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Asmus Bremer. Ein Bürgermeister ohne Sockel. 262 Jahre nach der Amtszeit: Die Obrigkeit zum Anfassen.(Foto:KielerNachrichten) Zeit von 1871-1914 stammen, seit dem Zweiten Weltkrieg aber aus dem Stadtbild verschwunden sind,weil sie zerstörtoder als kriegswichtiges Material eingezogen wurden, bis dahin aber markante Punkte einnahmen und deshalb notwendig mitbedacht werden müssen. Finanzielle Gründe sind dafür durchweg ausschlaggebend gewesen, daß die Ehrenmale zum Ersten Weltkrieg oft erst rund ein Jahrzehnt nach Kriegsende realisiert worden sind. Mehr noch alsin der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und zwischen beiden Weltkriegen dehnen sich nach 1945 die Abstände zwischendenhistorischen AnlässenunddenReflexen — in den Denkmälern, weil dieser Zeit abgesehen von den vielen — Gefallenen-Gedenkstätten Personen und Ereignisse erinnerungswürdig erschienen, die nicht der eigenen Epoche entstammen. Aus verschiedenen Gründen knüpfte man an frühere Zeiten an: Zwar ersetzte das Denkmal zum Kieler Frieden (Nr. 3)einezerstörteErinnerungstafel, es ist aber dennochkein 266
Zufall, daß die sichtbare Erinnerung an einen lange zurückliegendenFriedensschluß indie Zeit nach 1945 fällt. Asmus Bremer (Nr. 1), vor 280 Jahren zum Kieler Bürgermeister gewählt, ist 1982 dem Vergessen entrissen worden, weil er seit der Wiederbelebung des winterlichen Volksfestes „Kieler Umschlag" als pittoreske Kostümfigur nostalgische Bedürfnisse befriedigt. Unausgesprochen spiegelt die Figur möglicherweise Wunschvorstellungen heutiger Bürger. Die „Obrigkeit" ist in Gestalt des Bürgermeisters vom Sockel gestiegen. Jedermann kann sich zu ihm setzen und ihm als seinesgleichen auf die Schulter klopfen. Ganz anders erklärt sich die starke Differenz zwischen dem Datum des Anlasses und dem Datum der Errichtung im Falle des Revolutionsdenkmals (Nr. 22). Sechzig Jahre nach dem Matrosenaufstand verraten die Auseinandersetzungen in der Ratsversammlungund in der Öffentlichkeit den Grund für die späte Entscheidung. Die perspektivisch gefärbte Erinnerung mündet unmittelbar in den politischen Streit darüber ein, ob man „Meuterer" oder „Vorkämpfer" für die Republik, „für eine bessere und sozial gerechtere Zukunft verherrlichen" oder „inErinnerung bringen"solle. Erst nach sechzig Jahren war es Das Revolutionsdenkmal „Wik". Streit um ein Denkmal: Erinnerung an „Meuterer" oder an „Vorkämpfer derRepublik"? einer hauchdünnen Ratsmehrheit möglich, das tabuisierte Schweigenzu durchbrechen und öffentlicheine Revision bestehender Werturteile durchzusetzen. Der Widerstand von Gegnern des Denkmals, die sich nicht scheuten, die Dolchstoßlegende erneut zu bemühen, regte sichnicht zuletzt deswegen so stark, weil es sich um ein großes, auffälliges, im Zentrum der Stadt plaziertes Denkmal handelt, das unübersehbar an ein nachdenkenswertes Ereignis erinnert, welches in der Auffassung der Gegner als „alles andere als rühmlich" galt und gilt. l 3 Auch das Bekenntnis zu den nationalsozialistischen Untaten 13 Errichtung des künstlerischen Zeichens von H.-J. Breuste zur Erinnerung an „Ereignisse im November 1918" in Kiel, Pressespiegel, zusammengestellt vom Kulturamt der Stadt Kiel,1982. 267
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