staat erhalten. Sie sollten daher auf jeden Fall eine<br />

private Krankenversicherung abschließen.<br />

3Private Haftpflicht<br />

Private Haftpflicht<br />

Jeder haftet für Schäden, die er verursacht hat, mit seinem<br />

gesamten privaten Vermögen. Deshalb ist die Privathaftpflicht<br />

ein absolutes Muss! Spätestens mit Beginn des Referendariats<br />

fliegen Sie in der Familienversicherung Ihrer Eltern raus.<br />

Wir bieten den besten Schutz zu einem hervorragenden Preis,<br />

nur für <strong>BLLV</strong>-Mitglieder an.<br />

ENTSPANNT INS<br />

REFERENDARIAT<br />

Nehmen Sie sich Zeit für ein Beratungsgespräch. Wir erstellen<br />

Ihnen auf Grundlage Ihrer Wünsche und Bedürfnisse ein maßgeschneidertes<br />

Angebot.<br />

2Diensthaftpflicht- und Schulhausschlüssel-Versicherung<br />

Diensthaftpflicht- und Schulhausschlüssel-Versicherung<br />

Diese beiden Versicherungen sind für einen angehenden Lehrer<br />

unerlässlich. Denn schnell kann eine fahrlässige Aufsichtspflichtverletzung<br />

für den anvertrauten Schüler zum Verhängnis<br />

werden – oder ein verloren gegangener Schulhausschlüssel<br />

bringt einen fi nanziell in Bedrängnis.<br />

4Dienstunfähigkeit<br />

Dienstunfähigkeit<br />

Ihre Arbeitskraft ist viel Wert – und das Risiko, durch einen Unfall<br />

oder ein unerwartetes Ereignis dienstunfähig zu werden ist auch<br />

bei jungen Menschen hoch. Da Sie erst mit der Verbeamtung auf<br />

Lebenszeit Anspruch auf Ruhegehalt haben (Ausnahme: Dienstunfall),<br />

ist eine private Vorsorge im Referendariat umso wichtiger.<br />

Gerne erstellen Ihnen unsere Außendienst-Mitarbeiter, die über<br />

ganz Bayern verteilt sind, ein unverbindliches, individuelles<br />

Angebot.<br />

Wir bieten beide Versicherungen auf Antrag<br />

kostenlos.<br />

Egal ob als Student, Referendar oder aktiver Lehrer, wir<br />

bieten Ihnen einen Service und das Knowhow, das Sie als<br />

angehender Beamter oder Angestellter im öffentlichen<br />

Dienst so nirgends finden.<br />

Diese Vorteile gibt es nur beim <strong>BLLV</strong>-Wirtschaftsdienst:<br />

• Günstige Gruppenverträge nur für <strong>BLLV</strong>-Mitglieder<br />

• Kostenlose Diensthaftpflicht- und Schulhaus schlüssel-<br />

Versicherung (auf Antrag)<br />

• Kompetente, kostenlose Beratung<br />

• Individuelle Betreuung in ganz Bayern<br />

Bei uns gibt es alle wichtigen Informationen für den<br />

Einstieg ins Referendariat auf einen Blick!<br />

Damit Ihr„erster“ Schultag ein voller Erfolg wird und<br />

Sie sich in aller Ruhe auf den Unter richt und die Kinder<br />

konzentrieren können, sollten Sie einige Vorbereitungen<br />

treffen.<br />

Der <strong>BLLV</strong> und der <strong>BLLV</strong>-Wirtschaftsdienst unterstützen<br />

Sie dabei tatkräftig!<br />

<strong>BLLV</strong>-Wirtschaftsdienst GmbH<br />

Kurfürstenplatz 5, 80796 München<br />

Tel. 089 - 28 67 62-6 , Fax 089 - 28 67 62-88<br />

info@bllv-wd.de , www.bllv-wd.de<br />

Mit Sicherheit mehr Service!


Tipps für den Schulalltag <strong>Praxishelfer</strong> 1<br />

Nr.1<br />

Erfolgreich durch‘s Referendariat<br />

Wir helfen Euch dabei<br />

•<br />

Persönliche Studienberatung<br />

•<br />

Kostenlose Studienhelfer<br />

•<br />

Zeitschrift JUNGLEHRER<br />

•<br />

Prüfungsvorbereitungsseminare<br />

•<br />

Praxisseminare<br />

•<br />

Bereitstellung von Prüfungsthemen (1. LAP)<br />

•<br />

Praxistipps für den Unterricht<br />

•<br />

Internationales Praktikum<br />

•<br />

<strong>BLLV</strong>-Studentenwohnheime<br />

•<br />

Aktive Studentengruppe vor Ort<br />

•<br />

Bereitstellung digitaler Skripten<br />

•<br />

Hilfe beim Übergang ins Referendariat<br />

www.bllv.de<br />

•<br />

Magazin BAYERISCHE SCHULE

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