Kirchenmitgliedschaft In Europa bestand bereits 1991 »[d]ie ...
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säumt, begeht eine schwere Sünde«66, d<strong>ie</strong> <strong>»</strong>zum ewigen<br />
Leben unfahig«67 mache. D<strong>ie</strong> empirischen Zahlen weisen<br />
aus, dass sich gegenwärtig über 80 Prozent der Katholikinnen<br />
und Katholiken d<strong>ie</strong>ser Sünde schuldig machen<br />
(Grafik 4).<br />
30~ -<br />
:11 (19<br />
20,9 20.1 19,3 19,2 18,6 18<br />
oJL-J • I " • • • ' r r ~<br />
r • •<br />
1990 <strong>1991</strong> 1992 1993 1994 1995 1996<br />
Grafik 4: Sonntagsgottesd<strong>ie</strong>nstteilnahme (in Prozent der kath.<br />
Kirchenmitgl<strong>ie</strong>der) Quelle. IKSE (1996)<br />
Für d<strong>ie</strong>se mageren Zahlenwerte muss es Gründe geben.<br />
Religionsökonomisch stellt sich vor allem d<strong>ie</strong> Frage nach<br />
der Ästhetikform und der inhaltlichen Qualität des Produkts<br />
Sonntagsgottesd<strong>ie</strong>nst.<br />
Bei den kirchlich offer<strong>ie</strong>rten Riten der Lebenswende (Taufe,<br />
Firmung, Hochzeit und Beerdigung) s<strong>ie</strong>ht es noch vergleichweise<br />
gut aus('8: Ist wenigstens ein Elternteil Kirchenmitgl<strong>ie</strong>d,<br />
werden über 90 Prozent der Kinder getauft<br />
(allerdings zunehmend bei zeitlichen Taufaufschüben)<br />
und immerhin mehr als d<strong>ie</strong> Hälfte der Ehen werden auch<br />
kirchlich geschlossen. Der >Renner< aber ist nach w<strong>ie</strong> vor<br />
d<strong>ie</strong> Beerdigung: 94,7 Prozent der Katholikinnen und Katholiken<br />
l<strong>ie</strong>ßen sich 1995 kirchlich beerdigen. Vergleicht<br />
man d<strong>ie</strong>se Zahl mit den Werten zum Gottesd<strong>ie</strong>nstbesuch,<br />
drängt sich d<strong>ie</strong> Frage auf, ob d<strong>ie</strong> Kirche ein >Beerdigungsinstitut<br />
der besonderen Art< (so eine schöne Formul<strong>ie</strong>rung<br />
meines Kollegen JOSEF RÖMELT) bzw. <strong>»</strong>eine Kirche<br />
der Toten, nicht der Lebendigen«69 geworden ist. Religionsökonomisch<br />
ist h<strong>ie</strong>r ein >moderner< Strukturwandel<br />
auf der Nachfrageseite zu vermuten: Möglicherweise<br />
sinkt der Bedarfnach solchen Lebenswenderiten, d<strong>ie</strong> mit<br />
normativen Verpflichtungen verbunden sind (Firmung,<br />
Trauung), während sich d<strong>ie</strong> reglement<strong>ie</strong>rungslosen Riten<br />
(Taufe, Beerdigung) relativ hoher Nachfrage erfreuen.<br />
D<strong>ie</strong> Marktanalyse zeigt also eine relativ große Nachfrage<br />
nach >mobileren< oder ><strong>In</strong>stantreligiös< bezeichneten sich<br />
<strong>1991</strong> in Westdeutschland 54 Prozent und in Ostdeutschland<br />
32 Prozent der Bevölkerung. Ostdeutschland hält in<br />
der Rubrik >atheistisch< den europäischen Rekord (19<br />
Prozent) (Grafik 5).<br />
40 ,/<br />
30'::<br />
20V<br />
10oL<br />
1<br />
'l<br />
Westdeutschland<br />
Ostdeutschland<br />
- religiös<br />
• unreligiös<br />
atheistisch<br />
unentsch<strong>ie</strong>den<br />
Grafik 5: Religiöse Selbsteinschätzung (in Prozent der Bevölkerung;<br />
<strong>1991</strong>) Quelle: ZUlEHNER!I)ENZ (1993), s. 30<br />
Das Gottesbild der deutschen Bevölkerung ist alles andere<br />
als einheitlich. Es zeigt sich, dass d<strong>ie</strong> weit überw<strong>ie</strong>gende<br />
Zahl selbst der Kirchenmitgl<strong>ie</strong>der in West- w<strong>ie</strong> in Ostdeutschland<br />
nicht mehr annähernd den kirchenoffiz<strong>ie</strong>llen<br />
Gottesbegriffder beiden großen Gottesunternehmen vertritt<br />
(Grafik 6).<br />
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