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Thomas von Aquin Die Tapferkeit [De fortitudine] - Hoye.de

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<strong>Tapferkeit</strong> (Sum. th., II-II, q. 129) 5<br />

ist die Großgesinntheit keine Tugend.<br />

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2. Gegenargument: Wer eine Tugend besitzt, besitzt alle<br />

(I–II Fr. 65: Bd. 11). Jemand kann aber eine bestimmte<br />

Tugend besitzen, <strong>de</strong>r die Großgesinntheit nicht besitzt.<br />

Aristoteles sagt nämlich: „Wer nur kleiner Dinge würdig<br />

ist und sich selbst nur dieser für würdig hält, ist maßvoll,<br />

nicht aber großgesinnt.“ Also ist die Großgesinntheit keine<br />

Tugend.<br />

3. Gegenargument: Tugend ist eine „gute Beschaffenheit<br />

<strong>de</strong>s Geistes“ (I–II 55,4: Bd. 11). <strong>Die</strong> Großgesinntheit hat<br />

aber einige körperliche Merkmale. Aristoteles sagt nämlich:<br />

„<strong>Die</strong> Bewegung <strong>de</strong>s Großgesinnten ist gemessen, die<br />

Stimme tief, die Re<strong>de</strong> ruhig.“ Also ist die Großgesinntheit<br />

keine Tugend.<br />

4. Gegenargument: Keine Tugend ist einer an<strong>de</strong>ren Tugend<br />

entgegengesetzt. Nun aber ist die Großgesinntheit<br />

<strong>de</strong>r <strong>De</strong>mut entgegengesetzt; <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Großgesinnte hält<br />

sich großer Dinge für würdig und verachtet die an<strong>de</strong>ren<br />

(Aristoteles). Also ist die Großgesinntheit keine Tugend.<br />

5. Gegenargument: <strong>Die</strong> Eigenschaften einer je<strong>de</strong>n Tugend<br />

sind lobenswert. <strong>Die</strong> Großgesinntheit weist aber einige<br />

ta<strong>de</strong>lnswerte Eigenschaften auf. Erstens ist er [<strong>de</strong>r Großgesinnte]<br />

„nicht <strong>de</strong>r Wohltaten einge<strong>de</strong>nk“; zweitens ist er<br />

„langsam und bedächtig“; drittens braucht er „<strong>de</strong>r Menge<br />

gegenüber Ironie“; viertens „kann er nicht mit an<strong>de</strong>ren<br />

zusammenleben“; fünftens „ist es ihm mehr zu tun um<br />

<strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>ssen, was Vorteile bringt“. Also ist die Großgesinntheit<br />

keine Tugend.<br />

An<strong>de</strong>rseits heißt es zum Ruhm einiger 2 Makk 14,18: „Nikanor<br />

hörte <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Tapferkeit</strong> <strong>de</strong>r Begleiter Judas und<br />

<strong>de</strong>r Größe ihrer Gesinnung, mit <strong>de</strong>r sie für das Vaterland<br />

kämpften ...“ Nun aber sind nur Werke <strong>de</strong>r Tugend zu<br />

loben. Also ist die Großgesinntheit, zu <strong>de</strong>r es gehört, eine<br />

große Gesinnung zu haben, eine Tugend.<br />

Ich antworte: Es gehört zum Wesen menschlicher Tugend,<br />

das Gut <strong>de</strong>r Vernunft, das eigentliche Gut <strong>de</strong>s Menschen,<br />

in menschlichen Dingen zu bewahren. <strong>Die</strong> Ehren nehmen<br />

aber unter allen äußeren menschlichen Gütern einen<br />

vorzüglichen Platz ein (Art. 1). Und darum ist die Großgesinntheit,<br />

welche im Bereich <strong>de</strong>r großen Ehren das Maß<br />

<strong>de</strong>r Vernunft erstellt, eine Tugend.<br />

Zu 1. „<strong>De</strong>r Großgesinnte stellt in bezug auf Größe ein<br />

Äußerstes dar“, sofern er nämlich nach Größtem strebt;<br />

„durch ein rechtes Verhalten aber ein Mittleres“, insofern<br />

er nämlich nach <strong>de</strong>m Größten vernunftgemäß strebt;<br />

„<strong>de</strong>nn er bewertet sich selbst nach seiner Wür<strong>de</strong>“ (Aristoteles),<br />

weil er sich nicht nach Größerem [an Ehre]<br />

ausstreckt, als er würdig ist.<br />

Zu 2. <strong>Die</strong> Verknüpfung <strong>de</strong>r Tugen<strong>de</strong>n ist nicht hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Akte zu verstehen in <strong>de</strong>m Sinne, daß je<strong>de</strong>m die<br />

Akte aller Tugen<strong>de</strong>n zukommen. Darum kommt <strong>de</strong>r Akt<br />

12. Worin besteht das Gut <strong>de</strong>s Menschen?<br />

13. Warum ist die Großgesinntheit eine Tugend?<br />

14. Inwiefern kann man sagen, daß Großgesinntheit ihr Sein in<br />

<strong>de</strong>r Mitte hat?

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