ine Anzahl niederösterreichischer Industrieller ... - Welcker-online.de
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Einsegnung o<strong>de</strong>r freies Zusammenleben vorziehe, hierüber läßt sich billig<br />
streiten. E<strong>ine</strong> Stimme aber herrscht darüber, daß <strong>de</strong>r Herzensbund jener Paare,<br />
die ihr gesamtes Ameublement bei 'Kampfmeyer & Co.' effektuieren lassen,<br />
sich als <strong>de</strong>r dauerhafteste erweist.« O<strong>de</strong>r über die Bestimmung <strong>de</strong>s Menschen:<br />
»Wohin wir gehen, wissen wir also nicht. Wenn wir aber gehen,<br />
brauchen wir tüchtiges Schuhwerk, und das bekommen wir halb geschenkt<br />
bei etc. etc. ... « Auch die Lyrik ist realistischer gewor<strong>de</strong>n. Früher nahm sie<br />
zum Vorwurfe oft <strong>de</strong>n Mond, <strong>de</strong>n Frühling, die Liebe; jetzt besingt sie in unseren<br />
Tagesblättern häufiger Königs—Paprika, Glanz—Schuhwichse, wenn's<br />
hoch kommt, ein antiseptisches Mundwasser. Die Dichter sind's zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Man liest sie jetzt häufiger, und die Paprikahändler zahlen, was man von <strong>de</strong>n<br />
Verlagsbuchhändlern nur in vereinzelten Fällen behaupten konnte. Die Lyriker<br />
wer<strong>de</strong>n jetzt auch eher in <strong>de</strong>n Tagesblättern gedruckt. Bei <strong>de</strong>nen ist<br />
schlechte Lyrik sehr gesucht, wenn sie <strong>de</strong>r Administration gut bezahlt wird.<br />
Nur ein Gebiet hat bis jetzt <strong>de</strong>m mächtig drängen<strong>de</strong>n Zuge <strong>de</strong>r Zeit wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>n:<br />
das Drama. Die Firmen, die bisher Stücke zur Aufführung bringen<br />
ließen, gehörten noch regelmäßig <strong>de</strong>r Branche <strong>de</strong>r dramatischen Autoren<br />
an und arbeiteten auf eigenes Risiko. Das soll nun an<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n. Die weltberühmte<br />
'Chocola<strong>de</strong>n— und Schuhwarenfabriks—Frma J. Corti & Comp. in<br />
Simmering hat e<strong>ine</strong>n <strong>de</strong>r renommiertesten vaterländischen Autoren ausschließlich<br />
für ihre Zwecke unter glänzen<strong>de</strong>n Bedingungen engagiert, mit <strong>de</strong>r<br />
Verpflichtung, ihr alljährlich ein die Verdienste <strong>de</strong>r Firma würdigen<strong>de</strong>s Reklamedrama<br />
zu liefern. Für die Aufführungen wur<strong>de</strong> vom Chef <strong>de</strong>s Hauses Corti<br />
das »Deutsche Volkstheater« — als die vornehmste Bühne <strong>de</strong>r Resi<strong>de</strong>nz, die<br />
in <strong>de</strong>n Werken von H. Bahr u. a. schon ein <strong>de</strong>m Reklamedrama nahestehen<strong>de</strong>s<br />
Genre gepflegt hat — in Aussicht genommen.<br />
Das erste Drama <strong>de</strong>r Firma liegt <strong>de</strong>m Schreiber dieser Zeilen bereits<br />
vor. Es erscheint erwähnenswert, daß Corti & Comp. die dichterische Freiheit<br />
<strong>de</strong>s Autors in ke<strong>ine</strong>r Weise beschränken wollten. Nur drei aristotelische For<strong>de</strong>rungen<br />
stellten sie: Im Vor<strong>de</strong>rgrun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Handlung sollte womöglich ein<br />
Hinterhaus, im Hintergrun<strong>de</strong> ein Vor<strong>de</strong>rhaus stehen; die Hauptpersonen sollten<br />
ihre tiefsten Gemütserregungen nicht durch Worte, son<strong>de</strong>rn durch unartikulierte<br />
Laute, durch Rülpsen, Brummen o<strong>de</strong>r Fauchen kundgeben; endlich<br />
sollte <strong>de</strong>r Autor alles, was er zu sagen habe, schon im ersten Akte entwickeln,<br />
<strong>de</strong>r auch die höchste Spannung erwecken müsse, während in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Akten nichts vorzugehen brauche. Es ist klar, daß diese drei For<strong>de</strong>rungen von<br />
<strong>de</strong>r Firma nicht aus Geschäftsinteresse, son<strong>de</strong>rn nur in <strong>de</strong>r Absicht gestellt<br />
wur<strong>de</strong>n, es möchten die aus ihrer Fabrik hervorgegangenen Dramen <strong>de</strong>n gemeiniglich<br />
als »mo<strong>de</strong>rn« bezeichneten und gepriesenen dramatischen Werken<br />
in je<strong>de</strong>m Betracht gleichen. Dagegen wur<strong>de</strong> allerdings im Interesse <strong>de</strong>r Firma<br />
<strong>de</strong>r Wunsch ausgesprochen, es möge die entschie<strong>de</strong>n fortschrittliche Gesinnung<br />
<strong>de</strong>s Hauses und die Ernennung <strong>de</strong>s Chefs zum kaiserl. Rat an passen<strong>de</strong>r<br />
Stelle gewürdigt wer<strong>de</strong>n. Im übrigen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Dichter auf die Preiskurante<br />
<strong>de</strong>s Hauses verwiesen.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n gebe ich e<strong>ine</strong> Skizze <strong>de</strong>s Dramas.<br />
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