Hilfe zur Selbsthilfe - DGUV Forum
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Unfallversicherung<br />
„In einer Welt, in der Kommunikation zunehmend vernetzt und dynamisch abläuft,<br />
ist eine gemeinsame Identität die Voraussetzung, um den Dialog mit verschiedenen<br />
Zielgruppen erfolgreich zu gestalten.“<br />
Den Anstoß für die Entwicklung einer<br />
solchen Identität gibt die Debatte über<br />
gemeinsame Werte, die vor mehr als einem<br />
Jahr begonnen und auf dem 4. Kongress<br />
für Kommunikation und Medien<br />
der <strong>DGUV</strong> im November 2012 in Dresden<br />
der internen Öffentlichkeit aus Vertretern<br />
der Selbstverwaltung und hauptamtlichen<br />
Führungskräften vorgestellt wurde.<br />
Während des Kongresses wurde ein im<br />
vergangenen Jahr von der Geschäftsführerkonferenz<br />
und dem <strong>DGUV</strong>-Vorstand<br />
verabschiedeter Entwurf für gemeinsame<br />
Grundwerte vorgestellt (siehe Kasten),<br />
der in den kommenden Monaten mit den<br />
Selbstverwaltungen und Belegschaften<br />
der einzelnen Träger diskutiert werden<br />
soll. Ziel ist, so die am Ende des Kongresses<br />
verlesene 4. Dresdner Erklärung <strong>zur</strong><br />
Kommunikation der gesetzlichen Unfallversicherung,<br />
die gemeinsamen Werte in<br />
einem offenen Prozess unter größtmöglicher<br />
Beteiligung herauszuarbeiten.<br />
Dass Werte eine zentrale Rolle für die<br />
Gemeinschaft spielen, unterstrich die<br />
<strong>DGUV</strong>-Vorstandsvorsitzende Marina<br />
Schröder in ihrem Vortrag: „Diese Wertediskussion<br />
hilft, Unfallkassen und<br />
Berufsgenossenschaften zueinanderzubringen<br />
und Gemeinschaft zwischen<br />
Verwaltung und Selbstverwaltung zu<br />
stiften.“ Diesen Aspekt betonte auch<br />
der Pressesprecher der BG Energie Textil<br />
Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM),<br />
Christian Sprotte: „Grundwerte können<br />
uns dabei helfen, die Gesamtstory der<br />
Unfallversicherung in die Köpfe der Mitarbeiter<br />
zu bringen.“<br />
Das klingt zunächst abstrakt, hat aber<br />
handfeste Konsequenzen für die alltägliche<br />
Arbeit. Professor Armin Nassehi von<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
ist davon überzeugt, dass es nicht<br />
sinnlos ist, über Werte zu sprechen. Der<br />
Soziologe forscht seit Jahren zu Werten<br />
und Wertekommunikation. „Werte bleiben<br />
unsichtbar, wenn alles funktioniert.“ Diskutiert<br />
werde darüber, wenn gegen Werte<br />
verstoßen werde oder sich etwas verändere.<br />
„Werte sind nicht dazu da, Konflikte<br />
wegzudiskutieren. Sie schaffen aber eine<br />
gemeinsame Basis, um über Konflikte zu<br />
sprechen“, sagte Nassehi. Auf dieser Basis<br />
gelinge es Organisationen, Auseinandersetzungen<br />
kreativ und produktiv umzusetzen.<br />
Sprotte sieht den Vorteil von gemeinsamen<br />
Werten auch in einem besseren Zusammenhalt.<br />
Immer wieder tauchten<br />
Situationen auf, in denen sich die Unfallversicherungsträger<br />
nicht auseinandertreiben<br />
lassen dürften. Der Fall Envio<br />
führe zum Beispiel vor Augen, wie abgestimmtes<br />
Verhalten und eine einheitliche<br />
Kommunikation insgesamt zu einem gelungenen<br />
Management einer kritischen<br />
Situation beitragen könnten.<br />
Doch wie kann man Werte sichtbar machen?<br />
Hier könne die gesetzliche Unfallversicherung<br />
vom Fußball lernen, meinte<br />
der Präsident von Borussia Dortmund,<br />
Dr. Reinhard Rauball. „Es geht darum, die<br />
eigenen Kernkompetenzen zu identifizieren“,<br />
sagte er. Daraus habe sein Verein<br />
eine Identität entwickelt, die auf Ambition,<br />
Echtheit, Bindungskraft und Verwurzelung<br />
in der Region fuße.<br />
Auf die Risiken von Wertekommunikation<br />
wies die Geschäftsführerin der Unfallkasse<br />
Rheinland-Pfalz, Beate Eggert, hin:<br />
„Wo Werte ausformuliert sind, binden sie<br />
die Führungskräfte. Sie müssen die Werte<br />
authentisch vorleben, sonst kann es Probleme<br />
geben.“ Nassehi unterstützte das, als<br />
er sagte: „Werte müssen in operativ Mögliches<br />
umgesetzt werden.“ Das setze auch<br />
entsprechendes Führungsverhalten voraus.<br />
„Werte müssen organisatorisch und<br />
ökonomisch gelebt werden können.“<br />
Wenig Konfliktpotenzial sah der Hauptgeschäftsführer<br />
der Berufsgenossenschaft<br />
für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege<br />
(BGW), Prof. Stephan Brandenburg,<br />
dagegen an anderer Stelle – nämlich bei<br />
der Frage, ob gemeinsame Grundwerte<br />
möglicherweise Leitlinien einzelner Träger<br />
widersprechen. „Das Unternehmensleitbild<br />
der BGW ist zwar völlig anders<br />
strukturiert. Dennoch wird es im vorliegenden<br />
Entwurf für gemeinsame Grundwerte<br />
abgebildet.“ Insgesamt sah er in der<br />
nun beginnenden Debatte eine Chance,<br />
auch die individuelle Weiterentwicklung<br />
von Leitbildern zu befördern.<br />
Nicht zuletzt plädierte <strong>DGUV</strong>-Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. Joachim Breuer während<br />
des Medienkongresses entschieden<br />
für gemeinsame Werte. In einer Welt, in<br />
der Kommunikation zunehmend vernetzt<br />
und dynamisch ablaufe, sei eine gemeinsame<br />
Identität die Voraussetzung, um den<br />
Dialog mit verschiedenen Zielgruppen<br />
erfolgreich zu gestalten. ●<br />
Autor<br />
Foto: <strong>DGUV</strong><br />
Gregor Doepke<br />
Leiter Kommunikation der <strong>DGUV</strong><br />
E-Mail: gregor.doepke@dguv.de<br />
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