Reise auf dem gefrorenen Fluss - 4-Seasons.de
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Startpunkt <strong>de</strong>r ungewöhnlichen Wintertour: Leh, die Hauptstadt Ladakhs.<br />
Seien wir ehrlich: Meistens kommt man nicht wie<strong>de</strong>r – an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r<br />
und Touren erscheinen doch reizvoller als die Wie<strong>de</strong>rholung vergangener<br />
Abenteuer. Aber mit <strong><strong>de</strong>m</strong> <strong>gefrorenen</strong> <strong>Fluss</strong> ist das an<strong>de</strong>rs. Die Wan<strong>de</strong>rung<br />
durch die winterliche Schlucht, die stillen Tage in <strong>de</strong>r abgeschie<strong>de</strong>nen<br />
Hochregion und die Freundlichkeit <strong>de</strong>r Menschen lassen mich nicht los.<br />
Im nachfolgen<strong>de</strong>n Winter kehre ich tatsächlich zurück, im Rucksack Gastgeschenke:<br />
gebrauchte Kin<strong>de</strong>rkleidung und zehn Paar Winterstiefel. Mein<br />
Begleiter ist Namgyal, <strong>de</strong>r Gui<strong>de</strong> <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Tschechen vom vergangenen<br />
Jahr. Nach vier Tagen und ohne beson<strong>de</strong>re Schwierigkeiten erreichen wir<br />
das Kloster. Die Mönche erkennen mich wie<strong>de</strong>r, sind überrascht und erfreut.<br />
Auch zu <strong>de</strong>n Menschen im Dorf intensiviert sich <strong>de</strong>r Kontakt. Erste<br />
Freundschaften wer<strong>de</strong>n geschlossen.<br />
Im folgen<strong>de</strong>n Winter komme ich zum dritten Mal, diesmal auch als »<strong>Reise</strong>leiter«.<br />
Meine Freun<strong>de</strong> Uwe und Mirko sind von meinen Berichten und<br />
Fotos so angetan, dass sie mitmöchten. Auch Namgyal ist erneut dabei.<br />
Der erste Tag verläuft glatt, <strong>de</strong>r zweite beginnt sehr<br />
lustig: Den Schlafplatz hatten wir mit drei Mönchen<br />
aus Zanskar geteilt, die nach Leh unterwegs sind.<br />
Nach<strong><strong>de</strong>m</strong> Mirko uns allen mit lautem Geschnarche<br />
die Nachtruhe gestohlen hat, vergleichen die Geistlichen<br />
ihn mit einem Ochsen, <strong>de</strong>n man gera<strong>de</strong> absticht<br />
– das wür<strong>de</strong> nämlich genauso klingen.<br />
Trotz Uwes Blasen kommen wir gut voran. Dabei verzichten<br />
wir öfter <strong>auf</strong> die Icer’s (an die Schuhe schnallbare<br />
Spikes). Ohne Icer‘s ist man schneller, rutscht<br />
aber auch leichter aus. Genau das passiert Mirko.<br />
Um die Kamera zu schützen, fängt er <strong>de</strong>n Sturz mit<br />
<strong>de</strong>r Hand ab und zieht sich eine heftige Prellung zu.<br />
Als wir etwas später zu einer eisfreien Stelle kommen,<br />
die umklettert wer<strong>de</strong>n muss, kann er die Hand<br />
kaum noch bewegen. Ich mache mir ernsthaft Sorgen.<br />
Klettern kann Mirko so kaum, dafür hat er einen<br />
an<strong>de</strong>ren Vorschlag: »Klettert rüber und zieht mich<br />
am Seil durchs Wasser nach. Ihr müsst aber schnell ziehen, ich kann nicht<br />
schwimmen!« Die I<strong>de</strong>e fin<strong>de</strong>t keinen Anklang. Schließlich schaffen wir es<br />
mit vereinten Kräften, Mirko trocken über die Kletterstelle zu bugsieren –<br />
und erreichen nach vier weiteren Tagen Lingshed.<br />
Der <strong>Fluss</strong> ist <strong>de</strong>r Weg ist das Ziel<br />
Meine bislang letzte Wintertour nach Zanskar startet im Februar 2008 –<br />
und en<strong>de</strong>t erstmals mit einem Abbruch. Mit Namgyal, meiner Freundin<br />
und zwei Begleitern aus Sachsen arbeite ich mich vor. Es ist kalt wie lange<br />
nicht, die Temperaturen fallen nachts <strong>auf</strong> minus 20 Grad. Gut ausgerüstet<br />
macht uns das wenig aus. Das Problem sind die vereisten Kletterstellen, sie<br />
kosten zu viel Zeit. Nach ein paar Tagen drehen wir um. Dieses Mal schaffe<br />
ich es nicht nach Lingshed – aber bei <strong>de</strong>r nächsten Tour bestimmt wie<strong>de</strong>r.<br />
Auch <strong>auf</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> <strong>gefrorenen</strong> <strong>Fluss</strong> gilt: Der Weg ist das Ziel.<br />
‹<br />
4-<strong>Seasons</strong> Info<br />
Kargil<br />
Indus<br />
Nimu<br />
Leh<br />
Karoo<br />
Mit Thomas Böhm <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n <strong>gefrorenen</strong> <strong>Fluss</strong><br />
4-<strong>Seasons</strong>-Autor Thomas Böhm bereist Zanskar seit über zehn Jahren,<br />
regel mäßig unternimmt er im Winter die Tour <strong>auf</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> <strong>gefrorenen</strong><br />
Zanska r-<strong>Fluss</strong> zum Kloster Lingshed. Dabei fungiert er auch als <strong>Reise</strong> leiter<br />
– allerdings darf man keine gewöhnliche Pauschalreise erwarten.<br />
0 15 30<br />
km<br />
Z a<br />
<strong>Fluss</strong>wan<strong>de</strong>rung<br />
n s k a r R a<br />
n g<br />
e<br />
Lingshet<br />
Chilling<br />
Padum<br />
Zanskar<br />
Zanskar und Ladakh<br />
Die vom Buddhismus geprägte<br />
Provinz Ladakh liegt im Nor<strong>de</strong>n<br />
Indiens und ist erst seit 1974<br />
für <strong>de</strong>n Tourismus zugänglich.<br />
Beson<strong>de</strong>rs eindrucksvoll sind die<br />
zahlreichen Klosteranlagen inmitten<br />
<strong>de</strong>r kargen Hochgebirgslandschaft.<br />
Die Ladakhi konnten<br />
ihre Lebensformen und Religio n<br />
immer frei ausüben, daher<br />
bliebe n diese bis heute in ihrer<br />
Ursprünglichkeit erhalten.<br />
Die Eiswan<strong>de</strong>rung<br />
Die mehrtägige Wan<strong>de</strong>rung (3 bis<br />
5 Tage one way) hat Expeditionscharakter<br />
und führt über Eis,<br />
Schnee und Fels. Die Temperaturen<br />
liegen oft weit unter null<br />
Grad. Übernachtet wird in Höhlen<br />
in <strong>Fluss</strong>nähe. Die Schwierigkeiten<br />
hängen hauptsächlich von <strong>de</strong>n<br />
aktuellen Eisverhältnissen ab.<br />
In <strong>de</strong>n Kletterpassagen ist Trittsicherheit<br />
und Schwin<strong>de</strong>lfreiheit<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Die Teilnehmer<br />
müssen sich bewusst sein, dass<br />
sie abseits jeglicher Zivilisation<br />
unterwegs sind. Teamgeist, Flexibilität<br />
sowie Kompromissbereitschaft<br />
sind daher Grundvoraussetzungen<br />
für die Teilnahme.<br />
Termine & Infos<br />
Thomas Böhm plant im kommen<strong>de</strong>n<br />
Winter zwei Touren (mind. 2,<br />
max. 7 Teilnehmer). Termine: 17.<br />
Janua r bis 6. Februar und 7. bis<br />
27. Februar 2009.<br />
Kosten für die 3 Wochen (inkl. Flug,<br />
Vollversorgung) ca. 2550 Euro.<br />
Infos: www.thomasboehm.net.<br />
Fragen an Thomas per Mail an:<br />
himalaya_trekking@yahoo.com.