Die Revision der Elberfelder Bibel - bruederbewegung.de
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<strong>Die</strong> <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong><br />
im Spiegel <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitschriften<br />
»<strong>Die</strong> Botschaft«,<br />
»<strong>Die</strong> Wegweisung«<br />
und »Perspektive«<br />
1961–2007<br />
brue<strong><strong>de</strong>r</strong>bewegung .<strong>de</strong>
Zeichengetreuer Abdruck. <strong>Die</strong> originalen Seitenzahlen sind in eckigen<br />
Klammern und kleinerer, roter Schrift eingefügt.<br />
© dieser Zusammenstellung: 2007 brue<strong><strong>de</strong>r</strong>bewegung.<strong>de</strong><br />
Texterfassung und Satz: Michael Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Veröffentlicht im Internet unter<br />
http://www.brue<strong><strong>de</strong>r</strong>bewegung.<strong>de</strong>/pdf/revision.pdf<br />
brue<strong><strong>de</strong>r</strong>bewegung .<strong>de</strong>
Inhaltsverzeichnis<br />
HUGO HARTNACK:<br />
<strong>Bibel</strong>-Neudruck ........................................................5<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1961)<br />
BIBELKOMMISSION:<br />
Zur Überarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ....................................6<br />
(<strong>Die</strong> Wegweisung 1974)<br />
OTTO BASTIAN:<br />
<strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung ...................................8<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1975)<br />
OTTO BASTIAN, GERHARD JORDY, HELMUT TILLMANNS:<br />
<strong>Die</strong> revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung .................................11<br />
(<strong>Die</strong> Wegweisung 1976)<br />
HANS PLATTE:<br />
Ein Wort zu <strong>Bibel</strong>übersetzungen .........................................12<br />
(<strong>Die</strong> Wegweisung 1977)<br />
MANFRED KLATT:<br />
Freu<strong>de</strong> am <strong>Bibel</strong>lesen ..................................................16<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1977)<br />
OTTO BASTIAN, GERHARD JORDY, HELMUT TILLMANNS:<br />
Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung ...................................17<br />
(<strong>Die</strong> Wegweisung 1979)<br />
BERND BROCKHAUS:<br />
Ein Blick in die Werkstatt <strong>de</strong>s Übersetzers ..................................19<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1980)<br />
ULRICH BROCKHAUS:<br />
Was an <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung an<strong><strong>de</strong>r</strong>s ist .....................22<br />
(<strong>Die</strong> Wegweisung 1981)<br />
BERND BROCKHAUS:<br />
Prüfet alles, das Gute haltet fest ..........................................25<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1983)<br />
ULRICH BROCKHAUS:<br />
Unser Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> .............................................28<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1984)
INHALTSVERZEICHNIS 4<br />
BERND BROCKHAUS:<br />
Hat Gott wirklich gesagt …? .............................................29<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1984)<br />
BERND BROCKHAUS:<br />
Zuverlässige <strong>Bibel</strong>übersetzung ...........................................31<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1984)<br />
OTTO BASTIAN, GERHARD JORDY, ARNO HOHAGE, HELMUT TILLMANNS:<br />
<strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung abgeschlossen ......................34<br />
(<strong>Die</strong> Wegweisung 1984)<br />
OTTO BASTIAN:<br />
<strong>Revision</strong>sarbeit geschafft! ...............................................36<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1985)<br />
ULRICH BROCKHAUS:<br />
Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> .............................................38<br />
(<strong>Die</strong> Wegweisung 1985)<br />
HARTWIG SCHNURR:<br />
Zur 4. erweiterten Auflage <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ...................40<br />
(<strong>Die</strong> Botschaft 1992)<br />
ARNO HOHAGE:<br />
<strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> 2006 ..............................................42<br />
(Perspektive 2007)
<strong>Die</strong> Botschaft 102 (1961), Heft 21, S. 325f.<br />
<strong>Bibel</strong>-Neudruck<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> zweiten Auflage <strong><strong>de</strong>r</strong> Perlbibel (im Jahre 1927) sind praktisch die letzten Textverbesserungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung vorgenommen wor<strong>de</strong>n, wie das vorher in<br />
kürzeren Zwischenräumen immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geschehen war und auch geschehen mußte. Der<br />
Hauptgrund dafür liegt einmal in <strong><strong>de</strong>r</strong> immer wachsen<strong>de</strong>n Erforschung <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Sprachen,<br />
in <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundtext geschrieben wor<strong>de</strong>n ist. Sodann aber auch ganz naturnotwendig<br />
durch Auswertung neuer Handschriftenfun<strong>de</strong>, die ein immer näheres Herankommen an<br />
<strong>de</strong>n eigentlichen Grundtext ermöglichen.<br />
<strong>Die</strong> turbulente Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre vor <strong>de</strong>m letzten Weltkrieg, die Kriegsjahre selbst und<br />
ebenso die labile Nachkriegszeit haben eine längst fällige neue Durchsicht und Verbesserung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> nicht erlaubt. Der stete Neubedarf an Auflagen wur<strong>de</strong> befriedigt<br />
auf <strong>de</strong>m verhältnismäßig einfachen Weg, <strong>de</strong>n die Technik durch fotografische Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe<br />
<strong>de</strong>s Drucksatzes wies. Nun aber soll und muß das in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten Versäumte<br />
nachgeholt wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> <strong>Revision</strong> so gründlich wie möglich vorzunehmen, dazu zwingt<br />
schon <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstand, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> ganze Text nun neu gesetzt wer<strong>de</strong>n muß. Und ein solcher<br />
Neusatz kann nicht für ein paar Jahre gemacht wer<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n muß schon <strong><strong>de</strong>r</strong> ungeheuren<br />
Arbeit und <strong><strong>de</strong>r</strong> damit verknüpften großen Kosten wegen für einen längeren Zeitraum<br />
reichen, also nicht bloß für die jetzt geplante, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch für (hoffentlich bald erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche)<br />
weitere Druckauflagen.<br />
Es muß aber auch die <strong>Revision</strong> so vorsichtig wie möglich durchgeführt wer<strong>de</strong>n, damit<br />
die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ihren beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Charakter behält, eine möglichst wortgetreue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe<br />
<strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Grundtextes <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift zu sein. Wenn auch – wie das<br />
schon bei früheren Durchsichten angefangen wur<strong>de</strong> – sprachliche Härten mehr und mehr<br />
ausgemerzt und vor allem lange Participiensätze aufgelöst und in ein verständliches<br />
Deutsch geklei<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n müssen, so soll doch oberstes Gebot sein und bleiben:<br />
»Möglichst treue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s Urtextes ist wichtiger als schöne und fließen<strong>de</strong> Sprache.«<br />
Wo eine wünschenswerte sprachliche Reinigung <strong>de</strong>s Textes <strong>de</strong>m nicht entgegensteht,<br />
soll sie natürlich erfolgen. Einzelne, noch vorhan<strong>de</strong>ne Übersetzungsfehler o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ungenauigkeiten<br />
müssen zwangsläufig berichtigt wer<strong>de</strong>n. Manche [326] Übersetzungsmöglichkeiten,<br />
die bisher in <strong>de</strong>n »Anmerkungen« stan<strong>de</strong>n, gehören nach heutigen sprachlichen Erkenntnissen<br />
in <strong>de</strong>n Text und umgekehrt. Im ganzen aber soll die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> die <strong>Bibel</strong> bleiben,<br />
die sie war und ist, eine <strong>de</strong>m Sinne nach zuverlässige und wortgetreue Übersetzung<br />
<strong>de</strong>s Wortes Gottes, <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift.<br />
In einem wesentlichen Punkt soll die neue Auflage auf vielfache Leserwünsche hin und<br />
nach einmütiger Zustimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> »Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> im Werk« bereichert wer<strong>de</strong>n: durch Anführung<br />
von sinngemäßen und sorgfältig ausgewählten Parallelstellen. Das be<strong>de</strong>utet nur eine technische<br />
Erleichterung, womit jedoch je<strong>de</strong>m <strong>Bibel</strong>leser und vor allem <strong>de</strong>n Sonntagsschullehrern,<br />
Jugendarbeitern und allen dienen<strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine große Hilfe zuteil wird. Sie<br />
wird nach unserer zuversichtlichen Überzeugung sich sowohl <strong>de</strong>m Leser nützlich und segensreich<br />
erweisen als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> neue Freun<strong>de</strong> zuführen.<br />
Hugo Hartnack
<strong>Die</strong> Wegweisung 14 (1974), Heft 3, S. 64f.<br />
Zur Überarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ...<br />
übersen<strong>de</strong>n uns die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission<br />
nachstehen<strong>de</strong> erklären<strong>de</strong> Ausführungen:<br />
B<br />
ei <strong><strong>de</strong>r</strong> Überarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ (Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung) stellten sich zwei Probleme, die<br />
auch die ursprünglichen Übersetzer schon sehr beschäftigt haben. Das geht aus <strong>de</strong>m<br />
Vorwort ihrer Übersetzung hervor. Ihren Äußerungen darüber merkt man an, daß ihnen<br />
die damalige Entscheidung nicht leicht fiel und sie auch nicht voll befriedigte. Dabei geht<br />
es um die Übersetzung <strong>de</strong>s Namens »Jehova« im AT und <strong>de</strong>s Wortes »ekklesia« im NT.<br />
Den Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die sich um die so notwendige Überarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ bemühten, war es<br />
ein Anliegen, daß das <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ Eigentümliche erhalten blieb; »eine möglichst treue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe<br />
<strong>de</strong>s Urtextes«. Es ist allgemein anerkannt, daß das damals weitgehend erreicht wur<strong>de</strong>.<br />
Deshalb war es oberster Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> überarbeiten<strong>de</strong>n Kommission, am Text <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ nur<br />
dann Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen vorzunehmen:<br />
1. wenn dies die wortgetreue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s heute vorliegen<strong>de</strong>n Urtextes erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>te.<br />
Dabei muß man berücksichtigen, daß es <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Textforschung im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
letzten Jahrzehnte gelungen ist, <strong>de</strong>n hebräischen und <strong>de</strong>n griechischen Urtext an manchen<br />
Schrifstellen [sic] klarer herauszuarbeiten. <strong>Die</strong> Qumran-Texte trugen dazu für das AT Erhebliches<br />
bei.<br />
2. wenn das heutige Sprachempfin<strong>de</strong>n in unserer <strong>de</strong>utschen Sprache, die sich ja ständig<br />
fortentwickelt, eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung for<strong><strong>de</strong>r</strong>te, wie es sich im Blick auf verschie<strong>de</strong>ne im 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
noch gebräuchliche Ausdrücke als notwendig erwies. Dabei wur<strong>de</strong> soweit wie<br />
möglich die ursprüngliche Textgestalt beibehalten.<br />
<strong>Die</strong> Beibehaltung <strong>de</strong>s Namens »Jehova« und <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung <strong>de</strong>s Wortes »ekklesia«<br />
durch »Versammlung« erschien allerdings von vornherein als problematisch. <strong>Die</strong> beauftragten<br />
Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> fragten sich, ob die sich aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Wörtern ergeben<strong>de</strong>n Anstöße und<br />
die ebenfalls unausbleiblichen Miß<strong>de</strong>utungen weiter zu rechtfertigen seien. Sie mußten dies<br />
nach eingehen<strong>de</strong>n Beratungen und Befragungen schließlich verneinen.<br />
Bei »Jehova« war die Entscheidung nicht ganz so schwer; <strong>de</strong>nn »Jehova« war nie ein<br />
Name, <strong><strong>de</strong>r</strong> so ausgesprochen wur<strong>de</strong>. Er ist nur eine Zusammensetzung aus <strong>de</strong>n Konsoanten<br />
[sic] <strong>de</strong>s Namens »Jahve« und <strong>de</strong>m Vokalzeichen <strong>de</strong>s Namens »Adonai« = Herr, die für die<br />
Ju<strong>de</strong>n gera<strong>de</strong> verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n sollte, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> heilige Name <strong>de</strong>s einen Gottes ausgesprochen<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Es ergibt sich daraus folgerichtig, daß »Jehova« kein Name ist und man ihn <strong>de</strong>shalb<br />
auch nicht so in unserer Sprache schreiben und aussprechen kann. Schon in <strong><strong>de</strong>r</strong> griechi- [65]<br />
schen Übersetzung <strong>de</strong>s AT, <strong><strong>de</strong>r</strong> Septuaginta, gab man »Jahve« mit »Kyrios« = Herr wie<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />
so daß auch im NT, wo Schriftstellen aus <strong>de</strong>m AT zitiert wer<strong>de</strong>n, »Herr« anstelle von »Jehova«<br />
steht.<br />
<strong>Die</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission meinten, daß sie <strong>de</strong>m folgen und in Zukunft ebenfalls<br />
»HErr« übersetzen sollten mit Großschreibung <strong>de</strong>s E, damit <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser erkennen kann, daß<br />
an dieser Stelle im Urtext die Konsonanten JHWH stehen.<br />
<strong>Die</strong> Entscheidung über die Übersetzung <strong>de</strong>s griechischen Wortes »ekklesia« wur<strong>de</strong><br />
immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> hinausgeschoben, weil sie uns beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mühe machte, vor allem auch im<br />
Gedanken an die Gewöhnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ an die Übersetzung mit »Versammlung«.<br />
<strong>Die</strong> Befürchtungen, die die ursprünglichen Übersetzer bei ihrer Entscheidung damals hat-
ZUR ÜBERARBEITUNG DER ELBERFELDER BIBEL (1974) 7<br />
ten, sind aber im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre zur Tatsache gewor<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> sogenannten »Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>«, die grundsätzlich keinen Namen für sich annehmen wollten, bekamen ihn von<br />
außen zugelegt, weil die für sie maßgeben<strong>de</strong> EÜ mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung von »ekklesia« in<br />
»Versammlung« allein blieb. Allgemein sprach man ja bald von »<strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung«.<br />
In einem Artikel aus <strong>de</strong>m »Botschafter« 1911 (Verfasser wahrscheinlich Rudolf Brockhaus),<br />
Seite 307, heißt es:<br />
»Hätten die Übersetzer ahnen können, zu welch falschen Auslegungen und Unterstellungen<br />
die Wahl jenes Ausdrucks im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre führen wür<strong>de</strong>, möchten sie vielleicht<br />
trotz ihrer Be<strong>de</strong>nken die Übersetzung »Gemein<strong>de</strong>« gelassen haben, obwohl die<br />
Be<strong>de</strong>utung »ekklesia« in diesem Wort nicht zum Ausdruck kommt.«<br />
Anmerkung S. 307:<br />
»Tatsächlich haben die späteren Bearbeiter <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Übersetzung wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt vor <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Frage gestan<strong>de</strong>n, ob sie nicht aus <strong>de</strong>n genannten Grün<strong>de</strong>n das Wort »Gemein<strong>de</strong>« wie<strong><strong>de</strong>r</strong>herstellen<br />
sollten.«<br />
Sollte man nun dieses Mißverständnis auch heute noch aufrechterhalten und damit <strong>de</strong>n<br />
Kreis <strong><strong>de</strong>r</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Gottes herausheben?<br />
Es kommen weitere Be<strong>de</strong>nken hinzu, die vielleicht noch schwerwiegen<strong><strong>de</strong>r</strong> sind:<br />
Zuerst sollte man sich doch die Frage vorlegen:<br />
Welches <strong>de</strong>utsche Wort drückt heute besser aus, was <strong><strong>de</strong>r</strong> Text unter »ekklesia« ursprünglich<br />
versteht? Nämlich: zum Leibe Christi gehören<strong>de</strong> Menschen, die sich um das<br />
Wort Gottes versammeln und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt ihren Herrn und Heiland und das, was sie im<br />
Heiligen Geist durch ihn haben, gemeinsam bezeugen und praktizieren möchten. Einen<br />
solchen Kreis von Menschen kann man sich nach <strong>de</strong>m allgemeinen Sprachempfin<strong>de</strong>n heute<br />
kaum unter »Versammlung« vorstellen, wohl aber ist hierfür die Bezeichnung »Gemein<strong>de</strong>«<br />
geläufig, die im übrigen erheblich weniger an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Be<strong>de</strong>utungen hat, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Gebrauch<br />
<strong>de</strong>s Wortes »Versammlung« in vielen Bereichen anzutreffen ist, wie z. B. Bun<strong>de</strong>s-, Wahl-,<br />
Betriebs- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptversammlung. Wollen wir also in das heute gebräuchliche Deutsch<br />
übersetzen, dann müssen wir uns für »Gemein<strong>de</strong>« entschei<strong>de</strong>n.<br />
Weiter geht es auch darum, daß man in öffentlichen Veranstaltungen, wie Evangelisationen<br />
und <strong>Bibel</strong>wochen, auch die EÜ benutzen möchte. Dann darf man aber nicht immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mit mißverständlichen Worten, die das, was gemeint ist, für das allgemeine Verständnis<br />
nicht klar ausdrücken, Anstoß geben. Den betreffen<strong>de</strong>n vortragen<strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
könnte man auch kaum zumuten, beim Vorlesen selbst von »Versammlung« auf »Gemein<strong>de</strong>«<br />
überzugehen.<br />
Das sind die Grün<strong>de</strong>, die schließlich zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung für »Gemein<strong>de</strong>« führten.<br />
Natürlich wird, wenn mit »ekklesia« eine öffentliche Versammlung wie in Apostelgeschichte<br />
19, 41 gemeint ist, weiter mit »Versammlung« übersetzt. Um <strong>de</strong>n Geschwistern, <strong>de</strong>nen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wechsel von »Versammlung« auf »Gemein<strong>de</strong>« beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schwer wird, entgegenzukommen,<br />
soll bei allen Stellen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung »Gemein<strong>de</strong>« in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fußnote angegeben<br />
wer<strong>de</strong>n: »o<strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung«.<br />
<strong>Die</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission hoffen, daß alle Freun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ bei ruhiger Überlegung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission folgen können. Das dürfte leichter<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn man dabei nach vorn sieht, nämlich an die jungen Menschen <strong>de</strong>nkt, die wir<br />
gern für die EÜ als Leser zurückgewinnen möchten. Schließlich geht es noch darum, daß<br />
die EÜ in unserer Zeit, in <strong><strong>de</strong>r</strong> man zu freien Übertragungen greift, weil sie die <strong>Bibel</strong> <strong>de</strong>m<br />
Verständnis <strong>de</strong>s mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Menschen näherbringen sollen, mit ihrem wortgetreuen Text<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> weitere Verbreitung fin<strong>de</strong>t, und zwar auch über <strong>de</strong>n »Kreis <strong><strong>de</strong>r</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>« hinaus.
<strong>Die</strong> Botschaft 116 (1975), Heft 9, S. 208f.<br />
<strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung<br />
I<br />
n diesen Wochen erscheint nun tatsächlich das revidierte Neue Testament mit Psalmen.<br />
Wie oft wur<strong>de</strong> die Herausgabe schon in Aussicht gestellt! Der Termin mußte immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hinausgeschoben wer<strong>de</strong>n. Es ist verständlich, daß manche, die schon so lange auf die<br />
Neuausgabe warten, gern wissen möchten, ob die <strong>Revision</strong> nicht schneller möglich war.<br />
Einiges Verständnis für die Verzögerung wird man, meine ich, aufbringen können,<br />
wenn man einmal etwas Einblick in <strong>de</strong>n Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit bekommt und erkennt, unter<br />
welchen Erschwernissen sie getan wer<strong>de</strong>n mußte.<br />
Vor 15 Jahren wur<strong>de</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Siegener Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>konferenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Entschluß zu einer Überarbeitung<br />
gefaßt und eine Kommission gebil<strong>de</strong>t, die die Richtlinien, nach <strong>de</strong>nen man vorgehen<br />
sollte, festlegen und mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit beginnen sollte. Man dachte damals nicht an eine<br />
gründliche <strong>Revision</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n meinte, es wer<strong>de</strong> genügen, wenn man unnötige Härten wie<br />
die endlosen, im Griechischen üblichen Satzkonstruktionen beseitigte und an an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellen<br />
veraltete Worte und Sprachformen <strong>de</strong>m heutigen Verständnis anpaßte, um ein flüssiges<br />
Deutsch zu bekommen, und wenn man die Ergebnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Textforschung <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Jahrzehnte<br />
berücksichtigte, um so die Übersetzung auf <strong>de</strong>n neuesten Stand zu bringen. Das<br />
wer<strong>de</strong> nicht allzuviel Zeit erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>n, so daß man die Arbeit vielleicht in zwei bis drei Jahren<br />
schaffen könne. Allerdings wünschte man auch gute Parallelstellen, die die Arbeit an<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> erleichtern sollten.<br />
Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Kurt Karrenberg begann gleich mit <strong>de</strong>n Vorarbeiten, so daß <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission<br />
schon bald <strong><strong>de</strong>r</strong> Text eines Evangeliums mit Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsvorschlägen vorgelegt wer<strong>de</strong>n<br />
konnte. <strong>Die</strong> Kommission, <strong><strong>de</strong>r</strong> auch Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Johannes Walther angehörte, kam zunächst<br />
abwechselnd in Wie<strong>de</strong>nest und Dillenburg zusammen. Später, als man einen annähern<strong>de</strong>n<br />
Begriff von <strong>de</strong>m Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit bekam, wur<strong>de</strong>n auch mehrtägige Klausuren eingelegt,<br />
die entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>m in stiller Abgeschie<strong>de</strong>nheit so idyllisch gelegenen Persisruhe bei Bergisch<br />
Born o<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnung eines <strong><strong>de</strong>r</strong> mitarbeiten<strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> stattfan<strong>de</strong>n.<br />
Man hielt sich zunächst an das Neue Testament, um dieses vorab herausbringen zu<br />
können, nach<strong>de</strong>m man anhand von einigen Versuchen eine Ahnung davon bekommen<br />
hatte, was mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Fülle <strong>de</strong>s Stoffes im Alten Testament an Arbeit auf die Kommission<br />
zukommen wür<strong>de</strong>.<br />
Es waren grundsätzliche Fragen zu klären, die die Kommission auf <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Konferenzen auch <strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n vorlegte, wie z. B. die Fragen, ob man bei »Jehova« bleiben<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob man es so wie die Apostel bei <strong>de</strong>n Zitaten <strong>de</strong>s Alten Testaments im Neuen<br />
Testament mit »<strong><strong>de</strong>r</strong> Herr« übersetzen sollte und ob man »ekklesia« in Zukunft mit »Gemein<strong>de</strong>«<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>geben sollte. Zu diesen Fragen nahmen auch die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR Stellung.<br />
Man schob diese Fragen lange vor sich her, um zu einer Entscheidung zu kommen,<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> man <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> meisten Leser <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung sicher sein<br />
konnte.<br />
Oberstes Gebot war, soweit wie eben möglich genau und wortgetreu zu übersetzen und<br />
dabei möglichst nahe am bisherigen Text <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung zu bleiben, Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
also nur da vorzunehmen, wo sie sich vom Grundtext her zwingend ergaben und<br />
wo die im Laufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahrzehnte gewan<strong>de</strong>lte Sprache <strong>de</strong>s Deutschen es erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>te; <strong>de</strong>nn es<br />
ging ja auch darum, <strong>de</strong>m Menschen von heute das Wort Gottes nahezubringen. Da konnte<br />
man natürlich solche Wörter und Re<strong>de</strong>wendungen, die aus <strong>de</strong>m heutigen Sprachgebrauch
REVISION DER ELBERFELDER BIBELÜBERSETZUNG (1975) 9<br />
verschwun<strong>de</strong>n sind o<strong><strong>de</strong>r</strong> die ihre Be<strong>de</strong>utung geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben, nicht mehr übernehmen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mußte das gleiche mit <strong>de</strong>n Worten <strong><strong>de</strong>r</strong> heute geläufigen Sprache ausdrücken. Als<br />
Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Ulrich Brockhaus sein Theologiestudium soweit abgeschlossen hatte, daß er in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong>kommission mitarbeiten konnte, wur<strong>de</strong> die Arbeit naturgemäß differenzierter, besser<br />
wissenschaftlich fundiert durchgeführt.<br />
Man mußte alles sorgfältig abwägen, das erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>te Zeit, weit mehr Zeit, als wir ahnen<br />
konnten. Oft stellte man eine Entscheidung bis zur nächsten Sitzung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Klausur zurück,<br />
um anhand von Lexika und Kommentaren noch genauer in <strong>de</strong>n Grundtext hineinzusehen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Meinung erfahrener Fachwissenschaftler einzuholen. Da durfte keine Mühe gescheut<br />
wer<strong>de</strong>n, um die Übersetzung richtig zu treffen. Denn es ging um das Wort Gottes.<br />
So wichtig, wie die Forschung nach <strong>de</strong>m Urtext ist, so verantwortungsvoll ist die Übersetzung<br />
in die Sprache <strong>de</strong>s Lesers, weil ja bei <strong>de</strong>m vom Heiligen Geist inspirierten Text<br />
je<strong>de</strong>s Wort sein Gewicht hat. Das wird je<strong><strong>de</strong>r</strong> Leser <strong><strong>de</strong>r</strong> »Botschaft« bestätigen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Hauskreis intensiv an <strong><strong>de</strong>r</strong> Wortbetrachtung be- [209] teiligt o<strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />
Wort Gottes in <strong><strong>de</strong>r</strong> Stille persönlich zu sich re<strong>de</strong>n läßt.<br />
Sicher gibt es keine Übersetzung, die für sich in Anspruch nehmen kann, in allem das<br />
Richtige getroffen zu haben, also vollkommen <strong>de</strong>n Grundtext wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben. <strong>Die</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
erkannten aber die große Verantwortung, die auf einem Übersetzer <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift<br />
lastet, und brachten diese Last in gemeinsamem Gebet immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> willig<br />
mangeln<strong>de</strong> Weisheit gibt <strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> ihn darum im Glauben bittet (Jakobus 1, 5 und 6).<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schwierig war die Entscheidung, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundtext eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich<br />
machte, die manchen schönen, liebgewor<strong>de</strong>nen Gedanken, <strong><strong>de</strong>r</strong> an die bisherige<br />
Fassung geknüpft wor<strong>de</strong>n war, ausschloß. Doch hier mußte die Achtung vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Autorität<br />
<strong>de</strong>s Wortes Gottes entschei<strong>de</strong>n. So mußten die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission es auch hinnehmen,<br />
wenn ein Kapitel eines Briefes einen ganzen Sitzungstag in Anspruch nahm, so sehr sie<br />
auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunsch drängte, die Arbeit so schnell wie möglich zu vollen<strong>de</strong>n.<br />
Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung mußte auch die Erarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> Parallelstellen vorangetrieben<br />
wer<strong>de</strong>n. Der bereits vor Jahren heimgegangene Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Ernst Peiniger begann damit und<br />
arbeitete fleißig nach einem von ihm selbst aufgestellten Prinzip. Dabei legte er eine umfangreiche<br />
Kartei an. Viele Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, die gute <strong>Bibel</strong>kenner sind, halfen ihm dabei. Es zeigte<br />
sich jedoch bald, daß seine Karteikarten zu viele Parallelstellen umfaßten, die man <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übersichtlichkeit wegen nicht alle bringen konnte. Auf Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Helmut Tillmanns fiel dann<br />
die umfangreiche Arbeit, aus <strong>de</strong>n zahlreichen Parallelstellen diejenigen herauszusuchen,<br />
die wirklich <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n wichtigen Bezug zu <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Wort o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />
Inhalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Schriftstelle hatten. Dazu mußten wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz neue Parallelstellenlisten angefertigt<br />
wer<strong>de</strong>n, in die noch weitere unbedingt notwendige Stellen eingefügt wur<strong>de</strong>n.<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt äußerte Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Hugo Hartnack die Befürchtung, daß er die Herausgabe <strong>de</strong>s<br />
Neuen Testaments nicht mehr erleben wer<strong>de</strong>. Der Herr hat uns ihn, <strong><strong>de</strong>r</strong> so maßgeben<strong>de</strong>n<br />
Anteil an <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit hatte und sie mit beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Liebe zum Wort Gottes tat, noch erhalten.<br />
So dürfen wir hoffen, daß er die Neuausgabe bald in seinen Hän<strong>de</strong>n halten darf. An<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> gingen schon vor Jahren heim; die bereits erwähnten Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> Kurt Karrenberg<br />
und Johannes Walther, dann schon sehr bald Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Wilhelm Brockhaus und schließlich<br />
noch die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> Fritz Ruppel und Walther Schmidt. Sie alle waren mit <strong>de</strong>m Herzen dabei.<br />
Als die Kommission endlich vor ungefähr drei Jahren das ganze Neue Testament überarbeitet<br />
hatte, entschloß man sich, mit <strong>de</strong>m Neuen Testament gleich die Psalmen mitzudrucken,<br />
weil die <strong>Revision</strong> <strong>de</strong>s Alten Testaments noch eine lange Zeit in Anspruch nehmen<br />
wür<strong>de</strong>. Auch die Psalmen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ten mehr Zeit, als wir dachten; <strong>de</strong>nn hier ergaben sich<br />
vom Text her häufiger beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Schwierigkeiten.
REVISION DER ELBERFELDER BIBELÜBERSETZUNG (1975) 10<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> endgültigen Erstellung <strong>de</strong>s druckfähigen Manuskriptes hatte Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerhard<br />
Jordy, <strong><strong>de</strong>r</strong> diese zeitrauben<strong>de</strong> Feinarbeit neben seinem Beruf machen mußte, viel Mühe.<br />
Dann konnte endlich mit <strong>de</strong>m Setzen begonnen wer<strong>de</strong>n. Auch da tauchten unvorhergesehene<br />
Probleme auf, und zwar hauptsächlich nach <strong>de</strong>m wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten Korrekturlesen. Mit<br />
<strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>s Neuen Testaments mit Parallelstellen, Überschriften und Anmerkungen<br />
war <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlag vor eine Aufgabe gestellt, die ihm in diesem Umfang und bei <strong>de</strong>n Problemen<br />
mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner Satztechnik neu war. Alle Schwierigkeiten wur<strong>de</strong>n überwun<strong>de</strong>n, allerdings<br />
mit größerem Zeitaufwand als gedacht. Dadurch ergab sich eine Verzögerung, durch die<br />
die in unserem Rundschreiben vom November vorigen Jahres an die Gemein<strong>de</strong>n angekündigte<br />
Herausgabe für Herbst 1974 noch ungefähr um ein Jahr hinausgeschoben wer<strong>de</strong>n<br />
mußte.<br />
Nun steht sie uns zur Verfügung, diese revidierte Neuausgabe mit so manchen Vorzügen.<br />
Mit <strong>de</strong>n Parallelstellen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in Abschnitte, <strong>de</strong>n auf einer Seite durchlaufen<strong>de</strong>n<br />
Zeilen, <strong>de</strong>m größeren Format – bei verhältnismäßig gut lesbaren größeren Typen –<br />
bietet sie sich als Arbeitsbibel gera<strong>de</strong>zu an. Alle, <strong>de</strong>nen die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung lieb<br />
gewor<strong>de</strong>n ist, wer<strong>de</strong>n sich freuen, das Neue Testament und die Psalmen in gutem Deutsch<br />
und auf neuestem Stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Textforschung jetzt benutzen zu können. Sicher wird diese<br />
Neuausgabe auch weitere Freun<strong>de</strong> für die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung hinzugewinnen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Revision</strong>sarbeit am Alten Testament geht weiter. Es ist vorgesehen, wegen <strong>de</strong>s<br />
Umfangs <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit mehrere Kommissionen zu bil<strong>de</strong>n, die die <strong>Revision</strong> schneller bewältigen<br />
können. Denn es ist verständlich, daß je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> gewohnt ist, die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong>, im Hauskreis und zum persönlichen Studium zu benutzen, gern die<br />
ganze <strong>Bibel</strong> – Neues Testament und Altes Testament revidiert in einem Band – haben<br />
möchte. <strong>Die</strong>s legt <strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Verpflichtung auf, diesem Wunsch so bald wie möglich<br />
zu entsprechen.<br />
Dazu können alle mithelfen, die mit <strong>de</strong>m Herzen hinter dieser Arbeit stehen, nämlich<br />
durch ernstes anhalten<strong>de</strong>s Gebet. <strong>Die</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, die diese verantwortungsvolle Arbeit tun,<br />
sind sich bewußt, daß sie auf diese Hilfe ständig angewiesen sind.<br />
Otto Bastian
<strong>Die</strong> Wegweisung 16 (1976), Heft 10, S. 192<br />
<strong>Die</strong> revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung<br />
Das revidierte Neue Testament mit <strong>de</strong>n Psalmen können wir nun seit einem Jahr benutzen<br />
und freuen uns darüber. Es hat allgemein eine sehr gute Aufnahme gefun<strong>de</strong>n.<br />
Zahlreiche Zuschriften und persönliche spontane Äußerungen bekun<strong>de</strong>n das. Viele Anregungen<br />
und Vorschläge für die weiteren Arbeiten zeigen uns, wie stark auch das Interesse<br />
an konkreter Mitarbeit ist. So sind wir dankbar, daß die viele Jahre währen<strong>de</strong> Arbeit ihre<br />
volle Bestätigung fand, auch die großen finanziellen Opfer, die nötig waren und von <strong>de</strong>n<br />
Gemein<strong>de</strong>n und einzelnen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n und Schwestern willig gebracht wur<strong>de</strong>n.<br />
Ebenso dringend wur<strong>de</strong> aber auch immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wunsch geäußert nach <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen<br />
revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>. <strong>Die</strong> mühevolle Kleinarbeit bei <strong><strong>de</strong>r</strong> sorgfältigen <strong>Revision</strong> <strong>de</strong>s<br />
Neuen Testamentes hat <strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission noch <strong>de</strong>utlicher vor Augen geführt,<br />
wie umfangreich und zeitraubend die <strong>Revision</strong>sarbeit am Alten Testament sein muß.<br />
Es zeigte sich bald, daß wir dazu Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> brauchen, die gute Kenntnisse in <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen<br />
Sprache haben und gleichzeitig <strong>de</strong>n Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> wortgetreuen Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe voll anerkennen.<br />
Nach solchen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n mußten wir Umschau halten. Und wir sind <strong>de</strong>m Herrn dankbar,<br />
daß er sie uns zuführte. Allerdings sind diese Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> zum Teil darauf angewiesen, für ihre<br />
Arbeit eine Vergütung zu erhalten.<br />
Trotz<strong>de</strong>m hätte bei <strong>de</strong>m großen Umfang <strong>de</strong>s Alten Testamentes und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeit<br />
seiner Übersetzung die <strong>Revision</strong>sarbeit, wenn sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen Form weitergeführt<br />
wor<strong>de</strong>n wäre, noch viele Jahre gedauert, länger, als <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n zumutbar gewesen<br />
wäre. Um <strong>de</strong>n Fortgang <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> zu beschleunigen, hielten wir daher Ausschau nach<br />
einem Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich dieser Aufgabe vollzeitlich widmen kann. Auch dieser wur<strong>de</strong> uns<br />
nun geschenkt.<br />
Dadurch ergeben sich aber jetzt weit höhere Kosten für das Manuskript, als wir zur<br />
Zeit unseres Spen<strong>de</strong>nappells im Oktober 1973 ahnen konnten. Soweit wir das heute übersehen<br />
können, erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t das Manuskript über die auf unsere Bitte eingegangenen Spen<strong>de</strong>n<br />
hinaus noch die große Summe von DM 85.000,–.<br />
Darin ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Betrag, <strong>de</strong>n wir für die Druckkosten zur Senkung <strong>de</strong>s Verkaufspreises<br />
brauchen, nicht enthalten. Obwohl wir uns von dieser Spen<strong>de</strong>naktion eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Hilfe zur Verkürzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit für die <strong>Revision</strong> erhoffen, möchten wir die Schätzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kosten für <strong>de</strong>n Druck zurückstellen, bis wir mit <strong>de</strong>m Druck beginnen und die Kosten genau<br />
überschauen können.<br />
<strong>Die</strong> so gute Aufnahme <strong>de</strong>s revidierten Neuen Testamentes läßt hoffen, daß die Geschwister<br />
<strong>de</strong>s gesamten Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>kreises die Vollendung <strong>de</strong>s großen Unternehmens <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> als ihre gemeinsame Aufgabe betrachten. Das gab uns<br />
<strong>de</strong>n Mut, <strong>de</strong>n Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> noch vor uns liegen<strong>de</strong>n Arbeiten offen darzulegen und ebenso<br />
offen über die finanziellen Bedürfnisse zu sprechen.<br />
Allen bisherigen Spen<strong><strong>de</strong>r</strong>n möchten wir von Herzen danken für ihr Mithelfen. Manche<br />
Spen<strong>de</strong> be<strong>de</strong>utete sicher ein persönliches Opfer.<br />
Unser Herr, von <strong>de</strong>ssen Wort, das »Geist und Leben« ist, wir leben, sieht je<strong>de</strong>s Opfer.<br />
Er sieht auch in unsere Herzen und weiß, wie wir geben. Ihm dürfen wir vertrauen, daß er<br />
durch die Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschwister die Mittel geben wird, die zur Vollendung dieses schweren,<br />
aber so wertvollen und großen Werkes noch gebraucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Für alle Mithilfe im voraus herzlichen Dank.<br />
Im Auftrag <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission<br />
Otto Bastian Gerhard Jordy Helmut Tillmanns
<strong>Die</strong> Wegweisung 17 (1977), Heft 5, S. 89f.<br />
Ein Wort zu <strong>Bibel</strong>übersetzungen<br />
nach einem Referat von Hans Platte,<br />
anläßlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>zusammenkunft am 26. 3. 77 in Geisweid.<br />
Anlaß zu diesem Thema geben mir eine Reihe von Unterredungen, die unsere »revidierte<br />
Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>« betreffen. Es ist dankbar zu begrüßen, daß unsere vielen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>versammlungen,<br />
gleich welcher Prägung, in vorbildhafter Treue <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> zugetan<br />
sind und zwar nun schon über 100 Jahre, d. h. seit ihrer ersten Auflage. Seit ihrem<br />
Erscheinen hat sich diese Übersetzung allseitige Achtung erworben; ist sie doch als »sehr<br />
grundtextgenau« anerkannt. – Und gera<strong>de</strong> heute gilt sie nicht nur als grundtextgenau, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
als unbeeinflußt von »<strong>Bibel</strong>kritik« und »mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner Theologie«. Das gleiche kann jedoch<br />
auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> »Schlachter«- sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> »Menge«-Übersetzung gesagt wer<strong>de</strong>n. Wobei<br />
die Menge-<strong>Bibel</strong> ein flüssigeres Deutsch bringt. <strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> verzichtet oft darauf,<br />
zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> größeren Grundtextnähe.<br />
Warum ist nun eine <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> nötig gewor<strong>de</strong>n? Ich zitiere dazu<br />
aus <strong>de</strong>m Vorwort <strong><strong>de</strong>r</strong> revidierten Übersetzung:<br />
Mehr als hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Jahre lang hat die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung sich durch ihre Worttreue und unbestechliche<br />
Genauigkeit viele Freun<strong>de</strong> erworben. Allmählich aber mehrten sich im Benutzerkreis die Stimmen,<br />
die eine Überarbeitung für notwendig hielten, weil komplizierte Satzkonstruktionen und zum Teil auch<br />
veraltete Ausdrücke <strong>de</strong>m Leser das Verständnis zunehmend erschwerten. Noch zahlreicher und ernstzunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
waren die Hinweise darauf, daß die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung endlich vom heute vorliegen<strong>de</strong>n<br />
zuverlässigen griechischen bzw. hebräischen Grundtext ausgehen müsse und nicht von <strong>de</strong>m Grundtext,<br />
wie er um 1850 vorlag.<br />
Im Jahre 1960 begann daher eine Kommission mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Überarbeitung. <strong>Die</strong> Grundsätze <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong>sarbeit<br />
waren:<br />
1. <strong>Die</strong> möglichst genaue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s Grundtextes. Der oft gerühmte Vorzug <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung,<br />
die genaueste und zuverlässigste <strong>de</strong>utsche <strong>Bibel</strong>übersetzung zu sein, sollte voll erhalten bleiben.<br />
Der Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Worttreue stand daher über <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> sprachlichen Eleganz. Mit diesem Anliegen steht<br />
die revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung ganz in Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n ursprünglichen Übersetzern<br />
von 1855, die schon damals schrieben: »Während nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelehrte das Wort Gottes im Urtext untersuchen<br />
kann, ist <strong>de</strong>m Nichtgelehrten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprache <strong>de</strong>s Grundtextes Unkundigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Weg dazu versperrt.<br />
Es war daher unser Bemühen und unser Zweck, diesen Letzteren hilfreich die Hand zu bieten und<br />
ihnen mit wenigen Kosten eine möglichst treue und genaue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s Wortes Gottes in ihrer eigenen<br />
Sprache darzureichen.«<br />
2. <strong>Die</strong> Bemühung um gutes, verständliches Deutsch. Wörter wie Eidam, Farren o<strong><strong>de</strong>r</strong> Weib, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
heutigen Umgangssprache verschwun<strong>de</strong>n sind o<strong><strong>de</strong>r</strong> ihre Be<strong>de</strong>utung verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben, wur<strong>de</strong>n ersetzt.<br />
Lange schwierige, aus Partizipien und Nebensätzen zusammengesetzte Satzkonstruktionen, die im Deutschen<br />
oft eine Kompliziertheit vortäuschen, die <strong><strong>de</strong>r</strong> griechische Text gar nicht in <strong>de</strong>m Ausmaß besitzt,<br />
wur<strong>de</strong>n möglichst aufgelöst. Da, wo das Bemühen <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Übersetzer um Wörtlichkeit gelegentlich zu<br />
unnötiger sprachlicher Härte geführt hatte, wur<strong>de</strong> diese beseitigt.<br />
3. <strong>Die</strong> Benutzung <strong>de</strong>s besten griechischen bzw. hebräischen Textes. Als die Übersetzer <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong> vor etwa 120 Jahren an die Arbeit gingen, lagen sowohl <strong><strong>de</strong>r</strong> griechische Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments<br />
als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräische Text <strong>de</strong>s Alten Testaments nach heutigen Maßstäben gemessen nur in relativ<br />
späten und zum Teil nachträglich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Abschriften vor. Hier hat die gelehrte Arbeit am Text<br />
sowie die Ent<strong>de</strong>ckung älterer und [90] besserer Handschriften inzwischen zu beachtlichen Ergebnissen
EIN WORT ZU BIBELÜBERSETZUNGEN (1977) 13<br />
geführt, so daß uns heute <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundtext <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> in erheblich zuverlässigeren Textausgaben zur Verfügung<br />
steht. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong>sarbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> wur<strong>de</strong>n diese Textausgaben zugrun<strong>de</strong> gelegt.<br />
Bei meinen mancherlei Gesprächen im privaten Kreis, in Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>stun<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>n<br />
Versammlungen stieß ich auf Ansichten, die viel Unkenntnis zur Grundlage hatten. Deshalb<br />
möchte ich heute und an dieser Stelle noch einmal allgemein darauf antworten. – Ich<br />
fand bei vielen die Meinung vor, daß die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> vom Geiste Gottes inspiriert sei.<br />
Demzufolge sei eine <strong>Revision</strong> zu verwerfen, ja strikt abzulehnen. Es sei ein Versuch, das<br />
Wort Gottes zu verfälschen. <strong>Die</strong> Inspiration betreffe ja je<strong>de</strong>s einzelne Wort. Gera<strong>de</strong> mit<br />
dieser Auffassung war die Front <strong><strong>de</strong>r</strong> Ablehnung außeror<strong>de</strong>ntlich hart. Behauptungen wur<strong>de</strong>n<br />
laut, wie: jene Kommission habe verfälscht durch Hinzufügungen, Weglassungen, Sinnentstellungen.<br />
Man hegte sogar <strong>de</strong>n Verdacht, daß falsche Lehren, <strong>Bibel</strong>kritik und mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne<br />
Theologie untergebracht seien. Der Verlag wur<strong>de</strong> verdächtigt, er wolle sich nur mit einem<br />
neuen Geschäft bereichern, da die bisherige Übersetzung gut sei. —<br />
Liebe Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, solchen Meinungen und Einwän<strong>de</strong>n liegt zwar entschuldhafte Unkenntnis<br />
zugrun<strong>de</strong>, doch sollte auf diesem Gebiet Klarheit geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Beim Antworten auf diese Auffassungen und Einstellungen stellte sich tatsächlich heraus,<br />
wie dürftig die Kenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Sachverhalte war und zwar:<br />
1. über die Entstehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bücher <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift;<br />
2. über die Vervielfältigung und Verbreitung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>;<br />
3. über das Zustan<strong>de</strong>kommen <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>.<br />
Es muß <strong>de</strong>utlich gesagt wer<strong>de</strong>n: <strong>Die</strong> wörtliche und göttliche Inspiration <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen<br />
Schriften, Alten, wie Neuen Testaments bezieht sich nur und ganz ausschließlich auf <strong>de</strong>n<br />
Urtext. Das ist das Original <strong>de</strong>s jeweiligen Schreibers, <strong><strong>de</strong>r</strong> als ein Mann Gottes re<strong>de</strong>te, getrieben<br />
vom Heiligen Geiste. Er schrieb, o<strong><strong>de</strong>r</strong> ließ es schreiben in seiner eigenen Sprache.<br />
Es ist nun offensichtlich, daß von allen Büchern unserer <strong>Bibel</strong> keine Originalhandschrift,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Urtext, mehr vorliegt. Sie sind verloren gegangen. Zuvor jedoch waren, mit<br />
mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger großer Sorgfalt und Kenntnis, davon Abschriften und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Abschriften<br />
von Abschriften zustan<strong>de</strong> gekommen. Auf diese Weise wur<strong>de</strong> das Wort Gottes verbreitet.<br />
– Es ist <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> nachbabylonischen Zeit hoch anzurechnen, nicht nur die<br />
Heiligen Schriften Alten Testaments als von Gott inspiriertes Wort zu erkennen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
für seine Vervielfältigung und Verbreitung ein System zu entwickeln, um das buchstabengetreu<br />
sicherzustellen. Darum können wir heute sagen, daß wir durch ihre Sorgfalt und<br />
Mühe, – die ein Werk Gottes war, – mit <strong>de</strong>n überlieferten Texten uns in unmittelbarer<br />
Nähe <strong>de</strong>s Urtextes, <strong>de</strong>m vom Geiste Gottes inspirierten Original, befin<strong>de</strong>n.<br />
Auch die Vielzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschriften, die aus verschie<strong>de</strong>nen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ten stammen und<br />
zwar vor und nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitenwen<strong>de</strong>, lassen durch Vergleich miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> Abschreibfehler,<br />
unberechtigte Hinzufügungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Weglassungen erkennen. Auf diese Weise rekonstruiert<br />
man einen Grundtext, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Urtext sehr nahe kommt.<br />
Auch schon im Altertum hat man die <strong>Bibel</strong>, d. h. das Alte Testament, in an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sprachen,<br />
vornehmlich ins Griechische übersetzt. Mit einer Übersetzung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Originalsprache<br />
in eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e entstehen aber weitere Schwierigkeiten. Denn je<strong><strong>de</strong>r</strong> von uns weiß, daß<br />
man nicht je<strong>de</strong>s Wort aus einer Sprache ohne weiteres in ein gleichbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Sprache übersetzen kann. Wenn man nicht wortgetreu übersetzen kann, muß es sinngemäß<br />
geschehen. Dazu gehört zum ersten Fachkenntnis und, wenn es sich um die Heilige<br />
Schrift han<strong>de</strong>lt, geistliches Erkennen und Verstehen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>. –<br />
Fortsetzung folgt
<strong>Die</strong> Wegweisung 17 (1977), Heft 6, S. 114f.<br />
Ein Wort zu <strong>Bibel</strong>-Übersetzungen<br />
(Fortsetzung und Schluß)<br />
Das, was ich in aller Kürze über Entstehung und Vervielfältigung und Übersetzung <strong>de</strong>s<br />
Alten Testaments gesagt habe, ist auch grundsätzlich für das Neue Testament gegeben.<br />
–<br />
Auch in diesem Falle sind die Urtexte, d. h. die handgeschriebenen Originale <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schreiber <strong><strong>de</strong>r</strong> Evangelien und Briefe, also aller Bücher unseres Neuen Testaments, vom<br />
Heiligen Geiste inspiriert.<br />
<strong>Die</strong> Originale wur<strong>de</strong>n abgeschrieben, von einzelnen, von Gemein<strong>de</strong>n. Von diesen Abschriften<br />
wur<strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Abschriften hergestellt. Und das alles mit mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
weniger großer Sorgfalt und Kenntnis, wenn auch mit Liebe zum Worte Gottes. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
jedoch als beim Alten Testament gab es kein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es System, Fehlerquellen beim Abschreiben,<br />
Vervielfältigen leichter zu erkennen und auszumerzen. <strong>Die</strong> Zeitumstän<strong>de</strong> waren<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>s, <strong>de</strong>nn viele lebten je länger je mehr als Christen unter Verfolgungen. Mit <strong>de</strong>n Originalhandschriften<br />
gingen auch viele <strong><strong>de</strong>r</strong> Abschriften verloren. Trotz<strong>de</strong>m, und darin erkennen<br />
wir das treue Walten Gottes über seinem Wort, wur<strong>de</strong>n die Schriften <strong>de</strong>s Neuen Testaments<br />
nicht ausgerottet. Es steht eine Vielzahl von Abschriften zur Verfügung, die es gestatten,<br />
durch Vergleich miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, ganz nahe an die Urtexte heranzukommen. Auf diese<br />
Weise sind durch die Fun<strong>de</strong> und Auswertungen aller Texte jeweils Grundtexte ermittelt<br />
wor<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n heutigen Übersetzern für ihre Arbeit zur Verfügung stehen. –<br />
Wenn es nun um das Übersetzen geht, so hat schon Papias, ein Schüler <strong>de</strong>s Apostels<br />
Johannes und Freund Polykarps eine Bemerkung in seinem Werk »Auslegungen und Herrenworte«<br />
darüber gemacht, wenn er schreibt:<br />
»Matthäus hat, unter <strong>de</strong>n Hebräern weilend, in <strong><strong>de</strong>r</strong>en Sprache ein Evangelium geschrieben.<br />
Ein je<strong><strong>de</strong>r</strong> übersetzte sich’s so gut er konnte.«<br />
Mit diesem Hinweis gewinnen wir einen gewissen Einblick in die Liebe <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen<br />
Christen zum Worte Gottes, Neuen Testaments, wie auch von <strong>de</strong>n Möglichkeiten, es zu<br />
vervielfältigen, wie von <strong>de</strong>n Schwierigkeiten, es in an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sprachen zu übersetzen. Wir<br />
müssen das erkennen, daß bei aller Wertschätzung <strong>de</strong>m inspirierten Wort Gottes gegenüber,<br />
ja selbst bei aller Sorgfalt, es zu vervielfältigen o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar zu übersetzen, menschliche<br />
Schwäche und Unvollkommenheit mit am Werke gewesen ist. Und trotz allem diesen hat<br />
die Weisheit unseres Gottes dafür gesorgt, daß wir durch die Vielzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Fun<strong>de</strong> von neutestamentlichen<br />
Texten heute nahe am Urtext sind.<br />
Nun hat, wie es uns auch die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> unserer <strong>Bibel</strong>kommission geschrieben haben (siehe<br />
Auszug aus ihrem Vorwort), im vorigen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t beim Erstellen <strong><strong>de</strong>r</strong> »Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>«<br />
das Material an Grundtexten noch nicht vorgelegen, das nun jetzt in Anspruch genommen<br />
wer<strong>de</strong>n konnte. Von da aus ist also eine <strong>Revision</strong> jener Übersetzung durchaus berechtigt<br />
gewesen.<br />
Eine Überarbeitung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Übersetzung war auch dadurch notwendig, als sich<br />
unsere <strong>de</strong>utsche Sprache seit <strong>de</strong>m vorigen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t gewan<strong>de</strong>lt hat im Ausdruck, in
EIN WORT ZU BIBELÜBERSETZUNGEN (1977) 15<br />
Begriffen, wie auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Satzbildung. Das sollten wir erkennen und auch dankbar anerkennen.<br />
Als Luther z. B. daranging, die <strong>Bibel</strong> ins Deutsche zu übersetzen, tat er das mit <strong>de</strong>m<br />
Sprachschatz seiner Zeit. Es fällt uns [115] heute recht schwer, jenes Deutsch zu lesen und<br />
auch zu verstehen. Wären wir nur auf jene Übersetzung angewiesen, wür<strong>de</strong>n bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkündigung<br />
und Auslegung manche Dinge gesagt wer<strong>de</strong>n, die man damals gar nicht meinte,<br />
weil eben unsere Sprache sich gewaltig seit<strong>de</strong>m gewan<strong>de</strong>lt hat. So hat die Luther-<strong>Bibel</strong><br />
schon manche <strong>Revision</strong> erfahren, um sich <strong>de</strong>m gewan<strong>de</strong>lten Deutsch anzupassen, um verständlich<br />
zu bleiben. <strong>Die</strong> Revisoren nutzten dann auch jeweils die ausgewerteten neuen<br />
Fun<strong>de</strong> biblischer Texte, von <strong>de</strong>nen Luther noch gar nichts wissen konnte. Zu<strong>de</strong>m haben sie<br />
sich außer<strong>de</strong>m befleißigt, <strong>de</strong>n Klang und Eindruck <strong>de</strong>s alten wuchtigen, schweren Deutsch<br />
Luthers an<strong>de</strong>utungsweise zu erhalten. –<br />
Was nun die Einstellung und die Tätigkeit »unserer <strong>Bibel</strong>kommission« angeht, die für<br />
die revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> verantwortlich zeichnet, so ist es nötig zu bemerken, daß<br />
sie nach <strong>de</strong>n gleichen Grundsätzen gebetet und gearbeitet hat wie auch jene, die im vorigen<br />
Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t die »alte« Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> erstellten. Ihnen, wie jenen, gebührt unser Vertrauen<br />
und unser Dank für die außeror<strong>de</strong>ntliche Arbeit. Sie haben sie vor <strong>de</strong>m Herrn gewissenhaft<br />
und über lange Jahre getan. Wie die Väter es damals bekannten und schrieben,<br />
so sagen es auch heute unsere Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>: daß sie bei aller Verantwortung vor <strong>de</strong>m Herrn nicht<br />
vollkommen sind. Sie haben sich aber bemüht, möglichst wortgetreu zu übersetzen, haben<br />
darum gerungen und gebetet. Zu<strong>de</strong>m haben wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Übersetzung, die frei von<br />
»<strong>Bibel</strong>kritik« und »mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner Theologie« ist.<br />
Es ist schon wünschenswert, in unseren Zusammenkünften eine, d. h. aber grundtextgetreue<br />
Übersetzung zu gebrauchen. Hierbei mag die »alte« und auch »neue« Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong> getrost nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> stehen. Jedoch sind ihnen nach <strong>de</strong>m Urteil ernster Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
auch die Schlachter- wie Menge-<strong>Bibel</strong> gleichwertig.<br />
Im Hinblick auf unsere Geschwister, mit <strong>de</strong>nen wir in unseren Zusammenkünften beieinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
sind, wird die Liebe auch in diesem Stück <strong>de</strong>n rechten Weg fin<strong>de</strong>n. Darunter fällt,<br />
sich zu tragen, wenn man am Altgewohnten festhält, o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits offen ist für das<br />
»Neue«, d. h. die revidierte Übersetzung.<br />
Für das private <strong>Bibel</strong>studium mögen auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Übersetzungen herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Doch sollten wir uns jeweils darüber informieren lassen, wie sie zu bewerten sind.<br />
Denn das breite Angebot auch auf diesem Gebiet ist nicht nur nach einem guten Deutsch<br />
zu werten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zuerst nach seiner Grundtextnähe. Wir sind als Laien schon dabei darauf<br />
angewiesen, was urteilsfähige Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> darüber sagen und schreiben und empfehlen. Es<br />
gibt eine Reihe von Übersetzungen, die keine sind, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Übertragungen. Sie sind zumeist<br />
gefärbt durch irgen<strong>de</strong>ine falsche Lehre (Allversöhnung, <strong>Bibel</strong>kritik, mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Theologie<br />
etc. etc.). Einen guten Hinweis gibt uns Kurt Weber in seinem Büchlein<br />
»Welche <strong>Bibel</strong>übersetzung soll ich benutzen?«<br />
Es kann über unseren Verlag bezogen wer<strong>de</strong>n. –<br />
Hans Platte
<strong>Die</strong> Botschaft 118 (1977), Heft 12, S. 283<br />
Freu<strong>de</strong> am <strong>Bibel</strong>lesen<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Ausgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft brachten wir (abgebil<strong>de</strong>t) das Titelblatt <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />
»Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung« <strong>de</strong>s Neuen Testamentes von 1855. Seit 1975 liegt das Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Neue Testament und die Psalmen nun in einer revidierten Übersetzung vor. Das<br />
verdient im Rahmen unserer brü<strong><strong>de</strong>r</strong>geschichtlichen Besinnung eine Würdigung, da die<br />
Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung nach wie vor zu <strong>de</strong>n genauesten <strong>de</strong>utschen <strong>Bibel</strong>übersetzungen<br />
zählt.<br />
<strong>Die</strong> revidierte Übersetzung <strong>de</strong>s Neuen Testamentes bietet zusätzlich eine Reihe von<br />
Vorteilen, die auf <strong>de</strong>m nebenstehen<strong>de</strong>n Abdruck (in Originalgröße) erkennbar sind:<br />
1. Veraltete Wörter und komplizierte Satzbildungen wur<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgangssprache<br />
angepaßt und helfen zum flüssigen Lesen. Dabei ist die Worttreue zum Grundtext oberster<br />
Grundsatz geblieben.<br />
2. <strong>Die</strong> Parallelstellen (seitlich) sind für das <strong>Bibel</strong>studium eine sehr willkommene und<br />
hilfreiche Neuerung.<br />
3. Bei manchen <strong>Bibel</strong>stellen gibt es mehrere Übersetzungsmöglichkeiten. <strong>Die</strong> Anmerkungen<br />
am Fuß <strong><strong>de</strong>r</strong> Seiten geben solche Übersetzungsmöglichkeiten an o<strong><strong>de</strong>r</strong> bieten kurze<br />
Worterklärungen, die Fragen zum Text beantworten.<br />
4. <strong>Die</strong> Abschnittüberschriften (in <strong>de</strong>n Evangelien mit Angabe von Parallelabschnitten)<br />
erleichtern das schnelle Auffin<strong>de</strong>n.<br />
5. Schließlich ist das übersichtliche Druckbild als Ganzes hervorzuheben (mit Platz für<br />
eigene Anmerkungen).<br />
Es macht Freu<strong>de</strong>, das Wort <strong>de</strong>s Lebens in einer so praktischen und einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Form<br />
lesen zu können. Wir wollen es gern nützen! Eine solche Ausgabe kann auch Außenstehen<strong>de</strong>n<br />
gut in die Hand gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Die</strong> revidierte Übersetzung ist ebenso in einem Kleinformat wie neuerdings auch in<br />
einer preisgünstigen Taschenbuchausgabe zu haben. (Genaue Angaben siehe Buchanzeige!)<br />
Manfred Klatt
<strong>Die</strong> Wegweisung 19 (1979), Heft 1, S. 17f.<br />
Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung<br />
Vor zwei Jahren berichteten wir über diese Arbeit, über ihren Fortgang und die Aussichten<br />
zu ihrer Vollendung. Es hat sich inzwischen <strong>de</strong>utlicher als damals gezeigt, daß<br />
wir dieses umfangreiche Werk ohne <strong>de</strong>n Einsatz eines Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s, <strong><strong>de</strong>r</strong> vollzeitlich daran arbeitet<br />
und die Mitarbeit <strong><strong>de</strong>r</strong> nebenbruflich [sic] tätigen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> koordiniert, nicht schaffen können.<br />
Das En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit wäre nicht abzusehen gewesen.<br />
Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Textfun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Jahre sehen sich die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, die an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Revision</strong> <strong>de</strong>s Alten Testamentes arbeiten, einer erheblich größeren Vielfalt von Übersetzungsmöglichkeiten<br />
gegenüber als die Urheber <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung. Vor allem<br />
sind die Möglichkeiten, wirklich <strong>de</strong>n ältesten Text feststellen zu können, gewachsen.<br />
<strong>Die</strong>ses Mehr an Möglichkeiten bringt zugleich aber auch ein Mehr an Arbeitsaufwand<br />
mit sich; <strong>de</strong>nn die Bemühung um eine wortgetreue Übersetzung und damit verbun<strong>de</strong>n die<br />
Suche nach <strong>de</strong>m besten Text soll ja mit <strong><strong>de</strong>r</strong> gleichen Sorgfalt geschehen wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> alten<br />
Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung.<br />
Das ganze Ausmaß an Mehrarbeit konnte lei<strong><strong>de</strong>r</strong> erst im Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong>sarbeit am<br />
Alten Testament erkennbar wer<strong>de</strong>n. Deshalb stehen wir heute vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Notwendigkeit, um<br />
eine weitere finanzielle Unterstützung zu bitten, wenn die Arbeit zu En<strong>de</strong> geführt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Sicher wer<strong>de</strong>n alle Freun<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung diese sorgfältige Durchsicht<br />
und <strong>Revision</strong> <strong>de</strong>s AT begrüßen. Es wird auch je<strong>de</strong>m einleuchten, daß sie mehr Zeit<br />
und Kosten erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t.<br />
Wir sind dankbar, daß Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Bernd Brockhaus bereit ist, sich <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm lieb gewor<strong>de</strong>nen<br />
Arbeit weiter zu widmen, möglichst bis zu ihrer Fertigstellung, und meinen, daß man<br />
das Werk an <strong>de</strong>n höheren Kosten für eine vollzeitliche Mitarbeit nicht scheitern lassen<br />
sollte.<br />
Es wird uns nicht leicht, heute noch einmal wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Manuskriptkosten um finanzielle<br />
Mithilfe zu bitten. Der bisher gespen<strong>de</strong>te Betrag mußte aber auch für die Mitarbeit von<br />
Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit guten Kenntnissen <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen Sprache inzwischen voll ausgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Dazu möchten wir sagen, daß wir <strong>de</strong>n Umfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit und die dafür noch erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche<br />
Zeit heute besser beurteilen und übersehen können als vor zwei Jahren und überzeugt<br />
sind, daß das Manuskript mit <strong>de</strong>m heute erbetenen Betrag auch vollen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
<strong>Die</strong>ser Betrag ist allerdings noch höher als <strong><strong>de</strong>r</strong> vor zwei Jahren erbetene. Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich<br />
sind nämlich noch<br />
DM 110.000,–.<br />
Nur die Liebe zur Arbeit und die Freu<strong>de</strong> an ihrem Fortschreiten gibt uns <strong>de</strong>n Mut, diese<br />
große Bitte an unsere Geschwister heranzutragen. Es ermutigt uns aber auch die Freigebigkeit,<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> die Summe von DM 85.000,– durch Spen<strong>de</strong>n tatsächlich zusammengetragen<br />
wur<strong>de</strong>, vor allen Dingen aber die Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufgabe. Wir sind es <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>, die das Wort<br />
Gottes an uns und unsere Mitmenschen ist, sicher schuldig, sie nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übersetzung so nahe am Urtext, so wortgetreu wie nur möglich, in die Hand ihrer<br />
Leser zu geben und dabei größte Sorgfalt walten zu lassen. Deshalb genügt nicht eine nur<br />
flüchtige Überarbeitung, wenn man sie auch billiger hätte haben können. Wir sollten daher
REVIDIERTE ELBERFELDER BIBELÜBERSETZUNG (1979) 18<br />
noch einmal zusammenstehen, um miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> die <strong>de</strong>m Worte Gottes würdigere gründlichere<br />
<strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung zu ermöglichen.<br />
Sie dazu aufzurufen und herzlich zu bitten, fan<strong>de</strong>n wir die innere Freudigkeit, weil wir<br />
erfahren haben, daß unser Herr uns bei diesem Werk zur Seite steht, und wissen, daß er<br />
uns auch weiter helfen wird bis zur endgültigen Vollendung dieser für <strong>de</strong>n ver- [18] hältnismäßig<br />
kleinen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>kreis so großen Aufgabe. Wir wollen dabei nicht auf unsere kleinen<br />
Kräfte sehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf Seine unbegrenzten Möglichkeiten. Allen Mithelfern sagen wir<br />
im voraus herzlichen Dank.<br />
Im Auftrag <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission<br />
O. Bastian G. Jordy H. Tillmanns<br />
Auch abgedruckt in: <strong>Die</strong> Botschaft 120 (1979), Heft 2, S. 18f.
<strong>Die</strong> Botschaft 121 (1980), Heft 11, S. 10–12<br />
Ein Blick in die Werkstatt <strong>de</strong>s Übersetzers<br />
Das Wissen darum, daß Gottes Geist die Weitergabe seines Wortes überwaltet und beim<br />
Lesen seines Wortes auch Verständnis gibt, enthebt uns nicht einer sorgfältigen Arbeit am<br />
Grundtext. Mit <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Beitrag gibt Bernd Brockhaus (Wuppertal) einen kleinen<br />
Einblick in die Problematik und Vorgangsweise bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzungsarbeit. Im Auftrag <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong>kommission ist Bernd Brockhaus seit Jahren in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung<br />
<strong>de</strong>s Alten Testamentes tätig. (<strong>Die</strong> Red.)<br />
D<br />
ie hebräische Sprache ist eine faszinieren<strong>de</strong> Sprache. Wie gut, daß Gott sie sich als ein<br />
Werkzeug seiner Offenbarung erwählt hat! Aber sie ist auch eine für uns fremdartige<br />
Sprache, die das Verstehen <strong><strong>de</strong>r</strong> Offenbarung Gottes nicht immer leicht macht. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />
gilt: Der Versuch und das Bemühen, diese Offenbarung in <strong><strong>de</strong>r</strong> ursprünglichen Form<br />
ihrer Kundgabe, im Hebräischen nämlich, zu verstehen und dann in die eigene Muttersprache<br />
umzusetzen, stellt sich für je<strong>de</strong> Generation wie<strong><strong>de</strong>r</strong> neu als notwendige, als lohnen<strong>de</strong><br />
und beglücken<strong>de</strong> Aufgabe.<br />
An <strong>de</strong>m Bemühen um <strong>de</strong>n hebräischen Text, an <strong>de</strong>m Versuch, das Verstan<strong>de</strong>ne in die<br />
eigene Sprache umzusetzen, sollten nicht nur wenige teilhaben. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Texterarbeitung<br />
von 1. Sam. 14, 25–27 (bitte unbedingt lesen!) will ich versuchen, ein Anteilnehmen zu<br />
ermöglichen.<br />
1. Sam. 14 schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t u. a. eine kriegerische Begegnung Sauls mit <strong>de</strong>n Philistern, während<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> es <strong>de</strong>m israelischen Heer gelingt, die Fein<strong>de</strong> in die Flucht zu schlagen. Um <strong>de</strong>n<br />
Sieg zu sichern, beschwört Saul seine Männer, die Verfolgung nicht zu unterbrechen, und<br />
spricht über je<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> bis zum Abend innehielte, um etwas zu essen, jenen verhängnisvollen<br />
Fluch, mit <strong>de</strong>m später sein Sohn Jonathan in Konflikt gerät: Jonathan ißt – ohne von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Verfluchung zu wissen – vom Honig, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf <strong>de</strong>m Feld gefun<strong>de</strong>n wird.<br />
Uns soll in diesem Zusammenhang ein Textproblem beschäftigen, das Vers 25 aufgibt.<br />
Dort übersetzt die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung (EÜ): »Und das ganze Volk kam in <strong>de</strong>n Wald.«<br />
Zu <strong>de</strong>m Wort »Volk« vermerkt EÜ eine Fußnote: »W. das ganze Land«, und eben hier<br />
beginnen die Fragen. Im Masoretischen Text (das ist <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräische Text, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die<br />
jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>telange Überlieferungstätigkeit jüdischer Gelehrter, <strong><strong>de</strong>r</strong> Masoreten, um 1000<br />
n. Chr. festgelegt wur<strong>de</strong> und heute allen Übersetzungen <strong>de</strong>s Alten Testamentes zugrun<strong>de</strong><br />
liegt) steht nämlich nicht »Volk«, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n »Er<strong>de</strong>/Land«. <strong>Die</strong> Übersetzung »das ganze Land<br />
kam in <strong>de</strong>n Wald« ergibt aber keinen Sinn. In welchen Wald könnte ein Land kommen?<br />
Wohl aber können das die, die in <strong>de</strong>m Land wohnen, die Lan<strong>de</strong>sbewohner, das Volk. Das<br />
gibt Sinn, aber eben das steht nicht im Text und darf somit auch nicht übersetzt wer<strong>de</strong>n. –<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>slauten<strong>de</strong> hebräische Handschriften gibt es zu dieser Stelle nicht. Das Schriftbild <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hebräischen Worte für »Land« (’äräz) und »Volk« (’am) bietet zu<strong>de</strong>m für einen Abschreiber<br />
kaum eine Möglichkeit zur Verwechslung, so daß ein Schreibfehler höchst unwahrscheinlich<br />
ist. Der Masoretische Text scheint also in Ordnung zu sein – doch ohne einen<br />
erkennbaren Sinn zu bieten. Es ist aber nicht anzunehmen, daß über Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te hinweg<br />
ein sinnloser Text überliefert wur<strong>de</strong>. Fehlt mir vielleicht die richtige Einsicht?<br />
Was ist hier zu tun? Zunächst einmal ziehe ich die alten Übersetzungen, »Versionen«<br />
genannnt [sic], zu Rate: <strong>Die</strong> Septuaginta (= die griechische Übersetzung, um 200 v. Chr.),<br />
die Aramäischen Übersetzungen (<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ursprünge vermutlich in vorchristliche Zeit zu-
EIN BLICK IN DIE WERKSTATT DES ÜBERSETZERS (1980) 20<br />
rückreichen) und die Syrische Übersetzung (aus <strong>de</strong>m 1. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t nach Christus). Ein<br />
wichtiger Textzeuge ist auch die Vulgata, die Hieronymus von 304 bis 405 aus <strong>de</strong>m Hebräischen<br />
ins Lateinische übersetzte. <strong>Die</strong>se Versionen können <strong>de</strong>m Übersetzer bisweilen<br />
helfen, auf einen ursprünglicheren hebräischen Text zu stoßen, weil sie für ihre Übersetzung<br />
Texte benutzten, die älter sind als <strong><strong>de</strong>r</strong> uns heute zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Masoretische<br />
Text.<br />
In unserem Fall müssen wir aber feststellen, daß bereits die Versionen in ihren Texten<br />
das Wort »Er<strong>de</strong>« vorfan<strong>de</strong>n und damit nichts anzufangen wußten. Auch sie helfen also<br />
nicht weiter. Was bleibt mir als Übersetzer jetzt noch zu tun? Ich kann einen Blick in zeitgenössische<br />
Übersetzungen werfen, um zu sehen, wie sie mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeit fertig gewor<strong>de</strong>n<br />
sind. Aber in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n »großen« <strong>de</strong>utschen <strong>Bibel</strong>übersetzungen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Luther- und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zürcher-<strong>Bibel</strong> suche ich vergeblich. Bei<strong>de</strong> haben <strong>de</strong>n Satz kommentarlos und ersatzlos<br />
gestrichen. Ihnen tut es die katholische »Jerusalemer <strong>Bibel</strong>« gleich. Auch die Übersetzung<br />
von Kautzsch und die »New English Bible« lassen Vers 25a unübersetzt – ohne eine Textgrundlage<br />
dafür zu haben.<br />
<strong>Die</strong> Übersetzungen von Menge und Schlachter erzählen nach: »Das ganze Land hatte<br />
sich mit Bienenzucht befaßt.« <strong>Die</strong>se Übersetzung hat nun mit <strong>de</strong>m Satz »das ganze Volk<br />
kam in <strong>de</strong>n Wald« schlechterdings nichts mehr zu [11] tun. Jedoch – so abwegig diese Übersetzung<br />
auch klingen mag – sie führt auf die richtige Fährte. Sie hat nämlich drei Dinge für<br />
sich:<br />
1. Sie gibt das hebräische Wort für »Land« in Vers 25 texttreu wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
2. Sie berücksichtigt einen inhaltlichen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch, <strong>de</strong>n Vers 25 in <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ enthält:<br />
Nach Vers 25a und 26a kommt das Volk in <strong>de</strong>n Wald; nach Vers 25b befin<strong>de</strong>t sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Honig aber auf <strong><strong>de</strong>r</strong> »Fläche <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s«, und das be<strong>de</strong>utet: auf freiem Feld; und Vers 26<br />
meint mit seinem Honigstrom wohl kaum etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als <strong>de</strong>n Honig auf <strong>de</strong>m freien Feld<br />
in Vers 25. Wie aber soll das Volk, das in <strong>de</strong>n Wald kommt, sich von <strong>de</strong>m Honig auf <strong>de</strong>m<br />
Feld bedienen können?<br />
3. <strong>Die</strong>ser sachliche Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch weist auf <strong>de</strong>n dritten Vorteil hin, <strong>de</strong>n Menges und<br />
Schlachters Weg bietet – nämlich darauf, daß alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Übersetzungen bisher an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
falschen Stelle versucht haben, <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwierigkeit von Vers 25 zu begegnen. Nicht das Wort<br />
»Land« stellt sich <strong>de</strong>m rechten Verstehen als Hür<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Weg, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff<br />
»Wald«. Verfolgen wir diese Spur weiter, wer<strong>de</strong>n wir feststellen, daß unsere Frage, wie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vers zu verstehen sei, gar nicht so schwer zu beantworten ist. Das Wort, das in <strong>de</strong>n meisten<br />
Übersetzungen – auch in <strong>de</strong>n alten Versionen – mit Wald übersetzt wird, lautet im<br />
Hebräischen ja’ar; ja’ar kann nun aber gleichzeitig auch »Honigwabe/Wabe« be<strong>de</strong>uten,<br />
wie Vers 27 zeigt, wo Jonathan die Spitze seines Stabes in die ja’arah, die Honigwabe<br />
taucht. Und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat fügt sich diese Be<strong>de</strong>utung sehr glücklich in <strong>de</strong>n ganzen Sinnzusammenhang<br />
ein, in <strong>de</strong>m gera<strong>de</strong> Honig eine wahrhaft »überfließen<strong>de</strong>« Rolle spielt. Denn das<br />
besagt doch wohl die Wendung »ein Strom (ein Daherfließen) von Honig«, daß sich die<br />
erzählten Ereignisse zu einer Zeit abspielen, da die Bienenwaben mit Honig angefüllt sind<br />
und »geerntet« wer<strong>de</strong>n können. <strong>Die</strong>ser Umstand soll mit <strong>de</strong>m nun gewonnenen Satz »das<br />
ganze Land war in die Honigwaben gekommen« ausgesagt wer<strong>de</strong>n. Es ist eine Kurzform<br />
für <strong>de</strong>n vollständigen Satz: »Das ganze Land war in die (Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> vollen) Honigwaben<br />
gekommen« o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch »… in die (Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong>) Honigernte«. Damit haben wir eine sinnvolle<br />
Aussage vor uns. Sie bereitet <strong>de</strong>n Leser nämlich auf <strong>de</strong>n später gefun<strong>de</strong>nen Honig vor,<br />
durch <strong>de</strong>ssen Genuß Jonathan <strong>de</strong>n Fluch seines Vaters auf sich zieht.<br />
Es zeigt sich, daß die getroffene Entscheidung auch zum Verständnis von Vers 26f.<br />
hilfreich ist. Denn im Zusammenhang lesen sich die Verse 25 bis 27 jetzt so: »Und das<br />
ganze Land (!) war in die (Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong>) Honigernte (-waben) gekommen, und es gab Honig auf
EIN BLICK IN DIE WERKSTATT DES ÜBERSETZERS (1980) 21<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Fläche <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s. Als nun das Volk zu <strong>de</strong>n Waben kam – siehe da, ein Daherfließen<br />
von Honig; … Jonathan aber … streckte die Spitze seines Stabes aus, … tauchte sie in die<br />
Honigwabe und führte seine Hand wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an seinen Mund; da wur<strong>de</strong>n seine Augen hell.«<br />
So fand diese Übersetzung <strong>de</strong>nn auch in die <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> Eingang. Warf<br />
die Übersetzung <strong>de</strong>s Wortes ja’ar mit »Wald« Probleme auf, so haben wir nun ein sinnvolles,<br />
in sich einheitliches und zu<strong>de</strong>m erzählerisch gut aufgebautes Textstück vor uns.<br />
Freilich – so mag man sich fragen – welchen theologischen Nutzen hat diese Mühe<br />
gebracht? Doch die Frage nach <strong>de</strong>m Nutzen darf <strong>de</strong>n Übersetzer in seinem Bemühen nicht<br />
leiten. Er hat je<strong>de</strong> einzelne Stelle für sich ganz wichtig und ernst zu nehmen. Ihm muß es<br />
darum gehen, die beste [12] Textgrundlage zu ermitteln und aus ihr <strong>de</strong>n Sinn wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Kontext <strong><strong>de</strong>r</strong> Stelle am ehesten gerecht wird. Das ist in unserem Fall gelungen,<br />
da die Übersetzung zum einen ohne Textän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung auskommt (was selbst Menge und<br />
Schlachter nicht gelingt) und zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en die Absicht <strong>de</strong>s Erzählers wohl am genauesten<br />
erfaßt wur<strong>de</strong>. Damit ist das Ziel, das ein Übersetzer sich stecken darf, erreicht. Er kann für<br />
diese Stelle die Tür seiner »Werkstatt« in Frie<strong>de</strong>n schließen.<br />
Bernd Brockhaus
<strong>Die</strong> Wegweisung 21 (1981), Heft 10, S. 267–269<br />
Zur Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung und ihrem Verhältnis zur alten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung<br />
sandte unser Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Dr. U. Brockhaus folgen<strong>de</strong>n erklären<strong>de</strong>n Artikel ein, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu einer klaren, sachlichen<br />
Stellungnahme verhelfen kann.<br />
Was an <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übersetzung an<strong><strong>de</strong>r</strong>s ist<br />
A<br />
ls im Jahre 1960 ein Kreis von Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n zu <strong>de</strong>m Entschluß kam, daß die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übersetzung überarbeitet wer<strong>de</strong>n müßte, stand dabei zunächst ein Ziel im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund:<br />
man wollte veraltete Ausdrücke und lange, komplizierte Satzkonstruktionen, die<br />
das Verständnis unnötig erschwerten, durch passen<strong><strong>de</strong>r</strong>e, besser verständliche Wendungen<br />
ersetzen. Zu diesem Ziel trat bald ein zweites: die alten Übersetzer hatten z.T. aus solchen<br />
Textvorlagen übersetzt, die nicht <strong>de</strong>n ältesten und besten Text enthielten; hier wollte man<br />
nun bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> immer von <strong>de</strong>m besten und zuverlässigsten Text ausgehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> zur<br />
Verfügung stand. Und ein drittes Ziel kam hinzu: oft hatten die Übersetzer vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung<br />
gestan<strong>de</strong>n, zwischen zwei Übersetzungsmöglichkeiten wählen zu müssen, die<br />
bei<strong>de</strong> richtig waren und die doch einen verschie<strong>de</strong>nen Sinn ergaben. Hier ergab sich bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> die Möglichkeit, stärker noch als das die alte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung getan<br />
hatte, durch eingeklammerte Wörter und zahlreiche Fußnoten <strong>de</strong>m Leser solche Übersetzungsmöglichkeiten,<br />
die ihm bisher vorenthalten wor<strong>de</strong>n waren, zugänglich zu machen.<br />
Zusätzlich zu <strong>de</strong>m Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> wortgetreuen Übersetzung, <strong><strong>de</strong>r</strong> nach wie vor über<br />
allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zielsetzungen steht, hat sich die revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung also<br />
folgen<strong>de</strong> Ziele gesetzt:<br />
a – <strong>de</strong>n <strong>Bibel</strong>text in klarem, gut verständlichem Deutsch zu bieten,<br />
b – die besten verfügbaren griechischen und hebräischen Texte zu benutzen, um <strong>de</strong>m<br />
Urtext so nahe wie möglich zu kommen,<br />
c – durch Fußnoten und eingeklammerte Wörter auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Übersetzungsmöglichkeiten<br />
hinzuweisen, ohne <strong>de</strong>n Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Worttreue zu verletzen.<br />
Damit diese Zielsetzungen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die dritte, nicht blaß und abstrakt bleiben,<br />
sollen sie durch einige Beispiele illustriert wer<strong>de</strong>n. Vielleicht ist <strong><strong>de</strong>r</strong> eine o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Leser<br />
froh, einmal einen Einblick in die Werkstatt <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>revision zu bekommen.<br />
1. Ps. 76, 11 (10): Der hebräische Text enthält keine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Übersetzungsprobleme.<br />
<strong>Die</strong> alte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung (EÜ) hat ihn praktisch wörtlich übersetzt. Der Sinn<br />
ist bei dieser Übersetzung im Deutschen allerdings nicht ganz <strong>de</strong>utlich zu verstehen. Was<br />
will <strong><strong>de</strong>r</strong> Psalmist damit sagen, wie meint er das: »<strong><strong>de</strong>r</strong> Grimm <strong>de</strong>s Menschen wird dich preisen«?<br />
Hier bietet die Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung (REÜ) durch zwei eingeklammerte<br />
Wörter eine Verstehenshilfe: »<strong>de</strong>m Lob Gottes muß alles dienen, selbst <strong><strong>de</strong>r</strong> Zorn <strong>de</strong>s<br />
Menschen«. <strong>Die</strong> Zürcher Übersetzung (ZÜ) hat <strong>de</strong>n hebräischen Text verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, um einen<br />
(vermeintlich) leichter verständlichen Sinn zu erhalten. <strong>Die</strong> Luther Übersetzung (LÜ) <strong>de</strong>utet<br />
<strong>de</strong>n Text durch eine freiere Übersetzung, die sich von <strong><strong>de</strong>r</strong> Worttreue aber etwas entfernt.<br />
2. Apg. 20, 28: Hier bietet <strong><strong>de</strong>r</strong> griechische Text zwei Übersetzungsmöglichkeiten:<br />
a) Gott hat die Gemein<strong>de</strong> erworben durch das Blut <strong>de</strong>s eigenen (d. h. Sohnes), b) Gott hat
WAS AN DER REVIDIERTEN ELBERFELDER ÜBERSETZUNG ANDERS IST (1981) 23<br />
die Gemein<strong>de</strong> erworben durch sein eigenes Blut. Bei<strong>de</strong> Übersetzungsmöglichkeiten sind<br />
sprachlich möglich; eine gewisse Schwierigkeit für das Verständnis liegt darin, daß im Text<br />
nicht Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vater, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist genannt ist. <strong>Die</strong> alte EÜ entschei<strong>de</strong>t sich<br />
für die Möglichkeit a, verschweigt <strong>de</strong>m Leser aber, daß es eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Möglichkeit gibt.<br />
<strong>Die</strong> REÜ setzt eine Fußnote mit <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Übersetzungsmöglichkeit hinzu, so daß <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong>leser über bei<strong>de</strong> Möglichkeiten <strong>de</strong>s Verständnisses informiert ist. <strong>Die</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Übersetzungen<br />
(LÜ, ZÜ) entschei<strong>de</strong>n sich für die Möglichkeit b und verschweigen die Möglichkeit<br />
a.<br />
3. Röm. 1, 3f: Hier hat die alte EÜ das griechische Wort horizo mit »erwiesen« übersetzt,<br />
was lei<strong><strong>de</strong>r</strong> falsch war; <strong>de</strong>nn horizo be<strong>de</strong>utet »einsetzen, bestimmen, ernennen«. <strong>Die</strong><br />
REÜ hat die richtige Be<strong>de</strong>utung (die in <strong><strong>de</strong>r</strong> alten EÜ in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fußnote als Möglichkeit genannt<br />
war) in die Übersetzung genommen und noch eine erläutern<strong>de</strong> [268] Fußnote dazugesetzt[.]<br />
ZÜ und LÜ übersetzen ähnlich.<br />
4. 1. Tim. 2, 15: Auch hier bietet <strong><strong>de</strong>r</strong> griechische Text zwei verschie<strong>de</strong>ne Übersetzungsmöglichkeiten:<br />
a – sie wird gerettet wer<strong>de</strong>n durch das Gebären hindurch<br />
b – sie wird gerettet wer<strong>de</strong>n durch das Gebären von Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, also dadurch, daß sie<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> gebiert.<br />
Allerdings ist die Möglichkeit b sprachlich die wahrscheinlichere (ähnlich wie bei <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>utschen Satz: »endlich kam Rettung durch das Befreiungskommando«, wo ja auch die<br />
Auslegung »durch das Befreiungskommando hindurch« die weniger naheliegen<strong>de</strong> Lösung<br />
ist). Daher haben ZÜ, LÜ sich auch für die Übersetzung b entschie<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> alte EÜ hatte<br />
sich umgekehrt für die Möglichkeit a entschie<strong>de</strong>n und diese durch die Formulierung »in<br />
Kin<strong>de</strong>snöten« so weit von <strong><strong>de</strong>r</strong> wörtlichen Übersetzung entfernt, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser gar nicht auf<br />
<strong>de</strong>n Gedanken kommen konnte, daß es eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Übersetzungsmöglichkeit überhaupt<br />
gibt. <strong>Die</strong> REÜ bietet im Text die Möglichkeit b, weist aber durch eine Fußnote auf die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Möglichkeit hin (in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Auflage <strong><strong>de</strong>r</strong> REÜ fehlt diese Fußnote noch).<br />
5. 1. Petr. 2, 24: Hier entsteht beim Lesen <strong><strong>de</strong>r</strong> alten EÜ durch die Fußnote <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck,<br />
daß es zwei Übersetzungsmöglichkeiten gibt. Aber das trifft nicht zu. Es heißt im<br />
griechischen Text ein<strong>de</strong>utig »auf das« nicht »auf <strong>de</strong>m«. Und das Verbum heißt »hinauftragen«<br />
nicht »tragen«. <strong>Die</strong> alte EÜ hat hier – das muß ohne je<strong>de</strong> Wertung festgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n – nicht ganz richtig übersetzt. In diesem Punkt sind sich auch alle übrigen Übersetzungen<br />
einig.<br />
Vergleichstafel bekannter <strong>Bibel</strong>übersetzungen<br />
[269]<br />
Wörtliche<br />
Übersetzung<br />
Alte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übersetzung<br />
Revidierte<br />
Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übersetzung<br />
Zürcher<br />
Übersetzung<br />
Revidierte<br />
Luther<br />
Übersetzung<br />
1. Tim.<br />
2, 15<br />
Sie wird aber<br />
gerettet wer<strong>de</strong>n<br />
durch das Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>gebären,<br />
wenn sie<br />
bleiben in Glauben<br />
und Liebe<br />
und Heiligung mit<br />
Sittsamkeit<br />
Sie wird aber<br />
gerettet wer<strong>de</strong>n in<br />
Kin<strong>de</strong>snöten,<br />
wenn sie bleiben<br />
in Glauben und<br />
Liebe und Heiligkeit<br />
mit Sittsamkeit.<br />
Sie wird aber<br />
dadurch, daß sie<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> gebiert*),<br />
gerettet wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn sie bleiben<br />
in Glauben und<br />
Liebe in Heiligkeit<br />
mit Sittsamkeit<br />
*) o. »durch Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>gebären<br />
hindurch«<br />
Sie wird aber<br />
gerettet wer<strong>de</strong>n<br />
durch das Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>gebären,<br />
wenn sie<br />
in Glauben und<br />
Liebe und Heiligung<br />
mit Sittsamkeit<br />
verbleiben.<br />
Sie wird aber selig<br />
wer<strong>de</strong>n dadurch,<br />
daß sie Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zur<br />
Welt bringt, wenn<br />
sie bleiben im<br />
Glauben und in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe und in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligung<br />
samt <strong><strong>de</strong>r</strong> Zucht.
WAS AN DER REVIDIERTEN ELBERFELDER ÜBERSETZUNG ANDERS IST (1981) 24<br />
1. Petr.<br />
2, 24<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> die Sün<strong>de</strong>n<br />
unsere selbst hinaufgetragen<br />
hat in<br />
(o<strong><strong>de</strong>r</strong>: an) seinem<br />
Leib auf das Holz,<br />
damit <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>n<br />
abgestorben wir<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit<br />
leben.<br />
welcher selbst<br />
unsere Sün<strong>de</strong>n an<br />
seinem Leibe auf<br />
<strong>de</strong>m Holze*) getragen<br />
hat, auf<br />
daß wir <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>n<br />
abgestorben,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit<br />
leben<br />
*) o. auf das Holz<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> unsere Sün<strong>de</strong>n<br />
an seinem Leib<br />
selbst an das Holz<br />
hinaufgetragen<br />
hat, damit wir,<br />
<strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>n abgestorben,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit<br />
leben<br />
Er hat unsere<br />
Sün<strong>de</strong>n an seinem<br />
Leibe selber an<br />
das Holz hinaufgetragen,<br />
damit<br />
wir von <strong>de</strong>n Sün<strong>de</strong>n<br />
loskämen und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit<br />
lebten.<br />
welcher unsere<br />
Sün<strong>de</strong>n selbst<br />
hinaufgetragen<br />
hat an seinem<br />
Leibe auf das<br />
Holz, auf daß wir,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> abgestorben,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerechtigkeit<br />
leben.<br />
Psalm<br />
76, 11<br />
Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Zorn<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen<br />
wird dich preisen,<br />
mit <strong>de</strong>m Rest <strong>de</strong>s<br />
Zorns wirst du<br />
dich gürten.<br />
Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Grimm<br />
<strong>de</strong>s Menschen<br />
wird dich preisen;<br />
mit <strong>de</strong>m Rest <strong>de</strong>s<br />
Grimms wirst du<br />
dich gürten<br />
Denn (selbst) <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Grimm <strong>de</strong>s Menschen<br />
wird dich<br />
preisen; (noch)<br />
mit <strong>de</strong>m Rest <strong>de</strong>s<br />
Grimmes wirst du<br />
dich gürten.<br />
Ja, die Menschenvölker<br />
sollen dich<br />
preisen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Überrest<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Völker dir<br />
Feste feiern<br />
Wenn Menschen<br />
wi<strong><strong>de</strong>r</strong> dich wüten,<br />
bringt es dir Ehre,<br />
und wenn sie noch<br />
mehr wüten, bist<br />
du auch noch<br />
gerüstet.<br />
Apg.<br />
20, 28<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> euch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Heilige Geist gesetzt<br />
hat als Aufseher,<br />
zu hüten<br />
die Gemein<strong>de</strong><br />
Gottes, die er<br />
erworben hat<br />
mittels <strong>de</strong>s Blutes<br />
<strong>de</strong>s eigenen (o<strong><strong>de</strong>r</strong>:<br />
mittels <strong>de</strong>s eigenen<br />
Blutes).<br />
in welcher euch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist<br />
als Aufseher gesetzt<br />
hat, die Versammlung<br />
Gottes<br />
zu hüten, welche<br />
er sich erworben<br />
hat durch das Blut<br />
seines Eigenen.<br />
in welcher <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Heilige Geist euch<br />
als Aufseher gesetzt<br />
hat, die Gemein<strong>de</strong><br />
Gottes zu<br />
hüten, die er sich<br />
erworben hat<br />
durch das Blut<br />
seines eigenen*)<br />
(Sohnes)<br />
*) o. durch sein<br />
eigenes Blut<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> euch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Heilige Geist zu<br />
Vorstehern gesetzt<br />
hat, die Gemein<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Herrn<br />
zu wei<strong>de</strong>n, die er<br />
sich erworben hat<br />
durch sein eigenes<br />
Blut<br />
unter welche euch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Heilige Geist<br />
gesetzt hat zu<br />
Bischöfen, zu<br />
wei<strong>de</strong>n die Gemein<strong>de</strong><br />
Gottes,<br />
welche er durch<br />
sein eigen Blut<br />
erworben hat.<br />
Röm.<br />
1, 3f<br />
über seinen Sohn,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> gewor<strong>de</strong>n aus<br />
<strong>de</strong>m Samen Davids<br />
gemäß <strong>de</strong>m<br />
Fleisch, <strong><strong>de</strong>r</strong> bestimmt<br />
(o<strong><strong>de</strong>r</strong> eingesetzt,<br />
ernannt)<br />
zum Sohn Gottes<br />
in Kraft gemäß<br />
<strong>de</strong>m Geist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Heiligkeit aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Auferstehung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Toten, Jesus<br />
Christus, unseren<br />
Herrn.<br />
über seinen Sohn,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>m Samen<br />
Davids gekommen<br />
ist <strong>de</strong>m<br />
Fleische nach und<br />
als Sohn Gottes in<br />
Kraft erwiesen*)<br />
<strong>de</strong>m Geiste <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Heiligkeit nach<br />
durch Toten-Auferstehung,<br />
Jesum<br />
Christum, unseren<br />
Herrn<br />
*) w. bestimmt<br />
über seinen Sohn,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachkommenschaft<br />
Davids gekommen<br />
ist aus <strong>de</strong>m Fleische<br />
nach [sic] und<br />
als Sohn Gottes in<br />
Kraft eingesetzt*)<br />
<strong>de</strong>m Geist <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Heiligkeit nach<br />
auf Grund <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Toten-Auferstehung,<br />
unseren<br />
Herrn.<br />
*) o. »bestimmt«,<br />
»ernannt«; das<br />
griech. Wort bezeichnet<br />
immer<br />
ein Han<strong>de</strong>ln Gottes.<br />
über seinen Sohn,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachkommenschaft<br />
Davids hervorgegangen<br />
ist nach<br />
<strong>de</strong>m Fleische, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
eingesetzt ist zum<br />
Sohne Gottes voll<br />
Macht nach <strong>de</strong>m<br />
Geiste <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligkeit<br />
kraft <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Auferstehung von<br />
<strong>de</strong>n Toten: Jesus<br />
Christus, unser<br />
Herr.<br />
von seinem Sohn<br />
Jesus Christus,<br />
unserem Herrn,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> geboren ist<br />
aus <strong>de</strong>m Geschlecht<br />
Davids<br />
nach <strong>de</strong>m Fleisch<br />
und nach <strong>de</strong>m<br />
Geist, <strong><strong>de</strong>r</strong> da heiligt,<br />
eingesetzt ist<br />
als Sohn Gottes in<br />
Kraft durch die<br />
Auferstehung von<br />
<strong>de</strong>n Toten.
<strong>Die</strong> Botschaft 124 (1983), Heft 9, S. 19f.<br />
Prüfet alles, das Gute haltet fest<br />
Ein Blick in die <strong>Revision</strong>sarbeit an <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung<br />
<strong>de</strong>s Alten Testaments, an <strong><strong>de</strong>r</strong>en Fertigstellung mit Eifer gearbeitet wird.<br />
<strong>Die</strong> landläufige Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Begriffes »<strong>Revision</strong>«<br />
Zwei Männer sprechen über ein Thema, über das sie unterschiedlicher Meinung sind. Im<br />
Lauf <strong>de</strong>s Gesprächs stellt sich heraus, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> eine die besseren Argumente hat.<br />
Schließlich lenkt <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mit <strong>de</strong>n Worten ein: »Da muß ich <strong>de</strong>nn wohl meine Meinung<br />
revidieren.« »Seine Meinung revidieren« – das heißt offenbar, eine falsche Auffassung<br />
korrigieren. In diesem Sinn wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff »revidieren« landläufig verstan<strong>de</strong>n (was nicht<br />
falsch, aber bei weitem nicht alles ist).<br />
<strong>Die</strong>ser Sinn – etwas Falsches richtigstellen – schwingt häufig unbewußt auch mit, wenn<br />
von »<strong>Bibel</strong>revision«, also auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung (EÜ), die<br />
Re<strong>de</strong> ist. Da machen sich welche daran und wollen die <strong>Bibel</strong>, Gottes Wort, revidieren? Als<br />
wenn die <strong>Bibel</strong> Fehler enthielte, die es herauszukorrigieren gelte!<br />
<strong>Die</strong> ursprüngliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Begriffs »<strong>Revision</strong>«<br />
Das sei aber an dieser Stelle einmal mit aller Deutlichkeit gesagt: Kein einziger von <strong>de</strong>nen,<br />
die das Werk <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> an <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ unternommen haben, will die <strong>Bibel</strong> korrigieren!<br />
Ebensowenig war jemals die oben als landläufig skizzierte Auffassung von »revidieren«<br />
Grundlage o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong>. <strong>Die</strong> <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ geht nicht davon aus, daß die vorliegen<strong>de</strong><br />
Übersetzung falsch war und nun alles richtiggestellt wer<strong>de</strong>n müsse. Vielmehr<br />
herrscht bis heute das Verständnis vor, das <strong><strong>de</strong>r</strong> Du<strong>de</strong>n als Grundbe<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriffe<br />
»revidieren/<strong>Revision</strong>« angibt. Da fin<strong>de</strong>t man nämlich zuallererst die Angabe: »nachsehen,<br />
prüfen« und »Durchsicht, Nachprüfung«. Es war und ist das Selbstverständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission<br />
von ihrer Aufgabe, die Übersetzung <strong>de</strong>s Neuen Testamentes und nun auch die<br />
Übersetzung <strong>de</strong>s Alten Testamentes durchzusehen und nachzuprüfen. Was <strong>de</strong>n Schöpfern<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ im Blick auf die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Bibel</strong>übersetzungen galt, gilt heute in gleicher Weise im<br />
Blick auf die alte EÜ: »Wir sind weit davon entfernt, die Mängel <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeiten an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
aufsuchen und lieblos richten zu wollen« (Vorwort zur 1. Auflage <strong><strong>de</strong>r</strong> Perlbibel 1905).<br />
<strong>Revision</strong> als Überprüfung kann auch zur Bestätigung <strong>de</strong>s Alten führen<br />
Kommen wir zurück auf das Beispiel vom Anfang. Der mit <strong>de</strong>n schlechteren Argumenten,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> bereit war, seine Meinung zu revidieren, hätte es auch so meinen können: »Ich will<br />
meine Meinung noch einmal überprüfen«. <strong>Die</strong>se Überprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Meinung hätte<br />
vielleicht sogar ergeben können, daß im Gespräch zwar die besseren Argumente auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Seite gelegen hatten, jedoch nicht die Wahrheit. So kann <strong>Revision</strong> <strong>de</strong>s eigenen<br />
Standpunktes im Sinne von »Überprüfung« durchaus zu einer Bestätigung <strong>de</strong>s Vorhan<strong>de</strong>nen<br />
führen.<br />
<strong>Die</strong>ses Verständnis von <strong>Revision</strong> ist für mich in meiner Arbeit an <strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung <strong>de</strong>s<br />
AT immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> wichtig gewor<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis konnte das dann so aussehen, daß ich,<br />
nach<strong>de</strong>m ich mir Wort für Wort eines hebräischen Textes erarbeitet hatte, am En<strong>de</strong> nach<br />
einem Vergleich mit <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>de</strong>utschen <strong>Bibel</strong>übersetzungen und nach Abwägen aller
PRÜFET ALLES, DAS GUTE HALTET FEST (1983) 26<br />
Möglichkeiten zu <strong>de</strong>m [20] Ergebnis kam: <strong>Die</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> haben seinerzeit die beste Übersetzung<br />
gefun<strong>de</strong>n. Hier empfiehlt sich eine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht.<br />
»Unbeschnittene Lippen« o<strong><strong>de</strong>r</strong> »unbeholfen im Re<strong>de</strong>n«?<br />
Am Beispiel von 2. Mo. 6, 12 will ich das ver<strong>de</strong>utlichen. <strong>Die</strong> EÜ übersetzt hier: »Und Mose<br />
re<strong>de</strong>te vor Jehova und sprach: Siehe, die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> Israel haben nicht auf mich gehört, und<br />
wie sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> Pharao mich hören, zumal ich unbeschnitten an Lippen bin?« Unbeschnitten<br />
an <strong>de</strong>n Lippen – eine merkwürdig unverständliche Re<strong>de</strong>weise im Mun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Mose. Was<br />
könnte das be<strong>de</strong>uten?<br />
Sieht man in die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Übersetzungen hinein, so fin<strong>de</strong>t man folgen<strong>de</strong> Übersetzungsspielarten:<br />
»Dazu bin ich ungeschickt zum Re<strong>de</strong>n« (Luther ’64); »ich bin ja ungeschickt im<br />
Re<strong>de</strong>n« (Zürcher-Einheitsübersetzung, ATD); »zumal ich im Re<strong>de</strong>n unbeholfen bin« (Jerusalemer,<br />
Kautzsch); »im Re<strong>de</strong>n ungewandt bin« (Menge). Das alles sind Übertragungen ins<br />
Deutsche, unter <strong>de</strong>nen man sich wenigstens etwas vorstellen kann: Mose gibt <strong>de</strong>n Auftrag<br />
Gottes mit <strong>de</strong>m Hinweis darauf zurück, daß er ein schlechter Redner sei. Wenn er mit seinem<br />
Gestammel seine eigenen Landsleute schon nicht hat überzeugen können, wie sollte<br />
das dann bei <strong>de</strong>m feindlich gesonnenen König von Ägypten erst wer<strong>de</strong>n? – Alles schön<br />
einleuchtend und klar; und so tönen <strong>de</strong>nn hier die <strong>de</strong>utschen Übersetzungen in einem<br />
glockenreinen Gleichklang.<br />
Trotz<strong>de</strong>m hat die <strong>Revision</strong> (sprich »Nachprüfung«) <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ an dieser Stelle zu keiner<br />
inhaltlichen Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung geführt.<br />
Warum nicht?<br />
Weil »unbeschnittene Lippen« etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>es meinen als mangeln<strong>de</strong> Re<strong>de</strong>fähigkeit!<br />
(Und im hebräischen Text steht nun einmal »unbeschnittene Lippen«). Wie aber kann es<br />
dazu kommen, daß man <strong>de</strong>n Hinweis <strong>de</strong>s Mose auf seine unbeschnittenen Lippen als Hinweis<br />
auf seine Unbeholfenheit im Re<strong>de</strong>n mißversteht? Alle jene, die diesem Mißverständnis<br />
erliegen, haben sich von Kap. 4, 10 irritieren lassen, wo Mose tatsächlich auf seine mangeln<strong>de</strong>n<br />
rhetorischen Fähigkeiten mit <strong>de</strong>n Worten hinweist: »Ach, Herr, ich bin kein Mann<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Re<strong>de</strong>, we<strong><strong>de</strong>r</strong> seit gestern noch seit vorgestern«, d. h., ich konnte noch nie gut re<strong>de</strong>n.<br />
Aber eben dies steht nicht in Kap. 6, 12, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n: »ich habe unbeschnittene Lippen«, und<br />
diese Wendung darf man nicht vorschnell »verständlich« machen wollen.<br />
Innerbiblischer Vergleich<br />
Mit einer solchen Feststellung ist diese unverständliche Re<strong>de</strong>weise <strong>de</strong>s Mose allerdings<br />
noch nicht verständlicher gewor<strong>de</strong>n. Was be<strong>de</strong>utet sie aber nun? Läßt sich eine Erklärung<br />
fin<strong>de</strong>n, die <strong><strong>de</strong>r</strong> wörtlichen Übersetzung, wie die <strong>Revision</strong> sie beibehält, ihre Berechtigung<br />
gibt?<br />
Hier hilft ein Blick auf Jes. 6 weiter. Dort geht es auch um eine Berufung in <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst.<br />
Auch da wehrt <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufene ab, und zwar ebenfalls mit einem Hinweis auf seine Lippen!<br />
Angesichts <strong>de</strong>s heiligen Gottes, <strong><strong>de</strong>r</strong> in seinen <strong>Die</strong>nst nehmen will, ruft <strong><strong>de</strong>r</strong> Prophet aus:<br />
»Wehe mir, ich bin verloren, <strong>de</strong>nn ich bin ein Mann von unreinen Lippen!« (Ganz ähnlich<br />
geht im Neuen Testament <strong><strong>de</strong>r</strong> Berufung <strong>de</strong>s Apostels Petrus in <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst als »Menschenfischer«<br />
die Erkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Sündhaftigkeit voraus: »Geh von mir hinaus, <strong>de</strong>nn ich<br />
bin ein sündiger Mensch, Herr!« Luk. 5, 8).<br />
Nicht mangeln<strong>de</strong> Begabung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mangeln<strong>de</strong> Reinheit<br />
<strong>Die</strong> also, die von Gott in <strong>de</strong>n <strong>Die</strong>nst genommen wer<strong>de</strong>n, erkennen ihre Unfähigkeit, diesen<br />
<strong>Die</strong>nst auszuführen, nicht in einer mangeln<strong>de</strong>n Begabung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in ihrer Sündhaftigkeit.<br />
Wie sollte ein sündiger Mensch (Petrus), ein sündiger Mund (Jesaja), wie sollten unbe-
PRÜFET ALLES, DAS GUTE HALTET FEST (1983) 27<br />
schnittene Lippen (Mose) die Botschaft <strong>de</strong>s heiligen Gottes ausrichten können? Daß Mose<br />
schlecht re<strong>de</strong>n kann (2. Mo. 4, 10), daß die Israeliten seinen Worten keinen Glauben schenken<br />
(6, 12), dies ist nur die eine Seite <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrungswirklichkeit <strong>de</strong>s Gottesboten; die<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Seite ist das Wissen um eine Unzulänglichkeit, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Sün<strong>de</strong> ihre Ursache hat.<br />
<strong>Die</strong>se an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Seite bringt Mose in unserer Stelle (6, 12) zur Sprache.<br />
<strong>Die</strong> EÜ hält <strong>de</strong>n Zugang zu diesem Verständnis mit ihrer wörtlichen Übersetzung offen.<br />
Deshalb wur<strong>de</strong> nach gründlicher <strong>Revision</strong> (d. h. Überprüfung) <strong>de</strong>s Textes gegen die überwältigen<strong>de</strong><br />
Mehrheit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen <strong>Bibel</strong>übersetzungen an <strong>de</strong>m alten Text festgehalten.<br />
Um <strong>de</strong>m Leser das Verständnis aber zu erleichtern und um <strong><strong>de</strong>r</strong> möglichen Frage entgegenzukommen,<br />
weshalb die EÜ so an<strong><strong>de</strong>r</strong>s lautet, fin<strong>de</strong>t sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> revidierten Fassung<br />
hinter <strong>de</strong>n »unbeschnittenen Lippen« <strong><strong>de</strong>r</strong> Hinweis auf eine Fußnote: »d.h. unreine Lippen,<br />
ähnlich auch Jes. 6, 5.« Jetzt weiß je<strong><strong>de</strong>r</strong>, daß in <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ kein Versehen vorliegt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
daß ganz bewußt so übersetzt wor<strong>de</strong>n ist.<br />
<strong>Die</strong>ses eine Beispiel mag ausreichend zeigen, was »<strong>Revision</strong>« auch be<strong>de</strong>uten kann. <strong>Die</strong><br />
<strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ hat ihr Selbstverständnis immer von 1. Thess. 5, 21 bezogen: »Prüft aber<br />
alles, das Gute haltet fest!« Bei dieser Überprüfung habe ich es immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> feststellen<br />
können: In <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung fin<strong>de</strong>t sich nicht Weniges, das es festzuhalten gilt.<br />
Bernd Brockhaus
<strong>Die</strong> Botschaft 125 (1984), Heft 11, S. 2<br />
Unser Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong><br />
Wenn man – etwa beim Durchblättern eines <strong>Bibel</strong>prospektes – vor <strong>de</strong>m Wald <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen<br />
<strong>Bibel</strong>übersetzungen steht, dann verliert man fast die Übersicht, so groß ist die<br />
Fülle <strong><strong>de</strong>r</strong> heute angebotenen verschie<strong>de</strong>nen Übersetzungen. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
sind ja neue <strong>Bibel</strong>übersetzungen in großen Auflagen herausgebracht wor<strong>de</strong>n.<br />
Jeman<strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> jetzt schon seit über 20 Jahren, zusammen mit einer Reihe an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, an <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> gearbeitet hat und die Opfer an Zeit und<br />
Kraft kennt, die diese Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> Jahre hindurch für diese Arbeit gebracht haben, kommen da<br />
natürlich zweifeln<strong>de</strong> Fragen: War unsere Arbeit angesichts dieser Fülle an <strong>Bibel</strong>übersetzungen<br />
eigentlich notwendig? Brauchen wir noch eine weitere <strong>Bibel</strong>ausgabe? War das<br />
wirklich Gottes Auftrag für mich, hier all die Jahre mitzuarbeiten?<br />
Kürzlich stieß ich auf ein Wort von C. H. Spurgeon, <strong>de</strong>m großen <strong>Bibel</strong>ausleger: »Unsere<br />
Ehrfurcht vor <strong>de</strong>m großen Urheber <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen Schrift sollte uns je<strong>de</strong> flüchtige Behandlung<br />
seiner Worte verbieten. Keine Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift kann irgendwie eine Verbesserung<br />
sein. Wer an die wörtliche Inspiration glaubt, sollte große Sorgfalt anwen<strong>de</strong>n, auch im<br />
Wortlaut korrekt zu sein. <strong>Die</strong> Herren, welche Irrtümer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift sehen, mögen sich für<br />
kompetent halten, die Sprache <strong>de</strong>s Herrn <strong><strong>de</strong>r</strong> Heerscharen zu verbessern. Wir aber, die wir<br />
Gott glauben und einfach die Worte annehmen, die er gebraucht, dürfen diesen anmaßen<strong>de</strong>n<br />
Versuch nicht machen. Wir wollen die Worte anführen, wie sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> genauesten<br />
Übersetzung stehen.«<br />
Spurgeon hat diese Worte 1891 kurz vor seinem To<strong>de</strong> vor Theologiestu<strong>de</strong>nten und<br />
Pastoren gesprochen, als er schon von schwerer Krankheit gezeichnet war. <strong>Die</strong> Ansprache<br />
gilt als sein geistliches Testament. Wenn ein Prediger wie Spurgeon, <strong><strong>de</strong>r</strong> regelmäßig vor<br />
5000 Hörern predigte, die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s genauen Wortlautes <strong>de</strong>s <strong>Bibel</strong>textes so hoch<br />
veranschlagt, dann ist das ein Wort geistlicher Erfahrung, das auch wir heute zu hören<br />
haben. Mir war dieses Wort eine Hilfe; <strong>de</strong>nn es bestätigte mir, daß die Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übersetzung, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Manuskript jetzt fertig vorliegt, nach wie vor notwendig ist. –<br />
Das genau haben die Väter <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> im vorigen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t gewollt, und<br />
dasselbe Ziel haben die an <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> beteiligten Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> verfolgt: So dicht an <strong>de</strong>n Wortlaut<br />
<strong>de</strong>s Grundtextes heranzukommen wie möglich, auf Zusätze o<strong><strong>de</strong>r</strong> Glättungen, so eindrucksvoll<br />
sie auch sein mochten, zu verzichten und so <strong>de</strong>m Leser eine <strong>Bibel</strong> in die Hand<br />
zu geben, auf die er sich verlassen kann.<br />
<strong>Die</strong>se Genauigkeit und Sorgfalt im Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift hat unsere Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>gemein<strong>de</strong>n<br />
durch mehr als hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Jahren geprägt. Heute dagegen kann man in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n<br />
manchmal beobachten, wie eine sprachlich glattere, elegantere, gefälligere Übersetzung<br />
bevorzugt wird. Und man fragt sich dann, ob hier <strong>de</strong>n Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>gemein<strong>de</strong>n nicht ein Stück<br />
Erbe verlorenzugehen droht, eine Schriftgebun<strong>de</strong>nheit und Schrifttreue, die für uns einmal<br />
charakteristisch war. – Vielleicht kann die Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> dazu helfen, etwas<br />
von dieser Liebe zum Wort Gottes wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugewinnen – und es auch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> stärker im<br />
praktischen Leben umzusetzen. Der Herr möge es geben.<br />
Dr. Ulrich Brockhaus
<strong>Die</strong> Botschaft 125 (1984), Heft 11, S. 3<br />
Hat Gott wirklich gesagt …?<br />
»<strong>Die</strong> Schlange … sprach zu <strong>de</strong>m Weibe: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von<br />
je<strong>de</strong>m Baume <strong>de</strong>s Gartens?« 1. Mose 3, 1<br />
Der folgen<strong>de</strong> Beitrag geht auf ein bekanntes Wort <strong>de</strong>s Paradiesberichtes ein. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung <strong>de</strong>s Alten Testaments (die En<strong>de</strong> nächsten Jahres erscheinen<br />
wird) wur<strong>de</strong> eine Feinheit herausgearbeitet, die die raffinierte List <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlange noch<br />
<strong>de</strong>utlicher erkennen läßt. Solche Taktik <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Apostel Paulus auch hinsichtlich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gemein<strong>de</strong> im Auge, »damit wir nicht vom Satan übervorteilt (überlistet) wer<strong>de</strong>n;<br />
<strong>de</strong>nn seine Gedanken (Absichten) sind uns nicht unbekannt« (2. Kor. 2, 11). Im Glauben<br />
können wir von einer neuen Position aus <strong>de</strong>m Feind begegnen, <strong>de</strong>nn Gott gibt uns <strong>de</strong>n<br />
Sieg »durch unseren Herrn Jesus Christus« (1. Kor. 15, 57). (<strong>Die</strong> Red.)<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> BOTSCHAFT Nr. 9/1983, auf Seite 19, hatten wir unter <strong>de</strong>m Titel »Prüfet alles,<br />
das Gute haltet fest« davon gesprochen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff »<strong>Revision</strong>« zunächst einmal das<br />
Moment <strong>de</strong>s Prüfens enthält und daß eine Überprüfung <strong>de</strong>s Alten auch zu seiner Bestätigung<br />
führen kann. In diesem Sinne ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung oft<br />
genug verfahren wor<strong>de</strong>n. Doch birgt <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong>Revision</strong>, wie wir auch schon gesehen<br />
hatten, natürlich ebensosehr das Wesen <strong>de</strong>s Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ns und, wenn möglich, <strong>de</strong>s Bessermachens.<br />
Der genaue Sinn<br />
So gibt es <strong>de</strong>nn auch nicht wenige Stellen, an <strong>de</strong>nen die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> durch die <strong>Revision</strong><br />
qualitativ verbessert wer<strong>de</strong>n konnte. Mit einer solchen Stelle wollen wir uns hier beschäftigen,<br />
die zugleich charakteristisch für viele Verbesserungen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> ist. Es han<strong>de</strong>lt<br />
sich um 1. Mose 3, 1: Dort heißt es in <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung (EÜ): »Und<br />
die Schlange … sprach zu <strong>de</strong>m Weibe: Hat Gott wirklich gesagt, ihr sollt nicht essen von<br />
je<strong>de</strong>m Baum <strong>de</strong>s Gartens?«<br />
Was hatte Gott wirklich gesagt? In Kap. 2, 16 hatte Gott <strong>de</strong>m Menschen geboten: »Von<br />
je<strong>de</strong>m Baum <strong>de</strong>s Gartens darfst du nach Belieben essen, aber von <strong>de</strong>m Baume <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis<br />
… sollst du nicht essen.« Das heißt also: <strong>Die</strong> Früchte aller Bäume bis auf einen stehen<br />
<strong>de</strong>m menschlichen Genuß zur Verfügung. Und nun kommt die Schlange und fragt, ob es<br />
stimmt, »daß ihr nicht von je<strong>de</strong>m Baum <strong>de</strong>s Gartens essen sollt«. Mit <strong>de</strong>m Wortlaut von<br />
Kap. 2, 16.17 im Ohr liegt es nun nahe, die Formulierung <strong><strong>de</strong>r</strong> EÜ so zu verstehen, daß die<br />
Schlange hier die Anweisung Gottes sinngemäß richtig wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gibt: Ihr sollt nicht essen von<br />
je<strong>de</strong>m Baum <strong>de</strong>s Gartens – nicht von je<strong>de</strong>m, aber von <strong>de</strong>n allermeisten. Das aber trifft<br />
we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Sinn, noch entspricht eine solche Übersetzung <strong>de</strong>n Regeln herbräischer [sic]<br />
Grammatik.<br />
Zunächst scheint die EÜ ganz wörtlich zu sein: »nicht – von – je<strong>de</strong>m«. In dieser Reihenfolge<br />
stehen im hebräischen Text tatsächlich die entsprechen<strong>de</strong>n Wörter. Doch berücksichtigt<br />
die bloße Aneinan<strong><strong>de</strong>r</strong>reihung <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriffe nicht <strong>de</strong>n Charakter <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen Sprache<br />
(»kol’ ez«, d. h. »je<strong><strong>de</strong>r</strong> Baum«). Setzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Hebräer vor das Wörtchen »je<strong><strong>de</strong>r</strong>« nun ein<br />
»nicht«, dann heißt das für ihn in diesem Satz keineswegs: »nicht je<strong><strong>de</strong>r</strong> Baum«, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n:<br />
»kein einziger Baum«. <strong>Die</strong> Totalität, die Ganzheit, die in <strong>de</strong>m Wort »je<strong><strong>de</strong>r</strong>« steckt (das
HAT GOTT WIRKLICH GESAGT …? (1984) 30<br />
auch »ganz« be<strong>de</strong>uten kann), überträgt sich auf das »nicht«, also: ganz nicht, ganz und gar<br />
nicht, gar keiner.<br />
<strong>Die</strong> Verführung<br />
<strong>Die</strong> hebräische Sprache drückt mit dieser Wortkombination eine <strong><strong>de</strong>r</strong> stärksten Verneinungen<br />
aus, die ihr zur Verfügung stehen. Damit erhält nun aber die Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlange einen<br />
ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sinn. Sie gibt jetzt nämlich nicht mehr getreulich Gottes Gebot wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
sagt genau das Gegenteil von <strong>de</strong>m, was Gott gemeint hatte. Im genauen Wissen darum,<br />
was Gott tatsächlich gesagt hatte, stellt sie sich unwissend. Etwa so: »Sag mal, Eva,<br />
habe ich das richtig verstan<strong>de</strong>n? Hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft von keinem einzigen<br />
Baum <strong>de</strong>s Gartens essen? Das fän<strong>de</strong> ich aber mehr als unverständlich! Sieh dir doch mal<br />
die prächtigen Bäume an, wie sie vor Früchten strotzen! Und da erläßt euer Gott, <strong><strong>de</strong>r</strong> vorgibt,<br />
es mit euch gut zu meinen, ein solch hartes Gebot? Wenigstens von einem Baum hätte<br />
er euch doch die Frucht gönnen können!«<br />
Ja, die Schlange ist ein Diabolos, einer, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Gebot Gottes, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Wahrheit verdreht:<br />
»… von keinem einzigen Baum!« <strong>Die</strong> Frau stellt diesen Irrtum <strong>de</strong>nn auch sofort klar<br />
und ergreift für ihren Gott Partei, in<strong>de</strong>m sie sein Gebot von Kap. 2, 16.17 (fast) korrekt<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holt. <strong>Die</strong> Schlange aber hat mit ihrer »mitfühlen<strong>de</strong>n« Frage, die nichts an<strong><strong>de</strong>r</strong>es als<br />
ein gemeiner psychologischer Trick ist, genau das erreicht, was sie erreichen wollte, nämlich,<br />
die Frau unmerklich an <strong>de</strong>n Baum hinzumanövrieren, von <strong>de</strong>m diese dann auch wirklich<br />
die verbotene Frucht ißt. <strong>Die</strong>se Bewegung auf <strong>de</strong>n Baum <strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntnis hin wird daher<br />
eben von jener raffinierten Frage ausgelöst, die in diabolischer Dreistigkeit die liebevolle<br />
Gabe eines lieben<strong>de</strong>n Gottes (nämlich die Gewährung aller Bäume) außer <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Erkenntnis in ein hartes Verbot eines harten Gottes verdreht. <strong>Die</strong> Raffinesse besteht darin,<br />
daß die Schlange Gottes Re<strong>de</strong> haargenau zitiert. Ein Wort nur fügt sie hinzu, ein kleines<br />
»nicht« hat damit Gottes Aussage ins Gegenteil verkehrt!<br />
Das alles kommt in dieser Schärfe nicht zum Tragen, wenn man übersetzt, wie es die<br />
alte EÜ tut. Deshalb ist diese Stelle »revidiert« wor<strong>de</strong>n, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hoffnung, »daß es für <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Grundtextes unkundigen Leser nicht ohne Nutzen sein wer<strong>de</strong>«, wie die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> vor 80<br />
Jahren bereits das Ziel ihrer Übersetzungsarbeit im Vorwort zur ersten Auflage <strong><strong>de</strong>r</strong> Perlbibel<br />
formulierten.<br />
Bernd Brockhaus
<strong>Die</strong> Botschaft 125 (1984), Heft 11, S. 5–7<br />
Zuverlässige <strong>Bibel</strong>übersetzung<br />
Wie gründlich gibt die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> <strong>de</strong>n hebräischen Grundtext wie<strong><strong>de</strong>r</strong>?<br />
<strong>Die</strong> Sprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Propheten sowie eines David o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mose war Hebräisch. Sie alle dachten<br />
und schrieben hebräisch. Das Alte Testament, in <strong>de</strong>m sie zu Wort kommen, gibt<br />
1.<br />
diese Sprache wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Da scheint es selbstverständlich zu sein: Wer das Alte Testament<br />
übersetzt, muß sich an <strong>de</strong>n hebräischen Wortlaut dieses Buches halten.<br />
Doch so selbstverständlich war das nicht immer. Von <strong>de</strong>n Aposteln bis zu Luther war<br />
die maßgebliche Gestalt <strong>de</strong>s Alten Testaments seine griechische Übersetzung. (So zitiert<br />
bereits Paulus das Alte Testament nicht nach <strong>de</strong>m hebräischen Wortlaut, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />
griechischen – ein Grund für die Differenzen, die sich bei alttestamentlichen Zitaten im<br />
Neuen Testament und <strong>de</strong>m hebräischen Original ergeben.) Während die Synagoge ihre<br />
<strong>Bibel</strong> in hebräischer Sprache las, abschrieb und weitergab, hielt sich die christliche Gemein<strong>de</strong><br />
bis auf wenige Ausnahmen (Origenes, Hieronymus) an die griechische und später<br />
die lateinische Übertragung <strong>de</strong>s Alten Testaments.<br />
Erst Martin Luther hat sich in seiner Übersetzung nicht mehr an die griechische Vorlage,<br />
die Septuaginta, gehalten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n an eine hebräische. 1518 war in Venedig eine hebräische<br />
<strong>Bibel</strong> bei Daniel Bomberg erschienen, ebenfalls dort 1521 und 1525 die hebräischen<br />
Ausgaben von Jakob ben Chajim. 1534 war Luthers Übersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Heiligen<br />
Schrift abgeschlossen. <strong>Die</strong> Ausgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen <strong>Bibel</strong> von Jakob ben Chajim gelangte<br />
nun in <strong><strong>de</strong>r</strong> Folgezeit zu großem Ansehen und wur<strong>de</strong> bis in die zwanziger Jahre unseres<br />
Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts die maßgebliche Vorlage aller <strong>de</strong>utschen <strong>Bibel</strong>übersetzungen.<br />
Das heißt nun für die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>, [6] daß auch die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, die im vorigen Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
diese Übersetzung schufen, eben jene Ausgabe von ben Chajim benutzten, die<br />
letztlich aber <strong>de</strong>n spätmittelalterlichen textus receptus wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gibt. Nun hat man aber in<br />
unserem Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t einen Text ent<strong>de</strong>ckt und erschlossen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ein halbes Jahrtausend älter<br />
ist und <strong><strong>de</strong>r</strong> sich – was die Textüberlieferung betrifft – als erheblich zuverlässiger erweist als<br />
die bei D. Bomberg erschienene Ausgabe vom Jahr 1525. Es ist dies ein Text, <strong><strong>de</strong>r</strong> im Jahr<br />
1008 o<strong><strong>de</strong>r</strong> 1010 in Kairo geschrieben wur<strong>de</strong> und <strong><strong>de</strong>r</strong> sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichen Bibliothek<br />
von Leningrad befin<strong>de</strong>t (daher Co<strong>de</strong>x Leningra<strong>de</strong>nsis genannt).<br />
<strong>Die</strong>se älteste und zugleich einzige vollständig erhaltene hebräische Handschrift <strong>de</strong>s<br />
ganzen Alten Testaments stellt an Qualität und Verläßlichkeit alle bisher zugänglichen<br />
Gesamtausgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen <strong>Bibel</strong> weit in <strong>de</strong>n Schatten. Am Co<strong>de</strong>x Leningra<strong>de</strong>nsis<br />
kann heute niemand mehr vorbeigehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich ernsthaft um eine Übersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen<br />
<strong>Bibel</strong>, <strong>de</strong>s sogenannten Masoretischen Textes, bemüht. An ihm hat sich auch die<br />
<strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung (EÜ) orientiert (ebenso übrigens wie vorher bereits<br />
die <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Zürcher- und Lutherübersetzung).<br />
An dieser Stelle also können wir ein erstes wesentliches Merkmal <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten EÜ<br />
festhalten: Sie basiert auf einer hebräischen Textvorlage, die <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Väter an<br />
Alter und Qualität weit überlegen ist.<br />
2.<br />
<strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ist dafür bekannt, daß sie streng <strong>de</strong>n hebräischen Text wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gibt.<br />
Auch an Stellen, wo die hebräische Vorlage nur schwer einen verständlichen<br />
Sinn ermöglicht, haben die Väter darauf verzichtet, auf bequeme Möglichkeiten, wie etwa
ZUBERLÄSSIGE BIBELÜBERSETZUNG (1984) 32<br />
die griechische, syrische o<strong><strong>de</strong>r</strong> aramäische Übersetzung, auszuweichen (alles Übersetzungen<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit von ca. 200 vor Christus bis ca. 500 nach Christus). Vielmehr haben sie sich je<br />
und je neu bemüht, <strong>de</strong>m Masoretischen Text eine verständliche und im Zusammenhang<br />
logische Aussage abzugewinnen – oft mit Erfolg.<br />
Hier und da freilich kann man aber auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> alten EÜ Anmerkungen wie dieser<br />
begegnen: »So mit <strong><strong>de</strong>r</strong> alexandrinischen Übersetzung; im hebräischem [sic] Texte steht: …«<br />
So z. B. Hes. 45, 1; ähnlich Sach. 9, 9. (Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> alexandrinischen Übersetzung ist wahrscheinlich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Co<strong>de</strong>x Alexandrinus gemeint, eine griechische Übersetzung <strong>de</strong>s Alten Testaments<br />
aus <strong>de</strong>m fünften Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t, die lange Zeit in Alexandria, Ägypten, aufbewahrt<br />
war.) Solche Anmerkungen zeigen, daß unsere Väter hier und da bereits <strong><strong>de</strong>r</strong> Meinung waren,<br />
vom hebräischen Text abweichen zu müssen, weil die griechische Übersetzung, die<br />
ihnen zur Verfügung stand, offenbar auf eine hebräische Übersetzungsvorlage zurückführte,<br />
die ihnen besser erschien, da sie ursprünglicher war als <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräische <strong>Bibel</strong>text von<br />
ben Chajim.<br />
Ja, die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> gingen noch weiter. Schlägt man z. B. Joel 2, 23 auf, so liest man einen<br />
gut verständlichen Text: »… er läßt euch Regen herabkommen: Frühregen und Spätregen<br />
wie zuvor«. Sieht man hier genau hin, dann fin<strong>de</strong>t man unter Fußnote »g« <strong>de</strong>n Hinweis:<br />
»So mit geringer Textän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung; im hebräischen Texte steht: Frühregen und Spätregen<br />
zuerst.« <strong>Die</strong>ses »zuerst« ist nun wirklich so schwer verständlich, daß die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> im vorigen<br />
Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich veranlaßt sahen, in Joel 2, 23 einen Abschreibfehler vorauszusetzen [sic]<br />
zu müssen, <strong>de</strong>n man dann entsprechend korrigierte. Daß dies in <strong><strong>de</strong>r</strong> alten EÜ kein Einzelfall<br />
ist, zeigen Stellen wie Hes. 45, 5 (Anmerkung l); Esra 8, 17 (Anmerkung b); 2. Chr.<br />
3, 4 (Anmerkung h) und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Stellen.<br />
Be<strong>de</strong>uten solche Anmerkungen nun etwa, daß die Väter <strong><strong>de</strong>r</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>bewegung <strong>de</strong>n von<br />
ihnen proklamierten Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Wörtlichkeit selber nie so ernst genommen und durchgehalten<br />
haben, wie sie immer behauptet hatten? Sollten Nähe und Treue zum hebräischen<br />
Grundtext <strong>de</strong>s Alten Testaments doch nicht so leiten<strong>de</strong>s Prinzip gewesen sein, wie es die<br />
EÜ vor allen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>de</strong>utschen Übersetzungen für sich in Anspruch nimmt? – Keineswegs!<br />
Man muß nämlich sagen, daß alle <strong>de</strong>utschen Übersetzungen in einem nicht geringen<br />
Maß immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aus an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Quellen als aus <strong>de</strong>m (hebr.) Masoretischen Text ihre Leseart<br />
beziehen. Da, wo die griechische o<strong><strong>de</strong>r</strong> lateinische o<strong><strong>de</strong>r</strong> syrische o<strong><strong>de</strong>r</strong> aramäische Übersetzung<br />
eine verständlichere Version bieten als <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräische Text, neigen manche <strong>Bibel</strong>ausgaben<br />
dazu, in ihrer Übersetzung <strong>de</strong>m Leser diese nicht-hebräische, aber verständliche<br />
Version zur Erleichterung <strong>de</strong>s Verstehens zu bieten. Nur merkt <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utsche Leser das<br />
nicht, da <strong>Bibel</strong>n wie die Luther-, Zürcher-, Menge- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Einheitsübersetzung ihre Abweichungen<br />
vom hebräischen Text nicht angeben. So wähnt <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utsche Leser sich in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
falschen Gewißheit, stets einer Übersetzung aus <strong>de</strong>m hebräischen Grundtext zu begegnen.<br />
Hier macht die alte EÜ eine wahrhaft rühmliche Ausnahme. Sie gibt nämlich erstens<br />
offen an, wo sie ihrer Übersetzung an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Quellen (etwa die Septuaginta) zugrun<strong>de</strong> gelegt<br />
hat, und versucht zweitens – sei es oben im Text, sei es in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fußnote – <strong>de</strong>n hebräischen<br />
Text auch wirklich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben – und sei es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Nebenbemerkung, daß er unverständlich<br />
ist (wie z. B. Esra 8, 17).<br />
3.<br />
<strong>Die</strong>ser Grundsatz nun, alle Stellen, an <strong>de</strong>nen die Übersetzung von <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen<br />
Vorlage abweicht, zu benennen und zugleich anzugeben, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräische Text<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben wer<strong>de</strong>n könnte (o<strong><strong>de</strong>r</strong> müßte), ist in unserer <strong>Revision</strong> noch konsequenter<br />
verwirklicht wor<strong>de</strong>n, als es vorher geschehen war. Es gibt nämlich eine Reihe von Belegen,<br />
an <strong>de</strong>nen in <strong><strong>de</strong>r</strong> alten EÜ nicht streng nach <strong>de</strong>m Grundsatz mitgeteilt wur<strong>de</strong>, daß man einen<br />
(angenommenen) Schreibfehler korrigiert, bzw. auf griechische o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e alte Über-
ZUBERLÄSSIGE BIBELÜBERSETZUNG (1984) 33<br />
setzungen zurückgegriffen hatte. Ich kann hier nicht die Belege nennen, die zeigen, wie<br />
konsequent die <strong>Revision</strong> gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> alten EÜ <strong>de</strong>n hebräischen Wortlaut <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> zur<br />
Geltung gebracht hat. <strong>Die</strong> <strong>Revision</strong> hat aber in all diesen Fällen immer in irgen<strong>de</strong>iner Form<br />
<strong>de</strong>m Leser <strong>de</strong>n hebräi- [7] schen Text geboten, auch da, wo <strong><strong>de</strong>r</strong> Text <strong><strong>de</strong>r</strong> alten EÜ beibehalten<br />
wur<strong>de</strong> – da eben in einer Fußnote (wobei zu betonen ist, daß die Fußnoten grundsätzlich<br />
dasselbe Gewicht besitzen, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> fortlaufen<strong>de</strong> <strong>Bibel</strong>text!).<br />
So läßt sich ohne Übertreibung sagen:<br />
<strong>Die</strong> Revidierte EÜ ist die einzige <strong>Bibel</strong> im <strong>de</strong>utschen Sprachraum, die konsequent und<br />
durchgängig <strong>de</strong>m [sic] Leser mit <strong>de</strong>m hebräischen Grundtext <strong>de</strong>s Alten Testaments bekannt<br />
macht und auf alle Abweichungen vom Co<strong>de</strong>x Leningra<strong>de</strong>nsis hinweist.<br />
(Hier bil<strong>de</strong>t die Jersusalemer [sic] <strong>Bibel</strong> eine gewisse Ausnahme, die ebenfalls auf Abweichungen<br />
vom hebräischen Text hinweist, sich jedoch wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fülle ihrer Abweichungen<br />
darauf beschränkt, nur die gravieren<strong>de</strong>n Fälle zu nennen).<br />
So sind schließlich zwei entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verbesserungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten EÜ festzuhalten:<br />
1. <strong>Die</strong> Revidierte EÜ hat mit <strong>de</strong>m Co<strong>de</strong>x Leningra<strong>de</strong>nsis einen hebräischen Text als<br />
Basis, <strong><strong>de</strong>r</strong> um ein halbes Jahrtausend älter und qualitativ erheblich besser ist als die Ausgabe<br />
von ben Chajim, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> sich die Väter begnügen mußten.<br />
2. <strong>Die</strong> Revidierte EÜ bietet konsequenter als die alte Ausgabe die Übersetzung (o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einen Übersetzungsversuch) dieser ihrer hebräischen Vorlage. Anmerkungen, die eine<br />
Abweichung vom Co<strong>de</strong>x Leningra<strong>de</strong>nsis nennen, um anschließend auf die Schwierigkeit<br />
seiner Übertragung aufmerksam zu machen, sind keine Durchbrechung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine Bestätigung<br />
dieses Grundsatzes.<br />
Bernd Brockhaus
<strong>Die</strong> Wegweisung 24 (1984), Heft 11, S. 382<br />
<strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>übersetzung<br />
abgeschlossen<br />
W<br />
ie<strong><strong>de</strong>r</strong> sind fünf Jahre vergangen, seit wir uns zum letzten Mal an die Versammlungen<br />
wandten, auch die <strong>Revision</strong> <strong>de</strong>s Alten Testamentes <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> finanziell zu<br />
ermöglichen (s. unser Schreiben vom 8. 12. 1978), nach<strong>de</strong>m einige Jahre zuvor das Neue<br />
Testament und die Psalmen erscheinen konnten. Wir sind <strong>de</strong>m Herrn dankbar, daß er uns<br />
damals so freundlich über alle Engpässe hinweggeholfen hat.<br />
Schon damals zeichnete sich ab, daß sich die Arbeit am Alten Testament umfangreicher<br />
und zeitrauben<strong><strong>de</strong>r</strong> gestaltete, als man es anfangs vermutet hatte. Aber es sollte auch bei<br />
diesem Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> <strong>de</strong>m Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Übersetzer im 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
gefolgt wer<strong>de</strong>n, das Wort Gottes so wortgetreu wie nur möglich in die Hand seiner Leser<br />
zu geben. Dazu war es notwendig, <strong>de</strong>n neuesten Stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Erforschung <strong>de</strong>s hebräischen<br />
Grundtextes sorgfältig zu berücksichtigen, dabei aber auch die Übersetzung <strong>de</strong>m heute<br />
gebräuchlichen Deutsch anzugleichen.<br />
Denn die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung hat wie bisher auch heute die Aufgabe, <strong>de</strong>m <strong>Bibel</strong>leser<br />
einen zuverlässigen, wortgetreuen <strong>Bibel</strong>text zur Verfügung zustellen [sic], <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m<br />
Grundtext so nahe ist, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausleger mit dieser <strong>Bibel</strong> wirklich arbeiten kann. Fußnoten<br />
mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Übersetzungsmöglichkeiten, im Alten Testament weitaus zahlreicher gegeben<br />
als im Neuen Testament, weisen <strong>de</strong>n Leser auf Feinheiten hin, die sonst nur <strong>de</strong>m zugänglich<br />
sind, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Ursprachen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> beherrscht. Dazu kommen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Ausgabe<br />
die Abschnittüberschriften und Parallelstellen, die das Arbeiten und Nachschlagen<br />
erheblich erleichtern. So hat die Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> neben <strong>de</strong>n vielen heute verbreiteten<br />
Übersetzungen und Übertragungen als grundtextnahe Arbeitsbibel ihren Platz,<br />
und wir hoffen, daß sie je<strong>de</strong>m, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> lebt und arbeitet, bald eine unentbehrliche<br />
Hilfe sein wird.<br />
<strong>Die</strong> Fertigstellung <strong>de</strong>s Manuskripts einer solchen Übersetzung erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>te allerdings eine<br />
geraume Zeit intensiver Arbeit sprachkundiger Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> und damit lei<strong><strong>de</strong>r</strong> auch ein längeres<br />
Warten <strong><strong>de</strong>r</strong> vielen Geschwister, die gern schon früher die vollständig revidierte <strong>Bibel</strong> in<br />
<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n gehabt hätten. <strong>Die</strong> sogenannte Kombi-<strong>Bibel</strong> konnte <strong>de</strong>shalb nur eine nicht<br />
befriedigen<strong>de</strong> Zwischenlösung sein.<br />
Umso mehr sind wir <strong>de</strong>m Herrn dankbar, daß es nun doch so weit ist, daß die <strong>Revision</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung <strong>de</strong>s Alten Testaments abgeschlossen ist und wir zur Zeit mit <strong><strong>de</strong>r</strong> technischen<br />
Herstellung beginnen können. Wenn keine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Hin<strong><strong>de</strong>r</strong>nisse auftreten,<br />
wer<strong>de</strong>n wir, so Gott will, gegen En<strong>de</strong> 1985 mit <strong><strong>de</strong>r</strong> fertigen <strong>Bibel</strong> rechnen können.<br />
Und nun möchten wir – wie schon bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Herausgabe <strong>de</strong>s Neuen Testaments und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Psalmen im Jahre 1974 – uns auch jetzt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Bitte an Sie wen<strong>de</strong>n, die hohen<br />
Satzkosten finanziell mitzutragen. Sie wer<strong>de</strong>n sich für das Alte Testament auf etwa DM<br />
120.000,– belaufen. Zusammen mit <strong>de</strong>n Papier-, Druck- und Einbandkosten wür<strong>de</strong> das für<br />
die einzelne <strong>Bibel</strong> einen Verkaufspreis ergeben, <strong><strong>de</strong>r</strong> so hoch wäre, daß sich viele die Revidierte<br />
Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> nicht mehr kaufen könnten. Wir hoffen daher, daß wir wie schon<br />
1974 die Satzkosten durch Spen<strong>de</strong>n finanzieren können, damit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verkaufspreis in vertretbaren<br />
Grenzen gehalten wer<strong>de</strong>n kann.
REVISION DER ELBERFELDER BIBELÜBERSETZUNG ABGESCHLOSSEN (1984) 35<br />
Bitte lassen Sie sich zeigen, wie Sie bei dieser großen Aufgabe mithelfen können! Für<br />
alle, die sich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Deckung <strong><strong>de</strong>r</strong> Satzkosten beteiligen wollen, nennen wir hier die Konten:<br />
[…]<br />
Mit herzlichen brü<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen Grüßen<br />
Otto Bastian<br />
Gerhard Jordy<br />
Arno Hohage<br />
Helmut Tillmanns
<strong>Die</strong> Botschaft 126 (1985), Heft 11, S. 16f.<br />
<strong>Revision</strong>sarbeit geschafft!<br />
Kurzbericht zur Fertigstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>-Übersetzung<br />
Anläßlich <strong>de</strong>s Abschlusses <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong>sarbeit an <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>-Übersetzung fand<br />
am 13. August 1985 eine kleine Feier statt, an <strong><strong>de</strong>r</strong> die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> »<strong>Bibel</strong>kommission« mit<br />
ihren Ehefrauen teilnahmen: Rolf und Ulrich Brockhaus, Ernst Nikesch, Bernd Brockhaus,<br />
Helmut Tillmanns, Gerhard Jordy, Otto Bastian und Hans-Peter Willi. Ehepaar Arno Hohage<br />
war durch Krankheit verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t. – Dabei äußerte Rolf Brockhaus, daß er eine Überarbeitung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>-Übersetzung bereits im Jahr 1956 ins Auge gefaßt hatte.<br />
Mit einigen Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>n habe er dann entsprechen<strong>de</strong> Verbindung aufgenommen.<br />
Aus <strong>de</strong>m Bericht von Otto Bastian über die nun abgeschlossene <strong>Revision</strong>sarbeit lassen<br />
wir hier einen Auszug folgen. Stichwortartig gibt er einen Einblick in die umfangreiche<br />
Aufgabe vieler Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>, die mit großer Liebe und Sorgfalt am Wort Gottes gearbeitet haben.<br />
(<strong>Die</strong> Red.)<br />
*<br />
Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisebrü<strong><strong>de</strong>r</strong>-Besprechung im Sommer 1960, zu <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>ne an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
hinzugezogen wur<strong>de</strong>n, u. a. Wilhelm und Rolf Brockhaus und Otto Bastian, wur<strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong> Entscheidungen getroffen:<br />
1. <strong>Die</strong> Überarbeitung wird einer sogenannten »<strong>Bibel</strong>kommission« übertragen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
angehören sollen: Wilhelm Brockhaus, Rolf Brockhaus, Hugo Hartnack, Kurt Karrenberg,<br />
Fritz Ruppel, Johannes Walther, Otto Bastian.<br />
2. Als Verbesserungen wer<strong>de</strong>n vorgesehen:<br />
– Parallelstellen (nur sachlich begrün<strong>de</strong>te, nicht zuviel).<br />
– Kapitel- und Abschnitt-Überschriften.<br />
– Überholte Worte sollen durch heute geläufige ersetzt wer<strong>de</strong>n (z. B. Weib durch Frau,<br />
Dirne durch Mädchen. Jehova durch HERR).<br />
– Partizipien und zu lange Sätze sollen aufgelöst wer<strong>de</strong>n. Besseres, verständliches Deutsch<br />
nach <strong>de</strong>m neuesten heute erforschten Grundtext.<br />
3. Der für die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung gelten<strong>de</strong> Grundsatz: »wortgetreu« soll als erster<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
4. Möglichst viele Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> sollen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Überarbeitung helfen; es wer<strong>de</strong>n bereits 11<br />
Namen genannt. Ernst Peiniger organisiert die Arbeit an <strong>de</strong>n Parallelstellen.<br />
Zur ersten Sitzung am 8. Dezember 1960 in Wie<strong>de</strong>nest schaut Erich Sauer herein und<br />
sagt uns einige ermutigen<strong>de</strong> Worte, zur zweiten Sitzung, ebenfalls in Wie<strong>de</strong>nest, Eugen<br />
Wever.<br />
Am 19. Oktober 1961 liegt ein Brief von Kurt Karrenberg vor, in <strong>de</strong>m er erklärt, daß<br />
die schwierige Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission nur gelöst wer<strong>de</strong>n kann, wenn man Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gewinnt, die <strong>de</strong>n Grundtext beherrschen. Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sei ein heiliges Ringen aller um bestmögliche<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s Sinngehaltes.<br />
Gerhard Jordy, <strong><strong>de</strong>r</strong> damals Studienassessor in Schwelm war und als Lehrfächer [17]<br />
auch Geschichte sowie Philologie und Theologie hat, erklärt sich zur Mitarbeit bereit.<br />
Am 28. Dezember 1961 teilt Rolf Brockhaus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kommission mit, daß sein Sohn Ulrich<br />
Theologie studiere und 1963 zur Mitarbeit zur Verfügung stehe.
REVISIONSARBEIT GESCHAFFT! (1985) 37<br />
28. Juli 1970: <strong>Die</strong> <strong>Revision</strong>sarbeit am Alten Testament ist wesentlich umfangreicher;<br />
seit 100 Jahren wur<strong>de</strong> es nicht überarbeitet. Das Neue Testament mit Psalmen soll vorgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Für die <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Psalmen haben sich die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> Gerd Brockhaus,<br />
Ulrich Betz und Wieland Wiemer bereitgefun<strong>de</strong>n. Auch Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR halfen am<br />
Alten Testament mit.<br />
Am 23. Oktober 1972 wird die Entscheidung getroffen, daß es für ekklesia im Text<br />
»Gemein<strong>de</strong>« heißen soll und je<strong>de</strong>smal in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fußnote: »o<strong><strong>de</strong>r</strong> Versammlung« und am 22.<br />
April 1974, daß es anstelle von »Jehova« jetzt »HERR« heißen soll.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Sitzung gibt es dann die erfreuliche Feststellung, daß das revidierte Manuskript<br />
für das neue Testament und die Psalmen nun fertig vorliegt. – Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Konferenz<br />
<strong>de</strong>s gleichen Jahres erklärt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Theologe Bernd Brockhaus zur Mitarbeit bereit,<br />
im gleichen Monat ebenfalls Pfr. Robert Steiner.<br />
Ab Herbst 1975 steht Bernd Brockhaus bis zum 30. Juni 1981 vollzeitlich zur Verfügung.<br />
Darüber hinaus kommt die <strong>Bibel</strong>schule Wie<strong>de</strong>nest, in <strong><strong>de</strong>r</strong> er von da an als <strong>Bibel</strong>schullehrer<br />
tätig ist, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission noch entgegen, in<strong>de</strong>m sie ihn 1983 und 1984 von<br />
gewissen Verpflichtungen zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong> freistellt.<br />
Gott führt <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>kommission gegen En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit noch eine unerwartete, willkommene<br />
Hilfe zu in Hans-Peter Willi, <strong><strong>de</strong>r</strong> schon sehr früh sein Examen im neutestamentlichen<br />
Griechisch und auch in Hebräisch geschafft hatte.<br />
<strong>Die</strong> gesamte Arbeit wäre aber bis heute nicht zu bewältigen gewesen, wenn die <strong>Bibel</strong>kommission<br />
nicht vom 11. Dezember 1966 an insgesamt 33 mehrtägige Klausuren, hauptsächlich<br />
in »Persisruhe«, eingelegt hätte.<br />
Während <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Revision</strong>, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit von 1960 bis 1980, gingen heim die mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />
Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> Fritz Ruppel, Kurt Karrenberg, Wilhelm Brockhaus, Johannes Walther, Walter<br />
Schmidt, Hugo Hartnack – er erlebte noch die Herausgabe <strong>de</strong>s Neuen Testaments –, Ernst<br />
Peiniger und Pfr. Robert Steiner.<br />
Zurückblickend auf die 25 Jahre dürfen wir sagen: Der Herr, von <strong>de</strong>m all unser Tun<br />
abhängig ist, hat Gna<strong>de</strong> gegeben zu dieser beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeit. Er hat auch die Herzen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geschwister bewegt, die finanziellen Mittel zusammenzulegen, die unentbehrlich waren,<br />
um die revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> zu einem tragbaren Preis in die Hän<strong>de</strong> unserer Geschwister<br />
zu geben. So haben sie alle zu diesem großen Werk beitragen dürfen.<br />
Über allem danken wir unserem Gott, daß nun im November 1985 die ganze Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong> – nach über 100 Jahren – revidiert zur Verfügung stehen wird! Möge dadurch<br />
die Liebe zu <strong>de</strong>m lebendigen Wort Gottes unter uns wachsen.<br />
Otto Bastian
<strong>Die</strong> Wegweisung 25 (1985), Heft 11, S. 430f.<br />
Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong><br />
<strong>Die</strong> neue Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ist da<br />
<strong>Die</strong> Revidierte Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ist fertig. Am 15. November wird sie lieferbar sein.<br />
Als ein Kreis verantwortlicher Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> im Jahre 1959 beschloß, die ELBERFELDER<br />
BIBEL zu revidieren, da wur<strong>de</strong> zuversichtlich verkün<strong>de</strong>t: Im Jahre 1964 soll die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong> fertig revidiert vorliegen.<br />
Nun wird es November 1985 so weit sein. Und das nur, weil Gott uns mit dieser großen<br />
Aufgabe nicht im Stich gelassen hat.<br />
Warum hat die <strong>Revision</strong> so lange gedauert?<br />
Ursprünglich wollte man die oft harte Sprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>, die langen, fast endlosen<br />
Satzperio<strong>de</strong>n bei Paulus und veraltete Wörter wie z. B. Eidam, Farren, Weib etc. verbessern<br />
und die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> verständlicher und besser lesbar machen.<br />
Und so ging man auch an die Arbeit, zunächst ans Neue Testament. Aber dann merkte<br />
man, zuerst vereinzelt, dann immer mehr, daß da immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zwei Probleme auftauchten:<br />
1. <strong>Die</strong> griechischen bzw. hebräischen Texte, die da übersetzt wor<strong>de</strong>n waren, hatten<br />
sich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, weil inzwischen wesentlich ältere, zuverlässigere Handschriften ent<strong>de</strong>ckt<br />
wor<strong>de</strong>n waren. Hier reichte eine nur stilistische Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung natürlich nicht aus.<br />
2. Bei <strong>de</strong>n Bemühungen, <strong>de</strong>n Text <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> leichter lesbar und verständlicher<br />
zu machen, kam man in Konflikt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Genauigkeit, <strong>de</strong>m Prinzip <strong><strong>de</strong>r</strong> möglichst<br />
wörtlichen Übersetzung. Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> wörtlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> leicht lesbar, hieß die Alternative dann.<br />
Was war zu tun? Uns war bald klar, daß wir diese Probleme nur lösen konnten, wenn<br />
wir an je<strong><strong>de</strong>r</strong> dieser Stellen auf <strong>de</strong>n griechischen (bzw. hebräischen) Grundtext zurückgingen,<br />
<strong>de</strong>n übersetzten und dann fragten: Was können wir flüssiger übersetzen, was muß –<br />
um <strong><strong>de</strong>r</strong> Genauigkeit willen – bleiben? Das heißt, wir mußten wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in die Übersetzungsarbeit<br />
eintreten.<br />
Nach<strong>de</strong>m uns dies klar gewor<strong>de</strong>n war, war zugleich klar, daß diese Aufgabe nur mit<br />
Kennern <strong><strong>de</strong>r</strong> hebräischen und <strong><strong>de</strong>r</strong> griechischen Sprache zu leisten war. <strong>Die</strong>se Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
mußten gesucht und gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Gott hat uns solche Brü<strong><strong>de</strong>r</strong> geschenkt. Und jetzt,<br />
nach<strong>de</strong>m die <strong>Revision</strong>sarbeit abgeschlossen ist, kann ich nur sagen: Ohne die Hilfe unseres<br />
Herrn hätten wir es nicht geschafft.<br />
Das Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e an <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong><br />
Was ist nun das Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> im Vergleich zu an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
neueren Übersetzungen? Es gibt ja gute <strong>de</strong>ut- [431] sche Übersetzungen, so daß man zu<br />
Recht fragen kann: Wozu noch die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong>?<br />
Wir haben bei unserer Arbeit drei Grundsätze gehabt:<br />
1. <strong>Die</strong> möglichst genaue Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gabe <strong>de</strong>s Grundtextes. <strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> ist eine<br />
wortgetreue Übersetzung, das heißt, sie gibt <strong>de</strong>n Grundtext so wörtlich wie möglich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
2. <strong>Die</strong> Benutzung <strong>de</strong>s besten griechischen bzw. hebräischen Textes. Wir haben uns<br />
bemüht, die ältesten und als zuverlässigsten anerkannten Handschriften zugrun<strong>de</strong> zu legen.
REVIDIERTE ELBERFELDER BIBEL (1985) 39<br />
3. <strong>Die</strong> Bemühung um gutes, verständliches Deutsch. Damit hatte die <strong>Revision</strong>sarbeit ja<br />
angefangen, und dieser Grundsatz wur<strong>de</strong> auch bis zum En<strong>de</strong> beibehalten. Nur da, wo man<br />
vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Entscheidung stand: Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Genauigkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> glatter Stil, wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Genauigkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Vorrang gegeben.<br />
Was ist sonst noch neu an <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten <strong>Bibel</strong>?<br />
Sie hat Abschnittüberschriften zur besseren Übersicht, und damit man bestimmte <strong>Bibel</strong>stellen<br />
leichter auffin<strong>de</strong>n kann.<br />
Sie hat Parallelstellen, die auf verwandte Zusammenhänge an an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stellen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong><br />
hinweisen.<br />
Und sie hat vor allem Fußnoten, in <strong>de</strong>nen eine Fülle an zusätzlicher Information über<br />
<strong>de</strong>n Text steckt. Zum Beispiel an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Übersetzungsmöglichkeiten. Da erfährt man zum<br />
Beispiel, daß man »Paulus, Knecht Christi« auch mit »Sklave Jesu Christi« übersetzen<br />
kann. Das ist für die Auslegung dieser Stelle nicht unwichtig. O<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Lesearten. Da<br />
erfährt man zum Beispiel, daß eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e alte Handschrift die betreffen<strong>de</strong> Stelle an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
überliefert hat. O<strong><strong>de</strong>r</strong> kurze Worterklärungen, zum Beispiel bei massebe o<strong><strong>de</strong>r</strong> aschera, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
kyrus.<br />
Es hat zwar 26 Jahre gebraucht, bis diese <strong>Revision</strong>sarbeit abgeschlossen vorlag. Aber<br />
mit niedrigeren Maßstäben zu arbeiten, um schneller fertig zu wer<strong>de</strong>n, das wäre bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong>, bei Gottes Wort, sicher <strong><strong>de</strong>r</strong> falsche Weg gewesen.<br />
Dr. Ulrich Brockhaus
<strong>Die</strong> Botschaft 133 (1992), Heft 11, S. 18f.<br />
Zur 4. erweiterten Auflage<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong><br />
Warum eine »Nachrevision« <strong>de</strong>s Neuen Testaments? – <strong>Die</strong>se Frage wer<strong>de</strong>n sich manche<br />
gestellt haben, die in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> neuesten Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> auf das<br />
»Vorwort zur 4. bearbeiteten Auflage 1992« gestoßen sind o<strong><strong>de</strong>r</strong> beim Verlesen eines<br />
Schriftwortes auf kleine Unterschie<strong>de</strong> aufmerksam wur<strong>de</strong>n. Im folgen<strong>de</strong>n sollen einige<br />
Grün<strong>de</strong> sowie Beispiele dafür genannt wer<strong>de</strong>n, warum die <strong>Bibel</strong>kommission, bestehend aus<br />
Dr. Ulrich Brockhaus, Gerhard Jordy, Hartwig Schnurr und Helmut Tillmanns, das Neue<br />
Testament noch einmal ganz durchgesehen und notwendige Ergänzungen bzw. Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
vorgenommen hat.<br />
<strong>Die</strong> Leitlinie <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> Übersetzung (REÜ) war für die Bearbeiter<br />
dabei nach wie vor maßgebend:<br />
»<strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> hat das Ziel, <strong>de</strong>n biblischen Text in <strong>de</strong>n Grundsprachen (Griechisch<br />
und Hebräisch) so wortgetreu und genau ins Deutsche zu übertragen, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser<br />
weitgehend auf einen Vergleich mit <strong>de</strong>m griechischen bzw. hebräischen Grundtext verzichten<br />
kann. Dabei soll in Grenzfällen, in <strong>de</strong>nen die Entscheidung entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Genauigkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> zugunsten <strong>de</strong>s guten <strong>de</strong>utschen Stils getroffen wer<strong>de</strong>n muß, eher zugunsten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Genauigkeit entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.«<br />
<strong>Die</strong> Grün<strong>de</strong> im einzelnen:<br />
1. Neue Ausgabe <strong>de</strong>s griechischen Neuen Testaments<br />
Nach<strong>de</strong>m die <strong>Revision</strong> <strong>de</strong>s Neuen Testaments im Jahr 1975 abgeschlossen war, erschien die<br />
neue wissenschaftliche Ausgabe <strong>de</strong>s griechischen Neuen Testaments, <strong>de</strong>s sogenannten<br />
»Nestle«, in <strong><strong>de</strong>r</strong> 26. Auflage, nun als »Nestle-Aland«. Im englischen Sprachraum liegt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gleiche Text als »Greek New Testament« vor. Der neuen griechischen Textausgabe war<br />
eine immense wissenschaftliche Arbeit vorausgegangen, während <strong><strong>de</strong>r</strong> es zum Teil zu einer<br />
gegenüber früheren Ausgaben unterschiedlichen Bewertung und Gewichtung alter Textzeugen<br />
kam.<br />
So mußte das neue Testament <strong><strong>de</strong>r</strong> REÜ noch einmal ganz durchgesehen und ein Lesartenvergleich<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n. Hier lag also die erste Priorität <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachrevision:<br />
Eine konsequente Zugrun<strong>de</strong>legung <strong>de</strong>s besten zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n griechischen<br />
Grundtextes.<br />
Beispiele: In Luk. 20,23 fehlt in <strong>de</strong>n älteren Handschriften die kurze Frage: »Was versucht<br />
ihr mich?« Daher wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachrevision die Frage weggelassen, aber in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fußnote erwähnt, daß an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Handschriften sie hinzufügen.<br />
Nicht immer sind wir <strong>de</strong>m Nestle 26. gefolgt; dies war beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s dann <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, wenn<br />
die internationale wissenschaftliche Kommission, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Kommentar zu schwierigen Textentscheidungen<br />
uns vorlag, selbst geteilter Meinung war.<br />
Ein Beispiel dafür ist 1. Thess. 2,7: Sagt Paulus »wir sind in eurer Mitte zart gewesen«<br />
(so Nestle 25. Auflage) o<strong><strong>de</strong>r</strong> »wir sind in eurer Mitte unmündig gewesen« (so Nestle 26.<br />
Auflage)? Im griechischen unterschei<strong>de</strong>n sich bei<strong>de</strong> Worte nur durch einen Buchstaben.<br />
Wir sind aus guten Grün<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>m Wort »zart« geblieben.<br />
In an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fällen mußten wir uns von einem liebgewor<strong>de</strong>nen Wortlaut trennen, aber
ZUR 4. ERWEITERTEN AUFLAGE DER REVIDIERTEN ELBERFELDER BIBEL (1992) 41<br />
es war uns klar, daß <strong><strong>de</strong>r</strong> griechische Text, wenn er ein<strong>de</strong>utig ist, <strong>de</strong>n Vorrang vor Liebgewor<strong>de</strong>nem<br />
haben mußte!<br />
Beispiel: In Offb. 1,5 lautet <strong><strong>de</strong>r</strong> bekannte Text »Dem, <strong><strong>de</strong>r</strong> uns liebt und uns von unseren<br />
Sün<strong>de</strong>n gewaschen hat in seinem Blut«. Hier ergibt <strong><strong>de</strong>r</strong> überaus starke Befund <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
besten Handschriften »von unseren Sün<strong>de</strong>n erlöst hat durch sein Blut«, so daß wir die<br />
Textän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung vornehmen mußten. <strong>Die</strong> uns bekannte Liedstrophe bleibt wahr, wenn auch<br />
kein wörtliches Zitat aus Offb. 1,5!<br />
2. Korrekturvorschläge<br />
Sehr viele Korrekturvorschläge waren aus <strong>de</strong>m inzwischen weiter gewachsenen Leserkreis<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> eingegangen, und alle wur<strong>de</strong>n eingehend geprüft. In vielen Fällen<br />
erwiesen sie sich als nicht stichhaltig, aber <strong>de</strong>nnoch wollten wir nichts versäumen und die<br />
Hinweise untersuchen.<br />
3. Fußnoten<br />
Dem Leser <strong><strong>de</strong>r</strong> REÜ ist bekannt, daß in <strong><strong>de</strong>r</strong> Revidierten Fassung <strong>de</strong>s Neuen Testaments,<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s in <strong>de</strong>n Evangelien, wesentlich weniger Fußnoten verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n als im Alten<br />
Testament. Hier sollten nun <strong>de</strong>m Leser in einer Arbeitsbibel, wie es die Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong><br />
ist, auch in <strong>de</strong>n Fußnoten zum Neuen Testament weitere Hilfen gegeben wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong>s<br />
betrifft vor allem Erklärungen schwieriger Begriffe, die Angabe an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Übersetzungsmöglichkeiten<br />
und wichtiger Textvarianten.<br />
Beispiel: Matth. 6,24 enthält jetzt eine erklären<strong>de</strong> Fußnote zu <strong>de</strong>m Begriff »Mammon«,<br />
und in Röm. 13,6 ist in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fußnote erläutert, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> hier gebrauchte spezielle Begriff für<br />
»<strong>Die</strong>ner« in <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Welt noch verwandt wur<strong>de</strong>.<br />
4. Sprachliche Glättungen<br />
Auch unter sprachlichen Gesichtspunkten wur<strong>de</strong>n einige Verbesserungen vorgenommen,<br />
die nicht spektakulär sind, doch [19] <strong>de</strong>m heutigen Sprachgefühl entgegenkommen.<br />
Beispiele: »Gehe hinein« statt »gehe ein« (in Matth. 25,10.21.23 und an vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Stellen); <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff »Genosse« ist an weiteren Stellen durch »Teilhaber« ersetzt wor<strong>de</strong>n,<br />
»Trübsal« durch »Drangsal« o<strong><strong>de</strong>r</strong> »Bedrängnis«, »Pein« durch »Strafe« u. a.<br />
So war es auch bisherigen Revisoren z. B. entgangen, daß das Wort »Genüge« feminin<br />
ist und es in 2. Kor. 9,8 nicht »volles Genüge«, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n »volle Genüge« heißen muß.<br />
5. Vorsichtiger Umgang mit Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
An wenigen Stellen wur<strong>de</strong>n sogar frühere Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zurückgenommen, wo die Fassung<br />
von 1985 uns zu frei erschien. Auch hier ein Beispiel:<br />
Der Ausdruck »in alle Ewigkeit« (Eph. 3,21); Phil. 4,20, Offb. 10,6 u. ä.) wird nun mit<br />
»von Ewigkeit zu Ewigkeit« wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben, was <strong>de</strong>m griechischen Text besser entspricht.<br />
Wie vorsichtig die <strong>Bibel</strong>kommission vorgegangen ist, sieht man auch daran, daß Joh.<br />
1,5 »<strong><strong>de</strong>r</strong> eingeborene Sohn« nicht durch »<strong><strong>de</strong>r</strong> eingeborene Gott« wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben wur<strong>de</strong>,<br />
wie dies die Nestle-Ausgabe empfiehlt.<br />
Haben ältere Auflagen <strong><strong>de</strong>r</strong> REÜ nun an Wert verloren? Keineswegs! Aufs Ganze gesehen,<br />
halten sich die Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in einem sehr begrenzten Rahmen. Dennoch muß auch die<br />
Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> – will sie ihrem Auftrag treu bleiben und ihren Lesern die möglichst genaue<br />
grundtextgetreue Übersetzung bieten – von Zeit zu Zeit einer Überprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Textbasis,<br />
<strong>de</strong>s sprachlichen Stils und <strong><strong>de</strong>r</strong> verwen<strong>de</strong>ten Arbeitshilfen unterzogen wer<strong>de</strong>n. Wir<br />
glauben und hoffen, daß <strong>de</strong>m Leser für sein Forschen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift dadurch gedient ist.<br />
Hartwig Schnurr
Perspektive 7 (2007), Heft 2, S. 5<br />
<strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> 2006<br />
I. Brauchen wir eine <strong>Revision</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong>?<br />
In einem amerikanischen Song, <strong><strong>de</strong>r</strong> die englische Übersetzung von 1611 (AV, KJV) besingt,<br />
heißt es: Was für unsere Väter gut war, ist auch gut genug für mich!<br />
Allerdings kann die heutige Generation die Worte dieser Väter kaum noch verstehen.<br />
Was nützt es, wenn ich <strong>de</strong>n Wortlaut einer <strong>Bibel</strong>übersetzung kenne, aber nicht weiß, was<br />
er be<strong>de</strong>utet!<br />
Luther hatte im 16. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t ›<strong>de</strong>m Volk aufs Maul geschaut‹, und eine Sprache<br />
gefun<strong>de</strong>n, die so einflussreich war, dass sie späteren Generationen als literarisches Vorbild<br />
diente, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied zur Gegenwartssprache durch <strong>Revision</strong>en ausgeglichen wer<strong>de</strong>n<br />
musste.<br />
Wir brauchen eine verlässliche <strong>Bibel</strong>übersetzung! Sie hat nicht nur <strong>de</strong>n Ausgangstext<br />
sorgfältig wie<strong><strong>de</strong>r</strong>zugeben, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch <strong>de</strong>m Leser zu helfen, <strong>de</strong>n Inhalt, die Gedanken <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
alten Schriften genau zu verstehen. Eine Übersetzung, die eine Übersetzung benötigt, ist<br />
sinnlos!<br />
<strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> bewahrt <strong>de</strong>n Grundsatz <strong><strong>de</strong>r</strong> Worttreue. Sie möchte <strong>de</strong>n Ursprungstext<br />
so genau wie möglich und, wenn es geht, wörtlich übersetzen. Der Leser muss<br />
sich auf sie berufen können und sagen: »Das steht da so!« Nur eine Interlinear-Übersetzung<br />
kann die Genauigkeit weitertreiben, aber die Wörter bil<strong>de</strong>n dann meist keinen zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />
Satz.<br />
II. Was wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> 2006 geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t?<br />
A) <strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> bekam ein neues Layout. Der Schriftsatz ist übersichtlich und<br />
leicht lesbar, die Verszählung erscheint am Rand, wodurch dieser mehr Raum für Notizen<br />
lässt. Wer jedoch weitere Anmerkungen zum Text in seine <strong>Bibel</strong> eintragen möchte, sollte<br />
zur Schreibrandausgabe greifen!<br />
B) <strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> erscheint zum 1. Mal in <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Rechtschreibung nach <strong>de</strong>m<br />
Stand vom Frühjahr 2006. Das ist unbedingt notwendig, damit auch die junge Generation<br />
weiterhin diese <strong>Bibel</strong> lesen kann, ohne <strong>de</strong>n Eindruck zu haben, dass alles, was da steht,<br />
veraltet ist.<br />
C) <strong>Die</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bibel</strong> 2006 hat Anpassungen an <strong>de</strong>n mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Sprachgebrauch und<br />
Systematisierungen vorgenommen, die man aber nicht alle aufzählen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur vom<br />
Grundsatz her mit einigen Beispielen erläutern kann.<br />
a) Anpassung <strong><strong>de</strong>r</strong> grammatischen Form:<br />
• Der Himmel und das Wasser stehen im Deutschen immer im Singular.<br />
• Das Partizip Perfekt von ›offenbaren‹ heißt ›offenbart‹.<br />
b) Anpassung <strong>de</strong>s Satzbaus:<br />
• Partizipien wer<strong>de</strong>n sachgerecht aufgelöst: ›Als ihr das Wort <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit … gehört<br />
habt und gläubig gewor<strong>de</strong>n seid, (seid ihr) versiegelt wor<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Heiligen Geist‹,<br />
Epheser 1,13. Dadurch wird die Gleichzeitigkeit von Bekehrung/Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>geburt und<br />
Geistesempfang herausgestellt.
DIE ELBERFELDER BIBEL 2006 (2007) 43<br />
• ›Wie kennt dieser die Schrift?‹ statt ›Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit?‹, Johannes<br />
7,15; d. i. wörtlicher und pointierter.<br />
c) Anpassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wortformen und Wortbe<strong>de</strong>utungen:<br />
• Gebrannter Ton statt Scherbe, Psalm 22,16<br />
• Gegnerin statt Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sacherin, 1. Samuel 1,6<br />
• Holzstücke statt Holzscheitstümpfe, Jesaja 7,4<br />
• Liebenswerte statt Holdselige, 2. Samuel 1,23<br />
• Mit-(Glie<strong><strong>de</strong>r</strong> am gleichen) Leib statt Miteinverleibte, Epheser 3,6<br />
• üble Nachre<strong>de</strong>n statt Ohrenbläsereien, 2. Korinther 12,20<br />
• Unrat statt Auskehricht, 1. Korinther 4,13<br />
• Wabenhonig statt Honigseim, Psalm 19,11<br />
d) Anpassung <strong>de</strong>s Sprachgebrauchs:<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Anre<strong>de</strong> fällt das ›o‹ weg: Du, König, Daniel 3,10!<br />
• retten statt erretten<br />
• Rest statt Überrest<br />
e) Systematisierung:<br />
Wenn es geht, soll die Übersetzung konkordant sein.<br />
• Erinnerung heißt immer Erinnerung, 2. Mose 28,12.<br />
• Erscheinung heißt immer Erscheinung, Hesekiel 11,24.<br />
f) Überschriften <strong>de</strong>s AT wur<strong>de</strong>n präziser gefasst:<br />
• Unterscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lie<strong><strong>de</strong>r</strong> über <strong>de</strong>n Knecht Gottes, Jesaja 42; 49 etc<br />
• Gott wird das belagerte Jerusalem nicht retten, aber alle, die zum Feind überlaufen,<br />
Jeremia 21,11<br />
<strong>Die</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>bewegung war bisher eine <strong>Bibel</strong>bewegung. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuausgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Elberfel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Bibel</strong> wird diese gute Tradition fortgesetzt. Leser, die sich intensiver mit Gottes Wort beschäftigen<br />
wollen, haben hier eine verlässliche Grundlage. Der Herr segne sie!<br />
»Das Wort <strong>de</strong>s Herrn bleibt in Ewigkeit«, 1. Petrus 1,25.<br />
Arno Hohage