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Die Geschichte der Fröndenberger Straßennamen

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Fachhochschule Potsdam<br />

(University of Applied Sciences)<br />

Fachbereich Informationswissenschaften<br />

Graduale berufsbegleitende Weiterbildung<br />

zur Vorbereitung auf die Externenprüfung zum<br />

Diplomarchivar/Diplomarchivarin (FH)<br />

<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> <strong>Straßennamen</strong><br />

dargestellt auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> städtischen Aktenüberlieferung und <strong>der</strong> kommunalen<br />

Ergänzungsüberlieferung<br />

Diplomarbeit<br />

Zur Vorlage an den Prüfungsausschuss des FB Informationswissenschaften<br />

Erstgutachter Prof. Dr. Hartwig Walberg, Fachhochschule Potsdam<br />

Zweitgutachter Dr. Gunnar Teske, Westfälisches Archivamt Münster<br />

Jochen Engelhard von Nathusius<br />

Zum Holze 9<br />

59872 Meschede - Remblinghausen<br />

archiv@froendenberg.de<br />

Bearbeitungszeitraum 22.November 2004 bis 22. März 2005 (mit einmonatiger genehmigter Unterbrechung)


1<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seiten<br />

Vorwort 2<br />

Einleitung 4<br />

Hauptteil<br />

A. Zur <strong>Geschichte</strong> des <strong>Fröndenberger</strong> Raumes<br />

1. Lage, Größe und naturräumliche Glie<strong>der</strong>ung 7<br />

2. Politische Zuordnung und Verwaltung bis zur Gegenwart 7<br />

3. <strong>Geschichte</strong> des Raumes bis 1811 8<br />

4. Bevölkerung und Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t 10<br />

B. <strong>Die</strong> Entwicklung des Straßen- und Wegenetzes bis 1906<br />

1. Vom ältesten Plan des Stiftsbezirks zum Bebauungsplan <strong>der</strong> 13<br />

Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

2. Alphabetisches Verzeichnis <strong>der</strong> benannten Straßen 15<br />

bis zum Jahr 1906 in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg mit Plan<br />

C. <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Straßenbenennung bis zum 31.3.1933 18<br />

Exkurs 1 <strong>Die</strong> Hengstenbergstraße 25<br />

Exkurs 2 Der "Wohnplatz" Hohenheide und seine Straßen 29<br />

D. Straßenbenennungen und Umbenennungen vom 1.April 1933<br />

bis zum Kriegsende 1945 in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg 31<br />

Exkurs 3 Straßenumbenennungen in an<strong>der</strong>en Kommunen 38<br />

des Regierungsbezirks Arnsberg 1933-1934<br />

E. Straßenbenennungen und Umbenennungen in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

(seit 1952 Titularstadt) Fröndenberg von Juli 1945- Dez. 1967 41<br />

Exkurs 4 Straßenbenennungen und die Heimatvertriebenen 50<br />

F. <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> in den amtsangehörigen 54<br />

Gemeinden bis 1967<br />

G. Das große <strong>Straßennamen</strong>-Revirement ab Januar 1968 64<br />

Exkurs 5 Straßenbenennungen und <strong>der</strong> deutsche Wi<strong>der</strong>stand 81<br />

Exkurs 6 Der "Storchenweg" o<strong>der</strong> die Straßenbenennung im 84<br />

Spannungsfeld zwischen bürgerlicher Moral und<br />

bürgerschaftlichem Engagement<br />

H. Straßenbenennungen in <strong>der</strong> Kernstadt Fröndenberg 1971-2004 87<br />

I. Straßenbenennungen in den Stadtteilen ab 1971 94<br />

J. Verzeichnis <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> nach Sachgruppen (Auswahl) 96<br />

K. Straßenverzeichnis <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg vom 31.12.2004 mit 102<br />

Darstellung <strong>der</strong> "Benennungsepoche" in Farbe<br />

Exkurs 7 Anmerkungen zur Deutung mundartlich benannter Fluren und 109<br />

Gemarkungen im Zusammenhang mit ihrer Verwendung<br />

als <strong>Straßennamen</strong><br />

Schluss Zusammenfassung des Forschungsergebnisses 114<br />

Anhang<br />

1. Ausgewählte Quellen und Dokumente<br />

2. Register sämtlicher <strong>Straßennamen</strong> mit Angaben zur Erstbenennung,<br />

früherer Bennenung und/o<strong>der</strong> späterer Benennung<br />

3. Literatur- und Quellenverzeichnis


2<br />

Vorwort<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Arbeit widmet sich einem auf den ersten Blick trockenen und abseitige<br />

Aspekt kommunaler <strong>Geschichte</strong>; dem <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong>geschichte.<br />

Auf den zweiten Blick jedoch zeigt sich hier ein interessantes und vielschichtiges Stück lokaler<br />

<strong>Geschichte</strong>, das im Horizontalschnitt entlang dieses Themas Paradigmen und Identitätssuche,<br />

wie Identitätsfindung, Brüche und Kontinuitäten <strong>der</strong> letzten einhun<strong>der</strong>t Jahre in<br />

einer Kleinstadt zeigen kann.<br />

Auch wenn spektakuläre Funde hierbei nicht zu Tage traten, wird hierdurch eine Lücke <strong>der</strong><br />

kommunaler Alltagsgeschichte geschlossen.<br />

An Hand <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong>geschichte wird die städtebaulichen Entwicklung eines Gemeinwesens<br />

von einer kleinen Ansiedlung rings um ein spätmittelalterliches Kloster hin zu einer<br />

expandierenden Industriegemeinde bis zum <strong>der</strong>zeitigen Endpunkt als Kleinstadt am Rande<br />

des Kreises Unna auf <strong>der</strong> Suche nach neuen Perspektiven und Arbeitsplätzen nachgezeichnet.<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> und <strong>der</strong> diesen zu Grunde liegenden Straßen wurde <strong>der</strong><br />

räumliche Bereich des von 1843 bis 1968 existierenden Amtes Fröndenberg, des in etwa <strong>der</strong><br />

Ausdehnung <strong>der</strong> heutigen „neuen“ Stadt Fröndenberg entsprach in die Arbeit einbezogen und<br />

<strong>der</strong>en Entwicklung bis heute weiter verfolgt, wenngleich <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Darstellung im<br />

Bereich <strong>der</strong> Kernstadt liegt.<br />

<strong>Die</strong>ser o.a. „zweite Blick“ kann aber nur deutlich werden, wenn über das Maß einer reinen<br />

Dokumentation <strong>der</strong> vorhandenen und ehemaligen <strong>Straßennamen</strong> von A-Z hinaus, wie für<br />

an<strong>der</strong>e vergleichbare Kommunen bereits vorliegend, auch eingegangen wird auf den administrativen<br />

wie zeitgeschichtlichen Hintergrund <strong>der</strong> Namensvergabe.<br />

<strong>Die</strong>ser Hintergrund kann, wie in <strong>der</strong> Arbeit dargestellt, ein zeitgeschichtlicher sein, wie die<br />

Benennung von Straßen nach Persönlichkeiten des NS-Staates ab 1933, kann zeithistorisch<br />

groteske Formen annehmen, wenn die gleichen Gemeindeväter in einem Atemzug Adolf<br />

Hitler und Gotthold Ephraim Lessing als Namenspaten auswählten o<strong>der</strong> kann sogar humoristische<br />

Züge annehmen, wenn ein Anlieger Ende <strong>der</strong> 60er Jahre verbissen gegen die ihrer<br />

Ansicht nach diskriminierende Benennung eines „Storchenweges“ ankämpften.<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Arbeit hat einerseits einen vorwiegend kommunalhistorischen Charakter und<br />

nimmt an<strong>der</strong>erseits Bezug auf viele Aspekte und Inhalte <strong>der</strong> berufsbegleitenden Weiterbildung<br />

zum Diplom-Archivar, dem gradualen Fernkurs am FB Informationswissenschaften<br />

<strong>der</strong> FH Potsdam. Historische, archivische und allgemeine Grundlagen vermittelnde Teilbereiche<br />

dieses Fernkurses konnten in diese Arbeit einfließen.<br />

Der Verfasser möchte daher die Gelegenheit nutzen, den Professoren und Gastdozenten zu<br />

danken, die diese Grundlagen vermittelt haben, um das vorliegende Thema archivisch,<br />

historisch und paläographisch bearbeiten zu können. namentlich den Herren Reimann,<br />

Schockenhoff, Schuler, Walberg und Wippermann.<br />

Mein Dank gilt beson<strong>der</strong>s Herrn Prof. Dr. Hartwig Walberg, FH Potsdam, sowie Herrn Dr.<br />

Gunnar Teske vom Westfälischen Archivamt in Münster, die beide bereit waren, die Arbeit<br />

<strong>der</strong> Korrektur und Co-Korrektur zu übernehmen.<br />

Herrn Dr. Teske gilt darüber hinaus mein Dank für seinen Einsatz für eine personelle Besetzung<br />

des Stadtarchivs Fröndenberg, meines <strong>der</strong>zeitigen Arbeitsplatzes und damit Voraussetzung<br />

<strong>der</strong> Teilnahme am genannten berufsbegleitenden Fernkurs.


3<br />

Wie in an<strong>der</strong>en ähnlich gelagerten Fällen auch, bildet die beratende Tätigkeit und <strong>der</strong> Wille<br />

des Westfälischen Archivamtes „dicke Bretter hartnäckig zu bohren“ die Voraussetzung für<br />

die konkrete und nicht nur per Archivgesetz auf dem Papier stehende Archivarbeit beson<strong>der</strong>s<br />

in kleineren und mittleren Kommunen und schafft so erst die Voraussetzungen für die fachgerechte<br />

und dauerhafte Sicherung <strong>der</strong> Überlieferung und die gesicherte Grundlage örtlicher<br />

wie anteilig auch <strong>der</strong> landeskundlicher Geschichtsforschung.<br />

Obwohl es seit fast nunmehr 15 Jahren zur bundesdeutschen Realität gehört, vom Wohnort<br />

des Verfassers, in <strong>der</strong> ehemaligen preußischen Provinz Westfalen gelegen, nach Potsdam und<br />

Berlin, den ehemals administrativen Zentren Preußens zu reisen und das quer durch Hessen,<br />

Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, ist es dem Verfasser ein Bedürfnis, an dieser<br />

Stelle hervor zu heben, wie sehr die Möglichkeit eines wissenschaftlichen (Fern)Studiums<br />

gerade an diesem historischen Ort Potsdam nicht nur eine reizvolle Aufgabe war, son<strong>der</strong>n<br />

eine Herausfor<strong>der</strong>ung und Befriedigung ganz beson<strong>der</strong>er Art.<br />

Aufgewachsen im geteilten Deutschland mit willkürlich gekappten familiären Bindungen, mit<br />

Interzonenzügen und nicht immer unproblematischen Grenzübertritten von Deutschland nach<br />

Deutschland, von und nach West- wie Ostberlin waren für den Verfasser die Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

die sich seit 1989/90 in Deutschland und Europa vollzogen haben, auch und gerade durch die<br />

Zivilcourage und den Mut <strong>der</strong> Bürgerinnen und Bürger in <strong>der</strong> ehemaligen DDR, eine Voraussetzung<br />

für diese noch vor 15 Jahren an diesem Ort undenkbare Weiterbildungsmöglichkeit.<br />

<strong>Die</strong> neuen Kontakte und Freundschaften mit vielen Menschen in und durch „Potsdam“ und<br />

viele vorher nicht mögliche Einblicke in den geschichtlichen Zusammenhang zwischen<br />

Westfalen und dem Raum Potsdam/Berlin sind dem Verfasser als Archivar eines seit 1609<br />

nicht nur aber auch preußisch geprägten Raumes wie <strong>der</strong> Grafschaft Mark im heutigen<br />

Bundesland NRW Stütze und Hilfe seiner archivischen Tätigkeit und waren prägend für das<br />

Geschichts- und Archivverständnis im täglichen Umgang mit „preußischen“ Verwaltungsakten.<br />

Widmen möchte ich die vorliegende Arbeit den Personen, die ideell und materiell die Grundlagen<br />

zur Teilnahme am gradualen Fernkurs <strong>der</strong> FH Potsdam, beson<strong>der</strong>s aber für die<br />

notwendigen wie erlebnisreichen Präsenztage in Potsdam geschaffen haben,<br />

meiner Frau Elsbeth v.Nathusius<br />

meiner Mutter Almut v. Nathusius, Hofgeismar<br />

und Frau Christa Haebler, Berlin sowie dem Ehepaar Regine und Jürgen deHaas, Berlin.<br />

Ihnen wie meinen Kin<strong>der</strong>n, die an manchen Abenden, Wochenenden und Präsenztagen auf<br />

die Anwesenheit ihres Vaters verzichtet haben, gilt mein beson<strong>der</strong>er Dank!<br />

Ebenso gilt mein Dank für vielfältige Unterstützung meinem Arbeitgeber, <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />

Fröndenberg, sowie Berufskolleginnen und Kollegen in an<strong>der</strong>en Archiven des Kreises<br />

Unna für ihre Mithilfe bei <strong>der</strong> Recherche in ihren Beständen.


4<br />

Einleitung<br />

1. Forschungsgegenstand – Forschungszeitraum –<br />

Forschungs- und Quellenstand – Forschungsziel<br />

Forschungsgegenstand sind die <strong>der</strong>zeitig gültigen <strong>Straßennamen</strong>, sowie die <strong>Geschichte</strong> und<br />

Hintergründe ihrer Benennung und (fallweise) zeitgeschichtlicher Bedeutung in <strong>der</strong> heutigen<br />

Stadt Fröndenberg/Ruhr im Kreis Unna, Reg.Bz. Arnsberg, Bundesland NRW, sowie analog<br />

dazu ehemals vergebene <strong>Straßennamen</strong>, die heute keine Gültigkeit mehr haben.<br />

<strong>Die</strong>s betrifft die räumliche Ausdehnung <strong>der</strong> ehemaligen politischen Gemeinde Fröndenberg<br />

(ab 1.11.1953 Titularstadt) einschließlich <strong>der</strong> Wohnplätze Westick und Hohenheide in den<br />

Grenzen bis zum 31.12.1967 als auch die zum 1.1.1968 neu hinzugekommenen Stadtteile, die<br />

zuvor selbständige politische Gemeinden waren und seit 1843 den Amtsbezirk Fröndenberg<br />

bildeten. <strong>Die</strong> nach Auflösung des Amtes zum 1.1.1968 <strong>der</strong> Stadt Unna als Stadtteile zugeordneten<br />

amtsangehörigen Gemeinden Billmerich und Kessebüren im Nord-Westen des<br />

ehemaligen Amtsbezirks werden nicht berücksichtigt.<br />

Der Forschungszeitraum endet mit dem Jahr 2004 und beginnt mit <strong>der</strong> zunächst mündlichen<br />

und ab des letzten Drittels des 19. Jh. amtlichen Überlieferung von Straßenbenennungen,<br />

wobei auch auf frühere Zeiträume in <strong>der</strong> notwendigen Ausführlichkeit eingegangen wird,<br />

wobei die Bearbeitung des Zeitraum vor 1870 auch notwendigerweise den Charakter einer<br />

Bau- und Siedlungsgeschichte trägt, auf <strong>der</strong>en Basis sich das weitere organische Wachstum<br />

<strong>der</strong> bebauten und mit Straßen durchzogene Gemeinde- und Stadtgebiet entwickelte.<br />

Analog dazu bleibt auch die Bau- und Siedlungsgeschichte des 20. Jh. ein steter Begleiter <strong>der</strong><br />

<strong>Straßennamen</strong>geschichte, ist die Existenz bebauter o<strong>der</strong> zu bebauen<strong>der</strong> Straßen doch die<br />

fundamentale Voraussetzung für <strong>der</strong>en Benennung.<br />

Forschungs- und Quellenstand: Über die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> im Raum Fröndenberg<br />

gibt es bisher eine eigenständige sowie drei das Thema u.a. tangierende<br />

Veröffentlichungen unterschiedlicher Art.<br />

Zum einen eine Dokumentation über die Biographien <strong>der</strong> Persönlichkeiten des deutschen<br />

Wi<strong>der</strong>standes gegen das NS-Regime, die durch <strong>Straßennamen</strong> im Wohngebiet Mühlenberg<br />

<strong>der</strong> Kernstadt Fröndenberg geehrt wurden. 1 Hierbei handelt es sich um eine rein biographischlexikalische<br />

Dokumentation, die auf die <strong>Geschichte</strong> und Hintergründe <strong>der</strong> kontrovers<br />

diskutierten <strong>Straßennamen</strong>vergabe nicht eingeht.<br />

Erwähnung finden die Umbenennungen von Straßen zu Beginn <strong>der</strong> NS-Diktatur, sowie <strong>der</strong>en<br />

Neu-, bzw. Rückbenennung zwischen 1945 und 1949 in zwei Veröffentlichungen von Stefan<br />

Klemp. 2<br />

Eine weitere Erwähnung <strong>der</strong> im Jahr 1850 mündlich tradierten <strong>Straßennamen</strong> in <strong>der</strong> Kernstadt<br />

Fröndenberg findet sich im Heimatbuch von Fritz Klute 3 aus dem Jahr 1925, wobei auf<br />

<strong>Geschichte</strong> und/o<strong>der</strong> Bedeutung dieser <strong>Straßennamen</strong> nicht eingegangen wird; Klute<br />

verwendete seine Auflistung zur Verifizierung <strong>der</strong> 1850, bzw. 1925 dort ansässigen Familien.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Straßennamen</strong> in den heutigen Stadtteilen sind bisher kein Gegenstand <strong>der</strong> heimatkundlichen<br />

o<strong>der</strong> zeitgeschichtlichen Forschung gewesen.<br />

1 Friedhelm Niggemeier, Menschen im Wi<strong>der</strong>stand – aufgezeigt an <strong>Straßennamen</strong> in einem <strong>Fröndenberger</strong><br />

Wohngebiet, Fröndenberg 1991<br />

2 Stefan Klemp, Richtige Nazis hat es hier nicht gegeben..., Münster 2.A.2000, S.106, sowie vom gleichen<br />

Autor: Nachkriegszeit – die Jahre 1945 bis 1949 in Fröndenberg – Neubeginn o<strong>der</strong> Restauration, Fröndenberg<br />

1990, S. 87-88<br />

3 Fritz Klute, Fröndenberg einst & jetzt – ein <strong>Fröndenberger</strong> Heimatbuch, Fröndenberg 1925, S.264-268


5<br />

<strong>Die</strong> vorgefundene und ausgewerteten Quellen beruhen demnach im Wesentlichen auf <strong>der</strong><br />

Aktenüberlieferung <strong>der</strong> Gemeinde-, Amts- und Stadtverwaltung Fröndenberg, sowie <strong>der</strong> im<br />

Stadtarchiv vorhandenen Akten <strong>der</strong> ehemaligen Gemeindeverwaltungen <strong>der</strong> heutigen<br />

Stadtteile.. Ebenso wurden Akten aus dem Bestand <strong>der</strong> laufenden Verwaltungstätigkeit ausgewertet.<br />

Eine weitere wichtige Quelle für die letzten 50 Jahre stellt <strong>der</strong> (lei<strong>der</strong> nicht vollständige)<br />

Bestand an Tageszeitungen ab dem Spätherbst 1959 im Stadtarchiv Fröndenberg dar.<br />

<strong>Die</strong> Vertreter <strong>der</strong> örtlichen Heimat- und Geschichtsvereine konnten keine auswertbaren<br />

Quellen zur Verfügung stellen, in manchen Fällen aber bei <strong>der</strong> mundartlichen Deutung von<br />

Flurnamen, bzw. Straßenbenennungen behilflich sein.<br />

Bestehende Forschungen über die <strong>Straßennamen</strong>geschichte in an<strong>der</strong>en Kommunen wurden<br />

hinzugezogen, jedoch ist ein konkreter Vergleich für den gesamten Forschungszeitraum nicht<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Arbeit. Lediglich für den Zeitraum 1933-1934 wurde eine dem Vergleich<br />

dienende <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Straßenumbenennungen in an<strong>der</strong>en Kommunen des Regierungsbezirks<br />

Arnsberg in die vorliegende Arbeit einbezogen.<br />

<strong>Die</strong> Rücksprache mit zahlreichen Stadt- und Gemeindearchiven ergab das den Verfasser sehr<br />

überraschende Ergebnis, dass bisher das „Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen Regierung für den<br />

Regierungsbezirk Arnsberg“ nicht für die <strong>Straßennamen</strong>erforschung o<strong>der</strong> für eine vergleichende<br />

Forschungsarbeit von an<strong>der</strong>en Archiven ausgewertet wurde.<br />

Wie bereits im Vorwort angedeutet, beschränkt sich die Forschung in an<strong>der</strong>en Kommunen in<br />

den meisten Fällen auf die alphabetisch-lexikalische Auflistung <strong>der</strong> vorgefundenen<br />

<strong>Straßennamen</strong>, bezieht jedoch den Vorgang und die Hintergründe <strong>der</strong> Benennungen kaum in<br />

die Veröffentlichungen mit ein. Je älteren Datums diese Veröffentlichungen sind, um so<br />

weniger wird kritisch Bezug genommen auf die kulturgeschichtlichen o<strong>der</strong> politischzeitgeschichtlichen<br />

Hintergründe von Straßenbenennungen.<br />

Forschungsziel <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit war es, neben einer vollständigen Dokumentation<br />

aller <strong>Straßennamen</strong> im Raum Fröndenberg, <strong>der</strong>en Benennungszeitpunkt und die Hintergründe<br />

<strong>der</strong> Benennung einzuordnen in die kommunale <strong>Geschichte</strong> und soweit nötig auch in den<br />

Kontext <strong>der</strong> allgemeinen Landes- und Nationalgeschichte.<br />

Ein weiteres Ziel war es, den administrativen Vorgang <strong>der</strong> Benennungen als Akt verwaltungstechnischen<br />

und verwaltungspolitischen Handelns in ausgewählten Fällen transparent zu<br />

machen.<br />

Zur kritischen Einschätzung des Forschungsergebnisses siehe das Schlusskapitel <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit.


6<br />

2. Erläuterungen zum äußeren Aufbau <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

<strong>Die</strong> <strong>Straßennamen</strong> werden in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit gültigen Schreibweise wie<strong>der</strong>gegeben, nicht mehr<br />

vorhandene <strong>Straßennamen</strong> in <strong>der</strong> jeweils letztgenannten überlieferten Form.<br />

Grundsätzlich wird übergreifend und verallgemeinernd <strong>der</strong> Begriff „Straße“ (mit „ß“) verwendet,<br />

auch wenn im Einzelfall die Benennung einer Bundesstraße, einer Kreisstraße, einer<br />

Landstraße, einer Ortsstraße o<strong>der</strong> nur eines Weges Gegenstand <strong>der</strong> Erörterung ist.<br />

Alle genannten <strong>Straßennamen</strong>, gültige wie nicht mehr gültige Namen, sind im Anhang 2 in<br />

einem Verzeichnis alphabetisch zusammengefasst.<br />

<strong>Die</strong> ursprüngliche Absicht, dieses „Verzeichnis“ zu einem „Register“ aufzuwerten mit Verweisung<br />

auf die jeweilig für die <strong>Straßennamen</strong>benennung relevante Seite <strong>der</strong> Arbeit konnte<br />

aus zeitlichen Gründen nicht verwirklicht werden.<br />

Ein nach historischen und ortsgeschichtlichen Zusammenhängen geglie<strong>der</strong>tes Verzeichnis im<br />

Kapitel J erleichtert mit biographischen Anmerkungen die Zuordnung <strong>der</strong> namensgebenden<br />

Personen in den Kontext <strong>der</strong> kommunalen <strong>Geschichte</strong>.<br />

Auf ähnliche thematisch zusammenfassende Verzeichnisse und Erklärungen beispielsweise<br />

für die Gruppe <strong>der</strong> nach Pflanzen, Blumen und Bäumen benannten Straßen ist verzichtet<br />

worden, eine Relevanz für die kommunale <strong>Geschichte</strong> durch Erläuterungen zu Fauna und<br />

Flora ist nicht erkennbar und erscheint daher überflüssig.<br />

Bei einer eventuellen späteren Veröffentlichung für einen breiteren Leserkreis wären jedoch<br />

biographisch-lexikalische Anmerkungen beispielsweise für die geehrten „Dichter und<br />

Denker“, Politiker und Industriellen durchaus erwägenswert und sicher sinnvoll.<br />

Anmerkungen in Fußnoten erscheinen auf <strong>der</strong> jeweiligen Seite <strong>der</strong> Arbeit und sind fortlaufend<br />

in jedem Einzelkapitel des Hauptteiles <strong>der</strong> Arbeit neu mit „1“ beginnend durchnummeriert.<br />

Einige ausgewählte Dokumente finden sich im Anhang 1; im laufenden Text wird jeweils im<br />

Zusammenhang auf diese Dokumente verwiesen.<br />

In sieben eingeschobenen Exkursen werden einige beson<strong>der</strong>e Schwerpunkte geson<strong>der</strong>t und<br />

ausführlich behandelt, die zeigen sollen, dass <strong>Straßennamen</strong> und beson<strong>der</strong>s die Vorgeschichte,<br />

teilweise auch die Nachgeschichte ihrer Benennung über den bloßen administrativen Akt<br />

hinaus, wichtige Aspekte <strong>der</strong> kommunalen Identität sowohl <strong>der</strong> Bürger, ihrer Vertretung in<br />

den kommunalen Gremien und Ausschüssen als auch <strong>der</strong> Verwaltung in einer bestimmten<br />

Situation, eingebunden in die Zeitgeschichte, wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Exkurs sieben geht, wenn auch nicht linguistisch erschöpfend, so doch ansatzweise auf die<br />

Deutung mundartlich tradierter und später in Flur- und Gemarkungskarten wie auch in<br />

<strong>Straßennamen</strong> schriftlich festgehaltener Namen ein, die Rückschlüsse zulässt auf die große<br />

Bedeutung die ehemals <strong>der</strong> Bodenformation, <strong>der</strong> Bodenqualität, Bodenbeschaffenheit und des<br />

ehemaligen Bewuchses in landwirtschaftlich genutzten Räumen zukam.


7<br />

A. Der Raum Fröndenberg<br />

1. Lage, Größe und naturräumliche Glie<strong>der</strong>ung<br />

2. Politische Zuordnung und Verwaltung bis zur Gegenwart<br />

3. <strong>Geschichte</strong> des Raum bis 1811<br />

4. Bevölkerung, Wirtschafts- und Sozialstruktur<br />

1. Lage, Größe und naturräumliche Glie<strong>der</strong>ung<br />

Fröndenberg erstreckt sich auf einer Fläche von reichlich 56 qkm nördlich <strong>der</strong> mittleren Ruhr<br />

auf halber Strecke zwischen Arnsberg im Osten und Schwerte im Westen.<br />

Der Hauptort liegt am südlichen Rand des Stadtgebietes im Ruhrtal auf <strong>der</strong> Höhe des<br />

Zusammenflusses von Ruhr und Hönne und erstreckt sich bis auf die mittlere Höhe des westlichen<br />

Haarstrangs, eines Höhenzuges, <strong>der</strong> das Ruhrtal im Süden von <strong>der</strong> Hellwegregion im<br />

Norden trennt. Das Ruhrtal bildet den nördlichen Abschluss des unteren Sauerlandes.<br />

Westlich des Hauptortes liegen entlang <strong>der</strong> Ruhr die Stadtteile Langschede, Dellwig und<br />

Altendorf, sowie auf halber Haarstranghöhe die Stadtteile Ardey und Strickherdicke. Östlich<br />

des Hauptortes liegen entlang des Ruhrtals die Stadtteile Neimen, Frohnhausen und Warmen,<br />

wie<strong>der</strong>um auf halber Höhe die Stadtteile Bausenhagen, Stentrop und Bentrop.<br />

Auf dem Kamm des Haarstrangs bilden die Stadtteile Frömern, Ostbüren den nördlichen<br />

Abschluss des Stadtgebietes.<br />

Höchste Erhebung ist die Kuppe des Henrichsknübel mit 245 Metern ü.d.M., <strong>der</strong> tiefste Punkt<br />

liegt mit etwa 120 Metern ü.d.M. im westlichen Stadtrand im Ruhrtal.<br />

Mittlere bis gute Bodenqualität für Viehhaltung und Ackerbau im Ruhrtal wandelt sich in eher<br />

kargen und steinreichen Boden im nördlichen Stadtgebiet, <strong>der</strong> auch durch seinen hügeligen<br />

Charakter nur schwer landwirtschaftlich zu nutzen war.<br />

Versuche in <strong>der</strong> früher Neuzeit und nochmals am Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts Kohle und<br />

Erze abzubauen, erwiesen sich als wenig ertrag- und erfolgreich.<br />

2. Politische Zuordnung und Verwaltung bis zur Gegenwart<br />

Der Raum Fröndenberg nördlich <strong>der</strong> Ruhr gehörte zur Grafschaft Mark, seit 1609 eine <strong>der</strong><br />

westlichen Territorien des Kurfürstentums Brandenburg, ab 1701 Königreich Preußen.<br />

Bis 1808 Teil des „alten Amt“ Unna, bildete <strong>der</strong> Raum erstmals unter napoleonischer Herrschaft<br />

als Teilgebiet des Großherzogtums Berg eine eigenständige Verwaltungseinheit als<br />

Kirchspielsmarie Fröndenberg, dem die Kirchspiele Dellwig, Frömern und Bausenhagen<br />

angeglie<strong>der</strong>t waren, 1 wobei interessant ist, dass sich die nach napoleonisch-französischem<br />

Vorbild arbeitende Verwaltung des Großherzogtums in Dortmund am <strong>Die</strong>nstort des<br />

Praefekten des Ruhr-Departements Gisbert vom Romberg an den evangelischen Kirchspielsgrenzen<br />

orientierte. <strong>Die</strong>ser nunmehr verwaltungsorganisatorisch erstmals eigenständige Raum<br />

blieb in seiner Struktur erhalten, als 1843 die Ämter des bereits 1815 gebildeten Landkreises<br />

1 Bei den hier genannten Kirchspielen handelt es sich um die evangelisch-lutherischen Kirchspiele Dellwig,<br />

Frömern, Fröndenberg und Bausenhagen; katholische Kirchspiele existierten zu dieser Zeit für Fröndenberg<br />

und für den gesamten Ostteil des späteren Amtes in Bausenhagen, wobei bis Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die<br />

Grenzen des kath. Kirchspiels Bausenhagen bis in die Gemeinde Wickede hinein ragten. Erst 1930 kam es zu<br />

einer weiteren Aufteilung dieses katholischen Kirchspiels durch die Abpfarrung <strong>der</strong> südlichen Gemeinden<br />

Frohnhausen, Neimen und Warmen, die seither das eigenständige Kirchspiel Warmen bilden. <strong>Die</strong> wenigen<br />

katho-lischen Christen des evangelischen Kirchspiels Frömern wurden in damaliger Zeit dem Kirchspiel<br />

Fröndenberg zugerechnet, die Katholiken im westlichen Amtsbezirk orientierten sich ebenso o<strong>der</strong> zum<br />

Kirchspiel Opherdicke, das in <strong>der</strong> westlich angrenzenden Kirchspielsmarie Holzwickede lag.


8<br />

Hamm (ab 1930 Unna) neu aufgeteilt wurden und das Amt Fröndenberg als kleinstes Amt des<br />

Kreises Unna gebildet wurde und bis 1967 Bestand hatte. 2<br />

<strong>Die</strong> Grafschaft Mark wurde ab 1815 im Zuge <strong>der</strong> territorialen Neuglie<strong>der</strong>ung des preussischen<br />

Königreichs Teilgebiet <strong>der</strong> preußischen Provinz Westfalen und innerhalb dieser Provinz<br />

Teilgebiet des Regierungsbezirks Arnsberg, <strong>der</strong> bis heute mit den Regierungsbezirken<br />

Münster und Detmold den westfälisch-lippischen Teil des Bundeslandes NRW bildet.<br />

Seit 1922 gehört das Amt dem Siedlungsverband „Ruhrkohlenbezirk“ an, dem späteren<br />

„Kommunalverband Ruhrgebiet“ und bildet dessen östlichsten Bestandteil.<br />

1952 erhielt <strong>der</strong> Hauptort den Rang einer Titularstadt zugesprochen und zum 1.1.1968 wurde<br />

im Rahmen <strong>der</strong> kommunalen Neuglie<strong>der</strong>ung des Kreises Unna die „neue“ Stadt Fröndenberg/Ruhr<br />

aus dem Hauptort und den amtsangehörigen Gemeinden gebildet unter Ausschluss<br />

<strong>der</strong> amtsangehörigen Gemeinden Kessebüren und Billmerich, die politisch <strong>der</strong> Stadt Unna als<br />

<strong>der</strong>en Stadtteile angeglie<strong>der</strong>t wurden. Damit endete die bisherige Kongruenz <strong>der</strong> kirchlichen<br />

mit den staatlichen Verwaltungsgrenzen, denn nach wie vor gehört Billmerich dem ev.<br />

Kirchspiel Dellwig und Kessebüren dem ev. Kirchspiel Frömern an.<br />

<strong>Die</strong> amtsangehörige Gemeinde Bentrop im Osten des Amtes gelegen, tendierte zunächst<br />

1967/68 hin zur nähergelegenen Industriegemeinde Wickede/Ruhr im südlichen Bereich des<br />

Kreises Soest, entschied sich aber dann doch bis 1969, weiterhin dem <strong>Fröndenberger</strong> Raum<br />

als Stadtteil anzugehören, wobei historisch irreführend <strong>der</strong> Bereich des zur Gemarkung<br />

Bentrop gehörenden Klostergutes Scheda ausgeklammert und dem Kreis Soest zugeordnet<br />

wurde.<br />

Hier wurde willkürlich ein geschichtlicher Zusammenhang zerrissen, <strong>der</strong> das ehemalige<br />

Kloster mit dem ehemaligen Kloster und Stift Fröndenberg, sowie <strong>der</strong> Burg Ardey für den<br />

<strong>Fröndenberger</strong> Raum verbindet und mit dem im Kreis Unna liegenden ehemaligen Kloster<br />

Cappenberg bis heute auf das Engste verbunden ist.<br />

Im Süden bildet die Ruhr nicht nur die Stadtgrenze zwischen Fröndenberg und dem<br />

benachbarten Menden son<strong>der</strong>n auch die Grenze zum Märkischen Kreis. Der Raum Menden,<br />

ehemals Territorium des Kölner Kurstaates, wurde ab 1815 dem Kreis Iserlohn angeglie<strong>der</strong>t.<br />

Im Norden markiert die <strong>Fröndenberger</strong> Stadtgrenze die Grenze zur Kreisstadt Unna, im<br />

Westen grenzt das Stadtgebiet an die zum Kreis Unna gehörende Gemeinde Holzwickede und<br />

im Osten, wie bereits erwähnt an den Kreis Soest mit <strong>der</strong> Gemeinde Wickede/Ruhr.<br />

3. <strong>Geschichte</strong> des Raum bis 1811 3<br />

<strong>Die</strong> ältere <strong>Geschichte</strong> des Raumes Fröndenberg soll an dieser Stelle kurz 4 gestreift werden,<br />

da sie mit dem Thema <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> insofern verbunden ist, dass einige <strong>Straßennamen</strong> in<br />

2 Zur Verwaltungsglie<strong>der</strong>ung siehe die Karten im Anhang 1 unter <strong>der</strong> lfd. Nummer 1<br />

3 Um diesen Abschnitt nicht mit Quellenangaben zu überfrachten, sei verwiesen auf zwei zusammenfassende<br />

Quelle, in <strong>der</strong> aller hier genannten Daten und Namen enthalten sind: Auf Franz Lueg, „Fröndenbergs<br />

<strong>Geschichte</strong> ist geprägt von Kloster und Stift“, Aufsatz in: Werner Keßler (Hrsg.), Festschrift 750 Jahre (1230-<br />

1980) Stiftskirche Fröndenberg, Fröndenberg 1980, sowie hinsichtlich <strong>der</strong> urkundlichen Ersterwähnung <strong>der</strong><br />

Orte auf Willy Timm, <strong>Die</strong> Ortschaften <strong>der</strong> Grafschaft Mark, Unna 1991.<br />

4 <strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> Fröndenbergs von 1193 bis 1811, die hier thematisch bedingt nur in wenigen Stichworten und<br />

auf das Thema <strong>der</strong> Straßenbenennung hinauslaufend enthalten ist, hatte in <strong>der</strong> bisherigen Geschichtsbetrachtung<br />

bis in die 1980er Jahre eine zentrale Stellung, die alle seither ebenfalls ereignisreichen Jahre vollkommen<br />

überdeckte. <strong>Die</strong> Entwicklung verläuft inzwischen genau umgekehrt und kaum noch ein <strong>Fröndenberger</strong> Bürger<br />

unter 50 Jahren hat auch nur ansatzweise Kenntnisse über die Kloster- und Stiftsgeschichte. Ein Grund dafür ist<br />

<strong>der</strong> 1964 bis 1966 abrupt verlaufende Schulsystemwechsel gewesen von den alten klassischen Volksschulen<br />

und ihrer Lehrerschaft hin zur aufbruchsbegeisterten und reformfreudigen jüngeren Lehrergeneration in <strong>der</strong><br />

neuen Gesamtschule. Fühlten sich alle bisherigen Lehrkräfte <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Ortshistorie<br />

verpflichtet, so stammten kurz nach Begründung <strong>der</strong> neuen Gesamtschule kaum noch Lehrkräfte aus dem<br />

hiesigen Raum, bzw. verbannten Orts- und Heimatkunde in die Mottenkiste nicht mehr zeitgemäßer<br />

Lehrinhalte.


9<br />

ihrer Benennung zurückgehen auf die <strong>Geschichte</strong> Fröndenbergs vor 1811, dem Jahr <strong>der</strong> Aufhebung<br />

des „freiweltlich-adeligen Damenstifts“. Auch fast alle mit den jeweiligen Ortsnamen<br />

bezeichneten Verbindungswege zwischen den Stadtteilen haben ihren Namen in <strong>der</strong> Zeit des<br />

späten Mittelalters bis hin zur frühen Neuzeit erhalten.<br />

Geprägt wurde <strong>der</strong> Raum, <strong>der</strong>en Orte zwischen dem Jahr 1101 Bausenhagen, Ardey 1147,<br />

Bentrop 1175, Fröndenberg 1197, Frömern 1210, Neimen 1219, Frohnhausen 1223, Altendorf<br />

1241, Warmen 1244, Westick 1246, Strickherdicke 1250, Dellwig 1269, Stentrop 1294,<br />

Ostbüren 1298 und Langschede 1300 erstmals urkundlich erwähnt werden, durch die Grenze<br />

im Osten und Süden zum kurkölnischen Herrschaftsgebiet und <strong>der</strong> eigenen Zugehörigkeit zur<br />

Grafschaft Mark, die sich etwa ab 1200 festigte, nachdem die bisher den Raum<br />

dominierenden Edelherren von Ardey zu dieser Zeit an Einfluss gegenüber den Grafen von<br />

<strong>der</strong> Mark verloren. <strong>Die</strong> Ardeyer hatten den Raum, <strong>der</strong> etwa dem heutigen Stadtgebiet<br />

entspricht durch zwei Burgen gesichert, eine zwischen dem heutigen Stadtteil Ardey und<br />

Fröndenberg gelegen und eine im äußersten Osten an <strong>der</strong> Grenze zu Kurköln gelegen mit<br />

Namen „Sceitha“ o<strong>der</strong> „Scethen“ (Grenzscheide), aus dem sich <strong>der</strong> Namen Scheda<br />

entwickelte. Unterhalb dieser heute kaum noch wahrnehmbaren Burg entwickelte sich ab<br />

Mitte des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts (erstmals 1143 genannt) ein Praemonstratenserkloster, dessen<br />

Besitz in einer Papsturkunde des Jahres 1197 erwähnt wird; in dieser Urkunde wird auch<br />

erstmals Fröndenberg als Ansiedlung „Frundeberg“ im Besitz des Klosters genannt.<br />

Von diesem bis 1809 existierenden Kloster spaltete sich unter Führung des Kanonikers<br />

Bertholdus eine zisterziensisch orientierte „Reformgruppe“ ab, <strong>der</strong> Sage nach unterstützt<br />

durch seinen als Domherrn in Lübeck tätigen Bru<strong>der</strong> Menricus, <strong>der</strong> nach dem Tod von Bertholdus<br />

die Klostergründung eines Frauenklosters auf dem <strong>Fröndenberger</strong> Haßleiberg voran<br />

trieb und in dieser Zeit in einer Einsiedelei, einer Klause (Kluse) unweit des späteren Klosters<br />

wohnte. Unterstützt wurde Menricus dabei vom Kölner Erzbischof Heinrich von Molenark,<br />

einem Sohn des Grafen Adolf III. von <strong>der</strong> Mark und Bru<strong>der</strong> des Grafen Otto von Altena.<br />

Raumübergreifend steht diese Klostergründung in einem engeren Zusammenhang mit zahlreichen<br />

an<strong>der</strong>en Klostergründungen dieser Jahre, die als „Sühneklöster“ von direkt o<strong>der</strong> indirekt<br />

an <strong>der</strong> Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. 1225 beteiligten Adelsfamilien<br />

gestiftet wurden. Am 21.Oktober 1230 entsandte <strong>der</strong> Kölner Erzbischof Heinrich von<br />

Mollenark eine Äbtissin mit 12 Nonnen aus dem Jülicher Kloster Hoven nach Fröndenberg.<br />

In diesem Jahr wird <strong>der</strong> Baubeginn <strong>der</strong> Klosterkirche und <strong>der</strong> Klostergebäude vermutet.<br />

<strong>Die</strong> Kirche wurde nach zisterziensischer Tradition <strong>der</strong> heiligen Jungfrau Maria geweiht.<br />

Zweitpatron wurde <strong>der</strong> heilige Märtyrer Mauritius .Von 1293-1391 war die Klosterkirche die<br />

Grablege <strong>der</strong> regierenden Grafen von <strong>der</strong> Mark, darunter Graf Eberhard II., <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Seite<br />

seiner ersten 1293 verstorbenen Ehefrau Irmgard, geb. Gräfin von Berg 1308 in einem<br />

Hochgrab in <strong>der</strong> Stiftskirche beigesetzt wurde. Ebenso dessen Sohn, Enkel und Urenkel, die<br />

Grafen Engelbert II., Adolf II. und Engelbert III. 5<br />

So verläuft heute eine tiefe Kluft zwischen den Generationen, so in den Heimat- und Geschichtsvereinen im<br />

Stadtgebiet, für <strong>der</strong>en eine Hälfte <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> die interessanten Aspekte <strong>Fröndenberger</strong> <strong>Geschichte</strong> 1812<br />

enden und <strong>der</strong>en an<strong>der</strong>e Hälfte bereits mit dem rudimentären Begriff „Mark“ kaum noch etwas anzufangen<br />

wissen und in <strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> Industriegeschichte o<strong>der</strong> des Nationalsozialismus ihr vorrangiges<br />

Aufgabenfeld erkennen.<br />

5 <strong>Die</strong> fettgedruckten Namen <strong>der</strong> Klostergrün<strong>der</strong> und <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Klosterkirche beigesetzten Herren <strong>der</strong> Grafschaft<br />

Mark sowie <strong>der</strong> des Schutzpatrons <strong>der</strong> Kirche (und später im Wappenbild <strong>der</strong> Stadt eingesetzten) Mauritius<br />

entsprechen den <strong>Straßennamen</strong> in <strong>der</strong> Kernstadt Fröndenberg, die zwischen 1924 (Graf-Adolf-Straße) und 1970<br />

(Eberhardstraße) in Erinnerung an die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Stadt Verwendung gefunden haben. <strong>Die</strong> im Stadtteil<br />

Bausenhagen liegende „Graf-Ezzo-Straße“ ist nach dem Pfalzgrafen Ezzo (Ehrenfried) benannt, Ehemann <strong>der</strong><br />

jüngsten Tochter von Kaiser Otto II. und um das Jahr 991 Lehnsherr im nördlichen Haarstranggebiet. Auf ihn<br />

und seine Gemahlin, die in <strong>der</strong> Reichsabtei Werden aufwuchs, geht vermutlich die Begründung <strong>der</strong><br />

Bausenhagener Kirche zurück und in diesem Zusammenhang wird Bausenhagen 1101 als „Busenhagen“<br />

urkundlich erwähnt. Graz Ezzo und seine Gemahlin Mathilde sind in <strong>der</strong> Abtei Brauweiler beigesetzt. Aus dem<br />

Titel des „Pfalzgrafen“ leitet sich die mundartliche Benennung „Palz“ für das gesamte östliche Stadtgebiet ab,


10<br />

In <strong>der</strong> Nach-Reformationszeit wandelt sich das Zisterzienserinnenkloster bis Mitte des 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts in ein „adeliges freiweltliches Damenstift“ als Versorgungsstätte des westfälischen<br />

Adels für unverheiratete weibliche Nachkommen.<br />

Entscheidend für die kirchliche Entwicklung <strong>der</strong> Region ist hierbei, dass sich die Unentschiedenheit<br />

<strong>der</strong> konfessionellen Ausrichtung des Herrscherhauses Mark, sowie die<br />

religionspolitische Toleranz <strong>der</strong> brandenburgischen Herrscherhauses auch im adeligen Damenstift<br />

wie<strong>der</strong>spiegelte und Adelige bei<strong>der</strong> Konfessionen in den Konvent aufgenommen<br />

wurden. Eine „Stiftsordnung“ (Religionsvergleich von 1672) legte fest, dass einschließlich<br />

<strong>der</strong> Äbtissin <strong>der</strong> Konvent des Stifts aus 22 adeligen Damen auf Grund <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong><br />

vorhandenen Präbenden zu bestehen hatte. Mindestens jede vierte Äbtissin hatte <strong>der</strong> katholischen<br />

Konfession anzugehören, ebenso jede vierte Kapitularin. Als dritte Konfession, wenn<br />

auch zahlenmäßig in geringeren Umfang kam noch die evangelisch-reformierte hinzu, bedingt<br />

durch die Konvertierung des Herrscherhauses Brandenburg in <strong>der</strong> Regierungszeit des Großen<br />

Kurfürsten. Jede Konfession wählte ihren eigenen Geistlichen ohne Genehmigung <strong>der</strong><br />

Äbtissin, wenn diese einer an<strong>der</strong>en Konfession angehörte. <strong>Die</strong> frühere Klosterkirche wurde<br />

zur Simultan-Stiftskirche, die nach <strong>der</strong> Säkularisation des Stifts in Staatsbesitz zunächst des<br />

Großherzogtums Berg überging, danach in den des preußischen Staates und als dessen<br />

Rechtsnachfolger in den Besitz des Landes NRW. Beide Eigenschaften, das Simultaneum wie<br />

auch das Besitzverhältnis sind bis heute dem als evangelische Pfarrkirche dienenden Gotteshaus<br />

erhalten geblieben.<br />

Bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts bestimmte fortan das adelige Damenstift den<br />

Lebensrhythmus (und nicht zuletzt auch die Finanzkraft) des Ortes und setzte Akzente hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> baulichen, schulischen und handwerklichen Entwicklung, die noch lange nach<br />

Aufhebung des Stiftes nachwirkten und erst mit Beginn des Industriezeitalters, auf das im<br />

folgenden Abschnitt näher eingegangen wird, in den Hintergrund traten.<br />

4. Bevölkerung und Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

<strong>Die</strong> Stadt Fröndenberg/Ruhr zählt heute knapp 24.000 Einwohner mit leicht abnehmen<strong>der</strong><br />

Tendenz. <strong>Die</strong> meisten Einwohner wohnen in <strong>der</strong> sogenannten Kernstadt Fröndenberg und<br />

ihren Wohnplätzen Westick und Hohenheide. Einen weiterer Siedlungsschwerpunkt bilden<br />

die nahezu zusammengewachsenen Stadtteile Ardey, Dellwig und Langschede, sowie <strong>der</strong> in<br />

Richtung Unna verkehrsgünstig gelegene Stadtteil Frömern. <strong>Die</strong> Siedlungsdichte nimmt in<br />

Richtung Osten stark ab. Traditionell ist <strong>der</strong> Osten <strong>der</strong> Stadt katholisch, <strong>der</strong> Westen eher<br />

evangelisch ausgerichtet, insgesamt herrscht zwischen den Konfessionen ein ausgeglichenes<br />

Verhältnis; jede hält etwa 30% <strong>der</strong> Einwohnerschaft, während die übrigen 40 % an<strong>der</strong>en Religionsgemeinschaften<br />

o<strong>der</strong> gar keiner Religionsgemeinschaft angehören.<br />

Seit 1870/71 6 durchzieht längs <strong>der</strong> Ruhr die Eisenbahnhauptstrecke (Hagen)-Schwerte-Fröndenberg-Wickede-Neheim-Meschede-Warburg-(Kassel)<br />

das heutige Stadtgebiet. Seit 1899 ist<br />

Fröndenberg zudem durch eine eingleisige Nebenstrecke mit Haltepunkten in Ardey und<br />

Frömern mit <strong>der</strong> Kreisstadt Unna verbunden und seit 1872 in südlicher Richtung mit Menden;<br />

diese Strecke wurde sukzessive bis 1912 nach Neuenrade, bzw. Iserlohn verlängert.<br />

Der seit den 1880er Jahren erbaute Bahnhof Langschede, sowie <strong>der</strong> Haltepunkt Warmen auf<br />

<strong>der</strong> erwähnten Hauptbahnlinie werden seit den 1990er Jahren nicht mehr bedient.<br />

identisch mit dem alten katholischen Kirchspiel Bausenhagen.<br />

<strong>Die</strong> o.a. Benennung <strong>der</strong> Engelbertstraße nach Engelbert III. und nicht nach Engelbert II. ist den entsprechenden<br />

Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen nicht zu entnehmen, son<strong>der</strong>n bezieht sich auf die Angabe des zeitnah <strong>der</strong> Benennung<br />

erschienene Ortsgeschichte von Zeitzeuge Fritz Klute, dessen Heimatbuch nur wenige Monate nach <strong>der</strong><br />

Benennung im August 1924 erschienen ist und <strong>der</strong> Engelbert III. als <strong>Straßennamen</strong>patron nennt.<br />

6 Damalige Bevölkerungszahl im Amtsbezirk einschl. <strong>der</strong> später an Unna gekommenen Gemeinden ca. 6.500


11<br />

Nach dem Ende des Stifts Fröndenberg (siehe dazu Abschnitt 3 dieses Kapitels) sank die<br />

Bedeutung des Hauptortes Fröndenberg stark herab, ebenso verlor die Gemeinde Langschede<br />

schon lange vorher an Bedeutung durch die 1801 eingestellte Ruhrschifffahrt. Vormals war<br />

Langschede <strong>der</strong> „Verschiffungshafen“ des in Königsborn bei Unna gewonnenen Salinensalzes<br />

und des im Raum Fröndenberg angebauten Korns. Im Gegensatz zu Fröndenberg besaß Langschede<br />

ein, wenn auch eingeschränktes, Marktrecht.<br />

Erst durch die Inbetriebnahme eines Walzwerkes südlich <strong>der</strong> Ruhr in Bösperde und <strong>der</strong><br />

Funktion <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Heimschmiedeproduktion als Zulieferer dieses Werkes, <strong>der</strong> Entstehung<br />

einer Papierindustrie nördlich <strong>der</strong> Ruhr und schließlich durch den Bau <strong>der</strong> Eisenbahn<br />

entwickelte sich Fröndenberg zu einer Industriegemeinde. <strong>Die</strong> Schließung des Walzwerkes<br />

konnte durch die Industrialisierung <strong>der</strong> Heimschmiedestätten zu leistungsfähigen Kettenfabriken<br />

kompensiert werden und Fröndenberg entwickelte sich zu einem Zentrum <strong>der</strong><br />

deutschen Kettenindustrie und Dank <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Firma UNION aus <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong><br />

märkischen Drahtindustrie heraus zu einem <strong>der</strong> wichtigsten Lieferanten für Fahrradteile<br />

(Speichen, Nippel, Radreifen) in Deutschland. Ein Isolierrohrwerk, gummiverarbeitende<br />

Industrie und eine stetig an Bedeutung gewinnende Blech- und Leichtmetallprodukte in<br />

Langschede sorgten für ein ständiges Wachstum <strong>der</strong> Industrie. Darüber hinaus bot die Steinbruchindustrie<br />

und Ziegelherstellung entlang <strong>der</strong> Steilufer hin zur Ruhr und auch die Landwirtschaft<br />

den Menschen Arbeit und Verdienstmöglichkeiten.<br />

Arbeitskräftemangel in Folge Mangel an Wohnraum rief die Industriebetriebe auf den Plan,<br />

zahlreiche firmeneigene Siedlungen anzulegen und bedingte eine stürmische Bauentwicklung<br />

zwischen 1890 und 1914 7 , sowie ab den dreißiger Jahren bis in die frühen 1960er Jahre, <strong>der</strong>en<br />

Resultate neben <strong>der</strong> bäuerlich-dörflichen Altbausubstanz und Bauten aus stiftischer Zeit das<br />

Bild <strong>der</strong> Kernstadt (Alleestraße, Bahnhofstraße, Bismarckstraße), aber auch den Ortskern in<br />

Langschede bis heute prägen.<br />

<strong>Die</strong> frühe Entscheidung, die Wasserkräfte <strong>der</strong> Ruhr zur Elektrizitätsgewinnung zu nutzen,<br />

sowie bereits relativ früh ein Wasserversorgungsnetz für Industrie, Handel und<br />

Privathaushalte anzulegen, begünstigte die Entwicklung des Amtsbezirks.<br />

Auch die Stadtflucht aus dem nahen Ruhrgebiet in ländlichere Regionen (rege Bautätigkeit<br />

z.B. in Frömern und Ostbüren) beeinflusste noch bis in die 1970er Jahre die positive<br />

Bevölkerungsentwicklung, konnte aber den Stillstand und Rückgang durch zahlreiche<br />

Firmenschließungen und dadurch bedingte Wegzüge vieler Familien nicht mehr wett machen.<br />

So sank die Belegschaft <strong>der</strong> Firma UNION bis zur Schließung <strong>der</strong> Werke von etwa 1.000<br />

Mitarbeitern nach dem Wie<strong>der</strong>aufbau und Beseitigung <strong>der</strong> Kriegsschäden um 1950-55 in den<br />

<strong>Fröndenberger</strong> Stammwerken bis auf zuletzt weniger als 100 Belegschaftsangehörige.<br />

<strong>Die</strong> Langsche<strong>der</strong> Metallindustrie, seit <strong>der</strong> Arisierung <strong>der</strong> Wolff, Netter & Jacobi-Werke 1938<br />

im Besitz von Mannesmann und später Thyssen hat mittlerweile diesen Standort aufgegeben,<br />

die Bahn als zeitweise drittgrößter Arbeitgeber vor Ort mit einer Belegschaft von etwa 280<br />

Personen im gesamten Bahnhofsbereich ist auf zwei Stellwerksbedienstete zurückgegangen;<br />

<strong>der</strong> Güterverkehr ruht seit den 1990er Jahren völlig.<br />

War somit einst die Industrie Anziehungspunkt <strong>der</strong> Stadt, so ist es heute zunehmend <strong>der</strong><br />

Tourismus, Wan<strong>der</strong>wege entlang des Haarstrangs und <strong>der</strong> Pferde- und Golfsport, die Fröndenberg<br />

zu einem Anziehungspunkt des nahen Ruhrgebiets machen. Dem zu Folge pendeln<br />

mehr als zwei Drittel aller Arbeitnehmer jeden Tag in Richtung Unna, Menden-Iserlohn,<br />

Hagen o<strong>der</strong> Dortmund. <strong>Die</strong> große Flexibilität <strong>der</strong> Arbeitnehmerschaft hat die Arbeitslosenzahlen<br />

in Fröndenberg bisher nicht stärker anwachsen lassen als in vergleichbaren<br />

Kommunen ähnlicher Größenordnung und Struktur.<br />

Auch die traditionsreiche Papierindustrie mit den Firmen Casack und Himmelmann hat ihre<br />

Produktion aufgegeben und das riesige Firmengelände Himmelmann entlang <strong>der</strong> Ruhr hat<br />

7 Allein im Sommer 1904 übersiedelten 50 Familien aus dem ostpreußischen Insterburg nach Fröndenberg.


12<br />

sich in eine Grünzone mit Tennisplätzen 8 verwandelt, nachdem die Industriebrache letztmalig<br />

Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre <strong>der</strong> „Bavaria“ als gespenstische Kulisse für einen Film <strong>der</strong> 1945er<br />

Jahre diente.<br />

Gewahrt hat Fröndenberg hingegen seine zentrale Bedeutung als Schulort durch den richtungsweisenden<br />

Bau einer Gesamtschule, die heute 1.400 Schüler unterrichtet, wenngleich ein<br />

Teil <strong>der</strong> Elternschaft aus grundsätzlicher Überzeugung heraus die traditionellen Gymnasien in<br />

Unna und Menden für das gymnasiale Fortkommen ihrer Kin<strong>der</strong> bevorzugt.<br />

Neben <strong>der</strong> Gesamtschule existieren noch drei Grundschulen 9 in Fröndenberg, Langschede und<br />

Dellwig, dazu eine Son<strong>der</strong>schule in <strong>der</strong> Kernstadt. Eine kleine Berufsschule wurde bereits in<br />

den 1950er Jahren zugunsten zentraler Ausbildungsorte in Neheim-Hüsten und Unna<br />

aufgegeben; ein völlig neu erbautes Krankenhaus erwies sich in städtischer Regie, an<strong>der</strong>s als<br />

die Gesamtschule, als großer Fehlschlag und die Stadt kam mit <strong>der</strong> Übernahme des Hauses<br />

durch das NRW-Justizministerium als Justizvollzugskrankenhaus mit einem finanziell<br />

„blauen Auge“ davon; heute ist die kurz „Justizklink“ genannte Einrichtung Fröndenbergs<br />

größter Arbeitgeber. Zwei bis zu diesem Neubau existierende konfessionelle Krankenhäuser<br />

hatten seit den 1880er Jahren die stationäre ärztliche Versorgung <strong>der</strong> Bürger sichergestellt.<br />

Bis heute haben lediglich <strong>der</strong> Stadtteile Strickherdicke und Langschede einen Anschluss an<br />

das Bundesfernstraßennetz durch ihre direkte Lage an <strong>der</strong> Bundesstraße Unna-Iserlohn, die<br />

das westliche Stadtgebiet von Norden nach Süden durchzieht und in Langschede über die<br />

Ruhr in den Märkischen Kreis wechselt. <strong>Die</strong>s ist zugleich <strong>der</strong> älteste feste Ruhrübergang für<br />

Fahrzeuge und Fußgänger, <strong>der</strong> auf persönliche Anordnung 10 von König Friedrich II. erbaut<br />

wurde, nachdem eine entsprechende Bitte <strong>der</strong> KDK Hamm an ihn herangetragen worden war.<br />

Ein eigener Autobahnanschluss an die A-44 (Dortmund-Kassel) konnte nicht verwirklicht<br />

werden und so wan<strong>der</strong>ten einige Firmen in die <strong>der</strong> Autobahn näherliegenden Unnaer<br />

Industriegebiete ab. Ein in den 1960er Jahren entstandenes Industriegebiet zwischen <strong>der</strong><br />

Kernstadt und dem Stadtteil Warmen blieb bis heute wegen <strong>der</strong> schlechten Anbindung an das<br />

Autobahnnetz Stückwerk und wurde lediglich von ausgesiedelten Firmen <strong>der</strong> Kernstadt als<br />

Standpunkt gewählt. Es fehlt eine Straßenverbindung, die das gesamte Stadtgebiet von Ost<br />

nach West im Ruhrtal verbinden würde und Anschluss fände an die Industrieregion Neheim-<br />

Hüsten im Osten wie Schwerte im Westen. Dem gegenüber steht die Bedeutung <strong>der</strong><br />

Ruhrwiesen als Wassergewinnungsgebiet für einen Großraum, <strong>der</strong> bis Hagen und Hamm<br />

reicht sowie <strong>der</strong>en Bedeutung als natürliche Überflutungsgebiete <strong>der</strong> Ruhr und Standort<br />

zahlreicher Biotope.<br />

An den werbepsychologisch gewählten Bezeichnungen „Stadt mit Aussicht“ (nicht auf<br />

Arbeitsplätze son<strong>der</strong>n auf die umliegende Landschaft) und „Stadt im Grünen“ wird sich in<br />

absehbarer Zeit strukturell nichts än<strong>der</strong>n. Der Spagat zwischen Lebensqualität und<br />

Gewerbesteuerverluste bestimmt seit Jahren und auf Jahre hinaus das verwaltungspolitische<br />

Handeln <strong>der</strong> Stadt.<br />

8 Erhalten geblieben ist allerdings ein Nebengebäude, welches dem Kettenschmiedemuseum als Domizil dient,<br />

sowie <strong>der</strong> sogenannte „<strong>Fröndenberger</strong> Trichter“, ein riesiger etwa fünfzehn Meter hoher Einlauftrichter aus<br />

dem Papierproduktionsablauf <strong>der</strong> Firma Himmelmann, <strong>der</strong> an die Bedeutung <strong>der</strong> Papierindustrie erinnert.<br />

9 Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges gab es im Amtsbezirk 12 Volksschulen in den 15 Gemeinden des<br />

Amtes, darunter 2 in Fröndenberg (evangelisch und katholisch) und zwei (evangelisch und katholisch) in den<br />

beiden Kirchspielen Bausenhagens. <strong>Die</strong> wenigen katholischen Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> westlichen Amtsgemeinden<br />

besuchten überwiegend die katholische Volksschule im benachbarten Opherdicke (heute zur Gemeinde<br />

Holzwickede gehörend), die jüdischen Kin<strong>der</strong> aus Dellwig und Fröndenberg die jeweils evangelischen<br />

Volksschulen. Weiterführende Schulen gab es bis zur Gründung <strong>der</strong> Gesamtschule nicht, besucht wurden die<br />

Gymnasien in Schwerte, Menden und Unna, bzw. im Falle <strong>der</strong> Mädchen bis 1945 die höheren Töchterschulen<br />

in Menden und Schwerte, ab 1945 die bereits genannten Gymnasien.<br />

10 Das bisher älteste Originalschriftstück im Besitz des Stadtarchivs; ältere Urkunden Kirche und Kloster wie<br />

Stift betreffend, befinden sich im Staatsarchiv Münster und in kirchlichem Archivbesitz, das Stadtarchiv<br />

besitzt aber eine Sammlung von Abschriften bzw. Kopien.


13<br />

B. <strong>Die</strong> Entwicklung des Straßen- und Wegenetzes bis 1906<br />

1. Vom ältesten Plan des Stiftsbezirks zum Bebauungsplan <strong>der</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

<strong>Die</strong> älteste überlieferte Darstellung eines Plans <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> „Innenstadt“ ist ein rekonstruierter<br />

Situationsplan des Kloster- und Stiftsbezirks, <strong>der</strong> die vorhandenen Bausubstanz und<br />

Wege für die Zeit vor 1812 darstellt. 1<br />

<strong>Die</strong>ser Plan macht deutlich, dass <strong>der</strong> Siedlungskern <strong>der</strong> Gemeinde „Stift Fröndenberg“ aus<br />

einem abgeschlossenen, wahrscheinlich mit einer niedrigen Umgrenzungsmauer umgebenen<br />

Bezirk bestand, <strong>der</strong> nicht von Straßen durchzogen wurde; auch aus topographischen Gründen<br />

bedingt durch die Steilhanglage südlich <strong>der</strong> Klostergebäude.<br />

Der heutige Innenstadtkern aus Markt und <strong>der</strong> Kreuzung Alleestraße/Markt/Eulenstraße/<br />

Unionstraße entstand erst nach Aufhebung des Stiftes 1812 ab den 1830er Jahren.. Trotzdem<br />

ist bereits auf diesem Plan <strong>der</strong> Verlauf einiger Straßen rings um das Stiftsgelände sichtbar und<br />

die Flurbezeichnungen „Auf dem Sodenkamp“, „Auf <strong>der</strong> Freiheit“ und „Im Stift“ weisen<br />

hin auf die spätere Benennung von Straßen in diesen Bereichen.<br />

Zum 1. April 1902 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden des <strong>Fröndenberger</strong><br />

Kirchspiels „Stift Fröndenberg“, „Dorf (o<strong>der</strong> Dorfschaft) Fröndenberg“ und „Westick“ zu<br />

einer politischen Gemeinde Fröndenberg vereinigt.<br />

Der Flächengröße nach war die ehemalige Gemeinde Westick mit 545 Hektar die größte<br />

dieser drei Gemeinden, während die Gemeinde Stift Fröndenberg mit nur 71 Hektar die<br />

kleinste Flächengröße in die neue Gemeinde einbrachte.<br />

Allerdings wohnten auf diesen 71 Hektar die meisten <strong>der</strong> 1895 gezählten Einwohnerschaft,<br />

nämlich 1029 Bewohner; in Westick hingegen nur 274 Bewohner und im 483 Hektar<br />

umfassenden Dorf Fröndenberg 1012 Einwohner. 2<br />

Dem zur Folge gab es damals auch im Stift Fröndenberg und im Bereich des Dorfs<br />

Fröndenberg die meisten ausgebauten Wege und Straßen, die bereits seit langer Zeit<br />

traditionelle Namen führten, <strong>der</strong>en amtliche Benennung aber nicht nachgewiesen werden<br />

kann, da sich keine Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle <strong>der</strong> drei „Altgemeinden“ erhalten haben. 3<br />

Es ist zudem nach Durchsicht aller erreichbaren Unterlagen anzunehmen, dass es für den in<br />

diesem Kapitel genannten Kernbestand <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Straßen kein aktenkundlich<br />

festgehaltenes Benennungsverfahren gegeben hat.<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> Nummerierung <strong>der</strong> bestehenden Hof- und Wohngebäude unabhängig<br />

von ihrer topographischen Lage hin zu einer einheitlichen Nummerierung entlang mit Namen<br />

versehener Straßen erfolgte mit hoher Wahrscheinlichkeit erst im Anschluss an den 1898 4<br />

entstandenen Fluchtlinien- und Bebauungsplanes bis hin zum ersten schriftlich fixierten<br />

„Ortsstatut“, verbunden mit <strong>der</strong> „Polizeiverordnung“ vom 16. März 1906. 5<br />

Im genannten Fluchtlinien- und Bebauungsplan sind lediglich zwei Straßen konkret mit einem<br />

Namen versehen, nämlich die ab 1871 entstandene „Bahnhofstraße“ und <strong>der</strong>en östliche<br />

Verlängerung als „Parallelweg“ (zur Bahn), letztere bis zur endgültigen Bebauung ab etwa<br />

1905/06 im Besitz <strong>der</strong> Eisenbahnverwaltung.<br />

1 Erstellt durch J.B.Nordhoff für den Band „<strong>Die</strong> Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Kreises Hamm, Münster<br />

1880“ und seither in zahlreichen an<strong>der</strong>en Veröffentlichungen weiterverwendet, so auch von Fritz Klute in<br />

seinem 1925 entstandenen Heimatbuch „Fröndenberg Einst & Jetzt“, siehe dazu Anhang 1 lfd. Nr. 2<br />

2 Hellweger Anzeiger vom 1.4.1967, Artikel von Karlheinz Ligges zum 65.Jubiläum <strong>der</strong> Zusammenlegung <strong>der</strong><br />

drei Gemeinden Stift, Dorf und Westick, basierend auf den Angaben von Fritz Klute in seinem 1925<br />

entstandenen Heimatbuch „Fröndenberg, Einst & Jetzt“, Anhang 1, lfd. Nr.3<br />

3 <strong>Die</strong> Überlieferung beginnt mit dem 28.1.1906, StaF A 1890<br />

4 Titelblatt und ein Beispiel für den Bereich rund um die Stiftskirche siehe Anhang 1 unter <strong>der</strong> lfd. Nr.4<br />

5 Siehe dazu Anhang 1 die lfd. Nr. 5


14<br />

Ausgehend von den beiden ältesten Kreuzungsbereichen am „Markt“ und auf halber Höhe<br />

<strong>der</strong> nach Norden führenden „Eulenstraße“ sind die folgenden Straßen in Richtung <strong>der</strong><br />

Nachbarkommunen zu nennen, die entsprechend ihres Ziels ihre Namen erhielten.<br />

Der untere Teil <strong>der</strong> nach Norden führenden Eulenstraße ab dem Markt führte den Namen<br />

„Schulstraße“.<br />

Vom Markt aus die „Ardeyer Straße“ nach Westen, die „Westicker Straße“ nach Osten,<br />

die „Ruhrstraße“ nach Süden in Richtung Menden, sowie nach Nordwesten, bzw. Nordosten<br />

die „Unnaer Straße“ und die „Ostbürener Straße“, die ihren Verlauf ab halber Höhe <strong>der</strong><br />

heutigen Eulenstraße beginnen. Östlich <strong>der</strong> Unnaer Straße sowie <strong>der</strong> gesamte Bereich links<br />

und rechts <strong>der</strong> Ostbürener Straße war <strong>der</strong> Siedlungskern des „Dorf Fröndenberg“, westlich<br />

und südlich davon auf dem Sodenkamp, auf dem Haßleiberg und im Ruhrtal lagen die<br />

wichtigsten Bereiche <strong>der</strong> Gemeinde „Stift Fröndenberg“.<br />

<strong>Die</strong> Haßleistraße begrenzte im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t den nördlichen Teil <strong>der</strong> Gemeinde „Stift<br />

Fröndenberg“, zu dessen Siedlungskern des weiteren die „Schroerstraße“, die „Freiheitstrasse“,<br />

die Straßen „Auf <strong>der</strong> Freiheit“ und „Auf dem Sodenkamp“, <strong>der</strong> „Kirchplatz“<br />

und <strong>der</strong> zwischen Markt und Berg liegende zentrale Bereich „Im Stift“ gehören.<br />

Hinzugerechnet werden kann für den Bereich „Schroestraße“ bereits <strong>der</strong> vor 1900 bebaute<br />

Weg „Fischerssiepen“, <strong>der</strong> aber erst 1926 offiziell diesen Namen per Ratsbeschluss erhielt.<br />

<strong>Die</strong> um die Jahrhun<strong>der</strong>twende jüngsten Straßen waren die ab Vollendung des Bahnbaus<br />

1870/71 südlich <strong>der</strong> Bahn angelegte und bereits erwähnte „Bahnhofstraße“ bis zu ihrer<br />

Einmündung in die Ruhrstraße, <strong>der</strong> ebenfalls bereits erwähnte dem weiteren Bahnverlauf<br />

folgende „Parallelweg“, die sich bis in die ersten Jahre des 20. Jh. im Besitz <strong>der</strong><br />

Eisenbahnverwaltung befand, sowie die im neu entstandenen Industrieviertel nördlich des<br />

Bahnhofs angelegte „Parkstraße“ und die in west-östliche Richtung nördlich <strong>der</strong> Bahn und<br />

nördlich <strong>der</strong> Industrie verlaufende „Bergstraße“, die aus Richtung Ardey unter Umgehung<br />

des Marktes den Bereich des Sodenkampberges erschloss. Nach <strong>der</strong> Einmündung <strong>der</strong><br />

Bergstraße in die Parkstraße führt <strong>der</strong> weitere Verlauf als Fußweg entlang <strong>der</strong> alten<br />

Klosterumwehrung bis zur katholischen Marienkirche und führt den Namen „Am Steinufer“<br />

(in manchen Quellen auch nur „Steinufer“)wobei zu beachten ist, dass aus topographischen<br />

Gründen an diesem Weg zu keiner Zeit eine Bebauung erfolgte und daher die Bezeichnung<br />

„Am Steinufer“ niemals offizieller Straßenname war, aber doch sporadisch in einige Stadtpläne<br />

und Straßenregister bis in die 60er Jahre Aufnahme fand. Der Weg existiert heute noch<br />

in leicht verän<strong>der</strong>ter Führung und in gültigen Stadtplänen nicht mit Namen versehen.<br />

Ab 1906 begann die planmäßige Bebauung <strong>der</strong> „Friedhofstraße“, des bisher nur als Zugangsweg<br />

zum 1866 erstbelegten Friedhofs von <strong>der</strong> Kreuzung Eulenstraße/Haßleistraße/<br />

Ostbürener Straße aus benutzten Weges. 6<br />

Damit sind alle die Straßen berücksichtigt, die bereits Fritz Klute als „Kernbestand“ <strong>der</strong> Jahre<br />

vor und nach 1850 in seinem Heimatbuch 7 genannt hat, sowie die bis 1906 hinzugekommenen<br />

Straßen, <strong>der</strong>en Bebauung bis 1906 erfolgte o<strong>der</strong> zu diesem Zeitpunkt planmäßig<br />

begonnen worden war.<br />

Für keine dieser vor 1906 genannten und nachweislich bestehenden Straßen ist ein<br />

Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss für eine Benennung nachweisbar.<br />

Eine Beschil<strong>der</strong>ung ist ebenso nicht nachzuweisen; diese ist erst ab 1933 vorgenommen<br />

worden, worauf im Kapitel D <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit näher eingegangen wird.<br />

Wichtig ist zu beachten, dass die Hausnummerierung entlang dieser Straßen, so wie bei Klute<br />

angegeben, <strong>der</strong> Nummerierung des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts entspricht und keinesfalls auf das Jahr<br />

6 Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll vom 14.9.1909, StaF, A 1890<br />

7 Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925, Seite 264-268


15<br />

1850 rückübertragen werden darf. <strong>Die</strong> Nummerierung diente Klute lediglich für die Verifizierung<br />

<strong>der</strong> Bewohnern und Besitzern 1850 und 1925.<br />

<strong>Die</strong> Nummerierung bis in das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t hinein entsprach <strong>der</strong> ab Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

begonnenen Durchnummerierung vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Steuergesetzgebung<br />

ohne Rücksicht auf die Lage <strong>der</strong> bebauten Grundstücke an Straßen o<strong>der</strong> Wegen.<br />

2. Alphabetisches Verzeichnis <strong>der</strong> benannten Straßen bis zum Jahr 1906 in<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg<br />

(mit Nennung späterer Umbenennungen, auf die in den folgenden Kapiteln <strong>der</strong> Arbeit näher<br />

eingegangen wird)<br />

(Am) Steinufer, Klute vor 1850, unbebauter Fußweg unterhalb <strong>der</strong> südlichen ehemaligen<br />

Klosterumwehrung<br />

Ardeyer Straße, Klute vor 1850, Richtungsstraße vom Ortsmittelpunkt (Markt) nach Westen,<br />

in ihrem östlichen Teil zwischen Markt und Einmündung <strong>der</strong> Parkstraße ab 1933 bis heute in<br />

„Wilhelm-Feuerhake-Straße“ umbenannt.<br />

Auf dem Sodenkamp, Klute vor 1850, nach <strong>der</strong> Gemarkung nördlich-westlich <strong>der</strong><br />

Stiftskirche<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit, Klute vor 1850, Gelände nördlich (außerhalb) des Stiftsbezirks und<br />

traditioneller Gerichtsplatz für die Bewohner <strong>der</strong> Dorfschaft Fröndenberg außerhalb <strong>der</strong><br />

Jurisdiktion des Stiftes<br />

Bahnhofstraße, bebaut ab Fertigstellung <strong>der</strong> Eisenbahn Schwerte-Arnsberg(Kassel) 1870/71<br />

Bergstraße, Parallelstraße <strong>der</strong> Ardeyer Straße auf halber Hanghöhe und weiter ansteigend<br />

Richtung Sodenkamp, Nachweisung im Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll vom 10.6.1908<br />

Eulenstraße, Klute vor 1850, östliche Begrenzung des Stiftsbezirk, in einer „Schlucht“<br />

zwischen Haßleiberg und Sümberg. Mittlerer Teil <strong>der</strong> Unnaer Straße vom Ortsmittelpunkt<br />

ansteigend in Richtung Norden verlaufend; Anlieger im 19.Jahrhun<strong>der</strong>t war ein Hofbesitzer<br />

„Uhlenbrock“, ab 1933 bis 1945 „Horst-Wessel-Straße“.<br />

Haßleistraße, Klute vor 1850, Begrenzung des Haßleibergs auf dem ab 1230 die<br />

Klosterkirche (später Stiftskirche) erbaut wurde. Der Name „Haßlei“ konnte bisher<br />

etymologisch nicht geklärt werden.<br />

Freiheitstrasse, nördlich des Stiftsbezirks, siehe „Auf <strong>der</strong> Freiheit“.<br />

Friedhofstraße, Zuwegung ab 1866 zum neuen Friedhof, ab 1906 Wohnbebauung.<br />

Im Stift, Klute vor 1850, traditionell <strong>der</strong> gesamte Stiftsbezirk südlich unterhalb des Haßleiberges.<br />

Kirchplatz, Klute vor 1850, Bebauung rund um die Stiftskirche (Klosterkirche).<br />

Markt, Klute vor 1850, Ortsmittelpunkt nach Aufhebung des Stifts 1812, zunächst als östliche<br />

Begrenzung des Stiftsbezirks nur auf <strong>der</strong> Westseite bebaut; die Bebauung auf <strong>der</strong> Ostund<br />

Südseite des nahezu dreieckigen Platzes erfolgte bis etwa 1910, 1933-1945 umbenannt in<br />

„Adolf-Hitler-Platz“.<br />

Ostbürener Straße, Klute vor 1850, Richtungsstraße in nordöstlicher Richtung, 1933-1945<br />

zusammen mit <strong>der</strong> „Eulenstraße“ die „Horst-Wessel-Straße“ bildend.<br />

Parallelstraße, Verlängerung <strong>der</strong> „Bahnhofstraße“ nach Querung <strong>der</strong> „Ruhrstraße“ in<br />

Richtung Osten bis zum Bahnübergang „Westicker Straße“, ab 1907 „Löhnbachstraße“, ab<br />

1933 „Bismarckstraße“.<br />

Parkstraße, Straße in nördlicher Richtung von <strong>der</strong> Ardeyer Straße abzweigend, kreuzt die<br />

Bergstraße und war Zuwegung des um 1900 wichtigen „Volksparks“, heute eine eher<br />

unbedeutende Grünanlage nördlich des Sodenkamps. Erschloss in ihrem südlichen Verlauf<br />

das Industriegebiet zwischen Haßleiberg und Bahngelände, ab 1933 bis heute „von-Tirpitz-<br />

Straße“.


16<br />

Ruhrstraße, Klute vor 1850, Richtungsstraße vom Ortsmittelpunkt nach Süden zur Ruhr<br />

(und über die Ruhr hinweg weiter über Bösperde nach Menden führend; dort <strong>Fröndenberger</strong><br />

Straße).<br />

Schroerstrasse, Klute vor 1850, Straße nordöstlich vom Stiftsbezirk.<br />

Schulstraße, Klute vor 1850, südlicher Teil <strong>der</strong> „Unnaer Straße“ und Standort <strong>der</strong><br />

Schulneubauten des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, von 1933-1945 „Schlageter-Straße“, 1945 kurzfristig<br />

„Lutherstraße“, dann wie<strong>der</strong> „Schulstraße“ und ab 1971 in die „Eulenstraße“ einbezogen.<br />

Unnaer Straße, Klute vor 1850, Richtungsstraße vom Ortsmittelpunkt (zunächst als<br />

Schulstraße und Eulenstraße) nach Nord-Nordwest über Frömern nach Unna führend. 1971<br />

einbezogen in die „Eulenstraße“.<br />

Westicker Straße, Klute vor 1850, Richtungsstraße vom Ortsmittelpunkt nach Osten in<br />

Richtung Wickede/Ruhr. 1933 bis 1945 in ihrem westlichen Verlauf zwischen Markt und<br />

Bahnübergang „Hermann-Göring-Straße“, nach 1945 in diesem Teilbereich in „Alleestraße“<br />

umbenannt.


17<br />

Schematischer Übersichtsplan <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg (Kernbereich) mit den bis<br />

1906 bestehenden Straßen und <strong>der</strong>en Namen<br />

Maßstab 1:8ooo auf <strong>der</strong> Basis des Stadtplans (Innenstadtbereich) aus dem Jahr 1940


18<br />

C. <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Straßenbenennungen von 1906 bis zum 31.3.1933<br />

Bewusst wurde im vorigen Kapitel das Ende des Jahres 1905 als Endpunkt <strong>der</strong> ersten Phase<br />

<strong>der</strong> Straßenbenennung gewählt, da für diesen Zeitraum ab dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t keine<br />

schriftliche Überlieferung vorliegt und Zeitpunkte für eine Benennung nur auf <strong>der</strong> Basis von<br />

zeitlich bekannter Bebauung vermutet werden können, bzw. als Verwaltungsakt mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit für die überwiegende Zahl <strong>der</strong> damals vorhandenen Straßen auch gar<br />

nicht vorgenommen wurden.<br />

Für die in diesem Kapitel beginnende Zeit <strong>der</strong> Jahre vor dem 1. Weltkrieg, <strong>der</strong> Zeit des 1.<br />

Weltkriegs selber und <strong>der</strong> Epoche <strong>der</strong> Weimarer Republik kann zurückgegriffen werden auf<br />

die Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle und die Überlieferung des Bauamtes.<br />

<strong>Die</strong> genannten Protokolle liegen allerdings nur als Ergebnisprotokolle vor und so können die<br />

Entscheidungsprozesse und Überlegungen hin zu bestimmten <strong>Straßennamen</strong> nicht konkret<br />

dargestellt werden und sind daher aus dem Kontext <strong>der</strong> Zeitgeschichte heraus zu beschreiben.<br />

Für die Weimarer Jahre hilfreich ist hierbei <strong>der</strong> Rückgriff auf die Arbeit von Josefa Redzepi,<br />

sowie das für diese Arbeit 1 von ihr angelegte Zeitungsausschnittarchiv für die Jahre 1918-<br />

1933, das Abschriften von Artikeln des „Hellweger Anzeiger“ und <strong>der</strong> „<strong>Fröndenberger</strong><br />

Zeitung“ enthält. So ist ein Rückblick auf diesen Zeitraum möglich, wenngleich natürlich die<br />

Autorin ganz an<strong>der</strong>e Schwerpunkte zu setzen hatte, als etwa die Berücksichtigung vergebener<br />

<strong>Straßennamen</strong>!<br />

Zunächst aber geht es um die letzten Jahre des Kaiserreichs und die Jahre des 1. Weltkriegs:<br />

Bis zum Oktober des Jahres 1912 werden keine Straßenbenennungen in den Protokollen<br />

erwähnt, <strong>Straßennamen</strong> aber im Zusammenhang mit Bebauungsplanungen genannt, so im<br />

September 1906 die „Friedhofsstraße“ und im Dezember 1907 die „Löhnbachstraße“, wobei<br />

eine Umwidmung dieser Straße von „Parallelweg“ in „Löhnbachstraße“ keine Erwähnung<br />

findet, <strong>der</strong> Name Parallelweg also mit großer Wahrscheinlichkeit nie eine offizielle<br />

Benennung erfahren hat, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> preußischen Eisenbahnverwaltung als<br />

parallel zur Bahn verlaufen<strong>der</strong> Weg diesen Namen führte.<br />

Am 25. Januar 1910 wird <strong>der</strong> planmäßige Ausbau <strong>der</strong> „Karlstraße“ beschlossen, ein bereits<br />

teilweise vor 1906 bebauter Weg in östlicher Richtung vom Marktplatz verlaufend, <strong>der</strong> das<br />

damals als Gartenland genutzte Gelände zwischen <strong>der</strong> Bahnlinie Schwerte-Warburg und <strong>der</strong><br />

„Westicker Straße“. Anzunehmen ist die Herkunft dieses Namens vom Besitzer <strong>der</strong><br />

wichtigsten Baugrundstücke an diesem Weg, dem Hotelier und alteingesessenen Honoratior<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Karl Wildschütz. 2<br />

1 Josefa Redzepi, Amt und Gemeinde Fröndenberg während <strong>der</strong> Weimarer Republik, Fröndenberg 1986,<br />

Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 1, sowie Sammlung von Abschriften aus diversen Tageszeitungen von 1918-<br />

1933, Sammlung in fünf Ordnern im Stadtarchiv Fröndenberg.<br />

Frau Redzepi wurde im Jahr 1985 im Rahmen einer ABM-Maßnahme von <strong>der</strong> Stadtverwaltung mit <strong>der</strong><br />

Aufgabe betraut, als „Stadtschreiberin“ die „Chronik <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg“ (so wurde und wird das<br />

Heimatbuch von Fritz Klute aus dem Jahr 1925 damals und heute verstanden) für die Zeit ab Ende des 1.<br />

Weltkrieges fortzuschreiben, wobei die Ereignisse des 1.Weltkrieges, die bereits bei Klute weitgehend<br />

ausgespart blieben, auch in diesem Falle ausgespart bleiben sollten. Nach Fertigstellung des ersten Bandes<br />

wurde <strong>der</strong> Arbeitsvertrag mit Frau Redzepi lei<strong>der</strong> nicht verlängert, obwohl dieser Band als durchaus gelungen<br />

anzusehen ist und auch entsprechend gelobt wurde. Den damals Verantwortlichen kam es aber wohl nicht ganz<br />

ungelegen, dass es aus finanziellen Gründen nicht zu einer Weiterbeschäftigung kam und somit die Zeit ab<br />

1933 zunächst weiterhin unbeschrieben blieb und erst durch die Studien von Stefan Klemp erarbeitet wurde.<br />

Wenn auch Ende <strong>der</strong> 90er Jahren dessen Arbeiten über die Judenverfolgung und über die Zwangsarbeit im<br />

Dritten reich Betsandteile <strong>der</strong> „Beiträge zur Ortsgeschichte“ wurden, erschien die große Dokumentation über<br />

die gesamte Zeit 1933-1945 nicht unter Regie des städtischen Kulturamtes, son<strong>der</strong>n 1998 als Monografie in<br />

einem Verlag in Münster. Seine Arbeit über die Jahre 1945-49 erschien jedoch 1990 in <strong>der</strong> genannten Reihe <strong>der</strong><br />

„Beiträge zur Ortsgeschichte“, die Kapitel D und E <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit bassiern nicht zuletzt auf dieser<br />

Forschungsarbeit<br />

2 1933 wird diese Straße folgerichtig in „Karl-Wildschütz-Straße“ umbenannt.


19<br />

Der 26. Oktober 1912 ist <strong>der</strong> Tag, für dem zum ersten Mal ein Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss für die<br />

Benennung einer Straße nachgewiesen werden kann. An diesem Tag erhält die „Sümbergstraße“<br />

offiziell ihren Namen und erschließt in den folgenden Jahren von Süden her das<br />

Baugebiet auf dem Gelände des Sümbergs, in <strong>der</strong> Folgezeit neben <strong>der</strong> Erstbebauung des<br />

Mühlenberg und <strong>der</strong> Bebauung des Wiesengeländes zwischen <strong>der</strong> Ruhrstraße im Westen und<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Gemeinde Westick im Osten eines <strong>der</strong> drei wichtigen Bebauungsgebiete<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg.<br />

Ihr Name leitet sich ab von dem Besitzer <strong>der</strong> meisten Baugrundstücke in diesem Bereich <strong>der</strong><br />

Gemeinde, dem Bauern Sümmermann, in einer Teilungskarte für die „Dorfschaft Fröndenberg“<br />

aus dem Jahr 1778 „Sümersberg“ bezeichnet.<br />

Im bereits genannten Neubaugebiet zwischen Westick und <strong>der</strong> damaligen Ostgrenze <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Gemeinde „Stift Fröndenberg“ 3 erhält noch vor Ausbruch des 1. Weltkrieges mindestens<br />

eine von drei zu bebauenden Wohnstraßen einen Namen. Nachzuweisen im Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll<br />

vom 6.Juni 1914 ist die Benennung <strong>der</strong> „Friedrichstraße“, nicht nachgewiesen<br />

werden kann hingegen die Benennung <strong>der</strong> „Antoniusstraße“ und <strong>der</strong> „Gartenstraße“;<br />

hier ist eine Benennung für die Jahre nach 1918 anzunehmen aber nicht exakt<br />

nachzuweisen.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> „Friedrichstraße“ verhält es sich hinsichtlich <strong>der</strong> Namensgebung ähnlich wie<br />

bei <strong>der</strong> bereits erwähnten „Karlstraße“. In <strong>der</strong> Friedrichstraße entstehen gemeindeeigene<br />

Wohnhäuser des Gemeinnützigen Bauvereins, dem zu dieser Zeit <strong>der</strong> angesehenen Arzt<br />

Dr. Friedrich Bering vorsteht.<br />

Damit endet die Benennung von Straßen während <strong>der</strong> Kaiserzeit mit einer Ausnahme, die<br />

jedoch erst rückwirkend durch einen Verweis im Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll vom 13. Juni 1921<br />

zeitlich eingeordnet werden kann. An diesem Tag wird dem Schwiegersohn des 1918 verstorbenen<br />

Fabrikanten Wilhelm Himmelmann, Paul Leesemann, für die Ausgestaltung des<br />

„zu Ehren seines Vaters am 28. Mai 1918 benannten Marktplatzes im Stift“ gedankt. 4 Es ist<br />

dies <strong>der</strong> „zweite“ und eigentlich ältere <strong>der</strong> beiden Marktplätze in Fröndenberg, ein im<br />

Stiftsbezirk liegen<strong>der</strong> freier Platz umgeben von ehemaligen Funktionsgebäuden <strong>der</strong> wirtschaftlich<br />

autarken Stiftsverwaltung, dem Kornhaus, dem Brau- und Backhaus und an<strong>der</strong>en<br />

Gebäuden. An diesem Platz lagen durch Neubau o<strong>der</strong> Umbau ehemals stiftischer Gebäude die<br />

Wohnhäuser <strong>der</strong> Fabrikantenfamilien Leesemann und Himmelmann<br />

Eine Benennung dieses „Wilhelmplatzes“ im Protokollbuch <strong>der</strong> Gemeindeverwaltung kann<br />

jedoch für den Mai 1918 nicht nachgewiesen werden. Der Name „Wilhelmplatz“ und nicht<br />

„Wilhelm-Himmelmann-Platz“ wird deutlich an <strong>der</strong> Entscheidung des Gemein<strong>der</strong>ates im Juli<br />

1933, als <strong>der</strong> „Wilhelmplatz“ offiziell in „Wilhelm-Himmelmann-Platz“ umbenannt wird;<br />

zum gleichen Zeitpunkt wurden auch die bereits erwähnten Straßen „Karlstraße“ und „Friedrichstraße“<br />

durch den Zusatz <strong>der</strong> Familiennamen Wildschütz und Bering namentlich „vervollständigt“.<br />

In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg wurden die bereits in Teilbereichen vor 1914 aufgeschlossenen<br />

Baugebiete weiterbebaut und entsprechende Straßen eingerichtet und benannt.<br />

Der zeitliche Rahmen liegt dabei genau in den Jahren <strong>der</strong> politischen und wirtschaftlichen<br />

Stabilitätsphase <strong>der</strong> Weimarer Republik zwischen 1924 und 1928. Somit deckt sich die allgemeine<br />

Situation im Deutschen Reich mit <strong>der</strong> Situation in <strong>der</strong> Industriegemeinde Fröndenberg.<br />

3 <strong>Die</strong>ses große Baugebiet, das bis Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts flächendeckend bebaut wurde,<br />

verdankt seine Entstehung <strong>der</strong> Begradigung des Ruhrverlaufs im Zuge <strong>der</strong> Entstehung des Wasserwerks (1897)<br />

und des Elektrizitätswerks (1907) und <strong>der</strong> Zuschüttung des Mühlengrabens auf dem Firmengelände <strong>der</strong><br />

Papierfabrik Himmelmann, als diese Dampf und Elektrizität anstatt <strong>der</strong> bisherig genutzten Wasserkraft als<br />

Energiequelle einsetzte.<br />

4 Wilhelm Himmelmann (1841-1918) war <strong>der</strong> Mitbegrün<strong>der</strong> und später alleinige Besitzer <strong>der</strong> ab 1854<br />

entstandenen Papierfabrik Himmelmann, noch vor <strong>der</strong> Firma UNION die erste große Industriegründung in<br />

Fröndenberg, die bis in die 1970er Jahre für die Stadt von großer Bedeutung als Arbeitgeber und<br />

Gewerbesteuerzahler war. <strong>Die</strong> 1921 erwähnte Benennung des Wilhelmplatzes im Jahre 1918 dürfte kurz nach<br />

dem Tod des Firmengrün<strong>der</strong>s erfolgt sein.


20<br />

Zwischen 1924 und 1929 entstanden 55 Wohnhäuser mit 150 Wohnungen. 5<br />

Nicht zeitlich in den Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen nachzuweisen ist die namentliche Benennung<br />

<strong>der</strong> Verbindungsstraße zwischen <strong>der</strong> Westicker Straße und dem Wohnplatz Hohenheide.<br />

<strong>Die</strong>se Straße erhielt wahrscheinlich mit Inbetriebnahme des katholischen Marienkrankenhauses<br />

Ende <strong>der</strong> 1920er Jahre auf dem Hirschberg und <strong>der</strong> in ihrem südlichen Verlauf<br />

beginnende Wohnbebauung die Bezeichnung „Am Hirschberg“ .<br />

In zeitlicher Reihenfolge wurden ab 1924 folgende Straßen benannt:<br />

19.08.1924 „Bertholdusstraße“ (Baugebiet Sümberg)<br />

19.08.1924 „Engelbertstraße“ (Baugebiet Sümberg)<br />

19.08.1924 „Graf-Adolf-Straße“ (Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick)<br />

19.08.1924 „Irmgardstraße“ (Baugebiet Sümberg)<br />

03.10.1924 „Klusenweg“ (Baugebiet östlicher Mühlenberg)<br />

03.10.1924 „Mühlenbergstraße“ (Baugebiet östlicher Mühlenberg)<br />

03.10.1924 „Wasserwerkstraße“ (Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick)<br />

05.01.1926 „Westickerfeldweg“ (nachgewiesen ist hier nicht die Benennung, son<strong>der</strong>n die<br />

Planung <strong>der</strong> Bebauung an einem bereits lange bestehenden Feldweg)<br />

10.08.1926 „Auf dem Beisen“ (Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick)<br />

10.08.1926 „Fischerssiepen“ (Altbestand nördlich des Stifts auf <strong>der</strong> Freiheit, bisher aber<br />

noch ohne Namen gewesen)<br />

10.08.1926 „Zwischen den Wegen“ (Baugebiet Fröndenberg/Ost/Westick)<br />

10.08.1926 „Hengstenbergstraße“ (Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick)<br />

10.08.1926 „Münzenfundstraße“ (Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick)<br />

Herbst 1928, wahrscheinlich mit Fertigstellung des Neubaus <strong>der</strong> gleichnamigen katholischen<br />

Volksschule „Overbergschule“, die „Overbergstraße“, wobei hierzu die Umwidmung<br />

eines Teils <strong>der</strong> Sümbergstraße notwendig war.<br />

<strong>Die</strong> Straßen im Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick bildeten ab 1933 die Basis für die Entstehung<br />

eines „Dichter- und Denkerviertels“, 6 während ihre ursprüngliche Benennung den<br />

alten Flurbezeichnungen folgte mit Ausnahme <strong>der</strong> „Münzenfundstraße“, die nach einem hier<br />

Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entdeckten Münzschatzes benannt wurde.<br />

Zwischen Ende 1928 und März 1933 kamen keine neuen <strong>Straßennamen</strong> hinzu; entwe<strong>der</strong> wurden<br />

an bereits mit Namen versehenen Straßen noch bestehende Baulücken geschlossen o<strong>der</strong><br />

die heraufziehende Weltwirtschaftskrise verhin<strong>der</strong>te weitere Bau- und Ausbaumaßnahmen.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Namensgebung sind für diese Zeit zwei neue Tendenzen sichtbar. Zum einen<br />

wird erstmals 1926 mit <strong>der</strong> „Hengstenbergstraße“ eine überregional bekannte Persönlichkeit<br />

geehrt, die in Fröndenberg geboren wurde; Näheres dazu im Exkurs 1 <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit. Zwar wurden bereits vorher etwas verklausuliert an<strong>der</strong>e bekannte <strong>Fröndenberger</strong><br />

Persönlichkeiten in dieser Form geehrt, aber erstens waren diese nicht überregional bekannt<br />

und zweitens wurden (zunächst) nur die Vornamen verwendet, wobei <strong>der</strong> nicht mit <strong>der</strong><br />

Ortsgeschichte vertraute Betrachter auch auf die Idee hätte kommen können, dass hier Straßen<br />

nach bekannten Vornamen von Landesherren, preussischen Herrschergestalten etc. benannt<br />

wurden (z.B. Karl nach Karl dem Großen, Friedrich nach Friedrich dem Großen o<strong>der</strong><br />

Wilhelm nach dem 1888 verstorbenen Kaiser Wilhelm, um nur einige wenige mögliche<br />

Gestalten <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> zu nennen).<br />

5 „Hellweger Anzeiger“ vom 19.11.1929<br />

6 Siehe dazu Kapitel D <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit


21<br />

Zum an<strong>der</strong>en besann man sich in den 20er Jahren auf die für die Ortsgeschichte in<br />

Fröndenberg entscheidenden Persönlichkeiten <strong>der</strong> Kirchengeschichte und <strong>der</strong> Märkischen<br />

Landes- und Territorialgeschichte. 7 Der Kanoniker des Klosters Scheda Bertholdus gilt als<br />

Begrün<strong>der</strong> des <strong>Fröndenberger</strong> Zisterzienserinnenklosters und die Landesherren Adolf und<br />

Engelbert, sowie Engelberts erste Ehefrau Irmgard wurden in <strong>der</strong> Klosterkirche des Ortes<br />

beigesetzt. 8<br />

In diesen Zusammenhang gehört wahrscheinlich auch die Benennung <strong>der</strong> „Antoniusstraße“<br />

im Baugebiet Fröndenberg-Ost /Westick, wobei lei<strong>der</strong> we<strong>der</strong> ein genaues Benennungsdatum<br />

bekannt ist, noch <strong>der</strong> eigentliche Zusammenhang mit <strong>der</strong> Figur des hiermit geehrten Kirchenheiligen<br />

Antonius mit <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Kircheng- und Klostergeschichte. 9<br />

Ein sehr wichtiges Detail für die Frage <strong>der</strong> Straßenbeschil<strong>der</strong>ung und <strong>der</strong> Hausnummerierung<br />

enthält das Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll vom 29. August 1930. Hier heißt es: „Wegen <strong>der</strong> schlechten<br />

Finanzlage <strong>der</strong> Gemeinde wird die Beschaffung <strong>der</strong> neuen Hausnummern und <strong>der</strong> Strassenschil<strong>der</strong><br />

bis auf Weiteres zurückgestellt“ und weiter: „<strong>Die</strong> neue Hausnummerierung soll<br />

aber schon jetzt in Kraft treten“,<br />

Zwei wichtige Schlussfolgerungen ergeben sich daraus.<br />

1. vor 1930 gab es keine Straßenbeschil<strong>der</strong>ung<br />

2. 1930 wurde ein neues Schema <strong>der</strong> Hausnummerierung entwickelt und sollte die<br />

alte durcheinan<strong>der</strong> laufende Hausnummerierung ersetzen.<br />

Beide Projekte wurden ab 1934 angegangen und im Zuge <strong>der</strong> Umbenennung von Straßen<br />

verwirklicht. Aus <strong>der</strong> Tatsache, dass 1934 auch Schil<strong>der</strong> für bereits vor 1914 existierende<br />

Straßen bestellt wurden, kann gefolgert werden, dass sich <strong>der</strong> Sparbeschluss des Gemein<strong>der</strong>ates<br />

von 1930 auf die Beschaffung von Schil<strong>der</strong>n für alle <strong>Straßennamen</strong> bezog und<br />

nicht alleine auf die zwischen 1924 und 1928 neu entstandenen <strong>Straßennamen</strong>.<br />

Alle neuen <strong>Straßennamen</strong> von 1906 bis März 1933 im Überblick:<br />

Zu den Benennungsdaten siehe die Tabelle auf Seite 20.<br />

Am Hirschberg<br />

Antoniusstraße, im Juli 1933 umbenannt in „Goethestraße“<br />

Auf dem Beisen, vor 1930 bereits einbezogen in den Westickerfeldweg, siehe dort<br />

Bertholdusstraße<br />

Engelbertstraße<br />

Fischerssiepen<br />

Gartenstraße, zum 1.1.1971 umbenannt in „Blumenstraße“ wegen Namensdoppelung im<br />

Zuge <strong>der</strong> Umbenennungen nach <strong>der</strong> kommunalen Neuglie<strong>der</strong>ung ab 1.1.1968.<br />

Graf-Adolf-Straße<br />

Hengstenbergstraße<br />

7 Nach dem 2. Weltkrieg und wie<strong>der</strong> einsetzen<strong>der</strong> Bautätigkeit fand diese „Rückbesinnung“ ihre logische<br />

Fortsetzung mit Straßenbenennungen nach Menricus, Eberhard (Everhardus) und Mauritius.<br />

8 Nähere Erläuterungen zu diesen Persönlichkeiten im Teil A3 und J <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

9 Zwar kommen als Namenspatrone theoretisch beide Heilige mit Namen Antonius in Frage, zu vermuten ist<br />

aber die Benennung nach „Antonius dem Großen“, auch „Antonius Abbas“ o<strong>der</strong> „Antonius <strong>der</strong> Einsiedler“<br />

(251-156), <strong>der</strong> in <strong>der</strong> kirchlichen Tradition Schutzheiliger <strong>der</strong> Eremiten und Einsiedler ist und dem eine<br />

führende geistliche Rolle bei <strong>der</strong> Bildung erster klösterlicher Lebensformen zukam. So ergäbe sich eine<br />

Verbindung zu den Eremiten Bertholdus und Menricus, die vor und während <strong>der</strong> unermüdlichen För<strong>der</strong>ung<br />

des Baus <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Kirche und des Klosters oberhalb des späteren Klostergeländes in einer Klause<br />

(Klusenweg!) gelebt haben sollen. Zudem gilt Antonius als einer <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s im Sauerland verehrten<br />

Schutzheiligen („Fickeltünnes“). Mehr als heute rechnete sich Fröndenberg bis Mitte des 20. Jh. dem<br />

Sauerland zugehörig; wenn nicht politisch, so doch landschaftlich und kirchlich.<br />

Quelle: Artikel in <strong>der</strong> „Westfalenpost“ vom 19.6.1993 und Theodosius Briemle, „Unsere Heiligen“, Stuttgart<br />

1954


22<br />

Irmgardstraße<br />

Klusenweg<br />

Löhnbachstraße, 1933 umbenannt in Bismarckstraße 10<br />

Mühlenbergstraße<br />

Münzfundstraße (in einigen Akten auch mit „Zum Münzenfund“ bezeichnet“), im Juli 1933<br />

anteilig umbenannt in „Hermann-Löns-Straße“<br />

Ein weiterer Teil wurde in „Lessingstraße“ umbenannt, nicht identisch mit <strong>der</strong> heutigen<br />

Lessingstraße, einer Neubaustraße nach dem 2. Weltkrieg weiter westlich im gleichen Siedlungsgebiet.<br />

<strong>Die</strong> „alte“ Lessingstraße wurde später einbezogen in <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> „Hermann-<br />

Löns-Straße“.<br />

Overbergstraße, benannt nach dem kath. Reformpädagogen Bernhard Overberg (1754-1826)<br />

Wasserwerkstraße, Zuwegung von <strong>der</strong> Löhnbachstraße zum Wasser- u. Elektrizitätswerk<br />

Westickerfeldweg, im Juli 1933 umbenannt in „Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße“<br />

Zwischen den Wegen, im Juli 1933 umbenannt in „Vom-Stein-Straße“, 1971 wegen<br />

Verwechslungsgefahr mit <strong>der</strong> in Frömern liegenden Von-Steinen-Straße in Erinnerung an den<br />

Verfasser <strong>der</strong> „Westfälischen <strong>Geschichte</strong>“ in „Hardenbergstraße“ umbenannt.<br />

Seit Juli 1906 gab es für die Gemeinde Fröndenberg ein Ortsstatut und eine Polizeiverordnung,<br />

die mit Wirkung vom 25. November 1924 abgeän<strong>der</strong>t, 1931 abermals überarbeitet<br />

wurde.<br />

Im Vorfeld dieses neuen Ortsstatut erstellte das Bauamt eine Liste <strong>der</strong> vorhandenen Straßen,<br />

zunächst unabhängig ihres Ausbauzustandes. Ausgehend von dieser Liste wurden für eine<br />

amtliche Bekanntmachung diejenigen Straßen ausgewählt, <strong>der</strong>en Ausbauzustand so weit<br />

fortgeschritten war, dass das Ortsstatut zur Reinigung <strong>der</strong> Bürgersteige und Rinnsteine zur<br />

Anwendung kommen konnte. 11<br />

Beide Listen ergeben somit einen erstens Überblick über alle 12 zu diesem Zeitpunkt existierenden<br />

Straßen und zweitens einen Überblick über <strong>der</strong>en (teilweise auch erst anteiligen)<br />

Ausbauzustand hinsichtlich Straßenpflasterung, Rinnsteine und Bürgersteige.<br />

Im Folgenden sind beide Listen wie<strong>der</strong>gegeben, auch weil diese den letzten amtlichen<br />

Bestand an <strong>Straßennamen</strong> vor den Umbenennungen <strong>der</strong> NS-Zeit im Überblick zeigen. Auch<br />

wird dadurch deutlich, dass für den Wohnplatz Hohenheide bereits zu diesem Zeitpunkt<br />

<strong>Straßennamen</strong> vergeben waren, auch wenn diese Anfang <strong>der</strong> dreißiger Jahre laut Aussage<br />

älterer Anwohner eher ausgefahrenen Feldwegen glichen ohne feste Fahrbahn, geschweige<br />

denn mit Rinnsteinen o<strong>der</strong> Bürgersteigen versehen waren. 13<br />

10 Ab Dezember 1936 gab es wie<strong>der</strong> eine von <strong>der</strong> Bismarckstraße nach Süden abzweigende Löhnbachstraße;<br />

siehe dazu Seite 34 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit, Teil D<br />

11 StaF, Bestand A 6318, siehe dazu im Anhang 1 die lfd. Nr. 6<br />

12 Es fehlt auf dieser Liste <strong>der</strong> Wilhelmplatz (späterer „Wilhelm-Himmelmann-Platz“), <strong>der</strong> allerdings um 1930<br />

trotz seiner Benennung noch keinen „Platzcharakter“ o<strong>der</strong> Pflasterung besaß und zudem ringsum eingerahmt<br />

wurde von dem Wohnbezirk „Stift“, so dass dieser Bereich in <strong>der</strong> Liste abgedeckt ist, was auch aus <strong>der</strong><br />

Erwähnung des Platzes in <strong>der</strong> zweiten Liste <strong>der</strong> von den Anliegern zu reinigenden Straßen hervorgeht.<br />

Nur in dieser Liste wird <strong>der</strong> Name „Westick“ als Straßenname geführt, was irreführend ist, da sich dahinter<br />

<strong>der</strong> Wohnplatz „Westick“ verbirgt, (Kern <strong>der</strong> ehemals selbständigen Gemeinde Westick bestehend aus einigen<br />

Höfen) <strong>der</strong> an keiner einzelnen Straßenführung gelegen war und somit im engeren Sinne keine Straße war.<br />

13 Näheres dazu siehe Exkurs „Hohenheide“, Seite 29ff


Straßenverzeichnis <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg (Stand Juni 1931)<br />

nach heute amtlicher Schreibweise<br />

Am Hirschberg<br />

Am Steinbruch (Hohenheide)<br />

Auf dem Sodenkamp<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit<br />

Auf dem Krittenschlag<br />

Antoniusstraße<br />

Ardeyer Straße<br />

Bahnhofstraße<br />

Bertholdusstraße<br />

Bergstraße<br />

Karlstraße<br />

Engelbertstraße<br />

Eulenstraße<br />

Fischerssiepen<br />

Freiheitstraße<br />

Friedhofstraße<br />

Friedrichstraße<br />

Gartenstraße<br />

Graf-Adolf-Straße<br />

Haßleistraße<br />

Hengstenbergstraße<br />

Hohenheide (Hohenheide)<br />

Im Schelk (Hohenheide)<br />

Im Stift<br />

In den Telgen (Hohenheide)<br />

In den Wächelten (Hohenheide)<br />

In <strong>der</strong> Waldemey (Hohenheide)<br />

Irmgardstraße<br />

Kirchplatz<br />

Klusenweg<br />

Löhnbachstraße<br />

(Am) Markt<br />

Mühlenbergstraße<br />

Münzenfundstraße<br />

Ostbürener Straße<br />

Overbergstraße<br />

Parkstraße<br />

Querweg (Hohenheide)<br />

Ruhrstraße<br />

Schroerstraße<br />

Schulstraße<br />

Unnaer Straße<br />

Wasserwerkstraße<br />

Westick<br />

Westickerstraße<br />

Westickerfeldweg<br />

Westicker Heide (Hohenheide)<br />

Zwischen den Wegen<br />

23


24<br />

Aus dieser Liste entwickelte die Wegebaukommission, nach Rücksprache mit <strong>der</strong> Polizeiverwaltung<br />

eine Liste <strong>der</strong> Straßen, an denen die Anlieger ihren Reinigungspflichten gemäss des<br />

neuen Ortsstatut nachzukommen hatten.<br />

Mit Bekanntmachung, ausgehängt im „Gitterkasten“ vom 23.2.1932 bis 8.3.1932, waren hier<br />

folgende Straßen (zum Teil wegen ihres noch nicht durchgehend befestigten Ausbauzustand<br />

nur anteilig) aufgeführt:<br />

(wie<strong>der</strong>gegeben wie im Original nicht nach Alphabet)<br />

Karlstraße,<br />

Am Markt,<br />

Ardeyer Straße, vom Markt bis zum Grundstück (...),<br />

Ruhrstraße,<br />

Westickerstraße vom Markt bis zum Bahnübergang,<br />

Bahnhofstraße,<br />

Schulstraße,<br />

Eulenstraße,<br />

Ostbürener Straße bis zum Hof Wiehage Nr. 15,<br />

Friedhofstraße von <strong>der</strong> Eulenstraße bis zum Schulplatz <strong>der</strong> evangelischen Schule und<br />

vom Friedhof bis zur Sümbergstraße,<br />

Sümbergstraße,<br />

Bertholdusstraße,<br />

Friedrichstraße,<br />

Graf-Adolf-Straße,<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit von <strong>der</strong> Parkstraße bis einschl. evangelisches Krankenhaus,<br />

Haßleistraße vor den Grundstücken Prünte Nr. 42 und 46,<br />

Parkstraße von <strong>der</strong> Ardeyer Straße bis zur Bergstraße und vor den Grundstücken (...),<br />

Löhnbachstraße vor dem Grundstück Himmelmann,<br />

Im Stift vom Markt bis Wilhelmplatz (...)<br />

Aus dem Vergleich <strong>der</strong> Listen geht hervor, dass beson<strong>der</strong>s in den angeführten Neubaugebieten<br />

<strong>der</strong> 20er Jahre im Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick einige Straßen zwar angelegt<br />

und mit Namen versehen worden waren, jedoch noch teilweise unbebaut waren, bzw. sich<br />

eventuell noch im Rohbau befanden, so dass noch keine endgültige Straßenfertigstellung<br />

erfolgt war (Antoniusstraße, Hengstenbergstraße, Westickerfeldweg, Münzenfundstraße,<br />

Zwischen den Wegen).


25<br />

Exkurs I<br />

Hintergründe <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> „Hengstenbergstraße“ und <strong>der</strong>en<br />

gesellschaftspolitische Auswirkung bis in die Gegenwart<br />

Mit dem Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg vom 10.8.1926, eine Neubaustraße<br />

nach dem in Fröndenberg geborenen Theologen Ernst Wilhelm Hengstenberg im<br />

Wohngebiet Fröndenberg-Ost/Westick zu benennen, betrat <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at Neuland. 1<br />

Zum ersten Mal wurde eine Straße nicht nur nach einer in Fröndenberg geborenen Person,<br />

son<strong>der</strong>n nach einer Person <strong>der</strong> deutschen Geistesgeschichte benannt.<br />

Lei<strong>der</strong> hat sich außer dem üblichen Ergebnisprotokoll <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung kein weiterer<br />

Schriftverkehr o<strong>der</strong> sonstiges Material in den Gemeindeakten darüber erhalten.<br />

In einen Artikel im „Hellweger Anzeiger“ vom 18.8.1926 heißt es zum Thema <strong>der</strong> neuen<br />

<strong>Straßennamen</strong> 2 u.a.<br />

„Bekanntlich wurden in <strong>der</strong> letzten Gemein<strong>der</strong>atssitzung neue <strong>Straßennamen</strong> beschlossen. Es<br />

dürfte wohl Jeden interessieren, die Erklärung hierfür zu erhalten (...)die Hengstenbergstraße<br />

hat ihren Namen erhalten zum Gedächtnis an den in Fröndenberg im früheren Abteigebäude<br />

(jetzigen Bernsteinschen Hause) am 20. Oktober 1802 als Sohn des Pfarrers Hengstenberg geborenen<br />

und am 28. Mai 1869 in Berlin gestorbenen Professors <strong>der</strong> Theologie Ernst Wilhelm<br />

Hengstenberg. Derselbe war Begrün<strong>der</strong> und Leiter <strong>der</strong> evangelischen Kirchenzeitung und<br />

Verfasser mehrerer bedeuten<strong>der</strong> Werke wie „Christologie des Alten Testamentes“, „<strong>Die</strong><br />

Freimaurerei und das evangelische Pfarramt“, „<strong>Die</strong> Juden und die christliche Kirche“ usw.“<br />

Soweit die wörtliche Wie<strong>der</strong>gabe aus <strong>der</strong> Tagespresse, wobei <strong>der</strong>en Informationen zu<br />

Hengstenbergs Leben und zu seinen Werken mit hoher Wahrscheinlichkeit dem gerade vor<br />

einem Jahr (1925) erschienenen „<strong>Fröndenberger</strong> Heimatbuch“ von Fritz Klute 3 entnommen<br />

wurden, <strong>der</strong> gleich 15 Werke des Theologen nennt.<br />

Warum die Tagespresse gerade diese drei Werke über Christologie, Juden und Freimaurer<br />

erwähnte, kann aus heutiger Sicht nur dahingehend vermutet werden, dass es schon immer die<br />

exotischen Titel und Themen waren, die zu je<strong>der</strong> Zeit jeden Zeitungsleser ansprechen und die<br />

Beschäftigung mit Freimaurern und Juden, skeptisch beobachteten Randgruppen über die man<br />

mehr redete als wusste, erschienen dem Redakteur wohl deshalb beson<strong>der</strong>s erwähnenswert.<br />

Nicht nachzuweisen ist, ob <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at von sich aus die Benennung vornahm, o<strong>der</strong> ob<br />

ein entsprechen<strong>der</strong> Antrag <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atsfraktion <strong>der</strong> „Evangelischen Volksliste“ o<strong>der</strong><br />

auch einer an<strong>der</strong>en im Gemein<strong>der</strong>at vertretenen Partei vorlag o<strong>der</strong> eventuell ein Schreiben <strong>der</strong><br />

evangelischen Kirchengemeinde als Empfehlung o<strong>der</strong> Bitte um Benennung vorlag.<br />

Hengstenberg war ein bereits zu Lebzeiten umstrittener und streitbarer Theologe, dessen<br />

Werke zwei entscheidende Kernthemen enthalten. Zum ersten einen militanten Antijudaismus<br />

im Sinne des Spätwerkes von Martin Luther und zum zweiten ein vehementes Eintreten<br />

für die preußische Einheit von Thron und Altar, Gottesgnadentum des Königs und Kampf<br />

gegen die Volksbildung beson<strong>der</strong>s auf dem Lande. Themen also, die eigentlich im Jahr 1925<br />

in einem demokratischen Staat nicht unbedingt auf <strong>der</strong> Agenda standen, o<strong>der</strong> doch?<br />

1 Siehe dazu Kopie aus dem Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll vom 10.8.1926 im Anhang 1 lfd. Nr.7<br />

2 Auf <strong>der</strong> gleichen Ratssitzung wurden auch die Straßen „Zum Münzenfund“, „Auf den Beisen“, „Zwischen den<br />

Wegen“ und „Fischerssiepen“ benannt.<br />

3 Fritz Klute, Fröndenberg einst und jetzt, Fröndenberg 1925 (unverän<strong>der</strong>ter Nachdruck Fröndenberg 1981),<br />

Seite 198 im Zusammenhang mit noch bestehenden Bauwerken aus stiftisch-klösterlicher Zeit. Hengstenberg<br />

wurde in einem ehemaligen Abteigebäude geboren, das vom preussischen Domänenfiskus dem reformierten<br />

Pastor als Wohnung zugewiesen worden war. 1827 kaufte <strong>der</strong> jüdische Bürger Kusel Bernstein dieses heute<br />

älteste erhaltene Profangebäude <strong>der</strong> Stadt, das aus dem Jahr 1607 stammt.


26<br />

Dazu jeweils ein Zitat aus seinen Werken, zunächst zum Antijudaismus:<br />

„Luther hat das Wesen <strong>der</strong> Juden tief und ernst erkannt“. Mit diesen Worten kommentiert<br />

Hengstenberg Luthers Postulat gegenüber den Juden, die sich „verstockt“ und immun gegenüber<br />

dem Übertritt zum Protestantismus zeigten. Weiter heißt es:<br />

„Man verbrenne ihre Hütten und Synagogen und treibe sie unbarmherzig zur Arbeit an“ 4<br />

Zur Allgemeinbildung auf dem Lande äußert sich Hengstenberg wie folgt:<br />

„Ein Landschullehrer braucht nicht beson<strong>der</strong>s gelehrt zu sein; ja eine gewisse Unwissenheit<br />

und Selbstbescheidenheit wird ihm prächtig zustatten kommen“ 5 und weiter:<br />

„Landschullehrer in unseren Tagen sind nichts als unchristliche Buben und Mietlinge“ o<strong>der</strong><br />

„wie viel Gottesfurcht, Pietät gegen König, Beugung unter Autorität möchte heutzutage in<br />

den unteren Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung vorgefunden werden, wenn sie nicht lesen könnten“ 6<br />

Waren diese Äußerungen im „Jahr Sieben“ <strong>der</strong> Weimarer Republik dem Gemein<strong>der</strong>at bekannt,<br />

<strong>der</strong> nur wenig später unter Ausnutzung letzter finanzieller Rücklagen <strong>der</strong> Gemeinde<br />

den Bau <strong>der</strong> katholische Volksschule (Overbergschule) beschloss?<br />

Es darf nicht verkannt werden, dass die „Evangelische Volksliste“ in Fröndenberg die stärkste<br />

Fraktion vor <strong>der</strong> Fraktion <strong>der</strong> Zentrumspartei im Gemein<strong>der</strong>at dieser Jahre war und in ihrer<br />

Grundausrichtung <strong>der</strong> Monarchie ebenso verhaftet gebliebe war, wie einem kleinbürgerlichen<br />

Antisemitismus, <strong>der</strong> in breiten Kreisen „zum guten Ton gehörte“.<br />

Ohne den militanten Antijudaismus Hengstenbergs zu verharmlosen, muss vermutet werden,<br />

dass die Straßenbenennung auf Grund des Stolzes erfolgte, einen Professor als gebürtigen<br />

<strong>Fröndenberger</strong> als Sohn <strong>der</strong> Gemeinde ehren zu dürfen.<br />

<strong>Die</strong> Vermutung liegt sehr nahe, dass inhaltliche Aussagen in Hengstenbergs Werken zumindest<br />

nicht auf ihre Übereinstimmung mit den Werten <strong>der</strong> Weimarer Verfassung hin überprüft<br />

wurden, so sie (die Schriften Hengstenbergs) denn inhaltlich den Entscheidungsträgern, über<br />

ihre bloße Existenz hinaus, überhaupt inhaltlich bekannt gewesen sind.<br />

Für eine Landgemeinde, die stets Wert darauf legte, Schulmittelpunkt des Amtes zu sein und<br />

großen Wert auf eine qualitative Besetzung <strong>der</strong> Lehrerstellen legte (aus dem jeweiligen<br />

Kontext <strong>der</strong> Zeit heraus, wie Qualität definiert wurde), war die Benennung nach Ernst<br />

Wilhelm Hengstenberg jedenfalls ein Fehlgriff, wenn die Problematik denn überhaupt erkannt<br />

worden wäre!<br />

1945 jedenfalls, nachdem <strong>der</strong> seinerzeit salonfähige Antisemitismus in den zurückliegenden<br />

12 Jahren zum Holocaust mutiert war, wurde die Problematik <strong>der</strong> Straßenbenennung nach<br />

dem antijudaistischen Professors vom Gemein<strong>der</strong>at nicht erkannt, denn <strong>der</strong> seit 1926<br />

bestehende Straßenname stand nicht auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> umzubenennenden Straßen, die dieser<br />

zumindest von alten Kämpfern und bekennenden wie tätigen Nationalsozialisten gesäuberte<br />

Gemein<strong>der</strong>at im Juli 1945 beriet. Geän<strong>der</strong>t wurden nur die ganz offensichtlich nach Nazi-<br />

4 Zitiert nach: Ernst Wilhelm Hengstenberg, <strong>Die</strong> Opfer <strong>der</strong> heiligen Schrift - <strong>Die</strong> Juden und die christliche<br />

Kirche, Berlin 1859<br />

5 Noch Hengstenbergs Vater, <strong>der</strong> reformierte Pfarrer in Fröndenberg, versuchte im Jahr 1805 einen karitativen<br />

Fonds zur Verbesserung <strong>der</strong> Lehrergehälter einzurichten, denn „schwerlich wird sich nach dem Absterben <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Lehrperson ein Mann von Kenntnissen und pädagogischen Fähigkeiten entschließen, diese<br />

ärmliche Stelle anzunehmen“, zitiert nach Klaus Basner, <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Schulen im Raum Fröndenberg,<br />

Fröndenberg1991, Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 7, Seite 154<br />

6 Zitiert nach: Wilhelm Schulte, Westfälische Köpfe, 300 Lebensbil<strong>der</strong> bedeuten<strong>der</strong> Westfalen, Münster 1963,<br />

2.A. 1977, S.111ff. Der eher konservative Wilhelm Schulte widmet Hengstenberg einen Artikel in seinen<br />

Buch, lässt aber keinen Zweifel an <strong>der</strong> Umstrittenheit <strong>der</strong> Person Hengstenberg und vermutet sicher nicht zu<br />

Unrecht „Demokraten und Sozialisten wurden somit dem Christentum entfremdet“


27<br />

Größen benannten <strong>Straßennamen</strong>. <strong>Die</strong> diese Entscheidungen kontrollierende britische Militärregierung<br />

muss hier als überfor<strong>der</strong>t angesehen werden, sich <strong>der</strong> Brisanz (aus <strong>der</strong> Sicht nach<br />

Bekanntwerden <strong>der</strong> Shoah) dieses Namenspatron bewusst zu sein, entging ihnen doch auch,<br />

dass auch die Ostmarkstraße, benannt kurz nach dem „Anschluss“ <strong>der</strong> Republik Österreich an<br />

das Deutsche Reich 1938, keineswegs zur Umbenennung vorgesehen war.<br />

Das die Brisanz bis heute nicht erkannt wurde, davon zeugen die verwaltungsseitigen<br />

Reaktionen voller Unverständnis und Ratlosigkeit auf Umbenennungsanträge Anfang <strong>der</strong><br />

90er Jahre von Seiten engagierter Bürger, die es allerdings auch versäumten, Aufklärungsarbeit<br />

bei den im Rat vertretenen Parteien und den betroffenen Anliegern <strong>der</strong> zur<br />

Umbenennung gewünschten Straße zu leisten und die verkannten, welche Wi<strong>der</strong>stände aus<br />

rein pragmatischer Überlegung heraus die Anlieger dazu bewog, Umbenennungsplänen eine<br />

klare Absage zu erteilen.<br />

Pragmatische und verwaltungstechnische Gründe, die eventuell bei <strong>der</strong> Umbenennung einer<br />

nach NS-Größen benannten Straße hintangestellt worden wären, aber im Falle <strong>der</strong> Hengstenbergstraße,<br />

gerade wegen <strong>der</strong> Unkenntnis <strong>der</strong> Anwohner um die Hintergründe und die Biographie<br />

des Namensgebers überwogen.<br />

Als „linke Krawallmacher“ und „Wichtigtuer“, die einen verdienten „Sohn <strong>der</strong> Gemeinde“<br />

um seinen Ruhm bringen wollen, wurden die Antragsteller in <strong>der</strong> Öffentlichkeit diffamiert<br />

und eine mögliche Umbenennung als „Wiehern des Amtsschimmels“ <strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>t werden<br />

müsse.<br />

<strong>Die</strong> aufgeschreckten und auch sachlich über die Person des Theologieprofessors<br />

uninformierten und überfor<strong>der</strong>ten Ratsmitglie<strong>der</strong> die sich mit dem Bürgerantrag zur Umbenennung<br />

zu befassen hatten, ließen sehr schnell die Finger davon und schmetterten ihn auf<br />

Grund von formalen Fehlern seitens <strong>der</strong> Antragsteller ab. Auch die evangelische Kirchengemeinde<br />

reagierte empört und beleidigt, dass einer <strong>der</strong> ihren und dazu noch ein geborener<br />

<strong>Fröndenberger</strong> hier um sein Ansehen gebracht werden sollte.<br />

<strong>Die</strong> noch immer „Unentwegten“ denen nach wie vor <strong>der</strong> Name des Theologen unangenehm<br />

aufstößt, können sich bislang nur damit trösten, dass wohl kein <strong>Fröndenberger</strong> Bürger<br />

ernsthaft den Theorien des Theologieprofessors anhängt; einfach deswegen, weil ihn keiner<br />

mehr kennt, geschweige denn seine Werke gelesen hätte und aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

den meisten <strong>Fröndenberger</strong>n als erste Assoziation bei <strong>der</strong> Nennung des Namens „Hengstenberg“<br />

eher das gleichnamige Sauerkraut einfallen dürfte.<br />

Das Stadtarchiv, 2004 betraut mit <strong>der</strong> Neufassung <strong>der</strong> historischen Angaben zur<br />

Ortsgeschichte auf den Internetseiten im Web hat erfolgreich, aber still und leise ohne großes<br />

Aufheben den Namen Hengstenberg aus <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> „berühmten <strong>Fröndenberger</strong>“<br />

Persönlichkeiten ersatzlos streichen lassen, ohne dass deswegen Erklärungen und Diskussionen<br />

in <strong>der</strong> Verwaltung nötig gewesen wären.<br />

<strong>Die</strong> Än<strong>der</strong>ung von Internetseiten war, an<strong>der</strong>s als eine Straßenumbenennung mit allen ihren<br />

Folgen, eben ein nahezu kostenloser Akt <strong>der</strong> Verwaltung, ging geräuschlos über die Bühne<br />

und befriedigte so wenigstens teilweise die Gegner des Theologieprofessors, die mit diesem<br />

Teilerfolg <strong>der</strong> Eliminierung aus <strong>der</strong> Ortsgeschichte nun recht gut leben können.<br />

<strong>Die</strong> Existenz <strong>der</strong> Hengstenbergstraße aber wird auf absehbare Zeit eine bestehen bleibende<br />

Episode <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong>geschichte bleiben, zumal sich die Gegner Hengstenbergs in<br />

Jüngster Zeit im Zusammenhang einer Ausstellung über die Spuren jüdischen Lebens in<br />

Fröndenberg, selber nicht mehr einig sind in ihrer Protestfront und sich nicht dahingehend<br />

verständigen können, ob Hengstenberg nun wirklich Antisemit im heutigen Sinne o<strong>der</strong> „nur“


28<br />

Antijudaist im theologischen Sinn <strong>der</strong> Erweckungsbewegung Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

gewesen ist.<br />

<strong>Die</strong> Erfolglosigkeit bei <strong>der</strong> Bekämpfung <strong>der</strong> Erinnerung an den vor mehr als 130 Jahren<br />

verstorbenen Theologieprofessors sollte aber niemanden entmutigen sich weiterhin aktiv<br />

dafür einzusetzen, dass bei neu zu benennende Straßen die Möglichkeiten besteht, an bisher<br />

nicht geehrte Persönlichkeiten auch des Wi<strong>der</strong>standes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> demokratischen Kultur- und<br />

Geistesgeschichte zu erinnern.<br />

Anbieten würde sich hier <strong>der</strong> Name des aus Fröndenberg stammenden Juristen Wilhelm zur<br />

Nieden, auch er ein Sohn eines Pfarrerehepaars, <strong>der</strong> auf Grund seiner Beteiligung an den<br />

Umsturzplänen gegen Hitler 1944 von den Nationalsozialisten in den letzten Kriegstagen am<br />

23.April im Gestapogefängnis an <strong>der</strong> Lehrter Straße in Berlin gehängt wurde.<br />

Wenn auch noch keine Straße nach ihm benannt wurde, so vervollständigt er doch nun ab<br />

2005 würdig die Reihe <strong>der</strong> im Internet genannten verdienten Bürger <strong>der</strong> Stadt. Übrigens war<br />

seitens <strong>der</strong> Verwaltung bisher dieser Namen nahezu unbekannt; auch ein Zeichen des<br />

Vertrauens gegenüber dem Archiv, dem bekundet wurde, zum Glück habe man ja jetzt<br />

jemand, <strong>der</strong> sich mit solchem Kram auskenne...!<br />

Auch zukünftige Generationen, wenn sie sich denn dafür überhaupt interessieren, werden mit<br />

<strong>der</strong> Hengstenbergstraße und damit mit den Brüchen <strong>der</strong> deutschen <strong>Geschichte</strong> leben lernen<br />

müssen.<br />

Immerhin aber ist dies ein interessantes Beispiel <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> <strong>Straßennamen</strong>geschichte,<br />

das deutlich macht, wie problematisch die Benennung von Straßen nach „berühmten“ Persönlichkeiten<br />

ist und wie bei Paradigmenwechsel <strong>der</strong> Zeitgeschichtsbetrachtung Entscheidungen<br />

diesbezüglich zu Recht in das Zwielicht <strong>der</strong> nachfolgenden Generationen geraten können.<br />

Dass es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, einmal beschlossene und durchgeführte<br />

<strong>Straßennamen</strong>gebungen wie<strong>der</strong> zu än<strong>der</strong>n, wenn denn die betroffenen Anwohner die nötige<br />

Geduld, Härte und Überzeugungskraft in die Sache investieren, zeigt ein an<strong>der</strong>es eher kurios<br />

humoristisches Beispiel im Exkurs 4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.


29<br />

Exkurs 2<br />

Der „Wohnplatz“ Hohenheide und seine Straßen<br />

Das Wohngebiet <strong>der</strong> Hohenheide liegt im Nordosten <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg und gehörte seit<br />

seiner Wohnbauung ab den 1840er Jahren zum Gebiet <strong>der</strong> ehemals selbständigen Gemeinde<br />

Dorf Fröndenberg, sowie zu einem kleineren Teil zur ehemals selbständigen Gemeinde<br />

Westick (betrifft „Westicker Heide“ siehe Auflistung weiter unten)<br />

<strong>Die</strong> in diesen Jahren ab 1835/36 endgültig festgelegten Grenzen <strong>der</strong> politischen Gemeinden<br />

im späteren Amtsbezirk Fröndenberg beruhen auf zahlreichen Separationsverfahren, so u.a.<br />

dem Verfahren, in dessen Verlauf ein großes Nie<strong>der</strong>wald- und Hudegebiet im Nordosten<br />

Fröndenbergs liegend, endgültig unter den Gemeinden Bausenhagen, Frömern, Dorf Fröndenberg<br />

und Neimen im südlichen Bereich des Haarstrangs, sowie den Gemeinden Dreihausen<br />

und Hemmerde im nördlichen Haarstrangebiet „auf Weisung königlich-preußischen Generalkommission<br />

in Münster 1 aufgeteilt“ wurde. Hierbei ging es nicht nur um die Aufteilung <strong>der</strong><br />

Besitzrechte son<strong>der</strong>n auch um die aus stiftischer Zeit stammende Servitutsordnung.<br />

Aufgeteilt wurde das Gebiet in 53 „Distrikte“ (Stücke), von denen zehn <strong>der</strong> Gemeinde Dorf<br />

Fröndenberg zugeteilt wurden 2 und mit seit langer Zeit tradierten Gemarkungsnamen versehen<br />

wurden. Hier entstanden ab den 1840er Jahren <strong>der</strong> zunächst aus allein stehenden Höfen<br />

und Kotten und erst im Lauf des späten 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts enger bebauter Wohnplatz<br />

Hohenheide.<br />

Obwohl auf diesem Wohnplatz eine eigenständige katholische Kirche erbaut wurde und auch<br />

seit den 1920er Jahren bis in die 1960er Jahre eine gemischtkonfessionelle Schulgemeinde<br />

gebildet worden war, erreichte <strong>der</strong> Wohnplatz Hohenheide nie den Status einer<br />

eigenständigen politischen Gemeinde trotz einer höheren Bevölkerungszahl als manche <strong>der</strong><br />

umliegenden amtszugehörigen aber selbständigen Gemeinden.<br />

<strong>Die</strong> Namen <strong>der</strong> zehn o.g. genannten Distrikte bildeten teilweise in späteren Jahren den<br />

Grundbestand <strong>der</strong> tradierten und nicht per Gemein<strong>der</strong>atsbeschlüsse vergebenen Wege- und<br />

<strong>Straßennamen</strong>, die diese Distrikte umgrenzten o<strong>der</strong> als Hauptwegedurchzogen.<br />

Genannt werden u.a. die Distrikte „Brandheide“ 3 , „In den Wächelten“, „In den Telgen“,<br />

„Auf <strong>der</strong> Heide“ und „Krittenschlag“.<br />

Beim Vergleich mit den bis Ende des 2. Weltkrieges mit einem Namen versehenen Straßen<br />

auf <strong>der</strong> Basis des 1940 herausgegebenen Stadtplans wird dies deutlich.<br />

Für das Jahr 1940 werden im Wohngebiet Hohenheide genannt:<br />

Am Steinbruch<br />

Auf dem Krittenschlag<br />

Hohenheide<br />

Im Schelk<br />

In den Telgen<br />

In den Wächelten<br />

In <strong>der</strong> Waldemey<br />

Querweg und Westicker Heide<br />

1 Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925, Seite 285; hiermit ist die durch Gesetz vom<br />

25.9.1820 <strong>der</strong> „Generalkommission zur Regulierung <strong>der</strong> gutsherrlich - bäuerlichen Verhältnisse“ in Münster<br />

übertragene Aufgabe <strong>der</strong> „Gemeinheitsteilungen“ gemeint, <strong>der</strong>en Aufgaben bei Wolfgang Leesch,<br />

„<strong>Die</strong> Verwaltung <strong>der</strong> preussischen Provinz Westfalen 1815-1945, Münster 1993, Seite 132ff näher beschrieben<br />

wird.<br />

2 Fritz Klute, a.a.O. , Seite 285ff<br />

3 Nach diesem tradierten Flurnamen „Brandheide“ wurde 1974 eine Straße auf <strong>der</strong> Hohenheide benannt.


30<br />

Der Tradition <strong>der</strong> Namensgebung nach Gemarkungs- und Flurnamen folgend, wurden und<br />

werden bis heute auch alle weiteren Straßen mit Gemarkungs- o<strong>der</strong> Flurnamen, wenigstens<br />

aber mit landschafts- und naturorientierten Namen versehen.<br />

Auf Befragung älterer Bürger <strong>der</strong> Hohenheide blieb es bis in die 1960er Jahre bei einer nicht<br />

fortlaufend o<strong>der</strong> an Straßen orientierten Hausnummerierung. Straßenschil<strong>der</strong> mit Nennung <strong>der</strong><br />

tradierten Namen seien erst Ende <strong>der</strong> 1960er Jahren, wahrscheinlich zusammen mit <strong>der</strong><br />

Neuorganisation des <strong>Straßennamen</strong>wesens durch die kommunale Neuglie<strong>der</strong>ung ab 1968<br />

aufgestellt worden.<br />

Gleichwohl werden die o.a. <strong>Straßennamen</strong> bereits in einem offiziellen Straßenverzeichnis<br />

vom Juni 1931 4 genannt, jedoch hinsichtlich ihrer Eignung zur Anwendung des seinerzeit neu<br />

verabschiedeten Ortsstatut nicht berücksichtigt.<br />

Aussagen, denen nicht wi<strong>der</strong>sprochen werden soll, da an<strong>der</strong>e Informationen o<strong>der</strong> früherer<br />

Zeitpunkte in den Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen Fröndenbergs o<strong>der</strong> den Akten <strong>der</strong> Bauverwaltung<br />

nicht nachgewiesen werden können.<br />

Des öfteren wird in den Gemein<strong>der</strong>atssitzungen, ab 1952 Stadtratssitzungen, bis in die 1960er<br />

Jahre des öfteren über den desolaten Zustand <strong>der</strong> Hohenhei<strong>der</strong> Straßen debattiert, jedoch nur<br />

in seltenen Fällen Ausbesserungsarbeiten beschlossen<br />

<strong>Die</strong>s deckt sich mit den Aussagen <strong>der</strong> Bürger, die bei je<strong>der</strong> sich bietenden Gelegenheit in<br />

solchen Fällen stets zum Ausdruck bringen, dass sie „sowieso“ immer benachteiligt worden<br />

wären und von <strong>der</strong> Gemeindeverwaltung und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Amtsverwaltung „hier oben“ nicht<br />

genügend Aufmerksamkeit bekommen hätten.<br />

Ein Lebensgefühl, dass auch an<strong>der</strong>e Aspekte des öffentlichen Lebens einschloss; so wurde die<br />

ausschließlich in Eigenleistung Anfang <strong>der</strong> 1920er Jahre errichtete katholische Kirche vom<br />

Pa<strong>der</strong>borner Bistum erst Jahrzehnte später offiziell wahrgenommen und anerkannt, da dieses<br />

den Bau seinerzeit nicht direkt verboten, aber doch sehr kritisch gesehen hatte.<br />

4 Siehe dazu Seite 23 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit


31<br />

D. Straßenbenennungen und Umbenennungen vom 1.April 1933 bis zum<br />

Kriegsende 1945 in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg<br />

Nach <strong>der</strong> Neubildung <strong>der</strong> Reichsregierung „<strong>der</strong> nationalen Konzentration“ am 30.1.1933 unter<br />

dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler und lediglich zweier an<strong>der</strong>er Minister, die <strong>der</strong> NSDAP<br />

angehörten, erfolgte am 1.2.1933 die Auflösung des Reichstags und mit <strong>der</strong> sogenannten<br />

„Reichstagsbrandverordnung“ zum „Schutz von Volk und Staat“ begann die eigentliche<br />

„Machtübernahme“ <strong>der</strong> Nationalsozialisten mit <strong>der</strong> scheinlegalen Ausschaltung oppositioneller<br />

Kräfte, Verhaftungen, Beschlagnahmungen, Wohnungsdurchsuchungen etc.<br />

So war bereits nach wenigen Wochen <strong>der</strong> Versuch kläglich gescheitert, Hitler und seine Partei<br />

von bürgerlich-nationalen Kräften „einzurahmen“, o<strong>der</strong> wie es Vizekanzler von Papen ausdrückte<br />

„an die Wand zu drücken bis er quietscht“.<br />

Genau das Gegenteil war <strong>der</strong> Fall und am 6.2. wurden in Preußen sämtliche kommunalen<br />

Vertretungen, Gemeindeparlamente und Stadträte durch die preußische Regierung unter ihrem<br />

Ministerpräsidenten Hermann Göring aufgelöst.<br />

Es kam zu Neuwahlen des Reichstages am 5.3.1933 und <strong>der</strong> Gemeindevertretungen am<br />

12.3.1933; beide bereits nahezu unter Ausschluss <strong>der</strong> KPD, bzw. unter massiver Behin<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> SPD.<br />

Erstmals trat in Fröndenberg die NSDAP auf Gemeinde- und Amtsebene zu einer Wahl an 1<br />

und erreichte im Amt 49,1 % und in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg 35,7 % aller Stimmen. Mit<br />

den Stimmen <strong>der</strong> deutschnationalen Parteien verfügte sie auf Anhieb über die absolute<br />

Mehrheit im Raum Fröndenberg. Während die Deutschnationalen sogar in Fröndenberg noch<br />

zulegen konnten, ergab sich <strong>der</strong> hohe Stimmenanteil für die NSDAP aus dem Verzicht <strong>der</strong><br />

vorher hier sehr einflussreichen „Evangelischen Volksliste“, die zu diesen Kommunalwahlen<br />

nicht mehr antrat. Zentrum und SDP hatten nur leichte Verluste zu verzeichnen und die im<br />

Prinzip bereits nicht mehr funktionsfähige KPD hielt ihren bisherigen Stimmenanteil von 3%<br />

bei.<br />

Ähnlich sahen die Ergebnisse bei <strong>der</strong> Wahl zum Reichstag aus, hier erhielt die NSDAP in <strong>der</strong><br />

Gemeinde etwa 10% mehr Stimmen als bei <strong>der</strong> Wahl zum Gemeindeparlament. <strong>Die</strong>s spricht<br />

für die Beliebtheit <strong>der</strong> NSDAP und ihrer Führer auf Reichsebene gegenüber einer gewissen<br />

Zurückhaltung auf Ortsebene, was damit zu erklären ist, dass es vor 1930 lediglich 10 „PGs“<br />

gab, <strong>der</strong>en Zahl sich zwar bis Ende 1932 auf 105 Mitglie<strong>der</strong> erhöhte, aber bekannte und „gestandene“<br />

Kommunalpolitiker konnte die NSDAP <strong>der</strong> Wählerschaft nicht präsentieren.<br />

Als Gemeindevorsteher fungierte bis zu seinem Tod 1932 Wilhelm Kortmann, <strong>der</strong> von<br />

Gemeindesekretär Heinrich Feldmann abgelöst wurde. Am 13. 4. trat erstmals <strong>der</strong> neue Gemein<strong>der</strong>at<br />

zusammen und neuer Gemein<strong>der</strong>atsvorsitzen<strong>der</strong> wurde Prokurist Heinrich Robbert,<br />

<strong>der</strong> nach seiner „Wahl“ mit einem dreifachen „Sieg-Heil“ aller Anwesenden beglückwünscht<br />

wurde. Der einzige noch verbliebene SPD-Abgeordnete blieb <strong>der</strong> Wahl fern, die in das neue<br />

Gemeindeparlament gewählten Mitglie<strong>der</strong> von DNVP, Zentrum und KFSWR (Kampffront<br />

Schwarz-Weiß-Rot) stimmten für den Vorschlag <strong>der</strong> NSDAP.<br />

Anwesend waren bei dieser konstituierenden Sitzung auch NSDAP Landrat Klosterkemper,<br />

sowie <strong>der</strong> parteilose (noch bis September 1933 im Amt befindliche) Amtmann des Amtes<br />

Fröndenberg, Dr.Villaret, <strong>der</strong> anschließend in den Vorruhestand entlassen wurde.<br />

Auf Reichsebene war durch die Annahme des Ermächtigungsgesetzes am 23.3. durch alle<br />

Parteien mit Ausnahme <strong>der</strong> SPD, 2 die Verfassung <strong>der</strong> Weimarer Republik, <strong>der</strong> „Systemzeit“<br />

wie es fortan hieß, faktisch außer Kraft gesetzt worden und die „Machtergreifung“ o<strong>der</strong><br />

1 <strong>Die</strong> folgenden Angaben bis zur Gemein<strong>der</strong>atssitzung vom 13.4.1933 nach Stefan Klemp, „Richtige Nazis hat<br />

es hier nicht gegeben...“, Münster 2.A. 2000, Seite 74ff<br />

2 <strong>Die</strong> KPD war auf Grund <strong>der</strong> Reichstagsbrandverordnung vom Februar bei dieser Abstimmung gar nicht mehr<br />

zur Mitabstimmung zugelassen und <strong>der</strong>en gewählte Abgeordnete bereits verhaftet, unter Hausarrest gestellt<br />

o<strong>der</strong> bereits untergetaucht.


32<br />

Machterschleichung unter tatkräftiger bürgerlich-nationaler Kräfte mehr o<strong>der</strong> weniger abgeschlossen,<br />

kurz darauf wurde die SPD verboten und die Gewerkschaften zwangsaufgelöst.<br />

Im Protokollbuch des <strong>Fröndenberger</strong> Gemein<strong>der</strong>ats ist unter dem 25.7.1933 zu lesen:<br />

„Gemeindevorsteher-Stellvertreter Nolte wies darauf hin, dass, nachdem nun endlich alle<br />

Parteien aufgelöst seien, nur noch <strong>der</strong> eine Wille und Befehl gelte, <strong>der</strong> des Nationalsozialismus.<br />

Auf das von ihm auf den Volkskanzler Adolf Hitler (...) ausgebrachte dreifache<br />

Sieg-Heil stimmten Gemeindevertreter und Zuhörer begeistert ein. Anschließend trat das<br />

Kollegium in die Beratung <strong>der</strong> Tagesordnung ein“. Soweit zum Stimmungsbild des „nationalen<br />

Aufbruchs“ in Fröndenberg, vor dessen Hintergrund sich auch Verän<strong>der</strong>ungen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> zwangsläufig ergaben.<br />

Bereits auf <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung am Abend des 19. April 1933, dem Vorabend des ersten<br />

„Führergeburtstags“ kam es unter Punkt 1 <strong>der</strong> Tagesordnung zu drei Umbenennungen:<br />

„<strong>Die</strong> Polizeiverwaltung wird ersucht, folgende Umbenennungen vorzunehmen“<br />

1. den jetzigen Marktplatz in „Adolf-Hitler-Platz“<br />

2. den Ruhrpark neben dem Elektrizitätswerk in „Hindenburghain“<br />

3. die Ardeyer Straße vom Markt bis zum Eingang Bergstraße in<br />

„Wilhelm-Feuerhake-Straße“<br />

Eine dieser Umbenennungen hatte bereist eine Vorgeschichte, die bis in das Jahr 1930<br />

zurückreicht. Im Sommer 1930 feierte die Gemeinde ihre 700-Jahr-Feier (1230 urkundliche<br />

Erwähnung Fröndenbergs im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Stiftung des Klosters und Bau <strong>der</strong><br />

Stiftskirche). <strong>Die</strong> Feierlichkeiten wurden 1930 begonnen mit <strong>der</strong> festlichen Einweihung eines<br />

Ehrenmals an <strong>der</strong> Schulstraße zum Gedenken an die im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten <strong>der</strong><br />

Gemeinde. Zwar existierte (bis 1956) ein Kriegerehrenmal mitten auf dem Marktplatz auf<br />

dem, geschmückt mit einem Reichsadler, <strong>der</strong> gefallenen Soldaten <strong>der</strong> Einigungskriege<br />

1864/1866 und 1870/71 gedacht wurde, aber die hier noch vorhandene Beschriftungsfläche<br />

reichte bei weitem für die mehr als zweihun<strong>der</strong>t Namen <strong>der</strong> Gefallenen des 1. Weltkrieges<br />

nicht aus und mehrere Jahre wurde um den Bau eines neuen Ehrenmals gerungen. Wobei sich<br />

das „Ringen“ eher auf die Finanzierung bezieht als auf die parlamentarische Zustimmung im<br />

Gemein<strong>der</strong>at, die mit Ausnahme <strong>der</strong> SPD selbstverständlich für den kostspieligen Neubau am<br />

Hang zum Friedhof an <strong>der</strong> Schulstraße plädierte.<br />

Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde eine Umbenennung <strong>der</strong> Schulstraße erwogen und<br />

endgültig dem Gemein<strong>der</strong>at zur Beschlussfassung am 24.6.1932 zur Abstimmung vorgelegt.<br />

<strong>Die</strong> „Schulstraße“ sollte in „Hindenburgstraße“ umbenannt werden und <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Ruhr<br />

gelegene Park den Namen „Hindenburg-Park“ erhalten. Weiter heißt es dazu im<br />

Protokollbuch: „Der Punkt 4 <strong>der</strong> Sitzung wegen Benennung (...) wurde von <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

abgesetzt“. Lei<strong>der</strong> geht aus dem Protokoll nicht hervor, warum <strong>der</strong> Punkt und auf wessen<br />

Veranlassung er von <strong>der</strong> Tagesordnung gestrichen wurde. <strong>Die</strong> Tageszeitungen gingen auf den<br />

Verlauf dieser Sitzung nicht ein.<br />

1933 war es dann aber soweit und <strong>der</strong> (heute vollkommen bedeutungslose und ohne konzeptionelle<br />

Nutzung vor sich hin grünende) Ruhrpark, damals aber beliebter Treffpunkt für<br />

sonntägliche Spaziergänge und als Beweis für das wenigstens kleinstädtische Ambiente <strong>der</strong><br />

Industriegemeinde von großer ideeller Bedeutung, wurde nach dem wenig später verstorbenen<br />

greisen Reichspräsidenten benannt, <strong>der</strong> Symbolfigur für „Recht und Ordnung“ und Held des<br />

im „Felde unbesiegten“ kaiserlichen Heeres des 1. Weltkriegs (Schlacht von Tannenberg).<br />

<strong>Die</strong> Benennung des Marktes zu Ehren und zum Geburtstag des neuen Volkskanzlers bedarf<br />

hier keines Kommentars, interessanter für die kommunale <strong>Geschichte</strong> ist hingegen die Ehrung


33<br />

von Wilhelm Feuerhake, dem Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> größten ansässigen Industriefirma, <strong>der</strong> weit über<br />

Fröndenberg hinaus bekannten Firma UNION, damals einer <strong>der</strong> namhaftesten Hersteller von<br />

Fahrradteilen.<br />

Interessant deswegen, weil eben dieser Industrielle kurz vor dem als sicher anzunehmenden<br />

Konkurs 3 seiner Firma 1925 Selbstmord verübte und damit den bereits in den Startlöchern<br />

lauernden „Vereinigten Stahlwerken“ im Besitz des Hugenbergkonzerns <strong>der</strong> Weg geebnet<br />

war, die kurz vorher noch vor dem Konkurs stehende Firma zu übernehmen. Hauptgesellschafter<br />

wurde <strong>der</strong> Schwerindustrielle Albert Vögler, <strong>der</strong> den Geschäftsführer Fritz Sils<br />

mit <strong>der</strong> kaufmännischen Führung des Betriebes beauftragte.<br />

Sowohl <strong>der</strong> Hugenbergkonzern als auch Vögler selbst waren nicht unbeteiligt an <strong>der</strong> finanziellen<br />

Unterstützung <strong>der</strong> NSDAP gewesen, ihrer Wahlkämpfe und damit <strong>der</strong>en Aufstieg.<br />

Zwar waren die Arbeitsplätze in <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> UNION 1925 gerettet worden, aber es<br />

bleib ein schaler Beigeschmack an <strong>der</strong> neuen Geschäftsführung haften, was den Freitod des<br />

Firmengrün<strong>der</strong>s und das weitere Schicksal seiner Familie in Fröndenberg anbelangte.<br />

1933 nun wurde er posthum mit <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> am Werk vorbeiführenden Straße geehrt<br />

und in Veröffentlichungen <strong>der</strong> Werksleitung wie<strong>der</strong> an vor<strong>der</strong>ster Stelle als Firmengrün<strong>der</strong><br />

hervorgehoben. Somit wurde eine Kontinuität hergestellt, die es so nie gegeben hatte, <strong>der</strong><br />

Firma UNION aber eine „Historie“ verliehen, die nun bis 1895 zurückreichte und das Proze<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Übernahme und <strong>der</strong>en Umstände im Jahr 1925 in den Hintergrund rückte.<br />

Außerdem wurde <strong>der</strong> Sohn von Wilhelm Feuerhake im Frühjahr 1933 zu einem <strong>der</strong> fünf<br />

Prokuristen <strong>der</strong> UNION ernannt, führte aber nach Aussage von Firmenangehörigen ein<br />

Dasein im Windschatten <strong>der</strong> eigentlich Mächtigen.<br />

Wie<strong>der</strong>um nicht alleine unter nationalsozialistischer Flagge stand die nächste Straßenumbenennungsphase,<br />

die per Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss unter Punkt 8 in <strong>der</strong> Sitzung vom 27. Juni<br />

1933 eingeleitet wurde. 4<br />

Gleich 15 Straßen erhielten neue Namen und die Zusammensetzung des Gemein<strong>der</strong>ates aus<br />

Nationalsozialisten und national konservativ eingestellten Kräften wird erkennbar.<br />

Einstimmig beschloss das euphemistisch „Kollegium“ genannte Gremium die Beauftragung<br />

<strong>der</strong> Polizeiverwaltung mit <strong>der</strong> Umbenennung folgen<strong>der</strong> Straßen:<br />

1. „Antoniusstraße“ in „Goethestraße“<br />

2. “Karlstraße” in “Karl-Wildschützstraße”<br />

3. „Friedrichstraße“ in „Friedrich-Beringstraße“<br />

4. „Himmelssiepen“ 5 in „Jägertal“<br />

5. „Löhnbachstraße“ in „Bismarckstraße“<br />

6. „Münzenfundstraße“(anteilig, d.V.) in „Hermann-Lönsstraße“<br />

7. „Eulenstraße“ und „Ostbürener Straße“ bis Abzweig nach Hohenheide in<br />

„Horst-Wessel-Straße“<br />

8. „Parkstraße“ in „von-Tirpitz-Straße“<br />

9. „Schulstraße“ in „Schlageterstraße“<br />

10. „Westickerstraße“ vom Markt bis Bahnübergang in „Hermann-Göringstraße“<br />

11. „Westickerfeldweg“ in „Schillerstraße“<br />

12. „Zwischen den Wegen“ in „Vom-Stein-Straße“<br />

3 <strong>Die</strong> Produktion <strong>der</strong> Firma war während des Weltkrieges auf Rüstungsgüter umgestellt worden und war durch<br />

die Neuorientierung auf Produktion ziviler Güter und auf Grund niedriger Binnennachfrage und in Folge <strong>der</strong><br />

Inflation 1923 in Existenzschwierigkeiten geraten.<br />

4 Kopie aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzungen siehe Anhang 1 lfd. Nr.8<br />

5 <strong>Die</strong> Bezeichnung „Himmelssiepen“ als Straßenname ist vor 1933 nicht nachzuweisen. Es handelt sich um die<br />

mündlich tradierte Bezeichnung eines bisherigen Feldweges parallel zur Straße „Am Hirschberg“, an dessen<br />

Ende ein Schießstand <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Bürgerschützen und des <strong>Fröndenberger</strong> Schützenbundes lag. In dieser<br />

Tradition ist die Umbenennung, bzw. die erste offizielle Benennung dieses Weges zu sehen.


34<br />

13. „Wilhelmplatz“ in „Wilhelm-Himmelmann-Platz“<br />

14. „Westickerfeldweg“ in „Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße“<br />

15. (ein weiterer Teil, d.V.) <strong>der</strong> „Münzenfundstraße“ in „Lessingstraße“<br />

Somit waren nicht nur die beiden „Märtyrer <strong>der</strong> Bewegung“ Horst Wessel und Albert-Leo<br />

Schlageter son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> preußische Ministerpräsident zu Ehren gekommen, wie auch <strong>der</strong><br />

Reichsgrün<strong>der</strong> Otto von Bismarck, in nationalsozialistischer Deutung als Reichskanzler ein<br />

Vorgänger des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler.<br />

Zu Ehren kam auch <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Schiffs- und Ankerkettenproduktion<br />

folgend, <strong>der</strong> Initiator <strong>der</strong> kaiserlichen Schlachtflotte, Alfred von Tirpitz. Immerhin kam um<br />

die Jahrhun<strong>der</strong>twende mehr als jede zweite Schiffs- und Ankerkette deutscher Produktion aus<br />

<strong>der</strong> Industriegemeinde an <strong>der</strong> Ruhr.<br />

Ebenso wurden die bisher nur „verschlüsselt“ geehrten <strong>Fröndenberger</strong> Bürger, <strong>der</strong> Industrielle<br />

Wilhelm Himmelmann, <strong>der</strong> Arzt Friedrich Bering und <strong>der</strong> Kaufmann Karl Wildschütz zu<br />

<strong>Straßennamen</strong>trägern.<br />

Geschickt eingewoben wurden in diese Phalanx die deutschen „Dichter und Denker“, wobei<br />

es äußerst kurios ist und ein Schlaglicht auf das Bildungsniveau <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>äte wirft, dass<br />

ausgerechnet <strong>der</strong> Dichter des „Nathan <strong>der</strong> Weise“ im Juni 1933 und damit bereits in <strong>der</strong><br />

Anfangsphase <strong>der</strong> Ausgrenzung jüdischer Bürger mit dem Ziel <strong>der</strong> Ausgrenzung und<br />

Umkehrung ihrer Emanzipation als Staatsbürger zum Träger eines <strong>Straßennamen</strong>s wird.<br />

Zum antisemitischen Essayist und „Heidedichter“ Hermann Löns hätte sicherlich Ernst-<br />

Moritz Arndt besser gepasst als <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> bürgerlichen Literatur und Lichtgestalt <strong>der</strong><br />

Aufklärung und Judenemanzipation.<br />

Unter <strong>der</strong> laufenden Nummer 536 wurden diese Namensän<strong>der</strong>ungen im Amtsblatt <strong>der</strong><br />

preußischen Regierung zu Arnsberg veröffentlicht, unterzeichnet von Amtsbürgermeister<br />

Villaret als Ortspolizeibehörde.<br />

Ein in <strong>der</strong> Nachbetrachtung tragische Randbemerkung ist im Protokollbuch <strong>der</strong> Gemeindeverwaltung<br />

am 25.8.1933 zu lesen: „<strong>Die</strong> Danksagung des Deutschen Botschafters in Rom,<br />

Herrn Dr. von Hassel, über die Benennung einer Straße nach seinem Schwiegervater Großadmiral<br />

von Tirpitz wurde dankend zur Kenntnis genommen“ 6<br />

Im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 wurde <strong>der</strong> ehemalige deutsche<br />

Botschafter in Rom, Ulrich von Hassel, Schwiegersohn des Alfred von Tirpitz und seit 1933<br />

Mitglied <strong>der</strong> NSDAP, wegen seiner Verbindungen zu General Beck, Karl Goerdeler und<br />

an<strong>der</strong>en Oppositionellen vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee<br />

erhängt.<br />

Am 28.9.1934 wurde das „Dichter- und Denkerviertel“ mit <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> „Körnerstraße“<br />

erweitert. Der Gemein<strong>der</strong>at beschloss die Benennung einer zwischenzeitlich bebauten<br />

Parzelle an einem noch unbenannten Weg, die beim Katasteramt des Kreises Unna noch unter<br />

<strong>der</strong> Verwendung als Acker verzeichnet war, nach dem Dichter <strong>der</strong> deutschen<br />

Befreiungskriege gegen Napoleon, <strong>der</strong> als Kriegsfreiwilliger im Freikorps Lützow 1815 tödlich<br />

verwundet wurde.<br />

<strong>Die</strong> nächsten Neubenennungen datieren vom Dezember 1936 im gleichen Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick.;<br />

dieses Mal etwas weiter westlich zwischen <strong>der</strong> Bismarckstraße im Norden<br />

und <strong>der</strong> Graf-Adolf-Straße im Süden. Als Parallelstraße zur Wasserwerkstraße entsteht die<br />

neue „Löhnbachstraße“ im rechten Winkel nach Süden abzweigend von <strong>der</strong> Bismarckstraße,<br />

6 Kopie aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzungen siehe Anhang 1 lfd. Nr.9


35<br />

die bis Juni 1933 diesen Namen Löhnbachstraße führte. <strong>Die</strong> „neue“ Löhnbachstraße verlauft<br />

nun parallel zu diesem Bach, ihre Vorgängerin hatte ihn gekreuzt.<br />

<strong>Die</strong> zweite neu Straße in diesem Wohngebiet, die „Hans-Schemm-Straße“, verbindet die<br />

beiden parallel verlaufenden Straßen Löhnbachstraße und Wasserwerkstraße auf halber<br />

Strecke zwischen Bismarckstraße und Graf-Adolf-Straße.<br />

Sie wurde benannt nach dem im März 1935 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen<br />

Gauleiter <strong>der</strong> ostbayerischen Gaue Oberfranken und Oberpfalz-Nie<strong>der</strong>bayern. In dieser<br />

Funktion in Westfalen relativ unbekannt, erreichte er reichsweit in Lehrer- und Schulkreisen<br />

einen größeren Bekanntheitsgrad als Begrün<strong>der</strong> des NS-Lehrerbundes, dessen „Reichswalter“<br />

er bis zu seinem Tode war.<br />

Im Jahr 1939 wurden die evangelische Lutherschule und die katholische Overbergschule auf<br />

dem Sümberg an <strong>der</strong> Overberg- und Friedhofsstraße gelegen, in Hans-Schemm-Schule I und<br />

II umbenannt. Auch dieses eine Ehrung des NS-Schulpolitikers und Manifestation <strong>der</strong> bereits<br />

einige Jahre vorher vollzogenen strickten Trennung <strong>der</strong> Schul- und Kirchenangelegenheiten in<br />

finanzieller und verwaltungstechnischer Hinsicht und Ausschaltung <strong>der</strong> Kirchen als Träger<br />

allgemeinbilden<strong>der</strong> Volksschulen.<br />

Beide neuen Straßenbenennungen wurden im Amtsblatt <strong>der</strong> preußischen Regierung zu<br />

Arnsberg im Stück 97 vom 9.12.1936 unter <strong>der</strong> lfd. Nummer 702 7 veröffentlicht, unterzeichnet<br />

vom Landrat als Genehmigungsbehörde auf Vorschlag des <strong>Fröndenberger</strong> Bürgermeisters.<br />

Berechtigt scheint die Frage, warum trotz aller „Verdienste“ des Nationalsozialisten Hans<br />

Schemm nicht an<strong>der</strong>e <strong>Straßennamen</strong>patrone aus <strong>der</strong> NS-Führungsriege zum Zuge gekommen<br />

sind, die auf höherer Ebene den „neuen Staat“ verkörperten, wie beispielsweise Heinrich<br />

Himmler o<strong>der</strong> Joseph Göbbels?<br />

<strong>Die</strong>s ist damit zu erklären, dass Hitler selber in einem in <strong>der</strong> Presse lancierten Aufruf vom<br />

27.4.1933 8 zur Zurückhaltung bei <strong>der</strong> Umbenennung historischer <strong>Straßennamen</strong> aufrief,<br />

soweit davon nicht <strong>Straßennamen</strong> nach Marxisten, Juden und Sozialdemokraten betroffen<br />

seien, was in Fröndenberg nicht <strong>der</strong> Fall war; nicht einmal <strong>der</strong> erste Präsident <strong>der</strong> Weimarer<br />

Republik Friedrich Ebert war nach seinem Tod mit einem <strong>Straßennamen</strong> geehrt worden.<br />

Bestätigt wurde Hitlers Haltung, nach <strong>der</strong> „nur das, was die nationale Revolution für die<br />

Zukunft selber aufbaut, darf sie mit ihren und dem Namen ihrer führenden Männer<br />

verbinden“, durch einen wenige Wochen später veröffentlichten Aufruf <strong>der</strong> Münchner Parteizentrale,<br />

unterzeichnet vom „Stellvertreter des Führers“ Rudolf Heß.<br />

<strong>Die</strong>se Aufrufe, wenn sie denn in Fröndenberg wahrgenommen wurden, verhin<strong>der</strong>ten zwar<br />

nicht mehr die Umbenennungen im Juni/Juli dieses Jahres, Ministerpräsident Göring<br />

betreffend, aber wenn schon <strong>der</strong> oberste Führer zur Zurückhaltung mahnte, dann war Vorsicht<br />

geboten hinsichtlich <strong>der</strong> zukünftigen Ehrung seiner Paladine.<br />

Beispiele in an<strong>der</strong>en Städten und Gemeinden zeigten den Verantwortlichen darüber hinaus in<br />

den folgenden Jahren die Richtigkeit <strong>der</strong> Zurückhaltung vor Ort; so wird die Stadt Unna über<br />

ihre schnelle Entscheidung, Hugenberg und Vizekanzler v.Papen mit <strong>Straßennamen</strong> zu ehren,<br />

einiges Kopfzerbrechen bereitet haben, nachdem beide wenig später in Ungnade fielen. 9<br />

Ein weiterer Grund ist die in vielen Biographien, Tagebüchern etc. dieser Jahre nachgewiesene<br />

Unbeliebtheit gerade solcher Männer wie Himmler und Göbbels, was sich zwar nicht<br />

in oppositioneller Haltung nie<strong>der</strong>schlug, aber vielen „Volksgenossen“ waren diese immer<br />

7 <strong>Die</strong> Rechnung über die Kosten dieser Veröffentlichung hat sich im Stadtarchiv in <strong>der</strong> Akte A 5305 erhalten;<br />

<strong>der</strong> Rechnungsbetrag betrug 4,70 Reichsmark und war binnen 5 Tage auf das Reichsbankgirokonto <strong>der</strong><br />

Regierungshauptkasse zu Arnsberg zu entrichten.<br />

8 Zitiert nach: Bernd Leupold, „Ehre wem Ehre gebührt – <strong>Straßennamen</strong> als Spiegel des Zeitgeistes. Bayreuth<br />

und Bamberg im Vergleich“, recherchiert im Internet unter<br />

http://www.ini-bayreuth.de/departements/neueste/ZeitgeistLeupold.htm (22.09.2004)<br />

9 Mehr zur <strong>Straßennamen</strong>entwicklung dieser Zeit in an<strong>der</strong>en Städten des Regierungsbezirk Arnsberg siehe im<br />

Exkurs 3 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.


36<br />

mächtiger werdenden Politiker doch in gewisser Weise unheimlicher o<strong>der</strong> unnahbarer als die<br />

Person des volkstümlichen und beliebten Göring (wenigstens bis 1941, dem Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

verlorenen Luftschlacht um England und <strong>der</strong> beginnenden Bombardierung deutscher Städte)<br />

o<strong>der</strong> die Person des Führers, die nahezu bis Kriegsende unantastbar in <strong>der</strong> breiten Bevölkerung<br />

geblieben ist gemäss dem Sprichwort bei allen Misshelligkeiten <strong>der</strong> Zeit: „wenn das<br />

<strong>der</strong> Führer wüsste!“<br />

Letzten Endes machte <strong>der</strong> Personenkult <strong>der</strong> NS-Zeit auch Halt bei dem zwar nicht festgeschriebenen,<br />

aber doch tradierten Grundsatz (Monarchen, Kronprinzen o<strong>der</strong> Präsidenten ausgenommen),<br />

Straßen nicht nach noch lebenden Persönlichkeiten zu benennen.<br />

Auch in den Ausführungsanweisungen zur Verordnung über die Benennung von Straßen,<br />

Plätzen und Brücken vom 1.4.1939 10 wird die Benennung nach noch lebenden Personen nicht<br />

ausdrücklich verboten. <strong>Die</strong>s wird als Grundsatz <strong>der</strong> Straßenbenennungen erst nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg in vielen Städten und Gemeinden schriftlich fixiert.<br />

Abgeschlossen wurde die nationalsozialistisch geprägte Epoche <strong>der</strong> Straßenbenennungen 11 in<br />

Fröndenberg mit <strong>der</strong> Bennennung <strong>der</strong> „Ostmarkstraße“ im August 1938, wenige Monate<br />

nach dem „Anschluss“ <strong>der</strong> österreichischen Republik an das Deutsche Reich im März 1938<br />

und fortan Ostmark genannt. Ostmarkstraßen entstanden auch in den amtsangehörigen Gemeinden<br />

Ardey und Langschede, für Langschede nachgewiesen im Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen<br />

Regierung zu Arnsberg 1938 unter <strong>der</strong> lfd. Nummer 678 vom 9.6.1938, zwei Monate vor <strong>der</strong><br />

<strong>Fröndenberger</strong> Benennung. Für Ardey bestätigte <strong>der</strong> Landrat die Benennung in <strong>der</strong><br />

Veröffentlichung im Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen Regierung zu Arnsberg mit Datum vom<br />

1.10.1938. 12<br />

Eine Ende <strong>der</strong> dreißiger Jahre geplante Bebauung des „Freisenhagen“ im Norden <strong>der</strong> Gemeinde<br />

rechts <strong>der</strong> Straße nach Unna kam wegen <strong>der</strong> Kriegsereignisse nicht mehr zu Stande.<br />

<strong>Die</strong> dieses Baugebiet erschließende Straße erhielt aber von Seiten des Bauamtes noch vor<br />

1940 den Namen „Springstraße“, nachgewiesen im Stadtplan von 1940, erstellt vom Amtsbauamt.<br />

Eine offizielle Benennung durch den Bürgermeister o<strong>der</strong> den Gemein<strong>der</strong>at o<strong>der</strong> eine<br />

Bestätigung durch den Landrat in Unna als Genehmigungsbehörde konnte bisher nicht nachgewiesen<br />

werden. Bis zum Ende des Krieges blieb die Springstraße weitgehend unbebaut; an<br />

ihr (damals ein unbefestigter Feldweg) lag und liegt bis heute <strong>der</strong> im Flucht-linienplan des<br />

Jahres 1898 nachgewiesene „Begräbnisplatz <strong>der</strong> israelitischen Gemeinde“.<br />

Nach Deportation <strong>der</strong> letzten jüdischen Bürger im Sommer 1942 und dem letzten<br />

durchgeführten jüdischen Begräbnisses im Jahr 1935 diente <strong>der</strong> jüdische Friedhof bis<br />

Kriegsende als Begräbnisplatz für verstorbene Zwangsarbeiter.<br />

Hätte bereits ab 1939 die Wohnbebauung in diesem Bereich begonnen, wäre <strong>der</strong> jüdische<br />

Friedhof mit Sicherheit dem Erdboden gleichgemacht worden und in das Baugelände einbezogen<br />

worden.<br />

Im Verwaltungsbericht <strong>der</strong> Gemeindeverwaltung für die Haushaltsjahre 1939 bis 1941 heißt<br />

es dazu: „Es ist die Errichtung von ca. 200 Arbeiterwohnungen auf dem sogenannten<br />

Freisenhagen vorgesehen, woran sich die Firma UNION mit 150 Wohnungen beteiligen wird.<br />

Da das erfor<strong>der</strong>liche Gelände für die Siedlung durch freihändigen Kauf nicht zu erwerben<br />

war, ist für die betreffenden Grundstücke das Enteignungsverfahren beim Siedlungsverband<br />

Ruhrkohlenbezirk beantragt. Ein Gutachter hat bereits im Auftrag des Verbandspräsidenten<br />

Richtpreise für die zu enteignenden Grundstücke festgelegt“.<br />

10 Reichsgesetzblatt Teil 1, Nr.64 vom 3.4.1939 und Ministerialblatt des Reichs- und Preußischen Ministeriums<br />

des Inneren Nr. 30 vom 26.7.1939; wie<strong>der</strong>gegeben im Anhang 1 lfd. Nr.11<br />

11 Zur Orientierung siehe als Anhang Nr. 10 zwei Kopien des 1940er Stadtplan aus dem Bereich Baugebiet<br />

Fröndenberg-Ost/Westick und dem Innenstadtbereich.<br />

12 Ausführlicher wird auf die Situation in den amtsangehörigen Gemeinden im Teil G eingegangen.


37<br />

Insgesamt wird aus Sicht <strong>der</strong> Amts- und Gemeindeverwaltung für die Jahre vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg im Verwaltungsbericht für die Jahre April 1936 - März 1939 eine positive Bilanz<br />

gezogen: „Auf dem Gebiet des Straßenbaus ist ganz Außergewöhnliches geleistet worden. (...)<br />

In verhältnismäßig kurzer Zeit wurde das Stadtbild grundlegend verän<strong>der</strong>t. Aus einem<br />

schmutzigen und unansehnlichen Dorf wurde eine städtebaulich hoch kultivierte Gemeinde“<br />

Dazu gehörte ab 1934 die Beschil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> vorhandenen und <strong>der</strong> neu benannten Straßen wie<br />

bereits in den frühen 1930er geplant, sowie die einheitliche Hausnummerierung und eine<br />

entsprechende Hausnummernbeschil<strong>der</strong>ung.<br />

Es wurden zahlreiche Angebote für die benötigten 260 einstelligen, 420 zweistelligen und 20<br />

dreistelligen Hausnummernschil<strong>der</strong> eingeholt; die dann endgültige Rechnungssumme dafür<br />

belief sich auf 198,- Reichsmark. 13<br />

Im nächsten Bericht für das abgelaufene Jahr 1939 (April 1939- März 1940) heißt es dann<br />

etwas nüchterner: „In Folge <strong>der</strong> Bausperre war die Errichtung von neuen Wohnungen ganz<br />

eingestellt. Der Wohnungsmangel ist deshalb weiter gestiegen und baldige Abhilfe ist dringend<br />

notwendig“<br />

Zu dieser nötigen Abhilfe ist es bis Kriegsende nicht mehr gekommen, ganz im Gegenteil.<br />

Durch die Zerstörungen im Verlauf <strong>der</strong> Möhnekatastrophe 14 , mehrere Bombenangriffe bis<br />

März 1945, Schäden durch die Bodenkämpfe Anfang April 1945 und beson<strong>der</strong>s durch die<br />

Zunahme <strong>der</strong> Bevölkerung durch Evakuierte aus dem Ruhrgebiet und Zuzug von Vertriebenen<br />

und Flüchtlingen 15 ab 1946 spitzte sich die Lage dramatisch zu. Nicht zu vergessen<br />

sind hierbei die 1944 etwa zweitausend verzeichneten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen<br />

in Lagern, Baracken, Bauernhöfen, Gastwirtschaften, Sälen und sonstigen Notunterkünften.<br />

Kam es also wegen des Krieges und dessen Verlauf nicht mehr zu Neubenennungen von<br />

Straßen, so sind auch keine Umbenennungen mehr nachgewiesen. Grund dafür war nicht<br />

zuletzt ein Run<strong>der</strong>lass des Innenministeriums vom 30.8.1939 betreffend die Vereinfachung<br />

<strong>der</strong> Verwaltung im gemeindlichen Bereich. Es wurde verfügt, „...dass Straßenumbenennungen<br />

völlig einzustellen sind, da sie zu den Aufgaben gehören, <strong>der</strong>en laufende Fortführung nicht<br />

aus Gründen <strong>der</strong> Landesverteidigung geboten ist“ und weiter heißt es in einem vertraulichen<br />

Rundschreiben des Reichsinnenministeriums vom 19.10.1940: „(...) Straßenbenennungen<br />

nach verdienten Offizieren o<strong>der</strong> Ehrungen ähnlicher Art sind bis Kriegsende zurückzustellen“<br />

16<br />

Zusammenfassend sind in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg in <strong>der</strong> Zeit vom 1.4.1933 bis zum<br />

2.8.1938 siebzehn Straßen umbenannt worden und fünf neue Straßen benannt worden. 17<br />

Der Wohnbezirk Hohenheide war von diesen Verän<strong>der</strong>ungen nicht betroffen, <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

lag im Zentrum <strong>der</strong> Gemeinde sowie im Baugebiet Fröndenberg-Ost/Westick<br />

13 StaF, Bestand B 5305<br />

14 In <strong>der</strong> Nacht vom 16. auf den 17.Mai 1943 bombardierte die britische Luftwaffe die Staudämme von Möhne,<br />

E<strong>der</strong> und Sorpe. <strong>Die</strong> durch den Bruch <strong>der</strong> Möhneseemauer ausgelöste Flutwelle richtet an <strong>der</strong> mittleren Ruhr<br />

verheerende Zerstörungen an. Etwa 1.200 Menschen (vornehmlich Zwangsarbeiter) kamen ums Leben,<br />

zahlreiche Wohnhäuser im mittleren Ruhrtal zwischen Neheim und Herdecke wurden zerstört o<strong>der</strong><br />

beschädigt. Für den Raum Fröndenberg erarbeitete <strong>der</strong> Verfasser im Jahr 2003 eine Dokumentation über<br />

Ursache, verlauf und Folgen dieser Katastrophe mit kommentierten Dokumenten aus dem Stadtarchiv für die<br />

Reihe „Beiträge zur Ortsgeschichte“<br />

15 Siehe dazu mehr im Exkurs 4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.<br />

16 zitiert nach: Aloyis Molter, „<strong>Die</strong> Benennung <strong>der</strong> Straßen, Plätze und Brücken in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt a.M.“,<br />

Frankfurt 2001, Seite 10ff<br />

17 ohne Berücksichtigung des „Hindenburghains“ und mit Berücksichtigung <strong>der</strong> Neuverwendung des Namen<br />

„Löhnbachstraße“


38<br />

Exkurs 3<br />

Straßenumbenennungen in an<strong>der</strong>en Kommunen des Regierungsbezirks Arnsberg von<br />

Januar 1933 bis 1934<br />

<strong>Die</strong> Suche nach Bestätigung von Straßenumbenennungen in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg ab<br />

1933 und den amtsangehörigen Gemeinden im „Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen Regierung zu<br />

Arnsberg“ führte hin zu einer Fülle von Veröffentlichungen an<strong>der</strong>er Kommunen im Regierungsbezirk,<br />

die gleich Fröndenberg, Langschede und Ardey ab 1933 Umbenennungen,<br />

teils auch Neubenennungen, zahlreicher Straßen vorgenommen haben.<br />

Wenn diese im Folgenden tabellarisch wi<strong>der</strong>gegeben werden, so entspricht die Summe <strong>der</strong><br />

genannten Vorgänge keineswegs <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> tatsächlich vorgenommenen Än<strong>der</strong>ungen, da<br />

es keine Veröffentlichungspflicht im genannten Amtsblatt gegeben hat, es gleichwohl zum<br />

„guten Ton“ und zur Selbstdarstellung <strong>der</strong> Kommunen gehörte, den „nationalen Aufbruch“<br />

nach dem Amtsantritt des neuen Reichskanzlers Hitler auch nach außen hin gegenüber<br />

an<strong>der</strong>en Kommunen und natürlich auch gegenüber <strong>der</strong> Bezirksregierung zu dokumentieren.<br />

<strong>Die</strong> Auflistung macht deutlich, dass es keineswegs nur stereotypische Benennungen nach<br />

Hitler und Göring, Schlageter und Wessel gab, son<strong>der</strong>n eine große Bandbreite von <strong>Straßennamen</strong>paten<br />

und einen, keineswegs nur nationalsozialistisch geprägten, Konsens des gesamten<br />

nationalkonservativen öffentlichen Spektrums mit dem die neue Regierung <strong>der</strong> „nationalen<br />

Konzentration“ von breitesten Bevölkerungsschichten als Erlösung vom als Chaos wahrgenommenen<br />

„System von Weimar“ begrüßt und mitgetragen wurde.<br />

<strong>Die</strong> Sicht auf den Regierungsbezirk Arnsberg mit seiner Bandbreite an ländlich wie industriell<br />

geprägten Regionen, dazu konfessionell ausgeglichen bietet einen guten Querschnitt 1<br />

hinsichtlich des Themas <strong>der</strong> Straßenumbenennungen nach 1933 für das Gebiet des heutigen<br />

Bundeslandes NRW, ohne dass dieses Thema auf diesen wenigen Seiten erschöpfend dargestellt<br />

werden kann.<br />

Chronologisch sind folgende Benennungen von April 1933- Ende 1934 nachweisbar:<br />

(Genannt sind in gedrängter Form Ort, Datum und namensgebende Persönlichkeit, nicht weitere<br />

Straßenbenennungen ohne Bezug auf den „30. Januar 1933“ )<br />

Iserlohn, 28.3.33: Hitler<br />

Herne, 8.4.33: Josef Wagner<br />

Holzwickede, 12.4.33: Hindenburg, Hitler, Göring, Wessel und Schlageter<br />

Heeren-Werwe, 12.4.33: Bismarck, Moltke, Roon, Hitler, Göring, Goebbels, Wessel<br />

Schwelm, 15.4.33: Josef Wagner<br />

Castrop-Rauxel, 18.4.33: Hitler<br />

Lippstadt, 19.4.33: Hitler(Straße)<br />

Voerde, 20.4.33: Hitler<br />

Arnsberg, 20.4.33: Hitler<br />

Fröndenberg, 20.4.33: Hitler, Hindenburg<br />

Halver, 26.4.33, Hindenburg, Hitler<br />

Heggen, 28.4.33: Hitler<br />

Unna, 27.4.33: Hitler, Göring, Wessel, Seldte, Hugenberg<br />

Wanne-Eickel, 27.4. Hitler, Göring, Schlageter, Wessel, Frick, Josef Wagner<br />

Hamm, 28.4.1933: Hitler, Göring, Goebbels, Wessel<br />

Herdecke, 28.4.33: Hitler<br />

1 Zu berücksichtigen ist hier allerdings das Fehlen <strong>der</strong> großen Städte wie Dortmund, Hagen o<strong>der</strong> Bochum, die<br />

ihre zweifelsohne ebenfalls vorgenommenen Umbenennungen nicht im Amtsblatt veröffentlichten.


39<br />

Fröndenberg, 3.7.33: Bismarck, v.Tirpitz, vom Stein, Wessel, Schlageter<br />

Meinerzhagen, 1.5.33: Hitler<br />

Wetter, 2.5.33: Hitler<br />

Berleburg, 9.5.33: Hitler, Hindenburg<br />

Lippstadt, 9.5.33: Hitler (Platz), Hindenburg, v.Papen<br />

Werl, 12.5.33: Hitler, Hindenburg, v.Papen<br />

Witten, 18.5.33: Seldte<br />

Altena, 20.5.33: Schlageter<br />

Vosswinkel (b.Arnsberg), 29.5.33: Hitler<br />

Kreuztal, 31.5.33: Hitler, Göring, Wessel, Hindenburg<br />

Herne, 27.6.33: Schlageter<br />

Kann (b.Weidenau), 14.8.33: Wessel, Schlageter<br />

Olpe, 26.8.33: Hitler<br />

Nachrodt, 22.9.33: Schlageter, bereits früher ohne Datum: Hitler, Göring, Hindenburg<br />

Dahl (b.Breckerfeld), 3.10.33: Wessel<br />

Herne, 5.10.33: Seldte<br />

(von Mitte Oktober 1933 bis September 1933 vermeldet das Amtsblatt keine Neubenennungen)<br />

Olpe, 5.9.34: Hindenburg, Schlageter, Wessel<br />

74 Umbenennungen nach Personen sind im Amtsblatt nachzuweisen, ohne Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> nach nationalgeschichtlichen Orten (Tannenberg etc.) o<strong>der</strong> Parteiorganisationen (SA) benannten<br />

Straßen.<br />

Vorherrschend sind es die kleineren Kommunen, die ihre Umbenennungen veröffentlichen<br />

ließen. Hier nicht berücksichtigt werden konnte die Sicht auf die vorhergegangenen ehemaligen<br />

Namen, die ab 1933 eliminiert wurden. Umbenannt wurden Straßen, die nach<br />

republikanischen Politikern <strong>der</strong> „Systemzeit“ wie Ebert, Erzberger, Rathenau benannt waren,<br />

nach jüdischen Dichtern wie Heinrich Heine ebenso wie <strong>Straßennamen</strong> aus <strong>der</strong> Frühzeit <strong>der</strong><br />

Sozialdemokratie; <strong>der</strong>artige Umbenennungen blieben aber auf die größeren und ehemals<br />

sozialdemokratisch regierten Städte beschränkt, selbstverständlich gab es in kleineren Orten<br />

keine „Walter Rathenau-Straße.<br />

Neue Namensträger waren nahezu flächendeckend <strong>der</strong> neue Reichskanzler Hitler und <strong>der</strong><br />

preußische Ministerpräsident und Präsident des Reichstages Göring, wie fast durchgehend die<br />

beiden „Märtyrer <strong>der</strong> Bewegung“ Albert Leo Schlageter und dem in Berliner Straßenkämpfen<br />

ermordeten SA-Mann Horst Wessel, wobei Ersterer im engeren Sinne kein Nationalsozialist<br />

gewesen war, son<strong>der</strong>n auf Grund seiner terroristischen Anschläge gegen die französische<br />

Rheinlandbesetzung und damit gegen die „Schmach von Versailles“ sowie Freikorpsführer<br />

1919/20 gegen die „Rote Ruhrarmee“ kämpfend, von den Nationalsozialisten posthum, erst<br />

Jahre nach seiner Hinrichtung durch die französische Besatzungsmacht 1923, für <strong>der</strong>en Ziele<br />

als „Märtyrer <strong>der</strong> Bewegung“ vereinnahmt wurde.<br />

Auffällig ist die Häufigkeit <strong>der</strong> Berücksichtigung des 1882 in Magdeburg geborenen nationalkonservativen<br />

Politikers, Mitbegrün<strong>der</strong> des „Stahlhelm“ und <strong>der</strong> „Harzburger Front“ Franz<br />

Seldte gerade in den Industriestädten Unna, Witten und Herne, wahrscheinlich auf in<br />

Dortmund, Bochum und Hagen. Seldte war zur Zeit <strong>der</strong> Straßenumbenennungsphase parteiloses<br />

Mitglied <strong>der</strong> Reichsregierung Arbeitsminister, später wurde er mehr o<strong>der</strong> weniger als<br />

Führer des zunächst freiwilligen Reichsarbeitsdienstes politisch kaltgestellt.<br />

Seine zunächst häufige Ehrung erklärt sich aus <strong>der</strong> großen Bedeutung, die <strong>der</strong> Arbeitsmarkt<br />

und damit die Bekämpfung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit in den ersten Regierungsjahren <strong>der</strong> NS-Zeit<br />

hatte und welche Hoffnungen gerade in diesem Sektor mit dem Regierungswechsel 2 verbunden<br />

waren.<br />

2 Ungeachtet <strong>der</strong> späteren Folgen und <strong>der</strong> Geschwindigkeit <strong>der</strong> Machtkonsolidierung <strong>der</strong> NSDAP war es<br />

zunächst äußerlich keine Machtergreifung im Sinne <strong>der</strong> späteren NS-Geschichtsschreibung, waren doch neben


40<br />

Selten sind Straßenbenennungen nach an<strong>der</strong>en Nationalsozialisten, die zu dieser Zeit (wie<br />

etwa Himmler) noch nicht im Rampenlicht <strong>der</strong> Öffentlichkeit standen, bzw. denen doch zunächst<br />

mit einer gewissen Zurückhaltung und nur eingeschränkter Begeisterung begegnet<br />

wurde, wie Joseph Goebbels. Vizekanzler von Papen wurde natürlich in seiner Heimatstadt<br />

Werl und <strong>der</strong> näheren Umgebung (Lippstadt) berücksichtigt du auch Gauleiter Joseph Wagner<br />

wurde mit <strong>Straßennamen</strong> geehrt.<br />

Auffällig ist jedoch auch die uneingeschränkte Hochachtung, die dem noch amtierenden<br />

Reichspräsidenten von Hindenburg zuteil wurde, eine Hochachtung gegenüber dem Repräsentanten<br />

des „alten Deutschland“ und des Militärs, den Hitler selber nur noch zweimal nach<br />

Antritt seiner Kanzlerschaft im März am „Tag von Potsdam“ und zur Unterzeichnung <strong>der</strong><br />

Reichstagsbrandverordnung im Februar 1933 vor seinem Tod 1934 als Marionette benötigte.<br />

Bereits 1934, auch begründet mit entsprechenden Äußerungen Hitlers und Verlautbarungen<br />

<strong>der</strong> Münchner Parteizentrale, ebbte die Benennung und Umbenennung von Straßen ab und es<br />

kam im weiteren Verlauf <strong>der</strong> NS-Zeit, wie im Kapitel D am Beispiel von Fröndenberg<br />

aufgezeigt, nur noch zur Ehrung von verstorbenen Partei- und Staatsgrößen. Orte, die „zu<br />

spät“ gekommen waren, wie etwa Meschede im Sauerland, mussten sich Anfang 1938 zum 5.<br />

Jahrestag <strong>der</strong> „Machtergreifung“ mit Wilhelm Gustloff, Herbert Norkus o<strong>der</strong> <strong>Die</strong>trich Eckart<br />

begnügen; verstorbenen (o<strong>der</strong> ermordeten) Randfiguren <strong>der</strong> NS-Bewegung.<br />

In <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Zeit konnte nicht weiter verfolgt werden, was die<br />

betroffenen Kommunen in den Fällen taten, wenn <strong>Straßennamen</strong>paten in Ungnade gefallen<br />

waren, wie etwa (zeitweise) v.Papen o<strong>der</strong> Hugenberg, später auch Joseph Wagner.<br />

Gemessen an an<strong>der</strong>en wichtigen und wichtigeren Verän<strong>der</strong>ungen in Deutschland seit 1933 ist<br />

die <strong>Straßennamen</strong>gebung natürlich nur von marginaler Bedeutung; die Schnelligkeit <strong>der</strong><br />

Durchführung ist jedoch ein seismographisch für die Messung <strong>der</strong> Zeitstimmung und Zeitströmung<br />

interessantes Faktum für die insgesamt gesehen reibungslose und schnelle Wandlung<br />

einer noch 1929 nahezu bedeutungslosen „Bewegung“ hin zu einer staatstragenden<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts, die scheinbar mühelos alles Sehnsüchte und Wunschvorstellungen<br />

<strong>der</strong> breiten Masse <strong>der</strong> Bevölkerung zu adaptieren in <strong>der</strong> Lage war.<br />

So markiert das Ende <strong>der</strong> Straßenumbenennungsphase gleichsam den Beginn des vollkommen<br />

gleichgeschalteten totalitären Staates und den Beginn <strong>der</strong> heute noch in <strong>der</strong> Erinnerung vieler<br />

Zeitzeugen fatal als „goldene Jahre“ <strong>der</strong> NS-Zeit wahrgenommenen Jahre von 1935 bis Ende<br />

1938.<br />

Hitler selbst nur zwei NSDAP-Minister im ersten Kabinett Hitler neben sieben Ministern, die (zunächst o<strong>der</strong><br />

auch dauerhaft zeit ihrer Kabinettszugehörigkeit) nicht <strong>der</strong> NSDAP angehörten.


41<br />

E. Straßenbenennungen und Umbenennungen in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Fröndenberg (ab 1952 Titularstadt) von 1945 bis 1967<br />

In <strong>der</strong> ersten Aprilwoche wurde Fröndenberg von amerikanischen Truppen eingenommen,<br />

nachdem ein Bombenangriff am 12. März 1945 den Bahnhof, das Industriegebiet am Fuß des<br />

Haßleiberges nördlich <strong>der</strong> Bahn, die katholische Marienkirche und auch einige Wohn- und<br />

Geschäftsgebäude zerstört hatte. Hinzu kamen Schäden durch Artilleriebeschuss in den<br />

letzten Kampftagen, als die amerikanischen Truppen von Norden und Osten her vorrückten<br />

und letzte deutsche Wehrmachts- und Volkssturmeinheiten erst vom <strong>Fröndenberger</strong> Ruhrnordufer<br />

und noch später vom südlichen Ruhrufer her Wi<strong>der</strong>stand leisteten.<br />

Bereits Anfang Mai endete die amerikanische Besetzung und die britische Armee übernahm<br />

die militärische und zivile Verwaltung des <strong>Fröndenberger</strong> Raumes.<br />

Ab dem Juli des Jahres 1945 wurden <strong>der</strong> personell neugebildeten deutschen Verwaltung des<br />

Amtes und <strong>der</strong> Gemeinde sukzessive Aufgaben wie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> neu übertragen.<br />

Dazu gehörte auch die Umsetzung britischer Befehle und Weisungen, u.a. die Weisung,<br />

nationalsozialistisch benannte Straßen und Plätze um- o<strong>der</strong> rückzubenennen. Verschwinden<br />

sollten auch <strong>Straßennamen</strong> <strong>der</strong> Militärgeschichte nach 1914.<br />

Sozialdemokratisch bzw. kommunistisch orientierte Gemeindegremien <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit legten diese Weisung dahingehend aus, freiwillig auch <strong>Straßennamen</strong> <strong>der</strong><br />

militärischen preußischen <strong>Geschichte</strong> ab 1871 zu beseitigen.<br />

In Fröndenberg gab es dazu mit Ausnahme <strong>der</strong> „von-Tirpitz-Straße“ keine Veranlassung und<br />

Amtsbürgermeister Clemens (parteilos) und Gemeindevorsteher Richard Fohs (Zentrum)<br />

beschränkten sich auf die wörtliche Durchführung <strong>der</strong> britischen Weisung, nationalsozialistische<br />

<strong>Straßennamen</strong> zu än<strong>der</strong>n, die ihrerseits zwischen 1933 und 1945 vergeben worden<br />

waren.<br />

Von den im Kapitel D genannten zweiundzwanzig um- o<strong>der</strong> neubenannten Straßen wurden<br />

auf Beschluss <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung vom 31. Juli 1945, Tagesordnungspunkt 6, fünf<br />

Straßen umbenannt, sowie eine weitere Straße, die gar nicht in diesem Zusammenhang <strong>der</strong><br />

„Straßenentnazifizierung“ hätte umbenannt werden brauchen und ihren Namen seit 1924 trug,<br />

allerdings mit dem 1945 belasteten Mittelstück „Adolf“ im Namen; ein eher komisch anmutendes<br />

Kuriosum <strong>der</strong> Zeitgeschichte:<br />

1. <strong>der</strong> „Adolf-Hitler-Platz“ zurück in „Marktplatz“<br />

2. die „Hermann-Göringstraße“ in „Alleestraße“ (alte Bezeichnung war „Westicker<br />

Straße“ gewesen)<br />

3. die Hans-Schemm-Straße“ in „Magdalenenstraße“ (Neubaustraße nach 1933)<br />

4. die „Schlageter-Straße“ in „Marienstraße“ (alte Bezeichnung war „Schulstraße“)<br />

5. die „Horst-Wessel-Straße“ in „Lutherstraße“ (alte Bezeichnung „Eulenstraße),<br />

bzw. zurück in „Ostbürener Straße“ (wie vor 1933)<br />

6. die „Graf-Adolf-Straße“ in „Moellerstraße“<br />

Unter dem gleichen Tagesordnungspunkt wurden die Schulen in „Lutherschule“ und „Overbergschule“<br />

zurückbenannt. Unangetastet blieben die Namen „Ostmarkstraße“, „Hindenburghain“<br />

und „von-Tirpitz-Straße“, ebenso wie die „Bismarckstraße“ und die politisch<br />

unbelasteten Dichter und Denker- Straßen wie auch die „Springstraße“, benannt nach einer<br />

Bachquelle im Umfeld, ebenso die Bezeichnung „Jägertal“.<br />

Im Prinzip richtig war die Beibehaltung <strong>der</strong> zwei Straßen und des einen Platzes nach den<br />

<strong>Fröndenberger</strong> Honoratioren Bering, Himmelmann und Wildschütz.<br />

<strong>Die</strong> Umbenennung <strong>der</strong> „Graf-Adolf-Straße“ in „Moellerstraße“ erfolgte allerdings nicht<br />

nur wegen des kompromittierenden Vornamen des märkischen Adeligen, son<strong>der</strong>n auch um<br />

die Verdienste des Chefs des Wasser- und Elektrizitätswerks zu würdigen, <strong>der</strong> zunächst 1933


42<br />

aus dem Amt gejagt worden war, wegen erwiesener Unfähigkeit seiner Nachfolger (und<br />

Parteigenossen <strong>der</strong> ersten Stunde), dann aber reumütig wie<strong>der</strong> eingestellt wurde und sich<br />

große Verdienste erworben hatte nicht nur beim Bau <strong>der</strong> Werke nach <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

son<strong>der</strong>n auch beim Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Strom- und Wasserversorgung nach den<br />

Zerstörungen <strong>der</strong> Möhnekatastrophe 1943 und dem Bombenangriff 1945.<br />

<strong>Die</strong> genannte „Moellerstraße“ führt von <strong>der</strong> Kreuzung Ruhr-, Bahnhofs- und Bismarckstraße<br />

abzweigend zum Wasserwerk, ebenso wie die bereits in den 1920er Jahren benannte<br />

gleichnamige „Wasserwerkstraße“.<br />

Somit hätte es sein Bewenden haben können, wenngleich es aus heutiger Sicht sinnvoller und<br />

richtungsweisend gewesen wäre, ebenfalls die Ostmarkstraße umzubenennen Das „Dichterund<br />

Denkerviertel“ hätte ohne weiteres um eine Kleist-, Her<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Heinestraße erweitert<br />

werden können. Wenn <strong>der</strong> Jude Heinrich Heine dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gemeindevertreter<br />

unbekannt o<strong>der</strong> suspekt gewesen wäre, hätten ja auch noch die Herren Raabe, Storm, Fontane,<br />

Keller o<strong>der</strong> Hauptmann in Reserve gestanden.<br />

Auch die Benennung <strong>der</strong> Magdalenenstraße, ebenfalls eine Straße am Rande des „Dichterund<br />

Denkerviertels“ ohne jeden Bezug zur <strong>Fröndenberger</strong> Kirchen- und Klostergeschichte<br />

zeugt nicht von großer Phantasie <strong>der</strong> Entscheidungsträger.<br />

Es kam aber an<strong>der</strong>s. Auf <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung vom 16. Mai 1946, fast ein Jahr später,<br />

wurden drei <strong>der</strong> neu in den <strong>Straßennamen</strong>kanon aufgenommene Namen des Jahres 1945<br />

wie<strong>der</strong> eliminiert:<br />

1. aus <strong>der</strong> „Moellerstraße“ wurde wie<strong>der</strong> die „Graf-Adolf-Straße“<br />

2. aus <strong>der</strong> „Marienstraße wurde wie<strong>der</strong> die „Schulstraße“<br />

3. aus <strong>der</strong> „Lutherstraße“ wurde wie<strong>der</strong> die „Eulenstraße“<br />

Aus <strong>der</strong> Aktenüberlieferung geht keine Begründung für diesen Sinneswandel hervor. Allerdings<br />

reagierte Direktor Moeller, <strong>der</strong> sich auch bereits in den vergangenen Jahrzehnten ohne<br />

Furcht mit fast allen Gemeindegremien und Bürgermeistern gleich welcher politischen<br />

Ausrichtung angelegt hatte, mit Empörung und schrieb einen (inhaltlich lei<strong>der</strong> unbekannten)<br />

Brief an den Gemein<strong>der</strong>at, den dieser beschwichtigend beantwortete und versicherte, die<br />

Rücknahme des Beschlusses vom Juli 1945 bedeute keine Beeinträchtigung seiner Verdienste<br />

um die Gemeinde.<br />

Anzunehmen ist, dass einem Mitarbeiter <strong>der</strong> Verwaltung aufgefallen war, dass eine Benennung<br />

einer Straße nach einer noch lebenden Person (Direktor Moeller verstarb im Jahr 1955)<br />

üblicherweise nicht hätte vorgenommen werden sollen.<br />

Ob sich die britische Militärverwaltung des Falles angenommen hatte, muss offen bleiben; in<br />

den Protokollen des Gemein<strong>der</strong>ates und in <strong>der</strong> Überlieferung des Bauamtes als <strong>der</strong> diese<br />

Beschlüsse des Gemein<strong>der</strong>ates umsetzende Behörde finden sich darüber keine Hinweise.<br />

Übereinstimmend berichteten ältere Zeitzeugen, Namenschil<strong>der</strong> mit den Namen Moellerstraße,<br />

Marienstraße o<strong>der</strong> Lutherstraße habe es nie gegeben, was angesichts <strong>der</strong> Zeitumstände,<br />

Materialknappheit und Wichtigkeit an<strong>der</strong>er Aufgaben sicher <strong>der</strong> Wahrheit entsprechen dürfte.<br />

So ergibt sich folgen<strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong>bestand ab Sommer 1946 bis zur ersten Neubenennung<br />

einer Straße nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und Beginn neuer Bautätigkeit mit Verweis<br />

auf die Än<strong>der</strong>ungen zwischen Juli 1945 und dem 16.Mai 1946 in Fettdruck.<br />

<strong>Die</strong>se Liste kennt in <strong>der</strong> Aktenüberlieferung keine amtliches Gegenstück, son<strong>der</strong>n entstand<br />

durch Zugrundelegung <strong>der</strong> ersten überlieferten Nachkriegsliste aus dem Januar 1953, erstellt<br />

auf Anfrage <strong>der</strong> „Privatärztlichen Verrechnungsstelle“ in Plettenberg, die von <strong>der</strong> Gemeinde-


43<br />

verwaltung eine komplette Liste aller Straßen erbeten hatte. Von dieser Liste 1 wurden die<br />

Straßen abgezogen, die vor 1953 , bzw. nach 1946 einen Namen erhalten hatten.<br />

Alleestraße, per Ratsbeschluss vom 31.7.1945 umbenannt (1933-1945<br />

Hermann-Göringstraße)<br />

Am Steinbruch<br />

Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße<br />

Ardeyer Straße<br />

Auf dem Krittenschlag<br />

Auf dem Sodenkamp<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit<br />

Bahnhofstraße<br />

Bergstraße<br />

Bertholdusstraße<br />

Bismarckstraße<br />

Engelbertstraße<br />

Eulenstraße, per Ratsbeschluss vom 16.5.1946 zurückbenannt in den Zustand vor 1933<br />

(von 1933-1945 Horst-Wessel-Straße, vom 31.7.1945-16.5.1946 Lutherstraße)<br />

Fischerssiepen<br />

Freiheitstrasse<br />

Friedhofstraße<br />

Friedrich-Bering-Straße<br />

Gartenstraße<br />

Goethestraße<br />

Graf-Adolf-Straße, per Ratsbeschluss vom 16.5.1946 zurückbenannt (war per Ratsbeschluss<br />

vom 31.7.1945 in Moellerstraße umbenannte worden)<br />

Haßleistraße<br />

Hengstenbergstraße<br />

Hermann-Löns-Straße<br />

(Am) Hirschberg<br />

Hohenheide<br />

Im Schelk<br />

Im Stift<br />

In den Telgen<br />

In den Wächelten<br />

In <strong>der</strong> Waldemey<br />

Irmgardstraße<br />

Jägertal<br />

Karl-Wildschütz-Straße<br />

Kirchplatz<br />

Klusenweg<br />

Körnerstraße<br />

Lessingstraße<br />

Löhnbachstraße<br />

Magdalenenstraße, per Ratsbeschluss vom 31.7.1945 umbenannt<br />

(ab Erstbenennung 1936 bis 1945 Hans-Schemm-Straße)<br />

Markt, per Ratsbeschluss vom 31.7.1945 zurückbenannt (1933-1945 Adolf-Hitler-Platz)<br />

Mühlenbergstraße<br />

1 Siehe Kopie aus StaF Bestand A 3659 in Anhang 1 lfd. Nr. 12


44<br />

Ostbürener Straße, per Ratsbeschluss vom 31.7.1945 zurückbenannt<br />

(1933-1945 Teil <strong>der</strong> Horst-Wessel-Straße)<br />

Ostmarkstraße<br />

Overbergstraße<br />

Querweg<br />

Ruhrstraße<br />

Schillerstraße<br />

Schroerstraße<br />

Schulstraße, per Ratsbeschluss vom 16.5.1946 zurückbenannt in den Zustand vor 1933<br />

(1933-1945 Schlageterstraße, 31.7.1945-16.5.1946 Marienstraße)<br />

Springstraße<br />

(Am) Steinufer<br />

Sümbergstraße<br />

Unnaer Straße<br />

Vom-Stein-Straße<br />

Von-Tirpitz-Straße<br />

Wasserwerkstraße<br />

Westick<br />

Westicker Heide<br />

Westicker Straße<br />

Wilhelm-Feuerhake-Straße<br />

Wilhelm-Himmelmann-Platz<br />

<strong>Die</strong> Neubenennung von Straßen begann am 3.11.1949 mit dem Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss, die<br />

Straßen „Flie<strong>der</strong>weg“, „Rosenweg“ und „Südstraße“ zu benennen und endete vor <strong>der</strong> kommunalen<br />

Neuglie<strong>der</strong>ung zum 1.1.1968 mit <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> Straßen „Gladiolenweg“ und<br />

„Nelkenweg“ am 12.10.1967 genau in dem Baugebiet, in dem 1949 <strong>der</strong> Flie<strong>der</strong>weg und<br />

Rosenweg ihre Namen erhalten hatten.<br />

Insgesamt 31 Neubenennungen wurden in diesem Zeitraum vorgenommen, nicht eingerechnet<br />

die vom Gemein<strong>der</strong>at beschlossenen Umlegungen bereits vorhandener und mit Namen versehener<br />

Straßen, wenn diese weitgehend ihrem bisherigen Verlauf beibehielten.<br />

Ebenso hier nicht mitgezählt aber erwähnenswert ist die Verlegung des Namens <strong>der</strong><br />

„Lessingstraße“. <strong>Die</strong>ser Name wurde neu vergeben für die Benennung einer Neubaustraße<br />

nur wenige hun<strong>der</strong>t Meter entfernt gelegen von ihrem bisherigen Standort. Der Name <strong>der</strong><br />

„alten“ Lessingstraße wurde eingezogen und <strong>der</strong>en Verlauf <strong>der</strong> Hermann-Löns-Straße zugeordnet.<br />

Schwerpunkte hinsichtlich <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> neuen Straßen waren das bereits im Kapitel D kurz<br />

vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geplante Baugebiet in <strong>der</strong> Gemarkung „Freisenhagen“<br />

östlich <strong>der</strong> Unnaer Straße, die weitere Komplettierung des Wohngebiets Fröndenberg-Ost/<br />

Westick, <strong>der</strong> östliche Bereich des Mühlenbergs und die endgültig flächendeckende Bebauung<br />

des Sümberg.<br />

Daneben wurden einige bereits vorhandene Wege und Straßen in an<strong>der</strong>en Wohngebieten mit<br />

<strong>Straßennamen</strong> versehen.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Namensgebung standen Bäume und Blumen ganz oben auf <strong>der</strong> Favoritenliste<br />

und einige Flurnamen wurden als <strong>Straßennamen</strong> weiter verwendet.<br />

<strong>Die</strong> bereits angedeutete Phantasie- und/o<strong>der</strong> Entschlusslosigkeit im „Dichter- und Denkerviertel“<br />

erreichte 1949 mit <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> „Südstraße“ ihren traurigen Höhepunkt.<br />

Ab Anfang <strong>der</strong> 1960er Jahre wurde ein Neubaugebiet am neuen Friedhof und auf <strong>der</strong> Westicker<br />

Heide im nördlichen Bereich zwischen Fröndenberg und Hohenheide erschlossen; hier<br />

kamen Vogelnamen als Namensgeber für die Straßen zum Zuge.


45<br />

In historischer und historiographischer Sicht positiv entwickelte sich die <strong>Straßennamen</strong>gebung<br />

auf dem Sümberg. Das hier bereits entstandene Ensemble aus Irmgard-, Engelbert-<br />

und Bertholdusstraße wurde bis 1967 um die <strong>Straßennamen</strong> „Am Sachsenwald“,<br />

„Menricusstraße“ und „Mauritiusstraße“ erweitert.<br />

Aufschlussreich für die Benennung von Straßen ist ein Auszug aus <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift des<br />

Wegebau- und Friedhofsausschusses von <strong>der</strong> Sitzung am 21.2.1955, betreffs Punkt 2 „Benennung<br />

des Weges von <strong>der</strong> Alleestraße bis zum Fabrikgelände Frömag (<strong>Fröndenberger</strong> Maschinenbaugesellschaft).<br />

Hier heißt es u.a.:<br />

„Der Amtsbaumeister gab bekannt, dass <strong>der</strong> öffentliche Weg von <strong>der</strong> Alleestraße bis zum<br />

Fabrikgelände Frömag noch ohne Bezeichnung sei. Verwaltungsseitig würde die Bezeichnung<br />

„Talstraße“ o<strong>der</strong> „Klingelbachtal“ vorgeschlagen. Der Vorsitzende sprach sich für den Vorschlag<br />

„Klingelbachtal“ aus, weil dieser Name den meisten Einwohnern Fröndenbergs bekannt<br />

sei. Das Mitglied (...) meldete sich zu Wort und schlug vor, dem Weg die Bezeichnung<br />

„Frömag-Straße“ zu geben (...) Der Bürgermeister trat diesem Vorschlag entgegen und betonte,<br />

dass es nicht richtig sei, eine Straße nach einer Firma zu bezeichnen. Im übrigen könne<br />

die Firma UNION denselben Anspruch stellen. Nach seiner Ansicht müsse das Bestreben sein,<br />

überhaupt den Straßen solche Namen zu geben. <strong>Die</strong> auch den Kin<strong>der</strong>n etwas bedeuten. Er<br />

war <strong>der</strong> Meinung, dass die Bezeichnung „Am Klingelbach“ wohl die richtige sei. Das<br />

Mitglied (...) unterstützte diesen Vorschlag und betonte, dass seitens des Katasteramtes immer<br />

wie<strong>der</strong> darauf gedrängt würde, die alten Flurbezeichnungen nicht untergehen zu lassen. (...)<br />

Es entschieden sich acht Mitglie<strong>der</strong> für die Bezeichnung „Am Klingelbach“, das Mitglied (...)<br />

entschied sich dagegen. Nach diesem Beschluss wird also <strong>der</strong> Stadtvertretung vorgeschlagen,<br />

dem Weg die Bezeichnung „Am Klingelbach“ zu geben.<br />

<strong>Die</strong>ses Schriftstück verdeutlicht die übliche Vorgehensweise <strong>der</strong> Straßenbenennungen <strong>der</strong><br />

Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die jüngste Vergangenheit. Das Bauamt <strong>der</strong> Stadt<br />

(des Amtes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Fällen das Bauamt des Kreises o<strong>der</strong> das<br />

Katasteramt) sieht eine Notwendigkeit einer Benennung wegen noch bestehen<strong>der</strong> Namenlosigkeit<br />

einer bereits bebauten o<strong>der</strong> in Bebauung befindlichen Straße o<strong>der</strong> eine gerade im<br />

Entstehen begriffenen Straße und unterbreitet dem Wegebau- und Friedhofsausschuss entsprechende<br />

Vorschläge. <strong>Die</strong>se werden beraten o<strong>der</strong> durch eigene Vorschläge ergänzt und <strong>der</strong><br />

mehrheitlich getragene Beschluss wird dem Gemein<strong>der</strong>at o<strong>der</strong> dem Stadtrat zur end-gültigen<br />

Beschlussfassung zugeleitet. <strong>Die</strong>ser stimmt i.d.R. dem Vorschlag des Ausschusses zu und <strong>der</strong><br />

Gemeinde- o<strong>der</strong> Stadtratsbeschluss geht zurück an das Bauamt zur Veranlassung des<br />

Benennungsproze<strong>der</strong>e, Beschaffung <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>, Benachrichtigung des Einwohnermeldeamtes,<br />

heute Bürgeramt 2 . In seltenen Fällen verweist <strong>der</strong> Gemeinde- o<strong>der</strong> Stadtrat die Entscheidung<br />

an den Ausschuss zur weiteren Bearbeitung zurück o<strong>der</strong> er stellt aus an<strong>der</strong>en,<br />

eventuell auch wahltaktischen Gründen (dazu später in einem an<strong>der</strong>en Zusammenhang mehr)<br />

eine endgültige Entscheidung zurück, ohne damit die Empfehlung des Ausschusses sachlich<br />

in Frage gestellt zu haben.<br />

<strong>Die</strong> letztgenannten Son<strong>der</strong>fälle trafen zwar nicht auf die Benennung <strong>der</strong> Straße „Am Klingelbach“<br />

zu, sollen aber bereits hier als Thema <strong>der</strong> folgenden frühen 70er Jahre angedeutet<br />

werden.<br />

Ebenfalls deutlich werden an diesem Beispiel zwei For<strong>der</strong>ungen an den Ausschuss und vom<br />

Ausschuss selber formuliert:<br />

2 Wegen <strong>der</strong> hier gegebenen Überschaubarkeit (lediglich die Benennung einer Straße mit wenigen Anliegern)<br />

sind im Anhang 1 lfd. Nr. 13 drei aufeinan<strong>der</strong> folgenden Schriftstücke <strong>der</strong> Verwaltungstätigkeit in Kopie<br />

wie<strong>der</strong>gegeben. Quelle: StaF, Bestand A 6879/8


46<br />

<br />

<br />

<strong>Die</strong> Benennung möglichst orientiert nach alten Flur- und Gemarkungsnamen und...<br />

<strong>Die</strong> Wahl eines Namens, <strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Bevölkerung nach Möglichkeit<br />

„bekannt und geläufig“ sein soll.<br />

<strong>Die</strong> Einhaltung dieser For<strong>der</strong>ungen , bzw. Prämissen des Ausschusses selber hatte allerdings,<br />

so positiv und „bevölkerungsnah“ sie zunächst klingen mögen, einen Pferdefuß.<br />

Experimente bezüglich bislang nicht verwendeter Namen o<strong>der</strong> Themengruppen, seien es zum<br />

Beispiel Musiker o<strong>der</strong> Maler o<strong>der</strong> seien es nationalgeschichtlich bedeutsame Namensträger<br />

aus Zeitgeschichte und Politik konnten so nicht zum Tragen kommen, wenigstens nicht bis in<br />

die letzten 1960er Jahre.<br />

Bedacht wurde hierbei nicht, dass es ja eventuell von Nutzen sein könne, <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

bislang unbekannte aber deswegen noch lange nicht unbedeutende Namensträger gerade<br />

durch ihre Verwendung als Träger eines <strong>Straßennamen</strong>s bekannt zu machen.<br />

Auch diese Überlegungen charakterisieren den wenige Jahre später sichtbaren Wertewandel<br />

<strong>der</strong> bundesdeutschen Gesellschaft auch in <strong>der</strong> Kleinstadt Fröndenberg.<br />

Bis dahin jedoch bestimmen Bäume, Blumen und Vögel auf den Straßenschil<strong>der</strong>n weitgehend<br />

die heile Welt <strong>der</strong> Wirtschaftswun<strong>der</strong>zeit.<br />

Wenigstens die heimatliche Geschichtsforschung bringt wie bereits erwähnt ein wenig Niveau<br />

in das eintönige Bild, wenngleich, die Schreckensjahre <strong>der</strong> Blut- und Boden Mystifizierung<br />

und Fehldeutungen <strong>der</strong> deutschen <strong>Geschichte</strong> liegen erst wenige Jahre zurück, die Geschichtsvermittlung<br />

im vermeintlich ruhigem Fahrwasser des späten Mittelalters verharrt. Mit dem<br />

Klostergrün<strong>der</strong> Menricus, dem Schutzheiligen Mauritius und dem fernen Raunen im Sachsenwald<br />

bewegt man sich auf sicherem Terrain; Ausflüge in die frühe Neuzeit, die preußische<br />

Zeit ab 1609 o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Sprung in das kalte Wasser des 19. o<strong>der</strong> 20. Jahrhun-<strong>der</strong>ts wird über<br />

fünfundzwanzig Jahre lang nach Ende Nationalsozialismus hinsichtlich <strong>der</strong> Straßenbenennungen<br />

tunlichst vermieden.<br />

<strong>Die</strong> Wichtigkeit <strong>der</strong> Wohnraumbeschaffung in den Nachkriegsjahren verdeutlicht eine Zahl<br />

aus dem Verwaltungsbericht <strong>der</strong> Amtsverwaltung für die Berichtsjahre 1950 bis 1955.<br />

In diesem Zeitraum wurden im gesamten Amtsbezirk (Billmerich und Kessebüren wurden<br />

hier vom Verfasser herausgerechnet, 302 Wohnungsbauten mit 763 Wohnungen errichtet!<br />

Lei<strong>der</strong> enden die Verwaltungsberichte, wie in an<strong>der</strong>en Kommunen des Kreises Unna, ,mit<br />

dem Berichtsjahr 1955, weswegen keine Zahlen für die folgenden Jahre genannt werden<br />

können.<br />

Der Wohnsiedlungsbau als notwendige Voraussetzung für die Existenz neuer Straßen und<br />

damit auch <strong>Straßennamen</strong> sollte aber nicht unbeachtet bleiben; Straßenbenennungen waren<br />

und sind kein Selbstzweck, auch wenn sich über die gewählten Namen trefflich streiten lässt.<br />

Den Kapiteln über die vorhergehenden Epochen entsprechend, folgt eine<br />

Auflistung <strong>der</strong> zwischen 1949 und 1967 vergebenen <strong>Straßennamen</strong> geordnet nach dem<br />

Datum <strong>der</strong> Benennungsbeschlüsse und daran anschließend wie<strong>der</strong> die Kumulierung aller<br />

zum Zeitpunkt 31.12.1967 in <strong>der</strong> Gemeinde (ab 1952 Titularstadt) Fröndenberg existierenden<br />

<strong>Straßennamen</strong>. Straßenumbenennungen hat es in diesem Zeitraum, abgesehen vom erwähnten<br />

Fall <strong>der</strong> „Lessingstraße“ nicht gegeben, 3 wobei es sich in diesem speziellen Fall eher um<br />

3 Einen interessanten Zwischenstand dieses Zeitraumes gibt <strong>der</strong> erste nach dem Zweiten Weltkrieg 1963<br />

veröffentliche kommerzielle Stadtplan des Heimat- und Verkehrsvereins wie<strong>der</strong>.<br />

Er zeigt (ohne den Wohnbereich Hohenheide) den Stand <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> zum Sommer 1958, da <strong>der</strong><br />

„Ulmenweg“ im Baugebiet Mühlenberg eingezeichnet ist, <strong>der</strong> im September benannte „Lerchenweg“ als<br />

Zuwegung zum Friedhof hingegen noch nicht. Siehe dazu Kopie im Anhang 1 lfd. Nr. 14


47<br />

eine Umlegung handelte, denn beide betroffenen Straßen, Lessing-, wie Hermann-Löns-<br />

Straße behielten ihre Namen bei.<br />

03.11.1949 Flie<strong>der</strong>weg<br />

03.11.1949 Rosenweg<br />

03.11.1949 Südstraße<br />

15.08.1950 Margueritenweg<br />

23.10.1951 Am Sonnenhang<br />

23.10.1951 Asternweg<br />

23.10.1951 Birkenweg<br />

23.10.1951 Tulpenweg<br />

19.06.1953 Grüner Weg<br />

19.06.1953 Im Wiesengrund<br />

01.07.1954 Akazienweg<br />

01.07.1954 Lindenweg<br />

01.07.1954 Nordstraße<br />

08.03.1955 Am Klingelbach<br />

27.09.1957 Amselweg<br />

27.09.1957 Dahlienweg<br />

27.09.1957 Elsternweg<br />

27.09.1957 Finkenweg<br />

22.04.1958 Ulmenweg<br />

27.09.1958 Lerchenweg<br />

05.04.1960 Mauritiusstraße<br />

02.11.1960 Drosselweg<br />

02.11.1960 Wachtelweg<br />

02.11.1960 Starenweg<br />

21.10.1963 Ahornweg<br />

21.10.1963 Fichtenweg<br />

20.04.1965 Am Sachsenwald<br />

20.04.1965 Menricusstraße<br />

12.10.1967 Gladiolenweg<br />

12.10.1967 Nelkenweg<br />

12.10.1967 Schlehweg<br />

<strong>Straßennamen</strong>verzeichnis für die Gemeinde (ab 1952 Titularstadt) Fröndenberg ohne<br />

die amtsangehörigen Gemeinden Stand 31.12.1967, fett hervorgehoben die neu<br />

benannten Straßen zwischen 1949 und 1967:<br />

(in Klammern die Überlieferung in den Akten des Bauamtes, ansonsten Datum des Gemein<strong>der</strong>ates/Stadtrates)<br />

Ahornweg (F), Ratsbeschluss vom 21.10.1963<br />

Akazienweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1954 (A 6879/8)<br />

Alleestraße (F)<br />

Am Klingelbach (F), Ratsbeschluss vom 8.3.1955 (A 6879/8)<br />

Am Sachsenwald (F), Ratsbeschluss vom 20.4.1965 (A 3659)<br />

Am Sonnenhang (F), Ratsbeschluss vom 23.10.1951 (A 6879/8)<br />

Am Steinbruch (F)<br />

Amselweg (F), Ratsbeschluss vom 27.9.1957 (A 6879/8)<br />

Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße (F)<br />

Ardeyer Straße (F)<br />

Asternweg (F), Ratsbeschluss vom 23.10.1951 (A 6879/8)<br />

Auf dem Krittenschlag (F)


48<br />

Auf dem Sodenkamp (F)<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit (F)<br />

B<br />

Bahnhofstraße (F)<br />

Bergstraße (F)<br />

Bertholdusstraße (F)<br />

Birkenweg (F), Ratsbeschluss vom 23.10.1951 (A 6879/8)<br />

Bismarckstraße (F)<br />

D<br />

Dahlienweg (F), Ratsbeschluss vom 27.9.1957 (A 6879/8)<br />

Drosselweg (F), Ratsbeschluss vom 2.11.1960 (A 3659) Hohenheide<br />

E<br />

Elsternweg (F), Ratsbeschluss vom 27.9.1957 (A 6879/8)<br />

Engelbertstraße (F)<br />

Eulenstraße (F)<br />

F<br />

Fichtenweg (F), Ratsbeschluss vom 21.10.1963<br />

Finkenweg (F), Ratsbeschluss vom 27.9.1957 (A 6879/8)<br />

Fischerssiepen (F)<br />

Flie<strong>der</strong>weg (F), Ratsbeschluss vom 3.11.1949 (A 6879/8)<br />

Freiheitstrasse (F)<br />

Friedhofstraße (F)<br />

Friedrich-Bering-Straße (F)<br />

G<br />

Gartenstraße (F)<br />

Gladiolenweg (F), Ratsbeschluss vom 12.10.1967 (A 3659)<br />

Goethestraße (F)<br />

Graf-Adolf-Straße (F)<br />

Grüner Weg (F), Ratsbeschluss vom 19.6.1953 (A 6879/8)<br />

H<br />

Haßleistrasse (F)<br />

Hengstenbergstraße (F)<br />

Hermann-Löns-Straße (F), erweitert um die „alte“ Lessingstra0e<br />

(Am ) Hirschberg (F)<br />

Hohenheide (F)<br />

I, J<br />

Im Schelk (F)<br />

Im Stift (F)<br />

Im Wiesengrund (F), Ratsbeschluss vom 19.6.1953, bis dahin Teil <strong>der</strong> Overbergstraße, die<br />

mit gleichem Datum verlegt wurde (A 6879/8)<br />

In den Telgen (F)<br />

In den Wächelten (F)<br />

In <strong>der</strong> Waldemey (F)<br />

Irmgardstraße (F)<br />

Jägertal (F), teilweise Umlegung laut Ratsbeschluss vom 19.6.1953 (A 6879/8) und<br />

Verlängerung nach Norden laut Ratsbeschluss vom 27.9.1957 (A 6879/8)<br />

K<br />

Karl-Wildschütz-Straße (F)<br />

Kirchplatz (F)


49<br />

Klusenweg (F) Umbenennung in Teilbereichen 1954 geplant, aber abgelehnt mit <strong>der</strong><br />

Begründung, dass „dies einer <strong>der</strong> ältesten Wege in Fröndenberg sei“ und<br />

daher keinesfalls umbenannt o<strong>der</strong> neubenannt werden dürfe (A 6879/8)<br />

Körnerstraße (F)<br />

L<br />

Lerchenweg (F), Ratsbeschluss vom 2.9.1958 (A 6879/8)<br />

Lessingstraße (F), neuer Verlauf, etwa zweihun<strong>der</strong>t Meter weiter westlich<br />

Lindenweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1954 (A 6879/8)<br />

Löhnbachstraße (F)<br />

M<br />

Magdalenenstraße (F)<br />

Margueritenweg (F), Ratsbeschluss vom 15.8.1950 (A 3659)<br />

Markt (F)<br />

Mauritiusstraße (F), Ratsbeschluss vom 5.4.1960 (A 6879/8)<br />

Menricusstraße (F), Ratsbeschluss vom 20.4.1965 (A 3659)<br />

Mühlenbergstraße (F)<br />

N, O<br />

Nelkenweg (F), Ratsbeschluss vom 12.10.1967<br />

Nordstraße (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1954 (A6879/8)<br />

Ostbürener Straße (F)<br />

Ostmarkstraße (F)<br />

Overbergstraße (F), abgeän<strong>der</strong>ter Verlauf laut Ratsbeschluss vom 19.6.1953 (A 6879/8)<br />

Q, R<br />

Querweg (F)<br />

Rosenweg (F), Ratsbeschluss vom 3.11.1949 (A 6879/8)<br />

Ruhrstraße (F)<br />

S, Sch<br />

Schillerstraße (F)<br />

Schlehweg (F) Ratsbeschluss vom 12.10.1967<br />

Schröerstraße (F)<br />

Schulstraße (F)<br />

Springstraße (F)<br />

Starenweg (F), Ratsbeschluss vom 2.11.1960 (A 3659) Hohenheide<br />

(Am) Steinufer (F)<br />

Südstraße (F), Ratsbeschluss vom 3.11.1949 (A 6879/8)<br />

Sümbergstraße (F), teilweise neuer Verlauf laut Ratsbeschluss vom 19.6.1953 (A 6879/8)<br />

T, U, V<br />

Tulpenweg (F), Ratsbeschluss vom 23.10.1951 (A6879/8)<br />

Ulmenweg (F), Ratsbeschluss vom 22.4.1958 (A 6879/8)<br />

Unnaer Straße (F)<br />

Vom-Stein-Straße (F)<br />

Von-Tirpitz-Straße (F)<br />

W<br />

Wachtelweg (F), Ratsbeschluss vom 2.11. 1960 (A 3659) Hohenheide<br />

Wasserwerkstraße (F)<br />

Westick (F)<br />

Westicker Heide (F)<br />

Westicker Straße (F)<br />

Wilhelm-Feuerhake-Straße (F)<br />

Wilhelm-Himmelmann-Platz (F)


50<br />

Exkurs 4<br />

Straßenbenennungen und die Heimatvertriebenen<br />

Im Folgenden geht es um <strong>Straßennamen</strong> im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Zuzugswelle <strong>der</strong> Heimatvertriebenen<br />

aus den deutschen Ostgebieten o<strong>der</strong> von Deutschstämmigen bewohnten Siedlungsgebieten<br />

in Polen, <strong>der</strong> Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien und an<strong>der</strong>en<br />

Gebieten, die massiv ab Frühjahr 1946 im Kreisgebiet Unna einsetzte, nachdem zunächst <strong>der</strong><br />

Ruhrkohlenbezirk und direkt angrenzende Regionen für Zuzüge jeglicher Art gesperrt worden<br />

waren.<br />

Nach unterschiedlich hoch ausgefallenen Schätzungen und Berechnungen wurden zwischen<br />

10 und 15 Mio. Menschen aus ihren angestammten Wohngebieten zwischen Ende 1944 und<br />

Ende 1949 vertrieben, von denen etwa 2,5 Mio. während <strong>der</strong> Flucht starben, ermordet<br />

wurden o<strong>der</strong> bereits an ihren angestammten Wohnsitzen ermordet o<strong>der</strong> von dort in die<br />

UDSSR verschleppt wurden. Während etwa ¼ <strong>der</strong> Heimatvertriebenen in Mitteldeutschland<br />

untergebracht wurde, gelangten ¾ in die britische und amerikanische Besatzungszone, später<br />

auch in die französische Zone. 1<br />

Manche Transporte kamen direkt nach Westfalen, an<strong>der</strong>e Personengruppen hatten vorher in<br />

Bayern, Nie<strong>der</strong>sachsen und beson<strong>der</strong>s in Schleswig-Holstein Aufnahme gefunden, wurden<br />

aber „weitergeleitet“, da die genannten Aufnahmeräume bereits hoffnungslos durch Flüchtlinge<br />

übervölkert waren und die Versorgung <strong>der</strong> Heimatvertriebenen wie auch <strong>der</strong>en dauerhafte<br />

Integrierung, Bereitstellung von Arbeitsplätzen etc. nicht zu bewältigen war. 2<br />

Zwischen 1950 und 1961 flüchtete mindestens ein Drittel <strong>der</strong> auf dem Gebiet <strong>der</strong> DDR zunächst<br />

untergekommnene Heimatvertriebenen weiter in Richtung Bundesrepublik o<strong>der</strong> West-<br />

Berlin. 3<br />

Bereits ab 1947 sind im Kreisgebiet Unna Straßenbenennungen mit diesem Bezugsrahmen<br />

nachweisbar. 4 Dokumentiert werden sollte damit die Verbundenheit <strong>der</strong> Städte mit ihren<br />

Neubürgern und ihrem Schicksal, dienten aber auch <strong>der</strong> manifestierten Erinnerung zur Aufrechterhaltung<br />

des Anspruchs auf Rückkehr und im Kalten Krieg als bleibende Erinnerung an<br />

die völkerrechtswidrige Vertreibung aus den seit 1945/46 kommunistisch regierten Län<strong>der</strong>n<br />

Osteuropas.<br />

Auch die einheimische Bevölkerung sollte durch diese <strong>Straßennamen</strong> an die Herkunft <strong>der</strong><br />

neuen Mitbürger dauerhaft erinnert werden, wie auch in <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung <strong>der</strong> Gedanke<br />

an eine Wie<strong>der</strong>vereinigung in den Grenzen von 1937 und ein „gesamtdeutsches Denken“<br />

wachgehalten werden sollte, was sich jedoch mit den Jahren durch die gewachsenen<br />

Realitäten und <strong>der</strong> europäischen Nachkriegsordnung zunehmend als illusorisch und<br />

wirklichkeitsfremd erwies.<br />

1 Erst relativ spät, im Frühjahr 1948, begann auch <strong>der</strong> Zuzug von Heimatvertriebenen in die französische<br />

Besatzungszone, die sich bis dahin unter manchen Vorwänden aber auch wegen massiver<br />

Versorgungsprobleme in den ihnen zugewiesenen südwestdeutschen Regionen strikt geweigert hatte,<br />

Flüchtlinge aufzunehmen. In die späteren Bundeslän<strong>der</strong> Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurden<br />

mehrheitlich aus Ungarn, Jugoslawien und den südlichen sudetendeutschen Siedlungsgebieten stammende<br />

Personen eingewiesen, die oft bereits aus ihrer Heimat ausgewiesen, in österreichischen Übergangslagern<br />

untergebracht worden waren. In den fünfziger Jahren wan<strong>der</strong>ten aber auch in geringer Zahl Pommern, Schlesier<br />

und Ostpreußen zu, die zuvor in Nordwestdeutschland Aufnahme gefunden hatten.<br />

2 Beson<strong>der</strong>s gravierend im landwirtschaftlich strukturierten Schleswig-Holstein, wo beson<strong>der</strong>s viele Vertriebene<br />

durch die Schiffsevakuierungen <strong>der</strong> letzten Kriegsmonate aus dem Memelgebiet, aus Ostpreußen und Pommern<br />

gelandet waren.<br />

3 Wobei es hier oft schwierig ist zu differenzieren zwischen den zwangsweise Ausgesiedelten und Vertriebenen<br />

und den mehr o<strong>der</strong> weniger freiwillig aus <strong>der</strong> Sowjetzone geflüchteten Menschen, die aus eigenem Willen<br />

wegen vermeintlicher o<strong>der</strong> echter politischer Verfolgung und/o<strong>der</strong> wirtschaftlichen Gründen flüchteten.<br />

4 Breslau und Danzig, I. Kant und G. Hauptmann traten an die Stelle von York und Roon, des König und des<br />

Kronprinzen. Quelle: Amtliche Bekanntmachungen <strong>der</strong> Militärregierung vom 18.1.1947


51<br />

Heute, 60 Jahre nach <strong>der</strong> Vertreibung, beginnt eine Neubewertung <strong>der</strong> Vertriebenenfrage<br />

beson<strong>der</strong>s hinsichtlich <strong>der</strong> seelischen und psychologischen Beschädigungen, die <strong>der</strong> einzelne<br />

Mensch o<strong>der</strong> ganze Gruppen durch Flucht und Vertreibung erlitten haben. Dabei geht es auch<br />

oft um „Verletzungen“, die den vertriebenen Menschen erst nach <strong>der</strong> Flucht in <strong>der</strong> „neuen<br />

Heimat“ zugefügt wurden durch Unverständnis, Ablehnung und Hartherzigkeit angesichts <strong>der</strong><br />

eigenen schwierigen Situation seitens <strong>der</strong> Eingesessenen in den ersten Nachkriegsjahren.<br />

Vielfach wird Rückschau gehalten und dabei ist auch die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Straßenbenennungen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Verhin<strong>der</strong>ung ein kleiner Mosaikstein hin zu einer Gesamtbewertung.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung in Fröndenberg<br />

Der Heimatvertreibung wurde bis 1958 mit nur einer Straße, <strong>der</strong> Schlesierstraße im heutigen<br />

Stadtteil Ardey, gedacht. 5 Allerdings gab es an<strong>der</strong>e Vorstellungen und Planungen wie im Folgenden<br />

aufgezeigt werden soll.<br />

Erstaunlich ist, dass bis 1958 zunächst einmal gar nichts passierte, obwohl <strong>der</strong> Amtsbezirk<br />

Fröndenberg 1949 mit nahezu 28 % Anteil von Heimatvertriebenen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung<br />

die Spitzenposition im Kreis Unna einnahm. Wie unterschiedlich die Verteilung <strong>der</strong><br />

Heimatvertriebenen auf das Gebiet <strong>der</strong> drei westlichen Besatzungszonen war, wird deutlich,<br />

wenn man die Zahlen aus <strong>der</strong> französischen Zone betrachtet, <strong>der</strong>en Militärregierung sich bis<br />

1947 strikt weigerte überhaupt Heimatvertriebene aufzunehmen. Erst ab Spätherbst 1947<br />

wurden hier in den späteren Bundeslän<strong>der</strong>n Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auf<br />

Drängen <strong>der</strong> übrigen Besatzungsmächte die Heimatvertriebenen aus Südosteuropa (Ungarn,<br />

Rumänien und Jugoslawien) aufgenommen, die zu diesem Zeitpunkt zumeist in Auffanglagern<br />

Österreichs Zuflucht gefunden hatten. Hier lag <strong>der</strong> prozentuale Anteil <strong>der</strong> Heimatvertriebenen<br />

in Ämtern mit vergleichbarer Bevölkerungsdichte bei höchstens 7 %, in <strong>der</strong><br />

Regel unter 5 % <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung. 6<br />

Eine Schlesierstraße in Ardey<br />

Grund für die zögerliche Straßenbenennung war im Amt Fröndenberg <strong>der</strong> relativ späte Beginn<br />

von Neubausiedlungen und die zunächst schnelle Unterbringung <strong>der</strong> Heimatvertriebenen in<br />

privaten Wohnungen und später in eigenen meist kommunalen Häusern über den gesamten<br />

Amtsbezirk verteilt, so dass erst spät eine Siedlerbewegung <strong>der</strong> Heimatvertriebenen entstand,<br />

bzw. mit <strong>der</strong> Ausnahme von Ardey keine Siedlungstätigkeit <strong>der</strong> Heimatvertriebenen in<br />

geschlossenen Neubau-Siedlungsgebieten erfolgte, die eine Namensgebung nach ihrer Herkunft<br />

logisch zur Folge hätte haben können.<br />

Am Rande erwähnt, dass von Seiten <strong>der</strong> Gemeinde- und Amtsverwaltung in <strong>der</strong> heutigen<br />

Kernstadt auch nach Aussage von Zeitzeugen eine solche Siedlungspolitik bis in die 60er<br />

Jahre nicht unbedingt geför<strong>der</strong>t worden sei. „Man solle froh sein, überhaupt ein Dach über<br />

dem Kopf bekommen zu haben“, so die kolportierte Aussage einer Amtsperson, die sich nicht<br />

schriftlich in den Akten wie<strong>der</strong>findet, aber als im Gedächtnis haften gebliebene Kernaussage<br />

zur sozialen Situation <strong>der</strong> Heimatvertriebenen an dieser Stelle Erwähnung finden soll. 7<br />

In einem handschriftlichen Brief, unterzeichnet von Alfred Schreiber und Fritz Langner, vom<br />

9.September 1958 wird die Gemeindeverwaltung in Ardey gebeten, auf Wunsch aller<br />

5 Hinsichtlich <strong>der</strong> in Dellwig benannten Eichendorffstraße ist kein direkter Bezug zur Ansiedlung von<br />

Ostvertriebenen nachzuweisen; eher <strong>der</strong> Wunsch, zusammen mit <strong>der</strong> Nennung von H.Löns ein wenn auch<br />

kleines eigenes „Dichterviertel“ im Gemeindegebiet als Zeichen <strong>der</strong> Kulturverbundenheit zu besitzen.<br />

6 Ohne das heute gute Verhältnis zu Frankreich damit unnötig belasten zu wollen, muss deutlich gesagt werden,<br />

dass es zunächst die Franzosen waren, die eine Gesamtregierung <strong>der</strong> vier Siegermächte über Deutschland im<br />

alliierten Kontrollrat ständig torpedierte, Son<strong>der</strong>recht beanspruchte und gemeinsame Entscheidungen<br />

behin<strong>der</strong>te. Erst ab 1948 übernahm die Sowjetunion diese Rolle des „Störfaktors“ mit dem sich abzeichnenden<br />

Ost-West-Konflikt und Frankreichs Annäherung an die amerikanisch-britischen Positionen.<br />

7 Gespräch mit <strong>der</strong> Vorsitzenden des Bundes <strong>der</strong> Heimatvertriebenen in Fröndenberg, Frau M.Janotta aus<br />

Schlesien stammend.


52<br />

unterzeichnenden Neusiedler, die Straße an <strong>der</strong> Nebenerwerbssiedlung vom Heideweg nach<br />

Süden abzweigend, „Schlesierstraße“ zu benennen.<br />

<strong>Die</strong> Gemeindevertretung entsprach auf ihrer Sitzung vom 16. September 1958 dem vorgetragenen<br />

Wunsch und verkündete mit öffentlichem Aushang vom 28. Januar 1959 diese<br />

Benennung <strong>der</strong> Flurstücke 7 und 248 <strong>der</strong> Ardeyer Flur Nummer 2. 8<br />

Jahre später, im ersten Halbjahr 1969 stand die Benennung <strong>der</strong> Straßen im Baugebiet<br />

Mühlenberg-West in Fröndenberg im Mittelpunkt <strong>der</strong> Beratungen des Wegebau- und<br />

Friedhofsausschusses und beschäftigte auch die gebildete Son<strong>der</strong>kommission dieses<br />

Ausschusses, <strong>der</strong> sich intensiv um einen Konsens <strong>der</strong> Um- und Neubenennungen im Zuge <strong>der</strong><br />

kommunalen Gebietsreform bemühte. Vorgeschlagen wurde die Benennung nach Personen<br />

<strong>der</strong> deutschen Wi<strong>der</strong>standsbewegung gegen das NS-Regime.<br />

In einer Stellungnahme <strong>der</strong> CDU-Ratsfraktion vom 18.6.1969 heißt es zum Vorschlag des o.g.<br />

Son<strong>der</strong>ausschusses: 9<br />

„Es ist jedoch eine Tatsache, dass die meisten <strong>der</strong> genannten Namen <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

nicht bekannt sind (...) <strong>Die</strong> CDU-Fraktion (...) beantragt, die Straßen nach Orten zu<br />

benennen, die hinter dem eisernen Vorhang bzw. hinter <strong>der</strong> O<strong>der</strong>-Neiße-Grenze liegen. Damit<br />

würde man Namen wählen, die Je<strong>der</strong>mann bekannt sind (...) Zum an<strong>der</strong>en könnte damit<br />

erreicht werden, dass auch in den jungen Menschen unserer Stadt die Erinnerung an diese<br />

alten deutschen Städte wachgehalten wird. Im übrigen würden es sicherlich alle Heimatvertriebenen<br />

begrüßen, wenn man durch diese Straßenbenennungen ihrer alte Heimat<br />

gedenken würde.“<br />

Für die Hauptstraße durch das neue Wohngebiet schlug die CDU-Fraktion den Namen „Berliner<br />

Straße“ vor und für die übrigen Straßen eine Benennung nach den Städten Königsberg,<br />

Breslau, Danzig, Stettin, Oppeln und Liegnitz.<br />

Dem Antrag lag ein Schreiben des „Wochendienstes des Gemeindetages Westfalen-Lippe“<br />

vom 24.Juni 1963 bei, in dem die Städte und Gemeinden durch den Bundesminister für<br />

gesamtdeutsche Fragen gebeten werden, auf Grund des 10jährigen Gedenkens an den<br />

Volksaufstand in <strong>der</strong> Sowjetzone im Juni 1953 in je<strong>der</strong> Stadt und Gemeinde eine Straße nach<br />

„<strong>der</strong> alten Reichshauptstadt“ zu benennen, sowie mittel- und ostdeutsche Städte bei <strong>der</strong><br />

Straßenbenennung angemessen zu berücksichtigen. 10<br />

Trotzdem beschloss die Ratsversammlung noch am gleichen Tag (18.6.1969) einstimmig,<br />

(also auch mit den Stimmen <strong>der</strong> CDU!) die Benennung nach dem Vorschlag <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>kommission.<br />

Mit Einstimmigkeit wurde aber auch beschlossen, in <strong>der</strong> nächsten zu bauenden<br />

geschlossenen Siedlung im Stadtgebiet Namen ostdeutscher Städte zu berücksichtigen.<br />

<strong>Die</strong>ser zweite Teil des Ratsbeschluss vom 18.6.1969 wurde konkret aktuell, als in <strong>der</strong> Sitzung<br />

des Wegebau- und Friedhofsausschusse am 20.August 1973 die Beratung über die Benennung<br />

<strong>der</strong> Neubaustraßen im Bereich <strong>der</strong> Bebauungspläne 15 und 16 (Hohenheide Ost und Mitte)<br />

anstand. Der Ausschuss schlug <strong>der</strong> Verwaltung auf <strong>der</strong> Basis eigener Vorschläge und damit<br />

mittelbar auch dem politischen Gremium des Stadtrates die Benennung <strong>der</strong> Straßenzüge im<br />

Bebauungsplan 17 nach Namen ostpreußischer Städte und dazu analog für die Benennung <strong>der</strong><br />

Straßen im Bereich des Bebauungsplans 16 mit Namen schlesischer Städte vor.<br />

Königsberg, Tilsit, Lötzen, Angerburg, Memel, Allenstein und Tannenberg, Breslau,<br />

Waldenburg, Glatz, Leobschütz, Annaberg, Gleiwitz, Reichenberg, Kreisau, Brieg,<br />

Oppeln und Bunzlau standen zur Auswahl.<br />

Nach, wie es im Protokoll heißt, kurzer Beratung befürwortete <strong>der</strong> Ausschuss einstimmig die<br />

von <strong>der</strong> Verwaltung in ihrer Vorlage dem Ausschuss vorgeschlagene Straßenbezeichnungen<br />

nach den Städten Königsberg, Memel und Tannenberg, sowie Breslau, Waldenburg,<br />

Glatz und Gleiwitz.<br />

8<br />

9<br />

Antrag und Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss siehe Anhang 1 lfd. Nr. 15<br />

Siehe in Kopie Anlage 1 lfd. Nr. 16<br />

10 Siehe in Kopie Anlage 1 lfd. Nr. 17


53<br />

Damit hätte es sein Bewenden haben können, wäre da nicht eine Initiative <strong>der</strong> Anwohner<br />

unter Fe<strong>der</strong>führung von Gerhard Ramme auf den Plan getreten, die mit Schreiben vom<br />

12.September 1973 ihrerseits Vorschläge unterbreitete. Naturkundliche Benennungen sollten<br />

Berücksichtigung finden, ohne dass Ramme in seinem Brief zunächst konkret die Benennung<br />

nach ostdeutschen Städten kritisierte o<strong>der</strong> in Frage stellte.<br />

In <strong>der</strong> Stadtratssitzung vom 24.9.1973 wurde dem „Eingang neuer Anregungen“ statt gegeben<br />

und die Vorlage <strong>der</strong> Verwaltung auf Benennung nach ostdeutschen Städtenamen von <strong>der</strong><br />

Tagesordnung abgesetzt und zur weiteren Beratung an die Ausschüsse und Fraktionen zurück<br />

verwiesen.<br />

Am 19.12.1973 beschloss jedoch <strong>der</strong> Wegebau- und Friedhofsausschuss nach Rücksprache<br />

mit den Fraktionen die Beibehaltung ihres ursprünglichen Vorschlages, „da die von Herrn<br />

Ramme unterbreiteten Vorschläge bei <strong>der</strong> Bevölkerung keinen Anklang finden würden...“ 11<br />

Doch die Anwohner ließen sich nicht einschüchtern und untermauerten ihre Gegenvorschläge<br />

mit Schreiben vom 6. Februar 1974 „im vollen Verständnis dafür, dass man die Erinnerung an<br />

die ehemaligen Ostgebiete aufrecht erhalten wolle“ aber die Benennung gerade dieser Straßen<br />

für vollkommen ungeeignet halte. „<strong>Die</strong> beabsichtigten (ostdeutschen) <strong>Straßennamen</strong> haben<br />

keinen Bezug zur Örtlichkeit. Kulturgeschichte, Geografie und Natur dieses (<strong>Fröndenberger</strong>)<br />

Raumes bieten dagegen viele Möglichkeiten für eine Namensgebung.“<br />

Der erneute Vorstoß schließt mit <strong>der</strong> Bemerkung, doch in Zukunft sachverständige und<br />

ortskundige Bürger in die Straßenbenennungskommissionen zu berufen.“ Kulturhistorisch für<br />

den Raum bedeutsame <strong>Straßennamen</strong> seien schon aus dem Stadtplan ohne Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Einflussnahme durch die Bürger und Anwohner verschwunden. Konkret wird Bezug<br />

genommen auf die 1933 umbenannte „Münzfundstraße“ in Westick.<br />

Ortsbezug statt Ostbezug<br />

Unter dieser Überschrift vermeldete die „Westfälische Rundschau“ vom 10.4.1974 den<br />

erfolgreichen Einspruch <strong>der</strong> Anwohner bei <strong>der</strong> neuen Erarbeitung einer Beschlussvorlage für<br />

den Rat im Wegebau- und Friedhofsausschuss und entsprechend wurde auf <strong>der</strong> Ratssitzung<br />

vom 5.6.1974 die Benennung <strong>der</strong> Straßen nach den Vorschlägen <strong>der</strong> Anwohner beschlossen.<br />

Hasensprung und Dachsleite, In <strong>der</strong> Sasse, Erlengrund und Löhnquelle behielten gegenüber<br />

Königsberg und Breslau die Oberhand.<br />

Ein bislang letzten Vorstoß unternahm am 28. Februar 1984 die Sprecherin des Gemeindebeirats<br />

für Vertriebene- und Flüchtlingsfragen Frau Margarete Janotta, selber eine<br />

Heimatvertriebene aus Schlesien. Sie bat Stadtdirektor Rebbert um Genehmigung und<br />

Befürwortung einer Reihe von Vorschlägen und Anträgen zur angemessenen Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Heimatvertriebenen in <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg, so u.a. den<br />

Antrag auf „Benennung von Straßen, Plätzen und Gebäuden in <strong>der</strong> Stadt mit Namen, welche<br />

in Beziehung zu bringen sind mit den Provinzen, Städten und Personen in Ost- und Mitteldeutschland.“<br />

Obwohl ein gleichfalls beantragtes Faltblatt mit Informationen über die Herkunft<br />

und die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Heimatvertriebenen verwirklicht wurde, blieb <strong>der</strong> weitere<br />

Wunsch nach Benennung von Straßen und Wegen nach Herkunftsorten <strong>der</strong> Heimatvertriebenen<br />

in Fröndenberg unverwirklicht.<br />

Ausblick<br />

Der Rückgang <strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> damit einhergehende Rückgang von Neubausiedlungen,<br />

die inzwischen als abgeschlossen zu betrachtende Integration <strong>der</strong> Heimatvertriebenen<br />

sowie die nach <strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung von West- und Mitteldeutschland völkerrechtlich<br />

endgültig anerkannte Westgrenze Polens sind Gründe dafür, dass es auch in Zukunft<br />

in Fröndenberg bei dieser Situation bleiben wird Allerdings könnten Städtepartnerschaften<br />

mit Osteuropa und ein gesamteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl hier neue Akzente<br />

setzen, dann aber unter gänzlich an<strong>der</strong>en Voraussetzungen als in den Jahren nach 1945<br />

11 Eine Begründung für diese Annahme wurde nicht mitgeliefert, bzw. ist nicht in den Akten auffindbar


54<br />

F. <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> in den amtsangehörigen<br />

Gemeinden bis 1967<br />

Bis zum 31.12.1967 bestand <strong>der</strong> Amtsverbund zwischen dem Hauptort Fröndenberg und vier<br />

zehn amtsangehörigen Gemeinden.<br />

Zum 01.01.1968 wurde dieser Amtsverbund aufgelöst, die Gemeinden Billmerich und Kessebüren<br />

<strong>der</strong> Stadt Unna zugeordnet.<br />

Somit verblieben <strong>der</strong> neu gebildeten Stadt Fröndenberg zwölf ehemals selbständige<br />

Gemeinden als zukünftige Stadtteile, wobei Langschede, Dellwig und Ardey sich bereits im<br />

Jahr 1966 zu einer Großgemeinde Langschede zusammengeschlossen hatten. <strong>Die</strong>ser Verbund<br />

wurde mit <strong>der</strong> Neubildung <strong>der</strong> Stadt zum 1.1.1968 wie<strong>der</strong> aufgelöst.<br />

Wie im Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit aufgezeigt wird, gab es bis zum 31.12.1967 in<br />

den Gemeinden:<br />

Altendorf<br />

Bausenhagen<br />

Bentrop<br />

Ostbüren<br />

Stentrop<br />

und Warmen<br />

keine mit Namen benannten Straßen. <strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> dieser Gemeinden<br />

(Stadtteile) beginnt also erst am 1.1.1968 mit dem Planungsbeginn <strong>der</strong> Umbenennungs- und<br />

Benennungsphase, die im o.a. Hauptteil G beschrieben wird und mit Inkrafttreten aller<br />

Än<strong>der</strong>ungen und Neuerungen zum 1.1.1971 beendet wurde.<br />

Das vorliegenden Kapitel widmet sich somit <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> in den übrigen<br />

Amtsgemeinden:<br />

Ardey<br />

Dellwig<br />

Frömern<br />

Frohnhausen<br />

Langschede<br />

und Strickherdicke<br />

Mit Ausnahme des ganz im Westen des Stadtgebietes liegenden Stadtteils Altendorf ergibt<br />

sich bei <strong>der</strong> chronologischen <strong>Straßennamen</strong>geschichte eine klare West-Ost-Teilung des<br />

Stadtgebietes. Alle östlich liegenden Gemeinden, mit Ausnahme von Frohnhausen<br />

unmittelbar in <strong>der</strong> Nachbarschaft des Hauptortes Fröndenberg gelegen, hatten bis 1967 keine<br />

<strong>Straßennamen</strong>, alle Gemeinden im stärker von <strong>der</strong> In-dustrie geprägten 1 westlichen Amtsbezirk<br />

einschließlich <strong>der</strong> genau nördlich von Fröndenberg liegenden Gemeinde Frömern,<br />

weisen ab den 1920er Jahren bzw. mit den Jahren zwischen 1945 beginnend und 1960<br />

endend, Straßenbenennungen auf.<br />

Im Gegensatz zum Hauptort Fröndenberg ist die Ausgangs- und Quellenlage hinsichtlich <strong>der</strong><br />

amtsangehörigen Gemeinden schlechter, da im Stadtarchiv Fröndenberg die Überlieferung <strong>der</strong><br />

Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle lückenhaft o<strong>der</strong> nur teilweise in Abschrift überliefert ist.<br />

Zurückgegriffen werden kann auf die Überlieferung des Bauamtes und des Einwohnermeldeamtes<br />

<strong>der</strong> Amtsverwaltung in Fröndenberg und die Ergänzungsüberlieferung, wie auch auf<br />

1 Siehe dazu auch Teil A4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit; hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf die im<br />

westlichen Amtsgebiet verlaufende einzige Straße von überörtlicher Bedeutung, sowie auf den höheren<br />

Erschließungsgrad mittels <strong>der</strong> Eisenbahn ab dem Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, sowie auf die räumliche Nähe zum<br />

Ballungsraum Schwerte-Hagen-Unna des westlichen Amtsbezirks gegenüber seinem östlichen Teil.


55<br />

die sporadischen Veröffentlichungen von Straßenbe- und Umbenennungen im Amtsblatt <strong>der</strong><br />

preußischen Regierung zu Arnsberg.<br />

Auf Unterlagen aus dem Kreisarchiv in Unna (Katasteramt und Bauamt), die zudem für die<br />

Zeit vor 1945 im Staatsarchiv Münster liegt, konnte aus zeitlichen Gründen für diese Arbeit<br />

nicht zurückgegriffen werden.<br />

Für die vollständige Ausnutzung aller eventuell noch nicht erschlossenen Quellen ergibt sich<br />

auch nach Abschluss dieser Arbeit für das Thema <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> <strong>Straßennamen</strong> noch<br />

weiterer Forschungsbedarf.<br />

In zeitlicher Reihenfolge kann auf Grund des vorliegenden Quellenmaterials für die o.a. Gemeinden<br />

die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> wie folgt dargestellt werden:<br />

Gemeinde Langschede vor 1968<br />

<strong>Die</strong> Überlieferung von <strong>Straßennamen</strong> in dieser Gemeinde beginnt mit <strong>der</strong> Erwähnungen im<br />

Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten in den Protokollen des Gemein<strong>der</strong>ates 2 1927 mit <strong>der</strong><br />

„Oststraße“ und <strong>der</strong> „Bahnhofsstraße“, sowie 1930 mit <strong>der</strong> „Mühlenstraße“ und<br />

„Gartenstraße“. Ein Datum für die Erstbenennung kann in den Protokollen nicht ermittelt<br />

werden, eine Benennung vor 1918 erscheint jedoch unwahrscheinlich.<br />

Im Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen Regierung zu Arnsberg wird die Benennung <strong>der</strong> „Ostmarkstraße“<br />

per 9.Juni 1938 bekannt gegeben. Hierbei handelte es sich um die Benennung einer<br />

noch unbebauten Straße, die im Mai 1937 in den Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen im Zuge <strong>der</strong><br />

Erschließungsarbeiten noch mit „Feldstraße“ bezeichnet wird.<br />

Im Zeitraum 1936 und 1938 ist vom Ausbau <strong>der</strong> Bahnhofsstraße und <strong>der</strong> Gartenstraße die<br />

Rede; hier ist die Zwangsenteignung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tausch von Grindstücken zwecks „Erbreiterung“<br />

dieser Straßen nachgewiesen. 3<br />

In einer Liste <strong>der</strong> durch das Hochwasser <strong>der</strong> Möhnekatastrophe geschädigten Familien mit<br />

Angabe <strong>der</strong> Namen, des Alters und <strong>der</strong> Anschrift vom Mai 1943 werden die Oststraße, die<br />

Mühlenstraße, die Bahnhofsstraße und <strong>der</strong> „Markt“ genannt. Alle Geschädigten mit Ausnahme<br />

eines Geschädigten in einem einzelnen Gebäude an <strong>der</strong> Ruhr wohnten an benannten<br />

Straßen.<br />

<strong>Die</strong> Oststraße steht auch im Zusammenhang mit <strong>der</strong> ersten Nachkriegsüberlieferung zu den<br />

Langsche<strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> in einer Akte 4 des Einwohnermeldeamtes. Am 19. August 1949<br />

wird <strong>der</strong> Kreisverwaltung und dem Langsche<strong>der</strong> Postamt die Umbenennung eines Teils <strong>der</strong><br />

„Oststraße“ in „Kreisstraße“ für das Jahr 1949 5 gemeldet. <strong>Die</strong> gleiche Akte gibt Auskunft<br />

über die Benennung <strong>der</strong> drei ersten Straßen im Neubaugebiet <strong>der</strong> Mannesmann-Siedlung im<br />

Dezember 1952. Der Gemein<strong>der</strong>at vergibt am 12.12.1952 die <strong>Straßennamen</strong> „Ruhrblick“,<br />

„Im Heimgarten“ und „Sonnenstraße“.<br />

Für den Jahresbeginn 1963 gibt es eine Nachweisung aller <strong>Straßennamen</strong> im Amtsbezirk für<br />

eine Anfrage <strong>der</strong> „Westfälischen-Provinzial-Feuerversicherung“ vom 2.11.1962. Reichlich<br />

einen Monat später schickte Amtsdirektor Klammer die angefor<strong>der</strong>te Liste nach Münster.<br />

Für Langschede werden hier die folgenden <strong>Straßennamen</strong> gemeldet (in Klammern die nachgewiesenen<br />

o<strong>der</strong> vermuteten Daten <strong>der</strong> Erstbenennung)<br />

Bahnhofstraße (vor 1927)<br />

Gartenstraße (vor 1930)<br />

Im Heimgarten (1952)<br />

Kreisstraße (ab 1949 für einen Teil <strong>der</strong> Oststraße)<br />

Markt (im Prinzip seit seines Bestehens im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t)<br />

2 StaF, Bestand A 240<br />

3 StaF, Bestand A 5434 und A 5839<br />

4 StaF, Bestand A 3659<br />

5 StaF, Bestand A 6879-9; auch <strong>der</strong> übrige Teil <strong>der</strong> Oststraße muss bereits vor 1968 umbenannt worden sein, da<br />

dieser Name, <strong>der</strong> nicht wegen einer etwaigen Doppelbesetzung hätte 1968-1970 geän<strong>der</strong>t werden müssen, in<br />

<strong>der</strong> kompletten <strong>Straßennamen</strong>liste vom Dezember 1970 nicht mehr vertreten ist.


56<br />

Mühlenstraße (vor 1930)<br />

Nordstraße (wahrscheinlich vor 1930)<br />

Ostmarkstraße (1938)<br />

Oststraße (teilweise 1949, zu einem späteren Zeitpunkt komplett in „Kreisstraße“ umbenannt)<br />

Ruhrblick (1952)<br />

Schulstraße (wahrscheinlich vor 1930)<br />

Sonnenstraße (1952)<br />

und Unnaer Straße (Bundesstraße 233 Unna-Iserlohn vom Ortseingang bis zur Ruhrbrücke)<br />

Im Jahr 1961 wurde die Hausnummerierung in <strong>der</strong> „Bahnhofstraße“. <strong>der</strong> „Unnaer Straße“<br />

neu geregelt und vereinheitlicht; bereits in <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung vom 6.11.1953 war dies<br />

für die „Gartenstraße“ beschlossen worden und für 1965 ist die Benennung <strong>der</strong> Straße „Auf<br />

<strong>der</strong> Kisse“ nachgewiesen.<br />

In <strong>der</strong> kurzen Zeit <strong>der</strong> Existenz <strong>der</strong> Großgemeinde Langschede (Langschede, Ardey und<br />

Dellwig) ab dem 1.8.1964 wurden keine Straßen umbenannt, obwohl es doppelte, teils sogar<br />

dreifache <strong>Straßennamen</strong> gegeben hat. Wohl wurden im Gemein<strong>der</strong>at und im neu gebildeten<br />

Wegebauausschuss <strong>der</strong> „Großgemeinde“ entsprechende Überlegungen angestellt und bereits<br />

Vorschläge erarbeitet, aber Bürgermeister Göbel setzte sich damit durch, dass im Postverkehr<br />

und bei an<strong>der</strong>weitig notwendigen Adressangaben die Ortsnamen Langschede, Langschede-<br />

Dellwig o<strong>der</strong> Langschede-Ardey zu verwenden seien.<br />

So behielten die gleichlautenden Straßen <strong>der</strong> Großgemeinde bis zur Umbenennungsphase<br />

1968-1970 ihre Namen bei.<br />

Neu hinzu kamen noch vor 1968 6 fünf <strong>Straßennamen</strong> in einem neuen Wohngebiet nördlich<br />

<strong>der</strong> Schule; „Drosselstiege“, „Amselweg“ „Finkenweg“ und „Am Ufer“, sowie die diese<br />

vier Straßen erschließende Wohnstraße „Zur Haar“.<br />

Somit ergibt sich ein Gesamtbestand zum 31.12.1967 vor Einglie<strong>der</strong>ung in die neue Stadt<br />

Fröndenberg von 18 <strong>Straßennamen</strong>:<br />

Am Ufer<br />

Amselweg<br />

Auf <strong>der</strong> Kisse<br />

Bahnhofstraße<br />

Drosselstiege<br />

Finkenweg<br />

Gartenstraße<br />

Im Heimgarten<br />

Kreisstraße<br />

Markt<br />

Mühlenstraße<br />

Nordstraße<br />

Ostmarkstraße<br />

Ruhrblick<br />

Schulstraße<br />

Sonnenstraße<br />

Unnaer Straße<br />

Zur Haar<br />

Zur weiteren Entwicklung 1968 bis 1970 in Langschede siehe Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit, ab 1971 im Hauptteil I.<br />

6 Trotz intensiver Suche in den Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen und <strong>der</strong> Überlieferung des Amtsbauamtes ist ein<br />

Erstbenennungsdatum für diese geschlossene Neubausiedlung nicht zu ermitteln.


57<br />

Gemeinde Ardey vor 1968<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde Ardey nördlich <strong>der</strong> Industriegemeinde Langschede gelegen, ist nach dieser die<br />

zweite Gemeinde, die in chronologischer Folge mit <strong>der</strong> Vergabe von <strong>Straßennamen</strong> begonnen<br />

hatte. Nachgewiesen ist dies durch eine Veröffentlichung im Amtsblatt <strong>der</strong> Preußischen<br />

Regierung zu Arnsberg aus dem Jahr 1938. Hier heißt es unter <strong>der</strong> laufenden Nummer 1237:<br />

„Auf Vorschlag des Gemeindebürgermeisters in Ardey gebe ich hiermit dem „Schwarzen<br />

Weg“ in Ardey den Namen „Ostmarkstraße“, Unna, den 1.10.1938, Der Landrat als<br />

Kreispolizeibehörde“. Ob auf „Vorschlag“ gemäss dem Führerprinzip <strong>der</strong> Ortsbürgermeister<br />

auch die vor 1949 nachgewiesenen an<strong>der</strong>en <strong>Straßennamen</strong> bereits vor 1945 vergeben hat,<br />

kann nicht nachgewiesen werden, da die Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle <strong>der</strong> Gemeinde zwischen<br />

1934 und 1946 nicht überliefert sind; auch die Überlieferung im Amtsbauamt <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong><br />

Verwaltung enthält dazu keinen Hinweis.<br />

Zumindest eine Ausschil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Straßen wird es vor 1959 nicht gegeben haben, da erst<br />

nach Bekanntgabe eines Gemein<strong>der</strong>atsbeschlusses vom 16.7.1959 „die Umbenennung und<br />

Neubenennung von Straßen und Wohngrundstücken“ betreffend 7 beim Handwerksbetrieb<br />

Holtmann in Fröndenberg 8 am 30.12.1960 eine aufgegebene Bestellung 9 von Schil<strong>der</strong>n mit<br />

Rechnung an die Amtsverwaltung erfolgt, die auch ein Schild „Ostmarkstraße“ enthält. Eine<br />

Beschil<strong>der</strong>ung vor 1959/60 erscheint deswegen sehr unwahrscheinlich. Erst im März 1961<br />

bestätigt Bürgermeister Oelker die endgültige Befestigung <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong> nach mehrmaliger<br />

Rückfrage des Amtsbaumeisters aus Fröndenberg.<br />

Der genannte Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss vom 16.7.1959 beinhaltet folgende <strong>Straßennamen</strong>:<br />

Feldstraße<br />

Gartenstraße<br />

Hilkenhohl<br />

Im Rottland (Fabrikgebäude Severin und Berkenhoff)<br />

Kreisstraße<br />

Ostmarkstraße<br />

Schulstraße<br />

Sonnebachstraße<br />

<strong>Die</strong> Benennung <strong>der</strong> Straßen „Sonnebachstraße“ und „Im Rottland“ erfolgte per Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss<br />

vom 16.7.1959 als Erstbenennung, so dass <strong>der</strong> Altbestand an <strong>Straßennamen</strong> vor<br />

1959 mit lediglich 6 <strong>Straßennamen</strong> dieser Liste gering ausfällt. Allerdings waren diese<br />

Straßen recht dicht bebaut und zogen sich teilweise (Kreisstraße) durch den gesamten Ort.<br />

Hinzugerechnet werden muss noch die „Dorfstraße“, die nicht Bestandteil <strong>der</strong> Liste ist, die<br />

aber auf jeden Fall dem Altbestand <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> vor 1952 zugerechnet werden kann.<br />

Noch zeitlich vor Erstellung <strong>der</strong> Liste wurde mit Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss vom 5.12.1952 <strong>der</strong><br />

„Grenzweg“ benannt und mit Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss vom 10.9.1958 eine Wohnneubaustraße<br />

„Schlesierstraße“. 10<br />

Am 29.11.1965 erfolgte die Benennung <strong>der</strong> Straßen „Bilstein“, „Buchenacker“, „Burland“(Bauernland)<br />

und „Schwarzer Kamp“, am 20.10.1967 folgten die Benennungen<br />

„Hainbach“, „Kaarweg“, „Zum Siepen“ und am 14.12.1967 die „Schäferstraße“.<br />

Somit ergibt sich ein Gesamtbestand zum 31.12.1967 vor Einglie<strong>der</strong>ung in die neue Stadt<br />

Fröndenberg von 18 <strong>Straßennamen</strong>:<br />

Bilstein<br />

Buchenacker<br />

Burland<br />

Dorfstraße<br />

Feldstraße<br />

7<br />

8<br />

9<br />

StaF Bestand A 6879-1<br />

Siehe dazu die Anmerkungen im gleichen Kapitel zur Gemeinde Dellwig<br />

StaF Bestand A 6879-1<br />

10 Siehe dazu Exkurs 4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit


58<br />

Gartenstraße<br />

Hainbach<br />

Hilkenhohl<br />

Im Rottland<br />

Kaarweg<br />

Kreisstraße<br />

Ostmarkstraße<br />

Schäferstraße<br />

Schlesierstraße<br />

Schulstraße<br />

Schwarzer Kamp<br />

Sonnebachstraße<br />

Zum Siepen<br />

Zur weiteren Entwicklung 1968 bis 1970 in Ardey siehe Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit,<br />

ab 1971 im Hauptteil I.<br />

Gemeinde Dellwig vor 1968<br />

Ein Verzeichnis aus dem Jahr 1943 11 <strong>der</strong> „durch das Hochwasser geschädigten Haushalte“ in<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Dellwig führt keine <strong>Straßennamen</strong> auf son<strong>der</strong>n lediglich Hausnummern; ein<br />

Beweis dafür, dass es vor 1945 in dieser Gemeinde offiziell keine Straßenbezeichnungen<br />

gegeben hat, tradiert war lediglich die Bezeichnung „Kreisstraße“, an <strong>der</strong> die meisten Häuser<br />

standen. <strong>Die</strong> Kreisstraße verbindet noch heute als „Hauptstraße“ die Stadtteile Langschede,<br />

Dellwig und Altendorf und führt weiter in Richtung Schwerte.<br />

In <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atsversammlung am 9.Januar 1950 unter Vorsitz von Bürgermeister Goebel<br />

wird dann unter Punkt 6 12 beschlossen: „<strong>Die</strong> Gemeindevertretung beschloss einstimmig, die<br />

Straßen und Wege <strong>der</strong> Gemeinde Dellwig folgen<strong>der</strong>maßen zu bezeichnen“:<br />

Am Brauck<br />

Bachstraße<br />

Gartenweg<br />

Hauptstraße<br />

Hintere Straße<br />

Im Höfchen<br />

In <strong>der</strong> Liethe<br />

Kirchplatz<br />

Ohlweg<br />

Ruhrstraße<br />

Schulstraße<br />

Strickherdicker Weg<br />

Wasserwerkstraße<br />

<strong>Die</strong>ser Bestand wurde handschriftlich ergänzt durch die Straßen „Schäferstraße“ und „Am<br />

Schwimmbad“. Der <strong>Fröndenberger</strong> Handwerksbetrieb Josef Schulte gen. Holtmann<br />

„Hufbeschlag-Wagenbau-Eisenwaren“ wird von <strong>der</strong> Amtsverwaltung am 7.2.1950<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, einen Kostenvoranschlag für die Lieferung von 15 Straßenschil<strong>der</strong>n und 120<br />

emaillierte Hausnummernschil<strong>der</strong> abzugeben. Dem Angebot ist zu entnehmen, dass ein<br />

einstelliges Hausnummernschild -,88 DM und ein zweistelliges Schild -,99 DM kosten sollte,<br />

<strong>der</strong> Preis für die <strong>Straßennamen</strong>schil<strong>der</strong> liegt bei -,67 DM pro Quadratdezimeter. Der<br />

Kostenvoranschlag wurde noch etwas heruntergehandelt auf die Hausnummernpreise von -,69<br />

11 Ergänzung zum amtlichen Bericht <strong>der</strong> Amtsverwaltung vom Juni 1943 über die „Gesamtschadensbilanz des<br />

Hochwassers in Folge <strong>der</strong> Möhnekatastrophe“ in: Jochen von Nathusius, „<strong>Die</strong> Möhnekatastrophe, Ursachen-<br />

Verlauf-Folgen, Dokumente aus dem Stadtarchiv“, Fröndenberg 2003<br />

12 StaF Bestand A 6879-7 und analog dazu Bestand A 1837 „Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle“


59<br />

und -,88 DM je Stück und am 9.3.1950 erging <strong>der</strong> Auftrag des Amtes an den Handwerksbetrieb<br />

mit Rechnungsanschrift an die Gemeinde Dellwig. Etwa 200,- DM wurden dafür<br />

im Haushaltsplan veranschlagt. Am 2. Oktober 1950 erhielten <strong>der</strong> Schornsteinfegermeister<br />

Hartmann, die „VEW“ in Dortmund als Stromlieferant und das Zweigwerk <strong>der</strong> „Gelsenwasser<br />

AG“ in Unna als Wasserlieferant ein Verzeichnis <strong>der</strong> Dellwiger <strong>Straßennamen</strong> „zur gefl.<br />

Kenntnisnahme“. Auch das Katasteramt in Unna erhielt eine Aufstellung, denn mit Datum<br />

vom 16.11.1950 erbat dieses Amt eine Beschreibung <strong>der</strong> Häuser in den Straßen „Am<br />

Schwimmbad“ und „In <strong>der</strong> Liethe“, da „hierseits keine Bebauung dieser benannten Straßen<br />

bekannt ist“.<br />

Man witterte wohl Unrat und vermutete eine ungenehmigte Bebauung. <strong>Die</strong>se Bedenken konnten<br />

jedoch zerstreut werden, da es sich in einem Falle um eine demnächst abzureißende<br />

Notunterkunftsbaracke und im an<strong>der</strong>en Fall um ein <strong>Die</strong>nstgebäude <strong>der</strong> Bundesbahn handelte;<br />

in beiden Fällen waren dem Katasteramt beim seinerzeitigen Bau keine Unterlagen<br />

eingereicht worden, wofür aber die Gemeinde jede Verantwortung von sich wies.<br />

Am 4.1.1951 lieferte die damals zuständige Bundesbahndirektion Wuppertal eine<br />

Gebäudezeichnung an die Bauverwaltung des Amtes zur Weiterleitung an das Katasteramt <strong>der</strong><br />

Kreisverwaltung in Unna.<br />

Bereits 1952 zur Bebauung vorgesehen und bis 1961 bebaut wurden einige Grundstücke,<br />

<strong>der</strong>en Zuwegung den Namen „Rosenweg“ erhielt. Bei einer Ortsbegehung am 19.7.1961<br />

wurde das Fehlen eines Straßenschildes bemängelt; das Datum <strong>der</strong> offiziellen Benennung ist<br />

dem vorhandenen Quellenmaterial lei<strong>der</strong> nicht zu entnehmen.<br />

Im Frühherbst 1956 wurden die Neubaustraßen unterhalb des Schwimmbades per Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss<br />

mit den Namen „Bodelschwinghstraße“, „Lönsstraße“<br />

und „Eichendorffstraße“ benannt. 13<br />

Als benachbarte Straße zur Bachstraße erhielt die „Binnerstraße“ am 28.10.1960 per Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss<br />

ihre Benennung. An beiden Bauvorhaben, dem im Baugebiet „In <strong>der</strong><br />

Lehmkuhle“ unterhalb des Schwimmbades wie dem <strong>der</strong> Bebauung <strong>der</strong> Bach- und<br />

Binnerstraße war die in Langschede ansässige Firma „Mannesmann“ als Bauträger für ihre<br />

Werksangehörigen maßgeblich beteiligt. Am 1.10.1961 bekamen die „Nordstraße“ und die<br />

„Friedrich-Ebert-Straße“ ihre Namen, am 20.10.1967 die „Bethelstraße“.<br />

Somit ergibt sich ein Gesamtbestand zum 31.12.1967 vor Einglie<strong>der</strong>ung in die neue Stadt<br />

Fröndenberg von 23 <strong>Straßennamen</strong>:<br />

Am Brauck<br />

Bachstraße<br />

Bethelstraße<br />

Binnerstraße<br />

Bodelschwinghstraße<br />

Eichendorffstraße<br />

Friedrich-Ebert-Straße<br />

Gartenweg<br />

Hauptstraße<br />

Hintere Straße<br />

Im Höfchen<br />

In <strong>der</strong> Liethe<br />

Kirchplatz<br />

Lönsstraße<br />

Nordstraße<br />

Ohlweg<br />

13 Zum Hintergrund “Eichendorffstraße” siehe Exkurs 4 und zur “Bodelschwinghstraße“, wie zur später<br />

benannten „Bethelstraße“ siehe Teil J <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.


60<br />

Ruhrstraße<br />

Schulstraße<br />

Strickherdicker Weg<br />

Wasserwerkstraße<br />

Zur weiteren Entwicklung 1968 bis 1970 in Dellwig siehe Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit, ab 1971 im Hauptteil I<br />

Gemeinde Frohnhausen vor 1968<br />

In <strong>der</strong> östlich von Fröndenberg gelegenen Gemeinde Frohnhausen wurden erstaunlicherweise<br />

bereits im Jahr 1956 neue Hausnummerierungen und <strong>Straßennamen</strong> festgelegt; dafür wurde<br />

sogar auf eine Dringlichkeitssitzung des Gemein<strong>der</strong>ates am 25. Januar dieses Jahres<br />

anberaumt. Wegen Einführung eines neuen Einwohnerverzeichnisses auf Amtsebene war<br />

Bürgermeister Höppe dazu aufgefor<strong>der</strong>t worden.<br />

Im Protokoll 14 heißt es dazu: „Da durch Neubauten die Hausnummerierung in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

unübersichtlich geworden ist, wurden folgende Straßen- und Hausnummernbezeichnungen<br />

eingeführt (...)“ Warum die Amtsverwaltung die Einführung eines neuen Einwohnerverzeichnisses<br />

nicht bei allen Gemeinden zum Anlass nahm, Straßenbenennungen durchzusetzen,<br />

ist <strong>der</strong> Aktenüberlieferung nicht zu entnehmen, verwun<strong>der</strong>t jedoch gerade in Bezug auf die<br />

erst reichlich zehn Jahre später erfolgte Vergabe von <strong>Straßennamen</strong> in den übrigen östlichen<br />

amtsangehörigen Gemeinden.<br />

Eingeführt wurden folgende Straßenbezeichnungen:<br />

Feldweg<br />

Dorf (entlang <strong>der</strong> späteren „Palzstraße“<br />

Hohenheide<br />

Landstraße<br />

Lehmke<br />

Merschstraße<br />

Tummelplatz (Platz <strong>der</strong> ersten gemeinsamen Volksschule für die östlichen Gemeinden)<br />

Da bis 1967 keine weiteren <strong>Straßennamen</strong> vergeben wurden, ergibt sich ein Gesamtbestand<br />

zum 31.12.1967 vor Einglie<strong>der</strong>ung in die neue Stadt Fröndenberg von 7 <strong>Straßennamen</strong>:<br />

Zur weiteren Entwicklung 1968 bis 1970 in Frohnhausen siehe Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit, ab 1971 im Hauptteil I.<br />

Gemeinde Strickherdicke vor 1968<br />

Chronologisch gesehen war die Gemeinde Strickherdicke, nördlich von Dellwig und<br />

Langschede an <strong>der</strong> Bundesstraße 233 gelegen, die vorletzte Gemeinde im Amtsbezirk, die vor<br />

1968 Straßenbenennungen vornahm. Wie in an<strong>der</strong>en Gemeinden auch, war ein an den Gemeindebürgermeister<br />

verschickter Abdruck eines Auszuges <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift über die Sitzung<br />

<strong>der</strong> Stadt- und Amtsdirektoren des Kreises Unna am 18.6.1957. Hier wurde Klage über die<br />

unsystematische Hausnummerierung und fehlenden <strong>Straßennamen</strong> geführt, die in einem nicht<br />

näher präzisierten Fall in jüngster Vergangenheit dazu geführt hätte, dass ein Krankenwagenfahrer<br />

„unverrichteter Dinge“ habe zurückkehren müssen, da „in dem angegebenen<br />

Haus die Kranke nicht gefunden“ worden sei. <strong>Die</strong>ser Abdruck 15 , <strong>der</strong> auch allen an<strong>der</strong>en<br />

Gemeinden zugeschickt wurde, veranlasste die Gemeindeverwaltung in ihrer Sitzung am<br />

13.1.1958 auf Anregung von Amtsdirektor Klammer, die Gemein<strong>der</strong>atsvertreter Ernst und<br />

Hunke mit <strong>der</strong> Aufgabe zu betrauen, einen Plan für eine einheitliche Hausnummerierung und<br />

für die Vergabe von <strong>Straßennamen</strong> zu erstellen. In <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung vom 22.9.1958<br />

14 StaF, Bestand A 6879-6<br />

15 StaF Bestand A 6041, siehe dazu Kopie im Anhang 1 lfd. Nr. 18


61<br />

wurde <strong>der</strong> Beschluss gefasst, die Vorschläge dieser beiden Herren als Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss<br />

anzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> Erstbenennung <strong>der</strong> Strickherdicker Straßen mit diesem Datum zu verknüpfen mag<br />

quellenkritisch anfechtbar sein, da es im Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll heißt: „ <strong>Die</strong> Gemeindevertretung<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Strickherdicke hat in ihrer Sitzung (...) die Hausnummerierung straßenweise<br />

neu geordnet und verschiedene, bisher unbenannte Straßen, benannt und vorhandene<br />

Straßen umbenannt“. Eine Umbenennung impliziert natürlich das Vorhandensein bisheriger<br />

Namen. Allerdings konnte trotz intensiver Recherche <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle ab 1946<br />

(die Protokolle von 1934 bis 1945 sind nicht o<strong>der</strong> nicht mehr vorhanden) kleine<br />

vorausgegangene offizielle Benennung von Straßen nachgewiesen werden. Nach Rücksprache<br />

mit dem Ortsheimatpfleger, <strong>der</strong> seinerseits auf Bitte des Verfassers mehrere Gemein<strong>der</strong>atsmitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> 1950er Jahre befragte, wurde übereinstimmend die Meinung vertreten, dass<br />

diese Formulierung im Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll missverständlich sei. Offizielle <strong>Straßennamen</strong><br />

habe es vor 1958 nicht gegeben, bei <strong>der</strong> „Umbenennung“ könne es sich nur um mündlich<br />

tradierte Namen handeln wie „Provinzialstraße“ o<strong>der</strong> „Siedlung“ (für die ersten Neubauten<br />

nach 1945, später „Rosenweg“ benannt). Auf Grund dieser Aussagen und <strong>der</strong> fehlenden<br />

Erwähnung in den Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen zu diesem Thema wird das Datum 13.1.1958 für<br />

alle hier genannten Straßen als Datum <strong>der</strong> amtlichen Erstbenennung angenommen.<br />

Folgende <strong>Straßennamen</strong> 16 werden angegeben:<br />

Alte Kreisstraße<br />

Alter Weg<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe<br />

Brauck<br />

Dellwiger Weg<br />

Dorfstraße<br />

Heide<br />

Heideweg<br />

Hellweg<br />

Im Loh<br />

Kassberg<br />

Kuhstraße<br />

Landwehr<br />

Natte<br />

Rosenweg (nicht amtlich tradiert früher „Siedlung“)<br />

Schulweg<br />

Thabrauck<br />

Unnaer Straße (nicht amtlich tradiert früher „Provinzialstraße“)<br />

Bis zum 31.12.1967 kamen noch folgende drei Straßen hinzu:<br />

„Böckelmannsweg“ (20.1.1960), „Simonweg“ (20.1.1960)und „Sonnenhang“ (20.1.1960)<br />

Somit ergibt sich ein Gesamtbestand zum 31.12.1967 vor Einglie<strong>der</strong>ung in die neue Stadt<br />

Fröndenberg von 21 <strong>Straßennamen</strong>:<br />

Alte Kreisstraße<br />

Alter Weg<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe<br />

Böckelsmannsweg<br />

Brauck<br />

Dellwiger Weg<br />

Dorfstraße<br />

Heide<br />

16 StaF Bestand A 3659


62<br />

Heideweg<br />

Hellweg<br />

Im Loh<br />

Kassberg<br />

Kuhstraße<br />

Landwehr<br />

Natte<br />

Rosenweg<br />

Schulweg<br />

Simonweg (benannt nach dem vormaligen Besitzer <strong>der</strong> hier liegenden Bauplätze)<br />

Sonnenhang<br />

Thabrauck<br />

Unnaer Straße<br />

Zur weiteren Entwicklung 1968 bis 1970 in Strickherdicke siehe Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit, ab 1971 im Hauptteil I<br />

Gemeinde Frömern vor 1968<br />

Als letzte Gemeinde vor 1967 hielte die amtliche Straßenbenennung Einzug in diese nördlich<br />

von Fröndenberg gelegene Kirchspielsgemeinde.<br />

In Beantwortung des bereits bei Behandlung <strong>der</strong> Gemeinde Strickherdicke erwähnten Schriftstücks<br />

wegen <strong>der</strong> oft mangelhaften Hausnummerierung und fehlenden <strong>Straßennamen</strong> vom<br />

Juni 1957, das auch Bürgermeister Willi Kettmann in Frömern erreichte heißt es 17 : „<strong>Die</strong><br />

Hausnummerierung in <strong>der</strong> Gemeinde ist in Ordnung. Eine Straßenbeschil<strong>der</strong>ung gab es bisher<br />

nicht und ist für unseren kleinen Ort auch wohl nicht erfor<strong>der</strong>lich“. Aber die Mahnung des<br />

Amtsdirektors vom 24.7.1957, „überall dort, wo eine geordnete Straßenbezeichnung (...) noch<br />

nicht besteht, diese baldigst einzuführen“, bewog den Gemein<strong>der</strong>at im Laufe <strong>der</strong> nächsten<br />

zwei Jahre zu handeln. Unter Punkt 4 <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atssitzung vom 10.Mai 1950 wurde das<br />

Thema abschließend behandelt und folgende <strong>Straßennamen</strong> festgelegt, <strong>der</strong>en Namen ab<br />

4.11.1960 für die Bürger in Verbindung mit festgelegten Hausnummern verbindlich wurden:<br />

Am Birnbaum<br />

Auf dem Bohnekamp (wenig später wurde daraus Bonekamp)<br />

Auf dem Spitt<br />

Bachstraße<br />

Backenberg<br />

Bahnhofstraße<br />

Brauerstraße (ohne Bezug auf den Beruf des „Bierbrauers“, son<strong>der</strong>n wahrscheinlich<br />

zurückgehend auf eine mundartlich verformte Bezeichnung „Brü<strong>der</strong>straße“<br />

wegen Ansiedlung dreier Brü<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Höfen)<br />

Im Schelk<br />

Kirchplatz<br />

Kleine Bahnhofstraße<br />

Landwehr<br />

Lindenstraße<br />

Mühlenweg (in Frömern gab es keine Kornmühle; so bezeichnet dieser Name den Verlauf<br />

<strong>der</strong> Wegstrecke auf Frömerner Grund Richtung <strong>der</strong> Langsche<strong>der</strong> Mühle)<br />

Ostbürener Straße<br />

Schulstraße<br />

Von-Steinen-Straße(benannt nach dem Geschichtsforscher und Pastor <strong>der</strong> Gemeinde Johann<br />

<strong>Die</strong><strong>der</strong>ich von Steinen (1699-1759), <strong>der</strong> 1750 als erster gebürtige<br />

Westfale zum Konsistorialrat <strong>der</strong> evang. Kirche ernannt wurde)<br />

17<br />

StaF Bestand A 6879-7


63<br />

Damit wurden <strong>Straßennamen</strong> ausgewählt, die zum Teil <strong>der</strong> tradierten mündlichen<br />

Überlieferung entsprachen aber auch bereits im Urkataster des Jahres 1828 und im Kataster<br />

des Umlegungsverfahrens 1938/39 schriftlich 18 festgehalten worden waren.<br />

Während <strong>der</strong> folgenden Jahre bis zur Einglie<strong>der</strong>ung Frömerns in das <strong>Fröndenberger</strong> Stadtgebiet<br />

erfolgte keine weitere amtliche Straßenbenennung durch den Gemein<strong>der</strong>at.<br />

Somit ergibt sich ein Gesamtbestand zum 31.12.1967 vor Einglie<strong>der</strong>ung in die neue Stadt<br />

Fröndenberg von 16 <strong>Straßennamen</strong> wie oben bereits aufgelistet.<br />

Zur weiteren Entwicklung 1968 bis 1970 in Frömern siehe Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit, ab 1971 im Hauptteil I<br />

Kurz zusammengefasst existierten am 31.12.1967 in den westlichen amtsangehörigen Gemeinden<br />

mit Ausnahme von Altendorf, in <strong>der</strong> nördlichen Gemeinde Frömern und in <strong>der</strong><br />

östlichen Gemeinde Frohnhausen 103 <strong>Straßennamen</strong>, <strong>der</strong>en Benennungsgeschichte in <strong>der</strong><br />

Industriegemeinde Langschede während <strong>der</strong> Weimarer Republik einsetzt und in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Frömern hinsichtlich <strong>der</strong> Erstbenennungen beendet ist.<br />

<strong>Die</strong> Zahl 103 verteilt sich wie folgt:<br />

Dellwig 23<br />

Strickherdicke 21<br />

Langschede und Ardey je 18<br />

Frömern 16<br />

und Frohnhausen 7 <strong>Straßennamen</strong>.<br />

Während im Fall von Ardey viele Erstbenennungen zeitlich nicht exakt eingeordnet werden<br />

können und auch die Zahl <strong>der</strong> benannten Straßen vor 1945 unklar bleibt, beginnt die Benennung<br />

in den Gemeinden Strickherdicke und Dellwig 1949/50 und in Frohnhausen 1956. In<br />

den 1960er Jahren sind in Ardey und Dellwig die meisten Neubenennungen verzeichnet;<br />

Kapitel I wird zeigen, dass sich <strong>der</strong> Schwerpunkt ab den 1970er Jahren nach Norden in<br />

Richtung Frömern verlagert. <strong>Die</strong> Strukturkrise <strong>der</strong> Langsche<strong>der</strong> Industrie wie Ansiedlung von<br />

Neubürgern aus dem Ruhrgebiet auf den Höhen des Haarstrangs sind hier gleichermaßen als<br />

Ursache zu nennen.<br />

Negativ für die Erforschung <strong>der</strong> Benennungsdaten erweist sich das Fehlen <strong>der</strong> originalen<br />

Gemein<strong>der</strong>atsbücher <strong>der</strong> Vorkriegszeit wie das Fehlen <strong>der</strong> Originalakten <strong>der</strong> Gemeindeverwaltungen<br />

nach 1945. Lediglich die Ergebnisprotokolle als Zweitschrift für die Amtsverwaltung<br />

in Fröndenberg sind hier nahezu lückenlos vorhanden. Gerne aber würde man<br />

genauer wissen wie die Entscheidungsprozesse in den Gemeinden zwischen den Eckpunkten<br />

„Ostmarkstraße“ 1938 und „Friedrich-Ebert-Straße“ 1961 abliefen.<br />

18 Mündliche Auskunft des Heimatvereins Frömern durch Herrn Grasse


64<br />

G. Das große <strong>Straßennamen</strong>-Revirement seit dem 1.1.1968<br />

Zum 1.1.1968 entstand durch die Umsetzung des sogenannten „Unna-Gesetzes“ unter<br />

Ausglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> bisherigen amtsangehörigen Gemeinden Kessebüren und Billmerich aus<br />

dem übrigen Amtsbezirk die „neue“ Stadt Fröndenberg/Ruhr mit <strong>der</strong> Kernstadt (bisherige<br />

Gemeinde Fröndenberg, 1952 zur Titularstadt ernannt) und den 12 Stadtteilen (bisherigen<br />

amtsangehörigen Gemeinden) Altendorf, Ardey, Bausenhagen, Dellwig, Frohnhausen,<br />

Frömern, Langschede, Neimen, Ostbüren, Stentrop, Strickherdicke und Warmen. <strong>Die</strong><br />

amtsangehörige Gemeinde Bentrop wurde zunächst auf eigenen Wunsch des Gemein<strong>der</strong>ates<br />

mit knapper Mehrheit <strong>der</strong> Nachbargemeinde Wickede/Ruhr zugeschlagen, entschied sich aber<br />

im Laufe des Jahres 1969 letztlich doch auf sanftem Druck des Landes und des Kreises für<br />

den Anschluss nach Fröndenberg. Land und Kreis befürchteten ansonsten umfangreiche<br />

Folgekosten und Komplikationen hinsichtlich <strong>der</strong> mit dem Anschluss an Wickede sonst<br />

notwendig gewordenen neuen Grenzziehung des Kreises Unna, da Wickede Bestandteil des<br />

Kreises Soest war, bzw. auch heute noch ist.<br />

Somit bestand also die Stadt Fröndenberg/Ruhr seit dem 1.1.1969 aus <strong>der</strong> Kernstadt<br />

einschließlich <strong>der</strong> Wohnplätze Hohenheide und Westick und aus 13 Stadtteilen.<br />

<strong>Die</strong> Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre im Vorgriff auf die kommunale Gebietsreform etwas voreilig aus<br />

den Gemeinden Ardey, Dellwig und Langschede gebildete Großgemeinde Langschede, <strong>der</strong>en<br />

Gemeindeparlament einen Anschluss an die Stadt Unna favorisiert hatte, wurde damit faktisch<br />

wie<strong>der</strong> aufgelöst und die Gebietseinheit zwischen altem Amt und neuer Stadt mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> o.g. beiden Gemeinden Billmerich und Kessebüren beibehalten.<br />

Folge <strong>der</strong> Neubildung war, dass es zahlreiche doppelte o<strong>der</strong> ähnlich klingende <strong>Straßennamen</strong><br />

in den nunmehr zu Stadtteilen umgebildeten ehemaligen Gemeinden innerhalb <strong>der</strong> Stadt gab,<br />

was zu einem umfangreichen und langwierigen Um- und Neubenennungsprozess führte, <strong>der</strong><br />

erst zu Beginn <strong>der</strong> 70er Jahre abgeschlossen war und Gegenstand <strong>der</strong> folgenden Ausführungen<br />

ist.<br />

Zum 1.1.1968 existierten 190 <strong>Straßennamen</strong>, von denen ein Anteil von etwa 30 % zur<br />

Diskussion standen, um neubenannt zu werden o<strong>der</strong> ihren alten Namen zu behalten.<br />

Folgende Probleme gab es hierbei zu überwinden:<br />

<strong>Die</strong> auf <strong>der</strong> einen Seite entmachteten Gemeindeparlamente, die aber an<strong>der</strong>erseits über<br />

die nötige Sach- und Fachkompetenz und auch über die notwendige Überzeugungskraft<br />

gegenüber ihren Bürgern verfügten, mussten von <strong>der</strong> neuen Stadtverwaltung<br />

und ihren beschlussfassenden Gremien und Ausschüssen „bei Laune“ gehalten<br />

werden.<br />

Sollte die doppelte Namensgebung beendet werden, musste eine <strong>der</strong> betroffenen<br />

Namen geän<strong>der</strong>t werden, nur welche sollte ihren Namen behalten, welche ihn<br />

abgeben? Hier waren historische, landschaftliche und kulturell-traditionelle Belange<br />

ebenso zu berücksichtigen, wie die Zahl <strong>der</strong> Anwohner. Es sollten möglichst wenige<br />

Anwohner durch die Umbenennungen gezwungen sein, ihre Anschriften zu än<strong>der</strong>n.<br />

Es mussten „Ersatznamen“ und neue Namen gefunden werden, die sich in die<br />

bisherige Struktur einpassen ließen, wollte man nicht die durch Namenfamilien ganzer<br />

Siedlungsgebiete entstandene Geschlossenheit und/o<strong>der</strong> gewachsene Traditionen<br />

zerreißen.<br />

In den bisherigen Gemeinden Altendorf, Bausenhagen, Bentrop, Ostbüren, Stentrop<br />

und Warmen gab es bisher überhaupt keine <strong>Straßennamen</strong>, in <strong>der</strong> Gemeinde Neimen<br />

waren die Häuser drei Wohnplätzen (Unterdorf, Oberdorf und Hohenheide) zugeteilt<br />

ohne Benennung <strong>der</strong> dortigen Wege und Straßen. <strong>Die</strong> hier notwendigen Erstbenennungen<br />

sollten mit <strong>der</strong> Beseitigung <strong>der</strong> bestehenden Doppelbenennungen<br />

durchgeführt werden, wobei die neuen Erstbenennungen nicht zu neuen Namensdoppelungen<br />

führen durften!


65<br />

Es wurde mit Datum vom 6.März 1968 nach Rücksprache mit den ehemaligen Gemeindebürgermeistern<br />

(und Gemeindeparlamentariern) ein Vorschlag des Bauamtes vorgelegt, <strong>der</strong><br />

folgende Än<strong>der</strong>ungen vorsah und dem Wegebau- und Friedhofsausschuss zur Beratung vorgelegt<br />

wurde: (nach Alphabet <strong>der</strong> zu än<strong>der</strong>nden Straßen)<br />

<strong>Die</strong> Anmerkungen in Klammern wurden <strong>der</strong> Akte 1 entnommen, weitere Anmerkungen des<br />

Verfassers zum Textverständnis, die nicht <strong>der</strong> Akte entstammen sind kursiv gesetzt.<br />

1. Umbenennung gleichlauten<strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong><br />

„Amselweg“<br />

„Amselweg“ in Langschede bleibt<br />

„Amselweg“ in Fröndenberg wird zum „Nachtigallenweg“<br />

„Bachstraße“<br />

„Bachstraße“ in Dellwig bleibt<br />

„Bachstraße“ in Frömern wird „In <strong>der</strong> Twiete“ benannt (Flurname)<br />

„Bahnhofstraße“<br />

„Bahnhofstraße“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Bahnhofstraße“ in Frömern wird zur „Brückenstraße“ (Straße liegt zwischen zwei<br />

Eisenbahnbrücken)<br />

„Kleine Bahnhofstraße“ (ebenfalls in Frömern) wird zur „Kampstraße“<br />

„Bahnhofstraße“ in Langschede wird zur „Hauptstraße“<br />

„Dorfstraße2<br />

„Dorfstraße“ in Ardey bleibt<br />

„Dorfstraße“ in Strickherdicke wird umbenannt in „Kleibusch“ (Flurname)<br />

„Finkenweg“<br />

„Finkenweg“ in Langschede bleibt<br />

„Finkenweg“ in Fröndenberg wird zum „Schwalbenweg“<br />

„Gartenstraße“ (Fröndenberg, Langschede und Ardey) und „Gartenweg“ (Dellwig)<br />

„Gartenstraße“ in Langschede bleibt<br />

„Gartenstraße“ in Ardey wird zur „Talstraße“<br />

„Gartenstraße“ in Fröndenberg wird zur „Blumenstraße“<br />

„Gartenweg“ in Dellwig wird „Weidenweg“<br />

„Hohenheide“ (nicht <strong>der</strong> Wohnplatz insgesamt, son<strong>der</strong>n die so genannte Straße)<br />

„Hohenheide“ in Fröndenberg und Neimen bleibt, da eine gemeinsame Straße<br />

„Heideweg“<br />

„Heideweg“ in Ardey und Strickherdicke bleiben beide, da eine durchgehende Straße<br />

„Im Schelk“<br />

„Im Schelk“ in Frömern bleibt<br />

„Im Schelk“ in Fröndenberg wird mit dem bestehenden „Querweg“ verbunden<br />

„Kirchplatz“<br />

„Kirchplatz“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Kirchplatz“ in Dellwig wird „Ahlinger Berg“ (alte Bezeichnung des Berges auf dem die<br />

Kirche steht), ursprüngliche Planung war „Auf dem Ahlinger Berg“<br />

„Kirchplatz“ in Frömern wird zum „Sybrecht-Platz“ (Name eines ehem. Pfarrers)<br />

die ursprüngliche Planung sah die Bezeichnung „Wilhelm-Sybrecht-Platz“ vor.<br />

1 Sämtliche Angaben entstammen den Akten aus <strong>der</strong> Sachbearbeiterablage <strong>der</strong> laufenden Verwaltung<br />

„Straßenbenennungen, Umbenennungen“ des Bauamtes <strong>der</strong> Stadt.


66<br />

„Kreisstraße“<br />

„Kreisstraße“ in Langschede und „Kreisstraße“ in Ardey werden in die „Ardeyer Straße“<br />

einbezogen (von Fröndenberg bis einschließlich Einmündung in die B-233 in Langschede<br />

„Landwehr“<br />

„Landwehr“ in Frömern bleibt<br />

„Landwehr“ in Strickherdicke wird zum „Hellweg“<br />

„Markt“<br />

„Mark“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Markt“ in Langschede sollte zum „Kornmarkt“ werden (in Erinnerung an den lange<br />

Jahrzehnte bis 1858 hier abgehaltenen Kornmarkt, da ab hier die Ruhr ehemals schiffbar war)<br />

Der Markt in Langschede wurde aber entgegen <strong>der</strong> Planung in die den Markt berührenden<br />

Straßen einbezogen.<br />

„Merschstraße“ (bisher nur tradierter Name, keine amtliche Bezeichnung)<br />

„Merschstraße“ bleibt weiterhin die Verbindungsstraße zwischen den Orten Warmen und<br />

Frohnhausen, kann also auf beiden Gemeindegebieten beibehalten werden.<br />

„Mühlenstraße“<br />

Eine Mühlenstraße gab (und gibt es weiterhin) im Stadtteil Frömern und letztmalig nachgewiesen<br />

im November 1962 auch in <strong>der</strong> Gemeinde Langschede. In <strong>der</strong> Umbenennungsphase<br />

1968-1970 wird auf diese Namensdoppelung nicht eingegangen. Es ist möglich, aber<br />

nicht nachzuweisen, dass die Langsche<strong>der</strong> Mühlenstraße zwischen 1963 und 1967 entwidmet<br />

wurde o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Straße zugeordnet wurde; möglich ist auch die Einbeziehung in das<br />

Firmengelände „Mannesmann“ an <strong>der</strong> Ruhr.<br />

„Nordstraße“<br />

„Nordstraße“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Nordstraße“ in Langschede wird <strong>der</strong> „Ardeyer Straße“ zugeordnet<br />

„Nordstraße“ in Dellwig wird zu „Schörweken“ (Flurname)<br />

„Ostbürener Straße“<br />

„Ostbürener“ Straße in Fröndenberg bleibt<br />

„Ostbürener“ Straße in Frömern wird zu „Ibbingsen“ (Flurname nach dem Besitzer Ibbing)<br />

„Ostmarkstraße“<br />

„Ostmarkstraße“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Ostmarkstraße“ in Ardey wird umbenannt in „Thabrauck“<br />

„Ostmarkstraße“ in Langschede wird „Im Gründken“<br />

„Rosenweg“<br />

„Rosenweg“ in Dellwig bleibt<br />

„Rosenweg“ in Strickherdicke wird Am Hang<br />

„Rosenweg“ in Fröndenberg wird „Veilchenweg“<br />

„Ruhrstraße“<br />

„Ruhrstraße“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Ruhrstraße“ in Dellwig wird dem unmittelbar angrenzenden „Ohlweg“ zugewiesen<br />

„Schäferstraße“<br />

„Schäferstraße“ in Dellwig bleibt<br />

„Schäferstraße“ in Ardey wird „Ostholz“<br />

„Schulstraße“ (Dellwig, Ardey, Frömern, Langschede und Fröndenberg) und<br />

„Schulweg“ (Strickherdicke)<br />

„Schulstraße“ in Dellwig bleibt<br />

„Schulstraße“ in Ardey und Langschede wird in Westfeld umbenannt (Verbindungsstraße)<br />

„Schulstraße“ in Frömern wird „Mutterkamp“ (orthographisch falscher Vorschlag, da dieses<br />

Flur in Frömern als „Muttenkamp“ bekannt ist; Mutten sind Mutterschweine, die dort auf<br />

dem Kamp (einem Stück Land) vom Schweinehirten <strong>der</strong> Gemeinde gehütet wurden)<br />

„Schulweg“ in Strickherdicke wird in „Beisenbrauck“ umbenannt


67<br />

„Schulstraße“ in Fröndenberg wird in die bisherige „Eulenstraße“ einbezogen<br />

„Unnaer Straße“<br />

„Unnaer Straße“ in Fröndenberg wird in die „Eulenstraße“ einbezogen<br />

„Unnaer Straße“ in Langschede und Strickherdicke bleibt (Verbindungsstraße, B-233)<br />

„Wasserwerkstraße“<br />

„Wasserwerkstraße“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Wasserwerkstraße“ in Dellwig wird <strong>der</strong> neugebildeten „Hauptstraße“ zugeordnet<br />

2. Umbenennung fast gleichlauten<strong>der</strong> Namen, um Verwechselungen zu vermeiden:<br />

„Am Brauck“ (Dellwig) und „Brauck“ (Strickherdicke)<br />

„Am Brauck“ in Dellwig bleibt<br />

„Brauck“ in Strickherdicke wird geän<strong>der</strong>t in „Zur Düke“<br />

„Auf <strong>der</strong> Höhe“ (vorgesehen für Ostbüren) und „Auf <strong>der</strong> Höhe“ (Strickherdicke)<br />

„Auf <strong>der</strong> Höhe“ in Ostbüren wird so benannt<br />

„Auf <strong>der</strong> Höhe“ in Strickherdicke wird „Hubert-Biernat-Straße“<br />

„Drosselweg“ (Fröndenberg) und „Drosselstiege“ (Langschede)<br />

„Drosselweg“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Drosselstiege“ in Langschede wird zum „Storchenweg“ (viele kin<strong>der</strong>reiche Familien)<br />

(So steht es tatsächlich wortwörtlich in <strong>der</strong> Akte; dieser geplante und auch zunächst<br />

umgesetzte Vorschlag wurde in den nächsten Jahren zum Politikum und zur Lokalsatire; siehe<br />

dazu Exkurs 6 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit)<br />

„Karrenweg“ und „Kaarweg“<br />

„Karrenweg“ in Stentrop wird als Neubenennung beibehalten<br />

„Kaarweg“ in Ardey wir zu „Bredde“ (Flurbezeichnung)<br />

„Lindenstraße“ (Frömern) und „Lindenweg“ (Fröndenberg)<br />

„Lindenweg“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Lindenstraße“ in Frömern wird zur „Brinkstraße“ (Auf Protest <strong>der</strong> Anwohner in einer<br />

neueren Vorschlagsliste abgeän<strong>der</strong>t in „Lindenhofstraße“)<br />

„Hermann-Löns Straße“ (Fröndenberg) und „Lönsstraße“ (Dellwig)<br />

„Hermann-Löns-Straße“ in Fröndenberg bleibt<br />

„Lönsstraße“ in Dellwig wird zur „Wibbelt-Straße“ (nach dem Dichter Augustin Wibbelt)<br />

„Vom Stein-Straße“ (Fröndenberg) und „von-Steinen-Straße“ (Frömern)<br />

Von-Steinen-Straße“ in Frömern bleibt in Anerkennung <strong>der</strong> großen Verdienste des Verfassers<br />

<strong>der</strong> „Westfälischen <strong>Geschichte</strong>“ <strong>Die</strong><strong>der</strong>ich von Steinen bestehen, <strong>der</strong> Pfarrer in Frömern war,<br />

die Umbenennung <strong>der</strong> „Vom-Stein-Straße“ in Fröndenberg in „Hardenbergstraße“ wird<br />

empfohlen<br />

„Sonnebachstraße“ (Ardey), „Sonnenbergstraße“ (Langschede), „Am Sonnenhang<br />

(Fröndenberg) und „Sonnenhang“ (Strickherdicke)<br />

„Sonnebachstraße“ in Ardey wird <strong>der</strong> neu zu bildenden Straße „Westfeld“ zugeordnet<br />

„Sonnenbergstraße“ in Langschede bleibt.<br />

„Am Sonnenhang“ in Fröndenberg wird zur „Eberhardstraße“<br />

„Sonnenhang“ in Strickherdicke wird zu „Wulfesweide“<br />

(Ein späterer Protest <strong>der</strong> Anwohner wegen „Wertmin<strong>der</strong>ung“ ihrer Grundstücke und Häuser<br />

wird von <strong>der</strong> Verwaltung zurückgewiesen; Wulfesweide = von Wildschweinen durchwühlte<br />

Weide)<br />

Soweit <strong>der</strong> erste Gesamtvorschlages des Bauamtes <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg, <strong>der</strong> in<br />

leicht abgeän<strong>der</strong>ter 2 Form Ausschüsse und Stadtrat bis Mitte 1970 beschäftigte.<br />

2 Leichte Verän<strong>der</strong>ungen, hauptsächlich die Schreibweise betreffend, zwischen dem Vorschlag vom 6.3 1968<br />

und dem 9.12.1968 wurden <strong>der</strong> Übersichtlichkeit wegen hier einan<strong>der</strong> angeglichen, ebenso sind einige wenige<br />

<strong>Straßennamen</strong>, <strong>der</strong>en Än<strong>der</strong>ungswürdigkeit erst ab 1970 aufgefallen war, hier bereits eingearbeitet.


68<br />

Des weiteren wurde dieser Vorschlag ergänzt durch <strong>Straßennamen</strong> für die o.a. Gemeinden,<br />

die bisher keine <strong>Straßennamen</strong>, son<strong>der</strong>n lediglich Hausnummerierungen hatten, 3 wobei zu<br />

unterscheiden ist nach Gemeinden in denen bereits die Hausnummerierung dem Straßenverlauf<br />

folgte und Ge-meinden, die noch „querbeet“ genummert waren. Näheres dazu siehe<br />

im Teil F <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.<br />

3. Das Ergebnis <strong>der</strong> Erstbenennungen für die Stadtteile, die bisher keine <strong>Straßennamen</strong><br />

hatten:<br />

für den Stadtteil (ehemalige Gemeinde) Altendorf:<br />

Schwerter Straße<br />

Altendorfer Straße (ursprünglich war „Opherdicker Straße“ vorgesehen)<br />

Ringstraße<br />

Feuerwehrstraße<br />

Ostfeld<br />

Billmericher Weg<br />

Pappelallee<br />

Fuhrweg<br />

für den Stadtteil (ehemalige Gemeinde) Ostbüren:<br />

Am Obsthof<br />

Bockenweg (ursprünglich war „Ziegeleiweg“ vorgesehen)<br />

Poststraße<br />

Frömerner Straße<br />

Bauernbrücke<br />

Burgstraße<br />

Waldweg<br />

Bauernkamp<br />

Heckenweg<br />

Wilhelmstraße<br />

Zur Mark<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe<br />

(Boselbahn)<br />

Kessebürener Weg<br />

Am Sportplatz<br />

In <strong>der</strong> Wahne<br />

Brameck<br />

(umgesetzt mit Ausnahme <strong>der</strong> Boselbahn, die den Namen Bausenhagener Straße erhielt )<br />

für den Stadtteil (ehemalige Gemeinde) Warmen<br />

Stentroper Weg<br />

Ölmühlenweg<br />

Landstraße<br />

Warmer Löhn (benannt aber nicht im Stadtplan eingezeichnet und mit Schil<strong>der</strong>n versehen, da<br />

nicht bebaut)<br />

Schlotstraße<br />

Am Kraftwerk<br />

Zur Tigge<br />

Schmiedestraße (alle komplett umgesetzt)<br />

3 In <strong>der</strong> Vorlage vom 9.12.1968 ist zu je<strong>der</strong> hier vorgeschlagenen Straße noch eine genaue Ortsangabe auf Basis<br />

<strong>der</strong> Flurpläne beigefügt; auf die Wie<strong>der</strong>gabe dieser katasterüblichen Beschreibung wurde hier verzichtet.


69<br />

für den Stadtteil (ehemalige Gemeinde) Neimen<br />

Königsweg (bisheriges Unterdorf südlich <strong>der</strong> Bahn; zunächst vorgesehener Name<br />

„Stoppelacker“, <strong>der</strong> auf Protest <strong>der</strong> Bevölkerung nicht vergeben wurde.<br />

Neimener Weg (bisher bereits übliche Bezeichnung <strong>der</strong> Verbindung Oberdorf nördlich <strong>der</strong><br />

Bahn und dem Neimen angehörigen östlichen Teil <strong>der</strong> Hohenheide)<br />

für den Stadtteil (ehemalige Gemeinde) Stentrop<br />

Karrenweg<br />

Henrichsknübel<br />

Eichholz<br />

Tannengarten<br />

(Boselbahn)<br />

Palzstraße<br />

Stentroper Weg<br />

(umgesetzt mit Ausnahme <strong>der</strong> Boselbahn, die den Namen Bausenhagener Straße erhielt )<br />

für den Stadtteil (ehemalige Gemeinde) Bausenhagen:<br />

Palzstraße<br />

Steinkuhle<br />

Zur Dorfwäsche<br />

Zur Tränke<br />

Hellkammer<br />

Priorsheide<br />

Birkei<br />

Pastoratswald<br />

Holtkamp<br />

(Boselbahn)<br />

Im Schelk<br />

Im Sun<strong>der</strong>n<br />

(umgesetzt mit Ausnahme <strong>der</strong> Boselbahn, die den Namen Bausenhagener Straße erhielt )<br />

Kirchweg (Neubaugebiet Birkei, zusätzlich am 20.11.1970 neu in die Liste aufgenommen)<br />

4. Der weitere Prozess <strong>der</strong> Entscheidungsfindung<br />

Am 23.August 1968 wurde diese Liste vom Wegebau- und Friedhofsausschuss dem Stadtrat<br />

zur Beratung vorgelegt unter Punkt 12 „Straßenumbenennungen“.<br />

In <strong>der</strong> Begründung zu dieser Vorlage heißt es u.a.: „Auf Veranlassung des früheren<br />

kommissarischen Bürgermeisters 4 hatte die Verwaltung im Februar dieses Jahres mit den ehemaligen<br />

Bürgermeistern (...) Überlegungen angestellt, um bei <strong>der</strong> Umbenennung von Straßenbezeichnungen<br />

möglichst solche Namen zu wählen, die aus dem Sprachgebrauch, nach<br />

Persönlichkeiten (...) aus <strong>der</strong> Flurbezeichnung usw. ergeben.“<br />

Am Schluss <strong>der</strong> Vorlage heißt es wohlweislich im warnenden Ton <strong>der</strong> Kommissionsmitglie<strong>der</strong><br />

gegenüber den debatier- und än<strong>der</strong>ungsfreudigen Stadtrat: „ Es ist damit<br />

zu rechnen, dass rund 70 neue Straßenschil<strong>der</strong> beschafft werden müssen. An Kosten werden<br />

einschließlich Beschaffung <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>, Rohrpfosten und Montage ca. 4.000,- DM entstehen,<br />

4 Gemäss des Gesetzes zur kommunalen Neuglie<strong>der</strong>ung blieb <strong>der</strong> bisherige Bürgermeister <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Fröndenberg ab 1.1.1968 kommissarisch bis zur Neuwahl im Amt. <strong>Die</strong> Neuwahl hatte inzwischen bis zum 23.<br />

August statt gefunden, so dass in dieser Vorlage vom „früheren kommissarischen Bürgermeister“ die Rede ist.


70<br />

wenn Aluminiumschil<strong>der</strong> verwendet würden. Bei Verwendung eines höherwertigen Materials<br />

werden sich die Kosten auf insgesamt 6.000,- DM erhöhen.“<br />

Auf <strong>der</strong> Sitzung vom 2.10.1968 wurde dieser wichtige Tagesordnungspunkt dann jedoch „auf<br />

eine <strong>der</strong> nächsten Sitzungen“ verschoben. Zur nächsten Sitzung am 26.11.1968 wurde <strong>der</strong><br />

Stadtrat von Stadtdirektor Klammer ernstlich daran erinnert, „dass nunmehr die Angelegenheit<br />

so dringlich geworden sei, dass sich <strong>der</strong> Rat nunmehr darüber Gedanken machen<br />

muss, wie die (...) <strong>Straßennamen</strong> abgeän<strong>der</strong>t und neu vergeben werden sollen.“ Immerhin<br />

wurde daraufhin ein „erweiterter Son<strong>der</strong>ausschuss“ des Wegebau- und Friedhofsausschusses<br />

gebildet, <strong>der</strong> am 9.12.1968 „erstmalig“ (man rechnete also bereits im Vorfeld mit mehreren<br />

Sitzungen) tagen sollte. Zusätzlich hatte sich dieser Son<strong>der</strong>ausschuss auch noch den heiklen<br />

Punkt <strong>der</strong> Straßenbenennung im Baugebiet „Mühlenberg-Nord-West“ selbst auf die Tagesordnung<br />

gesetzt. 5 Am 3. Januar 1969 wurden die Vorschläge des erweiterten Son<strong>der</strong>ausschusses<br />

grundsätzlich angenommen und zur Erarbeitung einer Vorlage für den Stadtrat an<br />

die Verwaltung (Bauamt) zurückgereicht.<br />

Der Son<strong>der</strong>ausschuss bestand aus drei ehemaligen Gemeindebürgermeistern und nunmehrigen<br />

Ortsvorstehern, aus zwei Ratsmitglie<strong>der</strong>n, dem Stadtdirektor, dem Stadtbaumeister Heymann,<br />

einem Stadtamtmann und einem Schriftführer.<br />

Unter Tagesordnungspunkt 16 wurde die Vorlage des Bauamtes (auf <strong>der</strong> Basis des erarbeiteten<br />

Vorschlags des erweiterten Son<strong>der</strong>ausschusses) dem Stadtrat in <strong>der</strong> Sitzung vom<br />

18.6.1969 vorgelegt, jedoch lediglich die Benennung <strong>der</strong> Mühlenberg-Siedlung und die Benennung<br />

<strong>der</strong> „Unionstraße“ im Sanierungsgebiet <strong>der</strong> Kernstadt zum Abschluss gebracht. „Mit<br />

Rücksicht auf die anstehenden Bundestags- und Kommunalwahlen“ wurde <strong>der</strong> gesamte Komplex<br />

<strong>der</strong> Straßenumbenennungen und Neubenennungen in den Stadtteilen auf Antrag <strong>der</strong><br />

SPD-Fraktion (die zu diesem Zeitpunkt über die absolute Mehrheit im Stadtrat verfügte) von<br />

<strong>der</strong> Tagesordnung gestrichen und erneut an die Ausschüsse überwiesen nachdem zuvor<br />

beschlossen worden war, den Son<strong>der</strong>ausschuss personell nochmals aufzustocken.<br />

<strong>Die</strong>ses Vorgehen erwies sich als taktische Meisterleistung <strong>der</strong> SPD, da die kommunale<br />

Neuordnung bei den Bürgern wenn nicht auf Ablehnung, so doch auf große Skepsis gestoßen<br />

war und als „leidiges Thema“ die Bürger seit Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre beschäftigte, bzw. auch<br />

beunruhigte. Gegenüber den eher konservativen Parteien zuneigenden Stadtteilen wurde somit<br />

Geduld und Entgegenkommen signalisiert, in aller Ruhe über die anstehenden Verän<strong>der</strong>ungen<br />

nachzudenken und zu entscheiden, während <strong>der</strong> eher „progressiven Wählerschaft“ in <strong>der</strong><br />

Kernstadt mit <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong> Straßenbenennung auf dem Mühlenberg mo<strong>der</strong>nes<br />

Denken und historische Sensibilität signalisiert wurde. Sicher nicht nur aus diesem Grunde,<br />

aber auch deswegen wurden die anstehenden Kommunalwahlen tatsächlich mehrheitlich von<br />

<strong>der</strong> SPD gewonnen, während <strong>der</strong> bürgerlichen Opposition <strong>der</strong> Wind aus den Segeln<br />

genommen wurde, bzw. die gegenteilige Ansicht hinsichtlich des Mühlenbergs ihr in <strong>der</strong><br />

Kernstadt als hoffnungslos rückständiges o<strong>der</strong> gar revanchistisches Denken verübelt wurde.<br />

Bis in das Jahr 1970 hinein zogen sich nun zunächst die Debatten um die personelle<br />

Besetzung des vom Stadtparlament aufgestockten Son<strong>der</strong>ausschusses und man gewinnt den<br />

Eindruck, dass die <strong>Straßennamen</strong>benennung wohl doch nicht die Priorität besaß, die <strong>der</strong><br />

(inzwischen abgewählte) Stadtdirektor Klammer ihr Ende 1968 beigemessen hatte. Sichtlich<br />

unlustig machte sich die erweiterte Son<strong>der</strong>kommission des Wegebau- und Friedhofsausschusses<br />

sowie dieser selbst erneut an die Arbeit. Allerdings wurden noch einige<br />

Ergänzungen hinsichtlich Doppelnennungen und/o<strong>der</strong> Namensähnlichkeiten mit in die<br />

Beratungen aufgenommen.(z.B. „Lindenweg“, „Lindenstraße“, „Kaarweg“ und „Karrenweg“,<br />

2x „Feldweg“), die vorher nicht beachtet worden waren.<br />

5 <strong>Die</strong>ser Punkt betrifft die Exkurse 4 und 5 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit und wird dort ausführlich dargestellt.


71<br />

Neu hinzu kam, dass sich mittlerweile auch die bereits genannte bisher straßennamenlose<br />

Gemeinde Bentrop doch endgültig <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg zugewandt hatte und somit die<br />

Benennung von Straßen in dieser Gemeinde Gegenstand <strong>der</strong> Beratungen wurde.<br />

Folgende <strong>Straßennamen</strong> wurden für Bentrop in Vorschlag gebracht:<br />

für den Stadtteil (ehemalige Gemeinde) Bentrop<br />

Landstraße<br />

Neuenkamp<br />

Hellkammer<br />

Öhlmühlenweg<br />

Windgatt<br />

Kaiserstraße<br />

Bentroper Weg (ursprünglich war die Bezeichnung Grabenweg geplant)<br />

Warmer Löhn<br />

Wie unschwer im Vergleich mit den Vorschlägen für die bisher ebenfalls namenlosen<br />

angrenzenden Stadtteilen Warmen, Bausenhagen und Stentrop zu erkennen ist, verlängerte<br />

<strong>der</strong> Ausschuss scheinbar wenig phantasievoll die für diese Stadtteile vorgesehenen <strong>Straßennamen</strong><br />

bis in den Stadtteil Bentrop hinein. Grundlage für diese Entscheidung war jedoch, dass<br />

<strong>der</strong> Wegebau- und Friedhofsausschuss bereits im Vorfeld <strong>der</strong> großen Umbenennungs- und<br />

Benennungsaktion 1968 darin überein gekommen war, durchgehende Straßen nach Möglichkeit<br />

mit einem einheitlich durchgehenden Namen zu bezeichnen. Der Blick auf den<br />

Stadtplan macht deutlich, dass die überwiegende Zahl <strong>der</strong> Bentroper Straßen ihren Ausgang<br />

bereits in Warmen, Bausenhagen und Stentrop nimmt.<br />

So wurde auch in an<strong>der</strong>en Stadtteilen entschieden und zum Beispiel aus den beiden<br />

Bezeichnungen „Dellwiger Weg“ (von Strickherdicke ausgehend) und „Strickherdicker Weg“<br />

(von Dellwig ausgehend) ein und <strong>der</strong>selben Straße die einheitliche Bezeichnung „Strickherdicker“<br />

Weg für den gesamten Verlauf beschlossen.<br />

Am 1.Juli 1970 war es dann soweit. Der Stadtrat stimmte <strong>der</strong> Vorschlagsliste des Bauamtes<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> von dessen Son<strong>der</strong>ausschuss entwickelten Liste auf „Umbenennung<br />

und Neubenennung <strong>der</strong> Straßen innerhalb <strong>der</strong> „neuen“ Stadt Fröndenberg“ zu; 2 ½ Jahre nach<br />

ihrer Bildung.<br />

In einer Sitzung vom 13.August 1970 brachte <strong>der</strong> Wegebau- und Friedhofsausschuss noch<br />

einige Verbesserungsvorschläge aus dem Kreis <strong>der</strong> Anwohner auf den Weg in den Stadtrat, da<br />

kurz vor <strong>der</strong> Beschlussfassung des Rates vom 1.7.1970 mehrere Protestschreiben von betroffenen<br />

Anliegern eingegangen waren. Zwei Umbenennungen waren daraufhin vom Rat am<br />

1. Juli erst gar nicht entschieden worden, son<strong>der</strong>n nochmals an den Wegebau- und Friedhofsausschuss<br />

zurück überwiesen worden.<br />

So wurde auf die geplante Umbenennung <strong>der</strong> Frömerner „Lindenstraße“ in „Bonekampstraße“<br />

unter Einbeziehung <strong>der</strong> sich anschließenden und erst im Dezember 1968 benannten<br />

Straße „Bonekamp“ verzichtet und <strong>der</strong> Vorschlag an den Rat vorbereitet, die „Lindenstraße“<br />

in „Lindenhofstraße“ umzubenennen. <strong>Die</strong> Bezeichnung Bonekamp blieb erhalten.<br />

<strong>Die</strong> geplante Namensän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> im Stadtteil Neimen gelegenen Straße „Unterdorf“ in<br />

„Stoppelacker“ erschien den Anwohnern aus einleuchtenden Gründen wenig vorteilhaft und<br />

diskriminierend. Deren schriftlich eingereichter Eingabe vom 27.Juni 1970 wurde<br />

entsprochen und auf Vorschlag <strong>der</strong> Bürger für diese Straße den Namen „Königsweg“ gewählt.<br />

Am 20.11.1970 wurde diesen beiden Än<strong>der</strong>ungsvorschlägen vom Stadtrat zugestimmt.


72<br />

Bemerkenswert ist es, dass für den Stadtteil Frömern am 27.12.1968, also mitten im Prozess<br />

<strong>der</strong> Um- und Neubenennungen und nicht in diesen Prozess inhaltlich einbezogen, drei neue<br />

<strong>Straßennamen</strong> vergeben wurden: „Bonekamp“, „Tharloh“ und „Bielenbusch“.<br />

Zum 1.12.1970, also nunmehr 3 Jahre nach <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> „neuen“ Stadt Fröndenberg wurde<br />

durch das Bauamt ein neues amtliches Straßenverzeichnis 6 erstellt, das alle Än<strong>der</strong>ungen erfasste.<br />

<strong>Die</strong> Hausbesitzer umbenannter Straßen erhielten entsprechende Post von <strong>der</strong> Verwaltung<br />

im Falle, dass Hausnummern neu angebracht o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden mussten mit <strong>der</strong><br />

Auffor<strong>der</strong>ung ggf. ihre Mieter zu verständigen. Alte Hausnummern mussten durchgestrichen<br />

noch ein Jahr lang sichtbar angebracht bleiben.<br />

Alle Än<strong>der</strong>ungen traten mit Wirkung vom 1.1.1971 gesetzlich in Kraft.<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Kernstadt und <strong>der</strong> neuen Stadtteile (ehemalige Gemeinden, bzw. Großgemeinde<br />

Langschede), <strong>der</strong>en Straßen bereits vor 1968 Namen führten ergaben sich somit folgende<br />

Neubenennungen bzw. Umbenennungen von 1968-1970:<br />

Kernstadt Fröndenberg (Umbenennungen)<br />

„Am Sonnenhang“ in „Eberhardstraße“<br />

„Amselweg in Nachtigallenweg“<br />

„Finkenweg“ in „Schwalbenweg“<br />

„Gartenstraße“ in „Blumenstraße“<br />

„Im Schelk“ wird einbezogen in den bestehenden „Querweg“<br />

„Rosenweg“ in „Veilchenweg“<br />

„Schulstraße“ wird einbezogen in die „Eulenstraße“<br />

„Unnaer Straße“ wird einbezogen in die „Eulenstraße“<br />

„Vom-Stein-Straße“ in „Hardenbergstraße“<br />

dazu in <strong>der</strong> Kernstadt Fröndenberg folgende Neubenennungen<br />

„Unionstraße“<br />

„Bonhoefferstraße“<br />

„Julius-Leber-Straße“<br />

„Ludwig-Steil-Straße“<br />

„Otto-Wels-Straße“<br />

“Pastor-Delp-Straße”<br />

“Paul-Löbe-Straße” und<br />

“Von-Galen-Straße”<br />

Ardey<br />

„Gartenstraße“ in „Talstraße“<br />

“Karrenweg” in “Bredde”<br />

„Kreisstraße“ wird einbezogen in die bereits bestehende „Ardeyer Straße“<br />

„Ostmarkstraße“ in „Thabrauck“<br />

„Schäferstraße“ in „Ostholz“<br />

„Schulstraße“ in „Westfeld“<br />

„Sonnebachstraße“ wird in die neugebildete Straße „Westfeld“ einbezogen<br />

Dellwig<br />

Gartenweg“ in „Weidenweg“<br />

„Kirchplatz“ in „Ahlinger Berg“<br />

„Lönsstraße“ in „Wibbelstraße“<br />

„Nordstraße“ in „Schörweken“<br />

6 <strong>Die</strong>ses Verzeichnis ist am Ende des Kapitels angefügt


73<br />

„Ruhrstraße“ wird dem bestehenden „Ohlweg“ zugewiesen<br />

„Wasserwerkstraße“ wird einbezogen in die „Hauptstraße“<br />

Frohnhausen<br />

„Dorf“ wurde einbezogen in die neu benannte Verbindungsstraße zwischen<br />

den Stadtteilen Bausenhagen, Stentrop und Frohnhausen „Palzstraße“<br />

„Feldweg“ einbezogen in die Verlängerung <strong>der</strong> Wicke<strong>der</strong> Straße, die jedoch nicht durchgehend<br />

als Straße bis Wickede führt, Hauptverbindung nach Wickede<br />

ist ab Frohnhausen die „Landstraße“ links <strong>der</strong> Bahnlinie.<br />

Frömern<br />

„Bachstraße“ in „In <strong>der</strong> Twiete“<br />

„Bahnhofstraße“ in „Brückenstraße“<br />

„Kirchplatz“ in „Sybrechtplatz“<br />

Ein Brief mit einem Gegenvorschlag <strong>der</strong> Evangelischen Kirchengemeinde in Frömern vom<br />

15.1.1969, den geplanten „Wilhelm-Sybrecht-Platz“ nach dem Kirchenpatron Johannes d.<br />

Täufers zu benennen, ist in den Akten mit Eingangsstempel 16. Januar 1969 versehen worden,<br />

hätte demnach Gegenstand <strong>der</strong> Beratungen werden können, wurde jedoch (absichtlich?) erst<br />

nach energischer Nachfrage <strong>der</strong> Kirchengemeinde Mitte 1970 nach Beendigung <strong>der</strong><br />

Findungsdebatte dem Gemeindevorstand abschlägig beschieden.<br />

„Kleine Bahnhofstraße“ in „Kampstraße“<br />

„Lindenstraße“ in „Lindenhofstraße“<br />

„Ostbürener Straße“ in „Ibbingsen“<br />

„Schulstraße“ in „Mutterkamp“, sowie die neuen Erstbenennungen<br />

„Bonekamp“<br />

„Tharloh“ und<br />

„Bielenbusch“<br />

Langschede<br />

„Bahnhofstraße“ in „Hauptstraße“<br />

„Drosselstiege“ in „Storchenweg“ (später in „Meisenweg“)<br />

„Kreisstraße“ wird einbezogen in die bereits bestehende „Ardeyer Straße“<br />

„Markt“ entfällt<br />

„Nordstraße“ wird <strong>der</strong> aus Ardey/Fröndenberg kommenden „Ardeyer Straße“ zugeordnet<br />

„Ostmarkstraße“ in „Im Gründken“<br />

„Schulstraße“ in „Westfeld“<br />

Neimen<br />

Der Wohnplatz Unterdorf wird umbenannt in „Königsweg“<br />

Der Wohnplatz Oberdorf und <strong>der</strong> Neimener Teil <strong>der</strong> Hohenheide wird zum „Neimener Weg“<br />

Strickherdicke<br />

„Auf <strong>der</strong> Höhe“ in „Hubert-Biernat-Straße“<br />

„Brauck“ in „Zur Düke“<br />

„Dorfstraße“ in „Kleibusch“<br />

„Landwehr“ in „Hellweg“<br />

„Rosenweg“ in „Am Hang“<br />

„Schulweg“ in „Beisenbrauck“ und „Sonnenhang“ in „Wulfesweide“<br />

Neu hinzu kam in Strickherdicke <strong>der</strong> offizielle Straßenname „Iserlohner Straße“, da einige<br />

wenige Wohnhäuser an dieser nördlichen Verlängerung <strong>der</strong> Unnaer Straße in Richtung Unna


74<br />

zwischen Wilhelmshöhe und Autobahnzubringer auf <strong>Fröndenberger</strong> (Strickherdicker Gebiet)<br />

liegen.<br />

5. Fazit dieser großen Umbenennungsphase:<br />

Auch wenn die Dauer des Prozesses <strong>der</strong> Neu- und Umbenennung im nachhinein als sehr lang<br />

erscheint, so hatten sich doch alle Beteiligten bemüht, Nägel mit Köpfen zu machen und allen<br />

Beteiligten gerecht zu werden, auch wenn <strong>der</strong> Exkurs 6 deutlich macht, dass es nicht allen<br />

Anwohnern recht gemacht werden konnte, bzw. die Verwaltung erkennen musste, dass über<br />

den Kopf <strong>der</strong> Anwohner unpopuläre Maßnahmen nicht durchsetzbar waren.<br />

34 bereits vor 1967 benannte Straßen wurden umbenannt, 11 Straßenbezeichnungen wurden<br />

aufgehoben und <strong>der</strong> Verlauf dieser Straßen einbezogen in an<strong>der</strong>e Straßen. 65 <strong>Straßennamen</strong><br />

wurden für die bisher straßennamenlosen Stadtteile, sowie in Erstbenennung für Fröndenberg<br />

(Mühlenbergsiedlung und Unionstraße), sowie für drei Erstbenennungen in Frömern und eine<br />

Erstbenennung in Strickherdicke (Iserlohner Straße) neu vergeben 7 .<br />

Ging die Verwaltung ursprünglich von einer Anzahl von 70 neu zu beschaffenden Schil<strong>der</strong>n<br />

aus, ergab sich nun eine Zahl von 87 neuen Namen, was die Anschaffung von mindestens ca.<br />

150 neuen Schil<strong>der</strong>n nach sich zog, da nicht alle neu- und umbenannten Straßen Stichstraßen<br />

waren und demnach die Anschaffung von mehr als einem neuen Schild für viele Straßen nötig<br />

wurde o<strong>der</strong> im Fall von Verbindungsstraßen, die mehr als zwei Orte miteinan<strong>der</strong> verbanden,<br />

auch in drei- o<strong>der</strong> vierfacher Ausfertigung.<br />

Jedes Haus, bzw. jedes bebaute Grundstück <strong>der</strong> neuen Stadt Fröndenberg lag nun an einer mit<br />

Namen versehenen Straße und hatte eine dem Straßenverlauf entsprechende fortlaufende<br />

Hausnummer.<br />

Gegenüber dem vorherigen Zustand ein deutlicher Fortschritt für die Auffindbarkeit und<br />

Zuordnung <strong>der</strong> Gebäude und ihrer Bewohner, aber auch ein Zeichen dafür, dass <strong>der</strong> dörfliche<br />

Charakter vieler Stadtteile sich bis Ende <strong>der</strong> 60er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts dahingehend<br />

geän<strong>der</strong>t hatte, dass nicht mehr nach den Grundsätzen „Je<strong>der</strong> kennt Jeden“ o<strong>der</strong> „nur Einheimische<br />

wohnen hier seit Generationen, die sich sowieso (aus)kennen“ verfahren werden<br />

konnte.<br />

<strong>Die</strong> lange Dauer dieses Umbenennungsprozesses ist auch bedingt gewesen durch taktisches<br />

Verhalten <strong>der</strong> Beteiligten in den Stadtteilen und in <strong>der</strong> Verwaltung.<br />

Dem Wunsch nach einem Höchstmaß an eigenständiger erhaltenswerter Identität <strong>der</strong><br />

einzelnen Stadtteile stand <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong> Verwaltung nach einheitlicher Vorgehensweise,<br />

Vermeidung von Namensdoppelungen und Vermeidung von Verwechselungsgefahr bei<br />

gleichklingenden Namen in vielen Fällen gegenüber.<br />

Bei <strong>der</strong> Erforschung dieser Zeitspanne wird beson<strong>der</strong>s deutlich, dass Straßenbenennungen ab<br />

Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre auch auf dem „platten Lande“ kein bloßer Verwaltungsakt des<br />

Bauamtes, <strong>der</strong> Ausschüsse und <strong>der</strong> Stadt- und Gemeindeparlamente mehr waren, die sich<br />

problemlos mit Schreibmaschine, Papier, Schippe, Spaten und bemaltem Blech hätten<br />

durchführen lassen.<br />

Emanzipationsbestrebungen <strong>der</strong> Bürger gegenüber <strong>der</strong> Verwaltung und Beharrungsvermögen<br />

gegenüber „von oben“ als oktroyiert empfundene Verän<strong>der</strong>ungen galt es zu berücksichtigen<br />

Zum 31.12.1967 gab es im Amtsbezirk (ohne Kessebüren und Billmerich) 190 mit Namen<br />

versehende Straßen incl. Doppelnennungen; zum 1.1.1971 waren es folgende 238 Straßen, die<br />

verwaltungsseitig und damit amtlich mit einem Namen versehen waren:<br />

.<br />

7 Bei dieser Zählung sind benannte Verbindungsstraßen zwischen bisher straßennamenlosen Stadtteilen nur<br />

einmal gezählt (Beispiel: „Bausenhagener Straße“ o<strong>der</strong> „Palzstraße“)


75<br />

Straßenverzeichnis <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg mit Datum 1.1.1971<br />

nach dem Ende <strong>der</strong> Umbenennungsphase 1968/1970 einschl. <strong>der</strong> unabhängig davon neu<br />

benannten Straßen.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen seit dem 1.1.1968 mit Benennungsdatum;<br />

seit dem 1.1.1968 in Fortfall gekommene Straßen sind nicht mehr aufgeführt<br />

Al = Stadtteil Altendorf<br />

Ar = Stadtteil Ardey<br />

Ba = Stadtteil Bausenhagen<br />

Be = Stadtteil Bentrop<br />

De = Stadtteil Dellwig<br />

F = Kernstadt Fröndenberg mit Westick und Hohenheide<br />

Fr = Stadtteil Frömern<br />

Fro = Stadtteil Frohnhausen<br />

La = Stadtteil Langschede<br />

Ne = Stadtteil Neimen<br />

Ost = Stadtteil Ostbüren<br />

St = Stadtteil Stentrop<br />

Str = Stadtteil Strickherdicke<br />

Wa = Stadtteil Warmen<br />

A<br />

Ahlinger Berg (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ahornweg (F)<br />

Akazienweg (F)<br />

Alleestraße (F)<br />

Alte Kreisstraße (Str)<br />

Altendorfer Straße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Alter Mühlenweg (Fr)<br />

Alter Weg (Str)<br />

Am Backenberg (Fr)<br />

Am Birnbaum (Fr)<br />

Am Brauck (De)<br />

Am Hang (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Klingelbach (F)<br />

Am Kraftwerk (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Obsthof (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Sachsenwald (F)<br />

Am Schwimmbad (De)<br />

Am Sportplatz (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Steinbruch (F)<br />

Am Ufer (La)<br />

Amselweg (La)<br />

Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße (F)<br />

Ardeyer Straße (Durchgangsstraße F, Ar, La), für Ar und La neu per Ratsbeschluss<br />

vom 1.7.1970, für Fröndenberg alte Bezeichnung<br />

Asternweg (F)<br />

Auf dem Krittenschlag (F)<br />

Auf dem Sodenkamp (F)


Auf dem Spitt (Fr)<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit (F)<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Auf <strong>der</strong> Kisse (La)<br />

B<br />

Bachstraße (De)<br />

Bahnhofstraße (F)<br />

Bauernbrücke (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bauernkamp (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bausenhagener Straße (Durchgangsstraße Ost, Ba, St, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Beisenbrauck (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bentroper Weg (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bergstraße (F)<br />

Bertholdusstraße (F)<br />

Bethelstraße (De)<br />

Bielenbusch (Fr), Ratsbeschluss vom 27.12.1968<br />

Billmericher Weg (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bilstein (Ar)<br />

Binnerstraße (De)<br />

Birkei (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Birkenweg (F)<br />

Bismarckstraße (F)<br />

Blumenstraße (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Böckelmannweg (Str)<br />

Bockenweg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bodelschwinghstraße (De)<br />

Bonekamp (Fr), Ratsbeschluss vom 27.12.1968<br />

Bonhoeffer Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Brameck (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Brauerstraße (Fr)<br />

Bredde (Ar), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Brückenstraße (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Buchenacker (Ar)<br />

Burgstraße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Burland (Ar)<br />

C, D<br />

Dahlienweg (F)<br />

Dorfstraße (Ar)<br />

Drosselweg (F)<br />

E<br />

Eberhardstraße (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Eichendorffstraße (De)<br />

Eichholz (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Elsternweg (F)<br />

Engelbertstraße (F)<br />

Eulenstraße (F)<br />

F<br />

Feldstraße (Ar)<br />

Feuerwehrstraße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Fichtenweg (F)<br />

Finkenweg (La)<br />

76


Fischerssiepen (F)<br />

Flie<strong>der</strong>weg (F)<br />

Freiheitstrasse (F)<br />

Friedhofstraße (F)<br />

Friedrich-Bering-Straße (F)<br />

Friedrich-Ebert-Straße (De)<br />

Frömerner Straße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Fuhrweg (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

G<br />

Gartenstraße (La)<br />

Gladiolenweg (F)<br />

Goethestraße (F)<br />

Graf-Adolf-Straße (F)<br />

Grüner Weg (F)<br />

H<br />

Hainbach (Ar)<br />

Hardenbergstraße (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Haßleistrasse (F)<br />

Hauptstraße (Durchgangsstraße De, La), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Heckenweg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Heideweg (Durchgangsstraße Str,Ar)<br />

Hellkammer (Durchgangsstraße Ba, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hellweg (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hengstenbergstraße (F)<br />

Henrichsknübel (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hermann-Löns-Straße (F)<br />

Hilkenhohl (Ar)<br />

Hintere Straße (De)<br />

Hirschberg (F)<br />

Hohenheide (Durchgangsstraße F, Ne, Fro)<br />

Holtkamp (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hubert-Biernat-Straße (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

I<br />

Ibbingsen (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Gründken (La), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Heimgarten (La)<br />

Im Höfchen (De)<br />

Im Loh (Str)<br />

Im Rottland (Ar)<br />

Im Schelk (Durchgangsstraße Ba, Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Stift (F)<br />

Im Sun<strong>der</strong>n (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Wiesengrund (F)<br />

In den Telgen (F)<br />

In den Wächelten (F)<br />

In <strong>der</strong> Liethe (De)<br />

In <strong>der</strong> Twiete (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

In <strong>der</strong> Wahne (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

In <strong>der</strong> Waldemey (F)<br />

Irmgardstraße (F)<br />

Iserlohner Straße (Str)<br />

77


J<br />

Jägertal (F)<br />

Julius-Leber-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

K<br />

Kaiserstraße (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Kampstraße (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Karl-Wildschütz-Straße (F)<br />

Karrenweg (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Kassberg (Str)<br />

Kesseborn (Fr)<br />

Kessebürener Weg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Kirchplatz (F)<br />

Kirchweg (Ba), Ratsbeschluss vom 20.11.1970<br />

Kleibusch (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Klusenweg (F)<br />

Königsweg (Ne), Ratsbeschluss vom 20.11.1970<br />

Körnerstraße (F)<br />

Kuhstraße (Str)<br />

L<br />

Landstraße (Durchgangsstraße Fro, Wa, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Landwehr (Fr)<br />

Lehmke (Fro)<br />

Lerchenweg (F)<br />

Lessingstraße (F)<br />

Lindenhofstraße (Fr), Ratsbeschluss vom 20.11.1969<br />

Lindenweg (F)<br />

Löhnbachstraße (F)<br />

Ludwig-Steil-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

M<br />

Magdalenenstraße (F)<br />

Margueritenweg (F)<br />

Markt (F)<br />

Mauritiusstraße (F)<br />

Menricusstraße (F)<br />

Merschstraße (Durchgangsstraße Fro, Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970,<br />

in Frohnhausen bereits bestehen<strong>der</strong> Name<br />

Mühlenbergstraße (F)<br />

Mühlenweg (Fr)<br />

Mutterkamp (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

N<br />

Nachtigallenweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Natte (Str)<br />

Neimener Weg (Ne)<br />

Nelkenweg (F)<br />

Neuenkamp (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Nordstraße (F)<br />

O<br />

Ohlweg (De)<br />

Ölmühlenweg (Durchgangsstraße Wa, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ostbürener Straße (Durchgangsstraße F, Ost), Ostbüren Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

78


Ostfeld (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ostholz (Ar), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ostmarkstraße (F)<br />

Otto-Wels-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Overbergstraße (F)<br />

P<br />

Palzstraße (Durchgangsstraße Ba, St, Fro), Ratsbeschluss vom 1.7.1979<br />

Pappelallee (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Pastoratswald (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Pater-Delp-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Paul-Löbe-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Poststraße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Priorsheide (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Q<br />

Querweg (F)<br />

R<br />

Ringstraße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Rosenweg (De)<br />

Ruhrblick (La)<br />

Ruhrstraße (F)<br />

Sch<br />

Schäferstraße (De)<br />

Schillerstraße (F)<br />

Schlehweg (F)<br />

Schlesierstraße (Ar)<br />

Schlotstraße (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schmiedestraße (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schörweken (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schröerstraße (F)<br />

Schulstraße (De)<br />

Schwalbenweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schwarzer Kamp (Ar)<br />

Schwerter Straße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

S<br />

Simonweg (Str)<br />

Sonnenbergstraße (La)<br />

Springstraße (F)<br />

Starenweg (F)<br />

Steinkuhle (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Stentroper Weg (Durchgangsstraße St, Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Storchenweg (La), Ratsbeschluss vom 1.7.1970)<br />

Strickherdicker Weg (De)<br />

Südstraße (F)<br />

Sümbergstraße (F)<br />

Sybrechtplatz (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

T<br />

Talstraße (Ar), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Tannengarten (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Thabrauck (Durchgangsstraße Ar, Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Tharloh (Fr), Ratsbeschluss vom 27.12.1968<br />

79


Tulpenweg (F)<br />

Tummelplatz (Fro)<br />

U<br />

Ulmenweg (F)<br />

Unnaer Straße (La, Str)<br />

Unionstraße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

V<br />

Veilchenweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Von-Galen-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Von-Steinen-Straße (Fr)<br />

Von-Tirpitz-Straße (F)<br />

W<br />

Wachtelweg (F)<br />

Waldweg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Wasserwerkstraße (F)<br />

Weidenweg (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Westfeld (Durchgangsstraße Ar, La), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Westick (F)<br />

Westicker Heide (F)<br />

Westicker Straße (Durchgangsstraße F, Ne)<br />

Wibbeltstraße (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Wicke<strong>der</strong> Straße (Durchgangsstraße Wa, Fro, Ne, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Wilhelm-Feuerhake-Straße (F)<br />

Wilhelm-Himmelmann-Platz (F)<br />

Wilhelmstraße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Windgatt (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Wulfesweide (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Z<br />

Zum Siepen (Ar)<br />

Zur Dorfwäsche (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Düke (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Haar (La)<br />

Zur Mark (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Tigge (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Tränke (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

80


81<br />

Exkurs 5<br />

Straßenbenennungen und <strong>der</strong> deutsche Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>Die</strong> Thematik <strong>der</strong> Benennung von Straßen im Neubaugebiet des westlichen Mühlenberges<br />

nach verschiedenen Vertretern und damit auch stellvertretend für die verschiedenen<br />

Ausrichtungen, Zielsetzungen Motiven des deutschen Wi<strong>der</strong>standes gegen das NS-Regime<br />

wurde bereits in Exkurs 4 gestreift, da es im Stadtrat zwischen <strong>der</strong> CDU- und <strong>der</strong> SPD-<br />

Fraktion verschiedene Ansichten gab, diese Straßen zu benennen.<br />

Der Vorschlag <strong>der</strong> CDU-Fraktion, die Straßen nach ostdeutschen Städtenamen 1 zu benennen,<br />

scheiterte zu Gunsten des SPD-Vorschlags.<br />

Trotzdem war man 1969, 24 Jahre nach Kriegsende noch vorsichtig und behutsam und fand<br />

einen Konsens, dem auch die CDU ihre Zustimmung nicht versagen konnte. Kein Vertreter<br />

des kommunistischen Wi<strong>der</strong>standes wurde berücksichtigt und zunächst auch kein Militär, <strong>der</strong><br />

Hauptattentäter Claus Graf Schenk von Stauffenberg wurde erst in <strong>der</strong> zweiten Phase <strong>der</strong><br />

Mühlenberg-Benennung 1972 berücksichtigt. Bürgerliche und kirchliche Vertreter des Wi<strong>der</strong>standes<br />

fanden Berücksichtigung.<br />

<strong>Die</strong>s macht deutlich, dass beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> militärische Wi<strong>der</strong>stand zu dieser Zeit noch nicht<br />

befreit war vom Geruch des „Vaterlandsverrates“ und erst recht <strong>der</strong> kommunistische<br />

Wi<strong>der</strong>stand durch die Realität des ideologischen Kalten Krieges zwischen Ost und West nicht<br />

nur keine Würdigung erfuhr, son<strong>der</strong>n schlichtweg nicht wahrgenommen wurde o<strong>der</strong> nicht<br />

wahrgenommen werden sollte.<br />

1969 (Ratssitzung vom 18.6.1969) wurden folgende Personen mit <strong>Straßennamen</strong> geehrt:<br />

Paul Löbe<br />

Julius Leber<br />

Otto Wels<br />

Carl Friedrich Goerdeler<br />

Clemens August Graf von Galen<br />

Pater Alfred Delp<br />

<strong>Die</strong>trich Bonhoeffer und<br />

Ludwig Steil<br />

1972 (Ratssitzung vom20.12.1972) wurden die nächsten fertig gestellten Straßen auf dem<br />

Mühlenberg nach folgenden weiteren Personen des Wi<strong>der</strong>standes benannt:<br />

Carlo Mierdendorf<br />

Sophie und Hans Scholl<br />

Kurt Schumacher und<br />

Claus Graf Schenk von Stauffenberg.<br />

1 Der Begriff „Ostdeutsche Städte“ muss im damaligen Kontext <strong>der</strong> Zeitgeschichte gesehen werden. Gemeint<br />

waren damit nicht Städte in „Mitteldeutschland“, des damals noch mit SBZ (Sowjetische Besatzungszone), o<strong>der</strong><br />

mit dem Namen <strong>der</strong> „sogenannten DDR“ bezeichneten Staatsgebietes <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

völkerrechtlich nicht anerkannten DDR gemeint, son<strong>der</strong>n Städte die in Pommern, Schlesien, Ostbrandenburg<br />

und Ostpreußen liegen; den gebieten die nach den Beschlüssen <strong>der</strong> Potsdamer Konferenz aus <strong>der</strong> Vier-Mächte-<br />

Verantwortung für Gesamtdeutschland herausgelöst worden waren und seitdem unter „polnischer o<strong>der</strong><br />

sowjetischer Verwaltung“ standen, bzw. realpolitisch dem polnischen Staat und dem Staatsgebiet <strong>der</strong> UDSSR<br />

zugeordnet wurden. Mit zunehmen<strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> realpolitischen Lage trat die Unterteilung des deutschen<br />

Staatsgebietes in den Grenzen von 1937 in West-, Mittel- und Ostdeutschland in den Hintergrund und spielte<br />

spätestens nach Abschluss <strong>der</strong> Warschauer und Moskauer Verträge 1972 nur noch eine Rolle im Wortschatz <strong>der</strong><br />

Vertriebenenfunktionäre. Somit ist, wenn heute von „Ostdeutschland“ die Rede ist, eindeutig das Gebiet <strong>der</strong><br />

ehemaligen DDR gemeint. Auch <strong>der</strong> Begriff „Ostgebiete“ für die genannten 1937 noch zum Deutschen Reich<br />

gehörenden Provinzen verschwindet langsam aus dem Bewusstsein <strong>der</strong> Bevölkerung, wenngleich auch für die<br />

jüngere Generation diese Regionen selber durchaus nicht ganz „entschwunden“ sind, son<strong>der</strong>n zunehmend als<br />

Reiseziele, Handelspartner und/o<strong>der</strong> ganz normale Bestandteile ihrer heutigen Staaten betrachtet werden.


82<br />

Keine Berücksichtigung fanden an<strong>der</strong>e ebenfalls vorgeschlagenen Persönlichkeiten:<br />

Adolf Reichwein<br />

Bernhard Lichtenberg<br />

Wilhelm Thews<br />

Nikolaus Groß<br />

Albrecht Haushofer<br />

Ulrich von Hassel<br />

Hans Oster<br />

Ernst von Harnack<br />

Paul Schnei<strong>der</strong> und<br />

Heinz Strelow<br />

Im Ganzen gesehen wurde eine repräsentative Auswahl getroffen, wenn man die neuen 1972<br />

hinzu gekommenen Straßen einrechnet; es bleibt jedoch das Fehlen <strong>der</strong> Würdigung des kommunistischen<br />

Wi<strong>der</strong>standes zu konstatieren.<br />

Lei<strong>der</strong> unberücksichtigt blieben natürlich auch die vielen Helfer und Helferinnen im Umfeld<br />

<strong>der</strong> verschiedensten Wi<strong>der</strong>standsgruppen, die unbekannt gebliebenen Helfer und Helferinnen<br />

untergetauchter jüdischer Familien und Einzelpersonen und die wegen Wehrkraftzersetzung<br />

hingerichteten Soldaten; auch diese müssen dem Wi<strong>der</strong>stand zugerechnet werden.<br />

<strong>Die</strong>ses Problem war auch <strong>der</strong> Bürgerinitiative „Mühlsteine e.V“ bewusst, die beson<strong>der</strong>s zu<br />

Beginn <strong>der</strong> 1980er Jahre eine große Stadtteilaktivität entwickelte, eine eigene Zeitschrift,<br />

„Mühlsteine“ herausgab und die große Mehrheit <strong>der</strong> Bewohner des Mühlenberges einzubeziehen<br />

vermochte in vielfältige kulturelle, infrastrukturelle und verkehrspolitische<br />

Belange, die speziell im Wohngebiet „Mühlenberg“ zur Lösung anstanden, war es doch das<br />

erste Mal, dass in Fröndenberg eine Art von „Sattelitenstadt“ mit ganz eigener Dynamik, aber<br />

auch ganz spezifischen Problemstellungen entstanden war, die teilweise auch heute noch nicht<br />

gelöst sind o<strong>der</strong> sich teilweise auch noch verschärft haben.<br />

Auslän<strong>der</strong>problematik, Jugendkriminalität, eine hohe Arbeitslosenquote stehen auf <strong>der</strong> Sollseite,<br />

aber dem gegenüber stehen Jugendprojekte, För<strong>der</strong>angebote, gelebte Auslän<strong>der</strong>integration<br />

und Seniorenbetreuung auf <strong>der</strong> Habenseite dieses Viertels und seiner Bewohner.<br />

Einen Höhepunkt <strong>der</strong> „Mühlstein-Aktivitäten“ bildete deshalb die Einweihung eines zentralen<br />

Denkmals für ALLE Opfer des NS-Regimes, sowohl des aktiven wie passiven Wi<strong>der</strong>standes<br />

wie auch generell für alle Opfer <strong>der</strong> NS-Diktatur. 1985, vierzig Jahre nach Kriegsende wurde<br />

eine Skulptur aus drei ineinan<strong>der</strong> verwobenen Mühlsteine eingeweiht, die symbolisch das<br />

„Zwischen die Mühlsteine geraten“ verkörpert und ein prinzipiell bedeutendes Kunst- und<br />

Mahnmal <strong>der</strong> Stadt sein könnte, lei<strong>der</strong> aber von großen teilen <strong>der</strong> Bevölkerung nicht<br />

akzeptiert und verstanden wurde, wozu auch die abseitige Lage weg vom Stadtzentrum eine<br />

Rolle spielen mag. Zentrale Kundgebungen, die zwar nach dem gut gemeinten Willen <strong>der</strong><br />

Veranstalter alle „Opfer von Krieg und Gewalt“ einbeziehen soll, finden wie eh und je am<br />

Kriegerehrenmal statt und verdeutlichen die Problematik <strong>der</strong> verschieden möglichen<br />

Sichtweise hinsichtlich „Opfern“ und „Tätern“ und die schwierige und kaum mögliche<br />

Zusammenführung des Erinnerns an gefallene Soldaten, ermordete Wi<strong>der</strong>standskämpfer, aus<br />

rassistischen Gründen Ermordete Menschen o<strong>der</strong> auf Flucht und Vertreibung ums Leben<br />

gekommene Personen.<br />

Trotz aller angeführten Schwierigkeiten, auch trotz des Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre eingestellten<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Bürgerinitiative, war und ist <strong>der</strong> Gedanke an die wachzuhaltende Erinnerung<br />

an den deutschen Wi<strong>der</strong>stand gegen das NS-Regime durch die Vergabe von <strong>Straßennamen</strong> ein


83<br />

Erfolg, denn immer wie<strong>der</strong> geben die Namen einen Anstoß des Nachdenkens, einen<br />

willkommenen Anlass für Schulprojekte.<br />

Der Vorbehalt <strong>der</strong> CDU-Fraktion im Jahr 1969, keine <strong>Straßennamen</strong> mit „<strong>der</strong> Bevölkerung<br />

gänzlich unbekannte Personen“ zumuten zu wollen, ist hinsichtlich <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Unbekanntheit etwa eines Ludwig Steil o<strong>der</strong> eines Carlo Mierendorf zwar nicht von <strong>der</strong> Hand<br />

zu weisen, war jedoch im Ansatz aufklärungspädagogisch falsch, denn es war und ist doch<br />

gerade das Ziel dieser Benennung gewesen, damals noch o<strong>der</strong> heute wie<strong>der</strong> zu Unrecht in<br />

Vergessenheit geratene Menschen mit Vorbildfunktion bekannt und populär zu machen.<br />

1989 gab es noch einen interessanten Vorstoß einer 10. Klasse <strong>der</strong> Gesamtschule, einen bisher<br />

unbenannten Weg zwischen <strong>der</strong> „Paul-Löbe-Straße“ und dem alten Ziegeleigelände nach<br />

einem Vertreter des Jugendwi<strong>der</strong>standes gegen das NS-Regime zu benennen. <strong>Die</strong><br />

Jugendlichen dachten dabei an einen Vertreter <strong>der</strong> Kölner „Edelweißpiraten“, den im Alter<br />

von 16 Jahren gehängten Bartholomäus Schink.<br />

<strong>Die</strong> Anwohner des Weges, <strong>der</strong>en Häuser seit ihrem Bestehen <strong>der</strong> „Mühlenbergstraße“ zugeordnet<br />

waren, sprachen sich jedoch gegen eine Umbenennung aus wegen <strong>der</strong> damit<br />

verbundenen Kosten und Unannehmlichkeiten, zumal da <strong>der</strong> Name des Bartholomäus Schink<br />

gänzlich unbekannt sei. Auch mangels Interesse <strong>der</strong> Verwaltung und des (von einer SPD-<br />

Mehrheit getragenen) Rates wurde diesem Vorschlag genau das bereits 1969 von <strong>der</strong> CDU<br />

angeführten Arguments zum Verhängnis. Inzwischen war nämlich das in Kapitel H näher<br />

erläuterte Proce<strong>der</strong>e bei Straßenbe- und Umbenennungen in Kraft getreten, das eine<br />

unbedingte Beteiligung <strong>der</strong> Anwohner vorsieht. Ein basisdemokratisch orientiertes Vorgehen,<br />

aber trotzdem erst dann zu Ende gedacht, wenn alle Beteiligten sachinformiert ihre<br />

Entscheidung treffen würden und die Verwaltung nicht nur „verwaltend“ son<strong>der</strong>n mo<strong>der</strong>ierend<br />

in den Entscheidungsprozess eingreifen würde, bzw. hier eingegriffen hätte. Vielleicht<br />

wäre es dann zu einer die Jugendlichen weniger enttäuschenden Lösung gekommen.<br />

Ein Son<strong>der</strong>band <strong>der</strong> „Beiträge zur <strong>Fröndenberger</strong> Ortsgeschichte“ fasste 1991 nochmals alle<br />

Lebenswege <strong>der</strong> 13 mit einem <strong>Straßennamen</strong> geehrten Personen zusammen, verbunden mit<br />

einem Rückblick auf Entstehung und Sinn <strong>der</strong> „Mühlensteindenkmals“ aus dem Jahr 1985. 2<br />

Bis heute ist lei<strong>der</strong> die Person und damit auch <strong>der</strong> Name des einzigen bekannten Vertreter des<br />

Wi<strong>der</strong>standes, <strong>der</strong> in Fröndenberg geboren wurde, Wilhelm zur Nieden 3 nicht öffentlich mit<br />

einem <strong>Straßennamen</strong> o<strong>der</strong> einer Gedenktafel gewürdigt worden.<br />

Seinen Namen anstatt <strong>der</strong> Namen Hengstenberg o<strong>der</strong> v.Tirpitz geehrt zu sehen, wird wahrscheinlich<br />

in absehbarer Zeit kaum zu verwirklichen sein; eine Gedenktafel am Geburtshaus,<br />

dem ältesten Profangebäude <strong>der</strong> Stadt, zumal das gleiche Haus, in dem auch Hengstenberg<br />

geboren wurde und die jüdische Familie Bernstein bis zu ihrer Deportation lebte, ist ein zu<br />

verwirklichendes Ziel des Heimatvereins, das bisher aber noch scheitert an den Besitzverhältnissen<br />

des Hauses im Eigentum <strong>der</strong> Familie, die seinerzeit dafür sorgte, dass „Juden<br />

keineswegs in solch exponierter Lage wohnen und die arische Bevölkerungsmehrheit damit<br />

provozieren dürfe.“<br />

Somit ist es entschieden einfacher und unproblematischer, die gängigen Wi<strong>der</strong>standskämpfer,<br />

bekannt- aber auch weit genug entfernt vom örtlichen Geschehen, mit <strong>Straßennamen</strong> zu<br />

ehren. Erfreulich, dass wenigstens dies möglich war und so schnell (s.o.) kann keine Straße in<br />

Fröndenberg umbenannt werden, auch nicht die positiv besetzten <strong>Straßennamen</strong>; immerhin<br />

ein Trost<br />

2 Siehe dazu und zur Ratssitzung vom 18.06.1969 Presseartikel im Anhang 1 lfd. Nummer 19<br />

3 Der Jurist und Sohn eines <strong>Fröndenberger</strong> Pastors Wilhelm Zur Nieden gehörte zum Kreis um Karl Goerdeler,<br />

wurde im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 verhaftet und kurz vor Kriegsende im Berliner<br />

Gefängnis an <strong>der</strong> Lehrter Straße erschossen.


84<br />

Exkurs 6<br />

Der „Storchenweg“ o<strong>der</strong> die Straßenbenennung im Spannungsfeld zwischen<br />

bürgerlicher Moral und bürgerschaftlichem Engagement.<br />

Zur Vorgeschichte: Am 2.11.1960 wurde in <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg (spätere Kernstadt) eine<br />

Neubaustraße mit dem Namen „Drosselweg“ benannt.<br />

Zwischen 1963 und 1967 wurde in <strong>der</strong> amtsangehörigen Gemeinde Langschede (später<br />

Großgemeinde Langschede-Ardey-Dellwig) ein ganzes Straßengeviert nach Singvögeln benannt,<br />

so u.a. eine Straße als „Drosselstiege“.<br />

Zum 1.1.1968 wurde die 2neue“ Stadt Fröndenberg begründet und die ehemals amtsangehörigen<br />

Gemeinden als Stadtteile eines nunmehr gemeinsamen Stadtgebietes verloren ihre<br />

kommunalpolitische Selbständigkeit.<br />

Seit spätestens März 1968 bis Juli 1970 1 waren das Bauamt, verschiedene Ausschüsse und <strong>der</strong><br />

neugebildete Stadtrat u.a. damit beschäftigt nach Lösungen für doppelt o<strong>der</strong> ähnlich benannte<br />

Straßen zu suchen, um in Zukunft Verwechselungen für Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr,<br />

Fehlsendung von Post etc. zu vermeiden.<br />

Ins Visier <strong>der</strong> Ausschüsse geriet auch die Ähnlichkeit zwischen „Drosselweg“ und „Drosselstiege“.<br />

Nach dem Grundsatz, diejenige Straße mit den wenigsten Anwohnern umzubenennen,<br />

wurde in Vorschlag gebracht, die in Langschede gelegene „Drosselstiege“ in „Storchenweg“<br />

umzubenennen. So wurde verfahren.<br />

Bereits die Umbenennung als solche rief den Unwillen <strong>der</strong> Anwohner hervor, war doch nach<br />

<strong>der</strong>en Meinung eine „Drosselstiege“ mit einem „Drosselweg“ nicht zu verwechseln.<br />

Richtiggehend erbost und empört aber waren die Anwohner, dass <strong>der</strong> ihrer Meinung nach<br />

diskriminierende Name „Storchenweg“ gewählt worden war; zu dieser Zeit Anfang <strong>der</strong><br />

1970er Jahre gerade auf dem noch nicht von <strong>der</strong> „Aufklärungswelle“ überschwemmten Land<br />

noch ganz eindeutig mit <strong>der</strong> Symbolik des „Kin<strong>der</strong>bringers“ behaftet, <strong>der</strong> den Familienzuwachs<br />

im Schnabel, diesen zu gegebener Zeit zur „Überraschung“ <strong>der</strong> älteren Geschwister<br />

vor <strong>der</strong> Haustüre abzulegen pflegte.<br />

So heißt es in einem Protestschreiben einer im „Storchenweg“ ansässigen Familie D. vom<br />

31.10.1970 u.a: 2 „Wir Einwohner <strong>der</strong> Drosselstiege möchten nicht (...) als allgemeine Belustigung<br />

dastehen (...)“. Hintergrund dieses Protestes war die Tatsache, dass in <strong>der</strong> ehemaligen<br />

„Drosselstiege“ immerhin 26 Kin<strong>der</strong> wohnten, u.a. die zehn Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie D.<br />

Was Familie D. und die an<strong>der</strong>en betroffenen Familien nicht wussten und ansonsten noch viel<br />

mehr in Harnisch gebracht hätte, war ein Zusatz im Protokoll des Son<strong>der</strong>ausschusses <strong>der</strong><br />

Wegebau- und Friedhofskommission aus dem Jahr 1969, in dem es neben dem Vorschlag<br />

„Storchenweg“ wörtlich heißt: „...weil dort soviel kin<strong>der</strong>reiche Familien wohnen“<br />

Stadtdirektor Rebbert (SPD) beantwortete die Proteste <strong>der</strong> Anwohner in einem Brief vom<br />

13.11.1970 in dem es u.a. heißt: „Der Grund für die Auswahl <strong>der</strong> neuen Straßenbezeichnung<br />

hat mit <strong>der</strong> rein zufällig in <strong>der</strong> Drosselstiege wohnenden Kin<strong>der</strong>zahl nichts zu tun (...) und ich<br />

bin auch <strong>der</strong> Meinung, dass die Reaktion Außenstehen<strong>der</strong> nach einer gewissen Zeit verflachen<br />

wird, so dass Ihnen durch die gewählte Bezeichnung Nachteile nicht entstehen dürften“.<br />

Damit gaben sich jedoch die Anwohner keineswegs zufrieden, son<strong>der</strong>n wandten sich erneut<br />

am 28.1.1971 an die Stadt, dieses Mal direkt an die Adresse des Bürgermeisters, mit <strong>der</strong><br />

dringenden Bitte um Umbenennung, da es „doch so viele an<strong>der</strong>e Vögel gibt“!<br />

1 Siehe dazu ausführlich das vorangegangene Kapitel G <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

2 Alle hier und im folgenden Text des Exkurses wie<strong>der</strong>gegebenen Zitate entstammen <strong>der</strong> Überlieferung in den<br />

Verwaltungsakten des Bauamtes <strong>der</strong> laufenden Verwaltung, die im Quellenverzeichnis unter Punkt C, Absatz<br />

d aufgeführt sind.


85<br />

Immerhin wurde über die Angelegenheit im Rat 3 am 23.2.1971 debattiert und <strong>der</strong> Antrag<br />

„von Familie D. und An<strong>der</strong>en“ zurückgewiesen.<br />

Zunächst im Ton leicht verstimmt, äußerte sich <strong>der</strong> Stadtdirektor am 4.3.1971 („Ihr Schreiben<br />

wurde mir zuständigkeitshalber zur weiteren Bearbeitung zugeleitet“) dahingehend, dass <strong>der</strong><br />

Bürgermeister selbst in geeigneter Weise sich <strong>der</strong> Sache angenommen habe und weiter<br />

sinngemäß, dass im Übrigen nach altdeutschem Volksglauben <strong>der</strong> Storch nicht nur Kin<strong>der</strong><br />

(bringt) son<strong>der</strong>n auch Glücksbringer und Beschützer vor Feuer und Blitzschlag sei.<br />

„So gesehen hoffe ich, dass auch Sie den Ratsbeschluss 4 nunmehr akzeptieren.“<br />

Abschließend heißt es dann triumphierend ohne jede Erläuterung des nachfolgenden abschließenden<br />

Satzes: „Im übrigen ist <strong>der</strong> Beschluss des Rates <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg begründet<br />

in § 14 des Ordnungsbehördengesetzes in <strong>der</strong> Fassung vom 28.10.1969 in Verbindung<br />

mit § 2 <strong>der</strong> Gemeindeordnung in <strong>der</strong> Fassung vom 11.8.1969 und ich betrachte<br />

hiermit die Angelegenheit als erledigt.“ Soweit <strong>der</strong> Stadtdirektor in seiner Antwort.<br />

Was hatte nun <strong>der</strong> Bürgermeister Droste (SPD) „in geeigneter Weise“ zur Sache beigetragen?<br />

Einen offenen Brief, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Presse entwe<strong>der</strong> als Leserbrief o<strong>der</strong> Bestandteil eines dem<br />

Thema gewidmeten Artikels erschienen war. In seinem Beitrag bemerkt <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

u.a.: „Der Gemein<strong>der</strong>at von Ubbedissen bei Bielefeld beschloss, die Straßen einer Neubausiedlung<br />

nach Vogelarten zu benennen. Ratsmitglied B (CDU) schlug vor, das ganze<br />

Vögelviertel Oswald-Kolle-Siedlung zu nennen, ohne allerdings näher zu erläutern, was <strong>der</strong><br />

bekannte Volksaufklärer mit Befie<strong>der</strong>ten zu tun hat“ Mit diesen und ähnlichen „Anmerkungen“<br />

hatte <strong>der</strong> Bürgermeister sicherlich in den nächsten Tagen und Wochen viele<br />

Lacher auf seiner Seite, diese mehr einer Büttenrede (die Debatte entspann sich sinnigerweise<br />

in <strong>der</strong> Karnevalszeit) gleichkommende Sichtweise <strong>der</strong> Dinge als „geeignete Weise“ zu<br />

interpretieren, wie es <strong>der</strong> Stadtdirektor in seinem Brief tat, dürfte den Bewohnern des<br />

„Storchenweges“ nicht ganz leicht gefallen sein.<br />

Wohl, um nicht noch mehr zum Gespött <strong>der</strong> Stadt zu werden und auch hilflos gegenüber den<br />

angegebenen und nicht einmal zitierten, geschweige denn erläuterten Paragraphen,<br />

verstummten die Anlieger, ohne jedoch ihren grundsätzlichen Groll deswegen begraben zu<br />

haben.<br />

Nicht unklug, wandten sie sich in <strong>der</strong> Folgezeit an den letzten ehemaligen Gemeindebürgermeister<br />

Langschedes, Haslinde (ebenfalls SPD), und brachten die Angelegenheit erneut<br />

im April 1974 (nach <strong>der</strong> Karnevalszeit) auf die Tagesordnung <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Ratsversammlung.<br />

In <strong>der</strong> Vorlage <strong>der</strong> Verwaltung an den Rat heißt es u.a.: „(...) wurde die<br />

Angelegenheit zunächst durch ein persönlich vom Stadtdirektor unterschriebenen Brief<br />

beigelegt. <strong>Die</strong>s ist aber offensichtlich nicht <strong>der</strong> Fall, denn, wie Herr Haslinde in einer Sitzung<br />

des Wegebau- und Friedhofsausschusses vorbrachte, haben sich die Anlieger bis heute noch<br />

nicht an diesen Namen gewöhnt und er wie die Anlieger würden eine Än<strong>der</strong>ung sehr<br />

begrüßen.“ Dessen ungeachtet schlug die Verwaltung aber eine erneute Ablehnung des<br />

Antrages vor, um einen Präzedenzfall und umfangreiche Verwaltungskosten zu vermeiden. In<br />

diesem Zusammenhang wird auf die Ablehnung des Rates im Fall <strong>der</strong> Anliegerproteste wegen<br />

<strong>der</strong> Umbenennung <strong>der</strong> Straße „Sonnenhang“ in „Wulfesweide“ in Ardey erinnert. 5<br />

Der von <strong>der</strong> SPD dominierte Stadtrat beschloss daraufhin, „auf Empfehlung des Wegebauund<br />

Friedhofsausschusses“ die Umbenennung von „Storchenweg“ in „Meisenweg“. Schließlich<br />

standen ja wie<strong>der</strong> die 1974er Kommunalwahlen vor <strong>der</strong> Tür...<br />

Das Beispiel zeigt, jenseits <strong>der</strong> heute eventuell als etwas moralinsauer empfundenen Empfindlichkeit<br />

<strong>der</strong> Anwohner des „Storchenwegs“ die zunächst unsensible Handhabung des Pro-<br />

3 Auf Veranlassung einer Vorlage durch die Verwaltung (also von Seiten des Stadtdirektors)<br />

4 Gemeint ist hier <strong>der</strong> Ratsbeschluss vom 23.2.1971 in dem es heißt: „Zur Vermeidung von Präzedenzfällen<br />

beschließt die Ratsversammlung: Auf Grund des § 14 des Ordnungsbehördengesetzes in Verbindung mit § 2<br />

<strong>der</strong> GO wird eine erneute Namensän<strong>der</strong>ung abgelehnt.<br />

5 Auf diesen Fall wird in kurzer Form im Hauptteil G <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit eingegangen


86<br />

blems, das sicher noch höhere Wellen geschlagen hätte, wenn die o.a. Randbemerkung des<br />

Son<strong>der</strong>ausschusses in <strong>der</strong> Öffentlichkeit bekannt geworden wäre. Ob sie es dem Stadtdirektor<br />

war und damit dessen Scheinheiligkeit in seinem ersten Antwortschreiben offenbaren würde,<br />

geht aus <strong>der</strong> Aktenüberlieferung und den seinerzeitigen Zeitungsberichten nicht hervor.<br />

Den „übrigen“ ca. 19.000 Bewohnern gab Bürgermeister Droste mit seinem offenen Brief<br />

sicher etwas zu lachen, in <strong>der</strong> heutigen Zeit des „Political Correctness“ könnte dessen<br />

Beispielfindung ein Grund für eine Beleidigungsklage abgeben.<br />

Als „Typisch bürokratisch“ und „von oben herab“ ist jedoch noch viel negativer die<br />

kommentar- und erläuterungslose Zitierung <strong>der</strong> Paragraphen im zweiten Brief des Stadtdirektors<br />

zu bewerten, beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> aufmerksamen Betrachtung <strong>der</strong> Briefe <strong>der</strong><br />

Betroffenen. Aus <strong>der</strong>en Stil, Grammatik wie Rechtschreibung ist eindeutig zu erkennen, dass<br />

es sich hier um Bürger mit einem niedrigen Schulabschluss handelte, denen angesichts <strong>der</strong><br />

Konfrontation mit Paragraphennennungen keineswegs geholfen war, was wohl auch gar nicht<br />

im Sinne des Stadtdirektors gelegen haben mag, dem es darum gegangen sein dürfte, die nach<br />

seiner Ansicht unsinnige und lästige Debatte ad Acta zu legen.<br />

Der Betrachter von heute freut sich, um beim Thema <strong>der</strong> Vogelnamen zu bleiben, wie eine<br />

„diebische Elster“, dass letzten Endes die Anwohner doch noch zu ihrer Umbenennung<br />

kamen, allerdings wie<strong>der</strong> ohne <strong>der</strong>en Einbeziehung in den Entscheidungsprozess, denn sie<br />

erfuhren vom Erfolg ihrer Bemühungen und beson<strong>der</strong>s vom letztendlich gewählten Namen<br />

erst aus <strong>der</strong> Zeitung. Ob sie sich wohl überlegt haben, dass Meisen im Volksmund keine überragende<br />

Intelligenz zugewiesen wird analog des Sprichwortes „Du hast ja wohl eine Meise?“<br />

ist nicht überliefert. Eine erneute Debatte jedenfalls blieb aus und die Umbenennung war <strong>der</strong><br />

Tagespresse nicht mal mehr eine Meldung wert. Den Stadtdirektor wird´s gefreut haben. 6<br />

6 Eine ausgewählte Sammlung von Zeitungsberichten zum Thema „Storchenweg“ siehe Anlage 1 lfd. Nr. 22


87<br />

H. Straßenbenennungen in <strong>der</strong> Kernstadt Fröndenberg 1971-2004<br />

(incl. Wohnplatz Hohenheide)<br />

Nachdem die Um- und Neubenennungen im Zuge <strong>der</strong> kommunalen Neuordnung zum Januar<br />

1971 in Kraft getreten waren 1 , dauerte es bis Dezember des folgenden Jahres, ehe wie<strong>der</strong><br />

Bewegung in die <strong>Straßennamen</strong>gebung kam.<br />

Der zweite Ausbauabschnitt <strong>der</strong> Paul-Löbe-Siedlung auf dem Mühlenberg stand zur Namensvergabe<br />

an, sowie die Benennung <strong>der</strong> zunächst letzten beiden Neubaustraßen im Baugebiet<br />

Freisenhagen, womit dieses letztgenannte Projekt einer geschlossenen Wohnbebauung, dessen<br />

Planung bis in die Zeit <strong>der</strong> dreißiger Jahre zurückreichte, zu einem Abschluss kam.<br />

Auf dem Mühlenberg wurden wie bereits für den ersten Bauabschnitt Namensträger aus dem<br />

Kreis <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standskämpfer gegen den Nationalsozialismus ausgewählt.<br />

Carlo Mierendorf, die Geschwister Hans und Sophie Scholl, Kurt Schumacher und Claus<br />

Schenk Graf von Stauffenberg wurden hierdurch posthum geehrte; im August 1984 wurde die<br />

Paul-Löbe-Siedlung mit <strong>der</strong> Bebauung <strong>der</strong> „Karl-Goerdeler-Straße“ abgeschlossen.<br />

Im Baugebiet Freisenhagen wurde dieser Gemarkungsname selber als Straßenname „Zum<br />

Freisenhagen“ ausgewählt und die umliegende Benennung nach Bäumen mit dem „Kiefernweg“<br />

vervollständigt.<br />

1974 wurden die Straßen in einem Neubaugebiet auf <strong>der</strong> Hohenheide östlich und westlich <strong>der</strong><br />

Durchgangsstraße nach naturkundlichen Gesichtspunkten benannt 2 und damit den Wünschen<br />

<strong>der</strong> Anlieger entsprochen. Mit „Brandheide“, „Dachsleite“, „Hasensprung“, „In <strong>der</strong><br />

Sasse“ und „Löhnquelle“ wurden diese neuen Straßen benannt.<br />

Im November 1976 wurde mit dem „Fasanenweg“ eine zweite Zuwegung zum bereits<br />

fertiggestellten Wohngebiet auf <strong>der</strong> Westicker Heide unterhalb <strong>der</strong> Gemarkung „Wächelten“<br />

geschaffen.<br />

Zwischen 1978 und 1986 entstand auf Westicker (und damit <strong>Fröndenberger</strong>) sowie Neimener<br />

und Frohnhauser Gemarkungen im Osten <strong>der</strong> Kernstadt zwischen Ruhr und Eisenbahn ein<br />

Gewerbegebiet, dessen Straßen nach Vertretern <strong>der</strong> Technik- und Industriegeschichte benannt<br />

wurden. Der ermordete Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, <strong>der</strong> Industriegrün<strong>der</strong><br />

Werner von Siemens und <strong>der</strong> Pionier <strong>der</strong> Raketentechnik Wernher von Braun 3 waren die<br />

ersten Geehrten, 1982 folgte <strong>der</strong> Erfin<strong>der</strong> Rudolf <strong>Die</strong>sel und 1986 auf Antrag <strong>der</strong> CDU-<br />

Fraktion im Stadtrat <strong>der</strong> Gewerkschaftler Hans Böckler. 4<br />

Im Frühjahr 1981 erhielt eine Anliegerstraße im Bereich <strong>der</strong> alten <strong>Fröndenberger</strong> Kernstadt<br />

den Namen „Schürmanns Kamp“, eine bei den Anliegern nicht unbedingt wegen des Namens,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> verwaltungsseitigen Vorgehensweise umstrittene Entscheidung, die für<br />

einigen Wirbel sorgte. <strong>Die</strong> Straße war in finanzieller Eigenleistung durch die Anwohner gebaut<br />

worden, die nun auch ein Mitspracherecht bei <strong>der</strong> Benennung beanspruchten.<br />

<strong>Die</strong> vorgenommene Benennung wurde zurückgenommen, dann aber mit Datum 14.7.1982<br />

endgültig festgelegt. Von den Anwohnern waren die Vorschläge Buschweg, Am Hang, Haselberg<br />

und Fischers Kamp eingebracht worden.<br />

1 Verabschiedung im Rat per 1.7.1970; während <strong>der</strong> Umbenennungsphase 1968-1970 sind lediglich per<br />

Ratsbeschluss vom 18.6.1969 die Straßen des ersten Ausbauabschnitts <strong>der</strong> Paul-Löbe-Siedlung auf dem<br />

Mühlenberg nach Wi<strong>der</strong>standskämpfern gegen das NS-Regime benannt worden, siehe dazu ggf. Exkurs 5 <strong>der</strong><br />

vorliegenden Arbeit.<br />

2 Siehe dazu auch Exkurs 4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

3 <strong>Die</strong>s geschah ungeachtet seiner umstrittenen Rolle bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> deutschen „V-Waffen“, bei <strong>der</strong>en<br />

unterirdischer Produktion Tausende von Zwangsarbeitern und KZ-Gefangenen zu Tode kamen. Geehrt wurde<br />

hier die „zweite Biographie“ des 1977 verstorbenen Ingenieurs und Cheftechniker <strong>der</strong> NASA, „Vater <strong>der</strong><br />

Apollo-Rakete“, mit <strong>der</strong>en Hilfe den US-Amerikanern erstmals die Landung von Menschen auf dem Mond<br />

gelang. Mit 18 zu 16 Stimmen bei einer Enthaltung fiel die Entscheidung zugunsten von Brauns sehr knapp<br />

aus.<br />

4 Siehe dazu Kopie des Antrages im Anhang 1 lfd. Nr. 20


88<br />

Im Herbst 1981 wurden <strong>der</strong> katholische Sozialreformer Emanuel Ketteler und <strong>der</strong> „Vater <strong>der</strong><br />

katholischen Gesellenbewegung“ Adolph Kolping mit <strong>Straßennamen</strong> im Baugebiet Untere<br />

Westicker Heide gegenüber des Friedhofs geehrt.<br />

In diesem Zusammenhang ergingen zwei wichtige Beschlüsse des Wegebau- und<br />

Verkehrsausschusses (Nachfolger des Wegebau- und Friedhofsausschuss) vom 18.8.1981 und<br />

vom Beschwerdeausschuss datiert mit dem 25.5.1982.<br />

Übereinstimmend heißt es hier sinngemäß:<br />

„<strong>Die</strong> Bürger sind vor einer endgültigen Benennung von Straßen zu befragen, was auch für<br />

Umbenennungen bereits vorhandener Straßen zu gelten hat“<br />

Mitte <strong>der</strong> 1980er Jahre ging die Innenstadtsanierung mit <strong>der</strong> Aussiedlung <strong>der</strong> dort ansässigen<br />

Industriefirmen und anschließen<strong>der</strong> Geschäfts- und Wohnhausbebauung ihrem Ende entgegen.<br />

Bei dieser Gelegenheit wurden die Straßenführung „Im Stift“ und westlich angrenzen<strong>der</strong><br />

Flächen neu geordnet. Der „Wilhelm-Himmelmann-Platz“ wurde entwidmet und die beiden<br />

Städtepartnerschaften nach Frankreich und Holland mit den <strong>Straßennamen</strong> „Bruayplatz“<br />

(1989 zum 25.Jubiläumsjahr <strong>der</strong> Städtepartnerschaft) und „Winschotener Straße“ (1986)<br />

hervorgehoben.<br />

In diesem Bereich wäre noch Raum gewesen, einen weiteren <strong>Straßennamen</strong> zu vergeben;<br />

entsprechend reichte <strong>der</strong> stellv. Bürgermeister Josef Schmidt den Antrag ein, eine Straße nach<br />

dem beson<strong>der</strong>s hinsichtlich <strong>der</strong> Städtepartnerschaften verdienten Altbürgermeister Hubert<br />

Schmidt 5 zu benennen. <strong>Die</strong>ser Antrag wurde aber lei<strong>der</strong> (aus historiographischer Sicht) abgelehnt<br />

und die Wegefläche <strong>der</strong> vorhandenen Berg- und Friedrich-Feuerhake-Straße zugeordnet.<br />

<strong>Die</strong> Begründung einer Ehrung des Alt-Bürgermeisters allerdings wurde anerkannt und „sollte<br />

demnächst bei Gelegenheit berücksichtigt werden“, d.h. <strong>der</strong> Vorschlag landete in <strong>der</strong> Schublade.<br />

1983 und 1985 entstanden zwei weiteren Wohnstraßen im Wohngebiet Hohenheide, die<br />

Straßen „Am Hahnebusch“ und „Vogelrute“. Ein bisher namenloser Verbindungsweg ohne<br />

Wohnbebauung zwischen <strong>der</strong> Eulenstraße in Höhe des Hofgutes Veuhof und <strong>der</strong> Ostbürener<br />

Straße in Richtung Hohenheide erhielt im April 1988 den Namen „Schwarzer Weg“.<br />

Für die 1990er Jahre sind lediglich drei Benennungen zu verzeichnen. „Rehwinkel“ und<br />

„Fuchskaute“ auf <strong>der</strong> Hohenheide und im Innenstadtbereich die neue Verbindungsstraße<br />

zwischen <strong>der</strong> Ruhrbrücke und <strong>der</strong> v.Tirpitz-Straße, die als „Mendener Straße“ in Form eines<br />

Rampenbauwerks und Brücke ohne Wohnbebauung im Zuge <strong>der</strong> Stadtkernsanierung das<br />

Bahnhofsgelände überbrückt und damit den ehemaligen Bahnübergang Ruhrstraße überflüssig<br />

macht. Seit ihrer Fertigstellung und dem Ausbau <strong>der</strong> „Unionstraße“ konnte <strong>der</strong> Bereich Markt<br />

als verkehrsberuhigte Zone neu gestaltet werden und dient dem Autoverkehr nur noch den<br />

Anliegern und dem Parksuchverkehr als Verkehrsfläche.<br />

Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre kam nochmals Bewegung in die Frage <strong>der</strong> Daseinsberechtigung <strong>der</strong><br />

„Von-Tirpitz-Straße“ und <strong>der</strong> „Ostmarkstraße“. Seitens <strong>der</strong> FDP-Fraktion und des Ehepaars<br />

Roemheld; Frau Dr. Roemheld war zu dieser Zeit Vorsitzende <strong>der</strong> Freien Wählergemeinschaft<br />

und für kurze Zeit stellvertretende Bürgermeisterin wurden „entpolitisierende“<br />

Vorschläge unterbreitet, wie z.B. „Äbtissinnensteige“ als Ersatz für den Flottenadmiral o<strong>der</strong><br />

Namen von Alt-Bundespräsidenten. 6<br />

Obwohl <strong>der</strong> Rat eventuellen Än<strong>der</strong>ungen gegenüber aufgeschlossen reagierte, wandten sich<br />

nahezu alle befragten Anlieger (geregelt durch die o.a. Beschlussfassung <strong>der</strong> Ausschüsse,<br />

nach <strong>der</strong> alle Anlieger schriftlich zu befragen waren) vehement gegen eine Umbenennung<br />

„ihrer“ Straßen, zum Teil mit aus heutiger Sicht nahezu unfassbaren nationalistischen Begründungen<br />

und Geschichtsverdrehungen, die teilweise auch in beleidigen<strong>der</strong> Art und Weise<br />

die Initiatoren angriffen, die als Nestbeschmutzer und Ruhestörer beschimpft wurden.<br />

5 Beide „Schmidts“ gehör(t)en zwar <strong>der</strong> gleichen Partei an, sind aber nicht miteinan<strong>der</strong> verwandt!<br />

6 Siehe dazu Kopien eines Anschreiben und einer Beschlussvorlage im Anhang 1 lfd. Nr. 21


89<br />

Ein zeitgeschichtlicher Zusammenhang <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> Ostmarkstraße mit dem Anschluss<br />

Österreichs 1938 wurde in seitenlangen Abhandlungen rundweg bestritten und die „Würde<br />

<strong>der</strong> Ostmark“ schriftlich bis in das frühe Mittelalter dargelegt und verteidigt.<br />

Damit scheiterte <strong>der</strong> bislang letzte Versuch, die Versäumnisse <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>äte aus dem Jahr<br />

1945 und 1946 nachzuholen, bzw. die Entscheidungen des nationalsozialistisch geprägten Gemein<strong>der</strong>ates<br />

vom Juni 1933 (v.Tirpitz) und vom August 1938 (Ostmark) zu revidieren.<br />

Vom Oktober 1994 bis zum 31.12.2004 wurde im Kernstadtbereich einschließlich Hohenheide<br />

nur noch zwei Straßen neu gebaut, bzw. ausgebaut und benannt.<br />

<strong>Die</strong> „Von-Nell-Breuning-Straße“ im Juni 2001 nach dem katholischen Sozialreformer<br />

Oswald von Nell-Breuning als Zubringerstraße für das Gelände des Altenwohnzentrums<br />

„Schmallenbachhaus“ auf dem Hirschberg und die Straße „Fingers Kamp“ auf <strong>der</strong> Hohenheide<br />

im März 2000.<br />

<strong>Die</strong> geringe Zahl neu gebauter und benannter Straßen ab den 1980er Jahren macht den<br />

Strukturwandel <strong>der</strong> Stadt deutlich, <strong>der</strong> bereits im Kapitel A4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit angedeutet<br />

ist. In den umliegenden Stadtteilen wie <strong>der</strong> ehemaligen Großgemeinde Langschede mit<br />

Langschede, Dellwig und Ardey o<strong>der</strong> auch im Stadtteil Frömern hingegen wurden im<br />

gleichen Zeitraum relativ viele private Bauvorhaben durchgeführt und neue <strong>Straßennamen</strong><br />

kamen hinzu, was im folgenden Kapitel J deutlich wird.<br />

31 neue <strong>Straßennamen</strong> wurden im Bereich <strong>der</strong> Kernstadt 1971-2004 neu vergeben. Eine<br />

Straße, <strong>der</strong> Wilhelm-Himelmann-Platz, wurde eingezogen; Umbenennungen gab es im hier<br />

bearbeiteten Zeitraum nicht.<br />

Nachfolgend eine Auflistung aller zwischen 1971 und 2001 neu benannten Straßen nach Datum<br />

ihrer Benennung sortiert und daran anschließend ein sich daraus ergebendes Verzeichnis<br />

aller <strong>der</strong>zeitig mit Stand 31.12.2004 vorhandenen <strong>Straßennamen</strong> im Kernstadtbereich einschließlich<br />

Hohenheide; ein Verzeichnis, das amtlicherseits nicht (mehr) erstellt worden ist,<br />

da ab 1971 nur noch kernstadtübergreifende Straßenverzeichnisse erstellt wurden, die alle<br />

Stadtteile zusammenfassen.<br />

20.12.1972 Carlo-Mierendorf-Straße<br />

20.12.1972 Geschwister-Scholl-Straße<br />

20.12.1972 Kurt-Schumacher-Straße<br />

20.12.1972 Von-Stauffenberg-Straße<br />

20.12.1972 Kiefernweg<br />

20.12.1972 Zum Freisenhagen<br />

05.06.1974 Brandheide, Wohngebiet Hohenheide<br />

05.06.1974 Dachsleite, Wohngebiet Hohenheide<br />

05.06.1974 Hasensprung, Wohngebiet Hohenheide<br />

05.06.1974 In <strong>der</strong> Sasse, Wohngebiet Hohenheide<br />

05.06.1974 Löhnquelle<br />

10.11.1976 Fasanenweg<br />

04.10.1978 Hanns-Martin-Schleyer-Straße<br />

04.10.1978 Werner-von-Siemens-Straße<br />

04.10.1978 Wernher-von-Braun-Straße<br />

18.03.1981 Schürmanns Kamp<br />

09.12.1981 Ketteler-Straße<br />

09.12.1981 Kolpingstraße<br />

14.07.1982 Rudolf-<strong>Die</strong>sel-Straße<br />

13.04.1983 Vogelrute, Wohngebiet Hohenheide<br />

29.08.1984 Karl-Goerdeler-Straße


90<br />

20.08.1985 Am Hahnenbusch, Wohngebiet Hohenheide<br />

05.06.1986 Winschotener Straße<br />

20.10.1986 Hans-Böckler-Straße<br />

30.06.1988 Schwarzer Weg<br />

02.09.1989 Bruayplatz<br />

13.05.1993 Mendener Straße<br />

08.09.1994 Fuchskaute, Wohngebiet Hohenheide<br />

08.09.1994 Rehwinkel, Wohngebiet Hohenheide<br />

04.03.2000 Fingers Kamp, Wohngebiet Hohenheide<br />

12.06.2001 Von-Nell-Breuning-Straße<br />

Verzeichnis aller mit Stand 31.12.2004 vorhandenen <strong>Straßennamen</strong> im Kernstadtbereich<br />

Fröndenberg einschließlich Hohenheide<br />

A<br />

Ahornweg<br />

Akazienweg<br />

Alleestraße<br />

Am Hahnenbusch<br />

Am Klingelbach<br />

Am Sachsenwald<br />

Am Steinbruch<br />

Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße<br />

Ardeyer Straße<br />

Asternweg<br />

Auf dem Krittenschlag<br />

Auf dem Sodenkamp<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit<br />

B<br />

Bahnhofstraße<br />

Bergstraße<br />

Bertholdusstraße<br />

Birkenweg<br />

Bismarckstraße<br />

Blumenstraße<br />

Bonhoefferstraße<br />

Brandheide<br />

Bruayplatz<br />

C<br />

Carlo-Mierdendorf-Straße<br />

D<br />

Dachsleite<br />

Dahlienweg<br />

Drosselweg<br />

E<br />

Elsternweg<br />

Eberhardstraße<br />

Engelbertstraße<br />

Eulenstraße


F<br />

Fasanenweg<br />

Fichtenweg<br />

Fingers Kamp<br />

Fischerssiepen<br />

Flie<strong>der</strong>weg<br />

Freiheitstrasse<br />

Friedhofstraße<br />

Friedrich-Bering-Straße<br />

Fuchskaute, Hohenheide<br />

G<br />

Geschwister-Scholl-Straße<br />

Gladiolenweg<br />

Goethestraße<br />

Graf-Adolf-Straße<br />

Grüner Weg<br />

H<br />

Hanns-Martin-Schleyer-Straße<br />

Hans-Böckler-Straße<br />

Hardenbergstraße<br />

Hasensprung<br />

Haßleistrasse<br />

Hengstenbergstraße<br />

Hermann-Löns-Straße<br />

(Am ) Hirschberg<br />

Hohenheide<br />

I<br />

Im Stift<br />

Im Wiesengrund<br />

In den Telgen<br />

In den Wächelten<br />

In <strong>der</strong> Sasse<br />

In <strong>der</strong> Waldemey<br />

Irmgardstraße<br />

J<br />

Jägertal<br />

Julius-Leber-Straße<br />

K<br />

Karl-Goerdeler-Straße<br />

Karl-Wildschütz-Straße<br />

Kettelerstraße<br />

Kiefernweg<br />

Kirchplatz<br />

Klusenweg<br />

Kolpingstraße<br />

Körnerstraße<br />

Kurt-Schumacher-Straße<br />

L<br />

Lerchenweg<br />

Lessingstraße<br />

91


Lindenweg<br />

Löhnbachstraße<br />

Löhnquelle<br />

Ludwig-Steil-Straße<br />

M<br />

Magdalenenstraße<br />

Margueritenweg<br />

Markt<br />

Mauritiusstraße<br />

Mendener Straße<br />

Menricusstraße<br />

Mühlenbergstraße<br />

N<br />

Nachtigallenweg<br />

Nelkenweg<br />

Nordstraße<br />

O<br />

Ostbürener Straße<br />

Ostmarkstraße<br />

Otto-Wels-Straße<br />

Overbergstraße<br />

P<br />

Pastor-Delp-Straße<br />

Paul-Löbe-Straße<br />

Q<br />

Querweg<br />

R<br />

Rehwinkel<br />

Rudolf-<strong>Die</strong>sel-Straße<br />

Ruhrstraße<br />

S, Sch<br />

Schillerstraße<br />

Schlehweg<br />

Schröerstraße<br />

Schürmanns Kamp<br />

Schwalbenweg<br />

Schwarzer Weg<br />

Springstraße<br />

Starenweg<br />

Südstraße<br />

Sümbergstraße<br />

T, U, V<br />

Tulpenweg<br />

Ulmenweg<br />

Unionstraße<br />

Veilchenweg<br />

Vogelrute<br />

Von-Galen-Straße<br />

Von-Nell-Breuning-Straße<br />

Von-Stauffenberg-Straße<br />

92


Von-Tirpitz-Straße<br />

W<br />

Wachtelweg<br />

Wasserwerkstraße<br />

Werner-von-Siemens-Straße<br />

Wernher-von-Braun-Straße<br />

Westick<br />

Westicker Heide<br />

Westicker Straße<br />

Wilhelm-Feuerhake-Straße<br />

Winschotener Straße<br />

Z<br />

Zum Freisenhagen<br />

93


94<br />

I. <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> in den Stadtteilen ab 1971 (ohne Kernstadt)<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> das Kapitel G abschließenden <strong>Straßennamen</strong>liste verlief die<br />

weitere Entwicklung in den Stadtteilen wie folgt in chronologischer Reihenfolge:<br />

Auf dem Brennen (Wa) 20.12.1972<br />

Meisenweg (La) 05.06.74 (Umbenennung des „Storchenweg“)<br />

Am Graben (Ost) 05.06.1974<br />

Am Versstück (Ar) 05.06.1974<br />

Am Baumgarten (Ost) 19.07.1974 (Umbenennung <strong>der</strong> Straße „Am Graben“)<br />

Kornweg (Fr) 19.07.1974<br />

Herdicker Kamp (Str) 18.02.1976<br />

Am Haarstrang (Fr) 12.12.1979<br />

Hinter den Kämpen (Fr) 12.12.1979<br />

Bauerngarten (Ar) 15.07.1981<br />

Nie<strong>der</strong>heide (Ar) 15.07.1981<br />

Auf <strong>der</strong> Hege (Fr) 15.12.1982<br />

Willi-Kettmann-Straße (Fr) 20.10.1982<br />

Goldbreite (Ar) 09.02.1989<br />

Dörssiepen (De) 11.05.1989<br />

Neimener Kirchweg (Ne) 08.11.1990<br />

Graf-Ezzo-Weg (Ba) 04.07.1991<br />

Am Rodbusch (Ost) 22.02.1995<br />

Kirschbaumliethe (De) 02.09.1998 (gegen den Vorschlag aus dem Stadtteil, die Straße nach<br />

den Lehrern und Heimatforschern Karl Wimpelberg<br />

o<strong>der</strong> Alfred Reichenbach zu benennen)<br />

Gerstenkamp (Fr) 09.06.1999<br />

Weißes Feld (Fr) 09.06.1999<br />

Auf <strong>der</strong> Linde (Str) 07.12.1999<br />

Roggenweg (Fr) 22.08.2000<br />

Am Walnussbaum (Ba) 12.06.2001<br />

Penningheuers Kamp (De) 12.06.2001<br />

Prozessionsweg (Ba) 30.09.2002<br />

Bahnhofsallee (La) 04.02.2003<br />

Somit wurden innerhalb von 34 Jahren in den Stadtteilen außerhalb <strong>der</strong> Kernstadt 27 neue<br />

<strong>Straßennamen</strong> vergeben; durch Umbenennung fiel ein Name aus dieser Auflistung wie<strong>der</strong><br />

weg (Am Graben) und ein Name, <strong>der</strong> bereits 1970 vergeben wurde (Storchenweg), wurde<br />

durch einen neuen Namen (Meisenweg) ersetzt.<br />

8 Neubenennungen entfielen auf den Stadtteil Frömern, 4 auf Ardey und je 3 auf Bausenhagen<br />

und Dellwig. Je 2 Neubenennungen fielen auf Langschede, Strickherdicke und<br />

Ostbüren (ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Straße „Am Graben“) und je 1 Name auf Neimen und<br />

Warmen. Von 1971 bis 2004 wurden in Bentrop, Altendorf, Frohnhausen und Stentrop keine<br />

neuen <strong>Straßennamen</strong> vergeben.<br />

Überwiegend wurden Flur- und Gemarkungsnahmen verwendet, lediglich in Bausenhagen<br />

wurde namentlich und personenbezogen an die sehr alte <strong>Geschichte</strong> des Stadtteils erinnert<br />

(Graf-Ezzo-Weg) und in Frömern wurde des verstorbenen Altbürgermeisters Willi Kettmann<br />

gedacht.<br />

In Langschede wurde an die Tradition des in den 1980er Jahren geschlossenen Bahnhofs<br />

angeknüpft; verbunden mit <strong>der</strong> bisher nicht eingelösten Hoffnung, hier wie<strong>der</strong> einen Haltepunkt<br />

<strong>der</strong> Bahn zu bekommen und auch eine Verbeugung vor dem finanziellen Kraftakt des


95<br />

Investors und <strong>der</strong> architektonischen Sorgfalt im Umgang mit einem denkmalgeschützen<br />

Gebäude. Durch diese Bemühungen wurde das wertvolle Bahnhofsgebäude aus den 1880er<br />

Jahren vor dem endgültigen Verfall gerettet.<br />

Einige weitere Neubenennungen schlossen im Prinzip nur Lücken im Netz <strong>der</strong> übrigen bereits<br />

benannten Straßen und Wege (Neimener Kirchweg o<strong>der</strong> Prozessionsweg, beide ohne<br />

Benauung), an<strong>der</strong>e Straßen sind Zuwegungen zu Ein- o<strong>der</strong> Zweifamilienhäusern in Dorfrandlagen<br />

und Neubaugebieten. Größere Baugebiete, wie etwa in <strong>der</strong> Kernstadt <strong>der</strong> Mühlenberg<br />

mit seiner mehrgeschossigen Bauweise wurden seit 1971 nicht mehr erschlossen.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> rückläufigen Zahl an Arbeitsplätzen ging auch die Neubebauung zurück.<br />

Lediglich in einigen Stadtteilen wie Frömern (bis heute) und Ardey (bis Ende <strong>der</strong> 1980er<br />

Jahre) kam es zu nennenswerten Neubebauungen.


96<br />

J. Anmerkungen zu <strong>Straßennamen</strong>gruppen in <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg und<br />

zu einzelnen Personen aus <strong>der</strong> Ortshistorie nach denen Straßen benannt<br />

wurden<br />

Seit dem es auch auf dem „platten Lande“ und nicht nur in den historischen Städten und den<br />

industriellen Ballungsräumen seit Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts Fluchtlinien- und<br />

Bebauungspläne gibt, entstanden zusammenhängende Wohnstraßen o<strong>der</strong> Straßen zur Erschließung<br />

industriell geprägter Stadtteile, die zusammenhängend und im gleichen Zeitraum<br />

ihre Namen erhielten.<br />

Dabei bot es sich natürlich an, neben Flur- und Gemarkungsnamen auch gruppenweise<br />

<strong>Straßennamen</strong> nach bestimmten Sachgruppen zu wählen.<br />

In <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg begann diese Entwicklung mit <strong>der</strong> Wohnbebauung auf dem<br />

Sümberg mit <strong>der</strong> Benennung von Straßen nach Gestalten <strong>der</strong> märkischen <strong>Geschichte</strong> und <strong>der</strong><br />

<strong>Fröndenberger</strong> Klostergeschichte, ergänzt durch einen <strong>Straßennamen</strong> im südlichen<br />

Gemeindegebiet zwischen Ruhr und Bahnlinie. <strong>Die</strong> märkischen Grafen Engelbert und Adolf,<br />

die Gemahlin von Graf Eberhard III, Irmgard und <strong>der</strong> Klosterbegrün<strong>der</strong> Bertholdus<br />

wurden mit <strong>Straßennamen</strong> geehrt. Das Wohnviertel auf dem Sümberg wurde später in den<br />

1960er Jahren durch Erst- und Umbenennungen nach dem Schutzpatron <strong>der</strong> Kloster- und<br />

Stiftskirche und Wappenträger <strong>der</strong> Stadt, dem Heiligen Mauritius, nach dem Mönch<br />

Menricus und nach Irmgards Ehemann Eberhard komplettiert.<br />

Fortgesetzt wurde die gruppenweise <strong>Straßennamen</strong>gebung in den 1930er Jahren im Baugebiet<br />

Westick. Während im benachbarten Baugebiet Fröndenberg-Ost nationalsozialistisch geprägten<br />

Benennungen (Hans Schemm und Ostmark) und bereits bestehenden Bezeichnungen<br />

vorherrschen, kamen weiter östlich die Vertreter <strong>der</strong> klassischen deutschen Literatur zum<br />

Zuge. Goethe und Schiller, Lessing und, neben Sophie Scholl die bisher einzige weibliche<br />

<strong>Straßennamen</strong>patin, das Freifräulein von Droste-Hülshoff, ergänzt durch Hermann Löns 1<br />

und Theodor Körner 2 neben Ernst Moritz Arndt <strong>der</strong> bekannteste Dichter <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Befreiungskriege<br />

1813-15, sind hier vertreten.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg und <strong>der</strong> bewussten Abkehr von Nationalstolz und Pathos waren<br />

es dann die unverfänglichen Blumennamen im Baugebiet Springstraße und die Baumnamen<br />

auf dem östlichen und nördlichen Mühlenberg, die zu Namenspaten wurden.<br />

<strong>Die</strong> Gruppe <strong>der</strong> Singvögel kam ab 1957 bis hinein in die 1970er Jahre zu Ehren im Baugebiet<br />

Westicker Heide und eine breite Gruppe allgemein naturkundlicher Namen 3 im Wohngebiet<br />

Hohenheide.<br />

Historiographisches Neuland wurde mutig Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre auf dem westlichen<br />

Mühlenberg beschritten mit <strong>der</strong> Ehrung von Vertretern des deutschen Wi<strong>der</strong>standes gegen die<br />

NS-Diktatur. 4<br />

<strong>Die</strong> bislang letzte inhaltlich zusammenhängende Gruppe von <strong>Straßennamen</strong> wurde im Industriegebiet<br />

Westick- Frohnhausen- Neimen verwirklicht mit <strong>der</strong> Vergabe von <strong>Straßennamen</strong> zu<br />

1 Einschränkend gilt Hermann Löns sicher nicht (mehr) als wichtiger Vertreter <strong>der</strong> deutschen<br />

Literaturgeschichte, gleichwohl seine „Heidedichtungen“ noch heute manchen kleinbürgerlichen<br />

Bücherschrank zieren, was aber immer noch positiver zu bewerten ist als seine antisemitischen und<br />

nationalistischen Hasstiraden <strong>der</strong> späten Kaiserzeit, die zu Recht gänzlich vergessen sind<br />

2 Es ehrt im Nachhinein den Gemein<strong>der</strong>at, Körner und nicht den Antisemiten Arndt gewählt zu haben; letzterer<br />

stand in <strong>der</strong> Erinnerung wahrscheinlich zu nahe <strong>der</strong> verpönten 1848er Revolution. Von Theodor Körner, <strong>der</strong><br />

als Zweiundzwanzigjähriger Freiwilliger im „Freikorps Lützow“ 1813 fiel, stammt die von Joseph Goebbels in<br />

seiner berühmten Sportpalastrede des Jahres 1944 missbrauchte Gedichtzeile „nun Volk steh auf und Sturm<br />

brich los“, mit <strong>der</strong> Goebbels den „Volkssturm“ bewusst in die Tradition <strong>der</strong> Befreiungskriege zu stellen<br />

versuchte: Theodor Körner, „Leier und Schwert“ posthum 1814 veröffentlichte Sammlung <strong>der</strong> Gedichte.<br />

3 Siehe dazu Exkurs 4 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

4 Siehe dazu Exkurs 5 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit


97<br />

Ehrung von Pionieren <strong>der</strong> Industriegeschichte wie Werner von Siemens, Wernherr von<br />

Braun, Rudolf <strong>Die</strong>sel, <strong>der</strong> Gewerkschaftsbewegung in Person von Hans Böckler und zur<br />

Erinnerung an den 1977 von RAF-Terroristen ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer.<br />

Selbstverständlich kann eine Verwaltung nur so viele Straßen benennen, wie vorhanden sind;<br />

trotzdem fällt auf, welche Namengruppen bisher nicht zu <strong>Straßennamen</strong>ehren gekommen<br />

sind: <strong>Die</strong>s sind ganz allgemein sämtliche Vertreter <strong>der</strong> Musikgeschichte, wie auch aus dem<br />

Bereich <strong>der</strong> Philosophie, sowie <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Literatur <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. 5 und des<br />

gesamten 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. We<strong>der</strong> Mozart noch Bach, we<strong>der</strong> Kant o<strong>der</strong> Hegel, we<strong>der</strong> Heinrich<br />

Heine, Theodor Fontane noch Thomas Mann sind bisher geehrt worden.<br />

Was die Kloster- und Stiftsgeschichte anbelangt, ist es zeittypisch gewesen, nur die Gemahlin<br />

eines Grafen von <strong>der</strong> Mark zu einer <strong>Straßennamen</strong>patin zu erwählen, weil diese in <strong>der</strong><br />

Stiftskirche ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Hingegen sind die für die <strong>Geschichte</strong><br />

Fröndenbergs viel wesentlicheren Frauen, nämlich die diversen Äbtissinnen <strong>der</strong> Stiftszeit,<br />

bisher nicht bedacht worden. <strong>Die</strong> adeligen Damen <strong>der</strong> Familien von Plettenberg, von<br />

Boeselager, von <strong>der</strong> Recke u.a., die mit ihren, ihnen von ihren Familien zugestandenen<br />

Gel<strong>der</strong>n in kulturgeschichtlicher und baugeschichtlicher Hinsicht wesentlich das Bild<br />

Fröndenbergs vom 16. – frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts prägten, hätten eine diesbezügliche Ehrung<br />

mehr als verdient, ohne die Verdienste <strong>der</strong> „Männer“ Bertholdus und Menricus dadurch zu<br />

schmälern. Eindeutig beherrscht(e) hier das männlich orientierte Geschichtsbild und Denken<br />

des bürgerlichen 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Entscheidungen auch in einem so marginalen Punkt <strong>der</strong><br />

kommunalen Identität, wie dem <strong>der</strong> Straßenbenennung. 6<br />

Auffällig ist auch die Zurückhaltung hinsichtlich <strong>der</strong> Ehrung von Staatsmännern und<br />

Politikern <strong>der</strong> Neuzeit. Wenn auch von Tirpitz, vom Stein (später in dessen Nachfolge<br />

Staatskanzler Hardenberg) und Bismarck mit <strong>Straßennamen</strong> geehrt wurden und nach wie<br />

vor <strong>der</strong> Hindenburghain vor sich hin grünt, 7 so fehlt doch je<strong>der</strong> Hinweis auf verstorbene<br />

Bundespräsidenten o<strong>der</strong> auch Bundeskanzler wie Theodor Heuss, Konrad Adenauer o<strong>der</strong><br />

Willy Brandt, um nur die drei bis heute populärsten Namen zu nennen.<br />

Der einzige mit einem <strong>Straßennamen</strong> geehrte Politiker, <strong>der</strong> über den Kreis Unna hinaus nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg eine gewisse Bedeutung hatte, war <strong>der</strong> Landrat und zeitweise<br />

Innenminister des Landes NRW und Arnsberger Regierungspräsident Hubert Biernat, <strong>der</strong><br />

zwar nicht aus Fröndenberg stammte, jedoch in seinen letzten Lebensjahren an <strong>der</strong> später<br />

nach ihm benannten Straße entlang des Höhenrückens des Haarstrangs wohnte.<br />

Demokratische Politiker <strong>der</strong> Weimarer Zeit sind da schon besser vertreten, was mit ihrer späteren<br />

oppositionellen Haltung gegenüber dem NS-Regime zusammenhängt o<strong>der</strong> als Einzelfall<br />

mit <strong>der</strong> Sympathie des Dellwiger SPD-Bürgermeisters Goebel für die Person von<br />

Reichspräsident Friedrich Ebert, <strong>der</strong> dort mit einem <strong>Straßennamen</strong> geehrt wurde.<br />

Damit zu den heutigen Stadtteilen, den ehemaligen amtsangehörigen Gemeinden.<br />

Gemäss <strong>der</strong> städtebaulichen Entwicklung waren es die Gemeinden Langschede und Dellwig,<br />

in denen, wenn auch kleine, <strong>Straßennamen</strong>gruppen gebildet wurden.<br />

In Dellwig kamen die Dichter Eichendorff und Hermann Löns (in dessen Nachfolge <strong>der</strong><br />

münsterländische Dichter Augustin Wibbelt) zusammen mit dem ehemaligen Ortsgeistlichen<br />

Friedrich von Bodelschwingh (dazu im weiteren Verlauf dieses Kapitels mehr) in einer<br />

Siedlung zusammen zu <strong>Straßennamen</strong>ehren; in Langschede entstand in den 1960er Jahren ein<br />

5 Abgesehen von Hermann Löns<br />

6 Erst kürzlich wurde die große nicht nur kulturelle, son<strong>der</strong>n auch politische Bedeutung <strong>der</strong> weiblichen Klöster<br />

und Stifte in einem Themenheft <strong>der</strong> Zeitschrift „Damals“ (Heft März 2005) von verschiedenen Autoren(innen)<br />

gut und allgemeinverständlich herausgearbeitet.<br />

7 <strong>Die</strong>ser Name taucht nur im Stadtplan auf, Schil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Hinweise im Stadtgebiet und im o<strong>der</strong> am Park<br />

selber fehlen; so verschwindet <strong>der</strong> Name zusehends zusammen mit <strong>der</strong> Notwendigkeit seiner Umbenennung<br />

aus dem Bewusstsein <strong>der</strong> Bürger, gleichfalls lei<strong>der</strong> aber auch die schön gelegene, wenngleich momentan<br />

langweilig aufgeteilte Parkanlage selbst, die mit wenigen finanziellen Mitteln aufgewertet werden könnte.


98<br />

kleines zusammenhängendes Straßenviertel mit Benennung nach Singvögeln, denen sich für<br />

kurze Zeit (siehe Exkurs 6) <strong>der</strong> Storch zugesellte, ehe er <strong>der</strong> Meise Platz machen musste.<br />

Erwähnung finden sollte noch das Neubaugebiet in <strong>der</strong> unteren Westicker Heide und am<br />

Hirschberg; dank unermüdlichen Einsatzes <strong>der</strong> katholischen Verbände und Gruppierungen<br />

wurde hier an das Wirken <strong>der</strong> katholischen Sozialreformer Adolph Kolping, Emanuel von<br />

Ketteler und Oswald von Nell-Breuning mit <strong>der</strong> Vergabe von <strong>Straßennamen</strong> erinnert. Als<br />

evangelisches Pendant steht dem die bereits erwähnte von-Bodelschwingh-Straße in Dellwig<br />

zusammen mit <strong>der</strong> dortigen Bethelstraße gegenüber; dies allerdings aus ortsbezogenen<br />

Gründen wie im Folgenden darzustellen ist.<br />

Nach diesem, dem vorhandenen Bestand entsprechend kurzem Blick auf die „Gruppenbenennungen“,<br />

ist es angebracht, näher auf die <strong>Straßennamen</strong>paten <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Ortshistorie<br />

des 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t einzugehen, die überörtlich über den Kreis Unna und die<br />

Grafschaft Mark hinaus relativ unbekannt sein dürften, wobei lei<strong>der</strong> zu konstatieren ist, dass<br />

auch die meisten Bürgerinnen und Bürger von Fröndenberg kaum mit dem einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Namen heute etwas anzufangen wissen.<br />

Daher folgt eine Kurzfassung ihrer Vitae und Anmerkungen zu ihrer Bedeutung für die Ortshistorie.<br />

8<br />

Verzichtet wird an dieser Stelle bewusst auf ein nochmaliges Eingehen auf die Personen <strong>der</strong><br />

Kloster- und Stiftsgeschichte, <strong>der</strong>en Bedeutung für die <strong>Geschichte</strong> Fröndenbergs bereits im<br />

Kapitel A <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit beschrieben wurde. Auch wenn die Beschreibung dort<br />

nicht er-schöpfend ausgefallen ist, sollte in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit zur Thematik <strong>der</strong><br />

<strong>Straßennamen</strong> nicht <strong>der</strong> Versuch gesehen werden, die gesamte <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Stadt in aller<br />

Breite darzustellen. Hier muss beson<strong>der</strong>s verwiesen werden auf die ausführlichen Arbeiten<br />

von Franz Lueg, die im Quellen- und Literaturverzeichnis aufgeführt sind.<br />

Friedrich Bering (1851-1915)<br />

Gebürtig aus dem Mendener Raum und lange Jahre <strong>der</strong> einzige praktizierende Arzt in Fröndenberg,<br />

<strong>der</strong> als „Sanitätsrat“ großes Ansehen genoss, lange Jahre als Vorsitzen<strong>der</strong> des Turnvereins<br />

„Jahn“ wirkte, maßgeblich den Bau des evangelischen Krankenhauses för<strong>der</strong>te wie<br />

auch den sozialen Wohnungsbau des „Gemeinnützigen Bauvereins“ durch die Gemeinde<br />

Fröndenberg. Sein Vater, ebenfalls Mediziner mit dem Vornamen Friedrich, war aktiv am<br />

politischen Leben im Kreis Iserlohn beteiligt, zu dem ab 1815 auch <strong>der</strong> Mendener Raum<br />

gehörte. Während <strong>der</strong> 1848er Kämpfe in Iserlohn verhaftet, wurde er wegen seiner „sonstigen<br />

Verdienste“ als Arzt später im Namen des Königs Friedrich Wilhelm IV. „begnadigt“ und<br />

wirkte noch lange Jahre im Mendener Raum. Dessen Enkel, <strong>der</strong> Sohn des <strong>Fröndenberger</strong><br />

Arztes, ebenfalls mit Namen Friedrich, war ebenfalls Arzt und politisch tätig, allerdings<br />

weniger im Sinne seines Großvaters, son<strong>der</strong>n eher im Sine des gesellschaftsfähig werdenden<br />

Nationalsozialismus <strong>der</strong> frühen 1930er Jahre. Als Redner in Fröndenberg for<strong>der</strong>te er schon<br />

1930/31 einen starken „Führerstaat“ und die „Auslöschung des Versailler Schanddiktats“.<br />

Später nach Köln verzogen, wurde er 1942 Rektor <strong>der</strong> dortigen Universität, „welche einstmals<br />

meinen Namen tragen wird“ wie er selbstbewusst anlässlich seiner Ernennung bemerkte.<br />

Dazu kam es allerdings nicht mehr; als hochgeehrter Spezialist für Dermatologie verstarb er<br />

Anfang <strong>der</strong> 1950er Jahre in Köln-Lindenthal, wo er einer Spezialklinik seines Fachgebietes<br />

vorstand.<br />

8 So reizvoll (und seitenfüllend) es auch an dieser Stelle wäre, das Leben von Goethe, Schiller, Bismarck und<br />

von Tirpitz, Hardenberg o<strong>der</strong> Lessing näher zu beleuchten, soll hierauf verzichtet werden; <strong>der</strong>en<br />

Biographien finden sich in jedem guten Nachschlagewerk und auf die beson<strong>der</strong>en Umstände, die eventuell<br />

einen Bezug auf Fröndenberg haben, wurde bereits in <strong>der</strong> Chronologie <strong>der</strong> Benennungszeit hingewiesen.


99<br />

Dreimal Friedrich Bering; ganz eindeutig aber wurde die „Friedrichstraße“ noch vor dem<br />

Ersten Weltkrieg und später in „Friedrich Beringstraße“ umbenannt, nach Friedrich Bering,<br />

dem Mittleren benannt. 9<br />

Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910) 10<br />

Entstammte einer alten westfälischen Adelsfamilie (Haus Velmede bei Methler) und wurde in<br />

Lengerich, Kreis Tecklenburg geboren, wo sein Vater zu dieser Landrat war. Zunächst in <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft und Gutsverwaltung in Schlesien und Pommern tätig, ehe er Theologie studierte<br />

und ab April 1858 die deutsche evangelische Gemeinde in Paris seelsorgerisch betreute.<br />

Von 1864-1872 war er Gemeindepfarrer in <strong>der</strong> amtsangehörigen Gemeinde Dellwig, Kirchort<br />

des gleichnamigen Kirchspiels und mit zwei Amtskollegen zuständig für die Dörfer<br />

Billmerich, Ardey, Dellwig, Langschede und Strickherdicke. Durch seine landwirtschaftliche<br />

Ausbildung den Problemen <strong>der</strong> Landwirte aufgeschlossen, war er im Kirchspiel sehr beliebt<br />

und angesehen, schlichtete manchen Streit auf unkonventionelle Weise und konnte die Lücke,<br />

die <strong>der</strong> Tod des Amtmannes Schulze-Dellwig im Dorf hinterlassen hatte, wenn auch aus einer<br />

an<strong>der</strong>er Warte gesehen, gut schließen. Nach seinem von <strong>der</strong> Bevölkerung sehr bedauerten<br />

Weggang aus Dellwig blieb er bis heute in <strong>der</strong> Erinnerung <strong>der</strong> Gemeinde, da während seiner<br />

Amtszeit im Januar 1869 innerhalb von drei Wochen die vier ältesten Kin<strong>der</strong> des<br />

Pfarrerehepaars an Lungenentzündung und Stickhusten starben. <strong>Die</strong> Kin<strong>der</strong>gräber werden<br />

noch heute von <strong>der</strong> Kirchengemeinde gepflegt. An den Gemeindepfarrer und sein späteres<br />

Wirken als Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bethel´schen Anstalten bei Bielefeld erinnern die zwei Dellwiger<br />

<strong>Straßennamen</strong> „Von-Bodelschwingh-Straße“ und „Bethelstraße.“<br />

Wilhelm Feuerhake (1873-1925)<br />

Gebürtiger <strong>Fröndenberger</strong>, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in <strong>der</strong> Iserlohner<br />

Draht- und Nadelfabrikation und gründete zusammen mit Friedrich Köper in Fröndenberg<br />

1898 die Firma W.Feuerhake & Co., die Keimzelle <strong>der</strong> später größten Industriefirma am Ort,<br />

<strong>der</strong> Firma UNION. <strong>Die</strong> Produktion, die zunächst traditionell mit <strong>der</strong> Kettenfertigung begann,<br />

wurde schnell und innovativ auf die Produktion von Fahrradteilen (Nippel und Speichen)<br />

umgestellt und um ein eigens Drahtwerk erweitert.<br />

Kurz vor eines zu erwartenden Konkurses in Folge <strong>der</strong> Inflationszeit und fehlgeschlagener<br />

Neuorientierung von <strong>der</strong> Rüstungsproduktion des Ersten Weltkrieges auf Friedensproduktion<br />

verbunden mit dem damaligen Ausfall privater Nachfrage nach Fahrrä<strong>der</strong>n, beging <strong>der</strong><br />

Firmengrün<strong>der</strong> 1925 Selbstmord, wurde aber posthum 1933 durch die Umbenennung eines<br />

Teils <strong>der</strong> am Firmengelände vorbeiführenden Ardeyer Straße geehrt.<br />

Wenige Tage später wurde die Firma vor dem Konkurs durch den Einstieg <strong>der</strong> Vereinigten<br />

Stahlwerke des Hugenberg-Konzerns und Investition des Privatkapitals von Albert Vögler<br />

gerettet, stabilisierte sich bis zum Beginn <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise, überlebte diese trotz<br />

notwendiger Produktionsdrosselung und Entlassungen Dank <strong>der</strong> Verflechtung in den<br />

Hugenberg-Stinnes-Konzern. Seit <strong>der</strong> Machtübername <strong>der</strong> Nationalsozialisten und <strong>der</strong> bald<br />

darauf beginnenden Umstellung auf Rüstungsgüter- und Munitionsfertigung erreichte die<br />

UNION den Zenit ihres Bestehens, war in Person <strong>der</strong> Geschäftsführer Sils und van de Loo an<br />

allen wichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen bis 1945 maßgeblich beteiligt und<br />

beschäftigte einschließlich Zwangsarbeiter und KZ-Häftlingen Mitte 1944 in zahlreichen<br />

Produktionsstätten in Deutschland und in Auschwitz-Birkenau nahezu 8.000 Beschäftigte.<br />

9<br />

Angaben zur Familie Bering in Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925 sowie Jochen von<br />

Nathusius, „Der Sanitätsrat an <strong>der</strong> Spitze des Turnvereins Jahn, Artikel im „Stadtspiegel“ vom 25.02.2004<br />

sowie Festschrift des Turnverein Jahn zum 50. Jubiläum seiner Gründung, Fröndenberg 1931<br />

10 Angaben zu Friedrich Bodelschwingh in Friedrich Bodelschwingh jun. „Erinnerungen an meinen Vater,<br />

Bielefeld 1923, verkürzte Ausgabe in 21.A.,Bielefeld 1980


100<br />

Sohn Friedrich Feuerhake war als einer <strong>der</strong> Prokuristen (ohne eigene Kapitaleinlage) in den<br />

1920er – 1940er Jahren bei <strong>der</strong> UNION tätig und war einer <strong>der</strong> führenden Vertreter <strong>der</strong><br />

<strong>Fröndenberger</strong> „Besseren Gesellschaftskreise“, zu denen bis 1933 auch die jüdische Familie<br />

Bernstein gehörte; er war Trauzeuge bei drei Hochzeiten von Töchtern <strong>der</strong> Familie, von denen<br />

zwei später in Konzentrationslagern ermordet wurden. 11<br />

Wilhelm Himmelmann (1841-1918)<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Fröndenberger</strong> Papier- und Pappenindustrie, dem nach <strong>der</strong> Ketten- und<br />

Metallindustrie bis in die 1970er Jahre wichtigsten Industriezweig im <strong>Fröndenberger</strong> Raum.<br />

Er übernahm als Alleininhaber 1874 die bereits 1854 gegründete „Papierfabrik von <strong>der</strong> Becke<br />

& Co.“, hervorgegangen aus <strong>der</strong> ehemaligen Stiftsmühle am Mühlengraben nördlich <strong>der</strong> Ruhr<br />

gelegen. 1869 wurden die Anlagen durch ein Ruhrhochwasser vernichtet und 1870 wie<strong>der</strong><br />

aufgebaut. Im Zusammenhang mit einer Ruhrregulierung und <strong>der</strong> Stilllegung des<br />

Mühlengrabens hielt die Dampfkraft als Energieträger erstmals Einzug in Fröndenberg und<br />

aus <strong>der</strong> „Papiermühle“ entwickelte sich eine stetig wachsende und technisch bis in die 1960er<br />

Jahre auf dem neuesten Stand <strong>der</strong> Pappenherstellung befindliche Papier-, Pappe- und<br />

Kartonfabrik. Wilhelm Himmelmann leitete die Fabrik bis zu seinem Tod 1918, sein<br />

Nachfolger wurde Schwiegersohn Paul Leesemann (1873-1921), <strong>der</strong> eine Adoptivtochter von<br />

Wilhelm Leesemann und seiner Ehefrau Elise, geb. Wildschütz geheiratet hatte. Ein Onkel<br />

von Paul Leesemann war <strong>der</strong> 1847 geborene Hermann Leesemann, von 1897-1919 Amtmann<br />

des Amtes Fröndenberg.<br />

Ähnlich wie Friedrich Bering, war Wilhelm Himmelmann ein För<strong>der</strong>er des evangelischen<br />

Krankenhauses, dazu aktiv im Bürgerschützenverein und als Veteran des 1871/71er Krieges<br />

im Kriegerverein aktiv.<br />

Nach dem Tod von Wilhelm Himmelmann wurde <strong>der</strong> Platz unterhalb seines Wohnhauses im<br />

Stiftsbezirk zu seinem Andenken „Wilhelmplatz“ benannt und 1933 zum „Wilhelm-<br />

Himmelmann-Platz umbenannt. An diesem Platz lag auch das Wohnhaus <strong>der</strong> Fabrikantenfamilie<br />

Leesemann (ehemals im Besitz von Moritz Wildschütz, dem Vater von Karl<br />

Wildschütz) und nur einen Steinwurf entfernt die Grundstücke und Häuser <strong>der</strong> Familie Wildschütz<br />

an <strong>der</strong> Ruhr- und Karlstraße (später Karl-Wildschütz-Straße) 12<br />

(Wilhelm) Willi Kettmann (ca. 1910 – 1978)<br />

Gebürtiger Frömerner und in seiner Heimatgemeinde langjähriger Bürgermeister, Mitglied<br />

<strong>der</strong> SPD. Auf <strong>der</strong>en Veranlassung und Vorschlag wurde im Oktober 1982 eine Straße nach<br />

dem Kommunalpolitiker benannt.<br />

Für die vorliegende Arbeit ist <strong>der</strong> Name Willi Kettmann deswegen von herausragen<strong>der</strong><br />

Bedeutung, da er <strong>der</strong> bisher einzige ehemalige Bürgermeister im gesamten Raum Fröndenberg<br />

ist, nach dem eine Straße benannt wurde. Keinem Amtmann, Vorsteher o<strong>der</strong> Bürgermeister<br />

<strong>der</strong> Kernstadt und ihrer Stadtteile wurde eine solche Ehrung zuteil. 13<br />

<strong>Die</strong><strong>der</strong>ich von Steinen (1699-1759)<br />

Gebürtig aus Frömern, Sohn einer weit verzweigten Pfarrerdynastie im märkischen Raum.<br />

<strong>Die</strong><strong>der</strong>ichs Urgroßvater Heinrich von Steinen sen. feierte mit seiner Gemeinde im November<br />

1545 als Pastor <strong>der</strong> Gemeinde Frömern erstmals den Gottesdienst nach <strong>der</strong> Lehre Luthers und<br />

begründete somit dort die Reformation. Bereits 1542 hatte <strong>der</strong> 1529 zum Priester geweihte<br />

11 Angaben zur Familie Feuerhake aus Stefan Klemp, „...richtige Nazis hat es hier nicht gegeben“, Münster 2000<br />

sowie Eigendarstellung <strong>der</strong> Firma UNION aus dem Jahr 1998 zum 100. Firmenjubiläum<br />

12 Angaben zu Wilhelm Himmelmann aus den Festschriften <strong>der</strong> Firma Himmelmann zum 75. und 100. Jubiläum<br />

<strong>der</strong> Firma, Fröndenberg 1929 und 1954, sowie Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925<br />

13 Angaben zu Willi Kettmann aus den Ratsprotokollen <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg


101<br />

und als Chorherr im Kloster Scheda ansässige Heinrich „wie<strong>der</strong> die Römisch-katholischen<br />

Lehrsätze“ geheiratet und „mit großem Eifer gepredigt.“<br />

Urenkel <strong>Die</strong><strong>der</strong>ich war <strong>der</strong> erste gebürtige Westfale, <strong>der</strong> 1750 von Friedrich II. von Preußen<br />

zum Konsistorialrat ernannt wurde und bereits seit 1749 das Amt des „Generalinspekteurs <strong>der</strong><br />

lutherisch-märkischen Synode“ bekleidete.<br />

Sein überkonfessioneller Verdienst ist die Bearbeitung, Auswertung und Sammlung<br />

unzähliger Urkunden und schriftlichen Überlieferungen des gesamten westfälischen Raumes.<br />

Daraus entstand eine noch heute bis zur Zeit um die Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts maßgebende<br />

<strong>Geschichte</strong> Westfalens in mehreren Bänden. Zu Lebzeiten wurde seine diesbezügliche<br />

Leistung kaum wahrgenommen und tragischerweise verbrannte seine Sammlung wichtiger<br />

Dokumente und Unterlagen bei <strong>der</strong> Brandschatzung Frömerns während des Siebenjährigen<br />

Krieges. Nur durch die bereits gedruckt vorliegenden Abschriften und Transkriptionen sind so<br />

heute diese Dokumente noch greifbar. Mit dem Tod seines Sohnes und Amtsnachfolger starb<br />

die Pfarrerdynastie von Steinen in männlicher Linie 1797 in Frömern aus. 14<br />

Karl Wildschütz (1850 -1921)<br />

Gebürtiger <strong>Fröndenberger</strong>, Hotelier und Kaufmann in Fröndenberg, dessen Vater Moritz in<br />

den 1820er Jahren mehrere Häuser im Stiftsbezirk von <strong>der</strong> preussischen Domänenverwaltung<br />

in Hamm erworben hatte, darunter das spätere Wohnhaus <strong>der</strong> Fabrikantenfamilie Leesemann<br />

und das größte Haus am späteren „Himmelmannplatz“, das ehemalige Back- und Brauhaus<br />

des Stifts, dass er wenige Jahre später weiter verkaufte an die jüdische Familie Neufeld, die<br />

dort bis zum Zwangsverkauf des Hauses an die Gemeindeverwaltung im Herbst 1939 wohnte.<br />

Kein Mitglied <strong>der</strong> 1933 vierzehnköpfigen Familie überlebte den Holocaust.<br />

Sohn Karl Wildschütz betrieb ein Hotel in <strong>der</strong> späteren Villa Leesemann und war als Nachfolger<br />

seines Vaters bis 1882 Betreiber einer Brückenwirtschaft und Pächter des Ruhrbrückenzolls,<br />

den dieser wie die Häuser im Stiftsbezirk aus dem Nachlass des Stiftes<br />

erworben hatte. Nach dem Bahnbau 1870/71 verlegte er seine Tätigkeit in ein in den 1880er<br />

Jahren neu gebautes Hotel an <strong>der</strong> Ruhrstraße näher hin zur Eisenbahn und erwarb zahlreiche<br />

Grundstücke am Verlauf <strong>der</strong> später zu seinen Ehren benannten „Karlstraße“,1933 umbenannt<br />

in „Karl-Wildschütz-Straße.“<br />

Karl Wildschütz war ein Bru<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ehefrau des Fabrikanten Wilhelm Himmelmann. 15<br />

14 Angaben zu <strong>Die</strong><strong>der</strong>ich von Steinen in: Klaus Basner, „Reformation und Gegenreformation im Raum<br />

Fröndenberg“, Fröndenberg 1989<br />

15 Angaben zu Karl Wildschütz aus Fritz Klute, Fröndenberg Einst & Jetzt, Fröndenberg 1925, „Sammlung<br />

Kulczak“ im Stadtarchiv Fröndenberg und Jochen von Nathusius/Stefan Klemp. Spuren jüdischen Lebens in<br />

Fröndenberg, Ausstellungskatalog, Fröndenberg 2005


102<br />

K. Straßenverzeichnis <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg zum 31.12.2004<br />

Schwarz: Bestand <strong>der</strong> vor dem 1.1.1968 benannter Straßen, die ihre Namen beibehielten<br />

Violett: Neue Namen vom 1. 1.1968 bis 31.12.1970; Umbenennungen wie<br />

Neubenennungen<br />

Blau: Neue Namen vom 1. 1.1971 bis 31.12.1979<br />

Rot: Neue Namen vom 1. 1.1980 bis 31.12.1989<br />

Grün: Neue Namen vom 1. 1.1990 bis 31.12.2004<br />

Al = Stadtteil Altendorf<br />

Ar = Stadtteil Ardey<br />

Ba = Stadtteil Bausenhagen<br />

Be = Stadtteil Bentrop<br />

De = Stadtteil Dellwig<br />

F = Kernstadt Fröndenberg mit Westick und Hohenheide<br />

Fr = Stadtteil Frömern<br />

Fro = Stadtteil Frohnhausen<br />

La = Stadtteil Langschede<br />

Ne = Stadtteil Neimen<br />

Ost = Stadtteil Ostbüren<br />

St = Stadtteil Stentrop<br />

Str = Stadtteil Strickherdicke<br />

Wa = Stadtteil Warmen<br />

A<br />

Ahlinger Berg (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ahornweg (F)<br />

Akazienweg (F)<br />

Alleestraße (F)<br />

Alte Kreisstraße (Str)<br />

Altendorfer Straße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Alter Mühlenweg (Fr)<br />

Alter Weg (Str)<br />

Am Backenberg (Fr)<br />

Am Baumgarten (Ost), Ratsbeschluss vom 19.7.1975<br />

Am Birnbaum (Fr)<br />

Am Brauck (De)<br />

Am Haarstrang (Fr), Ratsbeschluss vom 12.12.1979<br />

Am Hahnenbusch (F), Ratsbeschluss vom 29.8.1985<br />

Am Hang (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Klingelbach (F)<br />

Am Kraftwerk (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Obsthof (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Rodbusch (Ost), Ratsbeschluss vom 22.2.1995<br />

Am Sachsenwald (F)<br />

Am Schwimmbad (De)<br />

Am Sportplatz (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Am Steinbruch (F)<br />

Am Ufer (La)<br />

Am Versstück (Ar), Ratsbeschluss vom 5.6.1974<br />

Am Walnussbaum (Ba), Beschluss vom 12.6.2001


103<br />

Amselweg (La)<br />

Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße (F)<br />

Ardeyer Straße (Durchgangsstraße F, Ar, La), für Ar und La neu per Ratsbeschluss<br />

vom 1.7.1970, für Fröndenberg alte Bezeichnung<br />

Asternweg (F)<br />

Auf dem Brennen (Wa), Ratsbeschluss vom 20.12.1972<br />

Auf dem Krittenschlag (F)<br />

Auf dem Sodenkamp (F)<br />

Auf dem Spitt (Fr)<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit (F)<br />

Auf <strong>der</strong> Hege (Fr), Ratsbeschluss vom 15.12.1982<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Auf <strong>der</strong> Kisse (La)<br />

Auf <strong>der</strong> Linde (Str), Beschluss vom 7.12.1999<br />

B<br />

Bachstraße (De)<br />

Bahnhofsallee (La), Beschluss vom 4.2.2003<br />

Bahnhofstraße (F)<br />

Bauernbrücke (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bauerngarten (Ar), Ratsbeschluss vom 15.7.1981<br />

Bauernkamp (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bausenhagener Straße (Durchgangsstraße Ost, Ba, St, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Beisenbrauck (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bentroper Weg (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bergstraße (F)<br />

Bertholdusstraße (F)<br />

Bethelstraße (De)<br />

Bielenbusch (Fr)<br />

Billmericher Weg (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bilstein (Ar)<br />

Binnerstraße (De)<br />

Birkei (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Birkenweg (F)<br />

Bismarckstraße (F)<br />

Blumenstraße (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Böckelmannweg (Str)<br />

Bockenweg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bodelschwinghstraße (De)<br />

Bonekamp (Fr)<br />

Bonhoeffer Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Brameck (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Brandheide (F), Ratsbeschluss vom 5.6.1974<br />

Brauerstraße (Fr)<br />

Bredde (Ar), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Bruayplatz (F), Ratsbeschluss vom 2.9.1989<br />

Brückenstraße (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Buchenacker (Ar)<br />

Burgstraße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Burland (Ar)


104<br />

C<br />

Carlo-Mierendorf-Straße (F), Ratsbeschluss vom 20.12.1972<br />

D<br />

Dachsleite (F), Ratsbeschluss vom 5.6.1974<br />

Dahlienweg (F)<br />

Dorfstraße (Ar)<br />

Dörssiepen (De), Ratsbeschluss vom 11.5.1989<br />

Drosselweg (F)<br />

E<br />

Eberhardstraße (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Eichendorffstraße (De)<br />

Eichholz (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Elsternweg (F)<br />

Engelbertstraße (F)<br />

Eulenstraße (F)<br />

F<br />

Fasanenweg (F), Ratsbeschluss vom 10.11.1976<br />

Feldstraße (Ar)<br />

Feuerwehrstraße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Fichtenweg (F)<br />

Fingers Kamp (F), Beschluss vom 14.3.2000<br />

Finkenweg (La)<br />

Fischerssiepen (F)<br />

Flie<strong>der</strong>weg (F)<br />

Freiheitstrasse (F)<br />

Friedhofstraße (F)<br />

Friedrich-Bering-Straße (F)<br />

Friedrich-Ebert-Straße (De)<br />

Frömerner Straße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Fuchskaute (F), Ratsbeschluss vom 8.9.1994<br />

Fuhrweg (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

G<br />

Gartenstraße (La)<br />

Gerstenkamp, (Fr), Ratsbeschluss vom 9.6.1999<br />

Geschwister-Scholl-Straße (F), Ratsbeschluss vom 20.12.1972<br />

Gladiolenweg (F)<br />

Goethestraße (F)<br />

Goldbreite (Ar), Ratsbeschluss vom 9.2.1989<br />

Graf-Adolf-Straße (F)<br />

Graf-Ezzo-Weg (Ba), Ratsbeschluss vom 4.7.1991<br />

Grüner Weg (F)<br />

H<br />

Hainbach (Ar)<br />

Hanns-Martin-Schleyer-Straße (F), Ratsbeschluss vom 4.10.1978<br />

Hans-Böckler-Straße (F), Ratsbeschluss vom 2.10.1986<br />

Hardenbergstraße (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hasensprung (F), Ratsbeschluss vom 5.6.1974<br />

Haßleistrasse (F)<br />

Hauptstraße (Durchgangsstraße De, La), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Heckenweg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Heideweg (Durchgangsstraße Str,Ar)


105<br />

Hellkammer (Durchgangsstraße Ba, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hellweg (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hengstenbergstraße (F)<br />

Henrichsknübel (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Herdicker Kamp (Str), Ratsbeschluss vom 18.2.1976<br />

Hermann-Löns-Straße (F)<br />

Hilkenhohl (Ar)<br />

Hinter den Kämpen (Fr), Ratsbeschluss vom 12.12.1979<br />

Hintere Straße (De)<br />

Hirschberg (F)<br />

Hohenheide (Durchgangsstraße F, Ne, Fro)<br />

Holtkamp (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Hubert-Biernat-Straße (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

I<br />

Ibbingsen (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Gründken (La), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Heimgarten (La)<br />

Im Höfchen (De)<br />

Im Loh (Str)<br />

Im Rottland (Ar)<br />

Im Schelk (Durchgangsstraße Fr), für Ba Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Stift (F)<br />

Im Sun<strong>der</strong>n (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Im Wiesengrund (F)<br />

In den Telgen (F)<br />

In den Wächelten (F)<br />

In <strong>der</strong> Liethe (De)<br />

In <strong>der</strong> Sasse (F), Ratsbeschluss vom 5.6.1974<br />

In <strong>der</strong> Twiete (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

In <strong>der</strong> Wahne (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

In <strong>der</strong> Waldemey (F)<br />

Irmgardstraße (F)<br />

Iserlohner Straße (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

J<br />

Jägertal (F)<br />

Julius-Leber-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

K<br />

Kaiserstraße (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Kampstraße (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Karl-Goerdeler-Straße (F), Ratsbeschluss vom 29.8.1984<br />

Karl-Wildschütz-Straße (F)<br />

Karrenweg (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Kassberg (Str)<br />

Kesseborn (Fr)<br />

Kessebürener Weg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Kettelerstraße (F), Ratsbeschluss vom 9.12.1981<br />

Kiefernweg (F), Ratsbeschluss vom 20.12.1972<br />

Kirchplatz (F)<br />

Kirchweg (Ba), Ratsbeschluss vom 20.11.1970<br />

Kirschbaumliethe (De), Ratsbeschluss vom 2.9.1998<br />

Kleibusch (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970


106<br />

Klusenweg (F)<br />

Kolpingstraße (F), Ratsbeschluss vom 9.12.1981<br />

Königsweg (Ne), Ratsbeschluss vom 20.11.1970<br />

Körnerstraße (F)<br />

Kornweg (Fr), Ratsbeschluss vom 19.7.1974<br />

Kuhstraße (Str)<br />

Kurt-Schumacher-Straße (F), Ratsbeschluss vom 20.12.1972<br />

L<br />

Landstraße (Durchgangsstraße Fro, Wa, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Landwehr (Fr)<br />

Lehmke (Fro)<br />

Lerchenweg (F)<br />

Lessingstraße (F)<br />

Lindenhofstraße (Fr), Ratsbeschluss vom 20.11.1979<br />

Lindenweg (F)<br />

Löhnbachstraße (F)<br />

Löhnquelle (F), Ratsbeschluss vom 5.6.1974<br />

Ludwig-Steil-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

M<br />

Magdalenenstraße (F)<br />

Margueritenweg (F)<br />

Markt (F)<br />

Mauritiusstraße (F)<br />

Meisenweg (La) , Ratsbeschluss vom 5.6.1974<br />

Mendener Straße (F), Ratsbeschluss vom 13.5.1993<br />

Menricusstraße (F)<br />

Merschstraße (Durchgangsstraße Fro, Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Mühlenbergstraße (F)<br />

Mühlenweg (Fr)<br />

Mutterkamp (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

N<br />

Nachtigallenweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Natte (Str)<br />

Neimener Kirchweg (Ne), Ratsbeschluss vom 8.11.1990<br />

Neimener Weg (Ne)<br />

Nelkenweg (F)<br />

Neuenkamp (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Nie<strong>der</strong>heide (Ar), Ratsbeschluss vom 15.7.1981<br />

Nordstraße (F)<br />

O<br />

Ohlweg (De)<br />

Ölmühlenweg (Durchgangsstraße Wa, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ostbürener Straße (Durchgangsstraße F, Ost), Ostbüren Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ostfeld (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ostholz (Ar), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Ostmarkstraße (F)<br />

Otto-Wels-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Overbergstraße (F)<br />

P<br />

Palzstraße (Durchgangsstraße Ba, St, Fro), Ratsbeschluss vom 1.7.1979<br />

Pappelallee (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970


107<br />

Pastoratswald (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Pater-Delp-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Paul-Löbe-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Penningheuers Kamp (De), Beschluss vom 12.6.2001<br />

Poststraße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Priorsheide (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Prozessionsweg (Ba), Beschluss vom 30.9.2003<br />

Q<br />

Querweg (F)<br />

R<br />

Rehwinkel (F), Ratsbeschluss vom 8.9.1994<br />

Ringstraße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Roggenweg (Fr), Beschluss vom 22.8.2000<br />

Rosenweg (De)<br />

Rudolf-<strong>Die</strong>sel-Straße (F), Ratsbeschluss vom 14.7.1982<br />

Ruhrblick (La)<br />

Ruhrstraße (F)<br />

Sch<br />

Schäferstraße (De)<br />

Schillerstraße (F)<br />

Schlehweg (F)<br />

Schlesierstraße (Ar)<br />

Schlotstraße (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schmiedestraße (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schörweken (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schröerstraße (F)<br />

Schürmanns Kamp (F), Ratsbeschluss vom 18.3.1981<br />

Schulstraße (De)<br />

Schwalbenweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Schwarzer Kamp (Ar)<br />

Schwarzer Weg (F), Ratsbeschluss vom 30.6.1988<br />

Schwerter Straße (Al), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

S<br />

Simonweg (Str)<br />

Sonnenbergstraße (La)<br />

Springstraße (F)<br />

Starenweg (F)<br />

Steinkuhle (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Stentroper Weg (Durchgangsstraße St, Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Strickherdicker Weg (De)<br />

Südstraße (F)<br />

Sümbergstraße (F)<br />

Sybrechtplatz (Fr), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

T<br />

Talstraße (Ar), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Tannengarten (St), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Thabrauck (Durchgangsstraße Ar, Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Tharloh (Fr)<br />

Tulpenweg (F)<br />

Tummelplatz (Fro)


108<br />

U<br />

Ulmenweg (F)<br />

Unionstraße (F), Ratsbeschluss vom 16.6.1969<br />

Unnaer Straße (La, Str)<br />

V<br />

Veilchenweg (F), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Vogelrute (F), Ratsbeschluss vom 13.4.1983<br />

Von-Galen-Straße (F), Ratsbeschluss vom 18.6.1969<br />

Von-Nell-Breuning-Straße (F), Beschluss vom 12.6.2001<br />

Von-Stauffenberg-Straße (F), Ratsbeschluss vom 20.12.1972<br />

Von-Steinen-Straße (Fr)<br />

Von-Tirpitz-Straße (F)<br />

W<br />

Wachtelweg (F)<br />

Waldweg (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Wasserwerkstraße (F)<br />

Weidenweg (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Weißes Feld (Fr), Ratsbeschluss vom 9.6.1999<br />

Werner-von-Siemens-Straße (F), Ratsbeschluss vom 4.10.1978<br />

Wernher-von-Braun-Straße (F), Ratsbeschluss vom 4.10.1978<br />

Westfeld (Durchgangsstraße Ar, La), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Westick (F)<br />

Westicker Heide (F)<br />

Westicker Straße (Durchgangsstraße F, Ne)<br />

Wibbeltstraße (De), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Wicke<strong>der</strong> Straße (Durchgangsstraße Wa, Fro, Ne, Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Wilhelm-Feuerhake-Straße (F)<br />

Wilhelmstraße (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Willi-Kettmann-Straße (Fr), Ratsbeschluss vom 20.10.1982<br />

Windgatt (Be), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Winschotener Straße (F), Ratsbeschluss vom 5.6.1986<br />

Wulfesweide (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Z<br />

Zum Freisenhagen (F), Ratsbeschluss vom 20.12.1972<br />

Zum Siepen (Ar)<br />

Zur Dorfwäsche (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Düke (Str), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Haar (La)<br />

Zur Mark (Ost), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Tigge (Wa), Ratsbeschluss vom 1.7.1970<br />

Zur Tränke (Ba), Ratsbeschluss vom 1.7.1970


109<br />

Exkurs 7<br />

Anmerkungen zur Deutung mundartlich benannter Fluren und Gemarkungen im<br />

Zusammenhang mit ihrer Verwendung als <strong>Straßennamen</strong><br />

Von den heute im Stadtgebiet von Fröndenberg 295 gültigen <strong>Straßennamen</strong> tragen etwa 100<br />

Straßen Namen, die sich von einem Flur-, Feld- o<strong>der</strong> Gemarkungsnamen ableiteten lassen.<br />

Neben dem Bezug auf alte Besitzverhältnisse spielen dabei Bezeichnungen eine Rolle, die auf<br />

den ehemaligen Bewuchs (Wald, Weide, Wiese, Heide), die Bodenbeschaffenheit (Lehm,<br />

trockener, nasser o<strong>der</strong> sumpfiger Boden), die landwirtschaftliche Nutzung (Getreideanbau,<br />

Hude, Heuwiesen) o<strong>der</strong> die dort ehemals o<strong>der</strong> heute noch anzutreffenden Geländeverhältnisse<br />

(eben, abschüssig, am Abhang etc.) und die Lage (auf Höhenzügen o<strong>der</strong> in Tälern) hinweisen.<br />

Im Folgenden werden einige Begriffe, die für Straßenbenennungen übernommen wurden o<strong>der</strong><br />

Bestandteile von <strong>Straßennamen</strong> sind, näher erläutert 1<br />

darunter in Fettdruck ggf. ein Beispiel aus dem <strong>Fröndenberger</strong> Raum mit Ortsangabe<br />

ape, nie<strong>der</strong>deutsch für das Adverb „auf“<br />

ard, nie<strong>der</strong>deutsche Endsilbe für Acker- o<strong>der</strong> Pflugland<br />

(die) Becke o<strong>der</strong> Beke o<strong>der</strong> Bieke, verkürzt auch als Endsilbe „...ecke“ o<strong>der</strong> „...mecke“ vorkommend,<br />

nie<strong>der</strong>deutsch, Bach o<strong>der</strong> Bachlauf, als Endsilbe oft bei Ortsnamen vorkommend,<br />

die an einem Bachlauf liegen, siehe dazu auch die Deutung von „Ohl“<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Bil mit einem „l“, nie<strong>der</strong>deutsch, ansteigen<strong>der</strong> Stein, Felsklippe (häufiger<br />

Ortsname „Bilstein“)<br />

Im Stadtteil Ardey <strong>der</strong> Straßenname „Bilstein“<br />

(das o<strong>der</strong> <strong>der</strong>) Brauck, o<strong>der</strong> auch Brock o<strong>der</strong> Brok, nie<strong>der</strong>deutsch, Bruch o<strong>der</strong> Sumpfland<br />

aber auch für ein Geländestück, dass an einem steilen Abhang liegt, an einer „Bruchkante“,<br />

siehe dazu auch „Brink“<br />

Im Stadtteil Dellwig <strong>der</strong> Straßenname „Am Brauck“, in Strickherdicke „Beisenbrauck“<br />

(das o<strong>der</strong> <strong>der</strong>) Brink, nie<strong>der</strong>deutsch, Flurstück am Rand eines größeren zusammenhängenden<br />

Stücks Land o<strong>der</strong> am Abhang gelegen<br />

(<strong>der</strong>) Bur, nie<strong>der</strong>deutsch, Bauer<br />

Im Stadtteil Ardey <strong>der</strong> Straßenname „Burland“<br />

(die) Calle o<strong>der</strong> Kalle, nie<strong>der</strong>deutsch Geländemulde<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Dik o<strong>der</strong> <strong>Die</strong>k, nie<strong>der</strong>deutsch, Teich o<strong>der</strong> Tümpel<br />

(<strong>der</strong>) Dörrgänger, nie<strong>der</strong>deutsch, Durchgang, Durchlass (etwa durch eine Landwehrbefestigung<br />

(die) Gare o<strong>der</strong> Gähre, nie<strong>der</strong>deutsch, guter Boden, bzw. Triebkraft des Bodens und <strong>der</strong><br />

Natur = Gähren, Geile, Geilheit, Triebhaftigkeit, süddeutsch „Gäue“ (Gäuboden)<br />

1 Im Wesentlichen beruhen die Angaben auf <strong>der</strong> im Literatur- und Quellenanhang zum Thema „Flurnamen“<br />

genannten Literatur; <strong>der</strong> Verfasser hat sich im Laufe seiner Tätigkeit im Stadtarchiv eine kleine<br />

Karteikartensammlung zu diesem Thema angelegt, in <strong>der</strong> verstreut aufgefundene Hinweise aus diverser<br />

Literatur gesammelt ist.


110<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Gatt, nie<strong>der</strong>deutsch Gatter o<strong>der</strong> künstliche Aufschüttung, auch im Sinne von<br />

Durchlass durch ein Gatter o<strong>der</strong> eine Landwehr<br />

Im Stadtteil Bentrop <strong>der</strong> Straßenname „Windgatt“<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Hagen (Haagen o<strong>der</strong> auch Heggen), nie<strong>der</strong>deutsch, durch Hecken begrenztes<br />

(geschütztes) Stück Land o<strong>der</strong> Gemarkung<br />

Der Name des Stadtteils Bausenhagen<br />

(die) o<strong>der</strong> (das) Ham, nie<strong>der</strong>deutsch, Wiese<br />

(auf <strong>der</strong>) Haar, nie<strong>der</strong>deutsch, auf <strong>der</strong> Anhöhe, Höhenzug, Höhenrücken (Haarstrang!)<br />

im Stadtteil Frömern <strong>der</strong> Straßenname „Am Haarstrang“, im Stadtteil Langschede <strong>der</strong> Name „Zur Haar“<br />

(die) Haard(t), Hard(t), nie<strong>der</strong>deutsch, langgestrecktes schmales Weideland, siehe dazu auch<br />

„Haar“<br />

(die) Hed o<strong>der</strong> (das) Hees, nie<strong>der</strong>deutsch, Heide, unkultiviertes Land, Gebüsch, Gestrüpp<br />

(die) Helle, nie<strong>der</strong>deutsch, Halde o<strong>der</strong> Abhang, bergmännische Halde, in Ortsbezeichnungen<br />

mit mittelalterlicher bergmännischer <strong>Geschichte</strong> vorkommend (Hellefeld, Altenhellefeld),<br />

abgewandelt in „Höllenkopf“ (Westerwald und Siegerland)<br />

Als Name einer Verbindungsstraße zwischen den Stadtteilen Bausenhagen und Bentrop erhielt eine Straße den<br />

Namen „Hellkammer“, eventuell ursprünglich „Hellkamp“(?)<br />

(das) Hol, mit einem „l“, auch als Endsilbe „...hol“, nie<strong>der</strong>deutsch, Holz, Gehölz, aber auch<br />

Rodung o<strong>der</strong> aus Sumpf- o<strong>der</strong> Pol<strong>der</strong>land gewonnen (Hol-land, =Holland!)<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Holkamp, nie<strong>der</strong>deutsch, allgemein Land- o<strong>der</strong> Ackerland aus einer Rodung<br />

gewonnen, „Holmannskamp“ = Rodungsland, dass einem Bauern gehört, <strong>der</strong> es gerodet hat<br />

und <strong>der</strong> dann Hol(l)mann genannt wird.<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Hollkamp o<strong>der</strong> Hellkamp, nie<strong>der</strong>deutsch, Ackerland am Hang, siehe aber<br />

auch unter „Hol“ und unter „Helle“<br />

Im Stadtteil Bausenhagen <strong>der</strong> Straßenname „Holtkamp“<br />

(das) Husen, nie<strong>der</strong>deutsch, Haus o<strong>der</strong> auch Ansammlung von Häusern, Wohnplatz<br />

Der Name des Stadtteils Frohnhausen)<br />

(das) o<strong>der</strong> (<strong>der</strong>) Kamp, nie<strong>der</strong>deutsch, Feld o<strong>der</strong> freies (von Wohn- o<strong>der</strong> Gehöftbebauung<br />

freies) Land<br />

Im Stadtteil Ardey <strong>der</strong> Straßenname „Schwarzer Kamp“ (dunkle schwere Erde) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Name „Kampstraße“ in<br />

Fröndenberg. In Verbindung mit ehemaligen Besitzverhältnissen o<strong>der</strong> Anbau von Getreide; so im Stadtteil Frömern<br />

die Bezeichnung „Gerstenkamp“ o<strong>der</strong> in Fröndenberg „Fingers Kamp“; im Stadtteil Bentrop „Neuenkamp“, im<br />

Stadtteil Frömern <strong>der</strong> Straßenname „Hinter den Kämpen“<br />

(die) Kluse, mundartliche Verfremdung <strong>der</strong> klösterlichen Einsiedelei o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klause<br />

In Fröndenberg <strong>der</strong> Straßenname „Klusenweg“<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Knapp, nie<strong>der</strong>deutsch, Abhang, Berg<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Laie o<strong>der</strong> Leye, nie<strong>der</strong>deutsch, Fels- o<strong>der</strong> Schiefergestein<br />

Haßleistraße in Fröndenberg


111<br />

(die) Lanfer o<strong>der</strong> Lamfer, mundartliche Verkürzung für „Landwehr“<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Lieth o<strong>der</strong> Liethe, nie<strong>der</strong>deutsch, Lichtung, urbar gemachtes Waldstück<br />

Im Stadtteil Dellwig die <strong>Straßennamen</strong> „Kirschbaumliethe“ und „In <strong>der</strong> Liethe“<br />

(das) Loh o<strong>der</strong> (<strong>der</strong>) Löhn, nie<strong>der</strong>deutsch, kleiner Wald o<strong>der</strong> kleines Gehölz, Nie<strong>der</strong>wald<br />

o<strong>der</strong> Bezeichnung für ein Stück Land, das ehemals bewaldet war<br />

Warmer Löhn im Stadtteil Warmen an den Ruhrwiesen, Auenlandschaft o<strong>der</strong> in Fröndenberg <strong>der</strong> Name für den in<br />

einem Waldstück entspringenden „Löhnbach“ mit entsprechend davon abgeleiteten <strong>Straßennamen</strong>; im Stadtteil<br />

Strickherdicke <strong>der</strong> Name „Im Loh“<br />

(die) o<strong>der</strong> (das) Mersch, nie<strong>der</strong>deutsch, ursprünglich „Marsch“, fruchtbare Nie<strong>der</strong>ung,<br />

Schwemmland<br />

<strong>Die</strong> Verbindungsstraße zwischen Frohnhausen und Warmen im Ruhrtal trägt den Namen „Merschstraße“<br />

(die) Mutte, Mehrzahl Mutten, nie<strong>der</strong>deutsch, Mutterschweine<br />

falsch im Stadtteil Frömern benannte Straße „Mutterkamp“, eigentlich richtig „Muttenkamp“, dort wo früher die<br />

Schweine im Sommer im Freien gehalten wurden<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Ohl o<strong>der</strong> Endsilbe „...ohl“, nie<strong>der</strong>deutsch, sumpfig feuchtes Land, Bachgrund,<br />

Siedlung an einem Bach- o<strong>der</strong> Flusslauf<br />

Im Stadtteil Dellwig die Bezeichnung „Ohlweg“<br />

(<strong>der</strong>) Pal, nie<strong>der</strong>deutsch, Pfahl o<strong>der</strong> Grenzpfahl, auch als Endsilbe „...pal“ verwendet,<br />

Herkunft für den Begriff „Pfalz“ als Grenzland o<strong>der</strong> von Grenzpfählen umgebenes Land<br />

Im Osten von Fröndenberg die Ortsverbindungsstraße „Palzstraße“<br />

Endsilbe „...rod“ o<strong>der</strong> „...rodt“ bei Ortsnamen, nie<strong>der</strong>deutsch, modriges Land, Sumpf o<strong>der</strong><br />

aber auch Rodung, siehe dazu aber auch „hol“ und „Holkamp“<br />

Im Stadtteil Ostbüren <strong>der</strong> Straßenname „Am Rodbusch<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Rottland, nie<strong>der</strong>deutsch, gerodetes Land<br />

Im Stadtteil Ardey <strong>der</strong> Straßenname „Im Rottland“<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Scheid, nie<strong>der</strong>deutsch, Flurstück von bestimmter Größe, auch als Endsilbe für<br />

die Gesamtgemarkung eines Dorfes, einer Bauerschaft o<strong>der</strong> eines Wohnplatzes verwendet.<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Schelk, nie<strong>der</strong>deutsch, abgeteiltes Stück Land, Gemarkung<br />

In Fröndenberg und im Stadtteil Bausenhagen die Bezeichnung „Im Schelk“<br />

(die) Schlade, nie<strong>der</strong>deutsch, Talschlucht<br />

(<strong>der</strong>) Schlag, mundartlich <strong>der</strong> Rodungsplatz, wo Bäume geschlagen wurden<br />

Im Wohngebiet <strong>der</strong> Straßenname „Auf dem Krittenschlag“, ursprünglich „Kreitenschlag“, wobei <strong>der</strong> Begriff<br />

„Kreite“ o<strong>der</strong> „Kritte“ nicht zu ermitteln ist<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (die) Sife, nie<strong>der</strong>deutsch, Bach, siehe dazu auch unter „Siepen“<br />

(<strong>der</strong>) Siepen, nie<strong>der</strong>deutsch, feuchte Nie<strong>der</strong>ung, sumpfiges Gelände, von Wasser durchzogen,<br />

im <strong>Fröndenberger</strong> Raum meist verwendet bei <strong>der</strong> Bezeichnung eines Quellgebietes<br />

„Dörrsiepen“ im Stadtteil Dellwig für einen Weg an einem ausgetrockneten o<strong>der</strong> im Sommer austrocknenden<br />

Bachlauf o<strong>der</strong> in Deutung des Wortes „Dörr“ (=durch) ein „Durchfluss“ in Fröndenberg <strong>der</strong> Straßenname<br />

„Fischerssiepen“


112<br />

(die) Sode, nie<strong>der</strong>deutsch, Wiesenstück, abgetrenntes Stück o<strong>der</strong> abgehobene erste obere<br />

Deckschicht einer Wiese, die an<strong>der</strong>swo wie<strong>der</strong> Verwendung findet<br />

in Fröndenberg die Straße „Auf dem Sodenkamp“ für eine ehemalige Wiese<br />

(<strong>der</strong>) Spiert, nie<strong>der</strong>deutsch, Spieß, übertragen auf Flurbezeichnungen ein spitz zulaufendes<br />

Stück Land<br />

im Stadtteil Frömern die Straße „Auf dem Spitt“ in abgewandelter Form des Begriffs „Spiert“<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Stodt o<strong>der</strong> Stoth, nie<strong>der</strong>deutsch, (Holz)stoss, aufgeschichteter Haufen, aber<br />

auch mit den Beiwörtern „auf dem...“ o<strong>der</strong> „an dem...“ verwendet für steil abfallenden<br />

(aufsteigenden) Hügel<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (die) Einzahl-Mehrzahl Stuken, nie<strong>der</strong>deutsch, Stamm- und Wurzelreste bei<br />

Kahlschlag einer Waldfläche o<strong>der</strong> nach einem Windbruch, ostdeutsch „Stubben“<br />

(die) Telgen (Mehrzahl), nie<strong>der</strong>deutsch, Bezeichnung für junge Eichen, die in<br />

Gemeinschaftsgemarkungen angepflanzt wurden zur späteren Schweinemast<br />

Im Wohngebiet Hohenheide <strong>der</strong> Straßenname „In den Telgen“ (wörtlich: Im jungen Eichenwäldchen)<br />

(<strong>der</strong>) o<strong>der</strong> (das) Thar o<strong>der</strong> Tha, nie<strong>der</strong>deutsch für schweren (Lehm)boden, kennzeichnet in<br />

den Flurbezeichnungen oft Wege zu ehemaligen Ton- o<strong>der</strong> Lehmgruben, Ziegeleien<br />

Im Stadtteil Strickherdicke <strong>der</strong> Straßenname „Thabrauck“, im Stadtteil Frömern die Bezeichnung „Tharloh“<br />

(die) o<strong>der</strong> (an <strong>der</strong>) Twiete, nie<strong>der</strong>deutsch, Weggabelung, Gabelung in „twei“(nie<strong>der</strong>deutsch<br />

zwei) Richtungen<br />

(in den) Wächelten, nie<strong>der</strong>deutsch, Wäldchen, Nie<strong>der</strong>wald<br />

Im Wohngebiet Hohenheide <strong>der</strong> Straßenname „In den Wächelten“<br />

(die) Waldemey o<strong>der</strong> Waldemay, nie<strong>der</strong>deutsch, Gemeinheitswald, Waldbezirk zur gemeinsamen<br />

Nutzung, gemeinsamer Besitz mehrerer Markgenossen unter Verwaltung eines Vorstehers<br />

(Holzrichters)<br />

Im Wohngebiet Hohenheide <strong>der</strong> Straßenname „In <strong>der</strong> Waldemey“<br />

(das) Widum o<strong>der</strong> Widdum, mittelalterlich für Stiftung, Kloster o<strong>der</strong> Pfarrhof („Witwentum“,<br />

Nachlassstiftung einer Witwe, Witwennachlass), aus dem nie<strong>der</strong>deutschen „wedeme“,<br />

umgangssprachlich verän<strong>der</strong>t in „Wieme“<br />

Endsilbe „...wig“ o<strong>der</strong> „...wick“ bei Ortsnamen, abgeleitet vom lateinischen „vicus“ (Dorf), in<br />

manchen Fällen nicht als Endsilbe son<strong>der</strong>n eigenständig verwendet als Ortsname („Wickede“)<br />

In Fröndenberg die Straßenbezeichnung „Westick“ und „Westicker Straße“ u.a.<br />

(die) Mehrzahl Wülfe o<strong>der</strong> Wulfe, nie<strong>der</strong>deutsch, Wildschweine (nicht etwa Wölfe)<br />

Im Stadtteil Strickherdicke <strong>der</strong> Straßenname „Wulfesweide“<br />

<strong>Die</strong>se in ihrer Deutung keineswegs als wissenschaftlich anzusehende Auswahl einiger Wörter<br />

kann hilfreich sein bei <strong>der</strong> Deutung vieler im <strong>Fröndenberger</strong> Raum vorkommenden <strong>Straßennamen</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Benennung gerade in den ehemaligen kleineren Gemeinden auf Vorschlag <strong>der</strong><br />

Ortsheimatpfleger wie <strong>der</strong> alt-eingesessenen Bevölkerung zu Stande gekommen ist.<br />

Einerseits dürfen diese Deutungsversuche <strong>der</strong> Namen nach alten Flur- und Gemarkungsnamen<br />

nicht streng wissenschaftlich als fundiert hieb- und stichfest gelten, aber an<strong>der</strong>erseits kommt<br />

<strong>der</strong> alten mündlichen Überlieferung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu.


113<br />

<strong>Die</strong> Benennung nach diesen alten Namen erscheint retrospektiv betrachtet jedenfalls für die<br />

Dörfer (und heutigen Stadtteile) sinnvoller und heimatverbundener gewesen zu sein als die<br />

Benennung nach örtlichen (damaligen) Gegebenheiten wie beispielsweise ein Blick auf die<br />

<strong>Straßennamen</strong> in Ostbüren zeigt. Dort wurden in <strong>der</strong> Umbenennungsphase 1968/70 die<br />

Namen „Poststraße“ und „Am Sportplatz“ gewählt; heute gibt es keine Post o<strong>der</strong> Poststelle<br />

mehr in Ostbüren und auch <strong>der</strong> Sportplatz befindet sich heute an an<strong>der</strong>er Stelle. Mit <strong>der</strong> Namensvergabe,<br />

die sich nach alten Hofesnamen o<strong>der</strong> Flurnamen gerichtet hätte, wäre diese (aus<br />

heutiger Sicht) Fehlbenennung vermieden worden.


114<br />

Schluss<br />

Zusammenfassung des Forschungsergebnisses<br />

Insgesamt 344 verschiedene <strong>Straßennamen</strong> können für das heutige Stadtgebiet von Fröndenberg<br />

nachgewiesen werden. 1 <strong>Die</strong>se Zahl darf jedoch nicht identisch zur Zahl <strong>der</strong> benannten<br />

Straßen gesetzt werden.<br />

Von diesen 344 <strong>Straßennamen</strong> bilden 295 <strong>Straßennamen</strong> den Bestand zum 31.12.2004.<br />

Das Ziel, für jede <strong>der</strong> 344 vergebenen Namen das Benennungsdatum exakt zu nennen, konnte<br />

aus zwei grundsätzlich von einan<strong>der</strong> zu unterscheidenden Gründen nicht erreicht werden:<br />

1. Trotz intensiver Recherche war es nicht möglich, für alle Benennungen nach 1912<br />

einen entsprechenden Beschluss des zuständigen Gemeinde- o<strong>der</strong> Stadtrates nachzuweisen,<br />

o<strong>der</strong> das Benennungsdatum durch die Überlieferung in den Akten des<br />

Bauamtes o<strong>der</strong> des Einwohnermeldeamtes parallel zu ermitteln. <strong>Die</strong>ser Fakt ist<br />

ärgerlich, wenn das Benennungsdatum in eine Zeit fällt, die im Prinzip durch die<br />

Aktenüberlieferung und durch lückenlos vorhandene Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle abgedeckt<br />

ist. Nachvollziehbar, aber deswegen nicht weniger ärgerlich für einen zu vermutenden<br />

Benennungszeitraum, <strong>der</strong> nicht durch vorhandene Aktenüberlieferung abgedeckt<br />

werden kann. <strong>Die</strong>s bezieht sich vor allem auf das Fehlen von Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen<br />

einiger amtsangehöriger Gemeinden, in denen es bereits vor 1968<br />

Straßenbenennungen gegeben hat; im Falle <strong>der</strong> Gemeinden Langschede und Ardey<br />

bereits vor 1945. Auch ein Benennungszeitraum für die vor 1945 existierenden<br />

Straßen im Wohngebiet Hohenheide kann nur sehr ungenau mit „vor 1933“ angegeben<br />

werden.<br />

2. Bis in das Jahr 1906 reicht die Überlieferung <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle zurück und<br />

1912 heißt es im Fall <strong>der</strong> „Sümbergstraße“ erstmals in den Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen<br />

sinngemäß. „<strong>Die</strong> Straße erhält den Namen „Sümbergstraße.“ Gleichlautende Einträge<br />

für an<strong>der</strong>e Straßen zwischen 1906 und 1912 können nicht nachgewiesen werden. Es ist<br />

daher mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es konkrete Benennungsdaten<br />

für alle Straßen in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg vor 1912 nicht gibt und entsprechend<br />

nicht nachgewiesen werden können. Trotzdem ist es in einzelnen Fällen durch<br />

Nennung von <strong>Straßennamen</strong> in den Gemein<strong>der</strong>atsprotokollen möglich, den Benennungszeitraum<br />

wenigstens einzugrenzen und darüber hinaus ggf. den genannten<br />

<strong>Straßennamen</strong> in den Kontext <strong>der</strong> kommunalen <strong>Geschichte</strong> einzubinden.<br />

Aus den beiden aufgeführten Gründen bleiben folgende Lücken festzuhalten:<br />

<br />

<br />

Kein Benennungsdatum für 25 vor 1912 existierende Straßen (berührt den o.a.<br />

Punkt 2<br />

Kein Benennungsdatum für 29 <strong>Straßennamen</strong>, die zwischen 1912 und 1945 zur<br />

Benennung angestanden haben, bzw. in <strong>der</strong> amtlichen Überlieferung ab 1945<br />

vorhanden sind. <strong>Die</strong>ses betrifft in <strong>der</strong> Hauptsache die Straßen im Wohngebiet<br />

Hohenheide, sowie die vor 1945 zu vermutende Benennung von Straßen in den<br />

Gemeinden Langschede und Ardey. (berührt den o.a. Punkt 1)<br />

1 <strong>Die</strong> Zahl setzt sich zusammen aus den heute gültigen <strong>Straßennamen</strong>, den nicht mehr gültigen (umbenannt o<strong>der</strong><br />

eingezogen) <strong>Straßennamen</strong> abzüglich <strong>der</strong> exakt 1:1 nachzuweisenden Doppelnamen, auch wenn die eine<br />

Straße in <strong>der</strong> Gemeinde A, die an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Gemeinde B nachgewiesen werden kann. So ist <strong>der</strong> Straßenname<br />

„Bahnhofstraße“ für drei Gemeinden nachzuweisen, wird aber nur einmal gezählt, während <strong>der</strong> lediglich<br />

ähnlich klingende Name „Bahnhofsallee“ eigenständig mitgezählt wird.


115<br />

<br />

Kein Benennungsdatum für 7 <strong>Straßennamen</strong> nach 1945, davon 6 in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Langschede zwischen 1949 und 1967, sowie 1 Straße in <strong>der</strong> Gemeinde Dellwig<br />

zwischen 1950 und 1961. (berührt den o.a. Punkt 1)<br />

Das heißt: Bei 61 Straßenbenennungen (von 344 = knapp 18%) kann <strong>der</strong> Benennungszeitpunkt<br />

nur annähernd ermittelt werden.<br />

Erfreulich ist, dass nahezu je<strong>der</strong> Straßenname in irgend einer Art und Weise zu deuten ist,<br />

auch wenn in vielen Fällen die Bemerkung „benannt nach einem Flur- und Gemarkungsnamen“<br />

o<strong>der</strong> „nach einem nie<strong>der</strong>deutschen Ausdruck benannt“ nicht in jedem Fall zu befriedigen<br />

vermag. Der Verfasser ist hier sprachwissenschaftlich nicht gebildet genug, um in<br />

jedem Fall „Dichtung und Wahrheit“ in <strong>der</strong> im Literaturverzeichnis genannten „Fachliteratur“<br />

zur Flurnamenerforschung auseinan<strong>der</strong> zu halten. Viele schlüssig klingenden Deutungsmuster<br />

erscheinen zu einfach o<strong>der</strong> zu weit hergeholt. <strong>Die</strong>ses Misstrauen mag aber auch seinen Grund<br />

haben durch Vorbehalte gegen oftmals noch an die „Blut und Boden-Forschung“ <strong>der</strong><br />

Nationalsozialisten erinnernden Forschungsansätze und Forschungsziele mancher Autoren<br />

und Hobbyforscher in diesem Bereich.<br />

Auch die „Urkeimzelle“ des <strong>Fröndenberger</strong> Ortsmittelpunktes und Keimzelle <strong>der</strong><br />

Klosteransiedlung, nämlich <strong>der</strong> Haßleiberg, bzw. die danach genannte „Haßleistraße“ die sich<br />

bisher hartnäckig jeglichem Deutungsmuster entzogen hat, könnte mundartlich nie<strong>der</strong>deutsch<br />

mit einiger Phantasie auf die sprachliche Urform „Laie“ o<strong>der</strong> „Leye“ zurückgeführt 2 werden<br />

als Bezeichnung für einen felsigen Untergrund, was im Falle des Haßleiberges ja durchaus<br />

zuträfe.<br />

Über die eigentliche <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Straßennamen</strong> hinaus erschien es wichtig und sinnvoll,<br />

neben <strong>der</strong> reinen Benennungsgeschichte auch die Bau- und Siedlungsgeschichte mit in die<br />

Darstellung einzubeziehen. <strong>Die</strong> Benennung alleine darzustellen ohne die <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> zu<br />

benennenden Objekte, <strong>der</strong> Straßen und Plätze, wäre eine aus dem Zusammenhang <strong>der</strong><br />

Kommunalgeschichte herausgerissene Forschung gewesen, die den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Namen hätte erklären können, aber nur ungenügend den Kontext zur Zeitgeschichte hätte<br />

erkennen lassen.<br />

Zusammenfassend können folgende Kernaussagen zur Straßenbenennung und zu den<br />

<strong>Straßennamen</strong> in <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg festgehalten werden:<br />

<br />

<br />

Vor 1912 3 sind amtlicherseits keine <strong>Straßennamen</strong> festgelegt worden, die Benennung<br />

beruht auf mündliche Tradierung, bzw. schriftliche Übernahme dieser<br />

mündlich tradierten Namen. Zu den ältesten tradierte Namen gehört <strong>der</strong> ehemalige<br />

Marktplatz im Stadtteil Langschede, sowie die Namen des Kernbestands an<br />

Straßen in <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg rund um die Bebauung des ehemaligen<br />

Stifts und die Namen <strong>der</strong> nach allen vier Himmelsrichtung vom Stiftsbezirk<br />

ausgehenden Straßen und Wege nach Unna, Ostbüren, Westick, Ardey und zur<br />

Ruhr.<br />

Nach 1912, bzw. nach <strong>der</strong> Zusammenlegung <strong>der</strong> selbständigen Gemeinden Stift<br />

Fröndenberg, Dorf Fröndenberg und Westick 1902 und <strong>der</strong> Verabschiedung eines<br />

ersten Ortsstatuts und einer Polizeiverordnung bezüglich des Straßenausbaus 1906<br />

2 Siehe dazu den Exkurs 7<br />

3 Am 26.10.1912 kann erstmals eine amtliche Straßenbenennung nachgewiesen werden („Sümbergstraße“)


116<br />

beginnt die planmäßige Bebauung vorhandenen o<strong>der</strong> neu angelegter Straßen. <strong>Die</strong><br />

bisher „wild genummerten“ Häuser erhalten eine durchgehend am Straßenverlauf<br />

orientierte Hausnummerierung und <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at beschließt offizielle <strong>Straßennamen</strong>,<br />

die durch die Polizeiverwaltung zu bestätigen und zu genehmigen sind. Bei<br />

<strong>der</strong> Bebauung des Sümberg und <strong>der</strong> dort notwendigen Straßenbenennung werden<br />

bezugnehmend und vorausschauend auf die 1930 groß begangene 700-Jahr-Feier<br />

Straßen nach Gestalten <strong>der</strong> märkischen <strong>Geschichte</strong>, sowie <strong>der</strong> Kloster- und<br />

Kirchengeschichte gewählt. Durch Benennungen in den 1950er Jahren, sowie in<br />

<strong>der</strong> Umbenennungsphase 1968/70 wird diese Benennung mit geschichtlichem<br />

Hintergrund abgerundet.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Mit Beginn <strong>der</strong> Tätigkeit eines nationalsozialistisch ausgerichteten Gemein<strong>der</strong>ats<br />

ab Frühjahr 1933 wird durch umfangreichen Straßenbau, Pflasterung und<br />

Kanalisation vorhandener Straßen und umfangreiche Benennung von Straßen im<br />

deutschnationalen („Dichter und Denker“) und nationalsozialistischen Sinn (von<br />

Hitler bis zur Ostmark) in Teilen durchaus erfolgreich die bisherige Industriegemeinde<br />

äußerlich zu eine „aufgeräumte“ Kleinstadt umzuwandeln. Erfolgreich<br />

durchgeführte Maßnahmen werden jedoch zu Kriegsende durch Zerstörungen<br />

(Möhnekatastrophe, Bombenangriffe und Bodenkämpfe) zunichte gemacht;<br />

1945-46 werden einige 1933 geän<strong>der</strong>te <strong>Straßennamen</strong> rückbenannt.<br />

Zwischen 1949 und 1967 setzt eine rege Wohnbautätigkeit ein und die entstehenden<br />

Wohnstraßen werden möglichst neutral nach Blumen und Bäumen<br />

benannt, die Benennung nach „Dichtern und Denkern“ wird nicht fortgesetzt, nur<br />

in Einzelfällen werden Gemarkungs- und Flurnamen bevorzugt.<br />

Entwicklung in den Gemeinden: Beginnend in den Industriegemeinden Langschede<br />

und Ardey noch vor 1945 und fortgesetzt in den ebenfalls westlich<br />

gelegenen Gemeinden Strickherdicke und Dellwig ab 1949/50 bis hin zum Jahr<br />

1960 in <strong>der</strong> Gemeinde Frömern setzt eine ähnliche Entwicklung in den amtsangehörigen<br />

Gemeinden erst später ein. Bis 1967 gibt es in den östlichen amtsangehörigen<br />

Gemeinden keine offiziellen Stras-sennamen; die Gemein<strong>der</strong>äte und<br />

Bürgermeister halten dieses für unnötig und überflüssig. Mehr als in <strong>der</strong> Kernstadt<br />

wird in den Gemeinden Wert auf die Überlieferung von Flur- und Gemarkungsnamen<br />

gelegt, daneben kommen örtliche Gegebenheiten, wie etwa die Lage rund<br />

um die Kirche, o<strong>der</strong> die Führung <strong>der</strong> Straßen längs des Bahnhofs, eines Sportplatzes<br />

o<strong>der</strong> einer Schule zum Tragen.<br />

Wachsendes Primat <strong>der</strong> Verwaltung gegenüber dem Rat: Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg übernimmt zunehmend die Verwaltung von <strong>der</strong> einen Seite und <strong>der</strong> vom<br />

Rat benannte Wegebau- und Friedhofsausschuss von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite her dem<br />

Gemeinde- und Stadtrat abstimmungsfähige Vorlagen zu Straßenbenennungen zu<br />

liefern. Ab den 1990er Jahren werden Straßenbe-nennungen alleine durch die<br />

Zusammenarbeit von Ausschüssen und Bauamt durchgeführt; dem Rat werden die<br />

Ergebnisse zugeleitet, denen er seine Zu-stimmung verweigern kann; es findet zu<br />

diesem Thema i.d.R. keine grundsätzliche Beratung mehr im Stadtrat statt, eine<br />

vorherige Einigkeit im zuständigen Aus-schuss vorausgesetzt.<br />

Ostgebiete kontra Wi<strong>der</strong>stand: Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre werden die Straßen im<br />

Neubaugebiet des westlichen Mühlenberges nach Personen des deutschen<br />

Wi<strong>der</strong>standes gegen das NS-Regime benannt, <strong>der</strong> Vorschlag einer Benennung


117<br />

nach Städtenamen <strong>der</strong> „Ostgebiete“ scheitert zu diesem Zeitpunkt an den<br />

Mehrheitsverhältnissen im Stadtrat wie auch einige Jahre später durch Einspruch<br />

<strong>der</strong> Anlieger in einem an<strong>der</strong>en geschlossenen Wohngebiet.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Die</strong> kommunale Neuordnung zum 1.1.1968 bedingt die Umbenennung zahlreicher<br />

Straßen wegen Namensdoppelung in einigen Stadtteilen und die bisher straßennamenlosen<br />

Gemeinden und nunmehrigen Stadtteile im Osten des Stadtgebietes<br />

erhalten erstmals <strong>Straßennamen</strong>. Überwiegend werden die Straßen nach alten<br />

Gemarkungs- und Flurnamen benannt. Auch Benennungen nach 1970 richten sich<br />

in erster Linie nach diesem Kriterium. Ausnahme ist <strong>der</strong> Stadtteil Frömern, in dem<br />

alleine dort drei Straßen nach Persönlichkeiten <strong>der</strong> Ortsgeschichte benannt sind.<br />

Wachsen<strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> Anlieger und Bürgerschaft: <strong>Die</strong> umfangreichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

werden durch das Bauamt, den Wegebau- und Friedhofsausschuss,<br />

sowie von einer extra dafür eingerichtete Son<strong>der</strong>kommission geplant. Im Nachgang,<br />

sowie in Einzelfällen bereits in <strong>der</strong> Planungsphase, kommt es zu teils<br />

massiven Protesten <strong>der</strong> Anlieger, die sich eine Benennung o<strong>der</strong> Umbenennung<br />

ihrer Wohnstraßen nicht mehr in allen Fällen durch die Verwaltung und Politik<br />

vorschreiben lassen wollen. Zunächst reagiert die Verwaltung darauf ablehnend<br />

und „obrigkeitsstaatlich“, trifft aber im Jahr 1981/82 die bürgernahe und „wegweisende“<br />

Entscheidung, dass vor Benennung und Umbenennung einer Straße die<br />

betroffenen Anlieger in jedem Fall zu befragen, bzw. in den Namenfindungsprozess<br />

einzubeziehen sind.<br />

Im Umkehrschluss wird dadurch allerdings bis heute die in einigen Fällen politisch<br />

gewollte Umbenennung einiger mit umstrittenen <strong>Straßennamen</strong> versehener Straßen<br />

massiv behin<strong>der</strong>t und abgeblockt. Mit Hinweis auf die notwendige und meist nicht<br />

zu erreichende Zustimmung <strong>der</strong> Anlieger wurden somit Umbenennungspläne<br />

vereitelt. („Von-Tirpitz-Straße“, „Hengstenbergstrasse“ o<strong>der</strong> „Ostmarkstraße“)<br />

Benennung von Industriestraßen: Ende <strong>der</strong> 1970er bis Anfang <strong>der</strong> 1980er Jahre<br />

entsteht im Ruhrtal entlang <strong>der</strong> Bahnlinie im Osten des Stadtgebiets ein<br />

Industriegebiet, dessen Straßen nach Pionieren <strong>der</strong> Industriegeschichte benannt<br />

werden, ebenso wird an die Rolle <strong>der</strong> Gewerkschaften erinnert, sowie des<br />

ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer gedacht. Bis heute ist dies das letzte<br />

größere thematisch zusammenhängend benannte Straßenviertel im Stadtgebiet.<br />

Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre entsteht noch die flächenmäßig aber sehr viel kleinere<br />

geschlossene Wohnbebauung rund um die Kettelerstraße und Kolpingstraße.<br />

Rechtliche Grundlagen: <strong>Die</strong> Straßenbenennung war ist ein Aufgabenfeld <strong>der</strong><br />

amtlichen Verwaltungs-tätigkeit in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> politischen Gremien für<br />

die nahezu uneinge-schränkt die „Allzuständigkeit“ <strong>der</strong> Kommunen zum Tragen<br />

kommt gem §§ 1 und 2 <strong>der</strong> gültigen Kommunalverfassung. <strong>Die</strong>se Aussage hatte<br />

auch eingeschränkt für die Jahre 1918 - 1933 Gültigkeit, bzw. galt eingeschränkt<br />

seit Verabschiedung <strong>der</strong> revidierten Gemeindeordnung 1946, sowie uneingeschränkt<br />

seit Verabschiedung <strong>der</strong> neuen Gemeindeordnung für das Land NRW<br />

1952. Nur in begründeten Aus-nahmefällen (die in Fröndenberg bisher nicht<br />

vorgekommen sind) kann die Kommunalaufsicht des Kreises, <strong>der</strong> Bezirksregierung<br />

o<strong>der</strong> des Landes in diesem Punkt in den Entscheidungsprozess <strong>der</strong><br />

Kommune eingreifen. Es bleibt <strong>der</strong> Kommune überlassen, ob sie für den Bereich<br />

<strong>der</strong> Straßenbenennung eine eigene Satzung erlässt. In Fröndenberg ist dies bisher<br />

nicht für nötig erachtet worden. Im Allgemeinen richtet sich die Benennung von


118<br />

Straßen noch heute nach den Grundsätzen <strong>der</strong> „Verordnung über die Benennung<br />

von Straßen, Plätzen und Brücken“ aus dem April 1939, selbst-verständlich unter<br />

Auslassung <strong>der</strong> darin festgeschriebenen nationalsozialistischen Interessen und<br />

Belange. Uneinge-schränkt gilt hierbei beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Grundsatz, Straßen nicht<br />

nach noch lebenden Personen zu benennen. 4<br />

4 In <strong>der</strong> laufenden Aktenüberlieferung des Bauamtes finden sich dazu einige grundlegende Aufsätze zum Thema<br />

<strong>der</strong> Straßenbe- und Umbenennung aus den Jahren 1960 - 1991, lei<strong>der</strong> ohne genaue Quellenangabe. Dem<br />

äußeren Erscheinungsbild nach stammen die Aufsätze entwe<strong>der</strong> aus den „Mitteilungen des NRW Städte- und<br />

Gemeindebundes“, aus <strong>der</strong> Zeitschrift „Demokratische Gemeinde“, aus den „Kommunalpolitischen Blättern“<br />

o<strong>der</strong> sind direkt vom „Städte- und Gemeindebund“ an die Mitgliedskommunen gerichtete Schreiben. Fast<br />

durchgehend wird Bezug genommen auf die im Text genannte Verordnung aus dem Jahr 1939.


Anhang 1<br />

Ausgewählter Quellen und Dokumente<br />

1. Drei Karten zur Verwaltungsgeschichte des Raumes Fröndenberg<br />

2. <strong>Die</strong> Anlage des Stiftes und ehemaligen Klosters Fröndenberg vor 1812<br />

3. Artikel aus dem Hellweger Anzeiger (HA) vom 1.4.1967 zum 65.Jubiläum <strong>der</strong><br />

Bildung <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg aus drei selbständigen Gemeinden im Jahr 1902<br />

4. Titelblatt und eine Beispielseite des Fluchtlinien- und Bebauungsplanes <strong>der</strong> „Ortslage“<br />

Fröndenberg aus dem Jahr 1898<br />

5. Ortsstatut und Polizeiverordnung vom 16.März 1906 für die Gemeinde Fröndenberg<br />

6. Straßenverzeichnis <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg aus dem Jahr 1931 und daraus<br />

entwickelt ein Straßenverzeichnis <strong>der</strong> Straßen, für die das Ortsstatut aus dem Jahr<br />

1931 Gültigkeit besaß und eine daraus entstandene „Bekanntmachung“<br />

7. Auszug aus dem Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg vom 10.8.1926<br />

beinhaltend die Benennung von Straßen, u.a. die „Hengstenbergstraße“<br />

8. Auszug aus dem Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg vom 27.6.1933<br />

beinhaltend die Um- und Neubenennung von Straßen<br />

9. Auszug aus dem Gemein<strong>der</strong>atsprotokoll <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg vom 25.8.1933<br />

mit Bekanntgabe eines Dankschreibens des Botschafters von Hassel wegen<br />

Benennung <strong>der</strong> „Von-Tirpitz-Straße“<br />

10. Auszüge aus dem Stadtplan des Jahres 1940 Bereich Westick und Bereich Innenstadt<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg<br />

11. Reichsgesetzblatt Nr.64 vom 3.4.1939 „Verordnung über die Benennung von Straßen,<br />

Plätzen und Brücken“ und Ausführungsanweisungen zur gen. Verordnung<br />

veröffentlicht am 26.7.1939 als „Run<strong>der</strong>lass <strong>der</strong> Reichsministeriums des Inneren“<br />

12. <strong>Straßennamen</strong>liste <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg vom 24.1.1953 auf Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Privatärztlichen Verrechnungsstelle Westfalen-Süd<br />

13. Drei aufeinan<strong>der</strong> folgende Aktenstücke zur Benennung <strong>der</strong> Straße „Am Klingelbach“<br />

aus dem Jahr 1955<br />

14. Stadtplan und dazugehöriges Straßenverzeichnis eines Plans des <strong>Fröndenberger</strong><br />

Heimat- und Verkehrsverein aus dem Jahr 1963, <strong>Straßennamen</strong>stand Sommer 1958<br />

15. Ein Schriftstück und ein Aktenstück zur Benennung <strong>der</strong> „Schlesierstraße“ in <strong>der</strong><br />

amtsangehörigen Gemeinde Ardey im Jahr 1958<br />

16. Antrag <strong>der</strong> CDU-Fraktion vom 18.6.1969 zur Benennung von Straßen im<br />

Neubaugebiet Mühlenberg-West<br />

17. Abschrift vom 17.7.1963 eines Rundschreibens aus dem „Wochendienst“ des<br />

Gemeindetages Westfalen-Lippe vom 24.6.1963 mit Bezugnahme einer Empfehlung<br />

des Bundesministers für gesamtdeutsche Fragen in je<strong>der</strong> Kommune eine „Berliner<br />

Straße“ zu benennen<br />

18. Protokollnie<strong>der</strong>schrift aus einer Sitzung <strong>der</strong> Stadt- und Amtsdirektoren des Kreises<br />

Unna am 18.6.1957 zum Tagesordnungspunkt 7 „Nummerierung <strong>der</strong> Häuser“ in<br />

einzelnen Gemeinden des Kreisgebiets<br />

19. Zeitungsausschnitte zur Stadtratssitzung vom 17.6.1969 u.a. zum Bereich Benennung<br />

<strong>der</strong> Straßen auf dem Mühlenberg vom 18./19.6.1969, sowie Zeitungsausschnitt vom<br />

18.12.1991 zum Erscheinen einer Dokumentation über die Vertreter des deutschen<br />

Wi<strong>der</strong>standes gegen das NS-Regime, denen zu Ehren Straßen benannt wurden<br />

20. Antrag <strong>der</strong> CDU-Ratsfraktion zur Benennung <strong>der</strong> „Hans-Böckler-Straße“ vom<br />

21.5.1986


21. Vorschlag <strong>der</strong> FDP-Ratsfraktion zur Umbenennung <strong>der</strong> „Ostmarkstraße“ und <strong>der</strong><br />

„Von-Tirpitz-Straße“ vom 28.6.1993, sowie eine Beschlussvorlage <strong>der</strong> Verwaltung<br />

zur Beibehaltung <strong>der</strong> Benennung „Von-Tirpitz-Straße“ mit Bezugnahme auf einen<br />

Än<strong>der</strong>ungsantrag von Prof. Dr. Roemheld vom 24.5.1993 sowie zwei Zeitungsartikel<br />

zum Antrag <strong>der</strong> FDP-Ratsfraktion vom 3.7.1993<br />

22. Brief einer Anwohnerin des neu benannten „Storchenwegs“ vom 28.1.1971 an den<br />

Bürgermeister <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg und diverse Zeitungsausschnitte zum<br />

Themenkomplex „Storchenweg-Drosselstiege“ zwischen dem 9.-12.2.1971


Anhang 2<br />

Register sämtlicher <strong>Straßennamen</strong> im Gebiet <strong>der</strong> heutigen Stadt Fröndenberg/Ruhr<br />

mit ggf. nötigen Angaben zur Erstbenennung, früherer Benennung und/o<strong>der</strong> späterer<br />

Benennung<br />

(ohne die Berücksichtigung amtlicherseits geplanter, dann aber nicht durchgeführter<br />

Benennungen o<strong>der</strong> Umbenennungen)<br />

<strong>Straßennamen</strong> in Fettdruck markieren den Straßenbestand zum 31.12.2004<br />

<strong>Straßennamen</strong> in Kursivdruck sind heute nicht mehr existent. Sie wurden umbenannt<br />

o<strong>der</strong> im sehr geringen Umfang auch eingezogen o<strong>der</strong> aber in den verlauf bestehen<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>er Straßen einbezogen<br />

<strong>Die</strong> Buchstabenkombination in Klammern hinter den <strong>Straßennamen</strong> markiert die<br />

jeweilige Zugehörigkeit zu einem Stadtteil, bzw. vor 1968 zur Zugehörigkeit zu einer<br />

amtsangehörigen Gemeinde<br />

Ist kein exaktes Benennungsdatum (i.d.R. Datum des Gemeinde- o<strong>der</strong><br />

Stadtratsbeschluss), kann dieses nicht nachgewiesen werden. Genannt ist dann <strong>der</strong><br />

gemäss Bebauung o<strong>der</strong> Nennung des Namens in an<strong>der</strong>en Zusammenhängen zu<br />

vermutende Zeitraum <strong>der</strong> Erstbenennung. Beson<strong>der</strong>s bei älteren <strong>Straßennamen</strong> ist<br />

dabei zu berücksichtigen, dass eine Nennung des Namens in verschiedenster<br />

Überlieferung nicht gleichbedeutend mit einem Benennungsdatum durch den<br />

Gemein<strong>der</strong>at übereinstimmen muss. Es ist davon auszugehen, dass ein Kernbestand<br />

alter Straßen beson<strong>der</strong>s im Innenstadtbereich nie offiziell per Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss<br />

benannt wurde.<br />

Der in manchen Fällen verwendete Begriff „Altbestand“ bezieht sich auf nicht<br />

datierbare Benennungen vor 1968, ein Jahr für die vermutete Benennung ist je nach<br />

Quellenlage dabei nach Möglichkeit mit angegeben.<br />

Bei den genannten Benennungsdaten (und damit Datum <strong>der</strong> amtlich offiziellen<br />

Benennung) ist bei älteren Straßen beson<strong>der</strong>s in den amtsangehörigen Gemeinden zu<br />

berücksichtigen, dass diese Straßen bereits seit Jahrzehnten mündlich tradiert diese<br />

Namen führten, wenn auch nicht offiziell per Gemein<strong>der</strong>atsbeschluss festgehalten.<br />

Kürzel für die Zugehörigkeit <strong>der</strong> Straßen:<br />

Altendorf (Al)<br />

Ardey (Ar)<br />

Bausenhagen (Ba)<br />

Bentrop (Be)<br />

Dellwig (De)<br />

Frömern (Fr)<br />

Fröndenberg mit Westick und Hohenheide (F)<br />

Frohnhausen (Fr)<br />

Langschede (La)<br />

Neimen (Ne)<br />

Ostbüren (Ost)<br />

Stentrop (St)<br />

Strickherdicke (Str)<br />

Warmen Wa)


Name Benennungsdatum früherer heutiger Name o<strong>der</strong> umbenannt in<br />

Name<br />

Kursivdruck: heute nicht mehr existent<br />

siehe dann dort<br />

Adolf-Hitler-Platz (F) 19.04.1933 bereits vor 1933 Markt Markt<br />

Ahlinger Berg (De) 01.07.1970 Kirchplatz (De)<br />

Ahornweg (F) 21.10.1963<br />

Akazienweg (F) 01.07.1954<br />

Alleestraße (F) 31.07.1945 Westicker Straße (westl. Teil)<br />

1933-1945 Hermann-Göringstraße<br />

Alte Kreisstraße (Str) 22.09.1958<br />

Altendorfer Straße (Al) 01.07.1970<br />

Alter Mühlenweg (Fr) 10.05.1960<br />

Alter Weg (Str) 22.09.1958<br />

Am Backenberg (Fr) 10.05.1960<br />

Am Baumgarten (Ost) 19.07.1974 Am Graben<br />

Am Birnbaum (Fr) 10.05.1960<br />

Am Brauck (De) 09.01.1950<br />

Am Graben (Ost) 05.06.1974 Am Baumgarten<br />

Am Haarstrang (Fr) 12.12.1979<br />

Am Hahnenbusch (F) 29.08.1985<br />

Am Hang (Str) 01.07.1970 Rosenweg (Str)<br />

Am Klingelbach (F) 08.03..1955<br />

Am Kraftwerk (Wa) 01.07.1970<br />

Am Obsthof (Ost) 01.07.1970<br />

Am Rodbusch (Ost) 22.02.1995<br />

Am Sachsenwald (F) 20.04.1965<br />

Am Schwimmbad (De) 09.01.1950<br />

Am Sonnenhang (F) 23.10.1951 Eberhardstraße<br />

Am Sportplatz (Ost) 01.07.1970


Am Steinbruch (F) vor 1933<br />

Am Ufer (La)<br />

Altbestand, ca. 1963-1967, nicht zu ermitteln<br />

Am Versstück (Ar) 05.06.1974<br />

Am Walnussbaum (Ba) 12.06.2001<br />

Amselweg (La)<br />

Altbestand, ca. 1963-1967, nicht zu ermitteln<br />

Amselweg (F) 27.09.1957 Nachtigallenweg<br />

Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße (F) 27.06.1933 Westickerfeldweg<br />

Antoniusstraße (F) nach 1914 Goethestraße<br />

Ardeyer Straße (F, Ar, La) Gesamtverlauf 01.07.1970<br />

vor 1968 in Ardey und in Langschede "Kreisstraße"<br />

Ardeyer Straße (F) vor 1850<br />

Asternweg (F) 23.10.1951<br />

Auf dem Beisen 10.08.1926 Westicker Feldweg<br />

Auf dem Brennen (Wa) 20.12.1972<br />

Auf dem Krittenschlag (F) vor 1933<br />

Auf dem Sodenkamp (F) vor 1850<br />

Auf dem Spitt (Fr) 10.05.1960<br />

Auf <strong>der</strong> Freiheit (F) vor 1850<br />

Auf <strong>der</strong> Hege (Fr) 15.12.1982<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe (Ost) 01.07.1970<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe (Str) 22.09.1958 Hubert-Biernat-Straße<br />

Auf <strong>der</strong> Kisse (La) 07.05.1965<br />

Auf <strong>der</strong> Linde (Str) 07.12.1999<br />

Bachstraße (De) 09.01.1950<br />

Bachstraße (Fr) 10.05.1960 In <strong>der</strong> Twiete<br />

Bahnhofsallee (La) 04.02.2003<br />

Bahnhofstraße (F) nach 1870<br />

Bahnhofstraße (Fr) 10.05.1960 Brückenstraße<br />

Bahnhofstraße (La) Altbestand, vor1927 Hauptstraße (De,La)<br />

Bauernbrücke (Ost) 01.07.1970<br />

Bauerngarten (Ar) 15.07.1981<br />

Bauernkamp (Ost) 01.07.1970<br />

Bausenhagener Straße (Ost, Ba, St, Be) 01.07.1970


Beisenbrauck (Str) 01.07.1970 Schulweg (Str)<br />

Bentroper Weg (Be) 01.07.1970<br />

Bergstraße (F)<br />

10.06.1908 erstmals aktenkundig<br />

Bertholdusstraße (F) 19.08.1924<br />

Bethelstraße (De) 20.10.1967<br />

Bielenbusch (Fr) 27.12.1968<br />

Billmericher Weg (Al) 01.07.1970<br />

Bilstein (Ar) 29.11.1965<br />

Binnerstraße (De) 28.10.1960<br />

Birkei (Ba) 01.07.1970<br />

Birkenweg (F) 23.10.1951<br />

Bismarckstraße (F) 27.06.1933 Löhnbachstraße(alt)<br />

Blumenstraße (F) 01.07.1970 Gartenstraße (F)<br />

Böckelmannweg (Str) 20.01.1960<br />

Bockenweg (Ost) 01.07.1970<br />

Bodelschwinghstraße (De) 04.09.1956<br />

Bonekamp (Fr) 27.12.1968<br />

Bonhoefferstraße (F) 18.06.1969<br />

Brameck (Ost) 01.07.1970<br />

Brandheide (F) 05.06.1974<br />

Brauck (Str) 22.09.1958 Zur Düke<br />

Brauerstraße (Fr) 10.05.1960<br />

Bredde (Ar) 01.07.1970 Karrenweg (Ar)<br />

Bruayplatz (F) 02.09.1989<br />

Brückenstraße (Fr) 01.07.1970 Bahnhofstraße (Fr)<br />

Buchenacker (Ar) 29.11.1965<br />

Burgstraße (Ost) 01.07.1970<br />

Burland (Ar) 29.11.1965<br />

Carlo-Mierendorf-Straße (F) 20.12.1972<br />

Dachsleite (F) 05.06.1974<br />

Dahlienweg (F) 27.09.1957<br />

Dellwiger Weg (Str) 22.09.1958 Strickherdicker Weg


Dorf (Fro) 25.01.1956 Palzstraße<br />

Dorfstraße (Ar) Altbestand, vor 1959<br />

Dorfstraße (Str) 22.09.1958 Kleibusch<br />

Dörssiepen (De) 11.05.1989<br />

Drosselstiege (La) Altbestand, ca. 1963-1967, nicht zu ermitteln Storchenweg<br />

Meisenweg<br />

Drosselweg (F) 02.11.1960<br />

Eberhardstraße (F) 01.07.1970 Am Sonnenhang (F)<br />

Eichendorffstraße (De) 04.09.1956<br />

Eichholz (St) 01.07.1970<br />

Elsternweg (F) 27.09.1957<br />

Engelbertstraße (F) 19.08.1924<br />

Eulenstraße (F) vor 1850 1933-1945 Horst-Wessel-Straße Eulenstraße<br />

1945-1946 Lutherstraße<br />

Fasanenweg (F) 10.11.1976<br />

Feldstraße (Ar) Altbestand, vor 1959<br />

Feldstraße (La) Altbestand, vor 1938 Ostmarkstraße (La)<br />

Feldweg (Fro) 25.01.1956 Wicke<strong>der</strong> Straße<br />

Feuerwehrstraße (Al) 01.07.1970<br />

Fichtenweg (F) 21.10.1963<br />

Fingers Kamp (F) 14.03.2000<br />

Finkenweg (La)<br />

Altbestand, ca. 1963-1967, nicht zu ermitteln<br />

Finkenweg (F) 27.09.1957 Schwalbenweg<br />

Fischerssiepen (F) 10.08.1926<br />

Flie<strong>der</strong>weg (F) 03.11.1949<br />

Freiheitstraße (F) vor 1850<br />

Friedhofstraße (F)<br />

14.09.1906 erstmalig aktenkundig<br />

Friedrich-Bering-Straße (F) 27.06.1933 Friedrichstraße<br />

Friedrich-Ebert-Straße(De) 01.10.1962<br />

Friedrichstraße (F) 06.06.1914 Friedrich-Bering-Straße<br />

Frömerner Straße (Ost) 01.07.1970<br />

Fuchskaute (F) 08.09.1994


Fuhrweg (Al) 01.07.1970<br />

Gartenstraße (La) Altbestand, vor 1930<br />

Gartenstraße (Ar) Altbestand, vor 1959 Talstraße<br />

Gartenstraße (F) nicht vor 1914, nicht nach 1926 Blumenstraße<br />

Gartenweg (De) 09.01.1950 Weidenweg<br />

Gerstenkamp (Fr) 09.06.1999<br />

Geschwister-Scholl-Straße (F) 20.12.1972<br />

Gladiolenweg (F) 12.10.1967<br />

Goethestraße (F) 27.06.1933<br />

Goldbreite (Ar) 09.02.1989<br />

Graf-Adolf-Straße (F) 19.08.1924 1945-1946 Moellerstraße<br />

16.05.1946<br />

Graf-Ezzo-Weg (Ba) 04.07.1991<br />

Grenzweg (Ar) 05.12.1952 einbezogen worden in Thabrauck<br />

Grüner Weg (F) 19.06.1953<br />

Hainbach (Ar) 20.10.1967<br />

Hanns-Martin-Schleyer-Straße (F) 04.10.1978<br />

Hans-Böckler-Straße (F) 02.10.1986<br />

Hans-Schemm-Straße (F) 03.12.1936 Magdalenenstraße<br />

Hardenbergstraße (F) 01.07.1970 bis 1933 Zwischen den Wegen<br />

1933-1970 Vom-Stein-Straße<br />

Hasensprung (F) 05.06.1974<br />

Haßleistraße (F) vor 1850<br />

Hauptstraße (De) 09.01.1950<br />

Hauptstraße (La) 01.07.1970 Bahnhofstraße (La)<br />

Heckenweg (Ost) 01.07.1970<br />

Heide (Str) 22.09.1958 einbezogen in Heideweg<br />

Heideweg (Str, Ar) Gesamtverlauf 01.07.1970<br />

Heideweg (Ar) Altbestand, vor 1959<br />

Hellkammer (Ba, Be) 01.07.1970<br />

Hellweg (Str) 01.07.1970 Landwehr (in an<strong>der</strong>er Quelle bereits 1959 anteilig Hellweg?)<br />

Hengstenbergstraße (F) 10.08.1926


Henrichsknübel (St) 01.07.1970<br />

Herdicker Kamp (Str) 18.02.1976<br />

Herrman-Göring-Straße (F) 27.06.1933 Westicker Straße (westl.Teil) Alleestraße<br />

Hermann-Löns-Straße (F) 27.06.1933<br />

Hilkenhohl (Ar) 16.07.1959<br />

Himmelssiepen (F) vor 1933 Im Jägertal<br />

Hinter den Kämpen (Fr) 12.12.1979<br />

Hintere Straße (De) 09.01.1959<br />

Hirschberg (F)<br />

nicht vor 1920, Baubeginn Keune/Kath.Krankenhaus<br />

Hohenheide (F) vor 1933<br />

Hohenheide (Fro) 25.01.1956 seit 1970 alle drei Stadtteile (F,Fro,Ne)<br />

Hohenheide (F, Fro, Ne) Gesamtverlauf 01.07.1970 berührende Verbindungsstraße<br />

Holtkamp (Ba) 01.07.1970<br />

Horst-Wessel-Straße (F) 27.06.1933 1850-1933 Eulenstraße Eulenstraße<br />

1945-1946 Lutherstraße<br />

Hubert-Biernat-Straße (Str) 01.07.1970 Auf <strong>der</strong> Höhe<br />

Ibbingsen (Fr) 01.07.1970 Ostbürener Straße (Fr)<br />

Im Gründken (La) 01.07.1970 Ostmarkstraße<br />

Im Heimgarten (La) 12.12.1952<br />

Im Höfchen (De) 09.01.1950 Unnaer Weg<br />

Im Loh (Str) 22.09.1958<br />

Im Rottland (Ar) 16.07.1959<br />

Im Schelk (Ba, Fr) Gesamtverlauf 01.07.1970, neu für Bausenhagen<br />

Im Schelk (Fr) 10.05.1960<br />

Im Schelk (F) vor 1933 eingebunden in den "Querweg"<br />

Im Stift (F) vor 1850<br />

Im Sun<strong>der</strong>n (Ba) 01.07.1970<br />

Im Wiesengrund (F) 19.06.1953<br />

In den Telgen (F) vor 1933<br />

In den Wächelten (F) vor 1933<br />

In <strong>der</strong> Liethe (De) 09.01.1959


In <strong>der</strong> Sasse (F) 05.06.1974<br />

In <strong>der</strong> Twiete (Fr) 01.07.1970 Bachstraße (Fr)<br />

In <strong>der</strong> Wahne (Ost) 01.07.1970<br />

In <strong>der</strong> Waldemey (F) vor 1933<br />

Irmgardstraße (F) 19.08.1924<br />

Jägertal (F) 27.06.1933 Himmelssiepen<br />

Julius-Leber-Straße (F) 18.06.1969<br />

Kaiserstraße (Be) 01.07.1970<br />

Kampstraße (Fr) 01.07.1970 Kleine Bahnhofstraße<br />

Karl-Goerdeler-Straße (F) 29.08.1984<br />

Karl-Wildschütz-Straße (F) 27.06.1933 Karlstraße<br />

Karlstraße (F) 25.1.1910 erstmals aktenkundig, wahrscheinlich um 1900 Karl-Wildschütz-Straße<br />

Karrenweg (St) 01.07.1970<br />

Kaarweg(Ar) 20.10.1967 Bredde<br />

Kassberg (Str) 22.09.1958<br />

Kesseborn (Fr) 18.06.1969<br />

Kessebürener Weg (Ost) 01.07.1970<br />

Kettelerstraße (F) 09.12.1981<br />

Kiefernweg (F) 20.12.1972<br />

Kirchplatz (F) vor 1850<br />

Kirchplatz (Fr) 10.05.1960 Sybrechtplatz<br />

Kirchplatz (De) 09.01.1950 Ahlinger Berg<br />

Kirchweg (Ba) 01.01.1971<br />

Kirschbaumliethe (De) 02.09.1998<br />

Kleibusch (Str) 01.07.1970 Dorfstraße (Str)<br />

Kleine Bahnhofstraße (Fr) 10.05.1960 Kampstraße<br />

Klusenweg (F) 03.10.1924<br />

Kolpingstraße (F) 09.12.1981<br />

Königsweg (Ne) 20.11.1970 Unterdorf<br />

Körnerstraße (F) 28.09.1934<br />

Kornweg (Fr) 19.07.1974<br />

Kreisstraße (La) zwischen Mai und August 1949 Oststraße Ardeyer Straße


Kreisstraße (Ar) Altbestand, vor 1959 Ardeyer Straße<br />

Kuhstraße (Str) 22.09.1958<br />

Kurt-Schumacher-Straße (F) 20.12.1972<br />

Landstraße (Fro, Wa, Be) für Gesamtverlauf 01.07.1970<br />

Landstraße (Fro) 25.01.1956<br />

Landwehr (Fr) 10.05.1960<br />

Landwehr (Str) 22.09.1958 Hellweg<br />

Lehmke (Fro) 25.01.1956<br />

Lerchenweg (F) 02.09.1958<br />

Lessingstraße (F) 27.06.1933 Münzenfundstraße nach 1945 nach Westen verlegt (Neubaustraße),<br />

bisherige Lessingstraße wird <strong>der</strong><br />

Hermann-Löns-Straße zugeschlagen<br />

Lindenhofstraße (Fr) 20.11.1970 Lindenstraße<br />

Lindenstraße (Fr) 10.05.1960 Lindenhofstraße<br />

Lindenweg (F) 01.07.1954<br />

Löhnbachstraße (F), alt 20.12.1907 erstmals aktenkundig Parallelstraße Bismarckstraße<br />

Löhnbachstraße (F), neu 03.12.1936<br />

Löhnquelle (F) 05.06.1974<br />

Lönsstraße (De) 04.09.1956 Wibbelstraße<br />

Ludwig-Steil-Straße (F) 18.06.1969<br />

Lutherstraße(F) 31.07.1945 vor 1850 Eulenstraße Eulenstraße<br />

1933-1945 Horst-Wessel-Straße<br />

ab 16.05.1946 wie<strong>der</strong> Eulenstraße<br />

Magdalenenstraße (F) 31.07.1945 Hans-Schemm-Straße<br />

Margueritenweg (F) 15.08.1950<br />

Marienstraße (F) 31.07.1945 1850-1933 Schulstraße (F) Eulenstraße<br />

1933-1945 Schlageterstraße<br />

Markt (F) vor 1850 1933-1945 Adolf-Hitler-Platz<br />

31.07.1945<br />

Markt (La) Altbestand seit dem 18. Jh. einbezogen in Ardeyer Straße<br />

Mauritiusstraße (F) 05.04.1960<br />

Meisenweg (La) 05.06.1974 Drosselstiege


01.07.1970 Storchenweg<br />

Mendener Straße (F) 13.05.1993<br />

Menricusstraße (F) 20.04.1965<br />

Merschstraße (Fro, Wa) Gesamtverlauf 01.07.1970<br />

Merschstraße (Fro) 25.01.1956 Ruhrstraße o<strong>der</strong> "Siedlung" (beides nicht amtlich)<br />

Möllerstraße (F) 31.07.1945 Graf-Adolf-Straße Graf-Adolf-Straße<br />

Mühlenstraße (La) Altbestand, vor 1930 letztmalig 1962 nachgewiesen<br />

Mühlenbergstraße (F) 03.10.1924<br />

Mühlenweg (Fr) 10.05.1960<br />

Münzenfundstraße(F) 10.08.1926 1933-? Lessingstraße (alt) H.-Löns-Straße<br />

Mutteerkamp (Fr) 01.07.1970 Schulstraße (Fr)<br />

Nachtiagllenweg (F) 01.07.1970 Amselweg<br />

Natte (Str) 22.09.1958<br />

Neimener Kirchweg (Ne) 08.11.1990<br />

Neimener Weg (Ne) 01.07.1970<br />

Nelkenweg (F) 12.10.1967<br />

Neuenkamp (Be) 01.07.1970<br />

Nie<strong>der</strong>heide (Ar) 15.07.1981<br />

Nordstraße (F) 01.07.1954<br />

Nordstraße (La) Altbestand, vor 1930 <strong>der</strong> Ardeyer Straße zugeordnet<br />

Nordstraße (De) 01.10.196 Schörweken<br />

Ohlweg (De) 09.01.1950<br />

Ölmühlenweg (Wa, Be) 01.07.1970<br />

Ostbürener Straße (F) vor 1850 1933-1945 Horst-Wessel-Straße<br />

Ostbürener Straße (Ost) 01.07.1970<br />

Ostbürener Straße (Fr) 10.05.1960 Ibbingsen<br />

Ostfeld (Al) 01.07.1970<br />

Ostholz (Ar) 01.07.1970 Schäferstraße<br />

Ostmarkstraße (F) 02.08.1938<br />

Ostmarkstraße (Ar) 01.10.1938 Schwarzer Weg Thabrauck<br />

Ostmarkstraße (La) 09.06.1938 Feldstraße Im Gründken<br />

Oststraße (La) Altbestand, vor 1927 teilweise 1949 umbenannt in Kreistraße,


<strong>der</strong> übrige Teil ebenfalls noch vor 1968<br />

Otto-Wels-Straße (F) 18.06.1969<br />

Overbergstraße (F)<br />

nicht vor 1928, Fertigstellung <strong>der</strong> Overbergschule<br />

Palzstraße (Ba, St, Fro) Gesamtverlauf 01.07.1970 Dorf (Fro), in Bausenhagen und Stentrop ohne Namen<br />

Pappelallee (Al) 01.07.1970 Provinzialstraße (De,Al)<br />

Parkstraße (F) um 1900 von-Tirpitz-Straße<br />

Pastoratswald (Ba) 01.07.1970<br />

Pater-Delp-Straße (F) 18.06.1969<br />

Laul-Löbe-Straße (F) 18.06.1969<br />

Penningheuers Kamp (De) 12.06.2001<br />

Poststraße (Ost) 01.07.1970<br />

Priorsheide (Ba) 01.07.1970<br />

Provinzialstraße(De,Al) Altbestand vor 1909, Erstnachweisung Schulakten Altendorf Pappelallee<br />

Prozessionsweg (Ba) 30.09.2003<br />

Querweg (F) vor 1933 Im Schelk (F) zugeordnet<br />

Rehwinkel (F) 08.09.1994<br />

Ringstraße (Al) 01.07.1970<br />

Roggenweg (Fr) 22.08.2000<br />

Rosenweg (De)<br />

1952-1961, ab 1952 erschlossen, 1961 bei Ortsbegehung genannt<br />

Rosenweg (F) 03.11.1949 Veilchenweg<br />

Rosenweg (Str) 22.09.1958 Am Hang<br />

Rudolf-<strong>Die</strong>sel-Straße (F) 14.07.1982<br />

Ruhrblick (La) 12.12.1952<br />

Ruhrstraße (F) vor 1850<br />

Ruhrstraße (De) 09.01.1950 einbezogen in Ohlweg<br />

Schäferstraße (De) 09.01.1950<br />

Schäferstraße (Ar) 14.12.1967 Ostholz<br />

Schillerstraße (F) 27.06.1933 Westickerfeldweg<br />

Schlageterstraße (F) 27.06.1933 Schulstraße (F) Eulenstraße<br />

Schlehweg (F) 12.10.1967<br />

Schlesierstraße (Ar) 16.09.1958<br />

Schlotstraße (Wa) 01.07.1970


Schmiedestraße (Wa) 01.07.1970<br />

Schörweken (De) 01.07.1970 Nordstraße (De)<br />

Schröerstraße (F) vor 1850<br />

Schürmanns Kamp (F) 18.3.1981<br />

Schulstraße (Ar) Altbestand Westfeld<br />

Schulstraße (De) 09.01.1950<br />

Schulstraße (F) vor 1850 1933-1945 Schlageterstraße Eulenstraße<br />

1945-1946 Marienstraße<br />

Schulstraße (Fr) 10.05.1960 Mutterkamp<br />

Schulstraße (La) Altbestand, vor 1930 Westfeld<br />

Schulweg (Str) 22.09.1958 Beisenbrauck<br />

Schwalbenweg (F) 01.07.1970 Finkenweg (F)<br />

Schwarzer Kamp (Ar) 29.11.1965<br />

Schwarzer Weg (F) 30.06.1988<br />

Schwarzer Weg (Ar) Altbestand Ostmarkstraße (Ar)<br />

Schwerter Straße (Al) 01.07.1970 Provinzialstraße<br />

Simonweg (Str) 20.01.1960<br />

Sonnebachstraße (Ar) 16.07.1959 einbezogen in Westfeld<br />

Sonnenbergstraße (La) 12.12.1952<br />

Sonnenhang (Str) 20.01.1960 Wulfesweide<br />

Springstraße (F) ca. 1938/39, erstmals im Stadtplan 1940<br />

planmässige Bebauung erst nach 1945<br />

Starenweg (F) 02.11.1960<br />

Steinkuhle (Ba) 01.07.1970<br />

(Am) Steinufer (F)<br />

vor 1850, unbebauter Fußweg<br />

Stentroper Weg (St, Wa) 01.07.1970<br />

Storchenweg (La) 01.07.1970 Drosselstiege Meisenweg<br />

Strickherdicker Weg (De) 09.01.1950<br />

Strickherdicker Weg (Str) 01.07.1970 Dellwiger Weg<br />

Südstraße (F) 03.11.1949<br />

Sümbergstraße (F) 26.10.1912 <strong>der</strong> ältere nördliche Bereich heute<br />

Teil <strong>der</strong> Overbergstraße


Sybrechtplatz (Fr) 01.07.1970 Kirchplatz (Fr)<br />

Talstraße (Ar) 01.07.1970<br />

Tannengarten (St) 01.07.1970<br />

Thabrauck (Ar, Str, Fr) Altbestand in Str 01.07.1970<br />

in Ardey Ostmarkstraße<br />

vor 1959<br />

in Frömern nicht benannt<br />

Tharloh (Fr) 27.12.1968<br />

Tulpenweg (F) 23.10.1951<br />

Tummelplatz (Fro) 25.01.1956<br />

Ulmenweg (F) 22.04.1958<br />

Unionstraße (F) 18.06.1969<br />

Unnaer Straße (Str) 22.09.1958 Provinzialstraße, Reichsstrasse (keine amtliche Bezeichnung)<br />

Unnaer Straße (La) 01.07.1970 Provinzialstraße, Reichsstrasse (keine amtliche Bezeichnung)<br />

Unnaer Straße (F) vor 1850 Eulenstraße<br />

Unnaer Weg(De) Altbestand, tradiert, nicht offiziell benannt Im Höfchen<br />

Unterdorf (Fro) 25.01.1956 amtlich, tradiert bereits früher Königsweg<br />

Veilchenweg (F) 01.07.1970 Rosenweg (F)<br />

Vogelrute (F) 13.04.1983<br />

vom-Stein-Straße (F) 27.06.1933 Zwischen den Wegen Hardenbergstraße<br />

von-Galen-Straße (F) 18.06.1969<br />

Von-Nell-Breuning-Straße (F) 12.06.2001<br />

Von-Stauffenberg-Straße (F) 20.12.1972<br />

Von-Steinen-Straße (Fr) 10.05.1960 Hauptstraße (Landstraße 1.Ordnung), kein amtl.Straßenname<br />

Von-Tirpitz-Straße (F) 27.06.1933 bis 1933 Parkstraße<br />

Wachtelweg (F) 02.11.1960<br />

Waldweg (Ost) 01.07.1970<br />

Warmer Löhn (Wa) 01.07.1970<br />

Wasserwerkstraße (F) 03.10.1924<br />

Wasserwerkstraße (De) 09.01.1950 einbezogen in Hauptstraße (De,La)<br />

Weidenweg (De) 01.07.1970 Gartenweg<br />

Weißes Feld (Fr) 09.06.1999<br />

Werner-von-Siemens-Straße (F) 04.10.1978


Wernher-von-Braun-Straße (F) 04.10.1978<br />

Westfeld (Ar, La) 01.07.1970 in Ardey Schulstraße<br />

in Langschede Schulstraße<br />

Westick (F) vor 1850 einbezogen in die Annette-von-Droste-<br />

Hülshoff-Straße<br />

Westicker Heide (F) vor 1933<br />

Westicker Straße (F, Ne) vor 1850<br />

Westicker Straße, Stadtmitte (F) vor 1850 1933-1945 Hermann-Göringstraße Alleestraße<br />

Westickerfeldweg (F) 05.01.1926 erstmalig aktenkundig Annette-von-Droste-Hülshoff-Straße<br />

Wibbeltstraße (De) 01.07.1970 Lönsstraße<br />

Wicke<strong>der</strong> Straße (Fro, Ne) 01.07.1970 Feldweg (Fro), in Neimen bis 1970 ohne Namen<br />

Wilhelm-Feuerhake-Straße (F) 19.04.1933<br />

Wilhelm-Himmelmann-Platz (F) 27.06.1933 1918 Wilhelmplatz eingezogen, Teil <strong>der</strong> Winschotener Str.<br />

Wilhelmplatz (F) 28.05.1918 Wilhelm-Himmelmann-Platz<br />

heute nicht mehr offiziell benannter Platz<br />

zwischen "Im Stift"/"Unionstr" und<br />

"Winschotener Straße"<br />

Wilhelmstraße (Ost) 01.07.1970<br />

Willi-Kettmann-Straße (Fr) 20.10.1982<br />

Windgatt (Be) 01.07.1970<br />

Winschotener Straße (F) 05.06.1986<br />

Wulfesweide (Str) 01.07.1970 Sonnenhang (Str)<br />

Zum Freisenhagen (F) 20.12.1972<br />

Zum Siepen (Ar) 20.10.1967<br />

Zur Dorfwäsche (Ba) 01.07.1970<br />

Zur Düke (Str) 01.07.1970 Brauck<br />

Zur Haar (La)<br />

Altbestand ca.1963-1967, nicht zu ermitteln<br />

Zur Mark (Ost) 01.07.1970<br />

Zur Tigge (Wa) 01.07.1970<br />

Zur Tränke (Ba) 01.07.1970<br />

Zwischen den Wegen(F) 10.08.1926 1933-1970 Vom-Stein-Straße Hardenbergstraße


Literaturverzeichnis Seite 1<br />

Anhang 3<br />

A. Gedruckte Quellen (allg. Literatur, Monographien und Aufsätze)<br />

a. Literatur zur Ortsgeschichte, Kommunalgeschichte des Raumes Fröndenberg<br />

Klaus Basner, Reformation und Gegenreformation im Raum Fröndenberg,<br />

Fröndenberg 1989 (Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 5)<br />

Klaus Basner, <strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Schulen im Raum Fröndenberg von den Anfängen bis um<br />

1900, Fröndenberg 1991 (Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 7)<br />

Benno Grüne, <strong>Die</strong> Schulen <strong>der</strong> Palz (Kirchspiel Bausenhagen) von den Anfängen bis zur<br />

kommunalen Neuglie<strong>der</strong>ung 1968, Menden 2002<br />

Fa. Himmelmann (Hrsg.) Festschriften zum 75. und 100. Firmenjubiläum <strong>der</strong> Papierfabrik<br />

Himmelmann, Fröndenberg, 1929 und 1954<br />

Everhard Holtmann, Nach dem Krieg und vor dem Frieden – <strong>der</strong> gesellschaftliche und<br />

politische Neubeginn nach 1945 im Kreis Unna, Köln 1985<br />

Werner Keßler (Hrsg.), Festschrift 750 Jahre (1230-1980) Stiftskirche Fröndenberg,<br />

Fröndenberg 1980<br />

Stefan Klemp, Nachkriegszeit – die Jahre 1945 bis 1949 in Fröndenberg – Neubeginn o<strong>der</strong><br />

Restauration, Fröndenberg 1990 (Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 6)<br />

Stefan Klemp, „Richtige Nazis hat es hier nicht gegeben...“- eine Stadt, eine Firma, <strong>der</strong><br />

vergessene Wirtschaftsführer und Auschwitz, Münster, 2.überarbeitet Auflage, 2000<br />

Stefan Klemp, Sparkasse Meschede (Hrsg.), Vom Thaler zum Euro, 150 Jahre Sparkasse<br />

Fröndenberg, Fröndenberg 2002<br />

Fritz Klute, Fröndenberg einst & jetzt – ein <strong>Fröndenberger</strong> Heimatbuch, Fröndenberg 1925,<br />

unverän<strong>der</strong>ter Nachdruck Fröndenberg 1981<br />

Franz Lueg, Frundeberg-Fröndenberg 1197-1997 – Spuren <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

Fröndenberg 1997 (Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 10)<br />

Franz Lueg, Ich gehe ins Stift – zur Aufhebung des Stiftes Fröndenberg vor 175 Jahren<br />

(1812), Fröndenberg 1987 (Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 2)<br />

Franz Lueg, St. Marien im Weg durch die Zeit, in: 300 Jahre Pfarrei St. Marien 1688-1988<br />

Fröndenberg, Fröndenberg 1988 (Festschrift <strong>der</strong> katholischen Kirchengemeinde)<br />

Erich Lülff, Gemeindeverwaltung Langschede (Hrsg.), Langschede, Dellwig und Ardey - ein<br />

Gang durch die <strong>Geschichte</strong>, Langschede 1967<br />

Erich Lülff, Gemeindesparkasse Fröndenberg (Hrsg.), 100 Jahre Gemeinde-Sparkasse zu<br />

Fröndenberg 1852-1952, Fröndenberg 1952


Literaturverzeichnis Seite 2<br />

Ludwig Maduschka (Kreisoberbaurat), Oberkreisdirektor des Landkreises Unna (Hrsg.)<br />

Studie zum Entwicklungsplan für den Kreis Unna, Unna 1961<br />

Jochen von Nathusius, <strong>Die</strong> Möhnekatastrophe am 17.Mai 1943, Ursachen-Verlauf-Folgen,<br />

Dokumente aus dem Stadtarchiv, Fröndenberg 2003 (Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 15)<br />

Friedhelm Niggemeier, Menschen im Wi<strong>der</strong>stand – aufgezeigt an <strong>Straßennamen</strong> in einem<br />

<strong>Fröndenberger</strong> Wohngebiet, Fröndenberg 1991 (Beiträge zur Ortsgeschichte –Son<strong>der</strong>band-)<br />

Josefa Redzepi, Amt und Gemeinde Fröndenberg während <strong>der</strong> Weimarer Republik,<br />

Fröndenberg 1986 (Beiträge zur Ortsgeschichte, Band 1)<br />

Günther Renzing (Bearbeitung), Stadt Fröndenberg Stadtarchiv (Hrsg.), Fröndenberg und<br />

seine Ortsteile (<strong>Fröndenberger</strong> Bil<strong>der</strong>bücher) Band 1-4, Fröndenberg 1988-1990<br />

Heinz Röttgermann, <strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Industrie des Wirtschaftsraumes<br />

Menden/Fröndenberg, Menden 2.verän<strong>der</strong>te Auflage 1952 (1.Auflage 1938)<br />

(Beiträge zur Heimatkunde des Hönnetals, Band 3)<br />

Oskar Rückert(Verfasser) und Ernst Nolte (Nachbearbeitung), Heimatblätter für Unna und<br />

den Hellweg, Unna 1930-1943 in loser Folge als Serie im „Hellweger Anzeiger“ erschienen,<br />

erstmals als Buch zusammengefasst und nachbearbeitet von Ernst Nolte, Unna 1949<br />

Stadtverwaltung Fröndenberg (Hrsg.), 40 Jahre Städtepartnerschaft Fröndenberg-Bruay la<br />

Buissiere 1964-2004, Fröndenberg 2004<br />

Stadtverwaltung Fröndenberg (Hrsg.), Europa ist unsere Heimat, Städtepartner Bruay-la-<br />

Buissiere, Fröndenberg und Winschoten, Fröndenberg 1989<br />

Fa. Union (Hrsg.) Festschrift zum 100. Jubiläum <strong>der</strong> Firmengründung 1898, Fröndenberg<br />

1998<br />

Willy Timm, Frömern – Beiträge zur Ortsgeschichte, Unna 1953<br />

Willy Timm, <strong>Die</strong> Ortschaften <strong>der</strong> Grafschaft Mark, Unna 1991<br />

(Schriftenreihe des Stadtarchivs Unna, Heft 11)<br />

b. Literatur zur <strong>Straßennamen</strong>forschung in an<strong>der</strong>en Kommunen<br />

Nach Autorenalphabet, Hervorhebung <strong>der</strong> Städte- und Gemeindenamen durch Fettdruck<br />

Ferdy Fischer, <strong>Straßennamen</strong> in Arnsberg, Arnsberg 1988<br />

Karin von Gymnich, Von Adjutantenkamp bis Zeppelinstraße, <strong>Straßennamen</strong> in Hemer<br />

erzählen, Hemer 1986<br />

Manfred Hildebrandt (Bearbeitung), Stadt Herne (Hrsg.)<br />

Herne: von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße, Stadtgeschichte im Spiegel <strong>der</strong><br />

<strong>Straßennamen</strong>, Herne, 2.A. 1997 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Bd.1)<br />

Marga Koske, Meiningsen – Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte <strong>der</strong> Soester Börde<br />

In: Soester Zeitschrift, Heft 79, Soest 1955


Literaturverzeichnis Seite 3<br />

Bernd Leupold, Ehre wem Ehre gebührt ?<br />

<strong>Straßennamen</strong> als Spiegel des Zeitgeistes. Bayreuth und Bamberg im Vergleich<br />

http://www.uni-bayreuth.de/departements/neueste/ZeitgeistLeupold.htm 23.12.2004<br />

Aloys Molter , Stadt Frankfurt a.M., Dezernat Planung und Sicherheit,<br />

Stadtvermessungsamt (Hrsg.)<br />

<strong>Die</strong> Benennung <strong>der</strong> Straßen, Plätze und Brücken in <strong>der</strong> Stadt Frankfurt am Main<br />

September 2001<br />

Günter v.Roden (Hrsg. und Bearbeitung) <strong>Straßennamen</strong> in Duisburg, Duisburg 1982ff,<br />

veröffentlicht in mehreren Teilabschnitten in den „Duisburger Forschungen“<br />

ausgewertet wurde für die vorliegende Arbeit lediglich das Vorwort zum Teil 1 „Altstadt“<br />

Willy Timm, <strong>Straßennamen</strong> <strong>der</strong> Stadt Unna – <strong>Geschichte</strong> und Deutung, Unna, 1982<br />

Herbert Wilhelmy, Historischer Verein Holzwickede (Hrsg.)<br />

Orts- Flur- und <strong>Straßennamen</strong> in Holzwickede, Holzwickede, 2.A. 2003<br />

(ohne Autorenangabe) Straßenindex A-Z<br />

in: 1100 Jahre (Dortmund)-Aplerbeck<br />

http://www.aplerbeck.de/aplerbec/strassen/str_az.htm 23.12.2004<br />

c. Literatur zur Flurnamenforschung<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Kreisheimatverein Beckum-Warendorf und<br />

Landeskundliches Institut Westmünsterland (Veranstalter)<br />

„Aus den Ohren – aus dem Sinn“, schriftliches Seminarmaterial zur Flurnamenforschung<br />

im Kernmünsterland, Praxisseminar vom März 2002<br />

Hans-Hermann Hochkeppel, Flur-, Gewässer- und Ortsnamen in Balve, Balve 2004<br />

Jan Wohlgemuth, Flurnamen in Westfalen<br />

Seminararbeit am Institut für Deutsche Philologie I an <strong>der</strong> Westfälischen Wilhelms-<br />

Universität Münster, Abteilung für Nie<strong>der</strong>deutsche Sprache und Literatur, Sommersemester<br />

2000 bei Dozent Dr. R. Peters M.A.<br />

http://www.linguist.de/Deutsch/fln.htm 23.12.2004<br />

d. Gesetzestexte, amtliche Mitteilungsblätter und Verordnungen<br />

Amtliche Bekanntmachungen <strong>der</strong> Britischen Militärregierung und Nachrichtenblatt für den<br />

Kreis Unna (wöchentlich), komplette Ausgabe von August 1945 bis November 1949<br />

Amtsblatt <strong>der</strong> königlich preussischen Regierung in Arnsberg ab 1816, ab 1918 Amtsblatt<br />

<strong>der</strong> preussischen Regierung in Arnsberg Teil II Verordnungen und Bekanntmachungen <strong>der</strong><br />

Orts- und Kreisbehörden, ab 1947 Amtsblatt <strong>der</strong> Bezirksregierung Arnsberg,<br />

Preußisches Gesetz- und Verordnungsblatt, diverse Ausgaben ab 1850<br />

Reichsgesetzblatt, Teil A, diverse Ausgaben 1932 bis 1944


Literaturverzeichnis Seite 4<br />

e. Pläne und Karten<br />

Fluchtlinien und Bebauungsplan <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg in neun Blättern, Maßstab<br />

1:1.000, Stand 1898<br />

Amtlicher Stadtplan des Amtsbauamtes für die Gemeinde Fröndenberg, Fröndenberg<br />

herausgegeben ohne Datum (Bearbeitungsstand entspricht <strong>der</strong> Situation 1939/1940), Maßstab<br />

1:10.000<br />

-erster bisher nachgewiesener öffentlicher Stadtplan-<br />

Stadtplan Fröndenberg –Brücke zum Sauerland-, herausgegeben vom Heimat- und<br />

Verkehrsverein Fröndenberg im Auftrag <strong>der</strong> Stadtverwaltung ohne Datum (Bearbeitungsstand<br />

ca. 1962-1964), nur für die damalige Stadt Fröndenberg (ab 1969 Kernstadt) ohne<br />

amtsangehörige Gemeinden (ab 1969 Stadtteile), Maßstab 1:10.000<br />

Amtlicher Stadtplan Fröndenberg, herausgegeben von <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg und dem<br />

Kommunalverband Ruhrgebiet, Maßstab 1:15.000, Ausgabe 1985, mit allen Stadtteilen<br />

(diese Pläne in Abstimmung mit dem KVR erschienen ab <strong>der</strong> kommunalen Neuglie<strong>der</strong>ung des Kreisgebietes 1969)<br />

Amtlicher Stadtplan Fröndenberg, herausgegeben von <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg und dem<br />

Kommunalverband Ruhrgebiet, Maßstab 1:15.000, Ausgabe 1997, mit allen Stadtteilen,<br />

<strong>der</strong>zeit (März 2005) letzter amtlicher Stadtplan<br />

Faltplan Fröndenberg (Kernstadt und Stadtteile Langschede, Dellwig, Ardey),<br />

herausgegeben von <strong>der</strong> Geographischen Verlagsgesellschaft München ohne Mitarbeit <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung, 4.Auflage (1.-3. Auflage bei <strong>der</strong> Stadtverwaltung unbekannt),<br />

Bearbeitungsstand ca. 2003, Maßstab etwa 1:10.000 ohne Angabe<br />

B. Tageszeitungen und wöchentliche Anzeigenblätter<br />

„Hellweger Anzeiger“ Lokalseiten für Fröndenberg und Unna<br />

„Westfalenpost“ Lokalseiten für Fröndenberg, Menden und Unna<br />

„Westfälische Rundschau“, Lokalseiten für Fröndenberg<br />

diverse Ausgaben September 1959 bis Dezember 2004<br />

„Stadtanzeiger“, „Stadtspiegel“ und „Wochenanzeiger“<br />

diverse Ausgaben ab Oktober 2002<br />

C. ungedruckte o<strong>der</strong> unveröffentlichte Quellen<br />

a. Stadtarchiv Fröndenberg<br />

Bestand A (Stadt-, Gemeinde- und Amtsverwaltung bis 1968)<br />

A 1832 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ats <strong>der</strong> Gemeinde Ardey 1946 – Juli 1964<br />

A 1837-38 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ats <strong>der</strong> Gemeinde Dellwig 1946- Juli 1964<br />

A 1840 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ats <strong>der</strong> Gemeinde Frömern vom 2.5.1947 – 29.12.1967<br />

A 1864 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ats <strong>der</strong> Gemeinde Langschede 1946 - 1962<br />

A 1865a-d, Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ats Langschede und <strong>der</strong> Großgemeinde<br />

Langschede-Dellwig-Ardey 1963 bis Juli 1964, bzw. August 1964-1967<br />

A 1890 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ates Fröndenberg 28.1.1906 – 22.3.1919<br />

A 1891 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ates Fröndenberg 14.4.1919 – 30.5.1922<br />

A 1892 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ates Fröndenberg 5.7.1922 – 13.11.1929


Literaturverzeichnis Seite 5<br />

A 1893 Protokolle des Gemein<strong>der</strong>ates Fröndenberg 13.12.1929 – 29.10.1934<br />

(Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle ab 1934 mit Betreffen zur Straßenbenennung<br />

finden sich in Abschrift, ab den 60er Jahren in Kopie in den jeweiligen<br />

Akten des Einwohnermeldeamtes und des Bauamtes wie<strong>der</strong>)<br />

A 3659 Einwohnermeldeamt, <strong>Straßennamen</strong> und Hausnummern 1949-1967<br />

A 5244, Amtsbauamt, Neuanlage von Straßen und Wegen, Ortsstatute 1906-1930<br />

A 5305, Amtsbauamt, <strong>Straßennamen</strong> und Hausnummern 1933-1936<br />

A 6041, Amtsbauamt, Wohnplätze, Straßen- und Hausnummern 1949-1962<br />

inhaltlich <strong>der</strong> Akte A 679 entsprechend aufgebaut für die heutigen Stadtteile<br />

mit den Anfangsbuchstaben L (Langschede – W (Warmen), jedoch nicht<br />

inhaltlich getrennt und daher wegen Provenienzprinzip nicht nachträglich in<br />

Einzelakten zerlegt wie bei Akte A 6879<br />

A 6119, Gemeinde Fröndenberg, Gemeindebauamt, Anliegerbeiträge 1927-1933<br />

A 6318, Amtsbauamt, Ortsstatuten und Bebauungsstatute 1924-1932<br />

A 6879-1 bis 6879-10, Amtsbauamt, Hausnummerierungen, Neubenennung von Straßen und<br />

Wegen 1952 –1964, ohne Verwendung von 6879-2 (Billmerich)<br />

-1 = heutiger Stadtteil Ardey<br />

-3 = heutiger Stadtteil Bausenhagen<br />

-4 = heutiger Stadtteil Bentrop, Neimen, Warmen, Stentrop<br />

-5 = heutiger Stadtteil Dellwig<br />

-6 = heutiger Stadtteil Frohnhausen<br />

-7 = heutiger Stadtteil Frömern<br />

-8 = heutige Kernstadt Fröndenberg<br />

-9 = heutiger Stadtteil Langschede<br />

-10= heutiger Stadtteil Strickherdicke<br />

Bestand B (Stadtverwaltung Fröndenberg ab 1.1.1968)<br />

B-0050 Sitzungsprotokoll des Stadtrats vom 18.06.1969<br />

B-0051 Sitzungsprotokolle des Stadtrats des Jahres 1970<br />

B-0052 Sitzungsprotokolle des Stadtrats des Jahres 1971<br />

B-....... (noch unverzeichnet), Sitzungsprotokoll des Stadtrats vom 02.09.1989<br />

Verwaltungsbereichte <strong>der</strong> Amtsverwaltung (alle erschienenen Berichte; erstmalig 1933,<br />

letztmalig erarbeitet für das Rechnungsjahr 1955)<br />

Verwaltungsbereichte <strong>der</strong> Gemeindeverwaltung Fröndenberg (alle erschienenen Berichte,<br />

erstmalig 1933, letztmalig 1941; 1942-1944 nur vorbereitende Materialsammlung)<br />

b. inoffizielles Zwischenarchiv bisher (Stand 2005) auf mehrere Dachböden und<br />

Kellerräume verteilt<br />

Protokolle des Wegebau- und Friedhofsausschuss <strong>der</strong> Gemeinde, bzw. <strong>der</strong> Stadt<br />

Fröndenberg 1946 bis 1967; mehrere Ordner im Altbestand des Bauamtes, offiziell noch nicht<br />

dem Stadtarchiv übergeben und dort verzeichnet; zur Übergabe in nächster Zeit vorgesehen.<br />

Protokolle des Wegebau- und Friedhofsausschuss <strong>der</strong> Großgemeinde Langschede<br />

(Ardey-Langschede-Dellwig) 1965-1967 (alle Existierenden, nach 1967 wurde dieser erst mit<br />

Bildung <strong>der</strong> Großgemeinde gegründete Ausschuss wie<strong>der</strong> aufgelöst und in den<br />

Wegebauausschuss <strong>der</strong> „neun“ Stadt Fröndenberg/Ruhr integriert),<br />

mehrere Ordner im Altbestand des Bauamtes, offiziell noch nicht dem Stadtarchiv übergeben<br />

und dort verzeichnet; zur Übergabe in nächster Zeit vorgesehen


Literaturverzeichnis Seite 6<br />

c. Stadtarchiv Fröndenberg (Ergänzungssammlungen)<br />

Sammlung Kulczak, Zeitungsausschnitte, Fotos und Aufzeichnungen zur kommunalen<br />

<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Kernstadt Fröndenberg zwischen 1900 und 1980 thematisch geordnet in<br />

Stehordnern<br />

d. Bestand <strong>der</strong> laufenden Verwaltung<br />

Bauamt <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg, Akten „Straßenbenennungen, Umbenennungen“<br />

1962-2004, drei Ordner in chronologischer Abfolge (bei Einzelbenennungen) o<strong>der</strong> nach<br />

Baugebieten sortiert.<br />

Bauamt <strong>der</strong> Stadt Fröndenberg, Friedhofsverwaltung, Nachweisbuch <strong>der</strong> Beerdigungen<br />

auf dem kommunalen Friedhof <strong>der</strong> Gemeinde Fröndenberg 1866-1952

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