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Lernen und Lehren - Universität Regensburg

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1 (c) Automatismen<br />

• Angeborene Verhaltensweisen, die vom<br />

Zentralnervensystem auch ohne Mitwirkung<br />

äußerer Reize auslösbar sind (z.B. die Körper<strong>und</strong><br />

Gliedmaßenbewegungen bei Wirbeltieren;<br />

Flossenbewegung bei Fischen).<br />

• Diese Aktionen werden gar nicht bzw. nur in<br />

geringfügiger Weise vom eigenen Willen<br />

beeinflusst. Darunter fallen z.B.:<br />

Atmung<br />

Pulsschlag<br />

1 (d) Instinkthandlung, Erbkoordination<br />

• Angeborene Verhaltensweisen, die durch bestimmte Reize<br />

(Schlüsselreize) über einen angeborenen Auslösemechanismus (AAM -<br />

Attrappenversuche) zu geordneten Bewegungsabläufen<br />

(Erbkoordinationen) führen.<br />

• Die Bewegungshandlungen bestehen aus Orientierungsbewegungen <strong>und</strong><br />

Endhandlungen.<br />

• Sie laufen nur dann ab, wenn eine innere Bereitschaft dazu besteht.<br />

innere Faktoren: Hormone, Hunger...<br />

äußere Faktoren: Temperatur, Jahreszeit...<br />

• Sie treten bei allen Individuen einer Art gleichen Geschlechts<br />

gleichermaßen auf.<br />

• Sie haben sich zum Vorteil der Art herausgebildet. Das Verhalten wird<br />

aber nicht vom Erfolg gesteuert.<br />

• Beispiele: Balzverhalten von Fischen, Fliegenfang bei Fröschen,<br />

Nestbau bei Vögeln, Kreistreten beim Hinlegen, Mönchsgrasmücke zieht<br />

Kuckuck auf<br />

Beispiel<br />

• Die Eirollbewegung der<br />

Graugans ist ein Beispiel für<br />

starres instinktives Verhalten,<br />

das durch<br />

Orientierungsverhalten<br />

(seitliche Korrekturen mit dem<br />

Schnabel) ergänzt wird:<br />

• Wenn man der Gans das Ei<br />

wegnimmt, nachdem sie die<br />

Eirollbewegung begonnen hat,<br />

führt sie diese weiter, die<br />

seitlichen Korrekturen<br />

unterbleiben jedoch.<br />

• Die beiden Elemente des<br />

Verhaltens können also<br />

voneinander getrennt werden.<br />

Kaspar-Hauser-Versuche<br />

• Bei so genannten Kaspar-Hauser-Versuchen wendet<br />

man die gezielte Deprivation (das Fehlen oder die<br />

gezielte Ausschaltung von Reizen) von Schlüsselreizen<br />

an, um herauszufinden ob <strong>und</strong> welche Verhaltensweisen<br />

angeboren oder anerzogen, angelernt sind.<br />

• In der Eichhörnchen-Aufzucht versuchte man zum<br />

Beispiel die Deprivation von Nüssen, konnte aber<br />

feststellen, dass der Drang zum Sammeln <strong>und</strong><br />

Verstecken der Nüsse trotzdem in vollem Maß vorhanden<br />

war, dass es sich hier somit um eine Erbkoordination<br />

handelte.<br />

• Der Nestbau der Vögel ist häufig genauso erbkoordiniert<br />

wie die Nestfüllung danach.<br />

Beispiele für Kaspar Hauser-Versuche<br />

• Rattenweibchen: Aufzucht in Isolation in einer Skinnerbox<br />

(ohne Nestbauutensilien vorhanden). Wenn sie dann<br />

plötzlich Nestbauutensilien zu Verfügung gestellt bekommt,<br />

baut sie ein technisch perfektes Nest.<br />

• Kreuzspinne: Isolation im Reagenzglas - nach<br />

Freilassung perfekter Netzbau.<br />

• Grille: Nach Isolation arttypischer Gesang, ohne ihn vorher<br />

gehört zu haben.<br />

• Häufige Simultanverschränkung von Erbkoordination <strong>und</strong><br />

Taxis (= gerichtete Bewegungskomponente)<br />

Beispiel Erdkröte: Beim Beutefang kommt es zunächst zur<br />

Taxis: Die Kröte führt eine orientierende Wendung (Taxis)<br />

durch, um die Beute zu fixieren. Erst dann folgt die<br />

eigentliche Beutefanghandlung (Erbkoordination).<br />

• Taxis: variabel – je nachdem, wo sich die Beute befindet<br />

• Erbkoordination: stereotypes Bewegungsmuster<br />

(Herausschnellen der Zunge)<br />

• Einer Erbkoordinationen kann eine Phase des Suchens<br />

vorausgehen (z.B. nach Beute oder einem<br />

Sexualpartner). Man spricht von Appetenzverhalten.

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