Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong> _____________________________________________________________________________________________ 9. Das <strong>Salz</strong> in Brauchtum und Sprichwort Ein Sprichwort ist der sinnvolle, knappe Ausdruck einer bewährten Erfahrung - also auch ein wahres Wort. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn auch das unentbehrliche <strong>Salz</strong> im Sprichwort, im Volksglauben und im Brauchtum eine besondere Rolle spielt. So werden in Berchtesgaden z. B. am Dreikönigstag Weihrauch, <strong>Salz</strong> und Kreide geweiht. Der Weihrauch dient zum Ausräuchern der Wohnungen und Ställe, das <strong>Salz</strong> soll, unter das Futter gemischt, das Vieh wohl gedeihen lassen und mit der Kreide schreibt man auf die Türstöcke das Zeichen: „20 + K + M + B + 04“, damit nichts Böses die Schwelle überschreiten kann. Einem anderen uralten Brauch zufolge werden am Ostersonntag bzw. in der Osternacht in der Kirche das Osterbrot, Schinken, Eier, Kren und <strong>Salz</strong> geweiht. Wenn dann die Leute nach dem Gottesdienst nach H<strong>aus</strong>e kommen, essen sie zuerst vom "Geweihten", ehe sie sich zur Hauptmahlzeit an den Tisch setzen. Wie einfach, frisch und überzeugend stellt der Volksmund im Sprichwort fest: "<strong>Salz</strong> und Brot macht Wangen rot". Und wenn er sagt: "Viele Köche versalzen die Suppe", so schöpft er auch diese Weisheit <strong>aus</strong> alter Erfahrung. Will man einen Unschlüssigen, einen Zauderer <strong>aus</strong> seinen Zweifeln reißen, dann hilft man mit gutmütigem Spott nach: "Geh, lass dich einsalzen!" Ist aber ein Mensch zu gar nichts nutze, dann lautet das Urteil so: "Es verdient nicht das <strong>Salz</strong> in der Suppe!" "Jemandem <strong>Salz</strong> in die Wunde streuen", heißt dem Nächsten neue, noch stärkere Schmerzen zu verursachen, bar jeden Mitleids. Man kann auch "eine gesalzene Rede halten", "eine gesalzene Rechnung schreiben", "eine gesalzene Tracht Prügel verabreichen" "eine Freude oder eine Hoffnung versalzen". "Das hat weder <strong>Salz</strong> noch Schmalz", heißt es, wenn eine Sache ohne richtigen Gehalt ist. Jene Erzsünder freilich, die sich weigern, Gottes Gebote zu befolgen, müssten wie Lots Weib "zu einer <strong>Salz</strong>säule erstarren". Am besten nimmt man alles, was auf der Welt so vor sich geht "Cum grano salis" - mit einem Körnchen <strong>Salz</strong>, was so viel wie "mit kritischer Einschränkung" sagen will. ______________________________________20___________________________________________
Willi Meilinger: <strong>Salz</strong> <strong>aus</strong> <strong>Berchtesgadens</strong> <strong>Bergen</strong> _____________________________________________________________________________________________ 10. Besuch des <strong>Salz</strong>bergwerks Berchtesgaden ______________________________________21___________________________________________