Lernen und Lehren - Universität Regensburg
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Deskriptive Erziehungsbegriffe<br />
Ein deskriptiver Erziehungsbegriff<br />
enthält keinerlei Wertung, er enthält<br />
nur jene Merkmale, mit deren<br />
Hilfe festgestellt werden kann, ob<br />
unter gegebenen Umständen „Erziehung“<br />
vorliegt oder nicht. Dieser<br />
Begriff ist auf der einen Seite<br />
wertfrei, aber auch wertoffen. Als<br />
Beispiel kann der sog. Minimalbegriff<br />
von Erziehung nach Richard<br />
Meister genannt werden,<br />
nach dessen Auffassung Erziehung<br />
eine „Handlung (sei), durch<br />
die versucht wird, die Persönlichkeit<br />
anderer Menschen in irgendeiner<br />
Hinsicht zu fördern“.<br />
Programmatisch-präskriptive<br />
Erziehungsbegriffe<br />
Programmatisch-präskriptive Begriffe<br />
der „Erziehung“ enthalten eine<br />
Vorschrift darüber, was durch Erziehung<br />
erreicht werden soll<br />
<strong>und</strong>/oder wie dies zu geschehen<br />
habe. Mit solchen Definitionen ist<br />
ein Handlungsprogramm mit einer<br />
Mischung von Seins- <strong>und</strong> Sollensaussagen<br />
verb<strong>und</strong>en. Als Beispiel<br />
kann man die Definition von Mollenhauer<br />
(1972) erwähnen: „Erziehung<br />
muß verstanden werden<br />
als ein kommunikatives Handeln,<br />
dessen Ziel darin liegt, eine Kommunikationskultur<br />
zu etablieren,<br />
Nein!<br />
die den Erwerb von Fähigkeiten<br />
zum Diskurs ermöglicht.“ Offensichtlich<br />
kann man nach dieser<br />
Auffassung nicht von Erziehung<br />
sprechen, wenn die Fähigkeit zum<br />
Diskurs nicht ermöglicht wird.<br />
Absichtsbegriffe von „Erziehung“<br />
Bei einem Absichtsbegriff sind<br />
Merkmale der Intentionalität, eine<br />
bestimmte Handlung vorzunehmen,<br />
wesentlich. Liegt kein Aufgabenbewusstsein<br />
vor, dann kann<br />
man nicht von „Erziehung“ sprechen.<br />
Ob aber das Ziel, das man<br />
zu erreichen beabsichtigte, tatsächlich<br />
erreicht wurde, ob also<br />
die Handlung Erfolg hat, ist für<br />
diese Begriffsbestimmung belanglos.<br />
Wirkungsbegriffe von „Erziehung“<br />
Ein Wirkungsbegriff von „Erziehung“<br />
bedeutet, dass der Zustand,<br />
der als erstrebenswert angesehen<br />
wird, auch erreicht worden ist.<br />
Dieser Begriff kann also nur angewendet<br />
werden, wenn eine erwünschte<br />
Persönlichkeitsveränderung<br />
tatsächlich eingetreten ist<br />
<strong>und</strong> als Wirkung der Ursache „Erziehung“<br />
nachgewiesen ist. Dies<br />
ist aber eine sehr schwierig zu belegende<br />
Tatsache.<br />
Nein!<br />
Handlungsbegriffe von „Erziehung“<br />
Werden unter Erziehung Handlungen<br />
gemeint, die den Zweck<br />
haben, einen Adressaten der Erziehung<br />
in irgendeiner Hinsicht<br />
besser, tüchtiger oder vollkommener<br />
zu machen (Förderabsicht),<br />
dann liegt ein Handlungsbegriff<br />
vor, bisweilen wird auch noch der<br />
Aspekt der Planmäßigkeit betont<br />
(„intentionale Erziehung“). In welche<br />
Richtung dieses „besser“ verstanden<br />
werden soll, ist abhängig<br />
von der jeweiligen Gruppe, der<br />
man angehört etc. <strong>und</strong> nicht Teil<br />
der Definition von „Erziehung“.<br />
Geschehensbegriffe von „Erziehung“<br />
Bei diesem Begriffsverständnis<br />
geht man davon aus, dass erzieherische<br />
Handlungen nur einen<br />
kleinen Teil innerhalb der Gesamtmenge<br />
der menschenformenden<br />
Einflüsse ausmachen.<br />
Man sollte eher die Aufmerksamkeit<br />
auf die anderen Einflüsse,<br />
die eventuell wichtiger sind,<br />
lenken (funktionale Formung, Sozialisation)<br />
<strong>und</strong> diese unter den<br />
Erziehungsbegriff subsumieren.<br />
Damit werden beliebige äußere<br />
Ereignisse oder Geschehnisse,<br />
die eine Veränderung der Persönlichkeit<br />
bewirken, als „Erziehung“<br />
bezeichnet.<br />
Nein!<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> Gedächtnis<br />
• „... unter Gedächtnis verstehen wir die<br />
lernabhängige Speicherung ontogenetisch<br />
erworbener Information, die sich<br />
phylogenetischen neuronalen Strukturen selektiv<br />
artgemäß einfügt <strong>und</strong> zu beliebigen Zeitpunkten<br />
abgerufen, d.h. für ein situationsangepasstes<br />
Verhalten verfügbar gemacht werden kann“<br />
(Sinz, 1975, S. 16).<br />
Psychologische Gedächtnisforscher <strong>und</strong><br />
ihre Vorläufer<br />
• Assoziationsgesetze von Aristoteles (384-322 v. Chr.) „Gedächtnis<br />
<strong>und</strong> Erinnerung“:<br />
raum-zeitliche Kontiguität (z.B. Tisch - Stuhl),<br />
Ähnlichkeit (z.B. Kate - Hütte, Ratte - Maus) <strong>und</strong><br />
Kontrast (z.B. heiß - kalt).<br />
• William James (1890, S. 643), moderne Gedächtniskonzeption, u.<br />
zw. als eine Sequenz von Stadien, beginnend mit<br />
dem ersten, das ähnlich der Bildung eines Nachbildes<br />
aufzufassen ist (UKZG),<br />
gefolgt von dem Eintritt des Gedächtnisinhaltes in ein sog.<br />
primary memory (heute: Kurzzeitgedächtnis), dem Strom des<br />
Bewusstseins, <strong>und</strong> schließlich<br />
dem Übergang in das secondary memory (heute:<br />
Langzeitgedächtnis).<br />
Hermann Ebbinghaus (1850-1909).<br />
• Auf der einen Seite war er wesentlich<br />
zurückhaltender, was den Aufbau eines<br />
theoretischen Systems betraf, andererseits hat er<br />
sich bemüht, eine empirisch überprüfbare<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die von den<br />
Assoziationstheoretikern verbrauchten Begriffe<br />
wie z. B. „Assoziationsstärke“ zu schaffen.<br />
• → Wiederlernmethode!