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49 HAUPTAUSSAGEN DER HEILIGEN SCHRIFT ZU SEXUALITÄT ...

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DÁVID DIÓSI<br />

Hochzeit“, die so genannte sakrale Prostitution. 73 Ob diese in den Jahwekult<br />

hier und da Eingang gefunden hat, ist umstritten. Die neueste Forschung geht<br />

mit dieser Frage sehr skeptisch um. 74<br />

Nehmen wir als Beispiel einen Text:<br />

Sohn und Vater gehen 75 zum selben Mädchen,<br />

um meinen heiligen Namen zu entweihen.<br />

Sie strecken sich auf gepfändeten<br />

Kleidern aus neben jedem Alter,<br />

von Bußgeldern kaufen sie Wein<br />

und trinken ihn im Haus ihres Gottes. (Am 2,7f)<br />

Das hier für das Mädchen verwendete hebräische Wort, narāh, meint ein<br />

junges, lediges, heiratsfähiges Mädchen. 76 Amos beschreibt nichts Näheres<br />

über die Situation, so lässt sich an drei Möglichkeiten denken:<br />

1. Es handelt sich um eine Sklavin im Haus, die sowohl vom Vater als<br />

auch vom Sohn nur als Lustobjekt missbraucht wurde. So wäre hier<br />

nicht so sehr die Missetat selbst zu verurteilen, sondern vielmehr die<br />

Entwürdigung eines Menschen. 77<br />

2. Der verheiratete Vater hatte eine Beziehung zur Frau seines Sohnes<br />

gehabt, 78 was verboten (Lev 18,15) und mit dem Tod zu bestrafen war<br />

(Lev 20,12).<br />

3. Es kann auch, wenn es überhaupt so etwas in Israel gegeben hat, an<br />

die kultische Prostitution gedacht werden. So wären die Kleider ein<br />

Pfand, das die Kultdirne von ihren Kunden angenommen hat, und der<br />

Wein ein Bezahlungsmittel. 79 Prostituierte wurden nämlich mit<br />

Naturalien oder mit Geld bezahlt. 80<br />

Mit der letzten Auslegungsweise muss man aus mindestens zwei<br />

Gründen besonders vorsichtig sein:<br />

a) Amos deutet diese Interpretation letztlich mit keiner Silbe an.<br />

73<br />

Vgl. M. NOTH, Geschichte Israels, Göttingen 1950, 133.<br />

74<br />

Vgl. CH. FREVEL, Aschere und der Ausschießlichkeitsanspruch YAWHs II, Weinheim<br />

1995, 562–735.<br />

75<br />

D.h. „geschlechtlich verkehren“.<br />

76<br />

Vgl. H. F. FUHS; Art. „na’ar“, in ThWAT 5 (1986), 507–518, 516.<br />

77<br />

Vgl. Neue Jeruselemer Bibel, 1309.<br />

78<br />

Vgl. H. W. WOLFF, Joel und Amos, Neukirchen–Vluyn 1969, 202f.<br />

79<br />

Vgl. G. PFEIFER, Die Theologie des Propheten Amos, Frankfurt am Main 1995, 36f.<br />

80<br />

Vgl. S. SCHROER, Auf dem Weg zu einer femenistischen Rekonstruktion der Geschichte<br />

Israels (wie Anm. 62), 1<strong>49</strong>.<br />

62

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