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Thomas von Aquin Die Tapferkeit [De fortitudine] - Hoye.de

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<strong>Tapferkeit</strong> (Sum. th., II-II, q. 129) 7<br />

hinaus lobenswert. Wenn nämlich an erster Stelle vom<br />

Großgesinnten gesagt wird, „er ge<strong>de</strong>nke nicht <strong>de</strong>rer, <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>nen er Wohlttaten empfängt“, so ist das dahin zu verstehen,<br />

daß es ihm keine Freu<strong>de</strong> bereitet, <strong>von</strong> irgendwem<br />

Wohltaten zu empfangen, ohne ihm mit Größerem wie<strong>de</strong>r<br />

zu vergelten. Das gehört zur vollen<strong>de</strong>ten Dankbarkeit, in<br />

<strong>de</strong>ren Vollzug er wie auch im Vollzug <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Tugen<strong>de</strong>n<br />

das Allerhöchste leisten will. – In ähnlicher Weise<br />

heißt es zweitens: Er ist „langsam und bedächtig“, nicht<br />

als ob er in <strong>de</strong>r ihm zukommen<strong>de</strong>n Arbeit versagte, son<strong>de</strong>rn<br />

weil er sich nicht beliebigen zukommen<strong>de</strong>n Arbeiten<br />

widmet, son<strong>de</strong>rn nur <strong>de</strong>n großen, wie sie ihm gebühren.<br />

– Es heißt drittens, daß er sich <strong>de</strong>r Ironie bediene, nicht<br />

sofern sie <strong>de</strong>r Wahrheit wi<strong>de</strong>rstreitet, etwa so daß er Niedriges<br />

<strong>von</strong> sich aussage, was nicht zutrifft, o<strong>de</strong>r Großes<br />

leugne, welches zutrifft, son<strong>de</strong>rn weil er nicht seine ganze<br />

Größe zeigt, vor allem nicht vor <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>r Geringeren.<br />

<strong>De</strong>nn es ist Art <strong>de</strong>s Großgesinnten, „groß zu sein<br />

bei <strong>de</strong>nen, die in Wür<strong>de</strong>n und Reichtum stehen, hingegen<br />

beschei<strong>de</strong>n zu sein bei Leuten mittleren Stan<strong>de</strong>s“ (Aristoteles).<br />

– Viertens heißt es auch, daß „er mit an<strong>de</strong>rn nicht<br />

zusammenleben kann“, nämlich in vertraulicher Weise,<br />

„es sei <strong>de</strong>nn mit Freun<strong>de</strong>n“. <strong>De</strong>nn er vermei<strong>de</strong>t um je<strong>de</strong>n<br />

Preis Schmeichelei und Verstellung, die Zeichen eines kleinen<br />

Geistes sind. Doch lebt er mit allen zusammen, mit<br />

Großen und Kleinen, wie es sich gehört. – Fünftens heißt<br />

es endlich, er bevorzuge, was keinen Gewinn einbringt,<br />

aber nicht alles dieser Art, son<strong>de</strong>rn „das Gute“, d. h. das<br />

Edle. <strong>De</strong>nn in allem zieht er das Edle als Größeres <strong>de</strong>m<br />

Nützlichen vor. Das Nützliche nämlich wird gesucht, um<br />

irgen<strong>de</strong>inem Mangel abzuhelfen; und ein solcher wi<strong>de</strong>rstreitet<br />

<strong>de</strong>r Großgesinntheit.<br />

18. Wieso hat <strong>de</strong>r Großgesinnte es schwer, mit an<strong>de</strong>rn zusammenzuleben?<br />

19. Woher kommt es, daß <strong>de</strong>r Großgesinnte in allem das Edle<br />

als Größeres <strong>de</strong>m Nützlichen vorzieht?<br />

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Frage 129<br />

5. Artikel<br />

Ist die Großgesinntheit ein Teil <strong>de</strong>r <strong>Tapferkeit</strong>?<br />

1. Gegenargument: Dasselbe ist nicht Teil seiner selbst.<br />

Nun aber scheint Großgesinntheit dasselbe zu sein wie<br />

<strong>Tapferkeit</strong>. Ps.-Seneca (Martin v. Bracara) sagt nämlich:<br />

„Wenn die Großgesinntheit, welche auch <strong>Tapferkeit</strong> genannt<br />

wird, <strong>de</strong>inem Geist innewohnt, wirst du mit großem<br />

Vertrauen leben.“ Und Cicero sagt: „Wir wollen, daß die<br />

tapferen Männer großgesinnt sind, Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahrheit<br />

und in keiner Weise trugvoll.“ Also ist die Großgesinntheit<br />

kein Teil <strong>de</strong>r <strong>Tapferkeit</strong>.<br />

2. Gegenargument: Aristoteles sagt: „<strong>Die</strong> Großgesinnte<br />

ist nicht “, d. h. Liebhaber <strong>de</strong>r Gefahr. Nun<br />

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aber gehört es zum Tapferen, sich Gefahren auszusetzen.<br />

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Also kommt die Großgesinntheit nicht mit <strong>de</strong>r <strong>Tapferkeit</strong><br />

überein, so daß sie <strong>de</strong>ren Teil genannt wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

3. Gegenargument: <strong>Die</strong> Großgesinntheit sieht auf das<br />

Große in <strong>de</strong>n zu erhoffen<strong>de</strong>n Gütern, die <strong>Tapferkeit</strong> aber<br />

sieht auf das Große in zu fürchten<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r kühn anzuge-<br />

20. Inwiefern unterschei<strong>de</strong>t sich <strong>Tapferkeit</strong> <strong>von</strong> Großgesinntheit?

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