mb_arion.pdf - LELF - Brandenburg.de
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Pflanzenschutzinformation<br />
Lan<strong>de</strong>samt für<br />
Verbraucherschutz,<br />
Landwirtschaft und<br />
Flurneuordnung<br />
Baumschulen und Landschaftsgartenbau<br />
Pflanzenschutzdienst<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
Nacktschnecken<br />
Be<strong>de</strong>utung<br />
Landschnecken haben im Stoffkreislauf <strong>de</strong>r Natur eine wichtige Funktion als Verarbeiter organischer, meist<br />
vegetarischer Reste, als Vorbereiter ihrer Mineralisation. Sie können sich jedoch auch an leben<strong>de</strong>n Pflanzen<br />
vergreifen. Sie können vor allem Keimlinge und Jungpflanzen von Acker- und Gartenkulturen schädigen. Im<br />
Klein- und Hausgarten und im Anbau unter Glas wer<strong>de</strong>n sie durch das Befressen von Trieben, Rin<strong>de</strong>, Blüten,<br />
Früchten und Blättern von Zierpflanzen schädlich. Nacktschnecken sind vorwiegend dämmerungs- und<br />
nachtaktiv. Diese Schneckenarten wer<strong>de</strong>n durch unzureichen<strong>de</strong> Bo<strong>de</strong>nbearbeitung, vor allem durch Belassen<br />
zahlreicher Hohlräume im Bo<strong>de</strong>n, geför<strong>de</strong>rt.<br />
Nacktschneckenarten und ihr Verhalten<br />
Die in Deutschland wirtschaftlich be<strong>de</strong>utsamsten Nacktschneckenarten gehören zu <strong>de</strong>n Familien <strong>de</strong>r<br />
Wegschnecken (Arionidae) und <strong>de</strong>r Egelschnecken (auch Schnegel – Limacidae). Zunehmend treten örtlich auch<br />
neue, invasive Arten in Gewächshäusern und Gärten auf, die schädlich sein können.<br />
Überblick zu häufigsten Arten<br />
Art <strong>de</strong>utsch Schä<strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
Arion ater Große Schwarze Wegschnecke kaum groß und auffällig<br />
Arion lusitanicus Spanische Wegschnecke enorm invasive Art, groß, sehr<br />
variabel, sehr mobil<br />
Arion hortensis Garten-Wegschnecke gelegentlich häufigste Gartenart<br />
Arion subfuscus Braune o<strong>de</strong>r Wald-Wegschnecke kaum v.a. an Pilzen<br />
Deroceras reticulata Genetzte Ackerschnecke stark bisher häufigste Art<br />
Deroceras laeve Farnschnecke, Wasserschnegel selten auch im Gewächshaus<br />
Limax maximus Große Egelschnecke, Tigerschnegel gelegentlich langlebig<br />
An vielen Orten <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> hat sich als neue, gebietsfrem<strong>de</strong> Art eine rote Schnecke, die Spanische<br />
Wegschnecke, Iberische Nacktschnecke o<strong>de</strong>r Kapuzinerschnecke (Arion lusitanicus), explosionsartig<br />
vermehrt. Diese Nacktschnecke verdrängt an<strong>de</strong>re Arten bzw. über<strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>ren Populationen. Wie in an<strong>de</strong>ren<br />
Teilen Deutschlands konnten bis zu 95prozentige Teile dieser Art an <strong>de</strong>r gesamten Nacktschneckenbesiedlung<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n. Sie frisst neben pflanzlicher Kost an<strong>de</strong>re Schnecken, v.a. verletzte und tote, auch<br />
Gehäuseschnecken und durch Schneckenkö<strong>de</strong>r getötete, sowie sonstiges tierisches Eiweiß.<br />
Äußerlich ist A. lusitanicus von <strong>de</strong>r heimischen Großen Schwarzen Wegschnecke nicht sicher zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Wichtige Indizien für das Auftreten <strong>de</strong>r Spanischen Wegschnecke A. lusitanicus sind:<br />
- extreme Mobilität und plötzliches Entstehen hoher Dichten;<br />
- rotbunte Jungtiere (A. ater und A. fuscus: Jungtiere bis 3 cm hellgrau mit dunklem Kopf, alle im Bo<strong>de</strong>n);<br />
- Farbvariation <strong>de</strong>r Alttiere von zitronengelb über olivgrün, orangerot, rotbraun bis schokola<strong>de</strong>nschwarz;<br />
- extrem reichliche Schlei<strong>mb</strong>ildung, Schleim außergewöhnlich stark klebend und schwer zu entfernen;<br />
- Schnecken auf Pflanzen kletternd, plötzlich enorme Pflanzenschä<strong>de</strong>n;<br />
- Eiablage unter liegen<strong>de</strong>m Gras in 30er bis 50er Häufchen;<br />
- scheinbar unzureichen<strong>de</strong> Wirksamkeit <strong>de</strong>r Schneckenbekämpfungspräparate.<br />
Die seit ungefähr dreißig Jahren als invasive Art über die Atlantik- und Adriaküsten nach Mitteleuropa vor allem<br />
mit Transporten von Müll, Kompost, Er<strong>de</strong> und Mulchmaterialien eindringen<strong>de</strong> große bis sehr große Schnecke (7<br />
bis 15 cm) ist anspruchsloser und konkurrenzfähiger als ihre Verwandten. Sie verursacht in Portugal und Spanien<br />
keine Schä<strong>de</strong>n, verhält sich aber im neuen Lebensraum völlig an<strong>de</strong>rs. Sie wird anscheinend, wie an<strong>de</strong>re<br />
gebietsfrem<strong>de</strong> Arten auch, zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n ersten Jahren ihres Erscheinens von <strong>de</strong>n Gegenspielern nicht o<strong>de</strong>r<br />
nur ungenügend als Ernährungsbasis wahrgenommen.<br />
Die Spanische Nacktschnecke überwintert vorwiegend als Ei. Die 300 bis 400 Eier pro Tier wer<strong>de</strong>n im<br />
August/Septe<strong>mb</strong>er abgelegt.
Abb. 1: Garten-Wegschnecke<br />
Abb. 2: Spanische Wegschnecke – gelbe Variante<br />
Abb. 3: Große Egelschnecke<br />
Abb. 4: Genetzte Ackerschnecke<br />
Nachweis und Aktivitätsüberwachung<br />
Eine Befallsfeststellung ist mit folgen<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n zu empfehlen, wenn <strong>de</strong>r Verdacht auf<br />
Nacktschneckenschädigung besteht: Kö<strong>de</strong>rung mit Wein- o<strong>de</strong>r Bierfallen – Glas- o<strong>de</strong>r Plastikgefäß mit <strong>de</strong>m<br />
alkoholhaltigen Getränk im Bo<strong>de</strong>n eingelassen mit 1-2 cm Rand über <strong>de</strong>r Erdoberfläche -, trockenen Brotkanten,<br />
Weizenkleie mit Katzen-/Hun<strong>de</strong>-Trockenfutter, Legehennenfutter<br />
o<strong>de</strong>r Schaffung von künstlicher Deckung mittels aufliegen<strong>de</strong>r Bretter, Steine, Platten, große Pflanzenblätter o<strong>de</strong>r<br />
Schneckenfolie, Kontrolle von Holz- und Topfstapeln.<br />
Fangstreifen können gezielt angelegt wer<strong>de</strong>n mit bevorzugt gefressenen Pflanzen wie Gelbsenf (Sinapis alba)<br />
und Stu<strong>de</strong>ntenblumen (Tagethes spec.). Mit ihrem U<strong>mb</strong>ruch kann eine Schneckenpopulation <strong>de</strong>zimiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Weißklee und Phacelia wer<strong>de</strong>n als Futter gemie<strong>de</strong>n, bieten jedoch ebenso wie hoch aufwachsen<strong>de</strong>s Gras gute<br />
Deckung.<br />
Gegenmaßnahmen<br />
Gegen Nacktschnecken, beson<strong>de</strong>rs bei Befall mit Arion lusitanicus, zu empfehlen:<br />
- im Container gekaufte Pflanzen vor <strong>de</strong>r Pflanzung auf das Vorhan<strong>de</strong>nsein von Gelegen aus ca. 3 mm<br />
großen, creme- bis bläulich-weißen, kugelrun<strong>de</strong>n Eiern in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> kontrollieren und diese entfernen;<br />
- unter Mulchschichten und in dichtem, nie<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>m Grasaufwuchs, in Drainageschächten und Brunnen<br />
abgelegte Eier freilegen und vernichten;<br />
- auf anhaften<strong>de</strong> Nacktschnecken achten, die vereinzelt als Jung- o<strong>de</strong>r Alttiere in geschützten Verstecken<br />
überwintern;<br />
- Grasschnitt und an<strong>de</strong>re Pflanzenreste nicht unkontrolliert im Wald o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Landschaftsteilen abkippen;<br />
- Pflanzenreste gründlich kompostieren o<strong>de</strong>r offizielle Abfallentsorgung nutzen;<br />
- kurz vor Winter Material<strong>de</strong>ponien - Topfstapel, Holz, Steine, Mulchmaterial, Kompost - umlagern und dabei<br />
auf Schnecken und <strong>de</strong>ren Eier kontrollieren;<br />
- später tiefer Grasschnitt und Verzicht auf Mulchschnitt bzw. auf die Anwendung von Grasmulch;<br />
- als Mulch Stroh, Trockenlaub, Holz und Rin<strong>de</strong> verwen<strong>de</strong>n;<br />
- im Frühjahr Mulchschichten abtragen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st durcharbeiten, dünn mulchen;<br />
- Kompost weit von Kulturflächen anlegen;<br />
- spätes Umgraben zerstört Eigelege;
- grobe Schollen v.a. von August bis Oktober vermei<strong>de</strong>n, obere Bo<strong>de</strong>nschicht fein und gründlich bearbeiten;<br />
- Einsatz von Kalkstickstoffdünger im Februar bis Anfang April auf geräumten Flächen ;<br />
- Zusatzbewässerungsgaben in die Vormittagsstun<strong>de</strong>n legen, nie in die Abendstun<strong>de</strong>n.<br />
Abb. 5: Eigelege <strong>de</strong>r Spanischen Wegschnecke<br />
Abb. 6: Spanische Wegschnecke – Reaktion auf<br />
Schneckenlinseneinsatz<br />
Bei akutem Schadauftreten von Nacktschnecken gibt es die Möglichkeit, Schneckenkö<strong>de</strong>r in Form von Pellets,<br />
Granulaten o<strong>de</strong>r Linsen breitwürfig o<strong>de</strong>r in Kö<strong>de</strong>rboxen anzuwen<strong>de</strong>n, niemals in Form freier Häufchen. Ein<br />
ständiger Wirkstoffwechsel wird dringend empfohlen.<br />
Die in Deutschland zugelassenen Schneckenkö<strong>de</strong>r tragen jeweils einen von drei Wirkstoffen (Methiocarb,<br />
Methal<strong>de</strong>hyd o<strong>de</strong>r Eisen-III-phosphat), die alle ausreichend bis gut wirksam sind. Nur bei Extre<strong>mb</strong>efall entstehen<br />
scheinbar Mängel in <strong>de</strong>r Wirksamkeit. Wie<strong>de</strong>rholungsbehandlungen sind nach 2 bis 8 Wochen zu empfehlen, je<br />
nach Wirkungsdauer <strong>de</strong>r Präparate.<br />
Ratsam sind Vorsicht und Zurückhaltung beim Auftreten geschützter Arten, v.a. bei Vorkommen von Helix<br />
pomatia (Weinbergschnecke, beson<strong>de</strong>rs geschützte Art nach Bun<strong>de</strong>sartenschutzverordnung). Naturnahe Biotope<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Kulturflächen dürfen nicht mitbehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Nützliche Gegenspieler<br />
Als Schneckenvertilger bzw. Gegenspieler gelten große Laufkäferarten, Leuchtkäfer, Kurzflügler, einige<br />
parasitäre Fliegenarten, Hun<strong>de</strong>rtfüßer, Singvögel, Kröten, Igel, Maulwurf, Spitzmaus. Hierbei ist jedoch zu<br />
beachten dass die iberische Nacktschnecke anscheinend von Fressfein<strong>de</strong>n – zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n ersten Jahren<br />
ihres Erscheinens - wesentlich geringer angenommen wird als unsere einheimischen Nacktschneckenarten. Sie<br />
ist bitter, zäh und extrem schleimig. Ein Nützlingsschutz ist die beste, aber nicht die schnellste<br />
Schneckenbekämpfung.<br />
Der Einsatz von Laufentenrassen als Schneckenvertilger ist erprobt und kann empfohlen wer<strong>de</strong>n. Die gegen<br />
Nacktschnecken angebotenen Nemato<strong>de</strong>npräparate (Phasmarhabditis hermaphrodita – Nützlinge, kein<br />
Pflanzenschutzmittel) wirken auch gegen die Spanische Nacktschnecke, jedoch nach Auskunft <strong>de</strong>r Produzenten<br />
am besten gegen die Jungstadien im Frühjahr und Frühsommer.<br />
Herausgeber: Lan<strong>de</strong>samt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LVLF)<br />
Ringstraße 1010, 15236 Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />
Text und Fotos: Manfred Lehmann - LVLF – Pflanzenschutzdienst – Ref. Gartenbau und öffentliches Grün<br />
Vom-Stein-Straße 30<br />
03050 Cottbus<br />
Telefon: 0355 4991 7167 e-mail: manfred.lehmann@lvlf.bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong>