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Präsident <strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
„Im Übrigen bin ich <strong>der</strong> Meinung,<br />
dass wir einen Freistaat Preußen errichten müssen.“<br />
Wort des Monats März 2013<br />
In dieser Zeit, wo Gewalttätigkeit, in Lüge gekleidet, so unheimlich wie noch nie auf dem Throne <strong>der</strong><br />
Welt sitzt, bleibe ich dennoch überzeugt, dass Wahrheit, Liebe, Friedfertigkeit, Sanftmut und<br />
Gütigkeit die Gewalt sind, die über aller Gewalt ist.<br />
Albert Schweitzer<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong>, verehrte Freunde und Sympathisanten<br />
<strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong>!<br />
Dies sind die Themen, über die ich mich mit Ihnen heute unterhalten möchte.<br />
Anmerkungen zum Schloss und zu seinem Umfeld / Martina Doehrings Preußen-<br />
Bekenntnis / Corps diplomatique de <strong>Berlin</strong> / Thailand und Deutschland eng<br />
miteinan<strong>der</strong> verbunden / Leserbriefliches<br />
Rapport zur Lage: Pfarrer Führer zum realexistierenden Kapitalismus (Seite 10)<br />
1813: Des Königs Aufruf „An Mein Volk“ als Fanal (Seite 12)<br />
Königin Luises letzte Fahrt (Seite 17)<br />
Patrioten-Passagen – Seume und Görres (Seite 18)<br />
Preußische Daten (Seite 19)<br />
Son<strong>der</strong><strong>bei</strong>lage: <strong>Berlin</strong>er Revolution im März 1848 (Seite 22)<br />
Abschied von Papst Benedikt XVI. in <strong>der</strong> Hedwigs-Kathedrale<br />
Offiziell verabschiedete sich Deutschland mit einem Gottesdienst in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er St.-Hedwigs-<br />
Kathedrale von Papst Benedikt XVI. Unter den 1 000 Teilnehmern befanden sich Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU) und <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch,<br />
Vatikan-Botschafter Jean-Claude Perisset, Minister und Bundestagsabgeordnete sowie mehrere<br />
Bischöfe. Die Preußische <strong>Gesellschaft</strong> war durch Präsident Volker Tschapke vertreten. Er hatte für<br />
eine dem Heiligen Vater in Rom übergebene Festschrift zum 80. Geburtstag den Beitrag „Die Religionen<br />
müssen alle tolerieret werden - Von Katholiken in Preußen und über Europa“ verfasst.<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
c/o Hilton <strong>Berlin</strong> • Mohrenstr. 30 • 10117 <strong>Berlin</strong> • Telefon: 030 – 2023 0 2941 • Telefax: 030 – 2023 0 2942<br />
Internet: www.preussen.org - email: kontakt@preussen.org<br />
Präsident: V. Tschapke • Vorstand: G.Batsch, S.Ben<strong>der</strong> (koopt.), H.Trester.<br />
Beirat: H. Bertram, H. Bracksmajer, H.Lenk, D.Lohmeier, W. Nowsch, M.Otte, H-J Prillwitz, M. Schumann<br />
Amtsgericht: VR 17087 NZ, als gemeinnützig anerkannt FA Körperschaften I, St.Nr. 675/53373<br />
Kontoverbindung: <strong>Berlin</strong>er Bank AG • BLZ 100 708 48 • Konto-Nr. 48 28 68 700<br />
IBAN: DE 93 100 708 480 482 868 700; SWIFT / BIC DE UT DE DB 110
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Unter- und Hintergründiges vom und zum Schloss<br />
Zugegeben: Ich könnte mir einen bessere Zeitpunkt für einen forcierten Baufortschritt des Schlossbaus<br />
in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Stadtmitte vorstellen. Gegenwärtig beherrschen Negativ-Szenarien von Großbaustellen<br />
in Schönefeld, Stuttgart und Hamburg zu sehr die Schlagzeilen und Fernsehberichte. Kein<br />
Wun<strong>der</strong>, dass mir zum <strong>Berlin</strong>er Schlossbau sarkastische Bemerkungen zu Ohren kommen, die ich an<br />
dieser Stelle nicht wie<strong>der</strong>geben möchte. Mein preußischer Optimismus hält auch meinen Realitätssinn<br />
als Bauingenieur in Zaum. Nur eine kleine Wette erlaube ich mir einzugehen: Wenn das <strong>Berlin</strong>er<br />
Schloss / Humboldtforum im festgezurrten Zeitplan und zu den beschlossenen Kosten so steht, wie<br />
vorgesehen, dann marschiere ich per pedes apostolorum frohgemut und glückselig vom dreivierteligen<br />
Hohenzollernschloss hinaus nach Sanssouci.<br />
®<br />
_<br />
Augenblicklich geht es an <strong>der</strong> Baustelle tiefgründig vor. Die Bauleute von heute können ingenieurtechnische<br />
Meisterleistungen von damals bewun<strong>der</strong>n. Etwa Eosan<strong>der</strong> von Göthes solides Fundament.<br />
Er hatte Anfang des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts ca. 3 000 angespitzte Kiefernpfähle in den märkischen<br />
Sand treiben lassen, über sie ein Rost aus 30 Zentimeter starken Balken und elf Zentimeter dicken<br />
Eichendielen gelegt, auf denen dann drei bis vier Meter hohe Steinfundamente die insgesamt 15<br />
Meter hohe Gründung abschlossen. 1 800 Pfähle sind inzwischen als noch vollkommen intakte „Zähne“<br />
gezogen worden. Nicht zuletzt deshalb, weil die vollkommen überflüssige Kanzler-U-Bahn unter<br />
den Schlosskellern entlangdonnern wird. Hoffentlich nicht mit dem unwillkommenen Ergebnis wie in<br />
Köln, wo <strong>der</strong> Bahnbetrieb einer neuen U-Bahnlinie zu Erschütterungen und Geräuschen u. a. in <strong>der</strong><br />
Sakristei des ehrwürdigen Doms führt.<br />
Die Schokoladenseite vom <strong>Berlin</strong>er Schloss resp. Humboldt-Forum. Ob die Kuppel gebaut wird, steht<br />
in den Sternen. Man stelle sich den Bau ohne krönenden Abschluss vor....<br />
(Foto: Stiftung <strong>Berlin</strong>er Schloss-Humboldtforum)<br />
Obwohl öffentlich nicht gewürdigt, dürfte auch die Fundamentwanne für den aus politischen Gründen<br />
abgerissenen Palast <strong>der</strong> Republik – Tagungsort <strong>der</strong> Einheits-Volkskammer – als ingenieurtechnische<br />
Meisterleistung angesehen werden. Sonst hätte man auch sie mit entsprechenden Kommentaren<br />
versehen und entfernt. Auf ihr wird <strong>der</strong> Ostteil des rekonstruierten Schlosses ruhen.<br />
Im Baugrund fanden sich nicht nur Pfähle und die Wanne – auch Kohlevorkommen wurden entdeckt.<br />
Um sie zu entfernen, seien nun etwa 1 000 zusätzliche Bohrungen nötig, sagte Manfred Rettig, Vorstand<br />
<strong>der</strong> Stiftung <strong>Berlin</strong>er Schloss – Humboldtforum. Die Mehrkosten betragen 450 000 Euro.<br />
2
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Anfang März beginnt die Hochtief Solutions AG aus Hannover mit ihren Beton- und Stahlbauar<strong>bei</strong>ten,<br />
die sich von <strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong> Bodenplatte bis zur Decke über dem Dachgeschoss erstrecken. In <strong>der</strong><br />
zweiten Jahreshälfte 2015 sollen die Ar<strong>bei</strong>ten abgeschlossen sein. Wie allgemein bekannt sein dürfte,<br />
ist Hochtief am Bau <strong>der</strong> Elbphilharmonie in Hamburg beteiligt.<br />
®<br />
_<br />
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat Großes angekündigt: Im Mai werde <strong>der</strong> Grundstein<br />
gelegt. Sicher – wie heutzutage üblich – von einem Dutzend Beteiligten. "Mit <strong>der</strong> Grundsteinlegung<br />
im Mai wollen wir uns noch einmal klar zu diesem historischen Projekt bekennen“. Wie edel – aber<br />
war das Bekenntnis nicht eigentlich mit dem Bundestagsbeschluss vom 4. Juli 2002 zum Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
des Schlosses abgelegt worden? Strikt lehnte Bernd Neumann erweitere Geldspritzen für das<br />
spektakuläre Unternehmen ab. 590 Millionen Euro seien beschlossen worden und genug, <strong>der</strong> Bund<br />
zahle 478 Millionen, <strong>Berlin</strong> 32 Millionen, und an Spenden seien 80 Millionen Euro veranschlagt.<br />
Finanziell unberücksichtigt bleiben <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Summen-Festlegung die vollständigen Rekonstruktionen<br />
<strong>der</strong> Kuppel (15 Millionen Euro) und <strong>der</strong> Portale II, III und IV für (10,2 Millionen Euro) sowie <strong>der</strong> Bau<br />
eines Dachcafés (3,3 Millionen Euro). Die Realisierung dieser baulichen Optionen steht laut Beschluss<br />
des Haushaltsausschusses vom Bundestag unter dem Vorbehalt einer Finanzierung durch private<br />
Spen<strong>der</strong> in „ausreichen<strong>der</strong> Höhe“. Insgesamt also werden von Spen<strong>der</strong>n nicht nur die vom Bundestag<br />
festgeschriebenen 80, son<strong>der</strong>n 108, 5 Millionen Euro erwartet.<br />
Sie zu erreichen, wird nicht einfach sein. Auch die Reichen <strong>der</strong> Republik halten sich als Spen<strong>der</strong> für<br />
das <strong>Berlin</strong>er Schloss bislang zurück. Ob sich für <strong>Berlin</strong> ein Zehn-Millionen-Euro-Geber findet, wie es<br />
Hasso Plattner einer für Potsdam war, bleibt abzuwarten. Manfred Rettig: Wenn das Geld nicht<br />
kommt, wird statt <strong>der</strong> Kuppel nur ein schlichter Platzhalter gebaut. Das aktuelle Spendenaufkommen<br />
beziffert Manfred Rettig mit 16 Millionen Euro; Geld- und Sachmittelspenden jeweils zur Hälfte.<br />
Nicht gerade zum Spenden für das Schloss animierte die Bemerkung von Altbundeskanzler Helmut<br />
Schmidt am 6. Februar 2013 in einem Interview mit <strong>der</strong> „ZEIT“, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> er als Herausgeber fungiert. Er<br />
grollte: "Ich würde es nicht wie<strong>der</strong> aufbauen…Ich frage mich ganz grundsätzlich: Was soll das eigentlich?<br />
(…) Ob das breite Publikum dieses Schloss wirklich will, das bezweifle ich. Fragen Sie doch mal<br />
die Menschen in Gelsenkirchen o<strong>der</strong> Magdeburg, was denen daran liegt." Wird wohl die Bemerkung<br />
von Manfred Rettig Spenden bringen, die da lautet "Ich bin überzeugt davon, dass man später nicht<br />
mehr vom Schloss, son<strong>der</strong>n nur noch vom Humboldtforum reden wird“?<br />
Trotz mancher Schwierigkeiten und Irritationen baue ich auf Sie, liebe Mitglie<strong>der</strong> und verehrte<br />
Freunde <strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong>: Wir bauen gemeinsam am Schloss!<br />
Konto <strong>der</strong> Stiftung <strong>Berlin</strong>er Schloss-Humboldtforum:<br />
Verwendungszweck: Spendenkonto Bau<br />
Deutsche Bank, Kto.-Nr. 669411100, BLZ 100 700 00,<br />
BIC Code DEUTDEBBXXX, IBAN DE76 1007 0000 0669 4111 00<br />
Landesbank <strong>Berlin</strong>, Kto.-Nr. 6000040006, BLZ 100 500 00,<br />
BIC Code BELADEBEXXX, IBAN DE54 1005 0000 6000 0400 06<br />
Selbstverständlich ist Ihre Spende steuerlich absetzbar<br />
Podiumsdiskussion: Wie viel Mo<strong>der</strong>ne brauchen wir vor dem Schloss?<br />
Hinweisen möchte ich auf eine öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Ergebnis<br />
des „Realisierungswettbewerbs Freiraumgestaltung Umfeld Schloss/Humboldt-Forum“. Sie findet auf<br />
gemeinsame Initiative <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> Historisches <strong>Berlin</strong> e.V. (GHB) und des Vereins für die Geschichte<br />
<strong>Berlin</strong>s e.V., gegr. 1865 (VfdGB) in Kooperation mit <strong>der</strong> Zentral- und Landesbibliothek <strong>Berlin</strong><br />
3
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
(ZLB) statt. Thema: Wie viel Mo<strong>der</strong>ne brauchen wir vor dem Schloss? - Planungsstand und Visionen<br />
zur Freiraumgestaltung. Diskutiert wird am Dienstag, 12. März 2013, ab 18 Uhr im „<strong>Berlin</strong>-Saal“ vom<br />
Haus <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Stadtbibliothek (Ribbeck-Haus), Breite Straße 3. Da<strong>bei</strong> geht es um den preisgekrönten<br />
Entwurf eines Wettbewerbs zur Gestaltung <strong>der</strong> ca. 38 000 Quadratmeter großen Freiflächen<br />
rund um das Schloss. Ich halte es für nicht hinnehmbar, dass <strong>der</strong> Neptunbrunnen nicht auf seinen<br />
angestammten Platz zurück soll, dass <strong>der</strong> Große Kurfürst weiter vor dem Charlottenburger Schloss<br />
reiten wird und die Rossebändiger im Kleist-Park verbleiben. Statt <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nistischen Fummelei<br />
sollte das Schloss-Umfeld nach historischem Vorbild gestaltet werden. Es reicht schon aus, dass <strong>der</strong><br />
Stella-Schlossentwurf <strong>der</strong> vierten Fassade einen eleganten Plattenbau-Look verpassen und den Schlüterhof<br />
verhunzen wird.<br />
_<br />
Sopranistin Martina Doehring: Bekenntnis zu Preußen<br />
Mit einem beeindruckenden Bekenntnis zu Preußen und Friedrich dem Großen macht mich die reizende<br />
Sopranistin Martina Doehring auf ein Konzert in <strong>der</strong> Großen National-Mutterloge „Zu den drei<br />
Weltkugeln“ in <strong>Berlin</strong>-Charlottenburg aufmerksam. In ihren herzerfrischenden Zeilen heißt es u. a.:<br />
„Nun bin ich endlich wie<strong>der</strong> zu Hause und habe mir gleich Ihr Interview<br />
angeschaut, das mich sehr beeindruckt und gefreut hat - nicht<br />
zuletzt deshalb, weil ich durch Sie die "Preußische <strong>Gesellschaft</strong>"<br />
kennenlerne. Dazu - ebenso wie zu Ihren vielfältigen Aktivitäten -<br />
möchte ich Ihnen von Herzen gratulieren. Beson<strong>der</strong>s beeindruckt<br />
hat mich Ihr Engagement in China, einem Land, dessen Kultur mir<br />
sehr fremd war, bis ich im vergangenen Jahr zwei Konzerte innerhalb<br />
des "Chinesischen Sommers des Landeskulturverbandes<br />
Schleswig-Holstein" gegeben habe, wofür ich mir als Thema die Chinarezeption<br />
in Europa ausgesucht habe - eine Veranstaltung, <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
natürlich auch Friedrich <strong>der</strong> Große eine Rolle gespielt hat.<br />
Ich selbst beschäftige mich seit Jahren mit preußischer Geschichte. Martina Doehring<br />
Das ist interessant und macht mir immer viel Spaß, so dass ich mich<br />
über die Zeit - nicht nur wegen meines Zweitwohnsitzes vor Ort - fast ein bisschen zuhause fühle in<br />
<strong>Berlin</strong>. Im letzten Oktober habe ich nun für das "Preußen- Kolleg" von Herrn Dr. Buske im Logenhaus<br />
an <strong>der</strong> Heerstraße einen Vortrag mit Musik über Friedrich den Großen gehalten, und anschließend<br />
hat mich <strong>der</strong> Meister vom Stuhl, Herr Goszdziewski, gefragt, ob ich Lust hätte, gemeinsam mit meinem<br />
Duopartner Aivars Kalejs die neue Orgel im Tempel des Hauses mit einem Konzert einzuweihen.<br />
Diese Anfrage hat mich mit ganz großer Freude erfüllt, denn dadurch, dass ich immer wie<strong>der</strong> in verschiedenen<br />
Logenhäusern singe, weiß ich, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, als Frau in<br />
einem Tempel konzertieren zu dürfen. Ich werde - passend zur Jahreszeit - "Von Frühling und Nachtigallen"<br />
singen. Immerhin findet das Ganze im Haus <strong>der</strong> Großen National-Mutterloge " Zu den drei<br />
Weltkugeln " statt - <strong>der</strong> Loge, die Friedrich <strong>der</strong> Große seinerzeit gegründet hat. Insofern wäre ein<br />
Bezug zur " <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> " gegeben.“<br />
Bitte vormerken:<br />
Konzert und Empfang unter dem Motto “Von Frühling und Nachtigallen” zur Einweihung <strong>der</strong> Orgel<br />
in <strong>der</strong> Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ im Logenhaus <strong>der</strong> Freimaurer in <strong>der</strong><br />
Heerstraße 28 (<strong>Berlin</strong>-Charlottenburg) mit Martina Doehring (Gesang und Mo<strong>der</strong>ation) und Aivars<br />
Kalejs (Orgel und Klavier) am Sonnabend, 16.März, um 16 Uhr. Weitere Informationen unter 030/<br />
304 28 06<br />
4
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Corps diplomatique de <strong>Berlin</strong><br />
Kranznie<strong>der</strong>legungen und Festempfang des russischen Botschafters<br />
An den Memorialanlagen <strong>der</strong> sowjetischen Soldaten im Treptower Park und im Tiergarten fanden<br />
zum Tag <strong>der</strong> russischen Streitkräfte am 23. Februar Kranznie<strong>der</strong>legungen durch den Botschafter <strong>der</strong><br />
Russischen Fö<strong>der</strong>ation Wladimir M. Grinin, Vertretern aus dem diplomatischem Korps <strong>der</strong> GUS-<br />
Län<strong>der</strong> und <strong>der</strong> deutschen Öffentlichkeit statt. Beim anschließenden Festempfang in <strong>der</strong> russischen<br />
Botschaft Unter den Linden überreichte Botschafter Grinin im Auftrag von Präsident Putin den Orden<br />
<strong>der</strong> Freundschaft an Reinhard Führer, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.<br />
Gewürdigt wurde dessen großer Beitrag zur russisch-deutschen Zusammenar<strong>bei</strong>t im Bereich <strong>der</strong><br />
_<br />
Memorial im Tiergarten<br />
Beim Empfang des Botschafters<br />
Kriegsgräberfürsorge und zur Instandhaltung <strong>der</strong> sowjetischen Kriegsgräberstätten auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland. Die Preußische <strong>Gesellschaft</strong> war durch Präsident Volker Tschapke<br />
und Yewen Shi-Friese vertreten (unser Foto).<br />
Glückwünsche <strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> zum chinesischen Neujahrsfest<br />
Zum<br />
(Neujahrfest) sende wir Ihnen, Exzellenz und verehrter Herr<br />
Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter Shi Mingde, Ihren Mitar<strong>bei</strong>tern und über Sie<br />
dem großen, kulturreichen und friedvollen chinesischen Volk<br />
5
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
_<br />
unseren<br />
(Glückwunsch) in enger und bleiben<strong>der</strong> Verbundenheit. Mögen<br />
sich unsere Völker wie <strong>der</strong> Staat Lu und <strong>der</strong> Staat Wei verhalten – wie Brü<strong>der</strong>. (Konfuzius XIII, 7).<br />
۩<br />
Vor <strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> hält Oberst i. G. Renato Rondanelli, Militärattaché <strong>der</strong> chilenischen<br />
Botschaft, am 7. März 2013, ab 19 Uhr, im HILTON am Gendarmenmarkt einen Vortrag zum<br />
Thema „Die preußische Spuren und deutscher Einfluss innerhalb des chilenischen Heeres". Gäste sind<br />
– wie immer – herzlich willkommen. S.E. Takeshi Nakane, Botschafter Japans in Deutschland,<br />
spricht <strong>bei</strong>m Unternehmerfrühstück <strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> im Capital Club (HILTON am Gendarmenmarkt)<br />
am 13. März, 8.15 Uhr, zum Thema „Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Japan und<br />
Deutschland und die aktuelle wirtschaftliche Lage in Japan“ - Wie uns <strong>der</strong> irische Botschafter Dan<br />
Mulhall informiert, hat die Ratingagentur Standard and Poor’s Irlands Kreditwürdigkeit von negativ<br />
auf stabil heraufgesetzt. Die Zinsen auf irische Staatsanleihen mit langer Laufzeit sind weiter gesunken<br />
– vom Höchstwert von 15 Prozent im Juli 2011 bis auf heutige 3,62. Dies sei ein Zeichen für das<br />
weltweit wachsende Vertrauen <strong>der</strong> Anleger in Irland.<br />
Thailand und Deutschland eng miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />
Gruppenbild mit Botschafterin E. Nongnuth Phetcharatana – eingerahmt<br />
von Preußen: Präsident Tschapke (r.) und (v.l.:) Beiratsmitglied Schumann,<br />
Botschafter a. D. Schlegel, Chairman Trempel und Director Hauser<br />
Beim Unternehmerfrühstück im Capital Club am Gendarmenmarkt sprach auf Einladung <strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> und des Thailand Forums <strong>Berlin</strong> Frau I.E. Nongnuth Phetcharatana, Botschafterin<br />
des Königreiches Thailand in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, vor mehr als 50 Vertretern aus Politik,<br />
und Wirtschaft in deutscher Sprache zum Thema: „150 Jahre Diplomatische Beziehungen zwischen<br />
dem Königreich Thailand und Preußen / Deutschland“.<br />
Die Botschafterin hob die Bedeutung Preußens <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Internationalisierung des Königreichs Siam<br />
und die seither erfolgreich weiter entwickelten wirtschaftlichen und politischen Beziehungen hervor.<br />
Die Preußische <strong>Gesellschaft</strong> – vertreten durch Präsident Volker Tschapke und Beiratsmitglied Michael<br />
Schumann - würdigte die historische Bedeutung <strong>der</strong> Zusammenar<strong>bei</strong>t und gab <strong>der</strong> Erkenntnis Ausdruck,<br />
dass Zukunft ohne die Pflege <strong>der</strong> Tradition ebenso wenig denkbar ist wie eine Gegenwart, die<br />
nicht immer wie<strong>der</strong> wechselseitige Bezüge herstellt. Gerd Udo Hauser, Director International Relations<br />
<strong>der</strong> Daimler AG und Vice Chairman des Thailand Forums, sprach über die Bedeutung Thailands<br />
als wichtiger Wirtschaftsstandort in einer sich weiter öffnenden Asien-Pazifik-Region. Sie werde mit<br />
6
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
dem Fall <strong>der</strong> Zölle und <strong>der</strong> damit verbundenen weiteren Vernetzung des 600 Millionen Einwohner<br />
zählenden Wirtschaftsraums zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.<br />
Botschafter a. D. Volker Schlegel, Präsident des Asien-Pazifik-Forums <strong>Berlin</strong>, lange Jahre zugleich Botschafter<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland in Singapur, begrüßte die Veranstaltung und verwies auf<br />
die Rolle Thailands <strong>bei</strong> <strong>der</strong> regionalen Kooperation in Asien, vornehmlich <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Öffnung Myanmars<br />
und <strong>der</strong> Stärkung des ASEAN-Staatenverbunds.<br />
®<br />
_<br />
Die große Anteilnahme <strong>der</strong> Politik und Wirtschaft an <strong>der</strong> Veranstaltung unterstrich das beachtliche<br />
thailändische Engagement in Deutschland in diesem Jahr. Es wird vor allem durch die im Juni stattfindenden<br />
Asien-Pazifik-Wochen einen weiteren Höhepunkt erreichen, zu <strong>der</strong>en Eröffnung <strong>der</strong> Außenminister<br />
Thailands Surapong Tovichakchaikul <strong>Berlin</strong> besucht, erklärte <strong>der</strong> Chairman des Thailand<br />
Forums Eberhard J. Trempel. Das Thailand Forum wird im Zusammenhang mit dem Besuch mit <strong>der</strong><br />
thailändischen Botschaft und dem Board of Investment of Thailand in Frankfurt aus gegebenem Anlass<br />
einen Wirtschaftstag Thailand im Auswärtigen Amt (07.06.2013) ausrichten. (nach Pressemitteilung<br />
Pacificreview)<br />
(Auf den aussagestarken Vortrag <strong>der</strong> Botschafterin kommen wir im nächsten Monatsbrief zurück.)<br />
Soldaten verdienen Respekt – sie riskieren ihr Leben!<br />
In einem Interview mit <strong>der</strong> Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 24. Februar 2013 hatte<br />
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) im Blick auf „etliche Soldaten“ geäußert: „Sie haben<br />
den verständlichen, aber oft übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung…Ich sage den Soldaten:<br />
Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren.“ Ulrich Kirsch, Vorsitzen<strong>der</strong> des Bundeswehrverbands,<br />
erklärte zur ministeriellen Äußerung, die Truppe brauche einen Minister, <strong>der</strong> sich vor<br />
seine Soldaten stellt. Der Vorsitzen<strong>der</strong> des Veteranenverbandes Andreas Timmermann-Levanas sagte:<br />
„Gerade im Einsatz leisten Soldaten nicht irgendeinen Job, son<strong>der</strong>n riskieren ihr Leben. Das verdient<br />
Respekt".<br />
Uns erreichte ein Brief von Jessika Trömer. In ihrem Brief an den Verteidigungsminister erklärte sie<br />
zu dessen Aussagen u. a.: „Ich fühle mich als Frau eines Soldaten, <strong>der</strong> mehrmals im Jahr zu Auslandseinsätzen<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr abgerufen wird, gedemütigt…Ich werde im Namen aller Soldaten<br />
und Familien für Respekt und echte Wertschätzung <strong>der</strong> Soldaten kämpfen.“<br />
Leserbriefliches<br />
Mit Zustimmung und intellektuellem Vergnügen lese ich Ihre preußischen Monatsbriefe. Oft behandeln<br />
und kommentieren sie Probleme, die von Politikern und Medien einfach ignoriert werden, obwohl<br />
sie vielen unter den Nägeln brennen. Dafür gebührt Ihnen Dank und weitaus eher <strong>der</strong> Grimme-<br />
Preis, als etwa die dafür vorgesehene grauenhafte Dschungel-Camp-Sendung im Fernsehen. Bestätigt<br />
fühlte ich mich in meinem positiven Urteil über die Monatsbriefe <strong>bei</strong>m Lesen eines Beitrages in <strong>der</strong><br />
Wochenzeitung DIE ZEIT. Er bezog sich auf die so genannte große Rede des Bundespräsidenten zu<br />
Europa. In dem Forum-Beitrag heißt es u. a.:<br />
"Wenn man einmal den Wi<strong>der</strong>hall dieser Gauck-Rede betrachtet, dann wird folgendes deutlich:<br />
In <strong>der</strong> Politik Zustimmung<br />
Im ÖR Fernsehen Begeisterung<br />
In den Printmedien überwiegend Zustimmung<br />
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Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
In den Online-Printmedien Zustimmung<br />
In den Foren <strong>der</strong> Bürger durchgängige Ablehnung.<br />
In <strong>der</strong> FAZ erhalten ablehnende Kommentare jetzt schon bis zu 1 000 Empfehlungen (wie <strong>bei</strong><br />
<strong>der</strong> „Weihnachtsansprache“).<br />
Was zeigt das? In wesentlichen Fragen deutscher Politik lehnen Bürger die Politik ihrer „Polit-Eliten“<br />
ab. Die Rolle <strong>der</strong> Medien als vierte Gewalt ist kaum noch wahrnehmbar. Lediglich in den Print-<br />
Medien wird die Pressefreiheit vereinzelt noch aktiv genutzt. Der Bürger steht zunehmend machtlos<br />
einer Polit-Elite gegenüber, die sich in wesentlichen Fragen <strong>der</strong> Politik parteiübergreifend gegen die<br />
Positionierung <strong>der</strong> Bürger entscheidet…“<br />
®<br />
_<br />
Meine Bitte: Bleiben Sie mit den preußischen Monatsbriefen sich und ihren Lesern treu.<br />
Herbert Busch, Köln<br />
▼▲▼<br />
Hiermit möchte Ihnen und <strong>der</strong> preußischen <strong>Gesellschaft</strong> dafür danken, dass Sie unseren Verein in die<br />
Runde Ihrer Mitglie<strong>der</strong> aufgenommen haben. Ihre freundlichen Worte aus dem Monatsbrief haben<br />
wir <strong>bei</strong> unserer Versammlung laut vorgelesen, und ich möchte Ihnen berichten, dass Sie große Freude<br />
<strong>bei</strong> allen unseren Mitglie<strong>der</strong>n geweckt haben.<br />
Azim Y. Özdemir i.A. des Vorstands Harmonie <strong>der</strong> Herzen e.V.<br />
▼▲▼<br />
Lob, Begeisterung über Ihre Worte, Berührtheit von Ihren sorgfältig gewählten Zitaten und dem beeindruckenden<br />
Bogen, den Sie in Ihrer Ansprache durch die Geschichte <strong>der</strong> letzten 200 Jahre und<br />
ihrer variierenden Ethik schlugen! Ihre Worte haben meine preußische Seele klingen lassen, und dafür<br />
möchte ich Ihnen danken. Der Brief aus den USA, Tauroggen, <strong>der</strong> Aufruf von Steins, die Assoziation<br />
zu Stalingrad, dann Bismarck, Brecht - alles das hat mich bewegt, wenngleich nicht ohne patriotische<br />
Trauer im Herzen. Herzlichen Dank, alles Gute für Ihre segensreiche Ar<strong>bei</strong>t!<br />
Axel Kopsch, Owingen, För<strong>der</strong>verein TECHNIKMUSEUM Wernher von Braun e.V.<br />
▼▲▼<br />
Es ist mir ein Bedürfnis Ihnen mitzuteilen, dass ich Ihre <strong>Preußischen</strong> Monatsbriefe für einen absoluten<br />
Leuchtturm in unserer beson<strong>der</strong>en Zeit halte. Mit beson<strong>der</strong>er Zeit meine ich die Tatsache, dass<br />
viele einst wichtige Werte lei<strong>der</strong> immer mehr verkommen und nicht mehr gepflegt werden. Sei es die<br />
politische Verantwortungslosigkeit, sei es unsere schöne Deutsche Sprache (die im Übrigen viel ausdrucksfähiger<br />
ist als die "Weltsprache" Englisch), das Leben über die Verhältnisse mit immer mehr<br />
Schulden und das Verschwinden alter "preußischer Tugenden". Meine Hoffnung und große Bitte:<br />
machen Sie so weiter. Nicht verhehlen will ich auch, dass ich ein großer Anhänger des geschätzten<br />
Prof. Dr. Max Otte bin.<br />
Dipl. Bankbetriebswirt Hans Schumann, per E-Mail<br />
▼▲▼<br />
Ich habe mit großem Interesse Ihr Interview angesehen. Das hat mir sehr gefallen. Ich habe schon in<br />
unserem Gespräch erwähnt, und bin ganz Ihrer Meinung, dass das, was Sie machen - die preußischen<br />
Traditionen im besten Sinne des Wortes wie<strong>der</strong>zubeleben und zu unterstützen - ganz wichtig ist. Es<br />
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Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
war für mich auch sehr interessant, viel Neues über China zu erfahren. Und natürlich das russische<br />
Thema ist sehr interessant: die engen historischen Verbindungen, die Russland und Deutschland hatte<br />
und immer noch hat.<br />
Svetlana Reinwarth, Düsseldorf<br />
▼▲▼<br />
Die Internet-Links zu Ihrem Interview <strong>bei</strong> TV <strong>Berlin</strong> habe ich dankend erhalten, Ich werde diese Sendung<br />
an meine Zentrale weiterleiten.<br />
Min Cao, Bureau Chief, Chief Correspondent, China Central Television<br />
®<br />
_<br />
▼▲▼<br />
Da ich meinen Studienabschluss an <strong>der</strong> FU in Preußischer Landeskunde erworben hatte (als es das an<br />
<strong>der</strong> FU noch gab...) und mich seither die Passion für alles Preußische nicht verlassen hat, würde ich<br />
mich gern mit Ihnen vernetzen und auch die Preußische <strong>Gesellschaft</strong> gern näher in Augenschein<br />
nehmen.<br />
Juliane Berndt, per E-Mail<br />
Weitere Leserzuschriften im Verlauf des Briefes<br />
Hinweis: Das erwähnte tv-Interview mit Präsident Volker Tschapke kann im Internet über diese<br />
Adresse aufgerufen werden:<br />
http://www.tvb.de/newsmeldung/datum/2013/02/07/standort-berlin-mit-volker-tschapke.html<br />
Einige Hinweise und Bitten:<br />
• Denken Sie bitte an unsere Präsentation im Internet, die Sie unter www.preussen.org aufrufen<br />
können. Wer darin das Stichwort Download-Archiv anklickt, <strong>der</strong> findet u. a. die Satzung,<br />
die Zielsetzung <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong>, die Jahresplanung, ein Faltblatt, eine Broschüre und mehr.<br />
Dem Faltblatt kann ein Aufnahmeantrag entnommen werden! Bitte beachten Sie auch die<br />
Links befreundeter Unternehmen.<br />
• Vergessen Sie bitte Ihren Mitglieds<strong>bei</strong>trag nicht; eine Jahresvorauszahlung lässt uns besser<br />
planen.<br />
• Eine Spende von Ihnen bedeutete für die Preußische <strong>Gesellschaft</strong> ein Abmil<strong>der</strong>n finanzieller<br />
Sorgen. Dank dafür im Voraus.<br />
• Ebenso dringlich wie herzlich bitte ich Sie um Ihre freundliche Mithilfe, unsere Reihen zu<br />
verstärken. Machen Sie bitte Ihre Familie, ihr Freunde, Bekannten, Ar<strong>bei</strong>tskollegen auf unsere<br />
<strong>Gesellschaft</strong> und ihre Ziele aufmerksam., verweisen Sie bitte auch auf unseren Internet-Auftritt,<br />
<strong>der</strong> vielfältige Informationen über uns anbietet– auch eine Beitrittsformular.<br />
Wie Sie wissen, sind uns Gäste <strong>bei</strong> allen unseren Veranstaltungen herzlich willkommen.<br />
Ich wünsche den Geburtstagskin<strong>der</strong> preußische Fortune, den Erkrankten baldige Genesung, den<br />
Mühseligen und Beladenen Trost – und Ihnen allen gute Tage!<br />
PRO GLORIA ET PATRIA<br />
und Gott befohlen<br />
Volker Tschapke<br />
Präsident <strong>der</strong> <strong>Preußischen</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Altkomtur des Bismarck-Ordens<br />
9
Rapport zur Lage<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Bedenket <strong>der</strong> JESUS-Mentalität des Teilens!<br />
Pfarrer Christian Führer hat auch etwas gegen den realexistierenden Kapitalismus<br />
®<br />
_<br />
Freundlich, aber bestimmt gab er vor Kameras, Mikrophonen und aufnahmebereiten Handys oft<br />
und gern Auskunft darüber, was Christsein in <strong>der</strong> DDR bedeutet hat, warum er im heißen Herbst<br />
<strong>der</strong> Wendezeit seine Leipziger Kirche weit für jene öffnete, die von sich erklärten „Wir sind das<br />
Volk“. Seine Friedensgebete machten Furore und DDR-Obere zornig. Er galt den braven Westdeutschen<br />
als Beispiel eines wahrhaften und wehrhaften Ost-Pfarrers, <strong>der</strong> vom realexistierenden<br />
Streitbarer Christ in Ost und West: Pfarrer Christian Führer<br />
Sozialismus „die Nase voll“ hatte. Ein Held des Einigungsprozesses: <strong>der</strong> Gemeindepfarrer Christian<br />
Führer an <strong>der</strong> Nikolaikirche zu Leipzig, von <strong>der</strong> aus am 9. Oktober 1989 die Demonstration <strong>der</strong><br />
70 000 ausging. Der Westen behängte ihn mit Auszeichnungen, etwa mit <strong>der</strong> Theodor-Heuss-<br />
Medaille, die für bürgerschaftlich Initiative und Zivilcourage verliehen wird, mit dem Johann-<br />
Philipp-Palm-Preis für Verteidigung <strong>der</strong> Meinungs- und Pressefreiheit, mit dem Augsburger Friedenspreis<br />
gemeinsam mit Michail Gorbatschow, mit <strong>der</strong> Hans-Böckler-Medaille und so weiter.<br />
Ganz plötzlich existiert <strong>der</strong> streitbare Christ und kämpferische Bürger so gut wie nicht mehr für<br />
die Medien. Er ist offensichtlich nicht mehr recht vorzeigbar, seit sich seine wachsam-kritische<br />
Haltung auch gegen den realexistierenden Kapitalismus richtet. Immerhin kann er – wie alle<br />
neuen Bundesländler - auf mehr als zwei Jahrzehnte gelebter Erfahrung mit dem „an<strong>der</strong>en System“<br />
zurückblicken. Damit kennzeichnet er sich als ein wahrer, ein echter Menschen- resp. Bürgerrechtler.<br />
Die meisten <strong>der</strong>jenigen, die diese Kennzeichnung für sich beanspruchten, waren<br />
„bestenfalls“ Antikommunisten, die <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten im<br />
„goldenen Westen“ still vor sich hinschweigen.<br />
Im Folgenden seien Ausführungen von ihm aus einem Gottesdienst in <strong>der</strong> Kieler Ansgarkirche<br />
und <strong>bei</strong> einem Friedensgebet in <strong>der</strong> Leipziger Nikolaikirche zitiert:<br />
Als Christen im Land <strong>der</strong> Reformation stehen wir in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Verantwortung,<br />
Zeichen zu setzen und dazu <strong>bei</strong>zutragen, den gemeinsamen Glauben auch in einer<br />
gemeinsamen Kirche zu leben.<br />
10
_<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Gerechter Friede – statt: gerechter Krieg. Gerechter Friede mit <strong>der</strong> Erde – statt: Klimakollaps<br />
und hemmungslose Ausbeutung. Um es auf den Punkt zu bringen: Was wir dringend<br />
brauchen, ist die Alternative zur Gewalt!<br />
Der Krieg ist trotz aller an<strong>der</strong>s lautenden Beteuerungen als Mittel <strong>der</strong> Politik wie<strong>der</strong> salonfähig<br />
gemacht worden. An Rüstung und Krieg wird nach wie vor am hemmungslosesten<br />
verdient.<br />
Ein naiver Fortschrittsglaube herrscht ungebrochen, obwohl die Erde schon stöhnt und<br />
stinkt.<br />
Der Globalkapitalismus produziert immer mehr und effektiver, nur <strong>der</strong> Mensch wird<br />
krank da<strong>bei</strong>.<br />
Das Währungs- und Zinssystem sorgt unerbittlich dafür, dass die Reichen immer reicher<br />
und die Armen immer ärmer werden.<br />
Das Virus <strong>der</strong> Gewalt vermehrt sich rasant in den elektronischen Medien und Netzwerken<br />
wie in <strong>der</strong> Wirklichkeit.<br />
Unangefochtenes Macht- und Gewinnstreben als anerkannte Triebkräfte <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
trennen Menschen und Völker immer nachhaltiger.<br />
Das sind sie heute, die peccata mundi, die Sünden <strong>der</strong> Welt.<br />
Und wie steht es mit unserer festgefahrenen, durch Gier, Macht und Krieg und auch<br />
durch Ignoranz gegenüber dem Klimaschutz gefährdeten Welt, gibt es eine Alternative?<br />
Teil II <strong>der</strong> Friedlichen Revolution. Allerdings unter den erschwerten Bedingungen des<br />
Wohlstandes!<br />
Kirche ist auch hier wie<strong>der</strong> gefragt und gefor<strong>der</strong>t, sich angesichts nationaler und globaler<br />
Ausbeuter- und Unrechtsstrukturen einzumischen. Sie tut das schon in vielen Bereichen.<br />
Die Banken- und Finanzkrise zeigt, dass dieses Finanz- und Wirtschaftssystem nicht zukunftsfähig<br />
ist. Kosmetische Beschönigungen nutzen nichts. Das System kann nicht die<br />
Probleme beseitigen, die es selbst hervor bringt.<br />
Die Wurzelsünde des Globalkapitalismus, das hemmungslose Profitstreben und die Anstachelung<br />
<strong>der</strong> Gier, müssen überwunden werden.<br />
Eine Wirtschaftsform <strong>der</strong> „solidarischen Ökonomie“ ist zu entwickeln, die die JESUS-<br />
Mentalität des Teilens praktiziert: Teilen von Bildung, Ar<strong>bei</strong>t, Einkommen und<br />
Wohlstand, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch an erster Stelle steht, nicht Geld und Profit. Eine Wirtschaft<br />
also, die „die Würde des Menschen, das Gemeinwohl und die Solidarität in den<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> ökonomischen Aktivitäten stellt.<br />
Statt <strong>der</strong> wissenschaftlichen Höchstleistung „Marslandung“ wäre es eine noch größere<br />
Höchstleistung, Kriege zu ächten und das Verhungern von Menschen auf <strong>der</strong> Erde zu<br />
verhin<strong>der</strong>n.<br />
Ein neues Wirtschafts- und Finanzsystem wäre eine prima Alternative. Nicht nur ein<br />
Atemholen zwischen Krise und Krise.<br />
Leben und Glauben wäre eine prima Alternative für die übersättigten, leeren und gelangweilten<br />
Menschen <strong>der</strong> Wohlstandslän<strong>der</strong>. Wie sagt man’s ihnen, dass sie draufkommen?<br />
Schon Martin Luther stellte fest: Der Markt muss durch „Gesetz und Gewissen begrenzt“<br />
sein und den Menschen dienen, nicht umgekehrt, sonst wird <strong>der</strong> Mensch zur Ware.<br />
Mut zur Alternative – davon hängt es ab, ob wir zukunftsfähig sind! Mut zur Alternative.<br />
Vertrauen wagen, damit wir leben können! Amen<br />
Manfred Herrmann<br />
®<br />
11
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
_<br />
Auszug aus dem Aufruf von Friedrich Wilhelm III.<br />
„Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!"<br />
Des Königs langerwarteter Aufruf von 1813 hinkte <strong>der</strong> Realität hinterher<br />
Mit dem März 1813 beginnt <strong>der</strong> Aufstand des deutschen Volkes gegen die napoleonische<br />
Fremdherrschaft; das liegt jetzt 200 Jahre zurück. Am 20. März 1813 bringt die „Schlesische<br />
privilegirte Zeitung“ nach einer kurzen, an <strong>der</strong> Spitze stehenden Nachricht, dass „Se. Majestät<br />
<strong>der</strong> König mit dem Kaiser aller Reussen ein Off- und Defensiv-Bündnis abgeschlossen habe,<br />
den Aufruf des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen „An Mein Volk". Darin hieß es:<br />
12
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
_<br />
„Wir erlagen <strong>der</strong> Übermacht Frankreichs. Der Frieden, <strong>der</strong> die Hälfte meiner Untertanen Mir<br />
entriss, gab uns seine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst <strong>der</strong><br />
Krieg...Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermuth und Treulosigkeit vereitelt,<br />
und nur zu deutlich sahen wir, dass des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns<br />
langsam ver<strong>der</strong>ben mussten. Jetzt ist <strong>der</strong> Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über<br />
unsern Zustand aufhört...Es ist <strong>der</strong> letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere<br />
Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand; keinen an<strong>der</strong>n Ausweg gibt es, als einen<br />
ehrenvollen Frieden, o<strong>der</strong> einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegengehen,<br />
um <strong>der</strong> Ehre willen, weil ehrlos <strong>der</strong> Preuße und <strong>der</strong> Deutsche nicht zu leben vermag..."<br />
Friedrich Wilhelm III. trifft in Breslau ein<br />
Es ist das Fanal zu dem nun - endlich - beginnenden Befreiungskrieg. Der Aufruf trifft freilich<br />
auf ein Volk, das bereits aufgestanden ist. „Frisch auf mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen,<br />
hell aus dem Norden bricht <strong>der</strong> Freiheit Licht " dieses Lied Theodor Körners wurde bereits<br />
von den zahllosen jungen Leuten gesungen, die aus <strong>Brandenburg</strong>, Pommern, Westpreußen<br />
und natürlich aus <strong>der</strong> eigenen Provinz Schlesien nach Breslau strömten, um sich<br />
unter die preußischen Fahnen zu stellen. „Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen“,<br />
heißt es in dem Lied weiter, „Es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heil'ger Krieg! Recht, Sitte, Tugend,<br />
Glauben und Gewissen hat <strong>der</strong> Tyrann aus deiner Brust gerissen; errette sie mit deiner Freiheit<br />
Sieg".<br />
13
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Wenn da von einem „Kreuzzug", von einem „heiligen Krieg" die Rede ist, so befinden wir uns<br />
im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, in dem die Menschen Recht, Sitte, Tugend, Glauben und Gewissen noch<br />
ernst nehmen. Und Ehre. In <strong>der</strong> Tat, die Begeisterung <strong>der</strong> Jugend, die opferfreudige Anteilnahme<br />
des ganzen Volkes für die Befreiung aus Rechtlosigkeit und Unterdrückung, aus den<br />
Drangsalierungen und räuberischen Erpressungen frem<strong>der</strong> Besatzer, die sich alles erlauben<br />
zu dürfen meinten, waren so allgemein und so offenkundig, dass sie sogar den zögerlichen<br />
König mitrissen. Der hatte noch vor einem Jahr den Plan Gneisenaus zu einer Volkserhebung<br />
in Norddeutschland mit <strong>der</strong> Bemerkung zurückgegeben: „Niemand würde kommen. Gut - als<br />
Poesie". Jetzt aber hat auch <strong>der</strong> König Zutrauen.<br />
®<br />
_<br />
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gilt in <strong>der</strong> Historiographie überwiegend als zögernd,<br />
entschlusslos und am Althergebrachten festhaltend. Moralisch vorbildlich und durchaus guten<br />
Willens, hatte er das Unglück, in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> französischen Revolution und <strong>der</strong> Napoleonischen<br />
Kriege regieren zu müssen. Außenpolitisch strikt neutral, trat Preußen 1806 überstürzt<br />
und damit allein in den Krieg gegen Napoleon, in dem es nicht nur durch die schlechte<br />
Führung <strong>der</strong> Armee und die dann rasch einsetzenden Nie<strong>der</strong>lagen (Jena und Auerstedt), die<br />
Kapitulationen <strong>der</strong> meisten seiner Feldverbände und seiner Festungen, son<strong>der</strong>n auch durch<br />
die Mängel <strong>der</strong> Staatsverwaltung völlig zusammenbrach. Die wenigen Wi<strong>der</strong>stand leistenden<br />
Festungen - vor allem Kolberg, Graudenz, Kosel und Glatz - und die Leistungen <strong>der</strong> geringen<br />
preußischen Truppenverbände <strong>bei</strong> Preußisch-Eylau retteten zwar die Ehre Preußens, das<br />
Land aber war nie<strong>der</strong>geworfen. Es hatte mit dem Frieden von Tilsit Bedingungen akzeptieren<br />
müssen, die seine Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit vernichteten. Allerdings zeigte<br />
Friedrich Wilhelm Einsicht und Selbstverleugnung, als er jene Männer in einflussreiche Positionen<br />
stellte, die auf Reformen drängten und diese auch in geradezu atemberaubendem<br />
Tempo durchführten (die Bauernbefreiung, die Selbstverwaltung <strong>der</strong> Städte, die Öffnung des<br />
Offizierskorps für Bürgerliche, die Gleichstellung von Adel und Bürgertum im Recht auf<br />
Landbesitz, die Gewerbefreiheit und die bürgerliche Gleichstellung <strong>der</strong> Juden).<br />
Einer <strong>der</strong> erbittertsten Gegner dieser Stein-Hardenbergschen Reformen, Friedrich August<br />
Ludwig v. d. Marwitz, <strong>der</strong> für seine Gegnerschaft sogar einige Wochen in Festungshaft genommen<br />
worden war und <strong>der</strong> Friedrich Wilhelm III. mit Respekt, aber nicht mit Zuneigung<br />
gegenüberstand, hat uns in seinen bekannten Memoiren ein Zeugnis über diesen König hinterlassen,<br />
das allerdings ein ganz an<strong>der</strong>es Licht auf ihn wirft: Der König habe 1807 in einem<br />
Gespräch mit ihm, dem um Jahre jüngeren Rittmeister, freimütig zugegeben, all die gravierenden<br />
Fehler im Feldzug von 1806 gekannt zu haben, ihm aber auf dessen kecke Frage, warum<br />
er es dann nicht besser gemacht habe, vorgestellt, ob es denn zu verwun<strong>der</strong>n wäre,<br />
wenn man sich selbst nicht für klüger hielte als alle übrigen Menschen, wenn man so viele<br />
ältere und erfahrenere Leute um sich hätte, die schon ihren Ruhm bewährt hätten.<br />
Sein Zögern aber hatte noch einen an<strong>der</strong>en Grund, den <strong>der</strong> Historiker Otto Hintze in seinem<br />
umfassenden Geschichtswerk von 1915 benannte: Im Gegensatz zu <strong>der</strong> „Patriotenpartei" um<br />
Stein, Scharnhorst, Gneisenau, Boyen und Clausewitz, Arndt und Schleiermacher, die schon<br />
in den Krisen von 1808, 1809 und 1811 für den Aufstand plädierten, weil sie an die Kraft des<br />
ganzen deutschen Volkes glaubten, hielt sich <strong>der</strong> König an die politischen Gegebenheiten –<br />
14
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Preußen war fest in <strong>der</strong> Hand des französischen Eroberers und dessen Armee und <strong>der</strong> Erfolg<br />
einer Erhebung höchst zweifelhaft, <strong>der</strong> endgültige Untergang Preußens dann aber auch gewiss.<br />
Nach <strong>der</strong> Anschauung <strong>der</strong> Patrioten sollte sich Preußen für die deutsche Sache einsetzen<br />
und notfalls auch opfern; <strong>der</strong> König aber dachte folgerichtig zuerst an den Weiterbestand<br />
Preußens.<br />
®<br />
_<br />
Jetzt aber, am 17. März 1813, erließ dieser König den Aufruf „An Mein Volk". Jetzt waren die<br />
Bedingungen herangereift, in denen <strong>der</strong> Kampf gewagt werden konnte, aber eben gewagt.<br />
Nicht allein, dass je<strong>der</strong> Krieg ein Wagnis bleibt; im März 1813 war <strong>der</strong> zugesagte militärische<br />
Beistand Russlands noch sehr unzulänglich (trotz des Bündnisvertrages, aber das hatte wir<br />
schon oft), waren <strong>der</strong> notwendige Eintritt Österreichs in das Bündnis und die Unterstützung<br />
Englands noch ungewiss. Friedrich Wilhelm hatte sich mit <strong>der</strong> Kriegserklärung an Frankreich<br />
in einer solchen Situation wissentlich auf glattes Eis begeben.<br />
Die Patriotenpartei freilich sah sich damals im Aufwind. Für sie und für die entstandene breite<br />
Volksbewegung verbanden sich Preußisches und Deutsches zur Einheit. Ging es doch nicht<br />
allein um die Überwindung des Elends <strong>der</strong> Fremdherrschaft, son<strong>der</strong>n positiv um die Einheit<br />
und Freiheit ganz Deutschlands. „Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen!" Und es war<br />
kein leeres Wort, wenn <strong>der</strong> Aufruf des Königs auch an die persönliche Ehre appellierte.<br />
Es ist allerdings 200 Jahre her, dass mit gutem Recht behauptet werden konnte, <strong>der</strong> Deutsche<br />
könne ehrlos nicht leben. Wie weit haben wir uns doch von unseren Wurzeln entfernt!<br />
Hans Sima<br />
Ein Grabkreuz an <strong>der</strong> Kirche von Criewen<br />
(Nationalpark Unteres O<strong>der</strong>tal) erinnert an<br />
Pfarrer Carl Friedrich Ludwig Michaelsen,<br />
<strong>der</strong> hier von 1802 bis 1826 seines geistlichen<br />
Amtes waltete. 1807 ließ er 500 preußische<br />
Soldaten verstecken, verpflegen und über die<br />
O<strong>der</strong> bringen, um sie vor <strong>der</strong> Gefangennahme<br />
durch Napoleonische Truppen zu schützen.<br />
Für seinen ehrenvollen Wi<strong>der</strong>stand gegen die<br />
französische Besatzungsmacht erhielt er von<br />
König Friedrich Wilhelm III. das Goldene Zivilehrenzeichen 1. Klasse.<br />
15
Leserbriefliches<br />
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Winterliche O<strong>der</strong>-Impressionen<br />
_<br />
Von einem Ausflug an die winterliche O<strong>der</strong> schicke ich Ihnen diese stimmungsvollen Bil<strong>der</strong>,<br />
verbunden mit einem Dankeschön für Ihre monatlichen Preußen-Briefe, die ich gern lese.<br />
Natürlich vergesse ich nicht, daran zu erinnern, dass Friedrich <strong>der</strong> Große das O<strong>der</strong>bruch trockenlegte.<br />
Matthias Lehmann, Prenzlau<br />
Mit wie viel Maß wird in <strong>der</strong> Bundesrepublik gemessen?<br />
Dass Bundespräsident Wulff mit oft billigen Tricks und fadenscheinigen Vorwürfen aus dem<br />
Amt gefegt wurde, hat nicht nur meinen Unmut erregt. So geht man nicht, zumal vor aller<br />
Welt, mit einem Menschen um. Schon gar nicht mit dem höchsten Repräsentanten Deutschlands.<br />
Einer <strong>der</strong> hanebüchenen Vorwürfe lautete, er habe mit einem Anruf an einen ihm bekannten<br />
Chefredakteur die Medienfreiheit zu gängeln versucht und damit gegen Recht und<br />
Ordnung verstoßen. Zeitungen, Fernsehsen<strong>der</strong> und Radiostationen wurden <strong>der</strong> Vorwürfe<br />
nicht müde. Dagegen blieben sie merkwürdig o<strong>der</strong> bezeichnend still, als <strong>der</strong> von ihnen zum<br />
Bundespräsident <strong>der</strong> Herzen Hochstilisierte jetzt öffentlich an Medien negative Zensuren<br />
verteilte: Ihm habe ihre Berichterstattung über seine Begegnung mit Freunden und Verwandten<br />
von Mordopfern mutmaßlich <strong>der</strong> NSU-Gruppe missfallen. 5 – setzen?<br />
Ein weiteres Beispiel: Gegen den Linken-Fraktionsvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten<br />
Gysi werden staatsanwaltliche Ermittlungen geführt, weil er eine falsche eidesstattliche<br />
Versicherung im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Stasi abgegeben haben soll. Dagegen finden im<br />
folgenden Beispiel seit Jahr und Tag keine staatsanwaltlichen Ermittlungen statt: Herr Gauck<br />
hat als damaliger Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes <strong>der</strong><br />
ehemaligen DDR am 19. Mai 2000 öffentlich in <strong>der</strong> Wochenzeitung „freitag“ ebenfalls eine<br />
eidesstattliche Versicherung abgegeben: Er habe „zu keinem Zeitpunkt bewusst… mit dem<br />
Staatssicherheitsdienst zusammengear<strong>bei</strong>tet". Das ist wohl durch den Bericht eines Stasi-<br />
Hauptmanns (siehe Zeitung „Die Welt“ vom 23. April 1991) wi<strong>der</strong>legt worden. Darin erklärt<br />
<strong>der</strong> MfS-Mann u. a.: „Weiterhin wurde in diesem Zusammenhang Gauck gedankt für seine<br />
Initiativen, für seine langfristig gute Zusammenar<strong>bei</strong>t und Durchführung des Kirchentages…“.<br />
Bei Gysi überschlagen sich die Medien, <strong>bei</strong> Gauck wird fest geschwiegen. Aber sagt nicht<br />
unser Grundgesetz im Artikel 3: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“?<br />
Steffi Hanke, Rostock<br />
16
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
_<br />
Königin Luises letzte Fahrt<br />
Als Preußen-König Friedrich Wilhelm III. vor 200 Jahren das<br />
Eiserne Kreuz stiftete, datierte er die am 20. März 1813 in<br />
<strong>der</strong> „Schlesischen privilegirten Zeitung“ abgedruckte Stiftungsurkunde<br />
auf den 10. März vor, auf den Geburtstag<br />
seiner 1810 verstorbenen Gemahlin Luise. Er verlieh ihr<br />
den Orden postum, was in offiziellen Statistiken nicht verzeichnet<br />
ist. Luise Auguste Wilhelmine Amalie Herzogin zu<br />
Mecklenburg wurde am 10. März 1776 in Hannover geboren<br />
und starb am 19. Juli 1810 auf Schloss Hohenzieritz als<br />
Königin von Preußen. Gedenkstätten säumen ihren letzten<br />
Weg vom mecklenburgischen Schloss nach <strong>Berlin</strong>. Dort<br />
wurde sie drei Tage im Hohenzollernschloss aufgebahrt<br />
und am 30. Juli im <strong>Berlin</strong>er Dom <strong>bei</strong>gesetzt. Ihre letzte Ruhestätte<br />
fand sie am 23. Dezember 1810 in einem Mausoleum<br />
im Park des Schlosses <strong>Berlin</strong>-Charlottenburg.<br />
Königin Luise<br />
Das Sterbezimmer als Gedenkstätte im Schloss<br />
Hohenzieritz. Aufnahme von 1910<br />
Gedenkstein nahe Fürstenwalde…<br />
…an <strong>der</strong> B 96. Hier, an <strong>der</strong> Zollstation <strong>der</strong> damaligen Grenze zwischen Mecklenburg und <strong>Brandenburg</strong>,<br />
wurden die Pferde des Trauerzuges gewechselt. Inschrift an einer Seite: „Sie war die<br />
Zierde <strong>der</strong> Frauen, <strong>der</strong> Jugend leuchtendes Vorbild“. In <strong>der</strong> Nacht zum 26. Juli 1810 wurde <strong>der</strong><br />
Sarg auf dem Neuen Markt zu Gransee aufgebahrt. Schinkel schuf das am 19. Oktober 1811 aufgestellte<br />
Denkmal (unten links) und Rauch die Skulptur im Mausoleum Charlottenburg.<br />
17
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Patrioten-Passagen<br />
JOHANN GOTTFRIED SEUME<br />
An das deutsche Volk<br />
Im Jahre 1810<br />
_<br />
…Trennung, Eigennutz und Knechtswuth haben<br />
Allen öffentlichen Sinn begraben,<br />
Dass <strong>der</strong> Deutsche nur in Horden lebt;<br />
Und dass dummheitstrunken tiefe Horden<br />
Um die Wette sich für Fremde morden,<br />
Dass die mild’re Menschheit weint und bebt…<br />
Offen stehn dem Untergang die Thüren,<br />
Und wir prunken mit den Krebsgeschwüren,<br />
Die ein Rachegeist uns zürnend schlug.<br />
Unsre Werke sind nur Völkerfrohnen,<br />
Und wir sind ein Spott <strong>der</strong> Nationen,<br />
Kaum zu Satelliten gut genug.<br />
Frommen sind dies Gottes Strafgerichte,<br />
Weisen unsers alten Unsinns Früchte;<br />
Wo <strong>der</strong> Eigennutz das Blutrecht hielt,<br />
Wo zur Schmach und Schande seiner Würde,<br />
Wer nur kann, sich losreißt von <strong>der</strong> Bürde<br />
Und den allgemeinen Beitrag stiehlt…<br />
Hass und Spaltung herrscht in unsern Stämmen,<br />
Einheit nur kann das ver<strong>der</strong>ben hemmen,<br />
Und die Einheit flieh’n wir, wie die Pest.<br />
Eh’ man öffentlich, was recht ist, ehret,<br />
Jauchzet man, wenn Gau den Gau verheeret,<br />
Und die Volksschmach wird ein Freudenfest.<br />
Unsre Edlen suchen fremde Ketten,<br />
Wer soll nun das Vaterland erretten?<br />
Je<strong>der</strong> theilt sich gierig in den Raub.<br />
Wo <strong>der</strong> blinde Eigennutz gebietet,<br />
Wo man für Obolen Söldner miethet,<br />
Bleibt man für den Ruf <strong>der</strong> Ehre taub.<br />
Gleich den Thoren, die nach Schande dürsten,<br />
Blicken in die Wette unsre Fürsten<br />
Stolz auf Knechtschaft, hin in’s fremde Land;<br />
Kriechen dort in dem Clienten-Heere,<br />
Haschen gierig nach Satrapen-Ehre,<br />
Wo man Ihnen ihre Fesseln wand.<br />
Halbe Männer, die vor wenig Jahren<br />
Nullen noch in ihrem Volke waren,<br />
Treiben Deutsche mit dem Eisenstock.<br />
Spott ist nun des Vaterlandes Weise<br />
Und mit Zähneknirschen sinken Greise,<br />
Zeugen beßrer Zeiten, in das Grab.<br />
Werden unsre aufgehäuften Sünden<br />
Nicht vielleicht noch einen Heiland finden?<br />
O<strong>der</strong> soll das Glück den Vormund seyn?<br />
Wen noch jetzt ein edler Zorn beweget,<br />
Wem noch reines Blut im Herzen schläget,<br />
Halt es fluthend, heilig, heiß und rein!<br />
Blicke, Genius des Vaterlandes,<br />
Mit dem Licht gemeineren Verstandes<br />
Auf die Hohen und das Volk herab,<br />
Dass wir Einheit, Freiheit, Recht erwerben,<br />
O<strong>der</strong> all die Geschwächten sterben,<br />
Und die Weltgeschichte gräbt das Grab.<br />
JOHANN JOSEPH GÖRRES<br />
Es geht ein Geist <strong>der</strong> Verwesung in unserem Staatsgebäude um; wie in alten Ruinen hört man an<br />
Wänden und Grundfesten jenes leise Knistern, als nage vornehmlich <strong>der</strong> Zahn <strong>der</strong> Zeit an ihrem Bau;<br />
Tragpfeiler bersten, Steine schürren herab, Mauern rücken, und nur <strong>der</strong> grüne Efeu, <strong>der</strong> sie umrankt,<br />
hält sie notdürftig noch zusammen. Nur die Masse, mit dem Urfels, aus dem sie gehauen, immer<br />
noch in geheimem Zusammenhang und mit ihm im gemeinsamen Naturleben unverwüstlich lebend…ist<br />
noch gesund und zu einer Gestaltung wohl empfänglich.<br />
(Aus: Deutschland und die Revolution“, 1819)<br />
18
Preußische Daten<br />
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
_<br />
2.März 1873 (vor 140 Jahren): Die nach Plänen von August Orth errichtete Zionskirche in <strong>der</strong><br />
ehemaligen Rosenthaler Vorstadt im <strong>Berlin</strong>er Ortsteil Mitte wird eingeweiht. Sie war Wirkungsstätte<br />
u. a. von Dietrich Bonhoeffer.<br />
3.März 1813 (200): Russische Truppen schließen die Festung und Stadt Spandau ein, die von<br />
napoleonischen Truppen besetzt gehalten wird.<br />
3.März 1888 (125): Mit dem Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse auch einem Laienpublikum<br />
zugänglich zu machen, gründet sich auf Initiative des Astronomen Max Wilhelm Meyer und<br />
des Sternwartendirektors Wilhelm Julius Foerster die wissenschaftliche <strong>Gesellschaft</strong> Urania.<br />
Sie finanziert sich durch Aktien, u. a. erwarb Werner Siemens Aktien im Wert von 10 000<br />
Mark.<br />
4.März 1813 (200): Die französische Garnison unter Marschall Nicolas-Charles Oudinot verlässt<br />
<strong>Berlin</strong> durch das im Süden gelegene das Hallesche Tor, während gleichzeitig die russische<br />
Avantgarde unter Fürst Repnin durch das Oranienburger Tor in die Stadt einmarschiert.<br />
Die fliehenden Franzosen werden von Kosaken verfolgt.<br />
6.März 1873 (140): Die <strong>Berlin</strong>er Stadtverordnetenversammlung beschließt die allgemeine<br />
und systematische Kanalisation <strong>Berlin</strong>s nach Plänen des Ingenieurs James Hobrecht. Er unterteilte<br />
die Stadt in zwölf unabhängige<br />
Kanalsysteme und installierte Pumpwerke<br />
an den jeweils tiefsten Punkten. Von ihnen<br />
aus wurden die Abwässer auf Rieselfel<strong>der</strong><br />
außerhalb <strong>der</strong> Stadt geleitet.<br />
7.März 1883 (130): Kaiser Wilhelm I. gibt<br />
das Blücherschen Husarenregiments an den<br />
Prinzen von Wales, den späteren König Edward<br />
VII.<br />
8.März 1708 (305): Das etwa 25 Meter lange<br />
und 7 Meter breite Prunkschiff "Liburnica",<br />
das sich Preußen-König Friedrich I. in<br />
Amsterdam bauen ließ, trifft in <strong>Berlin</strong> ein.<br />
Es glich äußerlich den holländischen breiten<br />
Bojer-Jachten, getakelt einer russischen<br />
Ketsch mit Gaffelsegeln.<br />
9.März 1888 (125): Tod von Kaiser Wilhelm<br />
I.; Kaiser Friedrich III. übernimmt todkrank<br />
das Szepter für 99 Tage, dann stirbt er. Ihm<br />
folgt Kaiser Wilhelm II. auf den Thron, den<br />
er 1918 verliert. 1888 gilt als Drei-Kaiser-Jahr.<br />
Die prächtige Liburnica ankert in <strong>Berlin</strong><br />
10. März 1813 (200): Stiftung des Eisernen Kreuzes. 1863 folgt das Gesetz über die Gewährung<br />
eines Ehrensoldes an die Inhaber des Eisernen Kreuzes aus den Jahren 1813 bis 1815.<br />
12.März 1658 (355): Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm for<strong>der</strong>t per Dekret die „Advocaten<br />
und Partheyen“ auf, den „Cammer-Gerichts-Räthen gebührenden Respect“ zu erweisen<br />
„und in <strong>der</strong> Audientz-Stube nicht auf- und nie<strong>der</strong> zu gehen“.<br />
19
_<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
15.März 1813 (200): Treffen Zar Alexan<strong>der</strong>s I. von Russland mit König Friedrich Wilhelm III.<br />
in Breslau. Einen Tag später erfolgt die preußische Kriegserklärung an Napoleon.<br />
16.März 1813 (200): Festgottesdienst zur Segnung <strong>der</strong> gegen den Feind ausziehenden Truppen<br />
in Breslau<br />
16.März 1888 (125): Trauerfeier für den am 9. März verstorbenen Kaiser Wilhelm I. im <strong>Berlin</strong>er<br />
Dom. Der Leichnam wird im Mausoleum des Charlottenburger Parks <strong>bei</strong>gesetzt. Die <strong>Berlin</strong>er<br />
bildeten während <strong>der</strong> Überführung Spalier bis nach Charlottenburg.<br />
17. März 1813 (200): Mit dem Aufruf „An Mein Volk“ wendet sich <strong>der</strong> preußische König<br />
Friedrich Wilhelm III. nach langem Zögern am 17. März 1813 in Breslau (veröffentlicht am<br />
20.März in <strong>der</strong> „Schlesischen privilegirten Zeitung“) an seine Untertanen, „Preußen und<br />
Deutsche“, und bittet um Unterstützung für den Kampf gegen Kaiser Napoleon I., zu dem er<br />
sich mit Russland verbündet hatte.<br />
17.März 1813 (200): General Johann David Ludwig Yorck von Wartenberg zieht – trotz frenetischen<br />
Jubels <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er unbewegten Gesichtes - mit seinem Korps in <strong>Berlin</strong> ein.<br />
18. März 1848 (165): Revolutionäre Barrikadenkämpfe in <strong>Berlin</strong>. (Siehe Anhang)<br />
19.März 1888 (125): Der Reichstag beschließt die Errichtung eines Nationaldenkmals für Kaiser<br />
Wilhelm I. an <strong>der</strong> Westseite des Hohenzollernschlosses. Das Reiterstandbild von Reinhold<br />
Begas wurde am 27.März 1897 enthüllt und 1949/1950 abgetragen. Zwei Löwengruppen<br />
des Denkmals befinden sich im Tierpark <strong>Berlin</strong>, eine<br />
<strong>der</strong> Adlerfiguren ist im Besitz des Märkischen Museums.<br />
An <strong>der</strong> Stelle des ehemaligen Nationaldenkmals<br />
soll ein zentrales Freiheits- und Einheitsdenkmal zur<br />
deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung von 1989/90 entstehen.<br />
Viele erkennen im Modell eine überdimensionierte<br />
Obstschale (Volksmund: Ost-Bananenträger)<br />
bzw. eine Wippe (Volksmund: Klappt's o<strong>der</strong> klappt's<br />
nicht?).<br />
20.März 1853 (160): Die 1845 als antikirchliche Protestbewegung<br />
innerhalb des Katholizismus gebildete<br />
Freireligiöse Gemeinde <strong>Berlin</strong> - sie trug zunächst die<br />
Bezeichnung Deutsch-Katholische Gemeinde bzw.<br />
Christlich-Katholische Gemeinde - zelebriert mit acht<br />
Knaben und sechs Mädchen eine Jugendweihe.<br />
20.März 1873 (140): In Anwesenheit von Kaiser Wilhelm<br />
I. wird die 130 Meter lange Kaisergalerie ihrer<br />
Die Kaisergalerie (Passage)<br />
®<br />
Bestimmung übergeben. Die als Passage bezeichnete<br />
Laden- und Restaurantstraße führt vom Boulevard<br />
Unter den Linden in gebrochener Linie zur Friedrich-/Ecke Behrenstraße. Das Publikum durfte<br />
sie ab Kaisers Geburtstag am 22.März betreten. Zur Attraktion gehörte Castans Panoptikum.<br />
In Guckkästen waren plastische Bil<strong>der</strong> aus fremden Län<strong>der</strong>n, von Schlachten und Katastrophen<br />
zu sehen. Großes Interesse erregten Darstellungen des menschlichen Körpers,<br />
die von Damen und Herren nur getrennt voneinan<strong>der</strong> besichtigt werden durften. Außerdem<br />
enthielt das Panoptikum ein Wachsfigurenkabinett von Größen <strong>der</strong> Politik ebenso wie von<br />
weltbekannten Verbrechern.<br />
20
®<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
_<br />
Schneemassen auf <strong>der</strong> Köpenicker Schloßinsel – wie idyllisch!<br />
Schneeberge in <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Innenstadt – wie schrecklich…<br />
20.März 1888 (125): <strong>Berlin</strong> leidet seit 61 Tagen unter <strong>der</strong> Last ungewöhnlicher Schneemengen.<br />
Zweitausend Lastwagen und fünfhun<strong>der</strong>t Ar<strong>bei</strong>ter sind fünfunddreißig Tage damit beschäftigt,<br />
die ungeheuren Schneemassen aus <strong>der</strong> Stadt zu schaffen. Bis zwei Meter hohe<br />
Schneeberge säumten die Straßen<br />
23.März 1813 (200): Prinzessin Marianne von Preußen ruft die Frauen im preußischen Staat<br />
zur Gründung eines ''Frauenvereins zum Wohle des Vaterlandes'' auf.<br />
23.März 1888 (125): <strong>Berlin</strong>s Polizeipräsident Bernhard Ludwig Eduard Freiherr von Richthofen<br />
warnt die <strong>Berlin</strong>er vor dem Verzehr mangelhaft untersuchten Schweinefleischs.<br />
24.März 1783 (230): Königliches Edikt gestattet Frauen Handwerkstätigkeit.<br />
25.März 1528 (485): Kurfürstin Elisabeth, Gemahlin Joachims I. Nestor, wegen ihres evangelischen<br />
Glaubens hart bedrängt, flüchtet von <strong>Berlin</strong> nach Sachsen.<br />
25.März 1848 (165): Der <strong>Berlin</strong>er Magistrat beschließt Maßnahmen zur Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> größten<br />
Not, als sich die Zahl <strong>der</strong> Notstandsar<strong>bei</strong>ter mehr als verdreifacht hatte. So werden<br />
Schulgeld- und Mietschulden erlassen.<br />
27.März 1888 (125): Unter großem Beifall trägt <strong>der</strong> Schauspieler Wirth vom Deutschen Theater<br />
im dramatischen Verein das patriotische Gedicht „Kaiser Wilhelms Begegnung mit dem<br />
Veteranen Wille im Himmel“ von Otto Mylius vor.<br />
30.März 1763 (250): König Friedrich II. kehrt am späten Abend nach Beendigung des Siebenjährigen<br />
Krieges in Begleitung von Herzog Ferdinand von Braunschweig und General von Lentulus<br />
in seine Residenz <strong>Berlin</strong> zurück. Er meidet einen jubelnden Empfang <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er, indem<br />
er auf Umwegen zum Schloss kutschiert. „Zu jubeln ziemt nicht, kein Triumf wird sein“,<br />
heißt es <strong>bei</strong> Stefan George.<br />
31.März 1798 (215): Der Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso (Louis Charles<br />
Adélaide de Chamisso) wird zum Fähnrich <strong>bei</strong>m Regiment von Götze in <strong>Berlin</strong> ernannt.<br />
21
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Anhang zur Märzrevolution von 1848<br />
®<br />
_<br />
Heiße März-Tage in <strong>Berlin</strong><br />
Das Volk ging auf die Barrikaden -<br />
<strong>der</strong> König zog vor den Opfern seinen Hut<br />
Was Arnulf Baring 2002 for<strong>der</strong>te, war im März 1848 harte Realität<br />
Als belesener Mann hätte Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, wachsam sein müssen:<br />
„Hüte dich vor den Iden des März“ hatte Wahrsager Spurinna den römischen Diktator Julius<br />
Cäsar gewarnt. Der winkte ab. Doch 23 Dolchstöße streckten den Tyrannen am 15. März 44<br />
v. Chr. nie<strong>der</strong>. 1892 Jahre später nahm das preußische Imperatorchen Friedrich Wilhelm IV.<br />
die Warnzeichen <strong>der</strong> März-Iden ebenfalls nicht ernst: Paris hatte den König verjagt und die<br />
Republik ausgerufen, Fürst Metternich floh in Panik aus Wien, in Budapest proklamierte Petöfi<br />
die Selbständigkeit Ungarns. Und auch in Krakau, Prag, Mailand und Venedig stand das<br />
Volk auf. Europa bebte im Sturm, <strong>Berlin</strong> brodelte und explodierte drei Tage nach den Iden<br />
des März. Was dann passierte, ließ den da<strong>bei</strong> zwar nicht verblichenen, doch erbleichten König<br />
später zu seinem Biographen Leopold Ranke sagen: „Damals lagen wir alle auf dem Bauche.“<br />
Schauen wir uns an, was sich vor 165 Jahren in den Straßen <strong>der</strong> Residenz ereignete und was<br />
sich im Schloss tat. Vorausgeschickt sei die Frage: Wie steht es um aktuelle Parallelen?<br />
Viele meinen, es kracht seit langem im politischen und gesellschaftlichen Gebälk <strong>der</strong> Repu-<br />
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_<br />
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
blik. Immerhin for<strong>der</strong>te Historiker und Publizist Professor Dr. jur. Arnulf Baring bereits November<br />
2002 in einem Beitrag für die F.A.Z.: „Bürger, steigt auf die Barrikaden!“ Gegen einen<br />
bürokratischen Apparat, <strong>der</strong> „seinen Staat“ lenkt „ohne klare ordnungspolitische Vorstellungen,<br />
ohne je die Welt gesehen zu haben, ohne je eigene Erfahrungen im Wirtschaftsleben machen<br />
zu müssen: eine drohnenhafte Herrschaftskaste“… „Uns lähmt die Leisetreterei und Verantwortungsscheu<br />
<strong>der</strong> <strong>bei</strong>den Großparteien <strong>der</strong> Mitte.“ So wie bisher gehe es auf keinen Fall<br />
weiter. „Die Situation ist reif für einen Aufstand gegen das erstarrte Parteiensystem. Ein massenhafter<br />
Steuerboykott, passiver und aktiver Wi<strong>der</strong>stand, empörte Revolten liegen in <strong>der</strong><br />
Luft…! „Wir dürfen nicht zulassen, dass alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten.<br />
Alle Deutschen sollten unsere Leipziger Landsleute als Vorbil<strong>der</strong> entdecken, sich ihre Parole<br />
zu eigen machen: Wir sind das Volk!“<br />
Fürwahr starke Worte - noch vor <strong>der</strong> weiter gärenden Finanz- und Wirtschaftskrise, noch vor<br />
horrenden Mieterhöhungen, massiv steigenden Energiekosten und Abzockerei auf allen Ebenen.<br />
In ebenfalls krisengeschüttelten EU-Bru<strong>der</strong>staaten gingen die Bürger auf die Barrikaden. Bei uns<br />
beschäftigt sich die Öffentlichkeit mit Altherren-Scherzchen und Spuren von Pferdefleisch. Der<br />
deutsche Michel räsoniert bestenfalls inwendig o<strong>der</strong> am Stammtisch. Vielleicht gibt es einen<br />
Ruck, wenn eintrifft, wovor Philipp Bagus, Professor für Volkswirtschaft und Experte für Geldund<br />
Konjunkturtheorie, warnt: vor <strong>der</strong> geplanten Bankenunion. Mit ihr würde Deutschland für<br />
die Südbanken haften, die mit 18,1 Billionen Euro Bankschulden zu Buche stehen. „Dieser Vorgang<br />
musste natürlich verschleiert werden. Und so wurde die Nebelkerze <strong>der</strong> gemeinsamen Bankenaufsicht<br />
gezündet.“ Sein beängstigendes Fazit: „Durch die Bankenunion droht etwas Größeres<br />
als <strong>der</strong> deutsche Staatsbankrott: <strong>der</strong> deutsche Volksbankrott.“<br />
®<br />
Doch zurück in die Barrikadenzeit.<br />
Preise und Ar<strong>bei</strong>tslosenzahlen stiegen erbarmungslos<br />
<strong>Berlin</strong> zählte 1848 mehr als 400.000 Einwohner. Ein unterbrochener Zuzug von Mittellosen<br />
sowie zunehmende Mechanisierung führten zu einer hohen Ar<strong>bei</strong>tslosenquote. Die soziale<br />
Lage <strong>der</strong> unteren Schichten war katastrophal.<br />
Als unter diesen Umständen raffgierige Händler<br />
1847 auf dem Gendarmenmarkt mit fadenscheinigen<br />
Begründungen die Metze Kartoffeln<br />
(ungefähr fünf Pfund) um das Drei- bis Vierfache<br />
verteuerten, hob das erste Grollen <strong>der</strong> Revolution<br />
an. Aus Frauenmün<strong>der</strong>n. Unter<br />
gar nicht zarten Händen barsten Fässer und<br />
zerrissen Säcke. Taschen füllten sich mit unbezahlten<br />
Kartoffeln und Brot. Steine flogen, Rufe<br />
nach „Revolution“ erklangen. Oberbürgermeister<br />
Heinrich Wilhelm Krausnick nahm Partei. Es<br />
Kartoffel-Revolution von 1847<br />
komme jetzt „auf die Schutzgewährung für die<br />
besitzende gegen die besitzlose Klasse" an.<br />
Erneute Preissteigerungen und zunehmende Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit verschärften Anfang März 1848<br />
die Lage. So warf die Maschinenfabrik Borsig weitere 400 Ar<strong>bei</strong>ter auf die Straße. Vielen<br />
23
Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
klang wie Hohn in den Ohren, als Friedrich Wilhelm IV. in einer Ansprache am 5. März pathetisch<br />
ausrief: „Schart Euch, wie eine eherne Mauer, in lebendigem Vertrauen um Euren König,<br />
um Euren besten Freund..., um <strong>der</strong> Welt zu zeigen, dass in Preußen <strong>der</strong> König, das Volk<br />
und das Heer dieselben sind von Geschlecht zu Geschlecht."<br />
®<br />
_<br />
Friedrich Wilhelm IV. und Kartätschenprinz Wilhelm (rechts). Bei<strong>der</strong> Mutter war Luise, die<br />
Gemahlin von Friedrich Wilhelm III.<br />
Mehr als 10 000 <strong>Berlin</strong>er strömten am 13. März 1848, einem Ar<strong>bei</strong>tstag, zum Tiergarten und<br />
postulierten ihre bürgerlich-demokratischen For<strong>der</strong>ungen an seine Majestät. Zurückkehrende<br />
Teilnehmer wurden am <strong>Brandenburg</strong>er Tor von Kürassieren angegriffen. Auf dem Schlossplatz<br />
ging Infanterie mit gefälltem Bajonett gegen Demonstranten vor. Die Unruhe unter den<br />
<strong>Berlin</strong>ern wuchs. Bei Zusammenstößen zwischen Soldaten und Bürgern wurde <strong>der</strong> neunzehnjährige<br />
Kupferschmiedelehrling Carl August Wagner vom Militär erschossen. Er war <strong>der</strong><br />
erste Tote <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Märzrevolution. Bis zum 16. März standen insgesamt zwanzig Tote<br />
und 150 Verwundete zu Anklagebuche.<br />
Bürgerversammlungen berieten, wie man sich bewaffnen könne und wie volksfeindliche<br />
Minister zu stürzen seien. Vier modifizierte For<strong>der</strong>ungen sollten dem König am 18. März unterbreitet<br />
werden:<br />
• Abzug des Militärs;<br />
• Einrichtung einer bewaffneten Bürgergarde;<br />
• Gewährung <strong>der</strong> Pressefreiheit;<br />
• Einberufung des Vereinigten Landtages.<br />
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Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
In den Mittagsstunden des 18. März versammelten sich Tausende auf dem Schlossplatz. Gegen<br />
14 Uhr zeigte sich Friedrich Wilhelm IV. auf dem Balkon. Beifall wich Zornesrufen, als die<br />
Menge das im Schlosshof aufgestellte Militär erblickte. Betrug, Verrat! Angesichts <strong>der</strong> wütenden<br />
<strong>Berlin</strong>er befahl <strong>der</strong> Monarch dem kommandierenden General des Gardecorps, Generalleutnant<br />
Karl Ludwig von Prittwitz, mit <strong>der</strong> Kavallerie den Schlossplatz zu räumen, um<br />
„dem dort herrschenden Skandal ein Ende zu machen". Dragoner und Infanterie vertrieben<br />
die <strong>Berlin</strong>er vom Schlossplatz. Da<strong>bei</strong> fielen Schüsse. Die unbewaffneten <strong>Berlin</strong>er fassten diese<br />
Schüsse als Signal zum Angriff gegen sie auf. Der offene Kampf entbrannte. Binnen kurzer<br />
Frist entstanden in <strong>der</strong> Stadt mehr als 1 000 Barrikaden.<br />
®<br />
_<br />
Einer von den spontanen Rebellen war <strong>der</strong> damals 29<br />
Jahre alte Theodor Fontane. Er verließ seinen Ar<strong>bei</strong>tsplatz,<br />
die Jungschen Apotheke Neue König-/Ecke<br />
Georgenkirchstraße, und eilte zur Georgenkirche, um<br />
mit dem Sturmläuten zu beginnen. Er besorgte sich<br />
ein altes Theatergewehr für den Kampf.<br />
In <strong>der</strong> Friedrichstraße sollte ein tiefgestaffeltes Verteidigungssystem<br />
die Soldaten des Königs zurückhalten.<br />
Die Barrikade an <strong>der</strong> Jägerstraße wurde von<br />
Handwerkern, Ar<strong>bei</strong>tern und Studenten verteidigt,<br />
konnte sie jedoch nicht halten. Den Rückzug deckten<br />
<strong>der</strong> 17-jährige Schlosserlehrling Ernst Zinna und <strong>der</strong><br />
19-jähriger Schlossergeselle Wilhelm Glasewaldt. Der<br />
eine hielt einen verrosteten krummen Säbel in <strong>der</strong><br />
Hand, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ein altes Gewehr.<br />
Junge Kämpfer: Ernst Zinna<br />
und Wilhelm Glasewaldt (r.)<br />
Ein Augenzeuge berichtete: „Beim Heranrücken des<br />
Militärs stürzt <strong>der</strong> Knabe Zinna plötzlich aus <strong>der</strong> Barrikade<br />
hervor und blindlings auf einen <strong>der</strong> voranmarschierenden<br />
Offiziere los, dem er - alle seine Kräfte<br />
zusammenraffend - mit seiner Waffe einen mächtigen Hieb in den Hals versetzt... Dann ereilt<br />
ihn eine Kugel. „Er bedeckt die heftig blutende Wunde des Unterleibs mit seinen <strong>bei</strong>den<br />
Händen und flüchtet sich in eine geöffnete Haustüre, unerschrocken, kein Zeichen des physischen<br />
Schmerzes in seinen Zügen. Bald darauf verschied er."<br />
Rund 3 500 <strong>Berlin</strong>er kämpften an diesem Tage - Zehntausende standen ihnen zur Seite. General<br />
Prittwitz dagegen verfügte über Truppen, <strong>der</strong>en Gefechtsstärke 14 000 Mann betrug,<br />
und über 36 Geschütze.<br />
Am 17. März richtete Friedrich Wilhelm IV. eine Kabinettsordre an das Gouvernement, die<br />
als allerhöchtes „Weiter so!“ verstanden werden musste: „Ich trage Ihnen auf, den sämtlichen<br />
in diesen Tagen hier gegen die Tumultanten tätig gewesenen Truppen ohne alle Ausnahme<br />
Meine volle Anerkennung für die von ihnen bewiesene musterhafte Haltung, Ausdauer<br />
und Disziplin auszusprechen." Innenminister von Bodelschwingh konstatierte und<br />
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Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
irrte sich: „An drei Abenden zog <strong>der</strong> Pöbel in Trupps durch die Straßen… Seit gestern ist alles<br />
ruhig und kein Zeichen <strong>der</strong> Erneuerung vorhanden." Doch die Revolution tobte weiter.<br />
Prinz Wilhelm, späterer populärer erster Kaiser Deutschlands, favorisierte eine gewaltsame<br />
Nie<strong>der</strong>schlagung <strong>der</strong> Rebellen. Er wollte – das Volk täuschend - das Militär aus <strong>der</strong> Stadt abziehen<br />
und diese von außen mit Kanonen (Kartätschen) sturmreif schießen. Sein Plan wurde<br />
ruchbar und trug ihm den Zorn <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er sowie den bis heute geläufigen Namen „Kartätschenprinz“<br />
ein. Unter dem Pseudonym Lehmann floh <strong>der</strong> Prinz am 21. März nach London.<br />
®<br />
_<br />
In <strong>der</strong> Nacht vom 18. zum 19. März fand Friedrich Wilhelm IV. keinen Schlaf. Auf den erschöpften<br />
Monarchen prasselten einan<strong>der</strong> oft wi<strong>der</strong>sprechende Lageberichte und Ratschläge<br />
ein. Polizeipräsident Minutoli informierte über einen geplanten Attentatsplan gegen den<br />
König, die Königin flehte ihn an, den Kampf zu beenden. Innenminister Ernst von Bodelschwingh<br />
befürchtete, <strong>der</strong> König sei den Anfor<strong>der</strong>ungen nicht gewachsen und werde den<br />
Verstand verlieren. Schriftsteller Ludwig Rellstab bestätigte: „Sein Anblick nach <strong>der</strong> fruchtbaren,<br />
weltgeschichtlichen Nacht hätte jeden erschüttern müssen.“<br />
Friedrich Wilhelm IV. o<strong>der</strong> wer auch immer bosselte im nächtlichen Schloss an <strong>der</strong> berühmtberüchtigten<br />
Proklamation „An meine lieben <strong>Berlin</strong>er". Darin heißt es, eine Rotte von Bösewichtern<br />
sei verantwortlich für die Auseinan<strong>der</strong>setzungen in <strong>der</strong> Stadt. Würden sich die <strong>Berlin</strong>er<br />
von ihnen trennen, würden Truppen abgezogen. Entsprechende Plakate wurden in <strong>der</strong><br />
ganzen Stadt aufgehängt resp. geklebt - und sofort abgerissen.<br />
Die schroffe Abwehr-Reaktion seiner „lieben <strong>Berlin</strong>er“, die sinkende Moral <strong>der</strong> Truppe und<br />
ihn bestürmende Deputationen bewegten den entnervten Monarchen schließlich, den Befehl<br />
zum Abzug des Militärs zu geben. General von Prittwitz: „Der Abzug <strong>der</strong> Truppen gab<br />
dem Aufstand das Gepräge einer siegreichen Revolution."<br />
Zu ihr gehörten auch diese Verän<strong>der</strong>ungen: Mit königlicher Genehmigung wurde in <strong>Berlin</strong><br />
die Bürgerbewaffnung organisiert. Zudem bildete <strong>der</strong> König die Regierung um. Oberbürgermeister<br />
Wilhelm Krausnick trat zurück. Eine allgemeine Amnestie für politische Gefangene<br />
wurde verkündet. Der Erlass zur Pressefreiheit entsprach ebenfalls einer Bürgerfor<strong>der</strong>ung.<br />
189 Särge auf den Stufen des Deutschen Doms<br />
189 revolutionäre Barrikadenkämpfer verloren allein in <strong>der</strong> Nacht vom 18. zum 19. März<br />
1848 ihr Leben. Augenzeuge Karl Frenzel: „Am 19. März wurden Tote auf Brettern, Tragbahren,<br />
Handwagen in das Schloss geschafft… Alle schrien nach dem König. Er erschien in <strong>der</strong><br />
inneren Galerie über <strong>der</strong> Wendeltreppe. Unter Anstimmen des Liedes ,Jesus meine Zuversicht!'<br />
wurden ihm und <strong>der</strong> Königin an seiner Seite die Leichen entgegengehalten."<br />
Am 22. März, dem Tag <strong>der</strong> Bestattung <strong>der</strong> Märzgefallenen, trug <strong>Berlin</strong> Schwarz. Trauergottesdienste<br />
in allen Kirchen. Vor dem Deutscher Dom auf dem Gendarmenmarkt standen auf<br />
einer Estrade 189 Särge. Geistliche aller Konfessionen hielten Andacht. Im Trauerzug befanden<br />
sich bewaffnete und unbewaffnete Handwerker, die Leitung <strong>der</strong> Universität (unter ihnen<br />
Alexan<strong>der</strong> von Humboldt), <strong>der</strong> Magistrat und die Stadtverordneten sowie Geistliche aller<br />
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Preußische <strong>Gesellschaft</strong> <strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> e.V.<br />
Konfessionen. Als <strong>der</strong> Zug das Schloss erreichte, trat <strong>der</strong> König mit Ministern und Adjutanten<br />
auf den Balkon. Eine schwarz-rot-goldene Fahne - flankiert von zwei Trauerfahnen - wurden<br />
herabgesenkt. Friedrich Wilhelm ehrte die Toten, indem er entblößten und geneigten<br />
Hauptes dem Vor<strong>bei</strong>zug <strong>der</strong> Särge <strong>bei</strong>wohnte.<br />
Auf dem eigens angelegten Ehrenfriedhof <strong>der</strong> Märzgefallenen im Volkspark Friedrichshain<br />
erhielten die Revolutionsopfer ihre letzten Ruhestätten. Bischof Nean<strong>der</strong> sprach den Segen,<br />
dann gab das Schützenkorps eine Ehrensalve. Achtzehn gefallene Soldaten wurden am 24.<br />
März auf dem Invalidenfriedhof bestattet.<br />
®<br />
_<br />
Erinnert wird in <strong>Berlin</strong> an das Geschehen von 1848 mit dem erwähnten Friedhof <strong>der</strong> Märzgefallenen<br />
im Volkspark Friedrichshain. Die Gedenkstätte war auf Beschluss <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Stadtverordneten<br />
1848 angelegt und 1925 vom <strong>Berlin</strong>er Architekten und Stadtbaurat Ludwig<br />
Hoffmann gestaltet worden. Seit 1998 heißt ein Terrain vor dem <strong>Brandenburg</strong>er Tor verschämt<br />
"Platz des 18. März".<br />
Gustav von Trump<br />
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