Tierzuchtrecht im Wandel der Zeit [Download,*.pdf, 1,20 MB]
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<strong>Tierzuchtrecht</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>en<br />
Köllitscher Fachgespräch - <strong>Tierzuchtrecht</strong> - quo vadis?<br />
am 12. Dezember <strong>20</strong>13<br />
Dr. Uwe Bergfeld<br />
Sächsisches 1 | XX. Monat Landesamt <strong>20</strong>13 | für Name Umwelt, des Präsentators<br />
Landwirtschaft und Geologie<br />
Abteilung 09 - Tierische Erzeugung in Köllitsch<br />
Pferdemarkt, 1802<br />
Wilhlem von Kobell (1766–1853)<br />
© Städel Museum, Frankfurt am Main
Domestikation unserer Haustiere<br />
❙ Landwirtschaftliche Revolution vor ca. 12‘000 -<br />
14‘000 Jahren (Ende letzte Eiszeit)<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Beginn <strong>der</strong> Domestikation von Pflanzen- und<br />
Nutztierarten<br />
Insbeson<strong>der</strong>e bessere Kontrolle <strong>der</strong><br />
Nahrungsbeschaffung<br />
Erste Zentren <strong>im</strong> Nahen Osten, China, Mexico<br />
Fruchtbarer Halbmond<br />
2 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Hauptetappen <strong>der</strong> Haustierzucht<br />
Vorchristliche<br />
<strong>Zeit</strong> und<br />
Römische<br />
Epoche<br />
Mittelalter bis<br />
Mitte des 19. Jh.<br />
Mitte des 19. Jh.<br />
bis heute<br />
Haustierhaltungen war Bestandteil ältesten menschlichen Kulturen<br />
• Tierzucht erfolgte intuitiv<br />
• Erste Schriften und Studien:<br />
−<br />
−<br />
Kikkuli-Text (Wohl ältestes Lehrbuch zur<br />
Pferdezucht und –haltung um 1350 v. Chr.)<br />
Altes Testament, Hippokrates (460 – 377 v. Chr.),<br />
Aristoteles (364 – 322 v. Chr.)<br />
• Erste Hinweise für die Anwendung gezielter Selektion bei<br />
Pferden und Rin<strong>der</strong>n<br />
Langsame Entwicklung <strong>der</strong> Haustierzucht<br />
Herausbildung von Rassen, Einrichtung von Gestüten<br />
• Erste Herdebücher, Zuchtorganisationen und<br />
Leistungsprüforganisationen, Reinzucht<br />
• Später Entwicklung <strong>der</strong> Populationsgenetik,<br />
Kreuzungszucht, ZWS<br />
• Nutzung von Reproduktionstechniken (seit den 50er Jahren des<br />
<strong>20</strong>. Jh.)<br />
• Nutzung <strong>der</strong> Molekulargenetik (seit den 90er Jahren des <strong>20</strong>. Jh.)<br />
3 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
Bil<strong>der</strong>: Höhlemalereien von Lascaux<br />
(zwischen 17.000 und 15.000 v. Chr.)
„Capitulare de villis“<br />
Landgüter - Verordnung Karls des Großen<br />
❙ Karl <strong>der</strong> Große - ab 800 Kaiser des<br />
Heiligen Römischen Reiches<br />
(wurde vermutlich am 2. April 747 o<strong>der</strong> 748 geboren und<br />
starb am 28. Januar 814 in Aachen)<br />
❙ Vereinigte große Teile Europas - <strong>Zeit</strong><br />
großer wirtschaftlicher, gesellschaftlicher,<br />
politischer und kultureller Umbrüche.<br />
❙ Landgüterverordnung - detaillierte<br />
Vorschrift über die Verwaltung <strong>der</strong><br />
Krongüter – regelt:<br />
❙ Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft<br />
4 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
❙ Weinbau und Obstpflege<br />
❙ Zucht von Hausvieh und Herdenvieh,<br />
Pferden, Rin<strong>der</strong>n, Schafen, Schweinen,<br />
Ziegen, Bienen, Fischen bis ins einzelne<br />
als Bestandteile vorbildlicher<br />
Musterwirtschaften<br />
Karl <strong>der</strong> Große<br />
Gemälde von A. Dürer (1512)<br />
Quelle: wik<strong>im</strong>edia.org<br />
Unterschrift von Karl dem Großen<br />
Quelle: wik<strong>im</strong>edia.org
„Capitulare de villis“<br />
Landgüter - Verordnung Karls des Großen<br />
❙ Die Beschäler sind wohl in Acht zu nemen, und<br />
durchaus nicht zu lange auf einer Stelle zu<br />
lassen, damit sie dadurch nicht unbrauchbar<br />
werden. Wenn einer von ihnen nichts taugt,<br />
abgängig wird o<strong>der</strong> gar fällt, so ist es uns zur<br />
gehörigen <strong>Zeit</strong>, und früher als er zugelassen<br />
werden muß, anzuzeigen….<br />
❙ Um Martine müssen unsere Hengste jedesmal<br />
in unserer Winterresidenz vorgefüret werden<br />
❙ §§ zur Tierzucht 13, 14, 15, 23, 50<br />
Liste <strong>der</strong> Pflanzen - Kapitel<br />
LXX des Capitulare de<br />
villis<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Capi<br />
tulare_de_villis_vel_curtis_<strong>im</strong>pe<br />
rii<br />
Karl <strong>der</strong> Große diktiert die<br />
Landgüterverordnung<br />
http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/mittelalter<br />
/karl_<strong>der</strong>_grosse/das_capitulare_de_vi<br />
llis.jsp<br />
❙ Krongüter waren eine Art Musterwirtschaften<br />
❙ Klöster und Lehnsherren folgten dem Beispiel<br />
❙ Entwicklung <strong>der</strong> Tierhaltung vom Frühmittelalter bis Dreißigjährigen Krieg bescheiden und<br />
spärlich<br />
❙ Außer Pferdezucht: Bedarf als Reit- und Wagenpferde, für Kriege, Kreuzzüge und Ritterturniere<br />
5 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Zweite Hälfte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
bis Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Bevölkerungswachstum nach den Kriegswirren<br />
Wirtschaftliche Entwicklung, einsetzende<br />
Industrialisierung – von England ausgehend<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Städte und zunehmende Urbanisierung<br />
– Lösung von <strong>der</strong> agrarischen Selbstversorgung<br />
Zunehmende naturwissenschaftliche Aufklärung<br />
Zuerst entwickelte sich die Feldwirtschaft, allmählich und<br />
zeitlich versetzt auch die Viehwirtschaft (pr<strong>im</strong>är<br />
Dunglieferant und Verwertung <strong>der</strong> Nebenprodukte vom<br />
Acker)<br />
Langsam entstehen Märkte für landwirtschaftliche<br />
Produkte<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Pferd Aufstellung stehen<strong>der</strong> Heere, Zug- und<br />
Wagenpferde<br />
Schaf Bedarf an feinen Tuchen<br />
Rind und Schwein Milch und Fleisch einschließlich<br />
Verarbeitungsprodukte<br />
6 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
Haustiere 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
http://www.ckrumlov.info/docs/de/mesto_histor_zempro.xml<br />
Schwäbischer Pferdemarkt in einem alten<br />
Städtchen (1848)<br />
Reinhold Braun (1821 - 1884)<br />
http://www.kunstkopie.de/cgi-bin/kuko#rahmenanker
Zweite Hälfte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
bis Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
❙<br />
❙<br />
Beginn <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tierzucht als Staatsaufgabe<br />
❙<br />
❙<br />
Tierzucht als wichtiger Zweig <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
Ernährungssicherung, Stärkung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Basis des Landes, Verteidigungskraft<br />
Starke regionale Unterschiede<br />
❙ Maßnahmen (Comberg 1984):<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Überwachung des männlichen Zuchtmaterials<br />
❙<br />
Körzwang<br />
Beschaffung und Unterhaltung guter Zuchttiere<br />
❙<br />
Staatliche / kommunale Vatertierhaltung<br />
Bereitstellung und Vergabe öffentlicher Gel<strong>der</strong><br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Beihilfen be<strong>im</strong> Vatertierankauf<br />
Einrichtung und Unterhaltung von Züchtervereinigungen,<br />
Vatertierhaltungsgenossenschaften, …<br />
Schauen, Preise und Prämierungen<br />
Leistungsermittlung<br />
7 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
Haustiere 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
http://www.ckrumlov.info/docs/de/mesto_histor_zempro.xml<br />
Schwäbischer Pferdemarkt in einem alten<br />
Städtchen (1848)<br />
Reinhold Braun (1821 - 1884)<br />
http://www.kunstkopie.de/cgi-bin/kuko#rahmenanker
Hengsthaltung<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Bereits <strong>im</strong> Mittelalter stellten Fürstenhöfe, Adel und<br />
Klöster Hengste zum Gebrauch eigene Nachzuchten zur<br />
Verfügung<br />
Ordensgestüte des Deutschlän<strong>der</strong>ordens in Ostpreußen<br />
Mit zunehmenden Bedarf an Kriegspferden (Remonten),<br />
Transport, Landwirtschaft Einrichtung staatlicher<br />
Gestüte Hengstdepots (Landgestüte) o<strong>der</strong><br />
Zuchtstätten (Hauptgestüte)<br />
Wichtige Gestüte:<br />
❙ Nordrhein-Westfälisches Landgestüt Warendorf, gegründet<br />
1826<br />
❙ Nie<strong>der</strong>sächsisches Landgestüt Celle, gegründet 1735<br />
❙ Landgestüt Moritzburg, gegründet 1815<br />
❙ Hauptgestüt Graditz, gegründet 1630/1722<br />
❙ Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt<br />
Neustadt/Dosse, gegründet 1788<br />
❙ Haupt- und Landgestüt Marbach (Baden-Württemberg),<br />
Gestüt seit dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
❙ Hessisches Landgestüt Dillenburg, seit 1772 in jetzigen<br />
Gebäuden<br />
❙ Bayerisches Haupt- und Landgestüt Schwaiganger, seit<br />
19<strong>20</strong> als Staatsgestüt<br />
8 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
Hauptgestüt Graditz<br />
http://www.saechsischegestuetsverwaltung.de/gestuetsverwaltung/<br />
Landgestüt Moritzburg<br />
http://www.saechsischegestuetsverwaltung.de/gestuetsverwaltung/
Ehemalige<br />
Preußische Gestütsverwaltung<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Trakehnen - berühmtestes und bedeutendstes Gestüt<br />
Deutschlands<br />
Wirkt durch die Pfer<strong>der</strong>asse <strong>der</strong> Trakehner bis heute fort<br />
Trakehnen (von 1731 bis 1944) war eines <strong>der</strong> fünf<br />
Hauptgestüte Preußens<br />
Am 11. Juli 1731 gab <strong>der</strong> preußische „Soldatenkönig“<br />
Friedrich Wilhelm I. den Befehl zur Vereinigung aller<br />
Pferdebestände Ostpreußens<br />
❙ Eröffnung <strong>im</strong> Mai 1732 mit 1.101 Pferden, davon 513<br />
Mutterstuten<br />
❙<br />
Der offizielle Name lautete<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
zunächst Königliches Stutamt Trakehnen,<br />
ab 1786 Königlich Preußisches Hauptgestüt Trakehnen und<br />
ab 1919 bis zum Ende 1944 hieß es dann Preußisches<br />
Hauptgestüt Trakehnen<br />
Landstallmeisterhaus Trakehnen<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptgest%C3<br />
%BCt_Trakehnen/<br />
9 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
Eingangstor zum Gestüt<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptgest%C3%BCt<br />
_Trakehnent
Staatliche Vatertierhaltung<br />
bei an<strong>der</strong>en Tierarten<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Haltung von Gemeindebullen, - böcken und<br />
–ebern (Farrenhaltung, Faselvieh) – <strong>im</strong><br />
öffentlichen Interesse liegende Gemeindeaufgabe<br />
Übertragung an einzelne Halter … o<strong>der</strong> örtliche<br />
Rittergüter / Domänen … o<strong>der</strong> bei Verpachtung<br />
von Gemeindeschänken, Gemeindebackhäusern<br />
… o<strong>der</strong> an Genossenschaften <strong>der</strong> Bauern<br />
(Bullenwiesen)<br />
Es gab kommunale Bullenhaltungsverbände<br />
Teilweise als dingliche Last <strong>im</strong> Grundbuch<br />
Rechtsgrundlagen / Gesetze:<br />
❙ Regierungsbezirk Wiesbaden 1829<br />
❙ Großherzogtum Baden 1837<br />
❙ Bayern 1888<br />
❙ Rheinprovinz 1890<br />
❙ Württemberg, Preußen 1897<br />
Badische <strong>Zeit</strong>ung am 31. Januar <strong>20</strong>11:<br />
„In den ersten Januartagen hat die Gemeinde Winden<br />
(Baden) den letzten Gemeindebullen „Max“ zur<br />
Schlachtung freigegeben. Gewollt hat dies <strong>der</strong><br />
Gemein<strong>der</strong>at mit seinem Beschluss, ab <strong>20</strong>11 die<br />
Farrenhaltung aufzugeben, obwohl <strong>der</strong> Kauf dieses<br />
prächtigen Vatertiers den Räten in bester Erinnerung<br />
geblieben ist.“<br />
http://www.badische-zeitung.de/winden/abschied-vom-letztengemeindebullen--40670880.html<br />
10 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Überwachung des männlichen<br />
Zuchtmaterials<br />
❙ Stärkster Einfluss auf das Zuchtgeschehen über<br />
Verwendung <strong>der</strong> Vatertiere<br />
❙ Staatliche Körung = Zulassung zur Zucht<br />
❙ Deckerlaubnis war i.d.R. zeitlich befristet<br />
❙ Regionale Unterschiede: Staatliche und verbandliche<br />
Körung<br />
❙ Einsatz ungekörter Bullen bis 1934 zulässig (Bayern ab<br />
1913 Körzwang) – Sanktionierung mit Geld + z.T.<br />
Haftstrafen<br />
❙ Körordnung in Preußen auf Polizeirecht gegründet<br />
❙ Körordnungen:<br />
❙ Pferd: Erste Vorläufer 1687 in Württemberg, Ostfriesland<br />
1715, Schleswig und Holstein 1782, Preußen 1787<br />
❙ Rind: Kreis Kleve 1761, in <strong>der</strong> Breite aber erst ab ca. 1890<br />
❙ Schwein: Kreis Mühlhausen 1856, verbreitet ab ca. 1900<br />
❙ Schaf / Ziege: Verbreitet ab ca. Anfang des <strong>20</strong>. Jh.<br />
11 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Entstehung <strong>der</strong> Züchtervereinigungen<br />
❙<br />
❙<br />
Anfänge: Führen von Registern <strong>der</strong> Zuchttiere<br />
Ältestes Zuchtbuch: „General-Stud-Book“ des englischen<br />
Vollblutes von 1791<br />
❙ Rind: „Short-Horned-Herdbook“ von 1822<br />
❙ D: 1864 „Stammzuchtbuch Deutscher Zuchtherden“, 1868<br />
„Deutsches Herdbuch“<br />
❙<br />
❙<br />
Erste deutsche Züchtervereinigungen<br />
❙ Rind: Fischbeck /Altmark 1876, „Herdbuch für Ostfriesisches<br />
Milchvieh“ 1878 (Sachsen 1897)<br />
❙ Schwein: Zuchtgenossenschaft<br />
Meißner Schwein 1888<br />
❙ Schaf: Ostfriesischer Schafzuchtverein<br />
1894<br />
Tierbeurteilung und Leistungsermittlung<br />
❙ Pferd: Rennordnungen, Leistungsprüfungsordnungen<br />
❙ Rind: Milchprüfringe (Allgäu 1893), Sachsen 1904<br />
❙ Schwein: Erste Mastprüfanstalt in Friedland bei Göttingen<br />
1925<br />
12 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
http://schweres-warmblutnrw.de/anfange_<strong>der</strong>_organisierten_schwerenwarmblut-zucht_.html<br />
General Stud Book (GSB)<br />
Ahnennachweis Englischer Vollblüter<br />
http://mullocksauctions.co.uk/wms<strong>im</strong>ages/SM-<br />
01Dec<strong>20</strong>11A/37a-1.jpg
Die Rolle <strong>der</strong> Deutschen<br />
Landwirtschaftsgesellschaft (DLG)<br />
❙ Gründung <strong>der</strong> DLG 1885 - Tierzucht-Abteilung (ab 1886)<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Bestandsaufnahme, Zielbeschreibung, Rassen- und<br />
Klassendefinition<br />
Beschreibungen über einzelne Rassen, Anleitungen für die Zucht<br />
und zum Richten <strong>der</strong> Tiere<br />
Schauordnung, Tierwettbewerbe, Unterstützung <strong>der</strong> Herdbuchzucht<br />
Seit 1889 - Züchterverbände nur dann zu den Ausstellungen<br />
zugelassen, wenn von <strong>der</strong> DLG als „dauernde Züchtervereinigung“<br />
anerkannt – Mindestanfor<strong>der</strong>ungen:<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Angabe des Zweckes von Zuchtrichtung und Zuchtziel in den Satzungen<br />
Regelmäßige Körungen und Revisionen <strong>der</strong> Zuchttiere<br />
Zuchtbuchführung in den Vereinigungen und bei den Züchtern<br />
Eindeutig gekennzeichnete Tiere<br />
DLG behielt sich das Recht zur Kontrolle vor und konnte bei<br />
Nichtbefolgung <strong>der</strong> Richtlinien die Anerkennung zurückziehen<br />
Ziel auf Schauen: Züchtervereinigungen statt Einzelzüchter und<br />
Viehhändler<br />
13 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
http://www.dlg.org
<strong>Tierzuchtrecht</strong> <strong>im</strong> Dritten Reich 1933 bis 1945<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Bis 1933 – regional sehr unterschiedlich<br />
17.3.36 - Reichsgesetz zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tierzucht<br />
(Ermächtigungsgesetz) kein Umbruch, son<strong>der</strong>n Straffung<br />
mit zentralistischer Befehlsgewalt<br />
❙<br />
❙<br />
Allgemeine Körpflicht für Hengste, Bullen, Eber, Schafund<br />
Ziegenböcke<br />
Gemeindliche Vatertierhaltung<br />
Reichsnährstand, Tierzuchtämter, Körämter, Körstellen<br />
Züchterorganisationen nicht aufgelöst, aber dem<br />
Reichsnährstand angeglie<strong>der</strong>t mit Aufsichts- und<br />
Eingriffsrecht – Vielzahl <strong>der</strong> Verbände wurde begrenzt<br />
(Einheitsverbände)<br />
Analog Leistungsprüforganisationen<br />
Starke Reglementierung <strong>der</strong> land- und<br />
ernährungswirtschaftlichen Marktordnung<br />
❙<br />
❙<br />
Genehmigungspflicht für Zucht- und Nutzviehmärkte<br />
Regulierung des gesamten Viehverkehrs<br />
14 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
Pferdemarkt auf dem Neustädter Markt in<br />
Chemnitz<br />
http://www.sn.schule.de/~sms-c/historische-<br />
Dias/html/content/<strong>im</strong>ages/large/Pferdemarkt_auf_dem<br />
_Neust_dter_Markt.jpg
Das <strong>Tierzuchtrecht</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
7. Juli 1949 - Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiet <strong>der</strong><br />
tierischen Erzeugung (TierZG)<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Weitgehende Kontinuität gegenüber dem Reichsgesetz<br />
Kein Ermächtigungsgesetz, son<strong>der</strong>n Rahmengesetz mit vielen<br />
DVO auf Bundes- und Län<strong>der</strong>ebene<br />
Körung nunmehr für das gesamte Bundesgebiet<br />
❙ Gesetzliche Verankerung <strong>der</strong> künstlichen Besamung -<br />
Gewinnung und Abgabe des Samens<br />
❙<br />
❙<br />
Anerkennung <strong>der</strong> Züchtervereinigungen durch die<br />
Obersten Landesbehörden <br />
Voraussetzung: Vorprüfung und die laufende<br />
Überwachung durch die DLG nach <strong>der</strong>en<br />
Grundregeln<br />
Auch die Grundregeln für die Durchführung von<br />
Milchleistungsprüfungen wurden von <strong>der</strong> DLG<br />
aufgestellt.<br />
Bullen - Körung nach dem Kriege<br />
fleckvieh-besamung.de<br />
15 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Das <strong>Tierzuchtrecht</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Novellierung Tierzuchtgesetz von 1976<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Körung als einmalig durchzuführende Voraussetzung blieb<br />
bestehen, die Deckerlaubnis wurde aber abgeschafft<br />
Besamungserlaubnis weiterhin erfor<strong>der</strong>lich<br />
Zunehmende Ausrichtung <strong>der</strong> Tierzucht auf Leistung<br />
Neu: Zentrale Stellung <strong>der</strong> Zuchtwertschätzung von<br />
Mindestleistungen auf Zuchtwerte umgestellt<br />
LP + ZWS als staatliche Aufgabe<br />
Besamungsgesetz von 1971 wurde integriert<br />
Anerkennung von Züchtervereinigungen durch<br />
zuständigen Län<strong>der</strong>behörden<br />
Anerkennung von kommerziellen Zuchtunternehmen<br />
für die Züchtung von Hybridschweinen<br />
Gemeindliche Vatertierhaltung durch Län<strong>der</strong><br />
zu regeln<br />
Bullen - Körung nach dem Kriege<br />
fleckvieh-besamung.de<br />
16 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
<strong>Tierzuchtrecht</strong> auf Europäischer Ebene<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Seit 1977 RL und Entscheidungen <strong>der</strong> EU, die durch<br />
Mitgliedsstaaten umzusetzen sind<br />
Ziel: Harmonisierung und Liberalisierung des Handels mit<br />
Zuchtprodukten<br />
Ausgangspunkt RL 77/504 vom 25.7.77 über reinrassige Zuchttiere<br />
Heute Vielzahl von RL und Entscheidungen, die insbeson<strong>der</strong>e regeln:<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Einrichtung und staatliche Anerkennung von Zuchtorganisationen<br />
Zulassung von Zuchttieren zur Zucht<br />
Innergemeinschaftlicher Handel und Handel mit Drittlän<strong>der</strong>n von Zuchttieren Samen, Eizellen<br />
und Embryonen<br />
Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung<br />
Eintragungsbedingungen in Zuchtbücher<br />
Umsetzung durch die Mitgliedsstaaten unterschiedlich:<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
D: Bundesgesetze und VO sowie Län<strong>der</strong>gesetze und VO<br />
F: Nationales Tierzuchtgesetz und VO<br />
GB: Kein weitergehendes nationales <strong>Tierzuchtrecht</strong>, nur EU-Recht national umgesetzt<br />
A: Nur Län<strong>der</strong>gesetze und VO<br />
17 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Das <strong>Tierzuchtrecht</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Das neue Tierzuchtgesetz von 1989<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Gesetzeszweck:<br />
❙<br />
❙<br />
Sicherung <strong>der</strong> genetischen Vielfalt<br />
Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Tiere unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Vitalität<br />
Die staatliche Körung wurde ersatzlos gestrichen<br />
Neu:<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Best<strong>im</strong>mungen zur Gewinnung und Abgabe von<br />
Eizellen und Embryonen<br />
Regeln über die Veröffentlichung <strong>der</strong> festgestellten<br />
Zuchtwerte von männlichen Tieren<br />
För<strong>der</strong>ung durch die Bereitstellung staatlicher Mittel<br />
18 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Das <strong>Tierzuchtrecht</strong> <strong>der</strong> DDR<br />
Tierzuchtgesetz von 1962<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Ziel: Steigerung <strong>der</strong> tierischen Produktion, um eine<br />
gleichmäßige Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit tierischen<br />
Erzeugnissen zu gewährleisten<br />
Weiterhin Körpflicht für Vatertiere und<br />
Deckungserlaubnis<br />
Best<strong>im</strong>mungen über die Leistungsprüfungen, die<br />
Erbwertprüfung sowie die künstliche Besamung<br />
Die Benutzung von Vatertieren zu Rassekreuzungen<br />
unterlag <strong>der</strong> Genehmigung<br />
Auch für Milch- und Karakulschafe, Geflügel, Ziegen,<br />
Kaninchen, Edelpelztiere und Bienen<br />
1980 wurde das Tierzuchtgesetz novelliert<br />
❙<br />
❙<br />
Die Körung für Vatertiere blieb bestehen<br />
Zuchttiere mit hoher Erbveranlagung wurden als<br />
anerkannte Zuchttiere bestätigt<br />
Mit Einigungsvertrag vom 31.08.1990 galt<br />
bundesdeutsches Tierzuchtgesetz auch für die nBL<br />
19 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de<br />
21.06.1962 / Inland<br />
Gesetze beschlossen<br />
Im zweiten Teil ihrer Tagung beschloß<br />
die Volkskammer in zweiter Lesung das<br />
Tierzuchtgesetz und das Gesetz über<br />
das Veterinärwesen sowie in erster und<br />
zweiter Lesung das „Gesetz über den<br />
Vertrag vom 2...<br />
Zuchtprogramm <strong>der</strong> DDR
Situation nach <strong>der</strong> Wende <strong>im</strong> Osten<br />
Deutschlands<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Alte Tierzuchtstrukturen lösten<br />
sich auf<br />
Gründung <strong>der</strong> Zuchtverbände und<br />
Leistungsprüforganisationen<br />
Übernahme / Mo<strong>der</strong>nisierung von<br />
Besamungsstationen<br />
Organisation <strong>der</strong> Leistungsprüfung<br />
und Zuchtwertschätzung<br />
Aufbau staatlicher Tierzuchtverwaltungsstellen<br />
Einarbeitung und Umsetzung des<br />
neuen <strong>Tierzuchtrecht</strong>es<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Wende_und_friedliche_Revolution_in_<strong>der</strong>_DDR<br />
❙<br />
Aufgabenzuordnung und<br />
Rollenverständnis<br />
Tierzuchtverwaltung mit Augenmaß…<br />
<strong>20</strong> | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
<strong>Tierzuchtrecht</strong> - Rechtssystematik<br />
Rechtssystem<br />
Völkerrecht<br />
Staats- und<br />
Verfassungsrecht<br />
Kirchenrecht<br />
Verwaltungsrecht<br />
Sozialrecht<br />
Finanz-, Steuer-<br />
Haushaltsrecht<br />
Strafrecht<br />
Prozeßrecht<br />
Privatrecht<br />
Öffentliches Recht<br />
Allgemeines<br />
Verwaltungsrecht<br />
Beson<strong>der</strong>es<br />
Verwaltungsrecht<br />
Regelt Beziehungen zwischen<br />
gleichgestellten Rechtsgenossen des<br />
Privatrechts (BGB, HGB)<br />
Regelt<br />
• Beziehungen zwischen Staat<br />
(Hoheitsträger) und Staatsbürger<br />
• Beziehungen zwischen<br />
Hoheitsträgern<br />
• Organisation des Staates<br />
Baurecht<br />
Gewerberecht<br />
Schul- und Bildungsrecht<br />
Polizei- und Ordnungsrecht<br />
Wehrrecht<br />
Umweltrecht<br />
Kommunalrecht<br />
...<br />
<strong>Tierzuchtrecht</strong><br />
...<br />
21 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Hauptelemente des <strong>Tierzuchtrecht</strong>es<br />
anbieten und abgeben<br />
Zuchttieren Samen Embryonen Eizellen<br />
Zuchtorganisation<br />
Besamungsstation<br />
ET-Einrichtung<br />
• Staatliche Anerkennung<br />
und Erlaubnis zum<br />
Betreiben<br />
• Tätigkeitsgebiet<br />
• Führen von Zuchtbuch /<br />
Zuchtregister<br />
• Ausstellung Zuchtbescheinigung<br />
/ Herkunftsbescheinigung<br />
• Staatliche Anerkennung<br />
und Erlaubnis zum<br />
Betreiben<br />
• Tätigkeitsgebiet<br />
• Gewinnung von Samen<br />
• Besamungserlaubnis<br />
• Abgeben von Samen nur<br />
an ...<br />
• Staatliche Anerkennung<br />
und Erlaubnis zum<br />
Betreiben<br />
• Tätigkeitsgebiet<br />
• Gewinnung von Eizellen /<br />
Embryonen<br />
• Abgeben von Eizellen /<br />
Embryonen nur an ...<br />
Einsatz männlicher Zuchttieren zur Erzeugung von Nachkommen (ND)<br />
Durchführung <strong>der</strong> Leistungsprüfung und Zuchtwertfeststellung<br />
Aufsicht und Kontrolle<br />
Bußgeldvorschriften<br />
22 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Staatliche Maßnahmen in <strong>der</strong> Tierzucht<br />
<strong>Tierzuchtrecht</strong><br />
• EU<br />
• Bund<br />
• Län<strong>der</strong><br />
Regulierung<br />
Tierzuchtverwaltung<br />
Vollzug <strong>Tierzuchtrecht</strong> = Län<strong>der</strong>sache<br />
• Aufsicht und Kontrolle<br />
• Bescheide (Zulassung von<br />
Zuchtorganisationen,<br />
Zuchtwertfeststellung,<br />
Besamungserlaubnis, …)<br />
• Leistungsprüfung und<br />
Zuchtwertschätzung<br />
För<strong>der</strong>ung<br />
För<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
von För<strong>der</strong>richtlinien<br />
• Herdbuchführung<br />
• Tierschauen<br />
• Leistungs- und Qualitätsprüfungen<br />
• Zuchtwertschätzung<br />
• Erhaltung genetischer Ressourcen<br />
Bereitstellung staatlich<br />
Bediensteter<br />
Staatliche Vatertierhaltung<br />
Forschung und Beratung<br />
23 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung<br />
<strong>im</strong> Freistaat Sachsen (Überblick)<br />
Staat<br />
Sächsische Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft (LfL -<br />
heute LfULG)<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Stations-LP Pferd, Schwein<br />
und Schaf/Ziege<br />
Feld-LP Äußere<br />
Erscheinung Rind<br />
ZWS Pferd, Schwein und<br />
Schaf/Ziege<br />
ZWS Melkbarkeit Rind<br />
Zuchtverbände<br />
Sächsischer Rin<strong>der</strong>zuchtverband<br />
e.G. (SRV)<br />
<br />
Sächsischer Schweinezuchtverband<br />
e.V. (SSV / MSZV)<br />
<br />
Stations-LP Rind<br />
Feld-LP Schwein<br />
Sächsischer Schaf- und Ziegenzuchtverband<br />
e.V. (SSZV)<br />
<br />
Feld-LP Schaf/Ziege<br />
Sächsischer Pferdezuchtverband<br />
e.V. (PZV)<br />
<br />
Feld-LP Pferd<br />
Sächsischer Pferdesportverband<br />
e.V. (PSpV)<br />
<br />
Turniersportprüfung Pferd<br />
Serviceeinrichtungen<br />
Landeskontrollverband<br />
Sachsen e.V. (LKV)<br />
<br />
Vereinigte Informationssysteme<br />
Tierhaltung w.V.<br />
Verden (VIT)<br />
<br />
<br />
Feld-LP Rind<br />
Milchleistung<br />
Melkbarkeit<br />
Zuchtleistung<br />
Fleischleistung<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
Datenhaltung Rin<strong>der</strong>zucht<br />
ZWS Rind<br />
Milchleistung<br />
Zellzahl<br />
Zuchtleistung<br />
Äußere Erscheinung<br />
Nutzungsdauer<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
−<br />
24 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Fragen zum Selbstverständnis<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Welche Gemeinwohlziele verfolgt <strong>Tierzuchtrecht</strong>?<br />
❙<br />
Ernährungssicherung, Verbraucherschutz,<br />
Wettbewerbsfähigkeit, Erhaltung bäuerlicher Strukturen,<br />
Stärkung ländlicher Räume, Liberalisierung <strong>der</strong> Märkte,<br />
Agrobiodiversität, Tierschutz, …<br />
Ist die Verantwortung / Aufgabenverteilung zwischen<br />
Verwaltung und ZO bei <strong>der</strong> LP + ZWS sinnvoll?<br />
Sind die För<strong>der</strong>instrumente zielgenau und wirksam?<br />
Stärkt das <strong>Tierzuchtrecht</strong> die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> deutschen Tierzucht?<br />
Sichert das <strong>Tierzuchtrecht</strong> einen wirksamen Schutz <strong>der</strong><br />
Verbraucher von Zuchtprodukten?<br />
Greifen die Maßnahmen zur Erhaltung <strong>der</strong> genetischen<br />
Variabilität?<br />
Wie ist das <strong>Tierzuchtrecht</strong> in den einzelnen EU-Staaten<br />
ausgestaltet und warum?<br />
25 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Zulassung von Besamungsstationen<br />
in <strong>der</strong> EU<br />
(Stand <strong>20</strong>05)<br />
Tätigkeitsbereich erteilt<br />
Amtl. VO<br />
Privatwirtschaftl.<br />
Übereinkunft<br />
Besamungserlaubnis erteilt<br />
Behörde<br />
Zucht-/Besamungsorganisation<br />
Freie<br />
Samenshops<br />
zugelassen<br />
Deutschland<br />
ja<br />
- ja nein nein<br />
Frankreich ja - ja nein nein<br />
England nein nein nein ja ja<br />
Nie<strong>der</strong>lande - ja<br />
nein ja nein<br />
Irland ja -<br />
ja nein nein<br />
Dänemark - ja<br />
nein ja nein<br />
Spanien - ja<br />
ja nein ja<br />
Italien nein nein nein ja nein<br />
26 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
<strong>Tierzuchtrecht</strong><br />
als Bestandteil <strong>der</strong> staatliche Aufgaben zur Nutztierhaltung<br />
Gemeinwohlinteressen<br />
Ressourcenschutz<br />
Tierschutz, Umweltschutz<br />
Schutz tiergen. Ress.<br />
Ernährungssicherung<br />
Krisenvorsorge<br />
Verbraucherschutz<br />
Wirtschaftsentwicklung<br />
Einkommenssicherung<br />
Soziale Entwicklung<br />
Chancengleichheit<br />
Regulierung<br />
För<strong>der</strong>ung<br />
Tierschutzrecht<br />
Tierseuchenrecht<br />
Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
Agrarför<strong>der</strong>ung<br />
Umweltschutzrecht<br />
Futtermittelrecht<br />
Forschungsför<strong>der</strong>ung<br />
Leistungsprüfung<br />
Verbraucherschutzrecht<br />
usw.<br />
Beratung<br />
usw.<br />
27 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Neues Tierzuchtgesetz von <strong>20</strong>06<br />
Anlass<br />
❙<br />
Auffassung <strong>der</strong> Kommission: Bisherige Regelungen zur KBR verstießen gegen die<br />
Grundsätze des EG-Vertrags (Dienstleistungs-, Warenverkehrs-, Nie<strong>der</strong>lassungsfreiheit)<br />
Anerkennung von zugelassenen Besamungsstationen und Samendepots aus an<strong>der</strong>en<br />
EU-Mitgliedstaaten ohne erneute Zulassung in Deutschland<br />
Weitere Anliegen<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Stärkung von Rechten und Pflichten <strong>der</strong> Zuchtorganisationen Volle Verantwortung<br />
über Zuchtprogramme (einschließlich LP+ZWS)<br />
Deregulierung und Angleichung an / Rückführung auf EU-Recht<br />
Stärkung <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> genetischen Vielfalt<br />
Wesentliche Än<strong>der</strong>ungen<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Privatisierung <strong>der</strong> LP+ZWS an ZO mit Län<strong>der</strong>option zur weiteren staatlichen<br />
Wahrnehmung (Übergangsfrist bis 31.12.13)<br />
Benennung <strong>der</strong> beauftragten Stellen gegenüber <strong>der</strong> Behörde (LP+ZWS)<br />
Regelungen zur Qualitätssicherung <strong>der</strong> LP+ZWS<br />
Wegfall <strong>der</strong> Besamungserlaubnis und des Stichprobentests<br />
Durchführung einer regelmäßigen Bestandsbeobachtung <strong>der</strong> einhe<strong>im</strong>ischen<br />
Nutztierrassen (Monitoring)<br />
28 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Was haben 150 Jahre <strong>Tierzuchtrecht</strong> und<br />
Tierzuchtverwaltung gebracht?<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
D ist eine leistungsfähige Tierzuchtnation<br />
Harmonisierung <strong>der</strong> Zuchtsysteme (soweit fö<strong>der</strong>alistisch machbar…)<br />
D hat weltweit mit die beste Datengrundlage – Strukturen, Standards und<br />
Methoden sind führend<br />
Fachliche Qualität <strong>der</strong> Umsetzung von Zuchtprogrammen - einschließlich<br />
LP+ZWS<br />
Transparenz und Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong> Zucht – einschließlich LP+ZWS<br />
Nachteile:<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Flexibilität <strong>der</strong> Strukturen<br />
Internationale Ausrichtung<br />
Marktorientierung<br />
Wirtschaftliches Denken<br />
29 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Quo vadis…<br />
<strong>Tierzuchtrecht</strong> und Tierzuchtverwaltung?<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Allgemeiner Trend zur Deregulierung (nicht über EU-Recht hinaus) …<br />
Macht ein nationales <strong>Tierzuchtrecht</strong> bei zunehmen<strong>der</strong> Internationalisierung<br />
noch Sinn?<br />
Was sollte zukünftig noch bleiben?<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
❙<br />
Ernährungssicherung? – eher globale Frage…<br />
Verbraucherschutz? – berechtigt, aber mit welchem Aufwand leistbar…<br />
❙<br />
❙<br />
Auch für Zuchtprodukte: Was drauf steht, ist auch drin?<br />
Neue Technologien (GS 2.0ff, Biopatente, Klonierung, GVO, …)<br />
Biodiversität? – Wie viel und was ist nötig …<br />
Wettbewerbsschutz? – Ist mehr o<strong>der</strong> weniger Tierzuchtadministration<br />
besser …<br />
Wie weit sollte staatliche Regulierung gehen: Zuchtziele, Zuchtprogramme,<br />
LP+ZWS, Anbieten und Abgeben von Zuchttieren, Samen, Eizellen und<br />
Embryonen, …<br />
Wie sieht eine wirksame Aufsicht und Kontrolle <strong>der</strong> Tierzucht aus?<br />
30 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit!<br />
Höhlemalereien von Lascaux<br />
(zwischen 17.000 und 15.000 v. Chr.)<br />
31 | 12. Dezember <strong>20</strong>13 | Uwe.Bergfeld@smul.sachsen.de