KOSTENLOS! ZUM MITNEHMEN! - Cafe Oktober Barmbek
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COURIER<br />
Fünf-Sterne-Bank: Das Kapital schätzt Tafelgeschirr, denn Essen und Trinken befördert das Vertrauen<br />
Madeleine Schickedanz, 1943 im Luftschutzbunker<br />
der Nürnberger Frauenklinik<br />
zur Welt gekommen, scheut die Öffentlichkeit<br />
wie der Teufel das Weihwasser.<br />
Sie lebt zurückgezogen in St. Moritz.<br />
Sie meidet die High Society, gilt als launenhaft,<br />
überließ den Platz im Aufsichtsrat<br />
erst ihrem ersten, dann ihrem zweiten,<br />
am Ende ihrem dritten Ehemann. Doch<br />
keiner kannte sich in der Branche aus. Im<br />
Gegenteil: KarstadtQuelle blutete mehr<br />
und mehr aus.<br />
Seit dem <strong>Oktober</strong> 2008 war es mit der<br />
Herrschaft der Madeleine Schickedanz<br />
ohnehin vorbei; sie mußte einen Teil ihrer<br />
KarstadtQuelle-Aktien versilbern – ihr<br />
Erbgut an das Bankhaus Sal. Oppenheim<br />
in Köln abtreten, ein Institut, das längst in<br />
negative Schlagzeilen geraten ist.<br />
Trickreiche Privat-Bankiers<br />
Wohlsortierte Kunden erfahren einen<br />
Service gleich eines Fünf-Sterne-Restaurants.<br />
Da wird ein „Grand Cru“ entkorkt<br />
oder ein wertvoller Brunello aus dem<br />
Montalcino dekantiert. Hauseigene Trüffel,<br />
die Spezialität des Hauses Sal. Oppenheim<br />
in den 20er Jahren, sind indes<br />
Geschichte. Aber die Symbolik hat überlebt.<br />
Das Kapital schätzt Tafelgeschirr. Essen<br />
und Trinken befördern Vertrauen. Gastrosophen<br />
unter sich.<br />
Wer auf 100.000 Euro achten muß, ein<br />
sechsstellig gefülltes Sparbuch als „Vermögen“<br />
mißversteht, der scheitert bei Sal.<br />
Oppenheim bereits am finster dreinblikkenden<br />
Pförtner. Dessen zwielichtige Optik<br />
erteilt dem Mittelstand demonstratives<br />
Hausverbot.<br />
Privat-Bankiers tragen klangvolle Namen:<br />
Rothschild, Sarasin, Warburg und –<br />
Sal. Oppenheim. Mit denen läßt sich trefflichst<br />
renommieren. Wer einen individuell<br />
bedruckten Orderscheck dieser Institute<br />
weitergibt, gilt etwas in der Finanzwelt.<br />
Dazu können sie schweigen. Niemand<br />
erfährt, wer ihre Kunden sind, woher<br />
ihr Reichtum kommt. Selbst die Aufhebung<br />
des Steuergeheimnisses, der Zugriff<br />
durch das Finanzamt – kein Problem.<br />
Sal. Oppenheim dirigiert Töchter in Luxemburg<br />
und in der Schweiz. Die trickreichen<br />
Finanz-Operationen einiger Privat-Bankiers<br />
sind legendär.<br />
Mehr als 500.000 Deutsche verfügen,<br />
nach einer Untersuchung Merill Lynchs,<br />
über ein Guthaben von mindestens einer<br />
Million Euro. Die will jede Bank verwalten.<br />
Doch bei den Reichen der Reichen<br />
beißen Großbanken auf Granit. Da helfen<br />
keine Ledersessel, kein van Gogh an der<br />
Wand, keine cubanische Zigarre, kein<br />
noch so raffiniertes Pfannen- oder Topfgericht,<br />
keine noch so kreative Edel-<br />
Prostituierte.<br />
Karstadt-Alltag heute: jetzt wird gebettelt<br />
Bei den Vermögenden hat selbst die<br />
Deutsche Bank das Image einer philiströsen<br />
Provinz-Sparkasse. Reiche legen<br />
Wert auf charismatische Persönlichkeiten.<br />
Häufig wechselnde Mitarbeiter mag<br />
der Geldadel nicht, einer der Gründe, daß<br />
die von Fluktuationen betroffenen Globalbanken<br />
gegenüber den privaten Instituten<br />
hoffnungslos unterlegen sind. Wer<br />
sein über Generationen aufgebautes Vermögen<br />
von einer seit Generationen bestehenden<br />
Familien-Bank verwalten läßt,<br />
legt halt dauerhaften Wert auf Tradition.<br />
Ganz gleich, ob dem Kunden Steuersorgen<br />
plagen, er eine Immobilie benötigt,<br />
einen Nachfolger für sein Unternehmen<br />
sucht, eine fiskalisch mindernde Stiftung<br />
auf den Weg bringen will – ein intimes<br />
„Family Office“ schreitet zur Tat. Intern<br />
werden solche Dienstleistungen wie im<br />
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