26.12.2013 Aufrufe

Thomas von Aquin Die Tapferkeit [De fortitudine] - Hoye.de

Thomas von Aquin Die Tapferkeit [De fortitudine] - Hoye.de

Thomas von Aquin Die Tapferkeit [De fortitudine] - Hoye.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Tapferkeit</strong> (Sum. th., II-II, q. 123) 3<br />

5<br />

Ansturmes <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>nschaft, sei es <strong>de</strong>r Traurigkeit, die<br />

er vertreiben will, sei es <strong>de</strong>s Zornes. – Drittens aus freier<br />

Wahl, freilich nicht [aus <strong>de</strong>r Entscheidung] das geschul<strong>de</strong>te<br />

Ziel anzustreben, son<strong>de</strong>rn einen zeitlichen Vorteil zu<br />

erwerben, wie Ehre, Lust o<strong>de</strong>r Gewinn, o<strong>de</strong>r einen Nachteil<br />

zu vermei<strong>de</strong>n, wie Ta<strong>de</strong>l, Bedrängnis o<strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n.<br />

10<br />

Zu 3. Man spricht <strong>von</strong> <strong>Tapferkeit</strong> [Stärke] <strong>de</strong>r Seele –<br />

die als Tugend (Antw.) erklärt wird – entsprechend <strong>de</strong>r<br />

körperlichen Stärke. Und trotz<strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rspricht es <strong>de</strong>m<br />

Wesen <strong>de</strong>r Tugend nicht, daß jemand aus natürlicher Verfassung<br />

heraus eine natürliche Hinneigung zur Tugend<br />

besitzt (I–II 63, 1: Bd. 11).<br />

15<br />

20<br />

25<br />

30<br />

35<br />

40<br />

45<br />

12. Artikel<br />

Ragt die <strong>Tapferkeit</strong> unter <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Tugen<strong>de</strong>n hervor?<br />

1. Gegenargument: Ambrosius sagt: „<strong>Die</strong> <strong>Tapferkeit</strong> ist<br />

gleichsam die erhabenere unter <strong>de</strong>n übrigen [Tugen<strong>de</strong>n].“<br />

2. Gegenargument: <strong>Die</strong> Tugend vollzieht sich im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Schwierigen und Guten [Aristoteles]. <strong>Tapferkeit</strong> aber<br />

vollzieht sich im Bereich <strong>de</strong>s Schwierigsten. Also ist sie<br />

die höchste Tugend.<br />

3. Gegenargument: <strong>Die</strong> Person <strong>de</strong>s Menschen ist würdiger<br />

als seine Habe. <strong>Tapferkeit</strong> betrifft aber die Person <strong>de</strong>s<br />

Menschen, die jemand um <strong>de</strong>s Gutes <strong>de</strong>r Tugend willen<br />

<strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sgefahr aussetzt; die Gerechtigkeit dagegen und<br />

die an<strong>de</strong>ren sittlichen Tugen<strong>de</strong>n betreffen <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren äußeren Dinge. Also ist die <strong>Tapferkeit</strong> die vorzüglichste<br />

unter <strong>de</strong>n sittlichen Tugen<strong>de</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>rseits sagt Cicero: „Auf <strong>de</strong>r Gerechtigkeit <strong>de</strong>r Tugend,<br />

durch die Männer gut gemacht wer<strong>de</strong>n, ruht höchster<br />

Glanz.“<br />

2. Aristoteles sagt: „Notwendigerweise müssen diejenigen<br />

Tugen<strong>de</strong>n die höchsten sein, welche für an<strong>de</strong>re im<br />

höchsten Maße nützlich sind.“ Nun scheint aber die Freigebigkeit<br />

[für an<strong>de</strong>re] nützlicher zu sein als die <strong>Tapferkeit</strong>.<br />

Also ist sie die höhere Tugend.<br />

Ich antworte: Augustinus sagt: „Im Bereich <strong>de</strong>s nicht<br />

durch Masse Großen ist Größersein dasselbe wie Bessersein.“<br />

Also ist die Tugend um so größer, je besser sie ist.<br />

Das Gut <strong>de</strong>r Vernunft ist aber das Gut <strong>de</strong>s Menschen (Dionysius).<br />

<strong>Die</strong>ses Gut liegt aber wesenhaft bei <strong>de</strong>r Klugheit,<br />

die die Vollendung <strong>de</strong>r Vernunft ist. <strong>Die</strong> Gerechtigkeit aber<br />

verwirklicht dieses Gut, insofern es zu ihr gehört, in allen<br />

menschlichen Verhältnissen die Ordnung <strong>de</strong>r Vernunft<br />

durchzusetzen. <strong>Die</strong> an<strong>de</strong>rn Tugen<strong>de</strong>n hingegen bewahren<br />

dieses Gut, insofern sie die Lei<strong>de</strong>nschaften mäßigen,<br />

4. Was ist unrichtig an diesem Argument?<br />

5. Wie verhält sich Klugheit zum Gut <strong>de</strong>s Menschen?<br />

6. Wie verhält sich Gerechtigkeit zum Gut <strong>de</strong>s Menschen?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!