Drei Thesen zur Pubertät 1. Die Pubertät ist eine Entwicklungsnotwendigkeit. Sie zeigt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bei allen Jugendli<strong>ch</strong>en glei<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> im Verhalten. Selbst relativ heftige Ers<strong>ch</strong>einungsformen sind dur<strong>ch</strong>aus «normal» – au<strong>ch</strong> wenn sie mitunter s<strong>ch</strong>wer auszuhalten sind (und die Na<strong>ch</strong>barn, Verwandte und Bekannte die Nase rümpfen und mit guten Tipps – oder Vorhaltungen – ni<strong>ch</strong>t sparen). Problematis<strong>ch</strong>er ist, wenn si<strong>ch</strong> bei einem Jugendli<strong>ch</strong>en gar keine Anzei<strong>ch</strong>en pubertärer Vorgänge zeigen. Henning Köhler spri<strong>ch</strong>t in diesem Zusammenhang vom «Drama das folgsamen Kindes». Die innere Unabhängigkeit und Eigenständigkeit, die si<strong>ch</strong> Jugendli<strong>ch</strong>e während der Pubertät erwerben, sind später im Leben weitaus s<strong>ch</strong>werer zu erringen. 2. Hauptaufgabe der Jugendli<strong>ch</strong>en in der Pubertät ist es, si<strong>ch</strong> frei zu strampeln und in dem Chaos, in das sie si<strong>ch</strong> stürzen, einen Weg zu finden, mit dem sie si<strong>ch</strong> identifizieren können. Irgendwo zu Beginn der Reise haben sie si<strong>ch</strong> etwas vorgenommen für dieses Leben. Es zumindest ahnungsweise wieder zu finden, ist die Herausforderung der Pubertät. Das Leben auszus<strong>ch</strong>mecken in all seinen (mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en) Höhen und Tiefen, ist unerlässli<strong>ch</strong>, um si<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> orientieren zu können, ohne darauf angewiesen zu sein, fremdes «Wissen», fremde Erfahrung ungeprüft zu übernehmen. Zeitweilig können die jungen Mens<strong>ch</strong>en (si<strong>ch</strong>) dabei verloren gehen. Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass sie den Glauben an si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ganz verlieren. Dabei können wir ihnen helfen: Indem wir an sie glauben, unverbrü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, egal, was sie tun, egal, wie sie si<strong>ch</strong> zeigen, egal, wohin sie si<strong>ch</strong> verirren. Vertrauen beweist si<strong>ch</strong> erst wirkli<strong>ch</strong>, wenn es (s<strong>ch</strong>einbar) enttäus<strong>ch</strong>t wird, wenn es auf die Probe gestellt wird. 3. Jugendli<strong>ch</strong>e während der Pubertät brau<strong>ch</strong>en ein Gegenüber. Sie dur<strong>ch</strong> die Wirren der Pubertät zu begleiten, ist ni<strong>ch</strong>t immer eine dankbare Aufgabe. Wir werden für die Jugendli<strong>ch</strong>en zu Projektionsflä<strong>ch</strong>en für alles, von dem sie si<strong>ch</strong> lossagen müssen, um einen eigenen Standpunkt finden zu können. Wir repräsentieren für sie alles, was «out» ist, überholt und von gestern. Alles, was sie zwingt, anders zu sein, <strong>als</strong> sie (meinen) sein (zu) wollen. Wir werden zu Gegenspielern. Wir müssen diese Rolle au<strong>ch</strong> spielen: unsere Meinungen, Haltungen, Ansi<strong>ch</strong>ten offen(siv) vertreten, klar Stellung beziehen und Grenzen setzen. Aber au<strong>ch</strong> zuhören, ernsthaft zuhören und Interesse zeigen. Vertrauen, Interesse und Standhaftigkeit sind die Hauptkräfte, die Jugendli<strong>ch</strong>en helfen, heil dur<strong>ch</strong> die Wirren der Pubertät zu finden. Jörg Undeuts<strong>ch</strong> Weitere Thesen, Bu<strong>ch</strong>auszüge und ein Workshop-Angebot auf www.PubertaetVerstehen.<strong>ch</strong> 4
Freier Pädagogis<strong>ch</strong>er Arbeitskreis Familiär, altersgemis<strong>ch</strong>t, individuell Familiär, altersgemis<strong>ch</strong>t, individuell: ein Besu<strong>ch</strong> an der Grunda<strong>ch</strong>erS<strong>ch</strong>ule Veranstaltungsreihe «Blick über den Zaun» 5 Leitung: Karin Anderhalden Victor Steiner 14. September 2013 in Sarnen