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Thomas von Aquin Die Tapferkeit [De fortitudine] - Hoye.de

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<strong>Tapferkeit</strong> (Sum. th., II-II, q. 133) 11<br />

Frage 133<br />

1. Artikel<br />

Ist Kleinmut Sün<strong>de</strong>?<br />

5<br />

10<br />

15<br />

20<br />

25<br />

30<br />

35<br />

40<br />

45<br />

50<br />

1. Gegenargument: Durch je<strong>de</strong> Sün<strong>de</strong> wird man böse, wie<br />

man durch je<strong>de</strong> Tugend gut wird. Nun aber ist <strong>de</strong>r Kleinmütige<br />

nicht böse (Aristoteles). Also ist Kleinmut keine<br />

Sün<strong>de</strong>.<br />

2. Gegenargument: Aristoteles sagt: „Am meisten scheint<br />

<strong>de</strong>rjenige kleinmütig zu sein, <strong>de</strong>r großer Ehren wert ist<br />

und sich ihrer nicht wert erachtet.“ Nun ist aber nur <strong>de</strong>r<br />

Tugendhafte großer Ehren wert, weil „<strong>de</strong>r Wahrheit nach<br />

nur <strong>de</strong>r Gute zu ehren ist“ (Aristoteles). Also ist <strong>de</strong>r Kleinmütige<br />

tugendhaft. Also ist Kleinmut keine Sün<strong>de</strong>.<br />

3. Gegenargument: „Anfang je<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>r Hochmut“<br />

(Sir 10,15). Nun aber geht Kleinmut nicht aus Hochmut<br />

hervor, weil <strong>de</strong>r Hochmütige sich über das erhebt,<br />

was er in Wirklichkeit ist, <strong>de</strong>r Kleinmütige aber sich <strong>de</strong>m<br />

entzieht, <strong>de</strong>ssen er würdig ist. Also ist Kleinmut keine<br />

Sün<strong>de</strong>.<br />

4. Gegenargument: Aristoteles sagt: „Wer sich geringerer<br />

Dinge für würdig hält, als er würdig ist“, wird kleinmütig<br />

genannt. Bisweilen aber halten sich heilige Männer geringerer<br />

Dinge für würdig, als sie würdig sind, wie das bei<br />

Moses und Jeremias offenkundig ist. <strong>Die</strong>se waren <strong>de</strong>s Amtes<br />

würdig, zu <strong>de</strong>m sie <strong>von</strong> Gott berufen wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nnoch<br />

haben es bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>mütig abgelehnt (Ex 3,2; Jer 1,6). Also ist<br />

Kleinmut keine Sün<strong>de</strong>.<br />

An<strong>de</strong>rseits ist im sittlichen Bereich nichts zu mei<strong>de</strong>n außer<br />

<strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>. <strong>De</strong>r Kleinmut ist aber zu mei<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn<br />

es heißt Kol 3,21: „Ihr Väter, erbittert eure Kin<strong>de</strong>r nicht,<br />

damit sie nicht kleinmütig wer<strong>de</strong>n.“ Also ist Kleinmut<br />

Sün<strong>de</strong>.<br />

Ich antworte: Alles, was <strong>de</strong>r naturhaften Neigung wi<strong>de</strong>rstrebt,<br />

ist Sün<strong>de</strong>, weil es <strong>de</strong>m Naturgesetz wi<strong>de</strong>rstreitet.<br />

Nun wohnt aber je<strong>de</strong>m Ding eine naturhafte Neigung inne,<br />

eine Tätigkeit auszuüben, die seinem Vermögen genau<br />

entspricht, wie das bei allen Naturdingen offenkundig<br />

ist, sowohl bei <strong>de</strong>n belebten als bei <strong>de</strong>n unbelebten. Wie<br />

aber jemand durch Vermessenheit das Maß seines Vermögens<br />

überschreitet, wenn er nach Größerem trachtet, als<br />

er [vollbringen] kann, so fällt auch <strong>de</strong>r Kleinmütige <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>m ab, was seinem Vermögen entspricht, wenn er sich<br />

sträubt, sich um das zu bemühen, was seinem Vermögen<br />

angemessen ist. Und wie nun die Vermessenheit Sün<strong>de</strong> ist,<br />

so auch <strong>de</strong>r Kleinmut. Daher kommt es, daß <strong>de</strong>r Knecht,<br />

<strong>de</strong>r das <strong>von</strong> seinem Herrn empfangene Geld in die Er<strong>de</strong><br />

vergrub und nicht damit arbeitete, wegen kleinmütiger<br />

Furcht vom Herrn bestraft wird (Mt 25,14 ff.; Lk 19,12 ff.).<br />

Zu 1. Aristoteles nennt diejenigen böse, die ihrem Nächsten<br />

Scha<strong>de</strong>n zufügen. In diesem Sinne heißt <strong>de</strong>r Klein-<br />

30. Worin liegt <strong>de</strong>r Fehler im 2. Gegenargument?<br />

31. Warum ist alles, was <strong>de</strong>r naturhaften Neigung wi<strong>de</strong>rstrebt,<br />

Sün<strong>de</strong>?<br />

32. Warum ist Kleinmut unmoralisch?<br />

33. Wieso ist <strong>de</strong>r Kleinmütige böse, obwohl er nieman<strong>de</strong>m Scha<strong>de</strong>n<br />

zufügt?

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